2007 scheint ein sehr gutes Jahr für Schweizer Hard
Rock zu sein. Denn mit Gotthard, Shakra, Crystal Ball
und The Order haben fast alle grossen Schweizer
Formationen dieses Genres hochwertige Silberlinge hervor
gebracht. So auch die Blues beeinflussten The Force,
deren Zweitling „Voodoo Cock’s Revenge“ sämtliche
Fanherzen höher schlagen lässt. Trotz der erst zweiten
Veröffentlichung handelt es sich bei dieser Formation
aber bei weitem um keine Newcomer, da sämtliche
Mitglieder schon seit Ewigkeiten in verschiedenen Combos
rocken. Darunter tauchen wohlklingende Namen wie Eric
Clapton, Many Maurer, Fernando von Arb oder wie beim
neuen Sänger Oni Logan Lynch Mob auf. Anlässlich einer
Taktlos Metalsendung auf Radio Kanal K und Rockstation
fühlte ich Bassist Beat Schaub und Schlagzeuger Hanns
Haurein auf den Zahn. Das Interview wurde ursprünglich
Live in vier Teilen aufgenommen. Dazwischen konnte man
der Musik von The Force lauschen. Und das empfehle ich
jetzt auch euch: Schmeisst „Voodoo Cock’s Revenge“ rein
und fangt an zu lesen!
MF: Euer neues Album heisst „Voodoo Cock’s Revenge“.
Wer von euch beiden ist dieser Hahn?
HH: Der Hahn unter uns? Wir sind alles Hähne.
Dankesschreiben aus aller Welt liegen vor.
MF: …und wieso wollt ihr euch rächen?
HH: Keine Ahnung. Wir kamen im Studio auf diesen Titel.
Der ist im Zusammenhang mit einem englischer Witz, den
ich jetzt aber nicht unbedingt erzählen möchte. Und da
ist daraus der Titel entstanden. Das war eigentlich so
ein interner Joke. Und daraus hat sich dann das Cover
und alles entwickelt.
MF: Wenn man auf eurer Homepage rumstöbert und dann
auf die Personenbiographien stösst, wird man fasst
erschlagen von berühmten Namen, mit denen ihr bereits
zusammengearbeitet habt. Welche Personen haben euch am
Meisten beeindruckt?
HH: Von denen, mit welchen wir selber zu tun gehabt
haben? Das ist eine gute Frage. (überlegt) Also mich
persönlich hat die Zusammenarbeit mit Bob Tench mit Bob
Tench mächtig aufgestellt. Mit dem haben wir ganz am
Anfang von The Force eine Tour gemacht. Bob Tench ist
schon seit Ewigkeiten einer meiner musikalischen Heroes.
Er hat in Bands gespielt, die ich ebenfalls sehr geil
finde. Also Jeff Beck, Van Morrison, und mit weiteren.
Das fand ich schon ganz geil.
BS: Das ist ein unglaublich cooler Typ. Und er ist der
Grundstein für diese Band.
HH: Ja, er ist der Grundstein für diese Band gewesen.
MF: Zu Bob Tench steht ja nach wie vor auf eurer
Homepage, dass eine weitere Zusammenarbeit möglich ist.
HH: Ja, das wäre auch möglich. Das kriegen wir nur
leider zeitlich nicht unter einen Hut. Er lebt in London
und spielt dort sehr viel. Er lebt da auch von der
Musik. Er spielt in verschiedenen Bands und macht viele
Gigs. Und wir sind hier und haben auch eine Menge zu
tun. Wir schaffen es einfach nicht, das unter einen Hut
zu kriegen. Leider! Schade! Weil es ist geil mit ihm zu
spielen. Und er findet es auch geil mit uns zu spielen.
Es macht echt Spass und für ihn ist es geil, weil es
richtig abrockt. In England spielt er ja eher in
Blues-Bands. Aber ich weiss es nicht. Es liegt nach wie
vor auf dem Tappet. Wir haben guten Kotakt zu Bob und
telefonieren oft zusammen. Und mal schauen, vielleicht
ergibt sich das ja wieder mal.
MF: Beat, gibt es für dich noch eine andere Person,
die dich beeindruckt hat?
BS: Mich hat vor allem Männe Maurer (Hans ruft: „Der
Papst“) speziell beeindruckt. Ich komme ja eher aus der
Metalszene und habe ein paar Jahre mit ihm zusammen
Musik gemacht. Also mit Many Maurer, dem Ex-und
Krokus-Gitarrist (1989 – 2000, nicht zu verwechseln mit
Mandy Meyer). Und er hat mir auch so ein Bisschen einen
Weg gezeigt. Ich konnte viel von ihm profitieren, viel
lernen, viele Erfahrungen sammeln. Der ist sicher auch
ein guter Typ. Und das war für mich sicher sehr
speziell.
MF: Auf einer anderen Homepage (southern-rock.de) ist
euer neues Album bereits als die
Hard-Rock-Veröffentlichung des Jahres gefeiert worden.
Was bedeutet euch diese Auszeichnung?
HH: Das bedeutet uns eine ganze Menge. Weil die Homepage
ist eigentlich für uns, und den Sound den wir so machen,
die wichtigste deutschsprachige Homepage, die es
überhaupt gibt. Und die Grösste auch. Und die haben sich
also richtig gehend überschlagen. Die Platte haben sie
also gleich zur Platte des Monats und gleichzeitig auch
zur Hard Rock-CD des Jahres betitelt. Das ging uns
runter wie Öl. Wir sind überrascht von den Kritiken die
dieses Album bringt, weil du machst halt die Musik die
du machst und so… Und du machst das so gut wie es geht.
Aber die Kritiken und Reviews, also auch so
international wie z.B. von Amerika…, die sind dermassen
unglaublich. Also wenn sich das jetzt noch in Knete
auszahlen würde, wäre ich nur noch die ganze Zeit
lachend auf dem Weg zur Bank.
MF: Hanns, du hast schon beim letzten Album gesagt,
dass du in deiner Karriere noch nie so gute Kritiken
bekommen hast.
HH: Stimmt.
MF: Sind die Kritiken denn beim neuen Album noch
euphorischer?
HH: Ja, es ist noch einer drauf. Also es ist wirklich…
ich denke mal. Also wir machen ja alles selber, also
auch den Vertrieb und so. Und wir haben in Deutschland
ein paar Internet-Mailorder die das machen. Ich denke
mal, wenn wir ein Label hätten, dann würde das noch
wesentlich mehr abgehen. Das haben wir aber nicht. Und
irgendwie geht mir das auch am Arsch vorbei.
MF: Also wollt ihr auch nicht unbedingt bei einem
Label unterschreiben?
HH: Ja doch, das wäre schon ganz gut. Aber da ist auch
ein finanzieller Aspekt zu berücksichtigen. Wir sind
relativ Gesund als Band, auch finanziell. Und eine Menge
von den wirklich wesentlich bekannteren Gruppen als wir,
also auch international gesehen, denen geht’s finanziell
extrem schlecht. Die kämpfen ums Überleben wie blöd.
Diese Probleme haben wir nicht. Aber es hat alles seine
Vor- und Nachteile. Wenn du ein Label im Rücken hast,
hast du eine bessere Promo. Das können wir von hier aus
gar nicht alles machen. Dafür haben wir keine Schulden.
MF: Besonders interessant finde ich, dass beide
bisherigen Alben im Trio eingespielt worden sind, obwohl
ihr eigentlich schon wieder ein Quartet seid. Euer
Rhythmus-Gitarrist Gani Glynz ist zwar abgesprungen,
dafür habt ihr jetzt einen neuen Leadsänger.
BS: Das hat sich so ergeben. Obwohl das für Hanns und
mich mit den beiden CDs okay wäre. Unser Sänger, Mark
Elliot, macht alle Gesangs- und Gitarrenpassagen. Und
das ist ihm irgendwie zu viel. Er hat schon lange
gesagt, dass er am Liebsten einen geilen Frontmann in
der Band hätte. Wir haben danach auch immer Ausschau
gehalten. Wir wollten aber unbedingt einen Sänger
finden, der uns klar einen Vorteil gegenüber Mark
bringt. Weil Mark geil singt. Und dann sind wir über
Fernando (von Arb) auf den neuen Sänger gestossen;
eigentlich durch Zufall.

HH: Ja, von Arb hat uns da einen Tipp gegeben. Dass der
Oni Logan mittlerweile in der Schweiz wohnt. Das ist
einer der vielen, die irgendwann ein Schweizer-Mädel
kennen gelernt haben und die es dann hier in die Berge
verschlagen hat.
BS: Dann hatten wir mal eine Session mit ihm zusammen.
Und das hat von der ersten Sekunde an funktioniert, also
auf beiden Seiten. Oni ist ein guter Sänger, guter Typ
und hat eine gute Stimme. Und da wussten wir, dass das
sicher unsere Zukunft sein wird, also mit ihm als
Frontmann.
MF: Heisst das, dass Oni auch langfristig in der
Schweiz bleiben wird?
HH: Ja, ja. Der ist verheiratet hier. Die bauen gerade
ein Haus. Der wohnt wirklich in Mittelerde, irgendwo da
hinten im Thurgau. Also da im letzten Dorf an der
Strasse und der findet das geil. Guckt da immer nur auf
Wiesen und Hügel, ist verheiratet und hat eine kleine
Tochter. Und der bleibt jetzt hier. Also der wohnt hier.
MF: Ihr habt jetzt einen neues Album am Start, auf
dem noch euer alter Sänger zu hören ist. Gab es da nie
die Idee, dass es Oni Logan einsingt?
HH: Doch! Das hatten wir ursprünglich auch vor. Weil das
die Aufnahmen fielen genau zu dem Zeitpunkt an, wo wir
Oni kennen gelernt hatten. Auf der anderen Seite haben
wir uns überlegt, dass wir ja nicht wissen, ob es
wirklich klappt mit dem Oni. Er hat ja auch noch sein
eigenes Solo-Projekt am laufen, welches aber nicht so
hardrockig, sondern eher so Singer-Songwriter-mässig
ist, und wo er seine eigenen Songs macht. Und er wollte
eigentlich gerne bei uns einsteigen, weil er ja auch so
vom Metal herkommt. Aber Oni und wir waren uns alle zu
dem Zeitpunkt nicht sicher, ob das hinhaut. Darum haben
wir beschlossen, das ganze so im Trio zu lassen. Weil
wenn es dann nicht klappt, dann haben wir danach eine
Platte mit ihm als Sänger auf dem Markt, aber den Sänger
nicht mehr. Wir können ja im Trio problemlos spielen,
das ist ja kein Problem, so wie es ist. Und deswegen
haben wir davon abgesehen. Aber auf der nächsten CD wird
Oni dabei sein.
MF: Zu Oni Logan allgemein. Viele Leser werden mit
seinem Namen wohl nur wenig anfangen können. Wer ist er?
HH: Also er kommt aus Amerika und war Sänger bei Lynch
Mob, einer DER ganz grossen US-Bands ende der 80er
Jahre. George Lynch ist der Gitarrist von Dokken. Die
haben in Amerika auch Gold verkauft oder Platin oder was
weiss der Geier was. Also er ist allen Leuten ein
Begriff die auf amerikanischer 80er Jahre Heavy Metal
stehen. Da ist er einer der grossen Namen.
MF: Auf dem Album gibt es den Song „Not Enough“, der
sowohl für eine Blues beeinflusste Hard Rock-Band extrem
ist, und sogar mit V.O. Pulver (Gurd-Sänger) als
Gastsänger glänzt.
HH: Ja, richtig. Das musste ja auch irgendwie in der
Familie bleiben (Hanns ist der Schwiegervater von V.O.)
Und wir haben ja auch bei V.O. aufgenommen. Und da hat
sich das dann so ergeben. Da haben wir gesagt: „Hey V.O.!
Du musst jetzt da gleich einen mitsingen!“ Und dann hat
er das auch gemacht. Und er macht das ja auch sehr gut.
Das sind seine versteckten Qualitäten. Wer weis,
vielleicht kommt er ja jetzt dann auch auf Blues.
(lacht) Nein, ich glaube das nicht. Da besteht keine
Gefahr.
MF: Also nicht, dass es da noch eine weitere
Konkurrenz zu The Force entsteht?
HH: Nein, die Gefahr besteht nicht.
MF: Höre ich da richtig raus, dass die Aufnahmen in
diesem familiären Umfeld gemütlich waren?
HH: Ja. Das ist immer gemütlich. Also da bei V.O. im
Studio aufzunehmen. Little Creek heisst das eigentlich
und liegt in Gelterkinden. Das ist was vom geilsten, was
man sich als Rockband der härteren Gattung antun kann.
Weil die Jungs haben es extrem drauf. Und eigentlich
alles, was aus dem Studio kommt, klingt geil. Ob das
Destruction sind oder The Order. Disgroove nehmen da
jetzt auch gerade auf. Also alles was da rauskommt
besitzt einen Hammer-Sound.
MF: Was mir besonders bei diesem Album aufgefallen
ist, ist die Tatsache, dass die zwingenden Vergleiche zu
anderen Bands, nicht mehr da sind. Beim ersten Album
hatte ich immer das Gefühl, dass sich das jetzt nach der
einen oder der anderen Band anhört. Beim neuen Album ist
das jetzt wie weg.
SB: Das haben jetzt schon viele Leute festgestellt. Aber
irgendwie ist das auch logisch, weil wir mittlerweile
seit 3, 4 Jahren zusammen sind und eine gemeinsame Linie
gefunden haben. Wir haben vorher auch nicht bewusst
irgendetwas übernommen. Aber jetzt haben wir unsere
Richtung gefunden. Ich meine Musik kann man nicht neu
erfinden, da haben wir schon alles in irgendeiner Form
schonmal gehört. Aber es liegt sicher daran, dass wir
jetzt schon ein Zeitchen zusammen sind und unseren Weg
jetzt auch wirklich betoniert haben. Und den wollen wir
jetzt auch verfolgen.
MF: Ein anderes aussergewöhnliches Lied ist „Long Way
From Home“.
HH: Das ist einer von drei mehr oder weniger langsamen
Songs auf dem Album. Wir wollten „Long Way From Home“
eigentlich gar nicht aufnehmen, weil er uns zu schön
war. Aber wir haben festgestellt, dass extrem viele
Frauen gerade diesen Song als den Besten auf der CD
finden und sind froh, dass er mit drauf ist.
MF: Wer euch bisher noch nie Live gesehen hat, kann
euch immer wieder im Welschen Fernsehen gucken. Wieso?
HH: Die senden da scheinbar am Laufmeter unsere Show
aus, die wir da mal aufgenommen haben. Da warst du ja
auch selber dabei. Die Show haben wir letztes Jahr im
Mai im Fernseh-Studio aufgenommen. Und seither haben die
das schon 3, 4-mal ausgestrahlt. Und das hilft uns
enorm, weil wir jedes mal wieder Plattenbestellungen
erhalten, wenn das im Fernsehen läuft. Super!

MF: Es gab ja mal die Idee, dass man diesen Auftritt
auch auf eine DVD presst, die man dann dem neuen Album
beigelegt hätte.
HH: Die Idee ist da gewesen. Das ist auch eine gute Idee
aber leider zu teuer. Das können wir uns leider im
Moment nicht leisten. Weil wir ja alles selber machen.
Und der Plan war eigentlich, dass wir die DVD der neuen
CD beilegen. Aber das wäre zu teuer geworden. Das
kriegen wir nicht hin.
MF: Also rein die CD-Produktion?
HH: Also die CD-Produktion würde zu teuer. Wir sind
froh, dass wir die neue CD mit der Kohle die wir gehabt
haben, gerade hingekriegt haben. Für mehr war da aber
kein Platz. Aber mal schauen…
MF: Und sonst, viel den welschen Kanal einschalten!
HH: Ja, anrufen bei Patrick Allenbach, 100% scene heisst
seine Sendung, und sagen, ich will The Force sehen!
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