CD-Reviews Mai 2016
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
DEATH ANGEL – The Evil Divide
Nuclear Blast/Warner
Liebe Freunde der gepflegten Tanzmusik, lasst euch sagen, dass die Stunde von Death Angel hat geschlagen. Einmal mehr! Die Helden der Bay Area beschreiten mit ihrer neuen Scheibe die konsequente Weiterführung ihrer Glanztaten seit der Reunion 2001. Bei jeder Scheibe fragt man sich, wie die Jungs nochmals einen draufsetzen können, und Sänger Mark Osegueda quittiert dies mit einem seiner breiten und fiesen Lachen und haut uns locker «The Evil Divide» um die Ohren. Mit welcher Wucht, Intensität und musikalischer Genialität die Fünf zu Werke gehen ist... einfach atemberaubend. Alleine die beiden Einstiegsgranaten «The Moth» und speziell «Cause For Alarm» reichen, um den Herren locker eine Benotung über den 9-Punktegrenze zu verleihen. Hört euch mal die Gitarrenparts bei «Cause For Alarm» an, welche sich Rob Cavestany und Ted Aguilar zuspielen. Nach diesen Feuerwerken beschreiten die Thrasher mit «Lost» fast schon melodische Parts, so wie man sie vom Meisterwerk «Act III» kennt und liebt. Das Spiel zwischen Härte, Brutalität, Melodie und Eingänglichkeit beherrscht keine andere Truppe dermassen auf einem hohen Level wie der Todesengel aus den Staaten. So wechseln sich Abrissbirnen wie «Hell To Play» locker mit trendigeren Sounds in «I Can’t Be This» ab. Unglaublich intensiv ist das «Hatred United, United Hate», das aus schwerfälligen Overkill-Groovs versteht, aber auch aus der sehr verspielten Art von Death Angel. Oder das typische, voll in die Fresse schlagende «Breakaway». «The Evil Divide» ist das zu erwartende starke Album geworden, das aber zugleich auch alle Erwartungen übertrifft!
Tinu 
Punkte: 9.6 von 10
SCORPION CHILD - Acid Roulette
Nuclear Blast Records/Warner
Grosses Stühlerücken bei den Senkrechtstartern aus Austin, Texas. Die Rhythmussektion wurde komplett ausgewechselt, zudem wurde Zweitklampfer Thomas Frank durch Keyboarder Aaron John “AJ” Vincent ersetzt. Schielen Scorpion Child jetzt etwa in Richtung Deep Purple / Rainbow, oder, was wirklich schlimm wäre, wandeln sie nun etwa auf musikalisch kommerzielleren und somit sanfteren Pfaden? Lustigerweise ist gerade das Gegenteil eingetreten. Waren auf dem eh schon starken Debut die Led Zeppelin-Reminiszenzen noch überdeutlich vorhanden, klingen Scorpion Child auf „Acid Roulette“ um einiges griffiger und ausgereifter. Die stilistische Einordnung „Classic Rock“ ist dabei der eher hilflose Versuch, die musikalischen Ergüsse der Band irgendwo zu positionieren, denn auch wenn die Jungs definitiv keinen Metal spielen, sind sie vor allem eins: Verdammt heavy! Die Tracks sind intelligent aber nicht verkopft arrangiert, und die Spielfreude der beteiligten Musiker ist förmlich spürbar, da muss während den Recordingsessions eine Menge Schweiss, Adrenalin und Endorphin geflossen sein, anders kann ich mir das unglaublich hohe Energielevel der Songs nicht erklären. Einzig die Semiballade „Survives“ fällt gegenüber den restlichen Nummern etwas ab, erinnert mich irgendwie an den latent vorhandenen Filmsoundtrack–Tick von Dream Theater, und auch bei der gemächlicheren Led Zeppelin-Verbeugung (musste halt irgendwie doch noch sein) „Blind Man's Shine“ nimmt man den Fuss etwas ab dem Gaspedal, allerdings ohne dabei gleich in seichte Gewässer zu schippern. Die restlichen elf Songs sind allesamt Volltreffer, was wieder mal zeigt, dass echte musikalische Power nicht zwingend mit übermässiger Härte und brutalem Gehacke einhergehen muss. Mit seinem zweiten Album liefert der Fünfer eine eindrückliche Lektion darüber ab, wie zeitgenössischer Power Rock zu klingen hat, „Acid Roulette“ ist ein Pflichtkauf für die Flatterhosen–Fraktion gleichermassen wie für Kuttenträger ohne Scheuklappen, heisser Scheiss ist das!
Mirko B.  
Punkte: 9.3 von 10
MONUMENT – Hair Of The Dog
Rock Of Angels Records
Moment, gibt es da alte Demosongs von Iron Maiden, als sich gerade Bruce Dickinson mit «The Number Of The Beast» einen fetten Gehaltscheck auszahlen liess? Wer zum Geier ist das, der hier ganz frech irgendwo zwischen «Killers» und der oben erwähnten Scheibe zehn Lieder aus dem Ärmel schüttelt und dabei mit einem breiten Grinsen locker rechts die immer langsamer werdenden Maiden überholt? Es sind Engländer, und Sänger Peter Ellis (ehemals White Wizzard) zeigt allen Nachwuchsbands, was einen guten Sänger ausmacht: Einer, der durchaus auch mal schreien darf, aber ansonsten sein Instrument beherrscht und sich nicht von ihm beherrschen lässt. Was sein Bandkumpel aus White Wizzard-Zeiten, Gitarrist Lewis Stephens, zusammen mit Dan Baune aus den Finger haut, darf getrost mit den Glanztaten von Smith/Murray (Iron Maiden) und Downing/Tipton (Judas Priest) verglichen werden. Man merkt den Engländern auch an, dass dies nicht die erste Scheibe ist und nicht die ersten Songs, welche sie komponieren. «Hair Of The Dog» bewegt sich auf einem durchwegs sehr hohen Level und wird allen Enforcer- und logischerweise White Wizzard-Fans den Mund wässrig machen. Ja, ich bin geplättet und merke, dass es sie noch immer gibt, die hoffnungsvollen Bands, welche wissen, wie man einen unterhaltsamen und packenden Song schreibt. Daumen hoch! Scheisse, wieso habe ich nur das Debutalbum «Renegades» verpasst...
Tinu  
Punkte: 9.2 von 10
HEAVEN`S CRY - Outcast
Prosthetic Records
Die Prog-Band aus Montreal kommt hier mit ihrem 3. Longlayer über den grossen Teich. Und was für eins. Gegründet Anfang der 90er waren die Jungs nicht grade sehr fleissig mit Alben, aber wenn sie kommen, dann ist es immer etwas Besonderes. So auch "Outcast", ein Hammer-Album, das mit jedem Durchhören noch besser gefällt. Völlig gefangen nimmt den Zuhörer Sylvain Auclair, der Sänger klingt oft fast wie der wunderbare Ted Leonard (Spock's Beard). Und da ja meistens die Stimme einer Band über deren Sympathie entscheidet, kann man sich hier Sylvain kaum entziehen. Wenn dazu noch die einzelnen Songs gut und spannend sind, dann ist doch alles ok. Und genau so ist es mit "Outcast", hier stimmt einfach alles: Interessante Prog-Parts gehen in wunderbare Gesangslinien über. Ruhige und wilde Momente lösen sich ab, mal hart, mal gefühlvoll, einfach herrlich. Und total verspielt, ohne aber sich in Gefrickel zu verlieren, instrumental gesehen. Ganz gross das 14 Minuten lange "The Day The System Failed", das von Stimmungswechseln lebt und ein wirkliches Prog-Epos darstellt. Es ist sehr spannend, wie sich "Outcast" vielseitig durch die Prog-Welt schlängelt und das Genre ausnutzt in allen Arten. Und dazu die variable Stimme von Sylvain, es ist einfach herrlich, in der Welt von Heaven`s Cry zu versinken und sich gut 50 Minuten lang von den Kanadiern durch ihre sieben Songs tragen zu lassen. Ein wahrlich grosses Prog-Werk, da macht es überhaupt nichts, wenn wir wieder ein paar Jährchen länger auf das nächste warten müssen. Dicke Empfehlung an alle Proggies! Ach ja, und als Sahnehäubchen glänzen die Jungs noch mit einem Hammer Album-Cover!
Crazy Beat 
Punkte: 9.1 von 10
ZARPA - Dispuestos Para Atacar
Pure Steel Records//Musikvertrieb
Zarpa sind inzwischen eine in Würde ergraute Konstante in der von viel Leidenschaft geprägten Metal Szene Spaniens. Ich kenne die 1977 gegründete Band zwar erst seit vier Jahren, aber in diesen vier Jahren hat sie es geschafft, rekordverdächtige acht Full-length Alben und eine EP rauszuhauen, und da ist trotz der ganzen Masse nicht eine einzige schwache Veröffentlichung dabei. Das Gleiche gilt für den jetzt erschienenen siebzehnten Streich der überkreativen Iberer, Live-Alben, EPs und Compilations nicht mitgezählt. Das Besondere an dieser Truppe ist, dass sie zwar lupenreien und sehr traditionellen Heavy Metal zockt, gleichzeitig aber kleine Einschübe aus affinen musikalischen Welten überhaupt nicht scheut. So wechseln sich (Power) Metal-Granaten der Sorte „Tropas Del Bien Y Del Mal“ „Yo Quiero Màs“ oder „Buscando Un Nuevo Mundo“ mit Songs ab, die zwar nicht gleich einen Stilbruch verursachen, aber mit ihrer musikalisch anders gearteten Ausrichtung für die nötige Abwechslung sorgen. „Un Perfecto Plan“ gefällt mit seinen orientalischen Harmonien und dem schon fast tribal–mässigen Drumming von Bienvenido Godoy, der Titelsong ist ein Lehrstück in Sachen Epic Metal, „Vivir Con Honor“ und „Ecos Del Fin“ zeigen, wie Manowar heute klingen könnten, wenn sie nur wollten, und in “Un Peregrino Soy” traut man sich sogar, Töne anzuschlagen, wie man sie eher aus der folkloristisch angehauchten Mittelalter-Metal–Szene kennt. Somit ist sich die Band um das einzig verbliebene Ur-Mitglied, Sänger/Gitarrist Vicente Feijóo, zum x-ten Mal in ihrer bewährten Vorgehensweise treu geblieben, traditionelle Metal-Klänge durch mal epische, mal folkloristische Verzierungen anzureichern. Es ist nicht einfach, mit den ewig gleichen Zutaten von Mal zu Mal etwas Neues und Interessantes zu erschaffen, aber diese Kunst beherrschen die Jungs von Zarpa ohne jeden Zweifel. Die nicht mehr ganz so jungen unter uns erinnern sich vielleicht noch an die Persil–Werbung in den Siebziegern, in Anlehnung daran kann ich guten Gewissens sagen: Zarpa, da weiss man was man hat. Kaufempfehlung an alle, welche die Truppe noch nicht kennen und ein klarer Blindkauf für Fans, und da zähle ich mich dazu.
Mirko B.  
Punkte: 9.1 von 10
POISON HEADACHE - Poison Headache
Metal Blade/Sony Music
Das Debut der Kalifornier Poison Headache ist ein garstig aggressiver Wust der Gewalt, bei dem es keine Gefangenen gibt. Genauer gesagt spielen Poison Headache einen Mix aus Entombed's "Wolverine Blues", Motörhead's "Ace Of Spades" und Converge's "Jane Doe". Wo The Accüsed, Agnostic Front oder D.R.I. in den 1980ern den Anfang machten, führen Poison Headache das Konzept in der Moderne weiter. Überraschend ist für mich die Intensität und die druckvolle Power, die mir hier entgegenschlägt. Mancher Fünfer schafft es nicht, diesen harten Level zu erreichen, den hier die Jungs aus San Diego an den Tag legen. Das Trio um Phil Sgrosso (Gitarre), Andrew Kukta (Vocals/Gitarre) und Kyle Rosa (Drums) schafft dies aber kompromisslos und befindet sich damit in bester Gesellschaft. Wenn es darum geht, freudlose Keilerei wie die Stücke "Pity the Backseat", "Conspirator" und "Hail, Colossus" unter den gemeinen Pöbel zu streuen, haben Legenden wie Motörhead dies über Jahrzehnte erfolgreich vorgemacht. Kreischende Gitarren und fette Hardcoreelemente beleben den Sound des Dreiergespanns enorm, wie sich bei "Discloser" oder "Forbidden Gates" eindrücklich zeigt. Das schon eher kurze Album ist wenn man sich erst einmal richtig reingehört hat, leider auch schon wieder vorbei. Die Wiederholungstaste ist hierbei von unsäglichem Wert. Um der Härte ein Gesicht zu geben, wurde der renommierte britische Illustrator Adrian Baxter mit dem Cover beauftragt. Das erinnert in erster Linie aber mehr an eine Stoner-Band, was nicht heisst, dass es schlecht ist. Es ist düster, ansprechend, irritiert in Kombination mit der Musik ein wenig. Aber egal, denn alles, was wirklich von Interesse ist, ist, dass die Jungs einen höchst professionellen und ohrenbetäubenden Krach in Perfektion produziert haben, der es wert ist, gehört zu werden. Die Leidenschaft der Musiker ist bei jedem Ton mehr als spürbar! Ganz fett!
Oliver H. 
Punkte: 9.0 von 10
KATATONIA – The Fall Of Hearts
Peaceville Records/Irascible
Was diese Band nicht schon alles durchgemacht hat – man könnte damit Bücher füllen, wage ich jetzt einfach zu behaupten. Von den frühen Anfangstagen zu Beginn der 90er mit ihrer Mischung aus Doom und Death Metal zu den eher Dark Rock/Metal-mässigen Klängen hin zu etwas, das man als Depro-Rock oder –Metal bezeichnen könnte – immer mit der unverkennbaren Stimme von Jonas Renkse. Dass die letzten Alben eher durchwachsen waren und nicht mehr an die Klasse der Marke „Viva Emptiness“ und „The Great Cold Distance“ herankamen – nun, mag sein, solche Werke sind auch schwer zu toppen. „Night Is The New Day“ war ja dann, wie in meiner damaligen Review beschrieben, auch eher ein Album um des Albums Willen, und „Dead End Kings“ der notwendige, aber nicht ganz so derbe Befreiungsschlag. Und nun? „The Fall Of Hearts“ beinhaltet nach wie vor alle Trademarks, die man von den Schweden kennt – das Wechselspiel zwischen laut und leise, ganz grosse Atmosphäre, Kopfkino pur, die ruhig, aber eindringlich gesungenen Vocals, alles ist hier zu finden. Theoretisch könnte man jetzt sagen: Gut, die Jungs haben sich einfach auf das besinnt, was sie können, und das machen sie gut – aber es ist nicht weltbewegend. Könnte man so stehenlassen, ja. Aber – und jetzt folgt das ganz grosse Aber: Wenn man die Songs genau anhört, eröffnen sich die Welten, welche für mich persönlich zu „Viva Emptiness“- oder eben auch „The Great Cold Distance“-Zeiten erschaffen wurden. Zudem muss auch klar konstatiert werden: Es ist eine gewisse Härte neu hinzugekommen, am allerdeutlichsten hörbar am Rausschmeisser „Passer“, hier singt Jonas Renkse auch sachte anders. Ist ungewohnt, aber eine schöne Abwechslung. „Old Hearts Fall“ ist eine DER Katatonia-Nummern (mit sachte Synthie-Anleihen), welche mir bei jedem Durchlauf Gänsehaut verursacht. Genauso wie „Last Song Before The Fade“, eine geballte Ladung Emotionen und eine Wucht an Gefühl – exakt so habe ich Katatonia in Erinnerung, und es ist einfach nur schön, das alte Feeling dieser Truppe wieder zu spüren. Klar, diese Scheibe wird nicht für jeden Hörer etwas bedeuten, man muss sich schon auf die Materie einlassen – aber es lohnt sich, das kann ich euch versprechen!
Toby S. 
Punkte: 9.0 von 10
PLANET OF ZEUS - Loyal To The Pack
Ihaveadrum Records/VEA Music
Die Athener Planet Of Zeus sind in ihrer Heimat ein grosses Ding. Zu Recht finde ich, denn der coole Mix aus groovygem Heavy Rock, Southern Rock ganz ohne Stallmief und dezenten alternativen Spielereien weiss vollends zu überzeugen. Und lasst euch bloss nicht vom eröffnenden und verhältnismässig heftigen Titelsong mit den derben Vocals irritieren, denn diese Nummer ist für die Band ebenso untypisch wie das ebenfalls auf dem Album enthaltene, in die gleiche Kerbe schlagende „Scum Alive“. Abgesehen von diesen beiden Ausbrüchen bewegt sich die Band nämlich mit bemerkenswerter Leichtigkeit auf einem Territorium, in dem normalerweise renommierte Truppen wie Danko Jones, Black Stone Cherry und Clutch herumwüten. Fügt man dem Ganzen dann noch einen kleinen Schuss funky Feeling sowie Kongo Skulls hinzu, also jene Hamburger Rotz‘n‘Roll–Truppe, die ich wohl bis an mein Lebensende vermissen werde, dann hat man eine annähernd realistische Soundbeschreibung der umtriebigen Hellenen. Vier Alben, dieses mit einberechnet, in 16 Jahren mag man als etwas mageren Leistungsnachweis abtun, aber man darf nie vergessen, dass dies eine ausgesprochene Liveband ist, die sich nun mal nicht alle paar Jahre die Produktion einer neuen Scheibe leisten kann. Da wartet der wahre Fan lieber ein paar Lenze mehr und bekommt dafür dann Perlen wie diese vorgesetzt, das nennt man Klasse statt Masse, Leute! Die Riffs sind catchy, die Melodien laden zum Träumen ein, bleiben dabei aber erdig und bodenständig, das Songwriting ist ausgereift, inspiriert und niemals einem Kalkül irgendwelcher Art folgend, kurzum: „Loyal To The Pack“ ist ein Rockalbum der Extraklasse geworden, welches das Beste aus verschiedenen Welten zu einem harmonischen, enorm viel Spass machenden Ganzen vereint, empfehlenswerte Anschaffung!
Mirko B.   

Punkte: 9.0 von 10
DARK AVENGER - Tales Of Avalon: The Lament
Scarlet Records
Deutsche singen über Schottland, Schweden über römische Schlachten und Brasilianer über die europäische Mythologie. Das macht aber nichts, solange die musikalische Qualität stimmt. Und das tut sie bei den brasilianischen Dark Avenger. Irgendwo zwischen klassischem Power Metal und progressiven Elementen haben die Südamerikaner ihre eigene Nische gefunden. Diese lässt sich auch nicht bestreiten, wenn man nur den Gesang betrachtet, der immer wieder an Queensrÿche-Legende Geoff Tate erinnert. Songwriterisch ziehen Dark Avenger alle Register und reiten abwechslungsreich durch das eigens ausgesteckte Soundrevier. Wer sich also ausschliessliches Doublebass-Geballert wünscht, ist hier fehl am Platz. Zwar wird dieses Element auch immer wieder eingebaut, aber nur dann, wenn es wirklich Sinn macht. Dasselbe gilt für die unwiderstehlichen Hooks, aber auch das Power-Riffing. Besonders hebt sich das doomige „The Knight Of The Hill“ hervor, welches den Bogen zu Queensrÿche auch am eindeutigsten schlägt. Hier wird gerifft und kein Notenwettrennen verursacht. Dasselbe gilt für „Broken Vows“, welches unglaublich böse wirkt. Viele Bands wollen symphonisch und episch klingen, Dark Avenger tun es einfach. Dabei wirkt nicht einmal der Kinderchor bei „Can You Feel It“ peinlich, sondern passend. Es zeigt, dass die Brasilianer mehr sein wollen als eine Kopie einer Kopie. Wer bisher den Glauben an grossartigen symphonischen Prog/Power Metal verloren hat, wird mit diesem Album wieder in sein angestammtes Genre zurückkehren. Denn dieses ist der Beweis, wieso dieses Genre einst geachtet und nicht belächelt wurde. Daran werde ich mich auch beim nächsten liebevollen, aber letztendlich schwachen Genre-Tribute (sprich Band-Album) erinnern und in Gnaden daran denken, dass es auch diese schwächeren Songwriter schlussendlich nur aus Liebe zu dieser Musik machen und sie nicht in Abgründe reissen wollen. Was auch kommen mag, Dark Avenger werden helfen, den Power Metal-Stern am Leuchten zu halten.
Roger W.   

Punkte: 9.0 von 10
BUFFALO SUMMER - Second Sun
UDR Music/Warner
Ich werde nicht müde, es gebetsmühlenartig zu rezitieren: Ich bin jedes Mal überglücklich, wenn ich feststellen darf, wie sehr sich junge Musiker an alten Werten orientieren. Diesmal verursacht das Quartett Buffalo Summer aus Wales meine Glückseligkeit. Nach Veröffentlichung ihres selbstbetitelten, in Eigenregie aufgenommenen Erstlings im Jahr 2013 werfen die vier Jungs jetzt unter den Fittichen des deutschen Labels UDR den wertigen Nachfolger „Second Sun“ nach, der den bereits eingeschlagenen Weg konsequent fortführt. Im Klartext bedeutet das, dass die Band wiederum ihre Liebe zu Dinosauriern der Sorte Led Zeppelin, Grand Funk Railroad, Cream und Lynyrd Skynyrd offenbart und demzufolge auf der gleichen Weide grast wie The Answer, Black Stone Cherry, Rival Sons und The Temperance Movement. Von den Led Zep–inspirierten Openern „Money“ und „Heartbreakin' Floorshakin'“ hangelt sich die Band hinüber zu stilistisch vielseitigen Spielwiesen. Da findet man dann funkige Rhythmen ("Little Charles"), die eine gewisse Affinität zu den Herren J. Hendrix und J. Brown vermuten lassen, knackigen Southern Rock („Make You Mine“, „Levitate“, „Priscilla“ sowie das wunderschöne „Water To Wine“) und natürlich bluesrockige Klänge („Neverend“, „Into Your Head“, „Bird On A Wire“), für Abwechslung ist also während den 41 Minuten Spielzeit mehr als gesorgt. Einzig das arg radiokompatible „Light Of The Sun“ will mir nicht so richtig in den Kram passen, da fehlen mir die sonst reichlich vorhandenen Ecken und Kanten, wobei die Umsetzung, das muss ich ganz objektiv zugeben, über jeden Zweifel erhaben ist. Dasselbe gilt im Übrigen auch für den Powermix, für den Barret Martin (Ex-Screaming Trees, Walking Papers) verantwortlich zeichnet. Er hatte sich nach einem Buffalo Summer–Gig als Produzent für den hier vorliegenden Silberling anerboten, was wohl einiges über die musikalischen Qualitäten der Band aussagt. Sehr geile Scheibe, der perfekte Soundtrack zu den hoffentlich bald beginnenden Grill–Abenden mit Familie und Freunden.
Mirko B. 

Punkte: 9.0 von 10
VEGA – Who We Are
Frontiers Music/Musikvertrieb
Oha, wieder eine positive Überraschung. Auch wenn die Herren von Vega sehr stark mit den Keyboards hantieren, die Lieder haben Balls und machen Freude. Irgendwo zwischen Harem Scarem und dem Sleaze Rock der achtziger Jahre beherbergen Vega ihre Songs und lassen bei den Gitarrensoli die Saiten qualmen. Da bekommt «Explode» seine musikalische Umsetzung, oder darf bei «We Got It All» als klare Kampfansage verstanden werden. Vielleicht bin ich von diesem Album auch so begeistert, weil es genau die Scheibe geworden ist, welche ich mir von Reckless Love gewünscht habe und auf die gleiche Stufe gestellt werden kann wie die neue Treat-Scheibe. Was Vega an tollen Hooklines und Chören raushauen, geht einfach in die Beine und die Gedankenstube. Weil es die Jungs verstehen, dem Albumtitel ein passendes musikalisches Gewand zu verleihen. Wer Hymnen wie «White Flag» schreibt, hat gewonnen, wird aber auch die Thrasher verärgern, denn hier wird einfach schön gerockt, mit viel Hingabe. Wie in der Kampfansage bei «Generation Now» oder dem Def Leppard-liken «Ignite» und den beiden schmissigen «Saving Grace» und «If You Not». Geiles Album einer geilen Band!
Tinu 

Punkte: 9.0 von 10
PHANTOM 5 – Phantom 5
Frontiers Music/Musikvertrieb
Wir haben ihn zurück, den ehemaligen Bonfire-Sänger Claus Lessmann mit seiner neuen Band Phantom 5. Man erkennt Claus sofort an seiner Stimme, aber auch die Michael Voss-Produktion erkennt man auf den ersten Ton. So kann man, als Fazit, gleich mal feststellen, dass "Phantom 5" eine gewohnt souveräne Scheibe geworden ist, die aber eine Spur härter hätte ausfallen dürfen. Trotzdem, was Claus zusammen mit Michael Voss, Bassist Francis Buchholz (ehemals Scorpions, heute Michael Schenker’s Temple Of Rock), Trommler Axel Kruse (ehemals Jaded Heart) und Robby Boebel (ehemals Frontline) veröffentlicht, ist einfach eine Menge Spass in den Backen und Lieder, die sich sofort in den Gehörgängen festkrallen. Musikalisch geht man sicher zu den amerikanisch orientierteren Bonfire-Scheiben zurück und hält am Strickmuster von «Don’t Touch The Light» (ein bisschen), «Fireworks» (ganz viel) und «Point Blank» (viel) fest. Herausragend sind «Someday», der Opener «All The Way», «Don’t Touch The Night» (fast frech bei «Don’t Touch The Light» angelehnt), «Since You‘re Gone», «They Won’t Come Back» und «We Both Had Our Time». Was dem Album gut getan hätte, wäre eine Nummer gewesen, wie sie Bonfire mit «911» oder «You’re Back» in den Reihen hatten und das Gaspedal durchdrücken. Es ist eine tolle Scheibe geworden, die meinen (viel zu) hohen Erwartung aber nicht ganz gerecht wird.
Tinu 

Punkte: 9.0 von 10
WÖLJAGER – Van't Liewen Un Stiäwen
Prophecy Productions
Der Name Wöljager dürfte noch den wenigsten ein Begriff sein - hinter dem neuen Projekt versteckt sich mit Marcel Dreckmann alias Skald Draugir von Helrunar, jedoch ein nicht ganz unbekanntes Gesicht. Seiner wunderbaren und tief berührenden Erzählstimme konnte man stellenweise schon im zweiten Nebenprojekt Árstíðir lífsins lauschen, bei Wöljager ist sie jedoch tragendes Element. Düstere Sagen aus dem Müsterland werden im regionalen plattdeutschen Dialekt, welcher der niederländischen Sprache ähnelt, aufbereitet. Musikalisch bewegt man sich weit weg von den extremen Metalstilen. Der Titelsong "Van´t Liewen un Stiäwen" ("vom Leben und Sterben") erinnert anfänglich an den Schweizer Ur-Folk von Fräkmündt. Tatsächlich bewegen sich Wöljager auch im Neofolk-Segment - sie gehen dabei aber viel sachter ans Werk als unsere Luzerner Volksgenossen. Die düsteren Erzählungen, begleitet von Akustikgitarren und Streichern, lassen einen tief in die Gedankenwelt versinken. Passend dazu gibt die Songs auch in Form eines Musiktheaters zu bestaunen. Gelegenheit dazu bietet sich am Prophecy Fest in der Balver Höhle Ende Juli.
Patricia L. 

Punkte: 9.0 von 10
NAILS - You Will Never Be One Of Us
Nuclear Blast/Warner
Take No Prisoners Music steht auf dem Infoblatt des neusten Werks von Nails. Das dritte Album und das erste für das neue Label Nuclear Blast steht da genau für diese Aussage, da wird zuerst die Gindcore-Keule ausgepackt mit einer gefeuerten Rechten aus Hardcore und einen tritt in den Arsch vom Punk. Wirklich beachtlich, was man da aus den Lautsprechern hört, vor allem der fette, aber recht dreckige Gitarrensound hat es mir angetan. Da können sogar nordische Death-Metaller neidisch werden. Die langsamen Breaks sind da meine Lieblingsparts, denn da klingen die Gitarren verdammt gut und lassen alles hinter sich. 10 Songs unter 30 Minuten, dann kommt der Knock Out - Hardcore-Fan, was willst du mehr? Klasse Album!
Daniel J. 

Punkte: 9.0 von 10
AVATAR - Feathers and Flesh
Another Century/Sony Music
Ich sitze an meinem Tisch und heule. Wegen dieser Scheibe. So krass. Ich wusste gar nicht, was ich schreiben soll, ich hab für diese Review ewig gebraucht und Cheffe wollte mir schon den Kopf abreissen. Aber nun erstmal von Anfang an: Seit Avatar 2012 das Album „Black Waltz“ veröffentlicht haben, sind sie zu eine meiner absoluten Lieblingsbands geworden. Der Longplayer hat mich damals zu Lobeshymnen und Begeisterungsstürmen veranlasst - aber es schieden sich daran auch die Geister, denn viele fanden die Scheibe auch indiskutabel - zu radiotauglich (zumindest für skandinavische Verhältnisse war vielen das Album, zu eingängig, ja gar zu „poppig“ - ich fand es damals und finde es noch heute unfassbar gut. Der Nachfolger „Hail the Apocalypse“ war für mich nicht ganz so hervorragend, aber immer noch eines der stärksten Alben im Jahr 2014. Stilistisch war die Schweden da noch auf einem ähnlichen Kurs wie beim Vorgänger. Und nun das! Mit dem sechsten Studioalbum veröffentlichen Avatar ein Konzeptalbum über eine Fabel vom aussichtslosen Kampf einer Eule gegen die Sonne. Die Band hat die Geschichte selbst geschrieben und sieht in ihr die Parabel für Jemanden, der sich einer Aufgabe stellt, obwohl er von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. In der Geschichte kommen neben der Eule auch ein Adler, ein Bienenschwarm und ein Grashüpfer vor - allen gibt die Band eigene Klänge, eine eigene Stimme und einen eigenen musikalischen Charakter. Die 13 Songs mit Intro und einem kurzen „Bonustrack“ (I’ve Got Something In My Pocket For You) verarbeiten das Thema auf eine unfassbar vielseitige und -schichtige Art und Weise, virtuos, authentisch, mal knallhart, brutal und straight, mal zart und subtil, mal melodisch und hymnisch, und mit überraschenden Harmonien, Richtungs-, Tempo- und Dynamikwechseln.

Was bei „Feathers and Flesh“ viel stärker zum Tragen kommt als bei den beiden Vorgängern und den ersten Alben, die ihrerseits noch viel stärker in die Göteborg Melodic Death-Tradition gehören, ist die enorme Vielseitigkeit des Quintetts: jeder Song klingt anders, man wechselt ohne Berührungsängste munter zwischen Genres, die sich sonst kaum nebeneinander finden. Sei es Melodic Death, Progressive, Folk und Pagan Metal, Dark Metal oder Industrial, sogar Symphonic und Power Metal-Passagen sind auszumachen, und natürlich poppige, rockige und sogar jazzige Klänge - und alles verschmilzt zu einem leuchtenden, eigenständigen und wunderschönen Ganzen, das auf subtile Weise immer nach Avatar klingt. Ich kann nicht mehr. Hatte ständig Gänsehaut und Tränen in den Augen beim Hören im Wechsel mit der erhobenen Faust und bangendem Köpfchen - und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. Avatar: Danke. Danke. Danke. Ihr gebt mir den Glauben an Metal und die Musik zurück - ich war streckenweise zur Zweiflerin geworden. Dieses Album fühlt sich mal tragisch an, mal episch, kämpferisch, melancholisch, mal hoffnungsvoll, mal bewegt, munter und beschwingt, mal schwer und schleppend - hoffnungsvoll und dann wieder hoffnungslos. Es ist weise und reif und gleichzeitig rebellisch und jung, poetisch aber mit fuck off-Attitude, songwriterisch und kompositorisch eine Offenbarung. Ein Wechselbad der Stimmungen und Emotionen, dem die Musiker auch technisch jederzeit gerecht werden und vor allem auch Johannes Eckerström mit seiner regelrecht unfassbar vielseitigen Stimme Leben und Seele verleiht. Eben: ich kann nicht mehr.
Lucie W. 

Punkte: 9.0 von 10




KULTIVATOR - Bandomer's Stigar
Transubstans Records
Holy moly, was haben sich den diese Herren alles reingepfiffen? Der Opener "Höga Hästar" klingt wie The Doors auf Speed, unglaublich, wie die Schweden hier abdrücken. In der Bandinfo lese ich, dass "Bandomer's Stigar" schon 1981 aufgenommen wurde. Naja, das erklärt vieles. Wenn die Schweden mal in die "normale" Prog-Welt einschwenken, haben sie was von Kaipa, jedenfalls instrumental gesehen. Wenn sie aber abheben, wie das hier noch oft geschieht, dann klingen Kultivator teilweise extrem schräg und abstrakt. Das zeigt sich durch schräge Gesänge und eben abstrakte Breaks. Da befindet man sich eben noch in einem wilden Prog-Gewitter und steht plötzlich mitten in ruhigen Flötentönen. Hört euch "Kära Jord" an, die Piano-Klänge werden unterstützt durch "very strange" Frauengesänge, bevor man dann wieder in coole Kaipa-Welten segelt. Bei "Bandomer's Stigar" hat man das Gefühl, inmitten eines Jethro Tull-Songs zu stehen, bevor losgeproggt wird, dass es einem schwindlig wird. Und den Prog-Song "Grottekvarnen" kann man kaum beschreiben, müsst ihr einfach gehört haben. Ebenso das verdrehte "Varvol". "Häxdans" auch eine verspielte Prog-Nummer mit The Doors-Feeling, wechselt plötzlich in einen mittelalterlichen Folksong, schon spannend. Und durch viele Songs zieht sich die völlig eigene Frauenstimme, die oft ohne Texte singt. Das ganze Album hat also viele instrumentale Parts. Man hört schon ein paar Einflüsse anderer Bands hier, aber kaum hat man sich daran gewöhnt, scheren die Herren musikalisch aus und driften oft total ab. Also: "Bandomer's Stigar" ist musikalisch eine grosse Herausforderung an Fans der gehobenen Musik, sprich Prog Rock. Aber nach endlosen Durchläufen des Rundlings der Schweden gewöhnt man sich an deren facettenreichen, ausgeflippten musikalischen Ergüsse und mag sie je länger je mehr. Also ganz spezielle Musik auf extrem hohem Niveau, ein Leckerbissen für echte Proggies.
Crazy Beat 

Punkte: 9.0 von 10
CANDLEMASS - Death Thy Lover (EP)
Napalm Records/Universal
Nachdem Robert Lowe als Nachfolger der Reunion-Phase von Messiah Marcolin (2006) live nicht mehr tragbar war (Demon Alcohol lässt grüssen), kam 2012 Mats Levén ins Spiel, der neben früheren Engagements bei unter anderem Yngwie Malmsteen, Treat und Therion ja bereits zusammen mit Candlemass-Basser Leif Edling bei Krux agierte. Diese Konstellation (bei Candlemass) hat sich inzwischen als fruchtbar erwiesen, obwohl seither, also seit dem letzten Studioalbum «Psalms For The Dead» (2012), keine weitere Studioscheibe mehr erschienen ist. Die Präsenz beschränkte sich in der letzten Zeit nur auf Live-Auftritte. Nun melden sich die Schweden mit einer 4 Track EP namens «Death Thy Lover», notabene den ersten neuen Aufnahmen mit Mats, wieder zurück... und wie! Der Opener und Titeltrack hört sich dann allerdings mehr nach Grand Magus an, doch die opulente Gitarrenwand lasst danach keine Zweifel darüber aufkommen, wer hier am Werk ist. Zudem werden in den sieben Spielminuten einige Tempiwechsel untergebracht, die dem Ganzen die richtige Grösse verleihen. Mit «Sleeping Giant» wird die legendäre Ur-Suppe des Doom mit neuem Blut versorgt und hinterlässt bei den Fans der Nordlichter den gewohnt wohligen Schauer. Ins gleiche doomige Horn stösst «Sinister N Sweet», das zu Beginn und auch hinten raus mit einer ruhigen Bridge aufzeigt, über welche stimmliche Bandbreite Mats Levén verfügt. Und sonst gibt es natürlich wieder massig alte Vibes der alten wie aktuellen Black Sabbath. Trotz der locker erreichten Betriebstemperatur folgt mit «The Goose» leider bereits der Rausschmeisser, der ebenso keine Gefangenen macht und untermauert, dass Candlemass noch lange nicht abgeschrieben sind. Bleibt schwer zu hoffen, dass diesem sackstarken Appetizer bald ein vollständiges neues Album folgen wird!
Rockslave   
Punkte: keine Wertung
KVELERTAK - Nattesferd
Roadrunner Records/Warner
Die wilden Norweger mit Bierbauch, Bärten und dem Look der bösen Buben sind zurück. Sie sind mehr als bereit, auch mit Ihrem dritten Album "Nattesferd" der Anhängerschaft gehörig den Marsch zu blasen. Ihr musikalisch ruppiger Mix aus Punk, Black Metal und Hardcore begeistert so ziemlich jeden, egal, welchem Genre er oder sie normalerweise treu ergeben ist. Kvelertak pusten mit ihrem dritten Streich ein für alle Mal den letzten Staub von den Boxen und die Unsicherheit im Vorfeld, was die musikalische Ausrichtung des Sextetts betrifft, war ebenfalls unbegründet. Die Stavanger-Hitzköpfe sorgten mit ihrer ersten Singleauskopplung, der Glam-Hymne "1985", ganz schön für Verwirrung. Auch visuell wartet das Album mit einem nostalgischen 80er-Metal-Cover auf. Die Songs sind aber schliesslich gewohnt abwechslungsreich geworden und frönen mehr denn je dem klassischem Hard Rock und Proto Metal. "Nattesferd" und "Svartmesse" sind gute Beispiele dafür. Stellenweise ist es als ob man sich eine Foo Fighters- oder Van Halen-Platte anhört. Natürlich krakeelt Erlend Hjelvik immer noch so viel, wie sein Rachen hergibt und es darf immer noch schmutzig zur Sache gehen. Die musikalische und thematische Hinwendung zu den Achtziger Jahren ist jedoch unüberhörbar, auch wenn das Ganze in norwegischer Sprache über die Bühne geht. Das macht wirklich Laune und Bock auf mehr. Ein wenig muss man sich allerdings schon an das neue musikalische Gewand gewöhnen, denn die Truppe um Erlend Hjelvik weitet die Grenzen ihres Verständnisses von Black Metal ziemlich weit aus. Die rauen Melodien "Ondskapens Galakse" oder "Heksebrann" fallen dennoch melodisch aus, und über allem thront eine einzigartige Stimme. Letzteres ist für meinen Geschmack das wohl beste Stück der ganzen Scheibe. Dieses wunderbare Potpourri erzeugt - wie bereits auf den Vorgängeralben - eine äusserst exklusive Mischung der Songs. Melodisch schaffen es Kvelertak sogar, dass auch Nicht-Norweger die Texte mitsingen, die sie nicht verstehen. Dies zeugt von Genialität, denn nicht allen gelingt es, auf rein akustischer Basis zu kommunizieren. Dieses Album grenzt mit seinen neun Songs an ein kleines Metal-Meisterwerk. Songs die mitreissen, die einladen zum Mitsingen oder einfach nur die Nackenmuskulatur trainieren, weil sie so verdammt gut sind.
Oliver H. 

Punkte: 8.9 von 10
ADX - Non Serviam
Season Of Mist/Irascible
Die französische Kultband ADX ist zurück mit einem neuen Werk. 1982 gegründet hat man dazumal den Speed Metal als Richtung gewählt mit speziellen Lyrics, die von der französischen Geschichte erzählen. 1990 erschien auf Noise in englischer Sprache das Debut, was aber nicht den erhofften Erfolg gab. Nach einer Auszeit kam man 1998 zurück mit einem Re-Release auf dem französischen Label XIII Metal. Nach wiederum etlichen Querelen kam man 2006 zurück mit einem weitere Album. Stand heute: Das Label Season Of Mist und wieder mit dem jetzigen Longplayer "Non Serviam", der komplett in französischer Sprache gesungen wird. Ich finde es komisch, Metal mit französischem Gesang, aber die geile Musik des Quintetts hat es wirklich verdient, dass man hier ein Ohr nimmt, den hier hören wir Speed Metal, wie er leibt und lebt mit geilen Gitarren und Melodien. Für mich persönlich ein wirklich hervorragendes Album, auch wenn das französische Gesinge ungewöhnlich ist.
Daniel J.   
Punkte: 8.8 von 10
PENTAGRAM - First Daze Here / First Daze Here Too (Compilation)
Relapse Records/ Non Stop Music
Pentagram greifen wieder mal tief in die Mottenkiste. Nicht unbedingt was „First Daze Here“ anbetrifft, denn diese Ansammlung von Demoaufnahmen und Singles kam als remasterte Version bereits 2002 in den Handel. Was die Anschaffung dennoch lohnend macht, ist die Tatsache, dass diesmal Ur-Drummer Geof O'Keefe, der seine Laufbahn im Pentagram-Umfeld eigentlich als Gitarrist begonnen hatte, diesmal weit mehr Platz zur Verfügung gestellt worden ist, um die Pentagram – Historie nochmal detailliert aufzurollen und um informative Track by Track–Infos preiszugeben. Als kleines Kuriosum für all jene, die diese Aufnahmen noch nicht kennen, findet man darauf auch ein Cover vom Rolling Stones-Smash Hit „Under My Thumb“, der verzweifelte und ebenso kläglich gescheiterte Versuch von Pentagram mit etwas kommerzielleren Klängen einen Plattendeal einzuheimsen. Ganz neu ist hingegen die zwei CDs umfassende Compilation „First Daze Here Too“. Neben den wiederum ausführlichen und teils wirklich amüsanten Ausführungen von Geof O’Keefe, enthält diese Wundertüte auf CD 1 sieben weitere Studioaufnahmen, die zehn Jahre nach deren Entstehung erst von der Band vom damaligen Studiobesitzer freigekauft werden mussten, bevor sie neu abgemischt und jetzt auf Plastik gebannt werden konnten. CD 2 wiederum enthält ganze 15 Songs, die während Proberaumsessions aufgenommen worden waren. Dementsprechend schwankend ist natürlich die Soundqualität, welche sich gemäss O’Keefe auch dadurch ergeben hat, dass Frontkauz Bobby Liebling zeitweise in Ermangelung einer PA über einen Gitarrenamp singen musste. Was beide Compilations vereint, ist die Tatsache, von Ausnahmen wie z.B. „Be Forewarned“ oder „Catwalk“ mal abgesehen, wie weit entfern die Band in ihren frühen Tagen vom Doom Rock der Achtziger Jahre war. Viel mehr bewegte sich die Truppe damals in einer eigenwilligen Ursuppe aus Heavy Psych, hippiesk angehauchten Hendrix-Sounds und Proto Metal im Stil von Amboy Dukes, Sir Lord Baltimore, Iron Butterfly oder Dust. Trotzdem sind beide Releases ohne Wenn und Aber eine Investition wert, insbesondere für Zeitzeugen, Musikhistoriker und Fans der Band.
Mirko B.   
Punkte: keine Wertung
FROST - Falling Satelites
InsideOut Music
Nach acht Jahren kommen Jam Godfrey (Vocal Keyboards) und Arena-, It Bites-, Lonely Robot-Gitarrist und -Sänger John Mitchell mit ihrem 3. Longplayer um die Ecke. Und schon bei "Towerblock" hört man sehr moderne Einflüsse, das heisst viele elektronische Spielereien und Samples, die immer wieder in den einzelnen Songs auftauchen. Geschickt kombiniert mit traditionellen Prog Rock-Parts. Oder so wie bei "Lights Out" ruhig, fast poppig unterstützt von weiblichem Gesang. Oder die treibende Kombination aus wilden Synthie-Klängen und harten Gitarren am Anfang von "Heartstrings", das sich dann in einen typischen Mitchell-Arena Song wandelt, klasse Kombination. Auch die verzerrte Stimme bei "The Raging Against The Dying Of The Light Blues 7/8“, (was für ein Titel!) und das geile Gitarrensolo von Mitchell und die tollen Chöre und Breaks machen diesen Song zu einem der Highlights des Albums. Oder so die typischen Prog Rock-Nummern "Numbers", erinnert etwas an Spocks Beard, und "Nice Day For It" machen unheimlich Spass beim Anhören. Frost glänzen hier mit einer sehr grossen musikalischen Vielfalt, die Songs sind verspielt, ruhig, wild und zum Teil sehr modern, ohne die Wurzeln zum Prog Rock zu verlieren. Ein rundum gelungenes Werk, gemacht für Proggies.
Crazy Beat   
Punkte: 8.6 von 10
GRUESOME - Dimensions Of Horror (EP)
Relapse Records/Non Stop Music
Das Death Metal-Projekt Gruesome wurde von einem gewissen Gitarristen und Vokalisten Matt Harvey und Drummer Gus Rios gegründet. Mit Daniel Gonzalez von den bekannten Possessd und Dekreta-Bassist Robin Mäzen hatte man den Rest der Truppe verpflichtet. Nach ihrem Debutwerk „Savage Land“ hatte man schon erkannt, dass die Truppe ein Faible hat für die Götter des Genres „Death“. Das Cover bemalte ein gewisser Ed Repka (Death Atheist Massacre), der den Death-Metallern bestens bekannt sein sollte. Den Sound auf dem heutigen Werk orientiert sich wiederum an dem Werk "Leprosy" von Death. Sechs Songs auf dieser EP voller Nostalgie, auch wenn das Original natürlich unangetastet bleibt. Death-Fans sollten mal reinhören.
Daniel J.    
Punkte:
keine Wertung
 
DEATH - Scream Bloody Gore (2-CD Reissue)
Relapse Records/Non Stop Music
Vor nahezu 30 Jahren enstand mit dem von jugendlichem Energieüberschuss und unschuldiger Naivität getriebenen Debut "Scream Bloody Gore" eines der "absolut" ersten, puren Death Metal-Werke. Verantwortlich dafür war das dazumal noch sehr junge Duo Chuck Schuldiner (alles ausser Drums) und Chris Reifert (Drums), die in den The Music Grinder Studios hörbar Testosteron hinterliessen. Und auch nach drei Dekaden wirkt die ganze Platte wie eine einzige, kernige, aufpeitschende Blaupause, an der sich seit bald drei Dekaden Death Metal-Bands jeglicher Couleur messen müssen, ein echtes Schmuckstück der vertonten Death Metal-Ursuppe. Die beiden Kultgestalten Schuldiner und Reifert harmonieren wirklich gut miteinander und man ist richtig enttäuscht, dass dieses Album das einzige Zeitzeugnis der Zusammenarbeit dieser zwei Männer darstellt. Die vorliegende Reissue ist dafür prall gefüllt mit sympathischen Linernotes vom mitwirkenden Autopsy-Kopf Chris Reifert, Max Cavalera und Produzent Randy Burns, einer dezent remasterten (etwas klarer und bassbetonteren) Variante des Originalalbums sowie 17 annehmbar tönenden, puristischen Demoaufnahmen mit und ohne Gesang. Bestimmte Old School-Pharisäer empfehlen natürlich ausschliesslich das Originalgewächs (weil Kult und so), aber das arme Geschöpf, das ohne dieses Album aufwachsen musste, wird mit dieser liebevoll aufgemachten Retrospektive inkl. der beiden "Do you love me"-Bonus-Varianten seine helle Freude haben, versprochen.
Hardy     
Punkte: keine Wertung
WITHEM - The Unforgiving Road
Frontiers Music/Musikvertrieb
Dies ist das zweite Werk der norwegischen Prog und Power Metal-Kapelle um Sänger Ole Aleksander und seine Jungs. Ole glänzt hier übrigens mit seiner kraftvollen und variablen Stimme und prägt so den Sound massgeblich. Ich mag so Gegensätze in einzelnen Songs wie bei "Exit", mal brachial mit tiefergestimmten Gitarren und viel Druck, und dann ruhigere, sehr gefühlvolle Parts, überbrückt durch tolle Soli von Gitarrist Oyvid Voldmo Larsen (haben schon coole Namen, die Norweger). So geht’s auch stilistisch weiter mit "In The Hands Of A Good", mal treibend mal mit coolen instrumentalen Prog-Parts und immer wieder tollen Gesangsmelodien. So könnte man die Musik der Nordländer so aus einem Mix aus Symphony X, Pagan’s Mind, Dream Theater und Circus Maximus bezeichnen. Gerade die Ballade "Riven" hat einen ordentlichen Dream Theater-Einschlag, kommt mit viel Gefühl und einem wunderschönen Gitarrensoli. Und Nummern wie "C'est La Vie" sind einfach zeitlos schöne Prog-Songs, hervorragend gespielt und kommen in einem Guss, wirklich stark. Genauso das treibende "Arrhythmia", hier zeigt Ole sein Ganzes gesangliches Können. Und dass die Norweger auch eingängige Lieder schreiben können, zeigt das für ihre Verhältnisse einfache "In My Will", guter Kontrast zu den anderen Progperlen. Und mit einem ähnlichen Outro wie das Intro endet eine tolle Prog-Scheibe. Ich weiss, inzwischen gibt es Prog-Bands wie Pollen im Frühling, aber Withem solltet ihr euch trotzdem anhören, die heben sich schon ab von der üblichen Prog-Flut.
Crazy Beat  
Punkte: 8.5 von 10
JORN – Heavy Rock Radio (Compilation)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Der norwegische Meistersänger hat es wieder getan und ein weiteres Cover-Album veröffentlich. Ging er 2007 mit «Unlocking The Past» noch den Weg, dass er bekannt Hard Rock-Perlen in seinem Gewand verewigte, hat er sich bei «Heavy Rock Radio» auch an altgedienten Disco-Nummern bedient. Das beginnt mit dem Tanzflächenfüller der ehemaligen Abba-Sängerin Frida und ihrer Hammernummer «I Know There’s Someting Going On», geht zu Kate Bush «Running Up That Hill» über und hat mit John Farhams «You’re The Voice», Queens «Killer Queens», Journeys «Don’t Stop Believing», Eagles «Hotel California» und Foreigners «Rev On The Red Line» absolut geiles Material zu bieten. Solches, das von der sehr eigenständigen und sich dem Song unterordnenden Stimme lebt. Jorn weiss genau, wie er seinen Gesang einsetzen muss, wo er dezenter und wo er kräftiger singen muss. Er ist einer der letzten wirklich prägenden Shoutern. Was er aus einer Nummer wie «Running Up That Hill» herausholt, ist phänomenal! Und verdammt, schon das Original war eine verführende, bezaubernde Meisterleistung der wundervollen Kate Bush (ja, sie gehörte zu meinen ersten grossen Lieben!). Unglaublich und Sensationell. Ergänzt werden diese Nummern durch Paul Stanleys «Live To Win», dem Dio-Hit «Rainbow In The Dark», dem Iron Maiden-Track «The Final Frontier» (geehrter Herr Harris, so und nicht anders muss dieser Song klingen!), dem Black Sabbath-Klassiker «Die Young» und der Deep Purple-Hymne «Stormbringer». Jorn und seine Hintermannschaft wissen genau, wie sie die Lieder zu spielen haben, dass sie einerseits wie ein Jorn-Track klingen, aber auf der anderen Seite das ursprüngliche und wichtige Flair des Originals niemals verloren geht. Seine Versionen von «Don’t Stop Believing» und «Stormbringer» gehen völlig unter die Haut und lassen sogar die Originalversionen alt aussehen. Jorn hat einmal mehr alles richtig gemacht und fasziniert mit seiner Stimme und dem Mut, eigentlich eine viel zu breite Bandbreite völlig homogen erscheinen zu lassen, so als ob Jorn all diese Hits selber geschrieben hätte.
Tinu    
Punkte:
keine Wertung
THE ANSWER – Rise – 10th Anniversary (Re-Release)
Steamhammer/Musikvertrieb
Vor zehn Jahren veröffentlichen die nordirischen Hard-Rocker The Answer ihr Debut-Album "Rise". Was danach geschah, kann man als eine beachtliche Karriere betrachten. Die Band ergatterte sich zum Beispiel den Vorbandplatz für die gesamten Black Ice-Tour von AC/DC. Trotz toller Alben scheinen The Answer ähnlich wie Airbourne ihren Bekanntheitsgrad in letzter Zeit auf hohem Niveau nicht mehr ausbauen zu können. Die Nordiren kränkeln am vermeintlich gleichen Symptom wie die Australier: Nach beachtlichen Alben an Anfang ihrer Karriere schwächeln die Lieder nun von Album zu Album. Umso schöner also, dass The Answer ihr Debutalbum "Rise" feiern dürfen. Und wie! Neben einem mir nicht vorliegenden neuem Booklet gibt es eine zweite Scheibe mit Demos und neuen Mixes. Dazu wird "Rise" zum ersten Mal auf Vinyl erhältlich sein. Fans werden sich vor allem an den Demos erfreuen, welche sich teilweise stark von den späteren Originalen unterscheiden. Mir als Fan und Kritiker fällt dabei vor allem auf, dass die Band alleine mit den Demos nie und nimmer AC/DC begleiten hätten können. Das Potential der Lieder ist zwar spürbar, das Songwriting war aber mittelmässig und kein Vergleich zur Weltklasse der schliesslich erschienen Version. Was vor rund zehn Jahren auf die Menschheit losgelassen wurde, ist für mich eine der besten eigenständigen Interpretation des Led Zeppelin-Sounds und so zeitlos wie die Legenden selber. Für Neueinsteiger bietet die neue "Rise"-Version also nochmals einen Anreiz, das versäumte endlich nachzuhören. Die Bonus-CD ist dagegen eher etwas für Rockwissenschaftler und sonstige Neugierige. Hoffen wir, dass The Answer für die kommenden Alben den Spirit von "Rise" aufgreifen und endlich wieder Alben in ähnlicher Qualität abliefern. Dann klappt es auch bestimmt mit der Eroberung des Rock-Olymps.
Roger W.    
Punkte:
keine Wertung
SALTATIO MORTIS – Licht Und Schatten (Best Of 2000-2014)
Napalm Records/Universal
Saltatio Mortis dürften mittlerweile jedem Festivalgänger ein Begriff sein, denn die Spielleute lassen sich nicht lumpen und sind extrem aktiv auf Tour. Auch mit Veröffentlichungen sind sie voll auf Draht, und so kommt nur kurze Zeit nach dem letzten Album ("Zirkus Zeitgeist", 2015) dieses Jahr gleich noch eine Best Of (2CDs) dazu. “Licht und Schatten“ heisst das gute Stück, und da ist tatsächlich sehr viel Gutes dabei, aber leider, leider (!) haben sie nichts vom neuesten Album mit drauf genommen. Nun, ich muss nicht alles verstehen. Ansonsten sind allerdings wirklich praktisch alle Highlights der Vergangenen 16 Jahre Bandgeschichte mit drauf. Gleich von Anfang an auf CD1 hauen SaMo ein paar ihrer besten Hits in die Waagschale: “Früher war alles Besser“ ("Das schwarze Einmaleins", 2013) ist Sozialkritik erster Güte, und mit “Prometheus“ ("Aus der Asche", 2007) wird gleich noch erstklassiges Mithüpf-Material nachgereicht. Mit auf die Playlist geschafft haben es auch “Falsche Freunde“ ("Erwachen" 2004), ein Lied aus frühen Tagen und glücklicherweise auch einer meiner Favoriten aus SaMos Diskographie, der “Spielmannsschwur“ ("Aus der Asche", 2007). Auch CD2 hält einige Klassiker der Spielleute bereit: Die “Ode An Die Feindschaft“ ("Sturm aufs Paradies", 2011) darf dabei natürlich genauso wenig fehlen wie die wunderschöne und selbstkritische Ballade “Letzte Worte“ ("Wer Wind Sät", 2009). Mit von der Partie sind auch 3 brandneue Bonustracks: “Schöne Neue Welt“, “Fatum“ und “Weiss Wie Schnee“. Fazit: Saltatio Mortis sind ein Phänomen: Von einfachen Spielleuten, die gelegentlich auf Mittelaltermärkten aufspielten, schafften sie den Sprung auf die Bühnen der ganz grossen Festivals. Und doch sind die Deutschen auf dem Teppich geblieben... Das spiegelt sich auch in den sehr kreativen und vor allem kritischen Lyrics wieder – endlich mal eine deutsche Band, welche der Sprache gerecht wird und sich nicht mit Plattitüden zufrieden gibt! Das Best Of-Album ist durchaus gelungen und dürfte sowohl alten als auch neuen Fans sehr gut gefallen...
Patricia H.     
Punkte:
keine Wertung
RORCAL - Creon
Bleak Records/Division Records
Mit einer Verschmelzung von Black/Drone/Sludge/Post und Doom Metal stossen die Schweizer von Rorcal auf ihrem neusten Werk „Creon“ die Pforten in einen finsteren Abgrund auf, welcher wie ein Sog den Hörer in eine Dimension katapultiert, welche durch die völlige Abstinenz von Licht und Hoffnung brilliert. Um es gleich vorweg zu nehmen, die vier Songs mit einer Dauer von über 50 Minuten liegen tonnenschwer auf dem Magen und sind für den Schnellverzehr schlicht nicht geeignet, es wird einiges verlangt, und man muss sich wirklich bewusst darauf einlassen wollen. Es ist ein lebensfeindliches Klanguniversum, welches Rorcal hier erschaffen, doch es gibt dabei nie einen Zweifel daran, dass die Erschaffer es nicht total unter ihrer Kontrolle haben. Auch wenn immer wieder der rasende Black Metal durchdrückt, so ist „Creon“ nicht ein purer Hass-Erguss, was nun BM-Puristen der ersten Stunde abschrecken wird, sondern er ist Mittel zum Zeck einer höher gestellten, schwermütigen Atmosphäre, die Metamorphose von Misanthropie hin zu Nihilismus. Thematisch bewegt sich die Geschichte um Kreon (König von Theben) und den Tod von vier mit ihm verbundenen Charakteren: Polyneikes, Antigone, Haimon und Eurydike. Ein Drama über Leid, Tod, Verzweiflung und Verlust, vertont durch Rorcal in ein komplexes musikalisches Bildnis. Das es hier wenig Platz für Zuversicht oder gar erhellende Melodien hat, erklärt sich von selbst. Auch wenn ich persönlich dem aktuellen Werk der Landsleute von Schammasch den Vorzug gebe, da diese noch umfangreicher und variabler zu Werke gehen, so bin ich von Rorcals „Creon“ tief beeindruckt.
R.K.    
Punkte: 8.5 von 10
SUNSTORM – Edge Of Tomorrow
Frontiers Music/Musikvertrieb
Es hat nicht gereicht, dass Joe Lynn Turner der erneute Sänger bei Rainbow wird. Mütter sind nicht immer förderlich, und so konzentriert sich der Meistersänger auf seine Solokarriere und Sunstorm. Mit dem mittlerweile vierten Album bringt der Amerikaner genau das auf CD, was sich der Hörer von Joe wünscht: kräftige Gitarren und tolle Hard Rock-Songs. Allerdings vergeigt die Truppe den Einstieg mit «Don’t Walk Away From A Goodbye». Da hätte sich der Titeltrack besser als Opener gemacht. Oder das mitreissenden «Everything You’ve Got», «You Hold Me Down» und «Heart Of A Storm». Wie gefühlvoll Mister Turner noch immer shouten kann, beweist er mit der tollen Ballade «Angel Eyes». Es rockt und es rollt, die Melodien stimmen wie bei «Tangled In Blue» oder dem Abschluss «Burning Fire». Hier stellt sich auch die Stimme gross in den Mittelpunkt. Wer an tollen Rocksongs nicht vorbeikommen möchte, muss sich «Edge Of Tomorrow» unter den Nagel reissen. Auch wenn sein Vorgänger vielleicht noch mit einer Spur mehr Hitpotential behaftet war.
Tinu    
Punkte: 8.5 von 10
RAGE – The Devil Strikes Again
Nuclear Blast/Warner
Spannend: Nachdem Split zwischen Rage-Urgestein Peavy Wagner und seinem langjährigen Gitarrist Victor Smolski geschieht genau das, was bereits mit den Vorgänger-Alben „21“ und „Lingua Mortis Orchestra feat. Rage“ angekündigt wurde: Die beiden Projekte werden besser auseinander gehalten. Sprich: Rage verzichten auf Orchester, während das Lingua Mortis Orchestra weiterhin Elemente der klassischen Musik mit Heavy Metal verbindet. Die Rechte an Lingua Mortis scheinen zwar weiterhin Rage-Cheffe Peavy Wagner zu gehören, trotzdem verzichtet er dieses Mal auf ein Orchester-Werk, während Smolski unter dem Banner von Almanac genau damit weiterfährt. "The Devil Strikes Again" setzt also genau den Plan um, welcher bereits vor der Trennung angekündigt worden: viel Härte, Melodie und purer Heavy Metal. Wie bereits live eindrücklich bewiesen, müssen sich die beiden Neulinge Marcos Rodriguez (Gitarre) und Vassilios „Lucky“ Maniatopoulo (Schlagzeug) vor ihren mächtigen Vorgängern Victor Smolski (Gitarre) und André Hilgers (Schlagzeug) nicht verstecken. Im Gegenteil: Marco Rodriguez soliert zwar anders als Smolski, aber gleichwohl geschmackvoll. Auch die Lieder sind erstaunlich eingängig und lassen mich die Skepsis vergessen, welche ich hatte, als Rage eine Rückbesinnung auf die Vor-Smolski-Tage ankündigten. Genau diese alten Alben rauschten mir bisher ziemlich am Ohr vorbei. Und auch die Lieder, welche zwischenzeitlich in Urbesetzung unter dem Namen Refuge live präsentiert wurden, empfand ich bis auf zwei, drei Ausnahmen eher nett als hervorragend. Zu sehr schien ich von der doch 16 Jahre haltenden alten Besetzung geprägt worden zu sein. Falls es unter den Rage-Fans also zwei Lager gibt, werden diese spätestens mit "The Devil Strikes Again" versöhnt. Denn dieses Album ist bei aller Härte hymnisch, rockig, eingängig und fasst alle treibenden Rage-Phasen auf wundersame Weise zusammen. Peavy Wagner und seiner neuen Gruppe ist also ein Kunststück gelungen, bei welchem bereits viele grosse Bands grandios gescheitert sind. Einzelne Höhepunkte nennen möchte ich nicht, weil ich damit die Klasse der nicht erwähnten Lieder schmälern würde. Rage machen wieder einmal alles richtig. Album kaufen, hören, Tickets buchen!
Roger W.
Punkte: 9.1 von 10

2. Meinung:
Nach der Maxi-Single «My Way» und den gespielten Konzerten, unter anderem als Vorgruppe von Helloween, konnte man erahnen, wohin die runderneuerten Rage musikalisch steuern würden. Nämlich zurück zu der Zeit, als man Rage in der Viererbesetzung zu Gesicht bekam. «Black In Mind» und «End Of All Days» sind die besten Vergleiche und lassen Rage mit «The Devil Strikes Again» wieder als Band und nicht als Noten diktiertes Unternehmen erklingen. Das liegt an der Spielfreude und dem Druck, welche die neuen Tracks ausüben. «Back On Track», der Titelsong, «Spirits Of The Night» und «Times Of Darkness» haben dieses alte Rage-Flair völlig verinnerlicht und machen einfach Laune. Der Abschlusstrack «The Dark Side Of The Sun» erinnert an «Ghosts» mit einem leicht schaurigen Grundflair und rundet ein gutes Album ab. Was sehr positiv auffällt, sind die Gitarrenparts von Marcos Rodriguez und das vorantreibende Schlagzeugspiel von Vassilios «Lucky» Maniatopoulos. Hier ist wieder eine Band am spielen, die mit viel Freude zehn neue Lieder komponierte und, wie es scheint, viele alte Fans wieder für sich gewinnen konnte.
Tinu   

Punkte: 8.1 von 10
AFTER ALL - Waves Of Annihilation
NoiseArt Records/Universal
Seit über 20 Jahren sind After All aktiv und gelten als das Flaggschiff der belgischen Metalszene. Touren mit Grössen wie Anthrax, King Diamond, Fear Factory oder sogar eine aussergewöhnliche Show mit Judas Priest sind Zeugnis ihres Könnens. Vier Jahre nach ihrem hochgelobten Album "Dawn Of The Enforcer" beweisen After All der Welt erneut, dass klassischer Thrash Metal nicht kleinzukriegen ist! "Waves Of Annihilation" ballert dann auch gradlinig gekonnt aus allen Rohren und demonstriert eindrucksvoll, warum After All in den letzten Jahren zu Thrash-Ikonen geworden sind. Eine unbändige Energie erfasst Hörerinnen und Hörer, während sich die Gitarristen Dries Van Damme und Christophe Depree diverse Riff-Gemetzel der Extraklasse und atemberaubende Saitenduelle liefern. Thrash-Liebhabern werden die Tränen der Freude in die Augen steigen, wenn Sänger Sammy Peleman einmal mehr mit seiner unverwechselbaren und hochgradig abwechslungsreichen Stimme - die vor allem in den klar gesungenen Passagen für Gänsehaut sorgt - zu kreischen beginnt. "Waves Of Annihilation" lässt kaum Wünsche offen. Die Platte beinhaltet zehn packende Songs, die während 44 Minuten Spieldauer teilweise noch mit einer gewaltigen Prise Power Metal gewürzt sind. An genügend musikalische Abwechslung wurde zudem auch gedacht. Mid Tempo-Stampfer, rasendes High Speed-Feuer, fantastische Soli und Riffs, bei denen die Nackenmuskulatur wie von selbst auf die benötigte Betriebstemperatur kommt. Es gibt also mehr als genügend Beweise, dass After All auch nach so vielen Metal-Dienstjahren noch lange nicht zum alten Eisen gehören, sondern dieses mit Feuer und enorm viel Power noch inständig schmieden. Passend zum Album dazu stammt das Cover-Artwork zu "Waves Of Annihilation" wieder einmal mehr aus der kreativen Feder von niemand geringerem als Ed Repka, dessen Kunst schon die Cover von illustren Namen wie Suicidal Angels, Possessed und anderen zierte. Klare Kaufempfehlung!
Oliver H.   

Punkte: 8.1 von 10
SIXX:A.M. - Prayers For The Damned (Vol. 1)
Eleven Seven Music
Spätestens seit dem 31.12.2015 hat Nikki Sixx wieder mehr Zeit, sich um anderes als Mötley Crüe zu kümmern. Die SIXX:A.M. gibt es allerdings schon eine Weile, sprich geht auf Jahr 2007 zurück, als Nikki seinem Buch «The Heroine Diaries» einen Soundtrack verpasste. Das ursprüngliche Vorhaben, diese Band (mit Sänger James Michael und Gitarrist Dj Ashba (ehemals Guns n' Roses zwischen 2009 und 2015) nur einmalig agieren zu lassen, wurde dank dem Erfolg der Single «Life Is Beautiful» überdacht. So entstanden in der Folge weitere Alben, wovon «This Is Gonna Hurt» in der Heimat gar auf Platz 10 kam. Der durchaus griffige Hard Rock mit etwas Rotz oder "meh Dräck", wie unser Chris von Rohr (Krokus) zu sagen pflegt, hat in der Tat was an sich, sodass die Mucke nicht nur vom Namen des berühmten Bassisten lebt. Trotzdem geschah das alles im Schatten der Hauptband Mötley Crüe, die ja 2008 mit «Saints Of Los Angeles ihre letzte Studio-Platte veröffentlichten. «Prayers For The Damned (Vol. 1)» ist hingegen brandneu und der Titel lässt es erahnen, dass bald einmal der zweite Teil noch folgen wird. Bis dahin kann man sich an Songs wie dem Opener «Rise», «You Have To Come To The Right Place» (mit Anleihen zu den alten Skid Row zu Sebastian Bachs Zeiten). Spätestens bei «I'm Sick» fallen einem die Keyboard-Arrangements auf, die insgesamt gut zum herrlich röhrenden Bass von Master Sixx passen. Während der Titeltrack etwas abfällt, vermag die Ballade «Better Man» dafür zu gefallen. Die Keyboard-Geschichten, die teils etwas nach Marilyn Manson klingen, dürften das Zünglein an der Waage sein, wenn es um Gefallen und Nichtgefallen von der Musik von SIXX:A.M. geht. Besser geht da sicher der Groover «The Last Time (My Heart Will Ever Hit The Ground)» ins Ohr. Ob sich das Ganze auch live behaupten kann, kann einerseits am anstehenden "Sweden Rock" und am 16.06.2016 im Z7 in Pratteln ergründet werden.
Rockslave   
Punkte: 8.0 von 10
FIRST SIGNAL – One Step Over The Line
Frontiers Music/Musikvertrieb
2010 wurde die Melodic-Fraktion hellhörig. Unter dem Banner First Signal starteten Sänger Harry Hess (Harem Scarem) und Produzent Dennis Ward (Pink Cream 69) ein neues Projekt. Initiant war der Präsident des italienischen, auf Melodic Spezialisierten Labels Frontiers Music, Serafino Perugino, der dem Duo einige Tracks vorlegte, die die Magie der Stammband von Harry zurückbringen sollte. Harem Scarem wiederum lagen zu dieser Zeit auf Eis. Das Album stiess durchs Band auf positive Resonanzen, geriet aber schnell wieder in Vergessenheit, als Harem Scarem sich zu einer Fortsetzung entschieden und den starken Output „Thirteen“ veröffentlichten. Überaschenderweise fand nun First Signal trotzdem eine Fortsetzung. Der Partner von Mr. Hess ist für „One Step Over The Line“ der Schwede Daniel Flores, der das Album produzierte und zudem die Keyboards und das Schlagzeug einspielte. Musikalisch orientiert man sich an den ersten beiden Harem Scarem-Scheiben, kann aber deren Level nur bedingt erreichen. Die Jungs bewegen sich aber im selben Metier, zwischen AOR und Stadion Rock. Der Output besticht durch versiertes Songwriting mit vielen grossen Hooks und harmonischen Melodien. Leider hat sich aber auch der eine oder andere Lückenfüller eingeschlichen. Das Album lebt aber definitiv von Harry Hess' grandiosen Vocals, die über alle Zweifel erhaben sind. Zumindest Harem Scarem-Fans können bedenkenlos zugreifen.
Chris C.   
Punkte: 8.0 von 10
JIM BREUER AND THE LOUD & ROWDY - Songs From The Garage
Metal Blade/Sony Music
Mit «Songs From The Garage» hat sich der «Goat Boy» aus Saturday Night Live einen Lebenstraum erfüllt. Schon als Teenager wollte er ein Metal-Album produzieren, und was er nun auf die Beine gestellt hat, lässt sich durchaus sehen bzw. hören. Es ist eine robuste Hard Rock/Metal-Scheibe mit humoristischen Texten, die ein wenig an Psychostick und Tenacious D erinnern. «Songs From The Garage» ist ein rockiges Gute-Laune-Album. Jim Breuers erstes Album wird von seiner langjährigen Begleitband «The Regulators» unterstützt und in zwei Songs («My Rock'n'Roll Dream» und «Mr Rock'n'Roll») lieh sogar niemand anderes als Brian Johnson seine Stimme. Breuers Rock'n'Roll-Traum ist mit dieser Albumproduktion jedoch noch lange nicht zu Ende. Er plant lustige Musikvideos zu jedem Song und hat vor, die ganze Welt zu bespielen. Ob es dafür ausreicht, wird sich zeigen.
Mario F.     
Punkte:
8.0 von 10
THE ORDER OF ISRAFEL – Red Robes
Napalm Records/Universal
2 Jahre nach ihrem Debut „Wisdom“ bringen die Schweden den Nachfolger „Red Robes“ auf den Markt – grossartig viel hat sich nicht verändert, soviel lässt sich bereits jetzt schon sagen. Es ist nach wie vor Doom der eher old schooligeren Variante, allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass die Jungs jetzt auch mehr Zwischentöne zulassen – sprich: Was man bereits auf dem Debut bewerkstelligt hat, wird jetzt konsequent weitergeführt, aber auf eine Art, die vermuten lässt, dass man sich weiterentwickeln will. Kurioser Nebeneffekt: Der Sänger Tom Sutton klingt irgendwie mehr denn je nach JB Christoffersson von Grand Magus. Ist nicht schlimm, fällt einfach auf. Fazit: Variantenreicher, althergebrachter Doom, der immer noch ein Nischendasein fristet – zu Unrecht!
Toby S.    
Punkte:
8.0 von 10
BE'LAKOR – Vessels
Napalm Records/Universal
Die Progressive Melodic/Death Metaller aus Australien dürften mittlerweile jedem Fan des Genres ein Begriff sein. “Vessels“ ist der 4. Silberling der Kombo, und einmal mehr ist ihnen ein sehr ausdrucksstarkes Werk gelungen. Die Länge der Tracks variiert von 2 bis 11 Minuten, was doch sehr unterschiedliche Stimmungen erzeugt. Be'lakor experimentieren wie kaum eine andere Band erfolgreich mit einem waghalsigen Mix aus Tempi-Wechseln und Stimmungsschwankungen, die aber trotz (oder vielleicht gerade wegen) der scheinbaren Unvereinbarkeit geradezu magischerweise miteinander harmonieren. Einerseits sind die einzelnen Tracks in sich rund und stimmig abgeschlossen, andererseits harmonieren sie aber auch als grosses Ganzes – ein sehr schwieriger Balanceakt, den das Quintett aus Melbourne hier vollführt hat. Das kurze Intro “Luma“ eröffnet den Silberling mit einem eher positiv gestimmten Progressive Rock-Beat, geht dann aber fast nahtlos in das hauptsächlich instrumental gehaltene “An Ember's Arc“ über, das dann wiederum weit melancholischere Töne anschlägt mit grossartigen Akustik-Zwischenspielen und nur wenigen Vocal-Passagen. “Withering Strands“ ist ein über 11 Minütiges Epos, das den Sound und die Seele dieses Albums verkörpert – raffinierte Variationen im Tempo und das dichte Songwriting sorgen dafür, dass der Track über die gesamte Spielzeit den Spannungsbogen aufrecht erhält. Auch “Whelm“ spielt mit dem Wechsel zwischen sanften Akustik-Elementen und Heavy Riffing, wobei der Song auf einer äusserst morbiden Note endet, die genau so einem Horrorfilm entstammen könnte. Ein weiteres Highlight ist für mich das eher melodische “A Thread Dissolves“, das mit seinen gerade mal 3 Minuten Spielzeit den längeren Tracks an Eingängigkeit und Komplexität in nichts nachsteht. Fazit: “Vessels“ ist ein wirklich grossartiges Album geworden, in das merklich viel Zeit und Herzblut mit eingeflossen sind. Die Atmosphäre, die Be'lakor auf diesem Silberling sorgfältig aufbauen, ist wie feiner Nebel – kaum fassbar, schon ändert ein kleiner Wirbel die gesamte Struktur und man findet sich an einem völlig fremden und doch zugleich vertrauten Ort wieder... reinhören lohnt sich auf jeden Fall!
Patricia H.
    
Punkte:
8.0 von 10
ASTRALION – Outlaw
Limb Music
Die Finnen Astralion nehmen einen weiteren Angriff auf den Power Metal-Thron. Nachdem tollen Debut-Album von 2014 sollte nun ein Kracher von dem Herrn kommen. Dies ist der Band aber nur teilweise gelungen. Wobei sie auch dieses Mal vieles richtig machen. Hauptkritik-Punkt ist für mich heuer, dass es sehr lange dauert, bis man mit dem Material vertraut wird. Hätte ich weiter zugehört, wenn ich nicht dieses Review schreiben sollte? Wahrscheinlich nicht! Die intensive Dauerbeschallung beschert mir aber jetzt, dass ich ausser konstantem Doublebass noch mehr Details höre. Dabei wird vor allem die Nähe zu Gamma Ray offensichtlich. Dies liegt neben dem Gesang auch an den Songstrukturen, welche den Deutschen sehr nahe kommt. Grosser Unterschied: Das bei Astralion praktisch ständig präsente Keyboard. Dieses rückt die Finnen gar in Richtung Stratovarius und Sonata Arctica. Die Zielgruppe ist also erkannt. Und genau diese Fans werden wohl Astralion am meisten zu schätzen wissen und nach hochwertigem Power Metal à la „Black Adder“ oder „Be Careful What You Wish For“ auch bis zur zweiten Hälfte des Albums durchhalten. Diese hält mit der Power-Ballade „Wasteland Of Ice“ die einzige Nummer bereit, welche ganz auf Doublebass verzichtet. Aber auch das sehr späte „Heading West“ klingt irgendwie anders als der Rest des Albums. Hier dringt im Refrain eine spassige Hymne durch, die man sonst auf dem ganzen Album vermisst. Das abschliessende folkig angehauchte 10 minütige Epos „The Great Palace Of The Sea“ setzt ebenfalls nochmals Ausrufezeichen und gehört zum Besten was das Album zu bieten hat. "Outlaw" bietet also auf hohem Niveau Sonne und Schatten. Nach dem tollen Debut-Album sichert dieses Album den Finnen die nächste Zukunft. Power Metal-Fans dürfen nach mehr schreien und bereits dieses Album ehren.
Roger W.    
Punkte:
8.0 von 10
ASTRAKHAN – Adrenaline Kiss
Dead End Exit Records
Die Schweden machen klassischen Prog Rock im Stil von Deep Purple, Pink Floyd, Opeth und Pain Of Salvation. Massive Riffs, gepaart mit sphärischen Melodiebögen und viel Liebe zum Detail, machen diese Scheibe zu einer Freude für Prog Rock-Fans. Besonders die Stimme von Alexander Lycke, der die Hauptrolle in diversen Musicals wie “Jesus Christ Superstar“, “Hair“ oder auch “Les Misérables“ übernommen hat, brilliert hier einmal mehr. Sein Gesang ist sehr leidenschaftlich und er bringt die Emotionen mit vollem Einsatz rüber, was der Musik zusätzliche Tiefe verleiht. Highlights sind vor allem der Opener “Hear Me Now“, der das Album auf einer recht düsteren und melancholischen Note eröffnet, sowie “One More Day“, das sich mit seinem dramatischen Grundton auch sehr gut als Soundtrack für einen James Bond Film eignen würde. Neben den klassischen, Genre-typischen Langspiel-Monstern mit über 7 Minuten Spielzeit hauen die Schweden auch kürzere und dichtere Tracks raus, die sich aber dennoch voll entfalten und das Gesamtbild etwas auflockern können. Fazit: Wer als Prog Rock-Fan bisher noch nichts von Astrakhan gehört hat, der sollte dies schleunigst nachholen! Reinhören lohnt sich auf jeden Fall.
Patricia H.      
Punkte:
7.8 von 10
TED POLEY – Beyond The Fade
Frontiers Music/Musikvertrieb
Ein neuer Output mit dem Sänger Ted Poley lässt immer wieder aufhorchen. Der Mann konnte sich mit den ersten drei Alben, Ende Achtziger, Anfang Neunziger von Danger Danger einen grossartigen Ruf erarbeiten, der bis dato anhält. Danger Danger wiederum waren eine der heissesten Vertretern von knackigem, melodiösem Hard Rock der goldenen Achtziger. Seit 2014 steht Ted seiner alten Band nun wieder als Vocalist zur Seite. Da beginnt auch die Geschichte von „Beyond The Fade“. Die Band trat nämlich am Frontiers Rock Festival in Mailand auf. Über das Label wurde dort Ted mit Produzent und Multiinstrumentalist Alessandro Del Vecchio zusammengebracht. Das Songmaterial für die Scheibe wurde von den Brüdern Tom und James Martin (Vega) verfasst. Obwohl die drei „Parteien“ zweifellos über allergrösste Talente verfügen, ist die Kombination nur bedingt überzeugend. Ted und Alessandro harmonieren zwar grossartig, und auch die Ergänzung durch Gitarrist Mario Percudani und Bassistin Anna Portalupi funktioniert tadellos. Das heisst, die Musiker haben anspruchsvolle AOR-Klänge geschaffen, die vielleicht ab und zu ein bisschen phantasielos rüberkommen. Leider bleibt aber das Songmaterial weitgehends auf der Strecke. Hooks und grosse Melodien können zwar entdeckt werden, aber leider nur selten. Nach „Collateral Damage“ (2006) und „Smile“ (2007) muss auch der dritte Ted Poley-Solostreich im Mittelfeld eingeordnet werden. Mit dieser aussergewöhnlichen, erstklassigen Stimme sollte einfach mehr drin liegen.
Chris C.    
Punkte:
7.8 von 10
GREEN DEATH - Manufacturing Evil
EMP Label Group
Überraschung! Nach Sichtung des Covers war für mich klar, dass ich gleich dem übelsten Death Metal ausgesetzt sein werde, aber weit gefehlt. Nach dem Intro "Cilicium" überraschen mich Töne, die eher vom klassischen Heavy Metal oder auch Thrash herrühren. Auch eine Spur King Diamond können die Amis von Green Death nicht abstreiten. Daraus ergibt sich eine explosive Mischung, die immer wieder für Stilwechsel und Überraschungen sorgt. Harte Parts ergiessen sich in treibende Passagen und groovige Beats wechseln in düstere Stimmung über. "Gates Of Hell" klingt zu Beginn wie aus dem US-Metal-Lehrbuch, doch auf einmal völlig überraschend, wirken sie fast schon diabolisch. Bombastisch ist auch der Track "Lord Of The Dead", der wie eine kernige Thrash Metal-Bombe abgeht, aber immer wieder Power Metal-Einschübe mit sich bringt. Jeder Song ist sozusagen eine kleine Gratwanderung zwischen den verschiedenen Metal-Genres. Mit "Soulless" beschreitet die Truppe schliesslich noch ganz andere Wege. Das Stück ist balladesk und Melancholie in reinster Form, was bis hierher völlig aus dem Rahmen fällt. "Through The Eye" oder auch "Demons" sind keine langen Nummern, doch dafür haben sie verdammt viel Power und auch eine fette Portion Death Metal geladen, um zwischenzeitlich mit "Devil's Night" schon eher gemächlich an den Start zu gehen. Der Track beinhaltet etwas Düsteres und Geheimnisvolles, das einem wieder auf eine neue musikalische Reise mitnimmt. Der finale Schlusssong "One With The Flame" beginnt eher lethargisch, getragen durch sanfte Gitarrenklänge, entpuppt sich dann zur Mitte hin als klassischer Metal-Song, der auch melodische Bögen inne hat. Green Death bringen experimentell viele Richtungen des Metal zusammen, die immer wieder überraschende Momente bieten. Keine Frage, die Band hat etwas Anziehendes, aber ob sie damit alle Zielgruppen begeistern, muss sich erst noch zeigen. Von mir aber gibt es für die innovative Seite der Combo dennoch satte 7,8 Punkte.
Oliver H.
   
Punkte:
7.8 von 10
ROB MORATTI - Trancendent
Transcendent/Escape
Das war doch der, der 2008 Michael Sadler bei Saga am Mic abgelöst hat. Und 2009 auf deren Album "Human Condition" zu hören ist. Nun präsentiert uns Rob sein neuestes Album "Transcendent". Gespickt mit 13 tollen Melodic Rock-Nummern, die auch ab und zu ins AOR abdriften. Rob hat eine klasse Stimme, die perfekt zu den sehr melodiösen Songs passt. "Answer To Live", "Don't Give Up", oder auch "Lost And Lonely" sind rockige Nummern, die schon beim ersten Durchhören hängenbleiben, wie das so oft ist bei dieser Art von Musik. "I`m Flying High" könnte glatt auf einem Saga-Werk stehen, Rob hat da wohl schon dies und das gelernt und mitgenommen von Saga. Songs wie das hochmelodiöse "Midst Of June" haben wirklich Hit-Potential und es wäre toll, mal solche Tracks im Radio zu hören anstelle dem Riesenhaufen Scheisse, der da sonst immer läuft. "There's No Denying" startet mit einem starken Gitarrenriff und glänzt auch mit einem schönen Refrain. Nur hätte ich hier und auch zum Teil bei anderen Songs den Keyboard-Anteil etwas zurückgeschraubt und dafür den Gitarren etwas mehr Raum gelassen. Sonst gibt’s nix zu meckern. "Transcendent" ist ein frisches Rock-Werk mit hohem Mitsing-Anteil, das Spass macht und auf der Autobahn mit gemütlichen 140 Km/h einfach nur zu geniessen ist.
Crazy Beat 
Punkte:
7.6 von 10
FEATHERSTONE – Northern Rumble
AOR Heaven
Die schwedische Formation Featherstone wurde vom Songwriter, Multiinstrumentalisten und Produzenten Rikard Quist 2012 ins Leben gerufen. Der Mann war in verschiedenen Funktionen schon für diverse Bands im Melodic-Sektor tätig, darunter Gypsy Rose, Don Patrol, Last Autumn's Dream, White Wolf oder Bangalore Choir. Er entschied sich nun, eine eigene Band zu gründen. Dafür schrieb er sämtliche Songs, spielte Gitarren, Bass, Keyboards und Hammond-Orgel ein. Zudem produzierte er die Scheibe in seinem Studio in Göteborg. Als Sänger fungiert Lars Boden (Appearance) und als Schlagzeuger Niklas Osterlund (Headplate), zusätzlich verfasste Jon Wilde die Texte der zehn Tracks. Der renommierte Toningenieur Martin Kronlund wiederum verfeinerte „Northern Rumble“ mit dem finalen Mix. Die illustere Truppe wird mit einem satten, vollen und homogenen Sound vorstellig, der im klassischem Melodic Rock angesiedelt ist. Man berücksichtigt dabei verschiedenste Aspekte des Genres, von balladesken AOR-Klängen bis Epic Metal. Obwohl durchaus eingängige Hooks auszumachen sind, kann das Liedgut nicht pauschal überzeugen. Songs wie „Look Into My Eyes“ oder „Hold On To Love“ sind zwar eigentliche Melodic-Perlen, oft fehlt es aber an Drive, der das Album über den Durschnitt hinaus gehoben hätte. Trotzdem, für Genrefans ist „Northern Rumble“ mit Sicherheit interessant.
Chris C.
  
Punkte:
7.6 von 10
LACUNA COIL – Delirium
Century Media/Sony Music
Die Italiener tauchen mit ihrem neuen Konzeptalbum “Delirium“ in eine sehr düstere und harte Welt ein – ein altes, verlassenes und verfallendes Sanatorium mit seinen unerlösten, gefangenen Seelen bildet dabei die Kulisse dieser musikalischen Entdeckungsreise. Das neue Album kommt entsprechend deutlich härter und düsterer daher als alles Vorangegangene. Dieses Mal wirkt der Part von Sänger Andrea Ferro auch weit dominanter als auf früheren Alben – das macht den Gegensatz zu den weiblichen Passagen, gesungen von Cristina Scabbia, noch eine Stufe intensiver. Der Titeltrack “Delirium“ ist eins der Highlights des Silberlings – der Refrain ist äusserst kraftvoll und die ganze Komposition riecht förmlich nach der zum Konzept passenden Verzweiflung und dem übermenschlichen Bedürfnis nach Ausbruch und Freiheit. Mit “Blood, Tears, Dust“ folgt gleich das nächste Highlight. Allerdings gefallen mir die elektronischen Elemente dabei nicht – es wirkt eher irritierend als harmonisch, wobei das natürlich wiederum zum Konzept passen würde. Richtig verstörend wird es dann bei “Take Me Home“, das mit einem grusligen Kinderreim beginnt... Der unverkennbare “Beauty And The Beast“-Stil, also das Hin und Her zwischen männlichem und weiblichem Gesang, ist quasi die Visitenkarte von Lacuna Coil, und dieses Gegensätzliche kommt besonders gut im Duett “You Love Me Cause I Hate You“ durch. Fazit: Lacuna Coil schlagen deutlich härtere Töne an als bisher, was sehr gut zum Konzept passt. Es gibt ein paar wirklich tolle Lieder, doch der Grossteil haut mich leider nicht wirklich vom Hocker. Dennoch ist es im Grossen und Ganzen ein tolles Album geworden und das Konzept zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk.
Patricia H.    
Punkte:
7.5 von 10
THE JELLY JAM – Prophet Profit
Mascot Records/Musikvertrieb
Das Prog Rock-Projekt The Jelly Jam geht in die vierte Runde und überzeugt zumindest in der ersten halben Stunde mit feinstem 70ties-Sound. Wir erinnern uns: Bereits in den Jahren 2002, 2004 und 2011 veröffentlichten Dream Theaters John Myung (Bass), King’s X Ty Tabor (Gitarre, Gesang) und Dixie Dregs Rod Morgenstein (Schlagzeug) drei Alben. Mit "Profit" (dem das durchgestrichene Prophet auf dem Cover vorangestellt wird) gibt es nun das nächste Werk der bereits mit ihren Hauptbands schwer beschäftigten Musiker. Bei The Jelly Jam widmen sie sich mal mehr, mal weniger entspannten, verträumten 70ties-Prog Rock. Beim Hören könnte man der Band gar unterstellen, dass die Musik unter schwerem Drogeneinfluss aufgenommen wurde. Das ändert allerdings nichts an der Klasse, welche zumindest zu Beginn des Albums zu hören ist. Hier wird der Hörer gar mit einer gewissen Grundhärte verwöhnt. „Water“ ist zum Beispiel ruhig und trotzdem treibend. Fast könnte man von Doom sprechen. Dazu kommt eine Eingängigkeit, welche mit zunehmenden Durchgängen stark zunimmt. Nimmt man sich "Profit" an, ohne an die grossen Namen der Musiker zu denken, kann man sich vorstellen, dass der Sound von The Jelly Jam live super in einem kleinen verrauchten Club am funktioniert. "Profit" ist also ein Meisterwerk? Jain! Denn gegen Ende wird mir das ganze doch zu fahrig. Die hintereinander gestellten Lieder „Ghost Town“, „Heaven“, „Permanent Hold“ und „Fallen“ sind zwar für sich keine schlechten Songs, klingen aber alle sehr ruhig und abdriftend. Sie stören damit den positiven Eindruck der vorgängigen Lieder. Wer es entspannt mag, liegt mit diesem Quartett genau richtig. "Profit" ist kein schlechtes Album, aber eines, welches Zeit und Durchhaltewillen braucht. Um als Album bestehen zu können, fehlt ein gewisser Drive. Wer bei John Myung automatisch mit Dream Theater’schen Klängen rechnet, ist hier fehl am Platz. Wer aber 70ties-Prog Rock mit immer wiederkehrenden ruhigen Momenten mag, kriegt hier tolle Musik.
Roger W.   
Punkte:
7.5 von 10
HARM SHELTER - Paycheck
BDHW Records
Wer noch einen Kick braucht in Sachen groovigem hartem Hardcore, der sollte sich unbedingt den Namen Harm Shelter merken. Die Jungs aus Giessen machen wirklich einen guten Job und lassen die Gitarren krachen mit schnellen Parts und den dazugehörigen Breaks zur Auflockerung. Die 12 Tracks dauern allesamt nicht länger als zwei Minuten dreissig, was alles zur Intensität des Werks "Paycheck" sagt. Alles in allem gibt es eine gehörige Portion Hardcore Richtung Hatebreed, was soundtechnisch sich wirklich nicht zu verstecken braucht und jeden Hardcoreler aus den Reserven zu verlocken mag.
Daniel J.   
Punkte:
7.5 von 10
POVERTY'S NO CRIME - Spiral Of Fear
Metalville/Musikvertrieb
Wenn man neben Vanden Plas und/oder Ivanheo eine weitere powervolle Progband aus deutschen landen nennen müsste, die an sich eine mehr oder weniger brillante Ausgangslage hatte, dann sind das Poverty's No Crime. Meine Wahrnehmung schliesst allerdings nur die Zeit ab 1999 ein, wo man neu bei InsideOut unter Vertrag kam. Hört man sich diese Mucke wieder an, dann klingt das Ganze deutlich nach eben den bereits erwähnten Vanden Plas und Ivanhoe (zu Zeiten von Andy B. Franck) sowie natürlich Dream Theater. Früheres Material wie zum Beispiel auf «Slave To The Mind» (1999) oder «One In A Million» (2001) geht auch heute noch ganz gut rein. Weniger geglückt schien hingegen «The Chemical Chaos» (2003), das seinem Namen nicht wirklich alle Ehre machte und zu Beginn durch einen veränderten Gitarren-Sound und etwas geändertem Songwriting eher überraschte denn verzückte. Trotz einigen schönen Melodylines blieb nicht übermässig viel hängen. Da waren Dream Theater einfach um Längen voraus und zum Beispiel Threshold ebenso. Interessanterweise klingen gewisse Songs dreizehn Jahre später allerdings deutlich besser, was ja immer wieder mal vorkommen soll. Das letzte Lebenszeichen vor dem neuen Werk «Spiral Of Fear» war «Save My Soul», das 2007 erschienen ist und die Band somit fast eine Dekade nicht mehr wirklich in Erscheinung getreten ist. Normalerweise ist so eine lange Absenz im Music-Business so zu sagen "tödlich". Die aktuellen Zeiten sehen jedoch grundsätzlich wieder erfolgsversprechender als auch schon aus. Darum wollen es Poverty's No Crime wieder wissen und schicken eine brandneue Scheibe ins Rennen. Leider konnte ich auch nach mehrmaligen Durchläufen nicht mehr viel der alten Klasse feststellen. Die ganze Scheibe plätschert eigentlich auf höherem Niveau ohne effektive Wirkungstreffer mehrheitlich an einem vorbei. Zeitweilen klingt es gar nach Foreigner («A Serious Dream»), und überhaupt gebärdet sich der Sound insgesamt recht flach. Natürlich gibt es dennoch Lichtblicke wie bei «The Fifth Element» und dem fast 10-minütigen Abschluss-Epos «Wounded». Als Wiedereinstieg im Sinne der Rückkehr ist zumindest ein Pflock erneut eingeschlagen worden. Ob das allerdings reicht, um in Zukunft echt was reissen zu können, wage ich zu bezweifeln.
Rockslave
Punkte: 7.5 von 10
LORD VICAR – Gates Of Flesh
The Church Within Records
Damit die Songs auf eine einzige LP passen, haben Lord Vicar die Spielzeit von "Gates Of Flesh" im Vergleich zu den ersten beiden Alben um rund einen Drittel gekürzt. Solange bei der Qualität keine Abstriche gemacht werden, ist daran erstmal nichts auszusetzen. Die knapp über vierzig Minuten beginnen mit verspielter Gitarre und sanfter Stimme, die dank der tollen Produktion ideal zur Geltung kommen. Zwischendurch werden immer wieder Passagen mit etwas mehr Drive eingewoben. Ähnlich gemütlich rockt 'The Green Man' vor sich hin. Nach dem sehr reduzierten, repetitiven und rein akustischen 'Shadow Of Myself' sorgt 'Breaking The Circle' für willkommene Abwechslung. Erstmals kommen auch einige richtig schwere Riffs zum Zug, wobei diesbezüglich in 'Accidents' noch mehr geboten wird. Die "Extreme" werden in dem Song weiter ausgelotet - "Gates Of Flesh" nimmt für einen Moment richtig Fahrt auf. Mit 'A Woman Out Of Snow' folgt die obligate "Ballade", bevor "Leper, Leper" die letzten Klänge beerdigt. Lord Vicar müssen sich nichts mehr beweisen und Grenzen ausloten - diese Ungezwungenheit ist gut zu spüren. Um mit in ihre Gedankenwelt abtauchen zu können, braucht es von Seiten der Hörer Eigeninitiative - leichte Kost wird hier nicht geboten.
Patricia L.  
Punkte:
7.5 von 10
DAWN OF DISEASE - Worship The Grave
Napalm Records/Universal
Absolut solider, handwerklich mit dem Prädikat "Deutsche Qualitätsarbeit" versehener Teutonen-Death Metal mit einer ganzen Latte alte-In-Flames- und Dew Scented-Momenten. Die ausgewogene, relativ moderne Woodshed-Produktion steht ihnen einerseits gut, hat aber jeh nach Hörgeschmack auch den Nachteil, dass die für dynamisches Erlebnis wichtigen Ecken und Kanten ziemlich flöten gegangen sind. Ein wirklich sauberes, drückendes, professionell tönendes Album mit einem grossen Strauss Killerriffs und abwechslungsreichem Songwriting, aber leider auch der Absenz des nötigen letzten Kicks. Ich kann wirklich nichts Schlechtes über "Worship The Grave" berichten, ausser, dass es meinen Geschmack nicht vollständig trifft. Nichts desto Trotz aber ein kompetentes Werk mit nicht gerade wenigen Aufhorchmomenten und hörbarem Aufwand. Etwas mehr Schmutz und weniger unnatürlich abrupte Songendungen wären jedoch bereits ein grosser Schritt Richtung mein Gusto. Reinhören.
Hardy  
Punkte:
7.5 von 10
MARAUDER – Bullethead
Pitch Black Records
Mano-Wer? True Metal? Aber ja doch! Die griechischen Marauder zelebrieren auf ihrem sechsten Album den wahren Stahl in einer Art und Weise, wie es nur eingefleischte Fans machen können: emotional, eingängig, abwechslungsreich, stampfend, klischeetriefend und konsequent. Dabei erwartet aber auch niemand, dass das neue Album eine True Metal-Offenbarung wie Manowars „Kings Of Metal“ vom Altar stösst. Dieses Kunststück gelingt schliesslich nicht mal mehr den bald sich auflösenden True-Metal-Königen. Und trotzdem ist "Bullethead" mehr als ein nett gemeintes Fan-Tribute an dieses Genre. Dafür sind Lieder wie „Metal Warriors“, „Echoes In The Dark“ oder „Predators“ einfach zu stark. Das Songwriting scheint durchdacht und erhält durch die tiefe, raue Stimme von Nikos Antonogiannakis den nötigen Drive. True Metal-Fans werden hier definitiv vor Freude Luftsprünge machen. Zumal die Produktion angenehm transparent gehalten wurde und den Instrumenten viel Raum lässt. Dazu kommt eine treibende Rohheit, welche Marauder fern von Proberaum-Atmosphäre, rumpligen Demos oder glatt polierten Plastiksound genau den Sound verpasst, den sie verdienen. Und selbst Keyboard-Einspielungen wie z.B. bei „The Fall“ werden dezent in den Hintergrund gemischt. Was schlussendlich fehlt, sind All Time-Klassiker, welche Genre übergreifend für Furore sorgen. Womit wird der frei werdende Thron wohl doch nicht an die Italiener gehen wird. Mit "Bullethead" ist ihnen aber schon mal ein fettes Ausrufezeichen innerhalb dieser Szene gelungen.
Roger W. 
Punkte:
7.5 von 10
BLIZZEN – Genesis Reversed
High Roller Records/Musikvertrieb
Die deutschen Jungspunde präsentieren nach ihrer EP „Time Machine“ ihr erstes richtiges Album. Dieses greift die Stärken und Schwächen der EP direkt auf. Es gibt also wieder treibende Heavy Metal-Lieder, welche Grosses erwarten lassen, denen es aber an Eingängigkeit fehlt. Erschwerend kommt bei "Genesis Reversed" eine sehr dumpfe Produktion hinzu, welche die Lieder etwas gleichschalten. Oder mit anderen Worte: Das Potential ist bei Blizzen etwa genauso stark vorhanden, wie es bei ähnlichen Kapellen wie Stallion, Alpha Tiger oder Enforcer ist. Live können diese Gruppen damit für Furore sorgen, auf CD kommt mir dieser Sound aber leider nie über ein „nett“ hinaus. Vergleicht die Band ihre eigene Leistung mit den vermeintlichen Vorbildern von Saxon und Iron Maiden, wird der Qualitätsunterschied offensichtlich. Gegen oben ist also noch Luft. Dabei haben sich Blizzen bereits ein beachtliches Fundament erarbeitet, auf dessen Grundlage ein weiteres Gedeihen sehr wahrscheinlich ist. „Houndred For Good“, „Gone Wild“ oder „Bestride The Thunder“ klingen roh, hungrig und auf den Punkt gespielt. Spült ein künftiges Album ein noch zwingenderes Songwriting und vor allem erste Ohrwürmer hervor, steht einer Zukunft im Heavy Metal-Olymp nichts mehr im Wege. "Genesis Reversed" ist dazu leider erst der Schlüssel in die Vorhalle.
Roger W. 
Punkte:
7.5 von 10
ARISE IN CHAOS - Terminal Cognition
EMP Label Group/SPV
Die Amis präsentieren mit „Terminal Cognition“ ihren zweiten Output, der grob umrissen eine Mischung aus Modern, Groove und Metalcore offenbart, oder anders ausgedrückt als eine Symbiose zwischen Lamb Of God, Machine Head und Unearth bezeichnet werden könnte. Hört sich grundsätzlich sehr passabel an und die 10 Songs sind eine Abrissbirne für den Moshpit. Aggressiv, drückend, fette Riffs, ein paar Breakdowns und teils sogar mit richtigen Gitarren-Soli heizen die fünf Herren ordentlich ein. Sehr angenehm ist die Abstinenz von Klargesang oder süsslichen Melodien, wie das doch so oft gerade im Metalcore praktiziert wird, dies verleiht dem Material einiges an Authentizität und wirkt viel glaubhafter als all die ach so „bösen“ Bands, die mit ihren „Kuschel-Refrains“ doch nur in die Charts rein wollen. Nun, bei all den positiven Eindrücken, welche mir „Terminal Cognition“ hier aufs Brot schmiert, ist es dennoch so, als wären die Songs wie ein Schuss aus der zweiten Reihe, sprich Arise In Chaos wären die perfekten Anheizer für die oben genannten Bands. Vielleicht liegt es daran, dass noch eine gewisse Portion Eigenständigkeit, Feingefühl und Variabilität fehlt oder es noch etwas mehr Reife und Mut im Songwriting braucht, bevor Arise In Chaos sich im Olymp die Früchte des Erfolges einverleiben können. Trotzdem bin ich der Meinung, man sollte den Jungs eine Chance geben und sich zumindest die Nackenbrecher „The Divine“, „Violent Colors“, „All We Know“ und „Refelctions“ genüsslich reinziehen, schlecht ist definitiv anders!
R.K. 
Punkte:
7.5 von 10
FAITHSEDGE - Restoration
Scarlet Records
Faithsedge kehren mit ihrem dritten und bis dato melodischsten Album zurück und greifen massiv ins weltliche Musikgeschehen ein. Mit "Restoration" steht eine Melodic Metal-Platte am Start, die von Mastermind Singer und Songwriter Giancarlo Floridia angeführt wird. Auch ansonsten besteht das Line Up der Kalifornier aus gestandenen Grössen des Rockbusiness. Stryper-Bassist Tim Gaines, Ace Frehley / Mr. Big-Drummer Matt Starr und Ex-Dokken-Gitarrist Alex De Rosso und für die Keyboards und die Produktion zeigt sich ausserdem Mega-Produzent Alessandro Del Vecchio (Hardline/Revolution Saints) verantwortlich. "Never A Day" und "You Cannot Give Up" haben einen 80-er Jahre Touch, der ein ausgeprägtes Old School-Feeling verbreitet. Der musikalische Ansatz ist äusserst melodisch, untermalt mit feinen Hooklines, fetten Drums, einem knallenden Bass und epischen Keyboards. Gleichzeitig sorgt die satte Gesamtproduktion, mit Texten aus der heutigen Zeit und einem frischen Sound für ein aktuelles Metal-Feeling der heutigen Zeit. Die klassischen Balladen "Faith And Christ" und "Let You Breathe" sind auch auf "Restoration" so sicher wie das Amen in der Kirche und kommen durch Giancarlos Stimme, gepaart mit der Erfahrung und den Fähigkeiten jedes einzelnen Musikers, besonders gut zum Tragen. Die Musik ist abwechslungsreich, eingängig und trägt die Hörerschaft in ungeahnte Höhen. Faithsedge beweisen nun zum dritten Mal eindrucksvoll, dass sie individuell und kreativ und mehr als nur eine weitere in der Masse von 'Supergroups' sind. Diese kommen und gehen ja bekanntlich nach dem Erfolgsprinzip. Nach zehn starken Songs findet auch diese Scheibe schliesslich ihr Ende. Starke Melodien, die gute Stimme und Gitarren die mit dem Keyboard den perfekten Reigen tanzen sind das Resultat dieser einzigartigen Chemie zwischen den Musikern, und das ist eindrücklich zu hören!
Oliver H. 
Punkte:
7.4 von 10
BEYOND ALL RECOGNITION - Beyond All Recognition
Gain Music/Sony
Die Dubthrash-Bubies in den Collegejacken sind zurück. Harter Thrash-Metal trifft auf Dubstep-Elemente. Verglichen mit den Voralben werden diese jedoch sparsamer eingesetzt und sind allgemein besser in die Songs integriert. Doch auch der Thrash kommt alles andere als zu kurz. «Beyond All Recognition» beginnt mit einer Härte, die man den Jungs nicht zugetraut hätte. Mit voller Wucht brettert einem die Stimme von David Söhr um die Ohren, der so richtig geil angepisst wirkt. Jedoch auch Verschnaufpausen mit cleanem Gesang und sogar eine Ballade haben auf der Scheibe Platz gefunden. Diese scheinen aber immer irgendwie fehl am Platz zu sein. Harter Thrash-Metal und Dubstep funktioniert, das haben die Jungs bewiesen. Kommen jedoch noch cleane Gesangsparts dazu, während es im Hintergrund weiter wütet und brettert, wirkt das ganze doch sehr breiig und unstimmig. Alles in Allem ist das Album ganz ok. Sie haben die Dub-Elemente harmonischer eingefügt, aber diese positive Entwicklung mit den erwähnten Gesangsparts wieder zunichte gemacht. Schade eigentlich.
Mario F. 
Punkte:
7.4 von 10
VAN ARX - Van Arx
Non Stop Music Records
Ich war zunächst skeptisch, sehr skeptisch, als viel zu aufgesetzt und berechnend empfand ich das Konzept hinter Van Arx. Die Pseudonyme, die Perücken und Spandexhosen, die abenteuerlichen Musikerbiographien und die musikalische Berufung auf diverse Helden des Achtziger Jahre – Glam Rock erinnerten mich sofort an Steel Panther, nur dass diesmal die Band aus der Schweiz kommt und der inspirierende Sunset Boulevard vermutlich in Wirklichkeit die Basler Rheinpromenade ist. Aber je mehr ich mich in die Materie vertiefte und im Netz auf den einen oder anderen realen Menschen hinter den aufgemotzten Pseudonymen stiess, desto mehr schwand meine Skepsis, weil ich zu begreifen begann, wer und was hinter dieser Band steckt, zumal die Jungs in ihrer Sparte musikalisch durchaus etwas zu sagen haben. Van Arx ist schlicht eine Truppe, bestehend aus vier gestandenen Berufsleuten, welche in ihrer Freizeit mit aller Konsequenz ihrer grossen Leidenschaft frönen und Hard Rock/Glam Rock im Stil von Kiss, Mötley Crüe und Judas Priest zur „Turbo“–Phase spielen. Geht man also unvoreingenommen an die Sache heran und vergisst mal den ganzen Mummenschanz drum herum, hat man mit „Van Arx“ eine Scheibe in der Hand, die zwar kein sensationeller Überflieger ist, aber zweifellos enorm viel Spass macht, weil die handwerkliche Umsetzung absolut stimmt. Grosses Ass im Ärmel des Quartetts ist die Tatsache, dass sich die drei Herren von der Saitenabteilung den Gesang teilen. Zwar sind nicht alle drei auf dem gleichen Niveau, aber tolle Chöre und Abwechslung sind damit schon mal garantiert. Zudem ermöglichen Gitarrist Tyler String (der optisch übrigens glatt als junger Paul Stanley durchgehen könnte) mit seiner melodischen Stimme und Basser Brewster Kickass mit seinem etwas derberen Organ das alte Gene Simmons/Paul Stanley–Spiel, wodurch Tracks wie „Make My Day“, „Rock And Roll Master“ und das Albumhighlight „You Like To Party (We Love To Rock)“ eine deutliche Kiss–Schlagseite bekommen. Davon abgesehen bewegen sie sich gerne auf jenen Pfaden, auf denen dereinst vor allem Mötley Crüe gewandelt sind, wobei nicht jede Nummer es schafft, mich vollends zu überzeugen, vor allem dann nicht, wenn diese allzu einfach gestrickt ist („Stay Tonight“, „Sleepwalk“), aber diesen kleinen Makel machen Partytracks wie „Bang Your Head“ oder “Crazy“ locker wieder wett. Alles in allem der solide Einstand eines lustigen Haufens, der über 30 Jahre nach der Bandgründung und acht Jahre nach der Reunion im Original-Line Up hoffentlich endlich zu verspäteten Ehren kommt. Und hört euch bloss nicht die klischeeüberladenen Texte zu genau an, die sind wohl eher Mittel zum Zweck als ernstzunehmende Lyrik. Wer auf Street Credibility pfeift und stattdessen den Fokus auf Spass und Party legt, wird bei Van Arx bestens bedient.
Mirko B. 
Punkte:
7.2 von 10
WICKMAN ROAD – After The Rain
AOR Heaven
Bei Wickman Road handelt es sich um eine junge, schwedische Melodic Rock-Band aus dem kleinen Kaff Rydaholm. Jahrelang spielten die beiden Brüderpaare Eric (Vocals) und Carl (Keyboards) Ahlqvist und Henrik (Guitars) und Robert (Bass) Akesson zusammen. Aber erst mit dem Beitritt von Schlagzeuger Simon Ryden 2014 entstand eine echte Band. Das Ziel für das Debutwerk war, inspiriert von AOR, klassischen Melodic Rock mit einem eigenen, modernen Touch zu versehen. Das Ziel konnte durchaus erreicht und die eigenen Vorgaben umgesetzt werden. Die Instrumentalisierung bleibt kritiklos, ebenso die satte Produktion. Faktisch bewegt man sich grösstenteils im Achtziger-AOR, wagt aber auch dezente Ausschläge Richtung Westcoast-Sounds, ebenso wie in Bereiche des melodiösen Hard Rock. Selbstverständlich wurde auch die eine oder andere Ballade fabriziert. Leider bleibt das Songwriting aber vorsichtig verhalten. Obwohl dezent anständige Hooks durchschimmern können, kommt die Scheibe nicht richtig in Fahrt. Die Jungs stranden im unauffälligen Mittelfeld. Unter den unzähligen Veröffentlichungen wird „After The Rain“ somit kaum für Aufsehen sorgen und muss warscheinlich unter „ferner liefen“ eingeordnet werden.
Chris C.
 
Punkte:
7.2 von 10
HAMMERCULT - Legends Never Die (cover-Album)
Steamhammer/Musikvertrieb
Klassiker in Trash-Manie! Hammercult zollen ihren Idolen Tribut und veröffentlichen mit «Legends Never Die» ein Cover-Album. So hört man altekannte Songs von Accept, Motörhead, Running Wild, Slayer und GG Allin in ungewohnter Härte. Dass die Songs funktionieren und eine Sogwirkung besitzen, weiss man ja bereits von den Originalen. Deshalb wäre es wohl auch falsch, dieses Album in den Himmel zu loben, da sich der Aufwand von Coverversionen bereits bekannter Songs bekanntlich in Grenzen hält. Deshalb sind diese selten das Gelbe vom Ei. Trotzdem macht das Zuhören Laune und es ist interessant, alte Klassiker neu verpackt zu konsumieren.
Mario F.   
Punkte: 7.2 von 10
DISCIPLINE - Stake Your Claim
Strength Records/Cargo
Unglaubliche elf Jahre nach ihrem letzten offiziellen Album "Downfall Of The Working Man" haben sich die Lighttown Hooligans von Discipline wieder aufgerafft und bieten der Szene eine druckfrische Platte mit dem Namen "Stake Your Claim" an. Der 'neue' Frontmann und Rampensau Merijn Verhees (Ex-Banner Of Thugs, The Young Ones, Sparrow Falls) beeindruckt mit seiner Stimme und ist nicht nur ein würdiger Ersatz für Joost de Graaf, sondern passt wie Arsch auf Eimer. Discipline spielen nach wie vor ihre bewährte Mischung aus Oi!-Punk und Hardcore. Street Rock, wie sie es selbst nennen. Erschienen ist der Langspieler auf Strength Records, dem Plattenlabel von Agnostic Front-Mann Roger Miret. Für das Revival einer Old School-Band eindeutig passend. Ein kurzes Intro, und dann gibt es mit "My Time Will Come" bereits die volle Breitseite. Schnell, aggressiv und mit einer Einladung zum Mitgröhlen kommt richtiges Street Rock Feeling auf. "The World's To Blame" oder "King Mouth" sind hingegen mächtige Oi!-Bretter mit Ohrwurm-Charakter, die man ohne Probleme in der Endlosschleife hören kann. Aus dem ziemlich gradlinigen Sortiment sticht das eingängige "Get Me Out Of Here" mit seinem von einer gewissen Tragik untermalten Refrain und dessen gesanglicher Präsentation besonders heraus. Als Ausgleich dazu steht ein Titel wie "Troublemaker", der alleine schon wegen seines Namens ein Paradebeispiel für die Musik dieser Szene ist. Die darüber hinaus, mit Sicherheit erwartete Nummer, die jedem Saufgelage die musikalische Grundlage bietet, darf natürlich nicht fehlen und mit "We Rule The Pub Now" endet das Album nach zwölf Songs mit einer eben solchen. Das Album "Stake Your Claim" fügt dem Street-Punk-Genre, das nicht gerade für überschwängliche Innovationen bekannt ist, ehrlich gesagt auch nichts neues hinzu, zeigt dafür aber auch keine Anzeichen von Schwäche. Sie liefern das ab, was von den Fans erwartet wird. Eingängiger und schnörkelloser Street-Rock mit kratzendem Gesang und den dazu passenden Texten. Für jeden Street-Rock-Punker Pflicht!
Oliver H.   
Punkte: 7.1 von 10
NERVOSA - Agony
Napalm Records/Universal
Im letzten Sommer war nicht nur das Konzert von Hirax im "Güldenen Gockel" zu Olten eine (regionale) Sensation, denn auch der Auftritt von Nervosa war mehr als nur beeindruckend. Was die drei brasilianischen Mädels aus São Paulo nämlich da vom Stapel liessen, besass echt Eier, um das mal aus der männlichen Perspektive heraus zu kommentieren. Mit dabei war das full lenght Debut «Victim Of Yourself» (2014), aus dem einige Songs im Fahrwasser der alten Destruction und/oder Kreator zum Besten gegeben wurden. Nachdem die Mädels in der Zwischenzeit auch einige Festivals beehren durften, war die Zeit für eine neue Lauschattacke im Studio gekommen. Das Teil nennt sich «Agony» und wurde diesmal in den Staaten von Brendan Duffey produziert, und Altmeister Andy Classen sorgte für den Mix und das Mastering. Herausgekommen ist dabei der erwartete Hassbratzen, der auch diesmal keine Gefangenen macht. Der Opener «Arrogance» springt einem dabei ohne Vorwarnung wie eine tollwütige Raubkatze mitten ins Gesicht und lässt die zitierten Einflüsse klar erkennen. Alte Sepultura und teils auch Slayer kann man durchaus heranziehen. So hübsch das Antlitz der Bassistin und Frontfrau Fernanda auch ist, so derb schreit sie ihre Vocals ins Mikro. Derweil haut Prika Amaral deathmetallisch geprägte Riffs im Dutzend heraus, während Drummerin Pitchu Ferraz nicht minder energetisch hinter ihren Kesseln agiert. Soweit so gut, aber was die bessere Produktion nicht wett machen kann, ist die Gleichförmigkeit der Songs und der Vocals. Obwohl immer wieder mal Tempodrosselungen à la Slayer auszumachen sind, ist der Grundtenor bei allen zwölf Songs immmer voll auf die Glocke. An den technischen Fähigkeiten liegt es nicht, doch wenn auf «Agony» etwas mehr im Stile von «Surrounded Serpents», «Cyber War», Hypocrisy» oder «Wayfarer» zu finden wäre, gäbe es mehr Punkte. Nichtsdestotrotz vermögen Nervosa vor allem auf der Bühne ein veritables Lauschklappen-Massaker auszulösen, was nun im Juni/Juli als Headliner und im Frühherbst als Guest von Destruction mit Sicherheit unter Beweis gestellt werden wird.
Rockslave  
Punkte:
7.0 von 10
ELM STREET – Knock Me Out... With A Metal Fist
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Australier Elm Street sind seit 2003 aktiv und haben 2011 mit ihrem Debutalbum «Barbed Wired Metal» auf sich aufmerksam gemacht. Die neuen Songs finden sich alle irgendwo in der Schnittmengen von Grim Reaper und den alten Helden der «New Wave Of British Heavy Metal» sowie den Grosstaten der US-Power-Metal-Geschichte. Die Messlatte legen sich die Australier selber verdammt hoch, und dass dabei oftmals die Latte gerissen wird, ist leider so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Lieder haben genügend Biss, bestechen durch die giftigen Riffs, die Rhythmusmaschinerie haut dem Album viel Abwechslung ein, aber der Gesang ist dann doch viel zu monoton. Etwas, das leider auch schon Grim Reaper zu Verhängnis wurde. Oder anders ausgedrückt: Entweder man mag die Stimme von Ben Batres, oder man hasst sie. «Knock Me Out... With A Metal Fist» ist genau eines dieser Alben, welches man sich anhört, viele tolle Moment aufsaugt, sich erhofft, dass die Scheibe mit jeden Hören noch mehr zündet und sie dann doch wieder ins Regal zurückstellt, weil man sich auf seine bekannten Helden konzentriert. Was verdammt schade ist, denn die Tracks haben wirklich viel Positives. Da sich aber leider auch mittlerweile der Metal-Fan nicht mehr die Zeit für eine Scheibe nimmt und sie von Beginn weg zünden muss, da sie sonst in der immensen Flut an Neuerscheinung untergeht, befürchte ich, dass Elm Street nur was für die ganz Treuen ist. Kleiner Tipp, Jungs: Sucht euch einen variableren Shouter, das könnte die Initialzündung zu etwas ganz Grossem werden. Denn die Mischung aus Riffmonster der besten Ozzy-Tagen wie «Heart Racer» und den galoppierenden Rhythmen von «Next In Line» beinhalten verdammt viel Potential! Im krassen Gegenteil stehen das elf Minuten lange «Blood Diamond» und die völlig unnötige Ballade «Leave It All Behind», bei der das gesangliche Manko stark zum Tragen kommt.
Tinu  
Punkte:
7.0 von 10
TANZWUT – Schreib es mit Blut
AFM Records/Musikvertrieb
Ähnlich wie Subway To Sally haben sich Tanzwut in den letzten Jahren etwas vom klassischen Mittelaltermarkt-Gedudel abgewandt und liebäugeln nun immer mehr mit den düsteren Gefilden des Metals. Im Gegensatz zu STS haben sich Tanzwut jedoch die Seele der mittelalterlichen Barden erhalten, und so ist der Dudelsack nach wie vor einer der Hauptakzente ihrer Musik. Die wilden Melodien und die rohe Energie sind es denn auch, welche die Deutschen unverkennbar machen. “Schreib es mit Blut“ ist mittlerweile das 10. Studioalbum der Tanzwütigen und schlägt in die gleiche Kerbe wie die beiden Vorgänger. Allerdings fehlen mir hier ein wenig die herausragenden Highlights – alles klingt irgendwie so altvertraut! Der Titeltrack “Schreib es mit Blut“ besticht durch einen sehr eingängigen Refrain, wobei die Strophe etwas schwächelt. Allerdings ergibt der starke Gegensatz zwischen traditionellem Dudelsack und harten Gitarren eine erstaunlich interessante und gelungene Harmonie. Mit “Bruder Leichtsinn“ geht es dann in Richtung Industrial, was der Tanzwut erstaunlich gut bekommt - gerade die kratzige Stimme von Frontmann Teufel macht sich hier besonders gut. Das selbe kann man leider nicht für die Powerballade “Stille Wasser“ behaupten – Teufels Gesang ist viel zu rau und ungeschliffen, um eine sanfte Ballade glaubhaft rüber zu bringen. Im Digipack gibt es übrigens noch eine Bonusversion dieses Lieds mit Unterstützung von Sängerin Liv Kristine (Leaves Eyes), die dann schon viel eher ein rundes Gesamtbild abgibt. Natürlich gibt es auch wieder klassisches Mitgröhlmaterial, wie zum Beispiel “Reicher als ein König“ oder “Geteert und gefedert“. “Hahnenkampf“ mit seinem Kinderlied-Touch ist so doof und ungewöhnlich, dass es schon wieder genial ist – das dürfte live ein absolutes Erlebnis sein! Jedenfalls ist es ein furchtbarer Ohrwurm, der mir wohl noch lange erhalten bleiben wird... Fazit: “Schreib es mit Blut“ ist ein sehr typisches Album von Tanzwut. Mittelalterlicher Charme, rockige Gitarren, extrem eingängige Refrains und etwas durchwachsene Lyrics – aber leider kaum etwas, das man so oder so ähnlich nicht schon gehört hat. Meiner Meinung nach ist es nicht unbedingt das Beste, was Tanzwut zu bieten haben... Doch unterhaltsam ist dieser Silberling allemal!
Patricia H.  
Punkte:
7.0 von 10
FEJD – Trolldom
Dead End Exit Records
Fejd mit elektrisch verstärkten Gitarren? Diese Kombination wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen, und nun ist sie tatsächlich da - unüberhörbar. Als ob ihre reine Präsenz nicht schon revolutionär genug wäre, erklingt nach nicht einmal drei Minuten Spielzeit auch noch ein Solo. Im Titelsong wird klar, dass man die E-Gitarren fix in das musikalische Konzept eingebettet und ihnen auch etwas Gestaltungsfreiraum gelassen hat. Trotz dieses mutigen Schritts haben Fejd nichts von ihrem Wiedererkennungswert eingebüsst. Was nun hingegen stärker zu Tage tritt, ist die mangelhafte Produktion. Akustische und elektrisch verstärkte Instrumente haben andere Bedürfnisse, und dem wurde zu wenig Rechnung getragen. Schade auch, dass sich einige Kompositionen mit zunehmender Länge etwas verlieren. Bestes Beispiel ist hierfür "Bed För Din Själ". Die liebliche Mädchenstimme sorgt für einen willkommenen Farbtupfer, und Refrain wie Strophe sind schön eingängig. Leider lässt man die Instrumente dazwischen einfach zu lange von der Leine. Die nichtssagenden Passagen nehmen dem Song die Struktur, ohne einen Mehrwert zu bringen. Trotzdem - viele gute Ideen sind wie immer vorhanden. Bleibt zu hoffen, dass diese bis zum nächsten Album etwas länger Zeit haben, zu reifen.
Patricia L.   
Punkte:
7.0 von 10
TERRORWAY - The Second
Bakerteam Records
Gegründet im Jahre 2009 debutierten Terrorway mit der EP "Absolute". Extreme/Modern Metal in dem Sinne von Strapping Young Lad, Meshuggah und The Haunted ist das musikalische Gewand von Terrorway. 2013 erschien dann das erste Album der Italiener auf dem Label Corps Factory, gemixt und gemastert vom bekannten Tontechniker Jacob Olsen (Hatesphere und Moonspell). Der gleiche Knabe hat dann auch das aktuelle Album „The Second“ erschaffen, was natürlich sehr gut ist für die Südländer, denn der Sound von Terrorway ist sehr gut. Die Songs sind da schon komplexer, und man braucht schon ein paar Durchgänge, um sich in die neue Scheibe einzuarbeiten. Wer auf die oben genannten Bands steht, kann da bedenkenlos zugreifen.
Daniel J.   
Punkte:
7.0 von 10
DEATHSTORM - Blood Beneath The Crypts
High Roller Records/Musikvertrieb
Die Österreicher «Deathstorm» bleiben ihrer Linie treu: Kompromissloser Old School-Thrash Metal. Ihre neue Scheibe «Blood Beneath The Crypts» rattert von Anfang bis Ende. Am Albumende angekommen fühlte ich mich einfach nur noch geplättet.Das Drum rattert beinahe permanent, doch überraschen sie besonders im letzten Song «I Saw The Devils» mit groovigen Zwischenparts und Breaks. Wer hier Innovation und Neuerung sucht ist fehl am Platze. Freunde des harten, wuchtigen Thrash Metal werden jedoch begeistert sein. Ein an Epilepsie grenzendes Drum, harte Riffs und eine heisere Kreischstimme, alles was ein richtiges Thrash-Album braucht. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Mario F.
   
Punkte:
7.0 von 10
VULTURE - Victim To The Blade (EP)
High Roller Records//Musikvertrieb
Stellt euch die kranksten Momente in der Frühphase von Slayer, Exodus, Destruction und Exciter vor, vielleicht noch hoch drei gerechnet, dann könnt ihr euch in etwa eine Vorstellung davon machen, wie die deutsche Combo Vulture klingt. Aber auch wenn das Cover ihrer EP „Victim To The Blade“ wie eine Mischung aus Exciters „Heavy Metal Maniac“ und „Violence And Force“ aussieht, ist der musikalische Ansatz um einiges extremer. Das treffend „High Speed Metal“ benannte Gebolze ist eine Kombination aus Exodus auf Koks und frühe, noch vom Punk eingefärbte Slayer, begleitet von den krassen und mit sehr viel Hall versehenen Vocals von L. Steeler. Diese mögen zwar etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber letztendlich passen sie sehr gut zum absolut authentischen Old School–Geknatter der Jungs, das bei aller Härte glücklicherweise doch noch einige melodische Einschübe vorweisen kann. Paradebeispiel hierfür ist der für mich stärkste Track der EP „Delivered To Die“, der nach einem ruhigen Keyboard-Intro in einen wirklich starken, instrumentalen Mid Tempo-Teil übergeht, bevor danach eine nicht allzu schnelle Thrash Metal-Granate explodiert, bitte mehr davon! Über Coverversionen kann man bekanntlich streiten, doch in diesem Fall finde ich selbst an der eigenwilligen Interpretation von Judas Priests „Rapid Fire“ Gefallen, weil originell umgesetzt und mit der ureigenen Thrash-Identität versehen. Ich habe zwar ein paar Durchläufe benötigt, doch am Schluss schauten beide Daumen nach oben, die wilden Kerle haben begriffen, worum es bei Thrash Metal der alten Schule geht und sind definitiv auf dem richtigen Weg.
Mirko B.     
Punkte:
6.9 von 10
BLACK EXPLOSION - Atomic Zod War
Metalville/Musikvertrieb
Heimatstadt: Saturn, aktueller Wohnort: Saturn, weitere Künstler, die wir gut finden: Satan & Crusty the Clown. (Quelle: Facebook – Seite der schwedischen Space Rock–Band Black Explosion). Wir haben es also hier definitiv nicht mit einer Truppe zu tun, die sich mit betont betroffener und ernster Miene über den menschlichen Hang zur Selbstzerstörung echauffiert und die Studioarbeit vor lauter emotionaler Überforderung immer wieder unterbrechen muss. Lässt man meinen Sarkasmus in Richtung gewisser Megaseller aussen vor, dann bleibt die einfache Feststellung, dass diese Scheibe vor allem eins hat: null Massenkompatibilität. Bereits der Opener „Paralyzed“ macht in Form einer über dreizehn Minuten andauernden Jamsession klar, dass das verdrogte Trio in bester 60er Jahre–Manier auf jegliche musikalischen Konventionen pfeift. Klingt, als ob Pink Floyd und Hawkwind sich so um 1970 zu einer LSD–Party treffen, dabei schlechtes Acid erwischen und danach zu den Instrumenten greifen. Ziemlich schräg, meine Herren, aber dass man beim Komponieren auch etwas modernere Einflüsse über sich hat ergehen lassen, und damit meine ich besonders Monster Magnet, hört man wiederum den etwas flotteren Nummern „Ain’t Coming Home“ und “Location 9“ an. Davon abgesehen mimt man gerne den Hendrix in „Hardcore Fuzz Version“ mit den im Space Rock obligatorischen Fieps- und Piepstönen. Und sonst? Eigentlich nichts, ist alles gesagt, geile, kraftvolle Space Rock-Band für Genreliebhaber, zieht euch das Ding mal rein.
Mirko B.    
Punkte:
6.8 von 10
MORTILLERY – Shapeshifter
Napalm Records/Universal
Die Damen und Herren von Mortillery stammen aus Edmonton/Kanada. Alleine der schreiende Brüllgesang von Cara McCutchen stachelt die Songs an, während sich ihre Begleitmusiker auf dem Boden des Thrash austoben. «Shapeshifter» ist die dritte Scheibe der Kanadier. Was der Truppe zu Gute kommt, ist die Abwechslung, welche das Quintett an den Tag legt. Es wird nicht nur drauflos geprügelt, sondern man versucht, mit Tempowechsel auch mal die Lieder interessant und nicht monoton zu halten. Trotzdem überwiegen der Stahlhammer und der D-Train. Die Gitarren qualmen, die Bassdrum polterte und der Gesang zersägt alles, was sich ihm in den Weg stellt. Dass man aber mit einem cleanen Gesang durchaus punkten kann, zeigt der Titelsong, und genau hier liegt der Hund begraben. Würden Mortillery öfters auch mal das Geschrei in der Schublade lassen, könnte «Shapeshifter» höher punkten. Ansonsten eine gute Thrash-Scheibe…
Tinu 

Punkte: 6.5 von 10
ZAR – Don’t Wait For Heroes
Metalapolis Records/Phonag
Zar haben sich nach dem Ende 2003 wieder zusammengefunden und veröffentlichen mit «Don’t Wait For Heroes» eine rockige Scheibe mit vielen fetten Gitarrenparts. Allerdings besteht die Band nur noch aus Tommy Clauss und Lars Nippa. Inwieweit Zar denn nun wieder eine Band, oder doch eher das nicht enden wollende Projekt von Bandleader Tommy, ist, wird die Zukunft weisen. Die Songs sind gut, klingen aber auch nach einer One-Man-Show und lassen eine Band vermissen. Auch wenn die Refrains auf den Punkt kommen und viele Truppen froh wären, sie würden solche Lieder schreiben. Im Vergleich zu Vega, Treat oder Sunstorm gehen Zar aber klar unter, und ich wage zu behaupten, dass Zar so schnell wieder vom Parkett sind, wie sie sich zusammengefunden haben.
Tinu 

Punkte: 6.5 von 10
ROB ZOMBIE - The Electric Warlock Acid Witch Satanic Orgy...
t-boy Records/Universal Music
Rob Zombie, das ist doch dieser verrückte verzottelte Amerikaner. Früher bei White Zombie am Ruder, danach war man auch schon Regisseur von Horror-Filmen und man hat ja schließlich nicht so viel zu tun - man probiert sich auch als Solokünstler, mal gut, mal weniger gut. Tja, der Mann ist mir irgendwie ein Rätsel, eigentlich, wie schon erwähnt, voller Tatendrang, aber andererseits bringt man schon Jahre jetzt immer den selben Industrial Metal-Sound unters Volk mit Anleihen zu Herrn Manson. Aktuell sind ja auch zwei Ex-Members von Brian Warner in Rob’s Band. Nun, es gibt elf Songs und knapp 31 Minuten Gesamtlänge - das sind Werte von Hardcore-Truppen. Komisch, da kommt es interessant und der Song ist finito. Ja Herr Zombie, man hätte die Songarrangements ein wenig besser gestalten sollen, dann hätte es vielleicht ein besseres Album gegeben. Gut, alles ist nicht schlecht, aber auch nicht wirklich weltbewegend, ja ich falle schon wieder ins Negative, und das zieht sich eigentlich bis ans Ende durch. Schade für die Platte, von der nur der Titel kreativ ist!
Daniel J.  
Punkte: 6.5 von 10
DAN REED NETWORK - Fight Another Day
Frontiers Records/Musikvertrieb
Die Truppe um den namengebenden Frontmann Dan Reed erreichte ihren Zenit in der Übergangszeit Ende der 80er bis Anfang der 90er. Die Verschmelzung von Rock und Funk wurde damals zum Beispiel von Living Colour, Mother's Finest oder Mindfunk deutlich heftiger umgesetzt, und meine Wahrnehmung von Dan Reed und seiner Musik war deshalb ziemlich schwach. Darum bekam ich den zwischenzeitlichen Break von 1993 gar nicht mit, und den Amerikaner aus Portland vermisste auch niemand. Vor vier Jahren wurde dem Netzwerk um das originale Line Up mit Dan Reed (Lead Vocals, Rhythm Guitars, Piano, Synth Programming, Moog Bass), Brion James (Vocals, Lead and Rhythm Guitars, Synth Guitars, Synth Programming, Drum Programming), Dan Pred (Drums, Percussion, Videographer), Melvin Brannon II (Vocals, Bass, Acoustic Bass, Electric Contra Bass, Synth Bass) und Zuzüger Rob Daiker (Vocals, Keyboards, Synth Programming, Drum Programming) neues Leben eingehaucht. Somit wurde der Motor ein Vierteljahrhundert nach der letzten offiziellen Studio-Langrille «The Heat» (1991) definitiv wieder angeworfen. Dass das Ganze dabei unter dem Banner von Frontiers Records erscheint, erstaunt hier in Europa nicht wirklich, und so hört sich «Fight Another Day» zur Hälfte auch an, sprich nach melodischem Hard Rock mit gelegentlichem Keyboard-Einsatz. Die einst funkigen Trademarks klingen erstmals bei «Infected» etwas an, und spätestens beim poppig bis halbballadesk anmutenden Song «Champion» dringt der obergeile Drum-Sound so richtig durch und überzeugt zudem mit tollem Gitarren-Spiel. Das instrumentale «Ignition» leitet darauf über in «Give It Love», wo es abermals pop-rockig zu und her geht. Da der Keyboard-Sound trotz hörbarem Grundrhythmus nicht zu cheesy aufgefahren wird, der Gesang dominiert und Gitarren nicht zu leise sind, geht alles gut ins Ohr. Wem Tom Petty & The Heartbreakers was sagen, wird an «B There With U» seine Freude finden. Weniger wird hingegen die reine Popnummer «Save The World» mit Reggae-Rhythmus (!) munden, die beinahe ins Lager der ehemaligen Disco-Chartstürmer Ace Of Base abdriftet und hier klar als Fremdkörper fungiert. Hinten raus bleibt es mehrheitlich erstaunlich poppig und insgesamt zu keyboardlastig. Das hinterlässt Fragen, und bei einer Stunde Spielzeit wäre weniger mehr gewesen. Trotz ein paar brauchbaren Ansätzen und der blitzsauberen Produktion von «Fight Another Day» werde ich nach wie vor nicht wirklich zum Fan. Die Bewertung einer Pop-Scheibe mit rockigen Zwischentönen würde allerdings mindestens einen ganzen Punkt mehr absetzen, aber wir sind hier schliesslich bei MetalFactory!
Rockslave 

Punkte: 6.5 von 10
THROANE – Derrière Nous La Lumière
Debemur Morti Productions
Okay, das hat was. Der Opener beginnt mit verwaschenen Gitarren, Gekreische mit viel Hall und industriel kühlem Sound. Der Franzose weiss, wie man depressiven Black Metal modern vertont, hier bekommt Verzweiflung ein eigenes Klanggewand. Bedrückend walzen die Lieder voran, die Gitarren oft mehr als Lärmquelle denn als wirkliches Instrument gespielt, während die Vocals das ganze Spektrum menschlicher Sprache durchprobieren. Selbst die dröhnenden Passagen wie in "Un Instant Dans Une Torche" wirken wie ein kurzes Luftholen, bevor die ganze Finsternis den Hörer wieder tief nach unten in die verwinkelten Spalten des eigenen Verstandes zieht. Damit reiht sich Throane im Regal etwa bei Bands wie Decline Of The I oder Voices ein. Und da wird es wahrscheinlich sehr lange auch stehen bleiben. Nicht, weil die Musik nicht gut ist, aber andere Musik ist schlichtweg packender oder besser geeignet für den Sommer. Wer nicht von Jahreszeiten abhängig ist oder einfach gerne destruktiven Sound hört, bitte sehr, hier ist wirklich harte Kost. Für meinen Geschmack aber dann doch zu psychotisch.
Tristan 

Punkte: 6.0 von 10
RICHARDS/CRANE - Worlds Stand Still
Metalville Records
Die Freunde Lee Richards (Godsmack) und Whitfield Crans (Ugly Kid Joe) haben hier zusammen gespannt für ein sehr spezielles Album. Auf den zehn Tracks hat man sich auf die Mucke Akustik Rock geeinigt, und diese ist durch das ganze Album präsent. Es wird geklimmpert und gejault was man seht gut bringt oder draufhat, aber jetzt mal im Ernst: Brauchen wir wirklich plätschernden Lounge-Hintergrund-Sound? Nein, denn den hat man schon in seinem Regal stehen von zig anderen Truppen, die nicht mal bekannt sind. Da helfen auch nicht die zahlreichen Gastmusiker, die sich hier verewigen. Fazit des Ganzen: Musik, die man hören kann, aber von so guten Kerlen will man ihre Originalbands hören mit neuen Songs und nicht mit solchem Weichspülern, dass man schon nach dem zweiten Song im Land der Träume ist.
Daniel J. 

Punkte: 6.0 von 10
WITHERED - Grief Relic
Season Of Mist/Irascible
Wir kennen es doch, das Leben ist eine Verkettung von Hochs und Tiefs, eine Mischung aus Riesenrad und Achterbahn, manchmal vorhersehbar, manchmal völlig ungewiss. Sonne und Schatten, Freud und Leid, Liebe und Hass, Tag und Nacht, Rausch und Kopfschmerzen, kurzum: ABBA und Withered. Den „Soundbrei“ von Withered zu beschreiben ist nicht mal so eine simple Sache, irgendwo zwischen Death/Black Metal und Sludge oder einfach Chaos Metal, denn das Chaos, die Disharmonie und eine zähflüssige Negativität dominieren dieses Werk. Als würde man in einen Becher gesteckt, arg durchgeschüttelt, runter geschluckt und wieder ausgekotzt. „Grief Relic“ ist nicht freundlich, „Grief Relic“ verfügt über keine klaren Strukturen, es hält keine Melodien bereit zum Schunkeln, es fehlt der Groove, um entspannt die Nackenwirbel zu bewegen, es ist schlicht nichts vorhanden, um dieses Werk als simpel oder eingängig zu bezeichnen. Die acht Songs, sprich die 39 Minuten, sind eine Tortur, welche das Fleisch von den Knochen löst, dabei sind die Kopfschmerzen wahrlich das geringste Problem. Grundsätzlich könnte man „Grief Relic“ von den Amis aus Atlanta einfach als Krach und Lärm abtun, und ich bin mir sicher, einige würden den Output auch gleich ohne mit der Wimper zu zucken in den Müll schmeissen. Aber nachdem ich mich einige Male durch die Ergüsse gezwungenermassen gequält habe, bleibt eine gewisse Faszination für diese dystopisch anmutende Klang-Orgie übrig, welche sich zwischen wilder Raserei und schleppenden Momenten ihre hässliche Fratze permanent ins Gehör hämmert. Da es da draussen auch für die seltsamsten „Leckerbissen“ Liebhaber gibt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass Withered mit „Grief Relic“ wohlwollend aufgenommen werden, besonders dann, wenn man mit Strukturen und Melodien absolut nichts anfangen kann. Es wäre jedoch unverantwortlich, hier zu einem Blindkauf aufzufordern, daher hört euch das Chaos erst mal an, bevor ihr die Kröten locker macht.
R.K. 

Punkte: 6.0 von 10
SYLVAINE – Wistful
Seasons Of Mist/Irascible
Mit säuselnder Stimme beginnt "Wistful", das zweite Album der Multiinstrumentalistin aus Norwegen. Und auch wenn die Stimme klingt wie bei Amesoeur, so sind die zehn Minuten doch gar lange für eine leicht angezerrte Gitarre und Pianogeklimper im Hintergrund. Emotionaler klingt da "Earthbound", bei welchem die Frau auch mal fies schreit und die Gitarren im Stile alter Alcest schrubbeln. Chöre aus Vokalen gehören natürlich auch hier dazu, womit ganz gross der Post-Anteil unterstrichen wird. Und wenn wir schon bei Alcest waren, Neige schwingt hier an einigen Stellen die Knüppel. Auch sind Geige und Cello durch Gastmusiker belegt. Wer sich bei Cello nun tiefe, langezogene Klänge erhoft, wird leider enttäuscht. Die Songs bleiben über die Albumlänge hin ätherisch und verträumt, mit einem feinen Hauch Zuckerguss selbst über die melancholischsten Parts. Wobei ich selten so einschläfernde und beruhigende Lieder gehört habe wie "A Ghost Trapped In Limbo" gegen Ende hin oder "Saudade". Ist ja auch nett, wenn man Musik zum Einschlafen will. Schlussendlich hat das Album zu wenig Ecken und Kanten, um in dem breiten Strom der Veröffentlichungen dauerhaften Halt zu finden.
Tristan     
Punkte: 6.0 von 10
OMEN – Hammer Damage
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Das Cover mit der Omen-Kobra ist fantastisch. So wie man es sich erhofft und liebt von den achtziger US-Metal-Helden. Das bleibt dann aber auch gleich mal das Einzige, was an den Jungs und «Hammer Damage» an die guten alten Zeiten erinnert. Auch wenn die Gitarrenparts von Ur-Mitglied Kenny Powell noch immer sehr an «Battle Cry», «Warning Of Danger» und «The Curse» erinnern, das Flair und die Magie von damals ist verflogen. Irgendwie tut es in der Seele weh... Sänger Kevin Goocher macht seine Sache gut, an den Gottes-Status von J.D. Kimball kommt er nicht ran. Auch mit der Liebe zur Band, oder vielleicht gerade deswegen, es tut weh, zu sehen, wie bemüht sich Omen heute geben, aber trotzdem kaum Land gewinnen. «Eulogy For A Warrior» ist vielleicht noch der einzige Lichtblick, aber dann stellt man ernüchternd fest, was mal so schön war, lebt heute nur noch in den ersten drei Alben weiter.
Tinu     
Punkte: 5.5 von 10
HIGHLORD – Hic Sunt Leones
Massacre Records/Musikvertrieb
Es gibt Alben, mit denen werde ich auch nach Dauerbeschallung nicht warm. So geschehen ist das mit dem achten Album der Italiener Highlord. Nachdem dem Promoschreiben handelt es sich hier um „eine der ältesten und am meisten respektierten Heavy/Power Metal-Bands Italiens!“ Den Respekt darf man auch "Hic Sunt Leones" zollen. Nämlich den Respekt, dass Highlord ihren Power Metal mit Prog-Elementen und Gekeife anreichern, sie also etwas Eigenes versuchen. Zudem verfügt Sänger Andrea Marchisio über eine quatschige Stimme, welche doch sehr speziell ist. Scheinbar sind gar Ex-Firewind- und derzeitiger Spiritual Beggars-Sänger Apollo Papathanasio sowie Linnea Vikström von Therion auf dem Album zu hören. Wo genau, habe ich bisher aber nicht rausgehört. Woran das liegt? Vielleicht doch am zu standardisierten Songwriting oder der komischen Hauptstimme? Tatsache ist, dass mir "Hic Sunt Leones" komplett vorbeirauscht, ohne irgendwelche Erinnerungen zu erzeugen. Ich wage gar zu behaupten, dass das wahrscheinlich auch mit den früheren sieben Alben der Fall war. Denn ansonsten müsste diese Anzahl Alben im überschaubaren Power Metal-Genre genügen, um den Namen Highlord zumindest ein wenig bekannt zu machen. Songwriterische Qualität scheint durchaus vorhanden zu sein, dringt aber in keinem Moment wirklich durch, oder wird durch die dumpfe Produktion schön versteckt. So aber verkommt Highlords "Hic Sunt Leones" zum ungekauften Ladenhüter und ist entsprechend nur denjenigen Power Metal-Fans zu empfehlen, welche wirklich alles kennen müssen.
Roger W.     
Punkte: 5.0 von 10
TERRA TENEBROSA – Reverses
Debemur Morti Productions
Das Label steht ja nicht für Schmusesound, haben unter anderem Krohm und Blut aus Nord doch bereits ihre Werke über die Franzosen veröffentlicht. Damit haben die Schweden von Terra Tenebrosa eigentlich gute Bedingungen, um ihr drittes Werk zu veröffentlichen. Und was kriegt man geboten? Dünn aufgenommene Gitarren, die oftmals mehr als Geräuschquelle denn als Instrument herhalten müssen, ein mechanisches Schlagzeug und Vocals mit allerlei Echo oder Verzerrungen. Wären die Gitarren weniger dröhnend und exakter gespielt, wären Vergleiche mit Aborym möglich. Aber der technoide Beat fehlt, der Sound wirkt hypnotischer und um einiges dreckiger. Ständig kreischt irgendetwas im Hintergrund, während die Gitarren ihre atonalen Tonfolgen spielen. Das macht aus Liedern wie "Marmorisation" die perfekte Stimmungsmusik für den Tag, an dem man bei den Nachbarn im Ferienhaus anklopft und nach Eiern fragt. Kurz bevor man sie mit dem Golfschläger verprügelt (seht euch Funny Games an, dann wisst ihr, was ich meine). Doch wer möchte schon jeden Tag Musik hören, die dem Hörer Bilder von Tiefkühltruhen mit Menschenteilen, Waldhütten mit gut abgehangenen Leichenteilen und ähnliches aufkommen lässt? Wer möchte in Zeiten, in denen politische Gewalt immer subversiver und alltäglicher wird, durch plakative Gewalt unterhalten werden? Bei allem Respekt vor der avantgardistischen Arbeit, das Album ist für mich zu weit weg von Heavy Metal.
Tristan     
Punkte: 5.0 von 10
DEAD BY WEDNESDAY – Darkest Of Angels
EMP Label Group
Das Intro «The Beginning Of The End» wird musikalisch sehr authentisch umgesetzt und mit einem leicht schaurigen Flair und Flotsam And Jetsam-liken Akustikgitarren passend umgesetzt. Was dann folgt, und dies raubt der Scheibe die Luft zum (Über-)Leben, sind die zu vielen Gastsängern. Schade, denn die Soloparts wie bei «Live Again» werden super umgesetzt und beweisen enormes Potential. Musikalisch bewegt man sich im kreischenden US-Metal, der in den letzten Monaten sehr beliebt war und ist. Zwischen brüllendem und cleanem Gesang, harten und akustischen Parts und wilden und gemässigteren Drums bewegen sich die elf Songs. Richtig was Geiles ist trotzdem nicht dabei, da die Soundwand völlig erdrückend ist und dem Hörer kaum Zeit zum Luftholen lässt. So als ob man sich beim Start eines Düsenjets unter den Flieger legt und nach dem Abheben des Flugzeuges sich den Kopf ausschüttelt und fragt, was soeben passierte. Die Scheibe wird sicher Freunde finden, aber wenn mich selbst ein John Arch beim Titelsong nicht mitreissen kann, weiss ich, dass diese Scheibe bei mir niemals wieder im CD-Player rotieren wird.
Tinu     
Punkte: 5.0 von 10
VAMPYROMORPHA – Fiendish Tales Of Doom
Trollzorn
Also zuallererst mal: Klischeemässiger kann man einen Bandnamen im Bereich Horror/Dark Metal kaum kreieren. Das klingt ja bereits schon so, als hätten sich ein paar Grundschüler nach zu vielen Hammer-Horrorfilem zusammengesetzt und sich gesagt: Mensch, lasst uns eine Band gründen, und der Name soll möglichst böse und auch geheimnisvoll klingen. So genug davon, wie sieht’s denn mit der Mucke aus? „Geht so“, wäre jetzt hier aus meiner Sicht das Stichwort – das fängt (schon wieder) beim ersten Track „Deliver Us From The Good“ an. ‚Schon wieder‘ deswegen, weil auch diese Benamsung einfach nur peinlich ist. Musikalisch bewegt man sich auf einer Schiene, die sowohl den Heavy Metal wie auch den Bereich streift, welchen Bands wie The Vision Bleak, The Other, The Bronx Casket Co. oder auch The Misfit innehaben. Leider wirkt sowohl dieser Track wie auch all die folgenden extrem bemüht – anders kann ich das nicht beschreiben. Die Ansätze sind gut, keine Frage, und dass man was auf dem Kasten hat, bezweifle ich auch nicht – aber es fehlt das Eigenständige, das Unverkennbare, es wirkt alles wie ‚zusammengeklaut‘. Womit wir wieder bei der Grundschulband sind. Nee Jungs, so wird das nix – wer einen schnellen (und meiner Meinung nach auch billigen) Einsatz für seine nächste Halloween-Party braucht, kann sich theoretisch Vampyromorpha (ich finde den Namen immer noch bescheuert) zulegen – alle anderen dürften sich entweder kaum dafür interessieren oder eine ‚ernsthaftere‘ Version dieser Mucke zulegen. Beispiele dafür wurden genannt.
Toby S.     
Punkte: 5.0 von 10
TYFON’S DOOM - Yeth Hound (EP)
Gates Of Hell Records
Typhon’s Doom ist das noch sehr junge Einmannprojekt des Finnen Tommi Varsala, der jetzt seine EP ins Rennen schickt, bereichert um vier Demoaufnahmen, die letztes Jahr noch ausschliesslich in digitaler Form erhältlich waren. Dass wir es hier in jeder Hinsicht mit einer ausgesprochenen DIY-Lowestbudget–Produktion zu tun haben, hört man der Scheibe in absolut jeder Sekunde an, denn zwischen den erwähnten Demoaufnahmen und den neuen Tracks sind kaum soundmässige Unterschiede auszumachen. Trotzdem hat die Sache ihren ganz eigenen Charme, denn wer bei Einmannprojekten automatisch an soziopathische Black Metal–Waldschrate denkt, irrt in diesem Fall gewaltig. Der gute Tommi hat sich voll und ganz dem sehr traditionellen Metal Marke Metal Church, frühe Maiden und Heavy Load verschrieben, insofern erinnert mich „Yeth Hound“ in seiner schon fast unbekümmerten Frische an die unproduzierten Demotapes jener Zeit, als noch richtige Aufbruchstimmung herrschte. Trotzdem stellt dieser Rundling für mich eine eher zwiespältige Angelegenheit dar. Rein musikalisch geniesse ich die akustische Reise in die Vergangenheit, trotz des arg verwaschenen Sounds, denn stilistisch in die gleiche Kerbe zu hauen wie beispielsweise die Traditionalisten von Twisted Tower Dire, ist nie falsch. Zumal Tommis Stimme sogar fern an jene von TTD-Frontmann Jonny Aune erinnert, aber gerade hier kommt jetzt der Haken. Verfügt der eben genannte Jonny Aune über echtes Sangestalent, empfinde ich Tommi Varsalas oft schiefe Gejaule als schier unerträglich. Der Ehrgeiz, alles alleine stemmen zu können, reicht nun mal nicht immer aus, man muss auch wirklich die dazu nötigen Fähigkeiten haben, und punkto Gesang fehlen diese Tommi Varsala komplett, da können andere Schreiberlinge noch lange versuchen, mit blumigen Worten wie „authentisch“, „kauzig“ und „clean, dennoch kehlig und rau“ vom eigentlichen Problem abzulenken. Für Musik und gute Absicht kriegt Tyfon’s Doom von mir fette sieben Punkte, für den Gesang mit viel Goodwill gerade noch vier Zähler, gibt immer noch eine passable Durchschnittsnote. Such dir einen vollamtlichen Sänger, Junge, dann kann das durchaus was ganz Solides werden!
Mirko B.    
Punkte: keine Wertung
SUNS OF THYME – Cascades
Napalm Records/Universal
Ohalätz, da wird’s einem echt nicht einfach gemacht. Suns Of Thyme haben auf ihrem Zweitling „Cascades“ sowohl Einflüsse von The Cure, Secret Discovery, eventuell noch [Soon] oder auch sachte The Birthday Massacre zu etwas vermischt, das sich weigert, katalogisiert zu werden. Da bin ich persönlich sehr dafür – aber: Das Problem bei „Cascades“ ist, sofern man dem so sagen kann, die relative Monotonie des Gesangs sowie die Ähnlichkeit der Songstrukturen. Ich meine, ist ja alles sehr schön arrangiert und auch mit viel Liebe entworfen, da habe ich keine Zweifel daran – allerdings frage ich mich, welcher unserer geschätzten MetalFactory-Leser sich diese Mucke kaufen wird. Es ist weder richtig rockig, metallisch schon gar nicht, es ist aber auch nicht purer Synth-Pop oder Wave, in welcher Ausprägung auch immer… Ich sag’s mal so: Wer einen ruhigen Sound benötigt, der eine ganz eigene Stimmung benötigt, um ihn geniessen zu können, der ist mit Syns Of Thyme gut bedient. Aber der allergrösste Teil der Leser hier wird sich das kaum antun. Irgendwie schade.
Toby S.   
Punkte: 5.0 von 10
GERM – Escape
Prophecy Productions
Oh man… Echt, ich weiss langsam nicht mehr, was ich zu diesen Post Metal-Sachen noch schreiben soll. Klingt irgendwie alles ziemlich ähnlich. Na was soll‘s: Germ ist im Prinzip ein Ein-Mann-Projekt des Herrn Timothy James Yatras – wem der Name nix sagt: Kein Problem, bei mir hat auch nix geklingelt. Nicht mal das Handy. Anway: „Escape“ gliedert sich quasi in zwei Teile auf, der erste beginnt mit „I“, der zweite dann mit „V“, beides Instrumental-Tracks. Danach folgt ein Mischmasch aus flirrenden E-Gitarren, Drums im Mid Tempo und einem, naja, ‚Gesang‘, der im Hintergrund vor sich hin schreit. Vielleicht ist das Lieblingsmüsli ausverkauft oder seine linke Socke ist kaputt, man weiss nicht, worum es im Gesamten eigentlich geht. Das zieht sich so durch die ganze Scheibe hindurch, ab und zu gibt’s sogar, oh Wunder, Clean-Gesang, das dauert aber nicht allzu lange an. Ganz ehrlich: Ich kann mit dieser Scheibe echt nix anfangen. Das kommt jetzt überraschend, ich weiss. Egal: Wer Bock auf kaputte Soundlandschaften (im übertragenen Sinne, technisch gesehen funktioniert das Ding) hat, der kann sich die Flucht ja mal reinziehen – ich ziehe mir lieber n paar Schmerzmittel rein, das hab ich jetzt nötig.
Toby S.   
Punkte: 2.0 von 10
SIX FEET UNDER -
Graveyard Classics IV: The Number Of The Priest (Compilation)
Metal Blade/Sony Music
Mir fehlen die Worte... Instrumental kompetent und modern heavy eingespielte (aber auch peinlich verkopft und furchtbar eier- und schwanzlos tönende) Coverversionen von richtig coolen Judas Priest- und Iron Maiden Klassikern (u.A. "Nightcrawler", "Invader", "Flash Of The Blade", "Stranger In A Strange Land"!) treffen auf das wohl peinlichste, kraftloseste, kurzatmigste song- und träumezerstörende Growling aller Zeiten. Und das von Ur-Cannibal Corpse-Grunzer Chris Barnes, der tönt, als ob er an einer seiner halb inhalierten Rastalocken zu würgen hätte, fuck! Das Ergebnis ist wirklich, mehrfach beglaubigt und ohne Scheiss derartig hühnerbrüstig, schlecht und den Geist des Metal beschämend, dass ich nur den Mantel des Schweigens darüber ausbreiten kann... Das einzig coole Nebenprodukt daran ist, dass ich endlich mal eine überzeugte Minuskritik abliefern darf.
Hardy    
Punkte:
keine Wertung
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