Interview: The Dead Daisies

By Tinu
 
Kinder ändern alles.



Doug Aldrich ist nicht nur ein fantastischer Gitarrist und Entertainer, sondern auch eine grundehrliche Haut. Der Saitenderwisch hat seine Erfahrungen im Business auf unterschiedliche Art und Weise gemacht. Zuerst mit kleineren Brötchen und den Truppen Lion, Bad Moon Rising, Hurricane, Burning Rain, oder House Of Lords und später zusammen mit Dio und Whitesnake. Heute spielt er eine wichtige Rolle bei The Dead Daisies. Interviews mit ihm sind immer interessant. So auch an diesem Abend, als ich ihm das Shakra-Cover von «High Noon» unter die Nase hielt, um zu erfahren, was er zu den frappanten Ähnlichkeiten zu seiner Truppe Revolution Saints bei deren zweiter Scheibe «Light In The Dark» denkt.

Doug: Hey Bro, wie gehts dir, schön dich wieder zu sehen!

MF: Danke dir, soweit alles bestens, hoffe bei dir auch…

Doug: …ja, freue mich auf das Interview mit dir!

MF: Bin gespannt, was du zu diesem Cover sagst (ich zeige Doug das Shakra-Cover von «High Noon», das fast identisch mit jenem des zweiten Revolution Saints Albums ist)

Doug: Oh mein Gott! Shakra… Das ist völlig verrückt, das ist exakt das gleiche Cover (ist total überrascht). Das ist der Wahnsinn, ich bin wirklich verwirrt. Sorry, ich kannte dieses Cover nicht, tut mir echt leid! Bei uns hatte die Plattenfirma die Hände im Spiel wegen des Covers. Als uns das Label die Vorlage schickte, lehnten wir ab und wollten es ändern. Wir waren nicht glücklich mit diesem Motiv, da uns ein dunkleres Bild vorschwebte. Frontiers Records sagte, dass wir keine Zeit mehr hätten etwas zu ändern. So stimmten wir zu, aber verdammt, das ist ein "fucking rip off". Hey Shakra-Jungs, ihr wart zuerst, tut mir echt leid, Revolution Saints hätten ein anderes Bild verwenden MÜSSEN!

MF: Kommen wir zu The Dead Daisies. Wieso hat euch Brian Tichy verlassen?

Doug: Brian hat zu viele Dinge am Laufen. Sein Plan war voll mit Konzerten für 2018, und er hätte keine Zeit mehr für uns gehabt. Er ist noch immer einer meiner besten Freunde. Er wollte die Freiheit haben, die Dinge tun zu können, die er tun wollte. Jetzt spielt er bei W.A.S.P.! Es gab viele Schlagzeuger, die den Platz von Brian haben wollten. Das Management ist sehr in die personellen Fragen involviert und hatte sich schnell für Deen Castronovo entschieden. Das war eine gute Entscheidung, denn er spielt nicht nur unglaublich gut Schlagzeug, sondern ist auch ein begnadeter Sänger.

MF: Ihr hattet viele Wechsel in der Band, was waren die Gründe dafür?

Doug: Seit ich 2016 einstieg, gab es nicht mehr so viele Wechsel. Zu Beginn wurden ein paar Lieder geschrieben und die passenden Musiker dazu wurden gesucht. Viele namhafte Musiker kamen von bekannten Truppen, wie Guns n' Roses und kehrten zu ihnen zurück. Wir spielten zwei Studio- und eine Live-Scheibe im gleichen Line-Up ein. Dazu unzählige Konzerte, bis uns nun Brian verliess. Musiker in diesem Alter… Du weisst nie was passieren wird. Es werden Familien gegründet, und du musst mit deiner Musik die Rechnungen zahlen sowie schauen, dass etwas auf den Tisch kommt. Du kannst nur touren, um Geld zu verdienen. Ich liebe es in dieser Band zu spielen, denn ich spiele mit meinen Freunden zusammen und macht verdammt viel Spass (lacht)! Trotzdem habe ich nebenbei die Möglichkeit andere Projekte voran zu treiben und kann so meiner Kreativität freien Lauf lassen, wie mit Burning Rain. Nächstes Jahr werden wir ein neues Album veröffentlichen, wenn The Dead Daisies pausieren. Es wäre super, wenn wir auch touren könnten. Wir lieben es zu spielen…

MF: …und was passiert bei Bad Moon Rising?

Doug: Da wird nichts mehr passieren. Sänger Kal Swan kann diese Art von Musik nicht mehr singen. Er hat einen ganz normalen Job und ist sehr glücklich damit.

MF: Wie schwierig ist Freundschaft in einer Band?

Doug: Das ist kein Problem, solange du mit tollen Typen zusammen bist. Das ist das Schöne an dieser Truppe. Mit Marco (Mendoza, Bassist), verbindet mich eine lange Freundschaft. Wir spielten schon bei Whitesnake zusammen. Als Richard Fortus The Dead Daisies verliess, schlug dieser mich als seinen Nachfolger vor und Marco war sofort begeistert von der Idee. Es ist lange her, seit ich in einer Truppe spielte, in der die Freundschaft so eng ist. Wir sind Freunde, die zusammen arbeiten und viel Spass haben. Das letzte Mal, dass ich dieses Feeling hatte, war bei Dio. Wir assen, tranken und verbrachten sehr viel Zeit zusammen. Das geschieht heute auch bei The Dead Daisies. Wir hängen zusammen ab und geniessen die freien Tage. Okay, jetzt haben wir keine (lacht), dieser Tourplan ohne Day Offs killt uns.

MF: Wie wichtig sind sozialkritische Texte für dich?

Doug: Früher haben mich die Texte nie interessiert, das hat sich im Laufe der Zeit sehr verändert. Sensitives Vorgehen, den Leuten zu zeigen, was auf der Welt vorgeht, hat sehr viel Spannendes. Viele grossartige Songs, wie zum Beispiel von den The Beatles, wurden erst durch die Lyrics zu etwas ganz Besonderem. Sie haben wirklich Statements abgeliefert. Lustig ist auch, dass es mir heute um einiges einfacher fällt neue Songs zu schrieben. Ich weiss mehr was ich will und was nicht (lacht). Zum Glück hatte ich selten eine Blockade, wenn es um das Verfassen neuer Ideen oder neuer Songs ging. Es sind so viele Parts in mir, die noch raus wollen und Neues, das ich austesten will. Heute habe ich mehr Möglichkeiten, dank der Technologien, Ideen auszuprobieren, die früher nicht möglich waren.

MF: Waren deine ersten Erfahrungen mit dem Musikbusiness eher schlechter Natur?

Doug: Die ersten waren nicht schmerzhaft, sondern schlecht. Meine Truppe unterschrieb einen völlig beschiss-enen Plattenvertrag (lächelt). Das war mit Lion und hat mich dazu gebracht, die Band aufzulösen. Viele Leute warnten uns davor, diesen Wisch zu unter-schreiben. Aber hey, es war unser erster Vertrag mit einem Label und wir waren stolz und blöd (lacht). Wir wollten herausfinden, wie es ist eine Scheibe zu veröffentlichen und wie die Leute darauf reagieren würden. Lion spielten nicht diesen L.A. Glam-Rock, sondern typischen, englischen Hardrock. Wir unterschrieben und es war ein riesiger Tritt in meinen Arsch. Ich sah nie Geld für das Album, und das zwang mich dazu die Truppe aufzulösen. Es war dieser verdammte Vertrag, den wir unterschrieben und der uns Handschellen anlegte. Wir veröffentlichten weitere Scheiben und lernten dazu. Aber die erste Erfahrung war echt beschissen. Heute bin ich sehr glücklich da zu sein, wo ich bin. Ich trete in Europa, in Asien und an vielen anderen Orten auf. Was will ich denn mehr? Es fühlt sich gut an, auch wenn der Weg dahin sicherlich nicht einfach war. Das Leben ist für niemanden perfekt, aber es ist verdammt genial hier zu sein. Alles was in meinem Leben passiert, hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin, und dafür bin ich dankbar. Ich bin bedeutend entspannter als früher und hoffe, dass ich ein noch besserer Gitarrist bin als früher (lächelt).

MF: Das Leben auf Tour, etwas völlig anderes als zu Hause?

Doug (lacht): Oh ja! Du lebst in dieser Seifenblase und erlebst all die verrückten Dinge, bei denen du denkst, dass du träumst. Zu Hause habe ich meine Familie und meine Kinder. Da bin ich eine völlig andere Person und will einem geregelten Leben nachgehen. Meine Kids sind das Wichtigste für mich. Bin ich auf Tour, versuche ich meine Familie um mich zu haben. Die einfachste Art sie zu vermissen, ist auf der Bühne zu stehen und Musik zu spielen. Als ich Vater wurde, hat dies mein Leben völlig verändert! Vorher gab es viele Hobby. Ich übte täglich und fuhr mit meiner Harley durch die Gegend (grinst). In den letzten zwei Jahren habe ich mein Motorrad… Ich glaube zwei Mal ausgefahren. Ich füllte den Tank, setzte die Batterie ein und nach 30 Minuten war ich wieder zu Hause (lacht). Mit Kindern verändern sich die Dinge im Leben und vieles verliert an Bedeutung. Meine Kinder sind acht und zwei Jahre alt. Ich bin ein alter Vater (lacht). Ich könnte schon Opa sein (grinst). Sind wir auf Tour, kontaktiere ich meine Kinder über Facetime und erzähle ihnen Gutenachtgeschichten. Das Erste was ich was ich morgens erledige, wenn ich aufstehe, ich schalte Facetime auf (grinst).

MF: Doug, besten Dank für das Gespräch!

Doug: Danke dir Martin, es hat wie immer Spass gemacht. Komm noch schnell mit zu Deen, wir müssen ihm das Cover von Shakra zeigen, das ist ja echt unglaublich…