CD-Reviews Februar 2010
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
HEATHEN - The Evolution Of Chaos
Mascot Records/Musikvertrieb
Unglaublich, aber wahr! Nach Jahren des Ankündigen, Wartens, Verschiebens, wieder Wartens, wieder Verschiebens und erneuten Wartens ist es nun endlich da, "The Evolution Of Chaos", das seit neun Jahren seit der Reunion 2001 mit Spannung erwartete, dritte Studioalbum von Heathen, der legendären Bay Area-Combo aus den 80ern. Mit "Breaking The Silence" von 1987 und dem vier Jahre später erschienenen "Victims Of Deception" schrieben sie Thrash-Geschichte. Doch können Heathen diese mit "The Evolution Of Chaos" denn auch genauso glorreich fortschreiben? Auch wenn es bei mir einige Durchgänge dauerte, bis ich zu ihr kam, ist die Antwort sonnenklar: ja, ja und verdammt nochmal ja! 19 Jahre nach ihrem letzten regulären Rundling nämlich hat die Heiden-Truppe in der Besetzung David White, Lee Altus (Exodus), Kragen Lum, Jon Torres (Ex-Lääz Rockit) und Darren Minter 10 Tracks geschaffen, die alles niederreissend auf die 12 hauen und gleichzeitig überschäumen vor Melodie, technischer Brillanz und epischer Dramatik. Das von einem mystischen Intro eingeleiteten, mit orientalischen Licks ausgestatteten "Dying Season", "Control By Chaos" mit seinen irrwitzig schnellen Läufen, die eingängigen, aber alles andere als poppigen "Arrows Of Agony" und "Fade Away", das apokalyptische, mit diabolischem Gefrickel beginnende "Undone" und die vetrackte Endraserei "Silent Nothingness", allesamt müssen sie vom Platz weg in den ewigen Kanon der Thrash-Hymnen aufgenommen werden, genauso wie das schnörkellose "Bloodkult", welches in Sachen unbändiger Aggression und kompromissloser Härte glatt als ein verlorengegangener Track von "Reign In Blood" durchgehen könnte, mit dem einzigen Unterschied nur, dass Heathen schlicht um Längen bessere Musiker sind als Slayer es damals waren oder je sein werden. Dazu gibt's noch das sich von der ruhigen Strophe zum Ami-Metal-Stampfer steigernde "Red Tears Of Disgrace" und die leider etwas gar patriotisch wirkende, marschierende Soldaten-Ode "A Hero's Welcome" mit ihrem pathetischen Gesangspart, welcher von David White dafür aber umso inbrünstiger gesungen wird. Dessen Stimme wurde über die Jahrzehnte übrigens um einen ganzen Zacken rauher, dabei aber in keiner Weise schwächer. Bleibt nun noch eine letzte Nummer, um den 10er voll zu kriegen, und der sprengt sogar den bei Heathen weit gesteckten zeitlichen Rahmen (gut die Hälfte ihres Materials dauert länger als sechs Minuten): "No Stone Unturned" ist schlicht ein Bollwerk von einem Song und beinhaltet mit seinen 11 Minuten schlicht zu viele nennenswerte Breaks, Licks, Tempi- und Stimmungswechsel, als dass man ihn angemessen beschreiben könnte, wollte man die Länge dieser sowieso schon zu ausführlichen Rezension nicht gleich verdoppeln. So besteht, wie schon erwähnt und trotz der etwas kühlen Produktion, kein Zweifel: Heathen sind mit "The Evolution Of Chaos" zurück in der ersten Reihe des Thrashs, und das vielleicht stärker denn je. Das Warten hat sich gelohnt!
Kissi
Punkte: 9.7 von 10            Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.
KROKUS - Hoodoo
Sony Music
Dass sich die alte Garde von Krokus tatsächlich nochmals ernsthaft zusammen raufen würde, damit war wirklich nicht zu rechnen! Zum einen gab es ja eine Band unter diesem Namen, die 2006 mit «Hellraiser» ein tolles Album heraus gebracht hatte und auch live überzeugen konnte. Der Zugang von Schlagzeuger Stefan Schwarzmann (Ex-Running Wild, Ex-U.D.O. und noch ein paar) durfte als Glücksfall taxiert werden, denn mit ihm hatten Krokus in dieser Besetzung (Storace, Meyer, Favez, Castell und eben Schwarzmann) einen fetten Groove drauf. Im Sommer 2007 kamen dann erste Gerüchte bezüglich einer Reunion des Lineups «Storace, von Arb, von Rohr, Kohler und Steady» auf, gefolgt vom denkwürdigen Playback-Auftritt in der Sendung «Die grössten Schweizer Hits». Das war im November 2007 und die Reaktionen im Studio wie danach im Blätterwald waren schon beinahe euphorisch. Ein paar Monate später, sprich am 2. August 2008, hatte man Nägel mit Köpfen gemacht und trat im Berner «Stade de Suisse» vor nicht weniger als 9'000 Fans auf. Ein Triumphzug sondergleichen und es gab zusammenfassend nur ein Wort dazu: magisch! In der Zwischenzeit machte die erfreuliche Kunde die Runde, dass man an neuen Songs arbeite. Im letzten Jahr folgte auf dem «Heitere» in Zofingen der einzige Live-Auftritt überhaupt, ehe man sich dem Feinschliff des neuen Albums widmete. Und nun hat die Warterei endlich ein Ende gefunden! «Hoodoo», das mittlerweile 16. Studio-Album steht kurz vor der Veröffentlichung! Voraus gab es jetzt die Single «Hoodoo Woman», und die Cover-Version vom Steppenwolf Klassiker «Born To Be Wild» wurde bereits live (zweimal) zum Besten gegeben. Dabei geben sich die Schweizer Altrocker eher (oder bewusst) bedeckt, was das restliche Material angeht. Dies unterstreicht der knackige Opener «Drive It In», der schon mal die erste Duftmarke setzt und die Erwartungen weiter nach oben schraubt. Während die Single darauf schwer nach ZZ-Top klingt, überrascht anschliessend das bekannteste Biker-Cover in der CD-Version. Das klang live nicht halb so gut! Doch «Hoodoo» nimmt mit dem obergeilen Uptempo-Rocker «Rock'n'Roll Handshake» erst richtig Fahrt auf und hinterlässt danach nur noch verbrannte Erde! Balladeskes im Geist von «Screaming In The Night» gibt es nur bei «Ride Into The Sun», während mit «Too Hot» mit Sicherheit die nächste Single-Auskopplung folgen wird! Die Zeitreise in Richtung «One Vice At The Time» (1982) nimmt «In My Blood» auf, das nur so vor der Ursuppe von Krokus trieft! Genial auch der Boogie-Rocker «Dirty Street», wo Marc Storace den guten und unvergessenen Bon Scott (R.I.P.) wieder aufleben lässt. AC/DC ist schliesslich das Stichwort für die unschlagbare Schluss-Triplette mit dem Killer-Song «Keep Me Rollin», dem heimlichen Hit «Shot Of Love», der auch Kiss sehr gut zu Gesicht stehen würde und dem sackstarken Rausschmeisser «Firestar», der noch den letzten Dreck aus den Gehörgängen raus putzt! Dieser Umstand gebührt natürlich der oberfetten Produktion, für die Chris von Rohr höchstpersönlich verantwortlich ist und dem superben Mix, der auf das Konto von Altmeister Dennis Ward geht, der ja den Vorgänger «Hellraiser» ebenso veredelt hat! Tja..., und nun? Alles richtig gemacht würde ich sagen und mancher Skeptiker wie Kritiker wird für immer verstummen! Die blanke 10 wird von meiner Seite nur durch die unnötige Cover-Version verhindert, aber «Hoodoo» wird mit Sicherheit als eines der stärksten Alben in die Band-Geschichte eingehen. Welcome back boys und es ist hiermit absolut unbestritten, wer die beste Rockband der Schweiz ist und es immer bleiben wird!
Rockslave
Punkte: 9.5 von 10
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OVERKILL - Ironbound
Nuclear Blast/Warner
Garantien sind ja immer so eine Sache, denn je nach Fall werden sie nicht eingehalten oder aber ihre Dauer ist beschränkt. Doch einer Garantie kann man sich als Liebhaber gepflegten Thrash Metals immer sicher sein: Wo Overkill draufsteht, da ist auch Overkill drin, denn im Gegensatz zu manch anderer Band sind die New Yorker ihrem Musikstil stets treu geblieben. Eine neue CD von Overkill bedeutet somit immer eine Zeitreise, denn durch den seit bald drei Dekaden immer gleich gebliebenen Musikstil kann man sich schon mal um viele Jahre zurückversetzt fühlen; je nach dem, an welche Vorgänger-CD man durch die jeweils aktuelle gerade erinnert wird. Im Falle von "Ironbound" reist man am ehesten in die Jahre 1987 und 1991, denn das vorliegende Album knüpft an die zwei wohl allerbesten Overkill-Releases aller Zeiten an, nämlich "Taking Over" und "Horrorscope". "Ironbound" startet mit dem mystisch anmutenden "The Green And Black", steigert sein Tempo über Tracks wie "The Goal Is Your Soul" und erreicht seine Höchstgeschwindigkeit beim Song "Ironbound". Möglicherweise sind Overkill auf den letzten paar Alben ein wenig in den Mid Tempo-Bereich abgedriftet, doch nun wird spielerisch wieder dermassen auf Höchstgeschwindigkeit hochgefahren, dass einem beim symbolischen Durchbruch der Schallmauer fast die Boxen um die Ohren fliegen! Und das beste daran ist, dass das Gesamtwerk trotz recht konstantem Tempo sehr abwechslungsreich und erfrischend geworden ist, da hier und dort ein paar passende melodische Parts eingebaut wurden. Natürlich tut die legendäre Stimme von Bobby Ellsworth ihr übriges, um "Ironbound" zu einem Hörgenuss zu machen, der an die Qualität eines lupenreinen Diamanten rankommt. Es ist verrückt... Wie kann man beinahe dreissig Jahre lang das Selbe und trotzdem immer wieder etwas Anderes machen? Eines ist klar: Der Thron für Ostküsten-Thrash Metal gehört unbestritten Overkill, und der ehrenwerte Mister Ellsworth braucht die junge Konkurrenz nicht zu fürchten, denn "Ironbound" ist so gut geworden, dass man es für ein Best Of-Album halten könnte!
Maiya R.B.
Punkte: 9.4 von 10
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ELUVEITIE – Everything Remains (As It Never Was)
Nuclear Blast/Warner
Nach "Evocation I" wurden Stimmen laut, die Angst hatten, die Band um Mastermind Chrigel würde vielleicht kein 'richtiges' Eluveitie-Album mehr machen. Aber wer das glaubte, muss oder darf sich jetzt eines anderen belehren lassen. Das am 19.02.2010 erscheinende Album "Everything Remains (As It Never Was)" ist wieder ein Tonträger, welcher alle Trademarks der New Wave Of Folk Metal-Speerspitze beinhaltet. Was auf dem letzten Akustik-Longplayer zu finden war, kommt hier einfach noch als Unterstützung und Untermalung zum Zuge. Die Schweizer haben den Strom wieder eingesteckt und die Riffs hervorgeholt. Der Silberling debütiert mit einem etwas komisch anmutenden Intro. Das Ganze ist sehr elektronisch und sphärisch gehalten. Das ist so ein Teil, das man eher auf einem Ayreon-Album erwartet. Aber an zweiter Stelle kommt dann der Titeltrack des Albums. Der hat es in sich und zeigt, dass die Gruppe wieder voll zurück im alten Soundgewand ist. Blastspeed, der einem den Nacken bricht. Immer wieder aufgelockert durch folkige Passagen, so wie man Eluveitie kennt. Die Double Base wütet, als ginge es darum, das Matterhorn in einen Kieshaufen zu verwandeln. Mit "Thousandfold" folgt ein etwas ruhigerer Track, der mehr im groovigen, folkigen Gefilde zuhause ist. Die Strominstrumente ballern immer noch amtlich, aber die folkigen Elemente rücken mehr in den Vordergrund. Danach geht es über einen wirklichen Nackenbrecher "Nil" und einen gemässigteren, eingängigen Song "The Essence Of The Ashes", welcher sich live perfekt eignet, um mitgesungen zu werden, hin zu einem akustisch verträumten Flötenspiel genannt "Isara". Bei diesem Instrumental beginnt die Flöte im Alleingang und wird während den 2.44 Minuten Laufzeit langsam von den weiteren Instrumenten unterstützt. Nach der kurzen Verschnauf- und Relax-Pause geht es dann gleich wieder amtlich fett weiter. Ein grooviger Thrasher, der einem volle Kanne auf die Nackenmuskulatur geht. Bei Song Nummer 8, "Quoth The Ravenqueen", kommt dann der Bombast zum Tragen. Es ist ein guter Powersong, der mit zweistimmigem Gesang zu glänzen weiss. Es hat leider in dem Stück gewisse Passagen, die mir zu verfremdet sind und irgendwie nicht so recht ins Bild passen. Mit "Minion" folgt dann ein Stück, welches alle Elemente, für welche Eluveitie stehen, in sich vereint: Folkige Parts werden von harten Riffs untermalt, die Drums treiben unaufhaltsam pumpend an, um dann in einem mehrstimmigen Refrain zu gipfeln. Auf Platz 10 finden wir den zweiten instrumentalen Track: ein wahres Folkstück. Da bitten die Flöten zum Tanz. Danach wird nochmals richtig gebolzt und fett gerockt. Der Silberling wird durch ein ruhiges, von den Bagpipes getragenes Instrumental abgerundet. Textlich werden über die ganzen 13 Songs Geschichten aus dem alten Gallien erzählt. Das Album ist wirklich sehr facettenreich gestaltet und macht einem einfach nur Freude und versprüht gute Laune. Diese Scheibe ist ein Muss für jeden Fan, allen anderen kann ich sie auch nur wärmstens empfehlen und ans Herz legen.
André G.
Punkte: 9.3 von 10
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ROB ZOMBIE - Hellbilly Deluxe 2
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Na endlich! Das lang ersehnte, vierte Studioalbum von Rob Zombie als Solokünstler ist da (von den neun White Zombie-Alben sprechen wir hier nicht)! Eigentlich hätte "Hellbilly Deluxe 2" schon Mitte November seine ersten Schritte über die Ladentische der Welt machen sollen, aber Herr Zombie wollte dafür zuerst das Label wechseln. Nun ist er also bei Roadrunner Records gelandet und lässt seine Fans mit ein wenig Verspätung die Früchte seiner Arbeit geniessen. Fans der ersten Stunde erwarten aufgrund der "2" im Albumtitel vielleicht, dass die CD musikalisch direkt an ihren namentlichen Vorgänger aus dem Jahre 1998 anknüpft, und da liegen sie gar nicht mal so falsch, nur dass die 2 noch viel frischer und ausgefeilter klingt. Es ist natürlich Geschmackssache, ob man die Musik mag, soviel ist klar. Doch wenn man sich "Hellbilly Deluxe 2" anhört, dann muss man sich immer vor Augen halten, dass Herr Rob Zombie nicht einfach ein Musiker ist sondern ein Gesamtkunstwerk, welches sich durch seine auffällige, äussere Erscheinung, durch seine Filme und durch seine Musik ausdrückt. Man muss sich auf dieses Gesamtkunstwerk emotional einlassen und es begreifen, dann macht jeder seiner Songs plötzlich Sinn. So ist es nur natürlich, dass der neue Stoff vom Trommelfell aus direkt unter die Haut fährt, vibrierend und elektrisierend in sämtliche Zellen eindringt und nebst einem wohligen "Aaaaah... " nur noch den dringenden Wunsch hinterlässt, eine Zigarette zu rauchen bzw. kuscheln zu wollen. Jepp, ihr ratet richtig: "Hellbilly Deluxe 2" lässt sich mit gutem Sex vergleichen: Langsam und vorsichtig tasten sich Songs wie "Frankenstein" und "Sick Bubblegum" vor, gehen in faszinierendem Takt in ein verführerisches "Mars Needs Women" über, verwandeln sich in ein neckisch und spielerisch schwingendes "Death And Destiny" und klingen dann bedächtig mit "Cease To Exist" aus. Der Rauskicker "The Man Who Laughs" seinerseits enthält geschickterweise sämtliche Elemente seiner zehn Vorgänger, wodurch man die ganze Achterbahnfahrt nochmal durchlebt, um schlussendlich lächelnd und zufrieden in die behagliche Ruhe nach dem letzten Song entlassen zu werden. Wahnsinn, was Herr Zombie da geleistet hat! Es vermag wirklich nicht zu überraschen, dass der Tierfreund und Vegetarier für seine drei bisherigen Soloalben Platin bzw. Gold erhalten hat; vielmehr wäre es erstaunlich, wenn nicht auch "Hellbilly Deluxe 2" sich schon bald in die Liga der Edelmetalle einreihen würde! Ein Meisterstück!
Maiya R.B.
Punke:
9.3 von 10        Hier reinhören und bestellen für 23.90 SFr.
KRUGER - For Death, Glory And The End Of The World
Listenable Records/Irascible
Die Veröffentlichung von Kruger's zweitem Album "Cattle Truck" (2004) war für mich eine verdammte Offenbarung, denn ein derart spontanes wie langlebiges Zugehörigkeitsgefühl zu einer Band widerfuhr mir zuletzt vor etwa 15 Jahren und wurde darum ebenso dankbar aufgenommen wie es auch bitter benötigt war. Die Mischung aus Leck-mich-am-Arsch-Rockertum und einer lässigen Professoren-Hochnäsigkeit mach(t)en mir die Entombed/Breach/Neurosis-Afficionados auf Anhieb sympathisch. Coole Breitbildgitarren, monumentale Riffgebirge und filigrane Tonlandschaften vermisch(t)en sich mit einem technisch astrein agierenden, treibenden Schlagzeug und einem drückenden, knurrigen Bass (welcher pumpt wie der junge Rocco Siffredi). Und über allem beschwört das unverwechselbare, wabernd-dunkle Brüllen garstig-stolze Hymnen über Tribute, Ventile und Breitseiten gegen Amerika. Viel Groove, Emotionen und altkluge Schnoddrigkeit werden von den Lausannern konstant arschcool umgesetzt, und darum haben Kruger auch kein einziges schlechtes Album im Lebenslauf und einen besonderen Platz in meiner Sammlung. Jedes Album ist mittels Cover, Texten, Linernotes, Auftreten und vorhandener Energie ein kleines Gesamtkunstwerk, und "For Death, Glory And The End Of The World" bestätigt höchstens das seit Bestehen der Band konstant hohe Niveau. Wenn du den Opener und 'kommerziellen' Hit der Platte "The Ox" arschcool findest, wirst du den Rest verdammt nochmal lieben.
Hardy
Punke: 9.2 von 10        Hier reinhören und bestellen für 29.90 SFr.
ASPERA - Ripples
InsideOut Music/EMI
Es ist mal wieder Zeit für ein 'Holy Moly'. Die knapp 20-jährigen Jungs aus Skien in Norwegen hauen uns ein Debut-Album um die Ohren, das sich gewaschen hat. Das hört sich an, wie wenn alte Prog Metal-Profis am Werk wären. Schon der Opener und Titelsong "Ripples" zeigt die Nordlichter in musikalisch schwindelerregender Höhe. Da werden dem Zuhörer neun sehr abwechslungsreiche, powergeladene Songs in einer kraftvollen, dynamischen Art dargeboten, wie ich es schon lange nicht mehr von einem Debut gehört habe. Natürlich orientieren sich die Norweger ganz stark an Bands wie Dream Theater, Threshold, oder auch Symphony X. Aber als Newcomer sei das der talentierten Truppe verziehen, und es ist ja nicht so, dass sich in "Ripples" keine Eigenständigkeit findet. So schafft man den Spagat zwischen vertrackten Prog-Parts und Melodic- und songdienlichen Anteilen, ohne aber die Melodien zu vergessen. Dazu trägt auch Atle Pettersens Vocals bei. Die ausgewogenen Vocals klingen sehr kraftvoll, zeitweise rau ohne hohen Kreischanteile und dann wieder gefühlvoll ruhig. Und der Rest der Truppe beherrscht ihre Instrumente so, dass es eine wahre Freude ist, jeden einzelnen Song reinzuziehen. Anspieltips zu geben ist fast unmöglich, da alle Tracks etwa im selben Niveau zu finden sind. Aber mich fesselt persönlich das achtminütige "Between Black & White", das ich mir immer wieder anhören muss, keine Ahnung wieso, ist ja aber auch egal. Abschließend kann ich nur noch den Hut ziehen vor soviel Professionalität und musikalischer Höchstleistung solch junger Musiker. Ich denke, wir werden in den nächsten Jahren noch viel hören von den talentierten Norweger. Dieses Album kann ich bedingungslos jedem Prog Metal-Fan nur empfehlen, ihr werdet es lieben, glaubt mir.
Crazy Beat
Punkte: 9.1 von 10
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SHINING – Blackjazz
Indie Recordings/Irascible
All die Fans der schwedischen Selbstverletzungstruppe muss ich enttäuschen, Shining gibt es auch in Norwegen. "Blackjazz" kommt von da und stellt in jedem Bereich alles andere als was Bekanntes dar. Während der Anfang mit den zur Unkenntlichkeit verstümmelten Gitarren und dem Gesang mich an Slipknot erinnerte, verflog dieser Eindruck nach kürzester Zeit. Chaotisch, kalt und aggressiv dröhnen die ungewohnten Melodien, weit weg von greifbaren Strukturen oder irgendwelchen Genregrenzen, durch die Lautsprecher. Metal beinhaltet Stilmerkmale, ganz besonders die Subgenres. Wo genau man aber die Norweger einordnen kann, ist mir schleierhaft. Schon die untypische Instrumentierung hört sich komisch an, bedenkt man das Saxophon. Doch spielen die Instrumente eine eher nebensächliche Rolle, werden sie doch meist über tausende Filter oder auf sonst blasphemische Art und weise verändert, um unbekannte Gefilde der musikalischen Unterhaltung zu erschaffen. Und genau das soll hier bemerkt werden: die Aufnahmen sind top, die Strukturen chaotisch, Melodien nur bedingt vorhanden, aber dennoch war (und bin) ich fast süchtig nach der Platte! Die sterile Kälte von Dodheimsgard, aber keine Grenzen, pure Emotion, weg von Melodien in Noise und wieder zurück zu arhythmischen Pausen, unterbrochen durch Bruchstücke musikalischer Ideen. Zusammengefügt ergibt das eine so eigenständige Mischung, dass mir die Kauleiste schlicht bis zum Boden hängt. "Jazz ist anders", aber genau so ist es mit Metal oder Blues oder irgendeiner sonst bekannten Stilrichtung. Verstörend, schnell und druckvoll gebärden sich die Lieder, aber genauso verletzlich durch die ständig aufkommenden Disharmonien und beigesteuerten Störungen im Hintergrund, eine Symbiose aus Chaos und Bewusster Manipulation, zu keinem Augenblick vorhersehbar oder langweilig. Die Interpretation von "21 Century Schizoid Man" verschafft einen guten Eindruck, wie Bekanntes doch durch kranke Gedanken verfremdet wirken kann. Ganz grosses Kino für die Ohren, doch ich kann nur raten, vorher mal zu kosten! Denn "Blackjazz" ist alles, nur keine einfache Musik.
Tristan
Punkte: 9.0 von 10
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IN VAIN – Mantra
Indie Recordings/Irascible
Wer diese norwegische Formation nicht kennt, der hat definitiv was verpasst, denn bereits mit dem Debut-Album "The Latter Rain" (2007) haben In Vain ein qualitativ hohes Kunstwerk an Prog/Black/Death Metal in die Welt gesetzt. Nun geht es für die Herren in die nächste Runde, und die Frage stellte sich natürlich, ob es den Herren wirklich möglich war, den Vorgänger noch übertrumpfen zu können. Was sich nun auf "Mantra" reduziert hat, ist erst mal die Anzahl an Gastmusikern, waren es auf letztem Album noch gegen die 20 Gäste, muss "Mantra" mit ein paar wenigen (Jan Kenneth Transeth von In The Woods, Kjetil Nordhus von Tristania, Gil Silverbird und Hanne Kolsto) auskommen, was aber nicht sonderlich ins Gewicht fällt, denn In Vain haben sich im Bereich der Kompositionen um einiges weiterentwickelt. Zwar wurden die Ausflüge in die extremeren Black und Death Metal-Regionen deutlich reduziert, einzig bei "Dark Prophets, Black Hearts" schrummelt es noch so richtig durch die Gehörgänge (zugegeben, dieser Aspekt störte mich erst mal), doch das im Härtegrad sanftere "Mantra" weiss durchaus zu begeistern und mitzureissen. "Mantra" setzt noch mehr auf Gänsehaut-Melodien und Prog Rock-Momente, wobei man In Vain kaum in eine Schublade pressen kann. In Vain wildern geradezu durch die Metal-Botanik, mal schleppend ("On The Banks Of Mississippi"), zwischendurch im Mid Tempo-Death Metal ("Mannefall") sprich Black Metal ("Circle Of Agony"), mal mit indianischen Gesängen ("Wyakin (The Guardian Spirit Of The Nez Perce)"), mal zum Entspannen ("Sombre Fall, Burdened Winter"), oder traurig sanft im Country-Style ("Wayphearing Stranger"). Mal abgesehen von dem kurzen Zwischenspiel "Ain't No Lovin'" und der Schlussnummer "Wayphearing Stranger" ist jeder Song mindestens 7 Minuten lang, birgt einige Wendungen der Stilistik in sich und zaubert Gänsehautmelodien hervor, die bei anderen Bands für 10 Alben ausreichen würden. Das grosse Geschick von In Vain äussert sich darin, dass sie es schaffen, jeden Song äusserst abwechslungsreich zu gestalten und dabei die verschiedenen Parts aus einem Guss erstrahlen zu lassen. Zudem beinhaltet diese Scheibe ein wahres Suchpotential, ich habe sie mir nun über einen Monat fast an die 100 Mal angehört (kein Scherz) und bin immer noch begeistert! Es ist nicht immer einfach, den Zuhörer bei Songs dieser Länge an der Stange zu halten, In Vain schaffen dies spielend, vorausgesetzt, man bringt die Zeit auf, sich mit dem Werk zu befassen und steht nicht ausnahmslos auf 08/15-Schund. Einziger Kritikpunkt wäre meiner Ansicht nach, dass seitens Schlagzeug etwas mehr Druck wünschenswert gewesen wäre, ansonsten ist "Mantra" ein absolutes Meisterwerk einer noch jungen, aber dennoch begnadeten und talentierten Band.
R.K.
Punkte: 9.0 von 10
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LYRIEL - Paranoid Circus
Whiterock Records
Für das dritte Album von Lyriel fehlen mir fast die Worte. Im Bereich Melodic Metal - mit einem Touch zu Gothic und irischen Einflüssen - ist dies eines der besten Alben, die ich je gehört habe. Ich komme fast nicht aus dem Schwärmen raus, denn Lyriel ist trotz ihrer noch jungen Laufbahn auf einer Höhe mit Nightwish, Within Temptation und wie sie alle heissen. Nach einem kurzen Intro mit dem Synchronsprecher von Heath Ledger oder Matt Damon geht's gleich richtig los. "Bei "Paranoid Circus" werden wir Zeuge von Love and tragedy, Unschuld und Sünde." Dieses Zitat vom Intro können wir wirklich wörtlich nehmen. Von "Welcome", "Like A Feather In The Wind" bis hin zu "Elderberry And Lavender" zeigen Lyriel schon zu Beginn ihre gesamte Bandbreite, stimmlich wie auch musikalisch. Wir erleben schöne Balladen, aber auch super Rocksongs. Jessica Thierjung am Gesang ist extrem stark und weiss ihre Stimme ideal einzusetzen. Zudem passen zu jedem Song die irische Untermalung mit Violine und Cello (vor allem bei "The Regret", dem Besten Song dieses Silberlings). Für ihre noch junge Karriere sind die sieben Deutschen auf einem beachtlichen Niveau. Ich könnte noch Vieles zu jedem Song sagen, aber ich würde mich hier zu oft wiederholen. Warum ich hier nicht die Höchstnote 10 gebe, liegt einfach nur daran, dass es keinen Übersong gibt. Gerade in dieser kalten, winterlichen Jahreszeit sind Lyriel für mich aber jetzt schon ganz oben im Jahrespool Ende 2010. Danke für "Paranoid Circus"!
Timo K.
Punkte: 9.0 von 10
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THE GROTESQUERY – Tales Of The Coffin Born
Cyclone Empire/Non Stop Music
Was gibt es schöneres, als so richtig fies und gemein eins auf die Rübe zu bekommen? Richtig, wenn man weiss, wieso einem die Ohren nach einer deftigen Abreibung schlackern. Die Rede ist hierbei aber mitnichten von einer richtigen Schlägerei, sondern von gutem, altem Death Metal mit Horror-Anleihen. Was The Bronx Casket Co. im eher rockigeren Bereich perfektionierten, greifen nun die vier Herren von The Grotesquery auf: Hier trifft old school Death Metal auf eine richtig schöne Schauergeschichte, wie sie von Edgar Allan Poe, E. T. A. Hoffmann oder H. P. Lovecraft nicht besser hätte erdacht werden können. Es dreht sich alles um einen Vater und seinen Sohn, der aber im Grabe geboren wurde, ergo eigentlich tot ist. Der Vater geht einen Pakt mit den Göttern des Todes und der Schatten ein und muss ihnen für jedes Jahr, welches sein Sohn am Leben bleiben soll, einen Menschen opfern. Der ‘Sarggeborene’ entwickelt sich zu einem Monstrum, dessen einzige Spielgefährten die Toten seines Vaters sind und wird schlussendlich zu einer Personifikation des Todes. Gut, soviel mal zur Story, jetzt geht’s ans Eingemachte, will sagen die Musik an sich: Hier eignet sich der Vergleich mit dem Album “Nightmares Made Flesh” von Bloodbath, denn exakt die selbe morbide Stimmung, verbunden mit althergebrachtem Todesblei, entwickelt einen ganz eigenen, tödlichen Charme. Kam Lee von Bone Gnawer, Cadaverizer und Abhorrent Existence growlt und schreit sich durch die Horror-Story, als wäre er persönlich vor Ort und würde das Grauen leibhaftig miterleben, und Rogga Johansson, ebenfalls von Bone Gnawer und auch Paganizer, Terminal Grip sowie The 11th Hour, komplettiert mit seinen satten, drückenden und melodisch-furiosen Riffs das Grundgerüst, welches von den ultra-präzisen Drums und der wummernden Bass-Arbeit gestützt wird. Jeder Track wird vom Vater des Jungen mit gebrochener Stimme eingeleitet, zusätzlich sorgen diverse Effekte wie tropfendes Wasser oder das Schreien des Kleinkindes zu Beginn für eine nicht endend wollende Gänsehaut. Einen einzelnen Song als Referenz zu nennen ist praktisch unmöglich, da man die Scheibe vertonten Elends am Stück hören muss. Es verhält sich wie bei einem Buch: Man kann zwar ein Kapitel willkürlich wählen und lesen, aber man versteht die Zusammenhänge nicht. Was aber rein den Groove sowie eine enorm atmosphärisch-gruslige Gitarrenarbeit betrifft, so liesse sich “The Terrible Old Man” nennen, ein reinrassiger Trip in die düstersten Gefilde brachialer Mucke. Wer also nicht nur absolut soliden Death Metal hören will sondern auch noch Wert auf eine Horror-Geschichte legt, der ist mit “Tales Of The Coffin Born” bestens bedient, aber generell empfiehlt sich ein Reinhören, denn hier wird nicht nur geballert, sondern The Grotesquery rammen dem unbedachten Zuhörern mit einem schauerlich fiesen Grinsen ein Messer in den Rücken und sorgen somit für Nachschub für die Geschichten des endlosen Schreckens.
Toby S.
Punkte: 9.0 von 10
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RAGE – Strings To A Web
Nuclear Blast/Warner
Können Rage überhaupt was Schlechtes rausbringen? Diese Frage stellt sich nach dem Hören der neuen Rage-Scheibe unweigerlich. Das Trio um Peavy Wagner rockt seit über zwei Jahrzehnten ungebremst. Und auch die zweite Scheibe mit Schlagzeuger André Hilgers kann vollends überzeugen. Das liegt einerseits an den straffen Kompositionen, die gekonnt Gebolze, eingängie Refrains und Gitarren-Gefrickel vereint (z.B. bei "The Edge Of Darkness"), anderseits aber auch an einer gewissen Offenheit für unkonventionelle Metal-Themen. So handelt "Hell Girl" etwa nicht von einer fiesen Ex-Geliebten, sondern von einem kleinen Baby. Peavy scheint dabei manchem Vater aus dem Herzen zu singen. Besonders hervorzuheben ist Gitarrist Victor Smolsky, der immer wieder mit ungewöhnlichen Soli für offene Münder sorgt. Seit Jahren bedienen sich Rage auch komplexeren Arrangements. Wer dies auf dem letzten Werk "Carved In Stone" vermisst hat, kann sich auf "Empty Hollow" freuen. Wie bereits die "Suite Lingua Mortis" von Speak Of The Dead wurde auch "Empty Hollow" in verschiedene Kapitel aufgeteilt und bietet neben dem klassischen Heavy Metal auch ruhige Teile. Dass dieser überlange Song mitten ins Album platziert wurde, lockert die Sache auf. "Strings To A Web" besitzt die Ohrwürmer, die Klasse und das richtige Feeling, welches Rage die Songauswahl bei Live-Auftritt sicher nicht erleichtern wird. Man darf gespannt sein, welche Songs schliesslich den Status von Band-Klassikern erhalten. Eines macht das neue Album aber erneut klar, nämlich, wie viel besser die Deutschen als alle anderen Bands sind.
Roger W.
Punkte: 8.9 von 10
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AMERICAN DOG – Mean
Bad Reputation/Non Stop Music
Aus Columbus/Ohio stammt das Trio American Dog. 2000 erschien deren Debut-Album "Last Of A Dying Breed". Seit dem erschienen in regelmässigen Abständen vier weitere Alben. Nun steht die Band mit Nr. 6 namens "Mean" auf der Matte. Warum die Truppe bisher nicht wirklich aufgefallen ist, ist nicht ganz klar. Der Name des Sängers und Bassisten, Michael Hannon, könnte dem einen oder anderen aber schon einmal begegnet sein. Immerhin war er Member von Dangerous Toys. Diese wiederum waren definitiv eine der heissesten Vertreter des Kick Ass-Genres in den 80ern. In diesem Metier sind auch American Dog zu Hause. Der Fehler bei der Truppe ist sicher der Name. 'Amerikanischer Hund' klingt völlig harmlos und viel zu anständig. Räudiger Strassenköter oder Motherfuckin' Dangerous Bastard wären die richtigen Assoziationen zum Sound des Trios. Um einen Vergleich herzustellen kombiniert man ZZ Top, AC/DC und Motörhead. Konkreter ausgedrückt könnte man die Band auch als amerikanische Version von Rose Tattoo bezeichnen. Die drei Jungs (neben M. Hannon auch noch Steve Theado an der Gitarre und Keith Pickens an den Drums) haben auch noch richtig geile Songs geschrieben. Fette Riffs, coole Hooks und die vor Schmutz triefenden Vocals überzeugen durchs Band. Ausfälle: Null. Tracks wie "Just One More", "Mean", "Drivin' Down The Sidewalk", "Blood, Guts And Beer", "Mine All Mine", "This Ain't The Summer Of Love", "Ain't Dead Yet" und zu guter letzt "Motherfucker" sind selbsterklärend. Die letzte Band, die das 'F'-Wort in einem Song nannte, war Mötley Crüe mit "Motherfucker Of The Year". American Dog tendieren schwer in deren Richtung in Sachen Coolness. Einziger Kritikpunkt sind die manchmal ausgiebigen Blues-Soli, die auf Kosten der harten Riffs gehen. Eine mögliche Lösung wäre ein zweiter Gitarrist. Spitzenkandidat: Zakk Wylde. Aber auch so eine ganz heisse Scherbe.
Chris C.
Punkte: 8.8 von 10
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LOSTPROPHETS - The Betrayed
Visible Noise/Sony Music
Die 'verlorenen Propheten' aus Wales, Grossbritannien, sind mit ihrem vierten Werk "The Betrayed" am Start und starten einen Grossangriff auf ihre eher junge Zielgrupe. Wieso jung? Die Propheten sind durchaus eine Mainstream-Truppe, denn ihr letztes Werk schlug in den Charts gross ein und man belegte sogar für einige Zeit den ersten Rang. Nun, seit "Liberation Transmission" sind mittlerweile vier Jahre vergangen und man wollte ganz auf nummer sicher gehen und keine halben Sachen produzieren. Darum dieser doch eher grosse Zeitraum für ein neues Album. Man wollte auch wieder mit dem Produzenten Bob Rock (Metallica) zusammenarbeiten wie schon beim letzteren, wie gesagt sehr erfolgreichen Werk, doch diesmal stimmte die Chemie nicht zwischen Rock und den Propheten und man löste das Problem innerhalb der Band mit dem Bassisten Stuart Richardson, der sich der grossen Verantwortung stellte und wirklich einen super Job hinlegte. Die Musik von Lostprophets kann man fast mit derjenigen der Crossover-Instution Incubus vergleichen: Sie ist sehr vielfältig, will heissen es rockt richtig gut ab, kann aber auch jazzige Passagen drinhaben oder Punk mit einer Prise U2. Und über all dem haben wir die superbe Stimme von Frontmann Ian Watkins, der das Sahnehäubchen auf diesem wirklich tollen, eingängigen Album ist. Viel mehr ist dem nicht mehr zuzufügen, hier muss man neidlos anerkennen, dass sich hier sechs gute Musiker zusammengefunden haben, um ein verdammt geiles Album zu veröffentlichen, das sich so sicher wie das Amen in der Kirche die vorderen Plätze in der Hitparade erkämpfen wird.
Daniel J.
Punkte: 8.8 von 10
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BRUCE KULICK – BK3
Frontiers Records/Musikvertrieb
Richtig bekannt wurde Bruce Kulick zweifellos durch seine Arbeit bei Kiss. Immerhin zwölf Jahre, von '84 – '96, war er Sidekick der Herren Stanley und Simmons. Doch schon zuvor ist er aufgefallen, nämlich als Gitarrist von Meat Loaf auf dessen '77er "Bat Out Of Hell"-Tour. In den betreffenden Formationen stand er zwar zwangsmässig im Hintergrund. Trotzdem war sein Einfluss bei Kiss nicht unwesentlich. Hörbar ist dies auf den letzten zwei Alben vor der Reunion, "Revenge" und "Carnival Of Souls". Das kann zwar erst mit Bruce' nächstem Projekt Union richtig zur Geltung. Die zwei Alben und die Union-Outputs klingen wie aus einem Guss. Klassischer Hard Rock bildet die Basis, wird aber durch einen modernen Anstrich der Zeit angepasst. Somit ist nicht nur Mr. Kulick's grosses Können, sondern auch seine musikalische Vorliebe aufgezeigt. Der Spagat zwischen klassischem und modernem Hard Rock hat der New Yorker konsequent weitergezogen. Seit 2001 ist er einerseits Gitarrist bei Grand Funk Railroad (klassischer geht's fast nicht mehr), andererseits steht er nun mit seinem dritten Solostreich vor der Tür (nach "Audio Dog" und "Transformer"). Seit Union hat Bruce auf seinen Scheiben eigentlich immer die zwei Seiten kombiniert. Auf "BK3" wurden beide Aspekte separat berücksichtigt. Damit ist das Album sehr abwechslungsreich und trotzdem auch homogen geworden. Als Gitarrist ist Bruce garantiert über alle Zweifel erhaben. Als Songwriter hat er schon oft Talent bewiesen. Das ist auch dieses mal so. Auch als Sänger macht er eine gute Figur. Trotzdem hat er sich einige Gäste ins Studio geholt und die sind nicht ohne. Niemand Geringerer als Gene Simmons hat auf "Ain't Gonna Die" die Vocals übernommen. Dessen Sprössling, Nick Simmons, tritt erstmals als Sänger in Erscheinung und macht auf "Hand Of The King" seinem berühmtem Vater erschreckend ernsthaft Konkurrenz. Ex-Mötley Crüe-Sänger und Bruce' Partner bei Union, John Corabi, veredelte "Friend Of Mine", Doug Fieger singt "Dirty Girl", Tobias Sammet (Edguy) und Eric Singer (Ex-Alice Cooper, Kiss) unterstützen Mr. Kulick auf "I'm The Animal" und Steve Lukather (Toto) liefert sich mit Bruce auf "Between The Lines" ein ausgezeichnetes Gitarrenduell. Somit ist "BK3" nicht irgend ein unbedeutendes Soloalbum sonder ein ganz starkes Stück Musik. Uneingeschränkte Kaufempfehlung.
Chris C.
Punkte: 8.8 von 10
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HELLFUELED - Emission Of Sins
Black Lodge Records/Non Stop Music
Hier ist sie ja wieder, unsere Ozzy-Ersatzband Nr. 1. Viele haben sich in den letzten vierzig Jahren vom 'Prince Of Darkness' inspirieren lassen, aber niemand klang jemals so stark nach ihm wie Andy Alkman und seine Mannen von Hellfueled. 2004 mit "Volume One" als einer der heissesten Newcomer gehandelt, verloren die schwedischen Black Sabbath/Ozzy nach dem Zweitling "Born II Rock" aus unerklärlichen Gründen das Interesse der Öffentlichkeit. Wie unberechtigt das ist, zeigten sie vor drei Jahren mit "Memories In Black", und auch dieser Tage geben sie wieder ein eindrückliches Beispiel ab, wie der alte Ozzy klingen könnte, hätte er seinen Zenit noch nicht überschritten. "Emission Of Sins" nämlich, der vierte Streich der Skandinavier, überzeugt wie die Vorgänger mit eingängigen Hooklines, prägnanten Riffs und streckenweise psychedelischen Passagen. Groovende Mid Tempo-Stampfer wie die beiden eröffnenden "Where Angels Die" und "Am I Blind", das mit Soulfly-Gitarren aufwartende "A Remission Of My Sins", tonnenschwere Stoner-Klumpen wie "Save Me", das rhythmisch vertrackte "Lost Forever", sie alle verschanzen sich sogleich in den Gehörgängen, egal ob durch die melancholisch klagenden Refrains von Alkman oder die genauso gut von Zakk Wylde stammen könnenden Riffs von Jocke Lundgren. Wer's doomig mag, der kommt bei der pechschwarzen Lava-Nummer "I'm The Crucifix" auf seine Kosten, und mit dem semiballadesken "For my Family And Satan" (was für ein geiler Songtitel) und dem hit-verdächtigen "In Anger" ist auch für die etwas sanfteren Töne gesorgt. Dazu noch so eine coole Nummer wie das zuerst stramm vorwärts rockende, dann mit groovendem Überrefrain aufwartende "Stone By Stone" und fertig ist ein Album, welches alles in den Schatten stellt, was das Original Ozzy Osbourne seit über einem Jahrzehnt auf die Menschheit losliess. "Emission Of Sins" ist dabei nicht nur etwas für Ozzy- und Zakk Wilde-Fans, sondern ist sowohl für traditionelle Metaller wie auch für Stoner-Rocker mindestens ein Anchecken wert. Es muss wohl die fehlende Live-Präsenz schuld dran sein, dass Hellfueled es immer noch nicht zu grösserer Bekanntheit geschafft haben. Das Talent, das technische Können und vor allem die Songs haben sie nämlich dafür.
Kissi
Punkte: 8.5 von 10
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FINNTROLL – Nifelvind
Century Media/EMI
Im Februar sind die finnischen Trolle wieder mit einer neuen Langrille im Business zurück. Sie hatten sich nach ausgiebigen Touren eine Auszeit gegönnt. Ich finde, die Pause hat ihnen durchaus gut getan. Auf "Nifelvind" zeigen sie wieder alles, wofür sie stehen und von den Fans geliebt werden. Klar, Pagan/Viking-Bands gibt es wie Bäume in Finnland, aber Finntroll haben sich seit jeher ziemlich deutlich von der Masse abgehoben. Mit ihrem stark Death/Black Metal-lastigen Soundgewand können sie auch Hörer begeistern, die dem reinen Pagan eher abgeneigt sind. Auf dem neuen Tonträger steigen sie zuerstmal ganz gemächlich mit einem ruhigen Intro ein, das Ganze wird durch mehrstimmigem "Heia"-Gesang getragen. Aber nach gut zwei Minuten ist Schluss mit lustig, dann wird die Death-Keule ausgepackt. Die Drums jagen Double Base-Schläge durch das Trollenreich hinaus in die weite Welt. Die Gitarren bieten von brutalem Riffgewitter bis hin zu eher lustig und fröhlich anmutenden Parts alles, was es braucht, um die Lyrics um Trolle, Kriege und Heiden spannend zu untermalen. Die Songs sind auch auf diesem Album wieder in Schwedisch, weil das gemäss Katla so trollig klingt. Die Stimme von Vreth braucht sich hinter dem Rest der Band nicht zu verstecken und ist wieder bitterböse, tief und wütend. In gewissen Tracks werden die Vocals durchmischt mit klarem oder auch mal mehrstimmigem Schlachtengesang. Aber sie werden nach kurzer Zeit von Vreth wieder niedergeschmettert und zu Boden gegrowlt. Aber trotz allem Death/Black Metal-Tornado kommen oft die traditionellen Instrumente des Pagans zum Zug: Akkordeon, Streicher, Flöten, Bläser, alles ist dabei. Mit Song Nummer 7, "Galgas Aring", ist dann eine Verschnaufpause an der Reihe. Da wird klassisch nordischer Gesang von der Gitarre unterstützt und lässt einen etwas zur Ruhe kommen. Es darf nur kurz Luft geholt werden, danach geht es wieder mit vollem Karacho weiter. Die Songs bieten eine gute Mischung zwischen rasend schnellen, fröhlich groovenden und auch mal düster schleppenden Teilen. Somit bleibt die Sache auch immer spannend und macht Laune.
André G.
Punkte: 8.5 von 10
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HELLOWEEN – Unarmed – Best Of 25 Anniversary
Columbia/Sony Music
So feiert man richtig Geburtstag! Die deutschen Power Metal-Pioniere Helloween sind bereits seit 25 Jahren aktiv. Zum Jubiläum haben sie elf ihrer grössten Hits nochmals neu vertont. Klingt langweilig und bereits tausendmal kopiert, ist es aber nicht. Denn Helloween haben ihre Perlen nicht einfach noch einmal aufgenommen, sondern gänzlich anders arrangiert. Auch auf das mittlerweile ausgelutschte 'Metal meets Klassik'-Konzept wurde verzichtet, auch wenn das CD-Cover darauf hinweisen könnte. Bei genauerer Betrachtung stellt sich das Cello aber als Bass heraus. Helloween geben bei diesem Album jedem Song genau das, was er auch braucht. So erklingt "Dr. Stein" als poppige Ska-Nummer mit Bläser, "Where The Rain Grows" als eingängige Ballade oder "Eagle Fly Free" als ruhiger Song mit weiblichem Pop-Begleitgesang. Generell wurde den Songs die Härte genommen. Und wenn "Fallen To Pieces" im Ambient-Musik-Gewand ertönt, kann man nur noch über den Mut von Helloween staunen. Diese scheren sich auf "Unarmed" weder um Genre-Grenzen noch um engstirnige Fanmeinungen und musizieren einfach drauflos. Ein Symphonie-Orchester und ein Chor dürfen dann aber doch noch einzelne Songs veredeln. So zum Beispiel das "Keeper 1"-Stück "A Tale That Wasn't Right". Weinen werden eingefleischte Helloween-Fans wohl nach dem Hören des Keepers-Medley. Hier werden die Songs "Halloween", "Keeper Of The Seven Keys" und "The King For A 1000 Years" zusammengefasst und orchestral unterstützt. Es ist auch der einzige Song, der die ursprüngliche Härte behalten konnte. "Unarmed" wird wohl den Metal-Fan masslos enttäuschen, eingefleischte Helloween-Fans werden aber an den neuen Version ihre helle Freude haben.
Roger W.
Punkte: keine Wertung
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WIG WAM - Non Stop Rock'n'Roll
Frontiers Records/Musikvertrieb
Fünf Jahre ist er schon her, der einschlagende Auftritt von Wig Wam am Eurovision Song Contest. Einschlagend für die Hard Rock-, speziell die Glam Rock-Szene. Man könnte durchaus sagen, dieser Auftritt war unter anderem (zugegebenermaßen unter vielem anderem) mit der Auslöser für das neue Aufleben dieser unserer Lieblingsmusik, vor allem im skandinavischen Raum. Nach "667... The Neighbour Of The Beast" (2004) und "WigWamania" (2006) bringen die Norweger ihr drittes Werk unters Volk. Auch wenn es von der Hitqualität der Songs lange nicht an seinen Vorgänger rankommt, bietet "Non Stop Rock'n'Roll" doch alles, was man sich von dem durchgeknallten Quartett erwartet. Wenn auch teilweise immer noch ein bisschen überzogen (Kinderchor in "Chasing Rainbows"), sind WigWam gegenüber früher hörbar gereift. Das Hauptelement ist immer noch 80er-lastiger Sleaze Rock mit allem, was dazugehört, jedoch sind die Songs ausgefeilter, klingen eine Spur (eine ganz kleine) bodenständiger. Trotzdem, WigWam sind extrem partytauglich, leichtfüßig, machen Spaß und wer jetzt immer noch regungslos auf seinem Barhocker sitzt, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Langeweile sucht man auf "Non Stop Rock'n'Roll" vergeblich, die 12 Songs sind abwechslungsreich und eingängig. Die Tatsache, dass die Riffs und Grooves straight und einfach sind und die mehrstimmigen Melodien gleich mal im Ohr bleiben, trägt natürlich extrem zum Mitsingfaktor bei. Den Opener "Do You Wanna Taste It" als erste Single auszukoppeln war wohl die richtige Entscheidung, denn der rockt definitiv am meisten. Allerdings stehen ihm der Titeltrack, "Wild One" (meine Nummer Eins), "Rocket Through My Heart" oder "C'mon Everybody" um nichts nach, genauso könnte man "Still I'm Burning", "All You Wanted" oder "Got To Get It On" auf Dauerwiederholung stellen. Natürlich dürfen bei einer Band, die sich der wunderbaren Klischees der 80er-Glam-Szene so ausgeprägt bedienen, auch ein bis zwei herzerweichende Balladen nicht fehlen. Diese wären in dem Fall "From Here" und "Man In The Moon". Wobei erstere nun wirklich kein Meisterwerk darstellt, letztere jedoch durchaus gelungen ist. Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass WigWam auch mit "Non Stop Rock'n'Roll" immer noch besser wirken als jedes Antidepressivum. Pflichtkauf!
Joey Roxx
Punkte: 8.5 von 10
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REVELATION – ... Yet So Far (Re-Release)
Shadow Kingdom Records
Als ich dazumals Memory Driven mit ihrem genialen Album „Relative Obscurity“ rezensierte, fiel logischerweise auch der Name des Sängers und Gitarristen, Dennis Cornelius. Nun, mit „... Yet So Far“ ist mir eine Scheibe in die Hände geraten, auf welcher sich der gute Herr ebenfalls verewigt hatte. Revelation war ja längere Zeit die Spielwiese von Dennis, und wie auch bei Memory Driven ist seine Handschrift in Sachen Songwriting und natürlich Vocals unüberhörbar, er singt sich in den mittleren Lagen sehr variabel von Song zu Song, ohne zu langeweilen, für manche Leute vielleicht ein wenig weinerlich, aber dies gehört nun mal dazu (manche Leute sagen dazu auch gefühlvoll), ebenso wie die beinahe schon sphärischen, abgehobenen Gitarrenläufe. Auf diesem Re-Release, dessen ursprüngliches Erscheinungsjahr auf 1995 zurückdatiert werden kann, wird Doom in einer sehr rockigen, ursprünglichen und auch eher abgehobeneren Form geboten, dass es dem Kenner und generell allen Jüngern mit Sinn für individuelle Soundstrukturen die Freundentränen in die Augen treiben wird. Absolute Kaufempfehlung, aber nicht nur für Nostalgiker!
Toby S.
Punkte: keine Wertung
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KEEL - The Right To Rock (25th Anniversary Edition)
Frontiers Records/Musikvertrieb
Nicht jeder Neu-Release aus den 80ern verdient es wirklich, aus seinem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Bei Keel und dem legendären zweiten Album von 1985 sieht das freilich anders aus! Nachdem das Debüt aus dem Vorjahr vor allem wegen dem "etwas schlüpfrigen" Cover für Furore sorgte, kamen die Songs der zweiten Scheibe weitaus griffiger aus den Startpflöcken. Dass diese mitunter etwas nach Kiss klingen, hatte seinen guten Grund, denn Schlabberzunge Gene Simmons legte damals producermässig Hand an und das Resultat überzeugt deshalb ohne Hänger. Sänger und Namensgeber Ron Keel verfügt über eine schneidende Stimme mit hohem Wiedererkennungswert, die nicht selten an den viel zu früh verstorbenen Kevin DuBrow (R.I.P.) von Quiet Riot erinnert. Stilistisch liegen Warrior sehr nahe, was vor allem bei den schleppenderen Parts gut erkennbar ist. Dieses edle Teil, also das Original von damals, liegt bei mir natürlich als Vinyl vor, das oft und gerne gespielt wurde. Die neun alten Album-Songs wurden nun anlässlich des exakt 25-jährigen Jubiläums remastered und mit zwei Bonus-Songs ergänzt. Zum einen ist das «Easier Said Than Done» als Remix, der einen Tick frischer als das Original daher kommt und auch die Tonlage ist leicht anders. Zum zweiten wurde der kultige Titeltrack nochmals ganz frisch aufgenommen. Speziell ist hier das Mitwirken von über das Internet kontaktierten Fans und Musiker-Kollegen wie Paul Shortino (Rough Cutt, Quiet Riot), Ron Mancuso (Beggars & Thieves) sowie Lez Warner (The Cult) und weitere. Die Fans wurden dabei aufgefordert, mp3-Files mit dem Chorus zu "The Right To Rock" zuzusenden, die dann mit den anderen Stimmen vermischt wurden! Coole Sache würde ich sagen, obwohl da natürlich Keiner ausser Ron speziell heraus ragt. Diese Scheibe macht heute genauso Stimmung wie damals und gehört in jede gut sortierte Plattensammlung. Die Qualität der Neuaufnahmen ist gut und es bleibt zu hoffen, dass sich die Ende 2008 reformierte Band einmal in Europa zeigt. Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich am Jubiläums-BYH!!! in Balingen aufzutreten. Würde mich nicht mal wundern, wenn die Amis plötzlich im Billing auftauchen. Kommt Zeit, kommt Rat und dazwischen kann man sich «The Right To Rock» durchaus mehrfach in die Gehörgänge pusten und gleichzeitig zur Kenntnis nehmen, dass inzwischen sogar ein ganz neues Album mit dem Titel «Streets Of Rock'n'Roll» realisiert wurde!
Rockslave
Punkte: keine Wertung
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CONQUEST - End Of Days
Dark Star Records
Die vier Jungs aus St. Louis bringen mit "End Of Days" ihr 5. Album auf den Markt und hiermit das 1. unter dem neuen Label Dark Star Records. Um es vorweg zu nehmen, Conquest machen absolut geilen Thrash Metal. Wie der Sänger Derrick Brumley selber sagt, ist Conquest für ihn sein Lebensinhalt, und das merkt man auch. Der Typ gibt gesanglich und auch an der Gitarre alles. "End Of Days" ist eine starke Banger-Scheibe. Für alle, die Vergleiche mögen, kann ich hier definitiv sagen, es ist ein Mix zwischen Soulfly, alten Metallica, Megadeth und Morgana Lefay. Dies klingt auf den ersten Eindruck komisch, aber viele Songs klingen genau so. Auf dem neuen Album erleben wir grundsätzlich zwei Stile, nämlich die schnellen Nummern gepaart mit schleppenden Songs. Als beste Beispiele gelten "Secrets Of Life" und das folgende "walk Alone". Wie erwähnt, der neue Silberling von Conquest ist richtig trashig und dies wird von der Rhythmusfraktion extrem gut untermalt. Tim Fleetwood an den Drums und Tony Restivo am Bass leisten exzellente Arbeit. Mit "Forever Free" ist Conquest der absolute Hit gelungen. Dieser Song ist so geil, dass er für mich jetzt schon als einer der besten 2010 gilt. Er gehört in jeden Metalhaushalt! Leider passiert genau nach diesem Höhepunkt das Unfassbare: Conquest spielen eine Halbakkusitik-Ballade. Ja genau, das ist kein Scherz. Derrick sagt selber, das war ein Fun für sie, dieses Lied aufzunehmen. Ich sage einfach nur: Katastrophe. Keine Trash-Band sollte auf der Suche nach neuen Fans mit solchen Songs sein. Das geht gar nicht und kostet aus Prinzip 1 Punkt. Zum Glück gehen Conquest mit dem Rausschmeisser "End Of Days" wieder in ihr normales Gebiet und liefern einen tollen Abschluss-Song. Jeder Thrash-Fan muss sich diese Scheibe kaufen, aber bitte drückt bei "Empty" jedes Mal durch. Glaubt mir, ihr macht euch damit keinen Gefallen, wenn ihr euch den Song anhört.
Timo K.
Punkte: 8.5 von 10
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MABON - Stampede Of The Damned
Non Stop Music
Der Name Mabon sagt mir was, ja genau, ich habe mal eine Scheibe der Thurgauer rezensiert. "Eye For An Eye" war eine EP und kam 2006 auf die Welt. Schon damals attestierte ich den Thurgauern Talent mit guter Spieltechnik. Ich muss sagen, dass mit "Stampede Of The Damned" die Thurgauer jetzt einen Mega-Kracher am Start haben. Schon beim ersten Track "Stampede" kratzt sich einem der eingängige Refrain in den Ohren fest. Der Thrash Metal der Ostschweizer ist, wie gesagt, facettenreich mit geiler Gitarrenarbeit, die Leads sind erste Sahne aber auch die restlichen Musiker machen hier einen verdammt guten Job, den der Produzent Tommi Vetterli (EX-Coroner, ich warte immer noch auf die Reunion) super aufs Band produzierte. Manchmal hörte ich zwischen den Akkorden sogar den alten Coroner-Geist heraus, vielleicht nur Zufall aber mit Vetterli war ja ein bisschen Seele der alten Schule vor Ort. Mabon haben auch im Live-Sektor punkten können, indem man vor Slayer (!) eröffnen konnte oder auch Trivium und Sodom. Ihr seht, Leute, die Band ist auf dem besten Wege, sich zu etablieren, und es bleibt zu hoffen, dass sich die Thrasher Zeit nehmen, um ins neue Werk "Stampede Of The Damned" hineinzuhören. Ich für meinen Geschmack bin hoch erfreut, dass sich auch Schweizer Thrashtruppen im europäischen vergleich nicht verstecken müssen, im Gegenteil man kann locker mit der Konkurrenz mithalten und zeigt, dass sich in der Schweiz eine kleine, aber feine Thrasher-Szene etabliert hat mit sehr guten Bands. Eine davon ist Mabon!
Daniel J.
Punkte: 8.5 von 10
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DEATHBOUND - Non Compos Mentis
Dynamic Arts Records/Non Stop Music
14 Songs in knapp 30 Minuten riecht auf Anhieb schon mal sehr verdächtig nach Grindcore. Umso überraschender dann die Tatsache, dass das Powertrio zwar kurze, aber extrem knackige Death Metal-Granaten auswirft. Noch überraschender ist, dass alle (!) Songs von der ersten Sekunde an hochpotent zünden und die wohlwollende Augenbraue nochmals ein Stück höher in den Haaransatz wandert. Vor allem dynamisch vermögen mich Deathbound extrem zu begeistern, kommen zudem ultratight direkt auf den Punkt und haben von groovend bis Blastbeat das ganze Repertoire räudig-vollendet in petto. Kein überflüssiger Gugus und gepflegte Langeweile, sondern aus der Sonne mitten in die Fresse und zudem verpackt in einer packenden, druckvollen Produktion. Unüblich, aber sehr geil.
Hardy

Punkte: 8.5 von 10
        
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HIRAX - El Rostro De La Muerte
Selfmade God Records
/Non Stop Music
Seit einigen Jahren ist das Thrash-Revival ungebremst. Praktisch kein Monat vergeht, ohne dass sich eine 80er-Kult-Kapelle aus der Versenkung meldet, hochgelobte Reunionscheiben auf uns niederprasseln lässt und man die alte Garden den Jungen auf der Bühne das Fürchten lehren sieht. Mit dabei sind seit einigen Jahren auch wieder Hirax, die kalifornischen Speed-Thrasher um die Ausnahmestimme Katon W. DePena. Mit "El Rostro De La Muerte" lieferte der bis auf DePena komplett ausgetauschte Fünfer im November letzten Jahres schon das zweite Langeisen nach der Rückkehr ab, und dieses steht dem Vorgänger "New Age Of Terror" von 2004 in nichts nach. Old School-Thrash der rabiaten Sorte, aggressiv, kompromisslos und ungeschliffen. Vom einleitenden Doppeldecker "Baptized By Fire" / "Flesh And Blood" über ultrakurze Riffbomben wie "Horrified", "Death Militia" oder dem neu eingespielten "Blind Faith" bis zum fulminanten Abschluss "Satan's Fall"; kaum einmal wird der Druck aufs Gaspedal verringert, die kreissägenartigen Riffs und Soli aus den Handgelenken Glenn Rogers und Lance Harrisons rasen nur so hintereinander her. Dazu der stampfende Titeltrack, das teuflische "Chaos And Brutality", das düstere, stark an Slayer erinnernde "Violent Assault" und natürlich das einzigartig irre Kreischen, Keifen und Krächzen von Katon W. DePena irgendwo zwischen Bobby Blitz (Overkill) und Mark Osegueda (Death Angel), und "El Rostro De La Muerte" wird in Kombination mit einem klassischen Comic-Cover und gewalttätigen Texten über Teufel, Tod und Chaos zu einer Thrash-Scheibe, die 'more old school' nicht sein könnte. Auch wenn das Album als Ganzes betrachtet eher einförmig und ohne viele Hooklines ausgefallen ist und die Produktion äusserst altbacken klingt: Als Fan von Bands wie Municipal Waste, Toxic Holocaust oder alten Slayer muss man das Teil einfach kaufen.
Kissi
Punkte: 8.2 von 10
        
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CHINA - Light Up The Dark
Universal Music
Zwar ist mit Gitarrist Claudio Matteo nur noch ein einziges Originalmitglied von der Partie, dennoch sind China seit knapp drei Jahren wieder auferstanden. Geradeaus 15 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum ("Natural Groove" 1995) bringen sie jetzt die schon länger versprochene Reunion-Scheibe "Light Up The Dark" auf den Markt. Und zum ersten Mal in der Bandgeschichte singt ein Sänger das zweite Album für China ein: Eric St.Michaels, den man seinerzeit für "Go All The Way" (1991) in Amerika aufgegabelt hat, ist jetzt fixer Bestandteil der Band. Neben St.Michaels und Matteo besteht China heute aus Brian Kofmehl (Bass - der zumindest seit dem zweiten Album ständiges Mitglied der Band war), und neu Mack Schildknecht (Gitarre) und Billy La Pietra (Drums). Doch genug von der verworrenen Bandgeschichte, schließlich liegt gerade die neue Platte in meinem Player. Im Großen und Ganzen klingt "Light Up The Dark" schon so, als ob China nie eine Pause gemacht hätten. Eine Fortsetzung der ersten drei Alben - das eher funkige "Natural Groove" fällt ja bekanntlich etwas aus dem Rahmen. Tolle Songs, groovig, treibend, melodiös und im Gegensatz zu den glattgebügelten Scheiben der Anfangsjahre rotzt der Neuling richtig dreckig daher. Weniger Glam, mehr Rock, oder so. Was aber vor allem der einfachen Produktion zuzuschreiben ist. Fast zu einfach für eine Band wie China in einer Zeit wie heute. Einerseits kann man das als Low Budget-Aufnahmen im eigenen Studio einstufen (was es wahrscheinlich auch ist), andererseits - und vor allem je öfter ich die Songs höre - tendiere ich sehr dazu, es einfach erfrischend zu finden. Endlich ist mal nicht alles perfekt und vorhersehbar, sondern körnig, ehrlich und wie gesagt, dreckig. Und genau das sollte handgemachter Hard Rock doch sein. Erfrischend ist auch die deutlich erkennbare Freude, mit der die Songs eingespielt sind. Eingängig und mitreißend sind sie alle, kein einziger ist als Lückenfüller erkennbar. Jedoch sind meine drei Favoriten eindeutig: "Lonely Rider" (macht einfach Spaß und lässt die imaginäre Harley unterm Arsch vibrieren), "Right Here Right Now" (krieg ich schon seit dem ersten Mal hören nicht mehr aus dem Ohr) und "On My Way", bei dem der Plattenpate und Freund aus alten Tagen, Marc Storace, ein paar Vocals beisteuert - was ihn in meinen Augen natürlich unheimlich aufwertet, den Song. Über die beiden Balladen "Gates Of Heaven" und "Stay" möchte ich nicht allzu viele Worte verlieren, die sind halt da. Weder herausstechend bewegend noch herausstechend unhörbar. Das Einzige, das mir persönlich als störend aufgefallen ist, ist das Cover. Ich find einfach, auf ein Rockalbum gehört kein Bandfoto vorne drauf. Das hat einen ziemlichen Teenie-Pop-Touch. Aber das ist, wie gesagt, meine persönliche Meinung und das, worauf es ankommt - der Inhalt - passt.
Joey Roxx

Punkte: 8.0 von 10
        
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CHARRED WALLS OF THE DAMNED - Charred Walls Of The Damned
Metal Blade/Musikvertrieb
Judas Priest, Iced Earth, Beyond Fear, Yngwie Malmsteen - Tim Ripper Owens, vielleicht der stimmgewaltigste Metalsänger des letzten Jahrzehnts, hat schon unter einigen Bannern sein unglaubliches Gesangstalent unter Beweis gestellt. Dass er dabei immer auf gute Songwriter angewiesen war und ist, das zeigte seine erste Solo-Scheiblette, welche mit zum langweiligsten gehörte, was letztes Jahr veröffentlich wurde. Mit Charred Walls Of The Damned kommt nun ein neuer Eintrag zu seinem Lebenslauf hinzu, der alle voreiligen Einschätzungen, der Ripper hätte seinen Zenit überschritten, Lügen straft. Hinter dem selten dämlichen Bandnamen verbirgt sich nämlich nichts anderes als eine US Metal-Allstar-Kapelle erster Güte, angeführt von Richard Christy, ehemaliger Drummer von Death und Iced Earth, welcher vom Fäkalhumor der Howard Stern Show eine Pause zu benötigen scheint. Dazu Basser Steve Digiorgio (u.a. Sadus, Ex-Testament und Ex-Death) und der verdiente Produzent Joe Suecof (u.a. Trivium, The Black Dahlia Murder, DevilDriver) als Klampfer und Mann an den Reglern, und fertig ist die neue Supergroup. Weiss man dann noch, dass sich Digiorgio für die tiefen Töne auf Iced Earths "Horror Show" verantwortlich zeichnete, dann ist die stilistische Ausrichtung zu erraten nicht gerade schwierig: Das Material auf "Charred Walls Of The Damned" klingt, als hätte es Jon Schaffer während seiner Zeit mit dem Ripper geschrieben. Songs wie "Ghost Town", "From The Abyss", "Manifestations" oder "Voices Within The Walls" besitzen dieselbe Epik, wie sie auf "The Glorious Burden" zu finden ist und Owens singt ein weiteres Mal, als sei er nicht von dieser Welt. Egal ob clean oder in den höchsten Lagen schreiend, diese Stimme verpasst einem einfach ne Gänsehaut. Zugegeben, während man technisch (musikalisch wie in Sachen Produktion) kaum etwas besser machen könnte, fehlt es den Songs etwas an Eingängigkeit und auch von der typisch elegischen Iced Earth-Stimmung weicht man keine Sekunde lang ab, was eine gewisse Einförmigkeit hervorbringt. Für Fans dieser Spielart leicht pathethischen, amerikanischen Power Metals können hier trotzdem bedenkenlos zugreifen genauso wie diejenigen, die "The Glorious Burden" für alles andere als eine schlechte Iced Earth-Scheibe halten.
Kissi
Punkte: 8.0 von 10
        
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GAMA BOMB – Tales From The Grave In Space
Earache/
Non Stop Music
Dass Thrash und Fun auch Hand in Hand miteinander gehen können, wissen wir seit der ersten Scheibe der irischen Thrasher Gama Bomb, oder auch von Tankard oder Municipal Waste her. Ihren neuen Output haben die Jungs kurze Zeit als Gratis-Download ins Internet gestellt. So wollten sie und die Plattenfirma vorab testen, wie die Songs ankommen. Mit knappen 30 Minuten Spielzeit ist das Ganze etwas kurz geraten, es sind 12 Tracks vorhanden, die allesamt im Vorwärtsgang lostreten. Rasend schnell geht es ab der ersten Sekunde los: Mit ihrem etwas an die alten Exodus oder Metal Church erinnernden Sound treten sie mächtig Arsch. Die Drums treten ordentlich aufs Gaspedal, wobei es mir etwas an Abwechslung fehlt. Die Gitarren beherrschen das Thrash-Spiel in seiner vollendeten Variante: hier raue Riffs, dort Stakkato und dann ein pfeilschnelles Solo. Bei der Stimme kann man geteilter Meinung sein, die geht vom mittleren Bereich bis hin zu ganz hohen Screams. Das ist sicherlich nicht für jeden passend, aber es fügt sich sehr gut in das Gesamtbild der Tracks ein. Schön old schoolig. Aber alles in allem drohen die Songs resp. die ganze Scheibe einfach an einem vorbei zu laufen, da alle Stücke nach dem gleichen Muster aufgebaut sind. Ähnlicher Start dann volle Kanne Gebolze, ein kurzes Solo und wieder Gebolze. Klar ist es geil gemacht und bereitet einem Freude, aber etwas mehr Abwechslung könnte nicht schaden. Aber nichtsdestotrotz muss von Anfang bis Schluss einfach durchgebangt werden, da kommt das Metaller-Herz nicht drum herum. Ich kann die CD jedem Freund der älteren Thrash Metal-Schule nur empfehlen.
André G.
Punkte: 8.0 von 10
        
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EXCALION – High Time
Limb Music
Die Finnen von Excalion scheinen kein Deutsch zu verstehen. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass sie meine Kritik zum letzten Album nicht zu Herzen genommen haben? Auf Album Nummer drei bleibt also alles beim Alten. Es dominiert ein hochkarätiger, leicht progressiver Melodic Metal mit einigen Ohrwürmern. Schlechte Songs sind keine zu finden, im Gegenteil: "Enter A Life", "The Flags In Line" oder der "Foreversong" zeigen eindrücklich die Stärken von Excalion. Die Lieder sind spannend arrangiert, der Sänger überzeugt und eine klitzekleine Eigenständigkeit besitzt die Band ebenfalls. 'Super', 'schön', 'toll' und 'cool' sind durchaus Synonyme, die das Album treffend beschreiben. Zu einer dringenden Kaufempfehlung reicht es aber trotzdem nicht. Es fehlt das Spezielle, das USP (unique selling proposition) oder schlicht das Einmalige, dass den Melodic Metal-Fan zwingt, gerade dieses Album zu besitzen. Ansätze dazu waren auf dem letzten Album zu hören. Der letzte Song wurde damals komplett auf Finnisch gesungen. Dieser positive Ansatz fehlt nun im auf Englisch eingetüteten neuen Album. Die mögliche Begründung dazu, dass man mit englischen Texten mehr Leute erreichen könne als mit finnisch teile ich nicht. Es scheint Tatsache, dass sich nur wenige Fans mit Lyrics befassen. Der Rest nimmt die Stimme eher als weiteres wichtiges Instrument wahr. Und auch in diese CD-Kritik fliessen die Texte nicht ein. Langer Rede kurzer Sinn: Excalion werden es trotz tollem Album schwer haben, in der Szene Fuss zu fassen. Einzige Abhilfe könnte allenfalls eine Tour als Support sein. Vorausgesetzt, die Finnen würden jeden Abend einen Killer-Auftritt hinlegen. Und schon sind wir wieder im Konjunktiv...
Roger W.
Punkte: 8.0 von 10
           
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WINTER'S VERGE – Tales Of Tragedy
Massacre Records/Musikvertrieb
Diese CD stellt drei Dinge klar: 1. Auf Zypern gibt es mindestens eine Metal-Band. 2. Diese spielt Melodic Metal. Und 3. Winter's Verge tun dies ganz ordentlich. Einziger Schwachpunkt ist dabei der Gesang von Sänger George Charalambous, der in den Höhen arg dünn und kraftlos klingt. Ansonsten macht er aber seinen Job ganz ordentlich und veredelt Songs wie "Old Man’s Wish", "Dark Entries" oder "Madness Once Called Love". Klar kann man von Winter's Verge nicht die grosse Eigenständigkeit erwarten, wer aber solch eingängige Perlen wie "The Captain's Log" oder das ruhige "For Those Who Are Gone" auf CD presst, der hat definitiv einen Platz an der Sonne verdient. Dabei spielen die Zyprioten gekonnt mit laut und leise, hart und weich. Hier mal ein paar Klavierklänge, da ein paar bratende Gitarren und das spannend und doch nachvollziehbar arrangiert, und fertig ist ein Album voller schöner Melodien. Und das Beste: "Tales Of Tragedy" scheint einen roten Faden zu haben. Wird die Band auf der Tour mit Stratovarius zum Sound noch eine anständige Show bieten, sollten sich Winter's Verge kaum noch vor Fans retten können. Ihr könnt natürlich auch durch die CD zu Fans werden. Reinhören wird dringend empfohlen!
Roger W.
Punkte: 8.0 von 10
           
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VALKYRJA – Contamination
Metal Blade/Musikvertrieb
Das Böse schläft nie, und sollte es mal kurz wegdösen, so wird es durch Valkyrja unbarmherzig aus dem Land der Träume gerissen. Ist das Bewusstsein einmal wieder erlangt, kontaminiert die schwedische Black Metal-Truppe den Gehörgang mit hasserfüllten und niederträchtigen Songs, welche selbst standhaften Dissection-Ergebenen eine anerkennende Geste abverlangen dürfte. Dies kommt auch etwas überraschend, zumal der Vorgänger "The Invocation Of Demise" zwar nicht schlecht war, jedoch mit "Contamination" die Band kompositorisch einen überraschend grossen Schritt nach Vorne gemacht hat. Taucht man ein in das Geschehen, wird man nach einem kurzen Intro in die eisige Welt des Nordens entführt, besonders erfreulich dabei ist, dass Valkyrja zwar gerne auf das Gaspedal treten, sich jedoch zwischendurch äusserst variabel im Tempo geben sowie sich auch nicht scheuen, auch mal melodische Riffs einzuflechten. Grösstes Plus ist die spielerische Weise, wie Valkyrja zwar aggressiv agieren, jedoch die Songs in einem epischen Lichte erstrahlen lassen, ohne dabei wie manch andere Band auf flächendeckenden Keyboard-Kleister zu setzen. Eindrücklicher Beweis, dass es auch ohne Tasten geht, liefern Songs wie "Catharsis (Contaminate The Earth)", "Laments Of The Destroyed", "Ambience Of The Dead", "The Womb Of Disease" oder das etwas gebremste "A Cursed Seed In The World". Valkyrja erfinden zwar das Rad nicht neu, erschaffen jedoch mit "Contamination" ein Black Metal-Werk, welches mitreisst, fasziniert, die Wurzeln des Black Metal klar erkennen lässt und dabei weder angestaubt noch verwest ertönt. Entwickelt sich die Band so rasant weiter, dann sollte für jeden, der sich diesem Genre verschrieben hat, die Schweden zum Begriff werden. Für die momentan winterliche Jahreszeit mit ihren eisigen Temperaturen ist "Contamination" auf jeden Fall ein treuer Begleiter.
R.K.
Punkte: 8.0 von 10
           
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KEEL - Streets Of Rock'n'Roll
Frontiers Records/Musikvertrieb
Im Januar 2010 kam doch tatsächlich ein komplett neues Album von Ron Keel und seinen wiedervereinigten Jungs heraus. Einzig die vakante Stelle am Bass wurde mit Neuzuzüger Geno Arce bestückt. Die Erwartungen in diesem Fall sind natürlich entsprechend hoch und es ist in der Tat interessant zu sehen und zu hören, was nach so langer Zeit der szenemässigen Abstinenz noch möglich ist, wie Krokus mit «Hoodoo» bestens beweisen. Eröffnet wird die vorliegende CD gleich mit dem Titeltrack, der etwas nach Van Halen's «Dance The Night Away» klingt. «Come Hell Or High Water» empfiehlt sich danach umgehend als satter Rocker, der nur die Rauheit der frühen Tage vermissen lässt. Ansonsten regiert durchwegs ansprechendes Songwriting, das unter anderem mit «Does Anybody Believe» eine Top-Ballade am Start hat. Ron Keel's Stimme (von Paul Shortino aufgenommen und produziert) macht dabei locker mit und offenbart keine grösseren Abnützungserscheinungen oder gar Schwächen. Stilmässig ist man aktuell allerdings ziemlich weg von Warrior und klingt viel mehr nach XYZ oder Treat. Zum Glück sind hier keine Keyboard-Klänge eingebracht worden, denn sonst würde der relativ glatt gemixte Sound umgehend mit einer Portion unnötigem Kitsch versehen. Somit reden wir hier von einem soliden Gitarren-Album, das jedoch nicht mehr an die frühen Glanztaten heran reicht. Dazu agiert die Band oft etwas zu zahm. Wenn man bedenkt, dass die Truppe tatsächlich einmal über 2 Millionen Alben (!!) absetzen könnte, traut man dies «Streets Of Rock'n'Roll» kaum zu. Trotzdem hätte man damals mit der heutigen, neuen Ausrichtung auf jeden Fall was reissen können. Im letzten Jahr traten Keel in der Heimat an grossen Festivals wie dem «South Texas Rock Festival» oder dem M3 Festival sowie in Rocklahoma auf und spielten im kleineren Rahmen, wie zum Beispiel in Hollywood und Phoenix vor ausverkauften Rängen. Mal sehen, ob das bei uns auch möglich ist, wohl eher nicht. «Streets Of Rock'n'Roll» ist auf jeden Fall ein gutes Rock-Album geworden, das die Zielgruppe klar erreicht. Für mich klingt es gegenüber dem alten Material einfach zu glatt alles, was aber letztlich Geschmackssache ist. Ein direkter und jetzt möglicher Vergleich zwischen alt und neu wird dann auch aufzeigen, was dem Fan besser mundet. Die Anschaffung im Doppelpack ist deshalb sehr zu empfehlen!
Rockslave
Punkte: 7.9 von 10
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RICK SPRINGFIELD - Venus In Overdrive (CD&DVD)
Frontiers Records/Musikvertrieb
Rick Springfield ist schon ein alter Hase in Music Business, hat er doch schon etwa 25 Alben Veröffentlicht und so gegen die 40 Singles. Hier in Europa ist dem gebürtigen Australier nie der große Durchbruch gelungen so wie in den USA. Nach einigen großartigen AOR-Alben gab's natürlich auch ein paar weniger gute runde Scheiben, aber bei der Menge an Alben ist das wohl normal. Mit seinem neuesten Werk "Venus In Overdrive", das in den Staaten zwar schon 2008 veröffentlicht wurde, gelingt dem eingebürgerten Ami aber wieder ein gutes Album. Schon der Opener "What's Victorias Secret" strotzt vor Fröhlichkeit und rockt ganz ordentlich los. Überhaupt gelingt Rick hier ein gutes Stück Musik. Er schafft es, seine zum teil radiotauglichen Songs aus den 80ern ein modernes Gewand zu verpassen und schafft so den Sprung unbeschadet ins neue Jahrtausend. So haben einige der Tracks einen modernen Anstrich, und das steht der Musik wirklich gut. Ob Ballade, rockige Songs oder bluesig, Rick hat hier einfach alles richtig gemacht und ein tolles Comeback-Scheibchen fabriziert. Hier passt einfach alles, klasse melodiöse, einprägsame Refrains, gute Songs und eine klare, druckvolle Produktion. Starke Scheibe, welcome in the present, Rick. Der CD liegt übrigens noch eine DVD bei, "Live In Rockford" mit 16 Songs, da muss man doch als Melodic- und AOR-Fan wohl nicht mehr lange überlegen, oder?
Crazy Beat
Punkte: 7.9 von 10
           
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DARK TRANQUILLITY – We Are The Void (CD&DVD)
Century Media/EMI
Dark Tranquillity darf man wohl getrost zu den schwedischen Urgesteinen des Melodic Death Metal zählen, ähnlich wie At The Gates in den frühen 90ern (schon gut, 1989 als Septic Boiler) gegründet prägten die Herren über die Jahre hinweg mit Alben wie dem umstrittenen "Projector", "Heaven" oder dem grandiosen "Damage Done" die Melo/Death Szene aus dem Norden. Insbesondere seitdem At The Gates das Handtuch geworfen haben und In Flames krampfhaft versuchen, so modern wie möglich zu tönen, war auf Dark Tranquillity eigentlich immer Verlass. Dies ändert sich auch im Jahre 2010 nicht sonderlich, und doch scheint es so, als hätten die Schweden sich wieder etwas mehr auf die Details konzentriert, räumen den Keys wieder wesentlich mehr Platz ein, schwächen dafür den Härtegrad etwas ab. Sprich, war der Sound auf "Damage Done" eine Walze, kümmert man sich auf "We Are The Void" wieder mehr um die Feinarbeit und Melodie, wirkliche Blastparts sind kaum noch zu vernehmen oder nur noch stellenweise gezielt eingesetzt. Dabei fängt es eigentlich mit dem Opener "Shadow In Our Blood" ziemlich rasant und schnörkellos an, doch bereits folgendes "Dream Oblivion" schraubt das Tempo herunter und lässt für die elektronische Begleitung viel Raum. Von hier an regieren dann meist die düsteren Melodien das Geschehen, besonders der mittlere Teil mit "The Grandest Accusation", "At The Point Of Ignition" und "Her Silent Language" präsentiert sich teilweise erstaunlich sanft und verspielt. Dafür ertönt "Arkhangelsk" zwischendurch extrem düster und drückend, ja schielt bei gewissen Passagen mit einem Auge fast ein wenig Richtung Dimmu Borgir, "I Am The Void" lässt dann endlich mal wieder mehr Tempo fliessen und mit "Surface The Infinite" knüppelt es kurzzeitig auch mal anständig, doch leider werden wie erwähnt die Blastparts extrem selten eingespielt. Das finale "Iridium" schleppt sich dann wortwörtlich durch die Gehörgänge und hinterlässt irgendwie einen etwas Zwiespältigen Eindruck. Auch wenn "We Are The Void" mit klasse Melodien aufwarten und problemlos eine düstere Atmosphäre erschaffen kann, hätte ich mir etwas mehr Prügelorgien gewünscht. Wer nun mehr die melodischen Phasen im Schaffen von Dark Tranquillity mag, der wird "We Are The Void" lieben, für die, welche mehr auf die Walze setzen, wird sich mehr als einmal ein Stirnrunzeln einschleichen. Wie sagt man so schön: "Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen".
R.K.
Punkte: 7.8 von 10
           
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FREEDOM CALL - Legend Of The Shadow King
Steamhammer/SPV
Freedom Call sind der Beweis dafür, dass Power Metal halt doch variabel ist, denn sie geben nun schon ihr fünftes Studioalbum heraus und sind nach wie vor äusserst beliebt! Gut Ding will natürlich Weile haben, deshalb haben die Süddeutschen ihre Fans drei Jahre schmoren lassen, um nun mit einem äusserst gut gelungenen Album zurückzukehren. Wer ist denn dieser Shadow King, um dessen Legende es sich hier dreht? Das Konzept gründet diesmal auf König Ludwig dem Zweiten von Bayern, jener Märchenkönig, der Schloss Neuschwanstein erbauen liess. Märchenkönig wurde er genannt, weil er durch Richard Wagners Opern seine Vorliebe für die Sagen- und Märchenwelt entdeckte. Als grosser Fan von Wagner finanzierte er beispielsweise dessen berühmtes Musikdrama "Der Ring des Nibelungen". Das bietet selbstverständlich viel hervorragenden Stoff für ein Konzeptalbum, wie man nur schon am zweiten Song "Thunder God" unschwer erkennen wird. Überhaupt klingen die meisten Songs unverwechselbar nach Freedom Call, denn die Stimme von Chris Bay sowie das muntere Keyboardspiel sind wie üblich dermassen markant, dass man sie aus tausend anderen Tracks dieser Spielart heraushören würde. Allerdings gehört es auch zu Freedom Call, dass ein Song aus der Reihe tanzt. Diesmal ist es "The Darkness", und der Name ist Programm: Mystische Klänge wehen einem entgegen und beschwören düstere Melancholie. Allerdings klingt die Stimme von Mister Bay einfach zu fröhlich, als dass Freedom Call nun plötzlich ganz auf die düstere Schiene umsteigen könnten. "Legend Of The Shadow King" kommt munter, melodiös und episch daher, so wie man es von Freedom Call eben kennt. Die Geschichte des Märchenkönigs wurde in diesem Album wirklich ausgesprochen gut musikalisch umgesetzt, und je öfter man reinhört, desto mehr interessante Facetten wird man entdecken. Das nenne ich mal echt faszinierenden Geschichtsunterricht - stark!
Maiya R.B.
Punkte: 7.8 von 10
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MESHUGGAH - Alive (CD & DVD)
Nuclear Blast/Warner
Mit "Alive" liefert uns die vielleicht wichtigste Metalband der 90er Jahre ihr lang ersehntes Live-Album ab, und das kann sich wirklich hören lassen. Zwölf Tracks finden sich auf der Audio-CD, die DVD soll dabei noch einiges mehr an Material am Start haben. Die Songs stammen dabei nicht von einem einzigen Konzert, sondern wurden aus mehreren Shows zusammengeschnitten - was auf der DVD wohl rein optisch etwas gewöhnungsbedürftig daherkommen wird, funktioniert auf der CD ohne Probleme: Sämtliche Tracks haben das gleiche Soundgewand, und natürlich ist die Performance der Band nahe dran an der Perfektion. "Perpetual Black Second" eröffnet den Reigen aus queren Grooves, verschobenen Riffs und der Meshuggah-typisch schwer atmenden Dampfwalze an Songs. Während Fans gleich von der ersten Sekunde an von diesem Album begeistert sein werden, lässt sich dennoch vor allem eines feststellen: Meshuggah sind ob all der Kreativität in ihrer eigenen Welt gefangen und haben folglich Mühe, mal über den Tellerrand hinauszusehen. Am besten funktioniert ihr Konzept nach wie vor bei Songs wie "Rational Gaze", "Combustion", "New Millenium Cynide Christ" und dem gigantischen "Bleed" - halt die Momente, in denen sich die Band keinen Deut um Zurückhaltung schert und Vollgas gibt. Aber sobald sich das Quintett auf den Lorbeeren ausruht und Songs wie "Pravus" und "Lethargica" zum besten gibt, stellt sich schnell das übliche Gähnen ein - denn trotz der technischen Unantastbarkeit der Songs wie auch der Performance fallen diese Tracks einfach zu repetitiv aus. "Alive" illustriert meine Grundhaltung zu Meshuggah erneut äusserst passend: Die Band steht nach wie vor für kompromisslose Persönlichkeitsentfaltung, hier wird zu keiner Sekunde auch nur eine andere Band zitiert oder Einflüsse offen an den Tag gelegt - funktionieren tut das ob des beschränkten Bewegungsradius der Band aber vor allem live, denn da kann man sich der vernichtenden Wucht hingeben, ohne über Sinn und Zweck des ganzen philosophieren zu müssen. Hier setzt das Album richtig an und kann dank der nahtlosen Produktion und der unglaublichen Performance der Band bedenklos überzeugen - bloss die Songauswahl kann da nicht unbedingt restlos mithalten.
El Muerte
Punkte: keine Wertung
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THE KANDIDATE - Until We Are Outnumberet
Napalm Records/Musikvertrieb
Seien wie ehrlich, als Jacob Bredahl den Sängerposten von Hatesphere, der dänischen Thrash Metal-Band, verliess, hätte ich keinen Cent mehr auf diese Band gewettet, und siehe da: Hatesphere haben sich mit neuem Sänger ein letzteres, nicht mal so übles Werk herausgegeben. Tja, so schnelllebig ist das Musikbusiness, und sofort meldet sich auch unser bekannter Brüllakrobat Bredahl wieder mit notabene eigener Band zurück. The Kandidate heisst die Band, und man ist sich dem Thrash Metal mehr oder weniger treu geblieben. Bredahls Stimmorgan sollte den meisten Thrasher ein begriff sein, sonst solltet ihr mal hier hineinhören, denn die Mucke von The Kandidate ist modern orientiert mit einer druckvollen Produktion, die fette Gitarrenriffs beinhaltet, man drückt das Gaspedal des öfteren schon mal durch und in den groovigen Passagen erinnert man sich an eine andere nordische Band, nämlich Entombed, die so eine Art Death'n'Roll erfunden haben. Ihr seht, es gibt hier in den 30 Minuten recht viel Abwechslung, aber leider zünden die Songs nicht gerade sofort. Auch bei mehreren Durchläufen will der Dänenthrash sich nicht so sehr in den Hirnwindungen festsetzen, wie er sollte. Doch was soll's, wahre Thrasher werden sich vielleicht daran warmhören können, der Rest unserer Szene wird sich mehr bei den bekannteren Truppen umhören, die ja auch alle neue Werke auf Lager haben.
Daniel J.
Punkte: 7.6 von 10      
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HIM - Screamworks: Love In Theory And Practice
Warner Music
Seit "Venus Doom" sind nun schon drei Jahre vergangen, und HIM schicken sich an, ihr mittlerweile siebentes Studioalbum unters Volk zu bringen, welches den schmucken Titel "Screamworks: Love In Theory And Practice" trägt und wie üblich von Liebe, Schmerz und Einsamkeit erzählt. Normalerweise wäre damit auch schon alles erwähnt, das es über HIM zu sagen gibt, doch seit der letzten CD hat sich besonders für Sänger Ville Valo viel verändert, denn der Gute hat im Sommer 2007 in einer Klinik im wunderschönen Malibu einen Alkoholentzug hinter sich gebracht und klingt nun frischer und markanter denn je. Aber keine Sorge, er singt die Balladen nach wie vor so jammernd und wehklagend, wie man es von ihm gewöhnt ist, während er die rockigeren Stücke markanter und selbstbewusster denn je schmettert. Musikalisch bietet das Album keinerlei Überraschungen, doch das ist gut so, denn es kann wohl kaum jemand ernsthaft wollen, dass HIM sich ändern. Erwähnenswert ist übrigens, dass der vollständige Titel "Screamworks: Love In Theory And Practice, Chapter I-XIII" lautet. Von den dreizehn Songs heben sich besonders "Scared To Death", "Ode To Solitude" und "Acoustic Funeral" hervor. Der Titel "Screamworks" ist eine Anlehnung an Villes Vorliebe für Bücher, die mit "The Collected Works Of... " beginnen, und "Scream" ist insofern auch ein netter Bestandteil dieses Wortspieles, da man Ville regelmässig vor Schmerz und Freude schreien hört; zudem soll dieser Titel auch darauf hinweisen, dass die ganze Band zusammen an dem Album gearbeitet hat. Die Songs zu "Screamworks" entstanden in Los Angeles, wo die Band das Album aufgenommen hat. Übrigens wurde der Song "Disarm Me (With Your Love)" bereits im Jahre 2002 aufgenommen, war aber seinerzeit noch nicht reif zur Veröffentlichung. Ein Tipp für grosse Fans der Finnen: Kauft euch gleich die Limited Edition, denn da ist eine zweite CD dabei, auf welcher alle Songs nochmal akustisch zu hören sind, und da empfiehlt sich ganz klar "Love, The Hardest Way" als Anspieltipp! Fazit: Ein Album ohne Überraschungen, aber auch ohne Enttäuschungen, solide und melodiös, wie es sich für HIM gehört.
Maiya R.B.
Punkte: 7.6 von 10      
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ANGELS OF BABYLON - Kingdom Of Evil
Metal Heaven/Non Stop Music
Angels Of Babylon, das sind Shouter David Fefolt, Basser Dave Ellefson (Ex-Megadeth), Drumer Rhino (Ex-Manowar) und Gitarrist Ethan Brosh. Geboten wird Heavy Metal mit zum Teil starker Keyboard-Präsenz. Ethan Brosh ist ein klasse Gitarrist und drückt herrliche Metal-Soli und Riffs ab, Rhino hält sich mit dem Drumming an die Traditionellen Metal-Songs und frickelt nicht auf seinem Kit rum. Nur hin und wieder blitzt sein grandioses Können durch, und das ist auch gut so. Die Produktion gefällt mir, ist relativ druckvoll und Davids Stimme ist recht kraftvoll und gefällt mir auch in den ruhigeren Passagen. So, dann wäre ja fast alles schon gesagt, na ja, die Songs, die sind zum Teil sehr stark. Das atmosphärische "Tear Out My Heart" gehört sicher zu den Highlights des Albums. Und das flotte "Oh How The Mighty Have Fallen" sicher auch. Gut, wirklich schlechte Songs kann ich eigentlich nicht finden, es sei aber gesagt, das mir "Kingdom Of Evil" bei den ersten beiden Durchläufen nicht besonders gefallen hat. Aber anscheinend braucht dieser Rundling einige Rotierungen mehr, um zu zünden, jedenfalls ist es mir so ergangen. Man darf hier durch die Namen Rhino und Ellefson halt nur kein Superalbum erwarten, dann kann der Rundling durchaus gefallen und wie oben schon erwähnt, fällt mir immer wieder die klasse Gitarrenarbeit auf, zusammen mit den Keyboards, dem songorientierten Bass und den mehrheitlich simplen Drums kann man durchaus sagen, dass Angels Of Babylon ein recht gutes Debut gelungen ist. Und ein Manowar-Klon ist es zum Glück auch nicht geworden, sondern eben 'nur' ein gutes, traditionelles Heavy Metal-Album.
Crazy Beat
Punkte: 7.6 von 10      
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TASTE - Wall to Wall
Bad Reputation/Non Stop Music
Von 1966 bis 1970 gehörte der viel zu früh verstorbene Rory Gallagher als einer der Gründungsmitglieder zu Taste. Man zelebrierte natürlich Blues der Extraklasse. Die Band eröffnete damals für Eric Clapton, Cream und Blind Faith und spielte unter anderem auch an Festivals zusammen mit The Who und Jimi Hendrix. 1971 löste sich die Band dann auf, weil sich Rory Gallagher auf seine Solo-Karriere konzentrieren wollte und verschwand in der Versenkung. 2006 sind die Iren dann mit Drummer John Wilson, der übrigens auch kein Original-Mitglied war, wieder aufgetaucht und beehren uns hier mit ihrem neuen Rundling "Wall to Wall". Und das Teil rockt ganz ordentlich! Viele Songs sind nun eher im Blues Rock zuhause. Sänger Sam Davidson gefällt mit seiner etwas rauen Stimme wirklich gut, und die Songs sind allesamt stark geworden. Noch immer versprühen einige Songs wie etwa "Devil's Woman" Großartiges 70er-Jahre-Feeling, aber im modernen Soundgewand. Hier gefällt wirklich jeder einzelne Song. "Home Blues" klingt, als käme er direkt aus den 60ern, ein Blues, bei dem man den spirit of Rory direkt fühlen kann, herrlich nostalgisch. Sogar die Gefühlvolle Ballade "Big Ship" kann den Zuhörer überzeugen. Und "Lucy Mae" kommt als Lupenreiner Bluesrocker daher, der schon beim ersten Durchhören die Beine im Takt mitwippen lässt. Also ich kann da nur noch sagen, die älteren Herren von Taste haben ein wirklich starkes Werk auf die Bluesrock-Gemeinde losgelassen, das Fans dieses Genres wirklich antesten sollten.
Crazy Beat
Punkte: 7.5 von 10      
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FOREIGNER - Can't Slow Down
Ear Music/Phonag
Nachdem die Amis dieses Album, sprich die erste, neue Foreigner-Scheibe seit 1994 bereits im letzten Herbst erstehen konnten, ist nun der Rest der Welt dran! Da zu der Zeit eine Kollegin gerade in den Staaten weilte, bekam sie natürlich den Auftrag von mir, bei Gelegenheit einer «Walmart»-Filiale einen Besuch abzustatten und gleich auch noch «Sonic Boom», die neue Scheibe von Kiss mitzubringen! Beide Bands veröffentlichten nämlich ihre neuen Werke, wie Journey zuvor auch schon, exklusiv bei dieser Warenhaus-Kette! Speziell ist nebst dem extrem günstigen Preis von rund 12 US-Dollars die Aufmachung. Das heisst nebst dem neuen Studio-Album gibt es jeweilen noch eine zweite CD mit neu eingespielten Klassikern der vergangenen Jahre und eine Bonus-DVD mit unter anderem neueren Live-Aufnahmen! Da kriegt man also noch was für sein sauer verdientes Geld, was aber wohl mehr damit zu tun hat, die serbelnden CD-Verkäufe wenigtens etwas abzufangen. «Can't Slow Down» heisst also das neue Werk der britisch-amerikanischen Freundschaft und eines ist so sicher, wie das Amen in der Kirche, denn hätte man es verpasst, Kelly Hansen (Ex-Hurricane) an Bord zu nehmen, würde es Foreigner definitiv nicht mehr geben. Kelly ist der gleiche Glücksfall wie Arnel Pineda für Journey, will heissen die Beiden klingen praktisch gleich wie ihre Vorgänger zu ihren besten Zeiten. Klar wird es immer Lou Gramm sein, der einst den zahlreichen Hits wie «Urgent», «Juke Box Heroes» oder «Hot Blooded» das gewisse Etwas verleihte. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Killer-Balladen, die man nicht besser machen kann. Das alles ist aber Vergangenheit und die Zukunft mit Mick Jones (v/g) als letztem, verbliebenen Ur-Mitglied sieht nun mal anders und dennoch rosig aus. Was die neuen Songs angeht, so muss man aber leider sagen, dass diese insgesamt etwas träge vor sich hinplätschern, wenn auch auf hohem Niveau. Das ist natürlich primär der Verdienst von Herrn Hansen mit seinen fantastischen Vocals, der die Mucke damit knapp aus der Mittelmässigkeit heraus ragen lässt. Was eigentlich durchgehend fehlt, sind die bleibenden Melodien, Hooks und Riffs der frühen Tage. Da nützt es halt auch nix, dass die Scheibe absolut perfekt produziert wurde. Wer sich die mittlerweile bei uns ebenfalls erhältliche Ami-Version krallt, wird meine Einschätzung spätestens dann teilen, wenn er sich die Zusatz-CD mit zehn neu eingespielten, als Remixes bezeichneten Klassikern anhört. Da wird einem umgehend klar, wie verdammt gut der neue Shouter ist und das Original dabei beinahe vergessen lässt. Die DVD beinhaltet neben Live-Aufnahmen von 2009 noch einiges mehr und ist empfehlenswert. Allerdings ist diese Version (2 CD & DVD) bei uns deutlich teurer, darum checkt deswegen Eure allfälligen US-Kontakte, es lohnt sich. Allerdings braucht Ihr dann aber einen Code-Free DVD-Player!
Rockslave
Punkte: 7.5 von 10      
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GIANT - Promised Land
Frontiers Records/Musikvertrieb
Wenn ältere Semester über anständigen AOR sprechen, dann meinen sie damit Bands wie Giant. Die Brüder Dann und David Huff spielten früher in der christlich orientierten Pop Rock-Band White Heart und gründeten dann später Giant. Die Musiker aus Nashville verstanden es ausgezeichnet, in ihrem Genre Songs mit Suchtfaktor herzustellen, doch leider hatten sie in einer sehr wichtigen Sache einfach Pech: Sie kamen zu spät, um international grosse Erfolge feiern zu können bzw. sie sind bildlich gesprochen abgerutscht, als sie auf den letzten AOR-Zug aufspringen wollten; ihr Debutalbum "Last Of The Runaways" erschien nämlich im schönen Jahre 1989, also nur knapp bevor Grunge Rock seinen Höhenflug startete und somit jegliche Art von Haarspray-Rock aus dem Mittelpunkt verdrängte. Insider mochte das jedoch nicht abschrecken, denn vor allem die Ballade "I'll See You In My Dreams" schlug ein wie ein Meteorit. Dies genügte Giant wohl als Motivation, denn sie schossen drei Jahre später "Time To Burn" hinterher, was sich jedoch als kein grosser Erfolg erwies. 2001 startete man den nächsten Versuch mit der EP "Don't Leave Me In Love" und dem wirklich gut gelungenen Album "III", das von den Fans wohlwollend angenommen wurde. Nun sind die Amis also mit ihrem vierten Studioalbum "Promised Land" da, und sie tun das, was sie am besten können: Balladeske Schmachtfetzen und rockige Mitsing-Nummern à la Europe oder Def Leppard schmettern. Allerdings schmettert nun nicht mehr Dann Huff ins Mikro, denn der widmet sich als äusserst begehrter Studiogitarrist (u.a. für Joe Cocker, Madonna, Michael Jackson etc.) und Musikproduzent (LeAnn Rimes, Faith Hill usw.) lieber seinem eigenen Ding; an seiner Stelle steht nun Terry Brock, welcher Kennern als Kopf und Stimme der Strangeways bekannt ist. Zwar ist der Abgang von Dann Huff schmerzlich, doch Terry Brock ersetzt ihn dermassen gut, dass der Schmerz spätestens beim zweiten Song vergessen ist. "Promised Land" ist zwar keineswegs ein Überflieger, doch durch rockige Stücke wie "Never Surrender" und Lovesongs wie "Our Love" freut man sich als Fan einfach, dass Giant wieder mal etwas Neues draussen haben. Nettes Album!
Maiya R.B.
Punkte: 7.4 von 10      
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FEAR FACTORY - Mechanize
AFM Records/Musikvertrieb
Ich erlaube es mir, an dieser Stelle mit den Lesern der Metal Factory ein äusserst emotionales Thema zu teilen: 2001 machte sich ein damals noch deutlich jüngerer und unverbrauchterer El Muerte auf, Fear Factory im Fri-Son in Fribourg angucken zu gehen. Laut war das damals, geschwitzt wurde reichlich, gehüpft sowieso - obwohl ich mich dem Metal schon zuvor verschrieben hatte, erfasste ich das Wesen dieser mindestens so vulgären wie vernichtend auf das Trommelfell einwirkende Kunst erst in diesem Moment komplett: Metal musste laut sein, so richtig schön Double Base-lastig aber durfte dabei auch mal die eine oder andere Melodie auf der mit Stolz angeschwellten Brust tragen. Anno 2010 würde ich diese Aussage zwar nicht mehr durchgehend vertreten, aber am Ende des Tages muss ich dennoch eingestehen, dass das Prinzip das gleiche geblieben ist: Dampfen muss die Scheisse! Bei Fear Factory hat sich indes auch einiges getan, nebst dem Bandinternen Mitglieder-Karussell (Klampfer Dino Cazares steigt aus, Basser Christian Olde Wobers übernimmt die Gitarre, Byron Stroud steigt am Bass ein, Fronter Burton C. Bell steigt aus, Christian und Drummer Raymond Herrera starten Seiten-Projekt, Fronter Burton reisst Band-Namen und Bassist Byron Stroud an sich, Dino steigt wieder ein, Drum-Legende Gene Hoglan komplettiert das Line Up, Ex-Mucker Christian und Raymond verklagen Fear Factoy auf die Namens-Rechte), hat sich logischerweise auch die Musik zwischenzeitlich um einige Faktoren erweitert. Mit Klassikern wie "Soul Of A New Machine" und "Obsolete" hatte das bisher aktuelle Werk "Transgression" (2005) nicht mehr viel gemeinsam – unausgereifte Songideen und uninspirierte Riffs schossen Hand in Hand an vergangenen Meisterleistungen vorbei, und die Metalszene verabschiedete sich mit verschämtem Blick von der Formation. Was also taugt "Mechanize" wirklich? Tatsache ist, dass die 'neue' Formation der Platte unmengen an wirklichem Leben einhaucht - was bei einer Band wie Fear Factory schon beinahe an Verrat am ureigenen lyrischen Konzept bedeutet. Aber andersrum: Der bis anhin propagierte Überwachungsstaat ist Realität geworden, und die Maschinen sind in ihrem Feldzug tatsächlich ein paar entscheidende Schritte weitergekommen. Fronter Burton bleibt also nicht viel übrig, als die bisher nur verwarnend angeschnittenen Themen nun mit Gift und Galle auszutreiben, und das kommt wirklich authentisch rüber. Komplett Maschinen-einflusslos ist "Mechanize" aber definitiv nicht geworden, Dinos Riffing in Verbund mit den Nähmaschinen-Drums sorgt auch 2010 noch für offene Kinnladen. Darüber hinaus hat es die Band auch noch geschafft, mit "Industrial Discipline", "Powershifter" und "Controlled Demolition" einige veritable Hits vorzulegen - gerade aber auch diese Songs demonstrieren den Knackpunkt von "Mechanize" äusserst anschaulich: Obwohl man aufgrund der in Kauf genommenen äusserst schwierigen Entstehungsumstände dieser Platte gegenüber der Band gerne ein Auge zukneifen würde, lässt es sich dennoch nicht verleugnen, dass vieles des Materials auf der Platte schon mal dagewesen ist. Tatsächlich kommt die Scheibe überraschend nahe an "Obsolete" (auch klanglich nur ein Steinwurf entfernt) heran, ohne dabei aber all zu weit nach vorne zu schauen – ein Fakt, der die Platte etwas aus der Bahn wirft. Zwei Schritte nach vorne, einer zurück. Fear Factory sind nach wie vor eine Referenz in Sachen tighter Arschtritt, aber gerade mit diesen versierten Muckern am Start wäre noch mehr drin gelegen.
El Muerte
Punkte: 7.0 von 10      
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SWEET NOVEMBER - One
Eigenvertrieb
Das Debutalbum von Sweet November, "One", der Berner ist ganz gut. Ich habe schon viele Erstlinge gehört, die viel schlechter waren. Man merkt, dass Sweet November - zwar nicht in dieser Formation - schon lange im Rock-Business sind. Alle fünf Bandmitglieder haben zuvor viele Erfahrungen in unterschiedlichen Bands und Stilrichtungen gesammelt, bevor sie sich 2009 zusammengeschlossen haben. Sängerin Isabelle Loosli hat eine eingängige, rauchige Stimme wie beispielsweise Melissa Etheridge oder Alannah Myles. Die Songs haben somit automatisch den entsprechenden Wiedererkennungswert mit diesen Ladies. Die besagte Stilrichtung zieht sich über das gesamte Album hindurch. Es gibt gute Rocksongs, aber auch schöne Balladen. Leider fehlt mir mit der Zeit der zündende Funke. Nach den ersten guten Songs "Down under", Rolling Stone" und "Calling" verlieren Sweet November aber leider nach meinem Geschmack an zuviel Energie. Die Gitarrenarbeit von Roland Hegi ist zwar stets perfekt und er bemüht sich auch redlich. Leider hält der Rest der Band nicht ganz mit. So gerät der Rest des Albums bald in Vergessenheit, was sehr schade ist. Wie gesagt, für den Erstling absolut gut, mit viel Potenzial nach oben.
Timo K.
Punkte: 7.0 von 10      
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SACRIFICE – The Ones I Condemn
Cyclone Empire/Non Stop Music
Und noch ein Comeback-Album einer fast vergessenen Thrash-Band aus den glorreichen 80ern. Sacrifice aus Toronto/Kanada, die neben Razor wohl zu den bekanntesten Old School-Thrash-Bands aus dem Land des Ahornblattes zählen, waren zwischen '85 und '93 mit insgesamt 4 Veröffentlichungen am Start. Gemessen an der Spielenergie und am technischen Können standen sie ihren übermächtigen Genrekollegen von Slayer, Possessed, Exodus und Dark Angel damals in Nichts nach. Doch trotzdessen kamen sie an die Finessen des Songwritings oben genannter Bands nie ganz ran. 2009 wurde nun dieses Album schon über das brasilianische Label Marquee Records veröffentlicht und nun auch für den europäischen Markt lizenziert. Insgesamt 11 Songs (darunter als exklusiver Europa-Bonus eine Liverversion des Krachers "Soldiers Of Misfortune", aufgenommen 2007) ballern uns die im Original-Line Up wiedervereinigten Kanadier um die Ohren. Die Produktion mutet sehr modern und druckvoll an im Gegensatz zu der Stilistik, welche die Band immer noch zelebriert. Treu geblieben sind sie zumindest ihrer eigenen Vergangenheit. Auffallend ist, dass das Durchschnittstempo im Gegensatz zu ihrer CD "Apocalypse Inside" auch zuweilen deutlich runtergebremst wurde. Hier regiert Thrash pur, in der reinsten Form, die man sich nur vorstellen kann: Fieser Keifgesang, Stakkatoriffs am Laufmeter und die typischen Nackenbrecher-Mid Tempo-Mosh-Riffs. Comeback definitiv gelungen in Form dieses Silberlings. Allerdings lässt mich der Gedanke nicht los, dass diese Veröffentlichung angesichts des momentanen Thrash-Booms doch noch mehr als spontan war. Aber nun gut, es mag ihnen gegönnt sein, sind hier doch auf jeden Fall viele wirklich gute Songs vertreten, die den Kauf auf jeden Fall rechtfertigen.
Ralf W.G.
Punkte: 7.0 von 10      
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BRIAN HOWE – Circus Bar
Frontiers Records/Musikvertrieb
Was Brian die letzten 13 Jahre gemacht hat, bleibt im Dunkeln. Aber solange hat es gedauert, bis er nach "Tangled In Blue" nun sein zweites Soloalbum veröffentlicht. Wo er davor tätig war, ist aber ganz genau bekannt. 1983 war er Sänger bei Ted Nugent auf dessen Album "Penetrator". Ein Jahr später konnte er bei Bad Company als Ersatz von Paul Rodgers einsteigen. Diesen Job machte er zehn Jahre lang und war damit recht erfolgreich. Aus dieser Zeit hat er gleich zwei Tracks neu aufgenommen, nämlich "How 'Bout That" und "Holy Water". Diese Songs waren schon von Bad Company nicht gerade Highlights. Auch von Mr. Howe sind sie unter ferner liefen einzuordnen. Sein eigenes Songmaterial ist aber auch stark durchzogen. Zum einen hat der gute Brian spritzige Melodien verfasst und mit eingängigen Hooks kombiniert. Leider sind diese Titel nicht gerade zahlreich. In den starken Momenten klingt er wie eine Mischung aus Bon Jovi und Brian Adams zu deren besten Zeiten in den 80ern. Diverse Songs sind aber völlig lasch und damit nichts weiter als Lückenfüller. Was heutzutage bei den zahlreichen AOR/Melodic-Acts leider inzwischen die Ausnahme ist, nämlich einen richtigen Hit zu schreiben, ist Brian mit Bravour gelungen. "If You Want Trouble", so der Titel, wäre in den 80ern bei Headbanger's Ball mit Sicherheit rauf und runter gespielt worden. Definitiv der Höhepunkt von "Circus Bar", der Haarscharf auf Quiet Riot's Überalbum "Metal Health" gepasst hätte. Schade, drei oder vier solche Tracks als Ersatz einiger Schnulzen, und die Scheibe wäre ein ganzes Stück weiter vorn gelandet. Trotzdem darf B. Howe's Leistung als Sänger keinesfalls geschmälert werden. Bei einer Band mit Niveau Bad Company wäre er mit Sicherheit am richtigen Ort. Das Soloalbum bleibt durchzogen.
Chris C.
Punkte: 7.0 von 10      
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LOST DREAMS - Wage Of Disgrace
Twilight Zone/Non Stop Music
Pungent Stench, Belphegor, Hollenthon und zuletzt The Sorrow - unser östliches Nachbarland Österreich hat in der nahen Vergangenheit einen ganzen Reigen aufsehenerregender Kapellen der härteren Spielart auf die Welt losgelassen. Den Sprung über die Landesgrenze hinaus hin zu einem grösseren Publikum versuchen seit 2003 auch Lost Dreams aus dem ländlichen Tirol. Doch um ehrlich zu sein: Auch mit ihrem vierten Langeisen "Wage Of Disgrace" werden es die Jungs schwer haben beim Erreichen dieses Ziels. Nicht, dass man dem Fünfer mangelndes Talent vorwerfen könnte. Im Gegenteil: Gerade auf technischer Seite können die Herren um Shouter Stefan Traunig durch stramme Tightness punkten. Während Traunig nämlich sowohl in klassisch schwedischer Weise zu krächzen ("Wage Of Disgrace") als auch amerikanisch zu growlen ("Never Ending War") und grindig zu grunzen weiss, überzeugt insbesondere Schlagwerker Rafael Peychär mit ordentlichem Double Base-Getrommel. Was Lost Dreams und somit auch "Wage Of Disgrace" schlicht fehlt, ist Eigenständigkeit und Hit-Potential. So klingt das Quintett hier mal nach In Flames, da mal nach Soilwork oder vereinfachte Scar Symmetry alter Tage. Können der wuchtige, mit dezenten Synthie-Klängen ausgestattete Opener "Fear Me", das rhythmisch abwechslungsreiche "Aimless" und das rasante "Blood Money" mit seinem orientalisch angehauchten Zwischenteil und verspielter Leadgitarre noch überzeugen, sorgt der Rest von "Wage Of Disgrace" nur noch hin und wieder für Aufhorchen wie etwa beim schleppenden Mid Tempo-Finale "No Demand For Honesty". Ruft man sich noch einmal die anfangs aufgeführt Landsmänner Lost Dreams' in Erinnerung, dann ist der Unterschied nicht von der Hand zu weisen: Während erstere durch Innovation und ganz eigenen Sound oder, wie im Falle The Sorrows, durch Songs mit Wiedererkennungswert sich hervortaten und -tun, so bieten Lost Dreams zwar souveränen Melodic/Death, mehr aber nicht.
Kissi
Punkte: 6.9 von 10      
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RITUALS OF THE OAK – Hour Of Judgement
Eyes Like Snow/Non Stop Music
Was für eine Überraschung! Zuerst einmal singt auf dem Erstling der Australier eine Frau, was für Doom Metal nicht gerade gewöhnlich ist. Zum andern hört sich die Scheibe an, als wäre sie in den 80ern schon auf dem Markt gewesen. Langsam und gemächlich brennen die Riffs durch die Verstärkerröhren, genau so erdig und druckvoll, wie es eben sein soll. Der Titeltrack träufelt gemächlich dahin, während Wogen aus Trauer und Depression sich abwechseln. Zur epischen Sorte gehört die Musik nicht, aber die eigentliche Stärke liegt eindeutig im gekonnten Zusammenspiel. Abwechslungsreich in der Monotonie, ohne Grenzen zu sprengen. "Drown The Wood In Blood" hört sich dagegen schon fast schnell an, ziemlich heavy und auch die Soli passen wie die Faust aufs Auge. Wirklich überzeugen kann dann auch der Rauswerfer, mit geschlagenen 12 Minuten ein Meisterwerk. Vom gewohnten Drive raus zu einem verträumten Akkustikpart, bevor die stetig zunehmende Verzerrung die ganze Welt zusammenfallen lässt. Gewöhnungsbedürftig ist von Anfang an die Stimme, da man sich das halt so nicht gewohnt ist. Aber die Dame macht ihren Job mehr als nur gut, der Text kommt druckvoll und authentisch rüber. Der kleine Durchhänger in der Mitte der Platte ist leider aber insoweit gewichtig, da die 45 Minuten mit nur 5 Songs gefüllt sind. Ansonsten ein tolles Debut, von dessen Nachfolger ich in dunklen Stunden schon jetzt träumen werde.
Tristan
Punkte: 6.7 von 10      
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CREMATORY – Infinity
Massacre Records/Musikvertrieb
Es ist nicht ganz einfach, zu beschreiben, was mir durch den Kopf ging, nachdem ich die von mir herbeigesehnte Crematory-Scheibe endlich anhören durfte. Einerseits empfand ich den teilweise gesteigerten Härtegrad als sehr angenehm, allerdings auch als eine zeitgenössische Erscheinung, da dies mehrere Bands in letzter Zeit an den Tag gelegt haben. Dann wiederum machten sich die Abnutzungserscheinungen bemerkbar, welche zwangsläufig auftreten müssen, wenn eine bestimmte Vorgehensweise immer und immer wieder als Blaupause herhalten muss. „Infinity“ startet angenehm ruppig in die Scheibe, auch sind die veränderten Vocals von Matthias Hechler, welche ins Weinerlich-Schreiende gehen, gegen Ende eine willkommene Überraschung. „Sense Of Time“ beinhaltet typische Crematory-Schemas, Keyboard-Spielereien, eingängige Refrains und wiederum einige variierende Vocals, erzählend-düster und elektronisch verfremdet, bewirken ein insgesamt positives Bild, Gerhard Stass growlt sich souverän und altbekannt durch die beiden Tracks. „Out Of Mind“ ist wiederum dermassen typisch, dass nichts mehr dazu gesagt werden muss. Aufmerksame Zeitgenossen werden schon bemerkt haben, dass genau dies das Problem im weiteren Verlauf des Silberlings werden wird. Das Depeche Mode-Cover „Black Celebration“ klingt irgendwie aufgesetzt und unpassend, es tut zwar niemandem weh passt aber auch nicht wirklich ins Gesamtbild. „Never Look Back“ mit seinem Gemisch aus deutschen und englischen Texten ist zwar mit ordentlich Wumms versehen, rattert aber ebenso unspektakulär an einem vorbei wie die vorher genannten Songs. „Broken Halo“ ist wiederum eine interessante Sache, denn hier kann Matthias Hechler aufzeigen, was er mit seiner Stimme kann, nur begleitet vom Schlagzeug, einer akustischen Gitarre und ein wenig Orchester-Einlagen, eine sehr schöne und berührende Ballade. „Where Are You Know“ weckt urplötzlich Erinnerungen an ältere Crematory-Scheiben, denn Gerhard Stass growlt in deftigeren Gefilden und auch die Soundstruktur ist generell im düster-old schooligen Bereich angesiedelt, somit stellt dieser Track neben der vorhin erwähnten Ballade die Maxime von „Infinity“ dar. „A Story About“, „No One Knows“ und „Auf der Flucht“ bewegen sich allerdings wiederum im altbekannten Gebiet, wobei ich persönlich finde, dass die deutschen Texte einfach zu gestelzt und unnatürlich wirken, das haben andere Bands besser hinbekommen – auch wenn bemerkt werden muss, dass inhaltlich gesehen ein schwerwiegendes Thema angesprochen wird. Alles in allem muss ich an dieser Stelle sagen, dass „Infinity“ einfach nur typische Hausmannskost darstellt, die man zwar kennt, aber eben schon zur Genüge vorgesetzt bekommen hat. Qualitativ gibt’s nichts zu meckern, denn sowohl die Produktion wie auch die technische Leistung ist einwandfrei, aber der Inhalt ist zu wenig variantenreich, als dass hier von einem gelungenen Werk gesprochen werden kann. Von Musikern, die schon so lange im Business sind, kann einfach mehr erwartet werden, denn die Ideen wären ja mehr als genug vorhanden.
Toby S.
Punkte: 6.5 von 10      
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MORTIFICATION – 20 Years In The Underground (2 CDs)
Nuclear Blast/Warner
Hut ab vor dieser Band, welche sich 20 Jahre durchgeschlagen hat, allen Widrigkeiten zum Trotz. Und dies sage ich, obwohl Mortification noch nie zu meinen Faves zählten und dies auch sicherlich nie werden. Frontmann Steve Rowe (Vocals/Bass) hat es geschafft, trotz (oder genau wegen) der grundsätzlich christlichen Botschaft seiner Band sich im Hartwurst-Genre zu behaupten. Zeitenweise im Heimatland Australien völlig verhasst, veränderte sich fast notgedrungen somit auch der Stil immer mal wieder sehr stark, da die Auftrittsmöglichkeiten in der Death Metal-Szene zum Teil gar nicht mehr möglich waren. Von der anfänglichen, klaren Death Metal-Linie sind sie weit abgewichen. Und so fanden über die Jahre hinweg Stilmittel des traditionellen Metals sowie auch Punk- und Hardcore-Element Einzug in die recht eigenwilligen Kompositionen. Ihren 20. Geburtstag feiern die Australier hier mit einem 36 Songs umfassenden Doppelalbum inkl. neu eingespielten Klassikern, obskuren Akustikversionen und jeder Menge Livematerial, angefangen bei ihrem allerersten Konzert aus dem Jahre 1990. Als eine der dienstältesten und erfolgreichsten christlichen Death Metal-Bands haben Steve Rowe und Mortification sicherlich Geschichte geschrieben. Über Geschmack lässt sicht ja bekanntlich streiten. Meinen Geschmack trifft das Ganze nach wie vor nicht: Der Gesang und die sehr durchschnittlichen Songstrukturen konnten mich nie vom Hocker reissen. Für Neueinsteiger, welche die Australier kennenlernen möchten, eignen sich diese zwei Silberlinge sicherlich. Dennoch sei euch ein ausreichendes Reinhören vor dem Kauf dringend empfohlen.
Ralf W.G.
Punkte: keine Wertung
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DEUTERONOMIUM – Street Corner Queen/Here To Stay (Re-Release)
Bullroser Records/ProfiMusic
Na das ist doch mal ein fettes Package welches von der Band Deuteronomium geschnürt wurde. Das Erstlingswerk "Street Corner Queen" (1998), folgendes Album "Here To Stay" (1999), zudem die EP "Tribal Eagle" plus weitere 10 Bonus-Tracks, unveröffentlichte Songs, Covers und und und. Tja, das darf man wohl mal Fan-freundlich nennen, doch wer zum Teufel sind Deuteronomium? Nun, die finnische Band erblickte das Licht der Welt im Jahre 1993, danach folgten die erwähnten Veröffentlichungen, einige Auftritte auf den Bühnen Finnlands und wurde 2001 zu Grabe getragen. Doch anscheinend konnten es die Jungs nicht sein lassen und rauften sich 2006 wieder für eine Reunion-Show zusammen. Nach einigen Festival-Auftritten in Finnland 2007 erschien das Comeback-Album "From The Midst Of The Battle", welches gleich im Heimatland in die Charts einstieg. Tolle Story, nur denke ich, dass hier in der Schweiz kaum Jemand davon was gewusst hat und die Band hierzulande nicht auf einem Bekanntheitsgrad reiten darf wie Iron Maiden oder Slayer. Reiten ist hier auch das Stichwort, denn wie tönen denn die Finnen? Man könnte es als Crossover bezeichnen, wobei dabei nicht an klassische Bands wie Clawfinger gedacht werden sollte, sondern mehr Richtung Die Apokalyptischen Reiter. Mal etwas Thrash-Punk, ne Prise Death und Black Metal, zwischendurch Richtung Blues oder schlicht und einfach Heavy Metal. Nun, die Mischung ist nicht immer leicht verdaulich, aber besonders die Songs der "Here To Stay"-Scheibe grooven ordentlich ab. Über den Sinn dieses Re-Releases kann man sich streiten, Fact ist aber, dass man viel Sound fürs Geld bekommt und gerade für ne ordentliche Bier & Metal-Party ausgezeichnet geeignet ist. Wer also alles sammelt, was aus Finnland kommt, darf sich gerne mal ein Probelauschen gönnen.
R.K.
Punkte: keine Wertung
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TROLL – Neo Satanic Supremancy
Napalm Records/Musikvertrieb
Über die Vergangenheit von Troll liesse sich ein richtiger Bücherband schreiben. Ich werde mich kurz fassen, nötige Information voran: Nagash hat damals einiges ins Rollen gebracht, zum Beispiel hat er Covenant gegründet oder bei Dimmu Borgir die Stöcke geschwungen. Er ist also kein Unbekannter. Nun hat er mit neuer Mannschaft sein Ursprüngliches Projekt wieder zum Laufen gebracht. Und, entgegen dem Namen, klingt das melodisch wie alte Borgir. Wer das Zeug vor "Death Cult Armageddon" kennt, wird nun wohl gar nicht weiterlesen und sich die Platte besorgen. Berechtigt ist es durchaus. Die Keyboards tauschen mit den eisigen Gitarren Melodielinien aus, während ein heiseres Krächzen von Finsternis und Tod erzählt. Alles schon mal dagewesen, aber seit der eben angesprochenen "Death Cult Armageddon" der Vorzeigemetaller wohl beinahe in Vergessenheit geraten. Denn hier wird nicht geklotzt, die Aufnahmen klingen authentisch und einheitlich, aber nicht überproduziert. Cineastisch ist die Klangcollage natürlich allemal, aber was wäre melodisches Schwarzmetall schon ohne triefende Klischees? "Ga till krig" wäre da wohl ein Vorzeigesong, epische Streicher aus dem Keyboard, fette Riffs, durchdacht bis zum Schluss und dabei schön anzuhören. Krieg hört sich bei anderen Bands allerdings einiges aggressiver und räudiger an, aber man tut schliesslich, was man kann. Den grabschändenden oder auch panzerfahrenden Fans wird das also wohl zu harmlos sein, alle anderen geniessen das harmonische Zusammenspiel von Dunkelheit und Bombast.
Tristan
Punkte: 6.5 von 10      
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AHERUSIA – And The Tides Shall Reveal The Traces
Emotion Art Music/Non Stop Music
Symphonic/Black Metal heisst es in der Beschreibung. Die Realität sieht durch meine Augen und Ohren ein wenig anders aus. Zwar hat das griechische Instrument, ähnlich einer Geige, einen sanften Klang und auch einen tragenden Teil der Melodieführung, aber der Rest der Truppe spielt nicht wirklich das, was man gemeinhin so als Black Metal bezeichnet. Die Vocals brüllen die grösste Zeit, und auch die Gitarren scheinen ziemlich beschäftigt am Shreddern zu sein, aber der ganze Groove und die eingängigen Melodien würden wohl eher zu Pagan oder Folk passen. Man höre den ersten Track, und spätestens bei den Chören im Refrain hört man, was ich meine. Aber mal abgesehen von der falschen Erwartung, die aufgebaut wird, hört sich die Musik der Griechen gar nicht mal so übel an. Was auch erklärt, warum die Band schon seit über 10 Jahren existiert, auch wenn die Besatzung mehr als nur einmal gewechselt zu haben scheint. Wo wir schon bei den Sechssaitern sind: Durch die ganzen fünfzig Minuten rumpeln diese im Hintergrund daher, was das Keyboard und die Lyra eben in den Mittelpunkt stellt. Die Stimmung ist daher eher episch oder heroisch als düster. Der beste Beweis dafür ist "Beyond Death And Time", da wird ganz gewaltig in der Power Metal-Kiste gewühlt. Trotzdem hat die Musik was für sich, auch die Sprache verschafft natürlich einen Exotenbonus. Vergleiche sind noch schwierig zu ziehen, was ich aber auch als gut bewerte. Reinhören und selber ein Bild machen, ich stell die Platte in den mittleren Durchschnitt.
Tristan
Punkte: 6.5 von 10      
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HELLISH CROSSFIRE - Bloodrust Scythe
I Hate Records
Au weia, bei den deutschen Thrasher von Hellish Crossfire (Albumtitel geklaut von der Band Iron Angel, die in den 80ern zwei tolle Alben veröffentlich haben) sind wir tief in den 80er-Jahren stecken geblieben. Da wird musiziert wie die damaligen Living Death, Iron Angel (notabene), Violent Force (auch eine kultige Thrashtruppe von damals) oder auch die alten Sodom, stimmlich gesehen Possessed und zu guter Letzt sind hier auch Darkness ein Thema. Bei den Namen der Musiker finden wir so tolle Übernamen wie Iron Tyrant, Iron Incubus, Sick oder Evil Possessor. Ihr seht, alles old school vom feinstem. Auch die acht Songs auf dem Werk lassen keine Wünsche übrig, man hat eine richtig alte Produktion eingefahren, die Riffs sind einfach gehalten aber doch gekonnt gespielt und beim Gesang klingt's wie der Vocalist auf der ersten Possessd Scheibe. Jetzt stellen wir uns die Frage, wem dieses Album nützt, den alten Säcken wie mir oder der neuen Generation, die aus Neugierde mal in der Vergangenheit herumstöbert? Um es schnell zu machen: Die alten Säcke wie ich, die weichen keinen Millimeter von den alten Helden (Kreator, Destruction, Sodom, die gesamte Bay Area) zurück, die ja alle mehr oder weniger noch am Leben sind und komischerweise alle letzthin neue Werke veröffentlich haben. Die neue Generation wird sich, wenn schon mal einer neugierig wird, sicher dieser Bands annehmen als sich in dieses Werk zu vertiefen. Was schliessen wir daraus? Hellish Crossfire braucht kein Schwein, die Teutonen klingen einfach zu verstaubt und uninteressant für die heutige Metalszene. Schade eigentlich, denn früher wäre man bei den Leuten gewesen. Wäre man...
Daniel J.
Punkte: 6.2 von 10      
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MEHIDA - The Eminent Storm
Bullroser Records/ProfiMusic
Mehida stammen aus Finnland und legen mit "The Eminent Storm" bereits ihr zweites Album vor. Der ehemalige Therion-Shouter Thomas Vikstrom glänzt hier mir einer variablen, ausdruckstarken Stimme. Das Songwriting vom ehemaligen Sonata Arctica-Keyboarder Mikko Harkin ist nicht immer leicht verdaulich. Gerade Songs wie "Land Of Oblivion" und der Opener "Wrath of Flesh Fellowship" zeigen das. Dem gegenüber steht definitiv leicht Verdaulicheres an wie das ruhigere "Until The Day Breaks", "Dream Giver" oder das etwas langweilige "Where Could I Flee". Auch der Rausschmeißer "Celestial Tears" schrammt die Grenze zur Langeweile. Dem gegenüber steht dann wieder das stärkere, auch schnellere und härtere "A Block Of Wood". Dieses Album macht es einem nicht leicht. Man ist hin und her gerissen zwischen gut und langweilig. Ich muss zugeben, dass mir das Debut "Blood And Water" um einiges besser gefallen hat. Hier fehlen irgendwie die ganz großen Kracher. Musikalisch wird hier eine Top-Leistung geboten, aber das Songwriting könnte meiner Meinung nach einfach besser sein, oder sagen wir mal beständiger durch das ganze Album hindurch. So wirkt sich das auf und ab leider etwas negativ auf das Ganze aus, schade. "The Eminent Storm" ist kein schlechtes Album, aber auch kein überragend gutes.
Crazy Beat
Punkte: 6.2 von 10      
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JON OLIVA'S PAIN – Festival
AFM Records/Musikvertrieb
Ich schreibe die folgenden Zeilen in tiefer Trauer, denn "Festival" ist definitiv die Enttäuschung des noch jungen Jahres. Was ist los mit Jon Oliva? Wo sind die songwriterischen Grosstaten, mit denen Oliva zusammen mit seinem Bruder Chriss und dem Produzenten Paul O'Neil ihre Band Savatage berühmt gemacht haben? Wo ist das Gespür für das harmonische Nebeneinander von kreischendem Gesang, Piano-Geklimper und messerscharfen Gitarrenriffs? Alles scheint verlernt. Denn auf "Festival" segelt der legitime Savatage-Nachfolger orientierungslos durch bekannte Gewässer. Hier ein paar epische Gesänge, da ein paar Doppelgitarren-Soli. Es fehlt die Vision und das Ziel, das Killer-Alben wie "Edge Of Thorn", "Streets – A Rock Opera" (beide Savatage) oder zuletzt "Maniacal Rendering" (Jon Oliva's Pain) ausgemacht haben. Bestes Beispiel dafür ist "Ride A Black Horse": Der Song beginnt vielversprechend und mündet in ausufernden Gitarren-Melodien ohne Gesang. Leider verpassen es Jon Oliva's Pain im rechten Augenblick, den Stecker rauszuziehen, so dass die guten Ansätze zum Schluss in gepflegte Langeweile übergehen. Dasselbe geschieht bei "Living On The Edge Of Time". Das tut weh. Vor allem, wenn man bedenkt, dass mit einem strafferen Songwriting noch einiges rausgeholt hätte werden können. "Afterglow", "Lies" oder "The Evil Within" müssen sich in der bandinternen Songwertung wohl ganz hinten anstellen. Da nützt alles Schönhören nichts. Und auch nach etlichen Hördurchgängen erwische ich meinen Zeigfinger, wie er automatisch zur Stopptaste gleitet. Und dies immer noch, bevor die Hälfte des Albums gespielt ist. Ohrwürmer fehlen auf "Festival" vollständig. Und trotzdem werde ich Jon Oliva die Treue halten, da bin ich sportlich. Denn wer hochkarätige Klassiker wie "Believe", "Hall Of The Mountain King" oder "Timeless Flight" geschrieben hat, der kann sich auch ein schlechtes Album erlauben. Man braucht es ja nicht zu kaufen. Bleibt nur zu hoffen, dass dies ein einmaliger Tiefpunkt in der Geschichte des Mountain King bleiben wird und wir bald wieder andächtig neuem Material des Amerikaners lauschen können.
Roger W.
Punkte: 6.0 von 10         
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STATE OF ROCK - A Point Of Destiny
Metal Heaven/Non Stop Music
Zu State Of Rock haben sich drei deutsche Szene-Insider und ein amerikanischer Star der 80er zusammengetan: Robby Böbel (g) und seine beiden Kollegen von Frontline und Evidence One Hutch Bauer (b) und Rami Ali (d) haben sich den ehemaligen Shy- und TNT-Sänger Tony Mills geschnappt und kurzerhand ein Album aufgenommen. Mir stellt sich in erster Linie die Frage, ob "A Point Of Destiny" wirklich ein Debutalbum ist oder nicht einfach Frontline oder Evidence One, die mit einem anderen Sänger ein paar Songs aufgenommen haben. Rein besetzungstechnisch ist das ja so. Und auch was den Sound betrifft, könnte das gesamte Werk sowohl von Frontline als auch von Evidence One stammen und keiner würde sich groß wundern. Natürlich fließt auch Tony Mills Vergangenheit mit ein, und vor allem das Riff von "Count Me Out" klingt sehr nach 10'000 Lovers von TNT. Auch wenn dort nicht Herr Mills am Mikrofon gestanden hat. Es kommen also durchaus Zweifel auf, ob das wirklich nötig gewesen wäre. Zumal die Scheibe nicht an die Leistungen einer eingespielten Band wie Frontline herankommt, sondern offensichtlichen Projektcharakter zeigt. Die Songs sind zwar für sich nicht schlecht, die Herren bringen ja genügend Erfahrung mit sich. Somit kann man auch nichts an der Spieltechnik aussetzen. Allerdings klingen sie eher unspontan, nicht nach einer Einheit, streckenweise sogar erzwungen. Was natürlich der Eingängigkeit gewaltig schadet. Denn auch wenn eben nichts wirklich Negatives auffällt, sie bleiben einfach nicht wirklich hängen. Die für Melodic Rock so ausschlaggebenden Hooklines fehlen bis auf Ausnahmen: "Black & Blue", "Count Me Out" oder "Friction", das wären diese drei Ausnahmen. Alles andere klingt irgendwie nach Einheitsbrei, aus dem auch die Ballade "Don't Make Me Cry" nicht wirklich herausrettet. Bleibt noch zu sagen, dass State Of Rock durch und durch deutsch klingen, sich nahtlos in die etwas jüngere Generation (das, was nach Bonfire und den Original-Jaded Heart gekommen ist) der deutschen Melodic Rock-Bands einreihen, woran auch Tony Mills nicht wirklich was ändert. Ich würde mal sagen, der geneigte Sammler von Hard Rock- und Melodic Rock-Platten braucht "A Point Of Destiny", der Vollständigkeit halber, andere sollten hier doch besser zur neuen Jaded Heart-Scheibe oder gleich zu Evidence One greifen.
Joey Roxx
Punkte: 6.0 von 10        
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ARSIS - Starve For The Devil
Nuclear Blast/Warner
Ich zitiere an dieser Stelle meine Review zur letzten Platte "We Are The Nightmare": "Wenn Arsis für den nächsten Output ihr Songwriting etwas straffen und überflüssigen Ballast von Bord werfen, dann könnte die Band den Sprung nach oben schaffen". Tja, was soll ich sagen... Auf "Starve For The Devil" wird gefrickelt, geshreddet und geballert, was die Instrumente hergeben, aber ich habe eher das Gefühl, dass das Quartett sich damit nur noch gröbere Steine in den Weg legt. Tatsache ist, dass die Eingängigkeit des Vorgänger-Albums über weite Strecken komplett untergegangen zu sein scheint. Das mag zwar für alle Bpm- und Tonleitern-Fetischisten ein Grund zum kollektiven Freudenschrei sein, mich hinterlässt ein Durchhören der Platte aber ziemlich frustriert: Zwar hat sich Fronter/Chefklampfer/Songschreiber James Malone Mühe gegeben, den Songs dennoch ein ansprechendes Korsett aus Melodien zu verpassen, aber die wirklich hängenbleibenden Momente kommen äusserst spärlich gesät daher. Tracks wie der Opener "Forced To Rock" (Was für'n Titel!), "Beyond Forlorn" und "Sick Perfection" können zwar zukünftig Höhepunkt in der Setliste der Band werden, aber damit wäre das Album dann definitiv genügend repräsentiert. Vieles des Materials auf "Starve For The Devil" bleibt einfach reaktionslos, da wäre mit etwas Intuition und dafür leicht gemässigterem Produktionstempo klar mehr gegangen - niemand erwartet von einer Band, zehn Monate nach dem Major-Debut gleich den Nachfolger auf den Markt zu werfen, zumal das Produkt klar unter den Erwartungen liegt. Schade um die guten Noten im Vorfeld, aber mit dieser Scheibe machen Arsis nicht viel Boden gut.
El Muerte
Punkte: 6.0 von 10        
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KUPID'S KURSE – A New Beginning (EP)
Eigenvertrieb
Gegründet 2004, gefolgt von mehreren Line Up Wechseln, präsentiert sich hier eine weitere junge Schweizer Band (Bellinzona/Tessin) mit ihrer ersten Mini-CD. Und dreimal dürft ihr raten, welche Stilmittel auch hier zu finden sind. Genau! Death Metal-Gesang, melodische Gitarrenriffs, Harmoniebögen, Stakkato, Breakdowns, Speed-Gehacke und Keyboard- bzw. elektronische Sounds. Also zusammengefasst in eine Schublade: moderner Melo/Death/Hardcore/Elektro Metal. Die Produktion ist für einen Erstling erstaunlich fett und transparent. Dies ist ja aber nun mittlerweile heutzutage dank der guten und recht günstigen Home-Recording-Technik nun wahrlich auch kein Hexenwerk mehr. Man merkt der Band an, dass sie auf Abwechslung und Details in den Kompositionen Wert gelegt haben. Dennoch wirken die 5 Songs auf mich noch sehr wirr. Gute Ansätze sind ganz klar zu erkennen und handwerklich ist das Ganze auch hier gut umgesetzt. Und wieder einmal bleibt mir nur übrig, darauf hinzuweisen, dass man sicherlich auch hier noch gespannt sein darf, was da noch so aus der italienischen Schweiz kommen wird. Als Vorgeschmack auf die Zukunft sicherlich nicht schlecht für Genreliebhaber. Meinen persönlichen Geschmack trifft die EP jedenfalls nicht. Aber diese Aussage ist natürlich rein subjektiv und soll niemanden davon abhalten, mal auf der Myspace-Seite der 6 Musiker reinzuhören.
Ralf W.G.
Punkte: keine Wertung
     
ERUPDEAD - Deadend (EP)
Eigenvertrieb
Dass die fünf Basler ihre EP komplett in Eigenregie im Proberaum aufgenommen haben, hört man "Deadend" fast nur an, wenn man es auch weiss und auf die Feinheiten achtet. Denn die Instrumentierung kommt tight und mit einem Händchen für flüssiges Songwriting daher, soweit also schon mal alles im grünen Bereich. Das Grundgerüst ihrer Musik wird auf melodischem Schweden-Death gebaut und bietet mit gut eingearbeiteten Hardcoreanleihen und gesprochenen Samples eine überraschend homogene Einheit. Der Grunzer verfügt über ein heftiges Organ, hat aber für zukünftiges Material in punkto Ausdrucksstärke auch noch Luft nach oben. Die Saitenabteilung fungiert zwar technisch limitiert, ist aber songdienlich eingegliedert und weiss gitarrenseitig mit einigen auflockernden Fills zu überzeugen. Wirklich negativ fallen mir eigentlich nur das übermässig oft vorkommende und darum mit der Zeit langweilig werdende Uffta-Uffta-Drumming sowie die allzu heftig gebremsten und darum aller Dynamik beraubten Breakdowns auf. Unterm Strich aber ein sehr gesunder Einstand und allemal ausbaubar. Reinhören unter www.myspace.com/erupdead.
Hardy
Punkte: keine Wertung
   
SAD DOLLS – About Darkness
Emotion Art Music/Non Stop Music
Man mag es nicht unbedingt erwarten, doch auch im sonnigen Griechenland gibt es musizierende Künstler dunkler Töne. Neueste Sprösslinge, welche der Nacht entflohen sind und ihr Debut-Werk "About Darkness" der Weltöffentlichkeit vorstellen, sind die SadDoLLs, welche bereits als Support von Paradise Lost und Lacrimas Profundere Bühnenerfahrung sammeln durften. Dabei reiht sich "About Darkness" stilistisch bei den bereits erwähnten Lacrimas Profundere, älteren The 69 Eyes, Beseech und Killing Miranda ein, bei den etwas härteren Songs wie "Dawn Of Love", "Misery" oder "Evil One" gesellt sich auch noch eine Prise Dark Metal dazu, jedoch hält sich der Härtegrad auch bei diesen Songs in bescheidenen Grenzen. Einfache Songstrukturen, eingängige Refrains und Melodien sowie die Spielzeit der Songs zwischen 3 und 4 Minuten gehalten wirkt nicht wie eine Revolution des Genres und ist es auch nicht. Dazu gesellt sich eine etwas verwaschene Produktion und stellenweise nervende Keyboard-Töne ("Evil One"), also ein Werk zum Vergessen? Nicht unbedingt, denn einen gewissen Charme kann ich "About Darkness" nicht abschlagen, besonders das flotte "Life Equals Zero", das ruhige "In Your Lies" oder das schleppende "Dawn Of Love" entfalten eine schön dunkle Stimmung. Highlight ist aber klar das finale, leicht progressive angehauchte "Don’t Say Goodbye", welches in seinen 7 Minuten aufzeigt, dass eigentlich in der Band noch viel mehr Potential steckt als in den Nummern davor aufgezeigt. Weiterer Pluspunkt ist die sehr angenehme und tiefe Stimme von George Downloved, welche dem Sound von SadDoLLs einen gewissen Wiedererkennungswert aufdrückt und viel zur Atmosphäre beiträgt. Auch wenn nun "About Darkness" nicht das schwarze Wunderding ist, in diesem Genre habe ich auch schon Schlechteres gehört und wenn die Band da anknüpft wo sie mit "Don’t Say Goodbye" aufgehört haben, dann darf sich auch in Griechenland die Sonne vom Himmel verabschieden.
R.K.
Punkte: 6.0 von 10        
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DOMMIN – Love Is Gone
Roadrunner Records/Musikvertrieb
L.A., Sonne, Strand und Promis, da fragt man sich, wie Kristofer Dommin und seine Combo da ins Bild passt. Sie haben sich dem düsteren, melancholischen Musikgenre verschrieben. Klar, Gothic Pop/Rock, glattpoliert und auf Mainstream getrimmt verkauft sich heutzutage wirklich gut. Sie werden sicher Scharen von jungen Emo-angehauchten Kids finden, die ihrer Musik zugetan sind. Musikalisch bewegt sich das Ganze im Danzig-, HIM- und Evanescence-Universum. Hauptinstrument ist klar das Keyboard, welches sehr oft eingesetzt wird. Dommin beweist, dass er ein sicheres Händchen für eingängige, poppige Melodien hat. Die Gitarre überschreitet nie den Härtegrad des Radio-tauglichen. Wenn sie sich traut, mal ein etwas 'härteres' Spiel hervor zu holen, dann wird das sogleich durch das Keyboard verwässert und gezähmt. Alle Tracks sind sehr ruhig, melodiös, verträumt und deprimiert gehalten. Es reiht sich eine sentimentale, balladeske Nummer an eine weitere der gleichen Art an. Was zu einem gewissen Punkt als speziell und auch positiv zu werten ist, sind die 30er- und 40er-Jahre-Elemente, die in einigen Songs zum Vorschein kommen. Das ist sicher was Neues und auch recht gut gemacht. Jeder Song ist solide zusammengezimmert und gut eingespielt, auch an der Produktion gibt es nichts auszusetzen. Die doch schönen Melodien kommen gut zur Geltung. Bei einer deprimierenden Phase im Leben würde sich diese Musik als Fluch oder Segen herauskristallisieren. Fluch deshalb, weil es einen nur weiter runter ziehen kann, und Segen, weil die Texte einem aus der Seele sprechen. Aber jetzt noch zum wirklich Positiven, welches "Love Is Gone" zu bieten hat: Das ist die Stimme von Namensgeber und Kopf der Band Kristofer Dommin. Sie ist leicht angeraut, abwechslungsreich und hat eine ziemlich grosse Spannweite. Mal Sehnsüchtig, mal verletzt, kurze Zeit auch wütend im Unterton passt sie sich gut den Stimmungen der einzelnen Songs an. Und gibt den doch farb- und gesichtslos daherkommenden Tracks gewisse gute Akzente. Fans der Eingangs erwähnten Bands sollten hier zugreifen, aber den anderen würde ich diese Scheibe eher nicht empfehlen.
André G.
Punkte: 5.0 von 10        
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SIX FEET UNDER – Graveyard Classics Vol. 3
Metal Blade/Musikvertrieb
SFU haben es tatsächlich gewagt, nochmals ein reines Coveralbum zu veröffentlichen. Der erste Teil wurde ja in der Metalgemeinde noch sehr geschätzt, doch schon beim zweiten Teil wurden die negativen Kritiken schon lauter. Kreativer Stillstand, aufkommende Langeweile usw. waren die Aussagen bei der Hommage an AC/DC's "Back In Black". Nun ist demnach zu befürchten, dass sich die negative Abwärtsrichtung auch bei der neuen Veröffentlichung weiter zeigen wird. Beginnen wir mal mit den harten Fakten: Der Sound ist über alle Kritik erhaben, wie immer fett und transparent. Die technischen Fähigkeiten der Instrumentalfraktion sind dies ebenfalls, was aber nach 15 Jahren ja auch Standard sein sollte. Zudem wir es ja hier mit Death Metal-Urgesteinen zu tun haben. Der grösste Kritikpunkt liegt bei den Vocals: Stumpf und stur wie eh und je brummelt Mr. Barnes vor sich hin. Kein Anzeichen von Variabilität und/oder Entwicklung. Positiv zu bewerten ist die Songauswahl, sind die meisten Songs doch eher vergessene Perlen und stehen bei den Originalbands meistens nicht im Liveprogramm. Dies allerdings natürlich auch mit Ausnahmen. U.a. werden Songs von Mercyful Fate, Metallica, Slayer, Van Halen und Prong nachgespielt. Überraschende und interessante Songs sind da schon eher die Covers von Anvil, Blue Oyster Cult, Ramones und Exciter. Und mehr gibt es zu diesem Silberling auch nicht zu sagen. Abschliessend gesagt: trotz des einen oder anderen Partykrachers sicherlich eine Veröffentlichung, welches die Welt nun nicht unbedingt braucht.
Ralf W.G.
Punkte: keine Wertung  
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CONTORSION - Solace Through Lies
Non Stop Music
Oh du holdes Schweizer Musikschaffen, wie leer wäre mein Leben doch ohne dich? Mittlerweile ist es tatsächlich so, dass gut 30% der bei mir gehörten Mucke Schweizer Wurzeln hat - eine Tatsache, die für sich spricht. Ich muss dabei aber erstens eingestehen, dass der eidgenössische Thrash Metal bis anhin noch nicht den Einzug in diese Kategorie gehalten hat und dass sich das zweitens mit "Solace Through Lies" auch nicht ändern wird. Das liegt dabei noch nicht mal daran, dass Contorsion hinter der Konkurrenz zurückstehen, oder - wie leider oft bei lokalen Acts bemerkbar - zu wenig Energie in das Unterfangen stecken. Nein, dafür gibt es zwei wesentlich grundsätzlichere Probleme zu erörtern: Zuerst mal lässt sich überraschend schnell konstatieren, dass Contorsion sich keinen Deut von anderen Bands dieses Generes unterscheiden und sich so einfach gesichtslos in die Masse einfügen – und zum anderen strotzt "Solace Through Lies" nur so von kleinen, aber nicht minder auffälligen Unsauberkeiten: Schlecht gespielte Bass-Drum, unsaubere Intonation bei Lead-Klampfen und zur Krönung ziemlich uninspirierte Leadvocals: Keine gute Voraussetzung für die Platte des Monats. Die Scheibe dabei von einem Szeneprofi zusammenbasteln zu lassen, half da auch nicht gross weiter – zwar knallt's aus allen Ecken und Enden, aber die Fehler hätten dabei auch gleich eliminiert werden dürfen. Schade um den Stolz auf nationale Musik, aber "Solace Through Lies" kann ich ohne Selbstzweifel umgehen - mittelprächtige Songs und mässige Performance mit einer fetten Produktion zu untermauern hat noch niemandem genützt.
El Muerte
Punkte: 5.0 von 10      
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HELLBASTARD - Need To Kill
Selfmade God Records/Non Stop Music
Hellbastard stammen aus England, spielen Thrash Metal und haben ein neues Album am Start, das sich "Need To Kill" nennt. Dieser Satz klingt so ziemlich öde wie wenn das Bier ausgeht, die Kiste leer ist und der nächste Nachbar auch nicht zuhause ist. So miserabel klingen leider auch Hellbastard, die zwar 16 annehmbar produzierte Songs auf ihrem neuesten Werk haben aber in punkto Eigenständigkeit null, null und noch einmal null komma null Aufwand vorweisen. Da werden stellenweise so dreist ja ganze Passagen von Pantera oder Slayer geklaut, so dass einem richtig mulmig wird. Nein Leute, wir haben alle Einflüsse von anderen, die wir unbewusst in uns aufnehmen (nein, das Trinken habe ich mir selber beigebracht) und wir können ja mal im Proberaum ein Cover von unserer Lieblingsband zum besten geben, aber wenn man schon etwas Eigenes kreieren will, bitte, da muss man halt nach neuen Riff-Ideen suchen und neue, noch einmal zum Mitschreiben NEUE Tracks ins Leben rufen. Ich vergebe 3.5 Punkte für die Produktion, die Aufmachung des Booklets, aber sonst kann man "Need To Kill" in den Abfalleimer schmeissen. Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Die Engländer sind im Thash Metal zuhause, mit komischem Gesang.
Daniel J.
Punkte: 3.5 von 10    
                           
REVELATION – For The Sake Of No One
Shadow Kingdom Records
Was passiert, wenn man eigentlich brauchbare Mucke am Start hat, der Sänger aber praktisch gar nichts kann? Richtig, die gesamte Atmosphäre geht flöten. John Brenner hat Dennis Cornelius hinterm Mikro weggeschubst und versucht sich nun ebenfalls wieder an der Gitarre und an den Vocals. Letztere sind einfach nur langweilig und emotionslos, während die Spielereien an den sechs Saiten ganz ordentlich und stimmig daherkommen. Allerdings ist die Qualität des Sounds im Vergleich zu heutigen Standarts dermassen mies und Einheitsbrei-mässig, da ist das Re-Release um Welten besser abgemischt. “For The Sake Of No One” ist somit ein Doom-Scheibchen geworden, von dem man den Verdacht nicht losbekommt, dass es nur erschaffen wurde, um irgendwie den Namen wieder ins Gespräch zu bringen und eventuell noch ein paar Kröten abzustauben – vermutlich hat mal wieder jemand ‘vergessen’, die Stromrechnung zu bezahlen. Dieser Verdacht wird dadurch erhärtet, dass ebenfalls gleichzeitig das Album “Revelation” auf den Markt geschmissen wurde, welches offenbar niemals zuvor released wurde und lediglich als “Unreleased LP” bekannt war. Wie dem auch sei, Revelation anno 2009/2010 sind gesichtslos, austauschbar und mit offenbar veralteter Technik gesegnet. For die hard-freaks only.
Toby S.
Punkte: 3.0 von 10    
                           
DISOBEDIENCE - Of Shadows And Mercy
Quam Libet Records
Beginnt das anno 2000 gegründete Quintett im Intro/Titeltrack unter Hinzunahme eines Dudelsacks (?) noch ziemlich paganesk, schwenken sie ab dem darauf folgenden und ebenfalls kurz geratenen zweiten Intro/Song (?) harsch in Richtung Death/Thrash-Trampeltier-Krach mit untightem Standartriffing, schmerzhaft überpitchten Gitarrenmelodien und einem für mich gewöhnungsbedürftigen Double Base-Sound. Die nächsten fünf Songs der EP und im speziellen einzelne Gitarrensounds sowie die allgemeine Instrumentenhandhabung sind zudem manchmal derartig niedlich anfängermässig, dass mir einfach die Worte fehlen. Hätten die fünf Aargauer nur ihren Bandnamen nicht derart wörtlich genommen, denn hier ist noch massiv Übungsspielraum vorhanden und auch empfehlenswert. Nichts für ungut Jungs, erste eigenständige Ansätze sind durchaus vorhanden, aber vor der nächsten Aufnahme würde ich empfehlen, die Übungsschrauben anzuziehen und tighter zu werden, denn bei aller Sympathie tönt 'gut' einfach anders. Musik für Venom-Anhänger und Kult-Verfechter. Wer sich einen Höreindruck verschaffen möchte, surft auf www.disobedience.ch resp. www.myspace.com/disothrashdeath.
Hardy
Punkte: keine Wertung
   
THE MURDER OF MY SWEET – Divanity
Frontiers Records/Musikvertrieb
Schreibt man eine Review, versucht man Objektiv an die Sache heran zu gehen. Schliesslich steckt nun mal hinter jedem Release viel Herzblut, Arbeit, Zeit und Kohle. Künstler geben ihr Bestes, da sollte man als Schmierfink den gebührenden Respekt zollen, und doch kotze ich beim Anhören von "Divanity" auf die Tischplatte. Dies hat nichts damit zu tun, dass The Murder Of My Sweet schlecht wären, ihre Instrumente nicht im Griff haben oder Sängerin 'Angelica' über eine nervende Stimme verfügt. Im Gegenteil, die Songs, welche "Divanity" beinhaltet, gehen rasch ins Ohr, sind unterhaltsam und liebreizend bis auf den letzten Tastenton. Da tauchen auch rasch mal Bands wie Delain, Krypteria, Lunatica, etwas entfernt sogar Evanescence oder Within Temptation auf dem Radar auf. Also alles wunderbar auf dem Planeten, wir haben uns alle lieb, Naturkatastrophen kennt man nur aus Filmen, Waffenfabriken produzieren nur noch Raumerfrischer für Klos (wobei, selbst beim Scheissen stinkt es hier nicht mal), Korruption, Rassismus, Vergewaltigung, Mord, Totschlag und Krieg sind längst aus den Schlagzeilen verschwunden und aus Gefängnissen wurden Freizeitparks für Familien. In dieser heilen Welt braucht es natürlich auch Rock-Musik, und da kommen The Murder Of My Sweet genau richtig, da wird selbst jede brave Hausfrau zur ausgeflippten Rockgöhre und jeder Investment-Banker zum harten Kerl. Dies ist der Punkt, wo mir die Galle die Speiseröhre hochklettert, denn "Divanity" ist so glattpoliert, dass man ein Gourmet-Menü aus der Mülltonne essen könnte. Tiefgang besitzt das Werk ebenso wenig wie Ecken und Kanten, kommerziell ausgereizt bis zum letzten Notenschlüssel und auf Hochglanz poliert wie die Werbung eines Wahlkampfplakates. Selbst der Besuch beim Zahnarzt wird mit dieser Musik zum Hochgenuss und das Ausfüllen der Steuererklärung zum spannenden Reisser. Es würde mich also nicht erstaunen, wenn die Band mit "Divanity" erfolgreich, von der breiten Masse abgefeiert und dauernd im Radio gespielt würde. Wäre ich objektiv und müsste urteilen, dann könnte ich dem Werk 6-7 Punkte vergeben, doch warum soll ich bei dem Spiel mitspielen? Ich habe ehrlich gesagt die Schnauze voll von dieser Art von Ausverkauf, zudem muss ich erst mal die Kotze von meinem Tisch entfernen... weg mit dem Dreck!
R.K.
Punkte: 2.0 von 10    
                           
THE WOUNDED KINGS – The Shadow Over Atlantis
I Hate Records
Mit Doom Metal ist das ja so eine Sache für sich. Den einen kann es nicht langsam und schleppend genug gehen, während andere sich mehr auf Melodien und Groove verlassen. Das Quartett aus England hat sich vollends dem zähen, klebrigen Sound verschrieben, der im Verlauf von „The Shadow Over Atlantis“ nur spärlich wirklich an Fahrt gewinnt. Lava-Riffs, gepaart mit spacigen Melodien und abgefahrenen Soundstrukturen kreieren eine ganz eigene Welt der Verderbnis, welche den intensivsten Moment der ganzen Platte im Stück „Into The Ocean’s Abyss“, einem zweiminütigen Instrumental, in ganzer Bandbreite darstellt. Sänger George Birch singt sehr monoton, was eine gewisse Ermüdung mit sich bringt, zumal er innerhalb der Soundstrukturen förmlich versinkt und kaum noch wahrnehmbar ist. Dies scheint gewollt zu sein, aber es erschwert den Zugang zu den Welten von The Wounded Kings – ausser man ist auf einem bestimmten Trip, hervorgerufen durch gewisse Halluzinogene. Dies muss nicht zwangsläufig schlecht sein, denn Phazm aus Frankreich haben ja auch schon bewiesen, dass sich so hervorragende Musik kreieren lässt, aber wenn dies eine Voraussetzung an den Hörer ist, so sollte dies auf der Scheibe vermerkt sein. Viel mehr gibt es zu „The Shadow Over Atlantis“ nicht zu sagen, denn es lassen sich, abgesehen vom Instrumental, keinerlei wirkliche Höhepunkte oder herausragende Tracks feststellen (nicht einmal das zweite Instrumental „Deathless Echo“), alles plätschert gleichförmig abstrakt-wirr an einem vorbei. Gut, gibt es Aspirin...
Toby S.
Punkte: 2.0 von 10    
                           
RICK SPRINGFIELD/JEFF SILVERMANN - From The Vault
Frontiers Records/Musikvertrieb
Au weia, was hat sich den Rick Springfield hierbei gedacht?! Zusammen mit seinem ehemaligen Tourgitarristen und ehemaligen Producer Jeff Silverman hat er diese ziemlich unnötige CD verbrochen. 13 zum Teil unveröffentlichte, zum Teil remasterte, langweilige Songs. Ich bin ja ein toleranter Musik-Genießer, aber diese aufgewärmte, billige 80iger-Jahre-Kacke kann der sonst so gute Songwriter Rick Springfield wohl nicht ernst meinen. Schon die seelenlosen, nach Computer klingenden Drums turnen den Zuhörer total ab. Die Gitarre kann man in manchen Songs nur erahnen, und die billig klingenden Keyboards geben den Liedern noch den Rest. Ich hab mich wirklich einige Male durch das ganze durchgewürgt und versucht, doch noch was Gutes zu finden, aber hier gibt's auch nach dem x-ten Durchlauf nichts zu finden, was spannend wäre. Langweilige Melodien, schon 1000-fach gehörte Refrains und sonst nichts, leider. Nach den starken Rick Springfield-Werk "Venus In Overdrive" bin ich einfach nur enttäuscht. Diese CD kann ich wirklich nur empfehlen als Untersatz für eine Dose Bier.
Crazy Beat
Punkte: 2.0 von 10    
                           
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