Bang Your Head !!! - Festival 2007
28.6.2008 (Zweiter Tag) Balingen / Messegelände
By Rockslave (rsl), Wishmaster (wms), André (and), Kissi (kis), Roger (rog) & Nicole (nic)
All Pics by Rockslave
Age Of Evil
Wie bereits vor einem Jahr hatten Age Of Evil auch heuer die Ehre, den Samstag des Bang Your Head!!! zu eröffnen. Nur mit einem kleinen Unterschied: Diesmal waren sie offiziell im Billing gelistet, während sie letztes Jahr noch kurzfristig vor die erste Band geschoben wurden. Die Voraussetzungen waren also deutlich besser als noch vor einem Jahr und wurden von den Neulingen aus dem Amiland auch entsprechend genutzt. Kaum auf die Bühne gestürmt, preschten sie auch schon gnadenlos nach vorne. Mit einer Mischung aus Heavy- und Thrash Metal mit vereinzelt progressiven Einflüssen wusste das Quartett um Fronter Jeremy Goldberg das noch spärlich anwesende Publikum von Anfang an zu überzeugen und bot eine Show, die sich sehen liess. Bereits ab dem ersten Ton zeigten sich die Jungs sehr bewegungsfreudig und nutzten jede Gelegenheit, um auf der Bühne herum zu rennen, zu bangen oder den Rockstar zu mimen. Dazu gesellte sich ein schön druckvoller Sound und Songs, die durch abwechslungsreiches Riffing und unerwartete Breaks in Form von Tempowechseln nie langweilig wurden. So begann «Call Me Evil» zum Beispiel mit einer solierenden Gitarre und baute stetig Spannung auf bis zum Einsatz der Vocals einen besseren Songbeginn hätte da selbst ein erfahrener Musiker nicht hinkriegen können. Perfektioniert wurde das Ganze schliesslich durch abwechslungsreiche und kreative Gitarren-Soli, in denen Saitenmalträtierer Jordan Ziff mal mit langem Schrummeln, mal mit Stakkatoklängen brillierte. Einzig ausbaufähig ist vielleicht der Gesang, der ab und an etwas eintönig daher kam und somit noch vielfältiger werden dürfte. Was ich im Nachhinein ebenfalls bedaure ist die Tatsache, dass Age Of Evil zwar über gute Songs verfügen, diese aber leider nicht wirklich im Ohr hängen bleiben. Wenn die Truppe an diesen beiden Punkten noch feilt, könnte sie sehr weit kommen. Wünschen würde ich es ihnen auf jeden Fall, denn wer als Newcomer bereits einen Gig mit derartiger Energie und Power auf die Bretter legt, der gehört geachtet! (nic)



Secrecy
Zur unchristlich frühen Zeit von 10.20 Uhr enterten die wiedervereinigten Secrecy am Samstag die BYH!!! Stage. Sie wussten mit ihrem druckvollen Power Metal durchaus zu gefallen. Die Drums boten die nötige Kraft und die Gitarren rifften klar aus den Boxen. Der Wermuts-Tropfen dieses Auftritts war jedoch Sänger Peter Dartin. Ihm fehlte einfach etwas die Kraft und Power, die es für diesen Sound braucht. Darüber hinaus wirkte er auch optisch nicht gerade so, wie sich ein gewaschener Metal-Shouter präsentieren sollte. Die Performance wirkte dadurch etwas hüftlahm, wenn nicht viel zu brav. Nichtsdestotrotz genoss die heimische Band den Auftritt und versprühte auf jeden Fall gute Laune, die das Publikum allerdings nicht wirklich erreichte, geschweige denn berührte. Alles in allem war es jedoch eine gute, aber unspektkuläre Metal-Show, die vor allem musikalisch durch die kompakte Spielweise immerhin ganz solide wirkte. Dennoch blieb zu dieser Reunion nach 15 Jahren, was als Ausgangslage in Balingen ja längst Tradition geworden ist, ein etwas schaler Nachgeschmack übrig. Es darf deshalb davon ausgegangen werden, dass Secrecy kaum ein weiteres Mal bis gar nicht mehr auf dieser Bühne zu sehen sein werden. (and)



Breaker
Ursprünglich hätten Breaker ja am Freitag spielen sollen, doch aus welchem Grund auch immer wurden sie mit Týr abgetauscht, welche eigentlich am Samstag an der Reihe gewesen wären. Glücklicherweise haben wir die Änderung aber früh bemerkt, sodass ich bei Breaker pünktlich zur Stelle sein konnte. Leider taten dies jedoch vergleichsweise (noch) wenig andere Festivalbesucher, was zur Folge hatte, dass der Platz vor der Bühne nach wie vor halb leer war. Breaker versuchten diesen Umstand zu verbessern, schafften es aber nicht wirklich. Die klassischen Heavy Metal Songs der Deutschen waren zwar nicht schlecht, wirkten aber insgesamt zu durchschnittlich und zu eintönig und vermochten mich nicht zu fesseln. Auch fehlte mir dieses Feuer, der unbändige Wille, die Bretter um jeden Preis zum Qualmen zu bringen. Dazu kam das Pech, dass der Sound zu scheppernd, vor allem aber viel zu basslastig abgemischt wurde, was den Songs eher schadete als nützte. Schade, denn schlecht war die Truppe keinesfalls. Gerade Sänger Greg Wagner fiel durch sein stetiges Bewegen sowie auch durch die stimmlichen Qualitäten sehr positiv auf. Er rannte die ganze Zeit über hin und her, nutzte die Bühne voll aus und brachte das Publikum, welches sich sonst eher passiv verhielt, sogar kurzzeitig zum Mitklatschen. Dafür zeigten sich sowohl der Basser wie auch der Leadgitarrist der "Brecher" extrem bewegungsfaul und taten kaum einen Schritt. Die beiden könnten sich einmal eine Scheibe (oder besser gleich mehrere) von ihrem Sänger abschneiden, denn mit ein bisschen Bewegung sieht doch der ganze Auftritt schon viel besser aus. Das Beste kam dann aber allerdings zum Schluss. Während des letzten Songs wurden schliesslich Breaker T-Shirts ins Publikum geschleudert und für einen Moment entstand daraus eine richtige T-Shirt Schlacht, da gewisse Zuschauer die Shirts wieder auf die Bühne zurückwarfen. Ein sehr amüsanter Anblick und eine Geste, mit der die Band bei mir einen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen hat. (nic)



Onslaught
Na ja, es war ja nicht unbedingt eine dankbare Zeit, am 2. Festivaltag am Mittag spielen zu dürfen/müssen. Zudem brannte die Sonne in voller Pracht nieder, als die Thrash-Veteranen von Onslaught die Bühne unter einem Sirenen- und Fanfarenintro betraten. Aber die Jungs liessen sich davon nicht abschrecken und servierten dem hungrigen Volke gleich mal mit «Killing Peace», «Destroyer Of Worlds» und «Angels Of Death» 'ne fette Thrash-Mahlzeit auf den Teller, welche äusserst gut schmeckte. Zwar war anfänglich der Gesang von Sy Keeler etwas leise abgemischt, was jedoch rasch korrigiert wurde. Besonders am Auftritt der Engländer war, dass die Jungs einfach eine verdammt gute Laune aufsetzten und diese zu 100% auf das Publikum übertragen konnten. Hauptverantwortlicher hierfür war Sänger Sy, welcher das Publikum sichtlich mitriss und der fette Sound sorgte für den Rest. Egal ob nun ältere Songs wie «Metal Forces» und «Demoniac», oder aktuelle Kracher der Sorte «Burn» und «Plantingseeds Of Hate» angestimmt wurden, das Publikum honorierte den Einsatz von Onslaught mit viel Applaus und wilder Nacken-Tortur. Ja, der Sound groovte über das Gelände hinweg und riss einige Seelen mit. Ohne 'ne riesen Show oder aufhetzende Ansagen hatten es Onslaught geschafft, ihre wilde Energie auf die Zuschauer zu übertragen und für ein frühes Highlight an diesem Festival-Tag zu sorgen. Etwas schade war lediglich, dass die Oldschool Thrasher so früh auf die Bretter steigen mussten. Eine spätere Spielzeit, zu der sie auch die letzten Rauschmittel-Leichen und Langschläfer erreicht hätten, wäre mehr als verdient gewesen. (wms)


Lizzy Borden (Die Erste)
In musikalischer Hinsicht softer, showmässig aber ebenso aggressiv und gewalttätig, wenn auch etwas theatralischer, präsentierten sich die Schock-Rocker Lizzy Borden. Mittags unter brennender Sonnenscheibe eine Zombie-Show abzuziehen, wirkt auf den ersten Blick zwar etwas unpassend, die bleichgeschminkt und latex-gewandete Truppe mit Flair zum Makaberen überzeugte dennoch mehr als erwartet. Dabei sind es weniger die spielerischen Fertigkeiten der Amis (obwohl Metallbart Ira Black, unter anderem Ex-Vicious Rumors, anderen Gitarrenhelden des Festivals ebenwürdig zockte), sondern vielmehr die opulente Grusel-Show in bester Low-Budget Horrorfilm-Manier soll heissen weniger Angst, mehr Spass was das Publikum zum verstärkten Mitmachen und Beifallspenden animierte. «Welcome suckers, to the appointment with death» lautete die Begrüssung von Axtmörderin Lizzy, die/der zu Songs wie dem grandiosen «Rod Of Iron» durch eine Janus-Maske sowohl gut als auch böse mimte und bei «We Only Come Out At Night» einer leicht bekleideten Dame das Oberteil aufreisst und an ihrem Hals knabbert, sodass das Blut nur spritzt. Violence und vor allem Sex sells und so füllte sich das Areal vor der Bühne mit männlichen Lüstlingen jedes Alters, die beim Übersong «There Will Be Blood Tonight» noch mit lasziven Handlungen von Lizzy und dessen Opfer beschenkt wurden. «Das könnt ich gleich nochmal schauen» dachte sich wohl der eine oder andere Fan, ohne zu wissen, dass dies schneller wieder geschehen würde, als man sich vorstellen konnte. (kis)


Tankard
Um Zwei Uhr war es an der Zeit, mit einem kühlen Blonden (gemeint ist natürlich Bier im Becher!) in die Sonne zu treten und die Thrasher von Tankard zu begrüssen. Die Deutsche Formation legte von Beginn weg mit hoher Geschwindigkeit los. Das hohe Tempo riss bis zum Schluss nicht mehr ab. Gerre und seine Jungs waren super gelaunt und machten, trotz spassiger Stimmung, riesen Druck. Der Frontmann rannte unentwegt über die Bühne, als müsste er sich die Pfunde gleich während des Gigs wegschwitzen. Tankard boten den zahlreichen Fans was sie wünschten. Es wurde Hit um Hit aneinandergereiht. Das ging von «Zombie Attack» über «Chemical Invasion», «Six Six Sixpack» bis hin zu «Freibier». Beim letztgenannten Song holte sich Gerre gesangliche Unterstützung aus dem Publikum. Der junge Mann, der auf die Bühne geholt wurde, sang, rockte und alberte mit dem Sänger rum, dass die Zuschauer ihre helle Freude daran hatten. Tankard konnten mit diesem erfrischenden Auftritt einen Sieg mehr auf ihrem Karriere-Konto gut schreiben. (and)


Obituary
Nachmittags um Drei, bei brütender Hitze, war die Zeit für das Metal Urgestein Obituary gekommen. Auf den Auftritt der einzigen Death Metal Band des Billings war ich gespannt, das heisst wie die Jungs beim Publikum ankommen würden. Doch anscheinend ist Balingen nicht wirklich das Pflaster für die härteren Klänge, denn neben der obligaten "Die Hard Fan-Traube" vor der Bühne waren die Reihen nur sehr spärlich gefüllt. Nicht nur die mässige Anzahl williger Headbanger war ein Trauerspiel, auch die Band selbst setzte kaum Akzente, den Karren aus dem Dreck ziehen zu können. Bei der Abmischung des Sounds wurde zu wenig Gewicht auf die Tiefen gelegt. Dies führte zu einem total kraftlosen Aufführen der Songs, welche ohne jeglichen Groove aus den Boxen kullerten. Neben dem nervösen Auf und Ab von Sänger John Tardy, waren die ständigen Pausen zwischen jedem Song ein absoluter Stimmungskiller. Beim Auftritt der Amis wurde man das Gefühl nicht los, dass die Jungs einfach mal hier sind weil sie müssen und sie eigentlich lieber was ganz Anderes machen würden, sprich Obituary wirkten total unmotiviert, was die Resonanz des Publikums nicht wirklich heben mochte. Klar feierten die wenigen Fans jeden Song ab und es reichte sogar für einen kleinen Moshpit, aber blickte man etwas weiter in die Runde, sah man einige fragende Gesichter, Schulterzucken und sogar langweiliges Gegähne. Weder das Drum-Solo von Donald Tardy, noch der abschliessende Klassiker «Slowly We Rot» konnte für wirkliche Begeisterung sorgen. Auch wenn es mir schwer fällt dies zu schreiben, aber Obituary waren mit diesem Publikum und dem unispirierten Auftritt völlig fehl am Platze, zumal ich die Jungs live schon um Längen besser und mitreissender erlebt hatte. Zusammen mit dem lauen Auftritt von Ensiferum vom Vortag, war dies eine der schlechtesten Performances des Bang Your Head!!! 2008. (wms)


Lizzy Borden (Die Zweite)
Da zieht man sich gemütlich ein kühles Bier rein, als es nach Spekulationen über den Verbleib von Hardcore Superstar (die in Paris am Flughafen festsassen), plötzlich «One more time!» von der Bühne runter gellt. Lizzy Borden standen umgehend wieder auf den Brettern, um erstens den Ausfall der schwedischen Sleazer zu ersetzen und zweitens das Publikum nach dem abgestumpften Auftritt von Obituary wieder zum Feiern zu animieren. Eine halbe Stunde hiess es darauf abermals «Murderess Metal Roadshow» (so Titel der Livescheibe von 1986) und dies mit Band-Perlen, die vorhin noch nicht zum Zuge gekommen waren: «Give 'Em The Axe», «Psychopath» oder «American Metal» liessen die Massen, die den Nachschlag freudig aufnahmen mit- und Beifall klatschen. Die Show-Elemente blieben indes die selben, hatten sich die orangeschwarzen Metalzombies ja nicht auf eine Extrarunde vorbereitet. Rainbow's «Long Live Rock'n'Roll» wurde von den Hollywood-Bangern schon auf ihrer Debüt-EP von 84 gezockt und so zollte man auch am BYH!!! den Herren Blackmore, Dio & Powell Tribut und dies mit Unterstützung der Opfer-Miezen und den Jungs von Age Of Evil, die munter posend ins Mikro shouteten, genauso wie die Herren von Breaker und die blutig nackigen Silikon-Girls. Da die Running Order danach immer noch nicht stimmte, hängte man gleich noch «Born To Be Wild» an und das Publikum, welches der Sahara-Hitze trotzte, gröhlte fröhlich mit. So muss ein Lückenbüsser klingen, performen, abgehen, also ein würdiger, wenn auch nicht gerade vergleichbarer Ersatz für Hardcore Superstar. (kis)


Grave Digger
Die Deutsche Metal Legende um den charismatischen wie sympathischen Frontmann Chris Boltendahl gab sich nach 1998 und 1999 heuer zum dritten Mal die Ehre in der Schwäbischen Alb. Innert kurzer Zeit füllte sich der Platz vor der Bühne und bot den Akteuren darauf den atemberaubenden Aus-, respektive Anblick, den jede Band liebt. Nach dem Dudelsack Intro ging es gleich satt mit «Son Of Evil» los. Die polternde Double Bass Drum trieb den Sound gnadenlos nach vorne und die Gitarristen Manni Schmidt und Thilo Herrmann bearbeiteten ihre Äxte gleich von Anfang an mit voller Hingabe. «Valhalla» schloss nahtlos an und initiierte so das kollektive Headbangen erst recht. Der gute Chris mag ja nicht in der Liga eines Bruce Dickinson oder Ronnie James Dio singen, aber sein Organ ist mindestens so authentisch wie die ebenfalls unvergleichliche Röhre von Motörhead's Lemmy. Dazu stimmt(e) einfach auch die ganze Attitüde. Grave Digger sind nix anderes als pure fuckin' Heavy Metal und die Songs einer besser als der andere. Was die Auswahl von heute anging, so waren es diesmal die Fans, die diesen Set mittels Voting über die GD-Homepage bestimmten. Eine interessante Sache, sowohl für die Fans wie die Band zugleich, da so der eine oder andere Song zum Zug kam, den man schon lange nicht mehr gespielt, wenn überhaupt mal in den letzten Jahren live gehört hatte. Dazu gehörte zum Beispiel «The Dark Of The Sun» vom 96er-Album «Tunes Of War». Da eine Stunde Spielzeit schnell um ist, zockten Grave Digger vornehmlich eine ganze Latte bekannter Songs runter. Einer meiner Favourites war klar das schleppende «The House», das granatenstark dargeboten wurde. Nicht fehlen durften natürlich unter anderem «Silent Revolution», «Rebellion», «The Last Supper«, «The Grave Digger» und das unzerstörbare «Heavy Metal Breakdown». Selbst ein paar technische Probleme konnten nicht verhindern, dass man den bisherigen Tagessieger hatte erleben dürfen. (rsl)


Yngwie Malmsteen
Aufgrund der Affiche hätte der flinke Schwede nun noch einen kräftig drauf setzen sollen, ja müssen, zumal mit Tim "Ripper" Owens (Ex-Iced Earth & Ex-Judas Priest) noch ein Hochkaräter dazu am Mikro stand. Doch es kam alles anders... - Dass Stars (oder solche, die jedenfalls meinen, sie wären es) mitunter etwas auf sich warten lassen, ist ja soweit nichts Neues unter der Sonne, aber beim BYH!!! vom straffen Zeitplan her ein absolutes "No go!". Hätte man zumindest meinen können, aber Ying Yang nahm es hiermit nicht so genau. In erster Linie war jedoch (abermals!) ein technisches Problem aufgetreten, das heisst Malmsteen's Amp spukte offensichtlich und gab derart gequälte Geräusche von sich, als wäre gerade Ritchie Blackmore (Ex-Deep Purple) hier gewesen. Wie dem auch sei, das Konzert fing auf jeden Fall reichlich verspätet an. Dass deshalb ansich vorgesehene Songs auf der Strecke bleiben würden, war somit vorprogrammiert. Wenn nun das restliche Material wenigstens ordentlich gekillt hätte, wäre alles schnell vergessen und vergeben gewesen. Was aber dem zahlenden Publikum schliesslich zugemutet wurde, spottete mehrheitlich jeder Beschreibung. Eigentlich bestand der nachher noch zusätzlich (!) gekürzte Set nur aus dem praktisch unablässig solierenden Maestro und einer grauenhaften Version von «I'll See The Light». Tim Owens passte in dieses Lineup wie DJ Ötzi zu Black Sabbath passen würde. Dies vor allem auch deshalb, weil überwiegend die komplett falschen Songs gewählt wurden! Hätte Yngwie das Gewicht und die Art der Songs zum Beispiel auf «Alchemy» von 1999 gelegt (einem Hammer-Album, das seinerzeit von Mark Boals eingesungen wurde) hätte auch Tim Owens glänzen können. Statt dessen schrie der bemitleidenswerte Frontmann alles völlig in Grund und Boden. Leider ging dieser Auftritt deshalb als der Schlechteste des ganzen Festivals in das Geschichtsbuch von 2008 ein und markierte gleichzeitig meine grösste Enttäuschung der diesjährigen BYH!!!-Ausgabe. (rsl)


Saxon
Von der Katastrophe nun zu einem (wer hätte es gedacht?) Highlight in Balingen: Saxon! Mehr als einmal war die britische Metal-Institution nun schon in Balingen, mindestens einmal im Jahr spielte die Truppe um Grauhaar Biff Byford bei uns in der Schweiz und doch: Dieser Band live zuzuschauen und zuzuhören wird man nie müde, denn was dieser Fünfer immer und immer wieder auf Bühnen abzieht ist eine Rock-Party, die in Sachen Energie, Ehrlichkeit und Spielfreude ihres Gleichen sucht. So auch am BYH!!! wieder, wo die älteren Herren mit dem zwischen brachialer Härte und epischer Dramatik pendelnden Track «Attila The Hun» gleich rasant und unerwartet in ihr 75-minütiges Set starteten. Zwar war das Feier-Feeling bei dem eher sperrigen Track nicht gleich auf dem Höchststand, doch schon das darauffolgende «Motorcycle Man» liess die Massen ausrasten. Biff und Co. zeigten sich derweil tight wie Sau, genauso agil und genau so spielfreudig. Das Set bestand dabei aus den gewohnten und gewollten Krachern der Marke «Princess Of The Night», «To Hell And Back Again», «Heavy Metal Thunder» oder «Dallas 1 P.M.», die natürlich allesamt frenetisch abgefeiert und bejubelt wurden. Daneben schaffte es lediglich «Let Me Feel Your Power» als Vertreter der letzten Scheibe «The Inner Sanctum» noch in die Playlist, was angesichts der Hitdichte im Backkatalog der Band jedoch verständlich war, denn auch «Crusader» musste natürlich noch gespielt werden, genauso wie «Wheels Of Steel», bei welchem Biff, der wieder mal mit bester stimmlicher Verfassung glänzte (und dies auch selbstlobend erwähnte), das obligatorische Singalong-Spielchen mit dem Publikum abzog, welches dieses auch mehr als gerne mitspielte, beziehungsweise mitschrie. Ob Mr. Gitarrenonanist Malmsteen darauf beim abschliessenden «Denim And Leather» wirklich hätte mitfideln sollen, sei dahingestellt. So oder so machte der Saitenwichser zu diesem Klassiker die weitaus bessere Figur als während seines ganzen eigenen Gigs! Vom Jubel aus dem Backstage Bereich zurück getrieben, gab's danach noch «And The Bands Played On» auf die Ohren und fertig war einer der souveränsten und kurzweiligsten Auftritte des ganzen Wochenendes, welcher wieder einmal bewies, das Saxon so ziemlich jeder anderen Band in Sachen Performance in den Arsch treten können, genauso wie in Sachen Songwriting die neue Scheibe kommt gemäss Biff bereits im Januar '09! (kis)


Judas Priest
Offene Fragezeichen hinterliessen die Samstags-Headliner Judas Priest. Einerseits war die Bühnenshow opulent, die Leistung solide und Rob Halford versuchte nicht wie Geoff Tate von Queensrÿche am Vortag, krampfhaft die Songs in der Original-Tonhöhe zu quietschen. Anderseits waren alle stehenden Musiker ausser Halford äusserst bewegungsfaul, änderten selten ihre Positionen und schauten sich gegenseitig überhaupt nicht an. Der Catwalk schien nicht zu existieren. Dies wurde noch dadurch verstärkt, dass sowohl die Songauswahl, die Choreographie, wie auch die Singspielchen und Gesten exakt die gleichen waren wie drei Tage zuvor schon in Huttwil. Man hätte meinen können, dass da jemand eine Spieluhr aufgezogen hätte und sie nun erneut laufen liess. Von Spontaneität oder Spielfreude war nichts zu spüren. Und auch die Chance auf eine mit Sicherheit spektakuläre wie viel beachtete Versöhnung mit dem ehemaligen Sänger Tim "Ripper" Owens in Form eines Duettes wurde leider nicht wahrgenommen. Handkehrum waren da aber unsterbliche Songs wie «Breaking The Law», «Painkiller», «Metal God» oder «The Hellion/Electric Eye», zu denen man sich einfach bewegen, sprich abbangen musste und welche für sich schon den Headliner-Status an diesem Abend rechtfertigten. Die Bühne war schön ausgestattet und der Hintergrund wechselte immer wieder. Vom neuen, umstrittenen Album gab es mit «Prophecy» und dem schaurig doomigen «Death» nur zwei Stücke. Letzteres sang Halford sitzend auf einem Thron und verstärkte damit die Macht des Songs. Im Zugabeteil fuhr der Metal God auf dem berühmten Motorrad auf die Bühne und gab das unverwüstliche «Hell Bent For Leather» zum Besten. Das Publikum nahm die Stücke gerne an, reagierte aber nicht wirklich euphorisch. Da war in Huttwil eindeutig mehr los. Mit einem soweit versöhnlichen «Another Thing Coming» endete der gute, aber nicht überragende Gig. Er liess Raum für Spekulationen offen, ob man künftig den Headliner-Status nicht einer jüngeren Band geben sollte, respektive muss. Wie letztes Jahr zum Beispiel mit Edguy geschehen.

Für's anschliessende Schlussfeuerwerk kam Doro Pesch zusammen mit Veranstalter Horst Odermatt auf die Bühne und erzählte etwas, was leider im Lärm unterging. Zusammen mit dem Publikum zählte sie den Countdown und wagte zur Überraschung aller während dem Feuerwerk ihren Hit «All We Are» acapella anzustimmen. Dieser wurde lauthals mitgesungen. Danach war leider endgültig Schluss und alle Hoffnungen auf ein spontanes Duett zwischen Doro und Halford begraben. Schön war es an diesem Bang Your Head!!! dennoch, auch wenn ich mir von den Headlinern Judas Priest wie auch von Queenrÿche mehr versprochen habe, als diese schliesslich erfüllen konnten. (rog)


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