Interview: The Quireboys

By Tinu
 
Zu jung für Sharon Osbourne.



Bei manchen Bands ist es sehr schwierig an ein Interview zu kommen. Wenn dann noch das Management kurz vor der Tour ausgetauscht wird, muss man sich nicht fragen, wieso eine Anfrage unbeantwortet bleibt. Spike ist die Galionsfigur bei The Quireboys. Eine Truppe, die sich dem verschrieben hat, was sie kann. Musik aus dem Herzen zu schreiben und sich dabei immer wieder den alkoholischen Naschstoffen widmet. Mehr als es ihrer Leber gut tut. Die Jungs sind herzensgute Leute, aber auch ein ziemlich unkontrollierter Haufen. Sänger Spike gehört zu der Sorte Musiker, die erst kurz vor dem Konzert in die Halle kommen, seine Show spielt, sich kurz mit den Fans trifft und so schnell verschwindet, wie er aufgekreuzt ist. Gitarrist Guy Bailey ist es zu verdanken, und auch dem Tourmanager, dass ich Spike für einen kurzen Moment vors Aufnahmegerät zerren konnte. Auch wenn das Gespräch mit sofortiger Zusage von Spike stattfand, der grosse Redner ist der Engländer nicht. Ohne einen kühlen Wodka konnte das Gespräch so oder so nicht starten, das in seiner Art eigenartig, lustig und gleichzeitig verwirrend war…

MF: Wer ist «St. Cecilia And The Gypsy Soul»?

Spike: Well, St. Cecilia ist der Soul und die Geschichte handelt vom Zigeuner und mir (lacht). Guy kam mit der Idee und wollte etwas über die Zigeuner schreiben. In vielen Bereichen sprechen wir über die Sünde. Ich dachte nie, dass ich Songs über die Sünde schreiben werde. Aber wenn du im Fluss bist, schreist du deine Musiker an und fluchst: «Fuck! Get out of here!» (lachend). In meinen Liedern wollte ich nie mehr als über Autos, Trinken und Frauen sprechen (lacht). Am liebsten aber über schnelle Autos und junge Frauen (lacht). Im Ernst, es sind die Dinge aus dem Leben, nichts Besonderes, aber alle finden sich in den Texten wieder. Wir sind keine Politiker, sondern das lebende und pulsierende Leben. Es ist lustig, denn viele Lyrics die ich schrieb, empfanden viele Leute als sehr persönlich. Alle denken, dass «Sweet Mary Ann» ein Liebessong ist, dabei handelt er von einem total normalen Mädchen aus London.

MF: Hast du nie darüber nachgedacht, ein Konzeptalbum über dein Leben zu schreiben?

Spike: Nein, ich schreibe über unterschiedliche Leute, da bin ich zu unwichtig. Vielleicht habe ich mal eine Auszeit und widme mich dann einem solchen Thema.

MF: Welches Album ist für dich das Wichtigste?

Spike: Das Kommende (lautes Lachen)! Ich bin nicht der grosse Songschreiber. Dazu habe ich Guy Bailey in der Band. Gehen wir ins Studio, stehen die Lieder und ich singe dazu. All die Dinge liegen in meinem Hinterkopf.

MF: Ist heute The Quireboys mehr die Soloband von dir, da sich das Bandkarussell in den letzten Jahren sehr stark drehte und von der Originalbesetzung nur noch du übrig geblieben bist?

Spike: Nein, nein, Paul Guerin (Gitarre) und Keith Weir (Piano) sind seit fünfzehn Jahren in der Band, länger als Gründungsmitglied Guy Griffin (lacht). Klar, ich bin der Letzte der Originalbesetzung und viele Trommler und Bassisten kamen und gingen. Das Schöne dabei ist, dass heute ein neuer Bassist in der Band ist und wir nie vorher zusammen probten (grinst). Alle Musiker bei The Quireboys müssen die Songs lieben und leben, in guten wie in schlechten Zeiten. Viele Musiker erlebten nur die schlechten Zeiten, und wenn du zu Hause einige Mäuler zu füttern hast, dann sind die Quireboys als Lohngeber eine schlechte Adresse (lacht). Es ist ein anderes Leben bei uns und Vieles geschieht über die Einstellung. Man muss die Musik lieben und bereit sein, dafür auch mal nichts als nur Applaus zu bekommen. Oder es sterben dir die Musiker weg, das ist der Lauf des Lebens. Gewisse Dinge kannst du nicht beeinflussen.

MF: Sharon Osbourne (die Frau von Ozzy) war zu Beginn eure Managerin. Wie kam es dazu?

Spike: Das war sehr wichtig, da sie eine grossartige Managerin ist. Unser erster Manager war Phil Mogg, der Sänger von UFO. Bis zu unserem Plattenvertrag, dann trat Sharon in unser Leben. Sie bereitete uns auf die grosse Welt vor. Aber! Wir waren viel zu jung um mit ihr zusammen zu arbeiten (lacht). Wir lebten wie Ozzy (lacht), das schadete der Beziehung zwischen ihr und uns. Sharon lernte uns, niemandem zu vertrauen in diesem Business. «Vertraut nur euch selber und haltet eure Geschütze sauber» (lacht), das war ihr Leitmotto. Ich verstand dies nie, denn ich bin ein total braver Junge (lautes Lachen). Hey, ich bin glücklich heute, hier und nicht ein verdammter Millionär zu sein. So konnten wir immer uns selber sein und mussten uns nicht prostituieren. Wobei, hat uns das auch Sharon gelernt (lacht)? Sie hat uns an viele Orte gebracht. Wir waren lange Zeit gross in Japan, spielten in Europa und Amerika. Das war und ist schon verdammt cool!

MF: Wie wichtig war die Connection zu Phil, der ein Verwandter von eurem Ur-Bassisten Nigel Mogg war?

Spike: Wäre Phil nicht gewesen, wären wir heute nicht hier. Er war der Initiator und der Antreiber von uns. Das war nicht Sharon, sondern Phil!!! Er war der wichtigste Part! Als Ginger noch in der Band war und wir uns schon fast ausgelöst hatten, bekamen wir die Möglichkeit, zusammen mit Guns n' Roses und Faster Pussycat im Hammersmith Odeon in London zu spielen. Das war, bevor unser Debüt erschienen ist. Wir hatten kein Equipment, keine Instrumente und spielten an diesem Abend über die Backline von UFO. Auch die Roadcrew von UFO half uns aus. Ich erinnere mich, wie ich Backstage mit Duff von Guns n' Roses sprach und er meinte: «Hey Man! Ihr habt eine verdammt geile Anlage, ich wäre froh wir hätten so eine!» (lacht). Wir danken Gott, dass wir noch immer spielen können. Viele Bands, die mit uns starteten, gibt es heute nicht mehr, aus welchen Gründen auch immer. Weisst du, «Sex, Drugs And Rock'n'Roll»..., das war die Leitsatz für uns. Als wir Kinder waren und mit der Musik starteten, gab es nicht anders, das uns antrieb. Wenn du in verdammten Scheisshäusern spielst und dir den Tripper in irgendwelchen versifften Backstageräumen holst… Es gab damals ja nichts anderes, das du vor und nach der Show machen konntest. Damals hatte ich nicht mal das Geld, um mir ein warmes Hotelzimmer leisten zu können (lacht).

MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?

Spike: Es wird ein neues Solo-Album von mir geben. «100 % Frankie Miller». Am "Sweden Rock" traf ich Simon Kirke von Free und Andy Fraser. Da bin ich gespannt, wie die Shows mit diesen Jungs werden. Mit den Quireboys wird es auch weiter gehen, und wir spielen im Dezember in Deutschland und Holland.