CD-Reviews Januar 2018
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
SHINING - X - Varg Utan Flock
Season Of Mist/Irascible
Meine Lieblingsdepressiven von Shining geben sich bereits zum zehnten Mal mit "X-Varg Utan Flock" die Ehre. Entfernten sich Shining auf ihren letzten Alben immer weiter weg von ihren Ursprüngen, beginnt es mit "Svart Ostoppbar Eld" so richtig heftig! Das bekannte und bewährte Muster, dass nach einem heftigen Sturm Ruhe einkehren soll, wird danach mit akustischen Gitarren und mit Gesang, in Form von verstörtem Wehklagen, bestens umgesetzt. Die gesamte Gesangsdarbietung von Niklas Kvarforth ist einfach nicht von dieser Welt und auch das Markenzeichen von Shining! Mit ausuferndem Wehklagen, das eingebettet in geniale Musik ist, geht es in dem bereits vorab veröffentlichten "Gyllene Portarnas Bro" weiter! Die depressive Grundstimmung ist auch in diesem Song ein steter Begleiter. Die ausgezeichnete Leistung der beiden Gitarristen, Euge Valovirta und Peter Huss, muss auch noch speziell erwähnt werden! Wie aus dem Nichts gibt es immer und immer wieder massive Wutausbrüche, die der Abwechslung sehr gut tun. Metallisch beginnt "Jag Ar Din Fiende", der sich wie eine Gerölllawine langsam fort bewegt und nichts vor Zerstörung verschont. Suicidal Black Metal, wie er fieser und verzweifelter nicht sein könnte! Ein unvergessliches Gitarrensolo von der Klasse eines Yngwie Malmsteen, macht diesen Song zu etwas ganz besonderem! In diesem Song gibt es aber auch noch ein Schlagzeugsolo von Rainer Tourmikanto, das man so in dieser Form eher auf einer Jazz-Scheibe erwarten würde. Ganz, ganz grosses Kino! Der vierte Streich mit dem Namen "Han Som Lurar Inom" folgt sogleich! Herb und gewaltig wird ein weiteres Monster von einem Song erschaffen. Dieser sehr treibende Song kommt der Vergangenheit Shining's sehr nahe, auch wenn in der Hälfte der Fuss ein wenig vom Gas genommen wird. Dafür schlägt, nach diesem Break, die rohe Gewalt umso unerbittlicher zu und bringt den Song doch noch zu einem brutalen Ende! Ein Intermezzo im klassischen Sinn bietet "Tolvtusenfyrtioett", das sich als besinnliches Klavierinstrumental entpuppt. Verrückt und aussergewöhnlich, aber trotzdem arschcool! Beim Rausschmeisser "Mot Aokigahara" handelt es sich um den längsten Song dieses fabelhaften Albums. In einer Art Werkschau werden nochmals alle Stärken von Shining in einem Song eindrücklich demonstriert! Für jemanden, der Shining nicht kennt, somit der optimale Einstieg! Hoffen wir mal, dass Niklas Kvarforth seiner Ankündigung, sich im Dezember 2017 von dieser Welt zu verabschieden, keine Taten folgen lässt! Denn was sicher ist, mit "X-Varg Utan Flock" haben sich Shining selbst übertroffen!! Unverzichtbares Hammeralbum und absoluter Kauftipp!!
Roolf  

Punkte: 9.7 von 10
WATAIN - Trident Wolf Eclipse
Century Media/Sony
Endlich melden sich Watain wieder zu Worte und das mit einer klaren Ansage namens "Trident Wolf Eclipse"! Dieses Album ist dann auch schon der sechste Streich aus dem Hause Watain. Nach dem gemütlichen Vorgängeralbum "The Wild Hunt" durfte man gespannt sein, wohin die Reise auf dem neuen Album gehen sollte. Als Starter atmet "Nuclear Alchemy" den Geist der Frühwerke von Watain. Recht so! Klirrend kalt läutet "Sacred Damnation" die nächste Eiszeit ein. Genau so muss Black Metal für mich sein: gemein, böse und ohne Rücksicht auf Verluste! Gitarren, die aufheulen und wie eine Flex in Betrieb tönen! Mit dem deutschen Titel "Teufelsreich" wird eindrücklich demonstriert, warum Watain nach wie vor in der Black Metal-Szene die Nase ganz weit vorne haben. Hasserfülltes Gekeife trifft auf rastloses Überschalldrumming und die Gitarren lassen, trotz unmenschlicher Geschwindigkeit, immer wieder Melodien durchschimmern und dieses unheilvolle Gebräu scheint nicht von dieser Welt zu sein! Vorantreibende Drums schieben den Song "Furor Diabolicus" an und auch dieser Song kann das vorangegangene Wahnsinns-Niveau spielend halten! Die vielschichtigen Breaks, die immer und immer wieder Abwechslung in die Songs bringen, sind einfach nur Spitzenklasse! Noch mehr der Raserei gibt sich "A Throne Below" hin und zeigt auf, wie es möglich ist, trotz Geschwindigkeitsrausch unvergessliche Melodien in den Sound einfliessen zu lassen. Einfach nur ganz, ganz grosses Theater! Es wird grob gehobelt, bis die Späne im hohen Bogen fliegen, aber nie ohne Konzept, sondern mit System! Genau so fies wie das Gelächter zum Schluss, fühlt sich dieser Song dann auch wirklich an. Mit Atmosphäre wird anfänglich bei "Towards The Sanctuary" gepunktet, bis man sich dann auf die erneute Jagd nach einem Geschwindigkeitsrekord begibt. Auflockerung bekommt der Song zur Mitte hin, mit einer drastischen Temporeduktion und einem herrlichen Gitarrensolo! Feierlich zum Schluss kommen Watain mit "The Fire Of Power". Dieser Song gehört zu den langsameren Tracks auf diesem Hammeralbum, der Song hat dafür aber eine mächtige Atmosphäre zu bieten! Dieses Album ist ein schwarzmetallisches Meisterwerk und es ist verrückt, aber bei "Trident Wolf Eclipse" handelt es sich um eines der besten Alben im Jahr 2018, da bin ich mir sowas von sicher! Pflichtkauf für alle Black-Metaller!
Roolf 

Punkte: 9.6 von 10
HOWLING SYCAMORE - Howling Sycamore
Prosthetic Records
WatchTower. Remember? Vocalist "Jason McMaster" Here he comes, finally & hellyeah. Extreme-Progressive-Technical-Death-Metal vom Feinsten. "Ja ja, der schon wieder" wird sich die geneigte Runde sagen. "Ja, schon wieder!" sagt genau der zur Runde. Mit 'Howling Sycamore' erscheint das Debut von eben besagter Band namens Howling Sycamore. Homeplace wird San Francisco, California, in den U.S. of A. genannt, eine längere Gründungsphase (2003) bis zum finalen Mastering (August, 2017) hat es dazu benötigt, denn man suchte sich die besten Musiker für Howling Sycamore in Ruhe und Gelassenheit aus. Der Fünfer bzw. Sechser, variierte je nach Gastmusiker, aber mit den drei Masterminds Jason McMaster (Vocals, WatchTower), Davide Tiso (all Guitars & Bass, Yakuza, Corrections House), Hannes Grossmann (Drums, Necrophagist, Obscura), sowie den zwei Special-Guests namens Bruce Lamont (Baritone Saxophon, Yakuza, Brain Tentacles) und an den weiteren Gitarren Kevin Hufnagel (Dysrhythmia, Gorguts) und Fester (Burials, Humorous) komplettierten dieses Debutalbum. Der Begriff Extreme-Progressive-Technical-Death-Metal ist nicht von der Hand zu weisen und tatsächlich bewusst gewählt. Die Gitarrenarbeit von Davide, Kevin und Fester übersteigt jedes erdenkliche extreme Metier, technisch und könnerisch absolute Topliga, da sind die Vergleiche zwischen WatchTower, Obscura und Necrophagist nicht fremd, im Gegenteil, komplizertes und durchstrukturiertes Riffing, technische und feine Soli und Melodiebögen der Sonderklasse, transponiert auf den Bass mit vielen Ausflügen in Fusion-/Jazz-Ecke. Ein Drumming der Extra-Sonderklasse, fein, powerful, progressiv und graziös. Die Vocals tanzen den anderen Instrumenten nur so um die Noten herum, ein Jason McMaster in absoluter Höchstform, den anderen Musiker in nichts nachstehend, mal schreiend, mal erzählerisch, mal philosophisch, mal wütend und böse. Das Baritonsaxophon passt hervorragend in diesen wirren, aber doch sehr klar gegliederten Soundteppich, gibt diesem Meisterwerk sehr die jazzige und fusion-gepaarte Richtung ein. Die Produktion absolut klar, straight und sehr druckvoll gelungen. Das Coverartworkt spricht ebenfalls klar die progressiven Elemente der Band heraus, sehr mystisch und macht doch neugierig auf mehr, was wohl dahinter stecken könnte. Anspieltipps? Klar, alle acht Songs sind erwähnenswert und antestbar, doch um etwas Licht in diese musikalische Sonderklasse zu bringen, so wären "Upended", Descent To Light" oder "Chant Of Stillness" Anspielsongs. Progressive-Technical-Death-Freaks können hier bedenkenlos zulangen. Wie gesagt, das Jahr 2018 hat schon jetzt sehr gut angefangen und bereits Höhepunkte von musikalischer Genialität ans Licht befördert. Howling Sycamore sind einer dieser absolut goilen Progressive-Deathler, hellyeah!
Leopold 

Punkte: 9.5 von 10
CORROSION OF CONFORMITY - No Cross No Crown
Nuclear Blast/Warner
"In The Arms Of Gods" im Jahre 2005 war das letzte Album mit dem legendären Singer/Songwriter Gitarrist "Pepper Keenan", der ja auch bei den allzeit bekannten Southern-Rockern von Down die Gitarre bedient. Diese Gitarre beherrscht den Sabbath-Einschlag wie keine andere. Fragt mal James Hetfield, der ist Peeper Keenan-Fan. Hört mal in den Song "Wolf Named Crow", der ist gitarrentechnisch vom allerfeinsten, wenn es um eben genannte Sabbath-Riffs mit Southern-Einschlag geht. Was für eine Wucht, die die Band hier an den Tag legt, das können eigentlich nur noch Black Sabbath toppen. Ok, es hat geschlagene 10 Jahre gedauert, bis sich Herr Keenan wieder mit den Jungs versöhnt hat, dafür rocken sie jetzt um so heftiger. Seht euch nur das Cover an, auch das erinnert an die bekannten Doom-Götter aus England. Doch keine Angst, C.O.C. sind keine Kopie besagter Götter, nein man könnte es einen Einfluss nennen, denn der Southern Rock-Einfluss ist natürlich auch nicht zu überhören. Für meinen Geschmack ganz klar das Highlight im neuen Jahr.
Daniel J. 

Punkte: 9.3 von 10
IN VAIN – Currents
Indie Recordings/Irascible
Ich gebe es ja zu, seit dem grandiosen 2007er Werk „The Latter Rain“ bin ich ein „Fanboy“ der Norweger und ich kenne nicht viele vergleichbare Bands, welche derart durch die Subgenres wildern und dies gleichzeitig so gekonnt homogen umsetzen können. Während „The Latter Rain“ einst noch ganz auf Dualität zwischen Härte und Melodie setzte, hört sich nun „Currents“ erwachsener an, zwar fehlt dabei der jugendliche Sturm und Drang jedoch hat die Band hörbar an Reife gewonnen. Ob man nun In Vain noch immer noch als Extreme Progressiv Metal Band anpreisen will, würde ich nicht zwingend Unterschreiben, denn obwohl Death- und (hörbar reduziert) Black Metal den Fuss in der Türe haben, so liegt das Schwergewicht nun auf der progressiven- und melodischen Seite. „Soul Adventurer“ beispielsweise kommt nahezu ohne Growls aus ist aber gleichzeitig auch einer der Höhepunkte auf der Scheibe und demonstriert eindrücklich, wie vielseitig sich In Vain über die letzten Jahre entwickelt haben. Als Gegenpol dazu „Blood We Shed“ das drückende Death Metal Riffs auffährt oder das wütende „As The Black Horde Storms“ welches problemlos auch ein Plätzchen auf „The Latter Rain“ hätte finden können. Der grösste Trumpf den In Vain in der Hand hält ist klar das sehr abwechslungsreiche Songwriting und die Gabe trotzdem die Songs wie aus einem Guss ertönen zu lassen, nur bedingt dies auch, dass man sich die Zeit nimmt und die Songs komplett anhört. Auch wenn dieser Aspekt in der heutigen Zeit ein absoluter Luxus ist und Einige schon nach 20 Sekunden Probehören einer Band den Daumen rauf oder runter halten, wäre dies bei „Currents“ ein grober Fehler, denn die Songs sind nur so gespickt mit variablen Zutaten. Dabei greift In Vain auch wieder auf einige Gastmusiker zu die für Cello, Saxophon, Violine, Hammond Orgel zuständig sind und diverse Sänger wobei der bekannteste Name wohl Matthew Kiichi Heafy von Trivium ist und nebenbei haut auch noch Baard Kolstad von Borknagar auf die Drums ein. Im direkten Vergleich zum Vorgänger Album „Ænigma“ wo sich meines Erachtens die Band in ein zu gleichförmiges musikalisches Korsett gezwängt haben, wirkt „Currents“ wie ein Befreiungsschlag und ist trotzdem noch immer typisch In Vain. Wer also ohne Scheuklappen durch die Gegend rennt und einen breit gefächerten Musikgeschmack hat, der sollte unbedingt den Norwegern sein Gehör schenken und obwohl „Currents“ erst ende Januar erscheint, kann man sich schon mal mit dem exzellenten und bereits veröffentlichten „Seekers Of The Truth“ einen ersten Eindruck verschaffen, vorausgesetzt man hört sich den Song auch wirklich komplett an. Fans der Band sollten unbedingt damit liebäugeln sich die Limited Edition von „Currents“ zu bestellen, denn diese Version bietet noch zwei weitere Songs an, die nicht über die Digitalen Kanäle verfügbar sein werden. Bei all dem „gleichförmigen Mist“ der Monat für Monat erscheint, bin ich dankbar, dass es noch so Bands wie In Vain gibt und ich hoffe „Currents“ sorgt dafür, dass die Band auch mal von einem grösseren Publikum wahr genommen wird, verdient hätten es die Norweger auf jeden Fall.
R.K. 

Punkte: 9.2 von 10
BLEEDING GODS - Dodekathlon
Nuclear Blast/Warner
Hellyeah, wie eine düstere, schwere, melancholische und mystische Wolke schwebt und rollt uns mit 'Dodekathlon' das Zweitwerk der Holländer namens Bleeding Gods aus Utrecht entgegen. Seit 2012 treiben der Fünfer um Mastermind und Gründer Ramon Ploeg (Guitars), Rutger van Noordenburg (Guitars), Gea Mulder (Bass), Daan Klemann (Drums) und Mark Huisman (Vocals) und präsentieren uns mit 'Dodekathlon' ein Konzeptalbum aus der griechischen Mythologie, nämlich mit 12 Tracks, welche die 12 Aufgaben von Herkules wiedergeben, welche seinerseits von seinem Cousin, dem König Eurystheus, innerhalb den nächsten 12 Jahren aufgetragen worden sind. Vorausgegangen war die Tragik, welche Herkules, durch Hera in Wahnsinn getrieben, seine ganze Familie (Frau, Tochter und Sohn) auslöschte. Nach der Genesung von Herkules bedauerte er zutiefst diese Untat, wurde von König Thespius gereinigt und reiste zum Orakel von Delphi, um die Antwort für seine Rehabilitierung zu erhalten. Pythia, das Orakel von Delphi, riet ihm, nach Tiryns zu gehen und eben seinem Cousin und König Eurystheus 12 Jahre lang zu dienen und alle die ihm aufgetragenen Aufgaben auszuführen. Ist denn diese Mythologie so abwegig, dass sie heutzutage, ja genau, aktuell, so fremd wäre? Meiner Ansicht nicht, denn diese Mythologie, diese Geschichte, ist so nah wie schon lange nicht mehr am Geschehen und deshalb haben Bleeding Gods - ob gewollt oder ungewollt - eine interessante Brücke aus der Antike zur Moderne gebaut, denn diese Thematik - natürlich geschichtlich und thematisch aufgebaut - trifft voll den aktuellen Nerv der Zeit.

Wie sieht's denn musikalisch nun aus? Da bin ich wie bei der Thematik derselben Ansicht, da wird moderner Death Metal geboten, gepaart mit Old School-Elementen, Blastbeats, Thrash-Elementen, untermalt mit Synthesizer-Klängen, welche ebenfalls den Death Metal geschichtlich und mythologisch in symphonische Sphären aufbauscht und bestens zur gewählten Thematik passt. Nun, mit 'Dodekathlon' (nach der im Eigenvertrieb veröffentlichten EP 'Blood Symphony' im Jahre 2013 und dem Debutalbum 'Shepherd Of Souls' im Jahre 2015), folgt nun der zweite Longplayer im Jahre 2018 und somit muss ich ehrlich zugestehen, da fängt das Jahr 2018 ja sehr gut an. Die Drums knallen donnernd und mit Getöse vom Olymp herab, die beiden Gitarren reissen messerscharfe Wunden in die zerklüftete, griechische Landschaft, die Gitarrensoli sind absolute Melodiezacken im Sound des entstandenen Riffgewitters, der Bass wummert wild die Gezeiten herauf und die Stimme der Erzählung figuriert schlussendlich und sinnbildlich als Herkules, will sagen wütend, growlend, böse und auf eine Art doch erzählend. Die Produktion kommt absolut fett goil rüber, klar, pompös, theatralisch im positiven Sinne und einfach ein richtig fett goiles Death Metal-Album. Jeder Track gilt hier als Anspieltipp, vor allem wenn man weiss, dass es sich hierbei um ein Konzeptalbum handelt, so fliessen die 12 Tracks ineinander hinein wie die Rudermannschaft griechischer Kriegsgaleeren. Das Coverartwork passt wie die berühmte Faust auf's Auge, es ist wie wenn man 'Dodekathlon' in einen Comic- oder Buchband einbindet, genau so muss ein Artwork für ein solches Meisterwerk auch sein, perfekt. Haben Bleeding Gods schon mit den Vorgängern geschichtliche und mythische Konzepte angeschnitten, so ist ihnen erneut mit diesem vollen Zweitwerk ein wahrhaftiger Hammer gelungen, und der Platz im Olymp ist gewährt, gesprochen von Leopold, des Orakels von MetalFactory. Ah ja, genau, Anhaltspunkte von Bands, um die geneigten Leserinnen und Leser bei der Wahl behilflich zu sein, wären natürlich die holländischen Death-Bands à la Sinister, Pestilence und Konsorten. Die Heilung wurde von mir genehmigt.
Leopold 

Punkte: 9.1 von 10
BLACK LABEL SOCIETY - Grimmest Hits
Spinefarm/Universal
Sie kam doch noch zur Rezension rein, wenn auch saumässig spät, die neue Scheibe von Black Label Society! Ich frage mich an dieser Stelle immer wieder, wie das viele Musiker bei allen sonst noch laufenden Engagements jeweils hinkriegen, neue Alben aufzunehmen und letztlich auch ein Qualitätsprodukt abliefern zu können. Wie ja vor einer Weile, respektive nach den letzten Live-Shows von Black Sabbath im Ur-Lineup (ohne Original-Drummer Bill Ward) verkündet wurde, ist Guitar-Master Zakk Wylde seit letztem Mai bekanntlich wieder zu seinem Ziehvater Ozzy Osbourne zurück gekehrt ("Zakk is back!)" und wird, mit einem ebenso neuen Ozzy-Album (!) im Gepäck dessen letzte (?) Live-Solo Europa-Tour im kommenden (Früh-) Sommer bestreiten, nachdem im letzten Jahr Amerika bereits bei einigen Festivals zum Handkuss kam. Trotz all dem hat Zakk Wylde mit seiner Stammband Black Label Society so zu sagen klangheimlich das zehnte Studioalbum mit dem Titel «Grimmest Hits» eingespielt. Wer allerdings genau hinsieht, wird feststellen, dass die letzten paar BLS-Veröffentlichungen ihre Zeit brauchten und «Catacombs Of The Black Vatican» bereits vier Jahre alt ist und dessen Vorgänger 2010 released wurde. Somit heissen die Zauberwörter "Organisation" und "Disziplin", um alles Gewünschte unter einen Hut zu bringen. «Trampled Down Below» eröffnet das Album rockig, aber nicht so heftig wie auch schon und bereits «Seasons Of Falter» schaltet noch einen Gang runter hin zu hardrockigen Tunes, zu denen Zakk's Gesang mittlerweile gleich kultig wie sein prägnantes Gitarrenspiel den Stempel aufdrückt. Nicht fehlen darf natürlich ein flinkes Solo, inklusive seinen charakteristischen Bends. «The Betrayal» ist dann wieder Black Label Society in Reinkultur. Der Groover fährt einem gleich in die Knochen und reiht sich zu den vielen anderen geilen BLS-Songs ein, yes baby! Das aktuelle Line-Up setzt sich neben Zakk noch zusammen aus Dario Lorina (g), John DeServio (b) und Jeff Fabb (d). Letzterer ist bereits der achte Drummer (!), der die BLS-Kessel malträtieren darf. Der BLS-Sound ist oft rau und kraftvoll, aber Zakk Wylde hat mitunter auch ein ganz gutes Händchen für die feinen Töne, wovon «The Only Words» ein weiteres Highlight darstellt. Dass hierbei die Gesangsstimme und das Gitarrenspiel ebenso glanzvoll in Szene gesetzt werden, ist ein weiterer Pluspunkt dieses Ausnahmemusikers. «Grimmest Hits» ist ein sehr stimmiges Album geworden, das die Wurzeln nicht verleugnet, aber einmal mehr vor allem auch mit dem ruhigeren Material brilliert. Wem das bisherige BLS-Material gefällt, kann hier blind, nein muss zugreifen!
Rockslave

Punkte: 9.0 von 10
SINISTRO - Sangue Cassia
Season Of Mist/Irascible
Dass man hervorragenden Portwein aus Portugal bekommt und die dortigen Fussballer sehr gut mit dem Ball umgehen können, wusste ich, dass es aber ausser Moonspell, noch andere geniale Metalbands in Portugal gibt, war mir nicht bewusst! Und genau mit Sinistro kommt eine Band, die mit ihrem schwermütigen und melancholischen Stil das Feld von hinten aufrollt! Sinistro bieten auf "Sangre Cassia" alles andere als 08/15-Metal dar, sondern spielen eine ganz eigene Version von Doom Metal! Schon beim ersten Song "Cosmos Control" wird einem klar, dass es sich bei diesem Song sprich Album um einen schwerverdaulichen Brocken handelt. Die beschwörenden Gesänge von Patricia Andrade täuschen eine solche Leichtigkeit, die man auch Sehnsucht nennen könnte, vor und werden dann von dem massiven Soundbollwerk förmlich erstickt! Dieser eindringliche Gesang von Patricia enthält eigentlich überhaupt keine Spurenelemente von Metal und passt vielleicht gerade deswegen zu dieser musikalischen Stilstudie der Melancholie wie eine Faust aufs Auge! Wimmerndes Wehklagen eröffnet "Lotus" und auch hier thront die mächtige Stimme über dem Song wie eine Königin über ihrem Volk! Es werden mächtige Gefühle transportiert, einfach nur wunderbar! Auch wenn durch den zarten Gesang die metallischen Grenzen durchbrochen werden, so ist genau diese zauberhafte Stimme das Alleinstellungsmerkmal und die Identität, die so manchen Bands fehlt. Für Sinistro ist "Petatas" ein kurzer Song, der einiges kürzer ist als die anderen Songs und der bis jetzt am leichtesten zu verdauen ist. Wie zart ins Ohr gehaucht, startet "Vento Sul"! In so manchem Moment könnte man meinen, dass da der portugiesische Vertreter für den Eurovision Song Contest am Werke sei! Genau dieser Umstand macht Sinistro anders und musikalisch gewinnt so die Musik an Abwechslung! Schwermütig und traurig zieht "Abismo" den Hörer gekonnt hinunter und ist für Leute ohne sonniges Gemüt pures Gift! "Nuvem" startet wie ein Bass'n'Drum-Track und fällt deshalb so ziemlich aus dem metallischen Rahmen, ist aber als Song trotzdem geil! Wie diese Band, deren übrige Mitglieder übrigens Y, F, R und P heissen, fremde Musikstile gekonnt in ihre Musik einfügt, zeigt, wie grenzenlos die Musik von Sinistro ist! Danach regiert aber nochmals König Metal. Nichts mit Produkten für die Gartenpflege hat "Gardenia" zu tun, sondern auch hier wird nochmals Doom nach Art des Hauses geboten. Mit dem massiven Schlusspunkt "Cravo Crane" wird dieses Album stilvoll zu Ende gebracht! Sinistro bieten eine sehr aussergewöhnliche Interpretation von Doom, wenn man sich aber auf dieses traurige Stück Musik einlässt, wird man umso mehr Freude daran haben! Für mich ganz klar die Entdeckung dieses Soundchecks schlechthin!
Roolf

Punkte: 9.0 von 10
XENOSIS - Devour And Birth
Eigenvertrieb
So, jetzt fliegen wir mal wieder über den 'Grossen Teich' in die U.S.A., genauer gesagt nach New Haven, im Bundesstaate Connecticut. Progressive/Death Metal vom Feinsten wird hier vom Fünfer auf dem bereits dritten Longplayer namens 'Devour And Birth' auf acht Songs in vollster Perfektion zelebriert. Gegründet wurde der Fünfer im Jahre 2010, wo man zugleich eine EP 'Xenosis' veröffentlichte, gefolgt von einem Demo 'Demo 2012' im Jahre 2012 (logischerweise), um dann sogleich mit dem ersten Longplayer namens 'Haunted Skies' (2012) nachzulegen. Der zweite Longplayer folgte dann im Jahre 2015 namens 'Sowing The Seeds Of Destruction'. Sal Bova (Vocals), Kenny Bullard (Guitars), Mark Lyon (Guitars), Dave Legenhausen (Bass) und Gary Marotta (Drums) haben sich ganz dem progressiven Death Metal verschrieben, nicht zu extrem progressiv, denn die fünf Deather wissen sehr wohl, wie man auch im progressiven Death Metal verdammt nochmal richtig goil und gut grooven kann. Absolute Könner im Songwriting, aber natürlich auch an ihrem musikalischen Können. Kenny und Mark an den Gitarren ergänzen sich perfekt im Riffing, in den Melodien und duellieren sich solistisch auf verdammt hohem gitarrentechnischen Können, einfach hammermässig. Unterstützt werden sie dabei gekonnt von Dave am Bass, der sehr wohl auch ebenfalls in solistische Gefilde rauswandert, ohne dabei den roten Faden abzugeben. Die Drums von Gary sind ebenfalls von absoluter Masterklasse, irgendwie nicht aufdringlich und doch sehr präsent und hält die beiden Klampfen wie auch den Tieftöner wie ein edler Kutscher auf'm Bock stets am Laufen, ohne dabei auszufleddern. Straightes Doublebass-Monstrum von hinten peitschend, mit gelegentlichen, gemeinsamen Ausflüge in die progressive Death Metal-Welt, sowie Blastbeats from Hell. Sal's Growls und Gutts sind schlichtweg perfekt zum rhythmischen Soundteppich, ein Puzzleteil schliesst das andere mit ein und es entsteht, wie das geniale Coverartwork zeigt, ein perfektes Bild von Xenosis. Ebenfalls absolute Meisterklasse ist die Produktion zu 'Devour And Birth', messerscharf und doch verdammt powervoll. Klar, alle Tracks sind hörenswert, aber 'Delirium', 'Concave' oder 'The Projector' wären speziell zu nennen, besonders letzterer Track hat es mir verdammt angetan. Soundtechnisch, um noch weitere Anhaltspunkte zu nennen, wären Bands à la Death, Obscura, Beyond Creation, Cynic, Atheist, Suffocation, Morbid Angel, Meshuggah und Konsorten zu erwähnen, aber einfach die progressiven Elemente nicht vergessen. Sensationell, auch dieses feine Meisterwerk, macht Spass auf viel mehr und noch hoffentlich lange. Opus!
Leopold  

Punkte: 9.0 von 10
ACCUSER - The Mastery
Metal Blade/Sony
Die deutsche Thrash-Band Accuser aus Siegen hat schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Geboren in den 80ern mit einem Mix aus Bay Area und deutschem Thrash à la Kreator ist man dann leider in den 90ern (ende 1996) auseinander gegangen. 2008 ist man besser den je wieder zurückgekommen und hat bis heute das eine oder andere gute Album herausgegeben. Jetzt steht "The Mastery" in den Startlöchern, ist vielleicht weniger schnell, dafür sind die Gitarren knüppelhart und super groovig. Was mich besonders beeindruckt ist die sehr harte Stimme von Gitarrist/Sänger Frank Thomas, die sehr an die Vocals von Tom G. Warrior von Celtic Frost erinnert. Sonst ist alles beim alten die Songs sind gut in Szene gesetzt und die Produktion lässt keine Wünsche übrig. Das Jahr 2018 fängt für die Thrasher mit einem Paukenschlag an, Accuser setzten dann schon mal eine Platte vor, die man zuerst mal besingen muss. Stark!
Daniel J.  

Punkte: 9.0 von 10
KAYAK - Seventeen
InsideOut Music/Sony
Im Jahre 1972 gegründet, schauen die Holländer um das einzig verbliebene Original Mitglied Keyboarder Ton Scherpenzeel auf eine lange Karriere zurück. Nun sind die Prog-Rocker zurück mit ihren 17. Studio-Album. Ein Stück Musik, das den Namen Prog Rock verdient. Die 12 Nummern sind durchwegs gelungen, spannend und total verspielt. Besonders gelungen das gefühlvolle fast 12 Minuten lange "La Peregrina". Eine bunte Mischung aus Landmarq, Kaipa, etwas Queen und den Flower Kings. Fette Chöre, verspielte Gitarren-Soli, gefühlvolle Klavierparts, tolle Riffs und spannende Gesangsmelodien, ein wahrlich grosser Prog Rock-Song. Dem entgegen das von Klavier getragene, ruhigere "Failing", erinnert mich an Asgard. In der Mitte des Songs dann ein wunderschönes Gitarrensolo zum Abheben. "Feathers And Tar" dann ein flotter, an Kaipa erinnerndes Stück, sehr spannend. Auch dem 10-Minuten-Song "Walk Trough Fire" kann man sich nicht entziehen. Sehr gefühlvoll gespielt und gesungen mit Ayreon-Anleihen zu Beginn. dann wechselt das Ganze ins Folk-Rockige, auch hier grandios gesungen. Bart Schwertmann hat wirklich eine tolle Stimme, die so was zum Sound der Niederländer passt. Dieser Part hat was von Uriah Heep. So geht das musikalisch hin und her, auf und ab, ein grandioses Stück Musik, meisterlich gespielt voller Gefühl. Zum Entspannen gibt's das starke instrumentale "Ripples On The Water". Habe selten ein so verspieltes Album gehört. Hört euch nur das sehr gelungene "God On Your Side" an, dann versteht ihr, was ich meine. "Seventeen" ist ein wunderbares Prog Rock-Werk, das jedem gefällt, der oben genannte Bands mag. Wer hätte gedacht, dass das neue Prog-Jahr auf so hohem Niveau beginnen würde? Ich bin begeistert von Kayak`s 17. Studioalbum.
Crazy Beat  

Punkte: 9.0 von 10
MEDEN AGAN - Catharsis
No Remorse Records
Schon zu Jahresbeginn ein Favorit? *hust* JA! Die Symphonic-Metaller aus Griechenland haben mich echt in den Sessel gedrückt. Trotz eindeutiger Inspiration durch grosse Genrevorreiter wirkt der Sound gar nicht abgeschaut und die Individualität sticht trotz vertrauter, genretypischer Elemente stark hervor. Fast 50 Minuten lang beglückt die Scheibe die Ohren und lässt keine Wünsche offen, ein perfektes Zusammenspiel der Instrumente und der fantastischen Stimme Dimitra Panaritis bringt den Ohren die Extase, welche man sich immer wieder antun möchte. Die männlichen Stimmeinlagen Aris Nikoelris bringen einen zusätzlichen Hauch Magie in das bestehende musikalische Fest. Der Wiederholungs-Knopf wird wohl noch einige Male gedrückt werden. Trotz mehrerer Besatzungswechsel in der Bandgeschichte hat die Qualität überlebt, und dies hört man schon ab den ersten paar Tönen. Eine absolute Kaufempfehlung und ein echter Tipp für Einsteiger und Metal-Skeptiker.
Mona M.  

Punkte: 9.0 von 10
PANORAMA - Around The World
Rock Of Angles Records
Metal Factory ist in Zusammenhang mit meiner Wenigkeit exklusiv das erste Szene-Medium, das bereits letztes Jahr von dieser neuen Band um die Ex-Kirk und Gods Of Silence Recken Sammy Lasagni (g/v) und Philipp Eichenberger (d) Kenntnis erhielt! Panorama heisst die Truppe und mit dabei sind noch Frontmann Christian Palin (Randon Eyes, Ex-Adagio), Gitarrist Ben Varon (Amoral, Ex-Grease Helmet) und Producer-Ass wie Bassist Dennis Ward (Pink Cream 69, Unisonic und noch vieles mehr!). Letzterer ist schon mal Garant für einen Hammer-Sound, und wenn er sich auch kompositorisch einbringt, das Sahnehäubchen schlechthin. Im Wissen darum, dass die Welt nicht zwingend auf die 5897-ste Hardrock-Combo wartet, muss Aussergewöhnliches geleistet werden, und das bietet das Debüt-Album «Around The World» vom ersten Ton des Titeltracks und Openers an. Dass das Ganze eine spürbare Schlagseite hin zu Pink Cream 69 aufweist, ist nicht von der Hand zu weisen, aber Christian Palin klingt vom Timbre her schon etwas anders als David Readman. Für mich klingts erstmal wie eine Mischung aus einer härteren Version von Danger Danger und The Magnificent. «Standing My Ground» lässt die frühen Voodoo Circle und noch etwas Godiva (Sammy's Ex-Band) in Erinnerung rufen, während «The Glory Within» bei Queensrÿche fischt, nicht zuletzt wegen dem grundsätzlich herrlich bollernden Bass von Dennis. Spätestens an dieser Stelle muss auch der letzte Rock-Mohikaner realisiert haben, wie geil der Gesang von Christian klingt. Der begabte Knabe besitzt mitunter eine glockenhelle Hammerstimme, und genau das ist nötig, um in dieser Ecke bestehen zu können. Dass bei «Gates Of Babylon» letztlich auch noch Kirk durchschimmern, zaubert dem Rezensenten sogleich ein Lächeln auf das Gesicht. Die zahlreichen Vergleiche zu anderen Bands können die offensichtliche Eigenständigkeit von Panorama jedoch nicht untergraben, obwohl auch sie nur mit Wasser kochen. Dieses ist aber ziemlich heiss und salzig zugleich, denn die griffigen Songs überzeugen instrumental durchgehend und gewinnen mit jedem Umlauf an Kontur. Was jetzt noch fehlt, ist der obligate Killer-Track, der einen sogleich an den Eiern packt oder den Schritt feucht werden lässt! Und? Es gibt sogar mehr als einen, nämlich «The Other Side» und «Shout It Loud»! Da «The Highest Mountain» "nur" eine Halbballade ist, die Jon Bon Jovi nie geschrieben hat, fehlt zum Abrunden eigentlich nur eine klassische Zucker-Ballade. Genau das wird aber dem einen oder anderen Genre-Fan ziemlich egal sein, der die Grundhärte von «Around The World» mag. Und live? Oh ja, hoffentlich bald!
Rockslave  

Punkte: 9.0 von 10
DEATHLESS LEGACY - Rituals Of Black Magic
Scarlet Records
Die italienischen Horror-Metaller gehen in die vierte Runde. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob in diesem Kontext die Kategorisierung "Horror Metal" wirklich noch angemessen ist. Rein musikalisch betrachtet eigentlich ja, die opulenten, orchestralen Arrangements, kombiniert mit metallischer Härte, die vom gängigen Strickmuster bis hin zum Blastbeat-Gewitter reicht, beherrschen nach wie vor das Szenario. Den Unterschied zu den früheren Scheiben macht aber die Tatsache aus, dass "Rituals Of Black Magic" ein Konzeptalbum ist, und das hört man dem Rundling auch an. Im Grunde genommen haben wir es hier mit einem vertonten Grimoire zu tun, einem Buch also, in dem ein Magier all seine Erfahrungen und Errungenschaften niederschreibt, die von der Astrologie und kabbalistischen Ritualen über Liebeszauber bis hin zu Nekromantie und Dämonenbeschwörungen alles umfassen können, was irgendwie mit okkulten Praktiken zu tun hat. Vor diesem Hintergrund erscheint die Band heute in ihrem Schaffen gereift und konsolidiert. Hatte ich in der Vergangenheit noch den Eindruck, ich hätte es trotz aller musikalischen Raffinesse mit einer Truppe zu tun, die sich lediglich als Mischung aus Fleshgod Apocalypse und Lordi versucht, um auch ein Stück vom Horror Metal-Kuchen zu ergattern, sehe ich heute das Sextett aus der beschaulichen Toskana in einem ganz anderen Licht. Oberhexe Eleonora Steva Vaiana befasst sich scheinbar schon länger mit der finsteren Materie, und unter Mithilfe der sie flankierenden Musiker, allen voran Keyboarder und Mastermind Alex van Eden (Alessio Lucatti), ist ihr die musikalische Umsetzung sehr gut und glaubhaft gelungen. "Rituals Of Black Magic" klingt genauso, wie es sollte, düster, majestätisch, sakral sowie leidenschaftlich und signalisiert in seiner Gesamtheit ganz klar den bisherigen Höhepunkt im Schaffen der Band. Vor allem im abschliessenden "Dominus Inferi" zieht die Truppe sämtliche Register und serviert in acht bombastischen Minuten die Essenz dessen, was sie musikalisch ausmacht, das ist echt wieder mal ganz grosses Ohrenkino mindestens im Dimmu Borgir-Format. Dass eine solche Band mehr als andere polarisiert, ist mir schon bewusst, sei es wegen der ganzen Maskerade ("dient bloss zur Kaschierung der eigenen musikalischen Inkompetenz"), sei es wegen der Orchester und Chöre ab Konserve ("völlig überladen und übertrieben"). Bei mir verhält es sich hingegen so, dass, wenn eine Band es schafft, mich 64 Minuten lang zu fesseln und bestens zu unterhalten, ohne dabei auch nur ansatzweise Langeweile oder Ermüdung aufkommen zu lassen, dann ist für mich jegliche Diskussion über Outfit und handwerkliches Können nur noch müssig. Das metallische Jahr 2018 fängt schon mal sehr gut an, mein Chapeau des Monats geht diesmal nach Mittelitalien.
Mirko B.    
Punkte: 8.9 von 10
MYSTIC PROPHECY - Monuments Uncovered
Massacre Records/Musikvertrieb
Mystic Prophecy haben Spass! Mit diesem Argument werden sie sämtliche Kritiker in den Boden stampfen, die ob des ersten reinen Cover-Albums der deutschen Heavy Metal-Institution bereits das Keulenschwingen üben. Das Schöne an diesem Album ist die grosse Leidenschaft, die man nicht nur im detailreichen CD-Cover, sondern auch in jede Note spürt. "Monuments Uncovered" riecht definitiv nicht nach einer schnöden Plattenvertragserfüllung durch ein schnell und lieblos zusammen geschustertes Coveralbum. Die elf Lieder atmen den Geist einer herzlichen Verneigung gegenüber Bands wie T.Rex, Donna Summer oder Tokyo. Das schöne dabei ist, dass Mystic Prophecy ihre Interpretationen zwar an die Originale lehnen, ihnen aber gleichzeitig den eigenen Sound und die eigene Atmosphäre aufdrücken. Das erzeugt wohltuende Spannung. Denn dadurch klingen sie nicht ganz wie Mystic Prophecy und eröffnen der Band im eigenen Sounduniversum neue Facetten. Ausserdem ist Elton John mit "Still Standing" und Creedence Clearwater Revival mit "Proud Mary" plötzlich unheimlich metallisch. Weniger gross ist der Unterschied da schon bei Lenny Krevitz "Are You Gonna Go My Way" oder bei Monster Magnets "Space Lord". Aber auch da verwandeln Mystic Prophecy die ausgewählten Stücke in eigene, härtere Versionen. Wem die Originale also zu weichgespült sind, hat mit dem neuen Album von Mystic Prophecy eine lohnende Alternative. So bereiten Cover-Alben Freude!
Roger W.     
Punkte: keine Wertung
LOUDNESS - Rise To Glory
earMUSIC/Phonag
Wer im Netz bei einer für das Thema "Metal" grundsätzlich sehr renommierten Site nachschaut, wird für Japan rund 750 gelistete Metal-Bands finden. Dies ist natürlich nicht zu vergleichen mit den entsprechenden Zahlen aus Skandinavien, aber aus dem Land der aufgehenden Sonne kommt weitaus mehr als nur Babymetal, die dort nota bene nicht mal erwähnt werden. Loudness, 1981 gegründet und immer noch aktiv, besitzen neben X Japan, Lightning, 44 Magnum, Bow Wow oder EZO nach wie vor die grösste Strahlkraft der Nippon-Bands und sind live, wie zum Beispiel 2016 beim "Sweden Rock"-Festival, immer noch sackstark unterwegs. Mit «Rise To Glory» haben Loudness inzwischen mehr als dreissig Studioalben (!!) am Start, und wer nun denkt, dass die Japaner eh längst auf der letzten Rille laufen, wird schon beim Opener «Soul On Fire» eines Besseren belehrt! Angeführt vom legendären crunchy Guitar-Sound von Shred-Master Akira Takasaki pflügt sich die Metal-Ikone stilsicher durch die Weiten des metallenen Kosmos. Dazu gehören natürlich auch noch die originale Gesangsstimme von Ur-Sänger Minoru Niihara und der pumpende Bass von Masayoshi Yamashita. Dessen kongenialer Rhythm-Sidekick Munetaka Higuchi verstarb ja leider 2008. Nachfolger Masayuki Suzuki (Ex-Saber Tiger) hat dessen Erbe inzwischen würdig angetreten und passt bestens ins Line-Up. Abwechslungsreiches Songwriting war schon immer eine Stärke von Loudness, und so bietet auch «Rise To Glory» einmal mehr feinste Hard n' Heavy Kost, veredelt durch sattsame Riffs und Soli von Mr. Takasaki. Die stärksten Momente sind immer dann auszumachen, wenn es groovt und rockt wie bei «Go For Broke» oder «The Voice». Wenn dabei melodische Bridges für die nötigen Akzente sorgen und einen akustische wie balladeske Parts mitreissen, ist der Hörgenuss garantiert. Selbstverständlich ist raueres Material, zum Beispiel «Massive Tornado» oder Schnelleres wie der Titeltrack, ebenso vertreten, ohne dass der rote Faden reisst. Beim Instrumental «Kama Sutra» lässt Akira seinem Können freien Lauf und lässt nichts anbrennen. Die Versionen für Europa und die Staaten enthalten überdies noch eine Zusatz-CD, wo dreizehn Bandklassiker neu eingespielt wurden. Den Landsleuten wird derweil ein abweichender Track («Bad Loser» statt «Let's All Rock») und ein komplettes Konzert vom 30.12.2016 auf DVD geboten. Wer die Kult-Band bisher noch nie live gesehen hat, sollte unbedingt die Daten der anstehenden World-Tour konsultieren.
Rockslave  
Punkte: 8.7 von 10
THE CROWN - Iron Crown (EP)
Metal Blade/Sony
Die drei Alben "Deathrace King", "Possessed 13" und "Crowned in Terror/Crowned Unholy" dieser schwedischen Zuchthengst-Rocker sind für mich hyperpotente Göttergaben. Mit ihrem derben, überschwänglich zelebrierten, breitbeinigen, mit Heavy Metal getränkten Death Metal haben sie meinen (musikalischen) Charakter nachhaltig geprägt, Tinte auf meinem Körper hinterlassen und nach ihrer Auflösung 2004 ein Vakuum hinterlassen, welches bisher von keiner anderen Band gefüllt werden konnte. Ihre Rückkehr 2010 erfreute mein Herz, die beiden folgenden Alben überhaupt nicht. Bis jetzt! Denn am 12.01.2018 erscheint die vorliegende 2-Track 7" und sowohl der Titeltrack wie auch "Ride The Fire" drücken siedendes Adrenalin aus des Boxen und knisternde Elektrizität in meine Eingeweide! Druck, Groove, Riffs, Stimme, kleines Slayer-worshipping, alles wieder da! Wiedererlangte Macht, epische Pracht! Grosse Vorfreude aufs kommende Album!
Hardy     
Punkte: keine Wertung
MIKE LEPOND'S SILENT ASSASSINS - Pawn And Prophecy
Frontiers Music/Musikvertrieb
Eines muss man dem Symphony X-Bassisten Mike LePond zugestehen. Bisher verfügte praktisches jedes Projekt über Klasse, bei dem der eher unscheinbare Mann dabei war. Das zweite Album, welches nun unter dem Banner von "Mike LePond's Silent Assassins" erscheint, macht da keine Ausnahme. Erneut dabei ist Sänger und Tausendsassa Alan Tecchio, der mich allerdings in den hohen Klängen nervt. Zum Glück setzt er dieses Stilmittel aber eher selten ein, so dass ich knapp darüber hinweg hören kann. Der Wahnsinn sind sowieso die Kompositionen, und davon vor allem die stilistische Vielfalt. Angesiedelt im klassischen, epischen amerikanischen Power Metal wagt sich die Band bei "I Am The Bull" in fast doomische Gefilde, nur um immer wieder in rohen und progressiven Bassklängen einzutauchen. Den meisten Liedern gegenüber steht "The Mulberry Tree", welches mit entspannten folkigen Klängen aufwartet. Alle sieben Lieder werden aber durch das 22 minütige Titelstück in den Schatten gestellt. "Pawn And Prophecy" ist von William Shakespeares "Macbeth" inspiriert und wäre in ähnlicher Form auch ein wahrhafter Höhepunkt auf einem Symphony X-Album. Das Lied ist episch, vertrackt und überrascht mit plötzlichem Stilwechsel. Diese reichen von folkigen Klängen mit lieblichen Frauengesang, über Power Metal fast europäischer Prägung, lassen die Gitarren in bester Manier solieren, lassen die Köpfe zu treibendem Heavy Metal bangen, wechseln in plötzlichen Blues-lastigen Swing mit Deep Purple-Hammond-Orgel (inklusive Solo), bedienen mit seiner Epik aber auch fast doomige Klänge. Alleine wegen diesem Stück lohnt sich der Kauf dieses Albums. Auch dieses Stück ist so gut, dass für mich die kreischende Stimme von Tecchio ertragbar wird. Und das will was heissen. "Pawn And Prophecy" ist ein Album, das wieder einmal beweist, wie progressiv Prog Metal eigentlich sein kann. Punkteabzug gibt es nur aufgrund des Gesangs. Nicht auszudenken, hätte Symphony X-Shouter Sir Russell Allen dieses Album eingesungen. Das Titelstück gehört zudem zum Besten, was Symphony X nach "Paradise Lost" je veröffentlicht haben.
Roger W.  
Punkte: 8.7 von 10
DELTA DEEP - Delta Deep
Frontiers Music/Musikvertrieb
Dieser Silberling hat bereits zwei Jahre auf dem Buckel und ist trotzdem einfach an mir vorbeigerauscht? Das liegt wahrscheinlich daran, dass inzwischen im musikalischen Paralleluniversum einfach zu viel passiert, als dass man alles mitbekommen könnte. Anders kann ich es mir nicht wirklich erklären, dass diese kleine Blues/Blues Rock-Perle veröffentlicht worden ist, ohne dass ich Notiz davon genommen habe. Was das Album für Metalheads interessant machen könnte, ist die Zusammensetzung der Band selbst. Da hätten wir mal an den Drums den äusserst versierten Schlagzeug-Tausendsassa Forrest Robinson, am Gesang die unglaubliche Blues-Diva Debbi Blackwell-Cook, am Bass Stone Temple Pilots-Tieftöner Robert DeLeo und an der Gitarre keinen geringeren als Phil Collen von Def Leppard. Überrascht? Das war ich auch. Ich hatte zwar schon von seinem Alternative Rock-Projekt Manraze gehört, aber dass der drahtige Saitenhexer ein so grosses Herz für Südstaatenblues hat, war mir neu. Nicht minder überrascht und erfreut bin ich darüber, wie erdig und für einen Def Leppard-Musiker schön fast rudimentär das Album produziert worden ist. So und nicht anders kommen die Nummern zwischen Delta Blues, leicht funkigem Soul und hartem Blues Rock erst richtig zur Geltung. Und das Schönste an der ganzen Geschichte ist, dass sich Gold- und Platinmillionär Phil Collen, wie es sich für einen britischen Gentleman gehört, abgesehen von seinen amtlichen Soloeskapaden im Hintergrund hält und das Rampenlicht dem wahren Star der Band, Sängerin Debbi, überlässt. Die Vocals auf der souligen Slow Blues-Nummer teilt sie sich übrigens mit David Coverdale, dessen Schmacht und Schmelz-Gesang vortrefflich zum Track passt. Und auf dem abschliessenden Deep Purple-Cover "Mistreated" lässt die holde Dame Gastsänger und Phils Def Leppard-Sidekick Joe Elliot ziemlich blass aussehen. Tolle Scheibe!
Mirko B.    
Punkte: 8.6 von 10
GHOST - Ceremony And Devotion (Live)
Loma Vista/Spinefarm Records/Universal
Die schwedische wie polarisierende Kultband wird heuer bereits zehn Jahre alt. In dieser Zeit hat sich die "Band" um Papa Emeritus alias Tobias Forge einen festen Platz in der Rock- und Metal-Szene geschaffen. Was sich zu Beginn noch alles hinter Schminke und Masken geheimnisvoll zugetragen hat, ist mittlerweile Geschichte und gar durch einen Grammy gekrönt. Glücklicherweise hat sich das alles nicht auf die Qualität der Songs ausgewirkt, im Gegenteil! Das dritte full lenght Album «Meliora» ist das bisher ausgereifteste Werk, und wer die Band letztes Jahr auf der «Popestar»-Tour (zur aktuellen EP) gesehen und gehört hat, gesetztenfalls man ist Fan der Band, wurde mit einer grandiosen Show beglückt. Im Umfeld des nach wie vor anhaltenden Vinyl-Hype reiben sich die Macher von Bootlegs der Nordländer zünftig die Hände, denn alles was veröffentlicht wird, ist innert Kürze ausverkauft. Darunter sind mittlerweile einige optische wie klangliche Perlen, die jedes Sammlerherz vor Freude im Kreis hüpfen lassen. Dass nun (endlich!) auch ein offizielles Live-Werk erscheint, wird einerseits höchste Zeit, brauchte andererseits aber schon den Fundus von drei Alben, damit das Ganze auch wirklich was hergibt. Mit «Ceremony And Devotion» wird diese Lücke bald geschlossen und jeden Ghost-Fan zufrieden stellen. Die Aufnahmen stammen von der Sommer-Tour aus den Staaten im vergangenen Jahr (San Francisco) und vereinen eigentlich die besten Songs der bisherigen Karriere. Im Vorfeld nur digital und mit siebzehn Songs veröffentlicht, folgen nun entsprechend die Live-DCD und natürlich auch das entsprechende Vinyl mit je zwei zusätzlichen Tracks. Das ergibt so eineinhalb Stunden feinsten Ghost-Sound, dem von der sonst transparenten Aufnahme her allerdings einiges an "Wumms" fehlt. Die vorliegenden 320er mp3-Files dürften zwar kaum schlechter als auf CD und Vinyl klingen, doch das wird die Fans nicht vom Kauf abhalten, und für was gibt es schliesslich die Loudness-Taste oder den Bass-Regler? Eben zum Gebrauch, falls nötig!
Rockslave     
Punkte: keine Wertung
REVENGE - Spitting Fire
Iron Shield Records
Im Jahre 2002 in Medellin, Kolumbien, gegründet, um 80er Jahre-Speed Metal zu spielen, erschien das erste Demo "Infernal Angels" der Band im Jahre 2004. Danach folgten zwei, drei Alben, bis im Jahre 2013 der letzte Release "Vendetta" herauskam und sehr gut lief. Was mir vor allem besonders gefällt, ist der "alte Sound", der wirklich sehr Old School ist und total an diese grossartige Zeit erinnert. Tja Leute, der Speed Metal-Sound von Revenge überzeugt von A bis Z. das Gaspedal ist immer am Anschlag und die Melodielinen in den Songs sind auch immer im Vordergrund gehalten. Das Songwriting ist auch erste Sahne wie auch die Instrumentenkentnisse der Lateinamerikaner. Acht Songs, die wie eine Bombe einschlagen und keine Wünsche offen lassen. Für mich die Überraschung im neuen Jahr. Revenge spielen mit viel Herz und werden hoffentlich auch live zu hören sein. Speed-Fans, welche die 80er mögen: Sofort anchecken das Ding!
Daniel J.    
Punkte: 8.5 von 10
DELTA DEEP - East Coast Live
Frontiers Music/Musikvertrieb
Natürlich dürfen Bluesbands Studioalben aufnehmen, das steht nicht zur Debatte, aber die eigentliche Essenz des Genres, auf das alles Hörbare zurückgeht, was uns lieb und teuer ist, erlebt man wirklich nur live. In dieser Hinsicht macht Def Leppart-Gitarrist Phil Collens Blues-Projekt Delta Deep keine Ausnahme. Das selbstbetitelte Debutalbum von 2015 (Review in dieser Ausgabe) ist wirklich eine feine Sache, aber erst dieses Livealbum zeigt das wahre Gesicht des Quartetts. Aufgenommen im mittelgrossen Club Daryl's House in Pawling, einem ca. 100km nordöstlich von New York City gelegen Dorf, reproduziert diese Aufnahme glaubhaft die Energie, welche von einer Delta Deep-Performance ausgeht. Sängerin Debbi Blackwell-Cook kommuniziert ständig mit dem Publikum, was beiden Seiten hörbar Spass macht. Die grosse Spielfreude der Band ist förmlich spürbar, egal ob bei den flotteren und härteren Nummern oder bei den behäbigeren Blues-Standards, die einfach dazugehören. Geboten wird dabei das Debutalbum in voller Länge plus einem Drumsolo, einer Bandvorstellung und einem eingangs nicht ganz zu Ende gespielten "Black Dog"-Cover (Led Zeppelin). Schade nur, dass gewisse Schnitte und Ausblendungen den Fluss des Albums etwas stören, ich denke, diesen Gig hätte man getrost in seiner ganzen Länge auf Plastik bannen können. Aber auch so bleibt "East Coast Live" das authentische Tondokument einer sympathischen Band, die man auch bei uns gerne mal in den entsprechenden Clubs sehen würde.
Mirko B.     
Punkte: keine Wertung
WITCHCRYER - Cry Witch
Ripple Music
Diese Debutscheibe erschien zwar schon im Mai letzten Jahres, aber erst der Deal mit Ripple Music ermöglicht jetzt den weltweiten Release. Zum Glück muss ich sagen, denn der traditionsbewusste Doom Rock des texanischen Vierers weiss auf der ganzen Strecke wirklich zu gefallen. Das erste Kränzchen muss ich für Sängerin Suzi Bravo winden, die mit ihrem kräftigen und variablen Organ den Songs richtiggehend Seele einhaucht. Den zweiten Lorbeerschmuck fährt sich das männliche Triumvirat an den Instrumenten ein. Jason Muxlow (Gitarre, Synthesizer), Marilyn (Bass) und Montezuma (Schlagzeug, Backing Vocals) agieren kraftvoll und gleichzeitig dynamisch, die Vorgaben der grossen Szenevorreiter stets im Ohr. In diesem Fall würde ich neben den üblichen Ikonen (Sabbath, Pentagram etc.) auch Witchfinder General (deren gleichnamiger Titel hier gekonnt gecovert wird) zu ihren allerbesten Zeiten der Liste der Inspirationsquellen hinzufügen. Fakt ist, dass "Cry Witch" ein sehr abwechslungsreiches, sehr authentisches und kurzweiliges Stück Doom Rock geworden ist, das sehr angenehme Erinnerungen an längst vergangene musikalische Zeiten weckt. In dieser Intensität haben mich zuletzt die Werke des Maryland-Quartetts Iron Man berührt, und genau der Gefolgschaft dieser erstklassigen Band kann ich den Einstand von Witchcryer nur wärmstens zum Kauf empfehlen. Eine kleine Randnotiz zum Schluss, nur für detailverliebte Musiknerds: Wer bei "Embryo (Instructions)" sofort an das fast gleichnamige, kurze Instrumental von Tony Iommi denken muss (diente 1971 als Einleitung zu "Children Of The Grave" auf der Black Sabbath-Göttergabe "Master Of Reality"), liegt vollkommen richtig. So funktioniert die Hommage einer kleinen Band an den grossen Meister, nette Geste, muss ich sagen.
Mirko B.     
Punkte: 8.5 von 10
VIVALDI METAL PROJECT - The Extended Sessions (EP)
Pride & Joy Music
"The Extended Sessions"-EP ist die Nachfolgeveröffentlichung zum Album "The Four Seasons" von Vivaldi von 2016. Der erste Song ist eine akustische Studio Version von "The Four Seasons" mit Mishteria am Piano und den Sängern Tsena Stefanova, Angel Wolf Black und Dimitar Belchev. Abigail Stahlschmitt an der Violine. Der 27 Minuten Song ist sehr emotional, spannend und variabel gespielt. Vor allem die Klavier/Violin-Parts sind sehr gefühlvoll gespielt. "Vita" spricht da eine völlig andere Sprache: opulente Chöre, Doublebass, heavy Gitarre und eine starke Metalstimme von Dimtar Belchov. Dazu ein starkes Gitarrensolo von Chris Caffery, toll gemacht. Song drei ist "Vita" in einer Instrumental-Version. Zum Schluss gibt's dann 11 Minuten lang "The Four Seasons" Unplugged Duo mit Mishteria am Piano und Tsena Stefanova am Mic. Die Frau hat schon eine tolle Stimme, muss man neidlos zugeben. Und Mishteria hat das Ganze klasse arrangiert. Klassik Metal-Freunde werden sicher Freude haben an dieser Session, reinhören lohnt sich auf jeden Fall. Nur schon, um die wunderbare Stimme von Tsena zu geniessen. Mal was anderes.
Crazy Beat    
Punkte: keine Wertung
ANVIL - Pounding The Pavement
Steamhammer/Musikvertrieb
Die Kanadier von Anvil sind das Paradebeispiel einer Truppe, die seit Jahren (es sind schon fast derer 40) dem Erfolg hinterherrennt. Wohl keine andere Truppe gehört neben ihren Landsmännern von Exciter dermassen zu den Erfindern des Speed Metal und wurde in all den Jahren von unzähligen jüngeren Truppen links und rechts überholt. Auch der kurzweilige Erfolg durch die traurig-lustige Band-Dokumentation verhalf dem Trio nicht zum erhofften Erfolg. Die beiden Bandleader Steve "Lips" Kudlow (Gesang, Gitarre) und Robb Reiner (Drums) schiessen zusammen mit Bassist Chris Robertson nun den neusten Streich in die Umlaufbahn. Schnell erkennt man das musikalische Strickmuster, und die Anvil-Fans werden ihre Freude am neuen Output haben. Diejenigen, denen Anvil immer eine Spur zu "uncatchy" waren, werden sich auch weiterhin von den Krachbrüdern fernhalten. Anvil sind nun mal eine Truppe, die von den Riffs und der Geschwindigkeit leben und dabei immer wieder geile Granaten rauschiessen. Ist dies auf diesem Album das knapp drei Minuten lange "Ego", oder "Black Smoke" (Motörhead lassen grüssen). Daneben gibt es aber auch Black Sabbath-like Töne wie bei "Smash Your Face" und fetziges wie "Let It Go". Hier wird auch klar, dass dank des nicht vorhandenen kommerziellen Erfolges, eine Truppe wie Anvil immer alles machen kann, was sie will. So bleibt das Trio eine Truppe, die für die Die Hard-Fans immer das Evangelium bleiben wird und für den ganz grossen Rest eine Band, die sicherlich gute Riffs und einen unglaublich tollen Drummer beinhaltet, aber zu einem grossen Teil die Melodien fehlt, wie sie Judas Priest oder Lizzy Borden gross machte.
Tinu    
Punkte: 8.5 von 10
LIONE-CONTI - Low
Frontiers Music/Musikvertrieb
Ein weiteres spannendes Kapitel wird im Rhapsody-Drama eröffnet. Diesmal aber ein Versöhnliches. Frontiers konnte DGM-Gitarrist Simone Mularoni gewinnen, ein Album zu schreiben, das ähnlich wie das Auftragswerk Allen/Lande (Russell Allen, Jorn Lande) nun die beiden Stimmen von Fabio Lione und Alessandro Conti zusammen bringt. Ist ersterer (neben vielen anderen Projekten) vor allem als Original-Sänger von Rhapsody bekannt, verleiht der zweite nicht nur Trick And Treat seine Stimme sondern auch der Rhapsody-Version von Luca Turilli. Beide Stimmen nun auf demselben Album vereint zu hören, ist durchaus spannend. Das Resultat klingt jetzt trotz gewisser epischer Momente viel weniger nach Rhapsody, sondern eher nach einer gelungenen Mischung aus treibendem AOR, gepflegtem Melodic Metal und dezenten Queensryche-Anleihen. Letzteres überrascht nur im ersten Augenblick, handelt sich bei der Hauptband von Songwriter Mularoni um eine Prog-Metal-Band. Ihm ist es wohl auch zu verdanken, dass ich hier nicht das Gefühl habe, dass es hörbar um das schnell verdiente Geld geht. Im Stile von: "Schreib mal ein paar bekannte Musikernamen auf das Album-Cover und lass sie mittelmässige Lieder schreiben. Die Leute kaufen den Scheiss dann schon!" Wer die beiden Sänger also mal in einem tatsächlich leicht anderen musikalischen Gewand hören möchte, ist mit diesem Album bestens bedient.
Roger W.    
Punkte: 8.5 von 10
AMMUNITION - Ammunition
Frontiers Music/Musikvertrieb
Mit dem vor zwei Jahren erschienenen Debut von Ammunition "Shanghaied" konnten der Band gute Zukunftsaussichten attestiert werden. Nun erscheint der selbstbetitelte Nachfolger, mit dem die Schwedische Formation nahtlos an den Erstling anknöpft. Die beiden Köpfe Age Sten Nilsen (Vocals) und Erik Martensson (Guitars) beweisen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Age tat dies mit Wig Wam, die drauf und drann waren, den kommerziellen Durchbruch zu schaffen. Erik zeigte mit E6clipse, W.E.T. und Nordic Union, dass er nicht nur ein exzellenter Gitarrist, sondern auch ein hervoragender Songwriter und Produzent ist. Mit Ammunition bewegte sich das Duo im gewohnten Umfeld ihrer ehemaligen Bands. Vorallem die catchy Melodien von Wig Wam stehen auch bei Ammunition im Vordergrund. Das Songmaterial überzeugt aber auch durch fundierte Melodien und einer voluminösen Instrumentalisierung. Man bewegt sich im melodiösen Hard Rock, wobei man aber auch immer wieder Seitenblicke Richtung AOR wagt. Vor allem die knackigen Gitarren und die ausgeprägten Chöre heben den Sound schon beinahe auf Stadion Rock-Level. Der Formation fehlt aber leider auch ein eigentliches Highlight, das gewisse Etwas, das den Unterschied zur Konkurrenz ausmacht. Man ist zwar nach wie vor auf der richtigen Schiene, konnte sich aber seit dem Debut nicht relevant weiterentwickeln. Fans der genannten Acts, aber auch liebhaber amerikanischer Bands wie Firehouse oder Danger Danger, sind mit Ammunition auf dem richtigen Dampfer.
Chris C.   
Punkte: 8.4 von 10
SPIRAL KEY - An Error Of Judgement
Pride & Joy Music
Im Infoblatt steht: "Für Fans von Arena, Threshold, Saga, Asia und Pendragon". Ja kann man gut so stehen lassen, Die britischen Jungs um Sänger und Gitarrist David Mc Cabe zocken hier auf hohem Niveau. Und gerade bei Songs wie dem härteren "Dark Path" drücken die ebenfalls britischen Kollegen von Threshold ordentlich durch. Sehr atmosphärisch und trotzdem hart und zugleich melodiös gespielt, toller Track. Man hat Spass daran, bei fast allen Songs die Härte und Tempi öfter zu wechseln, ebenso die Stimmung. Das macht das Zuhören sehr spannend. Ganz gut zu hören beim lebendigen "Freeze Time", herrlich gespielt. Ich mag besonders die mehrstimmigen Refrains und Parts, die immer wieder auftauchen. David legt sehr viel Wert auf Melodie bei den einzelnen Songs, das passt gut zu den oft härteren Gitarren und den wunderbar eingebauten Keys. Das 9 Minuten lange "Possessive" beginnt mit einem harten Riff und einem starken Gitarrensolo, das ein wenig an Lanvall (Edenbridge) erinnert. Schwenkt dann ab in Richtung Pendragon, später wird's etwas härter und driftet in Threshold-Sphären. Gute Mischung, sehr interessanter Track. Etwas aus der Rolle fällt das düstere, atmosphärische "West Facing" mit klasse gespielten Gitarren, dem entgegen die fetten Keys und der grollende Bass, herrliches Stück. Sonst schippert man quer durch oben genannte Bands, zum Teil eben auch in den einzelnen Tracks. Mit dem ruhigeren "Dead End" lässt man dann ein wirklich grosses Album ausklingen. "An Error Of Judgement" ist so ein Werk, das mit jedem Durchhören besser gefällt. Spiral Key haben hier alles richtig gemacht, Prog auf hohem Niveau, sehr hörenswert.
Crazy Beat    
Punkte: 8.2 von 10
TIEFLADER - Apokalypse jetzt
Ratzer Records
Der Titel ist Programm: keine Gefangenen, kein Erbarmen und keine Kompromisse. Hier wird Metal auf den Punkt gebracht in einer Konsequenz, die wohlige Schauer über den Rücken laufen lässt. Tieflader ist eine deutsche Schwermetall-Band, die satte und treibende Riffs spielen und verströmen kraftvolle Energie, die direkt in den Körper geht. Für den fetten Klang sorgt besonders Gitarrist Alex Scholpp (Farmer Boys, Tarja Turunen), der genau weiss, welchen Knopf er drücken muss, um den Nerv der Hörerschaft zu treffen. Dazu kommt noch die heiser-melodiöse Stimme von Patrick "Doc" Schneider, die trotz aller Härte auch berühren kann. Nach dem Live-Album "Tieflader Schreit Nach Vergeltung" aus dem Jahr 2014, lädt uns nun die Band mit "Apokalypse Jetzt" ohne Rücksicht auf Verluste zum Weltuntergang ein. Mit dem Opener und Titeltrack wird der Hörer sogleich in den satten und groovigen Metal der Band eingeweiht. Der thrashige und melodiöse Gesang von "Doc" gibt dem Song den nötigen Zunder, um sich der druckvollen Klänge hinzugeben. So reiht sich der zweite Song "Gib Mir Die Hand" perfekt nach seinem Vorgänger ein. Die knallenden Drums versprühen einen Hauch dunkler Energie, welche zusammen mit den Vocals einen furchteinflössenden Eindruck hinterlassen und dafür sorgen, dass ein Kribbeln durch den Körper fährt. Mit "Sintflut" werden mitreissende Riffs gespielt, die dem Song eine Spur energiegeladener Hard Rock-Elemente verleihen und die Nummer zu einem Ohrwurm werden lassen. Ein anderes Soundkleid bietet "Dunkelblau". Der ruhige und melodisch gestaltete Song besticht mit rauchigem und gefühlvollem Gesang, der so sicher unerwartet kommt. Mit "F.D.I.K" zeigen Tieflader nochmals eine andere Seite von sich. Eine Art Sprechgesang gibt der EP einen kraftvollen Nachdruck, der dem deutschen Metal hartherzig und perfekt untergeschoben wurde. Für Fans von Deutschrock/Metal ein Muss!
Oliver H.    
Punkte: 8.2 von 10
PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS - The Age Of Absurdity
Nuclear Blast/Warner
Phil Campbell And The Bastard Sons bildet sich aus dem Motörhead-Gitarristen Phil Campbell und seinen Söhnen Todd, Dane und Tyla sowie dem Sänger Neil Starr. Die Geburtsstunde von Phil Campbell And The Bastard Sons war im August 2016 beim legendären Wacken Festival in Deutschland. Seitdem hat die Band eine selbstbetitelte EP veröffentlicht und bereits zahlreiche Headline-Shows und Festivals in ganz Europa gespielt. Ausserdem begleiteten sie auf 2 separaten Touren im November/Dezember 2016 Saxon und im Juni 2017 Guns'n'Roses, wo die Band vor hunderttausenden Fans in einigen der grössten Stadien Europas auftrat. Neben einigen anderen Festivalshows auf dem Hellfest oder dem Sweden Rock verbrachte die Band den Rest des Sommers 2017 damit, ihr Debutalbum aufzunehmen. "The Age Of Absurdity" enthält elf knackige Songs und einen Bonustrack und wird via Nuclear Blast veröffentlicht. Die erste Single "Ringleader" haut gleich voll auf den Putz und präsentiert genau die Art von treibenden und harten heavy Riffs, die man von Phil Campbell erwartet! Roh und frech ist auch der grosse Rest des Albums, wobei ein paar seichte Tracks das Gesamtbild leicht trüben. Im direkten Vergleich zur EP wirkt die Platte etwas langfädig und man ist geneigt dazu, im hinteren Teil etwas abzuhängen. Der Familie Campbell ist dennoch ein cooles Debut gelungen, das aber trotz der ganzen Rock'n'Roll-Attitüde im Endeffekt etwas rotziger hätte ausfallen dürfen. Der Bonustrack auf dem Album ist übrigens ein Cover des Hawkwind-Tracks "Silver Machine". Für diesen engagierte die Band sogar die Gitarren und Vocals von Dave Brock (Hawkwind).
Oliver H.    
Punkte: 8.1 von 10
DEVASTATIÖN - Drink With The Devil (EP)
Empire Records
"Drink With The Devil" ist schnell erläutert. Kurz, deftig und heftig - so präsentiert sich die EP, mit der sich Devastatiön wieder zu Wort melden. Auf eine gute Viertelstunde verteilt, hämmert das belgische Quartett flotten und leicht angeschwärzten Thrash Metal ins Gehör. Dazu servieren sie noch eine Prise Old School-Feeling, das sich im warmen Sound äussert. Dabei geht es auf der Kurzrille nicht bierernst zu, womit der Spass-Faktor beim Zuhören durchaus gegeben ist, denn das Genre an sich ist prädestiniert dazu, sich gut unterhalten zu wissen. Wenn flotte Riffs dröhnen, mitunter mit sägenden Gitarren, dann erkennt man bei Songs wie dem giftigen "Defilement" den gewissen Mehrwert. Natürlich findet man auf "Drink With The Devil" keinen Kandidaten für den innovativsten Track im Metal-Business, aber Freude macht es allemal. Gerade wenn beschwingte Melodien wie im Titeltrack oder in "Society Will Die" zum Besten gegeben werden. Ein feiner kleiner Release, der einen Orden für Unterhaltung verdient hat.
Oliver H.   
Punkte: keine Wertung
INQUISITOR - Stigmata Me, I'm In Misery
Hammerheart Records
Es scheint wohl so, die Holländer haben die ersten Tage im neuen Jahr 2018 für sich gepachtet. Warum? Da, lies... Provinz Gelderland, genauer gesagt aus Harderwijk, kommt der Vierer aus der Versenkung längst vergessener Deiche, sozusagen die Entstehung von Deichzombies, namens Inquisitor. Wieso? Well, Inquisitor wurden bereits 1991 gegründet, waren bis 1997 aktiv, versanken in die Deichgruften, um als Auferstehung im Jahre 2014 wieder loszuthrashen. Ja, Thrash Metal mit einem kleinen Schuss Death und etwas mehr Black ergibt eben 'Stigmata Me, I'm In Misery'. Um den Rückblick zu wagen, wurde seinerzeit mit 'Blasphemous Accusations' (1992) und 'Your Pain Will Be Exquisite' (1993) zwei Demos veröffentlicht, dann folgte mit 'Crush The Holy Church' (ebenfalls 1993) ein Splitrelease bis im Jahre 1996 mit 'Walpurgis - Sabbath Of Lust' das Debutalbum erschien. Mit 'The Demos' wurde im Jahre 2014 eine Compilation veröffentlicht zum Neubeginn, danach folgten eine EP namens 'I Am Sick, I Must Die' (2017) sowie nun der zweite Longplayer eben namens 'Stigmata Me, I'm In Misery', hellyeah. Alex Bakker (Bass), Wim van der Valk (Drums), Erik Sprooten (Guitars) und Alex Wesdijk (Vocals), eigentlich alle Members seit der Gründung im 1991 wieder im Boot treiben nun die Sporen für Inquisitor wieder an. Sehr thrashiges Riffgewitter mit deathigen und grindigen Ausflügen, teils etwas punkig-harcorelastigen, kurzen Thrashsoli à la Slayer, Kreator, Dark Angel und Konsorten. Der Bass kommt sehr gut zum Tragen, klar, teils Soloparts übernehmend, abwechselnd mit der schneidenden Thrashklampfe von Erik, da man hier eine Gitarre und einen Bass zum Harmonieren und Rhythmisieren gewählt hat. Alex Drums peitschen den Death-Thrash gnadenlos und treibend stets nach vorne, untermalt mit vielen Breaks an den Cymbals und gewaltigen Doublebass-Attacken. Der Gesang ist leicht death-growlend bis halt thrash-shoutend voll am Mikro, straight und gnadenlos. Erinnert an alte, vergangene Thrashtage, als der Death Metal die Bühne betrat, so à la erste Pestilence, Dark Angel, Slayer, Kreator, Sadus und Konsorten. Neun Tracks die einfach abgehen wie das berühmte Zäpfchen im Anus oder Münchhausen headbangend auf seiner Kanonenkugel der holländischen Küstengebieten und Deichen entlang stagedivend. Das Coverartwork ist ebenfalls im Old School-Stil gehalten, was die Musik klar wiederspiegelt. Die Produktion ist massig und powervoll gelungen. Anspieltipps wären so 'Dreadful Fate', 'I Am Sick, I Must Die', 'Northern Goliath - Death A Black Rose' oder dann 'On A Black Red Blooded Cross'. Auf jeden Fall werde ich dieses Jahr sicher mal eine Reise zu unseren holländischen Freunde planen, da gibt's ja einfach goile Neuheiten und zudem feines Bier, vor allem von kleinen, exzellenten Brauereien. Cheers!
Leopold
     
Punkte:
8.1 von 10
LUNAR - Theogony
DiveBomb Records
Alex Bosson (Drums) und Ryan Erwin (Guitar, Voice), zwei Freunde aus Sacramento in Kalifornien präsentieren hier mit "Theogony" ihr Album-Debut. Musikalisch toben sich die beiden im Prog Rock/Metal aus. Und sie tun dies sehr breit gefächert. Das gefällt und fordert den Zuhörer. Schon das sieben Minuten lange "Clio" tut das. Hier gibt's vom Metalriff über Growls zu ruhigen Prog Rock-Passagen alles, auch melodiösen Gesang. Auch das ruhige "Calliope" geht diesen Weg, coole Prog Rock-Drums mit schönem Guitar Solo und schönem Clean-Gesang. Die stilistischen Wechsel von Prog zu Metal und von Growls zu cleanem Gesang sind sehr gelungen, kommen etwas unerwartet, machen das Ganze aber spannend. 11 Minuten und 45 Sekunden dann das Herzstück des Albums, "Euterpe". Hier geht man am Anfang tief in die Siebziger, Richtung Nektar, bevor es dann härter und mit Growls weitergeht. Das Ganze entwickelt sich dann in einem Prog Metal-Song, um später wieder in Prog Rock-Sphären einzutauchen. Die zwei Freunde haben sich hier wirklich Mühe gegeben, Songs zu schreiben, die verschiedene Genres in einem Song vereinen, sehr interessant diese Art von Musik. Und wie schon erwähnt spielt man hier Prog in musikalisch sehr ausgedehntem Rahmen. mal was anderes, aber sehr interessant.
Crazy Beat     
Punkte:
8.1 von 10
FAAL - Desolate Grief
Ván Records
Wow, noch etwas langsamer, ja viel langsamer und zähflüssiger, aber nicht minder böse kommen auch diese Holländer daher. Mit 'Desolate Grief' präsentiert uns der Sechser bzw. Siebener aus der Provinz Nordbrabant, genauer gesagt aus Breda, den dritten Longplayer im Jahre 2018 geschrieben. Faal wurde im Jahre 2005 gegründet und brachte mit 'Abhorrence-Salvation' im Jahre 2008 das Debut, mit 'The Clouds Are Burning' im Jahre 2012 den Nachfolger und mit Eye Of Solitude eine Split-Scheibe (2015) heraus. Das Doom-Ungeheuer besteht aus William Nijhof (Vocals), Gerben van der Aa (Guitars), Pascal Verhees (Guitars), Remco Verhees (Drums), Vic van der Steen (Bass) und sowohl Cátia Uiterwijk Winkel als auch André Almeida an den Synthesizer. Mit einem Intro und vier sehr langen Tracks (von 02:11 für's Intro bis zu 11:52 'The Horizon') taucht man nun in die mystische Welt von Faal. Doom wird hier ganz fett und zähflüssig geschrieben, aber halt, es ist nicht nur Doom im Sinne von Doom, nein, man garniert diese zähflüssige Faal-Substanz mit deathigen, blackigen und düster-traurigen Klängen. Stellt Euch mal kurz eine dunkle Phase der Elementen im Universum vor. Schwer, ja bleierne, sehr tiefliegende Wolken streifen über die Erdkruste. Alles was diese Wolken berühren, wird durch die Schwere niedergedrückt, aber nicht zerbrochen. Es ist nicht wie ein Lavastrom, der alles niederwalzt. Nein, es ist wie eine tiefe, böse Streicheleinheit der besagten Wolken, eine geformte Riesenhand, welche die Welt behutsam streichelt und sich in seinen Bann reinzieht. Faal sind nicht so hymnenhaft wie Bathory seinerzeit, eher so melancholisch wie Cathedral und der skandinavischen Schwere namens Candlemass, aber auch so deathig à la Asphyx und Gorefest, so als Anhaltspunkt.

Faal legen Wert auf sowohl Mid Tempo-technischen Doom-Metal, aber sie können sehr wohl sich in den einzelnen Tönen verweilen, diese auskosten und langsam auswinden wie ein nasses Tuch, um dann sogleich in ein Doublebass-Gewitter hineinzuwandern, was ein konstantes Kopfnicken im Rhythmus des schweren Sounds hervorruft. Die beiden Gitarren lassen die Riffs gekonnt bis zum letzten Vibrieren der Saiten ausklingen, können aber auch mal das Gaspedal im Riffing zusätzlich auspacken. Die Gitarristen wechseln sich gekonnt in den Melodieläufen ab, ein kleines, kurzes aber feines Solo da, ein anderes dort. Der Bass legt zusammen mit den Drums einen verdammt harten und sowas von doomigen Teppich hin, da bekommt jeder Lavastrom Gänsehaut und wird sogleich ausgebleicht. Die Synthesizer untermalen wiederum das doomig-theatralische - im positiven Sinne - gekonnt zum satten Rhythmus-Soundteppich. Der Gesang von William lässt nichts anbrennen, im Gegenteil, so düster, böse, beinahe schon philosphierend growlt und shoutet er in bester Death-Manier daher, tief, felsspaltentiefgründig, und ebenfalls lässt er gekonnt die einzelnen Growls und Deaths einfach mal stehen. Einfach grandios. Gut Ding scheint hier die berechtigte Weile zu benötigen und haben. Die Produktion ist einfach fett und gnadenlos. Das Coverartwork wiederspiegelt total die Schwere von 'Desolate Grief' und zeigt deutlich deren Atmosphäre, Düsterheit und Schwere. Antesten ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, um sich seinen Horizont zu erweitern, mal mit was Speziellem sich berieseln zu lassen. Durch die Länge der Tracks darf man sich nicht scheuen lassen, deshalb sind alle Tracks als Anspieltipps gedacht. Düster, wie ein Glas Guinness. Prost.
Leopold     
Punkte:
8.1 von 10
BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB - Wrong Creatures
Abstract Dragon/Musikvertrieb
Vier Jahre nach dem letzten Studioalbum "Spectre At The Feast" melden sich Black Rebel Motorcycle Club mit dem neuen Album "Wrong Creatures" zurück. Der wilde Sound der Anfangstage, der noch an Iggy Pop oder The Ramones erinnert, ist leider einem neuen, weniger intensiven, dafür kommerziellen Sound gewichen. Ja man könnte die Musik von "Wrong Creatures" in einem Tarantino-Film platzieren oder die Band könnte als Opener für die Rock-Band U2 fungieren. Nun wem's gefällt sollte sich unbedingt mal in diese Platte hineinschnuppern, den die Motorrad-Gang macht Sound, der Spass macht, spielt unbeschwert und schert sich einen Dreck um das, was jetzt gerade angesagt ist. Zusammen mit Produzent Nick Launay (Yeah Yeah Yeahs, Arcade Fire, Nick Cave & The Bad Seeds) wurden die zwölf Stücke in North Hollywood im Studio von Black Rebel Motorcycle Club aufgenommen. Eine Platte für Rebellen!
Daniel J.     
Punkte:
8.0 von 10
VICTORIOUS – Dinosaur Warfare
Massacre Records/Musikvertrieb
Erstmal vorweg: Diese Scheibe macht einfach Spass! Epischer Power Metal, bei dem es um ein nicht minder episches Dinosaurierkönigreich geht, das in einen heiligen Krieg mit Ausserirdischen verwickelt wird… Wer auf bizarre Fantasy mit einem Hauch 80er Jahre Schmalz wie beim Kurzfilm “Kung Fury“ abfährt, der hat mit diesem Silberling quasi den Heiligen Gral vor sich! Rasende Gitarrenaction, donnernde Double Bass und die ungeheuer charismatische Stimme von Sänger David Baßin, gepaart mit überraschend solidem Songwriting sind die Zutaten für dieses fünfte Werk der Deutschen. Doch die Hauptattraktion ist die grossartige Story dieses Konzeptalbums – prähistorische Krieger, die sich mit High Tech ausrüsten, um ihr Reich vor Eindringlingen zu schützen… Ein Säbelzahntiger mit Laserkanonen statt Hauern (“Lazertooth Tiger“), ein ungeheuer schneller Velociraptor mit Infrarot-Cyberaugen, genannt “RazorBladeRaptor“ und natürlich der gewaltigste von allen: “Legend of the Power Saurus“! Fazit: Grossartige Unterhaltung, eine fantasievolle Story und solider Power Metal à la Freedom Call – was will man mehr?! Einziger Wermutstropfen – die Spielzeit beträgt lediglich 21 Minuten! Doch die sind dafür reichlich vollgepackt… Ich freu mich schon auf die Fortsetzung!
Patricia H.    
Punkte:
8.0 von 10
RANDOM EYES - Grieve No More
Rock'n'Growl Records
Die spinnen, die Finnen? Vielleicht etwas, den solch guten Sound bekommt kein "normaler" Mensch hin. Der Melodische Heavy Metal mit verschiedenen Genreeinflüssen hat das "gewisse Etwas", und dies tut den Ohren ganz gut! Altbekannte Strukturen und Elemente mit frischem Wind versetzt - hach, wie geil! Solides, technisches Spiel, die Herren aus Jyväskyla wissen, wozu die Instrumente gut sind und wie man sie benutzt. Etwas unschlüssig, was denn nur die Band ausmacht, versuche ich die Konzentration auf die Riffs und die Vocals zu trennen. Dies geht nicht, alles läuft Hand in Hand. Headbanger-Modus an, einfach nur geniessen! Fans des klassischen Heavy Metal aber auch Liebhaber des modernen Metals kommen auf ihre Kosten. Auf jeden Fall reinhören!
Mona M.    
Punkte:
8.0 von 10
CAELESTIA - Thanatopsis
EMP LAbel Group
Symphonischer Extreme Metal aus Griechenland? Hereinspaziert! Schönheit und Weiblichkeit trifft auf beinahe aphrodisierende Härte. Fantastischer Gesang Dimitra Talamantes Vintsous und anregende Growls Nikos Palivos verschmelzen mit dem präzisen Spiel der Instrumente in eine gewaltige, ästhetische Mischung, welche sowohl den Freunden des härteren Genres wie auch denen der symphonischen Art gefallen dürfte. Genau eine Stunde dauert der zweite Longplayer der talentierten Truppe und der Effekt bleibt auch später noch haften. Entweder zurücklehnen und geniessen oder im Hintergrund laufen lassen - für beides geeignet. Übrigens sind die Ohren nicht alleine - die Nackenmuskulatur wird automatisch aktiviert, unterdrücken dürfte sich als schwierig herausstellen. Ein weiterer Kandidat für die Favoritenliste des Jahres.
Mona M.     
Punkte:
8.0 von 10
TANKARD - Hymns For The Drunk (Best Of)
AFM Records/Musikvertrieb
Auch wenn die Bierkrüge mittlerweile bei Nuclear Blast unter Vertrag sind, erscheint über ihr altes Label AFM eine "Best Of"-Scheibe, welche die Tankard-Jahre zwischen 2002 und 2010 abdeckt. Dass die Jungs mehr als nur eine punkige Thrash-Band sind, beweisen die 17 enthaltenen Lieder, welche bedeutend strukturierter und nicht mehr so chaotisch aus den Speakern poltern wie noch während der Drang- und Lehrjahre. Mit Liedern, wie "We're Coming Back", das schon sehr hymnisch erschallt, Slayer-tauglichen Parts mit "Slipping From Reality", dem Spassbolzen "Need Money For Beer", dem Hit "Die With A Beer In Your Hand", oder den Uralthits "Zombie Attack" und "The Morning After" zeigt Sänger Gerre und seine Mannschaft, dass sie zu Recht noch immer ihr Unwesen treiben. Für Neueinsteiger eine sehr interessante Zusammenstellung, für Fans, die alles im Schrank stehen haben müssen, sowieso. Frankfurt thrasht noch immer, und dies nicht zu knapp!
Tinu   
Punkte: keine Wertung
MAGICK TOUCH - Blades, Chains, Whips & Fire
Edged Circle Productions
Nebensächlich, aber trotzdem interessant ist die Schreibweise des Bandnamens. Anyway, bei der Formation handelt es sich um ein Trio aus dem norwegischen Bergen. Die Truppe debutierte mit dem Album "Electrick Sorcery" vor zwei Jahren und steht aktuell mit dem Nachfolger "Blades, Chains, Whips & Fire" in den Startlöchern. Die Herren HK Rein (Guitar, Vocals), Bard Nordvik (Drums) und Christer Ottesen (Bass, Vocals) brillieren dabei mit coolen Riffs und anständigem Songwriting. Obwohl der Albumtitel gedanken an True Metal aufkommen lässt, bewegen sich Magick Touch im Classic Rock-Genre. Dabei bewerkstelligt man gekonnt den Spagat zwischen melodiösem Hard Rock und rifflastigem Heavy Metal. Man schielt zwar immer wieder in Richtung Thin Lizzy oder Ted Nugent, bewahrt aber konsequent die Eigenständigkeit. Mit Songs wie "Under The Gun", "The Great Escape" oder "Midnite Sadusa" spielt man im oberen Bereich der Liga. Leider kann man das hohe Level aber nicht konstant halten. Auch prodktionstechnisch wäre vielleicht mehr drin gelegen. Nichts desto trotz hat die Band aber unter dem Strich ein ansprechendes Album im Gepäck, das Beachtung und Anerkennung verdient.
Chris C.
  
Punkte:
8.0 von 10
MISKATONIC UNION - Astral Quest
Iron Shield Records
Miskatonic Union gründeten sich bereits 2014, als zwei Freunde beschlossen, all ihre Einflüsse des 80er Jahre Heavy Metals mit den Lyrics von H.P. Lovecraft zu verbinden. Nach kurzer Zeit haben die Chilenen einen Bassisten und einen Schlagzeuger gefunden und man probte wacker ab Anfang des Jahres 2015. Bereits im November begann die Truppe schliesslich mit den ersten Aufnahmen zu "Astral Quest", die bis dahin aber noch immer ohne Frontmann auskommen mussten. Zum Jahreswechsel hin folgte dann endlich die Erlösung und mit Sänger Raul Saa, war die Band nach fast zwei Jahren komplett. Der Aufnahmeprozess gestaltete sich aber schwierig und dauerte einiges länger als erwartet, da ein Gründungsmitglied die Band bereits wieder verliess und der fehlende Mann erst 2017 ersetzt werden konnte. Was lange währt, wird endlich gut. Dieses Sprichwort war wohl für Miskatonic Union der Leitspruch, doch nun ist die Band 100%ig bereit, ihre Version des Heavy Metal zu verbreiten! Der Longplayer umfasst zehn Tracks, die doch recht abwechslungsreich ausfallen. Teilweise eher dem Hard Rock zugewandt wie etwa "Nostradamus" oder "Where Is Your Nation Now?" und dann gleich wieder Helloween-analoge Titel wie "Miskatonic Union" oder "Captain Sparrow". Auffallend finde ich sowieso die stellenweise verblüffende Ähnlichkeit mit Helloweens Ex- oder wieder -Shouter Michael Kiske. Die Produktion klingt irgendwie dreckig und technisch nicht ganz perfekt, was aber dem Sound der Südamerikaner nichts anhaben kann. Das Album hat aus meiner Sicht eine klare Chance verdient, gehört zu werden, denn es wird bei jedem Hördurchgang eine Spur besser.
Oliver H.
  
Punkte:
7.9 von 10
THE HOWLING VOID - The Darkness At The Edge Of Dawn
Avantgarde Music
Bei The Howling Void handelt es sich um eine One Man Show von Ryan Wilson, der sämtliche Instrumente eingespielt hat und dieses Projekt schon seit zehn Jahren betreibt. "The Darkness At The Edge Of Dawn" ist auch schon das sechste Album von Ryan Wilson. Richtig besinnlich startet "Distant Shores". Jedem Ton wird genügend Raum zur Entfaltung geboten und so hat dieser Song eine meditative Wirkung auf mich. Man versinkt zwangsläufig in eine Parallelwelt, in der das grosse Träumen angesagt ist. Hymnenhaft und erhaben passt als Beschreibung zu "A Seed On Stone". Der dezente Gesang von Ryan Wilson fügt sich wie fehlendes Puzzle-Stück ins Gesamtbild ein. Die Musik ist sehr schön ruhig und hat diesen Touch von Fahrstuhlmusik. Diese Musik ist sicher nicht der Soundtrack für die nächste Party! Anmutig geht es in "The Darkness Of The Edge Of Dawn" zu und her. Auch hier fällt auf, wie die einzelnen Töne genügend Platz zum Atmen haben, aber die bluesige Akustikgitarre ist dann doch zuviel des Guten! Extrem ruhig geht es mit "Silence And The Setting Sun" in der gleichen Form weiter. Das ist Meditation pur! Um die allgemein vorherrschende Ruhe nicht zu stören, bewegt sich "When I Am Forgotten" auf sehr leisen Füssen ganz weit weg. Der ideale Soundtrack für Tagträume und um alles Elend dieser Welt auf einen Schlag auszublenden! Aber will man das wirklich? Ich für meinen Teil nicht und mir ist das Dargebotene doch zu ruhig! Für alle Hörer, die anstelle von verschreibungspflichtigem Ritalin auf diese Art von Musik zurück greifen möchten! Der Endeffekt ist bestimmt derselbe.
Roolf
  
Punkte:
7.9 von 10
MAMMÜTH - Outlander
Negative Vibe Records
Tja, ob man sowas noch Stoner Metal nennen kann? Irgendwie bezweifle ich es, denn die Norweger Mammüth hauen schon sehr erbarmungslos ins Mett, da wird die Grenze zum Sludge mehr als einmal deutlich überschritten. Andererseits sollten wir bei Bands wie dieser nicht allzu leichtfertig in die Schubladisierungsfalle tappen. Sie zeigen sich einfach wagemutig und vielschichtig, packen enorm viel in ihre Songs rein und scheren sich eigentlich nicht grossartig darum, in welche Ecke sie mit ihren fast progressiv ausufernden Songs nun passen könnten. Eins ist schon nach den ersten paar Tracks klar: Sie sind fordernd und anspruchsvoll. Rhythmus- und Tempowechsel wechseln sich zuhauf ab, ein Breakdown jagt das andere, auf Verschnaufpausen wartet man vergeblich. "Outlander" besticht durch technische Fingerfertigkeit auf hohem Niveau gepaart mit einer hochenergetischen Performance auf dem Level eines Hochleistungssportlers. Dass sie aber auch ganz anders können, beweisen die fünf Musiker in "Hadrians Wall". Der Song an und für sich ist zwar immer noch ein tonnenschwerer Brecher, aber im Soloteil zeigen die Jungs, dass sie auch zu griffigen und zugleich wunderschönen Melodien fähig sind. Insgesamt aber bleibt "Outlander" ein richtig fett brutales Brett. An ebendiesem Brett beisse ich mir aber mit der Zeit förmlich die Zähne aus. Zwölf Nummern verteilt auf üppige 87 Minuten Spielzeit ergibt eine Durchschnittslänge von 07:25 Minuten pro Song, da reiht sich wirklich Longtrack an Longtrack. Bei dem fast durchgehenden Geboller kann das mit der Zeit schon etwas ermüdend wirken, irgendwann ist der Grad an Reizüberflutung dermassen hoch, dass man kaum mehr aufnahmefähig ist. Ganz hartgesottenen Fans der wirklich harten Töne lege ich diese Scheibe ans Herz, ich selbst brauch jetzt erst mal eine Pause.
Mirko B.  
Punkte:
7.9 von 10
REVERENCE - Foreverence (EP)
Razar Ice Records
Steve "Doc" Wachholz war der Savatage-Schlagzeuger von den Demotagen um 1983 bis nach dem "Edge Of Thorns"-Album 1993. Es ist also nur logisch, dass er auf dieser EP, zusammen mit dem jetzt neu bei Reverence singenden Scott Oliva, das Savatage Stück-"Sleep" zum Besten gibt. Anlass dazu ist ein trauriger. Denn nach dem Tod von Savatage-Gitarrist Criss Olive von 1993 verliert er nun mindestens zum zweiten Mal einen Gitarristen. Gestorben ist diesmal Pete Rossi, welcher Wachholz bei Reverence seit deren Gründung 2010 begleitet hat. Ihm sind diese EP und insbesondere auch das Instrumental "Final Flight - RIP PJR" gewidmet. Neben dem Cover sind neben dem zweiten Instrumental "Foreverence" drei neue Stücke zu hören, die an die an die früheren, roheren Savatage erinnern, aber durchaus über genügend Eigenständigkeit verfügen. Diese machen Appetit auf das auf Sommer angekündigte neue Studioalbum. Im April soll zuerst noch ein Live-Album erscheinen, von dem ebenfalls bereits zwei Lieder auf "Foreverence" vertreten sind. Trotz des traurigen Anlasses handelt es sich bei dieser EP um eine äusserst unterhaltsame Sache. Wir dürfen hoffen, dass das auch beim den kommenden Releases der Fall sein wird.
Roger W.   
Punkte: keine Wertung
HAMFERÐ – Támsins likam
Metal Blade/Sony
Zum Start ins neue Jahr fährt das färöische Doom-Outfit Hamferð den lang erwarteten Nachfolger von "Evst" auf und verbreitet sogleich Grabesstimmung. Mit den ersten Klängen von "Támsins likam" legen sich Stille und Trauer wie ein schwerer Mantel über die einsamen Seelen. Die einsetzenden Growls und die tief dröhnenden Doom-Riffs bringen alsbald einen Stimmungswechsel. Von diesem Wechselspiel der Emotionen sind auch die folgenden Songs geprägt. Stellenweise etwas langatmige, schleppende Instrumentalteile werden mit den schmerzvollen, klaren Gesangspassagen, die das Thema Verlust ins Zentrum stellen, locker wettgemacht. Jón Aldará hat sein gesangliches Können hörbar ausgebaut und beweist ein enormes Gespür bei der Ausgestaltung. Besonders in Erinnerung bleibt die erbarmungslose Eindringlichkeit in seiner Stimme in 'Tvstevndur meldur'. Zu den musikalischen Highlights der Platte zählt der intensive Schluss von ' Hon syndrast'. Die mit der 2010er-EP begonnene, dreiteilige Saga, die chronologisch rückwärts erzählt wird, findet mit "Támsins likam" ein würdiges Ende.
Patricia L.
  
Punkte:
7.8 von 10
MAGNUM - Lost On The Road To Eternity
Steamhammer/Musikvertrieb
Es geht nicht mehr so lange, nämlich rund vier Jahre, und dann wird auch die britische Hardrock-Legende Magnum ein halbes Jahrhundert Karriere beisammen haben! Unglaublich und toll zugleich, denn Mastermind und Gitarrist Tony Clarkin war bereits im Dunstkreis des Sensenmanns, als er 2002 nach dem Auftritt beim "Sweden Rock"-Festival einen Herzinfarkt zu beklagen hatte. Das ist jetzt schon eine ganze Weile her, und Tony scheint die Ratschläge der Ärzteschaft ernst genommen zu haben. Gut so, denn sonst wäre die Band längst zu Grabe getragen worden. Frontmann Bob Catley hätte dann wohl, wie auch schon, solo weiter gemacht oder eine Anstellung bei Avantasia auf Lebenszeit erhalten. Doch aktuell gilt die Aufmerksamkeit wieder zu 100 Prozent der Hauptband, die mit «Lost On The Road To Eternity» ein brandneues Album, das 21-ste! Nach etwas gemässigterem Sound vor gut einer Dekade, kehrten die Briten wieder zurück zu kernigerer Musik und erfreuten so ihre grosse Anhängerschaft, die längst generationenübergreifend angewachsen ist. Auch wenn das Gespann Catley/Clarkin altersmässig in den 70ern angekommen ist, versprühen ihre Konzerte nach wie vor viel von der Magie der früheren Jahre. Grund dafür sind anhaltend gute Songs im gewohnten Sound. Selbst der Abgang des langjährigen Keyboarders Mark Stanway (wurde durch Rick Benton ersetzt) konnte die Altrocker nicht ausbremsen. Wir schreiben das Jahr 2018 und lauschen gebannt dem Opener «Peaches And Cream», der einen ohne Vorwarnung wie ein Raubtier anspringt. Es ist abermals alles da, was die Fans an ihren Helden lieben und schätzen, nämlich knackiger und melodischer Hardrock der Spitzenklasse. Dies natürlich vornehmlich bis ausschliesslich im Midtempo-Bereich, teils angereichert mit Hammond-Sounds, Bob Catleys bekannter Gesangsstimme und kernige Riffs wie geschmeidige Guitar-Soli von Altmeister Tony Clarkin. Der geneigte Magnum-Fan, meist etwas angejahrt wie der Rezensent, erhält auf «Lost On The Road To Eternity» die gewohnte Kost seiner Lieblinge, wenn auch härtegradmässig gedämpfter als noch zu Zeiten von «Brand New Morning» (2004). Seicht ist der Sound deswegen noch lange nicht. Cool das Guitar-Solo am Schluss des über acht Minuten dauernden Tracks «Welcome To The Cosmic Cabaret» und schmissig der Titeltrack. Insgesamt fehlen aber die grossen Momente, respektive zwingendere Melody-Lines und somit ist die Luft (altersbedingt?) aktuell schon etwas raus. Darum "nur" gut, aber nicht mehr.
Rockslave   
Punkte:
7.5 von 10
BLACK SPACE RIDERS - Amoretum Vol. 1
Black Space Records/Cargo Records
Ich konnte bei den Münsteraner Heavy Psych/Space-Rockern Black Space Riders bereits von "D:REI" (2014) zum vierten Longplayer "Refugeeum" (2015) eine signifikante kreative Steigerung feststellen. Diesen Trend setzt das Quintett auf "Amoretum Vol. 1" unbeirrt fort, auch wenn man sich diesmal etwas geerdeter und weniger abgespaced gibt. Schadet im Übrigen überhaupt nicht, denn etwas bodenständigere Sounds passen zum behandelten Thema Überwindung von Hass, Kampf und Ablehnung durch Liebe, Verständnis und Empathie nun mal besser als allzu psychdelisch gewichtete Eskapaden in abgehobene Sphären. Was auf diesem vierten Sprössling auffällt, ist die mehrmalige Verwendung tanzbarer Passagen, die direkt aus dem Dark Wave entlehnt zu sein scheinen. Aber diese Truppe wäre nicht die, die sie eben ist, würde sie diese eingestreuten Fragmente nicht sofort wieder durch geradezu brachiale Ausbrüche ablösen. Diese Vorgehensweise kann man mitunter getrost zu einem der Markenzeichen der Black Space Riders zählen, insofern hat "Refugeeum" einen absolut ebenbürtigen Nachfolger erhalten, der in seiner Gesamtheit einen guten Zacken "moderner" klingt, ohne sich dabei wirklich an irgendwelche Trends anzubiedern. Man hat also diesmal den experimentellen Faktor zu Gunsten einer grösseren Zugänglichkeit etwas zurückgeschraubt, was der Band ebenso gut zu Gesichte steht wie ihre stark von Pink Floyd und Hawkwind inspirierte, psychedelische Seite. Wie es der Titel bereits suggeriert, wird "Amoretum Vol. 1" noch in diesem Jahr ein Geschwisterchen an seine Seite bekommen. Ob es sich dann dabei um musikalische Zwillinge oder doch um zwei unterschiedliche Charaktere handeln wird, werden wir erst sehen, wenn wir beide Scheiben einander gegenüberstellen können. Bis dann spreche ich den bisherigen Black Space Riders-Fans eine Empfehlung zum Blindkauf aus.
Mirko B.   
Punkte:
7.5 von 10
WITHIN THE NOVA - Infinite Cycles
Dark Alliance Records
Auch ein Land wie Rumänien kann durchaus mit harten Gitarrenklängen dienen. Within The Nova spielen Industrial-Metalcore laut ihren Info Sheet zur neuen Platte. Fehlen dürfen natürlich die Clean/Scream Vocals nicht, die hier Hauptsächlich von einer bezaubernden Dame wiedergegeben werden. Was mich freut, ist, dass die Dame mehrheitlich den Klaren Gesang mit Melodie zum besten gibt, was dem Sound gut tut. Denn das Gejammer von dem männlichen Growl-Sänger nervt ziemlich. Manchmal wird man auch an die Ami-Band Evanescence erinnert, was eigentlich nur positiv sein kann. Für mich eine gelungene Modern Metal-Scheibe, die wirklich frisch von der Leber weg ihren Sound präsentiert und sich von der breiten Masse an Metalcore Bands eher im vorderen Bereich etablieren wird. Hoffe ich auf jeden Fall. Starke Platte!
Daniel J.
    
Punkte:
7.5 von 10
MORBID ANGEL - Kingdoms Disdained
Silver Linings Music/Warner
Hier wäre es also, das laaang erwartete "echte" Studioalbum nach dem (diplomatisch ausgedrückt) äusserst zwiespältig aufgenommenen "Illud Divinum Insanus" (2013) mit David Vincent. Und da die Veröffentlichung des Vorgängers "Heretic" auch schon ein Weilchen her ist (2003), sprechen wir also von sportlichen 14 Jahren Wartefrist. Für die Fans: die "J"-Lücke in ihrer alphabetischen Discographie lässt sich mit dem 2015er "Juvenilia"-Livealbum, einer limitierten 12" Vinyl-Veröffentlichung einer '89er Aufnahme anlässlich des amerikanischen Record Store Day erklären. Soviel zur jüngsten Geschichte. Das nun vorliegende "K" wird präsentiert vom Kernduo Trey Azagthoth (git) und Rückkehrer Steven Tucker (b,v), zusammen mit Trommler Scott Fuller und Dan Vadim Von (git). Der positive Aspekt ist die Rückbesinnung zu ihrer essentiellen Herangehensweise mit der unverwechselbaren, schizophrenen Gitarrenarbeit, den abgepiffenen Soli und einem Drummer der im Gegensatz zu Roboter Tim Yeung hörbar Pete Sandovals Stil adaptiert hat. Die negative Seite ist der ambivalente, fast von Song zu Song etwas anders justierte Mix, welcher die Saitenfraktion nur während der offener gespielten Passagen wirklich hörbar macht, sie während den Blastparts aber in dumpfem Matsch versinken lässt. Irgendwo hört man ab und zu auch etwas Bass, dafür wird das Schlagzeug dominant im Vordergrund präsentiert. Auch Tuckers dunkles Growlen, bisher auf mich immer souverän und eindringlich wirkend, erscheint mir öfters mal uninspiriert und müde. Ob es an der angezerrten Gesangsproduktion liegt, dies wirklich so gewollt war oder etwaige Nerven blank lagen, kann ich nicht sagen. Nach über zwanzig Durchläufen ist "Kingdoms Disdained" zwar etwas gewachsen, kann aber das Fehlen dieser fiebrigen kosmischen Magie, welche Werke wie "Blessed Are The Sick", "Gateways To Annihilation" oder "Heretic" "mächtig" gemacht haben, nicht kaschieren. Ein "gutes" Death Metal Album ist es allemal geworden, allerdings glaube ich, von Morbid Angel Grösseres erwarten zu dürfen. Reinhören und selbst entscheiden.
Hardy 
Punkte:
7.5 von 10
BLOOD RED SAINTS - Love Hate Conspiracies
AOR Heaven
Vor zwei Jahren wurde die Britische Formation Blood Red Saints mit dem Debut "Speedway" vorstellig. Die Band, die sich nach einem legendären Speedway-Team aus dem New York der 20er Jahre benannt hat, stiess damit durchwegs auf positive Resonanzen. Das Album konnte sich aber nicht vom Durchschnitt abheben und verschwand in der Versenkung. Nun, für den Nachfolger "Love Hate Conspiracies" versprechen die Jungs eine härtere Richtung mit mehr knackigen Gitarren. Generell soll das Album einen massiven Schritt vorwärts bedeuten. Im Vorfeld neuer Outputs oft gehörte Worte, die sich immer wieder als heisse Luft entpuppen. Bei Blood Red Saints verhält sich das nicht anders. Wie auf dem Debut startet man zwar mit viel Drive und einer starken Hookline ins Rennen und erinnert dabei durchaus an den Stadion Rock von Def Leppard. Schnell verliert man aber wieder an Fahrt. Die Jungs um Sänger Peter Godfrey lassen zwar immer wieder durch exzellente Melodien aufhorchen, unter dem Strich bewegt man sich aber, wie schon beim Vorgänger, bloss im Mittelfeld des melodiösen britischen Hard Rock.
Chris C.
 
Punkte:
7.4 von 10
P.A.L. - Prime
AOR Heaven
Bei P.A.L. Handelt es sich um die Schwedische Kollaboration zwischen Sänger Peo Pettersson, Bassist Peter Andersson und Gitarrist Roger Ljunggren. Die drei Herren trafen sich bereits 1987 und machten erste musikalische Gehversuche mit der Band Escape. Nun, 30 Jahre später, findet die Geschichte eine Fortsetzung.Den ersten Buchstaben der Namen der Protagonisten zu einem Bandnamen zusammenzusetzten beweist keine sonderlich grosse Kreativität. Dies setzt sich leider auch beim Songwriting fort. Nichts desto trotz ist auf dem Debut "Prime" eine grosse Leidenschaft für den zelebrierten AOR zu erkennen. Man kombiniert dabei Old School-Elemente mit modernen Aspekten, versäumte es aber, die wirklich griffigen Melodien zu kreieren. Sicher, musikalisch muss man den Jungs die Erfahrung im Bereich der Stilsicherheit attestieren. Das Resultat ist somit keinesfalls schlecht, ein Krieg kann man mit "Prime" aber eben auch nicht gewinnen. Fazit: stabiler Durchschnitt.
Chris C.   
Punkte:
7.2 von 10
LEAVES‘ EYES – Sign of the Dragonhead
AFM Records/Musikvertrieb
Die Symphonic Metaller von Leaves‘ Eyes lieben es, Geschichten und Legenden zu erzählen. Jedes Album handelt von nordischen Mythen und Sagen. Dieses spezielle Album ist dabei den Wikingern gewidmet und handelt von ihren Abenteuern auf See… Doch die grösste Neuerung ist wohl die neue Walküre hinter dem Mikrofon! Im April 2016 ersetzte die Finnin Elina Siirala Vorgängerin Liv Kristine. Der Wechsel des Sängers/der Sängerin ist immer ein schwieriges Unterfangen – schliesslich macht der Gesang einen Grossteil des Wiedererkennungswertes einer Band aus. Doch mit Elina ist den Skandinaviern ein echter Glücksgriff gelungen – tatsächlich klingt sie Liv erstaunlich ähnlich, kann also auch die alten Songs der Band sehr gut rüber bringen. Opernhafte Sirenenklänge wechseln sich mit donnernden Drums und peitschenden Gitarrenwänden ab, wobei Leaves‘ Eyes auch gerne mal sanftere Töne anschlagen. Die Band zelebriert die Geschichte der Wikinger und mit dem Track “Jomsborg“, bei dem es um die legendäre Festung geht, bringt sie auch gleich eine Hommage an die stetig wachsende Wikinger Reenactment Szene. Ein weiteres Zuckerbrot auf diesem Album sind die vielen namhaften Gastmusiker, allen voran der legendäre Soundtrack-Chor “London Voices“, der auch für Star Wars, Lord of the Rings, The Hunger Games, etc. teils die Musik beisteuerte. Highlights sind das wunderbar folkige “Across the Sea“ oder auch das epische “Waves of Euphoria“. Fazit: Leaves‘ Eyes zeigen mit diesem Album, dass sie es auch ohne Frontfrau Liv Kristine echt drauf haben! Fans der Band dürfen also beruhigt aufatmen... Ich persönlich hätte eine etwas charismatischere Stimme begrüsst, wenn man schon einen Neuanfang wagt - da die engelsgleichen Frauenstimmen für meinen Geschmack nicht so richtig zum epischen, mythischen Nordic Metal passen wollen...Schönes Album, aber nicht unbedingt das Beste der Band.
Patricia H.   
Punkte:
7.0 von 10
SAVAGE MACHINE - Abandon Earth
Savage Machine
Diese Heavy Metal Kapelle aus Aarhus besass in Dänemark zwischen 2010 und 2013 ein Vorleben unter dem Bandnamen Momentum. Die tonträgermässige Ausbeute dieser Zeit war bloss eine 5-Track EP («A World In Ruins», 2012), und weil man sich so offenbar keine Zukunft vorstellen konnte, blieb die Band zwar membermässig erhalten, nannte sich ab 2014 jedoch Savage Machine. Doch auch so zogen nach einer weiteren EP («Through The Iron Forest», 2014) und Single («Event Horizon», 2016) fast vier Jahre ins Land, ehe nun die erste Langrille mit dem Titel «Abandon Earth» offenbar in Eigenregie produziert wurde. Geboten wird ordentlich traditioneller oldschool Heavy Metal mit viel Patina der 80er, wie er vor allem in den Staaten von vielen letztlich erfolglosen Bands zelebriert wurde. Dabei gibt es auch heute immer noch vergessene Perlen neu zu entdecken, die mit dem "Keep It True"-Festival und seinen treuen Fans seit 2003 Jahr für Jahr aufs Neue gewürdigt werden. Savage Machine passen indes mit ihrem von Tommy Hansen (Jorn, Pretty Maids, Helloween) rau produzierten Sound bestens in die Welt von Omen, Demon, Helstar, Titan Force, Satan und vielen anderen mehr. Mir fehlen jedoch die zwingenden Hooks von Bands wie Warrior, Reverence oder Ironflame. Letztere gelten ja als Geheimtipp in unseren Breitengraden. Die Dänen müssen da hingegen schon noch etwas mehr bringen, obwohl sich Frontmann Troels Rasmussen, besonders bei «The Fourth Dimension, eigentlich keine Blösse gibt und die Guitar-Leads von Jacob V. D. Bruun ebenso wenig von schlechten Eltern sind. Der epische Sound findet mit Sicherheit seine Anhänger in der entsprechenden Stilecke. Mir ist das Ganze oft etwas zu sperrig, aber Savage Machine beweisen zumindest beim zu kurzen «Event Horizon», wie man durchaus wirkungsvoll auf die Tube drücken kann. Mit «Saviour» findet sich ein überdies ein achtminütiges Epos, das sich wie eine Mischung aus den alten Iron Maiden und Helloween mit Kevin DuBrow (ehemals Quiet Riot, R.I.P) als Sänger anhört. «Abandon Earth» ist handwerklich bestimmt keine Dutzendware, das steht fest, aber mich haut das Teil nicht wirklich vom Hocker.
Rockslave
   
Punkte:
7.0 von 10
HEAVY LOAD - Stronger Than Evil (Re-Release)
No Remorse Records
Gross wird die Rückkehr von Heavy Load angekündet, und wenn viele nun mit der Augenbraue zucken, hat das seinen Grund. Auch wenn die Schweden wie der heilige Gral des Metals angepriesen werden, kennen viele Metal-Heads die Truppe nicht einmal von Namen her. Ausser sie haben die goldenen achtziger Jahre erlebt, wie Rockslave und meine Wenigkeit. Wer oder was sind Heavy Load denn nun? Eine Truppe, welche zwischen 1976 und 1985 astreinen Metal spielte, der sich irgendwo zwischen Iron Maiden und Judas Priest mit einer gehörigen Portion Saxon einreihte. Von den drei veröffentlichten Scheiben erscheint nun das dritte Werk "Stronger Than Evil" als Re-Release bei No Remorse Records. Angereichert mit sechs Bonusstücken kann sich nun jeder ein Bild der damaligen Hoffnungsträger machen. Aber wenn wir ehrlich sind, wenn schon damals Heavy Pettin den Durchbruch nicht schafften, wieso sollte es dann ausgerechnet Heavy Load bei den Metal-Heads zum Legendenstatus reichen? Logisch, das Material hat sehr viel Flair und war in der damaligen Zeit ein willkommener Hörgenuss. Allerdings buchten Maiden und Priest die Plätze an der Sonne (oder im Metal-Olymp) für sich. Mit den damaligen aufstrebenden Ami-Bands wie Malice konnten Heavy Load auch nicht konkurrenzieren. Somit bleibt "Stronger Than Evil" ein Relikt aus einer Zeit, in der sich der Metal den Platz im Mainstream sicherte und viele gute Momente hat, aber den Lobhuldigungen nicht gerecht wird, die nun um diese Scheibe veranstaltet wird.
Tinu   
Punkte: keine Wertung
MOTHER MISERY - Megalodon
Transubstans Records
Schon auf dem 2011 erschienenen dritten Langdreher "Standing Alone" hatten sich deutliche Modernisierungstendenzen bei den vier Schweden angekündigt, die sich auf der "Deadication"-EP (2015) konsequent fortsetzten und jetzt auf dem vierten Album "Megalodon" wohl ihren Höhepunkt finden. Was dereinst knapp unter der Oberfläche schlummerte und immer wieder durchschimmerte, ist jetzt vollständig aufgetaucht und zeigt die wahre Prädestination der Band. Der Modern Rock mit metallischem Unterbau von Mother Misery klingt genauso, wie man es erwartet, sehr energetisch, latent melancholisch, hervorragend produziert und emotionsgeladen. Ganz spontan fallen mir im direkten Vergleich dazu Foo Fighters, Disturbed und (huch!) The Rasmus ohne "Süss-Faktor" ein, wobei sich Mother Misery natürlich ihren ureigenen Stil beibehalten. Dies schlägt sich einerseits im starken Songmaterial mit hohem Wiedererkennungswert nieder, andererseits aber auch in meinem ganz subjektiven Eindruck, dass die Band ihre Trademarks fleissig wiederholt und sich demzufolge die Songs untereinander vor allem in den Refrains stark ähneln, zumindest am Anfang. Es braucht einfach einige Anläufe und eine grössere Vertrautheit mit den Kompositionen, bis man die kleineren Feinheiten erkannt hat und man sich endlich dem Flow des Albums hingeben kann. Modern Metal Fans sollten bei dieser Scheibe unbedingt in die Tasche greifen und die erste lohnende Investition im eben beginnenden neuen Metal-Jahr 2018 tätigen.
Mirko B.   
Punkte:
7.0 von 10
REBELLION - A Tragedy In Steel Part II: Shakespeare's King Lear
Massacre Records/Musikvertrieb
Eigentlich müsste es an dieser Stelle "A Tragedy Of A Band Called Rebellion" heissen. Denn seit acht Alben und über 15 Jahren versuchen Ex-Grave Digger-Bassist Tomi Göttlich und Sänger Michael Seifert aus dem Schatten von Grave Digger zu treten. Dass das nicht gelingt, wird wohl in erster Linie an zwei Tatsachen liegen: 1. Ist der Gesang und der Gesamtsound nach wie vor sehr stark an demjenigen des ursprünglichen Brötchengebers angelehnt. 2. Hinkt das Songwriting demjenigen von Grave Digger immer noch deutlich nach. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Rebellion in ihren CDs hochwertigere Themen wie in diesem Fall Shakespeares King Lear aufgreifen. Der Gesamttitel lehnt sich an das Debutalbum der Band an, welches als "Shakespeare's Macbeth - A Tragedy In Steel" erschienen ist. Die Musik dazu ist zwar druckvoll aufgenommen und abgemischt, lässt aber bei den Liedern wie in der Vergangenheit am letzten Willen für das Geniale vermissen. Einzelne Melodien begeistern zwar, ermüden den Hörer aber bereits nach kurzer Zeit. Dabei setzen Rebellion durchaus auf Abwechslung und präsentieren ihre Lieder in unterschiedlichen Tempos. Teilweise schrauben sie diese gar innerhalb der Lieder runter oder bringen Theatralik ins Songwriting. Und trotzdem will auch diesmal "nur" ein ordentliches bis mittelmässiges Heavy Metal-Album gelingen. Die Sturheit und Konsequenz, mit welcher Göttlich und Seifert zusammen mit ihren Mitstreitern ihre eigene musikalische Vision verfolgen, verdient Bewunderung. Hoffen wir, dass sie irgendeinmal auch richtig Früchte trägt. "A Tragedy In Steel Part II: Shakespeare's King Lear" ist bei weitem kein schlechtes Heavy Metal-Album, aber auch keines, von dem man trotz seinen Ambitionen in ein paar Monaten noch sprechen wird. Die Tragödie der Band Rebellion ist um ein Kapitel reicher.
Roger W.   
Punkte:
7.0 von 10
EYNOMIA - Break Free
Pure Legend Records/Musikvertrieb
Einmal mehr eine Band, bei der ich vor Freude im Dreieck hüpfen sollte. Wird die neue Truppe aus den Staaten doch als eine Mischung aus Fifth Angel (!) und alten Queensryche zu "Rage For Order"-Zeiten angepriesen. Einmal mehr ist das Gehörte dann aber eine sehr grosse Ernüchterung, denn mit Fifth Angel hat das Quintett um Sängerin Phyllis Rutter so viel am Hut, wie Running Wild mit AOR-Sound. Da helfen auch Gitarrist Chris Bickley und Bassist Mike LePond (Symphony X) nicht viel. Zu stark versucht man auf der symphonischen Metal-Schiene seinen Platz zu finden. Dies ist relativ weit weg von Fifth Angel und Queensryche. Lässt man diese Vergleiche auf der Seite, dann entpuppt sich das Debut als eine interessante Scheibe, die sich mit viel Melodien und handwerklichem Geschick in die Herzen der Zuhörer spielen kann. Hörenswert dabei das leicht melancholische "Till We Meet Again", die balladeske Titelnummer, das schnelle "Take A Look" und das verspielte, leicht orchestrale "When It's Over". Eynomia sind sicher eine Truppe, die sich die Battle Beast-Freaks mal zu Gemüte führen sollten, sofern sie auch melodischeren Parts gegenüber aufgeschlossen sind. Gesanglich macht Phyllis einen sehr guten Job und muss sich hinter kaum einer singenden Lady verstecken. Wohin der Weg von Eynomia führen wird entscheiden die Käufer und an denen muss sich der Fünfer messen lassen für die kommende Entwicklung.
Tinu   
Punkte:
7.0 von 10
IGNITOR - Haunted By Rock'n'Roll
EMP Label Group
Aha, Jason McMaster, der ehemalige Shouter von Watchtower und Dangerous Toys hat ein neues Baby ins Leben gerufen. Wie klingt denn Ignitor? Wie eine Truppe aus den seligen "New Wave Of British Heavy Metal"-Zeiten. Ziemlich altbacken, aber mit einer gesunden Portion Frische. Dabei sollte man sich den Titeltrack zu Gemüte führen und man weiss in etwa, wohin die Reise geht. Auf dieser Fahrt geht es auch richtig metallisch zu ("Heavy Is The Head That Wears The Crown"), oder schnell und punkig ("Hatchet (The Ballad Of Victor Crowley)"). Für die Metal-Heads wird "Leather Forever" zur kommenden Hymne, während das leichte Iron Maiden-artige "No Sanctuary" für Laune sorgte. Sehr interessant sind auch die beiden Rausschmeisser "Throw Them From The Cliff" und das pfeilschnelle "Hung, Drawn And Quartered". Ich würde Ignitor nicht auf die gleiche Stufe stellen wie Judas Priest oder Malice, dafür fehlen die strukturierten Momente, aber als fieser Stahlfaustschlag geht "Haunted By Rock'n'Roll" sicherlich durch. Antesten.
Tinu  
Punkte:
6.8 von 10
ANGUISH - Magna Est Vis Suignah
High Roller Records/Musikvertrieb
Wer seinen Doom gerne etwas räudig und angeschwärzt mag, sollte es mal mit diesem Vierer probieren. Anguish sind schon seit zehn Jahren am Start und hauen jetzt ihr drittes Album raus, das wieder mal aufzeigt, wie facettenreich das Doom-Genre inzwischen ist. Andernorts wird der Band eine Nähe zu Acts wie Trouble, Pentagram, Candlemass oder Solitude Aeternus attestiert, was ich ehrlich gesagt nicht im Geringsten nachvollziehen kann. Anguish haben in ihrem Sound eine weitaus direktere, wenn nicht gar bösartigere Herangehensweise, da ist absolut nix mit marginalen Hippie-Reminiszenzen, überbordend epischen Soundkathedralen oder verträumt-melancholischen Songpassagen. Diese Band klingt in der Tat sehr basisch, das gerade dazu ausreichende Mass an Instrumentarium sorgt für eine kalte, bedrohliche Atmosphäre, ohne dabei grossartig auf Klangeffekte zurückzugreifen. Einzig in "Requiescat In Pace" ertönt völlig unerwartet und sehr dezent eine Kirchenorgel, die dem ganzen finsteren Geriffe urplötzlich eine sakrale Tiefe verleiht, die man so nicht erwartet hatte. Leider verstummt das majestätische Instrument ebenso schnell wieder, wie es aufgetaucht ist. Allerdings findet es glücklicherweise im finalen "Our Daughter's Banner" nochmal Verwendung, was auch diesen Track nicht unwesentlich aufwertet. Die Band sollte dieses Stilelement unbedingt öfters einsetzen und ausbauen, die erhabenen Orgelklänge passen zum sehr düsteren Gesamtsound wie der Arsch auf den Eimer. Bis dahin bleibt "Magna Est Vis Suignah" ein solides Stück Musik für Kenner, Geniesser und Underground-Enthusiasten, die unter Doom Metal weit mehr verstehen, als den x-ten Black Sabbath-Verschnitt oder das hundertste Projekt aus dem Hause Leif Edling.
Mirko B. 

Punkte: 6.8 von 10
BIG BAD BRUTE - The Great White
Transubstans Records
Sachen gibt's, die gibt's gar nicht, zum Beispiel dampfende Mangrovensümpfe in Südschweden. "Uns doch scheissegal" dachten sich vor knapp zwei Jahren Filip, Morgan und John und gründeten flugs eine astreine Sludge-Band, die den Vergleich zu den Originalen aus den südlichen Gefilden der USA nicht wirklich zu scheuen braucht. Die obligatorisch dazugehörenden Zutaten kennt man ja inzwischen, tonnenschwere Riffs, behäbiges Tempo und dazu ein Sänger, der mit gequälter Stimme seine vor Schmerz und Verzweiflung triefenden Lyrics zum Besten gibt, all das ist auf "The Great White" zur Genüge vorhanden. Und naturgemäss sind auch hier die Grenzen zum rassereinen Doom fliessend, was dann auch etwas meditativere Momente der Sorte "March Of The One Eyed Horde" zulässt, denen die Band allerdings wiederum mit schrägen Riffs aus der Voivod'schen Schule entgegentritt. Kurzum, Big Bad Brute (Nomen est Omen übrigens?) begnügen sich nicht damit, die Erwartungen aus der klassischen Schule zu bedienen, sondern gehen ihren eigenen Weg, der aufgrund der gewählten musikalischen Offenheit auch wirklich bedrohlich klingen kann ("Leave No Orphan Behind"). Natürlich hat man beim Anhören dieser Scheibe immer wieder vertraute "Crowbar-Momente", aber alles in allem kann sich das Trio doch noch aus diesem bekannten Kielwasser freischwimmen und seine eigene Idee von Schlamm-Metal vorstellen. Weltbewegend geht anders, mies aber auch.
Mirko B. 

Punkte: 6.8 von 10
AMMOURI - Dare To Be Happy
Pride & Joy Music
Ammouri (Marina Ammouri) ist eine schwedische Metal-Künstlerin, Rocksängerin, Songwriterin und Musikproduzentin. Sie genoss eine klassische Klavierausbildung und schrieb bislang meist Songs für Künstler anderer Genres. In der Folgezeit entschied sich Marina, mit dem Songwriting für sich selbst zu beginnen und zu ihren eigenen Wurzeln im Rock- und Metalbereich zurückzukehren. Im Januar 2017 veröffentlichte Ammouri ihre erste selbstgeschriebene Single "Fill Your Heart With Love", die auch auf dem hier vorliegenden Album "Dare To Be Happy" enthalten ist. Ihre kraftvolle Stimme wird gerne mit der Röhre von Doro Pesch verglichen, was soweit auch stimmt, aber der Sound der beiden unterscheidet sich dann doch total. Einige der Female Metal Voices Communities im Internet bezeichnen Ammouri bereits als "neues Gesicht des Female Metal". Ich für meinen Teil muss bei der vorliegenden Platte wirklich zwischen Stimme und Musik unterscheiden. Die Stimme ist echt beeindruckend und hat viel Potential. Der Sound ist trotz dem hochkarätigen Line Up eher durchwachsen. Pontus Egberg (The Poodles, King Diamond) würgt seinen Bass bei allen Songs, Ausnahmegitarrist Staffan Österlind (Paul Dianno) ist auf "Monster Of Your Own Creation" zu hören, sowie bei "More Than Everything", "Bad Illusion", "Not Anymore" und "Starlight". Des weiteren sind Gitarrist Tony Borg (Alien), Schlagzeuger Johan Kullberg (Therion, HammerFall) und viele mehr auf "Dare To Be Happy" zu hören. Für Fans von ruhigerem Rock à la Heart ist Ammouri durchaus zu empfehlen. Wer aber Härte und Tempo als unverzichtbar ansieht, sollte wohl eher einen Bogen um die Scheibe machen. Auf "Dare To Be Happy" wäre vermutlich viel mehr drin gewesen.
Oliver H.    
Punkte: 6.1 von 10
VENOM - Assault! (6 CDs)
Dissonance Records
Was offizielle Compilations angeht, so sind Venom oder besser die entsprechenden Leute der Plattenfirmen, vermeintlich eifrige Geldscheffler. Weit mehr als zwanzig Stück gibt es davon mittlerweile, Box-Sets und Singles nicht mitgezählt. Auf der Seite der EPs erschienen 1985 erstmal drei Exemplare der so genannten «Assault»-Reihe, die entsprechend «Canadian, American und French Assault» hiessen, unmittelbar gefolgt von «Scandinavian und Japanese Assault» 1986 und zuletzt der «German Assault» 1987. Darauf enthalten war Material der ersten drei Studio-Alben, angereichert mit Live-Tracks, B-Seiten und einzelnen damals aktuellen Songs wie «The Seven Gates Of Hell» (erstmals auf der «Canadian Assault» zu finden) und «Nightmare». Die weiteren EPs enthielten dann auch die Live-Versionen dieser beiden Klassiker. Das Live-Material besass aber durch die schlechte Klang-Qualität einen eher schlechten Ruf. Das hielt die Sammler freilich nicht davon ab, möglichst in den Besitz aller sechs Versionen zu gelangen, egal zu welchem Preis. Über drei Dekaden danach holt man nun den alten Krempel nochmals hervor und verkauft das Ganze nach den kürzlich einzeln wieder neu aufgelegten Vinyl-EPs auch noch als CD-Komplett-Werk in einer Box mit dem schlanken Titel «Assault!». Dabei wurde alles beim Alten belassen, sprich einfach die jeweilige CD-Version der Vinyl-EPs veröffentlicht, wobei es die «Japanese Assault» bereits vorher als CD gegeben hat. Wer nun denkt, dass man sich hierbei im Sinne eines echten Mehrwerts Mühe gegeben hat, wird bald ernüchtert feststellen, dass, je nach Sichtweise, auf das Übelste abgezockt wird! Einerseits wurden die, wie bereits erwähnt, schmalbrüstigen Aufnahmen mehr oder weniger im Original belassen, und andererseits ist man einfach hingegangen und hat (deutlich hörbar!) die entsprechenden Vinyl-Exemplare profan digitalisiert und fertig! Zudem sollen nur die ersten drei von der Band genehmigt worden sein, was seltsam anmutet und von wegen "remastered", wie verkündet wird! Zumindest höre ich da nichts, was besser sein soll. Somit muss jeder selber wissen, ob er dafür noch Kohle ausgeben will. Viel mehr als Nostalgie steckt da nicht dahinter. Zieht Euch dafür gescheiter die neue Hammer-Scheibe «Avé» von Venom Inc. rein, denn da ist das sauer verdiente Geld weitaus sinnvoller angelegt!
Rockslave   
Punkte: keine Wertung
REXORIA - Queen Of Light
Pride & Joy Music
Rexoria ist eine schwedische Band, die dank der Stimme von Frida Ohlin auf sich aufmerksam machen kann. Musikalisch liegt die Truppe irgendwo bei melodischem Rock/Metal, der mit feinen Folk-Elementen gewürzt wird. Bestes Beispiel "Voice Of Heaven". Der Vierer kann aber auch heftiger zur Sache gehen und serviert mit "Way To Die" einen schmackhaften Farbklecks. Auch in balladenhaften Momenten können Rexoria durch "Song By The Angels" Pluspunkte sammeln. "My Spirit Will Run Free" kann durch eine guten Refrain überzeugen und gäbe es in diesen Bereich nicht schon hunderte von Truppen, die versuchen, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, könnten Rexoria tatsächlich auf der ganzen Linie punkten. Aber es gibt schon zu viele dieser leicht melancholischen, symphonischen und engelsgleichen Truppen. Darum, antesten und sich selber ein Bild machen.
Tinu    
Punkte: 6.0 von 10
AVATAR - Avatar Country
Century Media/Sony
Hmm... Abwechslungsreich sind die Jungs ja, das muss man ihnen lassen. Startet man zuerst noch opulent mit dem Intro "Glory To Our King", wird es dann ziemlich deftig-drückend metallisch in "Legend Of The King". Danach driftet man beinahe schon in Country-mässige Gefilde ab, "The King Welcomes You To Avatar Country", inklusive einem beinahe schon sphärisch-ruhigen Zwischenspiel. Der Nachfolger "King's Harvest" schlägt dann eher in die Thrash-Kerbe... Na, was sagt uns das? Ich persönlich denke, dass die Jungs mit diesem eher thematisch organisierten Album so viele Facetten wie möglich abdecken wollten - und scheitern. Es ist einfach zu viel, jede andere Band hätte aus einem Track auf "Avatar Country" ein ganzes Album gezimmert. Schlecht ist die Chose als solches ja nicht, man muss einfach wissen, dass Avatar so wirken, als wüssten sie selber nicht, was sie eigentlich hätten machen wollen. Fazit: Wer keine Scheuklappen besitzt und sich auf eine anstrengende Reise in die Landschaft von Avatar machen will, der sollte sich die Scheibe mal antun. Kann man, muss man aber nicht - solides Mittelmass.
Toby S.  
Punkte: 5.5 von 10
JONO - Life
Frontiers Music/Musikvertrieb
Ach du Scheisse, als hätten Rhapsody und Dream Theater ein Kind gezeugt, erklingt Jono. Somit symphonischer Prog Metal mit einer orchestralen Stimme. Nun ja, wenn einem sonst die Ideen ausgehen, dann muss halt was "Neues" her. Sorry, aber schon mit dem zweiten Track "Crown" haben die Schweden bei mir jeglichen Kredit verspielt. Kann ja durchaus sein, dass dieses Werk bei Fans der vorhin genannten Truppen auf viel Freude stossen wird, aber dieser Pathos stinkt gewaltig gegen den Himmel. Da hilft auch die kurze Klaviereinleitung bei "On The Other Side" nicht viel, sondern bringt zusätzlich noch eine gehörige Portion Filmsoundtrack mit rein. Sorry, falsche Baustelle, eine, die geschlossen werden sollte?
Tinu    
Punkte: 5.5 von 10

GRIMTONE – Memento Mori
Extreme Metal Music
Bei dem Blick auf das Cover könnte man erst denken, dies sei ein Audiokurs für eine Försterschule, doch das geübte Auge erkennt natürlich sofort, dass hier der Teufel seine Hand im Spiel haben muss. Selbst wenn das Bandlogo erstaunlich gut lesbar ist, so präsentiert dieses Debüt der Herren Grimtone aus Schweden gut 30 Minuten rohen Blackmetal der alten Schule. Wütend und düster prügelt sich „Memento Mori“ durch das Unterholz, natürlich meist im hohen Tempobereich und wie es sich gehört ganz ohne Keyboard-Kleister. Hat man jedoch auch bereits von 666 anderen Kapellen gehört, somit ist dieses Werk nicht wirklich der unheilige Gral der Innovation, dessen sollte man sich bewusst sein. Andererseits besitzt „Memento Mori“ durchaus einen gewissen Charme, der sich grundsätzlich aus diesem „Retro-Feeling“ definiert und den man vielleicht auch nur dann erkennt, wenn man schon mehr als eine Dekade Black Metal konsumiert. Die sieben Kompostionen bieten grundsätzlich solide Kost, wobei mir persönlich dabei das gewisse Etwas fehlt um dieses Werk uneingeschränkt anbieten zu können. „Souls Reborn In Hate“, „Aramageddon (Rise From Hell)“ und „Empress Of Black Light“ sollten als Empfehlung für einen Lauschangriff genügen um sich eine Meinung zu bilden.
R.K.      
Punkte: 5.0 von 10
LABYRINTH - Return To Live
Frontiers Music/Musikvertrieb
Mit diesem Live-Album werde ich nicht warm! Das erstaunt vielleicht Leute, die mich näher kennen. Denn eigentlich gehöre ich zu denjenigen, welche jeweils ein Live-Album einer Best Of vorziehen, um eine Band kennen zu lernen. Zudem gehören zu meinen All-Time-Lieblingsalben gefühlt deutlich mehr Live- als Studioalben. Wieso ist das nun beim ersten Live-Werk in der über 20 jährigen Geschichte von Labyrinth nicht der Fall? Es liegt an verschiedenen Faktoren. 1. Der Sound: Dieser klingt zwar druckvoll und klar, gerade die Keyboards wurden aber teilweise völlig übersteuert aufgenommen und quietschen. Das mitsingende Publikum wurde unharmonisch und meist viel zu Leise abgemischt. Das stört vor allem in den seltenen Momenten, wo es mal mitsingen darf. 2. Die Atmosphäre: Diese ist für mich in den 70 Minuten zu wenig spürbar. 3. Der Gesang: Dieser kreischt und presst vor allem die hohen Frequenzen derart raus, dass der Sänger dafür eigentlich einen Waffenschein brauchen müsste. 4. Das Songwriting: Auch wenn ich dem neuesten Album 8.5 Punkte gegeben habe, ist das Songwriting der zwölf hier vorgetragenen Lieder über weite Strecken schlicht zu nichtssagend. Einzelne Lichtpunkte bestätigen hier nur die Regel. Löblich dagegen ist, dass die Ansagen in der Landessprache der Italiener gemacht wurden. Was den lokalen Charakter von Labyrinth unterstreicht. Wenn das aber, neben dem zu erwartenden sauberen Zusammenspiel der Musiker, der einzige positive Aspekt dieses Live-Albums ist, könnte man schon fast von Rohstoffverschwendung sprechen. Vielleicht tut es immerhin so viel Gutes, als dass es jeder Band zum Beispiel wird, wie man es nicht macht! Zu hoffen ist es.
Roger W.
  
Punkte: keine Wertung
ABYSMAL GRIEF - Blasphema Secta
Horror From Hell Records
Oh hell... Wieder mal so eine Truppe, die ums Verrecken auf böse und Teufel komm raus macht. Zumindest, wenn es nach den Fotos geht, die in der weltweiten Wundertüte zu finden sind. Aber auch die Mucke ist eher in der 'ich bin ach so böse'-Ecke zu finden. Nun ja, wenigstens technisch scheinen es die Jungs soweit zu packen, auch die Abmischung ist ganz in Ordnung. Immerhin kann man die Instrumente vom Gekrächze unterscheiden. Wobei dieses Zwischendurch einen gurgelnden Touch annimmt, dann wiederum einen beschwörenden Ton anschlägt - in "Maleficence" ist es auch eher flüsternd zu vernehmen, also eine gewisse Abwechslung ist da schon vorhanden. Auch die Atmosphäre kommt nicht zu kurz, Streicher-Klänge, Glocken, Gewimmer im Hintergrund... Jaja, das ist im Prinzip alles ganz schön und nett. Ich persönlich denke mir einfach, dass diese Art des Horror/Black Metal einfach zu bemüht rüberkommt, als dass man ihn irgendwie Ernst nehmen könnte. Wer auf Sound in Richtung Rotting Christ, Witherscape und Transsilvanian Beat Club steht, kann ja mal reinhören - wirklich abraten davon kann ich nicht, wirklich empfehlen aber ebenso wenig.
Toby S.      
Punkte: 4.0 von 10
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