CD-Reviews Juli 2015
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
CRADLE OF FILTH - Hammer Of The Witches
Nuclear Blast/Warner
Ich vergöttere die gesamte CoF-Discographie bis 1998, und auch den nachfolgenden Veröffentlichungen (bis auf „Thornography“) konnte ich trotz dem Fehlen dieser ganz speziellen Magie meistens etwas Gutes abgewinnen. Aber ich muss es offen zugeben, aufgrund dessen dem vorliegenden neuen Album zu Anfang äusserst skeptisch gegenüber gestanden zu haben. Aber Teufel auch, „Hammer Of The Witches“ hat das Potential zu einem langlebigen Killeralbum zu avancieren! Die beiden neuen Gitarristen bedampfen die alte Maschine mit sportlichem Überdruck, und diese anfangs erwähnte Magie ist für mich irgendwie plötzlich wieder da. Killerriffs, Hirnfräsermelodien und Twingitarren en masse, ein entfesselter Drummer, der sein Küche so sexy wie weiland Drumgott Nick Barker zum Singen bringt, absolut tolle Gitarrensoli in „Enshrined In Crematoria“ und „Deflowering The Maidenhead, Displeasuring The Goddess“ und ein Bass, der sich den Titel Nocturnal Pulse verdient wieder ans Revers zu heften. Dazu ein Dani Filth in vokaltechnischer Höchstform. Egal ob giftig, beschwörend, brutal oder erzählend, dem Mann nimmt man seine Geschichten ab und will ihn nicht zum Feind haben. Dazu viel Gefühl für Phrasierungen und ein gesanglich positiver Rückschritt zu den Anfängen, denn seine bekannte Stimmbandakrobatik nervt auf „Hammer Of The Witches“ nicht mehr wie auf den letzten Alben, sondern besinnt sich auf ihre Stärken und passt nahtlos in den drückenden Gesamtsound. 56 Minuten pure, opulente, kreative, spielfreudige, aktuell dauerrotierende Heavy Metal-Freude für mich ... und hoffentlich bald auch für dich. Reinhören!!
Hardy 

Punkte: 9.5 von 10
POWERWOLF – Blessed And Possessed
Napalm Records/Universal
Nach dem Nummer 1-Album Preachers Of The Night rocken die deutschen Powerwolf einfach unbekümmert weiter. Und nicht nur das, Blessed And Possessed schlägt seinen Vorgänger um Längen. Mit diesem hatte ich nämlich trotz grossem Erfolg meine liebe Mühe. Es erschloss sich mir schlicht nicht so, wie es scheinbar bei unzähligen Metalheads geschehen ist. An meine persönliche Offenbarung Bible Of The Beast (dem dritten Album) kommt Werk Nummer sechs zwar immer noch nicht heran, es hat aber das Potential ziemlich nahe anzuschliessen. Eine musikalische Weiterentwicklung ist bei dieser Scheibe nicht wirklich zu erkennen - aber das ist auch nicht nötig, wo die Deutschen doch innerhalb ihrer eigenen Stilgrenzen weitere geniale Ideen entwickeln. Diese bestehen aus von Hammond-Orgel und der Atillas-Stimme getragenen Liedern. War Preachers Of The Night ein mehrheitlich schnelles Album, schleichen sich bei Blessed And Possessed auch wieder stampfende Stücke ein. „Armate Strigoi“ könnte der Mitklatsch-Live-Klassiker schlechthin werden und hat sogar ein kurzes Wolfsgeheul eingebaut. Ein weiteres Lied mit demselben Potential ist „We Are The Wild“. Lustig auch, dass Powerwolf mich bei „Army Of The Night“ zum ersten Mal in ihrer Karriere an Sabaton erinnern. Zurück zu den Wurzeln geht es auch mit einzelnen spannenden Liedtiteln: „All You Can Bleed“ und „Let There Be Night“ sind es, welche mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Letztgenannter Track schliesst Blessed and Possessed sogar etwas düster doomig ab - also genau mit dem Stil, welcher auf dem Vorgänger komplett fehlte und nur in der Cover-Version von Black Sabbaths „Headless Cross“ auftauchte (als spezielle Rock Hard-Beilage). Genau diese Cover-Version erscheint jetzt erstmals offiziell auf einer Bonus-CD zu Blessed And Possessed. Darauf werden weitere Stücke unter anderem von Iron Maiden, Judas Priest und Savatage zu hören sein. Fassen wir zusammen: Wenn bereits Preachers Of The Night für einige Tage/Wochen die Album-Charts knackte, dann wird Blessed And Possessed mit seiner noch höherer Qualität sämtlichen Pop- und Schlager-Sternchen für lange Zeit in der Sonne stehen. Werte Headbanger, ihr habt es in der Hand!
Roger W. 

Punkte: 9.5 von 10
U.D.O. – Navy Metal Night (2 CD & DVD)
AFM Records/Musikvertrieb
Zusammen mit dem Marine-Musikkorps Nordsee stach Udo Dirkschneider in See und spielte eine wundervolle Show in der Tuttlinger Stadthalle. Dass sich kurz darauf selbige Musikformation aufgelöst hat, kann nicht an diesem Konzert gelegen haben - höchstens, das Korps hätte sich vorgenommen, auf dem Höhepunkt aufzuhören. In 17 Songs werden Bläser mit in dieser Form noch um einiges packenderen U.D.O.-Hits verschmolzen. Mit den beiden nicht mehr so neuen Gitarristen Andrey und Kasperi im Gepäck zaubert Udo eine unglaubliche Magie in die Stadthalle. Nachzuhören bei «Independence Day». Interessant sind auch die Solo-Gänge des Marine-Musikkorps bei «Das Boot», «Ride» und «Hall Of The Mountain King». Haucht dann noch Doro bei «Dancing With An Angel» mit, kann eh nichts mehr schief gehen. Man könnte hier Bücher schreiben, auch darüber, dass die Idee Metal mit Streichern und Bläsern zu verbinden nichts Neues ist. ABER: Die Art wie Udo das hier macht, ist schon was Einzigartiges. Selten habe ich eine so coole Swing-Nummer gehört wie «Cut Me Out». Was Mister Dirkschneider auch sehr gut umsetzt ist, dass er im richtigen Moment entweder den Bläsern, dem Chor oder seiner Band den Vortritt lässt. Hier gibt es kein sich gegenseitiges Ausspielen, sondern ein sich perfektes Ergänzen. U.D.O. hier nachzuhören einmal auf eine andere Art, aber absolut genial und mit unter die Haut gehenden Momenten, wie dem akustischen, mit Russischer Folklore verbundenen Gitarrenpart bei «Trainride In Russia». Daumen höher!
Tinu
    
Punkte: keine Wertung
SYMPHONY X - Underworld
Nuclear Blast/Warner
Wenn man sich mal in der Szene einen grossen Namen gemacht, sprich stets hochqualitative und von der Fanbase heiss geliebte Alben raus gehauen hat, steigt die Erwartung mit jeder neuen Scheibe weiter an! Wer dem, wie teilweise Kamelot oder Sonata Arctica, nicht konstant gewachsen ist, wird über kurz oder lang kleinere Brötchen backen müssen oder, wie im Falle von Thunderstone, ganz von der Bildfläche verschwinden. Diese Gefahr sehe ich bei Symphony X freilich nicht, zumal Frontgaul Russel Allen mit seinen weiteren Engagements bei Jorn Lande oder Adrenaline Mob beweist, dass er wirklich vielseitig ist und auch auf diesen Nebenschauplätzen brillieren kann. Der Fokus liegt jedoch nach wie vor bei Symphony X, die sich nun anschicken, mit «Underworld» ihr neuntes Studio-Langeisen unter die Leute zu bringen. Der Vorgänger «Iconoclast» stammt aus dem Jahre 2011 und trägt bereits den vierten Jahresstempel. Im gleichen Zeitabstand, noch weiter zurück, finden wir «Paradise Lost» (2007). In Sachen Progressive Metal waren die Amis aus New Jersey zwar nie so gross wie etwa Dream Theater, aber ihre Musik zeichnet sich durch eine ungeheure musikalische Dichte und Kompaktheit aus, die einzigartig ist. Gewissen Leuten ist die Chose vielleicht zu überladen, aber genau das macht Symphony X eben aus. Ich muss allerdings zugeben, dass ich in der genannten Stilecke eher auf Threshold oder vor allem Pagan's Mind stehe und mir deshalb kaum regelmässig was von Russell und seinen Kumpels rein gezogen habe. Womöglich ein grosser Fehler oder gar eine Unterlassungssünde, doch den Tag und die Nacht vereinen zu wenig Stunden, um stets alles voll präsent zu haben. Die ersten Klänge von «Underworld», sprich dem ersten Song «Nevermore» (nach der einleitenden «Overture») geht gewohnt hart zur Sache und Gitarrist Michael Romeo zieht wieder voll vom Leder. Die melodischen Bridges harmonieren einmal mehr bestens mit Russels ausdrucksstarker Stimme. Ebenso treibend ballert der Titeltrack wie eine Horde wilder Pferde los und bietet feinstes wie hartes Progressive Metal Futter, das den Namen "Metal" auch wirklich verdient. Gleichzeitig kneift sich der Rezensent dahin gehend in den Allerwertesten, dass künftig vermehrt auch wieder Symphony X gespielt werden, ja zwingend müssen. Laut drauf losballern können noch viele, aber bei den leiseren Tönen zeigt sich dann, ob man es wirklich drauf hat oder nicht. Das grandiose «Without You» als knackige Halbballade (inklusive obergeilem Guitar-Solo von Romeo!) lässt keine offenen Fragen mehr im Raum zu. Das gilt auch für den heftig groovenden Brecher «Kiss Of Fire», der nebst fettestem Hardrock-Riffing fliessende Übergänge in blackmetallische Gefilde offenbart, mitunter das genretypische Spiel von Drummer Jason Rullo. Ein gewagter Zusammenschluss, der jedoch überzeugen kann. Die Amerikaner erfinden sich auf «Underworld» gewiss nicht neu, aber all das, was die Band schon immer ausgemacht hat, ist vorhanden. Also wo Symphony X drauf steht, ist auch Symphony X drin! In knapp zehn Minuten hin zur Hölle fahren und wieder zurück? Ist möglich, heisst treffend «To Hell And Back» und lässt geile Vibes von Nevermore zu «Dead Heart In A Dead World», Tempi- und Stimmungswechsel aufblitzen. Auch der abschliessende Track «lässt keine Wünsche offen. Fans der Amis können blind zugreifen und für alle anderen gibt es sicherlich was zu entdecken!
Rockslave  
Punkte: 9.3 von 10
THE MAGIK WAY - Curve Sternum
Sad Sun Music
Interessant, sehr interessant. Italiener, die eine Art von Black Metal kreieren, aber dabei (zumindest auf Curve Sternum) komplett auf elektronisch verzerrte Gerätschaften verzichten (mal abgesehen von kleineren Einsprengseln aus der Synthie-Wundertüte, das tut aber dem Gesamtwerk keinen Abbruch im Gegenteil) und auch weder kreischen, growlen, brüllen oder Vergleichbares, sondern einfach die dunkle, rauhe Stimme des Sängers für sich sprechen lassen. Ist mal was Anderes, und es erzeugt mittels der akustischen Gitarren, Perkussionswerkzeuge und Chören eine ganz eigene Atmosphäre, die düster und irgendwie beunruhigend wirkt, aber dennoch fesselt wie etwa ein guter Horrorfilm, bei dem das Grauen nur angedeutet, aber nie konkret gezeigt wird. Sehr spannend, sehr fesselnd ich wünschte nur, meine Italienischkenntnisse wären besser, so könnte ich denn auch verstehen, um was es auf dieser Scheibe geht. Aber egal, es bleibt, wie es ist: Ein Stück schwarzmetallisch angehauchte, atmosphärische Musik, die es wert ist, entdeckt zu werden!
Toby S.  
Punkte: 9.0 von 10
GOTTHARD – Live And Bangin‘
G. Records/Musikvertrieb
Auf 4‘452 Stück (so viele Sekunden weisst das Werk auch auf!) ist dieses Live-Album von Gotthard limitiert und wird nur auf den kommenden Konzerten und über den Band-Fanshop zu erwerben sein. «Wir haben dieses Album 2014 während der «Bang!»-Tour in Baar in der Schweiz aufgenommen und uns dabei überlegt, dass wir es als limitierte Special Edition speziell für unsere Fans veröffentlichen möchten. Dieses Album ist allein ihnen gewidmet!», so das Zitat von Sänger Nik Maeder. Es soll ein Dankeschön an die Fans sein, welche nach dem tragischen Tod von Sänger Steve Lee noch immer zur Band hielten und an sie glaubten. Ohne sie wäre Gotthard heute wohl Geschichte. Auf 17 Songs ziehen die Schweizer kräftig vom Leder, rocken und schmusen sich durch ihre musikalische Vergangenheit, aber auch durch ihre aktuelle Phase mit Neusänger Nik und überzeugen dabei auf der ganzen Linie. Für mich ist Gotthard eher die Live-, denn die Studio-Band und der Spass scheint den Jungs nahezu aus den Poren zu springen. Vielleicht gehen Leo, Marc, Hena und Freddy heute mit Nik sogar ein bisschen lockerer und mehr auf die Musik fokussiert auf die Bühne. Einfach, weil sie auch wissen, dass jeder für die Band seine Wichtigkeit hat und sich dabei nicht in den Hintergrund stellen muss. «Live And Bangin‘» ist ein cooles «Bootleg» geworden, das die vergangenen Shows nochmals Revue passieren lässt und Freude auf die kommenden Gigs macht.
Tinu   
 
Punkte: keine Wertung
TO/DIE/FOR – The Cult
Massacre Records/Musikvertrieb
To/Die/For ist eine jener Bands, die schon eine gefühlte Ewigkeit (konkret: seit 1997) dabei ist, viele tolle und von Kritikern gefeierte Alben rausgebracht sowie diverse Gigs gespielt hat. Und doch hat’s bisher nicht zum ganz grossen Karrieresprung gereicht. Dabei haben die Finnen alles mit im Gepäck, was es braucht: ausgeklügeltes Songwriting, starke Melodien und einen Frontmann mit einer markanten Stimme wie Schmirgelpapier. Die düster klingende Mischung aus Gothic- und Melodic Metal erinnert an Bands wie Sentenced oder auch Amorphis. „The Cult“ ist ein grossartiges Album, welches viel Abwechslung bietet. Highlights sind dabei der knackige Opener „In Black“, der mit einem Drum-Gewitter und Jape Perätalos kräftigem Gesang gleich von Anfang an voll durchstartet oder auch die absolut geniale Coverversion von Paula Abduls 80er-Jahre Hit „Straight Up“. „Unknown III“ wäre ebenfalls ein Anwärter auf den Titel „Highlight“, wenn da nur nicht der übermässige Einsatz von Synthies wäre … Glücklicherweise ist dies der einzige Track, bei dem der Synthie überbordet. Auch die Ballade „Mere Dream“ hätte deutlich mehr Potenzial geboten, doch bei einer Spielzeit von etwas mehr als 2.5 Minuten kann es sich kaum ausreichend entfalten. Fazit: Mit „The Cult“ legen die Finnen ein Top-Album vor, das zwar nicht den Mega-Hit, dafür aber auch kein blosses Füllmaterial enthält. Die Qualität ist konstant hoch, auch wenn sich bei mir der Verdacht einschleicht, dass da irgendwie noch ein wenig mehr drin gewesen wäre. Für Fans des melancholischen Melodic Metal ein absolutes Muss!
Patricia H. 
Punkte: 9.0 von 10
LOUD AT LEAST ! – Dirty
Massacre Records/Musikvertrieb
Loud at Least bewiesen schon mit ihrem Debut „Painful Exploration“, welches Potential in ihnen steckt und dass sie jederzeit für eine Überraschung gut sind. Diese Tradition führen sie auf ihrem schlicht „Dirty“ betitelten Zweitling fort. Das Cover mit dem Hängebauchschwein mag erst verwirren, wird aber nach den Anfangsakkorden von „Kill the Dragon“ zur Nebensache. Spätestens nach „I Am“ wird klar, dass die Steirer sich verbessert haben und die dafür nötige musikalische Frische ausstrahlen. Ganz im Stil der CH-Rocker von Gotthard haben auch die Österreicher ein tadelloses Hard Rock-Album produziert, das mit 13 Titeln mehr als überzeugt. Rifflastiger Melodic Hard Rock vom Feinsten! Ob „Ride on Me“ oder „Fire and Ice“ - jeder Titel bringt eine gewisse Abwechslung mit sich. Sänger Gernot „Gernoo“ Schilcher kann mit seinem Gesang überzeugend den kompakten Songs die Krone aufsetzen. Der Titeltrack „Dirty“ ist ein wenig anders und bringt Elemente des Sleaze Rock mit ein. „Warm Rain“ und auch „Love at first Bite“ sind Halbballaden, die von Schilcher mit viel Emotion vorgetragen werden und Zeit zum Verschnaufen geben. Mit „Heaven is Calling“ betreten Loud At Least neues Terrain und zollen Bands wie Boston, Saga, Toto etc. Tribut. „Hell to Fuck“ ist im Anschluss wieder ein gradliniger Rocksong mit schnörkellosem Riff und mitreissendem Tempo. Melodisch anspruchsvoll und dennoch druckvoll geht es mit „The Island I Know“ im Anschluss wieder etwas ruhiger zu. Der Fokus liegt aber dermassen auf der Gitarre, dass der Titel richtig rockt. Der letzte Track „Up on Stage“ ist ein akustisches Stück, das durchaus „Feuerzeug-schwenk-Einlagen“ verträgt und dazu einlädt, den Kopf ein wenig zu verlüften. „Dirty“ beinhaltet nur gutes Material und zeigt keine Schwächen. Für manchen Metal-Fan mag die Platte zu soft ausgefallen sein und es hätten ein paar emotionale Einlagen weniger sein dürfen, aber die Qualität der Scheibe ist dadurch keineswegs gemindert. Der Fünfer versteht sein Handwerk und macht einen tadellosen Job. Loud At Least sind auf dem besten Weg, sich im Melodic Hard Rock-Genre endgültig zu etablieren. Ein kurzweiliges Album für alle, bei denen Metal nicht erst bei Metallica anfängt.
Oliver H.
Punkte: 9.0 von 10
SIN LOGICA – Fuel Of Death
Rinderherz Records
Sin Logica klingt irgendwie unbestimmt südländisch und auch der feuerspeiende Maiskolben auf dem Plattencover gibt einem nicht wirklich einen Anhaltspunkt, was einem hier musikalisch erwartet. Die Überraschung für die Ohren war deswegen durchwegs positiv, ja beinahe perfekt! Dreckiger Schweinerock vom ersten Akkord an! Die Tatsache, dass es sich bei Sin Logica zudem um eine Schweizer Combo handelt, macht es noch besser. Für ordentlichen Musiknachschub in der CH-Szene ist also gesorgt! Der erste Song „Scissors“ schrummelt direkt voll durch, und wird gefolgt von Titeln wie „Mood of Moon“, dem Albumtrack „Fuel of Death“ oder „Poverty“, die alle den Anfängen von Motörhead ganz schön nahe kommen. Schnell, rau und laut! „Wasting Time“ ist dagegen Punk pur mit einem ordentlichen Schuss Melodie. Allein der Refrain hat das Prädikat „Hammer!“ verdient. So geht’s über die ganzen 12 Tracks schnurstracks weiter. Keine Schnörkel zu viel, keine langen Intros, keine überflüssigen Arrangements! Musikalisches Adrenalin, das direkt in die Ohrmuscheln schiesst! Wie ein V8-Motor brüllt und röhrt sich Sänger Fix die Lunge aus dem Hals und die Gitarren sägen sich rasant durchs Musikstück. „Thief“ und „I Hate Cars“ sind auch für hartgesottene Hardcore und Streetpunk-Fans ein durchaus empfehlenswerter Anspieltipp. Die Luzerner lassen mit „R’n’R Star“ und „Not Your Tool“ auch den letzten Zweifler im Regen stehen und peitschen weiter dem Ende der Platte entgegen. So einfach und kurz wie mein CD-Review ist auch das Album „Fuel of Death“ ausgefallen. Manchmal braucht es eben gar nicht mehr und dennoch ist damit alles gesagt! Erste Sahne! Kaufen!
Oliver H. 
Punkte: 8.9 von 10
TENGGER CAVALRY - Blood Sacrifice Shaman
Metal Hell Records
Chinesen sind fleissige Menschen. Das soll jetzt nicht die Bedienung eines Klischees sein, sondern vielmehr die Feststellung einer offensichtlichen Tatsache, denn in gerade mal fünf Jahren acht Alben rauszuhauen, zeugt gewissermassen schon von einem ganz ausgeprägten Berufsethos. Allerdings handelt es sich bei „Blood Sacrifice Shaman“ nicht wirklich um eine neue Scheibe der chinesischen Folk-Metaller Tengger Cavalry, sondern vielmehr um die Neueinspielung des Debüts, das in seiner Erstauflage noch der musikalische Erguss des Einmann-Projektes von Bandkopf Natures Ganganbaigal darstellte. Gute Idee diese komplette Neuaufnahme, denn im direkten Vergleich zu den Originalsongs haben die Neuinterpretationen an Tiefgang und atmosphärischer Dichte zugelegt. Das ursprünglich oft eingesetzte schwarzmetallische Gekreische hat man weitgehend eliminiert, lediglich im ersten von zwei Bonustracks, „Tengger Cavalry“ in seiner 2009er Version, kommt es noch ausgiebig zum Einsatz, auf der neuen Version dominieren hingegen fast ausschliesslich die Instrumente das Geschehen, und zwar gleichermassen die elektrischen wie die traditionellen (Horsehead Fiddle, Dombra, Guzheng und Yangqin), immer wieder untermalt durch beeindruckend schönen Kehlgesang. Wie gewohnt erzeugen die sechs Mongolen dadurch Songs, welche von Dynamik und Spannungsbögen leben, erzeugt durch den scharfen Kontrast zwischen traditionellen Klängen und metallischer Brachialität, wobei alles mit einer derart epischen Virtuosität vorgetragen wird, dass alle Elemente zu einem stimmungsvollen Ganzen verschmelzen. Einzig im treffend „The Native“ betitelten Song serviert man astrein chinesische Folklore bar jeglicher Einflüsse moderner Musik. „Blood Sacrifice Shaman“ ist somit eine absolut sinnvolle Neueinspielung, die sich selbst Leute, welche bereits das Original besitzen, aufgrund der hinzugewonnenen Qualität in punkto Sound und spielerischer Technik zulegen sollten. Diese Scheibe zeigt eindrücklich, wie man Stolz und Kraft auf eine einzigartige Art und Weise vertonen kann.
Mirko B.    
Punkte: 8.9 von 10
DARKOLOGY – Fated To Burn
Prime Eaon Media
Die Amerikaner Darkology klingen für mich wie eine progressive Variante von Judas Priest. Wie eine gute Variante, welche zudem noch wie zu Rob Halfords besten Zeiten rockt! Dabei haben Darkology mit ihrem Produzenten Chris Tsangarides sogar jemanden im Boot, welche bereits für die Priester aktiv war. Weitere Verbindungen nach England sind einerseits Kelly Sundown Carpenter am Gesang und andererseits die rohe klangliche Ausrichtung. Darkology verstecken sich aber nicht hinter ihren Vorbildern, sondern gehen mit hörbarer Begeisterung, Kreativität und Power eigene Wege. Diese bleiben bei aller Progressivität aber immer nachvollziehbar. Und selbst das vierteilige „Nightmare King“ wirkt zu keiner Sekunde zerfahren. Hier sind definitiv Könner am Werk, mit einem tollen Gespür für packende Lieder. Dabei ist es egal, ob Darkology rock’n’rollig, thrashig, heavy metallisch oder gar doomig agieren. Fated To Burn ist ein Album, das enttäuschten Judas Priest-Fans ein Lächeln auf die Lippen zaubern könnte. Und natürlich ein gefundenes Fressen für alle Proggies da draussen.
Roger W.   

Punkte: 8.9 von 10
DIMINO – Old Habits Die Hard
Frontiers Records/Musikvertrieb
Unerwartet taucht der Sänger Frank Dimino aus der Versenkung auf und wird mit seinem Soloalbum „Old Habits Die Hard“ vorstellig. Der Mann war in der zweiten Hälfte der Siebziger Frontmann der legendären Band Angel, zu der übrigens auch Gregg Giuffria gehörte. Die Zeiten der grossen Erfolge sind für den aus Washington D.C. stammenden Vokalisten längst schon vorbei. 1983 lieh er noch seine Stimme dem Song „Seduce Me Tonight“ für den „Flashdance“ Soundtrack. Danach gab es zwar einige Reunionversuche von Angel, die aber zu keinem beständigen Resultat führten. Mit „Old Habits Die Hard“ (der Titel ist Programm) führt er uns mit viel Charme und Fingerspitzengefühl zurück in die Siebziger. Dabei bedient er sich der auch für Angel relevanten Zutaten, die er zu einem homogenen Classic Rock Album verschmilzt. Glam Aspekte werden mit reinrassigem Hardrock gekonnt kombiniert. Es wurde astreines Songmaterial verfasst, das einen schnell in seinen Bann zieht. Mr. Dimino glänzt dabei mit hervorragender gesangstechnischer Umsetzung. Seine charismatische, kraftvolle Stimme hat die Jahre offensichtlich schadlos überstanden. Für die Verwirklichung der Scheibe haben eine illustre Gästeschar Unterstützung geleistet. So fanden unter anderem Oz Fox (Stryper), Eddie Ojeda (Twistet Sister), Rickey Medlocke (Blackfoot, Lynyrd Skynyrd) und sogar Frank's Angel Bandmate Punky Meadows den Weg ins Studio. Herausgekommen ist ein unerwartet starkes und fundiertes Hardrock-Album in der Schnittmenge von Kiss, Uriah Heep und Sweet. Nicht nur für Nostalgiker äusserst interessant.
Chris C.   
Punkte: 8.8 von 10
THE GHOST NEXT DOOR - The Ghost Next Door
Mausoleum Records
Gary Wendt, seines Zeichens Kollege von Gary Holt, Robb Flynn und Craig Locicero, hat hier eine interessante Band gegründet. Das selbstbetitelte Debüt ist aber ganz sicher keine reine Bay Area Platte geworden. Alice in Chains ist eher eine Zielrichtung als der gute alte Bay Area Thrash Metal. Grunge mit einem Hauch Progressive ist bei weitem keine schlechte Verbindung. Das hört man dann auch sofort in den neun Tracks. Vom Songwritering und auch von der Produktion her sind sie gut, und sie genügen heutigen Standards. Auch der Gesang von Herrn Wendt passt gut zu der Mucke. Alles in einem eine gelungene Sache, auch wenn mir Alice in Chains besser gefällt. Ich werde die Jungs im Auge behalten, denn für ein Debüt ist diese Platte wirklich nicht schlecht.
Daniel J.   
Punkte: 8.8 von 10
HIGH ON FIRE - Luminiferous
Century Media/Universal
Anschnallen bitte! Die Kalifornier High On Fire lassen ihr siebtes wüstes Kind auf die Menschheit los. Es ist einfach schier unglaublich, dass ein Trio eine dermassen massive und dichte Lärmwand erzeugen kann, die Amis haben wieder mal ganze Arbeit geleistet. Und lasst euch bloss nicht von der andernorts gerne herbeigezogenen Genre-Zuordnung „Sludge/Stoner/Doom“ in die Irre führen, denn die drei Oakland-Boys können auch ganz anders. Natürlich erfüllen Groove-Monster der Sorte „The Dark Side Of The Compass“, „Carcosa“ oder die abschliessende Dampfwalze „The Lethal Chamber“ das zu erwartende Pflichtprogramm, aber in Abrissbirnen wie „The Black Plot“, „Slave The Hive” oder dem Titeltrack selbst lassen sie andererseits die Thrasher der ganz hässlichen Sorte raushängen. Und damit sich die Ohren auch mal von diesen vertonten Gewalttätigkeiten erholen können, zeigt sich die Band mit „The Cave“ von ihrer gemässigteren, atmosphärischen Seite, natürlich immer noch tonnenschwer und laut, aber eben nicht ganz so derb wie auf dem restlichen Silberling, auch wenn selbst hier Sänger/Gitarrist Matt Pike röhrt wie ein Elch auf Acid. Keine Ahnung, was der Kerl für Stimmbänder hat. Ungestüm, zügellos, laut, barbarisch und brachial, anders kann man diese scheinbar von einer rasenden Rotte von Berserkern eingetrümmerte Scheibe nicht beschreiben, ganz geiles Ding!
Mirko B.   
Punkte: 8.7 von 10
BETWEEN THE BURIED AND ME - Coma Ecliptic
Metal Blade/Sony Music
Grundsätzlich durchlebt jedes Album von Between The Buried And Me eine Art Metamorphose. Erst hasst man es, dieses „Gedudel“, diese anstrengenden Arrangements, dieses Chaos, und es scheint, als wäre die dargebotene Kunst nichts mehr als eine glatt polierte Wand, wo kein Einstieg und kein Zugang zu finden ist. Nachdem man sich förmlich zwingen musste, die Songs immer und immer wieder anzuhören, passiert es, dass man plötzlich und unerklärlich in einen gewaltigen Strudel fällt und aus dem einstigen Hass-Objekt eine Wunderdroge erblüht. Es scheint fast so, als müsste erst das Gehirn eigene BTBAM-Synapsen bilden, um die Vielfalt und all die Details fassen und verstehen zu können, welche diese Ausnahme-Prog-Band jeweils auf ihre Werke presst. Ich denke, wer sich schon mal das letzte Album „The Parallax II: Future Sequence“ angehört hat, weiss was ich damit in der Einleitung meine, denn dieser Monolith war echt ein harter Brocken, der einem in seiner Komplexität alles abverlangte. „Coma Ecliptic“ wirkt dagegen überraschenderweise erst mal fast (und die Betonung liegt auf fast) zugänglich und leichtfüssig, wenn man den direkten Vergleich zum Vorgänger zieht. Der sanfte Opener „Node“ und das folgende teilweise gar an Dream Theater erinnernde „The Coma Machine“ eröffnen diese Prog-Oper, welche uns auf die Reise durch den Geist eines Komapatienten führt. Die Math-Core Anteile sind deutlich abgesunken, Sänger Tommy Rogers greift nur selten auf die harschen Vocals zurück und lässt seiner melodischen Stimme deutlich mehr Raum als früher. Egal ob nun Metal, klassischer Prog-Rock, Blues, Jazz oder elektronische Spielereien, BTBAM verpacken all dies mit verblüffender Leichtigkeit in ein frisches Klangerlebnis, das wiederum komplett anders wirkt als die anderen Werke der Band. Ich neige gar dazu das Urteil zu fällen, dass „Coma Ecliptic“ das bis anhin sanfteste Werk und für BTBAM- Neulinge der perfekte Einstieg in die Diskographie der Band darstellt. Einzelne Songs aus diesem Konzept herauszuheben finde ich nicht gerechtfertigt, da man dieses in seiner Gesamtheit erfassen, geniessen und bewusst konsumieren sollte. Persönlich fehlt mir auf „Coma Ecliptic“ jedoch ein Aspekt, welcher mich bei BTBAM immer extrem fasziniert hat und der hier viel zu wenig zur Geltung kommt: das strukturierte Chaos. BTBAM haben oftmals meisterlich den Zuhörer in ein Chaos gestürzt, dabei eine so dichte erdrückende Atmosphäre kreiert und einen kurz vor dem letzten Atemzug durch eine feine Melodie aus dem musikalischen Hurricane in einen perfekten Frühlingstag gezogen, wo die wärmenden Sonnenstrahlen sanft die gebeutelte Seele in einen Zustand der Euphorie versetzten. Mit anderen Worten, mir fehlen hier Songs eines Grosskalibers von „Selkies: The Endless Obsession“, „Ants Of The Sky“, „White Walls“ und „Lay Your Ghosts To Rest“. Daher steht für mich „Coma Ecliptic“ hinter dem monumentalen „The Parallax II: Future Sequence“ und dem Überalbum „Colors“ hinten an. Doch muss ich auch klar stellen: Was diese Jungs hier abliefern, befindet sich einmal mehr auf einem Niveau, das andere Bands nicht mal im Ansatz erreichen.
R.K.    
Punkte: 8.5 von 10
GOBLIN REBIRTH - Goblin Rebirth
Relapse Records/Non Stop Music
Liebhaber klassischer Horrorfilme aus den Siebzigern („Suspiria“, „Profondo Rosso“, „Dawn Of The Dead“, „Tenebre“, „Phenomena“…) werden jetzt aufhorchen. Die Band, welche damals die Soundtracks zu diesen Streifen geliefert hat, erlebt jetzt in neuer Formation einen zweiten Frühling. Die Rhythmusfraktion der originalen Goblin, Fabio Pignatelli am Bass und Agostino Marangolo an den Drums, hat 2010 neue Musiker um sich geschart, um fortan unter dem Namen „Goblin Rebirth“ an der alten Tradition des OST im progressiven Gewand anzuknüpfen. So bringt man jetzt endlich neues Material heraus. Das musikalische Feld, das die Fünf dabei beackern, ist sehr weit abgesteckt. Meditatives aus dem Hause Kitaro findet sich ebenso auf dem Album wie Passagen, die an Pink Floyd zur „Wish You Were Here“ und „Animals“-Ära erinnern, dazu kommen immer wieder Ausflüge in ausufernd-sphärische Dream Theater-Gefilde, jedoch ohne zu viel Gefrickel, und mit „Evil In The Machine“ verneigt sich die Band dank elektronisch verfremdeter Roboterstimme und sporadisch eingesetzten, schon fast altbacken wirkenden Synthesizer-Klängen natürlich auch noch vor den guten, alten Kraftwerk. Und welche Elemente auch gerade vorherrschen, sie tun genau das, was sie sollen, sie erzeugen Stimmung und Atmosphäre, durch die progressive Ausrichtung nicht durchgehend unheimlich und beklemmend, aber doch intensiv und angenehm anzuhören. Alles in allem ein vielseitiges, sehr stimmungsvolles Werk, in dem bedingt durch das technische Können der Protagonisten jedes einzelne Instrument seinen Platz an vorderster Front findet. Wer seine Progrock-Sammlung um eine weitere interessante Scheibe erweitern will, kann hier ruhig zugreifen.
Mirko B.   
Punkte: 8.5 von 10
OSSICLES - Mantelpiece
Karisma Records
Ossicles sind ein norwegisches Jazz/Progressive Duo, das im Jahre 2011 gegründet wurde. Auf dem ersten Werk Mantelpiece hört man noch viele Songs als die zwei Gründer nicht mal ganze 17 Jahre alt waren. Anscheinend haben die Progfans auch schon ein weiteres Album, das im Oktober erscheinen wird. Musikalisch ist man dabei: will heissen Porcupine Tree, Riverside, Opeth mit diesen Götterbands des Genres Prog kann man mithalten, was eigentlich sensationell ist. Jeder Proganhänger, der diese Band zu seinen Faves zählt, kann hier bedenkenlos zugreifen. Ja, auch ich staune immer wieder, welch gute Newcomer es bei den Proggern gibt. Coole Platte!
Daniel J.    
Punkte: 8.5 von 10
4BITTEN - Rewind & Erase
Leaders Group
Da ja bekanntlich die griechische Regierung seit längerem mit totaler Unfähigkeit glänzt, steht wenigstens am musikalischen Himmel ein toller Stern Namens 4Bitten. Die Jungs mit ihrer charismatischen Sängerin Fofi Roussos brettern hier 11 Heavy Rock-Songs runter, die den Zuhörer einfach mitreissen. Heavy Riffs, treibende Drums und Bass, das sind 4Bitten, die mit Rewind & Erase hier ihr drittes Album präsentieren. Ein Highlight ist sicherlich das melodiöse "Memory Of Me", bei dem Fofi gesanglich eine wahrlich klasse Leistung hinlegt. Oder „Save My Soul" - genau so spielt man modernen Heavy Rock! Treibende Riffs und dazu eine kräftige, raue Stimme, die sich für eine weibliche Stimme in eher tieferen Lagen bewegt. Genauso bei "Cause I Can" - einfach geil. Und im letzten Drittel des Albums legen die Griechen noch zu, die Songs werden noch besser und intensiver, "Inside My Head", "Out Of Time" und der Rausschmeisser "Comfort Zone" sind wahrlich grosse Songs mit viel Potential. Bei dieser musikalischen Leistung wundert es mich echt, dass die Griechen nicht schon viel bekannter sind. Umso unverständlicher ist es für mich, da sie noch eine so tolle Frontfrau haben, die auch noch gut aussieht. Rewind & Erase ist ein ganz starkes Stück Musik aus Griechenland!
Crazy Beat   
Punkte: 8.4 von 10
HEAVENS GATE – Best For Sale! (Best Of)
Limb Music
Wieso diese Truppe niemals den grossen Durchbruch schaffte, bleibt wohl für immer ein Geheimnis. Die Band um den heutigen Produzenten Sascha Paeth (u.a. Kamelot) und Sänger Thomas Rettke hatte in den achtziger Jahren eigentlich alles, was es brauchte, um erfolgreich zu sein. Einen äussert kraftvollen Sänger, tolle Gitarrenparts und extrem geile Nummern, die sich beim ersten Hören sofort festkrallten und immer eine ausgewogene Mischung aus Härte und Melodie boten. Leider löste sich die Truppe 1999 endgültig auf. Auf dieser «Best Of» könnt ihr nun vier Songs des Debütalbums «In Control», fünf Nummern von «Livin‘ In Hysteria», vier Tracks von «Hell For Sale», drei Stücke von «Planet E.» und ein Lied von «Menergy» hören. Die Reihenfolge der Songs ist perfekt gewählt, so dass sehr gut erkennbar ist, wie sich die Band über die Jahre entwickelte. Hört euch einfach mal das über zehn Minuten dauernde «Noah’s Dream» an oder «Best Days Of My Life» und die Oberhymne «Livin‘ In Hysteria». Neben Axxis, Blind Guardian und Helloween hätte es locker noch Platz für Heavens Gate gehabt, da diese vier Bands sich musikalisch nicht konkurrenzierten. Aber eben, so ungerecht kann es gehen und wieso sollte es dabei immer nur die Ami-Bands erwischen. Wer sich bis jetzt noch nicht mit Heavens Gate befasst hat, sollte dies unbedingt nachholen. «Best For Sale!» ist die beste Möglichkeit dazu!
Tinu    
Punkte: keine Wertung
GLOWSUN - Beyond The Wall Of Time
Napalm Records/Universal
Das Trio aus Lille Frankreich kann man nach achtzehn Jahren Bestand getrost zum alten Eisen zählen, allerdings muss es sich dabei um Edelstahl handeln, denn von Rost sehe ich weit und breit keine Spur. Ähnlich wie die Szene-Vorzeigemodelle Karma To Burn und My Sleeping Karma haben sich die drei Gallier dem (fast) rein instrumentalen Stoner Rock verschrieben, und zwar in einer rifflastigen, zeitweise vom Doom Rock beeinflussten Version, verziert mit sehr dezenten Psychedelic-Anleihen. Wusste bereits der Napalm Records-Einstand „Eternal Season“ sehr zu gefallen, steht ihm der Nachfolger „Beyond The Wall Of Time“ in absolut nichts nach. Die drei Franzosen beherrschen die hohe Kunst, mit sorgfältig angeschlagenen Gitarrenlicks eine mysteriöse Atmosphäre zu erzeugen ebenso gut wie das Runterrotzen von alles pulverisierenden Riffattacken, und das leben sie auf dieser Langrille auch hemmungslos aus. Doch waren auf dem Vorgänger die ruhigen Passagen noch Garanten für beklemmend-gespenstische Momente, versprühen sie diesmal mit ihren Halbtonfolgen eher ein leicht orientalisches Flair, vom Eingang zum Opener „Arrow Of Time“ und dem ultradüsteren „Last Watchmaker's Grave“ mal abgesehen, denn das sind beklemmende Horror-Sounds par excellence. Ansonsten dominiert das Thema „Zeit“ das Geschehen, wie der Album- und diverse Songtitel es schon verraten. Immer wieder hört man eine alte Wanduhr ticken, das Artwork – erneut ein absolut magisches Werk aus der Meisterhand von Gitarrist Johan Jaccob – und die Bandpics zeichnen sich diesmal durch die Anwesenheit von Ziffernblättern, Zahnrädern und sonstigen mechanischen Bestandteilen aus, die man in dieser Präsenz sonst nur aus der Steampunk-Szene kennt. Und ganz ohne Gesang geht es offensichtlich auch bei Glowsun nicht, in „Against The Clock“ darf der eben genannte Monsieur Jaccob sogar ein paar Zeilen singen, wobei diese einzelnen vokalen Einsprengsel wohl eher das klangliche Mittel zum Zweck bilden und in Anbetracht der überpräsenten Riffwand ganz diskret im Hintergrund bleiben. Spätestens mit diesem Album ist Glowsun der qualitative Anschluss an die ganz Grossen der Szene gelungen. Wer flotten Stoner Rock und wirklich kräftigen Doom mag und sich nicht an der fast vollkommenen Abwesenheit von Gesang stört, wird hier keinen Fehlgriff riskieren.
Mirko B.   
Punkte: 8.4 von 10
MAX PIE - Odd Memories
Mausoleum Records
Max Pie sind eine Heavy Metal-Truppe aus Belgien. Sänger und Bandgründer Tony Carlino und seine Jungs präsentieren uns hier mit "Odd Memories" ihr bereits drittes Album. Nach dem orchestralen Intro "Odd Memories" brettern die Belgier mit "Age Of Slavery“, einer schnellen Doublebass-Nummer, gleich voll drauflos. Zwischendurch blitzen Instrumentalparts à la Dream Theater durch. Im Refrain geht’s dann Richtung Avantasia weiter, nur mit rauerem Gesang. Instrumental auf sehr hohem Niveau geht’s weiter mit dem interessanten "Odd Future“. Tonys Stimme klingt auch clean sehr gut, ich mag seine stimmliche Vielfalt. Beim melodiösen "Promised Land" kommt dann im Refrain grosses (altes) Helloween-Feeling auf, trotzdem ist es ein toller Song, der nach vorne treibt. "Love Hurts" proggt wieder in guter alter DT Manier und das gute neuneinhalb Minuten lang. Mit krassen Stimmungs- und Tempo-Wechseln ist auch das ein sehr starker Track. Auch die obligate Ballade darf natürlich nicht fehlen, hier mit Namen "Hold On". Eine sehr schöne Powerballade, die zeigt, dass die Herren aus Belgien auch mit ruhigeren Tönen voll überzeugen können. Und hört euch mal das Gitarrenriff bei "Unchain Me" an, einfach hammergeil! Max Pie legen hier wirklich ein ordentliches Brett hin, und auch wenn sie hie und da musikalisch an andere Bands erinnern, ist das hier ein überzeugender Rundling aus Belgien.
Crazy Beat   
Punkte: 8.4 von 10
KELLY KEELING – Mind Radio
Frontiers Records/Musikvertrieb
Erste Gehversuche unternahm der begnadete amerikanische Sänger Kelly Keeling Anfang der Neunziger mit der Band Baton Rouge. Deren drei Alben konnten unverständlicherweise leider für kein grosses Aufsehen sorgen. Sein Name tauchte später praktisch ununterbrochen und regelmässig in der Szene auf. Fuss fassen konnte er aber längerfristig nirgends mehr. Die Musiker und Bands, mit denen Kelly arbeitete, liest sich dabei wie ein Who's Who des Hardrocks (Alice Cooper, Blue Murder, Dokken, Trans-Siberian Orchestra, John Norum, Michael Schenker, etc.). 2005 wagte der Vocal-Akrobat einen ersten Alleingang. „Giving Sight To The Eye“ blieb allerdings grösstenteils unbeachtet. Nun bekommt seine Karriere neuen Auftrieb. Dabei hat er mit Frontier Records mit Sicherheit den idealen Partner für die Arbeit im Hintergrund gefunden. Für den musikalischen Support zeichnet der italienische Tausendsassa Alessandro Del Vecchio verantwortlich. Der Multiinstrumentalist, Songwriter und Produzent taucht regelmässig in Melodic Kreisen auf, um sich „schwieriger Fälle“ anzunehmen und sie wieder auf Kurs zu bringen. Herausgekommen ist dabei ein starkes Melodic Album mit Charme und Seele. Griffiges Songmaterial und fundierte Melodien sind dabei die Norm. Eine versierte italienische Backing Band, eben unter der Leitung von Mr. Del Vecchio heben „Mind Radio“ auf ein hohes Level. Die knackigen, kraftvollen Vocals von Kelly runden das Werk gekonnt ab. Der Mann muss sich definitiv auch nicht hinter den grossen des Genres, wie Jeff Scott Soto oder Joe Lynn Turner, verstecken. Ob dem Album ein paar Ecken und Kanten mehr gut getan hätten, ist subjektive Ansichtssache. So oder so, Melodic Fans könne bedenkenlos zugreifen.
Chris C.  
Punkte: 8.3 von 10
SKINTRADE – Scarred For Life
AOR Heaven/Non Stop Music
Die in Schweden beheimatete Band Skintrade konnte in der ersten Hälfte der Neunziger beachtliche Erfolge feiern. Die zwei Alben „Skintrade“ (1993) und „Roach Powder“ (1995) fanden grosse Beachtung und die Singles „Sick As A Dog“, „One By One“, „Snap Goes Your Mind“ und „Flies“ wurden regelmässig bei MTV's Headbangers Ball gesendet. Leider löste sich die Band um Sänger und Gitarrist Matti Alfonzetti danach auf. Aufgrund wiederholter Anfragen von Fans nahm das Boot bereits 2011 wieder langsam Fahrt auf. Nun liegt uns das dritte Album der Formation „Scarred For Life“ vor. Wie dazumal gehören nebst M. Alfonzetti auch Stefan Bergström, Hakan Calmroth und Hakan Persson zur Band. Einzig Zweitgitarrist George Bravo konnte nicht mehr zu einer Beteiligung überredet werden. Musikalisch sind sich die Musiker treu geblieben und bieten uns nach wie vor geschmackvollen Hardrock. Dabei bringt die Truppe verschiedene Elemente gekonnt unter einen Hut. Klassischer Hardrock wird mit grossen Melodien und harten Riffs synchronisiert. Moderne Parts und die Achtziger Schule werden ins Gleichgewicht gebracht. Obwohl der Grundtenor stimmt, kann die Truppe nicht pauschal für Aufsehen sorgen. Trotzdem hat man aber auch kritiklose Highlights auf die Scheibe gepackt, zum Beispiel der Titeltrack „Scarred For Life“ oder das ans Ende gestellte „15 Minutes Gone“. Um einen konkreten Hinweis zu liefern, wo die Band musikalisch einzuordnen ist, kann man sich an den zwei letzten Shakra Alben „Back On Track“ und „Powerplay“ orientieren, sprich rifforientierter, zeitgemässer Hardrock. Saubere Sache.
Chris C.  
Punkte: 8.3 von 10
RENAISSANCE OF FOOLS - Spring
Metalville/Musikvertrieb
Renaissance Of Fools ist die Band von Ex-Pain Of Salvation Gitarrist Daniel Magdic und Thalamus Drummer Magnus Karlsson. Es ist bereits das zweite Album der Progressive Rocker aus Schweden. Hört man sich den Opener "Counting Down" an, hat man einen guten Querschnitt der Musik der Schweden, die mal rockig mal poppig daher kommt, mit coolen Riffs und der Stimme von Neuzugang David Engström am Mic, der hier einen sehr guten Job erledigt. Seine Stimme klingt sehr abwechslungsreich, hat aber immer einen Schuss Melancholie. Man kann aus der Musik der Nordländer einige Einflüsse ausmachen wie Porcupine Tree, Rush, Mars Volta und sogar Black Sabbath. Ein leckeres Gemisch, das schnell gefällt und nach sich einigen Durchläufen voll entfaltet. Ganz gut gefällt mir das härtere "Scars“, das mit einem starken Gitarrenriff startet, oder auch das treibende "On Your Knees", ein klasse Song. Auch das musikalische Wechselspiel bei "Revolution" mit einer herrlich gespielten Gitarre und starker Drum-Arbeit ist ein Highlight des Albums. Spring braucht eine gewisse Anlaufzeit bis es zündet, aber dann kann man das ganze Werk in vollen Zügen geniessen. Tolles Album.
Crazy Beat  
Punkte: 8.2 von 10
UNDERSKIN – Collective Confusion
GTR/Non Stop Music
Underskin sind ein Volltreffer! Eine Schweizer Newcomer-Band, die einschlagen wird oder bereits eingeschlagen hat. Mit dem Release des Debüt-Albums wurde auch gleich der Bandname überworfen und von Andrina in Underskin geändert. Der Sängerin und bisherigen Namensgeberin Andrina war es nämlich wichtig, dass Underskin als Band und nicht als Soloprojekt wahrgenommen wird. Der Opener „I Spit On You“ ist dann auch nicht gerade eine Einladung zum Kaffeeklatsch sondern echte Rockattitüde, die mit fetten Gitarrenriffs aufwartet und tierisch abgeht. „Starving Animal“ besticht durch einen kontinuierlichen Anstieg der Geschwindigkeit und der Anzahl Instrumente. Fett entlädt sich der rockige Refrain in althergebrachter Manier und lässt doch den einen oder anderen Hörer nachdenken, an wen diese Stimme erinnert. Andrina steht mit ihren 20 Jahren stimmlich locker auf einer Ebene mit Jennifer Weist (Jennifer Rostock), Linda Sundblad (Ex-Lambretta) oder Sonia Heller (Core22), ebenfalls aus der Schweiz stammend. Mit „Heal Me“ und „She Did It Right“ stehen zwei weitere rockige Nummern in den Startlöchern. Etwas an Geschwindigkeit eingebüsst, dafür an Druck aufgebaut und die Gitarrenparts in dynamische und spannende Arrangements verpackt, tummeln sie sich durch die Gehörgänge. Jeder Song ist eine Klasse für sich. Mit „Suffocate me“, „Fallen“ oder „Loner“ sind gerade mal drei Balladen zur Auswahl auf dem Album vertreten. Wer es also gerne ruhig und kuschelig mag, sollte doch besser auf ein Kuschelrock-Album zurückgreifen. „Don’t try“ und „Lies for Sex“ sind wieder richtige Tanznummern. Stillgestanden wird da nicht! Frontfrau Andrina gehört bereits jetzt an die Spitze der Schweizer Rocksängerinnen und beweist höchst eindrücklich ein konkurrenzloses Gespür (zumindest in der Schweiz) für eindrückliche Hooklines und Refrains, die jedem Song das gewisse Etwas geben. Einen grossen Anteil an diesem gelungenen Debüt kann vermutlich auch Produzent Phil Merk zugeschrieben werden, der die Songs in ein druckvolles und modernes Soundgewand hüllte, das nebenbei auch noch Mainstream-tauglich ist und ohne schlechtes Gewissen im Radio gespielt werden kann. Der Sound von „Collective Confusion“ ist für eine Rockplatte wirklich überdurchschnittlich gut und steht ohne Abstriche auf hohem internationalem Niveau. Einziger Wermutstropfen ist, dass die Stimme zwar immer gut klingt und perfekt zum Sound passt, für meinen Geschmack aber ein paar Ecken und Kanten mehr haben dürfte. Ein wenig mehr Dreck und Rotze! Mit diesem Album setzt sich Underskin aber eindrücklich in Szene, ein derart gelungenes Debüt konnte man schon seit Jahr und Tag in unserem Land nicht mehr geniessen. Ab sofort heisst der Massstab für nationale „Femal-Fronted-Rockacts“ Underskin. Ganz grosse Klasse!
Oliver H.  

Punkte: 8.2 von 10
YES - Like It Is - At The Mesa Atrs Center
Frontiers Records/Musikvertrieb
Am 12. August 2014 gab die britische Prog Legende Yes mit Sänger Jon Davison dieses Live-Konzert in Arizona. Gespielt wurden die zwei Klassiker-Alben Fragile (1971) und Close To The Edge (1972). Letzteres beinhaltet Klassiker wie das unsterbliche "Close To The Edge" oder auch "Roundabout“. Alles ist fantastisch gespielt, nur schon wenn Steve Howe in die Saiten greift und dazu der röhrende Bass von Chris Squire erklingt ist das einfach göttlich. Hinzu kommen die tollen Chöre und auch Geoff Downes ist in Höchstform. Sänger Jon Davison macht seine Sache gut und singt sich souverän durch Songs wie "And You And I", immer sehr nahe an der Stimme von Jon Anderson. Auch "Long Distance Runaround" klingt frisch und verspielt. Und wenn Steve Howe die Akustische auspackt wie bei "Mood For A Day" wird’s einfach magisch, es ist immer wieder unglaublich schön Steve beim Spielen zuzuhören. Beim abschliessenden "Heart Of The Sunrise" wird dann noch mal so richtig aufgedreht, ja auch wenn sie lange nicht mehr in der Originalbesetzung spielen, haben es die britischen Ur-Proggies immer noch drauf. Leider ist ja Bassist Chris Squire im Juni diesen Jahres im Alter von 67 in Arizona gestorben und dies ist somit wohl das letzte Live-Dokument des Yes-Mitgründers.
Crazy Beat   
 
Punkte: keine Wertung
UNLEASH THE ARCHERS – Time Stands Still
Napalm Records/Universal
Sie ist zurück: die Power Metal-Truppe aus Kanada, die mit ihrem Debütalbum „Behold The Devastation“ (2009) bereits von sich reden machte. Mit „Time Stands Still“ steht nun das erste Album mit der wohlverdienten Label-Unterstützung am Start. Markante Neuerungen zu den Vorgänger-Alben gibt es aber nur wenige. Professionell liefert das Quintett seine persönliche Interpretation von Power Metal ab, und Frontfrau Brittney Slayes verleiht dem Ganzen mit kraftvoller Stimme eine besondere Note. Kleinere Melodic Death Metal-Zutaten, garstige Soli und die einfach reale Freude an der Musik sind die Würze in dieser Metal-Suppe. Der Eröffnungstrack „Frozen Steel“ lässt einiges an Luft nach oben offen, aber glücklicherweise ändert sich dies bereits direkt im Anschluss bei Song zwei und drei. „Hail of the Tide“ kommt schon ziemlich flott daher und überzeugt mit melodiösem Refrain und starkem Gitarrensolo. Perfekt eingestreute Growls sowie ein spassiges Bass-Interlude prägen „Tonight We Ride“. Des Weiteren experimentieren Unleash the Archers mit verschiedenen Genres. „Test your Metal“ oder auch das groovige „Going Down Fighting“ sind sicherlich mehr in der Melodic Heavy Metal-Ecke anzusiedeln als im klassischen Power Metal. Vielleicht ist aber genau diese Abwechslung das Salz in der Suppe. Düsteres wird mit Bombastischem gemischt wie bei „Crypt“ oder man kriegt die geballte Ladung Energie zu spüren wie bei „No More Heroes“. Besonders deftig kommt der Titeltrack „Time Stands Still“ daher. Choraler Gesang zum Einstieg, der dann in Joan Jett Manier (I love Rock’n’Roll) zum Mitsingen auffordert. Besonders zum Schluss entwickelt sich der Song zum Highlight, wenn Solo- und Chorgesang übereinandergelegt werden und langsam hymnisch ausklingen. Passender könnte der Track „Time Stands Still“ nicht gewählt werden, denn nach knapp einer Stunde steht auch die Platte still. Es steht aber allen frei, sich das Werk erneut anzuhören, denn es finden sich bestimmt Sequenzen, die beim ersten Durchgang übergangen wurden, wie das Balladen angehauchte „Dreamcrusher“, das eine ganz besondere Stimmung transportiert. Über das ganze Album hinweg bleibt aber am auffälligsten der Gesang von Brittney Slayes, die zwischen glaszerberstenden Höhen und rauchigen Rockröhren-Tiefen wechselt und sich dabei in bester Gesellschaft von Genre-Kolleginnen wie Noora Louhimo (Battle Beast), Nitte Valo (Burning Point) oder Ida Haukland (Triosphere) befindet. Fazit: „Time Stands Still“ ist eine hörenswerte Scheibe, die kurzweilig ist und mit Ohrwurmqualitäten aufwartet. Darf man sich gerne kaufen!
Oliver H.    

Punkte: 8.1 von 10
JONNE – Jonne
Massacre Records/Musikvertrieb
Wer hinter dem Projekt "Jonne" steckt, wird allerspätestens im Verlauf des Intros klar, denn die Stimme von Korpiklaani-Frontmann Jonne Järvelä ist wohl genauso charakteristisch wie sein Antlitz mit den blonden Dreadlocks, welches das Albumcover ziert. Noch eine zweite Partyband würde seine Leber wohl nicht vertragen und so beschwört Jonne mit seinem schamanistischen Gesang im Intro ein Heer von exzellenten Musikern hervor, die ihn auf seinem selbstbetitelten Debut begleiten. Auf Metal-Elemente wird komplett verzichtet und die vielen verschiedenen Folkinstrumente kriegen viel Platz, um sich auszutoben. 'Ämmänkuolema' hört sich mit den vielen Soloteilen an, als ob der Song direkt beim Jammen entstanden ist. Die Fidel und das Akkordeon stechen in den folgenden Songs mit ihrem ausgereiften Spiel in besonderen Masse hervor und Jonne selbst zeigt erstmals, welche Vielfalt in seiner Stimme steckt. Für die Gesangsparts hat er zur Ergänzung zudem drei Damen engagiert. Entgegen der Erwartung schlägt JONNE auch sehr nachdenkliche Töne an - 'Kuku Käki' und 'Tule Hiidestä Hevonen' erinnern von der Stimmung daher schon viel eher an Moonsorrow als an Korpiklaani. Ganz zum Schluss folgen noch Coverversionen von Styx's 'Boat On A River' und Simon & Garfunkel's 'The Boxer', die das Album stimmig abschliessen.
Patricia L.   

Punkte: 8.0 von 10
SKINLESS - Only The Ruthless Remain
Relapse Records/Non Stop Music
Selten so ein langes und vor allem seltsames Infosheet gesehen. Eigentlich noch nie. Ich verstehe da einiges irgendwie nicht, bin auch nicht sicher, ob alles ernst gemeint ist, oder ob es sich um einen etwas exzessiv ausgelebten und elaborierten Scherz handelt. Diese Scheibe ist nämlich anscheinend „Produced by forces of evil beyond your control“ und man schenkt niemandem gar nichts: „We offer no gratitude nor forgiveness. Only the ruthless remain“. Na das ist mal ein Wort (und übrigens nur ein ganz kleiner Einblick in die seltsamen Texte dieses Info-Sheets, das offensichtlich Marke Eigenbau ist). Wer so grosse Worte in die Tastatur hämmert, sollte dann aber auch musikalisch nachlegen können. Und ob die Amis aus Glen Falls, NY, das schaffen, ist einmal mehr Geschmackssache. Skinless blicken auf eine lange Bandgeschichte zurück. 2011 hatte man sich nach 20 Jahren aufgelöst und sich nun für dieses Reunion-Album wieder zusammen gefunden. Man weiss also, wie der Hase läuft und das hört man auch dieser Scheibe an. Spielerisch und im Bereich Songwriting sind Skinless wirklich weit vorne und sehr eigenständig: man bewegt sich konstant in düsteren Tiefen, vorwiegend in einem schleppenden Mid-Tempo-Bereich, aber auch mal in etwas schnelleren Gangarten. Die Kompositionen haben einen progressiven Touch, die Riffs und Breakdowns sind im amerikanischen Death-Metal verwurzelt. So erinnert Only The Ruthless Remain streckenweise an Truppen wie Dying Fetus - geht aber weitaus komplexer zu Werke, so dass ich mehr als einmal Morbid Angel- oder sogar Death-Inspirationen auszumachen meine. Stimmlich growlt sich Sherwood Adams Webber IV (der Name gibt gleich einen Extrapunkt) zwar ohne Abwechslung und auf der immer gleichen Tonlage durch die sieben (!) Songs - ich finde das hier für einmal echt passend und die Gitarren sind so komplex, dass es wohl keine andere Stimme hier vertragen hätte. Keine leichte Kost, aber reinhören sollte jeder Deather hier auf jeden Fall mal - und auch der eine oder andere Prog-Liebhaber sollte ein Ohr riskieren.
Lucie W.     
Punkte: 8.0 von 10
HEVILAN – The End Of Days
Massacre Records/Musikvertrieb
Einen räudigen Bastard aus Heavy Metal, Thrash Metal und (ganz wenig) Power Metal präsentieren uns die Brasilianer Hevilan auf ihrem Debutalbum. Dabei fällt vor allem der Druck auf, den die vier Musiker durch die Boxen schieben. Alles wirkt perfekt gespielt. Ab und zu auch wird mal die Geschwindigkeit gedrosselt und dann rhythmisch vor sich her stampfen. Zwischendurch schleichen sich hinterhältig gewaltige Kirchenchöre ein, die aber nie deplatziert wirken, sondern den Liedern das gewisse Etwas schenken, vor allem, weil sie wohl platziert und sparsam eingesetzt werden. Mit „Loneliness“ wagen sich Hevilan gar an eine epische Halbballade - und machen auch hier alles richtig. Ebenfalls punkten können die Brasilianer mit einem aggressiven Duett bei „Shades Of War“, bei dem niemand geringerer als Warrel Dane (ex-Nevermore) das Lied veredelt. Hevilan schaffen es auf ihrem Erstwerk, alt bewerte Zutaten zu einem neuen erfrischenden Ganzen zusammen zu zaubern. Dafür gebührt ihnen headbangender Respekt.
Roger W.    
Punkte: 8.0 von 10
LES DISCRETS – Live At Roadburn
Prophecy Productions
Das langerwartete dritte Album der Franzosen dürfte bei einigen Fans wehmütige Gefühle hinterlassen. Einerseits ist „Live At Roadburn“ ein grossartiges Live-Album, welches das Beste der beiden ersten Silberlinge auf einer Platte vereint. Andererseits markiert das Album leider auch das Ende der ersten Schaffensphase von Les Discrets, denn Mastermind Fursy Teyssier will sich musikalisch verändern und kehrt daher dem Rock/Metal den Rücken. Auch die hochkarätige Besetzung bestehend aus Winterhalter (Schlagzeug), Neige (Bass) und Zero (Gitarre, Hintergrundgesang) stand bei diesem Konzert (19. April 2013) wohl zum letzten Mal gemeinsam mit Teyssier (Gesang, Gitarre) auf der Bühne. Umso mehr Grund, sich dieses Album nicht entgehen zu lassen! Die melancholischen und düsteren Klangwelten von Les Discrets kommen auch live genauso sphärisch und geladen rüber wie auf dem Album. Das liegt einerseits an der erstaunlich guten Aufnahmequalität, andererseits aber auch an der schnörkellosen und ehrlichen Spielweise der Band. Allerdings gibt es einige hohe Feedbacks, die grade über Kopfhörer recht schrill wirken. Glücklicherweise hält sich das in Grenzen, genauso wie störende Zwischenrufe von Fans oder ellenlange Ansagen des Frontmanns – der verhaltene Applaus und die prägnanten Ansagen von Teyssier beweisen Stil. Die Musik der Franzosen siedelt sich (noch!) irgendwo in den sphärischeren Gefilden des Post-Rock/Post-Black-Metal an, ist also ein Leckerbissen für alle Fans der anspruchsvollen Düsterklänge.
Patricia H.   
Punkte: 8.0 von 10
FOGG - High Testament
Tee Pee Records
„Hmmm… was hat mir der Chef da wieder untergejubelt?“ Das dachte ich zumindest am Anfang von „High Testament“, denn eine akustische Klampfe begleitet von verträumt-melancholischem und schon fast knabenhaftem Gesang löst bei mir normalerweise keinen inneren Jubelsturm aus. Nach knappen zwei Minuten war dann allerdings meine kleine Welt wieder völlig in Ordnung, denn im weiteren Verlauf entpuppte sich der Opener als gnadenlos rockendes Groovemonster, Überraschung gelungen! Fogg sind ein junges texanisches Trio, das auf ihrem zweiten Langdreher erneut beweist, wie frisch und ungestüm stoniger Garagenrock in bester Siebziger-Tradition klingen kann, wenn man den Klöten mehr Macht zugesteht als dem Hirn. Die Band zählt zu ihren Einflüssen u.a. Proto-Metal Truppen wie Blue Cheer, Sir Lord Baltimore und Hawkwind. Gute Wahl kann ich da nur sagen, denn die stilistische Ausrichtung ist sehr direkt und kraftvoll umgesetzt, und der sanfte, melodiöse Gesang von Bassist Brandon Hoffman passt mit seinen vom frühen Beat beeinflussten Gesangslinien perfekt dazu, auch wenn ich mir bei den nicht immer getroffenen Tönen ein Schmunzeln beim besten Willen nicht verkneifen kann, was vor allem bei den ruhigeren Tracks der Fall ist („The Garden“, „Hand Of The Lord“). Egal, wenn die Jungs rocken, und das tun sie grösstenteils auf der Scheibe, dann spielt eh die fuzzige Gitarre die Hauptrolle, und wenn dann wie in „Seasons“ sogar den mächtigen Black Sabbath Tribut gezollt wird, sind diese kleinen Schiefgesang-Einlagen im Handumdrehen wieder wie weggeblasen. Mit dem programmatischen „Grass in Mind“ setzen die drei dann dem Ganzen die wohlverdiente Krone auf. In knappen zehn Minuten wird nochmal zusammengefasst, was die Band ausmacht: Psychedelische Passagen, durch viel Fuzz, Overdrive und Big Muff veredelte Rifflawinen, filigrane Akustik-Klimpereien aus der Led Zeppelin Trickkiste, dann wieder Doom und Stoner Rock bis zum Abwinken, das volle Brett eben. Tolle Band, tolles Album, reinhören unbedingt empfohlen!
Mirko B.    
Punkte: 8.0 von 10
BONE GNAWER - Cannibal Crematorium
Pulverised Records
Freunde des gepflegten Gerödels und Schädelabnickens aufgepasst, hier kommt neues Futter, um eure Nackenwirbel garantiert zu zerstören! Die Rede ist von der zweiten offiziellen Langrille der Schweden/Amis um Bone Gnawer, speziell um Frontröhre Kam Lee, auch bekannt von solchen Abrissbirnen wie The Grotesquery oder Broken Gravestones. Illusionen braucht man sich allerdings auch keine zu machen, es gibt abgesehen vom Intro The Anthropophagist Inferno und Il Sesso Bizzarro Di Cannibali keinen Track, der nicht praktisch sofort losprügelt. Alle Songs wurden von diversen mal bekannteren, mal unbekannteren Gastwürgern veredelt, hier bekommt der Liebhaber, was er braucht: frischen, wohlbekannten Death Metal der alten Schule. Da ich beim Bangen mein Bier verschüttet habe, muss ich mir erst mal ein neues holen geile Scheibe für den harten Griff an die Eier!
Toby S.    
Punkte:
8.0 von 10
GLORIA VOLT - Recharged
Lux Noise
Vor drei Jahren wurde ich im Outsider-Shop in Olten auf die erste EP der Winterthurer Hardrocker Gloria Volt aufmerksam, und da die Mucke frisch und ansprechend daher kam, nahm ich das Teil gleich mit. Gleichzeitig stellte ich fest, dass ich Frontmann Fredi Volvo anfangs 2011 bereits einmal mit Pornolé (der Vorgänger-Band) im Kofmehl-Club, zusammen mit Rhino Bucket, gesehen hatte. Die Qualitäten kamen damals schon zum Tragen und mittlerweile haben sich Gloria Volt, nebst dem zweiten Werk «The Sign» (2013) und einigen Support-Gigs, unter anderem für Motörhead, ordentlich den Arsch abgespielt. Nun wäre es an der Zeit, die Anheizer-Zone wenn möglich, respektive langsam, aber sicher zu verlassen. Das Mittel dazu heisst «Recharged» und reitet unentwegt auf den Spuren von Angus Young & Co. zu ihren früheren Zeiten, vermischt mit einer feinen Prise Punk und einem grundsätzlich hardrockigen wie kernigen Grundgerüst. Das wird mit doppelter Axt-Power der Herren Pim Peter und Lord Latex versorgt. Dahinter bollert Marino Marronis Bass so, wie man das von Cliff Williams her (AC/DC) bestens kennt und last but not least hält Pascal "Gloria" Goodnight das Ganze mit seinen Drum-Beats zusammen. Die Formel ist somit einfach, aber gefährlich zugleich, denn in diesem Bereich gibt es tausende anderer Combos, die meinen, besonders cool zu sein. Dies ist allerdings schwerer als man glaubt und es braucht einfach das gewisse Etwas, damit dieser Sound nicht in der Masse untergeht. Gloria Volt und andere Combos wie Sideburn, Bonafide, Airbourne, Dynamite, '77 oder Hardbone bewegen sich allesamt auf diesem schmalen Grat des sich selber Findens und dem Verbleib in der Komfortzone des allgemeinen Interesses. Studio-Alben vermitteln dabei den entscheidenden Kick, der einen ans Konzert gehen lässt, wo man das dann bestätigt sehen und hören will. Diesbezüglich verfügen Gloria Volt nun über genügend Substanz, um über die volle (Headliner-) Distanz gehen zu können. «Recharged» ist mit knapp über 32 Minuten zwar etwas kurz ausgefallen, aber manchmal ist weniger mehr und so kommen die insgesamt acht Songs sauber auf den Punkt, je lauter abgespielt, je besser. Insgesamt fehlt jedoch der alles zermalmende Übersong, der, wie im Falle des Oberkrachers «American Shame» der längst verblichenen Ami-Combo New American Shame, ein ganzes Album aus dem Mittelmass heraus zu heben vermag. Nichtsdestotrotz ist «Recharged» ein beherzter Schweizer Szenebeitrag, der allerdings noch einen Tick fetter hätte produziert werden sollten. Dieses Manko spürt man jeweils auf der Bühne aber nicht und genau das macht den Unterschied. Der klangliche Vergleich mit der limitiert erhältlichen Vinyl-Version fehlt allerdings noch, wobei das Teil natürlich "längst" in der Sammlung steht. Muss man haben..., ganz klar!
Rockslave    
Punkte:
7.9 von 10
EXPENZER - Kill The Conductor
Czar of Crickets
In der Schweiz dauert halt alles manchmal ein bisschen, das kennen wir ja. Die Musiker von Expenzer haben schon teilweise über 20 Jahre musikalische Erfahrung auf dem Buckel - gründeten aber dann erst kürzlich nach erfolgreicher Sängersuche die Band, und legen nun ihr Debut-Album vor. Das Warten hat sich gelohnt, denn mit „Kill The Conductor“ schmeisst das Zürcher Thrash-Quartett ein echtes Brett auf den Markt. Groove à la Pantera ohne Ende, Riffs in der guten alten Bay Area-Manier und kleine Ausflüge und Spielereien im progressiven oder auch mal hardcorigen Abteil, dazu eine echt geile, eigenständige Stimme mit Kraft, Wiedererkennungswert und Abwechslungsreichtum - fertig ist das Ding! Die Songs erinnern zwischendurch auch gerne mal an Testament oder Exodus und grade das Riffing sticht echt positiv hervor. An der Drum-Front könnten Expenzer eventuell noch etwas mehr ausprobieren und ich bin sicher, dass die Grenzen dieser Band mit diesem Album noch lange nicht erreicht sind. Der Wegweiser zeigt aber steil nach oben! Sehr geil finde ich auch das Artwork, der Schädel mit Indianer-Kopfschmuck und Pfeil auf knallgelbem Hintergrund: das ist was Neues und Frisches, was ins Auge sticht. Thrasher sollten sich diese Scheibe keinesfalls entgehen lassen! Kaufen, los! Support your local Thrash Heroes!
Lucie W.    
Punkte:
7.6 von 10
ECSTATIC VISION - Sonic Praise
Relapse Records/Non Stop Music
Wie eine krankere Version von Monster Magnet kommt das Heavy Psych-Trio aus Philadelphia daher, das nach gerade zwei Jahren Bandaktivität jetzt schon mit seinem Debüt in Erscheinung tritt. Und was bei mir zuerst eher Skepsis erzeugte, allzu abgespaced und verpeilt erschien mir der erste Song nach der ersten paar Minuten Höreindruck, entpuppte sich dann doch noch als schlüssiges Konzept, denn mit fortlaufender Zeit begann ich zu begreifen, dass diese Band nur so funktionieren kann. Auch wenn die eine oder andere Spielerei zuweilen wirklich quer und schmerzhaft in den Gehörgängen liegt, wie z.B. das im Hintergrund immer wieder auftauchende Saxophon in „Astral Plane“, hat die Truppe gleichzeitig die Fähigkeit höllisch zu grooven. Da verzeiht man den drei Freaks, die nach eigener Aussage lediglich die Musik spielen, die sie selbst auch hören wollen, auch die eine oder andere Länge - erst recht in Anbetracht der verhältnismässig knapp bemessenen Albumlänge von gerade mal achtunddreissig Minuten. Diese fünf verdrogten Schlaghosen-Hits werden höchstwahrscheinlich bei der geneigten Hörerschaft sehr bald auf viel Gegenliebe stossen, denn wer sich intensiv mit „Sonic Praise“ beschäftigt, hebt selbst bei gemässigtem Konsum gewisser Substanzen sehr schnell in andere Sphären ab - garantiert! Ich hätte nie gedacht, dass ein Album gleichermassen powervoll und hypnotisch sein kann.
Mirko B.
   
Punkte:
7.6 von 10
CUT UP - Forensic Nightmares
Metal Blade/Sony Music
Drummer und Basser/Sänger der 2013 aufgelösten Vomitory verstärken sich mit Ex-Cold Worker und Fetus Stench Gitarristen/Sänger und hauen mit „Forensic Nightmares“ das Album raus, das mit Vomitory anscheinend nicht mehr möglich war. Und die Trennung sowie das frische Blut scheinen den alten Recken hörbar gut getan zu haben, denn zumindest in Sachen Atmosphäre, einprägsamen Riffs und Melodien erstrahlen CUT UP in bestem Lichte. Die gesamten 41 Minuten spielt sich das Schwedenquartett bei (je nach Geschmackssache etwas zu) fettem Sound dynamisch und tight durch eigentlich unspektakuläres Standardmaterial. Jedoch befriedigen sie meine Wünsche nach einer Band, bei der man auf den Videos wegen Dauerbanging selten bis gar nicht die Gesichter sieht, meistens schnellen bis sehr schnellen Riffs und zumindest für mich spürbarer Freude am eigenen Schaffen. Mir persönlich erweisen sich CUT UP aber insbesondere dann immer interessant, wenn sie schleppende Morbid Angel Riffschiebereien mit den tiefen Growls verweben und einem damit dann und wann wohlige Schauer bescheren. Summa summarum eines dieser grundstabilen, hochenergetischen „old school“ Death Metal-Alben, welche zwar nicht das Rad neu erfinden, aber mit schierer Intensität und ohne jemandem wirklich weh tun zu können einfach Laune machen. So müsste wohl ein gutes, neues Slayeralbum tönen ..., würden sie denn dem Däff Mätl frönen ..., reinhören!
Hardy   

Punkte:
7.5 von 10
SUNSET IN THE 12TH HOUR – Mozaic
Prophecy Productions
Prophecy ist ja bei Weitem kein unbekanntes Label - und deshalb hat mich die Soundqualität dieser Scheibe, die klar erkennbaren Spuren, das saubere Mastering und so weiter nicht wirklich überrascht. Aber dass eine Band, die erst noch aus Rumänien kommt, ihren Einstand gleich über einen solchen Kanal verschiessen kann, hat einiges an Respekt verdient. Einerseits für das Label, so mutig zu agieren, anderseits für die Band, die ein solches Debüt schafft. Das Album hat mich überrascht, gefesselt und ein wenig verzaubert. Überrascht, weil ich nichts über die Band wusste und keine Ahnung hatte, was für Sound mich da erwartet. Von sanften, psychedelischen Gitarrenspuren (Pink Floyd mit ‚Marooned‘ kam mir mehr als einmal in den Sinn), obgleich hier mehr auf Gitarren als auf Synthesizer gesetzt wird. Wer mehr sich mehr mit progressiver Musik auskennt als ich, könnte vielleicht noch tiefsinnigere Vergleiche finden, eine Handvoll Joe Satriani vielleicht. Verzerrungen finden mehr im Sinne eines Overdrives als einer wirklichen Distortion statt und Vocals, nun, nach denen muss man ziemlich lange suchen. Und wenn man in der richtigen Stimmung ist, packen einen die Songs von Beginn an. Bei Lust auf Party und Bier ist Mozaic sicher das falsche Album, aber um einen heissen Sommerabend auf Balkonien zu geniessen kann es schon mal die richtige Option sein.
Tristan   

Punkte:
7.5 von 10
EVO ALGY – Damned Unto Death
High Roller Records/Musikvertrieb
Evo von Warfare und Algy Ward von Tank veröffentlichen mit Damned Unto Death eine EP mit sechs Tracks, von denen drei Cover-Versionen sind. Schon bei der Eröffnungsnummer «Anger, Violence, Hatred» fühlt man sich an die alten Venom zurück erinnert. Dies vor allem wegen des Gekrächzes von Evo, das sich bei «Nosferatu» fortsetzt. Bei diesem Song greift man ausserdem zu gespenstisch wirkenden Violinen-Parts. Mit «Doomed At Dodes» sind dann auch schon alle Eigenkompositionen gespielt. Wer auf alte Venom steht und sich dem absolut primitiven Flair der alten Recken um Cronos nicht entziehen kann, muss hier zugreifen. Mit einer kleinen Skyclad-Schlagseite in Handgepäck erklingen diese drei Tracks gar nicht mal sooo schlecht. Die Motörhead-Coverversion «R.A.M.O.N.E.S.» wird um einiges punkiger runter gezockt und ist nicht mehr wieder zu erkennen. Ebenso wenig wie die The Saints-Nummer «Know Your Product» oder das mit abgespacten Klängen beginnende «Tune To The Music», im Original von Status Quo. Die Kollaboration der beiden Freunde macht Spass, hat sicherlich die Lacher auf ihrer Seite und könnte zu einem kleinen Sensationshit werden…
Tinu   

Punkte:
7.5 von 10
EDGE OF THE BLADE – The Ghosts Of Humans
Escape Music/Non Stop Music
Bei Edge Of The Blade handelt es sich um eine neue Formation, in deren Zentrum der Gitarrist, Keyboarder und Produzent Andrew Chick steht. Zur Ergänzung seines Projekts holte er den ehemaligen Shy Drummer Alan Kelly ins Boot. Als Sänger verpflichtete er den Ex Frontmann von After Hours, John Francis. Musikalisch wildert man im Melodic Bereich, wobei man verschiedene Elemente des Genres miteinander verknüpft. Dabei wurde melodiöser Hardrock und Bombast Metal in einen Topf geworfen. Ergänzt wurde das Ganze mit Progressiv-Anleihen. Die Basis bildet aber, in diesem Bereich eher unüblich, ein modernes, hartes Riffing. Aufgebaut wurden die verfassten Tracks auf intensiven Melodien, die mit den fetten Gitarren durchaus zu begeistern wissen. Man lotet so einen Bereich des Melodic Metal aus, der auf diese Weise auch Neues zu bieten hat und fernab von traditionellen Sounds zeitgemäss und modern klingt. Die Songs haben durch's Band Substanz und bieten grosse Abwechslung in verschiedenen Härtegraden. Ganz neu ist die Grundlage von „The Ghosts of Humans“ dann aber doch nicht. Bands wie Alter Bridge oder Avenged Seven Fold weisen Parallelen auf mit Edge Of The Blade. Nichtsdestotrotz kann das Trio hervorstechen. Mit J. Francis hat man nämlich einen Frontmann in den Reihen, dessen Stimme äusserst individuell klingt. Dabei werden die Meinungen aber auseinandergehen. Seine Vocals sind in einer sehr hohen Stimmlage angesiedelt, was kombiniert mit den harten Gitarren sehr gewöhnungsbedürftig klingt. Die Qualität ist zwar zweifellos gewährleistet, doch läuft es auf den individuellen Geschmack des Hörers hinaus. Also, unbedingt zuerst antesten.
Chris C.   

Punkte:
7.5 von 10
SHAPE OF DESPAIR - Monotony Fields
Season Of Mist/Irascible
Nun ja… Man könnte hierbei so lässig dahingeschleudert niederkritzeln, dass  Monotony Fields genau das hält, was der Name verspricht: Die Tracks sind sich sehr ähnlich, bewegen sich typischerweise im Slow Motion-Tempo, es wird gelegentlich gegrowlt (nur bei The Distant Dream Of Life konnte ich auch cleane Vocals vernehmen nette Abwechslung!) und viel, viel Atmosphäre mittels Synthie-Flächen und einem hallenden Schlagzeug erzeugt. Doch ich denke, das wäre alles zu kurz gegriffen. Shape Of Despair waren meines Wissens nach noch nie grosse Freunde der schnelleren Gangart, daher kann man sagen: Monotony Fields reiht sich, ohne sich mittels Ellenbogen vorzudrängeln, in die anderen Werke ein und bleibt auch schön brav dort. Ich persönlich hätte es gerne gesehen respektive gehört, wenn sich die Finnen auch mal ein paar Experimente erlaubt hätten jedoch wäre dies ein Stilbruch, welcher die gesamte Reihe zerstören würde. So erscheint es mir zumindest. Deswegen kann ich nach einem weiteren Schluck Bier gut verlautbaren: Wer sich die neue Scheibe von Shape Of Despair zulegt, der weiss, was er bekommt. Allerdings dürfte hiermit nur die bisherige Fanbasis angesprochen werden, neue Anhänger dürften sich kaum auf die Felder der Eintönigkeit locken lassen.
Toby S.   

Punkte:
7.5 von 10
E-FORCE - Demonikohl
Mausoleum Records
E-Force wurde im Jahre 2001 in Montreal Kanada von Eric Forrest, der zuvor bei den legendären Voivod für zwei Alben am Mikrofon stand, gegründet. Demonikohl ist das vierte Album von E-Force und widmet sich - wie der Titel schon verrät dem Teufel Alkohol. Musikalisch geht Forrest den Weg von Voivod weiter, wenn auch weniger komplex und schon fast eingängig was das Songwriting betrifft. Schnelle Thrash-Parts wechseln sich mit Up-Tempo Parts ab. Alles in einem eine gelungene Sache, wobei die Konkurrenz auch nicht schläft und da gibt es in diesem Bereich die eine oder andere Band, die besser ist als E-Force.
Daniel J.   

Punkte:
7.5 von 10
VATTNET VISKVAR – Settler
Century Media/Universal
Ja, da hat sich einiges getan. Der Vorgänger dieser Scheibe konnte mich vor zwei Jahren nicht langfristig überzeugen, das neue Album hingegen gefällt mir schon von der Idee her. Das Albumcover mag auf den ersten Blick unscheinbar sein, es zeigt aber eine Lehrerin, die beim Challenger-Unglück ihr Leben verlor. Mit dem ganz leichten futuristischen Hintergrund lässt sich einiges in die Songs hinein interpretieren, alle tragen aber den Klang von Isolation und Melancholie in sich. Die Amerikaner beschreiben eine Welt, in denen Werte und Moral unter saurem Regen zerfallen, Monumente der Menschheit nichts als Ruinen sind und auch im All keine Hoffnung zu finden ist. Das Post Metal-Gewand hat sich nach wie vor kaum verändert, aber warum sollte es auch? Raue Gitarren, immer wieder durchzogen von den typisch melodischen, hallunterlegten Leads, dazu ein abwechslungsreiches Schlagzeug und Vocals, die von Nachtmystium sein könnten. Jeder Song hat seine eigene Dynamik, aber dennoch ergeben alle gemeinsam ein homogen wirkendes Album. Ein starkes Teil, nur bedingt für unbeschwerte Sommertage geeignet, aber durchaus gehaltvoll.
Tristan   

Punkte:
7.5 von 10
BLACK SPACE RIDERS - Refugeeum
Black Space Records
Das Münsteraner Quintett nennt den eigenen Stil „New Wave of Heavy Psychedelic Spacerock“ - und treffender hätte man die zu komplexen Songs zusammengefügten Klanglandschaften, Soundfragmente und hypnotisch vertonten Mantras nicht benennen können. Rund ums Thema Flucht, Vertreibung und Heimatlosigkeit geflochten, bilden die neun Songs eine einzigartige Erfahrung, welche weit über den einfachen Hörgenuss hinausgeht. Einen wesentlichen Beitrag dazu liefert die Fähigkeit der Band, mit einer nicht selbstverständlichen Leichtigkeit zwischen relativ sanften, zuweilen gar sakralen Tönen, und geradezu brachialen Riffkanonaden hin und her wechseln zu können, ohne dabei den organischen Fluss des Albums zu stören. Und genau dies unterscheidet die Black Space Riders angenehm von all jenen übereifrigen Pink Floyd- und Camel-Epigonen, denen im Endeffekt die extradicken Eier fehlen. Das hier ist psychedelisch angehauchter Spacerock, der anstatt die Hörer nur in watteweiche Sounds einzulullen diese ebenso mit ordentlich verzerrten Klampfen, ekstatisch-leidenschaftlichen Vocals und donnernden Drums wachrüttelt, wodurch auch der weltoffene Kuttenträger durchaus Gefallen am anspruchsvollen Schaffen dieser interessanten Combo finden dürfte. Dieses Album, das vierte in der Bandhistorie, dürfte jedenfalls in der Heavy Psych/Spacerock-Szene neue Massstäbe setzen. Chapeau die Herren!
Mirko B.  
Punkte:
7.5 von 10
MY REFUGE – A Matter Of Supermacy
Bakerteam Records
Es gibt sie tatsächlich, die italienischen Epic Power Metal-Bands, die trotz des vielen Dramas nicht übertrieben wirken. My Refuge sind eine dieser Bands. Sie klingen gewaltig und dynamisch, aber ohne alles mit klebrigen Keyboardteppichen zu zukleistern. Als vermeintliche Vorbilder schimmern ab und zu Kamelot durch, ohne dass diese aber auch nur im Ansatz kopiert werden. Der teilweise flüsternde, dann wieder kraftvolle Gesang setzt eigene Akzente. Gleichzeitig klingen My Refuge erstaunlich rock’n’rollig, zum Beispiel bei „On Wings Of Wax“. Dazu kommen einige orientalisch angehauchten Melodien und eine gewisse progressive Schlagseite wollen die Italiener ebenfalls nicht verleugnen. „Living In Anger“ zum Beispiel erinnert im Refrain an Symphony X, ohne dass es dabei in die Nähe eines Plagiats gelangt. Gibt man A Matter Of Supermacy ein wenig Zeit, offenbart das Werk seine ganze Stärke aus ruhigen, schnellen und speziellen Melodien. Von einer Sensation ist dieses Werk zwar noch weit entfernt, es sollte aber durchaus ein paar Farbtupfer in diese übergrosse Szene setzen können.
Roger W.
 
Punkte:
7.5 von 10
NUCLEAR - Formula For Anarchy
Candlelight Records/Irascible
Wir warten seit einer Ewigkeit auf die neue Slayer. Was das mit Nuclear zu tun hat? Nun, eine ganze Menge! Die Südamerikaner klingen und spielen so, wie es normalerweise bei Slayer tönt. Vom Gesang und den Gitarren, über die Soli und die Drums bis hin zur enormen Geschwindigkeit - man fühlt sich durch diesen Sound in die besten „Reign in Blood“-Zeiten zurück versetzt. Und ausserdem hat dieses Album eine Länge von gerade mal 30 Minuten - wie auch welche andere Scheibe? Richtig geraten: Reign in Blood. Nun kann man das toll finden, eigentlich bekommt man hier schon mal eine weitere Slayer-Scheibe serviert - und schlecht klingt das Ganze sicher nicht. Man kann aber auch der Meinung sein, dass hier etwas zu viel vom Original abgeschaut wurde. Auch wenn wir immer wieder Thrash-Feste haben, warte ich lieber auf die neue Scheibe vom Original - die ja wohl in Bälde erscheinen soll. Dies hier ist nur für Thrasher, die alles haben müssen. Bitte!
Daniel J.  
Punkte:
7.2 von 10
BITERS - Electric Blood
Earache Records/Non Stop Music
In einem Punkt sind die vier Amis aus Atlanta die klaren Punktesieger dieses Monats und dies betreffend dem Promo-Material! In Zeiten, wo bald alles nur noch digital aufbereitet wird, fällt sowas wie hier sofort auf und dies hinterlässt schon mal einen bestimmten Eindruck. Als ich also den mir (vom Cheffe) zugesandten Brief öffnete, hielt ich zu meiner Überraschung eine hochglanzfarbene A4-Gatefold Infomappe aus dünnem Karton in der Hand. Aufgeklappt steht innen links eine Kurzstory zur Band, rechts ein Bandfoto und ein paar markige Sätze dazu, darunter dass Billy Joel Armstrong von Green Day die Truppe mehrfach als beste neue Band bezeichnet hat und dass "die Beisser" 2015 den Massen in Europa den echten Rock'n'Roll (näher) bringen wollen..., aha..., also aufgepasst! Unten dann in einer kleinen gefalteten Tasche steckte die CD, eine DVD (!) und drei Kleber sowie ein Kurzschreiben des Vertriebes. Vor Jahrzehnten war sowas viel öfters anzutreffen, ja teils schon fast Standard und geht heutzutage als echte Rarität durch. Auf der DVD ist ein knapp sieben Minuten dauernder Film zu sehen, wo sich die Band kurz selber vorstellt und was sie mit ihrer Musik bezwecken will. Mehrheitlich ist das natürlich immer noch Sex, Drugs and Rock'n'Roll, was uns Tuk (v/g), Matt (g/v), Philip (b) und Joey (d) vorpredigen. Allerdings schreiben wir jetzt das Jahr 2015 und nicht 1975 oder 1985. An coolen Statements zu Freiheit und Lebensfreude mangelt es freilich nicht und eine gewisse Attitüde kam man den Jungs tatsächlich nicht absprechen.

Nun muss also die Mucke für sich sprechen und die hört sich in der Tat interessant, wenn auch nicht völlig neu an. Ein erster Durchlauf des offenbar zweiten oder dritten Longplayers der Biters dauert mit 35 Minuten gerade knapp genug und erinnert mich persönlich stark an Cheap Trick und, wo sich auch die Band selber darauf beruft, an die alten Sweet. Für einmal also keine offensichtliche Anlehnung an Led Zeppelin oder AC/DC, eher noch Rose Tattoo und der frühe David Bowie werden zusätzlich als Inspiration genannt. Bei uns in Europa noch ein völlig unbeschriebenes Blatt, ist man in der Heimat indes schon einige Jahre unterwegs und deshalb hört sich die Musik auch ziemlich kompakt an. Der Opener «Restless Hearts» landete dabei ziemlich rasch auf der Playlist bei "Planet Rock Radio", was mich nicht überrascht, da dies einfach typischer Ami-Sound ist. Ob das in Europa nun auch funktionieren wird, wage ich zu bezweifeln. Gerade der naheliegende Vergleich zu Cheap Trick zeigt die (heutigen) Verhältnisse deutlich auf, denn Rick Nielsen & Co. sind nach über vierzig Jahren Karriere (!) eigentlich "niemand" in Europa. Somit stehen die Zeichen für die Biters trotz ansprechenden, aber keinesfalls wirklich killenden Songs (ok, «Low Lives In Hi Definition» ist geil, aber das ist einfach viel zu wenig!) bei uns kaum auf Sturm, da das Übertriebene von Steel Panther, das wirklich Exzessive und songtechnisch Geniale von Guns n' Roses oder aktuell die zusammengeführte Erfahrung der Dead Daisies nirgends auszumachen sind. Nichtsdestotrotz bleibe ich dabei, dass die Promo 1A ist und sich andere davon eine fette Scheibe abschneiden sollten.
Rockslave  
Punkte: 7.0 von 10
DEW-SCENTED - Intermination
Metal Blade/Sony Music
Schon seit 23 Jahren mischen die Norddeutschen Dew-Sented kräftig mit im Thrash-Geschäft. Mit „Intermination“ veröffentlichen sie schon ihr zehntes Studioalbum - und bleiben ihrem Stil auf ganzer Linie treu. Nach einem - meiner Ansicht nach komplett überflüssigen - Intro mit akustischen Gitarren und Stimmengeflüster - gibt’s direkt einen auf die zwölf. Rifflastiger, treibender und dann wieder extrem groovender, moderner Thrash mit Death-Note, einfache aber knackige Kompositionen, präzise Instrumentalfraktion und darüber das etwas heardcorige Organ des einzigen verbleibenden Gründungsmitgliedes Leif Jensen. Soweit alles ok - eigentlich. Aber leider halt auch wirklich nur ok. Dew-Scented haben den Sprung aus der unteren Mittelliga in die Oberklasse nicht grundlos nie geschafft - und der Grund liegt meiner Meinung nach nicht im schlechten Timing (1992 gegründet waren sie zu spät für die erste Thrash-Welle dran und viel zu früh für das Revival), sondern einfach an ihrem viel zu durchschnittlichen Songwriting. Zwar haben sie nie ein wirklich übles Album herausgebracht - aber eben auch nie ein wirklich wirklich gutes und hervorstechendes. Und mit Intermination ist dies auch nicht gelungen. Vielleicht liegt’s ja am Bandnamen? Man weiss es nicht. Solides Album (mit etwas nervig rauschend abgemischtem Sound), reinhören können Liebhaber von groovendem Thrash allemal.
Lucie W.  
Punkte: 7.0 von 10
NEXT TO NONE - A Light In The Dark
InsideOut Music
Als erstens fällt mir die Schlagzeuglastigkeit des Albums der jungen Band auf, die alle noch Teenager sind. Liest man sich dann das Line Up durch, wird Vieles klar: An den Kesseln sitzt Max Portnoy, der Sprössling von Mike Portnoy, der auch das Album produziert hat. All die Jungs spielen ihre Instrumente seit sie 5 Jahre alt sind, dementsprechend gibt’s auch musikalisch nix zu meckern, man höre nur die vielen kürzeren und längeren Instrumentalparts. Da gibt’s tolle Ansätze wie beim treibenden "You Are Not Me“, aber das Ganze fliesst of nicht zusammenhängend durch einen ganzen Song hindurch, und daran sieht man, dass es im Prog Metal schon auch noch auf die Erfahrung ankommt. Vieles klingt nach Dream Theater und wurde schon oft gehört im Prog. Next To None glänzen immer wieder mit starken Anfängen der einzelnen Songs, verlieren sich dann oft im jeweiligen Track. Auch die Ballade "A Lonely Walk" erinnert an Dream Theater und „Dreamscape", ist aber trotzdem eine tolle Ballade. Ein klasse Track ist das knapp 10 Minuten lange "Control", das vor allem durch seinen Aufbau überzeugt. Er legt rasch an Tempo zu und proggt sich durch einen sehr langen Instrumentalpart, um dann mit einem heavycoolem Riff abzuschliessen. Auch "Social Anxiety" startet mit einem Hammer Gitarrenriff, so richtig stampfend, und geht in einen tollen Refrain über. Dann verzettelt sich das Ganze leider etwas und kehrt zum Grundriff zurück. "A Light In The Dark" ist kein schlechtes Album, hat gute Ansätze und tolle Refrains, wirkt aber im Ganzen noch zeitweise zu wenig eigenständig. Ist aber ok für ein Debüt, bin mal gespannt wie das zweite Werk dann klingt.
Crazy Beat  
Punkte: 7.0 von 10
BLIZZARD HUNTER- Heavy Metal To The Vain
Pure Underground Records/Non Stop Music
“Heavy Metal To The Vain ist ein Album, welches keinen echten Headbanger enttäuschen wird“, so schreibt die Plattenfirma Pure Underground Records. Und tatsächlich bieten die peruanischen Jungspunde alles was das Heavy Metal-Herz begehrt. Schnelle Stücke, gutes Riffing, schöne Gitarrensoli und eine Stimme, die aufgrund ihrer etwas zu arg überstrapazierten hohen Schreie die Metalgemeinde spalten wird. Live könnte Heavy Metal In The Vain durchaus funktionieren - allerdings wird sich wohl kaum jemand danach an einzelne Stücke erinnern können. Dann eher noch an den exotischen Anblick der Peruaner. Beim Songwriting liegt dann auch das Hauptproblem dieses Debuts: Es ist alles super eingespielt, klingt sehr vertraut und gut abgeguckt. Ohrwürmer sind aber Fehlanzeige. Eigenständige Trademarks ebenfalls (vielleicht sollten es die hohen Schreie sein). Deshalb bietet Heavy Metal To The Vain „nur“ gute Musik mit ordentlich Power. Dies zu erreichen wird schon schwer genug sein. Blizzard Hunter‘s vermeintliche Vorbilder Iron Maiden, Judas Priest und alte Helloween haben den Sprung in die oberste Liga nur geschafft, weil auch das Songwriting herausragend war/ist. In diesem Sinne wird hier gute fannahe Unterhaltung geboten. Leider gibt es diese schon zu oft, um mit diesem Werk jetzt aus der Masse heraus stechen zu können.
Roger W.    
Punkte:
7.0 von 10
MOTHER MISERY – Deadication
Transubstans Records
Fünf Jahre sind seit ihrem letzten Album „Standing Alone“ vergangen, doch es war in der Zwischenzeit keineswegs still um Mother Misery. Durch die Jahre tourten sie mit Grössen wie Entombed, Queensryche, Lynch Mob, Peter Pan Speedrock, Anthrax, Sepultura, Life Of Agony, Pro-Pain und… und… und…! Nun ist es wieder soweit und druckfrisch steht die neue EP „Deadication“ in den Regalen. Für die Fans ist es bestimmt ein wenig frustrierend, dass in gut vier Jahren gerade mal sechs neue Songs entstanden sind. Druckvoll rauscht mit „Scars“ der erste Song durch die Boxen. Qualitativ lässt sich nichts Negatives finden, aber der Song im Ganzen klingt halt so, wie viele amerikanische Rockbands eben auch klingen. Einzig der Refrain verleiht dem Titel einen eigenen Touch und Mother Misery sind ja auch bekannt für Refrains, die sich vom Rest abheben. Knackiger kommt dann schon „Killing me“ daher. Straighte Drumparts, die souverän durch den Song führen, und eben auch wieder ein Refrain, der das gewisse Etwas hat. Mit „Never Again“ steht eine Nummer an, die vor Jahren sicher hoch gepunktet hätte. Soundgarden meets Monster Magnet oder so ähnlich. Chris Cornell wäre sicherlich von der Arbeit von Mastermind John Hermansen hell begeistert. „Kerosene“ ist eher wieder ein locker flockiger Rocksong, dem ein paar ganz gute Gitarrenparts gewidmet wurden. Abwechslung die echt Spass macht! „If I had known“ mutiert leider zum Taucher im Vergleich mit den übrigen Songs. Eher langsam und schleppend kommt er daher und wirkt angestrengt und künstlich. Zurück in die Spur findet das Quartett aber wieder mit der Schlussnummer „Wake up and Scream“. Melodisch mit eingängigen Hooklines führen die Jungs gekonnt durch den Track. Nach nur 24 Minuten ist der ganze Spass dann auch schon wieder vorbei und man darf getrost die „Repeat“-Taste drücken oder sich einer neuen Scheibe widmen. Wer diese EP sein Eigen nennt, weiss was er hat. Ein gutes, wenn auch etwas kurz geratenes Album.
Oliver H.    
Punkte:
7.0 von 10
UNBOUND - Wicked World
Metalapolis Records
Ehrlich gesagt, abgesehen von Bolt Thrower sind mir nicht so sonderlich viele Bands bekannt, welche mal so schnell 10 Jahre und mehr ins Land ziehen lassen, bevor mal wieder ein neues Tondokument der Meute vorgesetzt wird. Daher treibt es mir auch keine Scham ins Gesicht, wenn ich zugeben muss, dass mir die Doomcore-Truppe Unbound aus Deutschland mit ihren vergangenen Werken nicht wirklich präsent ist. Angesichts der 11jährigen Pause seit dem letzten Album scheint da der erste Song mit dem Titel „Race Against Time“ auf „Wicked World“ durchaus ins Schwarze zu treffen. Doch ist es nicht bloss der Name, der aufhorchen lässt: Nein, dieser Mid-Tempo- Stampfer lässt mich sofort aufhorchen. In der Schnittmenge von Pantera, Crowbar und Down walzt dieser Song richtig schön schmutzig und rotzig durch die Botanik, auch ein Verdienst der markanten und fiesen Röhre, welche Frontmann Marshl sein eigen nennen kann. Die folgenden „Egoist“ und „Still Weight Down With Sorrow“, welche merklich die Temposchraube drosseln, dabei tonnenschwer und zähflüssig durch die Gehörgänge walzen, lassen etwas die Dynamik des Openers missen, doch dies machen „Violated Soul“ (der definitive Kniefall vor Pantera) und das arschcoole „Wish my Downfall“ wieder wett. Herrlich auch, wie fett die Riffs bei „Worlds Collide“ ins Fleisch schneiden in diesem Wechselspiel aus schleppender Last und dezentem Anziehen der Temposchraube. Selbst wenn „Wicked World“ sein musikalisches Doom-Midtempo Korsett über die gesamte Spielzeit nicht verlässt und daher eher etwas abwechslungsarm erscheint, ist es definitiv ein absolut hörenswerter, fetter, dreckiger Brocken Musik der durchaus mitreissen kann. Was mich dabei besonders erfreut, ist auch die Tatsache, dass Unbound auf irgendwelche Trends pfeifen und dieses Werk genau so gut vor 20 Jahren schon funktioniert hätte.
R.K.    

Punkte:
7.0 von 10
JUNGLE ROT - Order Shall Prevail
Victory Records
Jungle Rot gehören offensichtlich zu den Truppen, die unbeirrt ihren Weg gehen und auf Trends und Hater scheissen. Sehr gut so. Somit legen die Deather aus Kenosha, Wisconsin, mit „Order Shall Prevail“ ein weiteres Studioalbum vor, das ganz der eingeschlagenen Linie treu bleibt: einfacher, grösstenteils im Mid-Tempo-Bereich angesiedelter Death im Ami-Stil mit einer Stimme, die der von Vaders Peter extrem nahe kommt. Man ist fast versucht, den Sound von Jungle Rot „gefällig“ zu nennen, denn er fordert den Hörer kaum heraus und wartet mit keinerlei Überraschung auf. In diesem Fall finde ich das aber auch völlig ok, denn qualitativ macht Jungle Rot niemand was vor - aber es schleichen sich dann schon mal Längen ein, wo man etwas mehr Kreativität hätte erwarten dürfen. Ein Extrembeispiel für die „Reduktion aufs Wesentliche“ bei Jungle Rot ist der zweieinhalb Minuten-Song „E.F.K.“ - was für Eat - Fuck - Kill steht. Damit ist wohl alles Relevante erwähnt. Alles in allem ein solides Album, das Spass mache und sicherlich kein Fehlgriff ist - allerdings ist es sicher auch keines der grossen Highlights des Jahres.
Lucie W.    
Punkte: 7.0 von 10
KISSING CANDICE - Blind Until we Burn
Victory Records
Fünf Kerle mit Masken? Das könnten zwar auch Slipknot sein, das Quintett Kissing Candice von Long Island geht aber musikalisch nicht unbedingt in die Richtung der genannter Kapelle. Das hier gehört irgendwo in die Schubladen Nu Metal oder American Metal oder auch Modern Metal. Irgendwo zwischen diesen Genres reihen sich Kissing Candice ein. Auf den 13 Songs wechseln Growls mit Softgesang ab - wie könnte es auch anders sein. Des weiteren finden sich Stakkato Gitarren mit Doublebass Drums und alles im modern klinischen Produktionsgewand, wie üblich. Komisch ist nur, dass solche Bands anscheinend immer noch Plattenverträge bekommen. Naja, wer’s braucht soll zugreifen - schlimmer als der ganze Rest klingen Kissing Candice nicht.
Daniel J.    
Punkte: 6.9 von 10
THY ART IS MURDER - Holy War
Nuclear Blast/Warner
Nach dem erfolgreichen „Hate“ legen nun die Deathcore-Knüppler von Thy Art Is Murder mit „Holy War“ ihr neues Eisen ins Feuer. Gefangene werden auch diesmal keine gemacht. Dies stellt gleich mal „Absolute Genocide“ gewohnt hart und brutal zur Schau. Die drohende und düstere Atmosphäre schwängert konstant über die knapp 40 Minuten die Luft und lässt keinen Zweifel daran, dass die Jungs nicht müde sind, ihre Mischung aus Deathcore, (Technical) Death- und einer dezenten Prise Black Metal unter das Volk zu bringen. Natürlich öffnet sich dabei auch mein Herz bei so stimmigen Titeln wie „Fur And Claw“, „Deliver Us To Evil“, „Child Of Sorrow“ oder dem fast schon melodiösen „Naked And Cold“. Doch dieser Hassbolzen hat auch eine Kehrseite. Ist man bereits mit „Hate“ vertraut, eröffnen sich auf „Holy War“ nicht wirklich neue Facetten. Überraschungen bieten Thy Art Is Murder keine, und man könnte der Band durchaus vorwerfen, dass ein gewisser Stillstand im Reich des Hasses gesät wurde. Klar, was dargeboten wird, knallt und ist ein fieser Fausthieb in die Magengrube, aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass da noch mehr hätte kommen sollen. Es fehlt der letzte Tropfen Blut, der Endschmerz, weil man dauernd das Potential der Band um die Ohren geknallt bekommt und förmlich darauf wartet, dass die ganze Wut explodiert und sich eine unausweichliche Vernichtung über die Hirnrinde legt. So krank das tönt, aber man gewöhnt sich viel zu schnell an diesen Wahnsinn und nimmt das Dargebotene als den üblichen Alltag hin. Es wäre jedoch falsch zu schreiben, dass „Holy War“ langweilig wäre, dies würde dem Werk nicht gerecht, dafür ist es klar über dem durchschnittlichen Einheitsbrei. Doch es verbleibt im Schatten, welcher „Hate“ darauf projiziert.
R.K.    
Punkte: 6.8 von 10
SACRILEGE - six6six
Pure Steel Records/Non Stop Music
Die NWoBHM-Veteranen Sacrilege sind das typische Beispiel dafür, wie eine Band auf der Bühne durchaus gut funktionieren kann, auf Konserve hingegen eher gedämpft und zurückhaltend wirkt. Dem Gemenge aus Doom und traditionellem Metal hätte eine ordentliche Schippe mehr Energie jedenfalls gut getan, denn schlecht sind die düsteren Kompositionen in der Schnittmenge zwischen Black Sabbath und Count Raven beileibe nicht. Ganz im Gegenteil, Songs wie „In Hell“, „Lucifer’s Soldiers“ oder das epische „Paranoia“ verbreiten genau jene gedrückte Atmosphäre, mit der sich die Düsterheimer dieser Welt so gerne umgeben, erst recht, wenn solche Tracks vom sehr stimmigen Intro „Death March six6six“ und dem daran anknüpfenden Outro „Death March six6six Reprise“ eingerahmt sind. Von dieser Warte aus betrachtet hat die Truppe rund ums einzig verbliebene Gründungsmitglied Sänger/Gitarrist Bill Beadle in der britischen Underground-Szene schon noch was zu sagen, und das obschon die Band vom Split 1987 bis zur Reanimation im Jahr 2012 satte fünfundzwanzig Jahre faktisch tot war. Tot klingt das Quartett folglich überhaupt nicht, aber die vollständige Vitalität hat es auch noch nicht ganz erlangt. Sacrilege bleiben somit eher eine Option für Liebhaber als eine Pflichtübung für den Durchschnittsmetaller. Es bleibt zu hoffen, dass die angegrauten Jungs weiterhin fleissig die Bühnen von Clubs und Festivals beackern und es irgendwann endlich schaffen, eine Scheibe rauszuhauen, die soundtechnisch etwas mehr zu bieten hat als durchschnittliche Demoqualität.
Mirko B.  

Punkte: 6.6 von 10
DEGREED – Dead But Not Forgotten
Sun Hill Production
Für coolen Hardrock, den Degreed spielen, ist die Stimme von Robin Ericsson schon fast zu hart. Zudem rauben die Keyboards den Songs klar das Flair und den Gitarren den nötigen Raum. Weiterhin sollte sich der Vierer mal darüber klar werden, ob sie nun eher im modernen Gewand oder doch traditionell unterwegs sein wollen - so könnte man vielleicht so etwas wie einen roten Faden zu Stande bringen. Die Chorlines sind eigentlich echt toll, verschwinden aber in der Soundwand. Die Riffs sind wirklich gelungen, aber auch sie gehen auch immer wieder unter. Was extrem schade ist, denn würde sich Degreed hier mehr auf die Songs konzentrieren, wäre aus «Dead But Not Forgotten» ein richtig geiles Album geworden. So wurde es eines von vielen, denen der oder die grossen Hits fehlen. Früher war das dritte Album das «make it or break it»… Ob dies bei «Dead But Not Forgotten» auch der Fall sein, wird die Zukunft zeigen.
Tinu  

Punkte: 6.5 von 10
LINDEMANN  - Skills In Pills
Lindemann Music/Warner
Vor einigen Jahren trafen sich Peter Tägtgren (Pain) und Till Lindemann (Rammstein) in einer Bar in Schweden – und die Idee zu einer Zusammenarbeit wurde geboren! „Skills In Pills“ heisst nun das Ergebnis dieser lange vor sich hin gärenden Kollaboration und hört sich tatsächlich an wie eine Mischung aus Pain und Rammstein: treibende Musik im Industrial Style mit ordentlich Synthie-Einsatz und überraschend symphonischem Einschlag, gepaart mit der unverwechselbaren Attitüde von Till Lindemann. Enorm provokant und stellenweise auch schlichtweg vulgär, rangieren die Texte von einer Ode an diverse Pillen und Potenzmittelchen („Skills In Pills“) über ein genüssliches Suhlen in mehr oder weniger sexy Fetischen („Golden Shower“) bis hin zum krassen Pro-Abtreibungssong „Praise Abort“, mit dem zugegebenermassen eingängigen Refrain „[…] / I hate my life so very bad / I hate my kids / Never thought that I‘d praise abort“. Nun, dass dieses Duo gemeinsam auf Konfrontationskurs steuern würde, war zu erwarten. Allerdings wirkt das Ganze stellenweise ziemlich seicht. Die Musik scheint etwas gar poppig und vorhersehbar, während sich die Texte oft auf das gleiche Tiefflieger-Niveau begeben wie das pubertäre Geschmiere auf den Wänden eines Männerklos (z.B. Fish On). Dabei gibt es auch einige ganz gute Tracks, wie z.B. die Parodie auf Lady Gagas „Bad Romance“ („Ladyboy“). Till Lindemann hat sich von seiner einengenden Leine bei Rammstein losgerissen und versucht nun was Neues – wobei er sich nicht scheut, dabei an das eine oder andere Bein zu pinkeln. Erstaunlich zahm geht es hingegen bei der Pseudo-Ballade „Home Sweet Home“ und dem richtig schönen „Yukon“ zu und her. Fazit: Ein provokantes und keinesfalls langweiliges Album, das aber doch noch einige Wünsche offen lässt. Wer seichte Unterhaltung sucht, ist mit diesem Album bestens bedient!
Patricia H.  

Punkte: 6.5 von 10
THE V - Now Or Never
Frontiers Music/Musikvertrieb
Beim ersten Betrachten des Covers kommt man vielleicht nicht gerade drauf, dass es sich bei "The V" um keine Geringere als Benedictum Frontfrau Veronica Freeman handelt. Da ihre Hauptband nach eher mittelmässigem Material der letzten Zeit offenbar eine kreative Pause einschiebt, scharte die gute Veronica für ihr erstes Solo-Album eine ganze Latte an Szene-Grössen wie Jeff Pilson (Ex-Dokken, Foreigner), Michael Sweet (Stryper), Tony Martin (Ex-Black Sabbath), Mike LePond (Symphony X) und noch einige mehr um sich, darunter auch Benedictum Klampfer Pete Wells und Drummer Rikard Stjernquist, der mitunter immer noch die Stöcke auch bei Jag Panzer schwingt. Das sind aber beileibe noch längst nicht alle. Auf dem Papier und ohne Musik am Ohr wären dann eigentlich nur zwei Dinge möglich. Entweder ist «Now Or Never» ein Jahrhundert-Album geworden oder das bekannte Sprichwort "viele Köche verderben den Brei" gelangt zur Anwendung. Klären kann das also nur die Musik und die nächste Frage zu Beginn war, wie denn das Ganze stilistisch überhaupt klingt?! Der Opener «Again» beginnt mit etwas Schlagseite der aktuellen Accept, um danach aber mehr mit rockigen denn metallischen Vibes weiter zu gehen. Veronicas Stimme ist hierzu nicht ganz so kraftvoll wie sonst, aber das würde zu dem Sound auch gar nicht wirklich passen. Der Song ist ok, aber sicher nicht überdurchschnittlich. Da die Gitarren beim nachfolgenden Titelsong anders als vorher klingen, ist davon auszugehen, dass hier einer der zahlreichen Gäste zu Werke geht. Ohne Booklet lässt sich aber nicht eruieren, wer da nun wirklich in die Saiten haut. Auch hier ist das Resultat ansprechend, aber nicht bahnbrechend, und die Bläser (*huch*) gegen den Schluss hin dürften eh nicht echt gewesen sein. Erst bei «Roller Coaster» geht es endlich mal kerniger zu und her, doch ohne die Vocals wäre die Bilanz wiederum bloss ordentlich, aber kaum wirklich mehr. Leider geht es genau so weiter und selbst Leather Leone (Chastain) als Guest bei «Kiss My Lips», kann den Karren nicht entscheidend aus dem Dreck ziehen. Kaum was falsch kann man hingegen mit einer ordentlichen Ballade machen, und die wird prompt mit «Starshine» geliefert.«Ready To Run» gebärdet sich gegen den Schluss hin mit zwischenzeitlicher Doublebass-Drum wenigstens als satter Rocker, bevor zum Schluss bei «King For A Day» das mit "mit Spannung" erwartete Duett mit Tony Martin ansteht. Schleppendes Riffing ohne grosse Berührungspunkte mit Black Sabbath und dem Sound aus der Zeit mit Tony hinterlassen unter dem Strich jedoch genau das, was entsteht, wenn zu viele Leute mitmischen: Mittelmass, das haarscharf an der Langeweile vorbeischrammt. «Now Or Never» als Titel hat dabei schon was Prophetisches an sich und würde bei mir als physischer Tonträger ziemlich schnell Staub ansetzen.
Rockslave 

Punkte: 6.5 von 10
KEN MODE - Success
Season of Mist/Irascible
Wem die aktuelle Hitzeperiode nicht zugesetzt hat, der sollte sich vielleicht mal das kanadische Post Hardcore-Trio Ken Mode zu Gemüte führen. Mann, sind diese drei Typen schräg! Da sind Primus ja die reinsten Chorknaben dagegen! Hier geht alles ordentlich durcheinander, man brüllt sich die Seele aus dem Leib und erst am Ende der Songs findet man zusammen einen krönenden Abschluss. Klingt hart, aber ehrlich: für das neue Werk der Kanadier „Success“ braucht der Hörer echt starke Nerven. Wer dieses Gerne gerne hört, der kommt hier voll auf seine Kosten. Ich für meinen Teil habe nicht lange durchgehalten.
Daniel J.   
Punkte: 6.1 von 10
OL DRAKE - Old Rake (Instrumental)
Earache Records/Non Stop Music
Ex-Evile Gitarrist Ol Drake fiedelt sich hier durch neun Songs. Mal mit einer bluesigen Art, dann wieder total verspielt oder extrem thrashig. Das Ganze wird instrumental vorgeführt und zeigt den Engländer von seiner besten Seite. Allerdings ist es leider immer das Gleiche mit diesen Instrumental-Werken: Mit der Zeit werden sie extrem langweilig. Ausser man heisst Joe Satriani oder Yngwie Malmsteen… Ein Satriani ist Drake aber bei Weitem nicht. Und selbst Gary Holt kann da mit seinen Beiträgen nicht helfen, dass die Scheibe spielerisch zwar toll ist, mit zunehmender Spieldauer aber einfach langweilig wird - obwohl man versucht, abwechslungsreich zu sein. Für Gitarristen sicherlich eine hörenswerte Angelegenheit, aber für den normal Sterblichen einfach eine Scheibe, die man sich anhören kann, aber definitiv nicht muss.
Tinu    
Punkte: 6.0 von 10
CHAOS MAGIC (featuring Caterina Nix and Timo Tolkki) - Chaos Magic
Frontiers Music/Musikvertrieb
Manchmal können Bandnamen oder von mir aus Projekte wie auch Album-Titel nicht treffender sein! Ex-Stratovarius Klampfer und Mainman Timo Tolkki hatte offenbar wieder mal Lust wie Zeit und schrieb der chilenischen Sängerin Caterina Torrealba, die 2008 ein eigenes Album («Oxygen») veröffentlichte, das neue Werk «Chaos Magic». Als Referenz werden frühere Support-Gigs in der Heimat für Edguy, Within Temptation oder After Forever genannt. Damit dürfte die musikalische Marschrichtung weitgehend gegeben sein, ohne vorher überhaupt einen Ton gehört zu haben. Warum Caterina sich dann aber den im deutschen Sprachraum eher negativ behafteten Nachnamen "Nix" gegeben hat, ist eher suboptimal. Wie vermutet, erklingt beim Opener «I'm Alive» etwa das, was ich erwartet habe und in die Ecke Evanescence meets Nightwish meets Delain gehört. Der Keyboard-Sound ist, wie bei «Dangerous Game» eher poppig ausgerichtet, obwohl Master Tokki es soweit wenigstens ein wenig schrammeln lässt. Spätestens bei «One Drop Of Blood» wird aber klar, dass Caterina zwar eine überaus schöne Stimmfarbe hat, die mehr als einmal an Charlotte Wessels (Delain) erinnert, aber der Song erreicht keinesfalls deren Qualität und irgendwie höre ich gar einzelne Textfetzen von Madonnas Song «Frozen» heraus, echt strange. Das kompositorische Mittelmass nimmt darauf seinen Lauf und angesichts der starken Konkurrent hat die Welt ganz bestimmt nicht auf ein (weiteres) "Magisches Chaos" gewartet und der wirklich schönen Stimme zum Trotz ist es schon tragisch zu sehen, respektive zu hören, wie sich der einst gefeierte Timo Tolkki nun mit solchen halbgaren Auftragsalben weiter ins karrieremässige Abseits manövriert. Wer grundsätzlich auf diese Mucke steht, die von den erwähnten Kollegen jedoch weitaus besser und deutlich packender gebracht wird, kann ja auf eigene Gefahr hin dennoch mal ein Ohr voll riskieren. Mein persönliches kurzes Fazit von «Chaos Magic» lautet: "weitgehend blutleer oder eben "nix"!
Rockslave    
Punkte: 5.5 von 10
BOBAFLEX – Anything That Moves
Eternal Sound
Das siebte Album von Bobaflex bietet wütenden Gesang und modernen Sound, der mit geschickt eingestreuten Melodien für die junge Generation sehr interessant sein könnte. Die Mischung aus eingänglichen und hasserfüllten Parts scheint ja ziemlich im Trend zu sein. Lieder wie «Dry Your Eyes» erinnern schon fast an «We Will Rock You» von Queen, oder «Mama (Don’t Take My Drugs Away)» an Def Leppard. Dass es dann auch kuschelig werden muss, wie bei «A Spider In The Dark», ist klar. Bobaflex sind eine dieser Bands, bei denen ich nie verstehen werde, wieso sie für gut befunden werden. Klar, sie klauen an allen Orten, bis zu akustischen Parts bei The Almighty («Turn Me On») aber da sind mir die Originale einfach lieber - auch wenn man bei Bobaflex eine gewisse eigenständige Machart nicht von der Hand weisen kann. Aber wie hat Alice Cooper mal gesagt: Die heutigen Truppen versuchen zu viel in einem Song unterzubringen. Dem ist auch bei Bobaflex nichts hinzuzufügen…
Tinu    
Punkte: 5.5 von 10
HELLIGATORS – Road Roller Machine
Sliptrick Records
Helligators sind nicht zu verwechseln mit den Nordlichtern Hellacopters oder Gluecifer, obwohl eine gewisse Orientierung an diesen beiden Bands vermutlich nicht geleugnet werden kann. Musikalisch liegen die Helligators so irgendwie dazwischen. Das Quintett bezeichnet ihre Musik selbst als Southern Hard Rock. Das „Southern“ findet sich zwar meist nur in ihrem Herkunftsland wieder… aber egal. Die raue Stimme von Fronter Hellvis und druckvolle Gitarren bestimmen den Sound der Italiener. „Road Roller Machine“ ist das zweite Album und hat im Vergleich zu seinem Vorgänger „Against all Odds“ von 2011 einiges an technischen Verbesserungen hinter sich. Erst 2014 konnten sie bei Sliptrick Records unterschreiben. Mit dem Opener „Nomad“ oder weiteren Titeln wie „Scream“ oder „Snake Oil Jesus“ zeigt die Band aus Rom ihr Potential. Gewisse Gesangspassagen könnten von Pro-Pains Gary Meskil persönlich eingesungen worden sein. Auch das melodische Muster erinnert manchmal stark an etliche Songs der Böhsen Onkelz. Andere Tracks wie „The Doomstroyer“, „Swamp Man Voodoo“ oder „Stone Crusher“ ziehen sich leider einfach zu sehr in die Länge und man schweift beim Hören etliche Male ab. Dem Album fehlt irgendwas, damit man es sich öfters anhört. Die eine Hälfte von „Road Roller Machine“ hat es in sich und peitscht mit Power und Spielfreude ins Gehör. Die andere Hälfte hört sich zäh und schleppend an und man kann sich Song für Song anhören und wartet auf einen Höhepunkt oder etwas, das das Album speziell macht. Einzelne Gitarrenparts bieten dem Hörer den einen oder anderen Leckerbissen, was die Scheibe aber nicht aus der Versenkung zu heben vermag. „Black Sun“, der Schlusssong der Platte, ist ein experimenteller Sleaze/Countryrock-Titel, der vollends nicht mehr auf dieses Album passt und an manchem Hörer einfach vorbeigehen wird. Ob ich oder die Jungs von den Helligators sich verpeilt haben, will ich an dieser Stelle einmal offen stehen lassen. Das Album kommt über ein „genügend“ aber nicht hinaus.
Oliver H.   
Punkte: 5.0 von 10
HUMANGLED - Prodroms Of A Flatline
Bakerteam Records
Das zweite Album der Italiener aus der Stadt des schiefen Turms ist für mich ein bisschen zwiespältig, denn die Mischung aus alten Cannibal Corpse mit den typisch quietschenden Riffbetonungen, einem Quentchen Cyberindustrial und dem surrenden Fretlessbass ist zwar technisch einwandfrei, erreicht songwriterisch jedoch nicht ansatzweise das manische oder entrückte Level von z.B. Augury, Sadus oder Obscura. Und obwohl alle erwähnten Bands in kleinen Teilsummen zum Vergleich der Musik von HUMANGLED beitragen ist mir der Auftritt auf „Prodroms Of A Flatline“ viel zu statisch und gebremst, um auch nur annähernd als magisch betitelt werden zu können. Solide Handwerkskunst, die einem durchaus eine kleine Wendeltreppe ins Genick schnitzen mag, aber auf Dauer leider nicht fesselnd genug ist. Wem die genannten Vergleichsbands jedoch zu „jazzig“ sind, könnte aber vielleicht noch mit den Jungs aus Pisa warm werden, für mich persönlich reicht’s jedenfalls nicht. Reinhören, wer neugierig ist.
Hardy   
Punkte: 5.0 von 10
DEBAUCHERY - F**k Humanity
Massacre Records/Musikvertrieb
Ich muss meinem Chef glaub mal sagen, dass es irgendwie schon fast unfair ist, mir Debauchery-Alben zum rezensieren zu geben. Ich kann dieses Zeug nämlich einfach nicht ab. „My religion is hate, my god is called war“ - startet das neue Machwerk der „Blutgötter“ (urgh) mit dem Intro. Jajaja, ich kann’s schon jetzt nicht mehr hören. Aber was habe ich beim Albumtitel „F**k Humanity“ schon erwartet. Ich werde diese Zeilen nun nicht dafür verschwenden, euch im Detail zu erklären, was euch musikalisch erwartet: AC/DC-Riffs auf tiefergelegten Gitarren im Wechsel mit simplen (sorry, stumpfsinnigen) Grooveparts,und eingängliche Mitgröhl-Refrains (hier versucht man sich an sowas wie Lead-Melodien), dazu das immer gleiche, langweilige und kraftlose Gegrowle und Gerufe bzw. Gespreche von Thomas Gurrath. Die Texte bleiben leider trotz des - irrsinnig ungewöhnlichen - durchgehenden Themas der Scheibe „Dämonen und Monster“ ganz schlimm platt - und glaubt nicht, dass ich keinen Humor habe! Aber wie oft dürfen die Wörter „War“, „Blood“ und „Hate“ auf einer Scheibe vorkommen, bevor man wegen Ideenlosigkeit eine Busse bekommen sollte? Und sorry: Zombies, Drachen und Minotauren kennen wir schon - und auf Gorezilla sind auch schon andere gekommen. Der Mann, der diese „Kriegsmaschine aus Deutschland“ immer wieder volltankt, sollte gezwungen werden, konstant eine Topfplanze mit sich rumzutragen, um den ganzen Sauerstoff, den er verschwendet, zu kompensieren. Und das ist nicht persönlich gemeint, ich bin sicher, es handelt sich um einen echt netten Typen - aber bitte, bitte, im Namen des guten Geschmacks: mach mal andere Musik (und wenn wir schon dabei sind: etwas weniger Blut auf Bühne, Musikern und nackten Frauen wäre doch auch mal ein Schritt nach vorne, das ist nur noch doof)! Die drei Punkte gibt’s ausschliesslich, weil ich mich sonst über kaum eine Band so schön aufregen kann.
Lucie W.   
Punkte: 3.0 von 10
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