Es regnet, ist kalt und überhaupt nicht mehr Sommer.
Ausserdem ist es schon fast dunkel, aber das hat wohl
mehr mit dem Gewitter, das gerade aufzieht, zu tun. Da
kommt mir „Metal Casino“ gerade recht. Die neue Scheibe
von The Order liefert kernigen Hardrock, der einem die
Stirn nicht in Falten legt. So ein Zufall, da ruft mich
doch gleich deren Gitarrero Bruno an. Na dann, frage ich
ihn ein bisschen aus und lasse das Band mitlaufen. (BS =
Bruno Spring)
MF: Hat der Titel des neuen Albums „Metal Casino“
eigentlich etwas mit der Pokerwelle zu tun, die gerade
die Schweiz überrollt?
BS: Überhaupt nicht. Ist das so, überrollt eine
Pokerwelle die Schweiz? (lacht). Nein, das war eine
Schnapsidee, die aufkam, als wir uns im Übungsraum
darüber Gedanken machten, wie wir das neue Album nennen
könnten. Da kamen ganz bizarre Vorschläge wie zum
Beispiel „Only One Bullet Left“ oder „Ladyboy“...
MF: Hoppla!
BS: (lacht) auch mit den Ideen zum zugehörigen Cover, da
kanst du dir ja vorstellen, dass „Ladyboy“ etwas komisch
ausgefallen wäre. Irgendeiner kam dann mit „Metal
Casino“ und wir fanden's cool. Passt ja auch zum
partytauglicheren Sound im Vergleich zum letzten Output.
(„Son Of Armageddon“, Anm. v. MF.) Bei meinen Recherchen
im Internet bin ich dann auf das Ortsschild von Las
Vegas gestossen, das ich dann fürs Cover angepasst habe.
Im Casino Bern enstanden dann noch ein paar passende
Fotos. Aber mit dieser Pokerwelle, die da angeblich die
Schweiz überollt haben soll, hat der Titel nichts zu
tun.
MF: Das war auch einfach so 'ne Behauptung. In diesem
Fall seid ihr keine Spielernaturen?
BS: Nicht mehr; wir sind alte Säcke. Wir sind auf
Sicherheit bedacht und haben Familien zu ernähren, das
geht nicht mehr. Früher haben wir schon nächtelang
durchgezockt mit zum Teil massivsten Einsätzen – aber
diese Zeiten sind vorbei.
MF: Was hörst du dir eigentlich privat so an?
BS: Durchs Band... Kraut und Rüben durcheinander...
Hauptsächlich höre ich einfach meine alten Scheiben aus
den 80ern mit denen ich gross geworden bin. „Master Of
Puppets“ läuft pro Woche mindestens einmal bei mir im
Auto. Ich stehe halt auch auf dieses LA-Zeug, Mötley
Crüe, Ratt, Dokken.. Ich höre natürlich auch härtere
Sachen, Thrash Metal zum Beispiel. Dann aber Bay
Area-Style à la Exodus und Testament. Mit Metalcore kann
ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen, ich finde
einfach, das klingt alles gleich und zwar wie Slayer mit
HC-Gesang (lacht). Gut, das ist meine Meinung. Dann
lieber gleich Black Metal von den moderneren Sachen oder
auch Strapping Young Lad finde ich geil. Sonst höre ich
viel klassischen Rock, zwischendurch darfs auch mal Jazz
sein oder auch mit Beethoven und Bach kann ich gut
leben.
MF: Metalcore ist also nur ein Trend, was kommt als
Nächstes?
BS: Doch hoffentlich wieder Hardrock!
MF: Wieder!?
BS: Stimmt, er war eigenltich nie wirklich weg. Nein,
was als Nächstes kommt, weiss ich nicht, das ist mir
ehrlich gesagt auch egal. Mittlerweilen sind mir diese
Trends so was von egal, muss ich wirklich sagen, da
scheiss ich drauf. Ich höre einfach meine Sachen, die
ich immer gehört habe; Trends interessieren mich nicht.
MF: Kannst du dich erinnern, was du als Kind gehört
hast?
BS: Beatles. Und Jay Kid Stevens (lieber Bruno, ist das
richtig geschrieben? Anm. v. MF.), kennst du den noch?

MF: Da muss ich passen.
BS: Das war so'n Pseudo-Rock'n'Roll-Typ... Das war auf
jeden Fall meine erste Platte. Und danach bin ich
ziemlich schnell auf Hardrock umgestiegen, Bon Jovi,
Mötley Crüe, Ratt. Später kam dann auch Härteres dazu,
Metallica, Megadeth, Slayer. Aber ich kann mich
erinnern, aus Urzeiten liegt irgendwo sogar noch eine
Italo-Disco-Scheibe herum (lacht).
MF: Soll ich das wirklich publik machen?
BS: Das kannst du machen, kein Problem. Da schäme ich
mich nicht für.
MF: Ok, anderes Thema. Was hast du für Ziele mit The
Order?
BS: Ich hoffe einfach, dass wir noch möglichst lange
zusammen Musik machen können; dass wir noch möglichst
mit Freude bei der Sache sind. Natürlich wäre es schön,
wenn wir noch mehr Platten verkaufen könnten oder an
grösseren Konzerten spielen könnten, aber ich glaube,
das Wichtigste ist, dass wir die Musik machen können,
die wir wollen und regelmässig Platten veröffentlichen
können. Gebt uns Rock'n'Roll und wir sind glücklich!
MF: Hast du denn zuvor Musik gemacht, die dir nicht
nur zugesagt hat?
BS: Hmm, das ist nicht so einfach zu sagen. Ich habe
beispielsweise mal 3 Jahre bei einer Industrial-Band
gespielt, bei den Swamp Terrorists. Das war eine sehr
gute Erfahrung, wir waren auch auf Europatour, in Japan,
nahmen dort eine Live-Scheibe auf. Es war nicht
unbedingt meine Musik, trotzdem stimmte es für mich zu
dieser Zeit. Es war mir nicht so wichtig, dass ich
vielleicht nicht zu 100% hinter der Musik stehen konnte.
Mit dem Alter mag ich aber irgendwie immer weniger
Kompromisse eingehen. Jetzt muss es für mich schon
stimmen, denn die Zeit, die ich für die Musik opfere –
und das ist ziemlich viel Zeit- die ist mit
mittlerweilen zu schade für etwas, hinter dem ich nicht
zu 100% stehe. Das heisst jetzt nicht, dass ich zum
Beispiel bei Gurd, wo ich fünf Jahre gespielt habe,
nicht dahinter gestanden wäre. Dort stimmte es absolut
für mich, zumindest in den ersten drei Jahren. Später
merkte ich immer mehr, dass das nicht 100%ig die Musik
ist, die ich machen will. D
as war wohl der Grund, warum ich ausgestiegen bin und
The Order gegründet habe. Vielleicht hatte es aber auch
damit zu tun, dass ich zu dieser Zeit gerade Vater wurde
und auch einfach mehr Zeit für die Familie haben wollte.
MF: Und die hast du jetzt?
BS: Ja, doch. Die Kleine ist ja mittlerweilen auch schon
vier Jahre alt. Meine Frau und ich machen Jobsharing und
sooo verdammt viele Gigs mit The Order haben wir ja auch
wieder nicht.
MF: Einer fällt mir da gerade ein: 22. September in
der Oltner Schützi.
BS: Ja, genau, das ist das zweite Konzert, das wir zur
neuen Platte spielen werden. Das erste ist einen Tag
vorher im Rock City in Uster. Ja, wir sind schon
ziemlich heiß darauf, denn wir haben jetzt drei Monate
nicht mehr zusammen gespielt wegen dem Aufnahmen, dem
Mixen und dem Mastern von „Metal Casino“. Nun fängt das
Proben wieder an, wir treffen uns in unserem Loch und
studieren das neue Set ein. Wir sind heiß darauf,
endlich wieder live zu spielen!
MF: Na dann, rock on!
BS: Werden wir, wir sehen uns am Konzert!
|
|
|