CD-Reviews Juni 2010
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
NEVERMORE – The Obsidian Conspiracy
Century Media/EMI
Auch wenn ich die Vorgängertruppe Sanctuary Nevermore vorziehe, so überzeugten mich die Jungs um Sangesbarde Warrel Dane immer wieder aufs Neue. Dies lag einerseits an der fantastischen Stimme von Mister Dane und andererseits an der virtuosen Gitarrenarbeit von Jeff Loomis. Die schlägt auch gleich beim Opener "The Termination Proclamation" zu Buche. Fett, aggressiv, verspielt und trotzdem melodisch, ja einzigartig in dieser Szene, kracht das Saiteninstrument aus den Boxen und zelebriert einen wahren Ohrgasmus. Mit dem folgenden "Your Poison Throne", das mit einer sanften Höchstleistung im Soloteil den ansonsten harten Banger unterbricht, wird schnell klar, dass Nevermore mit dem vorliegenden Werk ein bedeutend eingängigeres Album abgeliefert haben als noch mit dem vor fünf Jahren in die Regale gestellten, in meinen Augen zu sperrigen "This Godless Endeavor". Wahre Hits und zukünftige Live-Klassiker wurden auf dem neuen Werk "Moonrise (Through Mirrors Of Death)" und "Emptiness Unobstructed" getauft. Da gehen die Riffs, die Schlagzeugarbeit von Van Williams und die variable Stimme von Warrel sofort ins Ohr. Wie wütend und zugleich weich das Organ von Herrn Dane sein kann, beweist "And The Maiden Spoke", und wie geschickt Härte und Melodie verschmelzen können "Without Morals". Ich gehe soweit und behaupte, dass "The Obsidian Conspiracy" das "Operation: Mindcrime" von Nevermore ist. Rein von der Theatralik und dem Aufbau der Lieder gesehen. Hört Euch dazu den absoluten Höhepunkt "She Comes In Colors" an. Ein Song, der behutsam startet und in einen fetten Riff-Bolzen mit Tempowechseln übergeht. Wer das Soloalbum vom Sänger, "Praises To The War Machine", verehrt, wird "The Obsidian Conspiracy" bis in alle Ewigkeit lieben. Nevermore haben die Messlatte für ihre Mitkonkurrenten erneut verdammt hoch gelegt. Vielleicht zu hoch...
Tinu

Punkte: 9.5 von 10            Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.
VANDEN PLAS – The Seraphic Clockwork
Frontiers Records/Musikvertrieb
Vier Jahre haben sich die Deutschen Vorzeige Prog-Metaller Zeit gelassen, um den "Christo"-Nachfolger einzuhämmern. Aber Qualität kommt ja bekanntlich vor Quantität. Und das war bei den Deutschländern ja immer so. Es ist sehr schwer hier was hervorzuheben, da das ganze Album auf sehr hohem Niveau gezockt wird, musikalisch und auch Songtechnisch gesehen. Trotz zum Teil komplizierten Songstrukturen vergisst man nie, die Melodie in den Vordergrund zu stellen. Und wie bei jedem guten Power/Prog Metal-Werk, braucht auch dieser Silberling einige Durchhörungen, bis man das Ganze musikalisch und 'songlich' im Kopf begreifen und genießen kann. Grade die Vielschichtigkeit von ruhigen Passagen, die dann in Killer-Guitar-Riffs wechseln, gefallen mir außerordentlich gut und auch die atmosphärischen Parts, die immer mal wieder eingeschoben werden, erinnern immer wieder etwas an Dream Theater. Wie auch die meist kurzen Instrumentalparts. Man kann hier die Parallelen sicher nicht abstreiten. Was mir auch noch sehr gut gefällt, ist die variable Stimme von Sänger Andy Kuntz, die immer mit der jeweiligen Stimmung des Songs harmoniert, klasse Leistung. Wie gesagt alle neun Tracks findet man auf den höchsten musikalischen Ebenen. Aber mir hat ganz besonders das 13 minütige "On My Way To Jerusalem" angetan. Ein Auf und Ab der Gefühle, Härte und Geschwindigkeiten, hört euch diesen Song viermal hintereinander an und ihr wisst, was ich meine, ein Hammer-Song der jeden Prog Metal-Fan mit in Höhen und Tiefen des Progolymps reißen wird. Ich könnte noch meterlang weiterschreiben über dieses geniale Album, aber ich denke jeder Prog-Liebhaber und Dream Theater-Freak wird sich dieses Teil ja sowieso zulegen.
Crazy Beat
Punkte: 9.1 von 10
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ANGELUS APATRIDA – Clockwork
Century Media/EMI
Ola Compañeros del Metal! Spanien gilt nach wie vor eher als metallisches Brachland, denn seien wir ehrlich: Abgesehen von Bands wie Dark Moor, Heroes del Silencio, den guten, alten Pionieren von Baron Rojo oder den Krachmaten von Haemmorrhage hat es kaum jemals eine Band aus dem iberischen Underground geschafft, international durchzustarten. Die Spanier Angelus Apatrida treiben seit nunmehr 10 Jahren ihr Unwesen, und nach zwei in Eigenregie veröffentlichten Alben ("Evil Unleashed" 2006 und "Give 'Em War" 2007) tüteten sie dieses Jahr endlich ihr Major-Debut in den portugiesischen Ultrasound Studios in Braga ein, das über Century Media weltweit vertrieben wird. Sollten die Götter des Thrash Metal ihnen wohlgesinnt sein, könnten Angelus Apatrida (zu Deutsch: Verstossener oder auch gefallener Engel) bald einmal zu jenen Ausnahmeerscheinungen von der iberischen Halbinsel gehören, die wenigstens auch im restlichen Europa die Clubs und Hallen aufmischen. Geboten wird technisch auf höchstem Niveau gespielter Thrash Metal der Güteklasse A+. Das 1:10 Minuten kurze Intro "The Manhattan Project" bildet zugleich die erste und letzte Verschnaufpause auf dem gesamten Album, und das darin verwendete Ticken entspricht wahrlich dem Geräusch einer Zeitbombe kurz bevor sie hochgeht! Und so knallen einem die spanischen Thrasher unmittelbar danach ihre mit messerscharfen Riffs bewehrten Nackenbrecher mit chirurgischer Präzision dermassen schnell und heftig um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist! Dass Gebolze und technische Brillanz alleine noch nie gute Musik ausgemacht haben, wissen die Jungs aus dem südspanischen Albacete offensichtlich, denn bei aller Aggressivität kommen Melodie, Abwechslung und greifende Hooklines nicht zu kurz, was sich besonders in den immer wieder auftauchenden, zweistimmigen Gitarrensoli der Herren Álvarez und Izguierdo manifestiert. Letzterer ist auch für den durchaus variablen Gesang verantwortlich, der meistens irgendwo zwischen D. Mustaine auf Acid und Mille Petrozza–Gekeife angesiedelt ist. Als besonderes Schmankerl befindet sich auf der Erstpressung als Bonustrack eine heftige Interpretation des Maiden-Klassikers "Be Quick Or Be Dead", was ganz klar als Verneigung vor den Mitbegründern der NWOBHM zu verstehen ist. Sollte das Schicksal wirklich mal gerecht sein, müssen künftig alle Kugeln zu meinem Valentinstag, Erzfeinde und Maschinenköppe dieser Welt mit ernsthafter Konkurrenz rechnen. Im August/September dieses Jahres werden die Jungs zusammen mit Skeletonwitch und den Labelmates Warbringer den europäischen Kontinent beackern. Sie werten die momentane Situation als Chance ihres Lebens und sind dementsprechend hungrig, also nicht verpassen!
Mirko B.
Punkte: 9.0 von 10  
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SKILL IN VEINS – Skill In Veins
Avenue Of Allies Music
Vor allem von Skandinavien war in letzter Zeit oft zu lesen in Bezug auf Newcomer aus dem Hard Rock-Metier. Doch auch aus Bella Italia kamen und kommen immer wieder mal Perlen des Genres. Genauso eine ist Skill In Veins. Eigentlich begann die Story der Truppe ganz unauffällig: Youngster Andrea Lanza, Gitarrist und Songwriter, wollte seine Tracks professionell aufnehmen und wandte sich darum an Produzent Alessandro Del Vecchio, der auch schon mit Glen Hughes oder Ian Paice arbeitete und bei Bands wie Edge Of Forever, Eden's Curse, Axe oder Moonstone mitmischte. Der Mann war begeistert und machte darum Andrea mit einigen Musikern bekannt, um eine Band zu formieren. Am Schlagzeug sitzt nun Francesco Jovino, seit langem in Diensten von UDO, den Bass zupft Edge Of Forever-Member Nik Mazzucconi und das Mikro schwingt Markonee/Killer Klown-Sänger Gabriele Gozzi. Obwohl Skill In Veins somit eine konstruierte Band ist, merkt man davon überhaupt nichts, im Gegenteil, der Sound klingt wie aus einem Guss. Das liegt mit Sicherheit an den musikalischen Fähigkeiten der Beteiligten, Aber auch daran, dass sich die Musiker den geilen Songs von Andrea hingegeben haben. Ein weiterer Punkt ist wahrscheinlich das typisch italienische Easy Going, die südländische Lockerheit, kombiniert mit einer grossen Portion Coolness. Doch nebst Andrea, der eben nicht nur mit arschgeilen Songs, sondern auch mit wunderbaren Riffs glänzt, sticht vor allem Gabriele mit dreckigen Sleazy Vocals hervor. Mit Sleazy fällt nun auch das ultimative Stichwort. Vor allem Skid Row hätten ernsthafte Konkurrenz vor 20 Jahren gehabt. Doch auch heutzutage, in Zeiten, in denen Sleazy Rock wieder salonfähig ist, können Skill In Veins optimistisch in die Zukunft blicken. Im Moment ist die Band vielleicht noch ein Geheimtipp, doch dies wird sich mit grosser Wahrscheinlichkeit noch ändern.
Chris C.
Punkte: 9.0 von 10
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ENEMY OF THE SUN - Caedium
Massacre Records/Musikvertrieb
Morgens um fünf Uhr: Ein etwas älterer Punk mit arschlangen Dreadlocks hat das Bedürfnis, mit mir über Musik zu quatschen. Er: "Was ich am Metal schade finde, ist, dass es null Entwicklung gibt und seit 20 Jahren dasselbe gemacht wird." Ich versuche Gegensteuer zu geben, nenne Bands wie Mastodon, Porcupine Tree oder Pain Of Salvation. Es ist zwecklos, und ich entscheide mich, den Heimweg anzutreten. Enemy Of The Sun aus Deutschland sind eine Band, welche ohne Weiteres auch in dieser Reihe hätte genannt werden können. "Caedium" nämlich, das zweite Langeisen der Truppe um Mainman Waldemar Sorychta (Ex-Despair, Ex-Grip Inc.) ist ein Vorzeigestück an Abwechslung, Innovation und der viel zu seltenen Tugend, über den Tellerrand schauen zu können. Grundlage für das moderne Metalexperiment sind wie schon auf dem Vorgänger "Shadows" kernige Thrash-Riffs, welche von Sorychta natürlich in ihrer vollen Breite und Gewalt in Szene gesetzt wurden, weiss er doch nicht nur die Klampfe, sondern auch das Mischpult (u.a. Moonspell, Lacuna Coil, Sentenced) zu bedienen. Dazu das unmenschlich tighte Double Base-Dauerlaufen von Drummer Daniel Zemann und die mal growlende, mal shoutende, mal keifende und mal treffsicher poppig bzw. dramatisch singende Stimme des Finnen Jules Näveri, und hochexplosiven musikalischen Versuchen steht nichts mehr im Wege. Keine Sound-Zutat ist dabei vor den Deutschen sicher: Eingängige Ami-Rock-Teile gibt's bei "Another End Of The Rainbow", proppig à la Pain Of Salvation wird's in "The Golden Horizon", das völlig irre und gleichzeitig catchige "I Am One" wartet mit verspielten Latino-Teilen und Santana-Gitarre auf, die Riffwände von "Chasing The Dragon" werden von debilen Ukulelen unterbrochen, das "Ticket" ist mit spacigen Fusionparts angereichert und erinnert nicht wenig an System Of A Down, in "Paradigm" macht man einen auf dicke Kick-Ass-Hose, ohne das Proggen zu vergessen, und "The Power Of Mankind" kann sogar mit bombastischen Elementen glänzen. Was in Worten klingen mag wie ein richtungsloses Gezocke schafft es dabei in Klang und Ton, zu einem grossen Ganzen zu verschmelzen, das zwar nicht immer hängen bleibt, dafür während dem Hören umso mehr gefällt. Auch wenn zugegeben werden muss, dass vieles unter dem Banner Metal nicht gerade einen Innovationspreis verdient hat, Enemy Of The Sun sind der Beweis dafür, dass es auch irrwitzig anders geht.
Kissi
Punkte: 8.9 von 10
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GALAR – Til Alle Heimsens Endar
Karisma Records/Irascible
Norwegische Black Metal Bands haben es in der heutigen Zeit nicht mehr so leicht, einen Sound zu präsentieren, der nicht schon jeder gehört hat. Als Galar mit ihrem Debutalbum "Skogskvad" einen Beitrag an die schwarze Gemeinde abgab, war ich mehr als begeistert, denn die junge Band, kam abwechslungsreich, frisch und voller Ideen daher. Jetzt vier lange Jahre später kommt "Til Alle Heimsens Endar", der zweite Streich der Norweger. Galar ist ein Duo (plus einen Session-Drummer), beide Hauptakteure singen, der eine clean, der andere growlt bzw. screamt. Auch alle Instrumente, bis auf das Schlagzeug, wurden von Slagmark und Fornjot eingespielt. Bis zum Ende aller Welten, so der deutsche Titel des Werks, zeigt wunderschön, wie sich eine Band im Verlaufe eines Reifeprozesses verändert und verbessert. Vor allem an den Gitarrenmelodien wurde geschliffen, und auch die Clean-Vocals erreichen schon beinahe Vintersorg-Niveau. Die folkloristischen Anteile sind auch hier mit drauf und entführen den Hörer in mystische Welten. Was Galar so einzigartig macht? Ihre Art, die Folkpassagen zu fabrizieren, ist wohl eine Seltenheit, wenn nicht sogar tatsächlich eine Einzigartigkeit in der Black Metal-Szene. Kontrabass, Violine, Cello, Fagott und etliche andere klassische Instrumene wurden mit eingebracht und ergeben im Gesamtwerk ein sehr schönes Klangbild. "Til Alle Heimsens Endar" ist spannend bis zur letzen Sekunde, mal schnell, mal langsam, dann wieder brachial, dann wieder fabelhaft schön und plötzlich zerbrechlich, emotional und verträumt. Ein unglaublich vielseitiges Album ist den Norwegern hier gelungen, ein Werk, das in der Black Metal-Szene sicherlich für Aufsehen sorgen wird, aber ihren Platz wohl in der heidnischen Gemeinde finden wird. Falkenbach- und Vintersorg-Einflüsse sind auch hier wieder herauszuhören, aber im Endeffekt spielen Galar Black Metal mit klassischer Folklore, und genau das machen sie "Til Alle Heimsens Endar" verdammt gut, und basta.
Yannick S.
Punkte: 8.8 von 10
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DINNER AUF URANOS – 50 Sommer - 50 Winter
Grau Records
2008 wurde mit "Sequenzen einer Wanderung" das letzte Nocte Obducta-Album veröffentlicht, und viele Fans, mich eingenommen, trauern der Band heute noch nach. Dinner auf Uranos ist der offizielle Nachfolger von Nocte Obducta! Freude herrscht! Bereits das letzte Werk von Nocte Obducta war nicht mehr dem Schwarzmetall zuzurechnen, aber mit Dinner auf Uranos geht man noch einen Schritt weiter, obwohl ein wichtiger Bestandteil, zum Glück, beibehalten wurde: Der Gesang und die Texte sind noch immer genauso genial wie früher. Musikalisch setzt man auf Progressivität und Rock, auch die typische Atmosphäre spielt auf "50 Sommer - 50 Winter" eine sehr wichtige Rolle. Dinner auf Uranos sind psychedelisch, und trotzdem beruhigend, gewaltig in ihrem Schaffen und dringen bis in die tiefste Faser des Körpers ein. Das Problem: Man muss sich darauf einlassen können. Die Jungs machen es dem Hörer nicht immer leicht, denn was verstörend daherkommt, kann nur schwierig verdaut werden. Die Post Rock- und Ambient-Passagen sind vor allem im Aufbau bzw. Abgang sehr wichtig für den Gesamteindruck. Unheimlich und melancholisch sind bloss zwei Adjektive, die "50 Sommer - 50 Winter" beinhalten. Das Debütwerk bietet so viel, an dem sich der Hörer erfreuen kann. Trotzdem ist die Musik nicht jedermanns Sache, da sie einfach anders ist. Schwermütig und märchenhaft erzählen sie ihre Geschichten und ertrinken in den eigenen Gedanken, so dass es manchmal schwer fällt, nicht den Faden zu verlieren. Dinner auf Uranos können aber auch härter, sie bauen mit wunderbaren Gitarrenwänden auf und beglücken den Hörer mit Dynamik und Spannung und etlichen Details aus dem Ambientbereich. Dieses Werk strotz nur vor Liebe für das Detail und Experimentierfreude, und genau da kommt auch der einzige Negativpunkt: Es wird ab und an zu viel versucht, und man kommt als Hörer nur schwer zurecht. Trotzdem ist "50 Sommer - 50 Winter" für offene Ohren ein gewaltiges Musikerlebnis, das zum Träumen bewegt und keinen Träumer kalt lässt.
Yannick S.
Punkte: 8.7 von 10
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TRIOSPHERE – The Road Less Travelled
AFM Records/Musikvertrieb
Die norwegischen Power/Rock/Prog Metaller mit ihrer sympathischen wie stimmfesten Sägerin Ida Haukland brachten 2006 ihr vielbeachtetes Debüt «Onwards» heraus. Trotz etwas sperrigen Strukturen eröffnet sich einem der Sound der Nordländer mit der Zeit immer mehr. Auch live konnte die junge, 2004 gegründete Band bisher immer überzeugen und so war die Freude nun gross, dass nach vier Jahren Wartezeit endlich der Nachfolger mit dem Titel «The Road Less Travelled» den nächsten Angriff auf Lauschklappen startet. Was gleich mal optisch auffällt, ist das ansprechende, gut gelungene Cover-Artwork, das sehr treffend ausgefallen ist. Neu sind diesmal ein eher langes, sofort Spannung aufbauendes Intro zu Beginn (inklusive überraschendem Blastspeed Drum-Part) und ein (noch längeres, eher unnötiges) Outro am Schluss. Dazwischen befinden sich insgesamt neun Songs. Der Opener «Driven» ist von der Machart her ähnlich gehalten wie beim Vorgänger und geht schon ordentlich zur Sache. Ida zeigt zudem gleich auf, dass sie wirklich über eine tolle Stimme verfügt und notabene auch ganz töfte Bass spielen kann. Mehr in die Richtung knackiger Hardrock mit etwas metallischer Schlagseite geht nachfolgend «Human Condition», das mir auf Anhieb gut gefällt, besonders die Gitarrenarbeit von Marius Silver Bergesen und T.O. Byberg. Diese ist bei «Death Of Dane Doe» noch eindrücklicher und was Schlagzeuger Ørjan Aare Jørgensen hier mit seiner Bass-Drum anstellt, ist definitiv klasse! Als sowas wie eine Art harte Dreiviertel-Ballade (aha - hoppla!) geht dann «Marionette» durch, wo Ida's Stimme melodieführend im Vordergrund steht und ein ruhiger Zwischenpart für die nötige Abwechslung sorgt. Die hier verwendeten Keyboards und auch die Pianoklänge zum Schluss dürften live mit Sicherheit ab Band kommen. Der Titeltrack offenbart schliesslich die typische Mischung von Triosphere zwischen Hardrock und Metal, was, zusammen mit Ida's Gesang getrost als Markenzeichen der Band bezeichnet werden kann. Ein Streicher-Part plus Piano-Klänge eröffnen «The Anger And The Silent Remorse», wo man nebst dem geil röhrenden Bass auch tiefer angesetzten Lead-Gesang zu hören bekommt, bevor wieder die gewohnte Stimmlage eingenommen wird. Mehr als einmal werde ich dabei an die Amerikanerin Fiona Flanagan erinnert, die anfangs der 90er ihre (poprockige) Blütezeit hatte. Auch hier sind wieder, mit etwas leichten Bombast- und Prog-Anleihen, raumfüllende Key-Sounds zu hören, die auf der Bühne ziemlich sicher nicht von einem Musiker bedient werden. Auch der mehrstimmige Gesang der CD muss live ergänzt werden, um nicht zu dünn rüber zu kommen. Wobei mna dünn eigentlich nicht gelten lassen kann, denn die blonde Sängerin ist mit ausreichend Talent gesegnet. Insgesamt gefallen mir beim zweiten Album die hardrockig und melodisch ausgerichteten Songs besser als das mitunter ziemlich harte Geprügel. Technisch fehlt es aber an gar nix und nur der etwas fehlende Hitfaktor mit dem berühmten Killer-Track verhindert die Höchstwertung.
Rockslave
Punkte: 8.7 von 10
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DEW-SCENTED - Invocation
Metal Blade/Musikvertrieb
Nach einem instrumentalen Intro mit Akustik- und majestätisch verzerrten Gitarren geht's auch sofort zur Sache. "Never change a winning team" oder "some things never change" passt da wohl am Besten angesichts der Tatsache, dass dies schon das achte Album von Dew-Scented ist, welche ihr Ding schon seit 1992 mit Beständigkeit und Hingabe durchziehen. Vom letzten Line Up sind nur noch Sänger Leif Jensen und Bassist Alexander Pah übrig geblieben. Aber auch mit dem neuen Personal bahnt sich die Band auf durchwegs sehr hohem musikalischen Niveau ihren Weg durch die 12 neuen, brutalen Thrashkracher. Fiese Vocals, grossartige Gitarrenläufe, die typischen Double Base-Attacken sowie Blast Beats erwarten den Genreliebhaber. Dennoch gibt es auch kleine Veränderungen zu vermerken. Abgesehen von den unablässigen und unbarmherzigen Knüppelorgien findet man auch tolle Melodien ("Totem", "Arise From Decay") und an Lamb Of God angelehnten Sprechgesang wie bei "Artificial Life". Weiterentwicklung auch nach so vielen Jahren ist also offensichtlich doch möglich. Andere Bands schaffen dies oft nicht. Dew-Scented beweisen hier abermals ihre Klasse und liefern hier wieder einmal einen Knaller ab. Weitere Anspieltipps: "Torn To Shreds", "A Critical Mass".
Ralf W.G.
Punkte: 8.5 von 10
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GRAND MAGUS – Hammer Of The North
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Ich kann mich noch vorzüglichst an meine erste Begegnung mit Grand Magus erinnern: Die Spiritual Beggars waren mir schon eine Weile mehr als nur ein Begriff, doch das Seitenprojekt des Fronters Janne 'JB' Christoffersson liess mich bis anhin kalt – purer Zufall liess mich die Scheibe "Iron Will" (2008) in den CD-Player im Plattenladen meines Vertrauens schmeissen. Der Effekt war dabei mehr als nur überzeugend, das kantige Trio aus dem hohen Norden wusste mit groben Mitteln zu überzeugen. Bei genauer Betrachtung lässt sich dabei zwischen den vier bisher erschienenen Alben jeweils eine beachtliche Entwicklung konstatieren, der Neuling "Hammer Of The North" macht da keine Ausnahme: Huldigten Grand Magus etwa auf dem Zweitling "Monument" (2003) noch offensichtlich dem Doom, so hat mittlerweile der klassische Metal Einzug gehalten, und gesellt sich äusserst passabel zu den Stoner-Grooves. Rein mal so über den Daumen geschätzt, ist die Hitdichte seit dem erwähnten "Iron Will" zwar etwas zurückgegangen, der Qualität der dargebotenen Musik tut das aber keinen Abbruch – JB, Fox (Bass/Gesang) und Seb (Drums) holen immer noch in bester nordischer Manier das Maximum an Schweiss und Blut aus ihren Instrumenten raus, um das Ganze mit auf den Punkt gebrachten Gesangslinien abzuschmecken. Der Opener "I, The Jury" geht gleich in die Vollen und präsentiert die Formation in alter Stärke, während "Black Sails" den Groove gross anrührt, "Northern Star" die Quintessenz sämtlicher Heavy Metal-Einflüsse selbst verkörpert, und schlussendlich "Ravens Guide Our Way" die Platte episch abschliesst - eine Rückkehr, wie man sie sich nicht stärker hätte wünsche können. Grand Magus verpassen der Metalszene mit "Hammer Of The North" einen erneuten Faustschlag in die Magengrube - schaffen es andere Formationen vielleicht knapp an die Kompositionsqualität dieser Band heran, so heben sich Grand Magus durch JB's sensationelle Gesangskünste um das Quäntchen Identität hervor und schaffen erneut den Sprung in die vorderen Ränge. Viva el Heavy Metal!
El Muerte
Punkte: 8.5 von 10
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LEGION OF THE DAMNED - Slaughtering... (Live, CDs + DVD)
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Legion der Verdammten bringt ihre neue Schlachtplatte unters Death Metal Publikum. Eine Triple Live-CD und DVD. Schön auf gemacht im Pappcover inkl. tollem Booklet mit Fotos der Band in blutrünstigen Posen. Die aus Occult hervorgegangene Combo aus den Niederlanden brauche ich wohl keinem Fan der härteren Gangart mehr vorzustellen. Seit ihrem Namenswechsel und ihrem ersten Longplayer "Malevolent Rapture" sind sie auf einem schon fast unheimlichen Höhenflug. Sie spielen mit den ganz Grossen auf den Megafestivals. Auch im Alleingang füllen sie die Hallen. Ihr sehr mit Thrash angehauchtem Todesblei begeistert die Massen. Mit Veröffentlichung von "Slaughtering..." enterten sie sogar die Media Control Music DVD-Charts. Was heisst enterten, sie stiegen gleich auf den Thron und liessen sogar AC/DC hinter sich. Wenn das mal kein gutes Omen ist? Auf der Audio-CD ist ihr, zwar leicht verkürzter, Auftritt vom letztjährigen Summerbreeze Festival enthalten, auf welchem sie alles in Schutt und Asche legten. Dazu kommt noch der Auftritt auf dem 2007er Bamberg Winterbreath Festival. Dort war das Ganze etwas kleiner gehalten, aber man fühlt die Energie und die Zerstörungskraft eines Auftritts von Legion Of The Damned durch die Mattscheibe hindurch. Die beiden DVDs sind mit 146 Min. resp. 163 Min. auch randvoll gepackt mit Goodies. Auf der ersten befindet sich erneut der Summerbreeze-Auftritt, diesmal einfach mit Bild. Der zweite Gig ist dann ein Mitschnitt von 2009, und zwar vom Thrash Assault Festival. Auch hier volle Power voraus. Die Jungs versprühen live eine so unheimliche Energie und Kraft, dass es einen einfach umhaut. Was Death Metal-Fans Deicide oder Bolt Thrower sind, ist den Death-Thrashern Legion Of The Damned. Als zusätzliches Schmankerl ist noch der Videomitschnitt vom Fanday 2009 in den Rehearsal-Lokalitäten der Jungs zu sehen. Auch das muss ein gutes Event für die Fans, die eingeladen waren, gewesen sein. DVD Nummer 2 startet mit dem Auftritt auf dem Party.San Open Air 2008. Auch dieser ist im Vergleich zum Summerbreeze eher kleiner und roher. Aber auch hier das gleiche Ergebnis: Die Hölle öffnet ihre Türen. Abgerundet wird das Ganze durch alle Videos, welche die Band veröffentlicht hat. Das Behind The Scenes-Material beinhaltet Videos, auf welchen der Zuschauer die Jungs privat, Backstage oder wie auch immer sehen kann. Über die ganzen zwei Silberlinge ist Sänger Maurice für die Kommentare zuständig. Er hat die DVDs auch selber veredelt und zusammengestellt. Klar, so Live-Dokumente sind nicht jedermanns Sache. Dennoch kann ich dieses Triple-Teil nur jedem Fan wärmstens ans Herz legen. 380 Minuten mit den "Sons Of The Jackal", ein Muss für jeden Death Metal Liebhaber.
André G.
Punkte: keine Wertung
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MASS - Sea Of Black
Escape Music/Non Stop Music
Satte 30 Jahre zurück reicht die Bandgeschichte von Mass. Im Jahr 1980 wurde die Truppe in Boston gegründet. Im Laufe der Zeit haben die Herren Louis D'Augusta (Vocals), Gene D'Itria (Guitar), Michael Palumbo (Bass) und Joey Vadala (Drums) mit diversen illusteren Bands zusammen gespielt. Unter anderem eröffnete man für Hanoi Rocks, Molly Hatchet, Winger, Stryper, Cheap Trick, Girlschool und sogar The Ramones. Auf der Habenseite können Mass aber noch mehr verbuchen. In den 80ern fabrizierten die Jungs vier Alben, die sich über 100'000 mal verkaufen liessen. Die Single "Do You Love Me" schaffte es bis in die Billboard Charts, das dazugehörige Video wurde regelmässig auf MTV gespielt. Ende der 80er bis zum Comeback-Album "Crack Of Dawn" 2007 war es still um die Truppe. Was die Band in dieser Zeit trieb, wird im Labelinfoblatt neutral ausgedrückt mit "Mass arbeiteten kontinuierlich, um sich selber zu verbessern". Was auch immer das bedeuten mag. Jedenfalls erschien vor drei Jahren endlich wieder ein Lebenszeichen der Amerikaner, erstklassig produziert vom Schweden Martin Kronlund. Auch "Sea Of Black" wurde druckvoll von M. Kronlund in Szene gesetzt. Doch dies ist bei weitem nicht das Einzige, was das Album zu einem kleinen Highlight macht. Eigentlich verständlich, dass die Band musikalisch in den 80ern zu Hause ist. Melodic wird zwar gross geschrieben, trotzdem driftet man so gut wie nie in langweilige AOR-Gefilde ab. Vielmehr bleibt man bei vielseitigem Hard Rock. Vielseitig bedeutet, die Herren lassen ab und zu akustische Klänge einfliessen, um umgehend wieder mit harten Riffs zu kontern. Nicht zuletzt durch die prägnanten Vocals von Mr. D'Augusta wird man immer mal wieder an Tony Harnell und TNT erinnert. Auch die Qualität der Tracks muss sich nicht hinter der der Norweger verstecken. Zwar ist nicht jeder Song ein potenzieller Hit, doch auf "Sea Of Black" sind zuhauf Tracks mit coolen Melodien und starken Refrains zu finden. Ausser einem kurzen Instrumental lassen sich auf der Scheibe auch keine Ausfälle ausmachen. Mass sind mit Sicherheit eine Band, die man im Auge behalten muss.
Chris C.
Punkte: 8.5 von 10
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CORRUPTION – Bourbon River Bank
Mystic Production
Polen macht nicht nur guten Wodka, sondern auch ordentlichen Stoner Rock. Dies natürlich unter dem Namen Corruption. Das mittlerweile sechste Album, "Bourbon River Bank", verspricht, was es sagt. Jungs und Mädels, die auf Bier, Whiskey, Cowboy-Boots, Staub und dickbäuchige-bärtige Männer stehen, sind hier genau richtig. Corruption sind schon lange im Geschäft. Das erste Lebenszeichen kam 1991. In den letzten knapp 20 Jahren haben Sie sich vor allem in ihrer Heimat einen guten Namen gemacht. Hierzulande sind sie hauptsächlich durch ihren zweiten Platz beim Wacken Metal Battle 2007 in Erscheinung getreten. "Bourbon River Bank" beginnt recht ungewohnt. "Beelzeboos" – geiles Wortspiel – beginnt akustisch, und es kommen auch Mundharmonika und Maultrommeln zum Zuge. Danach werden aber schnell die Stromgitarren ausgepackt und richtig losgerockt. Vor allem Songs wie "Hell Yeah!" oder "Engines" hauen mächtig rein. Extrem auffällig ist der Gesang: Schon nach kurzer Zeit kam mir Mister James Hetfield als Vorstadt-Alkoholiker in den Sinn. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Die Jungs trinken wohl das gleiche Gesöff. Alles in allem ist "Bourbon River Bank" ein wirklich gutes Stoner-Rock Album. Die Jungs verbreiten Spass, und darum geht es. Also reinhören, Bier auf und Bauch raus. Let's Rock!
Timo K.
Punkte: 8.5 von 10
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DISBELIEF – Heal!
Massacre Records/Musikvertrieb
In gewohnt anspruchsvoller Manier (minus dem grenzwertigen Cover) brillieren Disbelief einmal mehr in ihrer ganz eigenen, unverwechselbaren Extrem-Metal-Nische und gratulieren sich damit quasi selbst zum 20-jährigen Bandbestehen (Heavy Birthday, übrigens!). Zwar sind 'nur' vier neue Eigenkompositionen vertreten, diese werden aber ergänzt um drei arschgeil adaptierte Coverversionen ("Welcome Home"- King Diamond, "Red Sharks"- Crimson Glory, "Love Like Blood"- Killing Joke) und einer Neuinterpretation des Titeltracks ihres 2002er-Albums "Shine". Beim Kauf über den Handel sollte der Scheibe auch noch eine Live-DVD vom 2009er Walpurgis Metal Days-Auftritt beiliegen, unter dem Strich also immer noch mehr als genug 'value for money'. Musikalisch sind sich Disbelief ihren warmen Sounds treu geblieben und haben ihre Trademarks höchstens noch ein bischen verfeinert. Die Rhythmustruppe drückt und groovt anspruchsvoll von hinten, die Gitarren liefern Soundwände von beiden Seiten und Sänger Jagger füllt mit seinem von derbstem Brüllen bis tiefster Melancholie variierenden Organ sämtliche noch existierende Löcher aus. Sowohl Songs wie Texte sind gewohnt intelligent und atmen aus jeder Pore Herzblut. Disbelief kreieren einmal mehr Musik, die berührt und nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit dem Herzen gehört werden soll. "Heal!" verkörpert für mich schlussendlich zwar nicht den Zenit ihres Schaffens, ist aber in seiner warmen, nicht unangenehm bedrückenden Gesamtheit der Konkurrenz nach wie vor mehr als nur einen Schritt voraus, tolle Scheibe.
Hardy
Punkte: 8.5 von 10
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JUDAS PRIEST -
British Steel - 30th Anniversary (2 CDs + DVD) (Re-Release)
Columbia/Sony Music
Jeder Metal-Head hat seine Lieblingsscheiben. Ganz nach dem eigenen Geschmack. Allerdings gibt es auch Platten, an denen niemand vorbei kommt. Sogenannte Klassiker, die jeder kennt und als gut behüteter Schatz in seinem Regal stehen hat. Dazu gehören sicherlich Iron Maiden mit "The Number Of The Beast", AC/DC mit "Back In Black" und Judas Priest mit "British Steel". Genau dieses Werk wurde nun remastered wiederveröffentlicht und bietet mit den unsterblichen Evergreens "Breaking The Law", "Grinder", "Living After Midnight" und der Heiligsalbung der Briten, "Metal Gods", Material, das jeder kennt und jeder liebt. Noch heute gehören diese Tracks zum absoluten Pflichtteil einer Judas Priest-Show. Würden die Engländer "Breaking The Law" oder "Metal Gods" aus der Setliste kicken, würde das Quintett auf der Bühne geteert, gefedert und gevierteilt. Sänger Rob Halford, die Dreifaltigkeit der Gitarrenduos K.K. Downing und Glenn Tipton sowie Bassist Ian Hill und der damalige Schlagzeuger Dave Holland gehörten mit dem britischen Stahl zur Speerspitze der New Wave Of British Heavy Metal - dies, obschon die Jungs schon vorher fünf Alben veröffentlichten. Neben den remastereten Songs findet auch das am 17. August 2009 in Hollywood aufgenommene Konzert den Weg in diese schmucke Box. Neben dem komplett gespielten "British Steel"-Album runden "The Ripper", "Hell Patrol", "Victim Of Changes", "Freewheel Burning", "Diamonds And Rust" und "You've Got Another Thing Comin'" die Live-CD und -DVD ab. Der Bildträger wird mit einem dreissig Minuten langen Making Of ergänzt. Lästermäuler werden sich jetzt wahrscheinlich wieder über die Gesangsleistung von Rob auslassen. Aber der 59-jährige macht seine Sache mehr als nur gut. Und dass er in diesem Alter kaum mehr so schreien kann wie mit knapp 30 Jahren sollte wohl jedem klar sein. Fazit: Diese Box ist eine Lehrstunde in Sachen Metal, bietet Hits am Laufband und zeigt ein Album, das ganz einfach Geschichte geschrieben und den Werdegang des Metal nachhaltig beeinflusst hat.
Tinu
Punkte: keine Wertung
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DOLLHOUSE – Rock’n’Roll Revival
Electro Church Records
Dollhouse sind gewissermassen die Schützlinge von Michael Davis, seines Zeichens Bassist der legendären MC5. "What the MC5 wished we could sound like. Maybe the fact that we didn't grow up in the 1990s in a small town in Sweden was the problem." Dieses Zitat steuert er auf der Homepage von Dollhouse bei. Somit weiss man sofort, wo man Dollhouse einordnen kann. Wäre diese Band in den späten 60ern und 70ern unterwegs gewesen, wäre sie zwischen Janis Joplin, Jimi Hendrix, Led Zeppelin, frühen Deep Purple und den Blues Brothers untergegangen, denn an diese Grössen kommen sie nicht heran (wie auch?). Da sie allerdings erst seit etwa 10 Jahren ihr Unwesen treiben, stechen sie doch sehr aus der Masse hervor. Auch mit ihrem dritten Full Lenght Album „Rock’n’Roll Revival“ bleiben sie sowohl song- als auch sound-technisch dem Rock / Soul / Blues aus der Zeit, in der ihre Eltern noch jung waren, treu. Dollhouse ist sicher keine Band für den Hard Rock Anhänger, der Angst vor dem Blick über den Tellerrand hat. Diejenigen Musikfans, die ihre Augen jedoch in alle Richtungen offen haben, werden ihre helle Freude an „Rock’n’Roll Revival“ haben. Der Opener „Free Your Soul To The Music“ betitelt dies auch treffend. Wenn auch der Sound anfänglich für die heutige Zeit etwas schräg einfährt, so gewöhnt man sich spätestens nach dem dritten oder vierten Song daran, und findet mit jedem Mal Hören mehr Gefallen an der Platte und Sympathie für die Band. Sämtliche Songs sind durchwegs mit viel Seele, Leidenschaft und Liebe zum Detail (Gospelchöre, exzessiver Schellenkranz-Einsatz) arrangiert, gespielt und gesungen. Da steckt wirklich Substanz dahinter. Songs wie „Hold On Together“, „Gotta Move On“, „Still Got Soul“ oder „Oh My Love“ überzeugen mit einer groovigen Leichtigkeit, wie sie schon länger keine Band mehr zustande gebracht hat. „Sittin’ In This Room“, „Last Night“ und der Bonustrack „Oh My People“ entführen uns auf einen Trip zurück in experimentierfreudigere Zeiten. Einen kleinen Schwachpunkt hat das Album trotzdem: Auch wenn alle Stücke leicht und angenehm zu hören sind, ein richtiger Hit findet sich nicht drauf. Ausserdem ist es mit gerade mal 30 Minuten Spielzeit viel zu schnell vorbei. Zum Schluss möchte ich noch ein Fazit für alle Verschwörungstheoretiker da draussen aufstellen: Janis Joplin ist nicht tot. Sie hat sich nur einer Geschlechtsumwandlung und ein bisschen verjüngender plastischer Chirurgie unterzogen, ist nach Schweden gezügelt und macht jetzt unter dem Namen Chris Winter wieder Musik.
Joey Roxx
Punkte: 8.5 von 10
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DAWNLESS – When Hope Remains (Re-Release)
Metalville/Musikvertrieb
Eine Überraschung aus dem Kanton Wallis! Dawnless präsentieren sich auf "When Hope Remains" verdammt stark. Dabei handelt es sich nicht mal um ein neues Album, sondern um das gleichnamige Werk von 2008, das lediglich nochmals neu abgemischt wurde. Dafür haben Dawnless auf das goldene Händchen von Tommy Vetterli zurück gegriffen. Die Produktion gibt dem teuren Zusatzschritt nun recht. Denn "When Hope Remains" knallt ohne Ende. Die grandiose musikalische Qualität dieses Albums wird aber wohl bereits bei der ursprünglichen Version hörbar gewesen sein. Denn Dawnless spielen eine selten gehörte Mischung aus Prog, Melodic, Symphonic, Heavy und Death Metal. Scheuklappen sind hier fehl am Platz. Dabei mixen die Walliser die Stile nicht einfach so durcheinander, sondern setzen die jeweiligen Elemente gezielt und sparsam ein. Dadurch entsteht ein harmonisches Ganzes, bei dem man auch als 'Gekeife-Nichtfreund' fröhlich mitwippen kann. Dawnless haben ihre eigene Identität gefunden. Und wenn bei der Hymne "Beyond Words" kurzzeitig auch bei Savatage abgeguckt wird, bestätigt das den starken Eindruck mehr, als dass es ihn stört. Dazu passt, dass Dawnless-Sänger Betrand eine ähnlich unreine Stimme wie Jon Oliva hat. Besonders in den hohen Lagen wirkt sie dünn und an den Grenzen ihrer Belastbarkeit. Dies schadet der Scheibe nicht, sondern wirkt charmant, leidenschaftlich und eindrücklich. "When Hope Remains" ist ein ausgereiftes Werk, welches Beachtung verdient. Bleibt zu hoffen, dass der Band mit diesem Re-Release auch im deutsch-sprachigen Raum die nötige Beachtung geschenkt wird. Mit dem von Grave Digger-Sänger Chris Boltendahl gegründeten deutschen Label Flying Dolphin Entertainment im Rücken stehen die Chancen dazu nicht so schlecht.
Roger W.
Punkte: keine Wertung
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ZODIAC ASS - A Moment Of Human Ignorance
Twilight/
Non Stop Music
Die Östereicher von Zodiac Ass bringen hier ihren zweiten Longplayer nach ihrem Debut von 2006, das den Kultigen Titel "Lefthandmasturbator" dazumals trug, auf den Markt. Das neue Werk ist dann auch was für den harten Kern der Thrasher, die es gerne haben, dass man geile Riffs bringt, mehrheitlich zweistimmig, und einen sauber produzierten Sound, der 80er-mässig angehaucht ist, aber viele gute, neue, moderne Elemente aufweisen kann. Bei den Vocals schielt man Richtung alte Sepultura, was den Schreiber dieser Zeilen richtiggehend entzückt, und auch bei den langsameren Passagen, die dann auch einen Groove an den Tag legen wie anno dazumals die Brasilianer von eben besagten Sepultura. Instrumentalisch ist man für die Sparte Thrash Metal gut bestückt, und auch die Songarrangements können sich hören lassen. Also eigentlich sind alle vorausetzungen da für eine Top-Platte, wenn da vielleicht der eine oder andere Song ein Spürchen mehr Abwechslung bringen würde wäre man vorne dabei. Aber auch so ist man immer noch besser als das Gros der aktuellen Thrasherliga, und ich würde meinen, man kann den Daumen nach oben tun und den Jungs gratulieren für eine Scheibe, die den anspruchsvollen Thashern richtiggehend warm ums Herz werden lässt.
Daniel J.
Punkte: 8.3 von 10
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PRIMAL FEAR - Live In The USA (CD)
Frontiers Records/Musikvertrieb
Vor 20 bis fast 40 Jahren (!) waren Live-Alben eigentlich eine nicht so alltägliche Sache und wurden von den Fans jeweils heiss ersehnt. Da die Qualität der Bootlegs früher stark varierte, war der passionierte Sammler (wie meine Wenigkeit) auf jeden Fall ein potenzieller Käufer einer offiziellen Veröffentlichung. Heute im Zeitalter von digitalen und inzwischen erschwinglichen Spitzengeräten, werden vermehrt Privat-Aufnahmen von unzähligen Konzerten generiert, die sofort auf File-Sharing Portalen landen. Trotzdem kann sich authentisches Live-Material zumindest jetzt noch ein Quäntchen vom immer kleiner werdenden Tonträger-Kuchen abschneiden. Das bedingt aber, dass das Produkt einwandfrei daher kommt. Das war 2003 bei der wertigen DVD/CD «The History Of Fear» schon der Fall und gilt auch für das aktuelle DVD/CD Package «16.6 - All Over The World». Die DVD enthält im Wesentlichen den letzten Auftritt im Pratteler Z7, was uns Schweizer natürlich freut und gleichzeitig ehrt. Wie es der Titel schon andeutet, wurde aber noch weiteres Tourmaterial aus den USA, Brasilien und Japan verwendet. Der Fokus dieser Review liegt jedoch bei der separaten Live-CD, die Aufnahmen der letzten US-Tour aus Los Angeles, New York und Atlanta enthält. Die ausgewählten 13 Songs (plus ein Intro) decken eigentlich die ganze Bandbreite von Primal Fear ab. Das geht über frühe Nackenbrecher wie das unverwüstliche «Battalions Of Hate» bis hin zum Midtempo-Monster «Six Times Dead (16.6)» von der aktuellen Studio-Scheibe. Dazwischen gibt es aber auch etwas gemässigtere wie ausgesprochen melodische Klänge der Sorte «Fighting The Darkness» oder «Hands Of Time», wo Frontmann Ralf Scheepers seine ganze Klasse ausspielen kann und beweist, dass er längst viel mehr drauf hat, als nur als deutschter Rob Halford (Judas Priest) durch zu gehen. Doch Primal Fear überzeugen in erster Linie als kompakte Band, und die ist nach einigen (Rein-/Raus-) Wechseln offensichtlich zur Ruhe gekommen. Dennoch figuriert seit Sommer 2009 mit dem ehemaligen Member und Axeman Alex Beyrodt (Silent Force & Voodoo Circle) ein Gast im Lineup, denn der etatmässige Klampfer Magnus Karlsson wurde in der Zwischenzeit Vater von Zwillingen. Nun ist der Schwede soeben wieder in den Kreis seiner Kollegen zurück gekehrt und dass jetzt halt Master Beyrodt die Credits für diesen Release für sich beanspruchen kann, wird dieser ihm sicher nicht nachtragen. Ohne jetzt die DVD gesehen zu haben, lässt sich über die «Live In The USA» CD nichts Negatives sagen, ausser dass es kein komplettes Konzert ist. Fans der deutschen Metal-Institution können hier aber auf jeden Fall blind zugreifen, denn wie es einer der auch gespielten Songs kaum treffender ausdrücken könnte: «Metal Is Forever»!
Rockslave
Punkte: keine Wertung
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BLACK SPACE RIDERS – Black Space Riders<
Sound Guerilla
Sternzeit 44021,3: Wir nähern uns der Sonne. 215 Lichtjahre entfernt begegnet uns ein unbekanntes Flugobjekt. Wir nehmen Kontakt auf. Black Space Riders nennt sich das germanische Kleinraumschiff vom trockenen Planeten Stoner Rock. Geladen hat man das selbstbetitelte Debut, ein interstellares Langeisen der verdrogt groovenden Sorte. Ohne Warnung wird mit "Spacebomb" gleich ein Space Rock-Geschoss der Sorte Monster Magnet auf uns losgelassen, dass der Kopf nur so wackelt. Orbitale Nebelschwaden verschleiern bei "Black Pt. I: Blackspacing" die Sicht, bevor mit "Black Pt. II: Space Is Black" die schleppenden, an Black Sabbath erinnernden Lava-Eruptionen der Sonne zu sehen ist. Der Bass von Navigator SAQ wummert, das Gitarrensolo von Steuermann SLI verliert sich im All, bevor das Schiff mit dem ruppig, straighten und eingängigen "Stoned Bikers In Space" eine ordentliche Breitseite loslässt. Zu "Hide From The Spacelight" geht es zuerst schnurstracks voran, doch grüne Gase öffnen ein Wurmloch und wir werden in die bewusstseinserweiterten 70er zurückversetzt. Dort umherirrend stossen wir auf das "Black Book Of Cosmic Salvation" und der "Black Space Messiah" erscheint uns auf galoppierendem Alien-Pferde und verkündet seine zwischen Doom und Stoner schwebende, von Captain JE entrückt vorgetragene Weltenpsalme. Dessen Stimme wechselt übrigens zwischen knarzendem Maschinenraumgeratter und leierndem Sonarraunen. Immer noch hypnotisiert kollidieren wir heftig mit dem "Voodoo Spaceship", ein kurzes, aber rabiates Kick-Ass-Gefecht beginnt, und danach geht es im eleganten Schlingerkurs durch ein steiniges Meteoritenfeld. "Ride on, Black Space Rider" ist die Devise, und stampfend nehmen wir zusammen mit dem "Lonely Space Trucking Man" wieder Fahrt auf für die finale Etappe, die "Space Trilogy". Beunruhigend wabernd steigern wir zu "Black Is The Colour Of Space" die Geschwindigkeit auf dem Universumshighway, lauschen während einer verdrogten, einschläfernden Pause "About Life In Space (Thoughts Of A Reflective Robot)" und können mit "Space Collision" eine wegen Rhythmus-Schlaglöchern und Effekt-Winden dramatische, alles durchschüttelnde Landung hinlegen. Die Blackbox hat notiert: Einige eher nachlässig verarbeitete Produktionsteile, dafür jede Menge aufregender Riff- und Klangetappen und 16 mal "Space" bzw. 10 mal "Black" in 13 Songtiteln, ein kultiges, wenn auch nicht innovatives Auftreten. Beam mich hoch, Scottie, zu den Black Space Riders!
Kissi
Punkte: 8.3 von 10
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BRAIN DRILL – Quantum Catastrophe
Metal Blade/Musikvertrieb
Wem die Über-Techniker von Psyopus, Necrophagist, Augury & Co. anspruchsmässig immer noch zu wimpig sind, sollte vielleicht mal dieses kalifornische Quartett antesten. Denn trotz brutal hohem Frickelfaktor schaffen es die vier Jungs, insgesamt 42 Minuten lang durchaus schlüssige Songs zu spielen und sich dabei nicht einmal in total verworrenen Hirnfickereien zu verlieren. Dass dieses Album ausserdem nur innert sechs (!) Tagen aufgenommen worden sein soll, die einzelnen Instrumentalparts edelst zur Geltung kommen und auch die Produktion zu gefallen weiss, unterstreicht wohl das Können dieser Band nur zusätzlich. Die tief gegrowlten Vocals sind zwar auf Dauer relativ eintönig, aber zumindest energetisch stabil. Dass eine technische Death Metal-Band zudem in Form des Titeltracks eine 11-minütige Monsterkonstruktion als letzten Song auf eine Platte steckt, ist ein weiteres Novum, das zumindest ich bisher von keiner anderen Band kenne. Brutal, verspielt, anspruchsvoll - wem diese drei Assoziationen zusagen sollten und von getappten Gitarrenläufen nicht genug kriegen kann, dürfte mit der aktuellen Brain Drill eigentlich nichts falsch machen können. Reinhören.
Hardy
Punkte: 8.3 von 10
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EISREGEN – Schlangensonne
Massacre Records/Musikvertrieb
Thüringen, Krebs, Zensur und Dark Metal... ACHTUNG an alle Eltern, versteckt eure Kinder: Eisregen sind wieder da! Eine der umstrittensten, aber auch bekanntesten Metal-Bands Deutschlands ist zurück mit ihrem achten Werk. "Schlangensonne" heisst das gute Ding, und die Thüringer machen dort weiter, wo sie mit "Blutbahnen" und "Knochenkult" aufgehört haben. Bereits nach den ersten Sekunden erkennt man die Marke Eisregen, und das Herz jedes Fans wird höher schlagen, denn was da auf uns zu kommt, das brennt in den Gehörgängen. Sie provozieren, wo sie nur können, und obwohl sie seit "Wundwasser" dem Black Metal ein Ende gesetzt haben, ist ihre Musik nicht weniger intensiv. Dark Metal mit blutig brutalen Texten, die viele Hörer wohl nur als absolut gestört empfinden würden. Auf "Schlangensonne" überragen die Growls, obwohl auch Clean- und Scream-Passagen dem Gesamteindruck sehr viel Abwechslung beisteuern. Die bekannten Klassikelemente sind ebenfalls mit draufgepackt und stellen Eisregen in ein anderes Licht. Ich habe vorher von blutig brutalen Texten geschrieben, die auf "Schlangensonne" natürlich nicht fehlen, aber hier wurde definitiv mehr in die Texte investiert. Sänger Michael Roth hat in gewisser Weise einen Reifeprozess durchgemacht, die Texte wirken durchdachter und erwachsener. Ein Paradebeispiel ist der Song "Zauberelefant", der mir persönlich auch am Besten gefällt. Es handelt von Fettleibigkeit und der dazugehörenden krankhaften Sucht, jemanden bis zum Tod zu füttern. Ein Text, der zum Nachdenken anregt und mit typischer Eisregen-Ironie auf einer anderer Ebene die Problematik näher bringt. Musikalisch wird noch mehr auf das Keyboard gesetzt, was den Thüringern von ihren Schritten weg vom Schwarzmetall natürlich entgegenkommt. Auf der anderen Seite gibt dies einen poppigen Unterton, der nur mit gewaltiger Brutalität wieder wegbekommen wurde. Diese Brutalität wird im Song "Tod senkt sich herab" zum Besten gegeben, hier wurden die Instrumente richtig gequält, und auch die Stimmbänder von Michael hatten Etliches zu tun. Dass "Knochenkult" und "Blutbahnen" musikalisch mit dem neuesten Werk übereinstimmen und nur das Keyboard ein wenig mehr zum Einsatz kommt, zeigt, dass Eisregen ihren Weg gefunden haben, und dies geht absolut in Ordnung. Insgesamt ist Eisregen mit "Schlangensonne" ein sozialkritisches, hartes und emotionsgeladenes Album geglückt, das sich vor allem textlich von den Vorgängern unterscheidet. Eisregen werden immer anders sein, Eisregen werden immer wieder provozieren, aber nach und nach tun sie es mit Stil. Für Fans ein absolutes Muss. Für alle anderen? Hört euch die Scheibe an: Die Thüringer werden wohl genau so oft gehasst, wie sie geliebt werden!
Yannick S.
Punkte: 8.3 von 10
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MOSFET - Sickness Of Memory
Twilight/
Non Stop Music
Götheborger Death Metal oder Thrash And Roll, das ist hier die Frage, die wir uns stellen, vor allem ich, denn auf dem Infoblatt der Östereicher von Mosfet steht so was geschrieben, schwarz auf weiss. Beim Einlegen der Scheibe legen die Östereicher dann auch los wie die Feuerwehr und machen, jawohl, mit ihrem schwedisch anbehauchten Sound keine Gefangenen. Das ist auch gut so, denn wir wollen das ganze Brett, will heissen einen Sänger, der voll angepisst ist und richtiggehend Death Metal-like growlt und jederzeit auf der höhe des Geschehens ist. Bei den anderen vier der Instrumentalfraktion ist man auch auf gutem Wege, einen richtigen harten Thrashteppich auf den Boden zu legen, der sehr schnelle Variationen aufweisen kann und sogar melodisch eingängig klingt, was den Songs einen Widererkennungswert gibt, der manchmal bei anderen Prügelcombos nicht vorhanden ist. Also Leute, ihr seht, hier hat man ein heisses Eisen im Feuer, um in der Europaliga zumindest ein Wörtchen mitzureden. Vielleicht das nächste Mal noch mehr in die Produktion investieren und das eine oder andere Detail an den Songs verändern, und schon könnte man in den vorderen Rängen mithalten, wenn nicht sogar den bekannteren Truppen dieses Genres ein Bein stellen. Death Metal und Thasher, die alles haben müssen, können hier bedenkenlos zugreifen, das Niveau ist absolut stark.
Daniel J.
Punkte: 8.1 von 10
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IMPERIAL STATE ELECTRIC - Imperial State Electric
Psychout/Non Stop Music
The Hellacopters gehörten, neben Turbonegro, Gluecifer und Backyard Babies zur Speerspitze des skandinavischen Rotzrock, deren Szene unzählige neue Bands entsprungen sind. The Hellacopters lösten sich unverständlicherweise vor zwei Jahren auf, der Main Man, Gitarrist und Sänger Nicke Andersson, besser bekannt als Nick Royale, ist aber aus den Rock'n'Roll-Kreisen Nordeuropas genauso wenig wegzudenken wie Elche aus Schweden. Nun steht das Original mit einer neuen Band und deren Debüt auf der Matte. Wie fix das Line Up wirklich ist, bleibt offen, da Nick eine ganze Schar Musiker um sich versammelt hat. Da wären Tobias Egge, Dolf De Borst, Tomas Eriksson, Andres Lindström, Conny Wall, Dregen, Fage, Andres Härnestam und Robert Pehrsson. Interessanterweise lassen sich diese allesamt mit Hellacopters in Verbindung bringen. Entweder als Ex-Members der Truppe oder als Mitglied irgendeines der zahlreichen Ableger oder Side-Projekte. Der bekannteste unter ihnen ist sicher Backyard Babies' Dregen. Musikalisch macht Nick das, was er halt am besten kann, nämlich schnörkellosen, rohen Rock'n'Roll. Mehr als einmal wird man an die frühen Tage von Kiss erinnert. Zufall kann dies nicht sein, da Mr. Royale bekennender Fan der Herren Stanley/Simmons ist. Noch vor Veröffentlichung dieses selbstbetitelten Debuts spielten Imperial State Electric in Madrid und Barcelona bereits als Support von Kiss. Auch diese Band trägt unverkennbar Nicks Handschrift. Doch im Gegensatz zu den Hellacopters geht der Mann hier eine Spur gemächlicher und weniger frech zu Werke. Das Gaspedal wird im Unterschied zu früheren Taten nur bis zur Hälfte durchgedrückt. Nichts desto Trotz rockt N. Royale auch mit dieser Truppe mit viel Charme und jeder Menge dreckiger Riffs. Um labelunabhängig zu sein, hat Nick bereits zu Hellacopters Zeiten seine eigene Firma gegründet. Auch diese Scheibe erscheint daher auf Psychout Records. Pflichtkauf für Fans der bereits genannten Bands.
Chris C.
Punkte: 8.1 von 10
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INGRIMM – Böses Blut
Black Bards Entertainment
Ingrimm sind eine Band, die sich bisher von Album zu Album steigern konnte. Dies gilt neben den Songs auch für den Härtegrad, der diesmal noch besser ins Gesamt-Konzept eingebunden wurde. Die Growls harmonieren damit perfekt mit den mittelalterlichen Instrumenten, den klassischen drei Heavy Metal-Werkzeugen (Gitarre, Schlagzeug, Bass) und dem deutschen Gesang. Wiederum hat sich Sänger und Ingrimm-Gründer Fenris viel Zeit genommen, um tiefgründige Texte zu schreiben. So widmet er "Stein auf Stein" all den tausenden, die an den Kathedralen und Burgen gearbeitet haben, aber nirgends erwähnt wurden. Wie bei den Vorwerken braucht es wieder Zeit, bis man mit der speziellen Reimsprache von Fenris vertraut geworden ist. Hat man sich aber daran gewöhnt, werden sie ebenso zum Markenzeichen wie die Thrash-Gitarren bei "Eisenwind". Die mittelalterlichen Instrumente spielen bei Ingrimm eine etwas untergeordnete Rolle. Und so spielen die Deutschen auch auf dem neuesten Release nicht Mittelalter-Metal, sondern Heavy Metal mit Mittelalter-Einflüssen. Bleibt die schwierige Frage, ob Ingrimm mit "Böses Blut" an ihre grossen Vorreiter In Extremo, Subway To Sally oder Schandmaul anschliessen können? Die Antwort ist ein klares 'Jein'. Das Potential ist vorhanden, allerdings müsste dafür besonders die Produktion noch einen Zacken besser werden. Als Support-Band einer der Erwähnten-Truppen können/müssen Ingrimm wohl viele Fans gewinnen. Fans von Mittelalter-Rock dürfen deshalb getrost bereits vor dem Konzert in die CD reinhören und sich begeistern lassen.
Roger W.
Punkte: 8.0 von 10
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INDICA – A Way Away
Nuclear Blast/Warner
Danke Roxx für die netten Mädels, hähä... Da hat man doch auch mal was fürs Auge. Endlich nicht immer diese düster dreinblickenden Metaller, hähä... Nein im Ernst, ich find Indica cool. Nicht nur die Mädels, nein auch die Mucke. Nightwish-Mastermind Tuomas Holopainen hat die Girls unter seine Fittiche genommen und mit "A Way Away" deren erstes auf englisch gesungenes Album produziert. Das Album klingt sehr vielseitig, von verträumt ruhig, ja sogar fast poppig, bis hart und bombastisch wie beim Opener "Island Of Light". "Children Of Frost" klingt ruhig aber etwas geheimnisvoll und hat einen klasse Refrain. Überhaupt fällt auf, dass die finnischen Girls sehr viel Wert auf Melodien legen. Dies fällt besonders beim flotten "Precious Dark" auf, ein herrlicher Song, der sehr viel Positives ausstrahlt. "Lilja's Lament" erinnert mich an die zauberhafte Katie Melua, ein wunderschöner, ganz ruhiger Song. Beim rockigen "Scissor, Paper, Rock" kommen mir sofort die Ami-Mädels The Donnas in den Sinn, coole, rockige Nummer. Der Titel-Track "A Way Away" hat wieder leichte Katie Melua-Schlagseite, besitzt aber noch genug Eigenständigkeit, beginnt sehr ruhig, bekommt dann kurz etwas Dampf mit verzerrten Gitarren, um dann wieder ganz ruhig zu enden, herrlich, könnte glatt als Filmmusik für einen Fantasymovie durchgehen. "As If" geht als moderner Pop Rock-Song durch. "Straight And Arrow" beginnt bombastisch-klassisch und ist eigentlich der härteste Song des Albums und hat ganz klar einen Nightwish-Touch. Der Rundling klingt dann mit dem ruhigen Klaviersong "Eerie Eden" aus, ein wunderschöner Schluss für ein vielschichtiges, frisches Werk. Übrigens haben die Mädels in ihrer Heimat schon zweimal Gold und einmal Platin für die Vorgängeralben, die allerdings auf finnisch gesungen sind, abgeräumt. Stimmt also alles. Hübsche Mädels, gute Songs und den Namen Indica find ich auch noch klasse. Na dann Metaller, greift zu, aber nur diejenigen, die es auch mal ruhiger lieben.
Crazy Beat
Punkte: 8.0 von 10
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ROOTS OF DEATH – Dirty Mankind Collapse
Twilight/
Non Stop Music
Schon seit ein paar Jahren verfolge ich das Schaffen der sympathischen Tessiner (die 2007 als Gewinner des Wacken Metal Battles eben Selbiges mit ihrer Präsenz beehren durften) und blase mir nun zum 9. Mal in Folge die aktuelle LP durch die Gehörgänge. Und das Fieseste an der ganzen Scheibe, über das es sich zu berichten lohnt, ist wirklich nur das industrielle Intro, das unter einem absolut unhomogenen, holprigen Übergang in den folgenden Titeltrack zu leiden hat, aua! Ab da wird es aber geschmeidig, denn obwohl ROD mit ihrer zeigeistigen und auf 'Mainstream-Erfolg' getrimmten Mélange aus modern-melodischem Schweden Death/Thrash und Hardcoreeinflüssen nicht gerade den Nobelpreis in Innovation gewinnen werden, ist das Material bodenständig und abwechslungsreich genug, um ohne Probleme mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten. Denn die durch die Bank versierte Saitenmannschaft bedient ihre Äxte mit einer lockeren Lässigkeit und der eindringliche, zwischen derben Growls, Shouts und cleaner Stimme pendelnde Gesang lässt die 10 Songs (+Intro/Outro) niemals langweilig werden. Der (gut) getriggerte Schlagzeugsound ist mir persönlich zwar etwas zu künstlich geraten, passt aber soweit zur druckvollen Produktion und liefert zusammen mit dem Bass ein treibendes Fundament. Fazit: Obwohl diese Musikgruppierung definitiv nicht zu meinen Favoriten zählt, finde ich diese Platte (abzüglich des beschissenen Intros) richtig gut gelungen, denn die richtige Mischung aus aktuellen Klangmöglichkeiten und gesunden Eiern hält sich auf "Dirty Mankind Collapse" schön die Waagschale und hat süchtig machenden Detailreichtum zu bieten. Molto bene, Pizza, Cazzo, usw. Unbedingt reinhören!
Hardy
Punkte: 8.0 von 10
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OTHER – New Blood
Steamhammer/SPV
So so, Punk aus Deutschland mit Horror-Attitüde, hm? Klingt soweit ja schon mal nicht schlecht, und wenn man sich die Scheibe so anhört, kommen unweigerlich Erinnerungen an die Misfits an die Oberfläche. Sänger Rod Usher macht seine Sache auch ganz ordentlich, auch wenn er mir persönlich in zu hohen Lagen singt (dafür merkt man deutlich, dass er hinter der Sache steht und mit Gefühl zu Werk geht). Theoretisch würde sich solch ein Sound perfekt auf irgendeinem Teenager-Horror-Colledge-Film machen, denn genauso wenig ernst wie man solche Filmchen nehmen kann ist dies bei Other der Fall – mit der Bemerkung, dass dies nun wirklich ein Pluspunkt ist, denn genauso wie bei den Scheiben von The Bronx Casket Co. wird hier augenzwinkernd mit den Klischees gespielt, dass es eine wahre Freude ist. Das grosse Problem auf "New Blood" aber ist dasselbe wie auf den meisten Punk-Scheiben: Es wiederholt sich alles sehr schnell, und der Abnutzungseffekt steht auch schon auf der Matte – wobei es hier auch Tracks gibt, welche eine löbliche Ausnahme darstellen. "The Lovesick Mind" ist solch ein Beispiel, denn Rod Usher singt hier sehr tief und ruhig, nicht so hektisch wie sonst. Generell ist der Track eher ruhig gehalten und kann stellenweise sogar an die legendären Sisters Of Mercy erinnern. Gute Sache. "In League With The Devil" ist sogar metallisch angehaucht und gefällt durch die abwechslungsreiche Intonation. Generell lässt sich sagen, dass "New Blood" ein mehr als nur ordentliches Scheibchen geworden ist, aber die wirklichen Highlights der Platte wollen entdeckt werden – was im Prinzip kein wirklich negativer Punkt darstellt, aber einfach erwähnt werden muss. Fazit: Man kann die CD entweder entdecken und nimmt sich Zeit und Musse dazu, oder man hört sie sich bei einer halsbrecherischen Fahrt über den nächsten Friedhof als Begleitmusik an, krachen tun die Tracks allemal!
Toby S.
Punkte: 8.0 von 10
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CHARLOTTE – Medusa Groove (Re-Release)
Eonian Records
Wenn der Archivar von Eonian Records in die die dunklen Kellergewölbe des Labels hinabsteigt, um in den angestaubten Kisten voller vergessener Aufnahmen aus den später 80ern nach Brauchbarem zu wühlen, dann kramt er gelegentlich echte Perlen hervor. In diesem Fall hört die Perle auf den Bandnamen Charlotte. Gegründet wurde die in L.A. situierte Band im fernen Jahr 1987, und entgegen dem dort damals alles beherrschenden Trend hatten die Jungs mit Poserrock, Glam und Hairspray nichts, aber wirklich gar nichts am Hut. Etwas trivial ausgedrückt spielen Charlotte guten, erdigen Hard Rock, und dies auf eine dermassen solide und vor allem abwechslungsreiche Art und Weise, dass mich die Scheibe schon beim ersten Probehören in ihren Bann gezogen hat. Bereits das eröffnende Titelstück überrascht mit ruhig gesungenen Textpassagen, welche immer wieder durch kräftig dargebotene Riffs, donnernde Drums und kreischende Soli unterbrochen werden. Danach kredenzt "Woman Behind The Eyes" genau jene Zutaten, die ein paar Jahre später Gotthard zu Ruhm und Ehre verhelfen sollten: Kaum hat man sich auf den kräftig und effizient in Szene gesetzten Hard Rock eingependelt, beginnt "Sirens" mit sphärisch-progressiven Klängen, um gleich danach in einen hochkarätigen Stampfer überzugehen. Generell beeindruckt das Songmaterial, aufgenommen zwischen 1988 und 1992, durch seinen Facettenreichtum. Die Jungs schaffen es in wirklich jedem einzelnen Song, den Sleaze des Sunset Stripes mit den Rock Trademarks der 70er zu kombinieren. Diesbezüglich überzeugt besonders Fronter Eric Ganz, dessen stimmliche Vielfalt eine wahre Gabe der Götter ist. Mal haucht er lasziv wie Billy Idol ("Medusa Groove"), dann shoutet er manisch wie Jon Oliva ("Miss Necrophilia"), zeigt Vince Neil, wie er eigentlich klingen sollte ("She Get It Up"), um danach den Robert Plant raushängen zu lassen ("Changes"). Charlotte verstanden sich von Anfang an einfach als Rockband jenseits sämtlicher Kategorisierungen, und man musste in den späten 80ern/frühen 90ern als Musiker schon Eier haben, um sich konsequent über Genregrenzen hinwegzusetzen, erst recht in einer dermassen klischeebehafteten Szene, wie sie damals im Grossraum um L.A. herrschte. In diesem Sinne schreckt man im entspannten Shuffle "Ocean Of Love And Mercy" selbst vor dem Einsatz des 'genrefremden' Saxophones nicht zurück, im Gegenteil. Im folgenden "Invisible Man" baut man den Bläsereinsatz noch weiter aus und wagt sich an funkige Rhythmen. Das Ganze ist dabei dermassen gekonnt umgesetzt, dass es überhaupt nicht störend oder befremdlich wirkt, sondern dem Song erst recht den richtigen Drive versetzt. Mit dem stampfenden Riffmonster "All Tied Up" findet die Scheibe schliesslich einen wirklich krönenden Abschluss. Es ist mir absolut schleierhaft, wieso damals diverse Peinlichkeiten aus der Poser-Rock-Szene (ich will hier mal lieber keine Namen nennen) mehr oder minder lukrative Plattenverträge in den Allerwertesten geschoben bekamen, während authentische Rockbands wie Charlotte für ihr Können mit Nichtbeachtung bestraft wurden. Wie dem auch sei, dieser Silberling ist ein beeindruckendes Zeugnis davon, was sich damals an der Westküste der USA abseits von Hairspray, Kajalstift und musikalischen Plattitüden sonst noch abgespielt hat. Unbedingt reinhören und kaufen!
Mirko B.
Punkte: keine Wertung
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JOHN WAITE – In Real Time (Live)
Frontiers Records/Musikvertrieb
John Waite dürfte dem Gros der Metalgemeinde bestenfalls vom Hörensagen ein Begriff sein. Gestartet hat der smarte Brite seine Karriere Mitte der 70er als Sänger/Bassist der englischen AOR-Band The Babys, mit denen er einige Achtungserfolge feiern konnte, an die er ab 1980 auch als Solokünstler anknüpfen konnte. Seine wohl bekannteste Rolle übernahm er 1988 als Frontmann der frisch formierten Stadionrock-Superband Bad English, in der er nicht nur auf ehemalige Weggefährten von The Babys sondern auch auf Genregrössen wie Neil Schon (Journey) und Deen Castronovo (u.a. Ozzy, Cacophony, Steve Vai, Journey) stiess. Nach nur vier Jahren und zwei erfolgreichen Alben war allerdings dank der üblichen bandinternen Querelen schon wieder Schicht im Schacht. Seither ist John Waite solo unterwegs und beglückt nun seine Fangemeinde mit einem Livealbum. Aufgenommen wurde das Ganze während der letztjährigen Tournee, und führt man sich seinen bisherigen Werdegang vor Augen, bin ich doch etwas überrascht, und zwar im positiven Sinne. Angenehm roh und kantig mit klassisch-spartanischer Instrumentierung (g/b/dr) wurden die Songs live eingefangen, wobei jede Phase von Waite's Schaffen berücksichtigt wurde. Geboten wird gepflegte Hausmannskost in Sachen Rock, ohne die für AOR obligatorischen Zutaten wie Pomp und Gloria. Die Backingband agiert souverän und solide, wobei besonders der Gitarrist Luis Carlos Maldonado, den einige von seiner Zusammenarbeit mit UFO, Michael Schenker, und Glenn Hughes her kennen dürften, einen überzeugenden Eindruck hinterlässt. Einziger wirkliche Hänger des Albums ist für mich "Missing You", John Waite's Megahit aus dem Jahr 1984, was nicht einmal am Stück an und für sich liegt, sondern eher am übermässigen Airplay, das der Track geniessen durfte und bei mir dadurch nur noch für Überdruss und Langeweile sorgt. Glücklicherweise reissen einen danach "Head First" aus alten The Babys-Tagen und eine gelungene Coverversion des Led Zeppelin-Klassikers "Rock And Roll" aus dem Halbschlaf, bevor die Scheibe mit dem wunderschön balladesken Track "When I See You Smile" abgeschlossen wird. Insgesamt eine gelungene Scheibe, die wieder mal beweist, dass Stadionrock durchaus auch in kleineren Clubs funktioniert, sofern die Protagonisten ihre Wurzeln zu ehrlichem und erdigem Rock nicht verleugnen. Fans von Toto, Journey, Asia und Konsorten sollten auf jeden Fall mal reinhören.
Mirko B.
Punkte: keine Wertung
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GOTHIC ROMANCE – Gothic Romance (DVD/Volume 2)
Goldencore/ZYX Music
Liebhaber düsterer Klänge sind womöglich bereits mit den Audiocompilations von "Gothic Romance" vertraut. Nun setzt man bei Zyx Music noch einen drauf und veröffentlicht auch gleich noch eine DVD mit Videoclips zu Songs von Bands wie Lacrimas Profundere, Lacuna Coil, Theatre Of Tragedy oder Delain. Die Bildqualität lässt wirklich keine Wünsche offen, und auch die Songauswahl ist ganz nett. Eine Bonus-DVD gibt's nicht, und auch sonst keine Extras oder Spielereien. Dafür ist man mit ganzen vierundzwanzig Videoclips aber wirklich gut bedient. Wer also seine liebsten romantischen Düstersongs auch gerne mal visuell geniessen möchte, der liegt mit "Gothic Romance (Volume 2)" genau richtig.
Maiya R.B.
Punkte: keine Wertung
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MARK SWEENEY - All In
Pie Music/
Non Stop Music
Im Grunde genommen bin ich eigentlich gar nicht erfreut über die zweite Solo-CD des ehemaligen Sänger der Schweizer Melodic Rock Hopefuls Crystal Ball. Deren letzter Output war bekanntlich das tolle, aber letzlich kaum oder eben viel zu wenig beachtete Album «Time Walker» von 2005. Und dies trotz einem Deal von Nuclear Blast im Rücken und viel Herzblut. Zum einen war es sicher das immer löchriger werdende Lineup und zum andern halt der ausbleibende Erfolg. Zwei Jahre später kam Mark Sweeney mit seiner ersten Solo-CD «Slow Food» um die Ecke, die aber nicht mehr viel mit der rockenden Vergangenheit zu tun hatte. Vielmehr waren jetzt deutlich gemässigtere und balladeskere Klänge angesagt, die aber aufzeigten, dass der charismatische Frontmann auch diese Schiene in dieser Ausprägung bestens beherrscht. Auch wenn da kein zwingender Radio-Hit verewigt wurde, überzeugen die Songs im Aufbau wie den Arrangements und lassen sich jederzeit anhören. Damit liegt das Material weit über dem Level der Kaufhausbeschallung. Die nicht zuletzt auch deswegen, weil gelegentlich schon noch gerockt wird. Dieser Anteil wurde nun beim Zweitling «All In» wieder angehoben und durch die Mitarbeit einiger Top-Musiker wie zum Beispiel Ex-Kiss Klampfer Bruce Kulick, Stefan Kaufmann (g, Ex-Accept/U.D.O.) und Jörg Michael (d, Stratovarius) zusätzlich aufgewertet. Nebst eigenen Highlights wie dem diemsmal klar airplaytauglichen «Still Alive» oder dem groovenden Melodic-Rocker «Gimme A Sign», bestechen zwei weitere Gastasuftritte, respektive Duette. Die sind weiblichen Ursprungs und gehören erstens einem Jungtalent namens Pearl bei «Leave It All Behind» und zweitens der bestens bekannten Robin Beck zur wunderschönen Akustik-Ballade «Moments». Kaum sind diese feinen Töne ausgeklungen, wird man mit dem orientalisch angehauchten «Chance» erfreulicherweise daran wieder erinnert, was es mal mit einem Band namens Crystal Ball auf sich hatte. Um wem das alles zu lasch ist, dem sei der Speedrocker und Abschlusstrack «Demons» empfohlen, der in bester Strato-Manier wohl den letzten Zweifler verstummen lässt. Dafür sorgt auch die knackige Produktion von Michael Voss (Ex-Casanova), der schon Doro oder Michael Schenker mit seiner Arbeit beehren durfte. Zudem ist «All In» als Titel eh bestens geeignet. Er bringt in der Tat alles mit sich, was einer guten Scheibe in diesem Genre abverlangt wird. AOR-Fans müssen sich deshalb unbedingt ein Ohr voll genehmigen!
Rockslave
Punkte: 7.8 von 10
        
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BLACK MAJESTY – In Your Honour
Limb Music
"In Your Honor" müsste so das vierte Werk der Australier Power/Melodic-Metaller sein. Und alle Alben brillieren mit guten Songs, klasse Melodien und gutem musikalischen Können. Da macht auch der neue Rundling keine Ausnahme. Mir gefiel "In Your Honour" schon nach dem ersten Durchlauf, Vor allem die immer wieder auftauchenden, zweistimmigen Gitarren-Soli find ich echt klasse. Untermalt von guten Riffs, soliden Drums und pumpendem Bass knallt hier Song um Song (natürlich mit ordentlicher Lautstärke) aus den Boxen. Das Ganze ist in der Sparte Maiden, Hammerfall und etwas Priest zu finden. Sicher nix Neues, aber auch nicht nur aufgewärmt. Die einzelnen Tracks sind wirklich gut und machen Spass und gute Laune. Und auch die Spielfreude der Band ist zu hören und zu spüren. John Cavaliere hat ein angenehme Stimme, die nie zu hoch daherkommt und auch in den ruhigeren Parts klasse klingt. Also noch mal, geprägt ist "In Your Honour" von klassischen Metal-Riffs, Zweistimmigen Soli, schellen Riffatacken und sehr guten eingängigen Gesangslinien, mehr gibt's eigentlich nicht mehr zu sagen.
Crazy Beat
Punkte: 7.8 von 10
        
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DYRATHOR – Sacred Walcraft Of Hel
Black Bards Entertainment
Seit ca. fünf Jahren gibt es die Band Dyrathor mittlerweile. Ihr Name stammt aus der isländischen Sagendichtung und soll den ewig währenden Zyklus der Natur bedeuten. Seit Anbeginn ihrer Tage haben sie sich einer Mischung aus Death und Black Metal mit Folk-Elementen verschrieben. Das Titelstück und zugleich der Start in die Scheibe ist 'nur' ein Intro. Aber es ist zugleich eine von Bodo Henkel (der diversen Gothic-Spielen und auch World Of Warcraft Pate stand) gesprochenen Einleitung in die Thematik des Tonträgers. Alles ganz mystisch dargeboten durch die markante Stimme des besagten Sprechers. Mit "Memories In Frost" ist dann aber Schluss mit lustig. Der Song vereint Blast und Screams mit Hymnenelementen. Zusätzlich untermalt die Violine gekonnt die cleanen Gesangteile. Was zu dem Song noch zu sagen wäre, ist die Tatsache, dass er neben "Thumelius Sector", welches an achter Stelle auf dem Silberling zu finden ist, der einzig englischsprachige Track ist. Sonst setzen die Germanen auf ihre Landessprache. Und genau das finde ich echt gut und es gefällt. Die fies geifernde und keifende Stimme von Markus 'Morguul' Gornik, dazu die deutschen Lyrics, das kommt echt übel und böse. Bei den Gitarren fehlt mir etwas die Farbe. Sicherlich ist ein gewisses Können vorhanden, steht ganz ausser Frage. Aber einfach noch ein bisschen mehr Abwechslung ins Spiel bringen - dann kommt es echt fett. Sie riffen zwar drauf los, bringen auch immer mal Breaks, aber im Ganzen zu farblos. Auch das Drumming muss noch einiges an Schlagkraft zulegen, damit es die Stimmen und die Songs gebührend unterstützen kann. Die weiteren Songs auf dem Album sind meist im Up-Tempo angesiedelt. Es fehlt aber nie an Melodien und groovt auch hin und wieder ganz gut. Die einzelnen Kompositionen ähneln sich einfach zu stark, um über die Ganze Dauer interessant zu bleiben. Es hat in jedem Stück gute Elemente, die einen mitreissen, aber eben nicht genug. An zweitletzter Stelle kommt dann "Entspringe den Fesseln", und siehe da - meine Wünsche werden erfüllt. Ein ruhiger, balladesker Start, dann Einstieg der Gitarren und des Schlagzeugs und dazu die Stimme, die ihre 'spoken words' darbietet. Das Ganze wird vom Klavier supportet. Gegen Schluss trägt das Klavier dann den Song ruhig und melodiös zum Finale hin. Mit "Wudana Wittekina Waigand" ist dann ein Gewittersturm im Anmarsch, der das Ende des Albums einläutet. Der Song vereint nochmals die ganze Bandbreite der Band. Ein druckvolles, brachiales Stück, das dem Hörer zum letzten Mal die Ohrmuscheln durchballert, bevor die Violine alles beendet. Als Fazit kann ich die CD zwar empfehlen, aber es gibt sicher in Zukunft noch Einiges für die Germanen zu verfeinern.
André G.
Punkte: 7.5 von 10
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WITCHERY – Witchkrieg
Century Media/EMI
Vier Jahre sind seit dem letzten Output "Don't Fear The Reaper" vergangen. Die 'Allstarband' um Jensen (The Haunted), Rickard Rimfält (Séance), Sharlee D'Angelo (Arch Enemy) und Martin Axe (Opeth, Bloodbath), verstärkt mit dem Neuzugang Legion (Ex-Marduk, Devian), hatte wohl mal wieder Bock auf ihre Nebenspielwiese und veröffentlicht nun mit "Witchkrieg" ihr bisher 6tes Werk seit dem 98er-Debut "Restless & Dead". Zusätzlich hat man sich dann noch mehr prominent verstärkt und holte sich für Gastsolos etablierte Grössen wie Kerry King, Hank Sherman (Mercyful Fate), Gary Holt und Lee Altus (Exodus), Andy LaRocque (King Diamond) und Jim Durkin (Dark Angel) ins Studio. Textlich geht es wieder einmal um diverse Übeltäter und Fantasie-Figuren, welche der Hobby-Cineast aus diversen Horrorfilmen kennt. Sympathisch, da die Band stets mit einem Augenzwinkern die dunkle und böse Atmosphäre verbreitet. Stilistisch orientiert sich die Profibande wie auf den Vorgängern stark an klassischen Heavy Metal Bands. Sie vermischen dies aber abermals mit Elementen aus dem Death- und Black Metal-Genre. Handwerklich über alles erhaben bieten die 10 Songs hohe Abwechslung und hin und wieder majestätische Momente. Die 80er werden gross geschrieben, aber mit der richtigen Prise Moderne. Orientalische, an Mercyful Fate angelehnte Riffs paaren sich mit straighten Thrashern. Speed und Mid Tempo halten sich somit die Waage, und obenauf thront der rauhe, krächzende, bitterböse Gesang von Legion, der ebenso gut passt wie der des Vorgängers Toxine. Eine gute Platte mit wuchtigem und mächtigem, ehrlichem Metal, welcher durchaus auch als Soundtrack für eine wilde, bierdurchtränkte Partynacht geeignet ist, wie sich dies auch Gitarrist Jensen laut Presseinfo wünscht.
Ralf W.G.
Punkte: 7.5 von 10
        
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LEVI/WERSTLER – Avalanche Of Worms<
Magna Carta/Irascible
Eyal Levi und Emil Werstler zocken Hauptamtlich bei Daath, die etwas rauer zur Sache gehen als hier bei diesem Projekt. Unterstützt werden die beiden von Sean Reinert (Cynic) an den Drums, Keyboarder Eric Guenther und Basser Kevin Scott. Zu hören gibt's hier meistens harten, mit guten Gitarrenriffs untermalten Prog Metal. Jede Menge Breaks und Gefrickel, musikalisch natürlich auf sehr hohem Niveau. Geniale Drum-Arbeit mit klasse Wirbeln, oft den Riffs der Gitarre folgend, erzeugen immer wieder grandiose Spannungen, die dann kurz in sich zusammenfallen, um dann wieder aufgebaut zu werden. Auch hört man hier und da ziemlich schräge Töne, hauptsächlich mit der Klampfe erzeugt. Das Ganze lebt recht heftig, wird ab und zu von coolen Synthie-Klängen unterbrochen, die hervorragend zum Gesamtbild passen. Einziges Manko: Das ganze Album ist instrumental, und so fällt es auch nach einigen Rotierungen des Rundling schwer, sich an die einzelnen Songs zu erinnern. Musikalisch gibt's hier wirklich nix zu meckern, aber mir fehlt halt zur Vollkommenheit dieses Werkes schon ein guter Sänger. Wer sich daran aber nicht stört, ein ganzes Album instrumental zu genießen, sei dieser Rundling wärmstens empfohlen.
Crazy Beat
Punkte: 7.5 von 10
        
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MAEL MORDHA – Manannan
Grau Records
Mael Mordha waren mir bis vor wenigen Tagen überhaupt kein Begriff. Diese irische Band wurde 2005 gegründet und präsentiert uns mit "Manannan" ihr drittes Album. Von Irland kennt man hauptsächlich die traditionelle Musik sowie die geschichtlichen Ereignisse. Dies haben sich Mael Mordha auf die Fahne geschrieben und versuchen, die mittelalterlichen, irischen Geschichten mit Doom Metal zu vereinen. So sind Mael Mordha auch nach einem alten irischen König aus dem 10. Jahrhundert benannt, der sich in einer blutigen Schlacht dem bisherigen König widersetzte. "Manannan" ist der irische Gott des Meeres. Und so beginnt auch das neue Album. Mit brachialen Riffs und einem gewaltigen Nebelhorn begrüssen uns Mael Mordha mit dem Song "Through The Lungs Of The Dead". Der Song ist absolut Klasse, leider ist mir der Gesang von Anthony Lindsay leider ein Dorn im Auge. Die erwähnten folkloristischen Einflüsse erleben wir das erste Mal bei "The Doom Of The Races Of Eire". Die Flöte kommt ab hier des öfteren zum Zuge und passt hervorragend in das Gesamtbild des Albums. Für mich ist das Album recht Zwiespältig. Musikalisch überzeugen die 5 Iren auf ganzer Linie. Die Stimme hat aber wie gesagt eine recht gewöhnungsbedürftige Klangfarbe. Nach mehrmaligem Anhören gewöhnt man sich gut daran, aber für eine Hammerband reicht es so nicht. Auf der anderen Seite kann man sagen, dass genau dies Mael Mordha von anderen Durchschnittsbands unterscheidet und sie nicht billigen Klischees folgen. Somit rate ich allen, hört bei Mael Mordha mal rein und gönnt euch zwei oder drei Durchläufe von "Manannan". Ich bin sicher, es wird neue Fans dieser Band geben.
Timo K.

Punkte: 7.5 von 10
        
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WILLIAM CONTROL – Noir
Victory Records
Bei elektronischer Mucke bin ich persönlich ja eher ziemlich skeptisch, denn nur allzu schnell bewegen sich die Bands auf verdammt dünnem Eis, das durch zahllose Vorgänger auf Papierdicke hin breitgetrampelt worden ist – was schlussendlich bewirkt, dass man zwangsläufig untergehen muss. Nun, das Ein-Mann-Projekt um den Aiden-Sänger William Francis ist einerseits sehr stark auf die tanzbare Meute abgerichtet, andererseits bewirken einige unvorhergesehene Wendungen, dass die Mischung interessant genug bleibt, so dass man die Scheibe nicht direkt aus dem Player reissen will. Beispiel gefällig? Die ersten beiden Tracks stellen mit erzählender Stimme sowie heftig über den Hörer hereinbrechenden elektronischen Klängen das Intro sowie das "Vorspiel" dar, während "All Due Restraint" sowie die Single-Auskopplung "I’m Only Human Sometimes" quasi den Nährboden für die Weiterentwicklung des Albums darstellen. Tanzbar, eingängig, irgendwie auch nichtssagend süffig, so können diese Tracks beschrieben werden. "Can’t Help Falling Love" tanzt (Achtung: Wortspiel) völlig aus der Reihe, denn William singt nur zur Begleitung einer akustischen Gitarre sowie leichten Orchesterklängen im Hintergrund eine ziemlich schöne Ballade (wer hätte es nicht vermutet bei diesem Titel). Interessant, weil unerwartet. "Why Dance With The Devil When You Have Me" und "My Lady Dominate" entsprechen wiederum eher der Kategorie Elektro-Mucke der Richtung Das Ich, Skinny Puppy oder auch De/Vision, während "Soliloquy" wiederum nur von einer Akustik-Klampfe sowie Chören begleitet wird, während William beinahe schon rockig singt. Der Anspieltipp stellt aber das folgende "Dorian Gray" dar, das beinahe schon von Depeche Mode stammen könnte. "Ultrasound" ist dann wieder sehr technoid gehalten, bevor "Noir" mit seinen ruhig-bedrohlichen Pianoklängen das Albumende einläutet. "Epilogue", das letzte Stück, beginnt sehr ruhig und mit erzählender, von den anfänglichen Tracks her bekannten Stimme, fadet dann komplett aus – um nach knapp achteinhalb Minuten wieder in technische Sphären abzudriften, die zusammen mit Williams Stimme zum Schluss hin in einem Crescendo enden. Was soll man zu solch einer Platte gross sagen? Man könnte sie als unausgewogen betrachten, als Experiment eines Mannes, der nicht weiss, was er will – oder eben genau das Gegenteil, und der Hörer muss sich vollkommen hingeben, damit Eintritt in die Welt von "Noir" gewährt wird. Vielfältig, mit Passion dargebracht, individuell – William Control ist ein Stück Musik gelungen, das sich den Kategorisierungen entzieht und weder rockig noch Techno-lastig ist. Reinhören und sich selber ein Urteil bilden lautet hier die Devise.
Toby S.

Punkte: 7.5 von 10
        
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NORTHLAND – Northland
Black Bards Entertainment
Spanien, das Land der Stierkämpfe, Paella und viel Sonne. Das ist doch genau das Land, welches man mit Pagan und Viking Metal in Verbindung bringt. Aber genau dieser Spielart haben sich die sechs aus Padalona stammenden Musiker verschrieben. Das Album beginnt ganz folkig und locker, um dann mit dem Stück "Revenge" in die Vollen zu gehen. Textlich geht es in dem Track um die Rache, die man empfindet, wenn jemand einen verletzt oder Schlechtes erzählt. Die Lyrics auf dem ersten Longplayer der Combo bewegen sich von ernsten Themen wie "Revenge" über die Hommage an das Lieblingslokal der Musiker "The Old Town Inn" bis hin zur Verehrung der Natur, welche mit "Immortal Forest Song" vertont wird. Die verschiedenen Themen werden auch musikalisch versucht umzusetzen. Gitarrist, Sänger und Songwriter Pau hat ein ziemlich fieses, böses Organ zu bieten. Böse growlend bis fies keifend ist alles vorhanden. Trotz allem vergisst er gewisse Melodien nicht, das ist auch gut so. Auch bei der Instrumentierung wird wert gelegt auf Melodie. Klar, es sind meist die doch wohlbekannten und etwas abgenutzten Folk/Pagan-Klänge mit Mitgröhleffekt. Das ist gut, aber eben schon öfters mal dagewesen. Mehrheitlich sind die Songs im Mid-Tempo zu Hause, zwischendrin sind mal ein paar thrashige Elemente auszumachen. Was schade ist, ist die Tatsache, dass immer die gleichen Strukturen benutzt werden. Melodie, gepaart mit harten Riffs. Die Voice, die wild schreit und keift. Als löbliche Ausnahme und Verschnaufstück möchte ich da "Lord Of The Flies" und "Path To" anbringen. Die beiden Instrumentals sind sehr ruhig und melodiös gehalten. Echte Balladen, mystisch inszeniert. Das zweite kommt mit schönem Klavierspiel um die Ecke. Als Anspiel-Empfehlung würde ich den Namensgeber des Albums und der Band selbst anbringen, "Northland". Up-Tempo, groovig, mehrstimmiger Männergesang. Hier überzeugt die Stimme auch mit Abwechslung. Alles in allem ein akzeptables Viking/Pagan-Album, aber es besteht noch Steigerungspotenzial.
André G.
Punkte: 7.3 von 10
        
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BLEED FROM WITHIN – Empire
Rising Records
Extrem ist ein Wort, das wir in allen Sparten finden, sei es im Sport, im Film oder eben in unserer Metal-Szene. Was früher in den 80er-Jahren Venom vorbehalten war, die böseste Truppe zu sein, finden wir heute eine Vielzahl von jungen, hungrigen Metallern, die es gar nicht abwarten können, so brutal wie möglich zu klingen. Die Gitarren werden bis zum Gehtnichtmehr heruntergestimmt, die Double Base vom Drummer tönt so heftig, dass es die Vordermannschaft fast von der Bühne herunter föhnt und zu guter Letzt haben wir einen Sänger, der von Screams bis Growls alles richtig derb aus sich herausbrüllt, um seine Depressionen wieder abzubauen. Tja Leute, mir soll es recht sein, was Bleed From Within mit "Empire" ans Tageslicht befördern, denn die Songs sind aktzeptabel arrangiert, haben eine tolle Produktion, sind instrumententechnisch auf der Höhe, nur - nun, jetzt kommt's - der Sänger ist mir zu wenig abwechslungsreich. Es wird heftig gebrüllt, aber mit dieser Leistung schmällert er den guten Gesamteindruck von "Empire". Denn die Instrumentalisten kreieren mit kleinen melodien gespickten Death/Thrash-Metalcore, der mit einem variableren Sänger sicher besser klingen würde. Aber nichtsdestotrotz, die Glasgower sind mit "Empire" sicher bei den Leuten in ihrem Genre und werden jetzt erst mal live auf einer kleinen Europatournee zeigen, dass es sich lohnt, sich mal ein wenig in ihr Material zu vertiefen. Wäre gar nicht mal so übel (mit einem anderen Sänger).
Daniel J.

Punkte: 7.3 von 10
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THE MORPHEAN – Enter The Illusion
Twilight/
Non Stop Music
Auch das Land der Mozartkugeln hat seine harte Musikszene. Das ist sicher jedem bekannt. Mit "Enter The Illusion" veröffentlichen die Oberösterreicher The Morphean ihr Debüt-Werk. Am 4. Juni wird das Teil das Licht der Welt erblicken. Sie haben auf ihrer 08er-EP "Divine" gezeigt, dass sie versiert, melodisch, aber doch ziemlich hart spielen können. Bereits ab dem ersten Akkord ist klar Melodic/Death Metal mit stark skandinavischen Ansätzen zu hören. In Flames lassen durchs Band hinweg grüssen. In der einzelnen Bewertung der Instrumente sind deutlich die beiden Äxte von Christoph Giera und Markus Grosswindhager im Vorsprung. Sie wissen mit variablem Spiel zu Glänzen, meist mit harten Stakkato-Riffs, aber dann auch wieder mit weniger Tempo und ganz eigenwilligen Soli. Sie werden auch von Track zu Track abwechslungsreicher. Die etwas trägeren Elemente kommen gut, sie geben den Songs einen gewissen Groove, der amtlich pumpt. Beim Gesang, oder Gebrüll von Fronter Bernhard Biermayer ist es schwer zu sagen, ob es einem gefallen soll oder nicht. Zu sagen ist, dass er keineswegs schlecht brüllt. Immer sehr böse, wütend und energiegeladen. Leider bietet Bernhard über die Ganze Länge von ca. 45 Min, einfach zu wenig Variation. Er schreit sich die Seele aus dem Leib, aber hin und wieder mal ein paar cleane Vocals würden dem Ganzen sicherlich nicht schaden. Was die Rhythmusfraktion angeht, die verstehen ihr Handwerk. Double Bass-Salven werden raus getreten. Leider fehlt denen im Up Tempo etwas an Power und Wumms. Ich möchte den Jungs nahelegen, noch ein bisschen an den Finessen zu feilen, wenn die kleinen Ungereimtheiten ausgemerzt sind, könnte es durchaus klappen mit der Nachfolge der nicht mehr so fett im Geschäft stehenden In Flames.
André G.
Punkte: 7.0 von 10
           
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MANDRAKE – Innocence Weakness
Grau Records
Wer sich öfters gerne mal Gothic Metal einverleibt, dem sollte die Formation Mandrake aus dem Norden Deutschlands ein Begriff sein. Gegründet in den späten 90er Jahren haben Mandrake nun auch schon einige Veröffentlichungen auf den Trauermarkt gebracht und zollen auch auf dem aktuellen Release "Innocence Weakness" dem Gothic Metal alter Schule ihren Tribut. Weibliche Vocals im Wechselspiel mit den männlichen Grunz-Passagen, düstere Stimmung, gedrosseltes Tempo und sanfte Melodien, so wie man es sich gewohnt ist oder besser gesagt war, denn die meisten noch verbleibenden Gothic Metal-Truppen ertränken ihren Sound in ausuferndem Bombast und poppigen Schnulzeinlagen. Auch wenn es etwas angestaubt klingen mag, was Mandrake präsentieren und keinesfalls innovativ ist, so ist es doch erfrischend, mal wieder Gothic Metal zu hören, welcher sich auf die alten Traditionen beruft und hauptsächlich darauf ausgelegt ist, eine schön melancholische Atmosphäre zu erschaffen. Dies gelingt zwar nicht immer so stark, wie es beispielsweise Draconian praktizieren, doch Mandrake zaubern ein paar schöne Songs aus dem Hut, welche zwar besser in den von Nebel verhangenen Herbst gepasst hätten statt in die Sommermonate, doch für einen Tropfen Melancholie hat man immer Zeit. Die Dichte an einprägsamen Melodien, welche sich sofort in das schwarze Herz bohren, ist zwar nicht sonderlich gross, doch "A Serenade To The Sea" schafft es mit seinem Refrain sofort, erhört zu werden, und auch "Among The Demons" oder "Silhouette" wissen recht schnell zu begeistern. Doch "Innocence Weakness" ist ein Album, welches am besten am Stück konsumiert wird, um Eintauchen zu können in die dunklen Fluten, und auch wenn die Abwechslung etwas zu kurz kommt, so kann die Scheibe durchaus als solides Werk betitelt werden.
R.K.

Punkte: 6.6 von 10
           
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CYPECORE – Innocent
Twilight/
Non Stop Music
Um's mal klar gestellt zu haben: Stromgitarren mit elektronischen Spielereien zu mischen, ist seit 1990 nichts mehr Weltbewegendes. Während Nine Inch Nails die ganze Sache von Beginn weg bis an die Grenzen des Machbaren ausgereizt haben, sind Fear Factory konsequent den Weg der industriellen Kälte gegangen - solche Musik heutzutage also noch als futuristisch zu bezeichnen, ist also definitiv minimal verrechnet. So. Nach dieser Ansage hinkt die direkte Konfrontation mit Cypecore klar etwas hinterher, denn der Konsens ist von Anfang an klar: Hier wird Musik mit den Farben der Zukunft angestrichen, die genau genommen aus bereits zwanzigjährigen Bauteilen besteht. Lustigerweise erinnert mich vieles des Materials auf "Innocent" (und über lange Strecken auch die gepresste Stimme) an die Genfer von Sybreed - bloss erreichen Cypecore bei allem guten Willen nie auch nur annährend die emotionale Tiefe der erwähnten Schweizer Formation. Dass durchgehend kaum ausbrechende Songwriting auf "Innocent" hilft hier sicherlich nicht weiter - zwar versucht sich die Band zwischendurch darin, den Aufbau einiger Stücke etwas variabel zu gestalten, aber das Hauptelement bleibt durchs Band die zusammen ballernde Drumming- und Gitarrenfraktion, die sich aber generell auf dem gefühlten Höhepunkt einer Steigerung auf einigen simplen Themenvariationen ausruht... Da wäre definitiv mehr gegangen. Zu guter Letzt möchte ich mich noch kurz an den Promo-Verantwortlichen beim Label wenden: Wenn ihr schon CDs zum Bemustern brennt, dann nehmt euch doch bitte die paar Sekunden Extrazeit und schraubt die Bitrate etwas höher - in solcher Qualität hätte ich die Platte sicher auch im Netz gefunden.
El Muerte
Punkte: 6.5 von 10
           
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AEON – Path Of Fire
Metal Blade/Musikvertrieb
"Kill Them All", einer der Titel auf "Path Of Fire" drückt aus, was hier innerhalb von knapp 42 Minuten abgeht: Pure Aggression, Blast, pfeilschnelle Riffs und Soli technisch anspruchsvoll serviert hämmern auf die Seele ein, bis die angestaute Energie einem Urschrei weichen muss. In der Schnittmenge zwischen Old Shool- und Brutal/Death Metal toben sich die Schweden gnadenlos aus, Verschnaufpausen sind (abgesehen vom kurzen Zwischenspiel "Total Kristus Inversus") auf "Path Of Fire" keine Vorhanden, ebenso wie Ansätze irgendwelcher Melodien. Egal, hier geht es darum, mit der Dampfwalze möglichst viele Knochen zu brechen, und auch wenn dies auf die gesamte Spieldauer etwas monoton tönen mag und "Path Of Fire" kein Jungbrunnen der Abwechslung darstellt, so macht es Spass, dem Gewaltausbruch zu lauschen. Klar, eine gewisse Monotonie schleicht sich ein, und was uns Aeon servieren ist nicht etwas Neues, dennoch schaffen sie es, mit einem schellen Soli oder groovenden Parts die Sache ein wenig interessanter zu gestalten als der pure Durchschnitt. Vielleicht könnte man an dem Songwriting noch was verbessern, um die Sache spannender zu gestalten, an den technischen Fähigkeiten dazu mangelt es den Herren auf jeden Fall nicht. Freunde von Cannibal Corpse und Deicide dürfen gerne mal für "Path Of Fire" ihre Lauscher ausfahren, und für einen Tritt zwischendurch in den Arsch reicht die Scheibe bestimmt aus.
R.K.
Punkte: 6.5 von 10
           
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LLVME – Fogeira De Suenos
My Kingdom Music/Non Stop Music
Llvme präsentieren mit "Fogeira De Suenos" ihr Debüt-Album. Das Quartett hat sich aus der spanischen Black Metal Formation Chaotic Hope und der Thrash Metal Band K-OS formiert. Selber siedeln sich Llvme im Bereich Pagan/Doom Metal an. Dies kann ich nur halbwegs unterschreiben. Sicherlich sind die meisten Songs grundsätzlich im Doom-Bereich einzuordnen, und oftmals sind Geigen und Flöten zu hören. Daneben gibt es aber – auch durch den Gesang - viele Einflüsse von Death Metal, Black Metal und wie sie alle heissen. Dies macht es dem Zuhörer von Anfang an nicht wirklich einfach. Die Songs verfolgen teilweise nicht wirklich eine Linie, dies wird auch in der durchschnittlichen Länge von knapp 6 Minuten schnell deutlich. Über die Texte kann ich nicht viel erzählen, Llvme singen hauptsächlich in leonischer Sprache (die alte Sprache aus Salamanca). Dies ist aber auch nicht weiter von Bedeutung, denn Lord Valius grunzt und kreischt, als ob es keinen neuen Morgen gäbe und man versteht sowieso nichts. Die Musiker beherrschen ihre Instrumente durchaus, auch ist die Produktion nicht schlecht gelungen. Ich kann jedoch einfach nicht ganz nachvollziehen, was Llvme mit ihrem Erstling bezwecken wollen. Als Beispiel sei hier der Opener "LLVME" angefügt, welcher als gutes Instrumental-Dudelsack-Stück überzeugen kann. Danach ist "LLumeiru De Fueu" der erste Hauptact, in welchem die gesamte Bandbreite seitens der Instrumente, aber auch gesanglich aufgezeigt wird. Als krasses Gegenbeispiel gilt hier "L'allumanientu Del Fueu III" anzuführen. Wir hören knapp zwei Minuten lang den "Muhezzin" von seinem Turm rufen. Für die Spanier macht das vielleicht Sinn, dem Rest der Bevölkerung bleibt das aber alles verborgen. Auch nach mehrfachem Anhören überzeugen mich Llvme nicht. Die Ansätze sind gut, mehr aber nicht.
Timo K.
Punkte: 6.5 von 10
           
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LEGACY – Legacy (Re-Release)
Eonian Records
Hin und wieder gibt es Re-Releases, die ich nach dem ersten Hörgenuss nicht ganz nachvollziehen kann. In diese Kategorie fällt auch diese selbstbetiltelte Compilation von Legacy, deren wahrer musikalischer Wert sich mir erst nach dem x-ten Anhören offenbart hat. Gegründet wurde die christliche Band 1987 in Reynoldsburg, Ohio, (später gaben sie Columbus als Heimatort an), und von Anfang an war den einzelnen Mitgliedern klar, dass der missionarische Auftrag im Zentrum ihres Schaffens liegen sollte. Dies sollte sich noch als Fehler erweisen, dazu später. Musikalisch beginnt die Zeitreise recht vielversprechend mit "Salvation Is Law", einem netten, leichtfüssigen Rocker in der für die 80er typischen Kombination aus sehr poliertem Glamrock mit christlichem Inhalt, als musikalischen Vergleich könnte man Dokken nennen. In dieser Tonart geht es wenig überraschend weiter, bis Track Nummer vier "Forever In Your Arms" zum ersten Mal aufhorchen lässt, denn er könnte ebenso gut aus der Feder der damaligen Szeneikonen Stryper stammen. Der Song beginnt sehr sanft, und man befürchtet eine schwülstige Ballade, aber nach dem kurzen Intro entfaltet sich ein mit wunderschönen Harmonien und mehrstimmigen Chören veredelter Hard Rock-Song. Schade nur, dass er – wie die meisten Tracks auf diesem Album - etwas fantasielos mit einem Fadeout beendet wird, ein gelungener Schlusspart hätte dem restlichen, erhabenen Inhalt des Songs die Krone aufgesetzt. Danach flaut der Silberling in Sachen Songwriting und Produktion leider dramatisch ab. Die folgenden Stücke klingen unausgegoren, der Mix ist schwammig und schwankt qualitativ von Song zu Song, das Ganze bewegt sich bestenfalls auf dem Level besserer Demoaufnahmen. Überhaupt haftet der ganzen Scheibe der Makel einer hastig und lieblos zusammengestellten Compilation an, um nicht zu sagen Reststoffverwertung. Erst die letzten drei von insgesamt vierzehn Tracks vermögen das Ruder gerade noch rumzureissen, auch härtetechnisch, so dass das Ganze doch noch einen für den Hörer versöhnlichen Abschluss findet. In Sachen Harmonien, mehrstimmige Chöre und packende Melodien haben die Jungs damals ihre Hausaufgaben offensichtlich gemacht, nur hätten sie sich mehr auf die Musik fokussieren sollen – und weniger auf ihren Glauben. So blieben sie, wie viele andere auch, in ihrer kleinen Nische gefangen, was ihnen den nächsten Karriereschritt verwehrte. Ein zahlungskräftiges Label im Rücken, eine gute Promotion, und sie hätten den Erfolg gehabt, den sie bei ihrem Talent eigentlich verdient hätten. Der Split der Truppe erfolgte im Frühling 1992. Grunge wurde als das neue grosse Ding künstlich gehypt, und kein Hahn krähte mehr nach perfekt föhnfrisierten Glamrockern, die im Auftrag des Herrn die Bühnen der Welt erobern wollten. Höchstens für White Metal-Sammler und unverbesserliche 80er Jahre-Nostalgiker interessant.
Mirko B.
Punkte: keine Wertung
                      
VINCE NEIL – Tattoos & Tequila
Frontiers Records/Musikvertrieb
Wir alle wissen, dass Mötley Crüe derzeit recht ausgelastet sind, denn ihr aktuelles Album "Saints Of Los Angeles" hat überwältigende Resonanz gekriegt. Auch Sänger Vince Neil dürfte eigentlich nur wenig Freizeit haben, wo der Gute doch nebst der Musik auch noch mit seinen Tattooläden, Restaurants und sogar einer eigenen Fluggesellschaft zu tun hat. Dennoch schien die Zeit auszureichen, um sein mittlerweile drittes Soloalbum aufzunehmen, das erste nach 15 langen Jahren. "Tattoos & Tequila" enthält neun Coversongs und zwei neue Tracks. Schade eigentlich, denn Herr Neil hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass er es in Sachen eigener Songs wirklich gut drauf hat. Wie auch immer, die Coversongs sind dafür interessant gewählt. Ob Aerosmith, ZZ Top oder gar Elvis, hier kommt keiner zu kurz! Die zwei neuen Stücke sind der erste Song "Tattoos & Tequila" sowie die traumhafte Ballade "Another Bad Day", welche ursprünglich auf Mötley Crüe's "New Tattoo" hätte erscheinen sollen, jedoch erst jetzt auf Vince Neil's Solowerk veröffentlicht wurde. Musikalisch unterstützt wurde der Blondschopf übrigens von Musikern der Kultband Slaughter, und als Produzenten hatte er Marti Frederiksen (Ozzy, Aerosmith) mit an Bord. Manch einer würde dieses Album möglicherweise einen unnötigen Abklatsch grosser Songs der Vergangenheit nennen, doch es ist weit mehr als nur das. Letzten Endes hat Vince hier die Songs auf seine eigene Weise eingesungen, die ihn geprägt haben und die ihm etwas bedeuten, und wenn man es sich wirklich mal von dieser Seite betrachtet, dann ist das Album einfach nur noch sehr interessant!
Maiya R.B.
Punkte: keine Wertung
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TRIGGER THE BLOODSHED – Degenerate
Rising Records
Stellt Euch vor, ihr seid in eurem Garten und der Nachbar hat nervige Gäste bei sich, die auch noch kacke Musik hören. Was machen? Nichts leichter als das, Trigger The Bloodshed in die Aussenanlage schieben, und im Nu sind alle Sorgen verflogen oder die Probleme werden ernst (Polizei). Spass beiseite! Alter Schwede, was hier aus den Lautsprechern tönt, ist sowas wie die berühmte Faust aufs Auge. Die Briten spielen in der Death Metal/Grind-Liga und lassen Truppen wie Cannibal Corpse richtig alt aussehen. Musikalisch sind wir wie meistens bei den Extrem-Metal-Musikern bei den Leuten und verstehen was vom Prügeln. Die Songs sind nicht zu lang gehalten, bei einer Spielzeit von 30 Minuten reicht das nämlich locker, denn der Knabe, der die gesamte Platte herunter spult, muss zuerst noch geboren werden! Also musikalisch gut und extrem, da brauchen wir noch einen Gesang, der hier mithalten kann. Leider ist mir der anwesende Junge eine Spur zu monoton, denn mit einem Brüller, der ein bisschen (wirklich nur ein wenig) variabler wäre, könnte man richtig mitreden, wenn es um die Verteilung des Titels 'brutalste Truppe von Europa' ginge. Also ihr Extremologen, wenn ihr meint, tapfer zu sein für dieses Gemetzel, haut rein die Scheisse! Ich muss jetzt zuerst mal meine Anlage auf eventuelle Schäden hin überprüfen. Krass!
Daniel J.
Punkte: 6.4 von 10
           
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LIGHTNING SWORDS OF DEATH – The Extra Dimensional Wound
Metal Blade/Musikvertrieb
Auch in Amerika versucht man sich an Black Metal. Einige davon sind durch ihre innovative Arbeit auch tatsächlich löblich, während andere nur versuchen, den sonst schon überschwemmten Markt in Europa mit noch mehr Kopien alter Kopien zu fluten. Zum Glück gehören vier Kalifornier nicht zu dieser Sparte und versuchen, ihre Hasstiraden mit modernen Einflüssen zu vermischen. Das hört sich im Endergebnis an wie typischer Black Metal der späten 90er: stellenweise melodische Riffs prallen auf Breaks und Double Base-Attacken aus Death und Thrash Metal. Der Gesang ist durch den andauernden Delay etwas gewöhnungsbedürftig, aber qualitativ kann man überhaupt nichts aussetzen. Leider bleiben die Lieder aber auch nach dem zweiten und dritten Mal nicht wirklich im Ohr hängen. Auch der "Path to Chaos", der sich über elf Minuten hinzieht, kann eigentlich nur nach der langen und unnötigen Pause mit einem Riff trumpfen, der irgendwoher geklaut wurde. So bleibt am Ende der Spielzeit eine Platte übrig, die zwar nicht nur ein billiger Abklatsch alter Tage ist, aber auch nicht durch Innovation oder Eingängigkeit in Erinnerung bleiben wird.
Tristan
Punkte: 6.0 von 10      
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SHINING LINE – Shining Line
Avenue Of Allies Music
Schon wieder tritt ein neues Projekt der Sorte “Songwriter sucht sich Basis-Band und diverse Sänger und Solo-Gitarristen“ ans Tageslicht. Shining Line ist entstanden um Mastermind Pierpaolo (Drums) und Amos Monti (Bass), die sich so ziemlich alles geholt haben, was hauptsächlich die deutsche Melodic Rock Szene an Sängern zu bieten hat, und auch internationale Kaliber haben Beiträge geleistet. Somit kommt eine Art „Voices Of Rock III“ unter anderem Namen und mit anderem Initiator zustande. Von Anfang an kommt man beim Hören gar nicht auf eine andere Idee, als dass die Hauptpersonen hinter dieser Scheibe aus Italien sind. Viel klischeehafter geht’s fast nicht. Keyboardlastiger (ok, als Produzent zeichnet sich Keyboarder Alessandro Del Vecchio), glattgebügelter AOR Rock mit netten Melodien, sanften Gitarren und gänzlich ohne Ecken und Kanten. Shining Line liefern einen durchaus soliden Hintergrund-Soundtrack für gemütliche Grillabende. Die Songs wissen durchwegs zu gefallen, überzeugen durch eingängige Melodien und scheinen passend auf den jeweiligen Sänger zugeschnitten zu sein. Meine persönlichen Highlights sind „Can’t Stop The Rock“ (Voc: Mikael Erlandsson, Last Autumn’s Dream und als Solo-Artist Schwedens Beitrag zum Eurovision Song Contest 2003 – meine absolute Nummer 1 mit unbedingtem Hitpotential), „Highway Of Love“ (Erik Martensson, W.E.T. / Eclipse), “Strong Enough” (Robbie LaBlanc, bisher völlig unterbewerteter Solo-Artist) oder „Homeless Lullaby“ (Carsten Schulz, Evidence One). Natürlich dürfen auf einem solchen Melodic Rock Album die vor Kitsch triefenden Balladen auch nicht fehlen. Da hätten Shining Line folgendes zu bieten: „Heat Of The Light“, gesungen vom wohl grössten Kaliber auf dem Silberling Robin Beck, „The Meaning Of My Lonely Words“ ( Michael Shotton, Von Groove / Airtime mit Rik Emmett), „Still In Your Heart“ (Sue Willets, Dante Fox & Bob Harris, Axe) oder „Follow The Stars“ (Phil Vincent, Solo Artist). Sind für meinen Geschmack etwas zu viele und bis auf „The Meaning Of My Lonely Words“ ist auch keine wirklich bedeutende dabei, und diese wohl auch nur wegen Robin Becks Meisterleistung. Des weiteren finden sich noch ein paar Lückenfüller, die zwar nicht stören, aber auch nicht wirklich überzeugen. „Amy“ singt zwar Harry Hess von Harem Scarem, durchaus ein bedeutender Name, aber auch das hilft dem Song nicht wirklich. „The Infinity In Us“ ist so ein Zwischending aus Ballade und Rocksong, und zu allem Überfluss singt hier Michael Voss, den ich für einen der überbewertetsten Sänger und Musiker der heutigen Zeit halte. „Unbreakable Wire“ hat zwar noch ganz tolle Ansätze, es reicht aber auch hier nicht zum Hitfaktor. Die letzten drei Tracks „Under Silent Walls Part I-III“ halte ich für absolut überflüssig. Ein Melodic Rock Album ist nun definitv nicht für solche als Epos ausgeschriebenen Trilogien geeignet. Vor allem, wenn sie sich als keine wirklichen Epen entpuppen. Die Songs klingen eher wie der Soundtrack zu Luftaufnahmen. Was ich selber noch als extrem störend empfinde, ist das viel zu sehr im Vordergrund stehende Keyboard und das undynamische (programmiert, getriggert oder zumindest E-Drum) Schlagzeug mit der zu laut abgemischen, unechten HiHat, die mit der Zeit einfach nervt. Alles in allem ist den Herren Monti ein ganz nettes Album gelungen, an dem der durchschnittliche AOR / Melodic Rock Fan seine helle Freude haben wird, Tiefgang sucht man allerdings vergeblich.
Joey Roxx
Punkte: 6.0 von 10      
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STIGMA – Concerto For The Undead
Pivotal Rockordings
Hektisch, präzise, durchaus melodiös und hart sind wohl die Attribute, die den Sound von Stigma aus Italien am Besten beschreiben. Seit 2000 aktiv, ist dies die zweite Veröffentlichung, abgesehen von zwei EPs in den Jahren 2003 und 2004. Optisch ist das Ganze in einer Art Comic-Horror-Konzept gehalten, was auch Songtitel wie "Chop His Head Off!", "The Undertaker" und "Doctor Skeleton" noch verdeutlichen. Musikalisch gibt es da nichts zu bemängeln, da die Herren vom Stiefel ihre Instrumente zu spielen verstehen. Am ehesten sind sie wohl in die Genreecke Metal- bzw. Deathcore einzuordnen, mit den dazugehörigen Breakdowns en masse. Jedoch sind die Arrangements sehr abwechslungsreich gehalten, die Hitdichte ist relativ gross, die 'skandinavischen' Melodien omnipräsent, die Produktion passend modern und druckvoll, was dem Gesamteindruck gut zu Gesicht steht. Was nach dem Durchhören übrig bleibt, ist ein durchaus positiver Eindruck, der aber doch noch von der Tatsache getrübt wird, dass die persönliche Note fehlt. Ein Album, welches ok ist, aber noch keinen länger anhaltenden Begeisterungssturm auslöst.
Ralf W.G.
Punkte: 6.0 von 10      
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NEVERDREAM – Said
Twilight/
Non Stop Music
Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, es sei einfach und sicher, ein Album aufgrund der umgebenden Faktoren bereits im Vorfeld zu beurteilen – aber wenn ich eine Platte auf dem Tisch liegen habe, auf der eine italienische Prog Metal-Combo in Zusammenarbeit mit dem deutschen Produzenten Achim Kohler (Amon Amarth, Nevermore, etc.) ein Konzept über Afrika musikalisch auf die Beine gestellt hat, dann klingeln bei mir einfach automatisch die Alarmglocken. Glücklicherweise kann ich Entwarnung geben: Wie sich später zwar heraustellte, ist "Said" nicht gerade das Gelbe vom Ei – aber Neverdream können sich glücklicherweise über weite Strecken im Zaum halten, und das Gefrickel meist den Songs unterordnen. Zwar sind wir auch hier nicht von schrecklichen Keyboard-Attacken à la Dream Theater gefeit, aber denen wird nur marginal Platz eingeräumt. Im Grossen und Ganzen arbeiten Neverdream ziemlich songorientiert, aber das muss ja auch nicht gezwungenermassen das Nonplusultra bedeuten: Die Band holpert streckenweise ziemlich unsanft von Riff zu Riff, ohne den entsprechenden Track wirklich vorwärts zu bringen... Ich wäre hier als Produzent klar einschneidend mit der Schere vorgegangen. Da kein einziger Song unter der Sieben-Minuten-Grenze bleibt, fällt das umso mehr ins Gewicht - die wirklich guten Momente auf "Said" nehmen im direkten Vergleich verschwindend kleine Dimensionen an. Neverdream werfen mit "Said" ein ziemlich durchschnittliches Album auf den Markt, das sich die Daseinsberechtigung nur äusserst knapp erkämpfen kann – die Band verfügt leider weder über genügend Persönlichkeit noch songwriterisches Können, um das angestrebte Konzept wirklich interessant umsetzen zu können.
El Muerte
Punkte: 5.9 von 10      
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THYRUZ – Dieseblot
Twilight/
Non Stop Music
Norwegen im neuen Jahrzehnt. Der Geist des alten Black Metals scheint fast endgültig durchgehört und verwaschen. Also her mit den besten Teilen aus all den verschiedenen Wellen und einmal in den Mixer geworfen, dann noch eine zeitgenössische Aufnahmequalität und heraus springt: Thyruz. Die Norweger haben zwar schon einige Demos auf dem Buckel, nach dem 2007er "Northern Blasphemy" ist nun aber erst die zweite CD auf dem Markt. Und die klingt eigentlich gar nicht mal so schlecht. Zumindest für den musikalisch nicht sehr erschlossenen Markt im Untergrund. "Realm Of Darkness" erinnert vor allem wegen dem Anfang schwer an Immortal, "Silver Haze" könnte auch aus dem alten Proberaum von Gorgoroth kommen. Die Vocals sind dabei nicht zu vergleichen, Thyruz haben tatsächlich eine wiedererkennbare Stimme am Mikrophon. Die Songs selber machen auf Grund der erkennbaren Strukturen ziemlich Spass, ohne aber wirklich im Gehör zu bleiben. Die Einflüsse sind zahlreich, aber gerade durch die Stimme kommt der Musik einiges an Eigenständigkeit zu. Nur fehlt der eine Song/Riff, den man bis zur Unendlichkeit hören will. Die Frage ist somit: Wer genau braucht diese Scheibe? Zu modern für den Untergrund, zu hart für den Mainstream. Restlos überzeugen können sie nicht, aber wer weiss, vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.
Tristan
Punkte: 5.5 von 10      
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MXD – The Devil Is In The Details
Irascible
Eines vorweg: Solch ein bescheppertes Käseblättchen als Info-Sheet habe ich schon lange nicht mehr gelesen, da werden mit Euphemismen und Metaphorismen nur so um sich geworfen… Naja, was soll’s, lassen wir uns mal nicht im Vorneherein abschrecken. Electro Rock soll hier produziert werden – Electro stimmt, das mit dem Rock lassen wir aber dennoch lieber weg, ok? Denn die Mucke von MXD besteht aus mehreren Facetten, die sich nun wirklich nicht auf ein bestimmtes Schlagwort reduzieren lassen. Nur schon der Einstiegstrack "Abu Ghraib" schielt definitiv stark in die Industrial-Ecke, und mit "I Hate You" wird dies mit technoiden Elementen untermauert. Erinnert irgendwie an Syntax oder auch Sundown. Ganz ordentlich produziert, aber von Dreck oder Benzindunst ist nichts zu merken, vielmehr die industrielle Kälte, welche aber auch ihren Reiz hat. "N:L:E" könnte auch von den Nine Inch Nails stammen, genauso wie "Greta". Der gute Peter Tägtgren und seine Combo Pain können teilweise auch als Referenz hinzugezogen werden, genauso wie The Prodigy ("Strange Snow")- Es ist wirklich nicht leicht, dieses schweizerische Produkt irgendwo einordnen zu können, und genauso sperrig ist der Sound auch zum Hören. Beim ersten Durchlauf wird so gut wie nichts hängen bleiben, erst beim vierten oder fünften Mal wird’s besser. Der Teufel steckt wahrlich in den Details, aber die müssen mühsam herausgehört werden, dann macht die Scheibe auch Sinn. Davor besteht die Scheibe lediglich aus scheinbar wirr zusammengefügten Elementen, die irgendwie zusammenpassen, aber irgendwie auch wieder nicht. Vorsichtiges Antesten sei hier empfohlen.
Toby S.
Punkte: 5.5 von 10      
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MAMMUTANT – Atomizer
Massacre Records/Musikvertrieb
In der heutigen Veröffentlichungsflut ist es immer wieder erstaunlich, was sich Bands bzw. Künstler einfallen lassen, um sich irgendwie abzuheben. Manche tun dies mit kreativem musikalischen Schaffen, und andere mit Image und optischer Vermarktung. Bei Mammutant vom Planeten Xorgosh scheint zweiteres stärker im Vordergrund zu stehen. Verkleidung, wie auch Live-Shows sind konsequent im Alien-Konzept gehalten. Musikalisch dagegen ist die Sache sehr, sehr zwiespältig. Zum einen gibt es fast permanenten Mid Tempo-(Death) Metal mit gelegentlichen Keyboard- und Synthie-Einlagen. Die Riffs sind grösstenteils wirklich sehr schön groovig und passend zur Gesamtatmosphäre. Das rauhe Gesangorgan von 'Gabul' erinnert an die ehemaligen US-Thrasher Devastation und fügt sich ebenfalls sehr schön in den Gesamtssound ein. Das Drumming ist absolut offensichtlich vollständig programmiert und leider ekelhaft steril. Dynamik, Spannungsbögen und herausstechende Arrangements sind auf den 12 Songs der deutschen Band so gut wie keine vorhanden. Und dies ist letztendlich auch das grosse Problem: Es macht einfach keinen Spass, die Platte ganz durchzuhören. Zu sehr langweilt sich der geneigte Hörer nach spätestens drei Songs. Grundsätzlich besitzt die Band einige gute potenzielle Faktoren, doch leider kommen diese nicht ausreichend zum Tragen. Vielleicht wären entweder ein menschlicher Drummer oder eine noch konsequentere Marschrichtung in Sachen Industrial und Elektronik angebracht. Momentan setzt sich die Band zwischen alle Stühle und Bänke und kann somit den letzten menschlichen Widerstand (wie im Presseinfo angepriesen) absolut nicht brechen. So funktioniert das sicherlich nicht mit der Alien-Weltherrschaft.
Ralf W.G.
Punkte: 5.0 von 10      
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ALL GUNS BLAZING – Revelations
Rising Records
Manchmal ist das Leben als Schreiberling alles andere als lustig angesichts des Einheitsbreis der heutigen Musiklandschaft. Und noch eine Band, die erst seit einem Jahr existiert, aus dem südlichen Britannien stammt und anscheinend der Meinung ist, ihr Debüt jetzt schon veröffentlichen zu müssen. Aber wie sagt man so schön: "Das Leben ist kein Ponyhof". Und somit hat auch diese Band zumindest eine Chance verdient. Energisch und mit spielerischer Leistung geht's zur Sache. Kein Wunder aufgrund des sehr jungen Alters der Truppe. Aggressiver Metalcore mit leicht progressiver Schlagseite spielen die Youngsters auf den 11 Songs. Der Gesang ist bei den Brutaloparts stets am Anschlag oder trifft bei cleanen Passagen die Töne nicht, wie z.B. bei "Immersion". Dies ist auch der grösste Minuspunkt: Der Gesang nervt wie Sau. Die Arrangements, vor allem bei den Prog-Parts, kommen noch sehr unbeholfen daher. Die Aggro- bzw. angeblichen Brutalometalcore-Parts erzeugen bei mir noch keine Wirkung. Das Ganze wirkt noch sehr zahnlos, obwohl die Mischung aus Emo, Metalcore, Breakdowns, Moshparts und Thrashsalven durchaus seinen Reiz haben könnte. Doch für eine wirkliche Reizauslösung oder einen sich festsetzenden Eindruck mit Nachhaltigkeit ist es angesichts von "Revelations" noch zu früh. Eine Offenbarung (auf Englisch: "Revelations") sind die elf Stücke sicherlich nicht. Aber wer weiss, was da noch in den nächsten Jahren auf uns zu kommt...
Ralf W.G.
Punkte: 5.0 von 10      
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CRYSTAL VIPER - Defenders Of The Magic Circle: Live In Germany
AFM Records/Musikvertrieb
Keine Ahnung, was diese CD soll! Denn sie ist weder ein richtiges Live-Album noch eine Art amtliche Vorschau auf kommende Glanztaten und hinterlässt einen entsprechend faden Nachgeschmack. Dafür Verantwortlich ist aber keinesfalls die Musik. Denn diese ist wie auf den bisherigen beiden Alben "The Curse Of The Cyrstal Viper" und "Metal Nation" hervorragend und besticht durch reinrassigen Heavy Metal. Innovation findet man bei dieser polnischen Band keine, dafür Songs, die Spass machen und durch die Doppel-Gitarren-Soli und die Stimme von Marta Gabriel geprägt sind. Hört euch nur mal "Shadows On The Horizon", "The Last Axeman" oder "Metal Nation" an. Schade nur, dass sich die Band mit diesem Release keinen Gefallen tut. Auf zur fröhlichen Fragerunde also: Bringt die Band wirklich nicht mehr als sieben Live-Songs zustande? Wieso ist das kein reinrassiges Live-Album? Was sollen die vier Bonustracks? Fragen über Fragen, welche die starken Titel unnötig herabwürdigen. "Defenders Of The Magic Circle" ist also ein Album, welches ausser einer Handvoll Die-Hard-Fans niemand braucht und wäre besser als Bonus-CD beim nächsten regulären Release beigelegt worden. Es bleibt die Hoffnung, dass die Polen möglichst bald die angekündigte neue Scheibe nachschieben und damit diese Schmach wieder wett machen. Bleibt festzuhalten: Crystal Viper: ja. Diese CD: nein!
Roger W.
Punkte: keine Wertung
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DPERD – Io Sono Un Errore
My Kingdom Music/Non Stop Music
Synth Pop ist ja nicht gerade das Hauptthema von Metal Factory, und trotzdem schleichen sich immer wieder zwielichtige Scheiben bei uns rein. Gut, Synth Pop ist vielleicht auch ein wenig übertrieben, aber "Io Sono Un Errore" ist mehr poppig als rockig und hat beinahe über die ganze Laufzeit den Synthesizer im Spiel. Wenn das schon alles gewesen wäre, hätte man hier aufhören können und ich wäre nicht einmal unzufrieden, denn genau die oben erwähnten Punkte sind die Höhepunkte des Werks. Dperd hat aber auch noch einen anderen, sehr viel prägenderen Einfluss: Gothic/Dark Wave. Valeria Buono, die Sängerin, verfügt über eine sehr schöne, klare Stimme, aber auf diesem Scheibchen wirkt ihr Sprachorgan absolut fehl am Platz. Musikalisch macht die weibliche Stimme zwar Sinn, aber wie sie eingesetzt wurde stört. Langatmig und monoton, keine Impulse, keine Kraft und vor allem keine Emotionen. Ansonsten bieten Dperd nichts Weltbewegendes, aber auch nichts Schlechtes. Die Gitarrenmelodien sind schön und laden öfters zu einem Kopfnicken ein, und auch die Popelemente mit den elektronischen Effekten sind zwar ruhig und unauffällig, aber in Ordnung. Wo das Problem liegt, wurde bereits erwähnt. Trotzdem gibt es noch einen weiteren Grund, weshalb das Album schnell im Regal verschwinden wird. Auch wenn gewisse Melodien stimmen und eigentlich nichts bis auf die weibliche Stimme verbockt wurde, ist "Io Sono Un Errore" einfach zu unspektakulär. Zum Einschlafen geht das Trauerspiel in Ordnung, aber ansonsten kann man sich die Mucke höchstens eine halbe Stunde zu Gemüte führen.
Yannick S.
Punkte: 4.8 von 10      
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FALL OF EMPYREAN – A Life Spent Dying
Grau Records
Dass sich der Sommer endgültig eingestellt hat, nimmt die Mehrheit in unseren Breitengraden freudig zur Kenntnis. Doch was tun, wenn es einem zu heiss wird? Mit Eis am Stiel, kühlen Drinks, einem Sprung ins Wasser oder sogar in Baseballcaps eingebaute Ventilatoren kann man sich Abhilfe verschaffen. Der akustische Eiswürfel, um die salzigen Bäche, genannt Schweiss, zu stoppen, liefern die Amis Fall Of Empyrean mit "A Life Spent Dying". Anachronistisch zum Veröffentlichungstermin ist deren zweites Langeisen nämlich alles andere als ein passender Soundtrack zum Sonnenbaden. Eisig kalt klirren hier nämlich die stark verzerrten Gitarren zu den nicht minder ungemütlichen, an kalte Winde erinnernden Keyboard-Wände, sodass einem beim Anhören des skandinavisch geprägten Funeral Doom unweigerlich ein leichtes Frösteln übermannt. Das gilt dabei für die ruhigen, depressiv stimmenden Instrumentals wie das einleitende "Bereit" und die beiden melancholischen, alleine mit Akustikgitarreauskommenden "Anhedonia" und "Lifeless In My Arms" genauso wie für das teutonische, Viking angehauchte "Breathe Deep Cinders" oder das mit 8 Minuten etwas langgezogene, sphärisch pathetische "Vast But Desolate". Und wenn das Gekeife und Gegrowle von Front-Schneemann Richard Medina auch etwas gar eintönig und röhrend sein mag, dabei an blauen Himmel oder gar Sonnenschein zu denken ist ein Ding der Unmöglichkeit. "The Air Is Still", "A Long Silence", "Veins Split Wide", alle schlagen sie in die gleiche Kerbe, verbreiten Minus-Temperaturen, und das mal mehr, mal weniger brachial, dabei aber immer im selben Schneckentempo, als müsste sich das Sextett durch einen über Nacht gefallenen Meter Neuschnee kämpfen. Einzig während der abschliessenden "Catharsis" geht es in typischer Death-Manier etwas zackiger voran, wobei man am Ende doch wieder in die gewohnte Doom-Apathie zurückfällt. Zusammen mit der nicht minder eisigen Produktion und dem auch optisch karg und trist gehaltenen Design ergibt "A Life Spent Dying" so eine zumindest zeitweise wirksame Abkühlung für Sommer-Skeptiker, mehr aber leider nicht.
Kissi
Punkte: 4.6 von 10      
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FIRECRACKER – Born Of Fire
Escape Music/Non Stop Music
Die neue Band von Stefan Lindholm, einem der vielen schwedischen Gitarrenshredder, hört auf den Namen Firecracker und bringt mit „Born Of Fire“ ihr Debut auf den Markt. Ohne Zweifel ist Herr Lindholm ein begnadeter Gitarrist, technisch versiert, extrem schnell und versteht es, die Leute in Staunen zu versetzen. Leider genügen diese Eigenschaften nicht, um ein wirklich gutes, eingängiges oder auch nur ansatzweise hitverdächtiges Album zustande zu bringen. Dazu bräuchte man noch Gespür fürs Songwirting, Melodien und die Gabe, der Musik Seele zu verleihen. Das alles fehlt (bis auf wenige Ausnahmen, die allein und ausschliesslich deshalb, weil sie eben AUSNAHMEN sind, positiv auffallen) dieser Band. Rein gitarrenspieltechnisch reiht… …sich der Mastermind von Firecracker nahtlos in eine Liste aus Malmsteen, Vai oder Satriani ein. Ansonsten gibt es nicht viel Positives über „Born Of Fire“ zu berichten. Es ist anstrengend zu hören, und das obwohl ich ja eigentlich progressive Musik, die zum Nachdenken anregt und deren Struktur nicht beim ersten oder zweiten Mal Hören erkennbar ist, sehr wohl zu schätzen weiss. Aber das ist… …weder too much noch wirklich interessant. Eine Aneinanderreihung von technisch und rhythmisch komplizierten Teilen, die nicht sehr Song- oder Album-dienlich zusammengesetzt wurden. Des weiteren klingen die Songs so, als ob alles, inklusive den Texten, von Stefan Lindholm selber geschrieben wurden (die Credits bestätigen dies auch), und er die Texte einfach dem Sänger Tommy Kerevik vorgelegt hat, und dieser die schwere Aufgabe übernehmen musste, kompromisslos Text und Musik zusammenzustückeln. Ohne jeden Freiraum, einen vielleicht hilfreichen kreativen Input selber geben zu dürfen, durch welchen wenigstens der Gesang eingängig hätte werden können. Auch die Produktion an……sich überzeugt mich nicht. Wenn auch der Sound sauber und glattgebügelt ist (was mit der heutigen Technik keine Meisterleistung mehr ist), klingt dieses Album einfach nur produziert, und nicht gespielt. Ich gehe mal vom exzessiven Gebrauch virtueller Technik aus, wo es ein Leichtes ist, einzelne Töne und Schläge an ihren vorgesehenen Platz zu schieben, an dem sie auf der Originaltonspur – aus welchen Gründen auch immer – nicht waren. Besonders das Schlagzeug ist entweder so dermassen getriggert, dass jegliche Dynamik verloren geht, oder gar gänzlich programmiert, obwohl der Schlagzeuger Hasse Wazzel im Booklet namentlich aufgeführt ist. Ich will ja… …wirklich nicht am spielerischen Können der einzelnen Musiker zweifeln, aber das alleine ist eben nicht genug. Einzige Lichtblicke am Album sind „Gamekeeper’s Song“ (siehe dazu allerdings oben angeführten Kommentar zu den Ausnahmen) und das abschliessende Instrumental „Speed Devil (Demo)“, das allerdings schon 1999 aufgenommen wurde und aufgrund dessen noch echt gespielt und ehrlich klingt. Störend ist hier jedoch das komplette Fehlen eines Basses.
P.S.: Ich möchte mich hier noch für die Unterbrüche in der Review und den eher komplex gewählten Satzbau entschuldigen, aber das rührt daher, dass ich erstens die CD nicht am Stück hören und auch nicht am Stück reviewen konnte, und zweitens, weil ich versucht habe, die Komplexität und Zusammenhanglosigkeit des Albums möglichst authentisch rüberzubringen.
Joey Roxx
Punkte: 4.5 von 10      
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IN SILENTIO NOCTIS – Through Fragments Of Christianity
My Kingdom Music/Non Stop Music
Während die ersten Töne noch nach gelungenem Melodic/Black Metal der ganz pompösen Art klangen, fiel mir beim Gesang fast die Kauleiste auf den Boden. Was bitteschön soll das denn sein? Nichts gegen weiblichen Gesang, aber in diesem nervenden Wimmern mit gerade mal fünf oder sechs Tönen, das geht an die Substanz. Der Rest der finnischen Trupp kann den Eindruck leider nicht verbessern, da diese anscheinend hauptsächlich daran interessiert sind, den Gesang mit soviel Bombast in Szene zu setzen, so dass sie das Gesamtbild aus den Augen verlieren. Schade eigentlich, denn gerade zu Beginn konnte "Libre Satanas" mit einem herrlichen Riff Spannung erzeugen. Allgemein zeichnen sich die Songs durch tolle Strukturen aus, "Sinners Lament" hätte alles Potential, in dem verwaschenen Genre wieder ein wenig frischen Wind aufkommen zu lassen. Und die Dame am Mikro macht ihren Job ja auch nicht grundlegend falsch, es verschafft zumindest Eigenständigkeit. Aber über die ganze Spieldauer eines Songs nichts weiter zu hören als der scheiternde Versuch, wie Tarja zu klingen, nervt brutal. Zumindest zwischenzeitig wären Screams oder Growls angebracht. Oder von mir aus einfach eine andere Tonlage, halt etwas, das der Musik auch ein wenig mehr Power verschafft. Nein, das braucht noch einiges, um mit den momentanen Grössen mitzuhalten. Aber für Mut und Innovation gibt's ja auch Beachtung.
Tristan
Punkte: 4.0 von 10      
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LORD AGHEROS – Of Beauty And Sadness
My Kingdom Music/Non Stop Music
Ambient Pagan Metal trifft auf Extreme/Gothic Metal? Die Beschreibung des Projekts "Of Beauty And Sadness" liess mich wirklich kurz schmunzeln. Ob sich Herr Gerassimos, der Mann, der hinter Lord Agheros steckt, auch selber ernst nimmt, ist mir schleierhaft. Schlussendlich fabriziert der Italiener schwache Ambient-Kost mit Mid Tempo-Gothic oder vielleicht ein wenig Black Metal. "Of Beauty And Sadness" versucht, atmosphärisch zu wirken, und stellenweise gelingt dies auch, doch über das ganze Werk hinweg fiel mir einfach nichts Aussergewöhnliches auf. Das Problem beim Ambient ist, dass er wirken muss, er muss dem Hörer richtig einfahren, und Lord Agheros hat da seine Mühe. Mit dem dritten Werk macht sich der Italiener selber keine Freude, es kommt zwar alles sehr arrangiert daher, aber die Keyboard- oder Pianopassagen langweilen relativ schnell, und auch der Metalanteil ist mehr schlecht als recht. Trotzdem glaube ich zu wissen, dass sich hinter Gerassimos noch Besseres verbergen könnte, ich habe das Gefühl, dass dieser Italiener zu einer Ambient-Bombe fähig wäre, und irgendwann wird er sie auch zünden. Mit "Of Beauty And Sadness" beweist er, dass er das Gefühl für Melodien hat, jetzt muss er noch etwas Spannung in der Monotonie erzeugen, die Black/Gothic-Passagen deutlich verbessern oder gar weglassen und auch in Zukunft am Ball bleiben. Fazit dieses eher langweiligen Werks ist: schwaches Ambient-Werk mit sehr viel Potenzial!
Yannick S.
Punkte: 3.5 von 10      
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DIABULUS IN MUSICA – Secrets
Metal Blade/Musikvertrieb
Die Hoffnung stirbt zuletzt, das kennen wir alle von irgendwo her, und in beinahe allen Lebenslagen lässt sich dieser Leitspruch verwenden – so auch in der Musikwelt. Es geht hier nämlich um die Hoffnung, dass es da draussen noch irgendwo Bands gibt, die sich zwar dem mehr als nur verbrauchten Genre des sogenannten Gothic Metals (obwohl die neuzeitliche Erscheinung nun rein gar nichts mehr mit den Ursprüngen gemein hat) widmen, dennoch aber so intelligent sind und auf eigene Trademarks setzen anstatt die drölfzigste Kopie einer Kopie einer Kopie zu sein. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Spanier von Diabulus In Musica haben sich für den leichteren Weg entschieden und fleddern an der Leiche ‚düstere Mucke mit Growls und Elsengeträller’, welche nicht einmal mehr stinkt, so tot ist sie schon (wer Ironie findet, darf sie behalten). Es ist einfach unverständlich, weshalb man nach wie vor glaubt, die Welt bräuchte einen erneuten Klon diverser bekannter Trällertruppen mit einer weiblichen Sopranstimme. Dabei wäre "Secrets" gar nicht mal so übel, denn es gibt hierbei einige Ansätze, die durchaus Potenzial hätten: "Lies In Your Eyes" beginnt beispielsweise ziemlich hart mit Double Base und einem düster-brachialen Riffing, was aber ziemlich schnell durch den ‚Gesang’ zunichte gemacht wird. "The Seventh Gate" ist ein reines Instrumental mit einer Geige im Vordergund, welche mit Schlagwerk unterstützt wird – erinnert ganz sachte an "In Broken Images" von Darkseed’s Debutwerk "Romantic Tales", könnte man bei genauerer Betrachtung auch als geklaut ansehen (mit Abstrichen, versteht sich, denn es darf bezweifelt werden, dass diese jungen Hüpfer solch geniale Musik kennen). Dennoch, trotz alles bemühten Abwechslung bleibt "Secrets", was es nun mal ist: Etwas, das es in unzähligen Formen schon einmal gegeben hat und nun wirklich niemand mehr braucht, zumal die Sängerin keinerlei Leidenschaft in ihr Handwerk legt und das Gegrunze auch nichts mehr reissen kann. Wer wirklich superben Gothic Metal hören will und dabei auf eine Frauenstimme wert legt, sollte sich besser "Bloodstained Endurance" von Trail Of Tears zulegen, denn was dort geboten wird, ist die Profiliga – in welcher die Spanier niemals spielen werden, wenn sie sich nicht ab subito umorientieren.
Toby S.
Punkte: 3.0 von 10      
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FANOE – Full Speed Ahead
Non Stop Music
Hatte ich schon letztes Mal bei Fanoe das Cover kritisiert, weil es nun wirklich nicht zum Sound des Quartetts passte, so kann ich dies bei "Full Speed Ahead" genauso anmerken, und ich muss sagen: Bescheuert wäre ebenfalls ein passender Begriff, wem fällt denn bitteschön so etwas ein? Gut, soviel zum Äusseren, nun zum Eingemachten: Da hat sich schon etwas entwickelt, nur muss ich sagen: Diese Art von industrieller Mucke hat weder Seele noch Leben in sich noch ist sie in irgendeiner Form interessant, da die Grossen des Genres schon alles bereits dargebracht haben – in besserer Form und Qualität, wie man anmerken möchte. Die Produktion ist kaum brauchbar, viel zu verwaschen kommt alles daher, und die permanente Verzerrung des Gesangs legt nahe, dass hierbei kein Talent vorhanden sein muss, ansonsten wäre das nicht nötig gewesen (und kommt mir jetzt nicht mit "das gehört dazu" oder "ist stimmungsfördernd/künstlerisch wertvoll/individuell – es ist keines von allem). Der ultimative Sargnagel ist aber die Verhunzung des Beatles-Klassikers "Come Together", absolut grauenhaft. Ich frage mich, was Fanoe mit ihren Werken darstellen oder aussagen wollen, ausser: Wir haben zu viel Manson/Nine Inch Nails/Wasauchimmer gehört, dass wir beschlossen haben, das auch zu machen – nur um Kategorien schlechter. Ich hätte es nicht gedacht, aber ich werde diesem Machwerk hier eine noch schlechtere Bewertung als beim Debut aussprechen, und zwar aus zwei Gründen: Erstens interessiert es keine Sau, was man noch alles an elektronischen Spielereien aus dem PC herauskitzeln kann, wenn das Endresultat dermassen schlecht konstruiert und wirr daherkommt. Und zweitens ist diese offensichtliche Anbiederung und Kopiererei dermassen brechreizauslösend, dass ich erst mal eine längere Diskussion mit der Schüssel führen muss.
Toby S.
Punkte: 1.5 von 10      
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P.M.T. – Here Lies P.M.T.
Headstrong Music
Oh mein Gott, P.M.T. - schon alleine die Nennung dieses Bandnamens ruft in meinem Kopf allerlei Assoziationen der negativen Sorte hervor, unterm Strich belegt aber klar 'rektale Blutung' die Pole-Position - eine Beschreibung, die sich pässlicherweise auch gleich mit meiner physischen Reaktion nach einer ersten kurzen Hörsession deckt. Die Welschschweizer Formation, die sich seit Jahren als führende Band des hiesigen schwermetallischen Musikschaffens versteht, dabei aber die Realität völlig offensichtlich ein klein wenig aus den Augen gelassen hat, ist nun mit einer weiteren Scheibe zurück. Der Titel der Platte lässt zwar kurz die Hoffnung auf eine schlussendliche Beerdigung dieser unsäglichen Formation aufblitzen, aber mein jahrelanges Flehen wurde offensichtlich nicht erhört. Jetzt weiss ich natürlich, dass man nicht voreingenommen an Plattenkritiken heran gehen sollte - aber bei Schaden an Leib und Seele nimmt konsequenterweise der Selbstverteidigungstrieb überhand. P.M.T. muten dem Hörer auch auf ihrem dritten Longplayer viel zu viel des Guten (Schlechten?) zu und treiben die Zelebrierung ihres äusserst bescheuert betitelten 'Psychocore' auf neue Spitzen - die Essenz besteht dabei jeweils aus einigen bei Pain geklauten Grooves, drittklassigen Gesangslinien, in den Hintergrund gemischte Gitarren (man will ja das Radiopublikum nicht zu fest schocken) und obendrauf einigen schlechten Wortspielen, die jeder Drittklässler mit Lernschwäche als solches würde deklarieren können. Beispiele gefällig? "RubEast Cube", "Helldorado" und "Swisstika" sind nur die Spitze des Eisbergs. Jetzt mal im Ernst Jungs, was soll all dieser aufgesetzte Zorn, diese Schichten an Make Up, diese verwerfliche Musik? Der Nagel im Sarg eurer Formation wäre den Preis nicht wert, aber vielleicht befindet sich unter den Lesern der Metal Factory ja eine gütige Seele... Wer will P.M.T. von ihrem Leiden befreien? Freiwillige vor!
El Muerte
Punkte: 1.0 von 10      
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MAGICA – Dark Diary
AFM Records/Musikvertrieb
"Sich übergeben mit einem Lächeln im Gesicht" waren meine schliessenden Worte zu dem Vorgänger "Wolves & Witches", doch beim Anhören von "Dark Diary" ist mir das Lachen vergangen und bei der Dauerbeschallung von Ana's penetranter Stimme bleibt mir die Kotze im Hals stecken. Handelsüblicher und leichtfüssiger Power Metal, meist im höheren Tempobereich, absolut vorhersehbar und unspektakulär. Musikalisch zwar routiniert vorgetragen, aber sobald Ana ihr Organ einsetzt, dann bluten meine Ohren, das Zahnfleisch und der After gleichzeitig. "Dark Diray" ist nun der 5. Output der Rumänen, ordentlich produziert, ja sogar etwas druckvoll und man hört heraus, dass durchaus versucht wird, das Material düsterer und durchdachter präsentieren zu wollen. Doch mir reicht es, ich ertrage das Gewinsel nicht mehr, und auch wenn ich bis anhin nachgiebig mit der musikalischen Leistung der Akteure war und wir immer daran erinnert werden, objektiv zu urteilen, so gleitet meine Objektivität auf direktem Wege in die Kläranlage. Magica-Fans mögen es mir verzeihen, und wer bis anhin von der Truppe überzeugt war, der wird mit "Dark Diary" überglücklich sein, ja man könnte anfügen, die Scheibe ist bis jetzt die Beste von allen, und wer auf Frauen-Power Metal steht, der sollte unbedingt ein Ohr den Rumänen leihen. Bei mir vermag einzig "We Are Horde" die Stimmung etwas zu besänftigen, liegt wahrscheinlich daran, dass bei dem flotten Song der Refrain von männlichen Stimmen begleitet wird, zudem muss ich zugeben, für diese Art von Musik bin ich wohl die falsche Person und, um es mit meinen (natürlich auf tiefstem Niveau) Worten auszudrücken: Wer hört sich solch eine abgelutschte Scheisse überhaupt noch an?! Sorry Leute, aber mir reicht es, diese Art von Unterhaltung kann höchstens in Folterkellern noch Verwendung finden, oder um auf einer Party die letzten Suffköpfe in den Höllenschlund zu jagen. Dachte ich bis anhin, dass gewisse Black Metal-Bands aus Frankreich mich in den Wahnsinn treiben, so hat dieser Output eine neue Ebene der persönlichen, tiefsten Verachtungswürdigkeit erschaffen.
R.K.
Punkte: 1.0 von 10      
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