Bang Your Head - Festival 2002
29.6.2002 (Zweiter Tag) Balingen / Messegelände
By: Rockslave (Rsl), D.J. Roxx (Rxx), Saskia B.(Sas)      Bilder: Rockslave, Saskia B.

Auch die Auflage 2002 des BYH!!!-Festivals stand offenbar unter einem guten Stern, wenn man mal vom krankheitsbedingten Ausfall von Overkill absieht. Den Vortag noch in den Knochen und voll des Lobes über die sehr starke Darbietung von Saxon, stand uns ein noch interessanterer und intensiverer Tag bevor, der seine Krönung natürlich mit dem Auftritt von Slayer erfahren sollte. Bis dahin war es mit dem Restart um 9.40 Uhr in der Früh aber noch ein langer Weg. Wettermässig begann es ähnlich kühl wie am Freitag, aber der Wettergott schien ein Einsehen mit den anwesenden Metal - Maniacs zu haben und behielt den gelegentlich möglichen Regen oben, was natürlich die allgemeine Stimmung vor Ort positiv beeinflusste und den Bier- und Getränkeständen einen stetigen Ab- und Umsatz bescherte. Die Stimmung war, wie eigentlich immer bisher, sehr relaxed und ausser den obligaten Alk-Leichen, die zum Teil mit gefährlich scheinenden Hautverfärbungen wie tote Fliegen rumlagen, war innerhalb des Messegeländes keinerlei Zoff auszumachen. Das zeichnet dieses Festival diesbezüglich besonders aus. (Rsl)

S.A. ADAMS

Von dieser Ami-Combo hatte ich bis anhin noch nie was gehört und war deshalb gespannt, wie sich der Opener des zweiten Tages anhören würde. Die Band, bestehend aus drei Musikern, enterte die Bühne minutengenau und donnerte gleich los. Simple Poser-Rock Riffs, die aber sehr kernig im Stil von The Rods rüberkamen, setzten sich gleich im Gehör fest. Während Gitarrist und Namensgeber Adams dabei ordentlich Gas und lockere Sprüche zum Besten gab, bekam man beim Anblick von Basser Bill fast die Schlafkrankheit. Der neue Drummer Josh Thomas schien wohl seine Kontaktlinsen verloren zu haben, schaute er doch ständig nach unten. Eigentlich nicht nötig, denn ob ihrer soliden Performance brauchten sich S.A. Adams bestimmt nicht zu verstecken! Die optische Wirkung hingegen war insgesamt klar ungenügend. (Rsl)
MÄGO DE OZMago de Oz
Letztes Jahr wurde auf dem Gelände eine Gratis-CD verteilt, die ausschliesslich spanische Bands enthielt. Unter anderem waren da Tierra Santa, Easy Rider und eben Mägo de Oz vertreten. Letztere hatten es nun also nach Tierra Santa im letzten Jahr auch geschafft, auf der Bühne des BYH!!!-Festivals spielen zu dürfen. Insgesamt stürmten unvermittelt acht (!) Musiker auf die Bühne, die wegen ihrem kunterbunten Outfit zuerst etwas für Verwirrung sorgten. Die Bandbreite reichte vom ledergekleideten Langhaarlockenkopf über "Normalos" bis hin zu einem Hippie-Verschnitt. Dieses Ensemble entfachte mit ihren erfrischenden Folk-Rock mit Metal-Anleihen aber schon bald ein Feuerwerk unter den zahlreich versammelten Fans und sorgte für die erste Überraschung des Tages. Die eher "exotischen Instrumente" in Form gelegentlich eingesetzter Geige, Querflöte und Handharmonika (!!) passten gut ins Gesamtbild, wo selbst Reggae-Rhythmen zu Ehren kamen. Cool dann das Bild, als Sänger José sich im Schneidersitz vorn beim Laufsteg hinsetzte und die Fans dazu animierte, es ihm gleich zu tun. Ein beträchtlicher Teil machte den Spass spontan mit und unterstrich damit, dass sie von Mägo de Oz definitiv geweckt worden waren. (Rsl)

TANKARDTankard
Nach der fröhlichen Darbietung der Spanier wurde es nun auf einen Schlag ziemlich laut. Tankard, die mit diesem Auftritt ihr 20-jähriges Jubiläum feierten, zerlegten mit ihrem Thrash-Metal der alten Schule so ziemlich alles. In Pyjamas (!) gekleidet schruppten die deutschen Kampftrinker ihre Klassiker runter. Gerre's beachtliche Wampe hing offen runter, aber das störte den gewichtigen Sänger keineswegs. Die Ansage: "Eigentlich sollten wir erst um 20.00 Uhr spielen, aber bis dahin wären wir schon hackevoll gewesen!" sorgte dann für etliche Lacher. Den Fans, wennauch nicht allen, schien die Darbietung zu gefallen. Mir kam von der Intensität her etwas der letztjährige Auftritt von Kreator in den Sinn. Ziemlich brachial das Ganze und ein grober Kontrast zum vorangegangenen Set. (Rsl)

Vanden PlasVANDEN PLAS
Der Wechsel zu den deutschen Prog-Metallern bedeutete eine weitere Neuausrichtung des Gehörs. Melodie und Bombast hielten Einzug auf der Bühne. Allerdings wirkten einige Passagen etwas langfädig und deshalb hielt sich die Begeisterung der Fans eher in Grenzen. Vielleicht lag es auch an der Mittagszeit, dass der Funke nicht recht überspringen wollte, wer weiss? Die besten Momente fanden mit Band-Classics der Sorte "Rainmaker" statt. Vom neuen Album "Beyond daylight" spielten sie drei Songs, unter anderem auch "Cold wind". Der Auftritt war musikalisch gesehen ohne Fehl und Tadel, aber für ein Festival wie dieses vielleicht nicht ideal. Mir haben Vanden Plas bisher bei Hallenkonzerten weitaus besser gemundet. (Rsl)

SHAKRAShakra
Einen schweren Stand hatten Shakra, da es für sie das erste Konzert mit neuem Sänger (Mark Fox) war. Und dann auch noch gleich das Bang your Head Festival... Und um das alles noch zu toppen wurde ihr Auftritt kurzerhand nach vorne verlegt. Deshalb sind einige Fans leider zu spät gekommen und haben bestenfalls von Shakra noch die Schlussakkorde gehört. Für die Festivalunerfahrenen Schweizer eine grosse Herausforderung, die jedoch gut gemeistert wurde. Trotz einiger Unsicherheiten am Anfang, war das Publikum schnell auf ihrer Seite. Songs wie "Nothing to loose" oder "She´s my pride" taten auch beim Festivalpublikum ihre Wirkung und schnell waren viele der speziell weiblichen Fans am Tanzen. Die Band trat als eine Einheit auf und Mark präsentierete die Songs selbstsicher und überzeugend. Vor allem Oli Linder war auf der Bühne kaum noch zu halten und bewegte sich, sehr zur Freude der Fans, über die ganze Bühne. Mit ihrem kompromisslosen Hard Rock spielten Shakra so manche bekanntere Band an die Wand und haben auch sicherlich viele neue Fans dazu gefunden. Von vielen Fans bemägelt wurde jedoch, dass Shakra ihr bekanntestes Lied "Hands on the trigger" nicht gespielt haben. (Sas)

CandlemassCANDLEMASS
Im Vorfeld dieser Reunion wurde viel darüber gesprochen. Nach vollen zwölf Jahren Abstinenz kehrten die Könige des Doom mit ihrem charismatischen Frontmann Messiah Marcolin auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zurück. Wie würde sich das anhören? Kann die Band mit zur Zeit "nur" alten Songs die Fans wieder mobilisieren   und zurückgewinnen? Fragen über Fragen,
die sich gleich mit der ersten Ansage in Luft auflösten. Keine Spur von Staub und Antike, sondern zähe, aber frische Power mit der Wucht eines Dampfhammers, der alles platt walzt. Es ging ein regelrechter Ruck durch das Publikum und mit zunehmender Spielzeit verwandelte sich der Mob in einen wahren Hexenkessel. Das hätte ich nun so echt nicht erwartet. Das Ding ging ab wie ein Zäpfchen und der trotz seiner beachtlichen Leibesfülle stets quirlige und unermüdlich nach vorne peitschende Marcolin brachte den Satz des Tages: "Bangen sie das fuckin' Kopf Mann!" Die gleichzeitig sehr tight aufspielende Band holte alles aus sich heraus und lieferte während einer Dreiviertelstunde eine absolut überzeugende Leistung ab. Die alten Songs erstrahlten in neuem Glanz und Kultalben wie "Epicus doomicus metallicus", "Ancient dreams", "Nightfall" oder "Tales of creation" erlebten ihre musikalische Wiederauferstehung. Messiah's Stimme hatte nach der langen Auszeit erfreulicherweise keinerlei Schwächen gezeigt. Jetzt braucht es noch ein starkes neues Album. Welcome back, Kings of Doom! (Rsl)
 

IRON SAVIORIron Savior
Nach dem Sensationellen Comeback von Candlemass hatten es die Hamburger nicht so einfach um das zu überbieten. Aber das hatte wohl auch niemand erwartet. Iron Savior liessen nichts anbrennen und gaben dem anwesenden Volk gleich bekannt, dass sie ein neues Album am Start haben. Daher spielten sie von Beginn an "Protector" und die Über-Metal-Hymne "Titans of our Time". Fast die hälfte des Sets bestand aus Songs vom neuen Silberlings "Condition Red". Es braucht wohl auch keinen Kai Hansen mehr, da die Band auch so mit Selbstbewusstsein glänzt. Mit drei Gitarristen auf der Bühne überkamm uns ein wahres Power Metal-Gewitter. In Sachen Stageacting gibt es leider etwas zu meckern. Okay, Piet stand die ganze Zeit mit der Gitarre bewaffnet vor dem Mikroständer und hielt seinen rechten Fuss auf den Monitor. Wieso stand die restliche Band nur so auf der Bühne herum. Ein bischen Bewegung hätte dem Gesamtbild sicher nicht geschadet. (Rxx)

Rawhead RexxRAWHEAD REXX
Die rohen Köpfe namens Rexx gaben von Anfang an mächtig Schub. Man merkte gleich, dass hier eine ausgesprochene Live-Band am Werk war. Befiel einen etwas Wehmut über das Ausbleiben von Overkill, so sprangen Rawhead Rexx hier etwas in die Bresche und konnte so
vielleicht doch den einen oder anderen Overkill-Fan mit ihrer Musik erfreuen. Das lag gar etwas auf der Hand, da Sänger Jürgen Volk (ex-Glenmore) eh gewisse Ähnlichkeiten zu Bobby "Blitz" Ellsworth an den Tag legte. Obwohl Songs wie "Tons of skulls" ziemlich fett und brachial abgingen, ¨war die Reaktion der Fans aber nicht so gewaltig. Das Black Sabbath Cover "Heaven and hell" wäre nicht unbedingt nötig gewesen, da man bei Klassikern dieses Formats gegenüber dem Original meistens den Kürzeren zieht. Die Band rackerte sich dennoch ohne Kompromisse durch und zeigte sich spielfreudig wie immer. Mit der Zeit schlich sich aber eine gewisse Gleichförmigkeit in die Stücke hinein und zog die Performance deshalb etwas runter. Trotzdem sehr tighte Angelegenheit! (Rsl)

NEVERMORENevermore
Wer diese Band schon mal live gesehen hat, wusste nun, was auf ihn zukam. Die geballte Kraft einer eingespielten Truppe, die den Metal zelebriert wie kaum jemand anders. Warrel Dane ist zwar nicht gerade ein Sangesgott, weiss seine Stärken aber allein mit seiner Präsenz geschickt einzusetzen. So startete man dann auch furios und liess nichts anbrennen. Der harte, treibende Thrash erlaubte kein Ausruhen und Zurücklehnen. Songs wie "Narcosynthesis" vom bislang letzten Studio-Werk "Dead heart in a dead world" drückten einen wie durch eine unsichtbare Faust geschlagen fast zu Boden. Die zahlreich bangende Metal-Gemeinde liess, je weiter man nach hinten guckte, langsam aber sicher etwas an Kondition nach. Von dem liessen sich Nevermore freilich nicht beeindrucken und zogen ihr Ding gnadenlos durch. Bei "The heart collector" wurde es plötzlich ungewohnt melodiös und damit bewiesen die Thrasher, dass sie auch das locker drauf haben. Das Metallica-Cover "Ride the lightning" durfte gegen Schluss gar als einer der Höhepunkte der Show verbucht werden und sorgte unvermittelt für eine ziemlich bevölkerte Bühne, als Warrel die vorne anwesenden Fans gleich dutzendweise zu sich dirigierte und für ein kurzzeitiges, aber geiles Chaos sorgte, das glücklicherweise völlig friedlich beendet werden konnte. Mit "Enemies of reality" gab es überdies einen tollen Vorgeschmack auf die nächste Scheibe. Well done Boys! (Rsl)

DoroDORO
An dieser Stelle hätten wir eigentlich über Magnum Berichten sollen. Da Gitarrist Tony Clarkin von einem Herzinfarkt heimgesucht wurde und Auftrittverbot bis Herbst hat, gab es adäquaten Ersatz in Form von Doro in ihren Mannen. Doro Begann den Set mit "Burnin the Witches", einem Klassiker aus Warlock-Zeiten. Fast das ganze Programm bestand hauptsächlich aus eher älteren Songs. Irgend ein weiblicher Fan warf Doro eine blauen BH in Übergrösse auf die Bühne. Dies nahm Madame Pesch sehr locker und hielt diese "Hängematte" in die Luft und sagte: "Ist wohl ein bischen zu Gross für mich!". Die Show war schön mitanzusehen. Die Musiker nützten die gesamte Bühne zum rumspringen und zum herumtollen aus Zum mitsingen war auch etwas dabei. "All we are" und die Ballade "Deep inside my Heart" wie auch das Billy Idol-Cover "White Wedding". (Rxx)

HALFORDHalford
Was haben wir uns doch auf den Metalgod gefreut. Doch es sollte eine böse Überraschung geben. Völlig unmotiviert lief Rob auf die Bühne und begab sich auf den Platz, wo er sich die ganze Zeit vor dem Telepronter aufhielt. Wenn er während den Gitarren - Solos nicht gerade singen musste, watschelte er im Kreis und begab sich gleich wieder vor dem Telepronter. Was
soll das? Wo bleibt das sonst so geile Stageacting von Rob? Da konnten Songs wie "Freewheel Burnin" oder "Painkiller" auch nichts mehr retten. "Painkiller" hat mir kürzlich von Ripper Owens besser gefallen. Lediglich bei "Electric Eye" begab sich Mr.Halford auf den Laufsteg vor der Bühne und beäugte kritisch das Publikum. Ansonsten gab es keinen Kontakt mit den Fans. Kein "Hallo Balingen!" oder so. War es irgendwie nicht sein Tag? Was ist los mit Rob Halford...? (Rxx)

SLAYER
Nach dem total peinlichen und missratenen Auftritt des Metal Gods musste eine Revanche her, keine Frage! Da kam das Highlight des diesjährigen Festivals natürlich wie gerufen. Gross war die Freude, als die frohe Kunde der definitiven Zusage bekannt wurde. Ungläubig und gleichzeitig
Slayer - Tom Arayadem Wahnsinn nahe muss sich mancher wohl gefühlt haben, als klar wurde, dass aufgrund der Situation mit Drummer Paul Bostaph kein Geringerer als Ur-Schlagwerker Dave Lombardo hinter den Kesseln sitzen würde. Das kam einer Sensation gleich, denn so wird man dieses Line-Up in unseren Breitengraden wohl nie mehr erleben können. Die endlich einsetzende Dunkelheit bildete das erste wichtige Glied für die musikalische Reise zur Hölle. Und dann war es soweit..., Trockeneis strömte in grossen Mengen auf die Bühne und wurde von tiefrotem und dunkelblauem Licht, wie man es während des ganzen Konzertes so noch mehrmals sehen sollte, regelrecht durchflutet. "God hates is all", gefolgt von "War ensemble" und "Stain of mind" eröffneten den Reigen. Das Bild und der Sound waren grandios. Das geübte Ohr stellte beinahe mit Tränen in den Augen fest, dass es wirklich Lombardo war, der da in seiner unnachahmlichen Art auf die Felle eindrosch. Die Set-Liste war in der Folge gespickt mit einem Kracher nach dem andern ("Dittohead", "Post mortem", "Raining blood", "Hell awaits" und so weiter). Zwischendurch gab's noch ne Schrecksekunde, als es plötzlich ziemlich dunkel wurde auf der Bühne, weil der Strom ausfiel. Dieses Problem konnte zum Glück sehr schnellSlayer - Kerry King behoben werden und ohne Gefangene zu machen, prügelten sich die Kult-Amis weiter. Mein Nacken hatte den Widerstand längst aufgeben und musste ziemlich viel und hart einstecken. Die Triplette "Chemical warfare", "South of heaven" und das obligate "Angel of death" beschlossen das Festival und jeder, der es noch mitbekam, musste attestieren, dass Slayer ein mehr als würdiger Headliner waren und wie Sau killten. Egal, ob man die Amis nun mag oder nicht, dieses Konzert wird in die Musik-Geschichte eingehen und noch bei manchem Stammtisch-Gespräch Einzug halten. Ein schönes Feuerwerk verabschiedete die Fans für dieses Jahr und es bleibt zu hoffen, dass Horst Odermatt und seine Crew als Organisator(en) weiterhin ein glückliches Händchen in Sachen Billing und Organisation haben werden. Balingen definitely rulez! Welcome back in 2003 und nicht vergessen: Bangen sie das fuckin' Kopf Mann!! (Rsl)

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