Szene! Rock Meets Classic 2019
21.02.2019 by Tinu


«Rock Meets Classic» feiert das 10-jährige Jubiläum, und wer sich schon einmal der Wucht dieses Events ausgesetzt hat, weiss, was ihn schon bald wieder ereilen wird. Die Mat Sinner Band spielt zusammen mit dem RMC Symphony Orchester am 06. März 2019 im Zürcher Hallenstadion. Im Gepäck sind Kevin Cronin (REO Speedwagon), Mike Reno (Loverboy), Ian Gillan (Deep Purple), Andy Scott und Pete Lincoln (Sweet), Ricky Warwick und Scott Gorham (Thin Lizzy) sowie Anna Marie Kaufmann. Jedem Rock- aber auch Klassik-Fan ist dieser Event ans Herz zu legen. Wer noch nie dabei war, hat definitiv etwas verpasst und wer dabei war, wird immer wieder kommen. Mat nahm sich zwischen all seinen Tätigkeiten Zeit für uns, liess einen Einblick in das Innenleben von «Rock Meets Classic» zu und erzählt, was nach diesen Konzerten auf seiner Agenda steht.

MF: Das 10-jährige Jubiläum mit «Rock Meets Classic». Ein Grund zum Feiern?

Mat: Es hat relativ lange gedauert, bis die Bühne und das Drumherum organisch war. Es ist alles auf einem tollen Level, und ich bin froh, dass wir diese Jubiläum-Tour spielen können. Wir hoffen, dass wir dies noch ein paar Jährchen machen können, denn es ist jedes Jahr ein riesen Spass, eine grosse Herausforderung und viel Arbeit. Aber! Tolle Arbeit (grinst).

MF: War für dich schnell klar, welche Sänger dich beim Geburtstag begleiten werden?

Mat: Nein! Dieses Mal ist es ein zweigeteiltes Programm. Der Headliner musste jemand sein, der uns über all die Jahre immer treu begleitet und unterstützt hat, mit «Rock Meets Classic» gross zu werden. Ian Gillan war immer sehr, sehr nahe am Geschehen dran. Wenn wir ein Jubiläum feiern, war klar, dass er uns begleiten soll. Bei ihm gibt es auch kein Geeiere mit Managern oder Agenten, sondern alles läuft immer sehr locker und einfach ab. Es freut uns alle ungemein, Ian wieder dabei zu haben. Sweet und Thin Lizzy feiern ihr 50-jähriges Jubiläum. Es besteht ein sehr enges Verhältnis zwischen der «Rock Meets Classic»-Familie und den beiden Bands. Das bedeutet, wir sind über all die Jahre richtige Kumpels geworden. Beide Truppen haben sofort zugesagt, und es gibt nichts Schöneres, als die gemeinsamen Jubiläen zu feiern. Das ist eine Riesenfreude. Mit Loverboy und REO Speedwagon kommen zwei Classic-Rockbands dazu, die mit ihren Hits noch immer in der Rock-Disco gespielt werden. «Turn Me Loose» ist nach wie vor einer der grössten und gern gehörtesten Klassikern. Es macht Sinn, zwei Künstler, die eine Ewigkeit nicht in Europa aufgetreten sind, mit «Rock Meets Classic» zu präsentieren. Das wird eine geile Geschichte. Dazu kommt noch Anna Marie Kaufmann, eine der bekanntesten Musical- und Opern-Sängerinnen, die dem Ganzen eine spezielle Note verleihen wird.

MF: Werden Ian, Thin Lizzy und Sweet andere Songs spielen als auf den letzten Gastspielen?

Mat: Wir werden variieren (grinst). Es gibt Songs, die musst du spielen, es gibt aber auch schöne zusätzliche Variationen.

MF: Mit welchen Erwartungen, Hoffnungen und Wünschen hast du damals «Rock Meets Classic» gestartet?

Mat: Mit gar keinen. Wie wahrscheinlich für jeden Rockmusiker, war dies für mich eine tolle Aufgabe, zusammen mit einem Orchester aufzutreten. Die Wucht eines solchen Ensembles hinter sich zu spüren, das ist eine ganz tolle Erfahrung. Die Kosten eines 42-Mann Orchesters sind nicht unerheblich (grinst). Das kannst du dir als Band nur sehr schwer leisten. Das richtig ausleben zu können, war für mich eine geniale Sache. Ich konnte so auch Erfahrungen sammeln, die ich sonst sehrwahrscheinlich nie gemacht hätte. Klassisches mit Rock-Musik verbinden zu können und dabei noch mit Legenden auf der Bühne zu stehen, das hätte ich nie und nimmer gedacht oder gewagt zu hoffen.

MF: Sind aus diesen Begegnungen auch Freundschaften entstanden?

Mat: Klar, das ist einfach so, wenn du fast vier Wochen auf engstem Raum die Zeit miteinander verbringst. Dann sollte es ganz normal sein, dass sich daraus auch Freundschaften ergeben. Es ist immer das grösste Kompliment, wenn dir ein grosser Künstler nach einer solchen Tour mitteilt, dass er gerne nochmals dabei wäre. Durch die Bank war dies der Grundtenor. Bloss drei Leute wollten nicht unbedingt… Im gegenseitigen Einverständnis sind die nicht mehr gern gesehen. Pete Lincoln (Sweet) und Ricky Warwick (Thin Lizzy) haben auf dem Titelsong der letzten Sinner-Platte mitgesungen. Das ist ein ganz klares Zeichen, dass die Bock haben. Sweet haben mich zu ihrem 50-jährigen Jubiläum eingeladen. Dazu haben sie ein spezielles Openair in Berlin gespielt. Ich konnte mitsingen und spielte teilweise auch Bass. Das war sehr nett und hat richtig Spass gemacht. Midge Ure (Ultravox) und sämtliche Headliner die mitspielten… Mit denen haben wir noch immer einen sehr guten und teils auch engen Kontakt. Oder auch mit Ian Gillan. Da wird man zu den Konzerten eingeladen und trifft sich nach dem Konzert und plaudert. Das ist noch immer wie ein kleiner Traum, der wahr wird für mich.

MF: Gibt es noch Sänger oder Musiker, die du gerne dabei haben würdest?

Mat: Da gibts noch viele (grinst). Ich will hier keine Namen nennen (grinst). Die Realisierung ist nicht immer einfach. Das Bedarf jahre-langer Feinarbeit. Da sind Manager und Agenturen, die ihr Geld verdienen wollen. Bei solchen Musikern hängt ein endloser Zopf dran. Wir planen jetzt schon für 2021. Würden wir mit der Planung starten, wenn die Tour fertig ist, dann bist du erstens zu spät und zweitens hättest du viel zu viel Druck. Da laufen die Gespräche permanent und laufend.

MF: Ihr spielt in Deutschland und der Schweiz, aber nicht in Österreich, also dort, wo viele Komponisten der klassischen Musik herkommen. Wieso nicht?

Mat: Eigentlich wäre ganz Europa ein gutes Pflaster dafür. Wir benötigen die richtigen Veranstalter, die sich mit dem Thema auch identifizieren können. Leute, die Bock darauf haben, mit denen man zusammen arbeiten kann, ohne dass sie nur schnell Geld verdienen wollen. Das ist eigentlich jammerschade, aber auch ein Spiegelbild der Veranstalter der Szene. Die wollen mit wenig Arbeit möglichst viel Ertrag erwirtschaften. Das wird für ein zweites Jahr mit «Rock Meets Classic» nicht funktionieren. Wir haben uns dazu geeinigt, dass wir unsere vierzehn Auftrittsorte definiert haben, und dazu gehört einer in der Schweiz. Wir haben so ein gutes Fundament, und das wird auch die nächsten zwei Jahre so bleiben. Mit unseren vierzehn Shows sind wir total zufrieden. Da bewegen wir uns in einem wirtschaftlichen Rahmen, der sich rechnet und für uns ein nicht allzu grosses Risiko darstellt. So lässt sich der ganze Apparat mit Truck, Bus und neunzig Mann finanzieren.

MF: Was sind die weiteren Pläne von Mat nach «Rock Meets Classic»?

Mat: Es kommt eine neue Sinner-Platte. Da sind wir schon bei den Pre-Productions, und erscheinen wird sie im Sommer. Dann produziere ich eine englische Band. Welche, sage ich noch nicht (grinst). Danach wird ganz eifrig an der nächsten Primal Fear-CD gearbeitet. Nach dem grossen Erfolg… In der Schweiz hätten wir fast die Top-Ten geknackt. Mit Platz 12 sind wir nur haarscharf daran vorbei gerutscht (grinst). Das neue Primal Fear Werk wird das erste sein, das wieder bei Nuclear Blast erscheint, und da erhoffen wir uns ein zusätzliches Zucken in die richtige Richtung.

MF: Besten Dank für das Interview, und ich sehe, die Arbeit geht dir nicht aus!

Mat: Ich danke dir und ja, es gibt noch einiges zu tun.