CD-Reviews Januar 2011
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
MR. BIG - What If...
Frontiers Records/Musikvertrieb
Oft ist es ein Fluch, wenn eine (Rock-) Band einen charttauglichen Monster-Hit schreibt, weil sich dieser dann meist nicht wiederholen, geschweige denn, respektive noch seltener, toppen lässt. So geschehen auch mit Mr. Big, die sich 1991 mit dem Akustik-Smasher «To Be With You» ein Denkmal schufen und danach lange Zeit, zumindest in unseren Breitengraden, oft darauf reduziert wurden. Dabei hatten die Amis mit dem genialen Saiten-Duo Paul Gilbert (g, kam von Racer-X) und Billy Sheehan (b, kam von Talas) zwei der virtuosesten Vertreter ihrer Zunft im Lineup. 2009 fand sich die Ur-Besetzung, zu der noch Sänger Eric Martin und Drummer Pat Torpey gehört, wieder zusammen. Im Land der aufgehenden Sonne, sprich Japan (wo Mr. Big gottähnlichen Status erlangten), wurde die hammergeile Live Comeback-Scheibe «Back At Budokan» mitgeschnitten. In Europa ging man erfreulicherweise auch wieder auf Tour und das Z7 in Pratteln wurde ebenfalls mit einem Besuch beehrt. Das absolut fantastische Konzert im Herbst 2009 gehörte musikalisch mitunter zum Besten, was dort je aufgeführt wurde. Dass diese Reunion nicht nur des Geldes wegen oder aus welchen Gründen auch immer abgehalten wurde, untermauert nun das brandneue Studio-Album «What If...», notabene erst das fünfte Werk der Ur-Besetzung seit dem selbstbetitelten Debüt von 1989. Insgesamt ist es jedoch der siebte Release, da «Get Over It» (1999) und «Actual Size» (2001) von Richie Kotzen (Ex-Poison) anstelle von Master Gilbert eingespielt wurden. Nachdem Billy Sheehan 2002 (nach der Abschieds-Tour) gekickt wurde, war Schicht im Schacht. Fast eine Dekade später folgt also die neuste Langrille und sorgt gleich für das erste Highlight des noch jungen Jahres. Mit spielerischer Leichtigkeit rockt sich das Kult-Quartett durch zwölf Songs hindurch, die einerseits das immer noch gute Gespür für schöne Melodien nicht missen lassen und andererseits gibt es natürlich wieder Gilbert-Soli und Sheehan Bass-Läufe satt! Die Rhythmik und die Backing Vocals klingen dabei oft nach Van Halen zur Phase mit Sammy Hagar (mehr, wie beim Opener «Undertow») und auch David Lee Roth (weniger, zum Beispiel bei «American Beauty») lässt grüssen. Mein Favorit ist der satte Groover «Once Upon A Time», der für das Abspielen förmlich nach einer High-End Anlage schreit und «Around The World», das etwas an die W.A.S.P.-Version von «The Real Me» (das Original ist ja von The Who!) erinnert. Leisere Töne bieten hingegen «Stranger In My Life» und «All The Way Up», wobei letzterer Song klar über Hit-Potenzial verfügt. Nebst den Japan-Editions mit zusätzlichem Material gibt es auch bei uns eine Version mit einer beigefügten DVD, auf der Videos, das "Making Of" zum Album und Interviews zu sehen sind. Analog-Freaks können das Teil überdies auch in edlem Vinyl abgreifen. Hardrock-Fans kommen auf keinen Fall an «What If...» vorbei und wer noch Verwendung für den verbliebenen Weihnachtsbatzen sucht, kann hier getrost zuschlagen!
Rockslave

Punkte: 9.6 von 10
APPEARANCE OF NOTHING – All Gods Are Gone
Escape Music/Non Stop Music
Ehrfürchtiges Zuhören und freudiges Mitwippen stellt sich ein, wenn man dem neuen Album der Schweizer Prog-Metaller lauscht. Was sich mit "Wasted Time" bereits erahnen liess, ist nun bei "All Gods Are Gone" eingetroffen: Appearance Of Nothing haben es geschafft, das hohe musikalische Niveau in sieben mitreissende Lieder umzuwandeln. Dabei haben sie endgültig ihre eigene Identität gefunden, so dass die bei einer Progressive Metal-Band üblichen Vergleiche mit Dream Theater und Symphony X wegfallen. Der Name Appearance Of Nothing steht ab sofort für sich selbst! "All Gods Are Gone" bietet alles, was das Prog-Herz begehrt: Überraschende Rhythmuswechsel, eingängige Melodien und tolle Refrains. Dazu gesellt sich eine selten gehörte Verspieltheit. Appearance Of Nothing verstehen das Wort 'Progressive' nicht als festgefahrene, eng begrenzte Stilbezeichnung, sondern gehen tatsächlich neue Wege und sind deswegen Fortschrittlich. So baut zum Beispiel "The Call Of Eve" auf einem Techno-'Riff' auf. Ebenso wenig Angst scheinen die Progger davon zu haben, wie bei "The Mirror's Eyes" oder "... I Said Silence" mal kurzfristig tiefe, böse Gesänge einzusetzen, um bald darauf ganz sanfte Töne anzuschlagen. Die Grundstimmung des Albums ist eher aggressiv. Da passt es gut, dass "Sweet Enemy" von Melancholie geprägt wird und damit für weitere Abwechslung sorgt. Wie bei den Vorgänger-Alben teilen sich Pat Gerber und Omar Cuna den Gesang. Unterstützt werden sie zusätzlich durch Devon Graves (Psychotic Waltz) und Dan Swanö (Nightingale). "All Gods Are Gone" gehört bereits jetzt zu den absoluten Highlights des noch jungen Jahres. Es bleibt zu hoffen, dass davon nicht nur die Prog-Welt Kenntnis nehmen wird!
Roger W.

Punkte: 9.1 von 10 
BELPHEGOR - Blood Magick Necromance
Nuclear Blast/Warner
Alles Fotzen, ausser Belphegor! Job verloren, von Mutti verstossen und deine Alte lässt sich vom hässlichen Nachbarn knallen nur weil er einen neuen Ferrari hat und du nur einen alten Lamborghini? Tja, die Welt ist immer noch scheissgemein, aber wenigstens kann man sich auf den General und seine Mannschaft verlassen, denn diese Truppe bringt es fertig mir auch mit Album Nr. 9 ein diabolisches Grinsen ins Gesicht zu meisseln. Die epische Marschrichtung, die schon auf "Walpurgis Rites- Hexenwahn" in Ansätzen zum tragen kam, wurde ausgebaut und auf "Blood Magick Necromance" nicht nur in die gedrosselten Passagen sondern auch flächendeckend mit den Blasts und ruppigen Elementen verzahnt. Der Studio- und Produzentenwechsel zu Peter Tägtgren zeigt sich dazu in einem allgemein etwas dumpferen Soundgewand als die letzten beiden Produktionen und wurde von mir daher auf den ersten Hinhörer als ziemlich entspannt empfunden. Aber auch hier steckt der Teufel im Detail, denn mit zunehmendem Albumgenuss auf einer guten Musikanlage (bzw. was mit den Vorab-mp3's halt so möglich ist..) offenbaren sich erst nach einiger Zeit die differenzierten Stilmittel deren sich Belphegor aktuell bedienen. Die fiese, plakative Garstigkeit der Anfangstage ist einer intelligenten, mehr unterschwelligen Herangehensweise gewichen ohne dabei an Reputation zu verlieren. Aber schon der Deibel selbst wusste, dass er seinen grössten Coup abliefert, wenn er vorgibt gar nicht zu existieren. Meine Stilbezeichnungserweiterung "Supreme Death/Black Gentleman Art" haben sich die umtriebigen Belphegor darum auch redlich verdient, denn die Platte ist ein richtig guter Wein geworden... obwohl und auch gerade weil sie immer noch nach Hufen, Hymen und Hörnern schmeckt, weiter so!
Hardy

Punkte: 9.0 von 10
STRATOVARIUS - Elysium
Ear Music/Phonag
Schlagzeuger Jörg Michael hat im Interview nicht zu viel versprochen. Das neue Album trägt eine andere Handschrift als die bisherigen Scheiben, was aber nicht bedeuten soll, dass "Elysium" kein reinrassiges Strato-Werk geworden ist. Noch immer ist es die Stimme von Timo Kotipelto, die dem Ganzen den Stempel aufdrückt. Das Aushängeschild bestimmt mit seiner erhabenen Art noch immer den Weg der schwedisch-finnisch-deutschen Gemeinschaft, und dies in aller Deutlichkeit. Was sich aber geändert hat, ist die doch eher verspieltere Art, wie die neuen Lieder umgesetzt wurden. Bei "Polaris", dem noch leicht verdaubaren Vorgänger, war es höchstens der Song "Deep Unknown", welcher etwas aus dem Rahmen fiel. Genau diese Komposition ist nun aber als wegweisendes Element für "Elysium" zu sehen. Der Titeltrack, mit seinen fast 20 Minuten Spielzeit, ist ein monumentales Werk geworden, das den Hörer auf eine emotionale Reise mitnimmt. Dieser Epictrack, bestehend aus drei Teilen, zeigt die 'neue Welt' von Stratovarius klar auf. Auf der einen Seite kann sich hier der Nachfolger von Gitarrist Timo Tolkki, Mathias Kupiainen, voll und ganz austoben. Mit vielen kleinen Puzzleteilen wird ein Mörderding eines Songs zusammengebastelt, das man in der Art von den Jungs noch nie gehört hat. Auf der anderen Seite sind es Keyboard (Jens Johansson), Gesang (Timo Kotipelto) und Schlagzeug (Jörg Michael), die keinen Millimeter von der Qualitätsspur Stratovarius abweichen und den Song schon fast wieder verständlich machen. Es braucht mehr als nur einen Durchlauf, bis man sich in den Welten von "Elysium" zu Recht gefunden hat. Allerdings trifft man da auch immer wieder auf die alten Merkmale in Form von der Vorabsingle "Darkest Hour", "The Game Never Ends" und der Ballade "Event Horizon", welche die Truppe im alten Glanz erscheinen lässt. Auch alte Fans sollten dieser wirklich äusserst interessanten Scheibe eine Chance geben. Selbst wenn Hymnen in Form von "S.O.S.", "Eagleheart" oder "Hunting High And Low" fehlen. "Elysium" ist weit davon entfernt, ein progressives Album zu sein! Stratovarius sind noch immer Stratovarius! Aber: Die Jungs haben sich einer Frischzellenkur unterzogen, die man vielleicht so nicht erwartet hat, aber die Band variabler und interessanter denn je zeigt.
Tinu

Punkte: 9.0 von 10
EVIL SURVIVES – Powerkiller
Heavy Artillery Records
Bei einer neuen Scheibe schaue ich mir meist zuerst das Booklet an, um mir mal einen ersten Überblick zu verschaffen. Bei Evil Survives war dies nicht anders, zumal ich von dieser kanadischen Band noch nie was gehört habe. Nachdem die fünf Jungs behaupten, dass alle Songs von Satan höchstpersönlich komponiert wurden, war ich doch sehr gespannt, was mich erwarten wird. So war dann die Überraschung gross, als mir mit "Powerkiller" typischen NWOBHM um die Ohren gehauen wird. Man hört sofort, welches die Vorbilder sind, nämlich Iron Maiden, Judas Priest und Mercyful Fate. Mit "J.P.L" widmen sie sogar einen Song Judas Priest. Eine herrlich stampfende Huldigung. Diese Newcomer haben ein richtig geiles Album geschaffen, welches mit Alben der genannten Bands durchaus mithalten kann. Die Riffs sind perfekt gespielt. Jedes Solo passt wie die Faust aufs Auge und der Gesang könnte nicht idealer sein. Alle Fans dieser Sparte müssen unbedingt zugreifen. Sieben Songs erster Güteklasse!
Timo K.

Punkte: 9.0 von 10
PALLAS - XXV
Music Theory Recordings/Musikvertrieb
Die schottischen Prog-Rocker sind mit ihrem neuen Album "XXV" zurück. Und es ist das erste mit Sänger Paul Mackie. Und das Ganze ist sehr vielseitig geworden. Die ersten beiden Songs "Falling Down" und "Crash And Burn" sind zwei waschechte Prog Rock-Songs. Und Pallas versteht es einfach, trotz wechselnder Tempi und Stimmungen die Songs einfach fließen zu lassen. Ein Kunststück, das längst nicht alle Prog-Bands beherrschen. Dem entgegen stehen dann wieder Lieder wie "Something In The Deep" das schon meditativ ruhig abläuft und eine wunderbare Ruhe ausstrahlt. Und den Zuhörer mit den am Ende einfliessenden klassischen Instrumenten abheben lässt. Oder die Singleauskopplung des Albums "Monster" ein fast schon radiotauglicher, erstaunlich straighter Song mit einem Refrain, der schon nach dem ersten Mal mitgesungen werden kann. Und das ist noch längst nicht alles Der härtere, atmosphärische Double Base-Track "Young God" erweitert nur noch die Vielseitigkeit der Schotten. Und "Sacrifice" ist gar ein Wechselspiel von atmosphärischen Keys und einem guten rockigen Gitarrenriff, natürlich nicht ohne wunderbare Wechsel und Prog-Parts. Gegen Ende kommt dann mit "Violet Sky" noch ein ganz ruhiger Moment, und mit "XXV Part 2" lässt man ein sehr gelungenes Album ausklingen. Pallas wissen einfach, auch nach vielen Jahren ihres Bestehens, immer noch, wie man gute, atmosphärisch emotionale Prog Rock-Perlen kreiert. "XXV" wird jeden richtigen Proggie begeistern und bewegen, dies ist ein Klasse Start ins neue Prog-Jahr 2011.
Crazy Beat

Punkte: 8.9 von 10
MAGNUM - The Visitation
Steamhammer/SPV
Die britischen Bombast-Rocker von Magnum haben in ihrer Karriere viele Höhen und Tiefen er- und überlebt. Der Tiefschlag kam in Form einer kurzen Anhaltung des Bandlebens, während dessen sich die beiden Köpfe, Sänger Bob Catley und Gitarrist Tony Clarkin, mit Hard Rain den Lebensunterhalt verdienten. Beide merkten aber schnell, dass ihr gemeinsamer Weg ohne Magnum nur halb so viel Wert ist, und so kam es zur glorreichen Rückkehr 2002 mit "Breath Of Life". Mit diesem Album und dem Nachfolger "Brand New Morning" tastete sich das Quintett langsam an ihre erfolgreichen Zeiten mit "On A Storyteller's Night", "Vigilante" und "Wings Of Heaven" heran. Ein Zeit in den 80er Jahren, welche der Truppe grosse Stadien-Auftritte und viel Airplay in den renommierten Radio- und TV-Kanälen einbrachte. Erst mit "Princess Alice And The Broken Arrow" und "Into The Valley Of The Moonking" setzten Magnum auch die typischen Elemente wieder konsequent um. Die Vermischung aus eingängigen Melodien und orchestralen, bombastischen Parts findet nun auf "The Visitation" ihre Weiterführung. So sieht sich ein fantastisch aufgebauter Song, als langer, verspielter Track in Form von "Spin Like A Wheel" auf dem neuesten Streich wieder, ebenso typische Magnum-Mitsinghits, die hier auf den Namen "Wild Angels" und "Midnight Kings" getauft sind, oder ganz einfach tolle Rocksongs wie "Doors To Nowhere". Lasst euch aber nicht von "Black Skies" verwirren - diese eher 'spezielle' Eröffnungsnummer spiegelt nicht gerade das Hitpotenzial der Engländer wieder. Ansonsten ist die neue Scheibe von Catley und Co. genau das geworden, was man sich von den Herren erwarten darf. Ein bodenständiges, rockiges, packendes und interessantes Paket an Musik, das Begeisterung hervorrufen wird.
Tinu

Punkte: 8.8 von 10
POST MORTEM – Seeds Of Devastation
War Anthem Records/Non Stop Music
Ihr könnt euch nicht vom Weihnachtsbaum, von Glückwunsch-SMS und Geschenkpapier trennen? Keine Sorge, Post Mortem schaffen da Abhilfe. Mit "Seeds Of Devastation" nämlich, ihrem nunmehr fünften Silberling, blasen die Berliner euch alle Niedlichkeiten und Sentimentalitäten aus den Gehirnwindungen. Nur schon beim gnadenlos knüppelnden Opener "Deliverance" beginnt der Christbaumschmuck zu bersten, und spätestens mit dem rotzig vorgetragenen "Give Us Hate" hat sich auch der letzte Weihnachtsmann zurück in den Wald verzogen. Auf "Seeds Of Devastation" regiert Wut, regiert Aggression, regiert Death Metal, wie er anno 2011 klingen sollte: brutal, mächtig und abwechslungsreich. So lässt man, wie in "Chopped, Shredded And Grind To Meatballs" oder "So Cold", nicht nur das Maschinengewehr an, sondern groovt in "Ghost Of The Warship" irgendwo zwischen Six Feet Under und Asphyx, steigert sich in "Nocturnal Prayer" vom elegischen Piano-Intro zu einem schleppend verstörenden Funeral Doom-Untergang oder erklärt mit "Blood Spangled Banner" den Nackenmuskeln mit leichter HC-Schlagseite den Krieg. Das Highlight jedoch ist der vertonte Krieg selbst, das über sechs Minuten dauernde "Drop Another Body", das mit viel Bolt Thrower und wenig Nächstenliebe auf kluge und immer wieder überraschende Weise alles niedermalmt. Dass moderner Death Metal sich in keinster Weise an Metalcore oder was auch immer anbiedern muss, das zeigen Post Mortem mit "Seeds Of Devastation" auf eindrücklichste Weise. Falls ihr also zu Weihnachten Gutscheine gekriegt habt, wisst ihr jetzt, was damit anzufangen ist.
Kissi

Punkte: 8.7 von 10
GOD DETHRONED – Under The Sign Of The Iron Cross
Metal Blade/Musikvertrieb
Ungefähr 1.5 Jahre nach dem überall hochgelobten "Passiondale" holt das holländische Todeskommando um Frontmann Henri zu einer weiteren Vertonung des ersten Weltkrieges aus. "Under The Sign Of The Iron Cross" nennt sich das neueste und neunte Werk der Niederländer. Bewährte Trademarks sind natürlich vorhanden wie bisher. Keine Schwäche wird auch hier gezeigt, und so ist es nicht weiter überraschend, dass auch auf dieser Platte keine schwachen Songs zu finden sind. Nach 20 Jahren weiss die Band ganz genau, was ihre Stärken sind. Hooklines und catchy Riffs am Laufband, allerdings dermassen hart und roh gespielt, dass zu jeder Sekunde der Stellungskrieg von 1914-1918 am geistigen Auge vorbei zieht, weswegen es also auch eine grosse Portion aggressiver und heftiger zugeht als auf dem Vorgänger. Mit rund 36 Minuten Spielzeit lässt sich mit dieser Brachialität aber sehr gut leben, da das Songmaterial gewohnt stark ist und keine Langeweile aufkommen lässt. God Dethroned haben zugegebenermassen seit jeher hohe Qualität abgeliefert und sich dadurch immer klar vom Durchschnitt abgesetzt. Ob dieses Album nun noch stärker oder besser als "Passiondale" ist, muss jeder Hörer für sich entscheiden. Ich würde so weit gehen und beide Alben als ein einziges Ganzes ansehen, da es sich hier bei meiner Ansicht nach um eine logische Fortführung von Thematik, Aufbau und letztendlicher kreativer Umsetzung geht.
Ralf W.G.

Punkte: 8.5 von 10
DER W. – Autonomie
3R/Musikvertrieb
Das ist so eine Sache. Als Fan der Onkelz und des W's ist es doch schwer, eine objektive Kritik zu schreiben. Mir gefiel Stefans Debut als Solist nach mehrmaligem Hören immer besser, und als ich die Band dann live erlebt habe, wurde ich erst recht gepackt. Ich war gespannt, wie sich der Zweitling anhören würde. Klar ist, wo Weidner drauf steht, ist auch Weidner drin. Aber auf dem neuen Tonträger, der auf den Namen "Autonomie" hört, folgt er dem Titel. Stefan und seine neue Band haben viel mehr Einflüsse zugelassen, sie gehen auch viel experimentierfreudiger zu Werke. Von Ska, Deutschrock, Metal sowie Blues sind auf dem Album Elemente vermischt worden. Zum Teil ist die Instrumentierung doch sehr speziell, gewisse Parts muten ziemlich schräg an beim ersten Hören. Was auffällt, ist auch, dass die Streicher vom letzten Album durch Bläser ersetzt wurden. Auf der textlichen Ebene gibt es deutlich weniger Pathos. In gewissen Stücken wirken die Lyrics sehr sperrig und kommen holprig daher. Thematisch ist es ein Potpourri von Religion, Privatem und Gesellschaftlichem, also ganz der W. Der Gesang an sich ist streckenweise beim ersten Hördurchgang auch etwas gewöhnungsbedürftig. Musikalisch geht es in den 15 Songs doch meist rockig zur Sache. Mal etwas härter und in die Fresse ("Mamas kleines Monster"), dann wieder ganz ruhig ("Der Hafen"), um nur zwei Beispiele zu nennen. Der Grundtenor ist sicher der Rock, aber wie schon erwähnt kommen Bläser zum Einsatz, ganz in Ska-Manier, dann wieder schöne Slide-Gitarren, die den Balladen die nötige Ruhe bringen - einfach alles, was es braucht. Ich finde es gut, dass Stefan sich mit einem grossen Schritt aus dem Schatten der legendären Onkelz raus bewegt hat und eben auch mehr Einflüsse zulässt. Eins ist aber vorneweg zu sagen: Diesen Silberling muss man sich ein paar Mal zu Gemüte führen, dann zündet er, und zwar fett! Sicher sind nicht alle Tracks der absolute Bringer, aber im Gesamten ist es ein starkes Deutschrock/Metal-Album geworden. Von den Musikern um Stefan herum kann man nicht so viel erzählen, ausser, dass sie ihr Handwerk sehr gut verstehen und wissen, wie die Stimmungen in den Songs zu vertonen ist. Jeder, dem die erste CD gefallen hat, sollte sich das Teil anhören, aber nicht vergessen: Wenn's beim ersten Mal nicht zündet nicht aufgeben, das Album braucht eine Weile. Allen anderen, die auf guten, fetten Deutschrock/Metal stehen, kann ich das Piece nur ans Herz legen.
André G.

Punkte: 8.5 von 10
TNT – A Farewell To Arms
Metal Heaven/Non Stop Music
Die norwegische Truppe um Drummer Diesel Dahl und Gitarrist Ronni Le Tekro wurde vor beinahe 30 Jahren ins Leben gerufen. Kein Wunder also, dass die Band in dieser langen Zeit diverse Hochs und Tiefs erlebt hat. Unvergessen sind Melodic-Perlen wie "Knight Of The New Thunder" oder "Tell No Tales" in den 80ern. Die 90er waren für praktisch alle klassischen Rock-Bands eine Durststrecke. Auch TNT kamen mehr schlecht als recht über die Runden. Zur Jahrtausendwende ging es dann wieder steil Bergauf, bis 2006 der begnadete Sänger und Aushängeschild Tony Harnell der Band den Rücken kehrte. Eine äusserst schwierige Situation, mit der die Truppe konfrontiert war. Doch fand man mit dem Ex-Shy-Frontmann Tony Miles einen qualitativ praktisch ebenbürtigen Ersatz. 2007 wurde im neuen Line Up die neue Scheibe "The New Territory" veröffentlicht. Ein akzeptables Album, das aber in Punkto Songqualität deutlich hinter dem bisherigen Schaffen zurückblieb. Der Nachfolger "Atlantis" war auch nicht schlecht, aber nochmals ein Stück schwächer. Gott sei Dank haben die Norweger nun das Steuer herumgerissen und sich an der glorreichen Vergangenheit orientiert. "A Farewell To Arms" geht nämlich wieder back to the roots. Tony's Vocals geben den Tracks und somit auch der Band wieder Ausstrahlung und Identität, ähnlich wie es sein Vorgänger machte. Die individuellen Gitarrenparts von Ronni waren schon immer grandios. Der Mann hat einen ganz eigenen Stil, ein gesunder Mix von modernen und klassischen Elementen, der TNT aus der Masse der Melodic/Hard Rock-Bands hervorhebt. Auch die Songs haben wieder Hand und Fuss und werden der Truppe, die, von den letzten beiden Outputs enttäuschten, Fans wieder zurückbringen. An die 80er-Highlights kommen die Jungs (noch) nicht heran. Einige wenige Tracks sind nämlich bloss Lückenfüller. Das Gros der Songs wird aber den Ansprüchen der Fans mit Sicherheit gerecht. TNT ist nun wieder die Band, die man kennt, Tony Miles hat sich als neuer Sänger bewährt und "A Farwell To Arms" kann man kaufen, ohne negative Überraschungen erleben zu müssen.
Chris C.

Punkte: 8.6 von 10
DIABOLICAL – Ars Vitae
ViciSolum Productions/Non Stop Music
Schweden ist eine, wenn nicht sogar DIE Hochburg des moderneren Death Metal. Seit 14 Jahren rumpeln und prügeln sich die Jungs von Diabolical auch schon durch die Szene. Mit mehr oder auch weniger Erfolg. Das Problem, dass bei der Flut von Bands nicht alle gross rauskommen können, liegt auf der Hand. Es geht auch nicht darum, ob die Instrumente beherrscht werden, sprich das Können vorhanden ist oder nicht. Denn Die Combo hat es definitiv im Griff, auf ihrem 4. Longplayer "Ars Vitae" haben sie insgesamt 17 Tracks gepresst. Gut, es sind nicht alles 'echte', ausgewachsene Songs. Zum einen haben wir da ein kurzes, instrumentales Intro, das einen ins Album reinträgt, und zum anderen ist da an fünfter Stelle ein weiteres, instrumentales Piece, das knappe 20 Sekunden dauert. So kann man natürlich schon auf eine so hohe Anzahl Songs kommen. Aber ansonsten wird dann schon auf ganzer Länge gezockt. Auf dem Album sind 4 brandneue Tracks, 9 Live-Songs, die meist sogar bis dato unveröffentlicht waren. Zusätzlich ist eine neu aufgenommene version der vergriffenen EP "Deserts Of Desolation" auf "Ars Vitae" enthalten. Also ein rundum Sorglos-Paket. Bei den Live-Tracks fehlt es mir etwas an der Live-Atmosphäre. Die Fans hört man praktisch nie, und auch die Qualität der Songs ist sehr hoch. Da stellt sich mir die Frage, ob es 'echt' live ist? Aber sonst kommen die Songs sehr fett rüber. Im ersten Album-Teil regiert eher der Mid Tempo-Bereich. Die Band bietet sehr druckvollen, versierten Death Metal. Immer wieder werden die Lieder durch ruhige, fast schon sphärisch anmutende Parts unterbrochen. Die Jungs verstehen es, durch reduzierte Geschwindigkeit an Kraft zuzulegen und mit fetter Power und Wucht zu punkten. Im zweiten Teil des Silberlings, insbesondere bei den Live-Tracks, geht es dann rasanter zu Werke. Was auf der Bühne bekanntermassen eh besser kommt. Auf der musikalischen Ebene kann ich da nicht wirklich was bemeckern. Mit ihrem tiefdrückenden Spiel und den schnellen Soli oder auch mal ganz zarten und feinen Melodien wissen die Gitarristen Tobias und Dan echt zu Gefallen. Sie werden amtlich von Pär am Schlagzeug und Carl am Bass unterstützt. Sverkers Organ ist zu jeder Zeit wild schreiend und growlend, fügt sich aber immer sehr gekonnt ins Songgefüge ein. Langeweile kommt zu keinem Moment auf. Die Band versteht es hervorragend, von wildem Geballer zu schleppend, von prügelnd zu melancholisch ruhig zu switchen.
André G.

Punkte: 8.5 von 10
DARKWATER - Where Stories End
Ulterium Records
Nach der Gründung im Jahre 2003 veröffentlichte die Band 2007 ihr Debut "Calling The Earth To Witness". Mit "Where Stories End" schenken uns die 5 Schweden ein weiteres Album im Progressive/Melodic Metal-Bereich. Das erste Album war noch sehr stark an Bands wie Dream Theater und Queensrÿche angelehnt. Ich erlaube mir zu behaupten, dass sogar hierbei recht viel kopiert wurde. Musikalisch wie auch gesanglich hatte man seine eigene Richtung noch nicht so ganz gefunden. Bezüglich Songwriting und Produktion konnte man nun einen Zahn zulegen und fügte den Aufnahmen eine persönliche Note bei. Jeder Track auf dem Album erzählt eine Geschichte über eine aussergewöhnliche Situation oder ein Ereignis im Leben eines Menschen. Die Band will damit sagen, dass alles einmal zu einem Ende kommt und egal was man tut oder wie man sich dagegen wehrt, der Weg, der für einen bestimmt ist, wird einen in die richtige Richtung führen. Allgemein wirken die Songs auf mich harmonischer und strukturierter. Gut, dass man sich laut eigenen Aussagen hauptsächlich auf die Arbeiten mit Darkwater konzentrierte, da musste wohl die Zweit-Band Harmony hinten anstehen. Mit Harmony steuert man in fast gleicher Besetzung eher den Christian/Power Metal an. Gemischt wurde die Scheibe von Fredrik Nordström und Henrik Udd, welche durch Ihre Arbeit mit Bands wie In Flames, Hammerfall und Dimmu Borgir bekannt geworden sind. Ganz klar, es gibt mittlerweile unzählige Bands auf diesem Planeten. Ich denke, es ist nicht gerade einfach, heutzutage das Rad neu zu erfinden und mit "Where Stories End" werden Darkwater keine Revolution in der Musiklandschaft auslösen, aber das muss ja auch nicht immer zwingend notwendig sein. Ich empfehle das Album wärmstens allen, die eine Vorliebe für die Kunst der komplexen Songstruktur haben, dies jedoch gern etwas melodiöser bevorzugen. Für mich ist die Scheibe wirklich sehr gelungen.
Liane P.

Punkte: 8.5 von 10
ZENO MORF - Wings Of Madness
Karthago Records/Non Stop Music
Es scheint so, als kämen die Norweger direkt aus den 80ern durch ein Zeitloch in unsere Zeit geschossen. Interessant ist dabei, dass die Band schon seit 1987 besteht und erst nach zweiundzwanzig Jahren ihr Debut auf die Beine gestellt hat, nämlich 2009. Und nur ein Jahr später folgt nun der neue Rundling "Wings Of Madness". Manche Songs hören sich stark amerikanisch an, andere wieder sind doch beträchtlich Iron Maiden-orientiert, vor allem macht sich das bei den zweistimmigen Gitarrensoli und den ruhigeren Momenten bemerkbar. Sänger Erik Westerlund hat eine ausdruckstarke, vielseitige Stimme, die hie und Anleihen zu Ron Philips (Black Angels) und sogar eine etwas rauere Version von Meat Loaf hat. Die Songs sind durchwegs gut, leben vom Gesang und starken Gitarrenriffs. Guter, alter Metal eben. Untermalt von interessanten Breaks, trockenen Drums ohne viel überflüssige Effekte und auch mit tollen Chören, vor allem bei den Refrains. Kurz und bündig gesagt: Wer auf handgemachten Old Style Metal steht, dürfte an "Wings of Madness" sicher seine Freude haben.
Crazy Beat

Punkte: 8.4 von 10
SOUL DEMISE – Sindustry
Remission Records
17 Jahre existiert die Nürnberger Combo mittlerweile bereits. "Sindustry" ist ihre 5. Full Length-Scheibe und ihr 8. Output überhaupt. Das vorliegende Album würde ich als ihr Härtestes bezeichnen. Durch die geschickt arrangierte Kombination von Thrash-Härte und Schweden-typischer Harmonien, dazu dem technischen Können der Band, wird ein knallhartes Soundgewitter losgetreten. Sie verstehen es perfekt, rasend treibende Brutalität und eingängige Melodieführung zu verschmelzen. Somit ergibt sich ein homogener und fetter Sound. Von Beginn weg ist das Ganze im Up Tempo-Bereich angesiedelt. Die Rhythmusbastion um Drummer Jan treibt mit seinem gnadenlosen Geprügel straight nach vorne in die Magengegend. Die Äxte von den beiden 'A's', Andreas und Alex, bieten das volle Brett. Sie variieren zwischen wildem Geriffe und pfeilschnellen Soli. Gekonnt mischen sie noch ein paar Melodieläufe in die Songstrukturen, damit machen sie das Ganze um ein grosses Stück abwechslungsreicher. Die 10 Songs sind vom Aufbau und den Strukturen her leider ziemlich ähnlich, was das Vergnügen ein kleines bisschen schmälert. Was mich persönlich auch etwas stört, sind die elektronischen Einspieler, und dass die doch fette Stimme von Roman zwischendurch verfremdet wird. Leider geht sie, gerade zu Beginn der CD, etwas im Soundgewand unter. Ich finde, da sollte vom Mix her das nächste Mal der Gesang etwas mehr in den Vordergrund geholt werden. "Sindustry" ist aber alles in allem trotz ein paar kleinen Abstrichen ein Hammer-Melodic/Death Metal-Album. Groovig, treibend, hart prügelnd und doch immer mit der nötigen Melodiösität, ungestümer Energie und Wucht.
André G.

Punkte: 8.3 von 10
BAD HABIT – Atmosphere
AOR Heaven/Non Stop Music
Vor beinahe 24 Jahren wurde die schwedische Formation Bad Habit gegründet. Mit "Atmosphere" veröffentlicht die Truppe Album Nummero zehn. Keine schlechte Leistung, wenn man bedenkt, dass die achtzigermusikvernichtende Grunge-Zeit dazwischen lag. Doch Bad Habit haben die Zeit überdauert, leider aber, ohne den grossen Wurf zu landen bzw. ohne den Bekanntheitsgrad kommerziell wirklich gesteigert zu haben. Eigentlich erstaunlich, denn Bad Habit haben mit "Atmosphere" ein richtig tolles Melodicwerk vorgelegt, vielleicht sogar das Beste in der Bandgeschichte. Obwohl man einige externe Songwriter beigezogen hat, erscheinen keine grossen Namen im Booklet. Mit anderen Worten, Bad Habit sind offensichtlich ein eingespieltes Team, das es fertig bringt, die langjährige Erfahrung positiv in das Album einfliessen zu lassen. Obwohl die Truppe in den 80ern startete und Grundsätzlich diesem Sound treu geblieben ist, klingt "Atmosphere" nie abgehalftert. Dafür sorgen kreative Songs, die diverse Male mit eingängigen Refrains glänzen. Grosse Melodien schreiben zu können scheint ein weiteres Merkmal der Jungs zu sein. Nur selten müssen diesbezüglich Abstriche in Kauf genommen werden. Schön knackige Gitarren dominieren die Szene, das Keyboard wird von den Sechssaitigen dezent in Schach gehalten, ohne ihm aber die Existenz streitig zu machen. Auch die Vocals von Bax Fehling kommen erstaunlich kraftvoll und mit viel Tiefgang rüber. Songtechnisch deckt man das breite Melodicspektrum ab. Zwischen knackigem Hard Rock und Herzschmerzballaden ist alles vorhanden. Unter den total 13 Tracks sind zwar einige bloss Durchschnitt, wirklicher Ausschuss ist aber nicht zu entdecken. Melodic-Fans werden ihre helle Freude an der Scheibe haben.
Chris C.

Punkte: 8.2 von 10
SHRAPNEL – Hellbound
Eigenvertrieb
D
as australische Duo Shrapnel macht schon seit 16 Jahren zusammen in diversen Bands Musik. Die Herren Doepel und Rando haben sich nun gedacht, es sei an der Zeit, eine neue Scheibe mit Songs aufzunehmen, die sie in den letzten 10 Jahren geschrieben haben. Und was wir auf "Hellbound" zu hören kriegen, ist kompromissloser Old School-Trash Metal. Es wird geknüppelt, getrommelt und die Saiten massakriert, als gäbe es keinen neuen Morgen. Es gibt aber auch ruhigere Passagen. So geht's bei "I Am The Hell" und "The Power Is Mine" schon fast ins Mid Tempo rein und verspricht ein wenig Abwechslung. Gott scheint auch nicht wirklich ein Freund der Aussies zu sein. Die besten Beispiele hierzu sind vor allem "Hang On The Cross" und "Trample The Altar". Gotteslästerung in Reinkultur. Alles in allem ist das Songwriting nicht sehr ausgeklügelt, es gibt keine gesanglichen Finessen und auch die Melodien fehlen. Aber bei diesem Thrash-Gewitter ist das auch nicht nötig. Jeder Fan dieser Stilrichtung muss zugreifen. Der Rest lässt wohl lieber die Finger davon.
Timo K.

Punkte:
8.0 von 10
BENEATH THE FROZEN SOIL / EVOKEN – Split
I Hate Records
Split-Scheiben sind ja wie Compilations immer so eine Sache für sich. Entweder es kommt was wirklich Ordentliches dabei raus, oder man kann die Scheibe getrost in die Tonne kloppen. Zwischendrin ist kaum Spielraum, zumindest nach meiner bisherigen Erfahrung. Nun, Evoken spielen grob gesagt Death/Doom Metal, aber mit einer dermassen überwältigenden Atmosphäre, dass einem da spontan Dolorian oder auch Ahab in den Sinn kommen. Die 4 Tracks der Amis sind weder wahnsinnig derb noch nihilistisch gehalten, über die im Hintergrund gehaltenen Rhythmus-Gitarre schwebt beinahe der zerbrechliche Klang der Lead Guitar, bestimmte Samples werden ebenfalls spartanisch eingesetzt, um der allumfassenden Verderbnis ein ganz spezielles Gewand der Trostlosigkeit zu verpassen. Passt wunderbar in die momentane Jahreszeit. Eigentlich bin ich sogar der Meinung, dass man hierbei nicht nur von einer bestimmten Art von Musik sprechen kann, denn hier wird ein ganz eigenes Gefühl der Trauer transzendiert, das so nicht sehr häufig geschieht. Die Vocals sind generell gegrowlt und gegrunzt, stellenweise werden auch gesprochene Parts eingeflochten. Es ist sehr schwierig, diesen Soundtrack in Worte zu fassen, das muss man gehört und selbst erlebt haben! Extrem schön, hart und zerbrechlich zugleich, es erinnert irgendwie an My Dying Bride. Nun, Beneath The Frozen Soil spielen im Grunde genommen in derselben Liga wie Evoken, existieren allerdings noch nicht so lange und haben bisher auch erst eine EP sowie eine weitere Split-Platte mit Negative Reaction veröffentlicht. Musikalisch gesehen sind Beneath The Frozen Soil zwar auch sphärisch, aber eher erdrückend-doomig – nihilistisch oder stellenweise monoton passt auch. Dies muss kein Negativpunkt sein, aber er ist erwähnenswert. Was soll man dazu noch gross sagen? Dieser Split stellt zwei Bands vor, die es definitiv verdient haben, erwähnt respektive gehört zu werden. Evoken bedienen eher die melodisch-sphärische Fraktion, während Beneath The Frozen Soil eher direkter, niederschmetternder sind und weniger Spielereien zulassen. Wenn man sich für diese Art von Sound interessiert, sollte man unbedingt mal in dieses Werk reinhören und dann die Bands einzeln abchecken, da könnten sich noch Welten öffnen!
Toby S.

Punkte:
keine Wertung
SCHAMMASCH – Sic Lvceat Lvx
Black Tower Productions/Non Stop Music
Von den Schweizern mag der eine oder andere inzwischen auch schon gehört haben. In den letzten Monaten haben die drei doch einige Konzerte gespielt. Zudem spielen die Herren auch in anderen Bands, und da der Kreis in der Schweiz doch nicht gerade der grösste ist, wird man ja wohl auch Blutmond kennen. Nun, wie sich aber schon im bedeutungsschweren Namen erraten lässt, bewegt sich das Erstwerk in Richtung überlegter, avantgardistischer Musik. Soll heissen druckvolle Qualität, stilistisch abwechslungsreiche Gitarrenarbeit, von Kreischen bis Growlen alles, was aus einer Stimme rauszuwürgen ist. Die häufig doomigen Gitarrenwände werden gekonnt mit schnellem, repetitiven Riffing durchbrochen. "No Light From The Fires" ziert sich zudem mit akustischen Gitarren und Glockenschlägen am Ende des Liedes. Aber auch in anderen Tracks glänzen verspielte Passagen durch das Dunkel der monotonen, erdrückenden Grundstimmung und verpassen dem Werk eine überaus starke Charakteristik. Auch "Black But Shining" überzeugt mit langsam aufbauender Atmosphäre, walzt sich rituell durch einige eisige Riffs, klingt im Mittelteil kurz ab für einen letzten Atemzug und brennt mit Blastbeats durch. Toller Song! Bei der gesamten Qualität und Eigenständigkeit des Albums fehlt mir aber der letzte, alles zusammenhaltende Kitt, der rote Faden, die Materie zwischen den einzelnen Songs. Es werden verschiedene Emotionen angeschnitten, verschiedene Geschichten erzählt, aber das Werk als Gesamtes ist noch einen kleinen Schritt davon weg, in die Geschichte einzugehen. Aber hey, Hut ab für das wahrscheinlich stärkste Newcomer-Album des letzten Jahres!
Tristan

Punkte: 7.8 von 10
SAECULUM OBSCURUM - Into The Depths Of Oblivion
Twilight/
Non Stop Music
Saeculum Obscurum bedeutet dunkles Jahrhundert. Für uns Hörer eröffnet dieses deutschen Melodic/Death Metal-Combo ein dunkles Jahr. "Into The Depths Of Oblivion" ist ihr Debut. Mit viel Spielfreude, technischen Finessen und dem Mut, auch andere Stilrichtungen einzubauen, können die fünf Deutschen ein starkes Stück Musik abliefern. Da der Black Metal ebenso in das Schaffen von Saeculum Obscurum gehört und sie sich mit viel Bombast und epischen Gitarrenwänden herumschlagen, denkt man relativ rasch an Keep Of Kalessin. Doch die Münchner sind absolut kein Abklatsch irgendwelcher Extreme Metal-Bands. Saeculum Obscurum präsentieren sich eigenständig, wenn auch nicht vollkommen auf neuem Boden. Die Musiker strotzen nur so vor Spielfreude, und Sänger Thorsten growlt sich die Seele aus dem Leib. Vor allem, wenn die Gitarren zum Vorschein kommen und sogar Heavy Metal-Ähnlichkeiten festgestellt werden können, ist "Into The Depths Of Oblivion" besonders ergreifend. In gewissen Passagen wirkt das Werk durch das zu sehr im Vordergrund stehende Keyboard kitschig, aber weil es sich hier um eine Seltenheit handelt, ist dies nicht erdrückend. Saeculum Obscurum zeigen mit ihrem Debutalbum eine beeindruckende Leistung. Viel Liebe fürs Detail und eine grosse Portion Bombast machen den etwas ausgelutschten Melodic/Death Metal wett, und wenn sie jetzt in Zukunft noch an ein paar neuen Ideen arbeiten, muss mit den fünf Deutschen gerechnet werden.
Yannick S.

Punkte: 7.8 von 10
SEVEN THORNS – Return To The Past
Nightmare Records
Die ersten Klänge lassen auf eine Helloween-, Gamma Ray-, Angra- und Edguy-Kopie tippen. Allerdings klar im Fahrwasser der zweiten Generation mit Bands wie Nostradameus, Saidean oder Manticora. Das klingt alles hörbar und tut keinem weh. Aber in meinen Augen ist das eine weitere Band, die das Universum nicht braucht, weil es davon einfach schon zu viele gibt. Kann sein, dass Seven Thorns dabei noch obenauf schwimmen, aber unterm Strich bleibt es eine Truppe, die den Grossen das Wasser nicht reichen kann. Auch wenn die Dänen mit Liedern wie "Through The Mirror", "Freedom Call", "Countdown", "Fires And Stormes" und "Spread Your Wings" gutes Material zu bieten haben, schlussendlich scheitert auch einiges an der eigentlich guten, aber monotonen Stimme. Das Material hat gute Melodien, die auch hängen bleiben können, ist aber sehr ähnlich aufgebaut und bietet selten Abwechslung. Da gibt es einfach zu viele Combos, die das besser umsetzen. Wer sich als absoluten Die Hard-Power-Metaller sieht, kann hier bedenkenlos zugreifen. Wer sich aber auch neben diesem Stil anderes anhört, sollte hier zuerst einmal antesten.
Tinu

Punkte: 7.5 von 10
YOUNG GUNS - All Our Kings Are Dead
Live Forever/PIAS
Das Debut-Album der jungen Briten weiss mit vielen netten Melodien und Arrangements zu gefallen. Obwohl es das Zeug zum Klassiker nicht hat, offenbart "All Our Kings Are Dead" das Potential der Alternative-Rocker. Denn die Young Guns verstehen den Wechsel zwischen laut und leise und bauen immer wieder schöne Spannungsbögen auf, die meist in mehrstimmige Refrains münden. Die Stimme von Sänger Gustav Wood vermag zwar nicht mein Herz zu berühren, schafft aber eine angenehm melancholische Stimmung. Die Stärke der Band liegt aber auch darin, aus den immer ähnlichen Zutaten ein Album zu gestalten, welches man bis zum Schluss hören kann. Mal hymnisch ("At The Gates"), mal stampfend ("Elements"), mal nach vorne dreschend ("D.O.A") und mal verspielt ("After The War") sorgen sie für reichlich Abwechslung. Und trotzdem möchte ich die Band nie live erleben. Zu weinerlich klingen sie mir, zu sehr dominieren die Gitarren-Wände und zu wenig Rock'n'Roll höre ich heraus. Für Freunde des Alternative Rocks könnten die Young Guns aber durchaus zur Offenbarung werden. Denn schlecht ist der Rock der Briten definitiv nicht. Es bleibt also spannend, wie weit sich die Band bei ihrem Zielpublikum nach Oben spielen können. Mit "All Our Kings Are Dead" besitzen sie für den Aufstieg zwar kein Gondelbahn-Ticket, dafür aber eine solide Bergsteiger-Ausrüstung. Der Weg wird also hart, dafür werden die Briten aber jeden erreichten Meter bewusst geniessen und feiern können.
Roger W.

Punkte: 7.5 von 10
BLACK HAWK – Straight To Hell
Karthago Records/Non Stop Music
Es ist kaum zu glauben, aber "Straight To Hell" ist wirklich erst die vierte Veröffentlichung der Band aus Schleswig Holstein seit 1981. Nun, wenn man sich im Netz die turbulente, durch Besetzungswechsel und Zwangspausen geprägte Bandbiographie mal reinzieht, ist das nicht weiter verwunderlich. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache, dass Black Hawk jenseits jeglicher Trends und Anbiederungen traditionellen 80er-Teutonenmetal fabrizieren, muss ich sagen: Hut ab! So viel Beharrlichkeit und Standvermögen in dieser relativ brotlosen Sparte für Undergroundbands zeugt vom wahren Glauben dieser Jungs, die mit ihrer Attitüde Phrasendrescher wie Joey De Mayo mächtig blass aussehen lassen! Zweiter grosser Pluspunkt ist der saubere, druckvolle Sound der Scheibe, wofür sich Produzent Dirk Schlächter verantwortlich zeichnet; eine angenehme Abwechslung zur sonst leider viel zu verbreiteten Meinung, echte Underground-Bands müssten sich durch einen grottigen Klangbrei von der kommerziellen Masse abheben. Natürlich trieft der Old School-Metal von Black Hawk thematisch und erst recht kompositorisch nur so von Metal-Klischees, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass innerhalb der Szene eine wachsende Schar an Fans gerade nach diesem immer wieder totgesagten Stil verlangt. Mal flott ("Isolation", "Nothing To Lose"), mal im alles pulverisierenden, stampfenden Mid Tempo ("Shoot Shoot", "Guardians Of The Night") oder schlicht in der allseits beliebten Rock'n'Roll–Schublade beheimatet ("Bad Pussy"), und natürlich alles immer sehr riffbetont, lassen die Songs von Black Hawk das Herz jedes traditionellen Metallers höher schlagen. Selbstverständlich dürfen gewisse Referenzen an verblichene und noch lebende Zunftgenossen nicht fehlen, jedenfalls erinnert mich der Refrain im wuchtigen Titelsong "Straight To Hell" stark an Helloween, und im Solo desselben Titels konnte man sich eine Verneigung vor Beethoven und seiner 5. Symphonie nicht verkneifen. Mit dem Instrumental "Crystal Shark" senden die Jungs hingegen einen Gruss an jene klassisch inspirierte Gitarrengötter, die über Mike Varney's Label Shrapnel Records ab Anfang der 80er Jahre den Markt mit ihren Kabinettstückchen förmlich überfluteten, und die gelungene Coverversion von Saxon's "Crusader" in der Mitte des Albums muss ich wohl nicht weiter kommentieren. Mit dem etwas sanfteren, aber dennoch grandios symphonischen "Seven Years Of Pain" servieren die Jungs dem Hörer sogar eine jener Powerballaden, zu der man selbst als Kuttenträger die Matte andächtig schütteln darf. "Straight To Hell" bietet dem Metaller also nix Neues, aber dafür altbewährten, soliden deutschen Stahl, wie wir ihn vor rund dreissig Jahren durch Bands wie Accept, Steeler, Grave Digger oder Sinner kennen und lieben gelernt haben, da muss ich mir um die Zukunft unserer Musik keine Sorgen machen. Up the horns!
Mirko B.

Punkte: 7.4 von 10
RAW - Moshpit
MDD Records/Max Music
Das Jahr ist noch jung, so gesehen in den Startlöchern, der Nebel von der Sylvesternacht langsam am Verfliegen und es geht schon wieder thrashig zu und her mit einer Formation aus Deutschland, um es genauer zu nehmen kommen die Jungs aus Mannheim. Man hat die ersten drei Demos nochmals frisch aufgenommen und von Master Andy Classen veredeln lassen. Macht summa summarum 20 Songs auf einer CD, nicht schlecht, würde man meinen. Ich hätte den einen oder anderen weggelassen, denn nach 10 Songs ist man recht gut bedient - dass soll nicht heissen, dass alles Durchschnitt ist, aber richtige Hammertracks sucht man da vergebens. Das Niveau ist verdammt schnell, die Breaks spärlich, die Wiedererkennung fällt fast gänzlich weg - nein Leute, das andere Mal ein wenig mehr Masse und dafür mehr Qualität! Wen's dennoch interessiert, kann sonst ja mal ein Ohr riskieren.
Daniel J.

Punkte: keine Wertung
EXCRUCIATOR - By The Gates Of Flesh (EP)
Heavy Artillery Records
Excruciator, ein noch unbekannter Act aus Portland/Oregon, hat schon bereits mit dem in 2009 veröffentlichen Demo im Untergrund Aufsehen erregt. Dies führte dazu, dass die 5 Youngsters bereits mit Bands wie Forbidden oder Enforcer auftreten konnten. Mit der EP "By The Gates Of Flesh" wird nun ihre erste offizielle Scheibe abgeliefert. Das Material ist recht traditionell und bewegt sich in Richtung Slayer, Kreator und Dark Angel. Excruciator spielen einen ehrlichen und aufrichtigen Trash Metal und verhexen den Zuhörer mit einer atemlosen Geschwindigkeit und einer ordentlichen Portion Energie. In Songs wie "Malevolence Impure" wird ein Level von Brutalität erreicht, welche etliche Trash Metal-Anhänger beglücken könnte. Der dritte und längste Song (6:31) "The Edenwitch of Torment" startet zur Abwechslung ganze 2 Minuten lang noch ganz gemütlich, melodiös und instrumental, um danach mit Gesang und Speed aufzufahren. "Fatal Fornication" hingegen fällt gleich mit der Tür ins Haus und prügelt mit roher Gewalt auf den Hörer ein. An "Reign In Blood", welches mit bis zu 250 bpm (beats per minute) zum schnellsten Werk der Geschichte von Slayer zählt, kommt der Nachwuchs sicher nicht heran, aber was ja nicht ist, kann ja noch werden.
Liane P.

Punkte: keine Wertung
DEVILATE – A Picture Of Misery (EP)
Terrasound Records
Mit einer 5 Track EP kommen die Österreicher um die Ecke. Der Sound ist irgendwo in der Mitte zwischen Death, Metalcore und Thrash Metal anzusiedeln. Nichts wirklich Weltbewegendes, aber es drückt unheimlich hart. Insbesondere das Drumming ist der absolute Killer. Die Double Base bringt jede Nackenmuskulatur zum Glühen. Bei den Gitarren gibt es sicherlich keine Weltneuheit zu geniessen, aber fette Riffs, die gehörig ballern, sind an der Tagesordnung, bei den Soli wird dann sehr flinke Fingerarbeit verlangt. Die beiden Gitarren wechseln ihr Spiel gekonnt ab oder duellieren sich auch gerne mal. Das Ganze besitzt starkes Göteborg-Feeling. Das Organ des Fronters kommt gut rüber: Wütend und böse brüllt er seine Melodeath-Shouts in die Gehörgänge. Die EP ist mit einem Bombensound ausgestattet, was den Songs noch einen grossen Tick mehr an Wumms verpasst. Die 20 Minuten Spielzeit sind aber einfach zu kurz - wenn man richtig warm ist, ist es schon Zeit, um von Vorne zu beginnen. Man kann nur hoffen, dass die ösis bald mit einem Longplayer um die Ecke kommen. Ein fettes Teil, diese zweite EP. Das Songwriting ist sehr gekonnt, die Stücke bieten flotte Hooks, Mitsingparts und ganz viel Groove und Wucht. Fans des modernen Death Metal/Metalcore dürfen hier ohne anzutesten zugreifen.
André G.

Punkte: keine Wertung
HELL IN THE CLUB - Let The Games Begin
Avenue Of Allies Music/H'Art
Die Italiener Hell In The Club haben sich ganz dem partytauglichen Glam Rock verschrieben, und wer mich kennt, weiss, dass ich Hairspray und rosa Schleifchen nicht gerade für essenzielle Zutaten für gute Musik halte. Dennoch habe ich mich bemüht, neutral und unvoreingenommen an "Let The Games Begin" heranzugehen und wurde dabei durchaus positiv überrascht. Bestehend aus der Rhythmussektion von Secret Sphere, dem Sänger von Elvenking und einem Gitarristen, der nebenbei noch in einer Iron Maiden– und Toto-Coverband tätig ist, klingen Hell In The Club auf dem soundtechnisch schön fett knallenden Debut keinesfalls so süsslich und fröhlich, wie ich eigentlich befürchtet hatte. Der Opener "Never Turn My Back" geht bei mir noch lediglich als ganz nett durch, aber bereits ab dem zweiten Track beweisen die Italo-Sleazer, dass sie offensichtlich die Essenz von Mötley Crüe, Ratt, Guns'n'Roses, Cinderella & Co. in sich aufgesogen und verinnerlicht haben. Dass dabei leider auch vereinzelt negative Aspekte hängen geblieben sind, zeigt sich in schmerzlicher Weise beim sechsten Song "Another Saturday Night". Da wird so viel schmalziges Sunset Strip-Lebensgefühl und Happyness versprüht, dass es mich nur noch so schüttelt. Ganz, ganz übel, Mötley Crüe und Poison hätten es nicht schlimmer machen können, mit diesem Song haben sich Hell In The Club einen Totalausfall geleistet, aber es bleibt zum Glück der einzige Schuss in den Ofen von insgesamt zwölf Tracks. Davon abgesehen dominieren wirklich starke, melodische Rocksongs mit Hooks und Refrains, die sehr schnell ins Ohr gehen und dort auch bleiben. Egal ob mit durchgetretenem Gaspedal ("No Appreciation"), coolem Dr. Feelgood-Groove ("Forbidden Fruit") oder balladesk ("Star"), immer wieder schaffen es die Jungs, durch spürbare Spielfreude und einfachen aber packenden Arrangements den Hörer zu fesseln. Beim seit geraumer Zeit angelaufenen Glam- und Sleaze-Revival werden es Hell In The Club zwar nicht leicht haben, aber dennoch sollten sie ihren wohlverdienten Platz inmitten ihrer toupierten und gepuderten Bundesgenossen finden, vor allem, weil bei ihnen die musikalische Darbietung offensichtlich allererste Priorität geniesst, da steckt ganz klar sehr viel mehr Skid Row als Pretty Boy Floyd drin; das obligatorische und nicht übertriebene Gepose ist bei dieser Band glücklicherweise wirklich nur schmückendes Beiwerk. Sollten sich die Jungs mal dazu entschliessen, ihrem nördlichen Nachbarn einen Besuch abzustatten, werde ich mir ernsthaft überlegen, ihre Livequalitäten vor Ort abzuchecken, denn wenn sie auf der Bühne halten, was sie auf Konserve versprechen, dann ist ein unterhaltsamer Sleaze- und Hard Rock-Abend garantiert. Wirklich grosses Kino für ein Debutalbum!
Mirko B.

Punkte: 7.3 von 10
VOICE OF REVENGE – Voice Of Revenge
MDD Records/Max Music
Mit ihrem ersten Album beweisen die Würzburger Death-Metaller, dass nicht nur Skandinavier und die Metalheads jenseits des grossen Teichs richtig geilen DM machen können, sondern auch die Lederhosenfraktion in Bayern. Beeinflusst von beiden Richtungen klingt die Band ein bisschen wie In Flames in den guten alten Zeiten, doch schaffen es Voice Of Revenge, allen Songs ihren persönlichen Stempel aufzudrücken – brutal und melodisch zugleich. Nach einem lauschig anmutenden Intro mit Regen und Donnergrollen, das eigentlich besser zur Power Metal-Brigade passen würde, zeigen die deutschen Todes-Rächer, dass sie es durchaus ernst meinen. "Falling Mask" und "Seasons In Misanthropy" begeistern gleich zu Beginn der Platte mit einer eingängigen Melodie. Doch bleiben die Deutschen dem Death Metal treu, mit aggressiven Drums und abwechslungsreicher Gitarrenaction, bei denen Nackenschmerzen vom Headbangen vorprogrammiert sind. Mit "Ruins" kehren sie kurz zur nostalgischen Stimmung des Intros zurück, mit Riffs, die mehr an klassischen Heavy Metal erinnern als an Death Metal. 47 Minuten geballte Ladung Metal, und das bei nur 10 Tracks, die es schlussendlich auf den Silberling geschafft haben – doch leider ist länger nicht immer besser. Nach 5 Minuten scheint den Tracks jeweils die Puste auszugehen und die Power, mit der jeder Song sich ankündigt, verraucht... Aber wie sagt man so schön? Es ist nicht die Länge die zählt, sondern die Technik – und die haben sie drauf!
Patricia

Punkte: 7.2 von 10
PIGSKIN - The Never Ending Black
Non Stop Music
Aus Good Old Helvetia, richtig gesehen von Siebnen (SZ) stammen die fünf Burschen Dani (V), Jeff (G), Sean (G), Sigi (B) und Reto (D) und wollen nur eins, nämlich einen Plattenvertrag. Das wollen eigentlich alle, die eine Truppe aus dem Boden stampfen, nur schaffen es halt die Wenigsten. Bei Pigskin ist es so, dass man schon seit 1997 beständig das gleiche Line Up und schon 2 Alben und 2 Eps veröffentlicht hat. Man hat auch regelmässig getourt, so um die 200 Konzerte durchgestanden, und das sogar im Vorprogramm von Testament, Soufly und Konsorten. Das will was heissen! Nun, bei den 10 Tracks von "The Never Ending Black" gibt es viel Tempo, noch mehr Groove und die Instrumentierung kann sich durchaus sehen lassen. Thrash Metal, der recht gut ist, produktionstechnisch von V.O. Pulver super ins Szene gesetzt, aber es fehlen mir einfach die sogenannten 'Aha'-Effekte. Die Hits oder einfach ein Song, den man nach ein oder zwei Mal hören sofort sagen kann: Das ist es! Nun, trotzdem wollen wir hier nicht Trübsal blasen, und ich würde meinen, hier haben wie eine anständige Leistung von einer hungrigen Thrashkapelle, die sicherlich mit ein wenig Glück einen Plattendeal an Land ziehen wird, und hey: Es gibt zig andere Bands, wo man sich fragen muss, wie die an einen Deal gekommen sind.
Daniel J.

Punkte: 7.0 von 10
GRAND SERMON – Massive Domain
MDD Records/Max Music
Grand Sermon, welche eigentlich schon seit 1997 aktiv sind, aber erst jetzt mit ihrem Debut-Album um die Ecke kommen, bestehen zum Teil aus bekannten Gesichtern wie Stefan Fimmers (Bassist bei Necrophagist) und Jan Sotiriu (Drums bei Soul Demise). Geboten wird absolut professioneller alte Schule Death Metal mit der nötigen Prise Technik, ohne dabei eingängige Hooklines vermissen zu lassen. Das Ganze lässt sich am Besten als Klassentreffen der technischen Euro-Death und der eher catchy US-Death-Schule beschreiben. Wer auf Sinister, Suffocation, Slayer (vor allem bei "Banks Of Acheron") oder auch auf ganz alte Six Feet Under steht, kann hier bedenkenlos zugreifen. Schön düster mit der dazugehörigen Atmosphäre werden hier Teile aus "Dante's Inferno" vertont. Die Produktion ist auch schön alte Schule, mit der nötigen Dynamik (im Gegensatz zu den glattgebügelten, ultra-high-gain Produktionen von heuzutage), wie sich das zu dieser Art von Sound gehört. Der groovige Todesmetall mit gelegentlichen Blastausflügen und vereinzelten Soli sollte also Genrekenner sicherlich ansprechen. Für ein Debut auf jeden Fall schon mal sehr beachtenswert.
Ralf W.G.

Punkte: 7.0 von 10
SNOVONNE – It's Sno, Baby – Not Sugar
KS Music
Als ich die CD erstmals in die Finger kriegte, hob sich mir unwillkürlich die Augenbraue: "It's Sno, Baby - Not Sugar". Was soll denn das für ein Titel sein? Ein Blick auf die Homepage der slowakisch-englischen Band verstärkte meinen Verdacht, dass es sich bei Snovonne um einen schrägen Lady-Gaga-Verschnitt handeln könnte, der sich irgendwie im dunklen Genre verirrt hat... Der erste Song, der dem Album den Namen gab, bestätigte diesen Eindruck nur – chaotisch und eine Stimme, bei der im Studio kräftig nachgeholfen wurde. Doch wie schön, dass der erste Eindruck trügen kann! Denn obwohl (oder gerade weil) ich mit den niedrigsten Erwartungen der Dinge harrte, die da kommen mögen, wurde ich von einem Feuerwerk an verschiedenen Stimmungen überrascht, die dieses Album einzigartig machen. Mit Texten, die unter die Haut gehen und gewagten musikalischen Kompositionen, entführt Sängerin Snovonne einen tief in ihr Reich, wo man auf Gothic Rock, gepaart mit frechen Popelementen und anderen Genre-übergreifenden Einflüssen trifft. Das Konzept geht auf – meistens, zumindest. Mitunter sind die pompösen Pseudo-Gothic-Orgeleinlagen allerdings zu viel des Guten, gehen nur ungern eine Bindung mit dem poppigen, auf tanzbar gemachten Rhythmus ein und scheuen zurück vor den elektronisch verzerrten Stimmfetzen (z.b. "Life Needs Fools"). Dann wiederum gibt es wirklich gute Kompositionen wie "Cradlesong", "Dressed In White", "Fatalism" oder "Wasting Time", die der Opernsängerinnen-Fraktion des Genres zeigen, dass es auch anders geht. Fazit: Snovonne liefern poppigen Gothic Rock, der von der charismatischen Stimme der Sängerin/Songwriterin getragen wird (wenn nicht grade damit rumgespielt wird) und mit frechen Kombinationen überrascht: Ein abwechslungsreiches Album, das nicht nur Gothic-Fans gefallen dürfte.
Patricia

Punkte: 7.0 von 10
RAVEN HENLEY - Richtung Schicksal
Rookies&Kings/Musikvertrieb
"Richtung Schicksal" verkörpert Deutsch-Rock mit einem Schuss Punk und einem Tropfen Country-Musik, welcher an der Nordsee in Husum, Deutschland geboren wurde. Geschliffen, vollendet und stark beeinflusst haben das Ganze jedoch die Gründer Stefan Harder und Philipp Burger von Rookies & Kings Records. Das Duo zeichnet sich ebenfalls für die Band Frei.Wild verantwortlich, bei denen Stefan Burger am Mikrophon steht. Stefan und Philipp waren es auch, die ganz im modernen Stil bei youtube den jungen Musiker (24) durch die dort veröffentlichten Coverversionen entdeckt haben. In den Texten verarbeitet man hauptsächlich Geschichten über die Höhen und Tiefen des Lebens, wie zum Beispiel in "Nie und Nimmer!" oder "Neue Ziele – Neues Glück". Ich schreibe bewusst 'man', da das Songwriting leider nicht aus eigener Feder stammt, sondern unter Anderem ebenfalls von Philipp Burger umgesetzt wurde. Gesanglich erinnert Raven, der mit bürgerlichem Namen Patrick Henselin heisst, an eine Mischung aus Bela B. und Campino. Ich werde den Gedanken nicht los, dass man hier bewusst ein kommerzielles Produkt schaffen wollte und ganz gezielt darauf hingearbeitet hatte. Raven Henley wirkt auf mich wie ein Puzzle, das man aus vielen Teilen zusammen gesetzt hat und nun versucht, es zu 'verkaufen'. Textlich und musikalisch für mich kein besonderes Highlight, obwohl die Produktion an sich gute Qualität vorweist. Hier fehlt mir etwas das Herzblut.
Liane P.

Punkte: keine Wertung
ARCHITECTS - The Here And Now
Century Media/EMI
Mit Architects kehrt ein junges britisches Quintett ins Rampenlicht zurück, das sich bereits mit allen Wassern gewaschen hat - die Band hat in ihren sieben Jahren der Existenz nun bereits fünf Alben veröffentlicht, und sich vor allem im Fährwasser von "Hollow Crown" (Century Media, 2009) die Hinterteile abgetourt. Baute die Band bis anhin extremst nahe am Hardcore, so ist der direkte Sound auf "The Here And Now" einem progressiveren Ansatz gewichen - Vergleiche mit etwa der aktuellen Underoath-Scheibe kommen also nicht von ungefähr. Fett sind zudem auch die Soundtüfteleien geworden, wobei Architects aber auf elektronische Spielereien verzichten und ihr Matieral grösstenteils mit dem Standardbesteck einprügeln – ein paar akustische Gitarren mal ausgenommen. Der Opener "Day In Day Out" überzeugt dann auch mit einem simpel gestrickten Riff, "Learn To Live" atmet vor dem vielstimmigen Höhepunkt noch mal Tief durch, "Delete, Rewind", "BTN" und "Stay Young Forever" sind eher direkte Partyknaller, "An Open Letter To Myself" und "Heartburn" nehmen den Fuss etwas zu kitschig vom Gaspedal, und "Year In Year Out" trumpft noch mal mit kompositorischer Grösse und einem Gastbesuch von Greg Pucciato (The Dillinger Escape Plan) auf. Zusätzlich zur offensichtlich überlegten Ausrichtung der Scheibe, hat Produzent Steve Evetts dem Silberling einen transparenten, mittigen und druckvollen Sound verschafft, der Hand in Hand mit dem Konzept geht. Klarer Fall, "The Here And Now" ist bis hierhin das ausgereifteste Werk von den Architekten, wenn der Scheibe auch die eine oder andere Kante fehlt - die Songs kommen ob all der Konzeptarbeit äusserst geradlinig daher, dürften aber zwischendurch etwas mehr reinhauen.
El Muerte

Punkte: 7.0 von 10
SOULLINE – The Struggle, The Self And Inanity
Quam Libet Records/Non Stop Music
Melodic/Death Metal from Switzerland! "Oh, How do you say "Hell yeah!” in Swedish?”. Doch ja, Diese Band kommt wirklich aus der Schweiz, obwohl sie definitiv der schwedischen Schule angehört. Die Tessiner beweisen jedoch, dass sie diese Kunst weiter entwickelt haben und bringen neben geilem Melodic/Death Metal à la In Flames und Amorphis (eher die älteren Sachen) auch noch mal was Neues mit rein. Neu sind vor allem die schon fast episch wirkenden Keyboard-Zwischenspiele, die sich an den typischen Death Metal-Drums vorbeidrücken und sich mit den Clear-Vocals ein Duell liefern, bei dem der Gesang allerdings hoffnungslos untergeht. Trotz starkem Growling und Scream-Vocals schaffen es Soulline nicht, diese Power auch in die melodiöseren Zwischenspiele mit rein zu bringen und bleiben mit einem etwas schwach anmutenden, an Ville Valo erinnerndes Gemurmel hinter den Grossen des Melodeath zurück... Doch dann kommt ein geiler Song wie "New Order Of Reality" oder auch "The House of Enlightenment", und alles ist vergeben und vergessen – das ist Melodeath, wie wir ihn kennen und lieben! Die Helvetier erfinden die Musik zwar nicht völlig neu, doch ist die Platte definitiv ihr Geld Wert und beweist, dass auch Schweizer wissen, wie man guten Melodic/Death Metal produziert.
Patricia

Punkte: 6.8 von 10
TIMES OF GRACE - The Hymn Of A Broken Man
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Unter dem Banner Times Of Grace steigen zwei alte Weggefährten des Metalcores endlich wieder zusammen in den Ring: Der Killswitch Engage-Chefdenker Adam D. hat sich mit dem ehemaligen Killswitch-Sänger Jesse Leech zusammengetan, um sein Betätigungsfeld um einen weiteren Faktor zu erweitern. Jesse Leech war bei Killswitch Engage nur gerade auf dem Durchbruchsalbum und Genrevorreiter "Alive... Or Just Breathing" zu hören, bevor er das Mikrofon an Howard Jones übergab, um zu Seamless abzuwandern - ein Wegzug, der nicht nur von mir bedauert wurde. Howard Jones' Gesangsleistung in Ehre, aber an die geballte Stimmbänder-Kraft von "Alive... Or Just Breathing" kommen auch acht Jahre später kaum andere ran: Jesse Leech setzte sich damit ein Denkmal, das nach wie vor unbescholten den Kollegen vom Fach den Finger zeigt. "The Hymn Of A Broken Man" fungiert dann auch eher als Zückerchen denn als wirklicher Augenöffner – Jesse Leech macht einfach erneut das, was er am besten kann: Seine unglaublich vielfältige Kehlkopfakrobatik in den Dienst der Songs stellen, dabei aber mindestens genauso gekonnt im richtigen Moment auch mal ins Schweinwerferlicht springen. Das Problem von "The Hymn Of A Broken Man" liegt dann auch nicht an der superben technischen und emotionalen Darbietung des Sängers, sondern am Rest drumherum: Adam D. beschränkt sich auf liebgewonnene Taktiken, wenn's ans Songwriting geht, zögert dabei aber deutlich, die Sache mit Schmackes zu würzen. Übrig bleiben zwölf extremst durchschnittliche und stromlinienförmige Songs, wie sie amerikanischer nicht sein könnten - hübsch strukturiert, mit netten Refrains geschmückt und schluckbereit zurecht dosiert. Schade ums Talent, da wäre mehr gegangen.
El Muerte

Punkte: 6.5 von 10
CELLOUT - Superstar Prototype
Nuerra Records
Schweden, ja kommt denn alles aus diesem Land, was metalmässig gut ist? Man könnte es meinen, denn mit CellOut haben wir vier Schweden (oder auch Wikinger, wie ihr wollt...), die sich dem härteren Alternative, vielleicht auch Nu-Metal zuordnen lassen. Man greift bei den 11 Songs zu grossen, schweren Riffs, die aber immer schön von coolen Gesangsmelodien begleitet sind. Sänger/Gitarrist Percy Mejhagen singt meistens clean, was den Songs nur gut tut, denn auch ich habe es gern, wenn es hart zur Sache geht, aber meistens hat man dann zu wenig Abwechslung, die man bei "Superstar Prototype" nicht vermisst. Es gibt schnellere Tracks, man spielt groovige Songs und man hat ruhige, schon fast Einschlafnummern im Repertoire. Also: Abwechslung gut, die Produktion auch nicht von schlechten Eltern, jetzt fehlt halt noch, dass das Volk die Platte kauft, und hier wird es meiner Meinung nach harzen. Die Mucke von CellOut ist nicht neu, es gibt so viele da draussen, die eigentlich das selbe Album schon veröffentlicht haben, nur eben ein wenig früher. Also die Band ist gut, aber es reisst einen nicht vom Hocker - komische Aussage, trifft aber zu 100 Prozent zu. Leider.
Daniel J.

Punkte: 6.2 von 10
PICTURES OF PAIN – The Reckoning
Pitch Black Records
Die norwegischen Jungs von Pictures Of Pain gibt es schon seit 2004. Trotzdem erscheint nun mit "The Reckoning" ihr Debutalbum. Bisher haben Sie es auf 2 Demos gebracht. Das Album ist eine richtige Wundertüte. Ich bin der Meinung, dass man das Rad nicht immer wieder neu erfinden muss und trotzdem gute Mucke machen kann. Pictures Of Pain sind da wohl anderer Meinung. Es beginnt schon mal beim Gesang von Hans Helge Iversen. Er vereint clear vocals mit Gekeife im Stile Rob Halfords und stattlichem Geschrei bekannter norwegischen Black Metal-Bands. Genau gleich verhält es sich mit der Musik. Wir erleben alle möglichen Stilrichtung von Power, Thrash, Prog und Black Metal. Wenn dann die einzelnen Songs dann noch gute acht Minuten lang sind, kann sich der Zuhörer schon mal ein wenig überfordert fühlen. Am Ende jedenfalls weiss man nicht, wo man steht. Die Musiker verstehen allesamt ihr Fach. Aber das Songwriting reicht einfach nicht aus, um mit gestanden Grössen wie Opeth beispielsweise mitzuhalten.
Timo K.

Punkte: 6.0 von 10
DARK REFLEXIONS - Beyound Obscurity
Silent Noise Records
Metalcore ist so ein Genre, das schon ziemlich ausgemergelt wurde. Es gibt da zig Tausend Truppen auf dieser Welt, und ich meine nicht, dass ich da gross übertreibe, dass hier ein Erfolg nur möglich ist, wenn man eine Weltklasseleistung auf die kleine Silberscheibe eingraviert. Tja, und da ist bei Dark Reflexions das Problem schon da. Weltklasse kann man vergessen, einen internationalen Achtungserfolg wäre gestohlen. National muss man sich auch anstrengen, also bleibt nur die Regionalliga da für die fünf Östereicher. Die zehn Songs sind durchaus variabel gestaltet, mal so schnell wie der ICE-Zug, um dann eine coole, langsame, groovige Passage einzuläuten. Sänger Joki schreit alles im derben Bereich ohne Cleanpassagen, auch nicht schlecht für die Szene, wo sonst eigentlich alles im Wechselgesang zu finden ist. Mir fehlt bei den Songs der letzte Schliff, man fängt gut an und nach dem Mittelteil verheddert man sich in unpassenden Songstrukturen, so dass man das Gefühl hat, dass die Songs nicht richtig fliessen. Wenn beim nächsten Werk die kleinen, aber doch verheerenden Fehler behoben werden und auch die Produktion besser wird, kann man in der Szene sicher punkten, so aber wie hier ist der Match verloren. Leider.
Daniel J.

Punkte: 5.9 von 10
MHORGL – Antinomian
Eigenvertrieb
Da hat sich aber jemand Mühe gemacht! Gleich zwei ganze A4 Seiten, vollgepackt mit der ganzen Entstehungsgeschichte der Band, das klingt schon fast eher nach Entschuldigung als nach interessanten Informationen, zumal das vorliegende Album erst das zweite Werk der Australier darstellt. Und so wird der Eindruck auch bestätigt: Neben viel Selbstbeweihräucherung ist eigentlich nur angemerkt, dass die Herren in einem Wahn durch ganz Australien getourt sind und dabei auch einige bekannte Bands aus Europa unterstützen durften. Soviel also zur Geschichte, die Musik ist einiges einfacher gestrickt. Old School bis zum Abwinken, und das ohne Beschränkung über die extremen Auswüchse von Death bis Black. Begrenzt sind die Songs einzig durch die fehlende Innovation, den fehlenden Funken, der die CD zu etwas Speziellem macht. Tatsächlich versuchen sie immer mal wieder, verschiedene Gitarrenspuren übereinander ("Kiss Of Midnight"), scheitern aber an unpassendem Schlagzeug oder mangelndem Melodieverständnis oder sogar beidem. Die ganze Platte wirkt einfach wie eine Frühgeburt, zu wenig Fleisch am Knochen, um selber überleben zu können. Der einzige Song, der mir gefällt, ist ihre Interpretation von Ozzy's "Mr. Crowley", selten wurden die Strukturen so offen umgesetzt, hört sich zumindest lustig an. Das reicht aber leider nicht für eine Legende, und Exotenbonus kann man für Australien auch nicht mehr geben.
Tristan

Punkte: 5.5 von 10
BLED DRY – This World Is Hell
Terrasound Records
Hach, ich liebe doch diese Promo-Käseblättchen. ‚Death Metal’ steht da – nun, ganz grob und für absolute Laien mag dies auch stimmen, denn für die tönt doch eh alles gleich. Von einem Label, das sich aber eher in der grobmetallischeren Stilrichtung bewegt und auf der Homepage eine deutlich feinere Abstimmung der Zuweisung der Genres betreibt, hätte ich als erste Info mehr erwartet. Nun gut, es geht hier ja nicht zwingend um das Label, sondern um den Sound der Jungspunde aus Österreich. Brutal-brachialer Death/Thrash Metal trifft auf Melodien, sehr kurz gehaltene Breaks und einen Sänger, der mehr kotzt als grunzt (ja liebe Leute, da besteht ein gewaltiger Unterschied, auch wenn man dies nicht für möglich halten mag), das Schlagwerk rattert präzise und unaufhaltsam die Beats in die Hirnwindungen, und dann faden die Songs einfach aus. Man mag dies als kurz gehaltene Brutalität wahrnehmen, ich persönlich denke, dass da noch viel mehr Spielraum für die Entwicklung der Band herrscht, welche zur Zeit nur aus zwei Mitgliedern besteht. Gut, „This World Is Hell“ ist das Debut der Österreicher, und da muss man eindeutig attestieren, dass die Jungs ihr Handwerk beherrschen und auch mit ordentlich Wumms auf Scheibe zu pressen wissen. Ob einem nun die Würgegeräusche und das Gekreische des Sängers zusagen oder nicht, das ist Geschmackssache, genauso wie die Knüppelparts sowie die teilweise wirklich sehr kurz gehaltenen Songs. Meiner Ansicht nach haben Bled Dry einen ordentlichen Start hingelegt, aber es fehlt an einer eindeutigen Ausrichtung, denn manche Songs sind sehr Death Metal-lastig, während andere beinahe schon in die Melodic-Ecke abdriften (ohne die Brutalität zu vernachlässigen, Black Metal der neueren Generation kommt einem da spontan in den Sinn). Wenigstens kann man nicht sagen, die Jungs würden die Abwechslung vernachlässigen. Nun wisst ihr, was euch erwartet – kauft’s euch, oder lasst es bleiben.
Toby S.

Punkte: 5.5 von 10
BLOODWRITTEN – Thrashin' Fury
Witching Hour Productions
Irgendwie scheinen die Polen nicht sonderlich fröhliche Menschen zu sein. Wie sonst soll man es sich erklären, dass in den letzten Jahren ausschliesslich bitterböse Musik aus diesem Land den Weg zu uns gefunden hat? Nach Vader und Behemoth scheint auch Bloodwritten aus Warschau wenig an Nettigkeiten zu liegen. Deren viertes Langeisen "Thrashin' Fury" ist nämlich alles andere als bierseliger Party-Thrash, wie sich beim Titel vielleicht vermuten liesse, sondern vielmehr ein herzloser Mischling aus Thrash und Black Metal. Insbesondere der keifende Gesang von Fronter Bastard erinnert mehr an die klirrende Kälte Norwegens denn an die sonnigen Gefilde der kalifornischen Bay Area, und auch in die ansonsten thrashig gehaltenen Gitarren schleicht sich immer wieder eisiges Schwarzmetall ein. So ist sich der Hörer nicht sicher, ob er zu durchaus souverän gezimmerten Songs wie "Whore", "Bullet Overdose" oder dem Titeltrack munter drauflos moshen oder doch lieber grimmig dreinblicken sollte. Während das letzten Endes jedem selbst überlassen bleibt, hat "Thrashin' Fury" leider auch ein Manko, das nicht unter Geschmackssache verbucht werden kann: Zu eintönig, zu gleichbleibend sind viele der Songs. Das liegt nicht nur am gleichbleibenden Keifen von Bastard, sondern auch am ebenso beharrlich durchgezogenen Up Tempo und einem überverzerrten Gitarrensound, der hin und wieder nahe daran ist, die an sich tight gezockten Riffs in einen undurchsichtigen Soundbrei aufzulösen (in "Unleash The Unholy" besonders schlimm). Während gegen ein wenig Düsternis im Thrash Metal überhaupt nichts einzuwenden wäre (man denke nur an Slayer!), täten Bloodwritten gut daran, sich für eine Seite zu entscheiden und diese konsequent durchzuziehen. Ansonsten verletzt sich ein freudiger Thrasher beim Bangen noch an den Riesennieten seines blackmetallischen Nachbarn. Und so misanthropisch können doch auch Polen nicht sein.
Kissi

Punkte: 5.1 von 10
SIRENIA – The Enigma Of Life
Nuclear Blast/Warner
Ich hatte persönlich dermassen darauf gehofft, der gute Morten Veland würde sich auf die guten alten Tage zurückbesinnen und die ‚neue’ Sängerin aus der Band schmeissen, da ihre süssliche, kraftlose Stimme (um mal Klartext zu reden) einfach nicht wirklich in den Sound von Sirenia passt. Das habe ich schon bei der letzten Scheibe „The 13th Floor“ erwähnt. Nun, wie das eben so ist mit den Hoffnungen, sie sterben zwar nicht komplett, aber sie werden auch nicht immer erfüllt, wie hier in diesem aktuellen Beispiel. Morten hat sich zwar Mühe gegeben, und die Mucke klingt ja auch ganz nett, einige Stücke weisen stellenweise einen erfreulichen Härtegrad auf – „The End Of It All“ ist sogar durchgehend ziemlich drückend gehalten, zuweilen ein wenig arg poppig, aber das sei an dieser Stelle verziehen. Was aber ein echter Wermutstropfen ist, ist nach wie vor die Stimme von Ailyn: zu lieblich, zu niedlich, einfach unpassend für solch einen Sound und die Stimmung, welche verbreitet wird. Wenn aber Morten dann ins Mikro grunzt, dann fühlt man den alten Spirit von Sirenia noch. Und mit diesem Gefühl, dass etwas fehlt oder schlichtwegs nicht richtig ist (wie schon beim Vorgänger erwähnt), hört man sich die gesamte neue Platte an. Es gibt allerdings auch Stücke, welche sehr schön gehalten sind, beispielsweise „Darkened Days To Come“, da singt und grunzt Morten ein grösseren Teil des Tracks als üblich, und das klingt einfach wunderbar, der Mann hat einfach eine echt schöne, dunkle Stimme – und dann schaltet sich Ailyn ein und macht, so böse dies auch klingt, die ganze Stimmung zunichte. Wenn sie eher ruhiger, gemässigter singt, dann passt dies auch besser, aber wenn sie in die Höhen abdriftet, dann bluten meine Ohren. Der Titeltrack am Ende des regulären Albums ist der beste Beweis dafür, dass die gute Dame eigentlich wirklich gut singen kann und mehrere Tonlagen sicher beherrscht, aber die Höhen klingen echt mühsam und beinahe schon schräg. Um es anders auszudrücken: Für Sirenia bräuchte es meiner Meinung nach eine erwachsenere Stimme, die von Ailyn klingt einfach zu kindlich. Das Beste wäre es, wenn Morten die jetztigen Sirenia neu benennen und Mortemia als legitime Nachfolger der genialen Ur-Sirenia-Alben erklären würde. Der Onkel von Nebenan rät: Wer auf beinahe schon kitschige Stimmen steht und doch eine gewisse Härte braucht, ist hier gut beraten, mindestens ein Ohr zu riskieren. Wer aber eher eine erwachsenere Band mit ebensolchen Stimmen und dementsprechendem Feeling sucht, hört sich besser Mortemia an. Und wenn „The 13th Floor“ schon die Hörerschaft in zwei Lager gespaltet hat, so wird dieses Album nichts an dieser Situation ändern, sondern eher noch verschärfen.
Toby S.

Punkte: 5.0 von 10
THE NEW BLACK – II: Better In Black
AFM Records/Musikvertrieb
Eine allgemeine Klischee-Regel im Heavy Metal besagt, dass die dritte Scheibe über 'Sein oder Nichtsein' einer Band entscheidet. Bei den Deutschen The New Black darf man sich fragen, ob es überhaupt zur besagten dritten CD kommen wird. Denn Scheibe Nummero Zwo präsentiert eine Band, deren Zenit bereits überschritten ist. War das erste selbstbetitelte Werk bereits eher nett als grossartig, fällt nun "II: Better In Black" total ab. Wiederum fehlen den zwischen Hard Rock und Heavy Metal angesiedelten Liedern die Ohrwürmern. Drückte man beim ersten Album ab Nummer fünf auf die Stopptaste, geschieht das hier bereits nach der Zwei. Aber als Heavy Metal-Reviewer hat man ja nicht nur ein Herz aus Stahl, sondern auch ebenso metallische Nerven. Diese werden in den zehn folgenden Nummern arg strapaziert. Zu eintönig und langweilig klingt der Sound von The New Black. Das musikalische Niveau ist zwar beachtlich und der Sänger okay, trotzdem schaffen es die teils sehr erfahrenen Musiker nicht, das Ganze in spannende Bahnen zu leiten. Und dies, obwohl sie sich immer wieder um unterschiedliche Stimmungen bemühen und auch mal nur die Akustik-Klampfe hervor nehmen oder eine Mundharmonika zücken. Es bleibt einfach nichts hängen. Musikalisch gehen sie einen ähnlichen Weg wie Cede Dupont mit Downspirit, nur dass dieser es schafft, über eine ganze Stunde zu unterhalten. "II: Better In Black" ist wie ein laues Sommerlüftchen: Wenn man es hört, geniesst man es kurzfristig, ist dann aber froh, wenn es wieder vorbei ist und vergisst es umgehend wieder. Wer die Band bereits live gesehen, wird diesen Eindruck bestätigen können. Denn die Deutschen drücken live ordentlich ab, ohne dass musikalisch viel hängen bleibt. Eines ist allerdings so sicher wie das Amen in der Kirche: Mit den Beziehungen, die Gitarrist und Metall Hammer-Chef Christoph Leim pflegt, wird die Band bestimmt als Support-Band auf eine Tour aufspringen können. Interessierte Leser machen sich besser da ein Bild und entscheiden danach über Kauf oder Nichtkauf. Denn wer die Band zuerst auf "II: Better In Black" hört, wird wohl kaum Lust haben, das Ganze auch live zu ertragen.
Roger W.

Punkte: 5.0 von 10
JOHN WAITE - Rough & Tumble
Frontiers Records/Musikvertrieb
Wusste John Waite mit seiner letztjährigen Live-Rückblende noch zu überzeugen, sieht's mit seinem jüngsten Studio-Output leider etwas dürftiger aus. Gerade mal drei von zehn regulären Tracks, namentlich der Opener "Rough", "Tumble", die darauf folgende, typische Waite-Nummer "Shadows Of Love" und der coole Rocker "Sweet Rhode Island Red" wissen zu überzeugen. Mit Abstrichen lassen sich vielleicht noch der Valium-Blues "The Further The Sky" sowie der erste von zwei Bonustracks, "Mr. Wonderful", als Songs bezeichnen, die man Rockfans zum Anhören empfehlen würde. Der Rest des Stoffes bedient eher die Anhängerschaft von der radiotauglichen, tanzbaren und bluesfreien Version der Rolling Stones und weichgespülte Bryan Adams-Fans. Dass John Waite mit seiner einprägsamen Stimme zu Britain's Finest gehört, ist mir absolut klar, aber die mir vorliegende CD konnte ich mir beim besten Willen nicht schönhören, dafür ist mir der Anteil an Pop, Funk und balladesken Tönen einfach zu hoch. Vielleicht hätte sich John bei den Aufnahmen auf seine Begleitband der letztjährigen Tournee verlassen sollen, die zwar auch auf dieser Scheibe vollumfänglich vertreten ist, aber in der Armada zusätzlich angeheuerter Sessionmusiker förmlich untergeht, was ich insbesondere in Bezug auf seinen Hofgitarrero Luis Maldonado sehr bedauerlich finde. So bleibt unterm Strich ein eher gedämpfter Eindruck vom Ganzen, zwar 1A gespielt und produziert, aber insgesamt schlicht zu weich, glatt und zu sauber für den gepflegten Rock- und Metal-Fan. Schade!
Mirko B.

Punkte: 5.0 von 10
QUINTESSENCE OF MYSTICA – The 5th Harmonic Of Death
Schwarzdorn Production
Aus der Ukraine kommt das unheilige Duo, dessen Erstgeborenes ich hier probehören darf. Erstaulich ist, dass zwei Jungs ein so melodiöses und anspruchsvolles Album auf die Beine stellen, das verdient schon mal eine Portion Respekt. Da die Musik nicht wenig von Dimmu Borgir und alten Cradle abgeschaut ist, erwartet einen neben fiesem Gekeife natürlich auch massenhaft Synthiesounds. Hört sich zwischendurch sehr nach den Power Rangers oder Super Mario an, passt dadurch aber umso mehr in die 90er. Denn ja, irgendwie haben die beiden Referenzgrössen damals schon ziemlich viel von dem hier vorliegenden Zeug gespielt. Neu ist das Album also irgendwie nicht, aber es gibt tatsächlich auch schlechtere Bands. "Symphonie Of Bare Feelings" zum Beispiel ist in sich ein geschlossenes, fein konstruiertes Stück morbider Schönheit. Trotzdem reicht es halt nicht für eine Kaufempfehlung, die Hochpunkte muss man sich nämlich zusammenkratzen. Die Ukrainer haben aber auf Anfang 2011 ein neues Album angesagt, mal schauen, was dabei rauskommt.
Tristan

Punkte: 5.0 von 10
OBSIDIAN CHAMBER - Der Gesang der Fliegen
Terrasound Records
Das österreichische Duo Obsidian Chamber fällt zuerst mal mit einem absolut lächerlichen Cover-Artwork auf. Auch nicht viel besser ist der Titel zu ihrem zweiten Werk "Der Gesang der Fliegen". Hallo? Musikalisch geht's dann glücklicherweise in eine etwas andere Richtung. Solider Black Metal mit einer gesunden Portion Melodie, aber einer schwachen Stimme. Dass die beiden Herren neben den haarsträubenden deutschen Texten auch noch englische Songs auf das Album packten, macht "Der Gesang der Fliegen" nicht wesentlich besser. Im Gegenteil, im Schulfach Englisch hatte Sänger Aenima wohl einen Fensterplatz belegt, denn seine Aussprache ist schon sehr eigen. Symphonischer Schwarzmetall kämpft öfters damit, ins Kitschige abzudriften. Bei Obsidian Chamber behält die Kälte und Rohheit die Oberhand, und das Keyboard wird auch sehr dezent eingesetzt. Trotz guten technischen Fähigkeiten hätte man aus "Der Gesang der Fliegen" noch etliches mehr herausholen können. Zum einen sollte man den Gitarren auch mal erlauben, aus dem Off zu erscheinen und bei der monotonen Stimme darf ruhig ein wenig gespart werden. Alles in allem bleibt das zweite Album des österreichischen Duos Obsidian Chamber ein weiterer gescheiterter Versuch, ein rohes, aber auch melodisches Stück extreme Musik zu erschaffen.
Yannick S.

Punkte: 5.0 von 10
PROCESSION – Destroyers Of The Faith
Doomentia Records
Diese Jammerstimme... Die kenne ich doch von irgendwo her, doch woher nur? *grübel* Ach ja, genau, Capilla Ardiente, deren Sänger klingt genauso. Mal nachschauen, und tadaa: Es ist exakt derselbe Herr hinter dem Mikro. Eigentlich könnte ich mein dazumaliges Review eins zu eins übernehmen und hier reinpflanzen, es stimmt nämlich alles haargenau: Der Sound ist schleppend, zuweilen ein wenig fordernder in der Gangart, aber prinzipiell nicht gross sich verändernd, das Schlagzeug scheppert eher weniger als bei der damals rezensierten EP, dafür ist der Gesang nach wie vor weinerlich bis zum Gehtnichtmehr. Klingt nicht wirklich speziell oder gar interessant? Nein? Genau das habe ich mir eben auch gedacht, denn wie ich dazumals bei der Single von Capilla Ardiente geschrieben habe: Wenn man aus dieser EP eine ganze Scheibe machen würde, dann würde sich sehr schnell Langeweile breit machen. Und dem ist effektiv so, auch wenn Procession vielleicht insgesamt ein wenig beherzter an die Sache herangehen als Capilla Ardiente. Aber dies macht schlussendlich den Braten auch nicht mehr feiss. Fazit vom Onkel: Wer auf uralten Doom Metal steht und wirklich jede Scheibe davon haben muss, der ist beinahe schon gezwungen, sich die neue Procession anzueignen. Wer aber wie ich auf diese ewig klagend-jammernde Stimme verzichten kann und auch sonst ein wenig mehr Abwechslung bevorzugt, der sollte sich ganz vorsichtig an „Destroyers Of The Faith“ heranwagen. Im Prinzip was für Fetischisten und Sammler.
Toby S.

Punkte: 4.5 von 10
MINOTAUR - Power Of Darkness
I Hate Records
Was in aller Welt bringt heutzutage Musiker immer noch dazu, ein dermassen undifferenziertes und holpriges Geschrammel auf einer CD zu verewigen? Aber moment mal, ich lese auf dem Labelinfo gerade, "Power Of Darkness" sei die Wiederveröffentlichung des gleichnamigen Band-Debuts aus dem Jahre 1988. Entschuldigt das irgendwas? Meiner Meinung nach nicht, vor allem, wenn man bedenkt, dass sich in besagtem Jahr diverse Thrash- und Black Metal-Bands mit Alben bemerkbar machten, die heute als Klassiker gelten, auch wenn es sich dabei teilweise um echte Low Budget-Produktionen handelte (Forbidden's "Forbidden Evil", Carcass mit "Reek Of Putrefaction", Death mit "Leprosy", Bathory mit "Blood, Fire, Death" etc.). Im üblichen, für echte Undergroundbands richtig authentischen Waschküchensound plätschern die ersten acht Songs an einem vorbei, ohne dass irgendwas in den Gehörgängen hängen bleibt. Da wird heftigst durch die Gegend gekeift und gedeibelt, Black und Thrash Metal verschmelzen zu einer wirren Mixtur nach dem Zufallsprinzip aneinandergereihter (oder sollte ich eher sagen 'aneinandergereierter'?) Riffs und Hooks, Sänger Andreas Richwein erinnert an Donald Duck mit Keuchhusten und die Gitarrensoli lassen einem bewusst werden, wie virtuos Thomas Gabriel Fischer seine Gitarre in seiner Frühphase bei Hellhammer eigentlich bedient hat. Das akustische Intro in der Mitte des Albums entpuppt sich da als kleiner Hoffnungsschimmer, da die stromlose Klampfe gleich zehnmal so kräftig klingt wie die verstärkte Version und man somit auf soundtechnische Besserung hofft. Doch die Freude währt nicht lange, denn mit "Necromancer" folgt schon der nächste Rohrkrepierer im üblichen Strickmuster. Zum guten Glück haben sich die Jungs von Minotaur dazu entschlossen, dem regulären Album noch ein paar Stücke neueren Datums als Bonustracks draufzupacken, denn da klingt es plötzlich so, wie es sollte. Gitarre, Bass und Drums haben endlich den nötigen Wumms, und der Sänger ist nicht mehr so penetrant in den Vordergrund gemischt, was bei mir immerhin ein anerkennendes Nicken auslöst. Eine Nummer wie "Metal Mayhem" hätte sogar auf dem neuen Exciter-Silberling eine absolut gute Figur gemacht, was beweist, dass in den Jungs von Minotaur viel mehr drin steckt, als sie uns eigentlich preisgeben. Hätte es von Anfang an so geklungen, wäre diese Rezension jedenfalls weit besser ausgefallen. Den Rauschmeisser "Wasted" hätten sich die Thrasher allerdings sparen können, denn der unsterbliche Def Leppard-Klassiker klingt in diesem rohen Black/Thrash-Gewand eher grotesk als wirklich interessant. Wohl nur was für absolute Undergroundfetischisten.
Mirko B.

Punkte: 4.2 von 10
DAEDALIAN OPUS - Daedalian Opus (Demo)
Eigenvertrieb
Daedalian Opus, eine frische Metalcore-Band aus der Ostschweiz, die ihr Debutdemo veröffentlichen will, heisst es nach langen Recherchen im Internet. Mann Leute, da muss mehr kommen als einfach eine selbst gebrannte Scheibe zu verschicken, ohne sich wenigstens die Mühe gemacht zu haben, ein Infoblatt beizulegen. Das ist schwach. Schwach ist leider auch die Musik, es fängt schon bei der Produktion an, ich glaube, ich habe es schon etliche Male gepredigt: Man kann mit speziellen Programmen am PC schon beachtliche Ergebnisse produzieren, man muss sich halt nur ein wenig anstrengen. Denn hier haben wir eine Snare, die scheppert, da ist ja die "St.Anger"-Snare die reinste Wohltat für den schon hier recht geschundenen Geist. Ok, die Vocals sind nicht die schlechtesten: Dunkel, tief, fast schon Death Metal-mässig singt sich Toby den Frust von der Seele. Die Songarrangements bei den vier Tracks kann man auch noch verbessern, da liegt noch mehr drin. Mal schnell gehalten, mit einem Break kombiniert - zu vorhersehbar das Ganze. Ich will kein Moralapostel sein, aber hier hätte man und muss man noch mehr Zeit investieren, um die Songs besser zu gestalten, denn nach vier Tracks bleibt einem gar nichts hängen. Das Demo ist für eine aufstrebende Band das Wichtigste, sozusagen ein Identitätsausweis! Also Leute, nochmal von Vorne, aber mit ein wenig mehr Herzblut bitte!
Daniel J.
Punkte: keine Wertung     
     
OCEANO - Contagion
Earache/Non Stop Music
Hm, wo soll ich bloss beginnen... Bei dem furchtbar durchschnittlichen Deathcore auf Oceano's neuer Platte "Contagion", oder den Schwierigkeiten, die ich hatte, bis ich mir die Scheibe zu Gemüte führen konnte? Ok, chronologisch könnte Sinn machen: Da kriege ich also eine neue Langrille angeliefert, und sehe dabei schon von weitem den Kleber: "Diese Platte ist gebeept". Na toll. Schon klar, dass man als Online-Rezensent in der grossen Hackordnung der Medienvertreter nicht gerade die einfachste Position inne hat, aber man sollte ein Werk schon komplett und ohne Unterbruch durchhören können, um ihm die verdiente Kritik masszuschneidern - wäre ja glaub' ich nicht zuletzt auch im Interesse der Band/der Platte. Deswegen geb' ich hier jetzt offiziell bekannt: Ich hab' mich darauf online bedient, illegal und geächtet. Unabhängige Beobachter könnten jetzt analysieren, dass das Gepiepe auf der Presse-CD somit eher ein Schuss nach hinten raus war, aber ich will mich da nicht einmischen. Ach ja, die Platte: Da hätte ich mir das Runterladen sparen können - 35 Piep-freie Minuten "Contagion" werde ich mir so bald auch nicht mehr geben. 08/15-Deathcore-Geböllere, alles auf hübsch zugeschnittenem Industrie-Standard serviert. Der einzige tatsächlich brauchbare Song ist das Instrumental "Exist in Confinement", bei dem die Band glücklicherweise auch mal das Tempo runterschraubt, und ein paar Samples einspielt – auch nicht zwingend das Gelbe vom Ei, aber bei weitem der einzige Song, der sowas wie Charakter beweist. Hebt zwar den Schnitt definitiv nur knapp marginal an, aber immerhin... Man soll ja in einer Review auch immer was Positives vermerken, hab' ich mir sagen lassen. Doch zurück zur Kernaussage: "Contagion" wird morgen schon wieder vergessen sein – sorry Jungs, netter Versuch.
El Muerte

Punkte: 4.0 von 10
NUCLEAR WARFARE – Gods Of Aggression
MDD Records/Max Music
Zum Anfang eine Warnung: Geht "Mutilator", der Opener von "Gods Of Aggression", nach einer Minute obligatem Kriegsintro in die Vollen, so ist der holprig stolpernde Rhythmus nicht etwa die Schuld von Kratzern auf der CD, sondern scheinbar beabsichtigt. Nicht gerade ein erbauender Einstieg für eine CD, die auch später leider immer wieder mit rhythmischen Ungereimtheiten aufwartet (Tempi-Schwankungen, Unpräzision), die dann aber nicht mehr gewollt zu sein scheinen. Schade, da der Old School-Thrash der Deutschen ansonsten durchaus was für sich hat. So marschiert ein Mid Tempo-Stampfer wie "War Machine" eben nicht so stramm daher, wie er eigentlich sollte, und auch der "God Of Aggression" muss mit dem einen oder anderen Holpern auskommen. Natürlich sollte man das Songmaterial bei einer CD-Besprechung über alles andere stellen, doch wenn das Drumming so hinterher hinkt wie bei dem songwriterisch wirklich gelungenen "Escape Or Die", dann kann man sich nur darüber aufregen, dass technische Unzulänglichkeiten das übrige Talent einer Band quasi überflüssig machen. Fehlt das Fundament eines guten Drummers, dann wackelt halt eben auch der ganze Rest. Es ist ja löblich, wenn Bands heute wieder vermehrt auf Trigger etc. verzichten, doch wenn bei einer Thrash-Hymne wie "March To War" dann sogar die mehrstimmigen Gesänge auseinanderfallen und die Gitarren nicht mehr zünden, dann ist das zuviel der guten alten Ursprünglichkeit. "Gods Of Aggression" hätte vom Songwriting her zwar kein Meilentstein, aber ein gutes Thrash-Album werden können und für Nuclear Warfare ein Karriere-Sprungbrett, das zeigen Songs wie "Thrash Attack" oder "Fallout". Dank der laschen Rhythmusarbeit wurde daraus nichts.
Kissi

Punkte: 4.0 von 10
HERETIC – Praising Satan
Soulseller Records//Non Stop Music
Anscheinend hat die Band schon seit '95 Musik im Stile neuerer Darkthrone gemacht und veröffentlicht zu ihrem Geburtstag nun eine Sammlung alter Songs von einer Split und zweier Singles. Also wem die Band schon bekannt ist und Gefallen daran findet, hat auf dem neuen Album nichts Neues zu erwarten, was den Kauf also ziemlich unsinnig machen würde. Um den Inhalt für Neulinge genauer darzulegen ein kurzes Zitat: "At last the war is won. Satan shall rule the world". Zusammen mit punkigem Schlagzeug und lächerlicher Gitarrenarbeit lassen sich solche Texte nur als Verarsche erklären. Wirklich böse wäre es, das diesjährige Weihnachtsessen auf die Seite zu legen und für das nächste Jahr aufzuwärmen, aber das macht ja auch niemand. Warum? Weil der Gestank spätestens im Sommer so übel riechen würde, dass man sich selber für diese Idiotie bestrafen müsste. Aber nein, anstelle es bei dem Versuch zu belassen, haben sich die Niederländer wohl gedacht, das damals halbgegorene Soundmaterial trotz allem doch nochmals zu verkaufen. Schande über euch! Das ist weder lustig noch gut, sondern einzig und alleine überflüssig.
Tristan
Punkte: keine Wertung     
     
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