Nach einem Konzert in Zürich und einem Konzert in London gab sich
Anna Murphy an diesem Samstagabend erstmals in ihrer Heimatstadt
Luzern die Ehre. Sie zeigte auf eine eindrücklich natürliche und
charmante Art und Weise, dass sie aus dem Schatten von Eluveitie
heraus treten und auch als Solokünstlerin, abseits der Metalszene,
bestehen kann.
One Lucky Sperm
Eröffnet wurde der Abend vom Luzerner Tizian von Arx (u.a. 7
Dollar Taxi), der mit seinem Soloprojekt One Lucky Sperm auf
unkonventionellen Pfaden wandelt. Der Sound ist eigenwillig, ebenso
seine Stimme. Begleitet wurde „Tizz“ an diesem Abend von einem
Schlagzeug und einem E-Piano, er selbst zeigte sich für Gitarre oder
wahlweise auch Ukulele verantwortlich. Ziemlich relaxt zog er sein
Set durch und wenn mal etwas nicht funktionierte wie geplant, wurde
das Problem mit einer Seelenruhe angegangen. Pressant hatte es
zurzeit auch noch niemand. Die Anwesenden liessen sich fast an zwei
Händen abzählen und wirkten eher noch etwas müde.
Anna Murphy
In der Zwischenzeit hatten sich im Konzertsaal der Schüür doch
gut 150 Leute eingefunden, die gespannt auf den Auftritt von Anna
Murphy warteten. Mit dem Opener von ihrem kürzlich erschienenen
Debütalbum «Cellar Darling» startete sie mit noch leicht unsicherer
Stimme ins Set. Die anfängliche Aufregung war nach den ersten
begeisterten Reaktionen aus dem Publikum jedoch schnell vergessen
und Anna blühte sichtlich auf. Mit ihren Ansagen samt
Nerd-Kommentaren sorgte sie für einige Lacher. Ihre Stimme, die
Drehleier, sowie auch das kleine schwarze Kästchen an ihrem
Mikrofonständer setzte sie gekonnt ein, während dem ihr die Band,
die unter anderem auch mit Eluveitie-Musikern bestückt ist, idealen
Rückhalt gab. Merlin Sutter stach mit seinem ausgesprochen präzisen
und teilweise groovigen Schlagzeugspiel besonders hervor. Auch
Klänge die sonst oft in Form von Samples eingespielt werden,
erzeugte er auf eigens dafür ausgerichteten Geräten. Zu hören bekam
man fast alle Songs vom Album, mit Ausnahme von «Ailurophile», was
ich persönlich etwas bedauerte. Dafür gab es eine ausgearbeitete
Version von «Lovelornia», mit zusätzlichen Pianoparts und einem
tollen Gitarrensolo, sowie zwei Songs, die sich nicht auf dem Album
befinden. «Ciri» hat einen träumerischen Charakter, während dem
«Open End» nach eigener Aussage äusserst kitschig klingt. Dank
einigen Überarbeitungen der Band hat man dann beschlossen, diesen
Song trotzdem ins Set aufzunehmen. Als ob er es geahnt hätte, kam
just in dem Moment der stadtbekannte Rosenverkäufer in den vorderen
Zuschauerreihen vorbei. «Antihero» bildete den offiziellen Schluss
des Konzerts. Nach lautstarken Rufen des Publikums gab es als Zugabe
das Cover «Johnny» obendrauf. So steht man am Schluss da und ist
schlicht fasziniert ob der Leistung dieser jungen Frau, die in
Eigenregie diese abwechslungsreichen Songs schreibt und produziert.
Zudem gelingt es ihr, lange ersehnte Innovation in die heimische
Popmusik zurück zu bringen. Mit dem Begriff „Eclectica“ beschreibt
sie ihren eigenen unverkennbaren Stil, von welchem wir uns noch
einiges erhoffen dürfen.
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