Livereview: Anthrax - After All
24. März 2003
By Marco F.
Aller guten Dinge sind Drei! Nachdem ich vor Kurzem ein Interview mit Sänger John Bush für die Metal Factory führen konnte und auch die neue Scheibe "We've come for you all" zur Platte des Monats März erkoren wurde, fehlt(e) zu guter Letzt natürlich noch ein entsprechender Live-Bericht. So kam es, dass ich mich an diesem Montag Abend also auf den Weg ins Z7 machte. Rechtzeitig in der Halle angekommen, nervte zuerst einmal der kindische "Country meets Metal"-Sound, welcher dem bereits zahlreich anwesenden Publikum ab Konserve vorgesetzt wurde. Dass man vor einem Konzert nicht gerade die gröbsten Metal Hits der Geschichte spielen muss, ist klar (sonst wäre ja für die arme Vorband keine Steigerung mehr möglich). Aber eben, ich frage mich, wer einen Song wie "Born to be wild" als Country-Version hören will!?

Anyway, mit etwas Verspätung legten die Jungs von After All mit ihrem Set los. Tja, was soll ich sagen? Eigentlich schreibt man ja als Konzertkritiker lieber was Positives, aber After All haben mich enttäuscht. Die Belgier, welche an diesem Abend übrigens das letzte Konzert als Support der Anthrax Europa Tournee spielten, strengten sich zwar fleissig an, doch der berühmte Funke schien nicht auf das Publikum über zu springen. Dass auch Vorbands im Z7 des Öfteren schön abgefeiert werden, ist keine Seltenheit. Bei After All blieb es jedoch bei einem "Anstandsapplaus". Dies zeigte auch, dass ich wohl nicht der Einzige war, der mehr erwartet hätte. After All spielten durchschnittlichen Metal-Sound. Hier wieder ein Iron Maiden Riff, da ein wenig Slayer Einflüsse. Kein einziger Song blieb wirklich im Ohr hängen. Fazit: wenn schon nur eine Vorband, dann bitte nicht einen solchen 08/15 Act.

Doch wegen der Vorband war ja wohl praktisch niemand nach Pratteln gepilgert. Nach relativ kurzer Umbaupause ertönte als Intro eine Melodie aus dem Kultfilm "Blues Brothers", bevor die Marschroute für diesen Abend mit dem Kracher "What doesn't die" von der neuen Scheibe gleich festgelegt wurde. Leider habe ich das viel gerühmte Konzert vom vergangenen Herbst an gleicher Stätte verpasst, aber es schien auch an diesem Abend, dass die Band trotz des unnötigen Krieges im Irak und bereits zahlreich gespielten Shows sichtlich Freude daran hatte, wieder Live auf Tour zu sein. Als zweiter Song folgte mit "Black Dahila" ebenfalls ein neues Stück. Spätestens bei "Got the time" waren alle Headbanger aufgewärmt und es wurde sowohl auf der Bühne, wie auch in den vordersten Reihen fleissig gemosht. Keinen Halt mehr gab es dann beim alten Klassiker "Caught in a mosh".

Souverän sang John Bush auch die älteren Songs. Seine ganze Klasse blitze mit dem wunderbaren Song "Safe Home" auf. Obwohl ich mich immer noch mit Wehmut an die Zeit mit dem alten Sänger Joey Belladonna erinnere, bin ich froh, dass es Anthrax geschafft haben, trotz Gegenwind ihrem Sound treu zu bleiben und mit John Bush weiterhin auch im Jahr 2003 Mosh-Sound und Metal zu zelebrieren. Weiter gings mit "In my world", "Insideout", "Fueled" und dem von den Fans bereits lautstark geforderten "Anti social". Während des Konzerts wurde mir wieder einmal bewusst, wie viele Klasse-Songs diese Band in ihrer Bandgeschichte bereits produziert und welchen Stellenwert Anthrax in der ganzen Metal Geschichte inne haben. Weitere Highlights wie "Madhouse", "Black lodge", "Nobody knows" fehlten ebenso wenig. Kein Wunder, wurde die Band von den Fans trotz eines Montags frenetisch gefeiert. "NFL", "Only", "Metal thrashing mad" und zu guter Letzt die Metal-Rap Musts "I'am the Man" und "Bring the noize", wo Bassist Frank Bello ebenfalls seine Stimmbänder strapazierte, rundeten den Abend ab.

Wie es Sänger John Bush während des Konzertes gesagt hatte, wollten die Band und ihre Fans an diesem Abend einfach eine coole Party feiern und all die Gedanken an den momentanen Krieg zu Hause lassen. Eindeutig war jedoch die kurze Message dazu: "Fuck that war! Besonders Scott Ian, der ja kein Typ von Traurigkeit ist, hatte gegen Schluss noch einige Jokes auf Lager. Als zum Beispiel die PA einmal ganz kurz ausstieg, verdächtigte er die El-Kaida, eventuell den Strom abgestellt zu haben. Oder der Hinweis auf die alten Songs der 80-er Jahre, von wegen dies sei die Zeit gewesen, als Michael Jackson noch als Schwarzer galt! Fazit: Anthrax haben ihren Ruf als absolute super Live-Band einmal mehr bestätigt und brachten einen guten Mix von alten Klassikern und neuem Material (eigentlich fehlte nur noch die Hymne "Indians" und das Titelstück "WCFYA" von der neuen Scheibe). Sie wussten die Fans in der gut besuchten Halle echt zu begeistern. Am Schluss versprach John Bush, dass man im Sommer wieder kommen werde. Aha..., tönt das nach etwa nach den Metal Dayz? Wäre geil...