Livereview: Bullet Boys - Pretty Boy Floyd - Britny Fox - Gulp Down
07. Oktober2008, Rock City Uster (ZH)
By Maiya – Pics by Maiya
Die Haarsprayfraktion der Schweiz fand sich an einem sonnigen Dienstagabend in Uster ein, um drei wahre Grössen hochtoupierter Gitarrenmusik auf der Bühne zu bewundern. Zu allgemeiner Enttäuschung führte dann schon bald die Nachricht, die Bands würden an der Grenze festgehalten und erst mit einiger Verspätung eintreffen. Glücklicherweise erschienen sie doch noch zu relativ früher Stunde, schleppten ihre Sachen durchs Publikum in den Backstage-Bereich und boten ihren Fans einen feinen Abend voller guter Musik und einer Menge Spass.

Gulp Down
Eröffnet wurde der Abend von den im Sommer 2005 gegründeten Gulp Down. Hierzu noch ein Kompliment an die Organisation, welche einer regionalen Band die Chance gegeben hat, im Vorprogramm berühmter Bands ihrer Spielart aufzutreten. Die ersten instrumentalen Klänge vermochten die Aufmerksamkeit des Publikums mühelos auf sich zu ziehen, doch die Stimme von Sänger Böttn sorgte für irritierte Blicke, klingt er nun mal seinem extrem jungen Aussehen entsprechend nun mal - jung! Spielerisch gab es allerdings wirklich nicht zu meckern, und trotz (noch) dünner Stimme strotze Böttn vor Selbstbewusstsein als actiongeladener Frontmann. Ausserdem waren die Frisuren und die Outfits nun wirklich bemerkenswert im positiven Sinne, und "In The Raw" der schwedischen Crash Dïet sorgte für einen würdigen Abschluss.

Britny Fox
Zu bereits erwähnter späterer Stunde nahmen dann Britny Fox die Bühne in Beschlag, die mit ihrer aktuellen Besetzung allerdings nicht gerade leicht hausieren haben, ist doch Basser Billy Childs der einzige, der bereits bei der Gründung anno 1985 mit dabei war. Ohne Begrüssung legten sie los und überraschten so manchen Fan mit der Tatsache, dass bei ihnen nach immerhin siebzehn Jahren nicht mehr Tommy Paris am Mikro steht, sondern Jamie Fletcher, welcher normalerweise einer Band namens N/V aus Ohio sein Stimmorgan zur Verfügung stellt. Die Schreiberin war allerdings eher aus dem Grund perplex, dass der gute Herr Fletcher wie ihr Mitbewohner aussieht. Trotz der etwas ungewohnten Besetzung war die Show lupenrein und machte echt Spass! Die Band knallte einen Hit nach dem anderen raus, so zum Beispiel "Hair Of The Dog", "Dream On" und "Lonely Too Long". Äusserlich sah man ihnen keine Spur Glam Rock mehr an, aber musikalisch haben sie es allemal drauf, was man vor allem bei ihrem Überhit "Girlschool" merkte, welcher zum Abschluss gespielt und vom Publikum dankbar angenommen wurde. Beide Daumen hoch!

Pretty Boy Floyd
Nun wurde es Zeit für die legendären Pretty Boy Floyd, Qualitätsware aus dem wunderschönen Hollywood. Die Band mit dem ungewöhnlichen Namen wurde nach dem legendären Bankräuber und mutmasslichen Mörder Charles Arthur Floyd benannt, welcher den Beinamen "Pretty Boy" erhielt, nachdem ein Augenzeuge eines Banküberfalles den jungen Floyd als "Hübschen Jungen" beschrieb. Mit dem wohl allergrössten aller ihrer Songs legten sie los, "Leather Boyz With Electric Toyz" erfüllte das recht gut gefüllte Rock City. Sänger Steve Summers war bester Laune, als er mit Wollhandschuhen und einem mit Klebeband geflickten Cowboyhut auf der Bühen herum hampelte. Seine Bandkollegen standen ihm in nichts nach, denn auch instrumental verlief alles wie am Schnürchen. Gitarrist Kristy Majors zeigte sich zwar eher zurückhaltend, doch seinen Job machte der ebenfalls mit abgeschnittenen Wollhandschuhen ausgestattete Italo-Amerikaner ausgezeichnet. Weitere Spitzensongs wie "Set The Night On Fire" und "Your Mama Won't know" heizten die Stimmung immer mehr an, bis Sänger Steve dann sein Mikro nutzte, um an der Bar eine Ladung Bier für die Fans zu bestellen. Seine Bewegungsfreude stieg merklich mit der Laune der Fans, die erstaunlich oft mitsangen. Der herrliche Lovesong "I Wanna Be With You" und der Kracher "Rock'n Roll Outlaws" rundeten schliesslich die energiegeladene Show perfekt ab!

Bullet Boys
Trotz eines bis zu diesem Zeitpunkt sehr gelungenen Programmes begann für die Schreiberin der Abend eigenlich erst jetzt so richtig interessant zu werden. Mal ehrlich: Wer hätte je auch nur zu hoffen gewagt, die Bullet Boys mal in der Schweiz spielen zu sehen? Nun gut, wie bereits ihre Kollegen von Britny Fox haben auch sie zahlreiche Wechsel erlebt, und so sind vom originalen Line Up nur noch Sänger Marq Torien und Bassist Lonnie Vincent mit von der Partie. Um ein paar berühmte Namen zu nennen, die schon bei Bullet Boys dabei waren: DJ Ashba, den man mittlerweile als den Gitarristen von Nikki Sixx' Solo-Band Sixx A.M. kennt, Steven Adler (der ursprüngliche Drummer von Guns n' Roses), Kerri Kelly (Ratt, L.A. Guns)... Doch zurück zur Gegenwart, denn auch das heutige Line Up war nun wirklich nicht zum Wegrennen. Der nicht mehr ganz junge Marq Torien zeigte in einer knallengen roten Hose steckend, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Der wie ein Zirkuspferd heraus geputzte Sänger sorgte jedoch nicht allein für die Stimmung, denn auch sein treuer Bandkollege Lonnie Vincent zappelte herum wie ein Zitteraal, vollführte Sprünge und übte allerlei anmutig aussehende Verrenkungen aus, ohne dass seine Arbeit auch nur eine Sekunde darunter litt. Auch Britny Fox sahen sich die Show bestens gelaunt an, allen voran Sänger Jamie Fletcher, der eine Menge Fotos schoss. Dem Publikum gefiel die Show sehr gut, das sah und hörte man deutlich. Nach nur sieben Songs war der Zauber leider schon wieder vorbei, doch mit "Smooth Up In Ya" als Rausschmeisser hätte man es wirklich nicht besser treffen können. Hut ab vor den Bands, die sich später noch kontaktfreudig unter die Fans mischten, um mit ihnen zu sprechen und sich geduldig mit ihnen fotografieren zu lassen!