Bericht & Livereview: Black Sheep
9. Dezember 2005, Turnhalle Schützi Olten
By Rockslave
Das Leben verschafft einen doch immer wieder neue Überraschungen, man muss sich nur entsprechend etwas in Geduld üben! So könnte man es ungefähr angehen, wenn man den heutigen Auftritt von Black Sheep in der Oltner Schützi umschreiben müsste.

Blenden wir zuvor aber kurz mal ein paar Jährchen zurück, genauer zum Frühling des Jahres 1992, als im Kanton mit der Rock-Metropole Solothurn, genauer im Gäu, ein Junge mit Vornamen Elias das Licht der Welt erblickt, der im Umfeld seiner Eltern den Rock'n'Roll wahrscheinlich schon aus der Schoppenflasche bekam. Wie anders ist es zu erklären, dass dieser junge Bursche heute voll auf alte AC/DC, Rose Tattoo (!), Rory Gallagher (!!) oder Dr. Feelgood (!!!) abfährt und notabene an der diesjährigen CD- und Plattenbörse in Zofingen tatsächlich nach "Painkiller", der 78er-Scheibe von Krokus gesucht hatte? Echt abgefahren, denn das Gehörte fliesst laufend in sein Gitarren-Spiel ein, das er als Leader seiner Band Black Sheep nun bereits an die Öffentlichkeit trägt. Ganz schön mutig, wenn man bedenkt, dass das Durchschnittsalter der vierköpfigen Band bei gerade mal knappen 14 Jahren liegt! Die Organisatoren des Phondue, die den Anlass zur Förderung von Newcomer-Bands aus der ganzen Schweiz, der Zufall will es..., heuer zum 14. Mal steigen liessen, bewiesen ebenfalls Mut und brachten somit die mit Abstand jüngste Hard Rock'n'Roll Band der ganzen bisherigen Phondue-Geschichte auf die Bühne! Ein Blick auf die Homepage der schwarzen Schafe offenbart derweil eine weitere Überraschung, denn dieser Auftritt war erst der Zweite überhaupt... vor Publikum!!!

Dies weckte meine Neugier definitiv, nachdem mir unser werter Kissi noch zusätzlich gesteckt hatte, wie es an der Live-Premiere im Juni (an der Kantonsschule in Olten im Rahmen eines Band-Contests, wo man dem dritten Platz holte!) zu und her gegangen war. Dazu kam noch, dass Black Sheep sogar "erst" als zweite Band des Abends dran waren, was psychologisch nicht unerheblich war. Nachdem der Opening Act Jesh mit ihrem Indie Rock stimmungsmässig eher baden ging, war es dann gegen 20.45 Uhr soweit: Die schwarzen Schafe enterten die Bühne! Fast etwas (zu) scheu nahmen die beiden Girls Ramona Senoner (Rhythm Guitar) und Aline Krieger (Bass) ihre Plätze ein und während Elias von Arx noch letzte Einstellungen an seiner Gitarre (Gibson SG Standard) und den Amps machte, lockerte Drummer Kevin Stammbach ein letztes Mal seine Finger. Wer nun dachte, es folge ein laues Lüftchen einer Kinder Karaoke-Band, sah sich bald getäuscht und überrascht zugleich. An dieser Stelle sei auch gerade erwähnt, dass sechs der acht vorgetragenen Songs aus der eigenen Feder stammten! Der Opener mit dem "jugendfreien" Titel "The bitch" (Ha ha...) haute gleich ordentlich rock'n'rollig rein, obwohl der Sound, insbesondere die Gitarren, leider viel zu leise daher kam(en). Die Vocals von Elias klangen derweil altersbedingt etwas dünn, aber das störte nicht gross. (Wartet nur mal ab, bis der den Stimmbruch gekriegt und Gesangsunterricht genommen hat!). Aber das Ganze rockte..., und wie! Das Publikum beklatschte immer noch sichtlich begeistert die Szenerie, als mit "Johnny B. Goode" sogleich ein alter Klassiker von Chuck Berry zum Besten gegeben wurde. Und nun musste man sich echt die Augen reiben und sich gleichzeitig in den Arsch kneifen, um sicher zu sein, was da gerade auf der Bühne abging.

Elias taute zunehmend auf und trottete bald, unablässig posend, auf den ganzen Bühne hin und her, während die Mädels (leider) viel zu statisch waren. Vor allem die Gitarristin Ramona, in keckem Outfit steckend und mit schönen, langen Haaren, hätte der Optik noch entscheidende Pluspunkte verleihen können. Doch dann musste der geneigte Betrachter schnell inne halten und sich wieder in Erinnerung rufen, wie blutjung diese Band erst ist. Dass dabei vom Grundsound und Rhythmus her eine gewisse Gleichförmigkeit bestand, wurde durch den Lead-Gitarristen mehr als wett gemacht. Seine Fingerfertigkeiten (inklusive Slide-Guitar!) waren beachtlich und man vernahm eigentlich kaum einen Verspieler, wenn überhaupt. Drummer Kevin hielt soweit wacker mit, aber auch hier ist noch einiges mehr möglich. Spätestens beim hammergeilen "Blues" erreichte die Zustimmung des Publikums ihren Höhepunkt und auch der steinalte und kultige Mani Matter Classic "Eskimo" (auf Mundart gesungen) gelang vorzüglich. Zum Schuss gab es mit "I wanna stop you" und "Poulet" noch zwei weitere eigene und echt gute Songs zu hören. Auch wenn Elias von Arx unbestritten der Chef auf der Bühne war und gar Jimi Hendrix beim Solieren hinter dem Rücken aufleben liess sowie Angus Young mit einem Sprung ab der Bühne (!) und anschliessendem Durchpflügen des Publikums (nach wie vor solierend!) ehrte, hinterliess die junge Band aus dem Gäu während den rund 45 Minuten auch als Kollektiv eine solide Visitenkarte ihres Könnens, das, positiv gemeint, jedoch noch enormes Entwicklungs-
potenzial aufweist! Mir kam dabei immer wieder der Kult-Film "School of Rock" in den Sinn, der letztes Jahr bei uns in den Kinos lief. Eins ist jedoch so sicher wie das Amen in der Kirche: Wenn der talentierte Gäuer in diesem Tempo weiter macht und dran bleibt, dann wird die Schweizer Musikszene in ein paar Jahren noch massig Freude an "Eli" kriegen. In diesem Sinne toi toi toi... - Rock'n'Roll forever - der Nachwuchs ist da Leute! Wer eine Demo-CD der Youngsters und/oder weitere Infos möchte, der gehe hier hin: www.blacksheep.ch.tt - check them out!

Set-Liste: "The bitch", "Johnny B. Goode", "Nice life", "God save Rock'n'Roll", "Blues", "Eskimo", "I wanna stop you", "Poulet".