Interview: Great White
10. März 2001
By Francoise S.

Nach dem äusserst gelungenen Gig der amerikanischen Great White, welche in alter Frische und mit einer unbändigen Spielfreude über die Bühnenbretter des Z7 rockten, traf ich die beiden Köpfe der Band - Sänger Jack Russell und Gitarrist Michael Lardie - zum Gespräch. Quietschfidel und in bester Laune bretterten mir die beiden ihren Ami- Jargon um die Ohren. Eine echte Herausforderung...


Ihr seid bereits vor einem Jahr in Europa auf Tour gewesen...

MICHAEL:    Ja! Das war im April 2000.

Richtig. Nun, im Gegensatz zu letztem Jahr habt ihr kein neues Album, das ihr promoten könntet. Warum?

JACK:    Warum nicht?? Wir haben eben grad nichts Besseres zu tun... (allgemeines Gelächter) Eigentlich arbeiten wir momentan an einem neuen Album, haben aber Angebote erhalten, nach Europa zu kommen und zu touren. Momentan bauen wir uns den europäischen Markt auf. Wir haben Europa jahrelang keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, weil unser früherer Manager das nicht für wichtig empfand. Nun, als wir ihn gefeuert haben, dachten wir „C‘mon, let’s play in Europe!“. Wir haben hier schon immer sehr gerne gespielt. Für uns ist Europa eine ganz neue Welt. Wir möchten uns hier in Europa etwas aufbauen, von Grund auf, und spielen so oft es geht in den Clubs. Wir erwarten nicht, dass wir hier in Stadien spielen, so wie in den Staaten. Aber wir werden so lange in den Clubs spielen und uns unsere Existenz in Europa aufbauen, bis wir hoffentlich auch hier irgendwann mal in den Stadien spielen... (Schön wärs ja, aber eben... d. Verf.)

Ihr hattet in der letzten Zeit eine Menge Line-Up-Wechsel. Warum hat Mark Kendall die Band verlassen? Er war schliesslich ein langjähriges Mitglied von Great White.

JACK:    Mark und ich spielen seit unserem 16. Lebensjahr zusammen, - seit 1977! Das ist eine verdammt lange Zeit. Mark wollte musikalisch einfach etwas anderes machen, etwas, das völlig anders klingt als Great White. Der Weg, den er gehen wollte war definitv ein anderer. Wir wollen soundmässig in Richtung Aerosmith, Mark möchte lieber Stevie Ray Vaughan-Mucke spielen. Eher poppig halt...

MICHAEL:    Ja, mehr erfolgreichere Songs, kommerzielle Sachen....

JACK:    Yeah! Er möchte Hits schreiben, haha! Aber wir sind immer noch Freunde! Er zieht sein eigenes Ding durch und wir freuen uns sehr für ihn. Wir wünschen ihm nur das Beste!

Wer sind eure neuen Mitstreiter in der Band?

JACK:    Es ist wirklich eine grossartige Truppe! Den Schlagzeuger Derrick Pontier habe ich an einer Party in Orange County entdeckt. Er hat da mit seiner Band gespielt, und was ich von ihm hörte klang toll! Ich habe mir seine Nummer geben lassen, weil ich noch nach einem Drummer für mein Soloprojekt gesucht habe. Letztendlich haben wir uns gedacht, dass er perfekt zu Great White passen würde.

MICHAEL:    Von unserem neuen Gitarristen, Ty Longley, hatte ich ein Demotape, das bestimmt schon vier Monate bei mir im Heimstudio rumlag. Ich habe Ty schliesslich angerufen und gesagt: „Lerne unsere Songs und komm dann rüber zu mir!“ Es hat dann einfach etwas Zeit gebraucht, bis er mit den Songs zusammen gewachsen ist...

JACK:    Yeah... es war ziemlich hart für mich mit einem neuen Gitarristen. Seit ich ein Kind war, habe ich mit Mark Kendall zusammen gespielt, und für mich gibt es nur EINEN Mark, niemand kann ihn ersetzen... Aber Ty kriegt das hin, und mittlerweile habe ich wirklich das Gefühl, dass Mark mit uns auf der Bühne steht.

MICHAEL:    Unseren Tieftöner Krys Baratto haben wir durch das Projekt „Samantha 7“ von C.C. De Ville (Gitarrist der legendären Poison... d. Verf.) kennengelernt...

JACK:    ...seine Mutter ist übrigens ein riesengrosser Great White-Fan, haha! Sie hat alle unsere Alben!

MICHAEL:    Einmal war sie im Bus unterwegs an eine Samantha 7-Show und hatte eine Great White-Scheibe im CD-Player. Sie ist ein wirklicher Fan, haha! Auf jeden Fall haben wir in der Band viel Spass zusammen...

JACK:    Yeah! Auf den letzten Tourneen war das nicht mehr so. Wir sind nie zuammen rumgehangen. Das habe ich sehr vermisst. Jetzt macht es wieder tierisch viel Spass, auch auf der Bühne! Rock’n’Roll IST Spass! Mann, das ist nichts ernstes... Rock’n’Roll ist Rebellion - es ist all das, wovon dir deine Eltern immer abgeraten haben! Haha!

Euer Set heute Abend war relativ kurz. Liegt das daran, dass ihr ein komplett neue Musiker um euch geschart habt?

JACK:    Das ist genau der Punkt! Wir hatten mit dieser Besetzung erst vier oder fünf Proben.

MICHAEL:    Eigentlich sind die Konzerte, die wir zur Zeit spielen unsere Bandproben...

JACK:    Sobald wir diese Tour beendet haben und wir wieder zu Hause sind, werden wir mit den Jungs proben. Dann können wir mehr Songs ins Repertoire aufnehmen.. Repertoire... was für ein hübsches Wort, haha! Das ist soooo französisch! (Gelächter)

Ihr habt kürzlich ein Best-Of Album veröffentlicht.

MICHAEL:    Ja, „Latest & Greatest“...

Genau. Es ist das zweite Best Of Album in zwei Jahren....

JACK:    Der Grund für die Veröffentlichung war im Grunde genommen der Fortschritt der Technologie. Wir haben also die alten Songs neu aufgenommen. Wir wollten einfach frischere Versionen von den Songs haben, da vielen Stücken einfach der Druck gefehlt hat.

Wie wird es in Zukunft mit Great White weitergehen?

JACK:    Da musst du den da oben fragen.... keine Ahnung! Ich habe keine Erwartungen an die Zukunft. Ich mache das noch so lange, bis es keinen Spass mehr macht. Aber bis dahin: Keep playin‘!

MICHAEL:    Ich denke, du musst dich einfach weiter entwickeln. Wenn du stehen bleibst, ist es an der Zeit aufzuhören...

JACK:    Es wird auf jeden Fall ein neues Great White Album geben. Wenn die Zeit dazu da ist, werden wir es veröffentlichen. Solange Michael und ich dabei sind, solange wird Great White überleben!

Jack, du hast mal gesagt: „ Rock’n’Roll is a celebration of life...

JACK:    ABSOLUT!

...Rock’n’Roll is a religion, if you believe in Rock’n’Roll it will never die!“

JACK:    Damit bin ich vollkommen einverstanden!

Du glaubst also immer noch an den Rock’n’Roll?

JACK:    Absolut! Dafür lebe ich, dafür bin ich hier! Rock’n’Roll - that’s it! Ich möchte weder Filmstar sein, noch sonst was!

Aber alle Filmstars möchten Rockstars sein!

MICHAEL:    Genau wie alle Rockstars Schauspieler sein wollen! Hahaha!

JACK:    Yeah! Haha! Aber ich möchte bestimmt kein Schauspieler sein. Ich möchte Rockstar sein - das ist meine Religion!