Livereview: Alice Cooper

29. November 2017, Dübendorf – Samsung Hall
Text und Pics by Oliver H.
Legendär sind die Live-Shows von Schockrocker Alice Cooper schon lange, und diesen November konnte ich mich erstmals selber davon überzeugen. Eher der härteren Musiksparte zugetan, habe ich mich dennoch entschlossen einer Legende mein Ohr zu leihen, und dies sollte nicht vergebens gewesen sein. Unter dem Motto „Je oller, desto doller“ oder „Spend The Night With Alice Cooper“ tourt er durch Europa und machte dabei auch Halt in der Samsung Hall in Dübendorf. Das Interesse am Auftritt des Altmeisters war enorm, dies konnte man an der Armada an Fotografen (16 an der Zahl!) ablesen. Mit einer halben Stunde Verzögerung und ohne Vorband als Anheizer erklang schliesslich um 20:30 Uhr das Intro von „Spend The Night“. Der Motor lief warm…

Alice Cooper

Von Beginn an hatte Mr. Cooper (Vincent Damon Furnier, wie er mit bürgerlichem Namen heisst) das Publikum fest in seinem Griff. Völlig durchzogen das Alter in den Zuschauerrängen, von ganz jung bis… nun ja… bis ins feine Alter des Masters himself eben. Leider konnte ich nur die ersten zwei Songs hören, da die Fotografen in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Ansonsten wäre der Fotograben aus allen Nähten geplatzt. Das Warten hat sich jedoch gelohnt, da Alice sich gerade einem ersten Tenue Wechsel unterzog, der wie üblich auf der Bühne erfolgte. Unterstützt durch eine charmante Lady aus der Ankleidebox. Ob Militäruniform, Zwangsjacke oder sogar eine weibliche Puppe. Die Truhe war voller Überraschungen, und ich fühlte mich stellenweise an die Zeit der „Mini-Playback-Show“ zurückerinnert (wer kennt sie noch?), wobei dort nach der Zaubertür die Musik meist nur noch scheisse war. Nicht so in diesem Fall, denn Alice Cooper hat für die Tour wieder eine hochkarätige Band zusammengestellt. Die der breiten Masse wohl bekannteste Mitstreiterin war die amerikanische Gitarrenvirtuosin Nita Strauss, die auch bei der Iron Maiden Tribute Band „The Iron Maidens“ die Axt schwingt. Immer wieder sorgte sie, zusammen mit dem Gastgeber, für perfekte Posingeinlagen am Bühnenrand, wo sie wild und dennoch weiblich ihre blonde Mähne schüttelte.

Musikalisch wie auch optisch hat sie Cooper’s Auftritt gekonnt unterstrichen, wenn nicht sogar veredelt. Im Wissen um ihren Status erhielt sie dann auch den Platz der ihr zustand. Besonders professionell in Szene gesetzt war die eine Soloeinlage im Scheinwerferkegel, die wohl auch auf hunderten von Handys gebannt ist. Sowieso, der Fluch der Handyfilmer hat auch die Samsung Hall erfasst, aber das ist ein anderes Thema. Die zweiten Geigen respektive die zweiten Gitarren spielten Ryan Roxie und Tommy Henriksen. Natürlich war auch ihre Arbeit top, doch in Sachen Optik hatte Nita klar die Nase vorn. Am Bass und auch an den Drums liessen keine Geringeren als Chuck Garric und Glen Sobel ihre Aggressionen aus. Ein hochkarätiges Line-Up also, das für hochkarätigen Sound sorgte, aber die Musik ist ja bei einem Cooper-Konzert nicht alles. Spektakulär und in Bestform präsentierte Alice Cooper Akt für Akt seines Gruselstücks. Zum einen wurde eine transformierte Angebetete an den Haaren über die Bühne geschleift, er selbst von einer irren Zombieikone abgestochen und in Zwangsjacke gesteckt. Als Mr. Frankenstein liess er sich schliesslich „grillen“ und kam als manipuliertes Monster wieder zum Vorschein, das die Band über die Bühne jagte und attackierte. Highlight der Show waren sicherlich, neben der legendären Hinrichtung mittels Guillotine, die Riesenluftballons, die zum Ende hin ins Publikum geworfen wurden, die dann bei ihrer Rückkehr auf die Bühne mit einem Degen zum Platzen gebracht wurden und die Fans direkt darunter in goldenes Konfetti hüllten. Sound und Show perfekt arrangiert und inszeniert. Danke Mr. Cooper!


Setliste: «Spend The Night Intro» - «Brutal Planet» - «No More Mr. Nice Guy» «Under My Wheels» - «Department Of Youth» - «Pain» - «Billion Dollar Babies» - «The World Needs Guts» - «Woman Of Mass Distraction» - «Guitar Solo (Nita Strauss)» - «Poison» - «Halo Of Flies (mit Schlagzeugsolo)» «Feed My Frankenstein» - «Cold Ethyl» - «Only Women Bleed» - «Paranoiac Personality» - «Ballad Of Dwight Fry» - «Killer» - «I Love The Dead» - «I'm Eighteen» - «School's Out (mit Another Brick In The Wall)»