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Nach fünfzehn Jahren und
zehn Alben gehören BONFIRE noch immer zur Elite des deutschen
Hardrocks. Mit erdigem Rock und kuschelweichen Balladen haben
sich BONFIRE in den Achtziger-Jahren etabliert. Heute ist
das nicht anders. Die Musik ist dieselbe geblieben, was auch
erklären mag, dass die BONFIRE-Fans der Band schon seit Jahren
die Stange halten.
Francoise: Ihr seid euren
Weg auch beim neuen Album weitergegangen, nach dem Motto "wo
BONFIRE draufsteht ist auch BONFIRE drin". Von der Presse
heisst es dann schnell mal, dass ihr euch selbst kopiert.
Andersrum ist es meistens auch nicht recht; man probiert was
Neues, und wird dann deswegen kritisiert.
Habt ihr euch vor der Arbeit zu "Strike X"
Gedanken dazu gemacht?
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Hans: Überhaupt nicht. Das ist das Gleiche, wenn jemand
Schreiner ist und Schlosser machen will. Dann muss er erst
mal umlernen. Ob er die Schlosserarbeit dann genauso gut macht
wie das Schreinern, das ist dann die andere Frage. Bei der
Musik ist das ähnlich. Wir machen halt das, was wir am besten
können, und das ist melodischer Hardrock oder Heavyrock, oder
wie auch immer man das nennen mag. Ich denke, Experimente
würden uns unsere Fans auch gar nicht verzeihen. Man hat ja
bei den Scorpions gesehen, wie sowas in die Hose gehen kann.
Wir machen diese Musik so gerne, und wollen den Rock´n´Roll
nicht neu erfinden - den gibts schon lange, und wir setzen
die Tradition fort. Wir versuchen das bei jedem Album durch
gute Songs aufzuwerten. Grossartige Innovationen wird man
bei uns nicht feststellen können, weil es einfach nicht angebracht
ist.
Bam Bam: Was halt sehr viel weniger geworden ist in den letzten
zehn Jahren, sind gute Alben von Bands, auf denen nicht nur
einer oder zwei Songs gut sind, sondern das ganze Album. Da
hat es in den Achtzigern Einiges gegeben, und das ist nun
immer mehr abgeflacht. Es gibt immer noch viele Bands, die
diese Musik machen, aber der Standard ist nicht mehr so hoch.
Wir versuchen halt auch, ein gewisses Level einzuhalten, wenn
wir ein Album machen. Die Produktion soll auch eine gewisse
Qualität haben. Das ist uns wichtig.
Francoise: Werdet ihr nicht beeinflusst von neuen
"modernen" Bands?
Bam Bam: Natürlich. Wir sind keinesfalls irgendwie engstirnig.
Wir sind alle sehr offen und hören auch andere Musik, seien
das andere Arten von Rock, Country oder Jazz. Wir bringen
das einfach alles wieder auf einen Nenner und versuchen, das
Ganze für BONFIRE in eine Bahn zu lenken. Das hat nichts damit
zu tun, dass wir engstirnig sind oder keine andere Musik hören,
das ist einfach der Sound von BONFIRE. Wieso sollen wir das
ändern, wenn es gut funktioniert und wir Spass daran haben?
Limp Bizkit machen auch das, was sie am besten könnnen.
Hans: Wobei Limp Bizkit in zehn Jahren wahrscheinlich die
gleiche Frage gestellt bekommen. Das ist bei jeder Band das
Gleiche.
Bam Bam: Genau.
Hans: Es gibt halt bestimmte Sparten, die einen machen es
besser, die anderen schlechter und jeder hat so seine Fans.
Und wenn es mal über ein bestimmtes Level hinausgeht, dann
kommt man in ein Fahrwasser wie vielleicht Bon Jovi, die ein
breiteres Publikum ansprechen. Das ist natürlich ein Zuspruch
an den Kommerz oder die Popmusik, wobei ich das nicht negativ
sehe. Aber die breite Masse hört halt mehr die Hausfrauenmusik.
Wenn du nicht in diesem Spektrum drin bist, wirst du auch
nicht mehr Alben verkaufen. Eure Landsmänner Gotthard versuchen
durch ihren Stilwechsel auch, in eine Ecke zu kommen, in der
sie das Bon Jovi-Publikum ansprechen. Sie sind ja auch sehr
erfolgreich, was keineswegs verwerflich ist.
Francoise: Ihr wurdet bestimmt schon tausend Mal darauf
angesprochen: Auf der letzten Platte hattet ihr diesen Song
"Proud Of My Country", und ihr seid relativ böse
angegriffen worden, ihr würdet eure rechte Seite zum Ausdruck
bringen. Habt ihr euch diesmal absichtlich etwas zurückgehalten?
Hans: Nein, wir haben schon wieder so einen Song drauf. Er
heisst "Under Blue Skies". Er ist zwar nicht so
extrem, aber geht in die gleiche Richtung. Im Text heisst
es "who´ll be a nazi and who´ll be a jew", also
sehr kontrovers. Jeder muss sich irgendwann mal vor dem jüngsten
Gericht verantworten. Keiner kann sich aussuchen, wie er geboren
wird. Der Claus schreibt gerne Texte, mit denen er ein wenig
provozieren und die Leute zum Nachdenken anregen kann. Wir
werden im Herbst auch auf dem "Rock Gegen Rechts"-Festival
von Udo Lindenberg spielen, was wir bestimmt nicht tun würden,
wenn wir tatsächlich rechts wären. Wer uns kennt, weiss auch,
dass wir in keinster Weise dazu tendieren. Man muss einfach
mit seiner Vergangenheit umgehen können. Man kann nicht immer
neutral sein, so wie die Schweizer... Haha, das war jetzt
ein Spässle...
Francoise: "Strike Back" handelt doch auch
von einem eher gesellschaftskritischen Thema, oder liege ich
da falsch?
Hans: Da ist ein Text von Claus, der ein religiöser Christ
ist. Es geht darum, die Teufelsanbetung nicht mitzumachen,
dieser bösen Macht zu begegnen und zurückzuschlagen - "Strike
Back" eben. So wie ich das verstanden habe...
Francoise: Ihr habt mit "Strike X" die Top
30 der Media Control Charts erreicht. Habt ihr ein Erfolgsrezept
oder zieht ihr einfach euer Ding durch?
Hans: Eher zweiteres. Wir denken da nicht gross drüber nach.
Wir sind jetzt auch im Metal Hammer wieder in den Charts gestiegen,
von zehn auf sechs oder so.
Bam Bam: Es ist ja nicht so, dass wir ständig in den Charts
sind. Es waren jetzt vier Wochen, aber das ist natürlich schon
eine kleine Sensation, wenn man diese Art von Musik macht.
Aber um nochmal auf das zurück zu kommen, was ich vorhin gesagt
habe. Die Qualität der Platte hat den Vorteil, dass sich das
rumspricht, und die Leute die CD auch noch Monate später kaufen
und sagen "woah, die CD kann ich reinschmeissen, durchlaufen
lassen, und das kann ich mir gut anhören". Das Erfolgsrezept
ist eigentlich, diesen Qualitätsstandard zu halten.
Francoise: Ihr habt seit kurzem ein neues Management,
und habt in diesem Zusammenhang geplant, das Auslandgeschäft
in Angriff zu nehmen. Was habt ihr konkret vor?
Hans: Nun, früher sind wir einen anderen Weg gegangen. Mit
unserem damaligen Management wollten wir erst im Ausland Fuss
fassen, und dann erst in Deutschland. Wir waren ziemlich oft
im Ausland unterwegs und haben in den USA sogar 100´000 Einheiten
verkauft, was ja nicht schlecht ist. Wir haben aber den Fehler
gemacht, dass wir Deutschland und allgemein den deutschsprachigen
Raum vernachlässigt haben. Nachdem wir BONFIRE im Endeffekt
wieder mit neuen frischen Kräften haben auferleben lassen,
haben wir uns zuerst um unser Heimatland gekümmert. Mit dem
Willi, der uns früher schon begleitet hat, haben wir einen
kompetenten Partner gefunden, der uns managt. Für uns allein
ist es einfach zuviel geworden. Nun wollen wir uns im Ausland
etablieren, unter anderem mit einer Best Of-CD, welche auch
in den USA erscheinen wird, damit die jungen Leute da drüben
merken, dass es in Deutschland eine Band gibt, die noch ganz
gut rocken kann. Wir nehmen auch eine DVD in Angriff, und
werden versuchen live zu spielen; verstärkt in England, Frankreich,
Japan und den USA, damit man auch da Notiz von der Band nimmt.
Wir haben uns für die nächsten ein bis zwei Jahre Ziele gesteckt,
die wir nun konsequent aufarbeiten. Dann können wir Resumée
ziehen.
Francoise: Ich habe ein wenig im Gästebuch auf eurer
Homepage gestöbert, und mir ist aufgefallen, dass viele Fans
völlig überrascht sind, wie sehr ihr jetzt aufs Gaspedal drückt...
Hans: Ja, und wir haben übrigens wahnsinnig viele Hits auf
unsere Homepage!
Bam Bam: Lustigerweise besuchen vor allem viele Fans aus dem
Ausland unsere Site.
Hans: Dieses Medium darf auf keinen Fall vernachlässigt werden.
Wir haben auch einen Wettbewerb für unsere Best Of-CD auf
der Site, wo man schöne Preise gewinnen kann. Das Internet
ist ein wichtiges Medium, an dem wir weiterhin arbeiten. Wir
sind auf einem guten Weg. Nächstes Jahr um diese Zeit können
wir wieder zusammensitzen und bestimmt schon einige grossartige
Resumées ziehen.
Bam Bam: Wir sind auf jeden Fall sehr zuversichtlich.
Man darf auf jeden Fall gespannt sein, was sich zukünftig
im BONFIRE-Lager alles tut... Langweilig wirds den Herren
jedenfalls bestimmt nicht werden.
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