Interview: DORO
18.8.2001
By Chris Cozzaty

Doro

Die ehemalige Warlock Sängerin Doro Pesch ist als Solo Künstlerin längstens etabliert. Mit Metal Hymnen wie „All We Are“ und Balladen wie „Für Immer“ hat sie Musikgeschichte geschrieben. Vor rund einem Jahr veröffentlichte sie ihr bereits elftes Album „Calling The Wild“, dass, wie nicht anders erwartet, ein absoluter Hammer ist.

Anlässlich ihres ersten Gigs im Fürstentum Lichtenstein traf ich die äusserst sympathische Metal Queen mit der grossartigen Stimme Backstage vor ihrem Auftritt im Gemeindesaal Triessen um ihr interessante und persönliche Antworten zu entlocken.

MF: Ihr habt also noch nie hier in Lichtenstein gespielt?

Doro: Nein, noch nie, das hat sich irgendwie nie ergeben. Aber gestern haben wir am Bikerfestival in Laax gespielt und daher waren wir in der Nähe. Irgend jemand hatte daraufhin die Idee hier zu spielen.

MF: Macht es für Dich einen Unterschied, ob du, wie hier, in einem kleinen Saal auf dem Land spielst oder an einem grossen Festival in Deutschland oder den USA?

Doro: Jedes Konzert und jeder Gig ist super special, egal ob es vor ganz vielen Leuten ist oder vor weniger. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in kleinen Clubs, wenn halt nicht so viele Leute da waren, die Hölle los war. Manchmal sind die riesen Festivals so anonym, dass man vor einer grossen Masse spielt und nicht so ein intimes Feedback bekommt. Aber jeder Gig ist auch total anders und einmalig. Ich spiele auch gerne an Orten, an denen ich noch nie war. Jetzt auf der Tour, das war übrigens die längste Tour, die wir seit vielen Jahren gemacht haben, da haben wir in vielen Territorien gespielt, in denen wir noch nie getourt sind. Wir waren in Russland, in Moskau, das war wahnsinnig, in Portugal und jetzt hier. Das macht dann schon wahnsinnig Spass.

MF: Das aktuelle Album ist ja eher wieder traditionell, im Gegensatz zu den vorherigen zwei. War das so geplant oder hat sich das so ergeben?

Doro: Jede Produktion fängt irgendwo an und dann, meistens ein oder zwei Jahre später wird’s irgendwie doch ganz anders. Ich wollte nur bei „Calling The Wild“ mehr Wert auf Performance und Song schreiben legen und nicht wie bei der „Love Me In Black“ und der „Machine“ so extrem viel auf den Sound. Ich dachte jeder Song muss das Soundgewand kriegen, dass er eben verdient und dann hat sich das so ergeben. Ich war auch hochzufrieden mit der „Love Me In Black“, aber das war eine andere Zeit.

MF: War das auch abhängig vom Zeitgeist?


Doro: Total, also unbewusst. Es ist nicht so, dass man denkt ich mach‘ das jetzt so, mit neuen Sounds. Es wird halt rumexperimentiert und ausprobiert was es neues gibt und das wird dann auch involviert, das ist auch ganz natürlich. Aber ich bin, nach wie vor, ein Fan von echten, ehrlichen Sachen, eher nicht so viel Technik einzusetzen. So haben wir eigentlich angefangen die „Calling The Wild“ zu machen und dann hat sich das halt so ergeben. Aber meistens lass ich es so geschehen. Wenn man eine Platte macht, bei unserem Fall ist es immer so, dass man sich darauf konzentriert und dann ist man auch ganz offen und es entwickelt sich. Ich mache dann meistens so 35-40 Songs und suche mir dann die aus, die mir am meisten am Herzen liegen, was immer schwer ist, es sind halt alle auf eine Art und Weise special. Aber dann sind auch die Songs rausgekommen, ich möchte nicht sagen basic, aber eher traditionell.

MF: Wird das nächste Album eher wieder modern oder traditionell?


Doro: Wir sind gerade wieder in der Vorproduktion für die nächste Platte und ich glaube schon, dass es im Stil von „Calling The Wild“ weitergeht. Aber auch auf der „Calling The Wild“ waren ein paar moderne Sachen drauf, ein Song, der gefällt mir so gut, der heisst „Scarred“, der hat auch ein Sound, wie die „Love Me In Black“. Das habe ich mit Jimmy Harry gemacht, ein super Typ. Da möchte ich auch dieses Jahr wieder hingehen. Also, deswegen wird bestimmt jeder Song anders klingen. Aber so „Calling The Wild“ mässig wird’s wieder. Mit noch mehr Energie und noch mehr Emotionen, dass man wirklich was spürt, das ist wichtig.

MF: Auf dem aktuellen Album hast Du Diverse Songs mitproduziert. Hast Du vor mal selber ein Album zu Produzieren?

Doro: Kommt immer darauf an. Also, die Sachen die ich mitproduziert habe, da sind wir ins Studio gegangen und haben’s gemacht und als ich das Gefühl hatte, das ist es, das brauchen wir gar nicht nochmals zu machen, da braucht auch kein Anderer seinen Senf dazu zu geben. Es hat sich halt so ergeben, aber es kommt auf den Song an. Wer weiss.

MF: Es ist also nichts geplant?

Doro: Nein, also für mich ist jeder Song immer ganz speziell, es muss natürlich eine Einheit sein und jeder Song muss in sich stimmen. Ich behandle jeden Song immer, als wenn es der Einzige auf der Platte wäre.

MF: Du hast ja schon mit diversen Gastmusikern gearbeitet. Gibt es noch andere Musiker, mit denen Du in Zukunft mal gerne was machen würdest?

Doro: Damals, der Gene Simmons hat ja die eine Platte produziert und ich bin ja nach wie vor ein super Kiss Fan, das war ein Highlight. Und dann Lemmy, das war so geil. Ich habe da jetzt nicht mehr viele Wünsche offen (Gelächter). Aber es kommt, wie’s so kommt. Ich plane das nicht vorher, wenn sich so was ergibt, wie das eine Solo, das Slash gespielt hat, wir haben uns getroffen und dann war das eine spontane Aktion. Mal gucken, aber das ist jetzt kein muss. Wir waren ja auf der Tour mit Dio, das war super geil, also da könnte ich mir auch vorstellen vielleicht was zusammen zu machen, das wäre schon was, weil ich den als Sänger schon grossartig finde.

MF: Die aktuelle Single Auskopplung ist das Billy Idol Cover „White Wedding“. War das Deine Idee oder wollte das die Plattenfirma?

Doro: Nein, ich wollte das, mir gefällt einfach dieser Song so gut. Wir haben dazu auch zwei Videos gedreht, eines für Amerika, das Andere für Europa.

MF: Du hast viele Songs mit sehr persönlichen Texten, auch über Themen wie Liebe und Beziehungen. Ist das schreiben und spielen solcher Songs so eine Art Therapie für Dich?

Doro: Also, es ist ein super Gefühl, wenn man merkt, viele Menschen fühlen irgendwie das Selbe. Es hat damals angefangen mit „Für Immer“, und das hat irgendwie so mitten ins Herz getroffen. Das ist dann schon ein super Gefühl, wenn man fühlt, dass man nicht alleine ist, mit dem jeweiligen Zeug, um das es dann geht. Aber Therapie, ich weiss nicht. Die ganze Musik ist Therapie. Wenn ich die Musik nicht hätte, dann wüsste ich überhaupt nicht wie’s weiter gehen würde. Gerade die letzten Jahre sind ganz viele Leute von meinem engsten Umfeld gestorben und das war so hart und wenn ich dann die Musik nicht gehabt hätte, ich hätte nicht gewusst wie’s weiter geht. Dann ist es schon in Anführungszeichen Therapie. Aber ich mach’s einfach und dann lass ich es halt fliessen und wenn es ein paar Leute erreicht, dann ist es super. Bei unseren Fans ist es auch so, manche Leute stehen eher auf die härteren Sachen und manche Leute nur auf die Balladen und jeder Fan findet dann schon seine Lieblingssongs. Aber ich mag das gerne, wenn das ganze Spektrum abgedeckt ist, von ultra brutal bis super sensibel.

MF: Schreibst Du Songs jeweils nach dem Du etwas erlebt hast, das Dich inspiriert oder erst wenn es darum geht ein Neues Album in Angriff zu nehmen?

Doro: Wenn ich irgendwie eine Idee habe, dann schreibe ich sie auf oder singe sie auf meinen Walkman. Aber dann ist sie halt noch nicht fertig, und wenn man dann wieder ins Studio geht, greift man die Idee wieder auf. Aber jeder Song entsteht auch anders. Manchmal hast du an einem Tag den ganzen Song von top to bottom fertig, Lyrics, alles und manche Songs dauern so drei, vier Wochen. Aber ich hab‘ das Gefühl, wenn irgend etwas so raus schiesst, ganz schnell kommt, dann hat es meistens eine ganz tiefe Bedeutung, dann ist irgendwas dran.

MF: Du wirst oft als Metal Queen bezeichnet. Ehrt Dich das?

Doro: Wenn die Leute mir was liebes zu sagen haben, bin ich immer happy. Weil es auch so viele negative Sachen gibt, die dir tagtäglich passieren, wenn du halt Musik machst. Dann bin ich immer froh, wenn die Leute was positives zu sagen haben, das freut mich immer.

MF: Also, Metal Queen ist kein abgegriffener Ausdruck für Dich, Du hörst das also immer noch gerne?

Doro: Ja, vor allem wieder. In den Neunziger war Metal vor allem in Amerika ja fast tot, und der Begriff Metal, Heavy Metal das hat dann auch keiner mehr gesagt, das war irgendwie komisch. Aber jetzt, so seit zwei Jahren da ist es wieder sowas von angesagt und deswegen freue ich mich schon darüber, ist ja auch positiv gemeint.

MF: Letztes Jahr machte das Gerücht über eine Warlock Reunion, aber ohne Dich, die Runde. Wurdest Du überhaupt gefragt, ob Du Interesse hättest?

Doro: Ich habe mich mit dem Gitarristen getroffen, nur wir hatten natürlich damals, wie das auseinander ging, einen riesen Schuldenberg, so ein paar Milliönchen und deswegen wäre das ein ganz schwieriges Unterfangen, sich da nochmals zusammen zu fügen. Ausserdem hatten wir ja ganz viele Bandmitglieder, und zwei Amerikaner haben sich dann auch schon bei mir gemeldet und haben gesagt, wenn eine Warlock Reunion, möchten wir natürlich wieder dabei sein, sonst würde es dann Lawsuits geben. Dann haben wir die Idee erstmals Ad Akta gelegt. Aber der Rudy, der hat‘s einfach mal versucht. Ich fand das jetzt auch nicht so super, dass dann ein Ur Mitglied eine Reunion alleine machen wollte. Aber wir haben uns getroffen und haben darüber gequatscht. Mal gucken, aber es ist halt schwierig, vor allen Dingen, weil auch die Namensrechte unser damaliger Manager sich unter den Nagel gerissen hat. Es sind viele Sachen, die man klären müsste, da hängt ein ganzer Rattenschwanz dran, das ist nicht so einfach, aber unmöglich wär’s nicht. Aber im Moment ist nichts geplant. Ich habe vorgestern meinen alten Drummer wieder gesehen, der hat ein paar Jahre keine Musik mehr gemacht, der hat sein eigenes Leben gefunden und der hatte einen Unfall gehabt und konnte kein Schlagzeug mehr spielen, so vier Jahre und jetzt kann es sein, dass es wieder in Ordnung kommt. Der Bassist hat ganz aufgehört Musik zu machen. Also, es ist ein schwieriges Thema. Ausserdem hängt mein Herz ja immer noch hier dran, und wie damals alles den Bach runter ging, das war furchtbar.

MF: Am 1. Juni spieltest Du zusammen mit dem Düsseldorfer Symphony Orchester. War das eine einmalige Sache oder wirst Du vielleicht sogar einmal eine Platte mit Orchester machen?

Doro: Also, eigentlich war es eine einmalige Sache. Besonders so die Mid Tempo Nummern kamen so gut, oder so was wie „Für Immer“, also das mit Orchester war schon der Hammer, fande ich. Also, ich weiss es nicht, eine ganze Platte zu machen, I don’t know. Aber vielleicht eine special EP, oder Single Bonus Tracks. Aber es sollte eigentlich eine einmalige Sache sein, aber das war echt der Hammer. Also, ich habe das ja vorher noch nie gemacht, ich habe es nur gehört. Metallica hat ja auch so was gemacht. Jemand hatte schon vor zwei Jahren die Idee, aber dann wollte ich nicht. Aber dann am 1.Juli haben wir es doch gemacht und es war irre. Denn Dirigenten hatte ich vorher kennen gelernt, ein super cooler Typ, wir haben uns sofort gut verstanden. Dann haben wir versucht einen Arrangeur zu finden. In der Klassik Welt haben die natürlich viele Vorurteile, das ist ja ganz klar. Zuerst haben wir keinen gefunden, dann, ganz zum Schluss, haben wir einen aus Brasilien gefunden, den haben wir dann auch extra eingeflogen, Leandro Braga. Der hat das so gut arrangiert da habe ich schon gedacht, vielleicht könnte man da irgendwie noch mehr machen. Also, durch diese Erfahrung habe ich schon ein paar Sachen gelernt, das war schon Hammer mässig. Aber nur für spezielle Songs, so „All We Are“ in Symphonie Fassung würde ich jetzt nicht unbedingt machen (Gelächter). Also so was wie „1000 Mal Gelebt“ war super und „Danke“ und“ Für Immer“. Ja, das war super, aber es bleibt offen, ob wir das wieder machen.

MF: Deine erfolgreichste Platte ist „Triumph And Agony“, die wurde ja drei Millionen Mal verkauft. Glaubst Du, Du wirst das noch mal topen können?

Doro: Die Zeiten waren halt doch ganz anders. In den achzigern haben wir schon wahnsinnig viel Support gekriegt, von der Plattenfirma. Anderthalb Jahre auf Tour verbracht, das war schon echt gigantisch und es wurde wahnsinnig viel Kohle rein gepumpt, schon alleine der Tour Support, was man heute fast gar nicht mehr kriegt. Die Plattenfirmen geben fast keinen Tour Support mehr, nur ganz minimal. Aber damals, das waren astronomische Summen, ich weiss noch, das war damals bei Polygram, da waren ungefähr 80 Leute in dem Office und haben daran gearbeitet und heute sind da vielleicht drei, oder so, wenn du Glück hast, meistens ist es nur einer, der total überarbeitet ist. Da hat sich halt alles geändert, das war dann auch die Hoch Zeit des Metals und das nochmals zu topen ist schwierig. Da denke ich auch nie dran. Hauptsache man macht halt das, was man fühlt. Aber es geht auch gar nicht um verkaufen. Manche Platten haben wir gemacht und die haben sich dann eher nicht so gut verkauft, aber die waren mir dann trotzdem die Liebsten. Die Hauptsache ist, man kann überleben, um dann wieder eine neue Platte zu machen, das ist wichtig. Wir haben eine Platte gemacht, das war die „True As Steel“, da durfte dann keiner machen, was er wollte und es wurde alles vorgegeben. Andere Leute hatten das Ruder in der Hand und die Platte war furchtbar schwierig zu machen und deswegen spiele ich nicht einen einzigen Song von dieser Platte. Weil es so ein Stress war. Ich durfte da nicht einmal meine eigenen Lyrics singen, die wurden von jemandem Anderen bearbeitet, da waren richtig harte Sachen dabei. Es war aber auch eine wertvolle Erfahrung, dass man so was nie mehr machen würde, aber das war halt so damals, als junge Band. Das Management und die Plattenfirma hatten das Sagen und man konnte sich auch nicht dagegen wehren und da haben wir gedacht, dann machen wir es halt so. Ich hatte aber auch immer das Gefühl, dass die Fans das gemerkt haben. Manche Leute fanden ein paar Songs ganz schön, aber das Overfeeling, das war so glattpoliert, furchtbar, das würde ich nie mehr machen. Aber die hat sich eigentlich auch ganz gut verkauft, weil gute Promotion gemacht wurde. Aber da hat mein Herz nie dran gehangen. Das war dann eher eine Qual auf Tour zu gehen und die Platte zu supporten. Wenn man schon das machen kann, was man will, das ist das Wertvollste.

MF: „Triumph And Agony“ war ja die Phase, als Warlock auseinander fiel. Siehst Du dieses Album eher als die letzte Warlock Platte oder als Deine erste Solo Platte?

Doro: Es war immer so, dass bei allen Warlock Platten, ausser der Ersten, Studiomusiker gespielt haben. Es haben eigentlich fast nie die Bandmitglieder gespielt. Deswegen war das halt immer eine schwierige Situation. Nach der „True As Steel“ war so ziemlich der Wurm drin, so ganz doll der Wurm drin und dann bin ich für drei Tage nach New York gegangen, es war so eine kleine Promotion Tour, und da habe ich den Joey Balin kennen gelernt. Wir haben ein paar Songs zusammen geschrieben und das hat auf einmal wieder geklappt und so was von Fun gebracht, und dann bin ich da geblieben und wir haben die Platte alleine gemacht. Mit vielen Musikern, z.b. Cozy Powell hat Drumms gespielt, der wurde zwar nicht namentlich erwähnt. Es waren schon gigantische Leute dabei.
Es war halt immer so eine Sache, Platten zu machen. Live waren die Jungs super, aber im Studio haben wir halt oft Studiomusiker gehabt, was dann auch in der Band mit viel Frust verbunden war. Aber als wir damals angefangen haben, waren wir super jung, der Drummer war, glaube ich, 14, als wir den ersten Plattenvertrag bekamen. Es hat alles ganz harmlos angefangen und auf einmal wurde es heftig. Ich hätte es auch gerne weiter Warlock genannt, aber dann waren halt die Namensrechte weg. Komplizierte Angelegenheit.

MF: Auf der „Triumph And Agony“ war ja der erste Song den Du in Deutsch gesungen hast. Du hast das dann öfters gemacht.....

Doro: Manchmal, bei der Platte mit Gene Simmons nicht und bei der „True At Heart“ auch nicht.

MF: .....wirst Du das auch in Zukunft machen?

Doro: Ja, wenn die so rauskommen, wenn man sich danach fühlt, so was kann man nicht forcieren. Die Idee muss dann rauskommen, ich weiss es nicht. Es gibt eine eingeschworene Fangemeinde, die, die Deutschen Songs mögen. Aber, wie z.b. bei der „True At Heart“ kam einfach keiner in Deutsch raus, da ist kein Zwang dahinter.
Gerade ein deutscher Song muss 100% sitzen, weil’s doch schwieriger ist, einen deutschen Text zu singen und zu schreiben, Also in Englisch ist alles irgendwie cool und in Deutsch gibt’s halt doch nur ein paar Worte, die sich cool singen lassen, die cool sind. Und auch die Story. Wir haben fast jeden Song in Deutsch dann nochmals in Englisch gemacht, aber wenn die ursprüngliche Idee in Deutsch war, dann hat der Englische nie auch nur daran riechen können. Es war zwar die selbe Story und der selbe Gedanke, aber die Deutschen Sachen hatten dann immer die Power, haben dann sogar die Jungs in der Band gesagt. Die wissen zwar nicht, was du singst, aber sie fanden das Deutsche magic.

MF: An der „Love Me In Black“ hast Du drei Jahre gearbeitet. Warum ging das so lange, bei dieser Platte?

Doro: Also, wir haben ganz viele Songs geschrieben und manche Sachen die dauern halt und brauchten ihre Zeit. Es war die erste Platte für Warner Brothers und ich hatte das Gefühl, ich möchte gerne was Neues machen, was Neues kreieren, im Sound und so, und das hat halt seine Zeit gedauert. Im Nachhinein hätten wir viel früher fertigmachen können, weil wir drei Mal neu gemixt haben und dann die Mixe, die ich letztendlich auf die Platte genommen habe, sind alles die Rough Mixe gewesen, die der Jimmy Harry bei sich zu Hause gemacht hat, in seinem Studio. Es war eigentlich nur so eine Guideline, um dem Mixer zu zeigen, wie es sich ungefähr anhören soll. Wir haben es dann so oft gemixt und das hat viel Zeit in Anspruch genommen. Aber das war’s, was der Jimmy gemacht hat, wenn der was macht, dann muss er’s halt von Anfang bis Ende alleine machen, der hat so ein gutes Gefühl, wenn er was mixt, auch mit der Stimme. Das gefällt mir und man spürt auch was, bei den anderen Mixen, die waren zwar gut, aber ich habe nichts gespürt. Also ein Jahr hätten wir uns schenken können. Es war aber dann gut zu wissen, dass da wirkliche Cracks am Werk waren und keiner hat es auf den Punkt gebracht. Die waren zwar vom Sound her voll geil, aber irgendwas hat gefehlt. Die Plattenfirma, die wollten dann mit mir über die Mixe reden, da dachte ich hoffentlich nehmen die nicht die, die wir in L.A. gemacht haben, weil die haben mir überhaupt nicht gefallen. Ich bin dann da hingegangen. Wir hatten eine CD mit ganz vielen Mixen und die haben wir uns alle zusammen angehört. Die, die der Jimmy Harry gemacht hat, fanden alle so gut, dass wir die Demos und die Rough Mixe auf die Platte getan haben. Das wäre früher nie möglich gewesen. Da waren fast immer die Demos besser und hinterher, die eigentliche Produktion war irgendwie flacher oder polierter und nicht mehr so geil, aber man hätte nie daran gedacht, Demos auf die Platte zu nehmen, aber Gott sei Dank ist das heute anders und ich bin doch zufrieden, genau so wie sie ist.

MF: Kannst Du eines Deiner Alben als Dein Lieblings Album bezeichnen?


Doro: Also die „Triumph And Agony“ von den Warlock Zeiten und von den Solo Sachen die „Love Me In Black“. Und die Letzte, die „Calling The Wild“ finde ich auch gut, aber die „Love Me In Black“, die hat irgendwas gehabt, da war eine andere magic drin. Bei der „Calling The Wild“ war für mich das persönliche Highlight mit Lemmy, das war so unglaublich geil. Ja, ich würde sagen die drei Platten. Aber da gibt es noch eine, die „True At Heart“, die ich ganz doll mag, aber es kommt halt auf die Stimmungslage an. Den Song „Fortuneteller“, den finde ich so schön.

MF: Du wohnst ja wieder in Düsseldorf.....

Doro: Ja, immer noch

MF: Aber Du hast doch in den Staaten gewohnt?


Doro: Ja, auch immer noch, in New York, ja so ganz zurückkommen, ne, ne.
Ja, mein Vater war sehr krank geworden, vor ein paar Jahren und da wollte ich jede freie Minute mit ihm verbringen und da habe ich die Wohnung wieder genommen, ich komme ja auch aus Düsseldorf. Ja, und mein Vater ist inzwischen gestorben, deswegen ist meine Mutter alleine und dann bin ich halt auch immer gerne da, wenn ich in Deutschland bin, und da ist die Wohnung schon besser, als bei meinen Eltern auf der Couch. Die haben einen anderen Lebensrhythmus (Gelächter), das war unerträglich für beide Parteien, wenn ich morgens um sieben Uhr ins Bett gehe und dann wachen die auf, das war untragbar.

MF: Kaufst Du dir selber auch CD’s.....

Doro: Ja, natürlich

MF: Was war das letzte, dass Du dir gekauft hast?


Doro: Was war das Letzte... Let me see..... was war das Letzte (Gelächter) so viel Zeug.....

MF: Oder was hörst Du im Moment gerne, ich habe gelesen, Du seist Rage Against The Machine Fan......

Doro: Ja, aber seit dem der Sänger weg ist, ich weiss nicht. Ich habe gehört der Chris Cornell hat den Job jetzt gekriegt, aber ich weiss nicht genau. Ich kriege ja die meisten Platten auch immer zugeschickt, von der Plattenfirma. Aber was selber gekauft...... ach ja, das war so ein Bootleg von Motörhead.

MF: Ein Bootleg?

Doro: (Gelächter) Ja, das war in einem kleinen Plattengeschäft, da haben wir so ein Instore gemacht und da haben die gesagt, such dir was aus. Da habe ich was ganz rares gefunden, das war vor zwei Wochen, das war das Letzte. Sind zwar die selben Songs drauf, die überall drauf sind (Gelächter), aber ein anderes Cover, aber ich sammle schon, nach wie vor.

MF: Auch Vinyl oder nur noch CD’s?

Doro: Ne, auch Vinyl, es war auch eine Vinyl, deshalb ist die auch so schön. Ich bin auch ein grosser Vinyl Fan, nach wie vor, das hat viel mehr Gefühl und viel mehr Spirit.

MF: „Calling The Wild“ gab’s ja auch wieder auf Vinyl......

Doro: Da habe ich mich darüber gefreut.

MF: Hattest Du da Mitspracherecht?

Doro: Ja, das ist halt geil bei SPV, da bin ich sehr zu frieden, es ist zwar eine Independent Firma, aber die machen sich so viel Mühe mit Special Packages. Die ganzen anderen, grossen Companies hatten gar keine Special Packages oder Limited Editions oder wenn, dann nichts, wo das Fan Herz höher schlagen konnte, höchstens mit einem Bonus Track. Aber die haben sich richtig Mühe gegeben, Box mit Poster und sogar Vinyl, also das fand ich super. Wir haben uns darüber unterhalten und die meinten, ja klar, machen wir. Ich habe auch gesagt, dass da die Fans bestimmt darauf abfahren. Das haben wir schon seit Jahren nicht mehr gemacht. Die grossen Companies haben keine Verwendung dafür, weil’s auch teuer ist. Aber auf bitte haben die gesagt, kein Problem. Das ist halt eine Rock Firma, die sind näher bei den Fans dran, als Firmen die Madonna oder Phil. Collins auf ihrem Label haben. Die haben auch nicht viel Verständnis dafür.

MF: O.K., das war’s, vielen Dank

Doro: Ja, keine Ursache.