Interview: Airbourne
By Rockslave
Die australische Combo Airbourne gehört im Moment klar zu den stärksten Vertretern der AC/DC "Nachahmer-Bands". Die unbestritten guten Songs wie die Band selber wurden zudem medial optimal gepusht und so mauserten sich die vier Australier innert Kürze zu einem Top-Act. Die Stärken der trinkfreudigen aber stets freundlichen Rabauken liegen dabei klar im Live-Bereich und wer mal zugegen war, wenn Joel und Ryan O'Keeffe, Justin Street und David Roads los legen, weiss, dass danach kein Stein mehr auf dem anderen steht! Wenn man dann noch so selbstbewusst wie die Aussies ist und keine Cover-Songs spielt, besteht echt ein Problem mit nur einem Album! Diese Situation hat sich mit dem brandneuen Werk «No Guts. No Glory.» mittlerweile erledigt! Das bringt freilich mit sich, dass die schweisstreibenden Gigs nun bei guten 90 Minuten angekommen sind! Ob die Band dazu auch volle Pulle gehen kann, fragte ich Drummer Ryan O'Keeffe im Tourbus, der gerade hinter dem Volkshaus stand. Dass er während des Interviews gar mal gähnte (!) und nicht besonders gesprächig war, lag dann aber nicht etwa an mir! (RO = Ryan O'Keeffe)

Vor dem Interview quasselte ich noch ein wenig mit Ryan rum (der mir umgehend was zum Trinken anbot), stellte dabei Metal Factory und mich kurz vor und hinterliess postwendend unseren Flyer.

MF: Auf der letzten Tour habt ihr so um die 65 Minuten herum gespielt, jetzt sind es an die 90. Könnt ihr nun jeden Auftritt auf dem selben Level mit der gleichen Energie bestreiten?

RO: Ja! Auf jeden Fall! Es war so eine Art wie ein Weckruf, der uns aktiver und fitter macht! Und es macht eine Menge Spass...

Ich erwähnte kurz das letzte, total ausverkaufte Schweizer Konzert im Rohstofflager (7.12.08), wo Airbourne ja nach knapp einer Stunde "durch" waren und die Fans ebenso! Ryan erinnerte sich daran und stimmte mir zu.

MF: Mit dem letzten Album «Runnin' Wild» hattet ihr einen unglaublichen Erfolg! Hättest du das je erwartet?

RO: Nun..., ich denke in einer Band zu sein, setzt uns alle vor grosse Erwartungen. Wir waren natürlich überwältigt und fühlten uns geehrt. Wir gaben unser Bestes und nahmen es dankend an. Und wir wollen so viel wie nur möglich spielen!

MF: Es gibt eine ganze Menge Bands die Rock'n'Roll spielen, der von den übermächtigen AC/DC beeinflusst ist..., wie zum Beispiel Bullet oder Rhino Bucket. Was steht hinter Airbourne bezüglich der Unterstützung der Band? Gut gesinnte Presse?

RO: Also ich vermute mal, dass die Leute sehen, mit welcher Passion und Hingabe wir an die Sache ran gehen, so wie wir Rock'n'Roll spielen, respektive überhaupt auftreten.

MF: Rückblickend auf die Songs von «Runnin' Wild, wie seid ihr das neue Material angegangen und wie verlief der Prozess des Songwritings?

RO: Nun, einige der Riffs sind unterwegs auf Tour entstanden. Die Ideen kommen allerdings von überall her und darum nehmen wir das Zeug auch umgehend auf. Wenn wir zurück sind, gehen wir in Warnambool, also gleich um die Ecke wo wir wohnen und unsere ersten Shows gespielt haben, in unser Pub und werten das Ganze mal aus und arbeiten darauf an den Songs. Dann spielen wir dort zusammen und schauen, was uns passt sowie gefällt.

MF: Als ihr in Chicago ins Studio gegangen wart, seid ihr drin geblieben, bis die ganze Arbeit erledigt war. Ihr habt dort hinter den Amps und neben euren Instrumenten gepennt..., hört sich echt schräg an!

RO: Yeah! Auf eine gewisse Weise war das schon etwas speziell, aber erlaubte uns, ganz ins Album einzutauchen..., quasi in seiner Nähe zu leben. Wir konnten dort, wenn wir wollten, von Morgens um drei bis Abends um neun arbeiten. Das half uns, das Album auf den nächsten Level hieven zu können.

MF: Das ist aber eigentlich nicht die übliche Art und Weise...

RO: ...ist es nicht..., aber ich denke, wir werden es wieder so machen! Rollende Betten neben den Instrumenten werden zur Gewohnheit!

MF: Das hat für mich was aus den 70ern...

RO: (lacht laut)

MF: Ihr habt die neue Scheibe live und mit analogem Equipment eingespielt. Wie oft habt ihr da (pro Song) ran müssen und wurden (kleine) Fehler von guten Takes nachgebessert?

RO: Grundsätzlich spielen wir alles miteinander, weil es so für uns einfacher ist. Wir lieben es, immer live zu spielen. Wenn wir mal dran sind, dann machen wir einfach so lange, bis wir es haben. Manchmal klappt es gleich beim ersten Mal, und einmal war es wirklich so..., eher ungewöhnlich aber es kam gut!

MF: Somit war ihr aber recht schnell fertig..., oder?

RO: Nun..., ja einzelne Songs gingen schon länger..., manchmal einen ganzen Tag. Da war es halt besser, einmal darüber zu schlafen..., am nächsten Morgen frisch zu sein und nach einem kräftigen Frühstück ging es dann viel besser.

MF: Waren die Songs denn soweit fertig oder habt ihr noch neue Details eingebracht?

RO: Bei den Melodien gibt es oft Änderungen, aber die Riffs bleiben so zu sagen immer die gleichen. Die meisten Stücke waren aber praktisch fertig, bevor wir ins Studio gingen. Zuvor hatten wir Demos davon gemacht, dessen Ursprung vorher ja von Handaufnahmegeräten stammte. Jetzt (im Studio) war es eigentlich zum fünften Mal, dass wir Aufnahmen machten. Ein Prozess, während dem man die Fortschritte sieht und hört.

MF: Welche musikalischen Vorbilder in Sachen Drumming hast du und warum spielst du Schlagzeug und nicht Gitarre wie dein Bruder und umgekehrt?

RO: Ähh..., ich denke mal ich bin ein Fan von Nicko McBrain (Iron Maiden) und seinem Spiel, aber sonst..., ehmm.., als Joel, als er jünger war, mit dem Gitarrespielen anfing... (und ich bin vier Jahre jünger als er), vier Jahre später war er halt schon weiter und ich bekam dann ein Drumkit. Er war halt so..., dass wir jemand brauchten, der Drum spielt! (lacht) - So ist das gekommen und darum mache ich das heute!

MF: Gibt es denn einen Drum-Gott für dich oder bist du selber einer?

RO: Also ich weiss nicht..., ich liebe den 4/4 Takt und wenn es denn einen 4/4-Gott gibt.., dann bin ich mein eigener Gott! (lacht laut)

MF: Ein wichtiges Merkmal vom Airbourne Sound ist die ausdrucksstarke Stimme von Joel. Wie schützt er seine Stimmbänder für den Zeitraum der ganzen Tour?

RO: Ich vermute mal..., ehmm..., ich weiss nicht..., manchmal ist nicht leicht für ihn, aber er geht da einfach voran, hat viel Energie dafür übrig..., aber ich weiss es ehrlich gesagt nicht, wie er das schafft!

MF: Ich frage nur, weil man auf Tour ja immer mal einen auf Party macht und auch nicht gross zum Schlafen kommt...

RO: ...yeah..., mit dem Schlaf ist das so eine Sache..., ist ansich schon gut, wenn man mal dazu kommt.

MF: Beim ersten Part der Tour wart ihr mit Mötley Crüe unterwegs. Wie haben sie und deren Crew euch behandelt und habt ihr euch mit ihnen austauschen, respektive mal ein Bier zwitschern können?

RO: Sie sind echt toll und waren gut zu uns. Wir kamen unter anderem mit Nikki Sixx zusammen, der ja auch eine Radio Station drüben in L.A. führt/besitzt und uns gerne dort empfangen hat. Wir hatten echt eine gute Zeit und es war jetzt zum dritten Mal, dass wir mit ihnen zusammen unterwegs waren. Es war wirklich gut, wieder mit ihnen zusammen gewesen zu sein.

MF: Gestern Abend habt ihr in München eine Sold-Out Show gespielt. Was habt ihr unmittelbar danach gemacht..., voll die Party bis ins Morgengrauen geschmissen?

RO: Gestern, so nebenbei gesagt, war der erste Tag, wo wir (kleinere) Kühlschränke für unsere Road-Koffer erhalten haben! Es hatte also genügend Bier in unserer Nähe..., mehr muss ich dazu glaube ich nicht mehr sagen (grinste und lachte laut).

MF: Habt ihr eine fixe Setliste für die ganze Tour und wie schwierig war es, die entsprechenden Songs auszuwählen?

RO: Diese ändert an jedem (Konzert-) Abend...

MF: ... echt?

RO: Ja! Wir sind..., ich meine..., wir wählen immer andere aus..., es gibt so viele Songs, die wir eigentlich immer spielen wollen, auch von «Runnin' Wild». Es ist in der Tat nicht einfach..., gestern spielten wir sieben oder acht alte Stücke..., komisch nicht? Wie gesagt..., das ändert stets, wie heute Abend wohl auch..., aber die Sache ist die, dass jeder von uns von beiden Alben seine Lieblingssongs hat und die weichen eben voneinander ab.

MF: Wisst ihr das denn jeweilen schon zum Voraus oder erst kurz vor dem Gig?

RO: Für heute Abend sind die Würfel bereits gefallen und es wird ähnlich wie gestern sein, mit ein paar Abstrichen.

MF: Seid ihr jetzt also bereit, die Welt zu erobern und könnt ihr euch vorstellen, eines Tages mal wie AC/DC in grossen Stadien zu spielen?

RO: Das wäre natürlich toll und wir lieben ja das Touren. Ich denke, jede Band hegt solche hohen Erwartungen, aber ich denke mal, wir werden einfach unterwegs sein..., für immer..., bis wir sterben. Das ist das, was wir lieben..., live zu spielen!

MF: Auf der «Special Edition» von «No Guts. No Glory.» hat es nicht weniger als fünf Bonus-Tracks! Warum so viele? Das ist ja ein halbes Album!

RO: Ja..., ich weiss! (lacht) - Wir möchten den Leuten einfach so viel Rock'n'Roll geben wie wir können, darum haben wir das gemacht. Das ist gut für die Fans..., je mehr, desto besser.

MF: Ein feiner Zustupf würde ich sagen.

RO: Ja weisst du..., Rock'n'Roll macht einfach Freude!

Danach thematisierte ich die Bonus-Track Situation und die Zusammenstellung von «Runnin' Wild» also Solche, weil es da mehrere Versionen (USA/UK/Neuseeland/Australien/Japan) gibt. Die Frage warum dass «Hellfire» (einer der geilsten Songs überhaupt) zum Beispiel auf der australischen Version durch «Let's Ride» "ersetzt" wurde, war schnell erklärt, denn zu dem Zeitpunkt, wo das Debüt in der Heimat erschienen war, gab diesen Knaller schlicht weg noch gar nicht! - (Und nun kam der im Vorspann erwähnte Gähner, der Ryan mindestens ein wenig peinlich war und mit einem 'sorry' quittiert wurde!) - Zudem stand zu dem Zeitpunkt noch der Wechsel von EMI zu Roadrunner an.

MF: Für das zweite Album hattet ihr eine andere Produktions- und Mixing Crew. Warum?

RO: Na..., wir wollten halt mal andere Leute ran lassen. Johhny K. (Disturbed, Machine Head, 3 Doors Down, u.a.m.) zum Beispiel wusste genau, was wir wollten, also dass sich das Ganze mehr nach live anhört als beim Erstling. Wenn du die Augen schliesst, muss es dir so vorkommen, wie wenn wir im selben Raum miteinander wären. Dann meldete Mike Fraser (AC/DC, Chickenfoot, Metallica, Van Halen, u.a.m), den wir in Kanada auf der Tour trafen, sein Interesse bei uns an, weil er schon immer mit uns zusammen arbeiten wollte und so übernahm er dann den Mix.

MF: Was weisst du von der/über die Schweiz?

RO: Sehr feine Schokolade!

MF: Immer die gleiche Antwort...

RO: ..., ja..., weisst du..., ich liebe die Schokolade eben! (lacht) - um ehrlich zu sein...

MF: ...hast du denn schon welche kaufen können?

RO: Noch nicht bis jetzt, aber ich werde noch kaufen gehen.

MF: Und nun noch eine "typische Frage" von meiner Seite: Wenn ihr jeweils in einer Stadt ankommt, habt ihr da generell etwas Zeit, euch was anzuschauen?

RO: Nicht wirklich..., wir sehen meist nur den Bus und den Spielort. Vielleicht mal an einem Day-Off oder so.

MF: Bis jetzt sehe ich auf dem Tour-Plan nur einen Openar-Gig in Nürnberg («Rock im Park»). Werdet ihr noch an weiteren Festivals im Sommer spielen?

RO: Oh ja! Wir werden definitiv noch bei einigen Festivals auftreten! Die Daten kommen jedoch ziemlich kurzfristig rein.

MF: Ok..., besten Dank Ryan...

RO: ...thanx man!

MF: Deine Schlussworte an die Leser von Metal Factory und die Schweizer Airbourne Fans...

RO: ...ehmmm, eigentlich nur..., wir werden jetzt zwei Jahre lang touren für «No Guts. No Glory» und wir hoffen, euch alle irgendwann mal irgendwo zu sehen!


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