Nach ihrem Gig im Kiff in Aarau, welcher unter dem
Banner der Thrash and Burn Tournee statt fand, habe ich
Ian, John und Matt von Success Will Write Apocalypse
Accross The Sky (kurz: SWWAATS) auf ein Pläuschchen
getroffen. Vor kurzem hat die Deathgrind-Band einen
Deal mit Nuclear Blast unterschrieben, brachte ihre neue
Scheibe „Grand Partition and The Abrogation Of Idolatry“
auf den Markt und ist nun das erste Mal auf
Europatournee. Bei unserem, wirklich interessanten
Gespräch, haben wir uns über europäische
Gastfreundschaft, Misanthropen und der Fluch der Medien
unterhalten.
MF: Hallo Jungs, wie war eure Show heute Abend?
Ian: Nun es war…ich weiss nicht wie es beschreiben soll,
was da gerade abging aber ich bin mal ehrlich: Die
Zuschauer waren nicht gerade sehr aktiv…fast wie Zombies
(lacht). Wir hatten eigentlich das Gefühl, dass wir
recht gut gespielt haben. Nur schade dass unser Sound
irgendwie niemanden mitreissen konnte.
John: Ja es war irgendwie hart und schleppend heute
Abend.
MF: Naja, vielleicht weil heute Montag ist…
John: Hä? Heute ist Montag?
Ian: Ah ok, das erklärt natürlich einiges. Montage sind
nie wirklich gut zum spielen.
John: Eh war ja auch keine Beschuldigung gegen alle…nur
gegen einige.
(alle lachen)
MF: Für euch ist es das erste Mal in Europa. Was seht
ihr für Unterschiede zu Amerika?
Ian: Fast alles ist anders hier…die Leute, die Kultur,
das Essen, die Landschaft…
John: Ja alles ist anders, aber vor allem die
Gastfreundschaft ist Wahnsinn hier. Alle sind so
freundlich und hilfsbereit. In den Staaten kann es schon
auch so sein, aber meistens nicht.
Ian: Ja, in den USA ist es meistens so, dass die dir nur
die Hälfte von dem bezahlen was abgemacht war, sagen dir
dass du dich Glücklich schätzen kannst, dass du spielen
konntest, geben dir kein Essen, verlangen Geld für den
Merchstand und schmeissen dich nach dem Gig aus dem
Lokal mit den Worten: Wir wollen dein verdammtes Gesicht
hier niemals wieder sehen. In Europa scheinen alle
irgendwie glücklich zu sein, dass wir hier sind. Echt
beeindruckend!
John: In den Staaten haben die Clubbesitzer nur das Geld
im Kopf und denken heute schon daran, dass morgen
bereits ein anderes Konzert ist, deswegen kümmern sie
sich überhaupt nicht um die Bands.
Ian: Genau, die glauben die Bands würden ohne Clubs
nicht existieren. Einfach lächerlich so was.
MF: Erzählt mir doch kurz etwas über die
Bandgeschichte und die Members.
Ian: SWWAATS wurde 2006 gegründet, kurz nach dem sich
BITGOTA (Bodies in the Gears of the Apparatus) aufgelöst
hatte. Aaron und ich haben uns dann entschieden,
gemeinsam weiter Musik zu machen und wir suchten ein
paar andere Typen in Tampa, welche die gleiche Art von
Musik machen wollten. Das war aber nicht so einfach,
denn die meisten in Florida machen sehr traditionellen
Death Metal und deshalb suchten wir halt ausserhalb
unseres Staates. Jetzt haben wir eine Mischung aus New
York, Florida, Kentucky und Philadelphia. Jeder bringt
somit einen anderen Hintergrund im musikalischen wie
auch im menschlichen Aspekt in diese Truppe und ich
glaube genau das macht uns aus.
MF: Ihr seid nun aber in Tampa Florida zu Hause, ein
Ort welcher sehr wichtig für die Geschichte des Metals
ist. Hat sich der Ort sehr verändert in den letzten
Jahren?
Ian: Ja und nein. Viele Bands in Tampa scheinen
irgendwie an den Fersen der Klassiker kleben zu bleiben.
Sie versuchen die nächsten Morbid Angels zu sein oder so
was in der Art. Das ist ja schon cool, denn viele Bands
haben wirklich Talent, aber so verändert sich einfach
nicht viel in der Szene. Wenn es mal gute, innovative
Bands gibt, dann sind das meistens die, die aus anderen
Regionen stammen und nur zusammen in Tampa üben.
John: Ich sehe das genau so. Anstatt den Einfluss von
Tampa zu nehmen und etwas Neues daraus zu kreieren,
bleiben sie an Ort und Stelle und kopieren bloss.
Schade, aber das liegt einfach daran, dass einige
glauben genau so erfolgreich sein zu können wie die
alten Hasen von damals.
MF: Welche Bands, Musiker oder Stilrichtungen haben
euch persönlich inspiriert?
Ian: Bei mir Frank Zappa und The Secret Chiefs. Ich höre
nie viel Metal, einfach weil es besser ist Musik zu
schreiben, wenn man nicht den gleichen Stil hört.
Ansonsten lässt man automatisch das einfliessen, was man
soeben gehört hat.
John: Ich bin in einem Mittelklassegebiet aufgewachsen
wo man viel MTV und Pop Music gehört hat. Dann plötzlich
habe ich vom einen auf den anderen Tag angefangen mit
Cannibal Corpse und Suffocation. Ich bin irgendwie
sofort zum brutalen Zeug gekommen und weil ich vom
Nordosten komme, geriet ich auch sehr bald in die New
Yorker Hardcore Szene. Ich bin dort in den späten
Neunzigern reingerutscht und diese Zeit hatte einen
grossen Einfluss auf mich.
Ian: Ja, aber alle in der Band haben einige Bands
gemeinsam und das gab eigentlich so den Grund für unsere
Musik. Dazu gehören Nasum, General Surgery, Neurosis,
Human Remains und solches Zeug.
MF: Euer zweites Album “The Grand Partition and The
Abrogation Of Idolatry” kommt morgen in den Staaten
raus. Wie fühlt ihr euch dabei?
John: Wir haben nicht wirklich viele Erwatungen, weil so
wirst du auch nicht enttäuscht. Aber für alle von uns
ist es einfach der Hammer etwas zu erschaffen, auf dem
all unsere Namen drauf stehen und man in den Shops
kaufen kann. Der Rest ist einfach nur ein Bonus. Die
Chance, dass wir in Amerika und Europa touren dürfen ist
wie ein Traum. Es macht mich einfach Glücklich, dass wir
jetzt eine eigene Scheibe haben. Ausserdem werden wir
von Nuclear Blast wirklich super unterstütz bei allem.
MF: Wie war es mit James Murphy zusammen zuarbeiten?
Er ist ja so etwas wie eine lebende Legende.

Ian: Ja, dass ist er wirklich. Es war wirklich eine Ehre
mit ihm zusammen zu arbeiten. Frank, unser Manager hat
das für uns organisiert und weil James in so viele
Projekte involviert war, welche wir selber super finden,
haben wir uns entschieden mit ihm zusammen zu arbeiten.
Es war wirklich toll mit ihm zusammen zu arbeiten, vor
allem aber auch sehr lehrreich.
John: Wenn du jemand willst, der wirklich sehr pingelig
ist was deine Gitarrentechnik anbelangt, dann ist er
perfekt (lacht). Er gehört zu der Top Ten in der
Metalszene meiner Meinung nach.
Ian: Ja wir brauchten mehr als einen Monat nur für die
Aufnahmen der Gitarren. Aaron und ich standen jeden
Morgen auf, assen Frühstück und arbeiteten dann zwölf
Stunden an unseren Lines. Es war wirklich hart, aber es
hat auch sehr viel Spass gemacht. James hat uns genau
dorthin geführt, wo wir hin wollten.
MF: Euere texte sind ziemlich aggressiv und ihr
schreibt oft über die Hoffnungslosigkeit dieser Welt.
Sind da trotzdem noch Dinge, welche euch Hoffnung geben
oder etwas was euch gefällt momentan.
Ian: Oh wow, schwierige Frage….hm es gibt wirklich nicht
viel um ehrlich zu sein. Meine Instrumente, die Musik
und der ganze Prozess um einen Song zu erstellen. Das
ist etwas was mir viel Kraft gibt und mir gefällt. Sonst
bin ich einfach gerne zu Hause, streichle meine Katzen
und bin für mich. Jedes mal wenn ich aus der Haustüre
gehe, das Radio oder den TV anstelle nerv ich mich
darüber was auf unserem Planeten so abgeht.
John: Es ist wie in dem Film „Idiocracy“. Die Menschen
werden immer wie dümmer, von Tag zu Tag ein Stückchen
mehr. Du machst die Haustüre auf und siehst auf der
Strasse Mc Donalds, Taco Bell und Burger Kind und dann
denkst du: „Ahhh es ist wie bei Joe Bauers in Idiocracy.“
Das ist wirklich beängstigend.
Ian: Niemand liest mehr und die Leute sprechen nicht
mehr miteinander. Und wenn sie trotzdem mal ein Buch
lesen denken sie bloss: „Oh das ist echt ein cooler Typ
und der scheint ja richtig schlau zu sein, also sollte
ich wohl genau so denken wie er von jetzt an.“ Sie
scannen die Bücher nur und überlegen nicht mehr selber.
Das ist ein globales Problem. Viele Leute, die unsere
Lyrics hören denken, dass wir über Amerika schrieben,
aber wir schreiben über die ganze Welt.
MF: Was denkt ihr denn über die Medien? Ein Fluch
oder ein Segen?
Ian: Medien waren einmal ein Segen, doch dieser Segen
verwandelte sich in einen Fluch. Die Idee die hinter
Medien steckt ist genial. Informationen von Leuten für
Leute…doch leider hat dieser Grundgedanke nichts mehr
mit dem gemeinsam was wir heute haben. Jetzt sind es nur
noch Organisationen, welche bestimmen wollen was wir zu
denken und zu wissen haben.
MF: Ja genau, aber ich denke für eine Band wie euch
ist das doch ein gewissen Clinch oder? Denn ohne Medien
hättet ihr ja keine Chance bekannt zu werden und dadurch
auch keine Chance euch mitzuteilen.
Ian: Ja, das ist genau unser Problem, aber wir versuchen
einfach die positiven Dinge herauszunehmen und benutzen
die Medien um unsere Gedanken für andere frei zu geben.
Wenn die Medien so funktionieren würden, wie wir uns das
wünschten, dann hätten wir eigentlich nichts über das
wir singen könnten, denn genau das ist ja unser
Hauptthema.
John: Also ich wäre ziemlich glücklich damit (lacht).
Ian: Haha yeah, wenn sich die Welt wirklich so verändern
würde, dann würde ich sofort aufhören mit der Musik. Ich
würde meine Gitarre hinlegen und nie mehr einen Ton
singen. Aber leider sehe ich diese Änderung nicht
kommen.
MF: Ich habe vier Wörter für euch. Bitte sagt mir das
erste, was ihr dazu denkt:
Misanthropie:
Ian: Ich…ich hasse so ziemlich jeden Menschen…das ist
zwar nicht so gut, aber es ist halt einfach so.
Schweinegrippe:
John: Panikmache
Ian: Es tötet alte, schwache und sehr junge
Menschen…genau wie die meisten Krankheiten die es ja
schon gibt.
Religion:
John: Noch nie davon gehört..
Ian: Nebulös….ein Riesen Business
Barak Obama:
John: Uhhh…nein müssen wir echt bis zu dem gehen?
(lacht)
Ian: Da kommt mir als erstes Henry Kissinger in den
Sinn…deine Karriere ist so gut wie deine Wurzeln…keine
Veränderung!
MF: Was lest ihr im Moment? Ihr seid ja ziemliche
Bücherwürmer, habt ihr irgendwelche Empfehlungen?
Ian: Ich lese gerade „Everything You Know Is Wrong“ von
Russ Kick. Es ist verdammt spannend, auch wenn es
natürlich Teile drin hat wo ich nicht so toll finde.
John: Ich bin momentan an „Revolution: A Manifesto“ von
Ron Paul. Wirklich empfehlenswert!
MF: Kommen wir zu unserer letzten Frage: Was ist eure
persönliche Nachricht an die Schweizer?

Ian: Denkt für euch selber! Hört nicht auf andere oder
auf die Ideen nur weil die sagen es sei richtig. Jeder
kann eine Veränderung bewirken, aber es ist wichtig dass
man reagiert und agiert. Bitte, öffnet die Augen! Es
wird sich nie etwas ändern, wenn ihr euch nicht selber
dafür einsetzt!
John: Schmeisst euren verdammten Fernseher aus dem
Fenster!
SWWAATS mit unserer Xenia >>>
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