Livereview: Axxis - Tri State Corner - Lion Twin

06. April 2014, Pratteln – Z7
By Tinu
 
Wieso eine Band wie Axxis im Mini-Z7 spielen muss, ist sehr erstaunlich. Denn die Jungs um Sänger und Quasseltante Bernhard Weiss haben genügend Hits im Ärmel, um jede Halle stundenlang zu rocken und sind auf der Bühne etwas vom Sympathischsten, was es zu sehen gibt. Mit den beiden neuen Alben, der schwarzen und weissen Version von «Kingdom Of The Night II» im Gepäck und somit einigen neuen Krachern mehr, beehrte das Quintett auf ihrer 25-jährigen Jubiläumstour die Schweiz. Im Gepäck waren neben Tri State Corner auch Lion Twin, die ich leider verpasste, da ich während ihrem Auftritt noch zusammen mit Bernhard und Harry im Tourbus beim Interview sass. Ohrenzeugen berichteten aber, dass die deutsche Band gut anheizte und die zu dem Zeitpunkt noch sehr wenigen Besucher gut unterhielt.


Tri State Corner
wurde im Gespräch mit den beiden Axxis-Members schon wärmstens empfohlen. Was dann auf der Bühne zu sehen und zu hören war, hat mich schlichtweg positiv überrascht. Griechischer Volk-Metal, oder sagen wir gradliniger Rock/Metal mit griechischer Folklore unterlegt, beschreibt den Sound des Fünfers sehr gut. Genau diese exotische Mischung macht aus Tri State Corner etwas Neues und Frisches. Jani, der mit seiner Bouzouki diesen griechischen Touch rein bringt, ist neben dem ehemaligen Rage-Trommler Efthi und Sänger Lucky der Mittelpunkt der Truppe. Die Songs zünden von der ersten Sekunde, und mit viel Gefühl und Groove rockten die Herren das Z7. Die zuerst noch verhaltenen Reaktionen des Publikums stiegen von Song zu Song und mit erhobenem Haupt verliessen die Herren nach ihrem Auftritt die Mini-Bühne des Z7. «Normalerweise gehen die Bands von der Bühne und warten darauf, dass das Publikum sie mit lauten Schreien auf die Stage zurückholt, um dann noch zwei bis drei Lieder zu spielen, die eh auf der Setliste stehen. Wir gehen gar nicht von der Bühne, sondern spielen die Songs gleich so…». Dass auf so was logischerweise laute «Zugabe»-Rufe folgten, war klar. Solche Ansagen machten aus einer noch unbekannten Truppe eine erfrischende und sympathische Band. Tri State Corner überraschten und siegten. Auch wenn noch nicht alle Besucher im Z7 waren..., diejenigen, welche anwesend waren, kamen in den Genuss einer wirklich interessanten und tollen Band.



Dass Axxis trotzdem nochmals den Lärmpegel in die Höhe schrauben konnten, war abzusehen. Die Jungs sind zu eingespielt, zu fannah und zu sympathisch, als dass dies ihnen nicht gelingen würde. Das Ganze baut natürlich auf den Entertainerqualitäten von Bernhard Weiss auf. Erneut bewies er sich als redseliger Shouter, der aber nie überheblich oder langweilig wirkte. War dies, weil er immer wieder betonte, dass die beiden neuen Scheiben kein Remaster des Debüt-Albums sind, oder als ein weiblicher Fan aus Ungarn auf die Bühne geholt wurde und wie schon oft andere Konzertbesucher an Axxis-Konzerten, die Band musikalisch unterstützen sollte. Dass die Blonde rhythmische Defizite und schon mächtig einen auf dem Sender hatte, bemerkte jeder anhand der wackeligen Bewegungen der Holden. «Are you drunken?», war dann irgendwann die Frage des Sängers mit einem Augenzwinkern. Bewegend war auch die Ansage zu «21 Crosses». Ein Lied, welches den 21 Todesopfern der Loveparade aus Duisburg gewidmet war. Oder wenn Berny das 25-jährige Bandjubiläum erwähnte und meinte: «…hätte ich einen normalen Job gelernt, wäre ich nach 25 Jahren arbeitslos gewesen. Wir sind aber noch immer hier und haben sogar unsere erste Plattenfirma überlebt! Tja, vor 25 Jahren hatten wir noch Haare».

Marco Wriedt entpuppte sich als eher ruhiger Saitenderwisch, der aber mit seinen Solo überzeugte sowie ab und zu einige Parts der alten Klassiker ein bisschen abänderte und auf seine Weise spielte. Dies tat den Songs keinen Abbruch, sondern passte bestens dazu. Ein Wirbelwind ist er aber nicht auf der Bühne, das übernimmt auf der linken Seite Bassist und Dauergrinser Rob Schomaker und eben Taifun Bernhard Weiss. Es kann sein, dass André Hilgers vor einiger Zeit der härteste Trommler bei Axxis war, aber Dirk Brand, der seit gut zwei Jahren hinter den Kesseln sitzt, passt vom Groove her eine ganze Portion besser in die Truppe. Tja und als musikalisches Bindeglied ist und bleibt Harry Oellers einfach unersetzbar.

Mit 19 Songs, einem bunten Querschnitt aus den vergangenen 25 Jahren, einem Instrumental («Trash In Tibet») und einem Schlagzeug- sowie Keyboardsolo standen die Herren gute zwei Stunden auf der Bühne. Musikalisch standen das Debüt-Album (drei Lieder) und die beiden neuen Scheiben (sechs Songs) im Mittelpunkt. Mit jeweils zwei Songs von «Back To Kingdom», «II» und «The Big Thrill» wurde ergänzend die Frühphase der Truppe präsentiert. Einzig «Heavy Rain» von «Utopia», «Tales Of Glory Island» von «Paradise In Flames» und «Blood Angel» von «Doom Of Destiny» liessen die jüngere Vergangenheit aufblitzen. Alles in allem war es aber eine sehr stimmige und abwechslungsreiche Setliste, die diesen Abend perfekt abrundete.

Axxis sind in dieser Form kaum von einer anderen Truppe zu schlagen. Hier passte alles. Die Power, die Bühnenpräsentation, der Unterhaltungswert und die Lieder. Aus diesem Grund komme ich auf meine einleitenden Worte zurück. Dieses Konzert hätte bedeutend mehr Leute verdient, auch wenn die Anwesenden für die fünffache Anzahl Besucher Lärm machten. Darum an alle die das lesen: Wenn Axxis das nächste Mal auftreten, geht hin und lasst Euch mit bester Musik und von einer mitreissenden Bühnenpräsentation (auch durch die spassigen Ansagen) begeistern.

Setliste: «Intro/Kingdom Of The Night II» - «Soulfire» - «Heavy Rain» - «Little War» - «Living In A Dream» - «Hall Of Fame» - «21 Crosses» - «Tales Of Glory Island» - «Drum Solo» - «Trash In Tibet» - «Heaven In Paradise», «Fire And Ice (Acoustic)», «Touch The Rainbow (Acoustic)» - «Keyboard Solo» - «Blood Angel» - «Heaven In Black» - «My Little Princess» - «Little Look Back» - «Stay Don't Leave Me» - «Living In A World» - «Kingdom Of The Night».