Interview: Abydos
By Rockslave
Ursprünglich wollte der Sänger der deutschen Edel Prog Metaller Vanden Plas eigentlich bereits vor drei Jahren ein entsprechendes Projekt eines Freundes mit sich und weiteren, verschiedenen Sängern aufziehen. Er kam aber bald wieder davon ab, weil es zu der Zeit bereits zu viele solcher Scheiben im Stile Tobi Sammet's Avantasia oder Arjen Lucassen's Ayreon gab. Dennoch wurde er von seinem Label dazu ermuntert, die Sache wieder auf zu greifen und das Ding selber zu machen. So gingen zweieinhalb Jahre ins Land, in denen Andy Kuntz nebst der Musik auch alle Texte und ergänzend ein darauf Bezug nehmendes Theater-Stück schrieb. Durch diese Arbeit konnte er seine Trauer um den tragischen Verlust von gleich mehreren ihm nahestehenden Menschen verarbeiten. Somit bekam "Abydos" deutlich autobiographische Züge, die in der Story des kleinen Jungen Sly getragen werden. Obwohl Andy's Termin erst um 22.00 Uhr angesetzt war, gab er sich nach dem bisherigen Interview-Marathon sichtlich Mühe, auch noch mit mir als Zweitletzten des Abends ein angeregtes Gespräch zu führen! Klar kamen wir dabei auch auf Vanden Plas und weitere, interessante ThemenAndy Kuntz rund um das Music-Business zu sprechen.

A: Hallo..., Dani?

MF: Ja! Hallo Andy..., so du armer Tropf..., immer noch dran?

A: Ja, ja..., (es ist) ein bisschen später...

MF: ...immer noch fit und munter?

A: Ne..., fit kann man nicht 'von reden..., aber munter noch einigermassen...

MF: Dann lege ich gleich los..., dein erstes Solo-Album wird begleitet von den Ereignissen des letzten Jahres. Wie fühlst du dich heute, wo das Album draussen und etwas Distanz zum Erlebten da ist?

A: Erstens ist es so, dass es nicht letztes Jahr war, sondern es ist schon zweieinhalb Jahre zurück..., das Album hat viel länger gedauert, als ursprünglich erwartet..., ähmm..., das also nur zur Information.

MF: O.k....

A: Währenddessen hat es mich die ganze Zeit begleitet..., immer wieder, mal stärker, mal schwächer und nachdem es jetzt zu Ende geschrieben und endlich auch auf dem Markt ist, sind sie alle und alle Beteiligten meine ich damit auch, superglücklich, dass wir's endlich auf die Welt gebracht haben. Also mit etwas Abstand überwiegt jetzt im Moment absolut die Freude über das, was wir bewegt haben und (sind) natürlich auch stolz drüber..., für mich jetzt persönlich damit meinen Schmerz ein zu dämmen, auf jeden Fall auch zu besiegen.

MF: Gehe ich richtig in der Annahme, dass der Name "Abydos" ägyptischen Ursprungs ist und bewusst gewählt wurde?

A: Ja..., das ist eine alte Tempelanlage in Ägypten. Dort fanden vor circa 3000 Jahren die ersten Mysterien-Spiele statt, die der Ursprung sind zu unserem Schauspiel heutzutage. Und da ich ja auch Schauspieler und Musical-Darsteller bin, lag darin auf jeden Fall einer der Bezugspunkte. Die Überlegung oder diese Idee, den Namen zu verwenden..., also es ist ja ein Name, den es in dieser Form gibt. Es ist ja jetzt nicht eine Erfindung von mir..., lag aus dem Grunde nah und dann natürlich auch, weil es ein wunderschöner Name ist...., das muss man ganz einfach sagen und ich hab's dann..., letzten Endes auch nachdem man sich gemeinsam entschieden hat, diesen Namen zu verwenden, war's ein Leichtes, ihn ein zu weben in die Geschichte. Hätte der Name "Sermont Michel" gelautet, auf den man sich verständigt hätte, wo das Ganze spielen sollte, dann hätte ich im Grunde den bösen Part, der einer der Protagonisten ist..., im Album..., im Geschehen..., hätte ich ihn dorthin verlagert. Das war jetzt nicht zwangsläufig wichtig, dass es "Abydos" ist, aber es hat halt..., es haben viele Faktoren dafür gespielt.

MF: Welche Musiker sind dir bei den Aufnahmen zur Seite gestanden und stammt das ganze Album ausschliesslich aus deiner Feder?

A: Nein, auf keinen Fall! Muss man ganz fair sagen..., das hat sich vor dreieinhalb Jahren ungefähr zugetragen. Stefan Glass, das ist letzten Endes auch der, mit dem ich die ganze Sache hauptsächlich zusammen bearbeitet habe..., hat mir vor dreieinhalb Jahren 'nen Demo zur Verfügung gestellt, hat mich gefragt, was ich davon halte und ob man damit etwas anfangen kann, weil er halt keine Kontakte hatte. Er ist ein hervorragender Musiker..., leider bis dato unentdeckt gewesen und hat's eben versucht, mit einem schönen Demo Fuss zu fassen. Ich hab' mir das angehört und mir hat das Flair und die Musik darauf sehr sehr gut gefallen. Ich hab' versucht, diesbezüglich dann 'nen Plattenvertrag mit InsideOut (Music) oder mit anderen Firmen an Land zu ziehen. Die waren nicht sehr begeistert, weil zuerst war's eben angedacht, dass das Konzept nach diesen Massgaben des Demo's durchgezogen werden sollte und das hat der Firma nicht ganz so gepasst. Damals war angedacht, dass ich verschiedene Sänger mit involvieren wollte..., André Matos (Ex-Angra) zum Beispiel, Ian Parry..., und Anneka von The Gathering habe ich gefragt, aber die hatte zu dem Zeitpunkt zwar keine Zeit gehabt, aber hat' mir eine andere Frau vorgeschlagen, die wohl Lust darauf gehabt hätte. Jedenfalls lange Rede, kurzer Sinn: Die war nicht interessiert in der Form..., haben mich gefragt, ob ich's nicht selbst machen wollte, dass es eben nach meinen Massgaben produziert wird. Dazu musste natürlich dann die ganze Geschichte umgeschrieben werden. Da waren ja im Grunde schon Texte dabei, Gesangsbögen mussten verändert werden, es mussten Lieder rausfliegen, neue Parts geschrieben werden und so haben wir uns entschieden..., eigentlich nach langem Überlegen, ob wir nicht sogar..., es uns nicht einfacher machen wollten, uns komplett gemeinsam hin zu setzen und neue Lieder zu schreiben. Das wäre möglicherweise, wenn man jetzt zurück denkt, die einfachere Variante gewesen, als die Songs, die da waren, dann nochmals auf mich zurecht zu schneiden. Es praktisch auseinander zu "glamüseln" das Ganze..., neu zu arrangieren und als Puzzle wieder zusammen zu setzen.

Ich bin trotzdem froh, dass wir es auf diese Art und Weise gemacht haben, weil ich nachwievor der Meinung bin, dass dieses Flair, das damals in dem Demo schon gesteckt hat, entsprechend auch transportiert wurde. Wir haben das natürlich dann verstärkt, das hatte ein Feeling damals für mich entwickelt, das aus den 70ern heran reichte und da ich schon immer mal eine Platte machen wollte, die klingt wie damals, hat mich das natürlich inspiriert und ich hab' gesagt, wir müssen, wenn wir das neu alles aufnehmen..., wir konnten ja nichts vom Demo verwenden..., dann müssen wir gucken, dass wir wirklich authentische Instrumente auch dafür finden und so haben wir uns darauf verständigt. Dann ist nach einem langen Weg endlich das heraus gekommen, wie ich es mir auch vorgestellt habe. Zur Seite hat mir natürlich Stefan Glass gestanden, der fast alle Sachen eingespielt hat. Er ist ein Multiinstrumentalist..., ich kenne ihn seit über zwanzig Jahren und wir arbeiten schon lange in verschiedenen Projekten immer mal wieder miteinander zusammen. In so einer grossen Form, war es jetzt die erste Arbeit und das (der) andere war Michael Kraus, der im Grunde damals mit der Idee kam, überhaupt dieses Projekt zu machen, das man damals für das Demo entwickelt hatte. Und auch er hat Gitarren eingespielt..., und Keyboards..., ich wollte natürlich da auch alle, die von Anfang an mit dabei waren, mit involvieren. Erstens aus ethischen Gründen und zweitens natürlich aus den Gründen, weil 'se in meinen Augen wirklich hervorragende Musiker sind. Weiter haben wir dann noch den Andy Lill (g - Vanden Plas) dazu getrommelt und noch ein paar andere Leute, die auch weniger bekannt sind. Da stehe ich eigentlich besonders drauf, weil ich das Gefühl hab', dass solche Leute oftmals noch..., ihre Visionen..., an Grenzen gehen, wo andere Musiker, die schon satt sind, vielleicht schon längst gestoppt hätten.

MF: Musikalisch ist die Nähe zu Vanden Plas und Dream Theater nicht zu überhören. Es gibt aber noch weit mehr zu entdecken, wie zum Beispiel Pink Floyd, die ich fetzenweise heraushöre...

A: ...ja sehr gut..., absolut!

MF: Von was (oder wem) wurdest du sonst noch inspiriert?

A: Kansas, Styx, Supertramp..., alle diese Bands und was Dream Theater angeht..., was ganz klar ist, absolut nicht zu verneinen, ist natürlich die Nähe zu Vanden Plas. Wobei ich sagen muss, die Sachen, die man vielleicht erkennen würde bei Dream Theater, da sie ja selbst..., Mike Portnoy (d) hat das schon oft gesagt und wir haben uns auch schon darüber unterhalten..., auch er ist natürlich ein Mensch, der... vielleicht schon viel früher wie andere mit seinen Kollegen drauf gekommen ist, dass eben die Wurzeln aller guten Progressiv-Musik in den 70ern gelegen haben. Die Sachen, die man vielleicht da jetzt entlarven würde, als das, was klingt wie Dream Theater, ist möglicherweise nur im Grunde..., weil DT natürlich dort, mit einem moderneren Sound, vielleicht klingen, wie Yes in dem Moment geklungen hätten, wenn sie die Sounds schon zu Verfügung gehabt hätten. Also ich glaube, dass man automatisch etwas nach DT klingt, wenn man alte Kompositions-Ideen von damals mit heutigen Sounds paart.

MF: Bei "Far away" höre ich einen Synthie-Orchester, dafür aber echte Chöre. Wieso wurde kein echtes Orchester (wie Nightwish es zum Beispiel auf "Once" machten) eingesetzt? Zu teuer?

A: Ja..., also natürlich aus Kostengründen, das ist eine ganz klare Sache! Für ein paar Instrumente haben uns Kollegen, die wir kannten und hervorragend waren, für kleines Geld ausgeholfen. Einfach um die Basics zu schaffen, dass man den Rest dann angehen und von der Orchestral-Library auffrischen kann. Damit es sehr hochwertig und nahezu echt klingt, aber niemals ganz echt klingen kann. Das war einfach 'ne Kostensache, denn das ist ein Apparat, den man sich kaum erlauben kann. Auf der anderen Seite ein Chor..., wenn man da jemand findet, der willig ist..., dann machen die das teilweise auch schon zu ganz kleinem Geld. Wenn Offenheit besteht bei so einem Chor, der normalerweise gregorianische Sachen macht, Kirchen-Gesang und hervorragend ist, dann haben sie selten die Möglichkeit, auch mal in die Öffentlichkeit zu treten. Und wenn denen generell so ein Projekt gefällt und man dann an die richtigen Leute kommt, ist das durchaus interessant für die. Insofern haben wir uns mit denen zusammen gesetzt. Ein Orchester auf zu nehmen ist oftmals auch ein riesen Problem. Bestehende Orchester haben meist Instruktionen, da sie fest mit einem (Auftritts-) Haus verbunden sind. Theater-Orchester..., egal wo... und da gibt es oft auch vertragliche Klauseln, die es nicht einfach machen, dieses Orchester dann so in dieser Form verwenden zu können. Das ist gar nicht einfach und auch aus Zeitgründen... hätte man dann das Orchester in einem konzipierten Raum, also in einem Theater zusammen führen müssen, um dort auf zu nehmen, gäbe es wieder rechtliche Klauseln. Das Theater würde Ansprüche auf die Aufnahmen anmelden, was es wiederum schwierig machen würde, das Ganze "auseinander zu glamüseln"...

MF: Du hast ja in den letzten Jahren auch die Musical-Welt für dich als Sänger entdeckt. Was reizt dich mittlerweile mehr: Die Band oder das Musical und was wurde nebenbei aus dem "Grafen von Monte Christo"?

A: Ja..., (lacht)..., also der Graf, der ist immer noch in der Mache und das ist auch immer noch akut. Mittlerweile haben sich die Sachen so miteinander verstrickt..., Vanden Plas hängt ja auch als Band komplett in den Theater-Produktionen drin. Ich muss sagen..., seit ich vor fünf Jahren einen meiner Freunde damals kennen gelernt habe, der auch ein Mentor und Regisseur von mir wurde..., der im Übrigen auch in dieser Autobiographie, die teilweise mit einschwingt und da leider einen sehr schlimmen Part einnimmt, weil er auch gestorben ist vor zwei Jahren..., er hat mir gezeigt damals, dass ich doch wesentlich lernfähiger bin, als ich es vielleicht von mir gedacht hatte. Ich habe das Glück gehabt, in die Musical-Szene rein zu rutschen und habe eben Erfolg gehabt, das muss man dazu sagen und ich habe mich aber in dieser Branche selbst aber nie sehr hoch eingeschätzt, da mein Hauptaugenmerk auf Vanden Plas gerichtet war. Nach der Begegnung mit ihm und nachdem ich zwei Produktionen gefahren habe, schätzte ich mich danach doch höher ein und konnte auch ein gewisses Selbstwertgefühl entwickelt sehen. Somit kam auch die Idee auf, überhaupt ein Musical schreiben zu können, was wir ja mit dem "Grafen von Monte Christo" nun versuchen zu machen. Im Moment ist es sehr verwoben miteinander..., wie es in naher Zukunft aussieht..., ich denke ähnlich, weil die Angebote liegen schon vor, nur wie es dann weiter geht..., es liegt noch in weiter Ferne. Man muss gucken, wie sich das jetzt weiter mit Vanden Plas, dem Hauptaugenmerk entwickelt, in welche Richtung auch immer.

MF: Ist Abydos als Projekt oder echte Zweit-Band von dir konzipiert und wird es Live-Auftritte in diesem Rahmen geben?

A: Ja, ich würde es mal so sagen..., es ist ein Projekt, ganz klar. Ich mein'..., und das weisst du als Journalist sehr gut..., die Branche, die ist ganz schön am Knabbern..., ähmm..., wenn sich wirklich so viel verkaufen würde, dass es sich rechnet, was heutzutage bei einem neuen Projekt sehr schwierig ist, dann wird die Plattenfirma schon kommen..., so würde es wirklich Sinn machen, damit auf Tour zu gehen. Das geht jetzt noch mindestens drei bis vier Monate, bis man sieht, wie die Verkäufe sich entwickeln. Da können wir uns dann auch noch Gedanken darüber machen..., ich halte es daher irgendwie immer, dass ich erst über die Brücke gehe, wenn sie direkt vor mir liegt.

MF: Kann es vielleicht sein, dass einzelne Abydos-Tracks den Einzug in die künftige Vanden Plas Setliste schaffen werden?

A: Es könnte sein..., also da muss ich mit den Jungs mal sprechen..., wir sind ja im Grunde alle sehr offen miteinander. Jeder ist immer sehr interessiert, was der andere gerade auch für ein Projekt macht, da gibt es keinen Neid. Das ist eine alte Männer-Freundschaft..., das ist eben so und wir sind uns durchaus bewusst, dass sich da immer alles gegenseitig auch befruchtet bei Vanden Plas. Wenn jetzt da wirklich alle auf einen speziellen Titel stehen würden..., also ich hätte damit kein Problem. Im Gegenteil..., bevor man eben ein Cover von einer anderen Band spielt, warum nicht eins aus "Abydos" oder zwei.

MF: "Abydos", das Titelstück, liegt stilistisch voll im Trend. Die Verbindung von Metal und Klassik ist zur Zeit sehr erfolgreich. Hast du eine Erklärung dafür, in der Nightwish nicht darin vorkommen?

A: (schmunzelt) - Also ich glaube, dass es im Übrigen generell ein Zweig sein müsste und auch ein sehr guter ist..., in die heutige, populäre Musik..., auch ob das jetzt Rock oder egal, was es ist, die Klassik mit zu involvieren, weil das eben die Grundbasis für alles ist. Ein Stück Kultur in der Rockmusik kann niemandem schaden. Ich glaube, wenn junge Leute auf diese Art und Weise auch diesem Gedankengut wieder zugeführt werden, dann können sie es auch ganz gut verkraften und es ist ihnen in der letzten Zeit ganz schön schmackhaft gemacht worden. Insofern denke ich auch, dass diese Tradition darin begründet liegt, weil es einfach auch in unseren Wurzeln liegt.

MF: Trägt dein Solo-Album einen einmaligen Charakter oder wird es einmal ein zweites Werk geben, das vielleicht ganz anders klingen könnte?

A: Das könnte sein..., also das ist jetzt 'ne Frage, die ich in der Form noch nie gehört habe..., ähh..., das freut mich grad' mal weil..., das habe ich sonst immer von mir aus erwähnt..., also wenn es ein "Abydos" (-Album) geben würde..., würde ich mal heute sagen, obwohl man es nie genau wissen kann..., also ob das jetzt "Abydos 2" oder "Little boys tralala... Nummer 2" heissen würde. Es könnte durchaus sein, dass es eine ganz andere Stilistik (in sich) birgt, auf jeden Fall..., weil im Grunde sehe ich für mich "Abydos" als eine Möglichkeit, mich einfach neben Vanden Plas noch aus zu drücken und wenn ich da in zwei, drei Jahren die Chance dazu bekomme..., von der Plattenfirma, dass die wieder Interesse hätten, dann könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es meinen Vorlieben zu dieser Zeit, die es dann eben gibt..., dass die praktisch bedient werden.

MF: Es gibt Stimmen, die sagen, dass auf dem Cover nicht Abydos, sondern Vanden Plas hätte stehen sollen. Kannst du das nachvollziehen?

A: Es wäre unfair den Leuten gegenüber, die die Musik geschrieben und letzten Endes auch eingespielt haben. Dann muss ich sagen, das wäre natürlich eine Sache gewesen, wo man wirklich nur auf'n Kommerz geschaut und wenn ich das jemals in meinem musikalischen Werdegang getan hätte, dann hätte ich schon von Anfang an versucht, andere Musik zu machen. Also es wäre unfair..., natürlich..., Fans..., das ehrt mich. Es ist ja begründet eigentlich in der These, dass es ihnen gefallen hätte. Die Fans, die auf Vanden Plas stehen und jetzt dieses Album nicht gut gefunden hätten, die wären ja froh gewesen, wenn auf keinen Fall Vanden Plas drauf gestanden hätte.

MF: Du hast vor rund fünf Jahren im Gespräch mit mir vom Vaterlandsstolz des Sports in Deutschland gesprochen, der sich überhaupt nicht auf die Musik übertrage. Wie siehst du das (von wegen Vaterlandsstolz) heute..., so nach den Wahlen im Osten vom Wochenende?

A: Ouu jaaa..., das ist ein ganz heikles Thema. Ich hoffe, dass das Ganze im Moment nur ein Denkzettel ist an die Regierung und nicht wirklich ein Gedankengut, dass da wieder herrscht.

MF: Und der Bezug zur Musik..., magst du dich noch daran erinnern?

A: Ich könnte damit auf eine Frage geantwortet haben, warum wir auch in Deutschland nicht so angesehen sind...

MF: ...ja genau!

A: Warum generell die Rockmusik..., diese Branche nicht so..., oder deutsche Bands in Deutschland nicht so angesehen sind, wie jetzt zum Beispiel auch Fussball..., ja..., das ist durchaus heute leider immer noch so und ich finde, die einzige Möglichkeit in dieser Richtung..., wenn du's grad vorhin angesprochen hast, ist die Möglichkeit meines Erachtens im Moment, die Klassik zu involvieren, um da wieder eine breite Bande an Kultur auch rein zu bringen. Das Schlimme ist ja, dass mit diesen Sendungen..., "Deutschland sucht den Superstar"..., die..., ich halte es für legitim..., man kann alles machen, weil wenn's gekuckt wird, dann gibt's den Leuten ja Recht, aber es wird einfach eine natürliche Barriere zwischen Fan und dem Star oder demjenigen der Künstler und Fan..., die letzten (Barrieren) abgebaut und das halte ich nicht für immer nur positiv. Ich mein'..., es geht mir gar nicht darum, dass man jetzt denken würde, als Künstler ist man was Besonderes..., darum geht es überhaupt nicht! Aber..., es sind ja auch Träume..., wenn ich mir überleg', was wir früher noch Fans waren von irgendwas. Das war ja nicht alles nur schlecht, sondern dieses Gefühl..., wo ich doch heut', wenn ich darüber nachdenke..., wenn ich daran zurück denke..., noch habe, wie man Leute fast vergöttert hat, ohne jetzt zu denken, sie wären wirklich Götter, sondern einfach dieses wunderbare Gefühl..., das geht einigen Kids heutzutage leider verloren. Ich finde, man müsste eigentlich daran arbeiten, dass das wieder da ist..., dass eben wirklich wieder Ideale auch... da sind, auf die letzten Endes die Jugend stolz sein kann.

MF: Das hat sicher auch was mit der Qualität der Musik zu tun! Wenn man beispielsweise sieht, wie sich die Scorpions wieder hochgerappelt haben...

A: Das kann gut sein..., das ist ja eben das..., die Vermarktung ist heute in den Vordergrund getreten und man kann auch mit einem mittelmässigen..., ich will jetzt gar nicht schlechten Produkts sagen, weil da schwingt natürlich auch viel Geschmack mit. Mit einem mittelmässigen Produkt kann man heutzutage 500'000 Platten verkaufen und dem gegenüber kann man sich mit einem sehr guten Produkt die Hacken ablaufen und kriegt vielleicht noch nicht mal einen Plattenvertrag. Und das ist halt 'ne Sache..., da will auch gar nicht drüber weinen, das ist eben so. Aber die Industrie müsste schauen, dass sie da breiter werden eigentlich. Sie haben damals versucht, die Kleinen zu verdrängen und die Grossen zu fördern. Heutzutage haben wir fast nur noch grosse..., keinen Einzelhändler mehr..., Ende vom Lied. Ist letzten Endes aber auch, dass dort oben dann einmal "Frau", die unten grad noch BH's verkaufen musste, in den zwei Überstunden oben in der Plattenabteilung aushelfen muss und natürlich keine Auskunft geben kann. Was nicht an ihr liegt, nicht die Schuld von ihr ist, sondern die Plattenindustrie hat dies gefördert und scheidet sich damit jetzt ins eigene Fleisch, weil sie neue Sachen nicht mehr integrieren können.

MF: Wie lautet der kommende Fahrplan für Vanden Plas, wie steht es mit dem viel zitierten Exoten-Bonus und wann steht die nächste Tour an?

A: Also die nächste Tour..., ich fange mal von hinten an..., steht natürlich dann an, wenn die nächste Platte draussen ist, vorher macht's keinen Sinn, eine grosse Tour zu fahren. Wir waren ja jetzt, trotz dem wir seit zwei Jahren nichts veröffentlicht haben, in diesem und dem letzten Jahr sehr oft unterwegs und haben eher die grossen Festivals gespielt. Wir waren in Ankara, Istanbul, Malaga..., und in Atlanta am "Rock Power IV". Dabei haben wir überall riesen Rezensionen gekriegt, die uns vom Standing her nochmals ein Stück nach oben gebracht haben, ohne jetzt wirklich zu touren oder touren zu müssen. Natürlich ist unser Ziel, dass das auch wieder anders läuft..., dass wir wieder öfters mit Vanden Plas live spielen, auch wieder auf eine Tour gehen. Wie gesagt, macht erst Sinn mit der nächsten Platte. Die steht an..., ich würde jetzt mal sagen so Mai bis Juni 2005. Wir stehen noch gerade in der Produktion von "Jesus Christ Superstar", da spiele ich den Jesus und die Band macht die Musik dazu, mit einem riesen Orchester zusammen. Das Ganze kommt am 16. Oktober raus und danach ist dann die Zeit endlich reif, dass ich an die Texte gehe..., ist im Grunde schon alles fertig geschrieben, aber ich muss sie noch besser formulieren. Dann haben wir 25 Songs geschrieben für den "Grafen von Monte Christo", erstens als Musical..., zehn weitere Songs geschrieben, wo als Quintessenz aus diesen Songs und aus Quintessenz von der Idee der Story her, der Stoff in die heutige Zeit projiziert wurde. Da muss ich jetzt einfach ran, das ist mein Part, dass ich bis zum Ende des Jahres eine Geschichte beisammen habe, die mit Melodiebögen (dass die Songs fertig werden) versehen wird. Dann gehen wir ins Studio, machen die Platte zum Musical, wo eher die Vanden Plas Fans vom Sound her bedient werden. Wobei natürlich auch schon mehr auf Theater-Elemente Wert gelegt wurde, wie jetzt auf anderen Vanden Plas Platten. Was jetzt aber durchaus nicht heisst, dass es "softe" ist, im Gegenteil. Also ich glaube, dass es dadurch auch ein bisschen mehr lebt, wir haben authentischere Songs verwendet und diese werden uns auf der anderen Seite teilweise in einer Härte zeigen, wie man's vielleicht bisher noch nicht gehört hat. Dem gegenüber kann es aber trotzdem ganz soft ausfallen, 'ne Ballade mit einem einfachen Piano, ohne einen Chor getrauen zu spielen. Das sind die Überlegungen, die wir für das kommende Jahr getroffen haben und jetzt wollen wir mal sehen, was passiert.

MF: Letzte Frage: Was ich noch in einem Satz (!!!) sagen wollte, ist: ... (Andy verstand die Frage zunächst nicht und so blieb es einen Moment lang gespenstisch ruhig in der Leitung!

A: Mir geht es in der letzten Zeit sehr viel um Träume. In der Geschichte von "Abydos" geht es eben um die Träume eines kleinen Jungen. Der Protagonist, der "Fly" heisst... und ohne jetzt gross nochmals auf die Geschichte ein zu gehen: Ich glaube einfach (und das ist auch eine der Schlussfolgerungen aus der Geschichte), dass wir alle..., und das mache ich natürlich an mir fest (weil ich wenig Zutrauen ganz am Anfang hatte), dass ich wirklich mal den Sprung schaffen könnte, über Jahre von der Musik gut leben und mir geistige Ausflüge erlauben zu können sowie Dinge zu produzieren, die die Plattenfirma dann einfach fast ungehört so nimmt..., ich will damit auch vermitteln irgendwo ein bisschen, dass jeder an seinen Träumen festhalten sollte. Also ich bin absolut der Meinung, dass man die Chance hat..., wenn man eine Vision hat und das ist ja meistens bei Kids noch ganz extrem..., die wollen teilweise mit fünf Pilot werden und so..., und irgendwie kriegen wir unsere Träume ja so ein bisschen "aberzogen". Das finde ich halt besonders schade, aber man hat irgendwie an einem Punkt in seinem Leben immer nochmals die Chance, da zurück zu wandern..., zu den eigentlichen Ursprüngen. Nochmals überlegen..., was habe ich denn früher..., was wollte ich denn eigentlich wirklich machen aus meinem Leben? Und wenn man da heute noch eine Identifikation dazu finden kann..., für die Ideen, die man damals hatte oder denkt "Mensch, das habe ich damals aufgegeben und ich würd's eigentlich jetzt doch gerne gemacht haben. Ich glaube, dass es immer einen Weg gibt, es doch noch zu machen. Und vor allen Dingen mit dem, was man dann im Laufe der Jahre dazu gelernt hat, also dass jeder an seinen Träumen festhalten sollte. Das halte ich für ganz wichtig heutzutage!

MF: O.k...., war zwar mehr als ein Satz...

A: ...was? (lacht)

MF: ...aber ein wunderschönes Schlusswort!