Livereview: Beyond Fear - Vicious Rumors - Courageous
13. November 2006, Pratteln Z7
By Rockslave (Rsl) & Kissi (Kis) - All Pics by Rockslave
Nach der unweigerlichen Reunion von Judas Priest musste Tim "Ripper" Owens das Feld wieder räumen und stieg danach unter anderem auch bei Iced Earth ein, wo ihm, falls es sich sein Vorgänger Matt Barlow eines schönen Tages wieder anders überlegen sollte, wohl das gleiche Schicksal widerfahren wird. Was liegt also näher, als sich eine eigene, neue Band zusammen zu stellen?!! Beyond Fear nennt sich die Truppe, die Anfangs Mai ihr selbstbetiteltes Debüt rausgebracht hat und sich stilistisch etwa in der Region von Fight/Halford (Solo) bewegt. Selbstredend liefert das jüngere Gegenstück zum originalen (und zwangsläufig in die Jahre gekommenen) Metal-God wie erwartet eine weitaus besser Vocal-Performance ab. Dass Ripper Owens dies auch live bringen kann, ist längst bekannt und darum konnte man sich am heutigen Abend auf ein stimmliches Feuerwerk freuen. Gleiches galt auch für Vicious Rumors, die seit Neustem keinen Geringeren als James Rivera (u.a. Ex-Helstar, Ex-Seven Witches) als Nachfolger von Brian O'Connor verpflichten konnten. Mastermind und Gründer Geoff Thorpe (g) hat seit den Anfängen unzählige Musiker in der Band gehabt, wie zum Beispiel auch den Sechsaiten-Langhaar-Derwisch Ira Black. Als erste Anheizer dieses Tour-Packages durften die deutschen Courageous ran, die heute Abend ihren letzten Auftritt in diesem Package absolvierten und deshalb nochmals alles gaben. (Rsl)

Courageous
Die Band aus Frankfurt fackelte nicht lange und zündete gleich ein furioses Metal-Schauspiel, das zu Beginn allerdings eher düster und schwerfällig daher kam. Bald drang aber die hauptsächliche thrashige Ausrichtung durch, die mitunter immer wieder mal an Nevermore erinnerte. Was in dieser Art und Weise jedoch überraschte, war der oftmals mehrstimmige Gesang und die progressiv anmutende Bass-Spielweise von Tour-Bassist Boris Tischner, der dem etatmässigen Tieftöner Jürgen Weiland in Nichts nachstand. Sänger Chris Staubach (mit Linsen à la Marilyn Manson) gebärdete sich derweil als wilder und glaubwürdiger Metal-Frontmann, obwohl die gut gemeinten Ansagen und Anfeuerungen in Richtung Publikum (etwa mickrige 100 Leutchen!) völlig wirkungslos verpufften. Er war wirklich schade, dass diese eingespielte Truppe ihren Tourabschluss vor solch einer kläglichen Kulisse durchziehen musste. Späteren Informationen zu Folge soll es aber auch in Deutschland Dates dabei gehabt haben, die nicht besser besucht waren! US-Metal fristet demnach also weiterhin ein karges Leben. Courageous liess das dem Anschein nach praktisch völlig kalt und so zogen sie ihre Show voll durch und der Schluss mit einem der grössten Beatles-Songs ("Yellow Submarine") als thrashiges Cover gespielt, hinterliess mehrere offene Münder! Diesem professionellen Verhalten gebührt aufrichtiger Respekt und es ist an dieser Stelle mehr als angebracht, auf das neue Album "Downfall In Honesty" hinzuweisen, das es echt zu entdecken gilt! Es gibt definitiv noch mehr aus good old Germany als nur Kreator, Destruction, Sodom und Dew Scented - so watch out! (Rsl)

Set-Liste: "Listen", "Trapped", "System Has Failed", "Praise Thy Name", "Inertia", "A Million Eyes", "Hollow Creation" & "Yellow Submarine".

Vicious Rumors
Man kann es nicht genug wiederholen: Diese Band ist nichts als Kult! Nur haben das all die Jahre hindurch leider viel zu wenige MetallerInnen bemerkt. Logo fristet US-Power Metal in Europa seit jeher ein Schattendasein, aber wenn die Qualität beinahe anhaltend stimmt, muss es einfach mal zum Erfolg führen. Nichtsdestotrotz hat sich Gitarrist (und das letzte, verbliebene Gründungsmitglied) Geoff Thorpe nie unterkriegen lassen und mit dem neuen Album "Warball", fünf Jahre nach "Sadistic Symphony", eine respektable Rückkehr zelebriert. Von diesem aktuellen Line-Up standen bis auf Aushilfs-Basser Stephen Goodwin (Dave Starr soll dem Vernehmen nach keine gültigen Einreise-Papiere gehabt haben) und Brad Gillis (Ex-Nightranger & Ex-Ozzy) als zweiter Gitarrist alle auf der Bühne. Und obwohl der eingangs erwähnte Ira Black (g) nicht mehr dabei ist, legten Vicious Rumors los wie die Feuerwehr! Den Auftakt machte gleich der Opener der neuen CD: "Sonic Rebellion". Von Anfang an war reichlich was los auf der Bühne und James Rivera machte seinem Status als Ausnahme-Shouter alle Ehre. Wie Ronnie James Dio, der ebenfalls nicht mit Körpergrösse gesegnet ist, wartet(e) auch der klein gewachsene Mr. Rivera dafür mit einer Hammer-Stimme auf. Diese verlieh den kernigen Songs den richtigen Stempel und womöglich sah man heute Abend die bisher beste Band-Konstellation überhaupt. Es passte einfach alles zusammen..., die neuen Songs (von denen gleich die ersten drei vom Album hintereinander, respektive total nicht weniger als fünf gespielt wurden!) gingen Hand in Hand mit den alten Klassikern wie "Minute To Kill" oder "Digital Dictator". Dennoch hatte ich manchmal etwas das Gefühl, dass dieser Darbietung der totale Killer-Instinkt gefehlt hat. Mag sein, dass dafür die Songsauwahl verantwortlich war, da ja der halbe (!) neue Silberling live vorgestellt wurde. Das sprach einerseits natürlich für das Selbstvertrauen der Band, aber da hätte es natürlich noch viele weitere gute Songs gegeben. Anyway..., die heftig wehenden Matten der headbangenden, wennauch zahlenmässig ziemlich bescheidenen Meute (circa 150 Fans) zeigten jedoch deutlich an, dass die Show entsprechend gut ankam. Nach einer knappen Stunde verabschiedeten sich die Amis und mit ihnen unverständlicherweise auch gleich ein paar Dutzend Fans, die nicht wussten, was sie dadurch noch verpassen sollten! (Rsl)

Set-Liste: "Sonic Rebellion", "Mr. Miracle", "Dying Every Day", "Don't Wait For Me", "Minute To Kill", "Immortal", "Warball", "Abandoned", "Digital Dictator", "Down To The Temple".

Beyond Fear
Ring frei für Urchwüchsigen Metal Nummer 3 an diesem Abend! Erst Anfangs Jahr als Support von Anthrax in Zürich gewesen, galt es für Schreihals Tim "Ripper" Owens nun zu beweisen, dass er auch ohne Kult-Songwriter wie Tipton/Downing oder Jon Schaffer im Metalzirkus zu bestehen weiss. Dennoch hoffte man doch insgeheim auf den einen oder anderen Knüller dieser Kultgitarristen, sei es Priest oder Iced Earth. Begonnen wurde aber erst einmal mit eigenem Material, nämlich mit "And… You Will Die", welches in Vorschlaghammer-Manier sofort klarstellte, dass hier irgendwelche Glamrocker nichts zu suchen hatten. John Comprix meterdicke Gitarrenwände, Dennis Hayes hämmernde Bassläufe und das gnadenlose Drumming von Eric Elkins untermauerten Ripper's schneidende Stimme nämlich mit einer solchen Brachialität, dass sich jeder Schwanzrocker sogleich weinend in eine Ecke gehockt hätte. Ok, der Ripper war und ist nicht gerade der Vorzeige-Frontmann, aber dass der unscheinbare Ami momentan besser singt, als jeder andere Metalshouter, das steht wohl zweifellos ausser Frage und so kann man ihm auch ohne Probleme seine unbeholfenen Kapriolen, unter anderem auch das bekannte Schattenboxen, verzeihen, die schon während "The Faith" oder "Save Me" zum Einsatz kamen. Dabei wurde auch schnell klar, dass der Mann, obwohl nie von seinen (Ex)-Mitmusikern gelassen, Songs schreiben kann, die Judas Priest während den späten 90ern nicht in solch eine Krise geworfen hätten, wie das Material auf "Jugulator" oder "Demolition". Nach einer weiteren solchen Kostprobe, "Your Time has Come", folgte dann das erste Cover. Doch anstatt eine Nummer seiner früheren, britischen Arbeitgeber zu verbraten, überraschte der sympathische Muskelprotz mit "Flight Of Icarus" der eisernen Jungfrauen, bei welchem er auch noch zeigte, dass er im letzten Jahrzehnt gerade so gut auch den Platz von Blaze Bailey hätte einnehmen können. Nach "The Human Race" kam Überraschung Nummer 2 an die Reihe und zwar in Form von Geoff Thorpe, der Eric Elknis mit seiner Klampfe zu "The Green Mahalishi (With The Two Pronged Crown)" unterstützte, natürlich mit eingebautem, priest'schen Gitarrenduell. Top spielfreudig zeigte man sich dann auch während einem Medley aus alten "Ripper"-Songs, nämlich "Burn In Hell" (von "Demolition"), meinem Lieblingstrack auf "The Glorious Burden" "Red Baron" und "Blood Stained" ("Jugulator"), die allesamt hervorragend ins kleine, aber enthusiastische Publikum gefeuert wurden. Dass glasklare Screams, kraftvolle, tiefe Vocals und Ripper's unvergleichbare Gesangsleistung überhaupt anstrengend sein müssen, ist schnell zu glauben und so gönnte sich der immer mit Baseballkappe bestückte Sänger eine kurze Pause, die mit "Ace Of Spades" von Motörhead gefüllt wird, wobei sich Elkins hinters Mikro stellen darf und unglaublich vehement nach Lemmy klingt. Dann ist wieder Zeit für eigenes Material, nämlich "Words Of Wisdom" und "I Dont Need This", beides exzellentes Headbang-Futter, das exzessive Headbanging von VR-Aushilfebassist XX, der wie wild am Geländer hängend abgeht, was das Zeug hält, verwunderte somit nicht. Etwas verwirrend wirkt es dann aber schon, als nach diesen zwei Tracks abermals gecovert wurde, und zwar zuerst mit "Walk" von Pantera, gefolgt von einem wiederum göttlich gesungenen Black Sabbath-Medley, bestehend aus "War Pigs" und "Neon Knights". Ripper strahlte von den euphorischen Reaktionen des irgenwie immer kleiner werdenden Publikums nur noch und gab mit "Coming At You" und "Telling Lies" noch einmal alles, wie auch ich, der ich aus dem rhythmischen Kopfschütteln gar nicht mehr rauskam. Schon fertig? Nee! Der Ripper kam noch mal zurück, denn ein Song der ansonsten fast komplett zum Besten gebrachten Scheibe fehlte noch: "Scream Machine" knallte als letztes Stück des beinharten Metal-Abends rau und brachial aus den Boxen, während Owens zum wievielten Mal auch immer während des ersten Headliner-Gigs Beyond Fear's klarstellte, dass Halford und Barlow vielleicht kultiger auf der Bühne wirkten oder wirken, gesanglich aber alle Metalsänger der Welt froh sein können, wenn sie auch nur die Hälfte seines Talentes besitzen. Scream Ripper, Screeeeeeeeeaaaaaaaaaaam!! (Kis)

Set-Liste: "And... You Will Die", "The Faith", "Save Me", "Your Time Has Come", "Flight Of Icarus", "The Human Race", "The Green Manalishi (With The Two Pronged Crown - with Jeff Thorpe)", Medley: "Burn in Hell" - "Red Baron" - "Blood Stained", "Ace Of Spades", "Words Of Wisdom", "I Don't Need This", Black Sabbath Medley: "War Pigs" - "Neon Knights", "Coming At You", "Telling Lies" - Zugabe: "Scream Machine".