Tankard Re-Releases
16.08.2011
By Tinu
Spricht man vom deutschen Thrash-Metal, dann in den meisten Fällen von Kreator, Destruction, oder Sodom. Die zweite Garde mit Assassin oder Deathrow wird dabei mal locker übergangen, ebenso wie eine Truppe, die 1984 mit dem Demo «Heavy Metal Vanguard» und 1985 mit dem zweiten Demo «Alcoholic Metal» von sich reden machten. Insbesondere mit dem zweiten Tape hatten sie für immer und ewig ihren Ruf weg und galten seit dieser Zeit als die biervernichtenden Thrasher um den äusserst sympathischen Shouter Andreas Geremia, kurz Gerre genannt.



Bei den Frankfurtern von Tankard stand immer der Fun an erster Stelle. Sie wollten nicht, wie Kreator oder Destruction mit technischen Fingerfertigkeiten von sich reden machen, sondern mit ihrer Musik und ihren Fans eine gute Zeit verbringen. «Zombie Attack» war ein typisches Album, das nicht nur Anthrax-Fans begeisterte. Mit schnellen Tracks und den dazugehörenden, mitzugrölenden Texten und Noise Records im Rücken, konnte das damalige Quintett Tankard mehr als nur einen Achtungserfolg verbuchen. Und ja, Spass hatten sie, oder spricht die akustische Einleitung zu «Alcohol» ein andere Sprache? Mit «(Empty) Tankard» beherbergt das Debütalbum der Jungs einen Klassiker, der noch heute seinen festen Platz in der Setliste von Tankard hat.


Was die erste Scheibe versprach, hielt der zweite Streich der Frankfurter. Das Cover von Sebastian Krüger unterstrich den Spassfaktor der Jungs. Ein Chemiker, der sein Bier braute. Musikalisch hat sich wenig geändert, auch wenn das Quintett vielleicht etwas bedachter an die Sache ranging. Schlussendlich blieb der Sound Tankard-typisch und enttäuschte keinen Fan. Und wer sich einmal mit den Songs «Puke» (rasend schneller Basslauf), «For A Thousand Beers» und dem schon fast Country-artigen Titelsong infizierte, kam von der Faszination der Truppe nicht mehr los.


Das dritte Album «The Morning After» war der erste finanzielle Erfolg für Tankard. Musikalisch kaum schwächer und ihrer Linie treu geblieben thrashte der Fünfer alles in den Boden. Speziell «Try Again» und der Titelsong mit seinem stampfenden Einstieg, der sich in ein fulminantes Feuerwerk entlädt und «TV Hero» sind schlicht und ergreifend Fun-Nummern mit Klassikerpotenzial. Als Bonus wurde hier noch die «Alien»-EP mit fünf Songs draufgepackt. Damals wurde auch zum ersten Mal das Maskottchen von Tankard geboren. Der grüne Alien, der später immer wieder auf den Covers der Jungs seinen Auftritt hatte. Zudem ist der Titelsong «Alien» ein echter Fetzer vor dem Herrn. Und mit der Coverversion des Rose Tattoo-Klassikers «Remedy» schossen die Jungs eh den Vogel ab.

«Hair Of The Dog» ist eine «Best Of», die sich sehen und hören lassen kann. Zehn der bekanntesten Lieder aus der Frühphase der Fussball-Fans, darunter «The Morning After», «Alien», «Chemical Invasion», «Commandements» oder «(Empty) Tankard» bereichern diese Scheibe. Und zupft der Tankard-Alien dem Köter auf dem Cover das Haar aus, bleibt eh kein Auge trocken.

«We Are Us», «Dancing On Our Grave», «Beermuda» (man beachte die Schreibweise!) und die Live-Granate «Space Beer» sind die Klassiker auf «The Meaning Of Life». Noch immer ohne grosse Kursänderungen – da hatten ihre Kollegen schon diverse durch – fetzten die Jungs durch die Spielminuten. Als Bonus sind hier fünf Livetracks zu hören, von der DVD «Open All Night» die am 04. März 1990 in Ost-Berlin in der Werner-Seelenbinder-Halle aufgenommen wurde. Dabei kommen neben lauten «Tankard»-Rufen «The Morning After», «Commandements», «Alien», «Open All Night» und «Maniac Forces» zu Ehren. Tja, muss man haben!

«Fat, Ugly & Live» stammte von den beiden Konzerten im Frankfurter Vobi (08. Oktober 1990) und der Bochumer Zeche (09. Oktober 1990) und bietet zwölf Songs plus ein Medley inklusive den beiden Bonusnummern «We Are Us» und «Maniac Forces». Ansonsten ist ein mehr als nur geiles, beziehungsweise zwei geile Konzerte zu hören, die Spass machen. Dies in dreifacher Ausführung. Einerseits der Band, andererseits dem Publikum und «dritterseits» dem Hörer von «Fat, Ugly & Live».

«Broken Image», «Mindwild», das J. Geils Band-Cover «Centerfold», der Titelsong «Stone Cold Sober», «Sleeping With The Past» und «Freibier» («...Freibier für alle, sonst gibt’s Krawalle...») sind Tankard pur! Auch wenn die Jungs hier vielleicht ein bisschen mehr mit dem Tempo variieren, wer bis anhin das Quintett mochte, der findet auch an dieser Scheibe Gefallen. Bonustracks sind mit weiteren Liedern der DVD «Open All Night» zu hören. Namentlich «Don’t Panic», «666 Packs» und «Shit Faced».

Zum ersten Mal als Quartett sah man Tankard auf «Two Faced». An der Musik änderte sich kaum was. Noch immer dominierten die Bassläufe, das treibende Drum, die schnellen Riffs und das Organ von Gerre das Geschehen. Mit «Nation Over Nation», der geilen Einleitung zu «Days Of The Gun», «Up From Zero», «Cyberworld» und dem erneut deutschsprachigen «Ich brauch’ meinen Suff» ist erneut glänzendes Material mit einer schaumigen Krone vorhanden. Auch hier sind weitere Live-Bonustracks von «Open All Night» zu hören. Nämlich «Space Beer», «Zombie Attack», «Alcohol», «Chemical Invasion» und «(Empty) Tankard», runden diese abwechslungsreiche Scheibe ab.

«The Tankard» ist der letzte Streich dieser mit tollen Booklets versehen Rerelease-Reihe. – Man darf bei allem Spass, die oftmals kritischen Texte nicht ausser Acht lassen. – Tja, diese Scheibe ist wahrscheinlich die abwechslungsreichste Platte der Herren aus Frankfurt, denn Lieder wie «Mess In The West» oder «Hope?» haben doch ein spezielles Flair. Das heisst nun aber nicht, dass man hier vom «Endorama» (remember Kreator) der Bierkrüge sprechen muss. Noch immer klingt alles nach den Deutschen, die leider immer im Schatten der grossen drei Thrash-Bands aus Germany standen. Als Bonusmaterial ist die komplette Tankwart «Aufgetankt»-Scheibe zu hören. Was sich schon ab und an abgezeichnet hat, fand hier seine fulminante Fortsetzung. Die Jungs spielten nur deutschsprachige Songs ein und coverten bekannte Neue-Deutsche-Welle-Klassiker auf ihre ureigene Art und Weise. Hört euch «Pogo In Togo», «Hurra, hurra die Schule brennt», «Sternenhimmel» oder «Skandal im Sperrbezirk» an, ihr werdet grossen Spass haben.

Wer auf Thrash Metal, Punk, Metal oder einfach Fun steht, der ist hier mit diesen lange nicht mehr erhältlichen Scheiben sehr gut bedient. Greift zu, denn es lohnt sich bei jedem der neun Wiederveröffentlichungen.