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Die ehemalige Warlock
Sängerin Doro Pesch ist als Solo Künstlerin längstens etabliert.
Mit Metal Hymnen wie All We Are und Balladen wie
Für Immer hat sie Musikgeschichte geschrieben.
Vor rund einem Jahr veröffentlichte sie ihr bereits elftes
Album Calling The Wild, dass, wie nicht anders
erwartet, ein absoluter Hammer ist.
Anlässlich ihres ersten Gigs im Fürstentum Lichtenstein
traf ich die äusserst sympathische Metal Queen mit der grossartigen
Stimme Backstage vor ihrem Auftritt im Gemeindesaal Triessen
um ihr interessante und persönliche Antworten zu entlocken.
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MF: Ihr habt also noch nie hier in Lichtenstein
gespielt?
Doro: Nein, noch nie, das hat sich irgendwie nie ergeben.
Aber gestern haben wir am Bikerfestival in Laax gespielt und
daher waren wir in der Nähe. Irgend jemand hatte daraufhin
die Idee hier zu spielen.
MF: Macht es für Dich einen Unterschied, ob du, wie hier,
in einem kleinen Saal auf dem Land spielst oder an einem grossen
Festival in Deutschland oder den USA?
Doro: Jedes Konzert und jeder Gig ist super special, egal
ob es vor ganz vielen Leuten ist oder vor weniger. Ich habe
die Erfahrung gemacht, dass in kleinen Clubs, wenn halt nicht
so viele Leute da waren, die Hölle los war. Manchmal sind
die riesen Festivals so anonym, dass man vor einer grossen
Masse spielt und nicht so ein intimes Feedback bekommt. Aber
jeder Gig ist auch total anders und einmalig. Ich spiele auch
gerne an Orten, an denen ich noch nie war. Jetzt auf der Tour,
das war übrigens die längste Tour, die wir seit vielen Jahren
gemacht haben, da haben wir in vielen Territorien gespielt,
in denen wir noch nie getourt sind. Wir waren in Russland,
in Moskau, das war wahnsinnig, in Portugal und jetzt hier.
Das macht dann schon wahnsinnig Spass.
MF: Das aktuelle Album ist ja eher wieder traditionell,
im Gegensatz zu den vorherigen zwei. War das so geplant oder
hat sich das so ergeben?
Doro: Jede Produktion fängt irgendwo an und dann, meistens
ein oder zwei Jahre später wirds irgendwie doch ganz
anders. Ich wollte nur bei Calling The Wild mehr
Wert auf Performance und Song schreiben legen und nicht wie
bei der Love Me In Black und der Machine
so extrem viel auf den Sound. Ich dachte jeder Song muss das
Soundgewand kriegen, dass er eben verdient und dann hat sich
das so ergeben. Ich war auch hochzufrieden mit der Love
Me In Black, aber das war eine andere Zeit.
MF: War das auch abhängig vom Zeitgeist?
Doro: Total, also unbewusst. Es ist nicht so, dass man denkt
ich mach das jetzt so, mit neuen Sounds. Es wird halt
rumexperimentiert und ausprobiert was es neues gibt und das
wird dann auch involviert, das ist auch ganz natürlich. Aber
ich bin, nach wie vor, ein Fan von echten, ehrlichen Sachen,
eher nicht so viel Technik einzusetzen. So haben wir eigentlich
angefangen die Calling The Wild zu machen und
dann hat sich das halt so ergeben. Aber meistens lass ich
es so geschehen. Wenn man eine Platte macht, bei unserem Fall
ist es immer so, dass man sich darauf konzentriert und dann
ist man auch ganz offen und es entwickelt sich. Ich mache
dann meistens so 35-40 Songs und suche mir dann die aus, die
mir am meisten am Herzen liegen, was immer schwer ist, es
sind halt alle auf eine Art und Weise special. Aber dann sind
auch die Songs rausgekommen, ich möchte nicht sagen basic,
aber eher traditionell.
MF: Wird das nächste Album eher wieder modern oder traditionell?
Doro: Wir sind gerade wieder in der Vorproduktion für die
nächste Platte und ich glaube schon, dass es im Stil von Calling
The Wild weitergeht. Aber auch auf der Calling
The Wild waren ein paar moderne Sachen drauf, ein Song,
der gefällt mir so gut, der heisst Scarred, der
hat auch ein Sound, wie die Love Me In Black.
Das habe ich mit Jimmy Harry gemacht, ein super Typ. Da möchte
ich auch dieses Jahr wieder hingehen. Also, deswegen wird
bestimmt jeder Song anders klingen. Aber so Calling
The Wild mässig wirds wieder. Mit noch mehr Energie
und noch mehr Emotionen, dass man wirklich was spürt, das
ist wichtig.
MF: Auf dem aktuellen Album hast Du Diverse Songs mitproduziert.
Hast Du vor mal selber ein Album zu Produzieren?
Doro: Kommt immer darauf an. Also, die Sachen die ich mitproduziert
habe, da sind wir ins Studio gegangen und habens gemacht
und als ich das Gefühl hatte, das ist es, das brauchen wir
gar nicht nochmals zu machen, da braucht auch kein Anderer
seinen Senf dazu zu geben. Es hat sich halt so ergeben, aber
es kommt auf den Song an. Wer weiss.
MF: Es ist also nichts geplant?
Doro: Nein, also für mich ist jeder Song immer ganz speziell,
es muss natürlich eine Einheit sein und jeder Song muss in
sich stimmen. Ich behandle jeden Song immer, als wenn es der
Einzige auf der Platte wäre.
MF: Du hast ja schon mit diversen Gastmusikern gearbeitet.
Gibt es noch andere Musiker, mit denen Du in Zukunft mal gerne
was machen würdest?
Doro: Damals, der Gene Simmons hat ja die eine Platte produziert
und ich bin ja nach wie vor ein super Kiss Fan, das war ein
Highlight. Und dann Lemmy, das war so geil. Ich habe da jetzt
nicht mehr viele Wünsche offen (Gelächter). Aber es kommt,
wies so kommt. Ich plane das nicht vorher, wenn sich
so was ergibt, wie das eine Solo, das Slash gespielt hat,
wir haben uns getroffen und dann war das eine spontane Aktion.
Mal gucken, aber das ist jetzt kein muss. Wir waren ja auf
der Tour mit Dio, das war super geil, also da könnte ich mir
auch vorstellen vielleicht was zusammen zu machen, das wäre
schon was, weil ich den als Sänger schon grossartig finde.
MF: Die aktuelle Single Auskopplung ist das Billy Idol
Cover White Wedding. War das Deine Idee oder wollte
das die Plattenfirma?
Doro: Nein, ich wollte das, mir gefällt einfach dieser Song
so gut. Wir haben dazu auch zwei Videos gedreht, eines für
Amerika, das Andere für Europa.
MF: Du hast viele Songs mit sehr persönlichen Texten, auch
über Themen wie Liebe und Beziehungen. Ist das schreiben und
spielen solcher Songs so eine Art Therapie für Dich?
Doro: Also, es ist ein super Gefühl, wenn man merkt, viele
Menschen fühlen irgendwie das Selbe. Es hat damals angefangen
mit Für Immer, und das hat irgendwie so mitten
ins Herz getroffen. Das ist dann schon ein super Gefühl, wenn
man fühlt, dass man nicht alleine ist, mit dem jeweiligen
Zeug, um das es dann geht. Aber Therapie, ich weiss nicht.
Die ganze Musik ist Therapie. Wenn ich die Musik nicht hätte,
dann wüsste ich überhaupt nicht wies weiter gehen würde.
Gerade die letzten Jahre sind ganz viele Leute von meinem
engsten Umfeld gestorben und das war so hart und wenn ich
dann die Musik nicht gehabt hätte, ich hätte nicht gewusst
wies weiter geht. Dann ist es schon in Anführungszeichen
Therapie. Aber ich machs einfach und dann lass ich es
halt fliessen und wenn es ein paar Leute erreicht, dann ist
es super. Bei unseren Fans ist es auch so, manche Leute stehen
eher auf die härteren Sachen und manche Leute nur auf die
Balladen und jeder Fan findet dann schon seine Lieblingssongs.
Aber ich mag das gerne, wenn das ganze Spektrum abgedeckt
ist, von ultra brutal bis super sensibel.
MF: Schreibst Du Songs jeweils nach dem Du etwas erlebt
hast, das Dich inspiriert oder erst wenn es darum geht ein
Neues Album in Angriff zu nehmen?
Doro: Wenn ich irgendwie eine Idee habe, dann schreibe ich
sie auf oder singe sie auf meinen Walkman. Aber dann ist sie
halt noch nicht fertig, und wenn man dann wieder ins Studio
geht, greift man die Idee wieder auf. Aber jeder Song entsteht
auch anders. Manchmal hast du an einem Tag den ganzen Song
von top to bottom fertig, Lyrics, alles und manche Songs dauern
so drei, vier Wochen. Aber ich hab das Gefühl, wenn
irgend etwas so raus schiesst, ganz schnell kommt, dann hat
es meistens eine ganz tiefe Bedeutung, dann ist irgendwas
dran.
MF: Du wirst oft als Metal Queen bezeichnet. Ehrt Dich
das?
Doro: Wenn die Leute mir was liebes zu sagen haben, bin ich
immer happy. Weil es auch so viele negative Sachen gibt, die
dir tagtäglich passieren, wenn du halt Musik machst. Dann
bin ich immer froh, wenn die Leute was positives zu sagen
haben, das freut mich immer.
MF: Also, Metal Queen ist kein abgegriffener Ausdruck für
Dich, Du hörst das also immer noch gerne?
Doro: Ja, vor allem wieder. In den Neunziger war Metal vor
allem in Amerika ja fast tot, und der Begriff Metal, Heavy
Metal das hat dann auch keiner mehr gesagt, das war irgendwie
komisch. Aber jetzt, so seit zwei Jahren da ist es wieder
sowas von angesagt und deswegen freue ich mich schon darüber,
ist ja auch positiv gemeint.
MF: Letztes Jahr machte das Gerücht über eine Warlock Reunion,
aber ohne Dich, die Runde. Wurdest Du überhaupt gefragt, ob
Du Interesse hättest?
Doro: Ich habe mich mit dem Gitarristen getroffen, nur wir
hatten natürlich damals, wie das auseinander ging, einen riesen
Schuldenberg, so ein paar Milliönchen und deswegen wäre das
ein ganz schwieriges Unterfangen, sich da nochmals zusammen
zu fügen. Ausserdem hatten wir ja ganz viele Bandmitglieder,
und zwei Amerikaner haben sich dann auch schon bei mir gemeldet
und haben gesagt, wenn eine Warlock Reunion, möchten wir natürlich
wieder dabei sein, sonst würde es dann Lawsuits geben. Dann
haben wir die Idee erstmals Ad Akta gelegt. Aber der Rudy,
der hats einfach mal versucht. Ich fand das jetzt auch
nicht so super, dass dann ein Ur Mitglied eine Reunion alleine
machen wollte. Aber wir haben uns getroffen und haben darüber
gequatscht. Mal gucken, aber es ist halt schwierig, vor allen
Dingen, weil auch die Namensrechte unser damaliger Manager
sich unter den Nagel gerissen hat. Es sind viele Sachen, die
man klären müsste, da hängt ein ganzer Rattenschwanz dran,
das ist nicht so einfach, aber unmöglich wärs nicht.
Aber im Moment ist nichts geplant. Ich habe vorgestern meinen
alten Drummer wieder gesehen, der hat ein paar Jahre keine
Musik mehr gemacht, der hat sein eigenes Leben gefunden und
der hatte einen Unfall gehabt und konnte kein Schlagzeug mehr
spielen, so vier Jahre und jetzt kann es sein, dass es wieder
in Ordnung kommt. Der Bassist hat ganz aufgehört Musik zu
machen. Also, es ist ein schwieriges Thema. Ausserdem hängt
mein Herz ja immer noch hier dran, und wie damals alles den
Bach runter ging, das war furchtbar.
MF: Am 1. Juni spieltest Du zusammen mit dem Düsseldorfer
Symphony Orchester. War das eine einmalige Sache oder wirst
Du vielleicht sogar einmal eine Platte mit Orchester machen?
Doro: Also, eigentlich war es eine einmalige Sache. Besonders
so die Mid Tempo Nummern kamen so gut, oder so was wie Für
Immer, also das mit Orchester war schon der Hammer,
fande ich. Also, ich weiss es nicht, eine ganze Platte zu
machen, I dont know. Aber vielleicht eine special EP,
oder Single Bonus Tracks. Aber es sollte eigentlich eine einmalige
Sache sein, aber das war echt der Hammer. Also, ich habe das
ja vorher noch nie gemacht, ich habe es nur gehört. Metallica
hat ja auch so was gemacht. Jemand hatte schon vor zwei Jahren
die Idee, aber dann wollte ich nicht. Aber dann am 1.Juli
haben wir es doch gemacht und es war irre. Denn Dirigenten
hatte ich vorher kennen gelernt, ein super cooler Typ, wir
haben uns sofort gut verstanden. Dann haben wir versucht einen
Arrangeur zu finden. In der Klassik Welt haben die natürlich
viele Vorurteile, das ist ja ganz klar. Zuerst haben wir keinen
gefunden, dann, ganz zum Schluss, haben wir einen aus Brasilien
gefunden, den haben wir dann auch extra eingeflogen, Leandro
Braga. Der hat das so gut arrangiert da habe ich schon gedacht,
vielleicht könnte man da irgendwie noch mehr machen. Also,
durch diese Erfahrung habe ich schon ein paar Sachen gelernt,
das war schon Hammer mässig. Aber nur für spezielle Songs,
so All We Are in Symphonie Fassung würde ich jetzt
nicht unbedingt machen (Gelächter). Also so was wie 1000
Mal Gelebt war super und Danke und
Für Immer. Ja, das war super, aber es bleibt offen,
ob wir das wieder machen.
MF: Deine erfolgreichste Platte ist Triumph And Agony,
die wurde ja drei Millionen Mal verkauft. Glaubst Du, Du wirst
das noch mal topen können?
Doro: Die Zeiten waren halt doch ganz anders. In den achzigern
haben wir schon wahnsinnig viel Support gekriegt, von der
Plattenfirma. Anderthalb Jahre auf Tour verbracht, das war
schon echt gigantisch und es wurde wahnsinnig viel Kohle rein
gepumpt, schon alleine der Tour Support, was man heute fast
gar nicht mehr kriegt. Die Plattenfirmen geben fast keinen
Tour Support mehr, nur ganz minimal. Aber damals, das waren
astronomische Summen, ich weiss noch, das war damals bei Polygram,
da waren ungefähr 80 Leute in dem Office und haben daran gearbeitet
und heute sind da vielleicht drei, oder so, wenn du Glück
hast, meistens ist es nur einer, der total überarbeitet ist.
Da hat sich halt alles geändert, das war dann auch die Hoch
Zeit des Metals und das nochmals zu topen ist schwierig. Da
denke ich auch nie dran. Hauptsache man macht halt das, was
man fühlt. Aber es geht auch gar nicht um verkaufen. Manche
Platten haben wir gemacht und die haben sich dann eher nicht
so gut verkauft, aber die waren mir dann trotzdem die Liebsten.
Die Hauptsache ist, man kann überleben, um dann wieder eine
neue Platte zu machen, das ist wichtig. Wir haben eine Platte
gemacht, das war die True As Steel, da durfte
dann keiner machen, was er wollte und es wurde alles vorgegeben.
Andere Leute hatten das Ruder in der Hand und die Platte war
furchtbar schwierig zu machen und deswegen spiele ich nicht
einen einzigen Song von dieser Platte. Weil es so ein Stress
war. Ich durfte da nicht einmal meine eigenen Lyrics singen,
die wurden von jemandem Anderen bearbeitet, da waren richtig
harte Sachen dabei. Es war aber auch eine wertvolle Erfahrung,
dass man so was nie mehr machen würde, aber das war halt so
damals, als junge Band. Das Management und die Plattenfirma
hatten das Sagen und man konnte sich auch nicht dagegen wehren
und da haben wir gedacht, dann machen wir es halt so. Ich
hatte aber auch immer das Gefühl, dass die Fans das gemerkt
haben. Manche Leute fanden ein paar Songs ganz schön, aber
das Overfeeling, das war so glattpoliert, furchtbar, das würde
ich nie mehr machen. Aber die hat sich eigentlich auch ganz
gut verkauft, weil gute Promotion gemacht wurde. Aber da hat
mein Herz nie dran gehangen. Das war dann eher eine Qual auf
Tour zu gehen und die Platte zu supporten. Wenn man schon
das machen kann, was man will, das ist das Wertvollste.
MF: Triumph And Agony war ja die Phase, als
Warlock auseinander fiel. Siehst Du dieses Album eher als
die letzte Warlock Platte oder als Deine erste Solo Platte?
Doro: Es war immer so, dass bei allen Warlock Platten, ausser
der Ersten, Studiomusiker gespielt haben. Es haben eigentlich
fast nie die Bandmitglieder gespielt. Deswegen war das halt
immer eine schwierige Situation. Nach der True As Steel
war so ziemlich der Wurm drin, so ganz doll der Wurm drin
und dann bin ich für drei Tage nach New York gegangen, es
war so eine kleine Promotion Tour, und da habe ich den Joey
Balin kennen gelernt. Wir haben ein paar Songs zusammen geschrieben
und das hat auf einmal wieder geklappt und so was von Fun
gebracht, und dann bin ich da geblieben und wir haben die
Platte alleine gemacht. Mit vielen Musikern, z.b. Cozy Powell
hat Drumms gespielt, der wurde zwar nicht namentlich erwähnt.
Es waren schon gigantische Leute dabei.
Es war halt immer so eine Sache, Platten zu machen. Live waren
die Jungs super, aber im Studio haben wir halt oft Studiomusiker
gehabt, was dann auch in der Band mit viel Frust verbunden
war. Aber als wir damals angefangen haben, waren wir super
jung, der Drummer war, glaube ich, 14, als wir den ersten
Plattenvertrag bekamen. Es hat alles ganz harmlos angefangen
und auf einmal wurde es heftig. Ich hätte es auch gerne weiter
Warlock genannt, aber dann waren halt die Namensrechte weg.
Komplizierte Angelegenheit.
MF: Auf der Triumph And Agony war ja der erste
Song den Du in Deutsch gesungen hast. Du hast das dann öfters
gemacht.....
Doro: Manchmal, bei der Platte mit Gene Simmons nicht und
bei der True At Heart auch nicht.
MF: .....wirst Du das auch in Zukunft machen?
Doro: Ja, wenn die so rauskommen, wenn man sich danach fühlt,
so was kann man nicht forcieren. Die Idee muss dann rauskommen,
ich weiss es nicht. Es gibt eine eingeschworene Fangemeinde,
die, die Deutschen Songs mögen. Aber, wie z.b. bei der True
At Heart kam einfach keiner in Deutsch raus, da ist
kein Zwang dahinter.
Gerade ein deutscher Song muss 100% sitzen, weils doch
schwieriger ist, einen deutschen Text zu singen und zu schreiben,
Also in Englisch ist alles irgendwie cool und in Deutsch gibts
halt doch nur ein paar Worte, die sich cool singen lassen,
die cool sind. Und auch die Story. Wir haben fast jeden Song
in Deutsch dann nochmals in Englisch gemacht, aber wenn die
ursprüngliche Idee in Deutsch war, dann hat der Englische
nie auch nur daran riechen können. Es war zwar die selbe Story
und der selbe Gedanke, aber die Deutschen Sachen hatten dann
immer die Power, haben dann sogar die Jungs in der Band gesagt.
Die wissen zwar nicht, was du singst, aber sie fanden das
Deutsche magic.
MF: An der Love Me In Black hast Du drei Jahre
gearbeitet. Warum ging das so lange, bei dieser Platte?
Doro: Also, wir haben ganz viele Songs geschrieben und manche
Sachen die dauern halt und brauchten ihre Zeit. Es war die
erste Platte für Warner Brothers und ich hatte das Gefühl,
ich möchte gerne was Neues machen, was Neues kreieren, im
Sound und so, und das hat halt seine Zeit gedauert. Im Nachhinein
hätten wir viel früher fertigmachen können, weil wir drei
Mal neu gemixt haben und dann die Mixe, die ich letztendlich
auf die Platte genommen habe, sind alles die Rough Mixe gewesen,
die der Jimmy Harry bei sich zu Hause gemacht hat, in seinem
Studio. Es war eigentlich nur so eine Guideline, um dem Mixer
zu zeigen, wie es sich ungefähr anhören soll. Wir haben es
dann so oft gemixt und das hat viel Zeit in Anspruch genommen.
Aber das wars, was der Jimmy gemacht hat, wenn der was
macht, dann muss ers halt von Anfang bis Ende alleine
machen, der hat so ein gutes Gefühl, wenn er was mixt, auch
mit der Stimme. Das gefällt mir und man spürt auch was, bei
den anderen Mixen, die waren zwar gut, aber ich habe nichts
gespürt. Also ein Jahr hätten wir uns schenken können. Es
war aber dann gut zu wissen, dass da wirkliche Cracks am Werk
waren und keiner hat es auf den Punkt gebracht. Die waren
zwar vom Sound her voll geil, aber irgendwas hat gefehlt.
Die Plattenfirma, die wollten dann mit mir über die Mixe reden,
da dachte ich hoffentlich nehmen die nicht die, die wir in
L.A. gemacht haben, weil die haben mir überhaupt nicht gefallen.
Ich bin dann da hingegangen. Wir hatten eine CD mit ganz vielen
Mixen und die haben wir uns alle zusammen angehört. Die, die
der Jimmy Harry gemacht hat, fanden alle so gut, dass wir
die Demos und die Rough Mixe auf die Platte getan haben. Das
wäre früher nie möglich gewesen. Da waren fast immer die Demos
besser und hinterher, die eigentliche Produktion war irgendwie
flacher oder polierter und nicht mehr so geil, aber man hätte
nie daran gedacht, Demos auf die Platte zu nehmen, aber Gott
sei Dank ist das heute anders und ich bin doch zufrieden,
genau so wie sie ist.
MF: Kannst Du eines Deiner Alben als Dein Lieblings Album
bezeichnen?
Doro: Also die Triumph And Agony von den Warlock
Zeiten und von den Solo Sachen die Love Me In Black.
Und die Letzte, die Calling The Wild finde ich
auch gut, aber die Love Me In Black, die hat irgendwas
gehabt, da war eine andere magic drin. Bei der Calling
The Wild war für mich das persönliche Highlight mit
Lemmy, das war so unglaublich geil. Ja, ich würde sagen die
drei Platten. Aber da gibt es noch eine, die True At
Heart, die ich ganz doll mag, aber es kommt halt auf
die Stimmungslage an. Den Song Fortuneteller,
den finde ich so schön.
MF: Du wohnst ja wieder in Düsseldorf.....
Doro: Ja, immer noch
MF: Aber Du hast doch in den Staaten gewohnt?
Doro: Ja, auch immer noch, in New York, ja so ganz zurückkommen,
ne, ne.
Ja, mein Vater war sehr krank geworden, vor ein paar Jahren
und da wollte ich jede freie Minute mit ihm verbringen und
da habe ich die Wohnung wieder genommen, ich komme ja auch
aus Düsseldorf. Ja, und mein Vater ist inzwischen gestorben,
deswegen ist meine Mutter alleine und dann bin ich halt auch
immer gerne da, wenn ich in Deutschland bin, und da ist die
Wohnung schon besser, als bei meinen Eltern auf der Couch.
Die haben einen anderen Lebensrhythmus (Gelächter), das war
unerträglich für beide Parteien, wenn ich morgens um sieben
Uhr ins Bett gehe und dann wachen die auf, das war untragbar.
MF: Kaufst Du dir selber auch CDs.....
Doro: Ja, natürlich
MF: Was war das letzte, dass Du dir gekauft hast?
Doro: Was war das Letzte... Let me see..... was war das Letzte
(Gelächter) so viel Zeug.....
MF: Oder was hörst Du im Moment gerne, ich habe gelesen,
Du seist Rage Against The Machine Fan......
Doro: Ja, aber seit dem der Sänger weg ist, ich weiss nicht.
Ich habe gehört der Chris Cornell hat den Job jetzt gekriegt,
aber ich weiss nicht genau. Ich kriege ja die meisten Platten
auch immer zugeschickt, von der Plattenfirma. Aber was selber
gekauft...... ach ja, das war so ein Bootleg von Motörhead.
MF: Ein Bootleg?
Doro: (Gelächter) Ja, das war in einem kleinen Plattengeschäft,
da haben wir so ein Instore gemacht und da haben die gesagt,
such dir was aus. Da habe ich was ganz rares gefunden, das
war vor zwei Wochen, das war das Letzte. Sind zwar die selben
Songs drauf, die überall drauf sind (Gelächter), aber ein
anderes Cover, aber ich sammle schon, nach wie vor.
MF: Auch Vinyl oder nur noch CDs?
Doro: Ne, auch Vinyl, es war auch eine Vinyl, deshalb ist
die auch so schön. Ich bin auch ein grosser Vinyl Fan, nach
wie vor, das hat viel mehr Gefühl und viel mehr Spirit.
MF: Calling The Wild gabs ja auch wieder
auf Vinyl......
Doro: Da habe ich mich darüber gefreut.
MF: Hattest Du da Mitspracherecht?
Doro: Ja, das ist halt geil bei SPV, da bin ich sehr zu frieden,
es ist zwar eine Independent Firma, aber die machen sich so
viel Mühe mit Special Packages. Die ganzen anderen, grossen
Companies hatten gar keine Special Packages oder Limited Editions
oder wenn, dann nichts, wo das Fan Herz höher schlagen konnte,
höchstens mit einem Bonus Track. Aber die haben sich richtig
Mühe gegeben, Box mit Poster und sogar Vinyl, also das fand
ich super. Wir haben uns darüber unterhalten und die meinten,
ja klar, machen wir. Ich habe auch gesagt, dass da die Fans
bestimmt darauf abfahren. Das haben wir schon seit Jahren
nicht mehr gemacht. Die grossen Companies haben keine Verwendung
dafür, weils auch teuer ist. Aber auf bitte haben die
gesagt, kein Problem. Das ist halt eine Rock Firma, die sind
näher bei den Fans dran, als Firmen die Madonna oder Phil.
Collins auf ihrem Label haben. Die haben auch nicht viel Verständnis
dafür.
MF: O.K., das wars, vielen Dank
Doro: Ja, keine Ursache.
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