Interview: Primal Fear
By Rockslave
Es wäre wirklich ein Hammer-Package gewesen, aber wie schon im Interview mit Brainstorm angesprochen, waren heute Abend nur zwei Bands zu Gast in Pratteln. Kaum war das Interview mit Todde Ihlenfeld also geführt, ging es flugs rein ins Z7, wo ich im oberen Container (in Richtung Bühne gesehen oben rechts liegend) auf einen sehr relaxten Mat Sinner traf. Es soll ja Leute geben, die sagen, dass der blond gelockte Bassist zuweilen etwas arrogant sein soll. Davon sah ich, respektive erlebte ich jetzt rein gar nichts, im Gegenteil! Der nebst in seiner Hauptband Sinner oder zuletzt bei Voodoo Circle spielende Musiker zeigte sich gut gelaunt und redefreudig. Im Verlauf des Interviews kamen auch noch (Aushilfs-) Gitarrist Alex Beyrodt und Sänger Ralf Scheepers kurz rein, die aber keine Fragen beantworteten. Trotzdem liess ich es mir nicht nehmen, mindestens noch mit Alex ein quasi zusätzliches, gemeinsames Foto (thanx to Mario Hug - MV!) schiessen zu lassen. Nebst über übliche Business-Themen sprach Mat auch das Reisen und Touren an und warum Primal Fear stets darauf bedacht sind, ihre längst weltweite und mittlerweile beträchtliche Fangemeinde zufrieden zu stellen. (MS = Mat Sinner)

MF: Seit das neue Album erschienen ist, seid ihr ganz ordentlich beschäftigt, sprich unterwegs gewesen, und seid es ja immer noch! Keine Ermüdungserscheinungen?


MS: Nee..., es ist halt für einen Musiker schön, wenn er seine Musik..., nachdem er sie aufgenommen hat, auch dem Publikum präsentieren kann. Bei Primal Fear ist es eben so, dass wir Fans auf der ganzen Welt haben, was es uns ja auch erlaubt, Profis zu sein. Weil nur noch mit Europa würde es nicht funktionieren, würde es knapp..., ich mein'..., jeder weiss, dass die Möglichkeiten, CDs zu verkaufen oder auch Titel downzuloaden eher weniger wird. Insgesamt und da müssen wir natürlich uns neue Märkte erkämpfen, damit wir weiterhin auf die Stückzahlen kommen, die wir brauchen, um davon leben zu können. Also muss man sich den Allerwertesten lupfen und auch in entlegenen Gegenden touren, was wir auch tun und gern tun.

MF: Primal Fear waren eigentlich von Anfang an erfolgreich, aber in den letzten Jahren habt ihr laufend zugelegt. Was ist hauptsächlich dafür verantwortlich?

MS: Na..., sagen wir es mal so, wir haben einfach den Spagat geschafft..., 2005..., von einer ziemlich eingefahrenen Schiene interessantere Musik zu machen, uns auch ein bisschen zu lösen, neuere Elemente einzubringen in unsere Musik und trotzdem noch uns selber zu bleiben. Wir haben mit Orchester-Parts experimentiert, wir haben längere Songs mit aufwändigeren Arrangements geschrieben und waren trotzdem noch Primal Fear. Das haben die Leute gewürdigt..., wir haben immer eine ehrliche, hundertprozentig energetische Show abgezogen. Wenn wir live wo spielen, gabs keine Gig, wo wir uns irgendwo gehen lassen oder erst mal da ankommen, vielleicht nicht so viel Leute..., dann strengen wir uns nicht so an..., das gibts bei uns alles nicht. Also wir pflegen unsere Fans, wir sind sehr dankbar über unsere Fans und werden auch jeden Auftritt ernst nehmen und alles geben. Das wissen unsere Fans auch zu würdigen und deswegen ist Primal Fear einfach 'ne Band, die konstant Platten verkauft, erfolgreich ist..., mal ein bisschen besser, mal ein bisschen weniger. Die letzte Platte war..., sagen wir mal..., unsere erfolgreichste Platte seit langer langer Zeit.

MF: Die frühen Platten waren geprägt von speedigen Songs und satten Groovern. Bis auf ein paar Balladen gab es nicht viel dazwischen. Habt ihr das selber bemerkt oder waren das eher Einflüsse von aussen?

MS: Keine Einflüsse von aussen..., wir sind ambitionierte Musiker, die auch noch als Produzenten und Songwriter tätig sind und so weiter und so fort. Und wir haben den Anspruch an uns selber und ich habe noch nie Bock gehabt, zweimal die gleiche Platte zu machen..., ja. Und das ist schon auch ein Anspruch, den ich an mich selber stelle, dass sich Musik weiter entwickelt. Es kann auch ruhig mal jetzt nach diesen etwas experimentelleren Zeiten auch mal wieder 'ne grundsolide 10-Song Heavy Metal LP kommen. Das will ich ja nicht mal irgendwo bezweifeln, dass sowas auch mal jetzt, nach den drei etwas experimentelleren CDs mich reizen würde..., mal wieder mit fünf Leuten in einem Raum zu stehen und drauf los zu ballern. Das will ich nicht ausschliessen und ich sag' auch nicht, dass sowas nicht uninteressant sein kann. Ganz im Gegenteil..., ich glaub', das würd' mich auch wieder mal reizen.

MF: Wobei, du bist ja eigentlich viel beschäftigt... (ich kralle mir gerade die mitgebrachte neue Top-CD von Voodoo Circle) - Das ist ein Hammer-Ding...

MS: ...mmh! (stimmt mir zu)

MF: ...und da bist du deutlich drauf zu hören...

MS: ...mmh! (stimmt mir abermals zu)

MF: ...also das sind dann Dinge, die du auch gerne so machst, wenn du die Zeit dafür findest?

MS: Na..., es kommt immer drauf an, wie das Umfeld ist. Da sind hervorragende Musiker..., da ist ein Musiker, der mir immer hilft..., der Alex (Beyrodt - MF), also helfe ich ihm. Das ist ein Geben und Nehmen und Voodoo Circle haben einen tollen Sänger (David Readman von Pink Cream 69 und Dougie White als Gast - MF), haben einen tollen Keyboarder (Jimmy Kresic - MF) und das macht Spass. Wenn ich Zeit habe, bin ich bei denen dabei..., das mache ich schon.

MF: Ihr dreht regelmässig Videos zu einigen von euren Songs. Welchen Stellenwert haben diese heute im Gegensatz zu früher und müsst ihr Kostenlimits einhalten?

MS: Ja klar! Also ich mein'..., heutzutage bei uns ist es so..., wir haben einen Vertrag, wir kriegen pro Album-Release ein Budget, mit dem wir dann veranstalten können was wir wollen. Ob wir dann so und so einen grossen oder so einen kleinen Betrag in ein Video rein stecken, ist unsere Entscheidung. Das ist auch schön so, dass es so ist, aber sagen wir mal 'ne Band wie Primal Fear, die einen weltweiten Release hat, der auch noch fast simultan ist..., für die ist es schon gut, wenn man einen Video-Clip auch als zusätzlichen Bonus-Track auf die CD anliefert. Es ist ja auch so..., zwar ist ein Video natürlich auch ein Promotion-Mittel, das überall im Internet angeschaut werden kann. Aber ich finde es auch schön, wenn man das auf einer CD zusätzlich zu der ganzen Musik hat..., und es gibt ja auch Fans irgendwo auf der Welt, die dann die CD kaufen und an kein Konzert von der Band kommen, weil sie zu weit weg wohnen oder irgendwas. Zumindest haben sie dann mal ein zusätzliches visuelles Medium, um die Band zu sehen und sich das anzuschauen. Ich finde das ganz ok..., also für uns ist ein Video schon Standard.

MF: Auf eurer MySpace-Seite hat es einige drauf...

MS: ...ja...

MF: ...und verschiedene..., auch thematisch..., unterschiedliche Dinge, aber immer gut gemacht. Also so mit einer Story dahinter...

MS: ...gut, es gibt Videos, die sind teurer gewesen..., vor drei, vier Jahren noch und sagen wir mal jetzt macht man mehr Videos für ein kleineres Budget, wo aber dennoch irgendwo von uns als ok empfunden wird. Also Mist wollen wir nicht machen und zu billig darf es auch nicht sein. Aber das, was wir da machen, ist alles in Ordnung.

MF: Die neue Plattenfirma «Frontiers Records» beherbergt längst nicht mehr nur Melodic Rock-Acts! Was gab bei euch den Ausschlag, eine mehrjährige Zusammenarbeit einzugehen?

MS: Ahmmm..., dadurch, dass wir ja so lange bei «Nuclear Blast» und erfolgreich mit ihnen waren, zusammen gearbeitet haben, war für uns 'ne Plattenfirma, die nicht in Deutschland (sondern Italien - MF) beheimatet ist, deswegen interessant, weil die andere Länder für sehr sehr wichtig empfinden, was eine deutsche Firma nicht tut. «Frontiers» war deswegen für uns ein Thema, weil wir wissen, dass die Platten verkaufen können. Wir brauchen 'ne Plattenfirma, die eine aggressive Verkaufsstrategie fährt und sich nicht gleich mit ein paar Nummern zufrieden gibt..., sondern die was erreichen wollen! Und die haben uns den Eindruck gegeben, dass sie..., sagen wir mal..., was die Verkaufsstrategie und die weltweite Abdeckung anbelangt, knallhart daran arbeiten. Und das war uns sympathisch..., ob da jetzt Pop-, Schlager- oder Metalmusik drauf ist..., das ist doch eigentlich scheissegal! Wenn ich bei einem Major-Sign wie «Universal» oder «Warner» bin..., und habe einen Major-Deal, dann muss ich auch damit zurecht kommen..., dass die abseits des Metals sämtliche Genres bestücken..., also ist es eigentlich egal! Hauptsache, die Plattenfirma kann Platten verkaufen..., das ist wichtig!

MF: Es gibt weltweit tausende von Bands die harte Musik spielen und jeden Monat erscheinen rekordverdächtig viele Alben. Trotzdem geht es dem Musikgeschäft nicht wirklich gut. Woran liegt es also..., nur am Internet?

MS: Natürlich ist es so, dass das Format mp3 und die einfache Möglichkeit, damit Unsinn zu veranstalten..., und natürlich auch ein Generationswandel, dass sich die jüngere Generation viel besser mit Computern auskennt, wie es noch vor zwanzig Jahren der Fall war. Das ist einfach ein Puzzle aus vielen kleinen Steinchen und natürlich das Format mp3 und die Möglichkeit, das zu verbreiten. Und damit auch..., Unsinn zu veranstalten, wo gerade verschiedene Länder prädestiniert dafür sind. Das tut natürlich weh..., das ist für mich immer das Gleiche..., ich gehe in den Supermarkt, nehme einen Liter Milch und bezahle nicht an der Kasse. Das ist ein Produktionsvorgang, der bezahlt werden muss..., eine Band, die einen Qualitätsstandard an sich hat, bezahlt für die Produktion enormes Geld! Was haben wir denn? Wir haben jetzt, wie du sagst, eine Schwemme an Releases..., die Leute zu Hause an ihren Computern. Man ist nicht mehr mit dem Sound so zufrieden wie vielleicht vor zehn oder vor fünf Jahren, wo teilweise noch brutale Bombenproduktionen gemacht wurden, die sich mit den grossen Ami-Produktionen sogar messen konnten. Heut' gehen wir zum Beispiel durch'nen Soundcheck in einem grossen Heft..., wir haben 50 CDs, das sind nicht mal alle, die in diesem Monat veröffentlicht werden..., sondern die andern 50 kommen da nicht mal rein..., und von diesem 50 sind..., sagen wir mal 25 oder 20 Produktionen, die zu..., in einem Wohnzimmer stattfinden. Das kann ja keine gute Entwicklung sein..., ja! Warum gehen grössere Bands in Studios und geben sich da Mühe mit Produzent, mit Engineer, mit tollen Mikrophonen..., Peripherie..., sowas kostet Geld und muss bezahlt werden, ganz klar.

MF: Eure aktuellen Tourneen führen und führten euch weit herum in der Welt. Wo spürt man noch sowas wie die Aufbruchstimmung der 80er Jahre?

MS: Das kann man nicht so pauschal sagen, glaube ich nicht..., öhmm..., wir haben gerade in Städten, die als superproblematisch gelten, riesige Erfolge gefeiert..., New York am Broadway..., Los Angeles am Sunset. Das sind Städte wo du hingehst und denkst die haben ja eh schon alles gesehen..., jeden Tag sind da drei Konzerte! Bei uns war es diesmal so, dass da die Resonanz und das Konzert dann auch dementsprechend unglaublich geil war. Es waren viele Leute da, wir haben ein tolles Konzert gegeben und..., da spielt für mich Aufbruchstimmung oder irgendwelche Frustration, weil es nicht mehr so ist wie mitte der 80er..., spielt für mich gar keine Rolle. Für mich ist der momentane Zustand eine Aufgabe, eine Herausforderung und entweder ich stelle mich dieser oder hock' mich irgendwo in meiner Plattenfirma hinter den Schreibstisch. Aber diese Herausforderung und die Motivation mit der Band zu bestehen, ist für mich wichtig..., ja..., und wenn ich nach Kolumbien gehe und die Fans rasten aus oder ich gehe nach Helsinki und die Fans rasten aus..., oder nach Tokyo..., ist eigentlich mal scheissegal! Also es gibt noch genügend Fans, die mit uns einen tollen Abend feiern, ihre Probleme vergessen und mal völlig aus sich raus gehen können. Das ist für mich wichtig und das erreiche ich mit Primal Fear, und für mich ist es natürlich die beste oder die grösste Befriedigung, dass es auf der ganzen Welt passiert. Ich weiss nicht, wie es heute Abend wird, aber es wird bestimmt auch gut, weil die Band ist in einer tollen Verfassung und in einer tollen Form, spielen gut zusammen, verstehen uns gut und das ist eine Grundvoraussetzung für ein tolles Konzert.

MF: An welchen der inzwischen zahlreichen Festivals spielt ihr am liebsten und warum?

MS: Mir ist es eigentlich egal..., ich hoffe, das ist keine frustrierende Antwort für dich, weil für mich ist es total spannend nach New York zu gehen und dort eine Headliner-Show zu spielen..., in New York! Das ist für mich spannender wie zum siebten Mal auf'em BYH!!!, oder in Wacken oder Blubb zu spielen..., ich liebe diese Festivals, ich bin gerne auf solchen Festivals, ich spiele auch gerne dort, aber Primal Fear ist 'ne Band, die..., wir haben so viel wichtige Aufgaben..., für uns ist der Sommer nicht unbedingt ein Highlight..., für uns..., wir haben jetzt für März wieder 'ne Europa-Tournee geplant. Wir haben für Mai/Juni die nächste Amerika-Tournee geplant. Für uns sind Aufgaben da..., weisste..., wenn wir jetzt für Wacken gebucht werden..., 2010..., dann ist es für uns super, aber wir spielen eine Woche davor in New York und zwei Wochen davor in San Francisco. Das ist was ganz Tolles, aber nicht gerade so, dass das für uns der Main-Event ist, und wir freuen uns drei Wochen darauf. Ich hoffe, das klingt nicht arrogant...

MF: ...nein, auf keinen Fall! Auf welche Weise entspannt sich ein Profimusiker wie du, wenn er die Musik für einmal ins zweite Glied stellt?

MS: Da ich ja nebenbei noch Produzent und Manager von Künstlern bin, gibt es für mich kein Leben (lacht) ausserhalb der Musik! Ausser mal 90 Minuten meinem favorisierten Fussball-Club zuzuschauen und da auch total voll mitzugehen oder mit meinem Hund und mit meiner Freundin mal einen schönen Spaziergang im Wald zu machen oder auf meine Terrasse zu liegen und mal alles baumeln zu lassen. Aber Mat Sinner ist so ein Typ, wenn du ihm um elf Uhr abends noch 'ne Mail schreibst, kriegste innerhalb von zehn Minuten eine Antwort!

MF: Bei mir würde das auch so sein! (beide lachen) - «Heading For Tomorrow» ist ein alter Kult-Song von Gamma Ray, ein Klassiker. Könntet ihr den heute Abend spontan spielen, respektive was ist das Schwierigste an alten Songs, die man schon lange nicht mehr gespielt hat?

MS: Joa..., öhmm..., wir nehmen heute Abend einen Teil von der DVD- und Live-CD auf, da gehört kein «Heading For Tomorrow» drauf, ob es einem gefällt oder nicht... (lacht) - wir haben acht CDs und haben eher Probleme unsere eigenen Songs noch in ein Programm zu packen, um es allen recht zu machen. Du kannst es sowieso nicht allen recht machen..., Cover-Songs sind für Primal Fear seit langer Zeit tabu! Wir müssen sogar Songs weglassen aus unseren totalen, eigenen Favoriten..., deswegen kann ich dir die Frage eigentlich einfach so beantworten..., die stellt sich gar nicht! (lacht laut) - auch wenn der grösste Sinner Fan der Welt kommt und will mich jetzt hier ein Lied singen lassen. Das stellt sich nicht..., hier sind Primal Fear..., heute Abend, wichtige Aufgabe..., die werden wir, so gut wie wir können, wahrnehmen.

MF: Was sagen dir die Namen Hagar, Smith, Satriani und Anthony..., zusammen?

MS: (nach 1 Sekunde) - Chickenfoot!

MF: Richtig..., die Supergroup von 2009..., wurde geschrieben, wurde gesagt. Welche wäre deine Wunschformation in diesem Zusammenhang?

MS: (nach 7 Sekunden) - Ich denk' kleiner..., ich bin ein gestandener Musiker, der schon mit vielen vielen Grössen zusammengearbeitet hat..., meistens im positiven Sinn. Und ich schaue eigentlich, dass ich mir ein positives Umfeld schaffe..., mit Leuten, die total hinter meiner Musik stehen. Was bringt mir ein John Sykes (Thin Lizzy, Ex-Whitesnake - MF) an der Gitarre von Primal Fear, wenn er eigentlich keinen Bock drauf hat? Dann ist mir die "kleine" Lösung Alex Beyrodt lieber, weil der gibt 1000% (lacht) - und der darf dann auch mal einen Fehler machen..., weisste. Und..., ich glaube, wir haben einen exquisiten Metal-Drummer (Randy Black, Ex-Annihilator - MF), wir haben einen der besten Metal-Sänger, wir haben zwei tolle Gitarristen..., ich bin mit dem zufrieden, was um mich herum schwirrt.

MF: Wie entsteht ein Song wie «Hands Of Time»? Was ist schwieriger, eine Ballade, einen satten Rocker oder einen pfeilschnellen Speedster zu schreiben?

MS: Schwierig hat es jeder Titel, der auf eine CD von Primal Fear...

MF: ...schafft...

MS: ...will! (lacht laut) - will..., öhmm..., der Punkt ist der, dass ich glaube, dass..., sagen wir mal..., eine Ballade aufgrund..., dass du mehr Platz hast zwischen den Tönen. Dass es ein grösserer Anspruch ist, eine Ballade zu schreiben, die weder cheesy, was wir nicht wollen..., also wir wollen keinen Mainstream Rock machen. Es darf nicht cheesy sein, es darf kein AOR sein. Es muss einen gewissen Anspruch haben, wo wir glauben "jou", das ist geil und «Hands Of Time» ist, wie die meisten Songs der neuen CD, ja in Schweden entstanden, wo Henny (Wolter - MF), Magnus Karlsson und ich 'ne Woche zusammengesessen sind und gejammt haben. Die Grundidee hatte ich schon länger und ich wollte auch so einen Song machen, der eine ganz andere Atmosphäre rüber bringt. Es war so..., Ralf war zu der Session nicht dabei, also mussten wir die Vocals simulieren! Und das Demo war aber so geil, dass jeder sagt..., Ralf kann deinen Part singen, aber die Grundstruktur ist so geil, dass ihr alle singt..., lasst es doch so. Am Anfang war der Ralf überhaupt nicht begeistert..., ich bin doch da Sänger und ich..., plapp plapp plapp..., jetzt singen auf einmal wieder alle anderen... ja..., hat ihm nicht so gefallen. Das war dann aber so, dass im Endeffekt er mir als Produzent das "OK* gab, den Song zu produzieren, so wie ich mir das vorstelle und hinterher dann auch gesagt hat "is'n Super-Song, den spielen wir heute Abend".

MF: Das Jahr 2009 gänzte, wie schon letztes Jahr, mit Tourneen und Alben von AC/DC, Iron Maiden, Metallica, Mötley Crüe, Heaven & Hell, Slayer, Rammstein, und viele mehr leg(t)en ebenfalls nach. War es je besser?

MS: Och..., ich hatte jedes Jahr ein paar schöne CDs, die mir richtig gut gefallen haben. Ich glaub', dass es..., sagen wir mal von der Qualität her natürlich im Moment für alle Bands, die Platten verkaufen wollen, die Messlatte ziemlich hoch liegt. Aber ich kann nicht sagen, dass AC/DC vor 20 Jahren schlechtere Songs geschrieben haben. Musikalisch haben sie sich auch nicht arg geändert, also so, dass ich jetzt von der Qualität irgendwo auf die Knie gehe, das ist es nicht. Aber ich mache auch schon lange Musik und bei Rammstein ist es das Gleiche, also die erste und zweite CD von denen fand ich auch nicht unbedingt viel schlechter wie die neue. Natürlich ist es schön, dass so viel gute CDs rauskommen..., ist mir lieber, diese CDs kommen raus, wie irgendwelche Schwachsinns-CDs, die ohne Qualität irgendwo daheim in einer Ecke entstehen.

MF: Du hast zusammen mit Alex ja das hammergeile Album von Voodoo Circle eingespielt. Besonders «Dream Of Eden» ist ja sowas von geil und ein Song, den ich mir fast täglich rein ziehe. Wird man diese Mucke je live auf einer Bühne sehen und hören?

MS: Wir haben gespielt..., (ups! MF) - wir haben fünf Live-Shows in Deutschland gemacht. Die fanden wir auch alle saugeil, weils mir persönlich irgendwas was anderes gegeben hat, wie die anderen Sachen, die ich mache. Voodoo Circle ist so eine Band, da kann auch mal ein Song live zwanzig Minuten gehen und da wird gejammt und das hat dann einen ganz speziellen Spirit. Ich glaube auch, dass die Leute, die die Konzerte gesehen haben, sehr sehr begeistert von der Band waren. Weil jeder einzelne Musiker hat eine ganz spezielle Aura und ist ein ganz spezieller Musiker. Zusammen funktioniert das super, nur ist es natürlich so..., also schick mal Voodoo Circle ins Z7 und du spielst vor zwanzig Leuten. Ich mein', das macht keinen Spass ja..., wir müssen die Band aufbauen, wir arbeiten gerade an der zweiten CD und die wird so in einem halben Jahr rauskommen. Und dann schauen wir mal, ob man die Band auch ein bisschen mehr live präsentieren können.

MF: Du hast vorhin gesagt, wenn man dir spät noch ein Mail schreiben würde, würdest du antworten, das heisst also diese...

MS: ... manchmal..., kommt drauf an wer... (lacht laut)

MF: ...MySpace-Einträge, die von dir sind, waren..., also die Antworten dann so..., Mexico habe ich mal gesehen, die waren dann von dir?!

MS: Ja klar! Ich beantworte meine Sachen selber..., siehst ja, die Mühle (Mat hatte seinen Laptop dabei) ist schon den ganzen Tag und die letzte Nacht am Laufen..., ist mein Hobby! Ist besser, wie die ganze Zeit Bier trinken und dann besoffen rumtorkeln.

MF: Wie "beschwerlich" ist mittlerweile das Reisen und wie schlägt man die Zeit zwischen den Auftritten zu Tode? Das wäre ja eine Methode, zudem haben Musiker ja so ihre Marotten...

MS: Jaa..., also ich muss schon sagen..., wir haben in dem Jahr schon so viel erlebt, dass ich es gerade schon fast geniesse. Wir hatten in diesen zehn Tagen Südamerika eine einzige Nacht, wo wir richtig schlafen konnten. Sonst war alles geprägt von ewig langen Flügen, Reisen und tra tra. Du konntest wirklich kaum pennen und danach war glaube ich jeder fix und fertig. Aber die Konzerte waren wiederum so gut, dass es dir halt enorme Kraft gegeben hat. Gesund war das sicherlich nicht und deswegen oder als wir dann nach Amerika sind, da stand zum Beispiel ein Nightliner und wir konnten selber entscheiden, wann wir schlafen durften..., das war herrlich! Also ich hätte auch nie gedacht, dass ich mich mal so über einen Nightliner freuen würde...(lacht) - aber das war so..., ist ja alles ok so und "part of the game". Wenn du dich so vier Wochen auf 'ne Tour hier durch Europa..., von Norwegen nach Spanien begibst, dann..., entweder akzeptierst du die Regularien oder suchst einen anderen Job.

MF: Ok..., last famous words an die Leser von Metal Factory und die Schweizer Primal Fear Fans...

MS: Jaa..., es ist auf jeden Fall schön, dass es hier mit dem Z7 funktioniert hat, dass wir einen Gig auf der Tour in der Schweiz machen können und die Resonanz war auch ziemlich gut. Ich hoffe, es kommen so viele Leute wie wir erwarten heute und wir werden einen schönen Abend zusammen haben. Für uns war die Schweiz schon immer ein Land, wo wir regelmässig und immer gute Konzerte gespielt haben. Die CD ist auch gut in der Schweiz angekommen und mit der nächsten CD wollen wir bei euch charten! Ziele musst du haben... (lacht laut)

MF: Vielen Dank!

MS: OK!


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