Livereview: Breakdown Of Sanity - Lifeless Hill - Promethée
17. April 2009, Nouveau Monde, Fribourg
By El Muerte    Fotos: Llyrdwen
Metalcore: Eine Thematik, die von vielen Metal-Fans, wenn überhaupt, nur mit spitzen Fingern angerührt wird. Tatsache ist aber, das kaum eine Metalstilistik über die vergangenen Jahre auch nur annährend so viele Jünger zum heiligen Orden gebracht hat - Wie so oft zuvor, hat zwar auch diese Stilistik den Zenit überraschend schnell erreicht, aber so schnell konnte bisher noch kaum eine Metalpartei die Wähler für sich begeistern. Nur logisch, dass der etwas brutalere Nachfolger namens 'Deathcore' in die gleiche Bresche schlägt: Technisch ausgefeilter als sein Vorgänger, sieht sich der Deathcore als Brücke zwischen der bisherigen Tendenz und den stärker verwurzelten Genres. Kein Wunder also, dass auch hier der Trend aus Amerika schnell an Boden gewann - Deathcore-Bands sind zurzeit in aller Munde. Doch wie stabil zeigt sich dieses Genre in der Königsdisziplin, auf dem Parkett das die Welt bedeutet? Metal Factory betreibt Feldforschung…

Promethée'
Für's Nouveau Monde war dies ebenfalls neuer Boden, und zur Türöffnung hin wirkte das Experiment noch ziemlich übersichtlich - Aber der direkte Vergleich mit den Besucherzahlen am Ende des Abends spricht klar für sich: Top Drei in Sachen Full Metal-Besucherrekord, das will was heissen. Die kurzum für die unfallbedingt ausgefallenen 'A Thousand Years Of Slavery' eingesprungenen 'Promethée' aus Genf hatten glücklicherweise gleich eine ordentliche Ladung Fans mitgebracht, was das Eis locker zum bersten brachte. Der Sänger zeigte dabei gleich von Anfang an, wo's durchgehen sollte: Hyperaktives Rumhüpfen und dabei eins auf dicke Hose machen, das gibt's ansonsten nur im Hardcore - Aber leider blieb das nicht die einzige Macke, die sich der Deathcore aus dieser Ecke geborgt hat: Ebenfalls von Anfang an betätigte sich eine gute Handvoll an Kappen- und XXL-Shirts trägern im sogenannten 'Slamdance'… Hat wohl jeder schon mal gesehen: Nette Moshpits gehören da scheinbar der Vergangenheit an, hier 'kämpft' jeder für sich - Fäuste gehören dabei in die Luft geworfen, Füsse umhergewirbelt, Rücksicht ist eh was für Pussies. Oder so. Ich mag mich zu dem Thema auch gar nicht mehr äussern, soll jeder für sich entscheiden, ob er seinen Tick öffentlich zur Schau stellen muss. Promethée gaben sich derweilen ordentlich Mühe, ihre Mucke an den Mann zu bringen, den nötigen Einsatz konnte man ihnen dabei auch locker attestieren. Vor allem die Klampfen-Fraktion hatte offensichtlich bei den grossen Shreddern abgeguckt, hier wurde geflizt, bis die Saiten glühten. Was der Band an dieser Stelle allerdings wirklich fehlte, war eine tighte Rythmus-Fraktion. Der Drummer und der Basser machten der Stilistik zwar alle Ehre, aber das letzte Quäntchen Wucht fehlte klar. Fazit nach der ersten Runde: Feine Sache, aber die Begeisterung hält sich in Grenzen - Eindimensionalität kommt halt selten gut.

Lifeless Hill
Lifeless Hill aus dem benachbarten Romont hatten es da schon bei weitem einfacher: Wegen ihnen war klar der grösste Teil der Besucher anwesend. Das Sextett hatte es bis hierhin zwar noch nicht zu all zu grossem Ruhm geschafft, aber das war den mitgereisten Freunden herzlichst egal. Leider merkte man der Mannschaft den Mangel an Erfahrung direkt an - Auch wenn die Idee, in einer Metalcore/Hardcore-Formation einen Mann an die Synthies zu stellen, zwar äusserst verlockend klingen mag, so sorgt die Ausführung dessen noch lange nicht für den nötigen Qualitäts-Schub. Vom Mann an den Tasten war dann auch nicht all zu viel mehr, als einige Darth Vader-Sounds und sonstigem generischen Krimskrams zu hören, aber das sich dadurch immer wieder auftuende Loch wurde leider von keinem der weiteren Instrumente abgedeckt: Während die Vocals überraschend platt (Marke Hatebreed meets Madball) daherkamen, konnten die Klampfen kaum ein ordentliches Riff verbuchen, geschweige denn die Drums durch solide Grooves überzeugen. Richtig peinlich wurde das ganze aber erst durch die dargebotene 'Show' der Band: Während sämtliche Saitenschwinger gerne und oft über die Bühne tigerten, gab sich der Sänger alle Mühe, seinen ach so verehrten Idolen nachzueifern - Dass er dabei auch noch praktisch den ganzen Gig über das Handtuch mit sich rumschleppte, sprach Bände. Aber all die genannten Punkte konnten die Fans der Band kaum beeindrucken, die Leute schienen für den Gig ihre rosa Brillen ausgepackt zu haben… Ich glaubte an diesem Punkt sowas wie ehrlich gemeinte Begeisterung des Publikums zu verspüren, aber davon wollte kein Deut bei mir ankommen. Der Rest der Besucher lag dann im Schnitt auch grob irgendwo zwischen den beiden Extremen, wenn auch einige Diskussionen am Ende des Abends glücklicherweise auf ein überraschend ordentliches Urteilsvermögen schliessen liessen. Fazit nach Runde zwei: Ich bin jetzt mal so nett, diesen Gig nicht in die Wertung einzubeziehen - Wäre schon etwas hart, so unter'm Strich.

Breakdown Of Sanity
Die Berner von Breakdown Of Sanity hatten jetzt klar was zu richten, auch wenn ihnen Lifeless Hill die Ausgangslage denkbar einfach ausgelegt hatten - Das Publikum erwartete nun klar die volle Breitseite, und Breakdown Of Sanity lieferten auch genau das nötige Material dafür. Im Vergleich zu den anderen Bands ging ihr Gig zwar ziemlich linear über die Bretter, aber ich bin im Nachhinein einfach nicht im klaren, ob ich das jetzt positiv oder negativ werden sollte. Was allerdings wirklich fehlte, waren ein paar sorgsam gestreute Höhepunkte, Song- wie auch Showtechnisch. An der technischen Performance liess sich allerdings beinahe nichts aussetzen, lediglich der Drummer hinkte bei schnelleren Doublebass-Passagen zwischendurch etwas hinterher. Dem Publikum war das jedoch herzlichst egal, es hatte den Sieger des Abends schon nach den ersten drei Songs gekürt - Während die Slamdancer in den vorderen Reihen ihren unsichtbaren Gegnern mit Hilfe des ganzen veranstalteten Windes unsichtbare Verkältungen zufügten, fanden sich alle drei Meter einige beherzte Headbanger ein, während in den hinteren Reihen ganz einfach stillstehend genossen wurde. Irgendwo gegen 00h30 verabschiedeten sich dann auch Breakdown Of Sanity für den Abend, und somit wurde es dann auch für mich Zeit, das Fazit zum Abschluss zu bringen: Runde drei hinterlässt mich, genau so wie das Resultat, gespalten - Energietechnisch spricht zwar alles für den Deathcore, und die Ambition liegt wohl wahr im grünen Bereich… Aber im Endeffekt fehlt es momentan auch dieser noch äusserst jungen Stilistik an Tiefgründigkeit. Warten wir mal ab, was sich hier noch tun wird. Deathcore in der dritten Generation, und unter Zuhilfenahme einiger erweiterenden Stilistiken könnte durchaus wirklich heiss werden - Momentan überwiegt aber ziemlich klar noch der Anteil an heisser Luft.