Die britischen Blues Hard-Rocker Thunder lösen sich
Mitte Jahr auf. Was vor rund 20 Jahren mit Hits à la „Dirty
Love“ oder „Gimme Some Lovin’“ begonnen hat, endet
dieses Jahr mit dem letzten Konzert am deutschen Rock Of
Ages-Festival. Wobei durchaus die Hoffnung besteht, dass
die Band irgendwann wieder einmal zusammen spielen wird.
So geschehen ist es nämlich bereits 1999, als Sänger
Danny Bowes, die beiden Gitarristen Ben Matthews und
Luke Morley, Bassist Chris Childs und Schlagzeuger Harry
James für drei Jahre das Handtuch warfen. Seit 2002
tourten Thunder aber wieder und nahmen neue Alben auf.
Vor der nächsten Auflösung wagten die Rocker aber noch
einen Abstecher in die Schweiz und boten im Z7 ein
Konzert der Extra-Klasse. Vor dem Auftritt sprach ich
mit dem gut gelaunten Gitarrist und Songwriter Luke
Morley über die Gründe des Abschieds nach diesen Jahren
des ehrlichen Rock’n’Rolls. (Luke Morley=LM)
MF: Herzlich Willkommen in der Schweiz. Wie fühlst du
dich?
LM: Ziemlich gut. Vor allem in Betracht dessen, dass wir
jetzt schon seit zwei Wochen auf Tour sind. Aber ich
geniesse es.
MF: Heute ist ja das Ende euer Bang!-Tour?
LM: Das ist es. Aber es ist noch nicht ganz das Ende,
weil wir bald noch in Japan spielen werden. Und später
gibt es dann noch einige Konzerte in Grossbritannien.
Also wird es noch einige geben. Aber es macht ziemlich
Spass.
MF: Hast du bis zur Japan-Reise Ferien, oder was machst
du in der Zeit zwischen den beiden Touren?
LM: Ich mache viele Sachen. Also die Band hat ihr
eigenes Geschäft und wir schauen, was wir damit machen
können. Ich bin zudem noch in andere Projekte als
Produzenten und Songschreiber involviert. Es gibt für
mich also keine Pause. Generell gibt es für mich nie
Pausen. Ich bin immer irgendwie beschäftigt.
MF: Was für Bands produzierst du?
LM: Es handelt sich um zwei Solo-Künstler. Aber die sind
momentan noch in einer sehr frühen Phase. Du wirst diese
wohl noch nicht kennen. Einer ist ein Sänger mit dem
Namen Peter Shoulder (ev. Sänger der ehemaligen
Blues-Rock-Band Winterville, er ist ein Sänger,
Songschreiber und Gitarrist. Und die andere ist ein 19
jähriges Mädchen mit dem Namen Stacy Jay. Sie ist eine
Art Mischung zwischen Aretha Franklin und Janis Joplin.
Und sie ist Engländerin. Sie klingt ziemlich
interessant. Ich werde daran ein Weilchen arbeiten, wenn
ich zu Hause bin.
MF: Also gibt es soweit kein weiterer Hard Rock?
LM: Also eigentlich ist es ja Thunder, was ich die
meiste Zeit tue. Es kümmert mich auch nicht, an welcher
Art von Musik ich gerade arbeite, solange die Songs gut
sind, der Sänger auch wirklich singen kann, und es gute
Leute sind, die ihr Handwerk verstehen. Es muss für mich
nicht zwingend Rockmusik sein, damit ich es mag. Ich mag
auch ganz andere Sachen.
MF: Etwas ganz anderes: Um ehrlich zu sein, ich denke
ich werde dir heute keine Fragen stellen, welche du noch
nie beantwortet hast.
LM: Okay. Macht aber nichts. Ich mache das jetzt seit 20
Jahren (lacht). Das geht in Ordnung.
MF: Ein wichtiger Grund dafür ist, weil ihr diese „Frage
und Antwort“-Seite auf eurer Homepage habt, und da sehr
viele Fragen von den Fans drauf sind, die ihr
beantwortet habt.
LM: Das ist in Ordnung. Frage einfach was du willst, ich
werde es gerne beantworten. Es stört mich nicht, Fragen
zu beantworten, die mir schon mehrmals gestellt wurden.
MF: Ihr scheint einen regen Austausch mit euren Fans
übers Internet zu pflegen?
LM: Ja. Ich denke, das ist sehr wichtig für uns. Unsere
Webseite ist ein wichtiger Teil von dem was wir tun. Wir
haben sehr früh in unserer Karriere gemerkt, dass es
sehr wichtig ist, einen guten Draht zu unseren Fans zu
haben. Weil es sind schliesslich die Personen, die dir
alles vordiktieren. Wir machen auch nach jeder Show ein
„Meet and Greet“, wenn es irgendwie möglich ist. Die
„Frage und Antwort“-Sektion versuchen wir möglichst
ernst zu nehmen und geben auch jeweils Antwort. Wir
schauen auch darauf, dass für die Fans möglichst viele
Sachen von uns zugänglich sind. Wir sind einfach eine
Band mit ganz normalen Jungs. Wir versuchen uns dafür
nicht extra zu verstellen, denn wir sind schlicht
normale Jungs. Es ist schön, dass die Fans an uns
interessiert sind. Ich denke, es ist auch noch aus einem
anderen Grund gut: Denn wenn uns die Fans treffen und
kennen lernen, verstehen sie dann vielleicht auch
besser, um was es bei uns geht und was wir genau tun.
MF: Du machst ja auch noch ganz andere Sachen. Ich habe
gelesen, dass eines deiner versteckten Talente ist,
einen britischen Vogel zu erkennen. Als ich mal in
England war, kam es mir vor, als sei Vögelbeobachten
eine typische britische Sportart.
LM: (lacht) Nein. Okay, es ist sehr beliebt auf der
Insel. Aber ich weiss nicht wieso ich das kann. Ich
glaube als kleiner Knabe musste ich diese britischen
Vögel lernen. Also in einem Schulprojekt. Und ich kann
mich nach wie vor an die Meisten erinnern. Es ist
irgendwie schräg, aber es ist so.
MF: Also fütterst du in deinem Garten auch die Vögel?
LM: Nein, nicht mehr. Ich habe es jetzt eine ganze Weile
nicht mehr gemacht. Ich war ziemlich in Ornithologie
(Vogelkunde) interessiert als ich klein war, aber heute
nicht mehr so sehr.
MF: Also gibt es von Thunder kein Lied über Vögel?
LM: Nein, nicht soweit ich weiss. Also sicher nicht
(lacht).
MF: Dieses Jahr feiert ihr ja euer 20 jähriges Bestehen.
Sind irgendwelche speziellen Aktivitäten geplant?
LM: Also eigentlich nicht. Ich meine, wir hören ja
dieses Jahr auf. Also die Band löst sich dieses Jahr
auf. Das alleine macht das 20igste Jahr speziell, denke
ich. Wir machen eine Art Abschieds-Tour durch England.
Und diese wird wahrscheinlich ein wenig speziell. Und
unser letztes Konzert in Britannien findet im
Hammersmith statt, wo unsere Heimat Stadt ist. Das wird
sicher speziell werden. Wir werden versuchen, auf der
Tour so viele spezielle Sachen zu machen, wie wir
irgendwie können. Aber es ist noch zu früh, um darüber
sprechen zu können, weil wir noch nicht endgültig
darüber entschieden haben, was wir genau tun werden.
Aber wir haben bereits einige Ideen.
MF: Du hast das Ende der Band angesprochen. Warum kommt
dieses Ende genau jetzt nach 20 Jahren?
LM: Ich denke, 20 Jahren sind eine lange Zeit und alle
leben noch (lacht): Und ich denke, wir haben mit Bang!
ein ziemlich gutes Album aufgenommen, auf das wir alle
sehr stolz sind. Und darum finden wir, ist es ein guter
Zeitpunkt aufzuhören. Wir sind nach wie vor sehr gute
Freunde. Die meisten Bands hören auf, weil sie sich
gegenseitig hassen oder aus anderen komischen Gründen.
Bei Thunder trifft das nicht zu. Zum Beispiel sind Danny
(Sänger) und ich schon sehr lange Freunde. Wir kannten
uns bereits länger, bevor wir zusammen in einer Band
spielten. Wir haben keine „persönlichen Gründe“. Aber
ich denke, es könnte ein guter Zeitpunkt zum Aufhören
sein. Ich meine, vielleicht werden wir uns in einigen
Jahren dazu entschliessen, Thunder nochmals aufleben zu
lassen. Ich weiss es nicht. Aber es ist möglich. Aber
jeder von uns hat noch andere Dinge, die er gerne tun
würde. Wir nähern uns gerade alle der 50iger Marke. Und
wenn wir das jetzt nicht tun, werden wir es wohl nie
machen. (lacht) Und darum stimmt das Timing.
MF: Also handelt es sich hierbei vielleicht nur um eine
Pause?
LM: Ich weiss es nicht. Ich würde das nicht so sehen.
Für mich fühlt es sich nach dem Ende an. Aber ich würde
niemals nie sagen, weil in der Musik schlicht alles
möglich ist. Und ich möchte nicht, dass jemand dieses
Interview liest oder hört, und meint, wir würden ihn
anlügen. Im Moment gibt es zumindest keine Reunion-Pläne
(lacht).
MF: Also nicht wie bei Kiss, welche bereits viele
Abschieds-Tourneen gespielt haben.
LM: Ja, genau. Ich bin sehr glücklich und stolz mit dem,
was Thunder gemacht haben, und ich möchte das nicht
lächerlich machen. Aber es ist alles möglich. Wir werden
sehen.
MF: Gibt es denn so etwas wie eine Verbindung zwischen
den britischen Bands auf der Insel?
LM: hm… nicht wirklich. In England gibt es nur sehr
wenige Bands, die eine ähnliche Musik wie wir machen.
Vielleicht liegt das daran, dass wir in den 70er Jahren
aufgewachsen sind, also mit Band wie Led Zeppelin und
Bad Company und The Who. Und diese Sachen haben einen
grossen Einfluss auf das, was Thunder ist. Und dieser
Einfluss ist bei den heutigen Bands eher verschwunden.
Jüngere Bands sind mit anderer Musik aufgewachsen. Die
sind vielleicht mit Iron Maiden, Metallica und
Guns’n’Roses gross geworden. Also klingen diese Bands
neuen Bands auch anders. Ich denke, was wir tun ist mehr
am Blues angelehnt. Viele junge Bands haben diese
Blues-Elemente nicht mehr, sondern sind mehr Metal. Und
das ist eine ganz andere Sache, denke ich. Ich denke
auch, dass Musiker immer andere Musiker beeinflussen.
Die meisten Leute sind sehr darauf erpicht, die Musik in
verschiedene Musikstile und –Schubladen einzuordnen.
Aber ich denke, dass das die meisten Musiker nicht tun
und sie sehr offen für neue oder andere Einflüsse sind.
Ich geniesse auch andere Musikstile und andere Arten von
Bands. Und ich hoffe, andere Musiker werden auch uns
geniessen.
MF: Wegen den Blues-Einflüssen. Hast du schon von The
Answer gehört?
LM: Von The Answer? Ja, die sind eine ziemlich gute
Band. Ich weiss nicht allzu viel über die. Die haben
vielleicht vor vier Jahren ein paar Konzerte mit uns
gespielt.
MF: Tatsächlich?
LM: Ja, und die waren ziemlich gut. Ich habe bisher noch
nicht viel von deren Musik gehört. Aber sie klingen
ähnlich wie Led Zeppelin.
MF: Ja, die klingen wie Led Zeppelin. Ein wenig anders,
aber sehr ähnlich. Lass uns übers neue Album sprechen.
Der erste Song heisst „On The Radio“ und auf dem
Internet schreibst du darüber, dass der Song das Problem
behandelt, dass ihr immer Mühe damit hattet, dass eure
Songs nie im Radio gespielt wurden. Wieso das? Ein Song
wie „Dirty Love“ zwängt sich doch fürs Radio gerade zu
auf?
LM: Da bin ich mit dir komplett gleicher Meinung. Und „Dirty
Love“ war unser einziger Hit in Amerika. Und der wurde
dort auch in jedem Radio gespielt. Aber ich denke, dass
die englischen Sender ziemlich komisch sind. Vor allem
die Mainstream-Stationen wie BBC Radio1. Die mögen
irgendwie Rock-Musik nicht. Es ist ziemlich merkwürdig.
Die spielen Rock-Musik, wenn sie aus Amerika kommt. Die
spielen Bon Jovi zum Beispiel, oder sogar Metallica oder
AC/DC, wobei AC/DC aus Australien kommen. Aber die
verhalten sich ziemlich merkwürdig gegenüber britischen
Rock-Bands. Die denken aus irgendwelchen gründen, dass
das nicht gut genug ist. Das ist ziemlich skurril. Es
gibt eine Art Mauer gegenüber englischen Rockbands, was
sehr frustrierend ist. Aber heute ist das nicht mehr so
wichtig, weil es ein paar sehr gute Internet-Rock-Radios
auf der Insel gibt. Also zum Beispiel Planet Rock oder
Rock FM. Es gibt heute also die Möglichkeit für Leute,
Rockmusik zu hören, was für uns wichtig ist. Aber die
Kommerzradios waren nie sehr nett zu uns. Was sehr
frustrierend ist.
MF: Wie war das in anderen Ländern? Weil z.B. Dirty Love
kannte ich von irgendwoher bereits, als ich den Song zum
ersten Mal bewusst von euch gehört habe.
LM: Sicherlich wurden wir in den frühen 90er Jahren auf
MTV und anderen Fernsehstationen gesendet. Heute gibt es
sehr viele TV- und Radio-Sender, und alle die davon Rock
spielen, spielen auch nach wie vor Songs von Thunder.
Aber das Mainstream-Radio spielt keine Rock-Musik, was
ich sehr frustrierend finde. Die müssen ja nicht
ausschliesslich Rock spielen. Die sollten von jedem Stil
ein wenig was spielen.
MF: Um ehrlich zu sein, ist es das gleiche in der
Schweiz auch.
LM: Ja, das dachte ich mir. Denn auch das
Mainstream-Radio in Deutschland ist sehr „middle of the
road“ und geht immer auf Nummer Sicher. Die wollen ja
nichts spielen, was die Hörer verärgern könnte.
MF: Der Songs „Have Merci“ handelt von einem älteren
Herr, der sehr jungen Frauen nachstarrt. Was für einen
Hintergrund hat diese Geschichte?
LM: Nichts Konkretes. Es ist mehr so ein Gedankenspiel.
Ich meine, wenn du 30 gewesen bist, und langsam gegen 50
zugehst, schauen junge Mädchen immer noch sehr niedlich
aus. Es wird aber nicht so gut verstanden und ist ein
wenig ein Tabu-Thema. Man liest darüber und so. Aber ich
verstehe es und kann es nachvollziehen, wenn ein älterer
Herr einer jungen Frau nachschaut. Er wird von ihr nach
wie vor angezogen. Egal ob er in seinem Alter
theoretisch ihr Vater sein könnte. Und da gibt es dann
ein schwieriges Dilemma. Und um das geht es in diesem
Song.
MF: Du hast ja zu jedem Song deine Gedanken
niedergeschrieben. Geht es dabei darum, den Fans zu
erklären um was es bei diesen Songs handelt?
LM: Ja, wir versuchen es. Ich meine wir versuchen auf
der Homepage den Fans das zu geben, was sie auch wollen.
Bei jedem neuen Album kriegen wir sehr viele E-Mails von
den Fans, die wissen wollen, um was es in den einzelnen
Songs geht. Als das Album also raus kam, dachte ich, es
wäre toll, wenn ich einfach auf die Homepage schreiben
würde, um was es bei den Songs geht. Naja, und
vielleicht hätte ich dann auch weniger Fragen über das.
MF: Also, damit du keine Fragen wie die von mir zu
beantworten hast…
LM: Nein, das geht in Ordnung (lacht):
MF: Du hast im Zusammenhang mit dem neuen Album ein
Interview mit Bruce Dickinson in seiner Radio-Sendung
geführt.

LM: Ja genau.
MF: Wie war es, ein Interview mit ihm zu führen, oder
kennt ihr euch schon sehr lange?
LM: Es war sehr angenehm. Ich kenne Bruce Dickinson
jetzt seit 30 Jahren, so dass es kein Problem war. Ich
traf Bruce zum ersten Mal, als er noch bei Samson
gesungen hat. Wir haben über die Jahre auch verschiedene
Shows mit Iron Maiden zusammen gespielt, weil wir für
eine Weile das gleiche Management hatten. Wir kennen die
Iron Maiden-Jungs also ziemlich gut.
MF: Ihr habt eine Weihnachts-CD draussen, die aber in
der Schweiz und Deutschland nicht erhältlich ist.
LM: Vielleicht wird die hier bald mal erhältlich sein.
Wir werden ev. einmal die ganzen Weihnachts-CDs raus
bringen. Weil das sind ausschliesslich Aufnahmen, von
welchen wir eigentlich dachten, dass das nur sehr wenige
Personen interessieren würde. Das ist der Grund, wieso
wir diese nicht international raus gebracht haben. Aber
ev. werden wir sie als Download anbieten.
MF: Also beim I-Tunes-Store und so…?
LM: Nein, also hauptsächlich über unsere eigene
Homepage. Aber vielleicht auch über I-Tunes. Ich weiss
es aber noch nicht.
MF: Ihr habt ja bis jetzt sehr viele Live-Alben
veröffentlich. Aus welchen Gründen? Andere Bands haben
nur ein, oder vielleicht zwei Live-Alben…
LM: Das hat wiederum mit unserer Einstellung zu tun, den
Fans das zu bieten, was sie wollen. Im Falle der
Weihnachts-CDs ist es so, dass die CD bereits im
Ticket-Preis inbegriffen war. Also das die Leute, die da
waren, anschliessend eine CD mit den Aufnahmen des Abend
erhalten haben. Die Fans fingen dann an sich zu
beschweren, weil sie nicht zum Weihnachtskonzert kommen
konnten, und jetzt das Album trotzdem kaufen möchten.
Und da wir wirklich versuchen den Fans das zu geben, was
sie wollen, werden wir auch versuchen, diesen Wunsch zu
erfüllen.
MF: Eine Frage die ich als Schweizer einfach Fragen
muss: Ihr habt ja eine DVD draussen mit dem Titel „The
Devil Goes Down To Huttwil“.
LM: Ja genau.
MF: Wie waren die Aufnahmen für euch?
LM: Das Konzert hat sehr viel Spass gemacht. Und die
Firma, die das Konzert aufgenommen hat, hat uns die
Aufnahmen danach angeboten. Und wir dachten, es sei eine
sehr coole Show gewesen, die wir auch veröffentlichen
können. Also haben wir das auch gemacht. Und auch hier
gilt wieder. Die Leute belöchern uns mit Fragen und
Aufforderungen, dass sie noch mehr DVDs von Live-Sachen
haben möchten. Ich denke mal, dass dies ein gutes
Zeichen dafür ist, dass wir eine gute Live-Band sind.
Ich weis nicht genau wieso. Aber wenn die Leute diese
Aufnahmen wollen, dann bringen wir sie auch raus.
MF: Hattet ihr die Möglichkeit, euch Huttwil anzusehen?
LM: Nein, die hatten wir leider nicht. Um ehrlich zu
sein, bedeutet auf Tour sein, vor allem zu reisen. Mit
Ausnahme von den Tagen, wo du einen Day-Off hast. Aber
ansonsten siehst du von der Stadt in der du gerade
spielst nicht mehr als die Konzerthalle und den Bus.
Vielleicht mit Ausnahme, wenn du im Stadtzentrum
spielst. Dann hast du vielleicht die Möglichkeit für
einen kurzen Trip zu den Sehenswürdigkeiten. Aber in der
Regel hast du nicht viel Zeit, es sei denn du hast einen
Day Off. Unglücklicherweise hatten wir keinen Day Off in
Huttwil.
MF: Oh… Dafür habt ihr dieses nette DVD-Cover-Bild
gewählt, dass so ungefähr die Umgebung von Huttwil
repräsentiert.
LM: Ich weis nicht einmal ob das ein Bild von Huttwil
ist. Aber…
MF: Also ich weis es auch nicht.
LM: Aber wir fanden das Bild mit dem Titel ziemlich
lustig. Und das ist der Grund, wieso wir dieses Bild
gewählt haben. Wir wollten unbedingt ein möglichst
Klischee haftes Bild von der Schweiz dazu verwenden.
MF: Ja, und so ist das Bild auch.
LM: Ja, genau. Aber es sollte humorvoll sein.
MF: Wir sind fast am Ende. Wenn du auf dieses 20 Jahre
Thunder zurück schaust, was bleibt dir am meisten in
Erinnerung? Gibt es da spezielle Momente, an die du dich
gerne zurückerinnerst?
LM: Ja, da gibt es sehr viele. Da gibt es sehr viele
Dinge, an die du gerne denkst. Ich meine, wenn du in der
glücklichen Lage bist, für das bezahlt zu werden, was du
gerne tust, und während dieser Tätigkeiten noch mit
deinen Freunden zusammen sein kannst, dann ist das eine
sehr schöne Sache. Da gibt es also sehr viele
Erinnerungen. Einige berufliche Sachen, einige private
Sachen. Aber coole Sachen. Wir werden auch weiterhin
Freunde bleiben. Einige von uns werden in verschiedenen
Gruppen oder Projekten wieder zusammenarbeiten. Ich
meine, es waren grossartige 20 Jahre. Ich denke der
Standart unserer Musik und unserer Konzerte war immer
sehr hoch und immer ziemlich gut. Wir haben den Fans
immer einen guten Gegenwert für ihr Geld gegeben. Und
das könnte die wichtigste Sache überhaupt sein. Ich
denke aber auch, dass wir gute Musik gemacht haben und
eine Menge Spass hatten. Es war grossartig.
MF: Live ist ein gutes Stichwort. Was macht ihr
eigentlich, kurz bevor ihr die Bühne entert?
LM: Also generell geniessen wir es Live-Show zu geben.
Obwohl wir unsere Musik sehr ernst nehmen und wir uns
aufs Spielen konzentrieren vernachlässigen wir auch den
theatralischen Aspekt nicht. Wir wissen auch um die
lächerliche Seite unserer Performance. Wir schaffen es
aber, uns selber zu geniessen und haben einen gewissen
Sinn für Humor. Ich denke, dass ist sehr wichtig. Es
gibt viele Rock-Bands, die überhaupt keinen Sinn für
Humor haben oder zeigen. Wir möchten uns nicht zu ernst
nehmen. Für das steht Thunder auch nicht. Thunder stehen
für was anderes. Wir sind mit Bands wie The Who und The
Faces aufgewachsen. Und diese Bands waren auf der Bühne
grossartig und kamen natürlich rüber. Zum Teil waren sie
auch lustig und haben das Publikum in die Show
einbezogen, was sehr wichtig ist. Und das sind Dinge,
die wir ebenfalls übernehmen wollten. Ich möchte die
Zeit auf der Bühne einfach geniessen. Ich möchte einfach
eine gute Zeit haben und dass das Publikum wieder
glücklich nach Hause geht und lächelt. Und das ist die
Art von Ausstrahlung, die wir auf die Bühne bringen
möchten.
MF: Vielen Dank fürs Interview.
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