Interview: Kreator
By Roger W.
„Hordes Of Chaos“ heisst das neue Album von Kreator, welches die Band nicht nur auf die Frontcover sämtlicher relevanter Metal-Printmagazine bringt, sondern auch in etliche europäische Konzerthallen. Das Konzert im Z7 in Pratteln war dann auch Anlass genug, dem Gitarristen und Sänger Mille Petrozza ein paar Fragen zu stellen. Frisch von einer erfolgreichen Autogramm-Stunde kommend, beantwortete mir der Meister die Fragen mit einem feinen Humor und viel Feingefühl. Dabei wusste er immer genau, was er beantworten wollte oder nicht. Aber lasst euch Überraschen.

MF: Ihr hattet gerade Autogrammstunde. Wie ist die Verlaufen? Es hatte ja einige Leute.

MP: Ja, da waren sehr viele Leute da. Die Platte ist fast bis zum Ende durchgelaufen. Das heisst wir haben so 35 oder 33 Minuten lang unterschrieben. Und da könntest du jetzt ausrechnen, wie viele wir jetzt im Schnitt hatten. Wenn wir jetzt pro Minute eine bis zwei Personen hatten, dann sind das jetzt ungefähr 50 oder 60 Leute.

MF: Ist das so im üblichen Rahmen?

MP: Manchmal gibt es auch mehr, manchmal auch weniger. Es war eigentlich so im üblichen Rahmen. Die letzte Autogrammstunde hatten wir in Hamburg. Da waren es ein Bisschen mehr, aber das ist so der übliche Rahmen. Autogramme sind auch immer so eine Sache. Ich bin jetzt auch nicht so der grosse Autogramm-Jäger. Aber ich glaube, dass das gut ist für die Leute, die das mögen.

MF: Da kriegt ihr ja auch immer wieder Feedbacks von den Fans. Sind die durchwegs positiv, oder gibt es da auch kritische Stimmen?

MP: Ja also manche sagen: „Warum macht ihr denn überhaupt Autogrammstunden? Das kann doch nicht wahr sein, ihr Kommerziellos!“

MF: Naja, damit du kommst und Autogramme gibst.

MP: Nein, damit ich nicht mehr komme. Die sagen dann: „Seitdem ihr Autogrammstunden macht, seit ihr kommerzielle Arschlöcher geworden.“ Das hat mir letzthin einer gesagt. Ich war dann am Boden zerstört. Aber was soll man machen. Das weiss ich nicht und wusste ich nicht. Was hättest du da gemacht?

MF: Also ich finde es komisch, wenn einer mich während der Autogrammstunde fragt, warum ich denn Autogrammstunden mache?

MP: Okay, da gab es keiner. Ich habe dich nur verarscht.

MF: Okay. Du hast erst kürzlich mit Tom Araya von Slayer ein Interview geführt. Wie wars?

MP: Da gab es so ein Raum, und da haben wir miteinander gesprochen. Und der Typ vom Hard’n’Heavy-Magazin hat es aufgenommen. So…

MF: War das für dich ein Kindheitsraum der für dich da in Erfüllung ging?

MP: Nein, das nicht. Ich kannte Tom bereits, und Kerry und Dave sowieso. Das sind so Kollegen für mich. Es war kein Kindheitstraum. Es war ein nettes Gespräch. Das war supernett, weil Tom ein supercooler Typ ist. Aber es war jetzt kein Kindheitstraum. Wenn ich Kindheitsträume erfüllen wollen würde, dann müsste ich zum Mars fliegen. Das ist ein Kindheitstraum, oder in ein anderes Sonnensystem. Aber irgend jemand von einer Band zu treffen, ist eigentlich nichts, wovon ich träume. Aber die waren supercool. Und es war ein supernettes Gespräch.

MF: Gab es Aussagen, die dich überrascht haben?

MP: Von Tom? – Nein, der hat eigentlich genau das gesagt, was er meint. Also ein sehr ehrlicher und netter Typ.

MF: Ihr wart jetzt mit der neuen Scheibe sowohl auf dem Cover vom Metal-Hammer, Rock Hard und Heavy oder was. Besser geht’s fast nicht mehr.

MP: Es geht nicht besser, oder? Also auch für die Magazine geht es nicht mehr besser. Findest du nicht? Also ich meine, besser kann man es als Magazin gar nicht haben. Da hast du Recht. Ich fand auch, dass es für den Metal Hammer, das Rock Hard und das Heavy die Besten Monate waren, die sie wahrscheinlich je erleben werden. (lacht)

MF: Hat es dich überrascht, dass das neue Album so dermassen gut angekommen ist?

MP: Sagen wir es mal so: Wir sind in dieser Beziehung natürlich sehr selbstbewusst. Wir wussten, dass wir ein sehr gutes Album machen; also auf jeden Fall das Bestmögliche für Kreator in diesem Moment. Und ich bin jetzt nicht so, dass ich mich da überschätze. Also wusste ich, dass es ein gutes Album wird. Ich war überrascht, oder erfreut darüber, dass es jetzt so viele positive Resonanzen gab. Aber ernsthaft? Das wichtigste ist, dass die Fans das Album gut finden. Weil wenn die das Scheisse finden, dann kannst du auf Tausend Covers sein und es läuft trotzdem nicht.

MF: Und die Rückmeldungen der Fans sind also bisher auch sehr positiv?

MP: Das merkt man dann an den Autogrammstunden.

MF: "Hordes Of Chaos" scheint der Band nochmals einen richtigen Schub nach vorne zu geben. Täuscht da der Eindruck?

MP: Ja, also es muss ja auch immer weiter gehen, nach vorne und weniger gut wäre es, wenn es nach hinten gehen würde. Also wir bewegen uns auch immer in Richtung Zukunft. Also wenn wir jetzt plötzlich einen Rückschlag erleiden würden, wäre das auch blöd. Natürlich hast du das als Band auch nicht immer unter Kontrolle. Manchmal ist es einfach so, dass du einen Rückschlag erleben musst und es trotzdem weitergeht. Irgendwie geht es immer weiter. Von daher ist es gut, dass uns "Hordes Of Chaos" einen Kick nach vorne gegeben hat anstatt einen Schritt zurück. Wir sind zufrieden.

MF: Und das passiert eigentlich bereits sein Anfang 2000.

MP: Ja. Also wir konzentrieren uns seit 2000 mehr auf das, was wir tun. Und wir konzentrieren uns auf die Band, die wir sind. Und ich finde, dass wir seit 2000 auch ein ganz anderes Selbstbewusstsein haben. Wir haben uns einfach gesagt: „Okay, wir sind jetzt die Kreator und wir machen jetzt die Musik von Kreator und versuchen nicht irgendwie Songs zu machen, die nicht zu uns passen und Einflüsse von Aussen rein zulassen, die einfach mit der Band nicht viel zu tun haben, sondern mit persönlichen Musikgeschmäcker. Die Band ist seither viel gefestigter.

MF: Das mit den Musikgeschmäcker ist in diesem Falle aber vorher passiert?

MP: Wenn du Endorama, Outcast und auch Renewal anhörst sind das Alben, bei denen wir die Musik gemacht haben, welche wir schon immer mal machen wollten. Diese hatte aber nichts mit Kreator zu tun. Wenn du davon ein paar Songs hörst, klingt das zwar schon nach Kreator, aber manche Songs hätten auch von… keine Ahnung… The Cure sein können, oder von The Mission. Und das ist eben nicht Kreator.

MF: Das heisst, dass man aus heutiger Sicht diesen CDs unter einem anderen Namen veröffentlichen hätte sollen?

MP: Nein, ich finde diese Alben trotzdem gut. Es ist gut, dass wir diese gemacht haben. Ich glaube man muss halt… Weißt du, das ist das Problem, wenn du als Musiker immer in derselben Band spielst. Das heisst du bist immer gebunden und kannst nichts anderes machen, als das, was die Band vorgibt. Also ausser der Musik, die dir der Bandname vorgibt. Und wenn du noch was anderes machen willst, dann bleiben dir nur zwei Möglichkeiten: A: Du machst ein Projekt oder B: du nimmst einfacht eine Platte unter dem gleichen Namen auf, die dann aber bei den Fans manchmal nicht so gut ankommt. Also es heisst… ich weiss jetzt gar nicht mehr, was ich eigentlich sagen wollte. Das heisst manchmal… vielleicht hätte man aus diesen Alben ein Projekt machen sollen. Aber ich glaube es ist trotzdem gut, weil es für die Fans dadurch auch interessant bleibt. Ich glaube viele Fans hätten das nicht von uns erwartet, sowohl im positiven wie auch im negativen Sinne. Ich glaube auch viele Fans finden diese drei Alben gut. Du wirst überrascht sein, bei wie vielen Fans Endorama eines ihrer Lieblingsalben ist und auch Renewal. Outcast finde ich persönlich von den experimentellen Alben irgendwie am Schlechtesten, am Schwächsten, obwohl da der Song „Phobia“ drauf ist.

MF: Das heisst du wünscht es dir, manchmal auch andere Projekte zu machen? Oder fühlst du dich eingeengt durch die Musik?

MP: Also sagen wir es mal so. Ich habe so viel zu tun mit der Band, dass ich mich im Moment nicht so wirklich eingeengt fühle. Ich würde vielleicht gerne mal… Ich habe mich letzthin mal mit einem Freund unterhalten, der auch in einer Band spielt. Und der sagte mir, was ihn nervt. Und das war das gleiche, was ich auch empfinde. Und das ist, dass ich halt nur so zu einem bestimmten Zeitraum im Jahr kreativ bin. Ich glaube, ich möchte den kreativen Output mal über einen längeren Zeitraum im Jahr verteilen, und dann auch ein paar andere Sachen machen, die vielleicht nichts mit Kreator zu tun haben. Gleichzeitig möchte ich aber mit Kreator so weitermachen wie bisher. Das ganze müsste aber parallel laufen. Mal sehen, was sich da ergeben wird, ich weiss es noch nicht.

MF: Du hast mal zum neuen Album gesagt, dass es wieder mehr ein Bauchgefühl widerspiegelt, das heisst auch den spontanen Moment besser wiedergibt. Bedeutet das, dass du nicht jede Gitarrenspur 10 bis 20 mal aufgenommen hast, bis sie 100 Prozentig gestummen hat.

MP: Nein. Wir haben diesmal einfach ganz anders gearbeitet. Wir wollten mal ein Album machen, welches sehr ursprünglich ist.

MF: Das heisst die Gitarrenspuren, sind so zwei bis dreimal gespielt worden?

MP: Nein, also eigentlich haben wir als ganze Band immer zusammengespielt. Und Overdubs wie Gitarrenharmonien und -melodien wurden dann später beigefügt. Wir haben also quasi einmal die Band komplett aufgenommen und dann alles was so anfällt wie Soli, Overdubs und Gesang.

MF: Also ähnlich, wie es Edguy beim Hellfire Club-Album gemacht haben?

MP: Wie bei was?

MF: Wie es Edguy bereits bei ihrem Hellfire-Club-Album gemacht haben.

MP: Dann sind ja Edguy Vorreiter gewesen. Ja, also wir haben das eigentlich von Edguy kopiert. Ich wusste natürlich, dass das Edguy so gemacht haben.

MF: Du hast ja bei dem Album auch einen Bonustrack gesungen.

MP: Ja, ich habe darauf gesungen. Und habe dass dann im Studio gesehen und mir gedacht: „Hey, dass müssen wir auch machen.“ (lacht) Nein, also ernsthaft, wir haben das einfach mal ausprobiert. Also ähnlich haben das vielleicht auch Edguy schon gemacht, das kann sein.

MF: Ihr habt mir dem neuen Produzenten ja eine Person ins Boot geholt, der vorher mit Bands wie den Tocotronics und den Beatsteaks produziert hat. Du warst dir also sicher, dass der auch Metal hinkriegt?

MP: Ich habe ja vorher mit ihm gesprochen am Telefon, und hatte den Eindruck, dass es führ ihn eine Herausforderung darstellt mit einer Band wie Kreator zu arbeiten. Hätte ich jetzt irgendwie das Gefühl gehabt, dass er das irgendwie nicht begreift, was wir da tun, dann wäre ich auf keinen Fall auf ihn Zugegangen und die Zusammenarbeit wäre nicht zustande gekommen. Ich finde es immer ein Bisschen seltsam, wenn man Metal… Natürlich ist Metal eine spezielle Musik, die auch einen bestimmen Sound haben muss und eine bestimmte Produktion braucht. Allerdings finde ich es jetzt ein Bisschen übertrieben, jetzt so zu tun, als wäre Metal nur von bestimmten Leuten produzierbar, die sonst auch nur Metal produzieren. Dadurch gibt es eine Art Sound-Inzucht. Mit Moses Schneider zusammen zu arbeiten, war für mich persönlich, eine sehr positive Erfahrung und hat mir einfach noch andere Wege gezeigt, die es gibt. Ich glaube es hat super funktioniert und ob er jetzt vorher mit Tocotronic oder mit Mystic Circle zusammen gearbeitet hätte, wäre völlig egal. Weißt du? Er hätte ja vorher auch mit Edguy zusammenarbeiten können. Das weiss man nicht. (lacht)

MF: Also ich mag Tocotronic auch.

MP: Die magst du nicht?

MF: Ich mag sie.

MP: Ja, siehst du, das ist ja schon mal gut. Nein, aber ich weiss auch, wenn man das als Metal-Fan so liest, dann vermutet man sicher, dass die Band jetzt sicher komisch klingen wird. Aber das ist ja quatsch, weil das ja auch nur eine Band wie jede andere ist. Wenn wir ins Studio kommen, dann hören wir uns vorher auch nicht diese Bands an, die er vorher produziert hat, und versuchen dann auch nicht plötzlich so zu sein, wie diese Bands. Das wäre ja peinlich ohne Ende.

MF: Ein Grund wieso ihr zu ihm gegangen wart, war ja, weil du das Gefühl hattest, dass das Zeugs, das er produziert so klingt, als ob die Band für dich persönlich spielt.

MP: Genau. Also wenn du die letzten Tocotronic- oder Beatsteaks-Alben hörst, klingt es doch genau so. Du sitzt dann quasi im Raum und die Band spielt für dich. Das finde ich ganz gut.

MF: Die Toten Hosen haben das ja auch schon ausprobiert und machen das auch immer wieder. Wäre das auch was für Kreator, das ihr im Wohnzimmer von irgend jemanden spielt?

MP: Wir haben demnächst ein Bandprojekt vor, was sich im Moment schon konkretisiert. Es geht um unsere ersten fünf Alben. Und die wollen wir in so einer Art kleinen Runde… Aber das sage ich jetzt noch nicht. (lacht)

MF: Aber es geht in diese Richtung?

MP: Ja, wir wollen was in diese Richtung machen.

MF: Okay, ich frage nicht weiter.

MP: Ja, das wird dann eine Überraschung sein. Weil im Moment sind unsere ersten Platten sehr schwer zu kriegen. Wir wollen dem entgegen wirken. Aber… es wird was mit den ersten fünf Alben sein, also eigentlich mit den ersten sechs, Renewal noch eingeschlossen.

MF: Euer Gitarrist Samy ist Finne, hat aber eine Zeitlang in Berlin gelebt. Wie unterhält ihr euch mit ihm? Kann er Deutsch?

MP: Ja, er kann Deutsch. Hast du ihn nicht auch gerade gesehen. Ach du warst gar nicht bei der Autogrammstunde. Warst du auch da oder nicht?

MF: Ich war da so am Rande mit dabei.

MP: Weil du bist nämlich derjenige der gesagt hat, dass wir kommerziell seien.

MF: Ja, das war ich, der gesagt hat, ihr macht nur kommerzielle Musik.

MP: (lacht)

MF: Ja, Popmusik.

MP: Nein, also Samy spricht deutsch. Aber selbst wenn er kein Deutsch könnte, könnte er noch Englisch sprechen.

MF: Aber Bandsprache ist in diesem Falle Deutsch?

MP: Eigentlich schon, ja. Mit Ausnahme, wenn es dann mal gar nicht anders geht, dann fallen wir ins Englische. Aber eigentlich ist es Deutsch.

MF: Samy spielt ja auch noch bei Waltari. In wie weit profitieren Kreator von dieser extrem Vielfalt, die Waltari spielen?

MP: Ich bin ganz ehrlich und ich kann dir nur sagen, dass ich die letzten Sachen von Waltari gar nicht kenne. Ich weiss nur, dass Samy da so eine Verbindung mit der Band hat, weil das seine Freunde sind und er diese Band mitgegründet hat. Und deswegen bleibt er dabei. Er hat aber auch ein Double.

MF: Oh, schön.

MP: Ja ein Double, das ihn dann vertreten kann, wenn er eben mit Kreator unterwegs ist. Dann gibt es auch Waltari-Konzerte. Das heisst, Samy ist bei denen so irgendwie Mitglied, aber irgendwie auch nicht. Er kann da eben auch nicht aussteigen (lacht). Aber er ist in erster Linie Mitglied von Kreator. Waltari ist eher sein Seitending.

MF: Kommen wir noch zur aktuellen Tour. Ihr seid ja bereits eine Weile mit Emergency Gate, Eluveitie und Caliban unterwegs. Wie läuft es bis jetzt?

MP: Eigentlich gut, wenn nicht sogar sehr gut.

MF: Wie ist die Stimmung unter den Bands.

MP: Also gerade gestern war es ein gutes Konzert für alle Bands. In Hamburg war es auch super, Nürnberg war auch gut, Berlin auch und heute wird es auch super.

MF: Das hoffe ich mal. Gebt ihr euch auch gegenseitig Feedbacks?

MP: Ja schon. Wir sind zum Beispiel auch mit Caliban zusammen in einem Bus. Und da sprechen wir auch manchmal so über die Konzerte. Wir sind ja auch befreundet. (lacht) – Was auch noch dazu kommt ist die Tatsache, dass… ich weiss nicht wie es heute sein wird, weil Eluveitie ja aus der Schweiz kommen. Aber bei Eluveitie sind zwei Gitarristen ausgefallen, die dann irgendwie nicht mit auf die Tour kommen konnten. Und da spielen jetzt die Caliban-Leute mit. Also es ist so eine grosse Familie. Wir sind als grosse Familie auf Tour und es ist schön.

MF: Das heisst, man hilft sich gegenseitig wo man kann.

MP: Ja, ernsthaft. Es ist wirklich so.

MF: Der Titel „Everyone Against Everyone“ vom neuen Album scheint in diesem Falle nicht auf die Tour zuzutreffen?

MP: Nein, es gilt eher „Everyone Supports Everyone“ auf dieser Tour. Wir mögen die anderen Bands auch. Natürlich haben wir im Vorfeld der Tour auch gehört, dass viele Leute es gerne gesehen hätten, dass Kreator jetzt zum Beispiel mit Exodus, Pantera oder was weis ich auf Tour gegangen. Und manche sagen auch, dass das aktuelle Billing auch gar nicht zusammen passt. Aber ich finde es passt gut. Das wirst du heute Abend sehen, das passt super zusammen.

MF: Ich finde das Billing attraktiv, weil es sehr verschieden ist.

MP: Siehst du. Ich bin sehr zufrieden damit.

MF: Ihr habt vor ein paar Jahren die Live-Kreation CD und DVD herausgebracht. Welche Erinnerungen verbindest du damit? Das war ja mehr so ein Tourmitschnitt aus verschiedenen Konzerten.

MP: Es war bei Live-Kreation so, dass wir bei 50 Konzerten Aufnahmegeräte dabei hatten. Und dann haben wir am Ende der Tour alles sortiert, und das genommen, was am Besten war. Und dadurch ist es kein Live-Album im Stile von „Live in Pratteln“ oder „Live in weis was ich wo“, sondern ist so ein Livealbum mit Aufnahmen von verschiedenen Orten. Ein Song wurde in Athen aufgenommen, der nächste ist keine Ahnung wo aufgenommen worden. Das steht aber auch auf der Platte so. Und die Erinnerungen die wir daran haben, sind eigentlich ganz gute, weil es unser erstes wirkliches Live-Album ist. Vielleicht kommt nochmals ein Live-Album.

MF: Es ist auch cool, dass ihr verschiedene Ansagen drin habt im Stile von „Hallo Paris“, „Hallo Sao Paulo“.

MP: Ich habe es mir schon lange nicht mehr angehört, muss es aber wieder einmal tun. Dann kann ich es mir auch mal anhören, wie ich das alles so ansage.

MF: Du hast mal erwähnt, dass du auf der Bühne und in den Songs ernsthaft sein willst. Aber auf der Bühne habt ihr trotzdem sehr viel Spass?

MP: Also Spass im Sinne von… Ja, natürlich haben wir auf der Bühne Spass, sonst würden wir es auch nicht machen. Aber ich finde es doof, wenn Thrash-Metal immer so mit Party-Musik assoziiert wird. Für mich ist es eine ernste Musik. Es gibt natürlich ein, zwei Bands, die auch jeder kennt, die das anders machen. Die sagen dann, dass man auch Party machen muss und Bier trinken soll und was weiss ich was. Aber das ist nichts für Kreator.

MF: Aber das heisst ihr dürft trotzdem auch mal nette oder lustige Ansagen machen, oder steht man dann auf der Bühne…

MP: Nein, nein. Das kann man nicht. Das geht nicht. Das weißt du auch, dass das nicht geht.

MF: Auf der Live-CD gibt es diese letzte Ansage an Wacken…

MP: Ja, also das mit den Ansagen, da muss man immer ein Bisschen weghören. Ich bin nicht der grosse Ansagen-Macher. Und viele Leute machen sich dann auch darüber lustig, dass meine Ansagen ein Bisschen holprig sind. Und das ist mir auch egal, weil im Prinzip geht es uns um die Musik. Weil Ansagen zu machen, ist eigentlich doof. Normalerweise sollte man ein Konzert ohne Ansagen machen. Das fände ich besser. Aber da zwischen den Songs Pausen sind, wo man mit dem Publikum reden will, muss ich mir da immer jeden Abend was Neues einfallen lassen. Und manchmal ist es gut, und manchmal ist es nicht so gut, was ich da sage. Und manchmal ist es lustig, und manchmal ist es nicht so lustig. Manchmal ist es holprig, und manchmal nicht so holprig.

MF: Gebe es da nicht die Lösung, dass jemand anders die Ansagen macht? Oder war das nie ein Thema?

MP: Du vielleicht? (lacht)

MF: Nein, nein. Einer der Band meine ich.

MP: Nein, also ich habe mir schon überlegt, ob… Nein, lassen wir das… (lacht)

MF: Du bist mit Kreator schon sehr lange im Geschäft, gibt es für einen alten Hasen wie dich überhaupt noch Dinge, die dich in diesem Business überraschen können?

MP: Ja, aber das sind… Nein, also eigentlich nicht. Man kriegt so ein Bisschen einen Abstand zu den Dingen, weil die Dinge die einem überraschen oder auch Schief laufen auf Tour eigentlich immer so die Gleichen sind: So über die Jahre gesehen. Da passiert nichts anderes. Deswegen kann mich nichts mehr überraschen. Aber diese Frage ist schwierig. Ich möchte da jetzt nicht in die Details gehen, aber da gibt es schon mühsame Sachen. Auch solche, die für die Leute die jetzt von Aussen diese Dinge betrachten, auch nicht so Richtig nachvollziehbar sind. Und deswegen möchte ich darauf auch nicht weiter eingehen.

MF: Einverstanden. Du hast irgendwann mal gesagt, dass es in deiner Gegend viele sehr gute Thrash-Bands oder andere Bands gibt…

MP: In meiner Gegend?

MF: Ja. Die aber niemand kennt.

MP: Echt, das ist so? An die Aussage kann ich mich jetzt gar nicht erinnern.

MF: Okay.

MP: In meiner Gegend gibt es viele Thrash-Metal-Bands?

MF: Oder sonstige Bands, sie sehr gut sind. Gibt es da solche, für die du Werbung machen möchtest?

MP: Also das ist immer so eine Sache, weil meistens mache ich dann für irgendwelche Kumpels Werbung. Ob ich die Bands dann wirklich so super finde, weiss ich nicht so genau. Aber es gibt generell sehr viele gute Bands in Deutschland. Und da sollte man einfach mal so ein Bisschen nachforschen. Mir fällt jetzt im Moment echt keine ein, wo ich jetzt sagen könnte, dass das eine super neue Band ist, die du dir jetzt unbedingt anhören musst. Da fällt mir im Moment ehrlich keine ein.

MF: Kommen wir zur letzten Frage. Tommy Vetterli hat ja mal bei euch gespielt und ist heute Musikproduzent in der Schweiz. Habt ihr noch Kontakt?

MP: Nein, haben wir nicht. Er hätte die Chance heute Abend zu kommen. Aber ich weis nicht ob er es tut (lacht). Ich weiss es nicht. Ich habe eigentlich keinen wirklichen Kontakt zu Tommy. Was aber auch daran liegt, dass er jetzt in der Schweiz wohnt und nicht in Deutschland. Es gab kein böses Blut und ich würde mich freuen, wenn er mal wieder kommen würde. Aber wahrscheinlich hat er viel zu tun.

MF: Er ist ja auch Produzent. War das mal ein Thema, Kreator auch bei ihm zu produzieren?

MP: Tommy hat eine Art und Weise zu produzieren, die für Kreator nicht funktionieren würde.

MF: Okay. Möchtest du näher darauf eingehen?

MP: Nein, nein, das ist Tommy's Art und das ist gut für andere Bands.

MF: Wie produziert ihr denn?

MP: Immer anders. (lacht)

MF: Gut, ich habe verstanden. Kommen wir zu den berühmten Worten an die Fans. Gibt es was, was noch unbedingt gesagt werden sollte?

MP: „Grüezi“ in die Schwyz. In die schöne Schwyz. Und auch in die französische und in die italienische.

MF: Vielen Dank fürs Gespräch.

MP: Ich danke dir.



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