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CD Reviews April 2005
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.

DISPARAGED – Blood source
Twilight/Non Stop Music

Tach auch, werte Verehrer der Todesfraktion, seid willkommen im Tempel der harten Klänge. Doch Vorsicht: Wer nicht aufpasst, bekommt dermassen derb einen vor den Latz geknallt, dass man anschliessend nicht mehr weiss, wo oben oder unten ist. Heute im Angebot, ganz frisch eingetroffen: Disparaged mit ihrem neuen Langeisen "Blood Source". Dass aus der Schweiz mehr kommen kann als nur Käse und Schokolade, haben schon zahlreiche Rock- und Metalbands bewiesen, und von der ultraharten Fraktion wurde nun dieses Schwergewicht auf die Menschheit losgelassen. Da geht’s ohne Umschweife direkt zur Sache, Sänger Tom grunzt und schreit den Zuhörer so bitterböse an, dass man meinen könnte, er komme jeden Moment aus den Boxen geklettert und mache Ernst. Obwohl "Blood Source" erst die dritte Scheibe darstellt, kann von Amateurhaftigkeit und Unsicherheit keinerlei Rede sein, Disparaged verhalten sich von der ersten bis zur letzten Minute absolut konsequent professionell. Hey, nach dem Double Bass von Heinz kann man sein Uhrwerk richten, so präzise werden einem die Beats um die Ohren gepfeffert. Und die Gitarren- und Basswände erst, Leute, hier wird Effektivität noch gross geschrieben. Als Schmankerl pflanzen Disparaged ab und an noch Parts aus verschiedenen Reden und Filmausrisse ein, um die düster-beklemmende Atmosphäre noch zu steigern und zu zementieren, bevor sie mit aller Todesmacht entzwei gerissen, niedergetrampelt, verschlungen und ausgespuckt wird.Grosse Worte muss man hierzu nicht mehr verlieren, hört es euch an und wundert euch nicht, wenn euer Nacken schmerzt. Eins ist zusätzlich noch garantiert: Wenn Disparaged so weitermachen, wird sich aus der blutigen Quelle noch einen gewaltigen Wasserfall entwickeln, der alles mitreisst was sich ihm in den Weg zu stellen versucht! Voll auf die Zwölf!!
Toby S.
Punkte: 9.9 von 10 
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QUEENSRYCHE - Operation Mindcrime II
W.Music

Eins vorweg, Queensryche ecken so oder so an. Entweder schreien alle, vor allem die Kritiker, dass die letzten Alben leider nicht mehr klingen, wie die früheren Werke, und wenn die Jungs um Geoff Tate ein wirklich tolles Album wie "OM II" raushauen, heisst es dann von den gleichen Leuten, "ach, die wiederholen sich ja nur", bloss weil das neue Album halt nicht genau so klingt, wie das vor 18 Jahren veröffentlichte "OM I". Ich scheiss auf diese Kritiker! Queensryche haben hier ein erstklassiges Stück Bandgeschichte geschrieben! Jawohl, man muss sich das Teil nur oft genug rein ziehen, dann fährt das Ding ein, wie ein Intercity durch einen Bahnhof. Schon der Opener mit der klasse Drum-Arbeit von Scott Rockenfield ist "Chef" und mit "I'm American" haben QR einen ihrer härtesten Tracks geschrieben und man kann deutlich die Wut des nach 20 Jahren aus dem Knast entlassenen Nicki spüren. Oder hört Euch nur den Übersong "The hands" an, göttlich. Auch die öfters auftauchende Sister Mary alias Pamela Moore ist klasse, vor allem beim oooobergeilen "If i could change it all", einer der stärksten Songs, den QR je geschrieben haben. Geoff's Stimme erzeugt hier einfach meterdicke Gänsehaut, zusammen mit Pamela, dann noch die überirdischen Chöre, vermischt mit unglaublich schönen Soli. Wow, das ist einfach nur geil. Oder "An international confrontation": Hier regieren wieder Gitarren-Riffs und coole Soli, ebenso beim Stampfer "Junkies Blues". Auch "The chase", wo Geoff im Duett mit Ronnie James Dio singt, einfach herrlich der Song. Hier findet man genau das, was man ehrlich gesagt schon etwas vermisst hat bei den letzten QR-Alben. Nämlich Songs mit Liebe zum Detail. Selbst nach dem 20. Durchlauf entdeckt man noch Neues. Auch findet der aufmerksame Zuhörer immer wieder kleine Verbindungen zu "OM I", jede Menge gute Melodien und einen sensationellen Geoff Tate. Aber eben liebe Kritiker, ihr könnt hier nicht die genaue Kopie des ersten Teils erwarten, es liegen 18 Jahre zwischen den beiden Werken und ich finde, dass Geoff Tate und seine Jungs hier wirklich eine würdige Fortsetzung von "OM I" abgeliefert haben. Natürlich ist "OM I" ein Jahrhundertwerk, das eine Band nur einmal in ihrem Bestehen zustande bringt, aber die Band immer an diesem Album zu messen, finde ich nicht richtig. Auch wenn mich viele dafür anmotzen werden, finde ich, dass "OM II" eine gute Note verdient hat und ich denke, Queensryche Fans der ersten Stunde wie ich, werden mir Recht geben und das Teil lieben. Amen - Ich habe gesprochen!
Crazy Beat
Punkte: 9.9 von 10
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DAS ICH – Cabaret
Massacre Records/Musikvertrieb

Das Ich waren ja schon seit jeher für tanzbare Musik und zugleich anspruchsvolle, tiefgründige Texte bekannt. Mit "Cabaret" begeben sie sich nun auf musikalische Bühnenbretter und halten der Gesellschaft wieder einmal einen grausamen, weil der Realität entsprechenden, Spiegel vor. Im Kabarett von Bruno Kramm und Stefan Ackermann weiss man wirklich nicht, ob man nun Zuschauer oder Darsteller ist, sprich, auf welcher Seite der Wirklichkeit steht man, ist es nun Realität oder Wahn? Philosophie hat die Texte von Das Ich stets geprägt, aber jetzt ist sie so zynisch und düster, dass die musikalische Untermalung mit Stefans hypnotisierender und fies-ernüchternder Stimme zu einem Schauspiel verschmilzt, das den Hörer ab den ersten Klängen in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt, immer tiefer und tiefer geht die Reise in die schwärzesten menschlichen Abgründe. Beispiel gefällig? "Atemlos" ist ein Stück über die ständige Rastlosigkeit und das rasante Vergehen der Zeit. Oder auch der Track "Opferzeit", welcher garantiert noch lange die Tanzflächen der Clubs füllen wird aufgrund seines eingängigen Beats und Refrains. Nun, wer Das Ich kennt, weiss, was ihn erwarten wird – und wird dennoch überrascht werden. Aber ein Hinhören lohnt sich mindestens, denn nirgendwo sonst wurde bisher auf Deutsch derart über Sein oder vielleicht besser Nichtsein gesprochen. Dark Wave/Gothic-Philosophie, die, wenn man sich erst einmal mit ihr befasst hat, einen in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt…
Toby S.
Punkte: 9.8 von 10
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KALMAH – The black waltz
Spikefarm Records/Musikvertrieb

Fett, fetter...., KALMAH!! Verflucht nochmals, auch wenn die Band ähnlich wie Norther im Schatten Bodoms stand und bis heute nicht deren Bekanntheitsgrad erreicht hat, so haben sie diese längst überrundet und liefern mit the „The black waltz" eine wahre Mörderscheibe ab und sollten jedem COB-Anhänger die Eiweisstränen aus der Lustgurke treiben. Drei lange Jahren mussten vorüber ziehen, bis endlich der Nachfolger von „Swampsong" die Dunkelheit erblickt hat, aber bei der unaufhörlichen Nackenwirbeltortour, welche sich synchron mit dem Rotieren der Scheibe im CD-Player einstellt, muss ich gestehen......, das Warten hat sich mehr als gelohnt. Kalmah 2006 tönen ausgereifter, härter und düsterer als je zuvor. Dazu trägt sicherlich auch Sänger Pekka Kokko bei, welcher auf „The black waltz" über die gesamte Länge herrlich tief rumgrunzt und sich mit seiner Stimme gekonnt in den Kalmah-Sound integriert. Dazu gab es einen Wechsel an der Tastenfront. Marco Sneck, welcher auch bei Poisonblack aktiv ist, hat die Herrschaft über die Keyboardtöne übernommen und meistert seinen Part bravourös. Endlich sind die kitschigen Kaufhausromantik-Töne verschwunden und lassen den Gitarren genügend Platz, sich zu entfalten. Allgemein präsentiert sich der Sound auf „The black waltz" sehr homogen und auf die einzelnen Akteure ausbalanciert. Erwähnenswert ist sicherlich auch die fantastische Schlagzeugarbeit, welche dem Kalmah-Sound das Tüpfelchen aufs I aufsetzt. Und die Songs selbst, tja da grasen Kalmah die finnischen Felder ab, liefern gnadenlose Blast-Attacken, zweistimmige Leads, Keyboardgefrickel und eingängige Melodien, durchwühlen von Thrash über Melo Death bis Black Metal die musikalische Schublade und würzen es mit einer feinen Prise finnischer Folk-Einflüsse. Sicherlich nach einer neuen Stilrichtung tönt das nicht, doch Kalmah schaffen es, ihren Stempel aufzudrücken, auch wenn man sich mal an andere Bands erinnert fühlt. Hört man sich die ersten drei Tracks „Defeat", "Bitter metallic side" und "Time takes us all", fällt besonders eines auf: Der gesteigerte Härtegrad, welcher insbesondere durch die fetten Blastparts ausgedrückt wird, wobei „Time takes us all" schon mal für den ersten Höhepunkt sorgt und die Luft zum Atmen raubt. Zeit zum Luft schnappen gibt es in Form eines kurzen Akustikparts, bevor es mit dem Titeltrack weiter geht. Bei diesem geben sich Kalmah etwas gemässigter, flechten wiederum akustische Töne mit ein und garnieren es mit einem zweistimmigen Solo; sicherlich ein weiterer Anspieltipp. Doch was reite ich hier auf einzelnen Stücken rum, zieht euch das Teil rein; besonders wenn ihr Anhänger finnischer Todesblei-Klangeskunst seid, führt kein Weg an „The black waltz" von Kalmah vorbei.
R.K.
Punkte: 9.8 von 10
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SCAR SYMMETRY - Pitch | Black | Progress
Nuclear Blast/Musikvertrieb
Was fällt einem ein, wenn man an modernen Metal denkt? Metalcore! Leider... - Das dies nicht unbedingt sein muss, zeigen Scar Symmetry, die seit ihrem letztjährigen Debüt ?Symmetry in design? zu den heissesten Jungspunden im Melodic Death Metal Genre zählen. Und auch auf ihrem zweiten Output "Pitch | Black | Progress" liefert uns das Quintett um Gitarrist Jonas Kjellgren (Carnal Forge) eine druckvolle Mischung aus aggressivem Schweden Stahl und weinerlichen, cleanen Vocals, alles unterlegt mit zwar omnipräsenten, aber nie aufdringlich wirkenden Synthies, welche dem Ganzen einen volleren, abwechslungsreicheren, manchmal zwar schon fast massenkompatiblen Sound verleihen. Beginnen die Jungs mit dem Opener "The illusionist" und der fast ausschliesslich clean gesungenen Nummer "Mission mind" noch relativ gemächlich (aber dennoch äusserst hörenswert!), steigern sie sich in der Mitte der Scheibe in einen wahren Aggressions-Rausch. So sind "Pitch black progress" und das äusserst heftige "Calculate the apocalypse" wahre Nackenbrecher-Meisterstücke, die von "Dreaming 24/7" gefolgt werden, einem fast Melodic Metal tauglichen Stück, in dem Christian Älvestam ein weiteres Mal zeigt, was für ein unglaublich guter Sänger er doch ist. Doch auch die Gitarristen-Fraktion (neben Kjellgren bedient Per Nilsson die zweite Klampfe) ist nicht zu unterschätzen, reichern sie doch wirklich jeden Song mit wahnwitzigen Gitarren-Soli an. "Abstracted" hingegen wirkt wie eine Mischung aus Soilwork und Disturbed, versehen mit einem Tupfer Dimmu Borgir Weltuntergangsstimmung. Und auch "The Kaleidoscopic God" weckt rasende Black Metal Assoziationen, bevor es mit "Retaliator" eine gepflegte Portion Wahnsinn gibt, bestehend aus SOAD-mässigem Hackriffing und abwechselndem Keiff/Growl/Clean Gesang. Überraschend pathetisch beginnt da "Oscillation point", bevor dieser Track in eine vertrackte Mischung aus Sentenced und In Flames ausartet, der an Spannung nicht zu überbieten ist, obwohl auch noch der Rausschmeisser "The path of least resistance" ohne Weiteres überzeugen kann. Scar Symmetry legen mit "Pich | Black | Progress" vor, wie moderner Metal einfach zu klingen hat und treten somit den langweiligen Metalcore-Trüppchen gehörig in den Allerwertesten.
Kissi
Punkte: 9.7 von 10        
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DORO - Warrior soul
AFM Records/Musikvertrieb

Queen of Metal! Zugegeben, diese Worte mögen ein bisschen angestaubt klingen, doch soviel vorweg, von ihrem Wahrheitsgehalt haben sie nichts, aber auch gar nichts eingebüsst. Die Düsseldorferin Doro Pesch ist und bleibt das Aushängeschild der weiblichen Metal Shouter. Nach dem (gelungenen) Ausflug in moderne Gefilde vor rund zehn Jahren, folgten die Alben "Calling the wilde" (2000) und "Fight" (2002), die den Weg "Back to the roots" aufzeigten. Es folgte der Abstecher in Klassikgefilde, eben die Geschichte mit dem Orchester. Nun steht die Sängerin mit "Warrior soul" auf der Matte. Die CD kann als die logische Weiterführung der erwähnten Alben bezeichnet werden. Dem entsprechend können diese drei Platten als Serie betrachtet werden. Doch mit diesem neusten Streich, ist Doro beinahe ein Meisterstück gelungen. Das grandiose letzte Warlock, beziehungsweise erste Solo-Album (je nach Betrachtungsweise) "Triumph and agony" als Vergleich heran-zuziehen, ist vielleicht nicht ganz fair, denn diesen Meilenstein zu toppen, ist sehr, sehr schwierig. Mit "Calling..." und "Fight" war die sympathische Musikerin auf dem richtigen Weg, doch irgendwie konnte die, zuge-gebenermassen hochgelegene Messlatte nicht ganz erreicht werden. Auch auf diesen Outputs erschienen natürlich ganz starke Stücke, doch viele Klassiker der Marke "All we are", "I rule the ruins", "Metal Tango" oder "East meets West" waren es am Ende eben doch nicht. Ganz anders sieht es nun mit "Warrior soul" aus. Praktisch ausnahmslos hat Doro geile Kracher geschrieben. Von knackig hart ("You"re my familiy", "Haunted heart", "Thunderspell", "My Majesty") bis zu balladesk ("Warrior soul", "Heaven I see", "In Liebe und Freundschaft", "Shine on" und auch irgendwo dazwischen ("Strangers yesterday", "Creep into my brain", "Above the ashes"). Eben alles Songs, die unter die Haut gehen. Tracks, die auch live bestimmt genauso gut funktionieren, wie auf der heimischen Stereoanlage. Die Kombination von Leidenschaft und Power wird den Fans auch dieses Mal eine angenehme Gänsehaut bescheren. Nebst der gewohnt megamässigen und somit kritiklosen Stimme, hat aber auch die Band ihren Teil dazu beigetragen. Nick Douglas (b), Joe Taylor (g), Oliver Palotai (keys) und Johnny Dee (d) sind seit vielen Jahren fester und nicht mehr wegzudenkender Bestandteil von Doro. Ein eingespieltes Team, das Frau Pesch in allen musikalischen Belangen zu unterstützen weiss und den Songs den richtigen Rahmen beschert. Der einzige Ansatz zur Kritik bleibt der in Deutsch gesungene Track "In Liebe und Freundschaft". Inzwischen stehen auf jedem neuen Album ein oder zwei Tracks, die in Doro's Muttersprache verfasst wurden. Doch auch dieses Mal kommt der betreffende Song nicht an die Ballade schlechthin "Für immer" heran. Doch kann das erwartet werden" Irgendwann ist eine Steigerung einfach nicht mehr möglich. Ein so geniales Album, wie "Warrior soul" schlussendlich geworden ist, ist schon viel mehr, als zu erwarten gewesen wäre. So können wir uns auch auf die Live-Versionen der neuen Songs freuen, auf die aktuelle Performance der nach wie vor heissesten Frau im Heavy Metal. Eben der alten und neuen Queen of Metal!
Chris C.
Punkte: 9.7 von 10
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NEAERA – Let the tempest come
Metal Blade/Phonag

Neaera haben sich sicherlich mit ihrem Erstling „The rising tide of oblivion" in die Herzen einiger Metalcore-Jünger gespielt und liefern ein Jahr später gleich Nachschlag aufs Kuchenblech. Dabei haben die Jungs den Grossteil ihrer Zutaten beibehalten, die Mischung aber etwas abgeändert. Der Anteil an Melo Death-Gewalze und Grunzgesang wurde erhöht und auf cleane Vocals wurde komplett verzichtet. Somit hält sich die Bezeichnung Metalcore für mich nur beschränkt über Wasser und ich tendiere mehr zu einem mit schweren „At the Gates-Geschützen" bewaffneten Schlachtschiff, welches ausgerüstet mit unerschöpflichen Munitions-Reserven aus allen Rohren volle Breitseite auf den Hörer abfeuert. „Let the tempest come" erzeugt eine sehr dichte Atmosphäre, in der man den Pulvergeruch riechen kann. Die aufgetürmte Aggression schreit Benjamin Hilleke förmlich aus sich heraus und grunzt zwischendurch bitterböse herum. Unterstützend knallen die Saitenjünger unermüdlich Riff um Riff in die Gehörgänge und zermahlen dabei jeden Unterkiefer oder anders ausgedrückt: Der Sound von Neaera haut voll in die Fresse. Dagegen wirkt die neue In Flames-Scheibe wie ein Wattebäuschchen auf einer offenen Wunde. Uhh ja, ich höre jetzt unseren „El Muerte", der sich an den Kopf langt und sich fragt, warum ich diesen Vergleich anstelle..., nun es liegt wohl daran, dass Neaera trotz den handelsüblichen Mosh Parts, der übermächtigen Aggression und dem Metalcore-typischen Gekreische ein Händchen für Melodien besitzt, welche sich wohl gebettet in der Klangesstruktur entfalten und damit das Suchtzentrum des Gehirns direkt ansprechen. Dazu eine übermächtige Portion Melo Death, frisch aus Göteborg anno 1995 importiert. Bestes Beispiel dafür ist wohl der Song „Paradigm lost", der erst alles niederstampft, die Nackenwirbel an den Rand ihrer Belastungsfähigkeit führt und wahrlich süsslich ausklingt. Einzelne Songs zu erwähnen wäre jedoch Zeit-verschwendung, denn „Let the tempest come" geniesst man am besten in einem Stück und saugt dabei die freigesetzte Energie wie ein Schwamm in sich auf. Ähnlich wie bei der neuen Kalmah, gilt auch bei Neaera, es ist nichts dabei, was man nicht schon mal gehört hat, jedoch präsentiert sich Neaera äusserst kompakt und voller Leidenschaft vom ersten bis zum letzten Takt. Auch wenn der Metalcore-Markt bereits mehr als ausgereizt ist, sollte man „Let the tempest come" in den Kreis der zu kaufenden Aggressions-bewältigungs-Artikel aufnehmen. Einzig Physiotherapeuten werden vom Erwerb abraten.
R.K.
Punkte: 9.7 von 10
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CANNIBAL CORPSE - Kill
Metal Blade/Phonag
Das mittlerweile zehnte(!) Album der Death Metal Pioniere aus Buffalo/Tampa ist einmal mehr 100% Kannibalen-Schmaus vom Feinsten. Die Spötter dürfen darum einmal mehr die Verleumdungs-Messer wetzen, die Fans jedoch sich auf 42 Minuten gewohntes Gemetzel freuen. "Gewohnt" ist allerdings ziemlich untertrieben, denn wie gewohnt verfolgt die Band zwar einerseits ihren etablierten Stil, hat es sich aber gottlob (irgendwie paradox...) nicht nehmen lassen, nochmals ein paar Schaufeln voll hochbrennbaren Materials ins ohnehin schon weissglühende Feuer zu schippen. Cannibal Corpse 2006 ist eine perfekt geölte Abriss-Maschinerie, die mit erschreckender Präzision das Wort "Gefangene" nur vom Hörensagen zu kennen scheint und nach den zwar hochstehenden, aber irgendwie stagnierten letzten Veröffentlichungen wieder mit Stolz ihren angestammten Platz im Todesolymp eingenommen hat. Drummer Paul Mazurkiewicz ist ja wirklich nicht gerade für seine enorme Verspieltheit bekannt, verfügt aber über ein geniales Händchen (und natürlich auch Füsschen) für akzentuierte Breaks und ultratighte, zusammenhaltende Rhythmusarbeit. Basser Alex Webster darf ohne schlechtes Gewissen als einer der Halbgötter der tiefen Töne bezeichnet werden, denn sein anspruchvolles, schnelles Fingerspiel ist mittlerweile mit einem derart breit gefächerten Spektrum ausgestattet, dass mit anerkennendem Kieferknacken und unter Hinzunahme eines tiefen Kratzfusses der Hut gezogen werden darf (obwohl er im Mix für meinen Geschmack zu weit in den Hintergrund geraten ist). Gitarrist Pat O'Brien ist wohl einer der unterbewertesten Saitenquäler dieses Planeten, denn sowohl seine Riffs wie auch alle Soli und Sweeps sind erstens überragend songdienlich und zweitens so abstrakt/mathematisch wie einfach nur schweinegeil anzuhören. Ob Rückkehrer Rob Barrett (Ex-Malevolent Creation/Hate Plow/Solstice, spielte schon die Alben "Vile" und "The bleeding" mit CC ein), der den ausgestiegenen Jack Owen (mittlerweile bei Deicide) ersetzte, auch schon auf "Kill" zu hören ist, entzieht sich zwar meinen Kenntnissen, ist aber für die Qualität des Endprodukts auch absolut nebensächlich. Denn sei es "Murder worship", "Five nails through the neck" oder das instrumentelle "Infinite misery", das Material killt ohne Ende! Urschreibrüller George Fisher hat einige superschnelle Grunzpassagen zu bieten und fügt sich einmal mehr hervorragend ins Gesamtgeschehen ein. Und da auch die Produktion von Erik Rutan (Hate Eternal/ex-Morbid Angel) transparent und den Umständen entsprechend druckvoll bezeichnet werden kann, darf ich den Kannibalen den ausgereiftesten Longplayer ihrer Karriere attestieren. Die Riffs kommen wieder mehr auf den Punkt und die ganze Bande prügelt sich darum herum derart gekonnt durch die Botanik, dass gegen die daraus entstehende Gewalt nicht einmal eine Massenvernichtungswaffe anstinken kann. Kill or be killed!
HaRdY
Punkte: 9.6 von 10
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BENIGHTED - Identisick
Adipocere Records

"It's the 4th and best Benighted album!" wird es betitelt. Ich wusste, doch ich hab' den Namen schon mal irgendwo gehört. Doch ich schenke diesem Satz, ohne zu zögern, meinen Glauben. Denn es ist so was von schwierig, der Musik die man macht, den gewissen Flow zu erteilen. Wenn sich die Musik Brutal Death-Core nennt sowieso. Eigentlich mag ich diese Stilrichtung nicht besonders, da alles, was ich bis jetzt davon gehört habe, einfach monotones Geholze und übertrieben schnelles Geshredder war. Doch dieses Album hier ist so was von geil, das bläst einem den Schmalz aus dem Gehirn. Stetig rhythmisch summende Saiten; ein Drummer, der gekonnt sowohl langsame Beats, wie auch schnelle Gewitter loslassen kann und eine Stimme, die Vince Matthews (Dying Fetus), schon fast das Wasser reichen kann. Die fünf Franzosen haben ihr Handwerk wirklich im Griff, sonst würde sich die Scheibe nicht tagelang im CD-Player meines Autos drehen und mich zur Arbeit begleiten. Das Album hat auch ein kleines Goodie, wie das Napalm Death Cover "Suffer the children", das die CD perfekt abschliesst. An der vierten und angeblich besten Kreation haben ausserdem Leif von Dew-Scented und Chris von Kronos kräftig mitgearbeitet. Vielleicht ist dies der Grund für die Genialität der Scherbe. Aber so oder so, wer die Bühne schon mit Bands wie Morbid Angel, Deicide, Fear Factory, Slipknot, Soulfly, Graveworm, Dew-Scented und Dying Fetus teilen durfte, der nimmt unweigerlich Kurs in Richtung Headliner und wird früher oder später alles niederwalzen, was da im Weg steht. Und mit so einem Album im Gepäck, ist man ja mit der besten Waffe überhaupt ausgestattet.
Sven M.
Punkte: 9.6 von 10
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VANDEN PLAS - Christ 0
InsideOut Music/Phonag

Man glaubt es kaum, aber der erste musikalische Erguss (Single "Raining in my heart") dieser deutschen Top-Progressive Band geht auf das Jahr 1986 zurück! Ihr Debüt-Album "Colour temple", das Vanden Plas in den folgenden Jahren nach einem anschliessenden Demo-Tape und zwei Maxi-CDs im Frühling 1994 noch als Eigenproduktion vertickerten, erschien ein paar Monate später zuerst über Limb Music und im Frühsommer 1995 offiziell bei Dream Circle Records. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade auf dem Ivanhoe-Trip (erste Band von Brainstrom/Symphorce-Shouter Andy B. Franck) und entsprechend sehr empfänglich für diesen Hammer-Sound. Waren zu Beginn noch ein paar Hardrock-Wurzeln à la Whitesnake zu "Slip of the tongue"-Zeiten drin, entwickelte sich der progressive Anteil laufend weiter. Jedes nachfolgende Album konnte den Level locker halten, wenn nicht ausbauen. In der Heimat mässig erfolgreich, entwickelte sich die Sache besonders in Frankreich fast zu einem Selbstläufer. Dort geniessen Vanden Plas ein ungebrochen hohes Ansehen und so erstaunte es nicht, dass das erste offizielle Live-Album von 2000 in Paris mitgeschnitten wurde. Zwischen "Christ 0" und dem letzten Studio-Album "Beyond daylight" liegen verhältnismässig lange vier Jahre. Sänger Andy Kuntz brachte in dieser Zeit noch seine erste Solo-Scheibe "Abydos" (2004) heraus, dessen bühnenmässige Umsetzung als Heavy Metal Oper am 20. April 2006 im Pfalztheater in Kaiserslauten Uraufführung feiern wird. Mit dem neuen Langeisen der Stammband geht es mit etwas angezogener Härteschraube nun bewährt weiter. Eingebettet in die Geschichte des Grafen von Monte Christo zelebrieren Vanden Plas einmal mehr die hohe Kunst ihrer hochkarätigen Songwriting-Qualitäten. Schon der Titeltrack als Opener sorgt für eine herunter geklappte Kinnlade! Die Gitarrenarbeit von Stephan Lill ist abermals der Hammer und Andy Kuntz' typische Melodiebögen sind auch wieder da. "Postcard to God" erweist Dream Theater die Ehre, ohne dabei als Plagiat durchgehen zu müssen. Damit ist eigentlich bereits alles gesagt, was einen mit "Christ 0" erwartet: Prog Metal vom Feinsten (auch ruhigere Passagen!), die fette Produktion eingeschlossen! Wer Vanden Plas bisher gut fand, kann hier blind zugreifen.
Rockslave
Punkte: 9.5 von 10
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THEATRE OF TRAGEDY – Storm
AFM Records/Musikvertrieb
Geraume Zeit war es ja still im Theater der Tragödie, und man war sich nie sicher ob der letzte Vorhang nicht vielleicht mit dem Abschied von Liv Kristine gefallen war. Doch da ich mich persönlich dagegen stemme, eine Band an nur einem Bandmitglied "aufzuhängen", wartete ich geduldig auf meinem Platz, um hoffentlich eine weitere Vorstellung geniessen zu können. Und siehe da, das Warten hat sich gelohnt: Das Theater ist wieder geöffnet, und man lädt zur nächsten Vorstellung ein. Tretet ein und lasst euch verzaubern… Natürlich sind die Erwartungshaltungen an die neue Sängerin Nell entsprechend hoch, da sie quasi das "Erbe" von Liv Kristine antreten muss. Aber auch eine weitere Erwartung war zu erfüllen: Würden Theatre Of Tragedy sich ihrer Wurzeln besinnen und wieder härtere Musik produzieren, oder würden die elektronischen Spielereien von "Assembly" nun noch ausgeprägter? In beiden Fällen kann der Fan (und alle Freunde des modernen Gothic Metal) vollauf beruhigt sein: Nell macht ihren Job souverän und professionell und die Mucke ist definitiv härter geworden. Der grosse Sturm jedoch, der mit dem Albumtitel angekündigt wurde, bleibt aus, was aber nicht heisst, dass "Storm" nun schlecht sei, bei Weitem nicht. Es ist nicht unbedingt ein Sturm, mehr ein Vorläufer dessen, was hoffentlich noch über uns hereinbrechen wird. Schliesslich soll ja quasi erst mal angetestet werden wie gut alles miteinander funktioniert. Und so sind die Stücke sehr professionell und gut arrangiert, über die Produktion kann man nicht meckern, es wirkt einfach ein wenig zu "steril", zu "geplant". Aber die CD ist wirklich gut, "Storm" und "Begin & end" beispielsweise sind extrem schöne Stücke, auch wenn man Nell stellenweise beinahe zurufen möchte: Mädel, wir beissen nicht, geh ein bisschen aus dir raus und schrei mal ein wenig *lach*. Der Eintrittspreis in dieses Theater zur aktuellen Präsentation "Sturm" ist allemals gerechtfertigt, einen Besuch sollte man auf jeden Fall riskieren. Und dann wird es einem sehr wahrscheinlich so ergehen: Scheibe durchgehört, nicht ganz zufrieden mit sich selber und dem Gefühl etwas zu suchen und noch nicht gefunden zu haben, Player nochmals auf Anfang, nochmals durchhören, und nochmals, und nochmals… Suchtgefahr garantiert! Da hilft nur eines: mehrmals täglich "Storm" von Theatre Of Tragedy hören.
Toby S.
Punkte: 9.4 von 10
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WARRANT - Born again
MTM Music/Phonag

Seit beinahe zehn Jahren produzierten Warrant nicht mehr viel Brauchbares. Lediglich ein halbherziges Live-Album, eine Scheibe mit neu eingespielten Hits und ein Cover-Album waren die magere Ausbeute. Dass der Erfolg damit nur spärlich ausfiel, erklärt sich von selber. Ganz anders sah es in den 80ern aus. Mit den beiden ersten Alben "Dirty rotten filthy stinking rich" und "Cherry pie", mit Vorbehalt auch mit dem dritten Output "Dog eat dog" sicherte sich die Band einen festen Platz in der blühenden Sleazy-Szene. Diverse Platzierungen in den Billboard Charts, Videos, die auf MTV rauf und runter gespielt wurden und zuhauf ausverkaufte Konzerte waren das Resultat. Doch der Erfolg versiegte und daran war nicht nur die aufkeimende Grunge-Szene verantwortlich. Gemäss Gitarrist Erik Turner entwickelte sich Sänger Jani Lane zum Hemmschuh der Truppe, der sich immer mehr um seine Solo-Karriere kümmerte, anstatt um die Belange der Band. Lane verliess dann vor zwei Jahren die Gruppe. Erik Turner trommelte in der Folge die Original Members wieder zusammen und fand im ehemaligen Black N"Blue Shouter Jaime St. James nicht nur einen würdigen Ersatz am Mikro, sondern auch einen versierten Songwriting Partner. Das erste Resultat dieser Zusammenarbeit wurde auf den treffenden Namen "Born again" getauft. Stilistisch setzt die Scheibe dort an, wo "Cherry Pie" aufgehört hat. Waschechter 80er Hardrock, mit jeder Menge eingängigen Hooklines und starken Melodien. Ein typisches Warrant Album eben. Songs wie "Velvet noose", "Down in diamonds" oder "Good times" lassen vergangene Vibes wieder aufleben. "Born again" ist aber trotzdem meilenweit entfernt, ein billiger Abklatsch der vergangenen Tage zu sein. Pat Regan, der schon mit Kiss, Ted Nugent, Deep Purple, Mr. Big und den L.A. Guns zusammen gearbeitet hat, produzierte und mischte diesen Output. Er verpasste dem Album einen druckvollen, satten Sound, wie ihn klassischer Hardrock braucht, um im 21. Jahrhundert zu bestehen. Operation Warrant vollumfänglich gelungen, Patient erfreut sich bester Gesundheit.
Chris C.
Punkte: 9.3 von 10
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UNDERTOW - Milgram
Silverdust Records/Musikvertrieb

Wenn man das Cover vom neuen Werk der Süddeutschen Undertow genauer betrachtet, sieht man ein Voltmeter, das auf 400 Volt zeigt. Was das bitte genau zu bedeuten hat, ist schnell erklärt. Die drei Teutonen bringen uns mit ihrem zweitem Silberling "Milgram" eine geballte Ladung Starkstrom. Bei dieser unbändigen Power sind 400 Volt noch recht bescheiden ausgefallen. Undertow grooven derartig stark, dass dem Hörer Gefahr droht, sich ein Trauma in den Gehörgängen einzufangen. Die Mucke von Undertow besteht aus zentnerschweren Gitarren-Riffs, mal richtig böse oder handkehrum fast schon kuschelig weich, mit einer grossen Portion Melodie ausgestattet. Frontmann Joschi scheint besonders schwer angepisst zu sein, sonst kann man sich nicht erklären, wieso er so kräftig den Ton am Mikro angibt. Der Stil des Trios ist noch reichlich komplex einzuordnen, mal heavy langsam. Man kann dazu das Wort Doom in den Mund nehmen. Um wiederum klar zu stellen, dass es zweierlei Doom bei Undertow vorfindet, ist man eher der schnelleren Version zugetan, als zum Beispiel bei den Göttern St. Vitus, bei denen man ruhig einen Teller Spaghetti zwischen jedem Snareschlag locker verzehren kann. Nein, hier wird öfters mal ein wenig auf's Gaspedal gedrückt, ohne dass dass das Wort Speed oder Thrash verwenden werden muss. Crowbar sind vielleicht ein guter Vergleich, ohne dass man von einer Kopie sprechen wird. Ihr seht, der Sound von "Milgram" ist für den Rezensenten eine Herausforderung. Groovy Gitarren, langsame Parts ein schreiender Frontmann sowie arschcoole Arrangements bilden das Hauptgerüst von Undertow. Für meine Begriffe ist die Instrumenten-Abteilung sehr stark, der Frontmann dagegen ein wenig zu aggressiv geraten. Alles in Allem wird man von Undertow mit einem starken Stromschlag versehen, mehr davon!
Daniel J.
Punkte: 9.3 von 10
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THE GATHERING – Home
Sanctuary Records/Musikvertrieb

Wer die letzten Alben von The Gathering gehört hat, könnte vielleicht eine Ahnung davon haben wie das neueste Schaffenswerk tönt. Und ja, die Vorahnungen werden bestätigt: Was ursprünglich in der Richtung Gothic und Doom Metal angesiedelt war, hat sich kontinuierlich weiter entwickelt. Doch wie soll man dies jetzt benennen? Gothic Metal? Nee, eher nicht, zu wenig Härte. Elektronisches Dingsbums? Auch nicht, zu viele Gitarren und das Schlagzeug sprechen da eine komplett andere Sprache. Gothic Rock? Ja, das kommt so ungefähr hin. Und gleichzeitig auch nicht. The Gathering haben etwas völlig Eigenständiges konzipiert, aufgenommen und schlussendlich per CD zugänglich gemacht. Dominierend ist nach wie vor die extrem schöne Stimme von Anneke, sie singt, spricht, flüstert und wird teilweise so dünn und zart, dass man Angst bekommen könnte, sie würde zerbrechen. Dass da nicht unbedingt krachende Gitarrenwände dazu passen scheint logisch. Und so ist "Home" eher ein ruhiges Album geworden, sehr schön und eindringlich… Es entsteht in einem das Gefühl, vor einem Kamin mit prasselndem Feuer in einem gemütlichen Sessel zu sitzen und einfach das wohlige Gefühl des Seins zu geniessen. Und dies geschieht definitiv at home…
Toby S.
Punkte: 9.2 von 10
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HOKUM - No escape
Eigenvertrieb

Bei mir braucht es Einiges, um mich als Liebhaber von klassischem Hardrock und Heavy Metal für Death Metal Gegrunze zu begeistern. Eine der wenigen Bands, die das schaffen konnten, sind Hokum aus Deutschland. Grund dafür sind die progressiv gestalteten Songs, die geschickt Death- mit Trash- und Heavy-Metal Elementen verbinden. Immer wieder findet man entspannte Parts mit melodischen, zum Teil ruhigen Gitarren-Soli, die nahtlos in brutale, schnelle Teile überfliessen und so ein lebendiges Ganzes bilden. So zum Beispiel in "The God within". Wie bei den meisten Bands, bei denen der Sänger gleichzeitig ein Instrument bedient, lassen Hokum in ihren Songs viel Platz für Stellen ohne Gesang, und das ohne zu langweilen. "The loving father" beginnt zuerst sogar ruhig mit melodischem Gesang und Akustik-Gitarren, wird aber immer wieder durch doomartige, langsame, mächtige Riffs unterbrochen, bevor er in einen langsamen Death Metal Song übergeht. Auch hier malen uns Hokum ihr eigenes, in sich perfektes Sound-Universum. Man spürt beim Hören der CD einen gewissen Freiheitsdrang, der sich nicht um Szene-Grenzen schert und ausbricht, um neues Terrain zu erobern. Wer Hokum jetzt versteht, wird sie wohl auch auf den künftigen Alben lieben, sollten sie sich musikalisch noch so wandeln. Weiter glänzt die CD durch ein stimmungsvolles Cover-Artwork, das vom Hokum-Bassisten selber gestaltet wurde. Gegründet wurde die Formation im Jahr 2000. Seither spielt sie in der gleichen Besetzung, was vielleicht die Geschlossenheit des 30-minütigen-Albums erklären kann, welches schon das zweite Demo innert zwei Jahren ist. Es scheint klar, daSs Hokum mehr wollen, als bloss eine Untergrund-Band zu sein. Mit "No escape" könnte ihnen der Sprung nach oben gelingen.
Roger W.
Punkte: keine Wertung

PRESIDENT EVIL - Thrash'n'Roll asshole show
AFM Records/Musikvertrieb
Die Bremer Stadtmusikanten sollte eigentlich jeder kennen oder mindestens schon mal davon gehört haben. Ob jedoch President Evil Euch ein Begriff sind, mag ich zu bezweifeln, denn die fünf Jungs stammen ebenfalls aus Bremen und hauen mit "Thrash'n'Roll asshole show" ihr erstes Album auf den Markt. Sie sind zwar nicht so bekannt, wie ihre weltberühmten Kollegen, aber das wird sich schon bald schlagartig ändern. Auf ihrem Infoblatt haben sie sich dem Stoner Thrash zugeteilt, was man so stehen lassen kann. Die Riffs der Gitarristen Ace Renner und James Lars besitzen durchaus internationales Format, sind fett produziert und sägen sich durch das dickste Holz oder den Hörer, wie auch immer. Sänger Johnny Holze schreit sich die Seele vom Leib und ist mit seiner Reibeisenstimme die gelungene Mischung zu den coolen Gitarren. Das Rhythmus-Team verpasst den nötigen Beat zu den dreizehn Songs, die aus einer Mischung Thrash Old School Monster Magnet und den göttlichen Kyuss hervor kommen. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Scheibe von Andy Classen (Holy Moses), einem Thrash-Veteran, produziert wurde, was dem Sound von President Evil extrem gut tut. Also Leute, wer auf Thrash mit Abwechslung, steht kann sich ja mal in die Arsch-Show einloggen. Ihr werdet noch Eures braunes ähH..., blaues Wunder erleben. Coole Scheibe!
Daniel J.
Punkte: 9.1 von 10
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FRAGMENTS OF UNBECOMING - Sterling black icon
Metal Blade/Phonag

Schwedisch geprägter Melodic Death mit einem zusätzlichen Schuss Melodien und einer Extraportion, ähm..., Melodien macht diese Berg- und Talfahrt von Emotionen zu einem abwechslungsreichen Füllhorn an Details und Überraschungen. Die öfters zweistimmige Klampfenarbeit von Stefan Weimar und Sascha Ehrich ist bereits eine Bank für sich und die Rhythmus-Heinis, bestehend aus Basser Wolle Schellenberg und Drummer Ingo Maier nageln mit viel Groove und ordentlich Wumms die Hintertür zu. Alle acht Songs schmieden sich zu einer wuchtigen Gliederkette, an der keine einzige Schwachstelle zu erkennen ist, von einem "Füllsong" kann darum nicht berichtet werden, da alle Tracks auf gleich hohem Niveau agieren und man von Song zu Song einen Schritt vorwärts macht. Einige Akustikgitarren-Parts und zwei anerkennend kurze Instrumentals lockern die Szenerie an den richtigen Stellen ein bisschen auf und lassen die darauf folgenden Kracher in einem umso besseren (Klang-)Gewand dastehen. Frontbrüller Sam Anetzberger verfügt über ein kräftiges, dunkles Organ und fügt sich mit überlegten Gesangslinien angenehm harmonisch ins allgemeine Geschehen ein. "Sterling black icon" ist unterm Strich aber trotz hohen Taktzahlen nicht der brutalen Death Metal-Ecke zuzuteilen, sondern verfügt wegen den genannten Komponenten über eine entspannte Zuhör-Atmosphäre und gefällt bis zum abschliessenden Piano-Outro. Die Tschöörmäns haben sich spürbar etwas überlegt beim Schreiben dieses Werks und die druckvolle, differenzierte Produktion setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Überzeugende Darbietung Jungs, ich bin mit euch.
HaRdY
Punkte: 9.1 von 10
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EVERGREY - Monday morning apocalypse
InsideOut Music/Phonag

Oh oh oh... - Da werden ein paar Prog-Fanatiker aber gar nicht Freude daran haben. Stand die schwedische Ausnahmeband um Bandleader und Wunderstimme Tom S. Eglund Evergrey bisher doch immer für atmosphärischen und meist vertrackten Prog Metal mit viel Melancholie, präsentiert sich die Truppe auf ihrem sechsten Studio-Album "Monday morning apocalypse" doch tighter und geradliniger denn je. Dem Einen ge-, dem Anderen missfällts, der Rezensent jedenfalls begrüsst diesen Schritt der Band. Denn durch die manchmal wirklich zu sperrigen Stücke fand man doch den Zugang zu, nicht falsch zu verstehen, wirklich hochklassigen Scheiben wie "Recreation day" oder vor allem der letzten Veröffentlichung "The inner circle" wirklich nur sehr mühsam. Auf "Monday morning apocalypse" dagegen zündet das Material schon von der ersten Sekunde weg, was nicht heissen soll, dass Evergrey nun einfach leicht verträgliche Pop-Kost servieren würden, im Gegenteil, noch immer bietet das Quintett hochstehenden, durch die einzigartige Kehle von Eglund melancholisch geprägten Metal, nun nur mal ohne unzählige Breaks. So gibt man mit dem Titeltrack zu Beginn gleich mächtig Gas, um mit dem sich langsam aufbauenden "Unspeakable" depressive Stimmung zu verbreiten. "Lost" hingegen verblüfft durch eine unerwartete Britpop-Schlagseite. Brachialer stürmt einem da schon "Obedience" in die Hörgänge, das mit seinem galoppierenden Riffing sicherlich zu den härteren Songs der Scheibe gehört. In diese Kategorie einzuordnen wären da auch noch das thrashige "The curtain fall" und das mit Soulfly-Klampfen ausgestattete "Still in the water". Weniger hart, dafür um so bedrohlicher präsentieren sich das epische "In remembrance" und das orientalisch beginnende, sich zum doomigen Riff-Monster aufbauende "The dark I walk you through", bevor mit dem groovenden "I should" und der tieftraurigen Piano-Ballade "Closure" eine Metal-Scheibe endet, welche das perfekte Mass zwischen anspruchsvoller Melancholie und ordentlichem Rockfaktor zu finden vermag und somit als bisher bestes Evergrey-Album zu betiteln ist.
Kissi
Punkte: 9.0 von 10
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SLAVE TO THE SYSTEM - Slave to the system
Spitfire Records/Phonag

Yeah, das Teil rockt voll in die Fresse! Da haben sich Vier gefunden, nämlich Queensryche Drummer Scott Rockenfield und sein Ex-Gitarrist Kelly Gray. Die rocken hier gnadenlos ab mit den beiden Ex-Brother Cane Musiker Damon Johnson und Roman Glick. Zusammen bieten uns die Jungs wirklich geilen Rock der Marke Alice In Chains, der Ab und Zu auch an ältere Soundgarden erinnert. Vor allem Damon's geile, raue Stimme mag voll zu überzeugen und über Scott's geniales Drumming braucht man ja eh nix mehr zu sagen. Songs wie das treibende "Ruby Wednesday" oder Titeltrack "Slave to the system" hauen einfach voll rein. Aber auch in ruhigeren Momenten wie bei "Live this life" (wunderschöne Melodie!) und mit der klasse Ballade "Abyss" können die Amis total überzeugen. Ebenso geil kommt das coole und bluesig angehauchte "Leaves" rüber. Alle zwölf Nummern sind top und es lässt sich hier einfach kein einziger schwacher Song finden. Dies hier ist reines Kraftfutter für alle Rockfans: Ehrlicher, gerader Rock mit viel Gefühl, geilen Riffs, starkem Drumming und viel Melodien.
Crazy Beat
Punkte: 9.0 von 10    
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SCHANDMAUL - Mit Leib und Seele
Fame Recordings/Musikvertrieb

Es waren einmal fünf Musikanten, die schufen ein Werk namens "Mit Leib und Seele". Ein Epos voller Märchen, Legenden und träumerischen Geschichten: Bedrohliche Gitarren und verheissungsvolle Dudelsäcke verkünden die Stimmung "Vor der Schlacht", bevor wir Zeuge einer flüchtigen Liebe werden, die durch einen stürmischen Mitsing-Refrain einen "Lichtblick" verkündet. Was drückt wahre Liebe mehr aus, als das hit-verdächtige Versprechen, dass "Kein Weg zu weit" und kein Ziel zu fern ist" Doch nichts hält für immer, und so droht allem einmal ein wehmütiger "Abschied", zärtlich und ohne störendes Schlagzeug, nur Gitarre, Bass und klagende Geigenklänge, Herzschmerz pur. Ruhig und getragen beginnt er, der "Feuertanz", um dann in ein glühendes Gitarren-Brennen hochzuflackern, dass zäh wie Lava geheimnisvoll durch die Nacht fliesst. Ortswechsel: Aufgewühlte Sackpfeifen künden vom inneren Kampf eines Eingesperrten Kämpfers, der sich im Geiste aus seiner Situation flüchtet ("Die Tür in mir"). Treibend und abwechslungsreich gestaltet sich der instrumentale Kampf, der "Das Mädchen und der Tod" austrägt und tänzerisch endet. Dass der Tod jedoch nicht das Ende ist, erzählen die Schandmäuler uns am Beispiel eines Vampirs: "Der Untote" wütet mit stampfenden Gitarren und apokalyptischen Violinenklängen auf der Welt und bietet so Stoff für einen epischen Düsterrocker. Jetzt sollte man aber nicht glauben, dass die Nacht nur voll von schwarzer Magie ist, denn der "Zauber der Nacht" kann auch lieblich und wunderschön sein, kann durch balladeske Renaissance-Klänge die romantischsten aller Gefühle wecken und wenn das Liebesglück dann schon eine Weile lang gedeiht ist, die Hochzeit vor der Tür steht, wird einem die "Mitgift" mitgegeben. Doch gebt Acht! Nicht jeder wünscht dem Paar nur Gutes und so entpuppt sich die Verlobungsfeier nach einem heiteren Folk-Einstieg zu einer hektisch groovenden Riff-Feier. Durch das melancholische Geigenspiel der "Wolkenberge" betrübt, erlebt der Jüngling die "Dunkle Stunde" sehnsüchtig und ruhig in seiner Kammer, an ein "Grosses Wasser" denkend, das träumerische Fernwehstimmung verbreitet, so einfühlsam, wie es nur "Der Poet" ausdrücken kann, der voller wilder Gedanken zigeunerhaft durch die Welt reist und zum Tanzen auffordert. Der Puls kocht höher, "Das Spiel" geht los und schon ist es da, dass groovende Gemisch aus Audioslave und Minnegesang, bevor die fünf Musiker noch mal alles geben mit ihren Instrumenten und ohne Worte die Geschichte des "Käptn' Coma" aufzeigen, bevor uns Thomas Lindner auf jazzige Art und Weise erklärt, "Wie sie ist", Ende.
Kissi
Punkte: 8.9 von 10
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THUNDRA – Worshipped by chaos
Black Lotus Records/Non Stop Music

Mal wieder was von Norwegen aufs Tischchen und wen wundert's, es kann ja nur Black Metal sein. Nun den, bei Ex-Mitgliedern von Enslaved und Einherjer erstaunt dies ja nicht wirklich. Doch mit spontaner Kirchenselbstentzündung und keifendem Dauer-Blastgeprügel haben Thundra wenig zu tun. Vielmehr frönen die sechs Jungs im Epic Melodic Black Metal herum. Dem geeichten Wikinger präsentieren sie dabei, was das Herz begehrt. Von Blast bis Schunkelmelodien, von Gekeife, Gegrunze bis Clean Vocals und von Saitensoli, Akustikparts bis Keyboardteppichen, dazu natürlich noch ein Schuss Folk und Komplexität. Genau die Komplexität macht das Werk interessant, dabei meistern die meisten Songs die 6 Minuten Hürde und kratzen vereinzelt gar an 8 Minuten herum. Doch kann man diese Komplexität auch als Knackpunkt sehen, denn für ein feuchtfröhliches Besäufnis ist „Worshipped by chaos" denkbar ungeeignet und somit auch nicht auf spontane Eingängigkeit getrimmt. Wer sich jedoch die nötige Zeit nimmt, den entführen Thundra in ein sagenhaftes nordisches Klanguniversum und malen epische Bilder auf die akustische Leinwand. Vielschichtigkeit erringen Thundra durch die vielen Breaks in den Songs, wie auch das gekonnte Aneinanderflechten von Aggression und Melodie. Keif- und Clean-Gesang kommen ganz gut zur Geltung, wobei die Grunzparts manchmal fehlplaziert wirken. Die Produktion geht in Ordnung, auch wenn die Drums etwas „flauschig" ertönen, dafür sind Tasten- und Saitentöne wohl ausbalanciert. Selbst in den ruhigen Parts nerven die Keyteppiche nie, sondern halten sich dezent im Hinterrund und sorgen für die nötige Atmosphäre. Eine wahrlich epische Scheibe, welche mit viel Abwechslung einiges zu bieten hat und nicht mit stupidem Scheuklappengeprügel auf bitterböse getrimmt ist.
R.K.
Punkte: 8.9 von 10 
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PSYCROPTIC - Symbols of failure (Re-Release)
Neurotic Records

..........mir fehlen gerade die Worte! Anscheinend bringt die Abgeschiedenheit von fast vergessenen Territorien (die Band stammt aus Tasmanien) die heftigsten Auswüchse der Metal Szene hervor. Schier unbändige Technik-Eskapaden treffen auf wüstestes, perfekt eingepasstes Grindcore-Gekeife und für die musikalischen Fertigkeiten der Instrumentalisten muss schon fast die gute alte Richterskala herhalten (würde etwa einer 8.9 entsprechen). Ich muss mich darum leider kurz fassen, denn meine Erklärungsmöglichkeiten treffen aktuell auf peinlichste Wortschatzgrenzen... - Wer auf Bands wie Cryptopsy, Gorguts oder alte Monstrosity abfährt, wird sich mit der neuen LP dieser tasmanischen Teufel einen fetten Ast freuen und sich mit wollüstigem Gestöhne und den Kopfhörern auf den Ohren für mindestens zwei komplette Durchläufe auf dem heimischen Klo einschliessen!!
HaRdY
Punkte: 8.9 von 10
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TACERE - Eras reveries
Eigenvertrieb

Bei den ersten Tönen des ersten Songs "I devour" des neuen Albums "Eras reveries" von den Finnen Tacere denkt man natürlich schnell mal an die Götter Nightwish, weil eben die Truppe aus dem hohen Norden melodische Keyboards einsetzt und auch eine Frontfrau von guter Opern-Gesangsausbildung hat, die sich mit einem männlichen Bösewicht duelliert. Ihr werdet denken, nicht schon wieder eine Kopie der unangefochtenen Leader Nightwish in diesem Musik-Sektor. Nein, man täte den Finnen unrecht, denn man hat sich bei den Song-Arrangements richtig viel Zeit genommen, da die sieben Songs zuweilen richtig Komplex geraten sind. Auch die Gitarren-Parts hämmern stärker, als beim grossen Bruder. Bombastisch, intensiv und melodisch geratener Gothic Metal mit einem grossen Schuss Progressiv, so ist der Cocktail von Tacere gemixt. Nach mehrmaligem Hören offenbaren sich einem richtiggehende Bilder. Musikalisch sehr stark, ja ich würde sogar wetten, dass Frontfrau Helena Haaparanta sicher schon im Proberaum von Nightwish zum Vorsingen erschienen ist, da diese ja zur Zeit keine Sängerin mehr haben, wie wir alle wissen. Egal, die Finnen werden uns sicherlich noch mit dem einen oder anderen Werk beschenken, wenn die Vocalistin bleibt...
Daniel J.
Punkte: 8.9 von 10
 
IF HOPE DIES - Life in ruin
Metal Blade/Phonag
US-Metalcore beinhaltet ja meistens einen kräftigen Schuss Emotionen, was wiederum dem Sänger einer Band, eine krächzende, weinerliche Stimme auferlegt. Wem dies gefällt, ok, mein Fall ist es definitiv nicht. Aber zum guten Glück gibt es auch Ausnahmen im amerikanischen Business, wie zum Beispiel If Hope Dies aus New York City. Die Fünfer-Combo lässt auf den elf Tracks so richtig die Sau raus, ohne Rücksicht auf Verluste. Die melodiösen Riffs, das gewaltige Donnern an den Drums, die tiefen Basslines und das Steine spaltende Geschrei ziehen sich durch das ganze Album hindurch. Leuten mit einem Herzschrittmacher rate ich dringend ab, sofern Eure Stereoanlage mit dem Bass mithalten kann. Wer eine Verschnaufpause obligatorisch findet, braucht die CD auch nicht abzuspielen. Obwohl ich der Meinung bin, es hätte dem Album nicht geschadet. Die elf Songs sind durch die ganze Scheibe so aggressiv durchgezogen, dass ich auch nach mehrmaligem Durchhören gerade Mal drei Lieder von den Restlichen unterscheiden kann. Im Prinzip ist jedes einzelne Stück hammergeil, doch es ist, wie wenn sich ein geiles Stück zehn Mal wiederholt, dann verliert es bald seinen Reiz. Genau diesen Eindruck habe ich hier. Möglicherweise täusche ich mich, weil das Schlagzeug einfach lauter ist, als alle anderen Komponenten. Das Album ist für Fans von geilem Metalcore sicher zu empfehlen, man braucht es sich ja nicht mehrmals nacheinander anzuhören.
Sven M.
Punkte: 8.8 von 10
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LIBERTY N'JUSTICE - Soundtrack of a soul
MTM Music/Phonag

Ein Blick auf das Back-Cover dieser Scherbe treibt jedem Hardrock Fan die Freudentränen in die Augen (dem Verfasser dieser Zeilen inklusive). Sebastian Bach (Skid Row), Tony Harnell (TNT), Ted Poley (Danger Danger), Tim Gaines (Stryper), Stephen Pearcy (Ratt), Jani Lane (Warrant), Phil Naro (Talas), Mark Slaughter (Slaughter), Mikkey Dee (Motörhead), Harry Hess (Harem Scarem) sind die bekanntesten, aber noch lange nicht alle, die auf diesem Album mitmischten. Verantwortlich für dieses heitere Stelldichein einiger der coolsten Musiker diesseits des Universums, sind Justin Murr und Patrick Marchand. Bereits 1992, direkt nach der Highschool, fabrizierten die Beiden ein erstes Album, mit der Musik des einen und der Stimme des anderen (weitere Details sind labelseitig nicht in Erfahrung zu bringen). Für das dritte Album 2004 kamen die Jungs auf die Idee, die Songs von bekannten Sängern einsingen zu lassen. 18 an der Zahl waren es, unter anderem Lou Gramm (Foreigner) und Michael Sweet (Stryper). Nun wurde die Geschichte wiederholt. Was die beiden Initianten bei so vielen Gästen im Studio noch selber zum Album beigetragen haben, ausser dem Songwriting (und auch das haben sie mit den jeweiligen Interpreten zusammen getan), bleibt unklar. Jedenfalls war der Grundgedanke hinter der Geschichte, bekannte Sänger christliche Tracks singen zu lassen. Das klingt einerseits schon mal arg kitschig, andererseits ist es erstaunlich, dass all diese Musiker überhaupt mitgemacht haben. Musikalisch wurde das Ganze absolut professionell aufgezogen und umgesetzt, leider aber sind ein relativ grosser Teil der Songs nicht gerade weltbewegend. Einige wenige sind zwar Spitzenklasse, was aber natürlich mit dem betreffenden Sänger zusammenhängt. Vor allem Sebastian Bach, Tony Harnell, Mark Slaughter, Stephen Pearcy und Ted Poley liefern eine grossartige Leistung ab (bei dieser Benennung spielt sicher auch der persönliche Geschmack des Schreibenden einen Rolle). Leider fehlt der Scheibe aber jegliche Homogenität, was nebst den vielen verschiedenen mitwirkenden Künstler, vor allem am durchzogenen Songwriting liegt. Fazit für Die Hard-Fans der beteiligten Musiker ist die Scheibe ein Pflichtkauf. Alle anderen Liebhaber von knackigem Hardrock, der ab und zu mit einem modernen Touch versehen wurde, und einem umfangreichen Balladen-Sortiment, sollten das Teil aber ruhig mal anchecken.
Chris C.
Punkte: 8.8 von 10
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BIDERBEN - Out of the lies
Black Lotus Records/Non Stop Music
Darf man auf einer Metal-Homepage eine Band rezensieren, die einen Bläser als festes Mitglied hat" In diesem Falle sicher schon. Weil Biderben diesen eher sparsam einsetzen und sonst eher auf Punk vermischt mit Rock'n'Roll, New Metal und Hardcore setzten. So beginnt das Album mit "Virtual insanity" mit einem gute Laune-Surf-Punk-Song, während das zweite "Lose your illusions" bereits auf heftige Gitarren und Schreigesang setzt, aber durch melodische Teile unterbrochen wird. "Ganja's party" könnte im Anschluss auch von alten Green Day-Alben stammen, bevor bei "Ke bello" zum ersten Mal die Trompete ausgepackt wird. Dies aber nur kurz, da auch dieser Song immer wieder von aggressiven Teilen zu Ska-Ausflügen wechselt. Wie schon der Liedtitel andeutet, ist dieses Lied mit einem italienischem Text versehen. Da ich kein Italienisch verstehe, kann ich nur spekulieren, was das Frauen-Gestöhne gegen Ende aussagen soll. Auch die restlichen acht Songs spielen in der oben genannten Bandbreite. Was weiter positiv auffällt, sind die vielen Gitarren-Soli, die jedes Lied passend begleiten und aufgrund der verschiedenen Stimmungen der Songs mal rock'n'rollig, mal punkig minimalistisch, aber auch mal metallisch klingen. Insgesamt ist den Italienern mit "Out of the lies" ein abwechslungsreiches, ich sag mal, New-Rock-Album gelungen, das Fans von Lagwagon bis zu Ska-P ansprechen kann und die Stunden mit teils in italienisch, teils in englisch vorgetragenen Texten kurzweilig bereichert.
Roger W.
Punkte: 8.8 von 10     
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MY DARKEST HATE – Combat area
Massacre Records/Musikvertrieb

Was für ein toller Bandname, assoziiert er doch gleich Erinnerungen an tiefste Abneigungen ins Zentrum des Kleinhirns. Lässt Erzfeinde vor dem inneren Auge elendiglich ausbluten und Opel Corsa-Fahrer, welche mit 60km/h auf die Autobahn einspuren, unter meinen fluchenden Ausbrüchen direkt in den Schlund der Hölle katapultieren (und mögen sie dort unter aller Qualen in Ewigkeit schmoren). Wie ihr aus meiner Einleitung erraten könnten, praktizieren My Darkest Hate kein Blümchensex-Untermalungsprogramm, sondern sind darauf programmiert, entbrannte Wut in die heimischen Wohnzimmer zu entsenden. Dabei bedienen sie sich des Death Metals à la Florida...., schön blutig natürlich. Nun die besungene Kriegsthematik lässt natürlich auch Erinnerungen an Bolt Thrower aufkommen, wobei sich bei My Darkest Hate mehr Parallelen zu Obituray, Six Feet Under und Death zu finden sind. Man darf fast schon den Ausdruck „Old School Death" im Jahre 06 in den Mund nehmen. Kompromisslos werden Melodien gemieden und trendige Zutaten links liegen gelassen. Väterchen Zorn schwingt das Zepter und stampft zwischen Midtempo, treibenden und rasenden Parts durch die Reihen blutgetränkter Schlachtfelder. Wer nun erwartet, ein stumpfes, sinnloses Geprügel auf „Combat area" vorzufinden, den muss ich enttäuschen, denn MDH drehen gekonnt an der Geschwindigkeitsschraube, verstehen es, Spannung in die Songs zu transferieren und Breaks an der richtigen Stelle zu setzen. Auch wenn die Songs nicht extrem vertrackt sind, so hört man doch die technische Fingerfertigkeit der Jungs heraus. Anhänger erwähnter Bands und Nostalgiefanatiker sollten „Combat area" ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenken.
R.K.
Punkte: 8.8 von 10
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SAXON - Lionheart (Limited Special Edition)
Steamhammer/Phonag

Dass die NWOBHM-Veteranen mit ihrem 2004 veröffentlichtem Album "Lionheart" ihre beste Scheibe seit über zehn Jahren veröffentlichten, steht ausser Frage. Was man aber wissen möchte, sind die Beweggründe für eine Wiederveröffentlichung in einer limitierten Box-Edition nach nicht einmal anderthalb Jahren. Ob das Sinn macht oder nicht, die neue Version hat es auf jeden Fall in sich. Denn neben dem hübschen Saxon-Schlüsselband beinhaltet die chic aufgemachte Box (aussen mattschwarz/golden, CD-Cover rot statt blau...) eine Bonus-DVD, welche neben dem Videoclip zu "Beyond the grave" und dem Live-Mitschnitt zu "Lionheart" (bei welcher Biff's Stimme ungewohnt rau klingt und die als Appetizer für die bald erscheinende Live CD/DVD fungiert) auch einen 8-minütigen "Making-of Lionheart"-Clip enthält, der dem Fan Einblick in das Studioleben von Biff und Co. verschafft. Das wirklich Interessante jedoch findet sich im Audiopart der DVD: Unsere Lieblingssachsen bieten uns hier nämlich gleich zwei alternative Mischungen von "Lionheart", nämlich den vollen, kino-tauglichen Dolby Surround Mix und das glatte Gegenteil dazu, die rohe Studio-Version vor dem Mixing, welche beweist, wie erstaunlich wenig Technik Saxon bei ihren Alben zu Hilfe nehmen. Trotz fraglichem Sinn also eine runde Special-Edition, die sich kein Fan entgehen lassen darf, ist sie doch auf 10'000 Stück weltweit limitiert.
Kissi
Punkte: keine Wertung  
              Hier bestellen für 37.90 SFr.
FIRST CHILD – Souvenirs
Onslow Records/
Non Stop Music
Catherine hat Jahrgang 1982, hautenge Lederhosen, einen beachtlichen Ausschnitt und einiges an auftoupiertem Haupthaar. Aber das interessiert alles nicht sonderlich, denn ihr Hauptmerkmal ist eine coole Rockröhre, die neben Classic Rock auf mit Blues und Glamrock aufwarten kann. Die 12 Songs sind leicht verdaulich und schmecken schon beim ersten Antesten. Dafür sind sie nicht ganz so anspruchsvoll und könnten bei exzessivem Hören Überdruss erzeugen. Klar, das kann man sich selber einteilen, aber sagt nachher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Am Songwriting war Cat übrigens bei zehn Songs zu einem grossen Teil mitbeteiligt. Sie und ihre zwei Co-Writer Mary-Susan Applegate und Clark Philips scheinen ein eingespieltes Team zu sein. Die zwei anderen Songs sind mal wieder ein Beweis dafür, dass Covern nicht immer gleich verteufelt werden muss. „Lonesome Town“ wurde von Blueser Ricky Nelson geschrieben und war eine super Wahl für „Souvenirs“. Auch die zweite Coverversion ist gelungen. Led Zeppelin zu imitieren ist nicht einfach, aber Cat hat aus den originalen 5:30 Minuten knackige 3:47 gemacht und man hat beileibe nicht das Gefühl, es würde was fehlen. Trotzdem ist es etwas unnötig, diesen Titel als „Smash hit“ anzupreisen, denn Cats eigene Sachen müssen da gar nicht hinten anstehen. Neben den zwei Fremdkompositionen empfehle ich „Take off all your clothes“, den Titeltrack und den Opener „Shakedown“.
Leandra
Punkte: 8.8 von 10                       
Hier bestellen für 19.90 SFr.
CHICKENHOUSE – She’s a lady
Eigenvertrieb

Nach einer 5-Track-CD, die vor zwei Jahren erschien, steht die vierköpfige Emmentaler Blues Rock-Formation Chickenhouse nun mit ihrem ersten Full Length-Album auf der Matte. Schon optisch macht die Scheibe durch das heisse Cover einiges her. Doch wer Schreikrämpfe bekommt, wenn der Ausdruck Blues nur schon genannt wird, weil er an endloses Gitarrengedudel in Form von ausufernden Soli denkt, ist bei dieser Truppe auf dem falschen Dampfer. Die Blues-Wurzeln sind zwar unverkennbar, aber die Überhand behält der knackige Hard Rock. Auch Southern Rock, als weiteres Stilelement, ist deutlich auszumachen. Am Schluss können Blues-orientierte Southern Rock-Kapellen wie Lynyrd Skynyrd, ZZ Top oder Georgia Satellites als Anhaltspunkt dienen. Wobei der Ehrlichkeit halber auch erwähnt werden muss, dass die genannten Bands doch noch eine Liga höher angesiedelt sind, als die Jungs von Chickenhouse. Verantwortlich für groovig-erdige Songs wie "She's a lady", "Miracle man", "Bluesman" oder "Three in a bed" sind der englische Gitarrist Jim Bows, Drummer Fritz Gerber, Bassman Urs Thomann sowie der, mit einer Power-Rockröhre par exellance gesegnete, Shouter Andy Zaugg. Natürlich hat die Truppe auch live schon oft ihre Qualitäten unter Beweis gestellt, zum Beispiel im Vorprogramm von Nazareth (ein zweites Mal auf ausdrücklichen Wunsch der schottischen Band). Da kann man davon ausgehen das Chickenhouse on stage über einen noch höheren Partystimmung Faktor verfügt als auf diesem sympathischen Output.
Chris C.
Punkte: 8.8 von 10           
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SILENTIVM – Seducia
Dynamic Arts Records

Also das "V" im Bandnamen hier ist nur in der Grossschreibweise zu erkennen, normalerweise schreibt man Silentium, so wie man es auch erwartet. Aber das soll hier nicht das Hauptthema darstellen, es sei nur am Rande erwähnt. Nicht dass sich anschliessend noch jemand wundert… Zurück zum eigentlichen Thema: Die ganze Welt wird von Gothic-Mucke aus Finnland überschwemmt, und alles tönt sehr ähnlich. Alles? Nein. Es gibt immer noch Flecken im Einheitsbrei, die sich behaupten und innovativ sind. Silentium erfinden zwar das Rad nicht neu (dürfte auch schwierig werden), aber sie liefern eine absolut überzeugende und streckenweise tief beeindruckende Show auf ihrem neuesten Longplayer ab. Aus den Aschen von Funeral entstand schlussendlich Silentium, welche bis heute mehrere Besetzungswechsel verbuchen mussten und ein Album unter der Leitung von Tuomas Holopainen produzieren konnten. Zwar herrscht auch hier das allseits bekannte Duell zwischen männlichen und weiblichen Vocals, doch dies ist definitiv angenehmer gestaltet als bei vielen anderen Konkurrenten. Dies mag zum einen daran liegen, dass Riina Rinkinen eine relativ tiefe und rauchige Stimme hat, welche sich selten bis in die höheren Tonetagen verirrt, und zum anderen daran, dass der gute Herr Matti Aikio nicht grunzt, sondern einfach rauher singt. Man ist versucht, hier Parallelen zu älterem Blind Guardian-Gesangsmaterial zu ziehen, was keineswegs ein Nachteil ist, sondern eher frischen Wind in die Mucke bringt. Alles in allem ist die Scheibe sehr stimmungsvoll gemacht, die Gitarren brettern ordentlich und der Schlagzeuger legt einen satten Beat hin. Jedoch, man kann sich kaum des Gefühles erwehren, dies alles irgendwo schon einmal gehört zu haben… spielt aber im Prinzip keine Rolle, denn Silentium wissen zu überzeugen, auch wenn die Spielzeiten sehr lang gehalten sind und man eher zwei- oder mehrmals hinhören muss im sich in der Musik zurechtzufinden. Man darf gespannt sein, was die Jungs und das Mädel als Nächstes präsentieren (und ob die Besetzung sich nicht wieder ändert *g*).
Toby S.
Punkte: 8.7 von 10
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CHAOSWAVE – The white noise within
DVS Records/
Non Stop Music
Die fünf Italiener von Chaoswave (ok, der Leadgitarrist ist gebürtiger Däne) sind von einer richtigen Flutwelle an Einflüssen geprägt. Besagter Däne fühlt sich in den meisten Stilrichtungen daheim. Während sich Basser Marco am liebsten von Heavy/Power Metal beschallen lässt, ist Drummer Raphael mehr in der Gothic/Black/Death-Welt zu Hause. Das Sängerpaar Giorgia und Fabio kommt aus der progressiv-alternativen Ecke und alle -ausser dem Bassisten- zählen Nevermore zu ihren bevorzugten Bands. Die sind dann auch kein schlechter Vergleich um Chaoswave’s Sound ein wenig näher zu beschreiben. Kraftvolles Riffing mit melodischer Struktur zu kombinieren war die Idee, als die Fünf im Jahre 2003 zusammenfanden. Die beiden Vokalisten klingen oft ziemlich sphärisch ohne jedoch in allzu wackelige Höhen abzudriften. Zusammen mit den Instrumenten können sie aber auch recht abgehen und dem geneigten Banger zu seinem Muskelkater verhelfen. Überhaupt ist „The white noise within“ sehr vielschichtig, auch nach dem x-ten Durchhören wird einem die Scheibe nicht langweilig. Freuen kann man sich ebenfalls darüber, dass der italienische Akzent, wie man ihn sonst so kennt, praktisch nicht vorhanden ist. Die neun Songs sind qualitativ alle mehr oder weniger auf der gleichen Höhe, es gibt weder Flops noch Übersongs. Für ein Debüt absolut beachtlich und ausserdem wieder mal was Neues aus unserem südlichen Nachbarland. Mit solchen Bands wird Italiens Präsenz auf der Metal-Landkarte nämlich langsam aber sicher deutlicher.
Leandra
Punkte: 8.7 von 10                      
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SINISTER - Afterburner
Nuclear Blast/Musikvertrieb

Diese Bande von ungewaschenen Tulpenschlächtern ist einfach nicht klein zu kriegen. Nach 2 1/2 Jahren Abstinenz muss es wieder gewaltig an einer bestimmten Stelle gejuckt haben, denn eine der dienstältesten Todesmetall-Truppen ist wieder aus dem Schönheitsschlaf erwacht und präsentiert sich runderneuert und in bester Form. Leider nicht mehr dabei ist Rachel (ihres Zeichens bisherige Frontgrunzerin und Aushängeschild der Holländer), aber damit alles in der Familie bleibt, übernahm der Drummer und Stecher der Mikrodame, Aad Kloosterwaard, den Posten des Frontmanns. Basser Alex Paul hat an die Gitarre gewechselt und an den Tierfellen sowie am Bass sind die Neuzugänge Paul Beltman und Bas van den Boogard (auf den Aufnahmen noch nicht zu hören) aufgeführt. Und trotz (oder eher gerade wegen) heftiger Umstrukturierungen sind Sinister anno 2006 stärker und durchschlagskräftiger als befürchtet. Soundmässig dominieren noch immer die berühmt/berüchtigten technischen und zum Teil vertrackten Death Metal-Granaten das Einzugsfeld des Altherrenclubs, und nur schon dafür muss man sie einfach ganz doll lieb haben! Dass die zweite Hälfte von "Altruistic suicide" jedoch zu einem Groove-Monster sondergleichen umschwenkt, hätte ich erstens niemals vermutet und animierte mich zweitens zu unbändigem Mitsingen und unzähligen "Devil horns" gegen meinen völlig perplexen Bildschirm..., der arme Kerl, er möge es mir verzeihen. Andy Classen hat einmal mehr gezaubert und den acht Tracks einen heavy, heavy Monstersound verpasst. Unglaublich, wie der Mann eine gestandene und etablierte Band mittels seiner Produktion um mehrere Punkte aufwerten kann, richtig fette Scheisse! Ein Album, das extrem Spass macht und sowohl alte Schule sowie moderne Klänge meisterhaft vereint. Alles wird besser, Sinister bleibt gut - get it!
HaRdY
Punkte: 8.6 von 10
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ALEXA - Alexa
MTM Music/Phonag

1989 erschien das selbstbetitelte Debüt-Album von Alexa. Paul Sabu nahm damals die kalifornische Sängerin unter seine Fittiche, produzierte die Scheibe und spielte die Gitarren ein. Die Musikerin war in ihrer Heimat, der Bay Area, und in L.A. absolut keine Unbekannte und war öfters bei Club-Gigs auf der Bühne zu sehen. Der grosse Durchbruch blieb ihr aber verwehrt. Das Album war dazumal schnell vergriffen und entwickelte sich über die Jahre zu einem gesuchten Sammlerstück. Bis zu 150 US$ wurden angeblich auf eBay geboten. Nun, 17 Jahre später hat sich das Label MTM der Platte angenommen und in der Reihe MTM-Classix wiederveröffentlicht. Selbst-verständlich wurde das Teil digital remastert. Demo-Versionen, Outtakes oder Ähnliches Bonus-Material fehlt aber leider. Alexa war musikalisch in einem ähnlichen Bereich zu Hause, wie Heart oder Allannah Myles. Das heisst, die Rock-Roots bilden zwar die Basis, die Songs wurden aber mehr oder weniger glattgebügelt und mit Pop-Appeal versehen, bis sie so kommerziell waren, dass sie auch im Radio gespielt werden könnten (was im Radio von fuckin' Switzerland aber trotzdem nicht passiert!). Das heisst aber nicht, das die Alexa-Tracks nicht über Qualität verfügen. Ein paar aufdringliche Keyboards weniger hätten das Album zwar bestimmt knackiger klingen lassen. Trotzdem gehen Tracks wie "I can't shake you", "Cool wind", "Heart To Heart" oder "From Now One" als waschechter 80er US-Hardrock durch. Nicht weltbewegend, aber durchaus zufriedenstellend. Fans der erwähnten Acts oder auch der Journey/Foreigner Schiene sollten die Gelegenheit nutzen und das Teil erstehen.
Chris C.
Punkte: 8.6 von 10
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LACUNA COIL – Karmacode
Century Media/EMI

Geschlagene 4 Jahre brauchte es, bis mal wieder was Neues von Italiens Vorzeige-Düstercombo Lacuna Coil für die breite Masse zum Erwerb freigegeben wurde. Nach dem äusserst erfolgreichen Vorgänger „Comalies", den es in mehr Versionen gab, als ich Haare auf dem Kopf hab, war der Druck der Bandwohl enorm gross auf . Nun wenn man bedenkt, dass Lacuna Coil von ihren 500'000 Einheiten „Comalies" die Hälfte auf dem amerikanischen Markt losgeworden sind, wird einiges klar, denn der Sound auf „Karmacode" ist extrem auf das Land der regierenden Blödheit getrimmt. Was gleich auffällt, ist der röhrende Bass, der auf jedem Korn-Album wieder zu finden ist. Auch was das Riffing angeht, welches zwar äusserst fett und druckvoll daherkommt, jedoch auf dieser „Ami-New Metal"-Welle rumreitet. Einzig die Balladen „Within me" und „Without fear" entkommen dieser „Korn’schen" Konstellation und erinnern an frühere Tage. Die Scheibe kann man von zwei Seiten betrachten, da haben wir: Fehlende Tiefe, fehlende Melancholie, fehlende epische Ausbrüche und fehlende Songs, welche die Seele auf eine Reise durch die Nacht entführen können. Auf der anderen Seite muss ich gestehen, das Album groovt ganz schön, wirkt frisch und hat erstaunlich viel Power unter dem Arsch. Dazu kommt, dass Lacuna Coil sich nicht damit begnügt haben, eine Neuauflage von „Comalies" zu produzieren und konsequent ihren Weg gehen. Zudem tut es auch gut nicht die x-te: „Gothic Trällerliese trifft bösen Grunzi und beide ersticken Arm in Arm in den schwülen Keyboardklängen"-Kopie zu hören. Was mir etwas fehlt, sind die Melodien, welche sich unausweichlich in den Gehörgängen festbeissen und nicht wieder los lassen. Am eingänglichsten fällt mir die Singleauskopplung „Our truth" auf, „Devolted" erinnert mich beim Refrain an Evanescence, warum auch immer und „To the edge" und „What I see" könnten glatt als Düsteradaption von Korn'schen Werken durchgehen. Zum Abschluss gibt es noch den Coversong „Enjoy the silence" von Depeche Mode und wie das so mit Covern ist, da kann man immer geteilter Meinung sein. Tönt nicht mal so übel, kommt jedoch an den Charme des Originals nicht heran. Die Produktion ist über allen Zweifel erhaben, jedoch wird die Stimme von Cristina durch die wummernden Saitenhiebe teilweise fast an die Wand geklatscht. Eines ist gewiss, dieses Album wird die Fangemeinde spalten; einige werden Lacuna Coil wohl den Rücken zukehren, während sicherlich Scharen neuer Fans gewonnen werden können. Tradition oder Innovation, dies ist hier die Frage. Mit einem Reinhören könnt ihr diese selbst beantworten, dazu rate ich auch dringend an und setze mal auf ein neutrales „Gut" bei der Bewertung.
R.K.
Punkte: 8.5 von 10
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THE FLOWER KINGS - Paradox Hotel
InsideOut Music/Phonag

Und schon wieder gibt's Kraftfutter aus dem Hause Stolt. Kaum hat seine Fangemeinde den Solo Doppeldecker "Wallstreet Voodoo" verdaut, schmeisst der Schwede nun mit seiner Stamm-Combo The Flower Kings den nächsten Double-Shot "Paradox Hotel" dem Liebhaber anspruchsvoller Musik um die Ohren. Inhaltlich handelt das neue Werk von unserem kurzen Aufenthalt auf der Erde, hier umgesetzt in eben diesem Hotel Paradox. Musikalisch hat man hier erstmals in der Geschichte der Kings den Frickelfaktor zurückgeschraubt und ist dadurch transparenter im Sound geworden, was vielleicht daran liegt, dass sich diesmal auch die anderen Band-Mitglieder am Komponieren beteiligt haben. Und mit dem Titeltrack hat die Band ihren wohl härtesten Song abgeliefert, cooles Riff und für Flower Kings Verhältnisse schon fast ein simpler Song. Aber keine Angst, der Silberling hat noch genug Prog-Einflüsse und macht auch nach mehrmaligem Durchhören noch Laune, sodass der Zuhörer die vollen 136 Minuten geniessen kann. Retro-Prog Fans werden auch kaum an diesem 12. Werk der Schweden vorbei kommen.
Crazy Beat
Punkte: 8.5 von 10         
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THE DOGMA - Black roses
Drakkar/Musikvertrieb

"Die klingen ja wie Nightwish mit Männergesang!" So war der erste Eindruck eines Kollegen, dem ich "Black roses" vorgespielt habe. Und ja, ich muss ihm Recht geben. Die Italiener klingen so bombastisch und melodisch wie Nightwish. Allerdings nicht wie eine Kopie, sondern eher wie eine Weiterentwicklung derer in Richtung Kamelot. Wobei die theatralen Elemente weitaus fehlen. Damit dürfte jetzt auch klar sein, welchen Stil The Dogma spielen: Symphonischen Melodic Metal mit einem fest integrierten Keyboard, das immer wieder mit viel Power und Geschwindigkeit dargeboten wird. Natürlich stehen auch Stratovarius Pate bei diesem Debüt-Album, was allerdings nicht die Klasse schmälern soll, die das Album durchaus hat. Die beginnt schon beim Cover-Artwork, dass an den Kino-Film "Sin city" erinnert und mich irgendwie traurig wie melancholisch stimmt. Höre ich dann ins Album rein, hält sich diese leicht depressive Stimmung. Ob sie nun von der Musik oder vom Cover her kommt, ist schwierig zu sagen. The Dogma spielen aber sicher keinen Happy Power Metal. Als einziger Kritikpunkt kann man die stilistische Enge nennen, in die sich die Band gedrängt hat. Was sie daraus aber macht, ist durchaus beachtlich und so rocken die neun Songs verhältnismässig abwechslungsreich, wenn auch in ganz klar gesteckten Grenzen und auf ansprechendem Niveau. "Black roses" wird am Ende durch die herzergreifende Ballade "Maryann" abgeschlossen, die durch Streicher unterstützt wird und trotz ihres Kitschfaktors überzeugen kann. Was dem Album schlussendlich fehlt, um aus der grossen Masse ausgezeichneter Power Metal Bands heraus zu ragen, ist wohl der greifende Wieder-erkennungswert. Gerade die Stimme von Daniele Santori klingt zwar gut, aber wie jeder andere beliebige Sänger dieses Genres und schafft es nicht, markante Akzente zu setzen. Mit "Black roses" liefern The Dogma ein Debüt-Album ab, das jeden Melodic Power Metaller überzeugen, aber nicht überraschen wird.
Roger W.
Punkte: 8.5 von 10
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HEROD - Rich man's war... Poor man's fight
LifeForce Records

Der eine oder andere mag sich vielleicht noch an das Debüt-Album von Herod erinnern, das 2004 unter dem Banner "For whom the gods would destroy" erschien. Auch ich hatte das Vergnügen, den Ami-Fünfer zu rezensieren. Was daraus hervor kam, war für mich damals ein Metallica Klon. Nun schreiben wie das Jahr 2006 und haben mit "Rich man's war... Poor man's fight" ein neues Album am Start von den Jungs aus Buffalo. Ich werde aus ihnen aber einfach nicht schlau, denn auch auf dem neuen Werk haben sich Einflüsse diverser bekannter Gruppen eingeschlichen. Doch diesmal ist nur der Opener "Assimilation" schnell geraten, der Rest der zehn Songs ist dem Heavy Metal zuzuschreiben. Flotter Old School Metal der Marke Priest, vielleicht auch eine Prise Maiden wegen der äusserst guten Gitarrenarbeit und ein Sänger, der überaus melodiös singt, aber auch eher in den höheren Tonlagen agiert, was schlussendlich ein wenig nervt. Der Gesamteindruck ist eigentlich sehr gut, aber wie schon erwähnt, neu klingt das Ganze nicht, aber wer dem True Metal wohl gesinnt ist, sollte mal ein Ohr riskieren. Ich für meinen Teil bin ein wenig hin und her gerissen: Auf gute Parts folgen meistens dann langweilige Songstrukturen. Na ja, es gibt Schlimmeres. Gut gespielter und produzierter Metal mit durchschnittlichen Songs, nicht mehr und weniger, das sind Herod.
Daniel J.
Punkte: 8.5 von 10    
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SEPULTURA - Dante XXI
Steamhammer/Phonag

Das ist sie also, die neue Sepultura. Wie viele Bands der älteren Gilde mussten auch Sepultura eine ordentliche Ladung Spott und Hohn über ihre jüngeren Veröffentlichungen ergehen lassen; die "Fans" wollten den neuen Sänger Derrick Green, der nach dem Austritt von Max Cavalera (Soufly) zum übriggebliebenen Trio dazustiess, nicht akzeptieren und warfen der Kultband einen Stilbruch nach dem anderen vor. Tatsache ist, dass Sepultura effektiv nicht mehr klingen wie vor 15 Jahren - was garantiert auch eine Folge des Besetzungswechsels ist. Ich würde aber behaupten, dass Sepultura nach wie vor eine extrem innovative Band geblieben ist, und dass der oben erwähnte Vorwurf somit aus der Sicht eines Musikfans und Liebhabers von sich weiter entwickelnden Bands klar entkräftet ist. Sepultura setzen den mit "Nation" eingeschlagenen Weg mehr oder weniger konsequent durch, in Ermangelung eines richtigen Begriffes wage ich mich hier an die Bezeichnung "Rumpelthrash". Immerhin groovt und scheppert das ganze Paket wie Sau. "Dante XXI" stellt insofern nur so weit eine Ausnahme dar, weil damit ein Konzeptalbum zu Dante's "Göttlicher Kömodie" vertont wurde (welches den Inhalt des Originalwerks mit der heutigen Zeit verbindet), und die Band sich deswegen von konventionellen Songstrukturen verabschiedete. Die Scheibe ist genau wie das Originalschriftstück in vier Teile aufgeteilt, die allesamt mit einem kurzen Intro beginnen. Der erste "richtige" Track "Dark wood of error" glänzt zu Beginn mit Meshuggah-mässigen Tom- und Saitenreitereien, die Vocals setzen erst im letzten Drittel ein. "Convicted in life" besticht vor allem durch sein Wechselbad aus Groove-Parts und schnellen Thrashsalven. "City of dis" hält einige Sepultura-typische Overdubs auf Lager, während bei "False" ein klassischer Bläsersatz zum Zug kommt, der die Stimmung um ein Vielfaches zu vertiefen vermag. Bei "Ostia" dürfen dann auch mal einige Celli ran, die beim eher klassisch orientierten "Buried words" in Panik die Flucht ergreifen. "Nuclear seven" weiss mit einem simplen Hauptriff zu gefallen, während Vokalist Derrick bei "Repeating horror" seine Stimmbänder in bisher ungehörte Höhen katapultiert. "Still flame", der letzte Song auf der Scheibe, setzt beinahe komplett auf atmosphärische Vocals und viel Hall, während im Mittelteil nochmal die Celli ran dürfen, bevor Derrick das Album mit einem markerschütternden Schrei für beendet erklärt. Ihr habt es vielleicht gemerkt, einige Elemente wollen so gar nicht in die bisher fein säuberlich abgesteckten Klangwelten des brasilianischen Vierers passen. Dabei muss allerdings auch festgestellt werden, dass sich die Bläser und Celli verdammt gut machen. Sie bilden eine starke Einheit mit den urtypischen Grooves und Vibes der Band. Bei all der Vielseitigkeit sieht Vokalist Derrick leider ein wenig alt aus; obwohl er seine Gesangskünste gegenüber der letzten Scheibe noch mal ausbauen konnte, zeigt sich bei ihm leider eine gewisse Limitiertheit. Die Produktion lässt eigentlich nichts zu wünschen übrig, lediglich die Snare hätte ein wenig mehr knallen dürfen. Ansonsten aber haben alle Songs ordentlich Druck in petto, ohne die teilweise fragilen Klanggebilde gleich zu erdrücken. Wie Anfags schon erwähnt, Sepultura lassen sich einfach nicht festnageln; ihre Markenzeichen lassen sich zwar ohne langes Suchen in sämtlichen Tracks erkennen, die Elemente um sie herum bleiben aber variabel. Und genau deswegen werden die Leute da draussen auch bei dieser Scheibe nicht mit Kritik sparen. Meiner Freude über dieses gelungene Experiment tut das keinen Abbruch.
El Muerte
Punkte: 8.5 von 10
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JOE SATRIANI - Super colossal
Sony/BMG

Darauf angesprochen, konnte es der verhältnismässig kleine Gitarrist mit seinen umwerfenden Gitarrenkünsten selbst kaum glauben: Seit seinem Debüt "Not of this earth" sind auf's Loch zwanzig Jahre vergangen! In dieser Zeit schuf er sich mit seinen instrumentalen Werken eine eigene Identität, derweil er sich aber auch als Gitarrenlehrer verdingte. Einer seiner berühmtesten Schüler heisst ja Steve Vai, der mittlerweile auch zur absoluten Crème de la crème der Sechssaiten-Akrobaten zählt. Ein weitere, wichtige Phase in der Karriere von "Satch" war natürlich das viel zu kurze Gastspiel bei Deep Purple, wo Joe kurzerhand für den im November 1993 ausgestiegenen Ritchie Blackmore einstieg, so die gebuchten Japan-Shows von Ende 1993 rettete und auch im darauf folgenden Jahr noch ein paar hammermässige Konzerte spielte, die heute unter Bootleggern heiss begehrt sind. Es bleibt zu hoffen, dass hier eines Tages noch mal was Offizielles in Top-Qualität erscheint! Für sein neustes Werk "Super colossal" hat sich Satriani nach vielen Konzerten, unter anderem auch mit G3 (das heisst zusammen mit Steve Vai und John Petrucci) voll reingekniet und das ganze Album, bis auf die Drum-Takes (stammen von Jeff Campitelli und Simon Pillips) komplett selber eingespielt und produziert! Das Resultat wird dem Album-Namen gerecht: "Super colossal"! Und genau mit diesem Titeltrack nimmt einen Joe Satriani mit auf seinen musikalischen Trip, der fast eine Stunde dauert. Dabei versteht er es wie kaum ein anderer, die Vakanz eines Sängers mit den Klängen seines unnachahmlichen Gitarren-Spiels auszufüllen. Während darauf "Just like lightnin'" schön abgroovt, verströmt "It's so good" einfach mal gute Laune. "Ten words" steht für die erwähnte Fähigkeit des Ausnahmekönners, seine Gitarre anstelle einer Stimme "singen" zu lassen. Nicht allen gefällt diese Art Musik, also rein instrumentale Songs, aber "Satch" bringt seine Mucke 100%-ig rüber und darum besteht nie die Gefahr von Langweile. Dass es nicht zwingend lärmig sein muss, zeigt "One robot's dream" mit starkem Drum-Rhythmus in Richtung Jazz Rock. Über allen Songs thronen jedoch die unvergleichlichen Soli des Meisters, die diesmal eher mit Bedacht denn frickelig gespielt werden. "Super colossal" klingt insgesamt in keinster Weise aggressiv, obschon zum Beispiel "Theme for a strange world" das sechssaitige Instrument als soundmässig prägenden Hauptdarsteller im Zentrum stehen hat. Dennoch erklingen beim letzten Track mit dem bezeichnenden Namen "Crowd chant" unverhofft eine ganze Menge Stimmen, sogar ein richtiges "Chörchen" im Hintergrund, das auf jedes künftige Konzertpublikum übertragen werden kann. Musikalisch fallen mir da die norwegischen ZZ-Top Clones Divin' Ducks ein, die vom Rhythmus her einen sehr ähnlichen Song am Start haben. Wer mal 'ne Pause zu kreischenden oder schreienden Sängern braucht, sollte hier mal rein hören!
Rockslave
Punkte: 8.5 von 10
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RAGE - Speak of the dead
Nuclear Blast/Musikvertrieb

Es brauchte einen gehörigen Anstoss eines Kollegen, ehe ich mich, nebst Grave Digger, auch mit Rage beschäftigte. Früher halt einfach in die Teutonen Metal Schublade geworfen, entging dem Rezensenten deshalb das eine oder andere gute Album von Peavy Wagner und seiner Band. Seit "Welcome to the other side" bezeichne ich mich jedoch ganz klar auch als Fan des Trios Wagner, Smolski und Terrana. "Unity" (2002) und "Soundchaser" gefielen mir ausserordentlich gut. Auch live geht (ging) jeweils die Post immer ziemlich ab und Drum-Monster Mike Terrana ist eh schon die halbe Miete. Als ich das von wegen der neuerlichen Zusammenarbeit mit einem Orchester spitz bekam, wusste ich allerdings nicht recht, was ich davon halten sollte. Erstens haben Rage dieses Thema mit dem "Lingua Mortis-Orchster" bereits durchgezogen und nach der lächerlichen Nummer von Manowar letztes Jahr kräht eigentlich kein Hahn mehr nach dieser Klassik-Geschichte! Oder etwa doch" Meine Wenigkeit kann dem auf jeden Fall nicht viel abgewinnen. Obwohl das Drumherum, also vor allem die Gitarrenarbeit von Victor wieder nur so vor Varianten-Reichtum strotzt, werde ich mit dem Orchester einfach nicht warm. Deshalb fängt für mich "Speak of the dead" erst bei "No fear" an. Ein Track, der ziemlich ungestüm aus den Boxen scheppert. Stakkato-Riffs und Schwindel erzeugendes Drumming bilden den Rahmen zu Peavy's Gesang, der sich in verschiedenen Lagen präsentiert. Auch "Soul survivor" galloppiert heftig in die Ohrgänge hinein und überrascht mit ausgeprägtem Chorus. "Full moon" beruhigt anschliessend die Gemüter zumindest zu Beginn wieder etwas, aber kurz darauf bollert es abermals mit einem satten Groove daher. Gleiches gilt für "Kill your Gods", das live ziemlich knallen dürfte. Insgesamt klingt das Material aber schon 'ne Ecke sperriger als auf den letzten beiden Alben. Und darum kann ich nicht in die Jubel-Arien der vielen anderen Schreibern miteinstimmen. "Speak of the dead" ist ohne Zweifel gut, aber die "Klassik-Suite" hätte besser auf eine Bonus-CD gepasst.
Rockslave
Punkte: 8.0 von 10
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RUNIC – Liar Flags
Massacre Records/Musikvertrieb
„Die heisseste und angesagteste Epic Pagan Viking Death Metal Band aus Spanien!“ So preist Massacre Records ihre neuen Schützlinge an. Kunststück, bei der Auswahl…oder wie viele spanische Bands dieses Genres kennt ihr" Na also. Aber so falsch ist die Lobhudelei eben gar nicht, denn Runic bringen jede Menge Spass statt aus der Kälte halt aus der Sonne mit. Diese hindert die sechs Jungs übrigens überhaupt nicht daran, nordisches Flair zu verbreiten. Parrallelen zu Finntroll, Ensiferum und wie sie alle heissen sind natürlich nicht zu leugnen, aber es ist auch ein Löffelchen Eigenständigkeit mitgemischt worden. Diese haben sie schon auf die vorgängige, mit sechs Tracks bestückte, MiniCD gepackt. Ich meine, wer macht schon eine Metal-Adaption der Musik aus „Conan, der Barbar“" Nun liegt also das zweite Album vor und auf neun Songs wird „gewikingert“ was das Zeug hält. Folkige Instrumente dürfen natürlich auch nicht fehlen, hätten aber teilweise stärker zum Zug kommen dürfen. Möglich, dass die wahren Nordländer diesen Musikstil im Blut haben, aber Runic müssen sich als sozusagen angeheiratete Mitglieder dieser Szene gar nicht verstecken. Es wäre sicher interessant, zu sehen, wie dieser Sound inmitten von Chicas und Chicos an einem spanischen Strand ankommt. Ebenfalls spannend wäre es, zu beobachten, wie man mit spanischer Mentalität Wikingermusik repräsentiert. Misstrauen an der Livequalität der Band, Frau Rezensentin" Wie kleinkariert, die Wikinger per Vorurteil immer in den Norden zu verfrachten. Runic sind ein Plädoyer für mehr Internationalität in der Viking-Szene, was man bei dieser Qualität ja nur unterstützen kann.
Leandra
Punkte: 8.0 von 10
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MACHINA - Dark age digital
Eigenvertrieb

Merkwürdigerweise berufen sich die Jungs von Machina auf Judas Priest als ihren grössten Einfluss. Die junge Band entschuldigt sich im Infoblatt beinahe, einer so grossen Band, wie der NWOBHM Legende nachzueifern. Die Magie ihrer Vorbilder möchten sie fortführen, erklären die Musiker weiter. Doch mit Judas Priest hat der Sound der Finnen nicht viel zu tun, vielmehr ist man im Melodic Metal à la Stratovarius, Angra oder Pretty Maids angesiedelt. Nichtsdestotrotz haben die Jungs ein ganz starkes Demo aufgenommen, das über Substanz und Atmosphäre verfügt. Im Melodic Metal Genre wurde seit einiger Zeit keine Grosstat mehr vollbracht. Die Aushängeschilder der Szene (nebst den bereits Erwähnten, könnte man selbstverständlich noch einige mehr aufzählen!) waren seit längerem nicht mehr in der Lage, an frühere Glanztaten anzuknüpfen. Da kommt eine junge Truppe mit grossen Ambitionen, die fähig ist, den längst überfälligen und frischen Wind in die Szene zu bringen, gerade richtig. Machina haben nämlich sechs ganz heisse Tracks in Petto. Frisch und locker macht die Band den Alteingesessenen vor, wie melodiöser Metal, verpackt in interessanten, abwechslungsreichen Songs, anno 2006 klingen kann. Wir warten gespannt auf einen Longplayer. Ein geeignetes Label zu finden wird kaum ein Problem sein. Die professionell produzierte CD, inklusive hochwertigem Booklet, kann unter www.machinametal.com geordert werden.
Chris C.
Punkte: keine Wertung
    

UMPHREY'S MC GEE - Safety in numbers
InsideOut Music/Phonag

Umphrey's Mc Gee ist nach eigenen Angaben eine amerikanische Jam-Band aus Chicago. Die 1997 gegründete Band um Gitarrist und Sänger Brendan Bayliss ist in den Staaten eine feste Grösse und Speerspitze der besagten Jam-Band Szene. Musikalisch bewegt man sich auf sehr breitem Gebiet und lässt sich somit in absolut keine Schublade stecken. Man findet auf dem Silberling der Amis Einflüsse von Jazz, Blues, Country, Bluegrass, Prog Rock, Folk und Rock'n'Roll. Für die Band zählt nur, was auf der Bühne im Zusammenspiel der Musiker und darüber hinaus an Interaktion mit dem Publikum passiert. Man lebt für die Musik und lässt die Fans an ihrer Selbstverwirklichung teilhaben und genau das ist es, was Jam-Bands zu dem macht, was sie sind. Die Amis gehen auf ihrem sechsten Album einiges songorientierter ans Werk, als noch auf dem Vorgänger-Album "Another drops", indem sie ihr unglaubliches Improvisationstalent gnadenlos unter Beweis stellten. So findet man hier einige tolle Melodien in all den oben genannten Sparten der Musik. Aber es braucht schon ein bisschen Toleranz, um den Einstieg zu "Safety in numbers" zu wagen, aber es lohnt sich allemal. Und so nebenbei schaut Euch doch mal das coole Cover an unter www.umphreys.com, das von Storm Thorgerson entworfen wurde, der auch einige Covers für Pink Floyd zauberte.
Crazy Beat
Punkte: 8.0 von 10
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OCTOBER FILE - Monument
Golf Records

Mögt Ihr Hardcore, Metalcore oder schlicht Sounds, die entfernt an Slayer erinnern" Wenn ja, dann könnten Euch auch die Engländer October File gefallen, die mit "Monument" ein Mini-Album von knapp 25 Minuten abliefern. Sechs Songs sind darauf vertreten, wovon gerade mal vier neu sind. Beim Track mit dem Namen "4b" kann man sich streiten, ob das jetzt ein Lied ist, oder nicht. Denn da treibt ein hypnotischer Soundteppich in immer gleicher Manier vier (!) Minuten voran, über dem eine ruhige, depressive Stimme auf englisch Dinge erzählt. Ich bin mir auch nach dem x-ten Mal anhören dieses "Songs" nicht sicher, ob ich so was gut finden kann. Einerseits ist da diese Atmosphäre, anderseits schreckliche Langeweile. Ganz anders sind die ersten drei Titel "One and all", "Blood and sweat" und "Monument" aufgebaut. Langsam führen sie an das eigentliche Soundthema heran, werden durch einen in den Vordergrund gemischten Bass gepusht und lassen einem schöne Details im aggressiven Gitarren-Spiel lauschen. Ab und zu gibt's sogar Giarren-Soli in bester Thrash Metal Tradition zu entdecken. Was die Band aber davor bewahrt, eine Solche zu sein, ist das akkord-betonte Spiel, während beim Thrash doch eher Riffs dominierend sind. Zum Schluss von "Monument" bieten October File mit "Sleeping through" und "Enemy in a state" zwei Songs, die bereits auf den zwei Vorgänger-Alben vertreten waren. Nur dass es sich hier um BBC-Session Tracks handelt. Wer auf die oben erwähnten Stile steht, kann bedenkenlos mal ein Ohr riskieren und dann in aller Ruhe entscheiden, ob er noch eine weitere Band dieses Genres unterstützen will. Verdient haben sie es allemal!
Roger W.
Punkte: keine Wertung
                 Hier bestellen für 23.90 SFr.
P.A.I.N. MANAGEMENT - Save the day
Eigenvertrieb

CDs zu kritisieren macht schon Freude, vor allem wenn gleich bei zwei Bands ohne Plattenvertrag das Prädikat "gut" angebracht werden kann. Wie schon Hokum, kommen auch P.A.I.N. Management (oder für diese Kritik PM) aus Deutschland und klingen nicht wie die tausendste Kopie von irgendwas. PM finden ihre Nische in kraftvollem Heavy Metal, der gesanglich und melodisch entfernt an Anthrax erinnert. Daran "schuld" ist Sänger Markus, der vor allem bei den lang ausgehaltenen Tönen Querverweise zu John Bush zieht. Im Direktvergleich wirken PM aber weniger hart als die New Yorker. Was vielleicht auch an der Produktion liegt, die zwar sehr ansprechend klingt, sich aber nicht mit einer mehrere 100'000-Dollar Produktion messen kann. Muss sie aber auch nicht. Denn in erster Linie geht es hier um die Songs, und die haben es in sich. Ein weiterer Faktor weg von den Milzbrändlern stellt Keyboarder Andreas dar, dessen Instrument immer wieder eine wichtige Rolle spielt. Ab und zu nervt dieser aber auch gewaltig, wie in "P.I.N.F.A.R.", wo ein penetranter Keyboard-Teppich den Song zu ersticken droht. Erklärte Keyboard-Hasser lassen also besser die Hände von PM. Dass man diese aber auch effektiv und geschmackvoll einsetzen kann, beweist "Remembrance", das mit seinem durchdachten Aufbau ein Highlight auf "Save the day" darstellt. Weitere Höhepunkte und Antest-Tipps sind der Eröffnungstrack "Weak", das treibende "Holy vengeance" und das sphärische "Silvertray". Ach ja, wer Gitarren-Soli braucht, um glücklich zu sein, wird hier enttäuscht. Da mir dies aber erst beim Schreiben dieser Zeilen aufgefallen ist, kann ich mal davon ausgehen, dass sich auch andere nicht daran stören werden. Was zum Schluss bleibt, ist die Erkenntnis, dass es da draussen in der Wildnis unzähliger Proberäumchen viele gute Metal-Bands gibt. Ihr müsst nur raus gehen und sie entdecken!
Roger W.
Punkte: keine Wertung
                  
STORMY NIGHT - Ball of thunder
Steel Shock/
Non Stop Music
Nicht auf das Äussere, sondern auf die inneren Werte kommt es drauf an", müssen sich Stormy Night aus Belgien gedacht haben, als sie sich für dieses CD-Cover entschieden haben. Eine mit Farbstiften türkis, weiss, rosa gemalte Geisterfrau lässt einen hellblauen Donnerball auf den Betrachter los, umgeben von einer, wohl von einem Primarschüler stammenden Horrorlandschaft. Ganz anders dagegen der akustische (und damit essenzielle) Teil dieser Veröffentlichung: "Back to the 80ies" lautet das Motto von "Ball of thunder", denn was den Hörer hier erwartet, ist purer Retro Metal mit verschiedensten Einflüssen. Da winkt zuerst Mal der Gitarrensound von Dio ("Ball of thunder"), grüsst die eiserne Jungfrau ("Warriors of the night") oder zwinkert einem die straighte Rhythmusfraktion von Manowar zu, welche auch textlich reichlich Einfluss gehabt zu haben scheinen ("Power of the steel"). Phil Letawes' (Magic Kingdom) Stimme weckt dazu noch einige Assoziationen zu Grave Digger und gelegentlich brettern auch schon mal Judas Priest taugliche Riffs aus den Boxen hervor (wieder "Power of the steel"). Zwar kann von Eigenständigkeit keine Rede sein, wer aber auf Old School Metal mit True-Einflüssen steht, wird an Stormy Night seine wahre Freude haben, da das Ganze auch noch mit einer kraftvollen Bassdrum unterlegt ist und sich die Produktion überhaupt sehen (und hören) lässt.
Kissi
Punkte: 7.5 von 10
                       Hier bestellen für 29.90 SFr.
GOREGAST - Viva el animal
Eigenvertrieb

Nach einem ersten Blick auf die CD und das dazugehörige Booklet dachte ich mir, das kann ja wohl nichts sein. Hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass, bis auf den Schlagzeuger, alle Bandmitglieder diese ich-mache-3-jährigen-Angst-Masken an haben. Nennt man das nun Slipknot-Fetischismus oder Maskenball" Die Frage sei jedoch dahingestellt, weil ich beim Reinhören der Scheibe meine Meinung kurz überdenken musste. Eine rasante Mischung aus Death Metal und Grindcore wucherte aus meinen Boxen. Der Text ist zwar in Deutsch und Spanisch verfasst, doch das spielt in dem Fall keine Rolle, er ist ohnehin schwer verständlich. Auf dem Plastik erwartet uns ausserdem nicht wie bei anderen "Garagenbands", (Bands ohne Platten-vertrag) eine miserable Qualität der Aufnahme, sondern hier wurde in einem anständigen Studio aufgenommen. Die Lieder sind sehr abwechslungsreich und vielfältig, was ja von mir hoch geschätzt wird. Irgendwie sind auf der CD alle Elemente die es braucht, perfekt aufgeteilt und eingesetzt. Viele rasante und brutale Blastbeats, gelegentliche Intros und beinahe stille Passagen, die mit einem Knall in einen rhythmusgeladenen High-Tempo Groove übergehen. Die zwölf Tracks sind genau richtig, einen mehr oder weniger würde das Gesamtbild irritieren. Darum, macht weiter so, aber lasst doch die dämlichen Masken weg...
Sven M.
Punkte: 7.2 von 10     
                 
NECROMORPH – Inputcollapse
Eigenvertrieb

Dies ist die erste CD der Berliner „Urgesteine“ und sie ist datiert auf das Jahr 2003. Urgesteine deshalb, weil 1995 für eine deutsche Grindband ein früher Start ist. Gut, damals begannen sie als thrashig angehauchte Schwarzheimer um sich dann über Death und Crust- zum Grindcore zu mausern. Das Line-Up liest sich so einfach (Fritz, Jockel, Georg und Steffen), dass ein „die Jungs von nebenan“-Feeling aufkommt. So klingt halt auch die Produktion ein bisschen nach Garage, aber das tut dem Gesamtwerk keinen Abbruch, klingt ja eh alles gleich. Soll kein Verriss sein, nein, die Jungs erinnern mich sogar stellenweise an die guten alten Rotten Sound. Das vollmundige Grunzen schleicht sich zäh durch die Gehörgänge und das schwarze Gekrächz sorgt für die nötige Abwechslung. Gut, was will man bei knapp 22 Minuten Gesamtspielzeit schon für Abwechslung" Ein bisschen länger hätten die Songs schon ausfallen dürfen, bei neun Songs kommt der Durchschnittstrack nämlich auf genau…wenig jedenfalls, rechnen können ist eh nicht true! Gut, für Grind liegen die geschätzten zwei Minuten pro Stück eigentlich voll im Rahmen, aber dann sollten eben mehr Songs drauf. So jedenfalls empfehle ich sie sicher nicht zur Untermalung des Geschlechtsakts, ausser ihr mögt’s kurz und knapp. Nachdem ich schon unter die Gürtellinie gerutscht bin, kann ich ruhig auch noch verkünden, dass das nötige Mass an klinisch-kitschigem Gore nicht fehlt, was an Titeln wie „Cerebral Shock“, „Neurological Deficit“, oder „Abort your mind“ gut zu erkennen ist. Ästhetiker gehen hier bitte starren Auges vorbei, die andern vergessen ihr menschliches „Krone der Schöpfung“-Gebaren und werden fröhlich abgrinden.
Leandra
Punkte: 7.0 von 10
KORODED - To have and to unhold
Silverdust Records/Musikvertrieb

Ohne Koroded wirklich zu kennen, würde ich jetzt einfach mal behaupten, dass sie früher einen weitaus heftigeren Hardcore-Touch vorzuweisen hatten - ganz einfach, weil die ausgewählten Tempi und Breaks ihre Wurzeln offensichtlich in diesem Genre haben. Nichtsdestotrotz gibt's nun auf ihrer zweiten Silverdust-Veröffentlichung eine mindestens ebenso prägnante Metalschlagseite zu erkunden. Koroded schaffen das Kunststück, prägnante Gitarrenriffs aus dem Metalsektor mit klassischen Groove-Tempi zu verbinden, ohne gleich nach Metalcore zu klingen. Dass die teilweise waghalsigen Breaks und progressiven Beats des Drummers ihren Beitrag dazu leisten, versteht sich von selbst. Hier scheint streckenweise ein wenig Fear Factory hindurch. Der Gesang könnte von mir aus gesehen einen Tick aggressiver und einfallsreicher sein, aber dafür klingen die ausgleichenden cleanen Vocals ziemlich fett - erinnert mich interessanterweise an eine Mischung aus Corey Taylor (Slipknot) und Greg Graffin (Bad Religion). Das Hauptproblem dieser Scheibe liegt dann auch nicht in dem musikalischen Können der Band, sondern an der relativ bescheiden gehaltenen Klangvielfalt aller Tracks. Natürlich, mit "The night the earth stood still" gibt's in der Mitte eine kurze Verschnaufpause, und "In Love with memories" könnte als Ballade durchgehen, aber die restlichen neun Tracks wollen sich auch nach mehrmaligem Durchhören nicht allzu fest im Gehörgang festbeissen. Man könnte beinahe sagen, dass die Band sich bei allem guten Glauben in die Sache im eigenen Sound festgefahren hat. Wer Freude an technischen Spielereien und fetten Gitarren hat, der wird an dieser Scheibe seine wahre Freude haben. Aber leider wollen die Songs aufgrund ihrer Angepasstheit permanent nicht wachsen, spätestens nach einer Woche wird das Teil dann voraussichtlich in den Weiten des CD-Regals verschwinden.
El Muerte
Punkte: 6.5 von 10      
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ENDSTAND - The time is now
LifeForce Records

Es ginge doch alles so schön geordneter zu, wenn es nicht immer einzelne Bands gäbe, die sich sagen: "Ach, wir pfeifen auf die Schubladisierung und machen was anderes". Aber nun gut, auch das sollte wieder zu bewältigen sein. Dieses Mal reden wir von einer Emopunk-Hardcore Mischung aus Finnland. Der Sound mag wirklich zu überzeugen, mal abgesehen vom nervigen Rumgeplärre des Sängers. In vielen Songs fehlt, wie soll ich sagen, der rote Faden. Es herrscht immer ein guter Rhythmus, der jedoch plötzlich durch diese Emopunk Anfälle unterbrochen wird und alles versaut. Ein wenig Schubladenmuster sollte halt doch vorhanden sein, damit man nicht von der Linie abkommt und ins Gemüse der Willkür abdriftet. Ein Spürchen mehr Hardcore und etwas weniger Emotionen, dann würde es schon viel besser klingen. Ach ja, der Mann hinter der Küche dürfte ruhig etwas fester drauf hauen.
Sven M.
Punkte: 5.5 von 10   
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PAUL SABU - Heartbreak
MTM Music/Phonag
Der südkalifornische Musiker, Songwriter und Produzent (v & g) Paul Sabu war vor allem in den 80ern überaus aktiv in der Szene involviert, wo er vielen Kollegen aus verschiedenen Stil-Ecken, unter ihnen Alice Cooper, Little Caesar, Lee Aaron, Only Child, SABU, Malice, Wasp, Little America, Tattoo Rodeo oder Silent Rage unter die Arme griff. Das vorliegende Album "Heartbreak" aus dem Jahr 1985 war sein erstes eigenes Werk, das für die damalige Zeit typische AOR-Kost auffuhr, die, von dominanten Keyboards begleitet, oftmals total kitschig/matschig rüber kommt. Musikalisch liegt man irgendwo zwischen Aldo Nova und gesanglich sind gewisse Parallelen zu Sammy Hagar (Ex-Van Halen) und Lou Gramm (Ex-Foreigner) auszumachen. Die Songs sind melodiös und gehen soweit gut ins Ohr, aber eben..., die überwiegend und viel zu laut wabernden Keyboards kleistern viele Gitarren-Riffs einfach gnadenlos zu. Der vorhin angesprochene Aldo Nova, der eigentlich sehr ähnlich daher kommt, hatte den Dreh des optimalen Gesamtsounds jedoch besser raus. Wenn es etwas ruhiger wird, wie bei der Halbballade "Breakin' out", kommen die Stärken von Paul Sabu deutlicher hervor. Und sobald die Keys den Gitarren mindestens etwas Platz einräumen, wie zum Beispiel bei "New girl in town", ist sogleich mehr Zug in der Sache. In der Abteilung MTM-Classix ist diese längere Zeit eher vergriffene Scheibe natürlich bestens aufgehoben und wie es sich gehört, werden für diese Releases meist noch vergessene (aber meist überflüssige) Bonus-Tracks ausgegraben, die hier (ausser bei "Street angel") in der Tat nichts mehr reissen können. "Heartbreak" ist somit nur was eingefleischte Genre-Freaks, die alles haben müssen!
Rockslave
Punkte: 5.5 von 10     
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HAEMORRHAGE - Apology for pathology
Morbid Records/
Non Stop Music
Ausser dem gelungenen Album-Titel flashte mich die Scheibe etwa so sehr wie eine warme Halbliterbüchse Heineken. Soll heissen, man macht wie die weibliche Hälfte beim ersten Mal Analsex ein gespannt-verängstigtes Schwepps-Gesicht und fragt sich ernsthaft, ob dieses Produkt wirklich bis zur bitteren Neige genossen werden soll"!" Zwar wird den Spaniöggeln aktuell ja kubikmeterweise Zucker in den hämorrierten Arsch geblasen, aber das trifft wohl hauptsächlich "nur" auf ihre kranken Liveshows zu, bei denen es so richtig abgefuckt und showtechnisch auf allerhöchstem "Niveau" zu und her geht. Albumtechnisch überzeugten mich die Amigos (trotz toller Produktion) mit ihrem Gemisch aus alten Carcass und Napalm Death nicht gerade, denn zu vorhersehbar sind die Abläufe und trotz gelungenen Samples und krampfhaft auf spassig gemachten Einlagen, schlich sich unterforderte Langeweile in den Hörprozess ein. Ich bin mit Sicherheit nicht gerade der erste Ansprechpartner in Sachen Grindcore, aber trotz allem persönlichen Goodwill gegenüber diesem extravaganten und tollen Genre konnte ich keinerlei Aufhänger erkennen, um dieses Werk auch jemandem von Euch schmackhaft machen zu wollen. Mein Tipp, besucht lieber die hervorragenden Liveshows und erntet dabei auch etwas Entsprechendes für Euer Geld. Und wieso sich eine Plattenfirma dazu herablassen muss, für eine superundergroundige Band wie Haemorrhage das Promo auf nervige 99 Tracks für 14 Songs (+ hidden Track) von 32 Minuten zu splitten, kann ich ebenfalls nur mit genervtem Kopfschütteln quittieren. Hört doch endlich mal auf mit diesem Scheiss!
HaRdY
Punkte: 5.3 von 10
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THEORY OF A DEADMAN - Gasonline
Roadrunner Records/Musikvertrieb

Wenn heutzutage irgendwo der Name Chad Kroeger genannt wird, macht mich mein körpereigener Brechreiz automatisch auf seine Funktionsfähigkeit aufmerksam. Und das liegt weder daran, dass die Mädels aufgrund Chad's Reibeisen-Stimme davon schmelzen, bevor sie mich erblicken, noch weil ich auf die eingängigen und abwechlsungsreichen Rock-Hits seiner Gruppe Nickelback eifersüchtig bin. Nein, es liegt ganz einfach daran, dass er nicht die Finger von an und für sich talentierten jungen Rockbands lassen kann und ihnen seinen eigenen Stempel aufdrücken muss. Was bei Thornley schon nach hinten losgegangen ist, findet hier leider seine Fortsetzung: Theory Of A Deadman machen locker flockigen Hausfrauen-Rock der neuen Generation, die Gitarren überschreiten (im Gegensatz zu Nickelback) nie eine offensichtlich vorhandene Härtelimite, und die Anzahl Akustik-Nummern hat sich gegenüber der letzten Scheibe beinahe verdoppelt. Was bei alteingesessenen Rockhasen beinahe die Regel geworden ist, sollte bei knapp 30-jährigen Jungspunden doch ein wenig verwundern"" So banal schreibt einfach niemand in diesem Alter. Dass der Vokalist dann auch noch ein ähnliche Stimme wie der gute Chad hat, setzt dem ganzen Paket nur noch die Krone auf. Wie gesagt, funktionieren tun die Songs ohne Wenn und Aber, prägnante Hooklines finden sich alle zwei Meter, ohne all zu grob zwischen den Standard-Akkorden herum wühlen zu müssen"" Aber wer zur Hölle braucht so was noch" Jeder, der Bon Jovi und Whitesnake bei sich im Plattenregal rumstehen hat, und ungefähr den einen oder anderen Nickelback-Hit nachträllern kann, wird hier gähnend die Stopp-Taste betätigen.
El Muerte
Punkte: 5.0 von 10        
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FORGOTTEN CHAOS - Victorious among the damned
Schwarzmetall Musikproduktionen

Unsere Brüder im blackmetallischen Geiste von Schwarzmetall.ch haben mittlerweile eleganterweise ein eigenens Label eröffnet und spucken mit dieser Platte ihre zweite Veröffentlichung (nach Demonic Chorals' "Power of immortal hatred") auf unseren stinkenden Planeten. Ein toller Schachzug mit dem eigenen Label, für den ich auch von allen Seiten Unterstützung befehle! Aber wechseln wir wieder zu den zu Kritisierenden; der Begriff "old school" ist für die Beschreibung des fabrizierten Sounds fast zu modern, denn eine derartige Rumpelei vernahm ich das letzte Mal, als ich mit meiner militärischen Vollpackung die Kellertreppe runterfiel. Aber da ja auch der ewige Kreis des Lebens vor Wiederholungen nicht gefeit ist, muss ich einfach mal annehmen, dass wir mittlerweile soundtechnisch nur noch einen Schritt mehr wagen müssen um dann wieder bei der Erfindung der Sprache zu landen. Verwirrt? Passt schon, ich auch. Produktionstechnisch tönt alles sehr...live. Das Schlagzeug scheppert und wummert wie in Watte gepackt, die Gitarre tönt wie früher, als die Batterie meines billigen Effektgerätes kurz vor dem Exitus stand und der Bass tönt mehr nach tonlich variierenden Hammerschlägen als nach Bass. Kurzum: Forgotten Chaos bieten die pure Negation zu heute üblichen Aufnahmeverfahren an und ich als angepasstes Zivilisationstierchen tue mich mit einer schnellen Integration zu solchen Barbarenklängen schwer. Einzig der kranke Gesang machte mich neugierig und verhalf "Victorious among the damned" zu mehr Durchläufen als mir eigentlich lieb war. Komischerweise kann ich die Mucke seit dem fünfzehnten Durchlauf und ein paar Getränken problemlos als das akzeptieren was sie ist, nämlich nihilistischer, minimalistischer Black Metal, der auf einer spirituellen Zwischenebene (oder wahlweise nach auch 3l Bier) eine schizoide Schlagseite erzielt und niedere Instinkte weckt. Für mich eher lustig anzuhören aber macht euch bitte eure eigene Meinung, da Forgotten Chaos einfach nicht mein Fall sind.
HaRdY
Punkte: 4.8 von 10
OVERGARVEN - Promo 05
Eigenvertrieb

Ich hoffe, die Götter der fünf Griechen Overgarven werden mir nach meiner Review gnädig sein. Muss hier schließlich meine ehrliche Meinung kundtun. Trotz allem, die Basis der Band orientiert sich an flauem Melodic Death Metal, der mit klischeehaften Riffs nur so um sich wirft. Wohlgemerkt, die Band bezeichnet ihren Stil selbst als Melodic Death. Ich fände Frühstücksradio angemessener. Overgarven (wie übrigens auch die Uniform von Soldaten genannt wird, die sich vor chemischen Angriffen schützen müssen) holen sich, den Göttern sei dank, manchmal Unterstützung von weiblicher Seite, was sich wiederum positiv auf den Gesang auswirkt. In zwei, drei Songs ist dadurch beinahe etwas Harmonie und Gefühl zu hören. Ja, was soll ich noch gross dazu dichten, die CD ist ganz einfach nicht der Rede wert. Genügend bis zeitweilen durchschnittlich in der Abteilung "langweilig".
Sven M.
Punkte: 4.5 von 10
REVOLTING COCKS – Cocked and loaded
13th Planet/Musikvertrieb

Auf dieser Platte befinden sich genau zehn Songs, von denen wiederum zehn Prozent gut sind. Das wäre dann nach Adam Riese genau ein Track und zwar der erste, „Fire Engine“. Da wird hübscher Industrial geboten und Al Jourgensen singt, als wäre er schon immer Mansons älterer Bruder gewesen. Alles andere ist sinnloses Rumgewichse. Weg von der subjektiven Egomeinung; objektiv lässt sich folgendes sagen: 13 Jahre ist es her, seit Ministry-Mastermind Al eine Revolting Cocks-Scheibe auf den Markt geworfen hat. Mein subjektives Bewerter-Ich würde jetzt dazwischen plappern, dass diese Pause auch gut und gerne doppelt so lange hätte dauern dürfen, aber wer hört schon darauf!" Klar ist sicherlich, dass Revolting Cocks für ausgeprägte kreative Freiheiten stehen und ihre Musik nicht jedermanns Sache ist. An jedem Song lässt sich was finden, was brauchbar wäre, aber oftmals klingen die Tracks einfach danach, als hätten sich Jourgensen und seine Kollegen im Studio ein paar lustige Abende gemacht und die Ergebnisse halbherziger Jamsessions aufgenommen. Die weibliche Stimme auf „Dead end streets“ und „Viagra culture“ gehört übrigens Jello Biafra von den Dead Kennedys. Wer auf abgedrehten Sound mit wenig Logik und vielen Spleens steht, hat hier ein Prunkstück sondergleichen im Angebot. Den anderen, und diese werden den grösseren Teil ausmachen, sei hiervon abgeraten.
Leandra
Punkte: 4.0 von 10
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