CD-Reviews Mai 2013
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
THE OCEAN – Pelagial
Metal Blade/Sony Music
Die Liste von ehemaligen Mitglieder bei The Ocean ist endlos. Die Abwechslung, die diese Band in ihren Werken verarbeitet, muss man auch erst mal aushalten können. -Denkpause- Ende April 2013 erschien das aktuelle Album „Pelagial“, welches als Doppelalbum veröffentlicht wurde. Dabei stellt eine CD die Instrumentalversion dar und die andere CD beinhaltet die Songs mit Gesang. Es handelt sich um ein Konzeptalbum über den Ozean, wobei in elf Songs die fünf pelagischen Schichten von oben nach unten vertont werden. Im Meer wird mit Pelagial die festlandsferne Hochsee, das heisst das offene Meer bezeichnet. Das offene Meer scheint endlos zu sein und genau so endlos experimentell scheint auch das aktuelle Album von The Ocean zu sein. Die Band, die ihren Ursprung in Berlin hat und mittlerweile hauptsächlich aus schweizer Musikern besteht, erwartet mit diesem Werk Konzentration und Offenheit vom Hörer, um ihn mit auf eine spannende Reise durch die Weite der Ozeane zu nehmen. „Pelagial“ ist emotional, atmosphärisch, meditativ und aggressiv zugleich und bietet instrumental wie auch mit Stimme viele unterschiedliche Facetten.
Liane P. 

Punkte: 9.8 von 10
VICIOUS RUMORS – Electric Punishment
Steamhammer/SPV
Geoff Thorpe verspricht nicht zu viel, wenn er von einem «gehörigen Doublebass-Donner, zweistimmigen Gitarrenattacken und einem packenden Gesang» spricht. Metal in seinen unterschiedlichen Farbnuancen ist eine andere Erklärung und bedeutet nichts anderes, als dass diese Scheibe Metal pur ist. Die Band wird immer an ihren Klassiker-Scheiben gemessen werden, aber nach einer Durststrecke, sind die Amerikaner heute zumindest soweit, dass die Gitarrenfront zusammen mit Geoff und Thean Rasmussen an die alten Glanztaten von Mister Thorpe und Marc McGhee heran reicht. Auf «Electric Punishment» hat Marc (noch immer einer der Besten!) ein Gastsolo beigesteuert («Escape From Hell»), während Nightranger-Derwisch Brad Gillis zu «D-Block», «Together We Unite» und «Eternally» seine Künste vorführt. Das neue Werk von Vicious Rumors strotzt vor heftigen Gitarrensalven und einer alles vernichtenden Drum-Arbeit. Mit Sänger Brian Allen hat man hoffentlich den für lange Zeit in der Band bleibenden Shouter gefunden. Sein Organ versprüht die Aggressivität, um den Tracks den nötigen Wumms zu verleihen. Die Mischung macht es aus, denn es wird nicht nur gebolzt, sondern auch mal sehr verträumt und sanft gespielt («Escape From Hell»), um dann ein weiteres Feuerwerk vom Stapel zu lassen. Anstatt euch hier noch stundenlang vom neuen Werk vorzuschwärmen lasse ich es sein. Metal-Heads, solche die es werden wollen und solche die meinen, dass sie es sind: «Electric Punishment» ist die Reifeprüfung, darum! K.A.U.F.E.N.!!! Ach ja, der Kiss-Klassiker «Strange Ways» wird in einer fantastischen Version wiedergegeben. Hier hat sich Brian sein eigenes Denkmal gesetzt!
Tinu
  
Punkte: 9.8 von 10
   
HIM - Tears On Tape
We Love/Universal Music
In den Bereichen Rock und Metal gibt es - wie hinlänglich bekannt - wirklich zahlreiche verschiedene Spielarten mit den dazu gehörigen Bands und eigenen Bezeichnungen. Es gibt jedoch nur eine Band, die der Inbegriff für Love Metal ist, und das sind die Erfinder des Genres selbst: HIM! Auch auf ihrem mittlerweile achten Studiowerk "Tears On Tape" dreht alles sich um schwermütige und ans Herz rührende Texte, verpackt in ergreifend melancholische und melodiöse Musik. Interessant an "Tears Of Tape" ist in erster Linie, dass sämtliche Songs zuerst in akustischer Version komponiert und erst später "metalisiert" wurden. Im Gegensatz zum arschglatten, poppigen Vorgänger "Screamworks: Love in Theory and Practice" ist "Tears On Tape" wieder so richtig schön rockig und düster geworden. Gerade der Titelsong ist so etwas von HIM-typisch, dass man sich nur noch mit einem wohligen Lächeln zurücklehnen und den wunderschönen Refrain geniessen kann. Auch an "Into The Night" dürften Fans der ersten Stunde grosse Freude haben. Zwischendurch mag es ja ganz nett und abwechslungsreich sein, wenn Musiker mal einen Abstecher in andere Gefilde machen, aber bei einer dermassen charakteristischen Band wie HIM ist es einfach grossartig, dass sie auf "Tears On Tape" wieder so klingen, wie man es von ihnen gewohnt ist. Sicher, sie wurden oft kopiert, aber niemals erreicht, denn echten Love Metal gibt es nun mal nur aus der Kehle von Ville Valo.
Maiya R.B. 
  
Punkte: 9.3 von 10
DIVIDED MULTITUDE - Feed On Your Misery
Nightmare Records
Hier dem Hörer feinster Prog Metal aus Norwegen geboten. Nach dem spanisch-folkloristischen Intro brettert man mit viel Power, krachenden Gitarren und mächtigen Vocals, die etwas nach David De Feis zu seinen besten Zeiten klingen, volle Kanne los. Der Sound ist geprägt von harten Prog Metal-Parts im Wechsel mit melodiösen Gesängen und Chören, dazu kommen eingestreute Synthie-Soli und einige auf sehr hohem Niveau gespielte Instrumentalparts. Was will der verwöhnte Proggie mehr! So klingt in etwa das ganze Werk der Nordländer. Ich bin begeistert, hier werden mal wieder komplexe Parts mit eigängigen Melodien und jeder Menge fetten Chören gepaart. Hammerharte Doublebass-Attacken und Mörderriffs findet der Genießer anspruchsvoller Musik genauso wie fliegende Synthie-Soli und stampfende Rhythmen. Alle zehn Tracks die hier geboten werden, sind einfach nur perfekt, da kann man nichts besser machen. Hört euch nur mal den obergeilen Refrain in "What I See" an, dann wisst ihr, was ich meine. "Feed On Your Misery" ist einfach nur ein geiles Prog Metal-Werk, an dem kein Proggie vorbeikommt! Ich verbeuge mich gen Norwegen!
Crazy Beat    

Punkte: 9.1 von 10
SPIRITUAL BEGGARS - Earth Blues
Inside Out Music/EMI
Bei Spiritual Beggars-CDs hat man immer diesen gewissen Wundertüten – Effekt. Man weiss nie mit Sicherheit, ob uns Michael Amott mit seiner erlesenen Entourage einen Classic Rock-Hammer vorlegt, oder ob er sich wieder mal auf die Stoner Rock-Wurzeln seiner Band zurück besinnt. Diesmal kann man vorsichtig sagen, dass beides der Fall ist, denn anders als der konsequent in den traditionellen Gewässern des Classic Rock schippernde Vorgänger „Return To Zero“ findet man auf „Earth Blues“ wieder vereinzelte Elemente, welche Freunde des Dreiblatt – Klanges ansprechen dürften. Diese Stoner Rock – Einflüsse sind allerdings recht marginal ausgefallen, scheinbar fühlen sich Spiritual Beggars schlussendlich doch in der Classic Rock-Ecke der Siebziger Jahre am wohlsten. Und wenn ich mir die neueste Glanztat so reinpfeife, dann fallen mir genau jene Bands ein, die diese musikalische Ära geprägt und dominiert haben, also Deep Purple, speziell bei den dezenten funkigen Einschüben, Uriah Heep in den ruhigeren und progressiveren Momenten und vor allem Rainbow, wenn sie so richtig die Schwarte krachen lassen. Und als kleinen Wink mit dem Zaunpfahl hat man noch gleich „Dreamer“ gecovert, eine Nummer vom gleichnamigen Bobby Bland-Album, auf dem sich auch der Titel „Ain’t No Love In The Heart Of The City“ befindet. Und wer jetzt immer noch nicht weiss, wen Spiritual Beggars damit grüssen wollen, hat in der School Of Rock definitiv nicht aufgepasst. Freunde eben dieser Band und der oben genannten Truppen können jedenfalls ruhig blind zugreifen, da macht man nichts falsch, denn Spiritual Beggars liefern wieder mal höchste Qualität ab. Michael Amott’s Gitarrenspiel ist phasenweise nicht von dieser Welt, extrem gefühlvoll und absolut untechnisch, das Instrumentaltrio - Per Wiberg am Keyboard, Sharlee D'Angelo am Bass und Ludwig Witt am Schlagzeug - liefert absolut kompetent das Fundament dazu, und der seit 2010 am Mikro stehende Apollo Papathanasio singt wahrlich wie ein griechischer Gott, absolut umwerfend. Da kann ich nur noch sagen: kaufen!
Mirko B. 
  
Punkte: 9.0 von 10
THE MONOLITH DEATHCULT - Tetragrammaton
Season of Mist/Irascible
Dieses niederländische Kollektiv bleibt auch mit seiner vierten regulären Veröffentlichung eine echt coole Truppe. Obwohl sie wegen ihrer unorthodoxen Art Death Metal mit schwarzem und provokativem Humor zu vermischen des öfteren belächelt werden, vergessen leider allzu viele Schwanznasen, dass es sich bei The Monolith Deathcult (was für ein Monster von einem Bandnamen!) um versierte Musiker mit hochkreativem Hintergrund handelt. Und auch wenn das Quintett zum Teil mit einer jugendlichen und bekifft wirkenden Naivität Samples einbaut und damit herum experimentiert, bleibt das Grundgerüst ein grossartiger, killender und nachvollziehbarer Song, immer! Dazu kommen die tonnenschweren Riffs, das agile Drumming, die brachialen Growls, die musikalische Mischung von Cannibal Corpse oder Asphyx bis Rob Zombie und immer wieder ein kleines Gimmick, das zum schmunzeln oder laut lachen taugt. Des Weiteren ist "Tetragrammaton" mit einer fetten Produktion gesegnet und vereint Anspruch mit einer gefühlte Lässigkeit, die trotz des eigentlich finsteren Genre einen überraschend einfachen Zugang ermöglicht. Reinhören, niederknien, nochmals durchhören und weil es so schön auf der Zunge zergeht noch einmal zum mitschreien; The Monolith Deathcult!
Hardy    

Punkte: 9.0 von 10
U.D.O. – Steelhammer
AFM Records/Musikvertrieb
Die Fans moserten nach dem letzten Studioalbum «Rev-Raptor» speziell über den modernen, für viele Ohren zu klinischen Sound, welcher seit «Mastercutor» (2007) Einzug bei U.D.O. hielt. Verantwortlich dafür ist Stefan Kaufmann. Der Gitarrist quittierte kürzlich seinen Job bei U.D.O. aus gesundheitlichen Gründen. Eine Entscheidung, die eigentlich schwer wiegen sollte, da Stefan neben Produktion und Gitarre auch viel zum Songwriting beitrug. Mit einem neuen Gitarristen im Studio, Andrey Smirnov, stellte man die neuen Songs zusammen und da sich Jgor Gianola kaum bei den Aufnahmen blicken liess und es immer schwieriger wurde, mit dem Tessiner Tourneen zu vereinbaren, schied auch Mister Gianola aus. Somit spielte Andrey «Steelhammer» komplett alleine ein und wir sind bei den wichtigsten Änderungen im Sound von U.D.O.. Das Album weist bedeutend weniger moderne, kalte Sounds auf und kehrt somit zurück zu Werken wie «Timebomb» (speziell was die Gitarrenarbeit betrifft), oder «Thunderball». Für die alten Fans Grund genug sich die neue Scheibe bedenkenlos zu kaufen. «Steelhammer» beinhaltet verdammt geiles Material, das mit der (Klavier-)Ballade «Heavy Rain» an Ozzy erinnert, durch die Blues getränkte Stimme von Udo Dirkschneider in «Devil’s Bite», dem schnellen «Death Ride» (geiles «Uahhhhhhhhhh»!) und dem alles überragenden Vierer-Bollwerk «King Of Mean», «Time Keeper», «Never Cross My Way» und «Take My Medicine» Potenzial beherbergt, das sich als zukünftige Evergreens von U.D.O. entwickeln könnte. Insbesondere das zumindest für Dirkschneider-Verhältnisse schon fast poppige «Never Cross My Way» ist ein Hit, der sich sofort in den Gehörgängen festkrallt. Keine Angst, U.D.O. sind nicht seicht geworden, da sprechen Songs wie der Titeltrack, «Take My Medicine», das spanisch gesungene «Basta Ya», oder das mit einem markerschütternden Schrei startende «Stay True» eine ganz andere Sprache. Es scheint, als ob sich Udo von «altem Ballast» befreien konnte und bedeutend lockerer Hit für Hit aus dem Ärmel schütteln kann. Ein Album, an dem sich andere Metal-Scheiben 2013 messen lassen müssen!
Tinu
Punkte: 9.5 von 10

2. Meinung:
Dass allen Unkenrufen zum Trotz das neue U.D.O. Meisterwerk nach „Mastercutor“, „Dominator“, „Rev-Raptor“ und der Compilation „Celebrator“ nicht „Steelhammerator“ heisst, hat nichts mit fehlender Kontinuität oder mangelnder Nachhaltigkeit zu tun, sondern eher damit, dass das Wort sonst rhythmisch nicht zum Refrain der gleichnamigen, eröffnenden Abrissbirne gepasst hätte. Spass beiseite, nachdem seine ehemaligen Mitstreiter von Accept – mit diesen wird sich der charismatische Sänger immer vergleichen lassen müssen, ob er will oder nicht – zwei wirkliche Hammeralben in Folge rausgehauen haben, kontert „The German Tank“ gewohnt kompetent und souverän. Schon das Albumtrio mit der berüchtigten „…or – Endung“ wusste die Fans zu begeistern, obwohl vereinzelt der etwas zu moderne Sound bemängelt wurde. Die Fans, die diese Kritik angebracht hatten, werden „Steelhammer“ geradezu lieben. Diese Scheibe ist U.D.O. in Reinform, was im Grunde genommen heisst, dass jeder Track genauso gut auf jede andere U.D.O. CD gepasst hätte. Viele Bands erfinden sich mit jeder Veröffentlichung neu, bei U.D.O. hingegen wissen die Fans ganz genau, was sie erwartet. Langweilig? Fantasielos? Uninspiriert? Mitnichten, es ist eher schon eine hohe Kunst, vom Grund auf immer gleich zu klingen und dennoch jedes Mal mit neuen Killerriffs und epischem Bombast Scharen von Metalheads zu begeistern. Man kann ja zu Bands wie Status Quo, Motörhead, W.A.S.P., AC/DC, Manowar und Konsorten stehen wie man will, aber auch sie funktionieren nach genau diesem Strickmuster, und der jahrzehntelange Erfolg gibt ihnen einfach Recht. Das Gleiche gilt für U.D.O., die mit ihrer vierzehnten Langrille wieder mal eindrücklich beweisen, dass bei ihnen trotz des engen Stil – Korsetts die kreative Luft noch lange nicht raus ist. Als einzig grosse Überraschung würde ich bestenfalls das grossartige, auf Spanisch eingesungene „Basta Ya“ oder das mit südamerikanischem Flair beginnende „Book Of Faith“ erwähnen, der Rest ist gewohntes, hochwertiges U.D.O. – Kraftfutter, reich an Riffs ohne Ende, atemberaubenden Soli, Doublebass, Dampframmen und das alles natürlich dominiert von Udo Dirkschneiders unverwechselbarer Reibeisenstimme. Das ist lupenreiner Heavy Metal Leute, ein solides Stück deutscher Stahl, für das ich nichts anderes als eine Kaufempfehlung aussprechen kann.
Mirko B.   

Punkte: 9.0 von 10
STONE SOUR – House of Gold & Bones Part 2
Roadrunner Records/Warner
Mit „House Of Gold & Bones Part 2“ knüpfen Stone Sour an den 2012 erschienen Vorgänger "House Of Gold & Bones Part 1" an. Mit der Story zu diesen Konzeptalben wagte sich Sänger, Songwriter und Autor Corey Taylor nach seinem 2011 publizierten Buchbestseller "Seven Deadly Sins", an ein aufwändiges Kunstwerk aus Geschichtenerzählung und Musik heran. Dazu wird in naher Zukunft eine ergänzende, vierteilige Grafik Novel im Dark Horse Comic-Verlag erscheinen. Musikalisch wie auch inhaltlich fliessen die Alben ineinander und bereits der erste Teil dieses Konzeptes überzeugte durch eine brillante Produktion und stubenreine (?) brachiale Rock-Sound-Gewalt. Jetzt legt man nochmals einen drauf! Das ambitionierte Gesamtwerk ist wärmstens zu empfehlen!
Liane P.  
  
Punkte: 9.0 von 10
FLOTSAM AND JETSAM – My Noise
Metal Blade/Sony Music
Schwerfällig wird die neue Scheibe der Arizona-Thrasher durch «Ugly Noise» eröffnet. Der Opener entfaltet sich aber sofort als reinrassiger Flotsam And Jetsam-Track. Dies auch dank der aus Millionen von Sängern herausstechenden Stimme von Eric A.K.! Das in meinen Augen beste Thrash-Werk im 21. Jahrhundert «The Cold» zu toppen, schien für mich ein unmögliches Unterfangen zu sein. Aber alleine «Ugly Noise» und das folgende «Gitty Up» lassen erahnen, dass die Amis nochmals eine Schippe oben drauf legen könnten. Die Gitarrenfront mit Edward Carlson und Michael Gilbert steigt erneut in Sphären auf, die kaum Konkurrenz zu scheuen braucht. Zusammen mit der fetten Rhythmusmaschinerie, dem schon erwähnten göttlichen Gesang (man muss nicht brüllen, um geil zu singen!) und der Verbindung aus Härte und Melodie ist heute in dieser Form von keiner anderen Band zu toppen. «Run And Hide» ist ein Wunder an zusammengestellten Noten, beginnt ruhig, bedrohlich und lässt die erwartete Steigerung aus, was den Song noch bedeutend spannender macht. Mit mehrstimmigem Gesang und heruntergestimmten Gitarren wird «Cross The Sky» zu einer weiteren Klasse-Nummer. Okay, von Härtegraden wie sie Machine Head oder Slayer versprühen sind F&J weit entfernt, aber analog wie es Overkill machen, spielen Eric und seine Jungs ihre Art des Metal mit unnachahmlicher Weise. Zudem hört man Abrissbirnen wie «To Be Free» oder «Machine Gun» auch nicht von allen Truppen. Fazit: «My Noise» ist ein geiles Thrash-Scheibchen geworden, das sich nicht hinter seinem Vorgänger zu verstecken braucht. «The Cold» geht trotzdem als Sieger hervor, was an und für sich aber nicht überrascht. Flotsam And Jetsam sind nach wie vor eine begnadete Truppe, die nicht mehr länger im Schatten der angeblichen «big 4» stehen bleiben muss. Ihr habt es in den Händen, aber Exodus, Testament und Flotsam And Jetsam sind zusammen mit Megadeth die wahren «BIG 4»!
Tinu 
  
Punkte: 9.0 von 10
HOWL – Bloodlines
Relapse Records/Non Stop Music
Hell yeah! Egal, was die Amis früher gemacht haben, mit „Bloodlines“ haben sie einen Bastard aus Heavy Metal-Riffs, growligem Schreigesang und gezielt verwendeten Synthies erschaffen. Gleich schon beim Opener „Attrition“ wird klar: Hier wurde der Todeskeiler aus seinem Gefängnis befreit, und jetzt macht er ungebändigt die Nachbarschaft nieder. Und das alles, ohne in Dauergeknüppel zu verfallen, sondern immer wieder gezielt die Doublebass-Schiene zu fahren und auf dieser düster angehauchte Heavy Metal-Riffs brettern zu lassen. Über allem thront das Geschreie-Gegrowle von Vincent Hausman, der sich auch noch verständlich auszudrücken vermag – dies ist sehr löblich, da dies viel zu wenige Bands vermögen. Black/Death’n’Roll könnte man als grobe Einschätzung verwenden, um den Sound von Howl zu beschreiben, aber schlussendlich bleibt dies auch nur eine Hülle – die mit krachenden Groovern gefüllt wird. Man nehme nur das treibende „Midnight Eyes“ oder das gar an Mörk Gryning erinnernde „One Last Nail“. „Down So Low“ trumpft mit düsterem Sprechgesang auf, welcher in ein Duett mit Gegrowle mündet. Erinnert stellenweise gar an Triptykon. Man könnte hier noch viel mehr schreiben, aber „Bloodlines“ will selbst entdeckt und genossen werden. Wer auf ehrlichen, düsteren Groove ohne viele Schnörkel steht und growligen Schreigesang mit gänsehauterzeugender Atmosphäre steht, kommt um Howl kaum herum. Das fiese Grinsen ist übrigens inbegriffen…
Toby S. 
  
Punkte: 9.0 von 10
THE QUILL – Tiger Blood
Metalville/Musikvertrieb
Black Sabbath, Monster Magnet, Deep Purple – The Quill hatten sie alle! Die Schweden tourten mit den genannten Rock Dinosaurier um den Erdball bzw. teilten sich bereits mit ihnen die heiligen Bühnenbretter des Sweden Rock Festival und Wacken Open Airs. Seit knapp 20 Jahren treiben sie im Musicbiz mit bodenständigem Stoner/Hard Rock ihr Unwesen. Christian Carlsson (Gitarre), Schlagzeuger Jolle Atlagic (ex-Hanoi Rocks), Sänger Magnus Arnar (ex-Ground Mower, Soul 78) und Bassist Roger Nilsson (ex-Spiritual Beggars, Firebird) bringen mit „Tiger Blood“ ihr siebtes Studioalbum auf den Markt und überraschen mich mit ehrlichem, aufrichtigem Rock & Roll, der packender nicht sein kann. Sei es die Ballade „Land of Gold and Honey“ oder der Opener „Freak Parade“ - alles klingt durchweg authentisch und charakterstark. Mir treten fast die Augen aus dem Kopf: Warum um Gottes Willen habe ich mich nicht schon früher näher mit dieser Band befasst? Vielleicht weil die grossartige Stimme von Sänger Magnus Arnar (erinnert ein wenig an Chris Cornell von Soundgarden) noch nicht zugegen war, denn dieser ist erst 2010 zur Truppe gestossen. Dieses Album rockt und macht höllisch Spass!
Liane P.  
  
Punkte: 9.0 von 10
ACCUSER - Diabolic
Red Shift Records
Jabadabadooo! Was für ein Brett! Die aus Siegen in Deutschland stammenden Thrasher liefern hier mit Diabolic eine Apocalypse ab, die alles niedermäht - die neue Sodom-Platte eingeschlossen. Wer hätte das gedacht! Accuser standen nämlich immer ein wenig im Schatten der grossen Thrash-Acts aus Deutschland und konnten nie wirklich deren Status erreichen. Das könnte sich jetzt aber ändern, denn Diabolic ist verdammt noch mal hart und geil ausgefallen. Der Gesang bewegt sich im Bereich von Sepultura, er klingt wie der junge Max Cavalera zu seinen Glanzzeiten. Die Gitarren-Riffs sind aber das Sahnehäubchen der Scheibe! Scharf wie ein japanisches Sushi-Messer, hart wie der stärkste Schwanz auf Erden und melodisch wie die Zauberflöte. Manchmal flackern Slayer und Metallica durch, aber Accuser haben ihren eigenen Stil von Thrash Metal gefunden und der ist mit Diabolic zuoberst in der Champions League anzutreffen. Das geile Cover und die brutale Produktion heben die Platte noch mehr in den Himmel und der Schreiber dieser Zeilen ist verdammt happy, dass zu Zeiten von Metalcore auch noch so was existiert. Stark!!!
Daniel J.  
  
Punkte: 9.0 von 10
DEVIL TO PAY – Fate Is Your Muse
Ripple Music
Oha, jetzt rappelt’s im Karton! Die Amis von Devil To Pay spielen eine dreckige Mischung aus Doom der früheren Tage, Stoner, Grunge und jeder Menge Drive. Der erste Track „Beyond The Nether“ kommt da noch vergleichsweise gemächlich daher, aber spätestens aber dem folgenden „Prepare To Die“ geht die Chose ab wie Schmidt’s Katze. Man fühlt sich richtig in eine staubige Wüstengegend versetzt, es ist Abend, man hat nicht mehr das erste Bier in der Hand und man weiss genau, dass hier etwas Höllisches vor sich geht. Dazu trägt massgeblich auch die rauhe Stimme von Steve Janiak bei, der quasi als Double von Mika Tauriainen (Entwine) fungieren könnte – allerdings mit mehr Dreck in der Kehle. „Ten Lizardmen & One Pocketknife“ geht richtig schön in die Kniekehle, ein Rocker eben, zu dem man nur zu gerne den staubigen Highway entlang in Richtung finsterste Nacht brettert. „Already Dead“ kommt dann beinahe schon funkig-locker um die Ecke geschlendert, während „Mass Psychosis“ so richtig schön die drogenvernebelte Schiene fährt. Nun, keine negativen Punkte? Natürlich kann man sagen, dass die Produktion absolut nicht mehr zeitgemäss, sprich überpoliert ist (Aber wer zum Teufel braucht das immer noch?!), der Gesang kann mit der Zeit ein wenig eintönig rüberkommen, das mag auch stimmen – aber hey, in vorliegendem Fall kann nur geraten werden: Schmeisst alle Vorbehalte über Bord und schwingt euch auf eure stählernen Rosse oder in einen uralten Ami-Schlitten, denn exactamente hierzu bietet „Fate Is Your Muse“ den perfekten Soundtrack. Wer Black Sabbath und Konsorten liebt, der kann mit Devil To Pay praktisch nichts falsch machen!
Toby S.  
  
Punkte: 9.0 von 10
EXENCE - Tabula Rasa
Punishment 18 Records
Die italienische Band Vision Devine dürfte dem einen oder anderen etwas sagen, bei Exence handelt es sich um das Sideprojekt von Federico Puleri, seineszeichen Gitarrist von Vision Devine. Wer jetzt aber schörkellosen Power Metal erwartet, wird enttäuscht sein. Bei Excence handelt es sich um eine formidable Thrash/Death Truppe mit sehr vielen modernen Einflüssen. Was Exence auszeichnet, ist die unheimliche Abwechslung, die sie in ihren Songs unterbringen. Mal hören sie sich wie die modernen As I Lay Dying an, während man eine Minute später meinen könnte, einem Yngwie Malmsteen-Solo beizuwohnen. Wie es sich bei einem Nebenprojekt eines Gitarristen gehört, liegt der Fokus klar auf den technischen Gitarrenparts. Progressivität ist garantiert, wobei Brachialität nie vergessen geht. Der Hörer ist nie überfordert mit den vielen kleinen Details, die in jedem einzelnen Song stecken. Zur Entspannung werden einem zwischendurch auch einige Phasen an Mid-Tempi-Teilen geboten. Mit "Chitterling for Vultures" dem Titeltrack "Tabula Rasa" und dem 7-Minuten-Hit "The Nuclear Reset" sind gleich drei Songs vorhanden, die sicherlich nie bei mir verstauben werden.
Steve Butcher  
  
Punkte: 9.0 von 10
POPA CHUBBY - Universal Breakdown Blues
Provogue Records/Musikvertrieb
Bereits bei den ersten Takten des Openers “I Don’t Want Nobody“ schlägt mein Blueserherz merklich höher. In bester Stevie Ray Vaughan – Manier steigt Popa Chubby, der Koloss mit den magischen Fingern, in sein weiss-nicht-wievieltes Album ein. Bei all den regulären Outputs, Live-Aufnahmen, künstlerischen Retrospektiven und Tribute – Alben ist es eben nicht ganz einfach, die Übersicht zu behalten. Ist ja auch völlig egal, denn auf „Universal Breakdown Blues“ frönt der Saitenzauberer dem puren Blues wieder etwas mehr als auf seiner 2011er Scheibe „Back To New York City“, das heisst, dass wir es hier im direkten Vergleich mit einem Sprung von „sehr gut“ auf „geil!“ zu tun haben. Egal ob Traditionalist, Soul-Liebhaber, Bo Diddley Beat-Fanatiker, Bottleneck Rock‘n‘Roller, Hendrix-Jünger oder rebellischer Bluesrocker, wer Blues in all seinen Facetten mag, wird diese Scheibe lieben, denn darauf ist wirklich für jeden was dabei! Einzig auf die überlange, live aufgenommene instrumentale Umsetzung der unsäglichen Schnulze „Somewhere Over The Rainbow“ hätte er von mir aus gerne verzichten können, dieser Klassiker aus dem fernen Jahr 1939 ist durch die diversen Interpretationen u.a. durch Glenn Miller, Judy Garland, Mireille Mathieu, Marusha, Eric Clapton, Jeff Beck, dem zuckersüssen Israel "IZ" Kamakawiwo'ole und vielen anderen einfach zu Tode genudelt worden, und irgendwann mag man es dann halt nicht mehr hören, auch nicht von einem Fleisch gewordenen Gott. Da dies aber der einzige Stinker auf einem sonst vorzüglichen Album ist, muss ich wieder mal eine für meine Verhältnisse sehr hohe Note zücken, da komme ich echt nicht drum herum. Pfundig!
Mirko B.  
  
Punkte: 9.0 von 10
SPITFIRE – Devil’s Dance
Rookies&Kings/SPV
KickAss Rock’n’Roll nennt sich dieses Genre und genau so hört es sich auch an: deftiger Rock’n’Roll der einen schlicht vom Hocker haut und mitreisst. Die Münchner spielen eine erstaunlich abwechslungsreiche Mischung aus Rock’n’Roll, Rockabilly, Metal, Southern Rock und Punk und reizen dabei jedes Klischee bis zum Äussersten aus. Das Konzept geht auch auf, denn dieses Album macht einfach gute Laune! Dabei klingen sie wie eine Mischung aus Volbeat und Nickelback (in den guten alten Tagen, als sie noch jenseits des Mainstream unterwegs waren) mit einem Schuss Johnny Cash. Das Trio bestehend aus Dick Dropkick (Gesang, Gitarre), Nikk Nitro (Schlagzeug, Gesang) und Johnny Jailbreak (Bass, Gesang) gibt Vollgas und reisst den Hörer auf der Stelle mit: „Stellt euch vor, es riecht nach Benzin, aus den Boxen dröhnt anständiger Rock´n´Roll und auf der Rückbank räkeln sich die Mädels“ – etwa so fühlt es sich an! Highlights dieses Silberlings sind unter anderen der Opener “Go!“, das punkige “My Way“, das temporeiche “Hellfire“ und der Titeltrack “Devil’s Dance“. Einziger Wermutstropfen: Es sind nur gerade 43 Minuten Spielzeit. Davon dürfte es das nächste Mal ruhig etwas mehr geben! Doch für ein Debüt ist es definitiv ein guter Start. Man darf gespannt sein, was die “Kings of Rock’n’Roll“ noch so zu bieten haben!  
Patricia H.
  
Punkte: 9.0 von 10
BATTLE BEAST – Battle Beast
Nuclear Blast/Warner
Dramatische Szenen bei den finnischen Heavy Metallern von Battle Beast. Nach dem Ausstieg ihrer Frontfrau im September 2012 musste sich die junge Band rasch eine neue würdige Sängerin suchen, dann mit ihr einerseits ein Album einspielen und fast zeitgleich ihre Landsleute Sonata Arctica auf Tour begleiten. Das Kunststück ist gelungen, ohne dass der Sound an Qualität eingebüsst hat! Geändert hat sich trotzdem einiges. So sind die vielen „Metal“-Worte weitgehend aus dem Sound verschwunden und die Musik noch keyboardlastiger und gleichzeitig rockiger geworden. Beim Gesang hört man aber nur im Direktvergleich Unterschiede. Battle Beast haben ihre Stärken raus geschält und diese konsequent umgesetzt. So erinnern sie auf Battle Beast von der Stimmung her an frühe Mötley Crüe: Poppig, eingängig und gleichzeitig heavy und gefährlich. Dazu reichern sie ihren Sound mit ein wenig Dramatik an wie beim Zwischenspiel „Golden Age“ oder driften bei „Kingdom“ in manowarische Gefilde ab. Mit „Fight Kill Die“ ist sogar eine waschechte Speed-Metal-Hymne gelungen. Das Hauptaugenmerk bleibt aber bei mit singbaren Hymnen à la „Over The Top“, „Rain Man“, „Let It Roar“ oder „Out Of Control“. Bei den letzten zwei kommt man unweigerlich in einen Gewissenskonflikt. Denn das „Dürfen die das?!“ bleibt bei diesen schlagerartigen Sounds unbeantwortet. Zudem schlagen Battle Beast mit „Out On The Streets“ gleich nochmals in dieselbe Kerbe. Die Finnen beweisen Mut, Eigenständigkeit und eine unheimliche Coolness. Sie haben das Potential neben Sabaton das nächste grosse Ding im klassischen Heavy Metal zu werden. Wer es nicht glaubt, der höre und staune!
Roger W.
  
Punkte: 8.9 von 10
TRACER - El Pistolero
Mascot Records/Musikvertrieb
Yeahhh, die Australier "Trace" knallen dem Zuhörer gleich ab dem ersten Ton eine volle Ladung Dreck ins Gesicht. Ich nenne das Ganze mal Schweine-Stoner-Hardrock! Die Riffwalze der ersten paar Songs rollt und rumpelt unaufhaltsam vorwärts und wird durch die starke, teilweise an Chris Cornell erinnernde Stimme von Michael Brown verstärkt. Dabei wird aber nicht immer mit Volldampf alles niedergewalzt. Mit "Dirty Little Secret" und etwas ruhiger Stimme zeigen Trace, das sie auch etwas anderes als Stampfer gekonnt komponieren können. Auch mit dem Soundgarden inspirierten "Dead Garden" glänzt das Trio. Mit dem kurzen, völlig aus der Reihe fallenden akustischen "Ballad Of El Pistolero" zeigt sich erneut die Vielseitigkeit der Aussies. "Wolf In Cheap Clothes" beginnt ruhig und sehr atmosphärisch und entwickelt sich in ein treibendes Riffgewitter. So rocken sich Tracer gekonnt und souverän durch alle 13 Songs, ohne ein Schwäche zu zeigen. Eine Hammerscheibe, die ihr euch unbedingt reinziehen müsst. Tracer rocken genauso dreckig wie es sich gehört.
Crazy Beat
  
Punkte: 8.9 von 10
IRON MAIDEN – Maiden England ‘88 (2 CD / DVD)
EMI Music
1988 war die Metalwelt noch in Ordnung und es gab so eine Art Ehrenkodex, dem sich alle unterstellten (lange Haare, reine Musik, cooles Outfit). Allerdings fing dieser Kodex langsam an zu wackeln und Iron Maiden setzten Gitarrensynthesizer auf dem 1988er Album «7th Son Of A 7th Son» ein, was einer Palastrevolution gleich kam. Während Judas Priest mit ähnlichen Klängen auf dem zwei Jahre vorher erschienen Werk «Turbo» einen ersten Karriererückschlag hinnehmen mussten, schien dies bei Maiden kaum eine Auswirkung zu haben. Im Gegenteil, 1988 headlinten die eisernen Jungfrauen das damals grösste Metal-Festival («Monsters Of Rock») und veröffentlichten mit «Maiden England» ein VHS-Video (die Spezial-Edition enthielt noch CD). Das Tonstück stammte von dem am 27. und 28. November 1988 in Birmingham mitgeschnittenen Gig und zeigte die sehr imposante Eisbühnendekoration und natürlich Eddie, das Maskottchen von Iron Maiden. Nach nun fast 25 Jahren wird genau dieser Gig zum ersten Mal als DVD veröffentlicht, allerdings wird das ganze Konzert in Bild und Ton wieder gegeben. Nämlich mit «Run To The Hills», «Running Free» und «Sanctuary». Sieht man heute die Bühnenproduktionen, fragt man sich, wie es damals möglich war, eine solche imposante Kulisse aufzubauen, ohne einen finanziellen Kollaps zu erleiden. Die DVD wird durch «The History Of Iron Maiden Part 3 – 1986 – 1988, «12 Wasted Years» (der 1987 veröffentlichten VHS-Biographie) und den Promoclips zu «Wasted Years», «Stranger In A Strange Land», «Can I Play With Madness», «The Evil That Men Do» und «The Clairvoyant» ergänzt. Alles in allem ungefähr 260 Minuten Iron Maiden, wie sie 1988 waren und wie es dazu kam. Nicht nur für Fans eine mehr als nur interessante Geschichte, sondern auch für Neueinsteiger oder Anhänger, welche die Truppe erst in den letzten Jahren kennen und lieben gelernt haben. Die Doppel-CD beinhaltet das komplette Konzert und wird durch ein sehr schönes Booklet mit allen Texten abgerundet (so wie es früher an der Tagesordnung war!). Man kann Maiden vorwerfen, dass sie heute an den Konzerten viel zu teure Merchandising-Preise haben, dass sie in den letzten Jahren ein Schatten ihrer selbst waren, aber mit «Maiden England ‘88» haben sie ein rundum gelungenes Produkt mit viel Gegenwert abgeliefert.
Tinu   

Punkte:
keine Wertung
SATAN - Life Sentence
Listenable RecordsEs/Irascible
Es war einmal mitten in den 80ern, als mir eine werbemässige Übersicht von damals aktuellen Alben in die Hände fiel, wo Namen wie Metallica, Mercyful Fate, Mordred, Jaguar, Killer (aus Belgien), Tokyo Blade und unter anderem eben auch Satan mit deren Erstling «Court In The Act» zu finden waren. Allerdings wurde mein Interesse damals nicht geweckt und in Sachen NWOBHM standen vor allem die alten Iron Maiden, Saxon, Judas Priest und Mercyful Fate in meiner Gunst. So brauchte es also gleich drei Dekaden, dass ich wieder auf die Band aufmerksam wurde, dessen Name Satan ja eher in die Richtung Black Metal tendiert. Das wird mitunter auch einer der Gründe gewesen sein, warum ich damals einen Bogen um «Court In The Act» gemacht habe. Im Zuge des Revivals von verschiedenen Stilen spült es zunehmend auch wieder Helden der NWOBHM-Zeit an die Oberfläche zurück. Nun hat sich die gleiche Besetzung des Debüts zum 30-jährigen Jubiläum wieder im Studio versammelt und mit «Life Sentence» eine neue Scheibe eingespielt. Wer sich in dieser Stilecke wohl fühlt, erhält nun frisches Futter auf die Trommelfelle geballert, dass es eine wahre Freude ist. Während zum Beispiel Warlord tempomässig eher auf der Bremse stehen, hauen Satan ganz schöne rein und bewegen sich, wie zur Urzeiten schon, im Grenzbereich zum Thrash Metal. Der Song «Siege Of Mentality» steht eigentlich perfekt für das, was die Briten aus Newcastle (wie Venom) ausmacht. Schnelle Passagen, Tempo-Break mit heavy Riffing, doppelläufige Soli und genau die Gesangsstimme, die dazu passt. Des Weiteren begeistert die Vintage-Produktion und lässt «Life Sentence» zu einer wahren Genre-Perle werden, die die Besucher und Fans des «Keep It True»-Festivals schon vor zwei Jahren bejubeln konnten. Sie wie Satan den aktuellen Nerv der Zeit wieder treffen, hätten sie mit diesem hochkarätigen Material damals ziemlich fett abgeräumt. Gewisse Dinge brauchen halt etwas Zeit und besser so, als man das nie zu Gehör bekommen hätte. Sobald man seine Sinne aber gezielt auf die NWOBHM kalibriert, kommt man an diesem Meisterwerk, das mit jedem Umlauf immer monströser wird, nicht vorbei..., Killer!
Rockslave  

Punkte: 8.8 von 10
DRIVING FORCE – This One Goes To Eleven
Eigenvertrieb
Driving Force legen hier zum zweiten mal didgenössischen Heavy Metal in Album-Länge vor. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass uns die Jungs mit „Death Win Money Sin“ verwöhnt haben. Der Sound ist seither dezent heavier geworden. Geblieben sind die eingängigen Melodien, spannenden Arrangements und der Wille, nicht wie eine Kopie einer anderen Band zu klingen. Driving Force sind Driving Force – Punkt! Und sie schaffen etwas, was vielen, auch grossen Bands, nicht immer gelingt: Über die ganze Albumlänge zu unterhalten. Der Sound klingt grundsätzlich trocken und klar. Daneben kratzen die Gitarren, treiben Bass und Schlagzeug die Lieder voran, und singt Thomas mal melodisch, mal kratzend. Die Palette reicht vom schnellen „Hurry“ zur lockeren Halbballade „I Want You“ bis zur Midtempo-Walze „Too Old“. Zum Album-Highlight avanciert „Have A Nice Day“, welches jede Autofahrt versüsst. Die Hymne „Bit Mouth“ schliesst mit einem für Driving Force ungewöhnlich ausführlichen Instrumental-Teil ein Album ab, welches klar macht, dass im Schweizer Untergrund Bands brodeln, welche das Potential haben, ganz gross zu werden. Gönnt euch diese Band, ihr werdet es nicht bereuen! Denn solange Gruppen wie Driving Force aus längst bekannten Elementen neue spannende Lieder kreieren, ist der Heavy Metal alles andere als tot.
Roger W.  

Punkte: 8.8 von 10
PROCESSION - To Reap Heavens Apart
High Roller Records/Musikvertrieb
Liebhabern von unter die Haut gehendem Doom Metal dürften Procession ein Begriff sein. Die Chilenen waren seit ihrem Demo "Burn" im Jahre 2008 sehr fleissig und haben sich selbst perfektioniert. Überwältigend wurde somit das mittlerweile zweite Studiowerk "To Reap Heavens Apart". Die mittlerweile in Schweden wohnhaften Männer um Sänger Felipe Plaza Kutzbach verstehen es ausgezeichnet, herrlichen Gesang, druckvolle Strukturen und spannende Texte in einen wohlig doomigen Mantel zu hüllen. Vom ersten Klang des Openers "Damnatio Memorae" bis zum Rauskicker "Far From Light" fesselt und verführt einen dieses Album dermassen geschickt, dass man es gar nicht mehr aus dem Player entfernen möchte. Wer dem Headbanging in Zeitlupe frönt, der wird in dieser chilenischen Band ein schwarzes Juwel entdecken.
Maiya R.B.  

Punkte: 8.7 von 10
DELAIN - Interlude (CD & DVD)
Napalm Records/Universal
Ohne Zweifel hat es auch was mit der schönen und gleichzeitig bodenständigen Frontfrau Charlotte Wessels zu tun, dass Delain unter anderem zu meinen Favoriten im Bereich der "female fronted bands" gehören. Das alleine reicht freilich nicht, um sich in der Szene nachhaltig behaupten zu können. Die Truppe aus Holland hat aber bisher ausnahmslos gute Mucke abgeliefert und das auf mittlerweile drei Studio-Alben. Um die Wartezeit auf die vierte Langrille etwas zu verkürzen, wurde mit «Interlude» nun ein ziemlich wertiger Doppeldecker zusammengestellt. Dazu gehören mit «Breathe On Me» und «Collars & Suits» zuerst mal zwei ansprechende neue Songs, die im gewohnten Kleid daher kommen. Dann folgen drei Cover-Versionen, von denen die beiden 80er Disco-Hits «Such A Shame» (Talk Talk, 1984) und «Smalltown Boy» (Bronski Beat, 1984) heraus stechen und optimal umgesetzt wurden. Meine mehr oder weniger grundsätzliche Abneigung zu Cover-Versionen bleibt hier tatsächlich aus. Fast noch besser als die Album-Version ist die balladeske Umsetzung von «We Are The Others» gelungen. Der Rest der CD ist mit Live-Aufnahmen bestückt, die unterstreichen, dass Charlotte stimmlich jeweils auch auf der Bühne zu 100 Prozent überzeugen kann. Der limitierten Version liegt schliesslich noch eine DVD bei, die einerseits mit einigen Videos, weiterem Live-Stuff (darunter auch der diesjährige Auftritt bei «70'000 Tons Of Metal» und andererseits mit Backstage-Impressionen aufwartet. Für Delain-Fans mit Sicherheit ein Pflichtkauf!
Rockslave   

Punkte:
keine Wertung
RHAPSODY OF FIRE – Live From Chaos To Eternity (2 CDs)
AFM Records/Musikvertrieb
Komische Welt: Während die Metalgemeinde gespannt darauf wartet, was nach der Trennung von Mit-Band-Kopf und Gitarrist Luca Turilli von den verbliebenen Chefs Alex Staropoli (Keyboards) und Fabio Lione (Gesang) neues kommt, liefern diese anstelle von neuem Material Altes ab. Der Vergleich zu Lucas Werk von 2012 darf also noch warten. Dafür kommt man auf Live Form Chaos To Eternity in den Genuss der ersten Live-Aufnahmen nach der Trennung. Und diese überzeugen! Roher als auf den Studio-Alben rocken sich hier Rhapsody of Fire durch 22 Lieder. Das Publikum wurde wie bereits auf dem hervorragenden Vorgänger-Live-Werk „Live in Canada 2005“ mit in den Sound einbezogen. Die Ansagen wirken spannungsgeladen und geben der dramatischen Musik erst den richtigen Kick. Mit sechs Überschneidungen zu Live in Canada halten sich diese sehr in Grenzen, weshalb auch alte Fans bedenkenlos zugreifen können, zumal die Band hier deutlich authentischer klingt als auf den überproduzierten Studio-Werken. Live From Chaos To Eternity wirkt progressiv, aggressiv und erdig. Wobei man bei einer Band wie Rhapsody Of Fire durchaus Fragezeichen bezüglich des tatsächlichen live erzeugten Sounds stellen darf. Denn die gewaltigen Chöre, Streicher und grossen Orchester müssen nur schon aus finanziellen Gründen ab Konserve abgespielt werden. Da ist der Musiker dann der Versuchung ausgesetzt, noch weiteres vorgängig einzuspielen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt! Aber vielleicht ist es gerade dieser Kontrast aus wild rockender Heavy Metal-Band und minutiös eingespielter Konserve, welche dem Live-Album Spannung und Sprengkraft verleiht. Das Erstaunliche ist, dass die Italiener mit mir so sogar eine Person überzeugen, welche die Band sowohl live auf der Bühne wie auch auf CD nicht wirklich mag. Gebt den italienischen Dramatikern also eine Chance und hört in dieses fantastische Zeitzeugnis rein.
Roger W.   

Punkte: 8.5 von 10
D-A-D - Dic.Nii.Lan.Daft.Erd.Ark (Re-Release)
AFM Records/Musikvertrieb
Es ist noch nicht so lange seit dem letzten Schweizer Gastspiel der Dänen her (Pratteln, 23.02.13), und auch diesmal liessen sie sich nicht lumpen und räumten wiederum auf der ganzen Linie ab! Es wäre aber auch nichts als eine Schande, wenn diese geile Mucke nicht verbreitet unter die Leute käme. D-A-D haben die Kurve vor einiger Zeit zum Glück wieder gekriegt und legten 2011 mit «Dic.Nii.Lan.Daft.Erd.Ark» eine ihrer bisher besten, wenn nicht die stärkste Scheibe hin! Dieser zunächst mal, zeitlich gesehen, überraschende Re-Release dient nun dazu, die Wartezeit bis zum nächsten Paukenschlag in erträglichem Rahmen zu halten. Damit nach erst zwei Jahren seit der Erstveröffentlichung keine Abzocker-Voten auftauchen, packte man ordentlich Material drauf, das gleich auf zwei CD verteilt werden musste. Diese Aufmachung ist typisch für die so genannte "Deluxe Edition" Reihe und ein besonderes Augenmerk ist auf die zweite CD zu richten, denn da werden zunächst mal akustische Versionen von fünf aktuellen Songs (alle auf der ersten CD zu finden) geboten, die somit ein anderes Flair entwickeln. Dass D-A-D es in dieser stilleren Ecke locker auch drauf haben, beweist gegen Ende des Live-Sets jeweils die Gänsehaut-Ballade «Laugh And A Half», die mich stets an «Wild & Wonderful» der genialen, aber leider längst verblichenen The Almighty (mit Ricky Warwick, jetzt bei Thin Lizzy) erinnert. Der Rest besteht aus neueren Live-Tracks, die den Ansagen nach irgendwo in der Heimat entstanden sind. Wer D-A-D bisher weder kennt noch jemals gesehen hat, erhält mit diesem Doppelpack einen zwar nicht vollständigen, aber dennoch repräsentativen wie lohnenden Streifzug durch die bisherige Karriere der vier Nordlichter. Komplett wird das Ganze allerdings erst nach einem Konzertbesuch, der die wahren Qualitäten noch besser zum Ausdruck bringt und nicht nur von Stig Pedersen, dem extrovertierten Bassisten, geprägt ist!
Rockslave   

Punkte:
keine Wertung
PIKE’S EDGE – Nameless
Dark Daze Music
Den Lebenslauf des Sängers und Gitarristen Mujkic Fikret liest sich nicht gerade wie eine Gutenachtgeschichte. Wenn das alles stimmt, wovon ich jetzt einfach mal ausgehe, dann hat der gute Mann verdammt viel durchgemacht – was man, das kann man wirklich so sagen, in seiner Musik spürt. Sie ist bodenständig, wütend, aggressiv, melancholisch, beinahe verzweifelt, sich aufrappelnd und weiter den Weg des Lebens gehend… Rockmusik mit einer Street-Credibility, die berührt und bewegt. Die Musik kann als eine Mischung aus Heavy Rock und Heavy Metal bezeichnet werden, einfach gröber und dreckiger (man könnte jetzt vielleicht Corrosion Of Conformity oder Crowbar als Vergleich hinzuziehen), die Stimme von Mujkic ist rauh, eindringlich und dennoch nicht frei von Sentimentalität. Was halt einfach ein bisschen der Schwachpunkt von „Nameless“ ist: Der Sound bewegt sich innerhalb eines relativ eng gesteckten Rahmens, in welchem sie sich zwar bewegen, strecken und dehnen kann, aber dennoch leider immer noch in diesem Rahmen bleibt. Sich stark ähnelnde Tonlagen sind das Grundgerüst der meisten Songs, richtig auftrumpfen können Pike’s Edge aber bei der Ballade „Let Me Go“ oder dem auf bosnisch gehaltenen Song „Lazem Sam Sebe“ und „Moj Dilbere“ – hier wird am Rahmen gerüttelt und gesägt! Ich bin mir sicher, dass, sollte es eine weitere Scheibe geben, der Rahmen endgültig gesprengt wird. Bis dahin geniessen wir noch ein mit Emotionen angefülltes Werk der stärkeren Rockmusik…
Toby S.     

Punkte: 8.5 von 10
A SICKNESS UNTO DEATH – Despair
Source Of Deluge
Ausnahmsweise kann ich dem beigelegten Info-Blättchen sogar grösstenteils zustimmen: A Sickness Unto Death spielen definitiv eine Mischung aus Doom und Gothic Metal, und gewisse Parallelen zu Paradise Lost und Katatonia sind auch nicht von der Hand zu weisen. Aber Amorphis? Dafür sind die Deutschen zu wenig hymnisch. Type O Negative? Zu wenig schwer oder deprimierend. Diese Zerpflückung könnte noch weitergehen, aber das sollte genügen. Nun, was A Sickness Unto Death zelebrieren, kommt in einer modernen Version nahe an die Ursprünge des Gothic Metal heran, ziehen aber noch mehr Doom hinzu und bereiten alles viel moderner auf, was sich unter anderem in den musikalischen Bögen und auch der Auswahl der verschiedenen Gesangsstile bemerkbar macht. Technisch gesehen kann man auf „Despair“ nicht wirklich was bemängeln, die beiden Herren machen praktisch alles richtig und haben ein wirklich schniekes Debut abgeliefert. Melancholisch, aber nicht niederschmetternd, groovig, aber nicht nur drauflos stürmend – man könnte sagen: Mit „Despair“ wurde eine Mischung erschaffen, die es in dieser Form nicht allzu häufig geben dürfte – alle Vergleiche hinken in verschiedenen Punkten hinterher. Hier gilt: Ohren auf beim Düstermucke-Kauf!
Toby S.    

Punkte: 8.5 von 10
SAFFIRE – From Ashes To Fire
Inner Wound Recordings
Göteborg mal anders: Saffire hat sich ganz dem melodiösen Hard Rock der 70er und 80er Jahre verschrieben. Neben Einflüssen wie Black Sabbath, Van Halen, Whitesnake und Dio lässt sich ein deutlich metallischer Unterton mit einer Spur Progessive heraushören, was dem Songwriting diese Ecken und Kanten gibt, die ein richtig tolles Album ausmachen. Die Band hat seit ihrer Gründung 2006 bereits drei Demos rausgegeben und hat nun endlich ihr erstes Full-Length Album herausgebracht. Das Debüt hat es in sich, ganze 13 Songs reihen sich auf diesem Silberling zusammen und bieten über eine Stunde Rock vom Feinsten. Nicht schlecht für ein Debüt! Klasse Songwriting, wunderbare Gitarrensoli, immer wieder ändernde Rhythmen und Stimmungen und vor allem die grossartige Stimme von Tobias Jansson. Highlights sind der Opener “Magnolia“ mit sehr eingängigem Refrain, das etwas temporeichere “A Symphony Unheard“, und der leichte düsterere Track “The Betrayer’s Fate“. Aber auch das melodiöse “The Redemption“ sorgt für Abwechslung. Die meisten Tracks sind im Midtempo-Bereich angesiedelt, mit einigen wenigen Ausnahmen, wie zum Beispiel den beiden etwas langsameren Songs “What If“ und “She Remains a Mystery“. Fazit: “From Ashes To Fire“ ist ein wirklich grossartiges Debüt, das jeden Fan des guten alten 70er und 80er Jahre Hard Rock begeistern dürfte!
Patricia H.    

Punkte: 8.5 von 10
TROPHALLAXY – Resilence
Brennus Music
Die Symphonic/Power-Metaller von Trophallaxy haben mit "Resilence" ihr Zweitlingswerk am Start. Was die Dame und die Herren da abliefern, hat wahrlich Respekt verdient. Tolle Melodien und virtuose, ein- und zweistimmige Soli mit Gitarre und Keyboard, sind gleich haufenweise vorhanden. Neben den sehr melodiösen und symphonischen Parts, werden aber auch immer wieder harte Passagen mit Growls und tollen Gitarrenriffs eingestreut, die Erinnerungen an Epica wecken. Die Kompositionen sind variantenreich und durchdacht. Für weitere Höhepunkte sorgt das gelegentlich hervortretende Cello. Im instrumentalen Zischenteil von 'Scar Me To Death' wird es wunderschön in Szene gesetzt. Das Cello tritt in einen Dialog mit der Gitarre, indem Motive voneinander übernommen und weitergesponnen werden. Einziger kleiner Kritikpunkt auf dem Album ist der weibliche Gesang, dem etwas der Druck fehlt. Etwas weniger Luft auf der Stimme wäre wünschenswert, da diese ansonsten einen schönen Klang hat. Dennoch ist 'Resilence' eines der besten Werke, welches ich bisher von einer Schweizer Symphonic/Power Metal Band gehört habe.
Patricia L.    

Punkte: 8.5 von 10
VINDICTIV - Cage Of Infinity
Escape Music/Non Stop Music
Die Schweden legen auf ihrem dritten Longplayer gleich mit einem vollen Doublebass-Brett los. Knallharte Gitarren, hämmernde Drums und eine geile Metal-Stimme prägen das Album der Band um Sänger Marco Sandron von Anfang an. Und so geht’s dann gleich weiter mit dem nicht weniger krachenden Titeltrack "Cage Of Infinity". Mir scheint als habe Mastermind und Gitarrist Stefan Lindholm, der in seinen Soli gerne mal wie Malmsteen klingt, den Prog-Anteil in den neuen Songs etwas zurückgeschraubt und vermehrt auf etwas mehr Riffing gesetzt. Und das steht dem Album gut. Hören kann man das zum Beispiel beim Midtempo-Song "Astronaut", der auch einen tollen Refrain hat. Die meisten Tracks sind aber im Doublebass-Sektor angesiedelt und somit auch im Up Tempo-Bereich, ohne dass dabei aber das Wichtigste verloren ginge: die Gesangsmelodien. Ich denke, darauf hat Lindholm geachtet und so bleiben die Songs trotz Tempo melodiös und kompakt. Meiner Meinung nach haben sich Vindictiv mit dem neuen Album "Cage Of Infinity" in eine gute Richtung weiter entwickelt und punkten hier gross mit ihrem anspruchsvollen Power Metal. Klasse Rundling.
Crazy Beat   

Punkte: 8.4 von 10
F.K.Ü. - 4: Rise Of The Mosh Mongers
Napalm Records/Universal
Hungrig sabbern sie einem entgegen, die Zombies auf dem Cover von „4: Rise Of The Mosh Mongers“. Oder besser gesagt die Mitglieder von F.K.Ü., welche die seelenlose Gehirnfress-Horde anführen. Ja, vor F.K.Ü. muss man sich in Acht nehmen, denn wird man von denen einmal gebissen, ob live oder ab Konserve, dann ist man infiziert. Infiziert mit dem Mosh-Virus, übertragen durch aufgekratzte Riffs und irrwitzige Vocals irgendwo zwischen Thrash und Speed Metal, irgendwo zwischen Overkill, Agent Steel und Nuclear Assault. Seit 1999 schnappt das Quartett dabei schon zu, jedoch nur mit mässigem Erfolg. Ob sich das mit dem Signing von Napal Records endlich ändern wird? Die Bazillen jedenfalls stimmen auch auf dem vierten Album: 12 Nummern, das hollywood-reife Intro und die vier halbminütigen „The Überslasher“-Zwischenriffer abgezogen, finden sich auf „Rise Of The Mosh Mongers“, allesamt in Höllentempo runtergezockt, allesamt zwischen zwei und vier Minuten kurz, allesamt bestes Mosh-Material und somit Assoziationen an die Party Thrasher von Municipal Waste weckend. Während Letztere aber eher Richtung Punk schielen, metzeln F.K.Ü. in traditionelleren Gefilden. Das liegt in erster Linie an Larry Lethal. Der Fronter nämlich singt, keift und schreit in übergeschnapptester Bobby „Blitz“ Ellsworth-Manier und immer eingängigen Melodien von Entziehungskuren für Kannibalen („Cannibal Detox“), chancenlosen Überlebenskämpfen (im rasenden „Esox Lucius“) oder von Geistern heimgesuchten Massenmordhäusern („112 Ocean Avenue“). Über die Halbwärtszeit solchen Riffgemetzels mag sich streiten lassen, besser gelaunt als mit „Rise Of The Mosh Mongers“ kann man sich seinen Nacken jedenfalls nicht kaputtbangen.
Kissi    

Punkte: 8.4 von 10
HACRIDE - Back To Where You've Never Been
Indie Recordings/Irascible
Hacride aus Frankreich können wirklich als die Überraschung des Monats bezeichnet werden! Wir kennen französische Bands wie Dagoba oder Goijra, Hacride kennt man weniger. Ihr letztes Werk "Lazarus" hatte schon überschwängliche Kritiken eingeheimst. Was an ihrem Sound sofort auffällt ist die Komplexität im Songwriting, die anscheinend locker aus dem Ärmel geschüttelt wird und einem fast magisch anzieht. Als Referenz könnte man gut Tool nennen, aber Hacride wollen ihrem Sound einen eigenen Stempel aufdrücken und so sind die Tracks eine ganz eigene Note. Das Rezept von Hacride sind lockere Passagen im Wechsel mit brutalen, aggressiven Wutausbrüchen, kombiniert mit einem gutem Sänger. Auf der Scheibe findet sich kein Gefrickel, sondern sehr gut nachvollziehbarer Sound für Fans von nicht allzu hartem Prog. Mir gefällt das alles ganz gut, ich werde die Band im Auge behalten.
Daniel J.    

Punkte: 8.3 von 10
THE MUGGS - Full Tilt Live At The Cadieux Café
Bellyache Records
Das bekannteste und dennoch von den hiesigen Medien kaum beachtete Bluesrock-Trio aus Detroit, das sich wenig schmeichelhaft als „the ugliest band in the world“ bezeichnet, bietet nach den ersten drei Studiowerken „The Muggs“, „On With The Show“ und „Born Ugly“ eine erste Live-Nachlese. Auf zwei aluminiumbeschichteten Polycarbonat- bzw. vier Polyvinylchlorid – Seiten kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie dieses räudige Powertrio energischen Bluesrock interpretiert. CD Nummer eins offenbart nach den ersten zehn, fünfzehn Minuten eindrücklich, wie sich die Band von Song zu Song steigert. Von seelenloser Routine keine Spur, stattdessen spielen sich die drei in einen wahren Rausch, was das dankbare Publikum auch mit frenetischem Applaus und begeisterten Zwischenrufen honoriert. Dass Sänger/Gitarrist Danny Methric gesanglich hin und wieder geringfügig neben der Spur liegt, spielt überhaupt keine Rolle. Dies ist ein Album, welches das Attribut „Live“ absolut verdient, da wurde nichts korrigiert oder gar glatt gebügelt, und gerade dies macht den Charme solch authentischer Veröffentlichungen aus. The Muggs leben in erster Linie von breitwandigen Riffs und entrückten Soloeskapaden aus Methric’s magischen Händen, kompetent getragen von einer beachtenswert soliden Rhythmusfraktion in der Person von Drummer Todd Glass und Basser Tony DeNardo. Zu Letzterem noch eine letzte, kurze Bemerkung: Nach einem fast tödlich endenden Schlaganfall blieb Tony DeNardo‘s rechter Arm im Jahr 2001 gelähmt. Anstatt nach einem geeigneten Ersatz zu suchen, arbeitete die erst gerade gegründete Band geduldig und intensiv während der zwei Jahre dauernden Rehabilitationstherapie mit dem Unglücksvogel, bis er sich die Fähigkeit angeeignet hat, sein Bassläufe mit der linken Hand auf einem alten Fender Rhodes Mark I Piano zu spielen. Das jetzt veröffentlichte Live-Dokument legt beeindruckend Zeugnis davon ab, dass sich alle Beteiligten vollkommen richtig entschieden haben. Chapeau meine Herren! Wer etwas mit Rory Gallagher (den sie auch ausgiebig covern), Johnny Lang, Mountain, Ten Years After etc. in einer etwas lauteren, entfesselteren Fassung anfangen kann, dem empfehle ich wärmstens, sich „Full Tilt“ anzuschaffen!
Mirko B.   

Punkte: 8.3 von 10
ENTRAILS - Raging Death
Metal Blade/Sony Music
Beim ersten Blick aufs Logo könnte man glatt denken, dass Entrails eine Entombed-Coverband sind, sieht doch der Schriftzug zum verwechseln ähnlich aus. Doch obwohl auch der Sound der Schweden mehr als vergleichbar ist, würde man ihnen nicht gerecht, wenn man sie als blosse Doppelgänger abschreiben würde. Entrails wurden nämlich schon 1990 gegründet, also gerade mal ein Jahr nach den berühmten Kollegen, und haben sich auch schon um den Schwedentod verdient gemacht, trotz einer längeren Schaffenspause zwischen 1998 und 2008. "Rating Death" ist der dritte Longplayer seit der Reunion und er unterscheidet sich stilistisch weder grossartig von den letzten zwei Alben noch von dem Material der neunziger: Old School as fuck ist das hier. Vielseitig bleibt man trotzdem, es wird nicht stumpf vor sich hin gebrettert, sondern man groovt und rockt und rollt im Wechsel zu grossartigen Blast-Passagen. Das Ganze hat einen geilen rotzigen Touch und macht echt Spass. Sicher nichts neues, aber das muss ja auch nicht immer sein. Allen Old School-Schwedentod-Liebhabern (und vor allem allen Entombed-Fans) sei diese Scheibe wärmstens ans Herz gelegt.
Lucie W.   

Punkte: 8.3 von 10
SMALL JACKETS – IV
Transubstans Records
Schon den richtigen Sound für den zugegeben noch auf sich warten lassenden Sommer gefunden? Nein? Keine Sorge, die Small Jackets schaffen Abhilfe. Immerhin sind die Jungs Italiener! Wobei, nach allen erdenklichen Herkunftsländern klingt ihr von den 70ern getränkter Hard Rock, nur nicht nach Italien. So startet man mit dem libidinösen Kracher „Ball 'N Chain“ erst einmal in Boston und erweist Aerosmith die Ehre, bevor es mit dem Pub-Bastard „Black Beauty“ gleich down under zu Ac/Dc und Airbourne geht, nur um dann mit dem rassanten „Trouble Blues“ und seinem Bluegrass-Interemezzo wieder in die Südstaaten zu hechten. Ganz skandinavisch, und zwar im Sinne der Hellacopters oder Imperial State Electric schwenkt man danach boogie-woogie-mässig zu „What We Feel“ seinen Allerwertesten, bekommt Lust auf ein Guiness beim Thin Lizzy cool Hallo sagenden „Wanderlust“ oder setzt sich mit „Hellraiser“ im Wüstenstaat Kalifornien die Sonnenbrille auf. Dann noch kurz hoch in den zwischend Groove und Kitsch schwankenden Norden der USA, um mit dem funkigen „Mama said“ Grand Funk Railroad zu besuchen und dann mit dem finalen „The Wall of Stone“ wieder nach Schweden und fertig ist der riffgewordene Sommer-Trip, tadellos gezockt und arrangiert, so dass man zwar nichts neues sieht bzw. hört auf dieser Reise, dennoch aber Spass hat dabei. „IV“ ist kein Meilenstein, kein Abenteuertourismus, dafür ein Album, dass zum Mit-offenem-Fenster-durch-die-Gegend-Fahren genauso taugt wie als Soundtrack für die nächste Gartenparty. Mit den Small Jackets im Player kann der Sommer endlich kommen.
Kissi   

Punkte: 8.3 von 10
DAYS WE ARE EVEN - Himalaya
Sonic Revolution
Days We Are Even sind ein Trio aus Zürich. Himalaya ist der Begriff, um den sich die ganze Scheibe dreht. Satte drei Jahre hat man im Keller verbracht, um an den Songs zu feilen und ihnen den letzten Feinschliff zu geben. Das Resultat weiss zu gefallen, die Tracks sind angenehm melodisch ausgefallen und haben eine Prise Prong drinnen. Die Produktion ist sehr glatt, so bleibt zu vermuten, dass man das Radio anstrebt. Das könnte auch klappen, denn auch bei mir, einem doch sehr kritischem Zeitgenossen, ist nach dem zweitem Durchlauf der eine oder andere Song hängen geblieben, was immer ein gutes Zeichen ist. Das Cover ist gelungen, die Produktion ist auch nicht von schlechten Eltern und die 12 Songs gefallen. Klingt doch gut, oder? Die Zeit wird zeigen, ob die Zürcher mit Himalaya einen Hit geschaffen haben, oder ob sie wie viele ihrer Kollegen in der Anonymität des Musikuniversums umher schweben.
Daniel J.   

Punkte: 8.3 von 10
SIDIOUS - Ascension To The Throne Ov Self (EP)
Kaotoxin Records
Wer hätte gedacht, dass sich hinter dem Kindergarten-Corpse-Paint-böse-gucken-Bandfoto und dem unleserlichen Gebüschschriftzug eine englische Truppe verbirgt, die mit der vorliegenden Debut-EP (vier Songs, knappe 18 Minuten) das Potential zeigt, in Zukunft einige Platzhirsche von der Futterweide verdrängen zu können. Angeschwärzter Death Metal mit symphonischen Passagen, toller Saitenarbeit, forderndem Drumming, alchemistischer Grundstimmung, modernen Anleihen und einer charakterstarken Stimme tönte nicht mehr so gut seit Dimmu Borgir Klassik und Mainstream-Entertainment für sich entdeckt haben. Die aus den Überresten von Eye Of Solitude und Seed Of Detest entstandene, in London ansässige Gruppe gibt sich mit "Ascension To The Throne Ov Self" keine Blösse, sondern überzeugt auf ganzer Linie mit Eigenständigkeit, gutem Songwriting, einer amtlichen Produktion von Russ Russell und dem instinktgetriebenen Gefühl, beim Hören dieser EP Zeuge von etwas Besonderem zu sein. Wer ein Faible für edel rausgeputzte Bands wie Dimmu Borgir, Dark Fortress oder Behemoth hat, sollte unbedingt mal ein Ohr riskieren.
Hardy   

Punkte:
keine Wertung
ORCHID - The Mouths Of Madness
Nuclear Blast/Warner
Nach dem durchschlagenden Erfolg ihres Debüts “Capricorn” lastete auf dem kalifornischen Quartett ein enormer Druck, denn zu selten gelingt es einer Band, einem hervorragenden Erstlingswerk etwas Ebenbürtiges nachfolgen zu lassen. Jeder von uns kennt sicher mehrere Beispiele, die diese These stützen. Und was machen Orchid? Anstatt auf die sichere Karte zu setzen und einfach „Capricorn Pt. II“ aufzunehmen, zeigen sie sich auf „The Mouths Of Madness“ deutlich abwechslungsreicher und experimentierfreudiger, mit leicht veränderter Instrumentierung, sprich weit weniger Keyboards und dafür gelegentlich mit Mundharmonika in „Marching Dogs Of War“ oder jazzigem Piano in „Mountains Of Steel“. Dieser Song erinnert übrigens gerade deswegen frappierend an Black Sabbath’s „Sabbra Cadabra“. Aus ihrer Vorliebe für die Überväter aus Birmingham haben die Jungs von Orchid ja sowieso nie einen Hehl gemacht, was sie in den Augen zahlreicher Kritiker zu einer blossen Kopie ohne eigene Identität verkümmern lässt; und ich muss auch zugeben, dass ich in fast jedem Song Elemente entdeckt habe, die ich treffsicher einem Sabbath – Original hätte zuordnen können. Der Anfang von „Leaving It All Behind“ beispielsweise erinnert stark an „After Forever“, und der Schluss des Songs ist offensichtlich vom Outro von „Dirty Women“ inspiriert. Diese Band aber deswegen gleich des Abkupferns zu bezichtigen, erscheint mir trotzdem nicht gerechtfertigt. Sie greifen lediglich alte, zuweilen schon totgeglaubte musikalische Themen wieder auf, und erschaffen daraus etwas Neues, das mit seiner Frische und Dynamik sehr viele Musikfans begeistert. Um die eingangs gemachte Feststellung wieder aufzugreifen, würde ich sagen, dass Orchid ein würdiger Nachfolger ihres Erstlings gelungen ist, der alte Fans begeistern und neue Fans gewinnen wird. „The Mouths Of Madness“ ist nicht zwingend das Album des Monats, aber ganz sicher ein weiteres Referenzwerk in Sachen Traditional Doom, das – wie einige andere Alben neueren Datums auch – den Spirit der frühen Siebziger authentisch und glaubhaft wiedergibt. Gut gemacht!
Mirko B.    

Punkte: 8.1 von 10

2. Meinung:
Ja, Orchid klingen wie Black Sabbath. Auch auf „The Mouth Of Madness“, dem Zweitling der Retro Rocker aus San Francisco. Die Riffs, die Rhythmen, die Melodien, die Texte und Songstrukturen – dreister kann man bei Ozzy, Iommi und Co. nicht abkupfern. Doch das war schon bei der ersten EP „Through The Devil's Doorway“ so und hat sich seit deren Erscheinen 2009 nicht geändert. Etwas weniger Moog-Klänge, dafür eine Mundharmonika am Ende des gnadenlos vorrückenden „Marching Dogs of War“ und ein arschcool jazzendes Piano bei „Mountains of Steel“ sind die grössten Neuerungen. Die relevante Frage aber ist: Vermögen es Orchid immer noch, Songs zu schreiben, die neben dem Material der ersten Sabbath-Jahre bestehen können, wie sie es mit „Capricorn“ zweifellos getan haben? Die knappe Antwort: ja! Ob vergleichsweise straighte Nummern wie das diabolisch wirbelnde Titelstück am Anfang und die von der gleichnamigen EP bekannte Proto-Metal-Breitseite „Wizard Of War“ oder ausschweifende Fuzz-Orgien wie das trotz Schellenkranz teuflische „Silent War“, das beinahe friedliche, in die Abendsonne fliegende „Leaving it all behind“ oder das wabernde „Loving Hand of God“, allesamt hat man sie alsbald im Ohr, kann die von Theo Mindell debil genölten Refrains mitsingen und die Kicks und Rhythmisierungen von Carter Kennedy in der Luft mittrommeln, so wie man es bei Ozzy und Bill Ward tut. „The Mouths Of Madness“ ist die konsequente Weiterführung von „Capricorn“, etwas abwechslungsreicher, etwas ausgeklügelter, etwas besser, und wer sich vor zwei Jahren schon daran störte, der kann auch jetzt wieder lamentieren über fehlende Eigenständigkeit und Innovationslosigkeit. Es wäre lächerlich, brandneues Material wie dieses hier in Sachen Zeitlosigkeit und Kult-Charakter mit Klassikern wie „Paranoid“ vergleichen zu wollen. Wer aber noch heute immer mal wieder behutsam „Masters Of Reality“ oder „Volume 4“ aus ihrer Hülle nimmt und auflegt, der muss Orchid einfach dafür lieben, was sie tun.
Kissi    

Punkte: 9.0 von 10
KYLESA – Ultraviolet
Season Of Mist/Irascible
Man kennt es von verdrogten Techno-Raves oder aus den nicht minder verdrogten 70er-Jahren: das Schwarzlicht. Knippst man das ultraviolette Licht, wie es eigentlich heisst, an, so tun sich neue Welten auf, plötzlich leuchten weisse Flächen psychedelisch durchs Dunkel. So macht er schon Sinn, „Ultraviolet“, der Titel des neusten und somit sechsten Langspiel-Trips der US-Post- und Prog-Metaller von Kylesa. Schon seit über 10 Jahren lässt die Truppe einen in unbekannte Riffwelten eintauchen. Wobei, um ehrlich zu sein, so unbekannt sind die Soundlandschaften mittlerweile auch nicht mehr. Nicht nur, dass Kylesa ihren Sound spätestens seit „Time Will Fuse Its Worth“ von 2006 gefunden haben und man sich an das Hin und Her zwischen dem shoutenden Mainman Phillip Cope und der flötenden Laura Pleasent genauso gewöhnt hat wie an die beiden im Stereo-Sound abgemixten Drummer. Auch die Mischung aus brachialen Sludge/Stoner-Riffs („Grounded“, „Quicksand“) abgedrehten Space-Rock-Effekten und schwebenden Ambient-Klängen („Low Tide“, „Drifting“), gewürzt mit dem einen oder anderen Schuss Hardcore-Punk („We're Taking this“ & „Vultures Landing“), ist spätestens seit dem Erfolg von Kumpanen wie Baroness oder Mastodon in den Gehörgängen angekommen. Und trotzdem: Kylesa könnens doch am Besten. So verschroben und vertrackt die Nummern beim ersten Hören wirken, genauso schnell ist man gefangen in diesem hypnotisch debilen Sog, der wohl nicht zuletzt davon herrührt, dass Kylesa es neben dem Schreiben eingängiger Melodien auch verstehen, ihre Songs in einer verdaulichen Kürze zu Ende zu riffen. Kylesa öffnen auf „Ultraviolet“ keine neuen Welten, sie entrümpeln die schon bekannte auf angenehme Weise.
Kissi    

Punkte: 8.2 von 10
GIUNTINI - Project IV
Escape Music/Non Stop Music
Das gibt’s ja nicht, endlich mal wieder ein Lebenszeichen vom ehemaligen Toni Iommi Gefährten Tony Martin. Und ja, er kann noch singen. Der italienische Guitar Wizard Aldo Giuntini hat den Barden für sein neues Album Project IV verpflichtet. Und ich denke, dass Toni die Songs gefallen haben, deren musikalische Einflüsse bei Black Sabbath zur Tony Martin-Ära, Rainbow und Dios Holy Diver zu finden sind. Das hört man schon beim flotten Opener "Perfect Sorrow". Ganz deutlich hört man die Sabbath-Einflüsse auch beim schwerfälligen "Born In The Underworld", das glatt auf dem Headless Cross-Album sein könnte. "Shadow Of The Stone" klingt sogar etwas nach den guten alten Whitesnake. Und so geht’s durch das ganze Project IV hindurch. Überall hört man Bekanntes in den einzelnen Tracks. Das macht aber nichts, denn das kommt wohl eben von Tony Martins Gesang, der wirklich sehr gut ist. So wird man an unsere alten Helden erinnert und hat durch Tony und seine klasse Gesangsmelodien viel Spass an diesem Rundling. So sind alle 13 Tracks tolle Hardrock-Nummern, klasse gespielt von den Italienischen Musikern, die vor allem auch bei den Instrumental-Nummern "The Rise And Fall Of Barry Lyndon" und "Last Station: Nightmare" glänzen. Endlich mal wieder Musik, die einfach Klasse hat und die man als Hardrocker gerne hört.
Crazy Beat    

Punkte: 8.1 von 10
THE POODLES - Tour De Force
Frontiers Records/Musikvertrieb
Es gibt wohl kaum jemanden, der sich nicht an den grossartigen ersten Hit "Metal Will Stand Tall" erinnert, mit dem die Schweden im Jahre 2006 Europa eroberten. Seither blieben sie ihrer musikalischen Linie treu und bringen mit "Tour De Force" das mittlerweile fünfte Studioalbum heraus. So wie seine Vorgänger ist es natürlich vollgepackt mit grossartigen Songs, allesamt sehr rockig und ein Gefühl von purer Lebensfreude vermittelnd! Ob "Shut Up", "Kings And Fools" oder "Happily Ever After" - melodiöser Rock voller Power wird hier ganz gross geschrieben! Einerseits klingen die Poodles nach wie vor so, wie man es von ihnen kennt, andererseits lassen sie aber auch auf geschickte Weise neue musikalische Elemente einfliessen, und das in so passenden Portionen, dass man sich nicht daran verschluckt. Grosser Erfolg scheint dieser tollen Band einfach vergönnt zu sein, denn dank ihres Talents wird die schwedische Eishockey-Nationalmannschaft an der diesjährigen WM zu einem Song der Poodles ins Stadion einmarschieren. Ein herrliche Bestätigung für eine Band, die für ihre Musik stets 100% gibt!
Maiya R.B.    

Punkte: 8.0 von 10
MAYFAIR - Behind (Re-Release)
Pure Prog Records/Non Stop Music
Das bereits 1993 veröffentlichte Debüt der Österreicher Proggies Mayfair wird nun als 2 CD-Pack re-released. CD1 enthält das reguläre Werk, CD2 das Demo "Find My Screams Behind This Gate" sowie acht weitere unveröffentlichte Bonustracks. Da bekommt mal also was für sein Geld! Was die Österreicher Mario, Rene, Hannes und Jolly hier abdrücken ist echt nicht leicht zu beschreiben oder irgendwo einzuordnen, musikalisch jedenfalls nicht. Manchmal höre ich ein wenig Psychotic Waltz, oder sogar King Diamond raus, aber das beschreibt nicht annähernd die Musik von Mayfair. Vielleicht kann man das exzentrischen Prog nennen, ich kenne jedenfalls keine andere Band, die so klingt. Sehr beeindruckt bin ich vom Können des Drummers Jolly, der hier wirklich eine starke Leistung zeigt. Ich möchte hier gar nicht gross auf die einzelnen Songs eingehen, da es echt nicht möglich ist, sie so zu beschreiben, dass es den einzelnen Tracks gerecht werden würde. Nur schon die schräge Stimme von Mario macht dies fast unmöglich. Ich finde "Behind" aber ein durchaus interessantes "Prog" Werk, das ihr euch um es verstehen zu können, einfach selbst anhören müsst. Proggies die eine Herausforderung suchen, sollten "Behind" unbedingt antesten.
Crazy Beat
  
Punkte: keine Wertung
KRUGER - 333 (EP)
Pelagic Records
Nach einem knappen Jahr Sendepause, das mit (O-Ton) Aufzucht der Kinder, Geldverdienen, neuer Musik komponieren und der Suche nach einem verlässlichen zweiten Gitarristen verbracht wurde, gibt es mit "333" ein aktuelles und sehr schmuckes Lebenszeichen von Kruger. Die 10"-Vinyl-EP enthält zwar nur die zwei neuen Songs "The Wild Brunch" (zu dem auch ein Video gedreht wurde) und "Herbivores", aber klischeedienlich bieten Kruger damit schweizerische Qualität anstatt neumodische Quantität. Denn wie gehabt liefern die Westschweizer ihre pumpende, energisch-fette Wall of Sound ab und peppen diese Ursuppe mit Reno's unterschwelligem, fies-melancholischen Gesang und Raph's furiosem Schlagzeugspiel auf. Wer Kruger liebt wird "333" kaufen!
Hardy   

Punkte:
keine Wertung
PTSD – A Sense Of Decay
My Kingdom Music
Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) – wie klingt eine Band aus Italien, die sich sowas als Bandnamen aussucht? Nach dem ersten Hördurchlauf musste ich das Album erst mal sacken lassen. Nicht alles was herausfordernd ist, muss auch gut sein. Nicht alles was anstrengend ist, muss auch zwingend anspruchsvoll sein. Und nicht alles, wo Weltschlagzeuger Marco Minnemann seine Hand im Spiel hat, muss mir gefallen. Aber gehen wir mal in die Tiefe des Albums. Das Artwork des Covers zeigt einen Schmetterling, der auf der einen Seite in wunderschöner orangener Farbe glänzt und auf der anderen Seite in Staub und Asche zerfällt – passend zum Albumtitel: A Sense of Decay – das Gefühl des Zerfalls. Collins Marks hat den Titel perfekt visualisiert. Musikalisch bewegen sich PTSD auf atmosphärisch traumatisch progressiven Gefilden und beweisen mit dem Song „Solar Matter Loss“, dass es auch anders geht. Ich würde es (zusammen mit „Heavy on my heart“ ) als die „Ballade“ des Albums beschreiben. Grundsätzlich: ein Album, das nicht sofort ankommt und ich nehme mir die Freiheit heraus, die Beurteilung dieser Scheibe dem Musikliebhaber selbst zu überlassen. Anspiel Tip: „A Reason To Die“ und „Heavy On My Heart“.
Liane P.
    
Punkte: 8.0 von 10
DEVILLE – Hydra
Small Stone Records
„Deville“ ist eine jener Bands, die viel besser ohne den Vokal-Part wären. Die Riffs sind mitreissend, die Rhythmen überzeugen, der Bass hält alles wunderbar zusammen und das Schlagzeug bringt einen wirklich guten Rhythmus durch. Deville bietet solide Headnodder-Qualitäten, der Stil erinnert dabei an eine Stoner-Variante des Hard- und Metalcores, driftet dabei immer wieder in Post-Metal und Progressive ab. Die Riffs und Solos sind dabei ausgeglichen und auch die Kreativität kommt gut zur Geltung. Das Album „Hydra“ folgt keiner geraden Linie, sondern experimentiert mit der Geschwindigkeit, der Intensität, den Verzerrungen und verwendet auch mal dissonante Parts, Kontra-Beats und zeigt das grosse Können der Künstler und eine super Produktionsqualität. Inhaltlich bewegt sich „Deville“ auf einem angenehmen Dropped C Tuning -mittlerweile der Standard für jede Form von alternativen Metal - viel Wah-Wah und nicht allzu komplizierte Tonleitern. Doch der Sänger und seine Stimme passen einfach nicht dazu. Schnell wird ein Song allein dadurch verkrüppelt, dass sich der unausgereifte Gesang prominent ins Lied einmischt. Dabei kommt der Sänger ein paar Mal nahe an die Grenze des Akzeptierbaren, verschwindet aber schnell wieder ins Belanglose. Fazit: Die Schweden von Deville bieten qualitativ hochwertigen Sound, Kreativität, Innovation und viel Musikgespür. Einziger und zugleich grösster Schwachpunkt ist der Gesang, doch die Jungs scheinen das zu wissen, denn schliesslich gibt es auch rein instrumentale Lieder wie mein Lieblingslied auf dem Album: „Battles Will Be Born“.
Michel A.   

Punkte: 8.0 von 10
NECROBLATION - Ablation of Death
Eigenvertrieb
Die christlichen (!) Death Grinder Necroblation aus Lausanne veröffentlichen mit "Ablation of Death" ihr Debut. Hervorzuheben ist, dass die Band innerhalb von nur zwei Jahren und 7 Konzerten ein 10 Track-Album auf die Beine stellen und live sogar noch drei Eigenkompositionen draufhauen konnte. Material haben die Jungs oder Jünger also sicherlich genug geschrieben in der kurzen Zeit, und das Gute daran ist, dass - bis auf die von mir nicht gehörten 3 Livetracks - kein einziger Song gegenüber den anderen abfällt. Eine solide Grundkonstanz ist bei den Romands also definitiv vorhanden. Die Songs wechseln schön von düster und langsam zu schnell und agressiv. Was auch absolut geil ist, ist das Artwork, das von einem gewissen Par Oloffson (hand-)gezeichnet wurde. Darauf zu sehen ist ein Dämonenschlund mit einer Lichtgestalt in der Mitte. Wenn man sich nun aber tiefer mit der Materie auseinandersetzt und zu der Musik die Lyrics liest, kommt man nicht darum herum anzunehmen, dass auch diese christliche Band nichts anderes tut als Propaganda zu verbreiten. Auch wenn dies im PR Text ausdrücklich dementiert wird. Im Song "Devil Slayer", der soundtechnisch einwandfrei ist, heisst es z.B "seven seven seven, christ devil slayer/ heaven heaven heaven, eternal land of peace". Sorry, da kann ich mir ein lachen nicht verkneifen. Ich bin definitiv für Religionsfreiheit und Jesus war ja auch ein guter Mann (er hatte einen Umhang an) aber das jede, wirklich JEDE, christliche Band auf Rattenfang gehen muss, leuchtet mir nicht ein. Nun ja, sei's drum, der Sound ist toll!
Steve Butcher
  
Punkte: 8.0 von 10
CRIMSON RAIN – Mankind Is Obselete
Eigenvertrieb
Diese neue Band im Schweizer Progressiv-Metal-Universum kommt aus dem Aargau. Sie wartet mit einer erstaunlichen Eigenständigkeit auf, kann mir aber nur bedingt gefallen. Woran das genau liegt, ist nicht einfach zu sagen. Denn Crimson Rain beherrschen ihre Instrumente und das Songwriting ist über alle Zweifel erhaben. Und wenn bei „Endgame“ zwischen bratenden Gitarren plötzlich Ambiente-Musik auftaucht, zeichnet sich auf dem Prog-Liebhaber-Herz definitiv ein Lächeln ab. Liegt das Missfallen also am Gesang, welcher immer wieder zwischen Sein und Nichtsein entscheidet? Vielleicht, denn Florian Siegrists Stimme wird oft auf lang ausgedehnte Phrasen eingesetzt. Dann müsste mir aber auch mein Favorit „Our Gleam Of Hope“ nicht gefallen. Denn bei diesem sich langsam steigernden Fiesling wird genau diese Art von Gesang in Reinkultur eingesetzt. Ebenso verhält es sich mit dem vertrackten „Raise Of The Indigent“, welches zwischendurch fast auseinander fällt. Womöglich ist es aber auch der Vibe, welcher eher in Richtung Modern-Metal geht, und so verhindert, dass ich in Begeisterungsstürme verfalle - natürlich im Bewusstsein, dass manches Gitarren-Riff traditionell und pflichtbewusst von Dream Theater beeinflusst wurde. „Heliocentric“ wirft zum Schluss die Hoffnung auf das „Leben nicht nur aus Existenz (Life is not just existence) besteht". Eines hat dieses Album bei mir immerhin ausgelöst: Nämlich die Frage, in wie weit sich objektive Qualität und subjektives Gefallen decken oder eben nicht ergänzen – und was die Gründe dafür sein können. Eine abschliessende Antwort ist zurzeit nicht in Sicht. Dafür ein Prog-Metal-Album, welches all den verrückten Liebhabern von komplizierten Liedern gefallen dürfte. Es sei denn…
Roger W.
  
Punkte: 8.0 von 10
ARSENIC - Pieces of a Decade
Eigenvertrieb
Als ich das Debut von Arsenic in das erste Mal in den Händen hielt und das Cover angeschaut habe, fiel mir sofort die Ähnlichkeit mit der uralten und vor allem urgeilen "Epidemic" von Pigskin auf. Dann drehe ich die CD-Hülle um und entdecke, dass die Scheibe im hauseigenem Pigskin Studio "Thunderfart" aufgenommen wurde und dass es sich bei Arsenic um ein Sideproject der beiden Pigskin Gitarristen Sean & Jeff handelt. Dass das Artwork von niemand geringerem als Pigskin-Urgestein Sigi entworfen wurde, stellte sich erst heraus, als ich das Booklet und das PR-Sheet herausholte, um diese Zeilen zu verfassen. So, lange Rede, kurzer Sinn: bekommt man hier einfach ein weiteres, vielleicht Back to se Roots-Pigskin-Album um die Ohren geknallt? Mitnichten, Arsenic haben ihren komplett eigenen Sound, der am besten mit Chuck Shuldiner meets Devil Driver beschrieben werden kann. Das Hauptaugenmerk liegt offensichtlich auf den Gitarren, wobei diese ausnahmslos zu überzeugen wissen. Unterstützt werden Arsenic durch den Sänger Roby, auf dem Album jedoch holte man sich Unterstützung von Killflex Sänger Darkmark und den Piper Spit Shouter Tom. Dies unterstreicht was Arsenic sind, zwei grandiose Gitarristen mit starkem Background. Geile Band. Geiler Sound.
Steve Butcher    

Punkte: 8.0 von 10
APOCALYPSE - Abandon Hope
Highroller Records/Musikvertrieb
Gar nicht einfach etwas über diese Band rauszufinden, das es tonnenweise Bands und Projekte gibt, die Apocalypse heissen oder hiessen. Man denke nur an die saugeile schweizer Band Apocalypse aus Genf. Hier aber handelt es sich um ein Re-Release einer Scheibe der englischen Band Apocalypse. Eingespielt von Nick Brent (Guitar, Vocals), Steve Grainger (Lead Guitar, Keyboards, Vocals), Marc Grainger (Drums) und Dave Robertson (Bass). Die beiden CDs sind prall gefüllt mit zusätzlichen Live-Aufnahmen, Demos und Alternativ-Versionen. Aber kommen wir nun zum Sound der Briten. Die zelebrieren hier typischen britischen Hardrock, der auch mal nach älteren Judas Priest klingt. Melodiöse Lieder mit gutem Gesang und tollen für diese Zeit typischen melodiösen Gitarren-Soli, wie das Maiden-lastige "Midnight Train". Der Sound klingt überraschend klar und druckvoll, auch gut erkennbar ist der für diese Zeit typische Hall-Effekt auf der Stimme. Dadurch klingt das Ganze natürlich sehr retro. Ich finde die einzelnen Tracks sind wirklich gelungen und gehören sicher zu den besseren Re-Releases aus der Zeit als der Heavy Metal noch jung war. Und ach, waren das geile Zeiten! Priest, Maiden, Saxon, alle noch jung und hungrig. Und so passen die damals auch noch jungen Apocalypse prima in den Kreis all dieser Bands und Abandon Hope immernoch ein zeitloses Heavy Metal-Album, das den Geist der damaligen Zeit grandios weiterführt.
Crazy Beat  

Punkte: 8.0 von 10
MORTAL FORM - The Reckoning
My Kingdom Music
Der holländischen Death/Thrash Formation Mortal Form gelingt es auf ihrer zweiten Veröffentlichung einen gekonnten Bogen zwischen klassischem Thrash und modernem Sound zu spannen. 9 Songs werden einem hier um die Ohren gehauen und jeder einzelne geht direkt ins Ohr. Durch die hochstehende Produktion und die knackigen Vocals, bei denen man jedes Wort versteht, ist die Scheibe durch und durch homogen und flacht an keiner Stelle ab. Gelegentliche Einschübe aus dem Power Metal-Bereich wirken weder deplatziert oder störend, sondern ergänzen die Soundwalze der Holländer prima. Wie bereits erwähnt versteht man praktisch jedes Wort, und so fällt auf, dass die Lyrics sich perfekt in das Thema und die Stimmung des Songs integrieren. Mit "The Reckoning" haben Mortal Form für ihren Zweitling alles richtig gemacht.
Steve Butcher  

Punkte: 8.0 von 10
HIEROPHANT - Great Mother: Holy Monster
Bridge9
Crustcore ist nicht das neuste Birchermüsli, sondern die Bezeichnung der Sparte, in der sich die Italiener von Hierophant einordnen. Ich habe so meine Mühe mit Genre-Bezeichnungen, aber wenn das den Fans hilft, sich im Metal-Dschungel zurechtzufinden, bitte sehr! Hierophant sind extrem düster. Underground vom Übelsten könnte man auch sagen. Aus Grindcore, Doom und einer Prise Black Metal ergibt sich eine Mischung, die es in sich hat. Meistens bewegt man sich im Hochgeschwindigkeitsrausch mit einem Vokalisten, der richtig derbe klingt und eure Nachbarn schnell mal zur Verzweiflung bringen wird. Man muss sich schon ein wenig vertraut sein mit Grindcore, um Hierophant zu mögen. Traditionalisten sind mit dieser Band sicher einem Herzinfarkt nahe, der Rest wird seine helle Freude an den Südländern haben.
Daniel J.  

Punkte: 8.0 von 10
CLITEATER - Cliteaten Back To Life
War Anthem Records
Schon seit 2001 porngrinden sich die Niederländer von Cliteater schon durch die Metalszene. Mit "Cliteaten Back To Life" legen die Gore-/Porngrinder ihr fünftes Studioalbum vor und erfüllen die in sie gesetzten Erwartungen damit voll und ganz. Die Death-Grind'n'Roll-Maschine rumpelt und rockt, das Gegrunze röhrt aus dem tiefsten Kellerloch, nur um sich mit unmenschlich fiesem Gekreische (wie kriegt der Mann nur dieses Geräusch hin??) abzuwechseln. Cover und Texte sind gewohnt geschmacklos - aber leider geil - und mit 18 Songs auf 41:57 Minuten Spielzeit muss man glücklicherweise keine kompositorischen und virtuos-verschwurbelten Monstersongs fürchten, sondern kann sich auf ein Mitten-in-die-Fresse-Erlebnis freuen. Cliteater sind teilweise richtig rockig-groovig und lassen einiges an Heavy Metal durchblitzen, lassen sich natürlich aber auch ihre Blasts nicht nehmen. Dennoch sind die "grindigsten" Elemente an ihrem Sound eigentlich die Einspieler zwischen den Songs und die Stimme von Joost Silvrants, die teilweise fast einen Kontrast zur Instrumentalfraktion bildet. Diese Scheibe macht einen Sauspass und gehört in die Sammlung jedes humorbegabten Metallers mit einer gewissen Grind-Affinität.
Lucie W.    

Punkte: 8.0 von 10
BLOODY SAILOR - Balls Up
Headstron Music
Die neugegründeten Bloody Sailor aus Lausanne liefern mit ihrem Debut "Balls Up" den Soundtrack für die heissen Sommertage. Straighter, unbekümmerter Rock, der manchmal erfrischen punkig daher kommt. Vor allem der Sänger rotzt die Texte in bester California Punk-Manier daher. Lyrische und vor allem musikalische Höchstleistungen sind hier definitiv nicht zu hören. Wer jedoch auf z.B NOFX steht, wird Bloody Sailor lieben.
Steve Butcher    

Punkte: 8.0 von 10
DETHRONE - Humanity
Eigenvertrieb
Erstaunlich, was für ein Tempo manche Bands vorlegen! Die Schweden Dethrone existieren erst seit 2011 und bringen mit "Humanity" ihr Debüt auf den Markt, dass viel reifer und eigenständiger klingt, als man es von so einer jungen Band erwarten würde. Gekonnt pendeln die 9 Songs zwischen Thrash und Melo-Death, und legen dabei den Schwerpunkt auf rasant nach vorne preschende Prügelei und nicht auf verkünstelte Gitarrenleads oder verschwurbelte Melodien. Richtig authentisch und roh kommt das rüber, die Jungs spielen ultra tight und haben mich nach den ersten zwei Sekunden schon überzeugt, dass sie es ernst meinen mit ihrer Musik. Erklärtes Ziel von Dethrone ist - sympathischerweise, wenn mir die subjektive Bemerkung erlaubt ist - Musik gegen den modernen und kommerzialisierten Metalcore zu kreieren und einfach nur nach vorne gerichteten, aggressiven Metal zu spielen. Da kann ich nur sagen: Mission erfüllt!
Lucie W.  

Punkte: 8.0 von 10
QUEENSRYCHE - Frequency Unknown
Cleopatra Records
Dies ist nun also die erste Scheibe von Geoff Tate's Version seiner ehemaligen Band Queensryche. Mit gemischten Gefühlen habe ich mir die Silberscheibe in meinen Player geschoben. Ist doch irgendwie blöd, dass ich nun 2 Lieblingsbands mit dem gleichen Namen habe, nachdem der Originalsänger nun auch mit einer Truppe unter diesem Namen auftritt. Einerseits prägt natürlich Geoff Tate`s Stimme die Band, andererseits sind auch der ganz spezielle Bass von Eddie und Scott`s Drumspiel prägende Merkmale von Queensryche. Na ja, dann Augen zu, Ohren auf und durch. Der Opener "Cold" kommt mit tiefer gestimmten Gitarren echt positiv rüber, übrigens mit Simon Wright an den Drums und Rudy Sarzo am Bass. Dazu noch ein guter Refrain, typisch Tate, und so startet das Album eigentlich gar nicht schlecht. "Dare" kommt da schon sperriger daher, härter und treibend, nicht gerade ein Highlight. Da klingt "Give It To Me" doch schon etwas nach QR, ist abwechslungsreicher und glänzt mit einem tollen Twin Solo und guter Stimme. "Slave" fährt wieder eine härtere Schiene, klingt aber etwas chaotisch und zündet irgendwie nicht, nur das Gitarrensolo von Chris Cannella ist stark.

Mit "In The Hands Of God" klingt’s dann wieder nach QR. Glänzend gespielt Ty Tabor`s Gitarrensolo. "Running Backwards" - hier lässt es Paul Bostaph an den Drums krachen und Ex-Priest-Gitarrero K.K. Downing zeigt, dass er das Solieren noch nicht verlernt hat. Auch die restliche Gitarrenarbeit ist klasse, guter, harter Song. Einer der besten Tracks mit Brad Gillis an der Gitarre ist das starke "Life Without You", der wahrscheinlich typischste QR Song, hier stimmt alles. Noch besser kommt’s mit "Everything". Wieder mit dabei sind hier Paul Bostaph und Ty Tabor. Klasse Gitarre, atmosphärischer Gesang mit viel Gefühl und starkem Refrain, bleibt schon beim ersten Mal hängen. Na also, geht doch! Auch das folgende "Fallen" gefällt ganz gut, sehr gefühlvoll gesungen und gut arrangiert. Hier rockt Dave Meniketti die Solo-Gitarre. Den regulären Abschluss macht die gefühlvolle Ballade "The Weight Of The World", klasse, wie schön Geoff hier singt. Später legt man einen härteren Gang ein und beendet einen starken Song mit einem krassen Solo von Chris Polland. So kann ich sagen, dass die zweite Hälfte des Albums definitiv stärker ausgefallen ist, mit klar besseren Songs.

Danach folgen unverständlicherweise vier Neueinspielungen von "I Don't Belive In Love", "Empire", "Jet City Woman" und "Silent Lucidity". Das wäre nicht nötig gewesen, denn dass diese Versionen nun wirklich nie den Spirit der Originale erreichen können, ist ja klar. Ansonsten kann ich noch sagen, dass diese Version von QR einen neuen Weg eingeschlagen hat und ich bin gespannt, was die zweite Version dann am 21. Juni zu bieten hat. Ich finde halt, man hätte sich entweder untereinander einigen sollen, oder beide Parteien hätten vielleicht unter einem jeweils anderen Bandnamen weitermachen sollen, denn so wirkt das Ganze für mich etwas quälend und ich bin hin und her gerissen. Ich hätte gerne wieder so was in der Richtung wie "American Soldier" gehabt. Na ja, schauen wir mal, wo das noch hinführt.
Crazy Beat   

Punkte: 7.9 von 10
NEW DEVICE - Here We Stand
Southworld Recordings
Mit "Here We Stand" veröffentlichen die Briten ihr zweites Album. Schon der gleichnamige erste Song gibt die musikalische Richtung an: Party-Rock mit Einflüssen von Bands wie Guns N' Roses oder Aerosmith. Es wurde zwar auch an eingängige und ballakdeske Schmankerl gedacht, wie "New York" und "Another Life" beweisen, der fetzige Gute Laune-Rock hat hier jedoch ganz klar den Vorrang. Insgesamt haben New Device eine CD erschaffen, die man problemlos durchlaufen lassen kann und dabei stets unterhalten wird. Wirkliche Absacker gibt es nicht, jeder Song verfügt über herrliche Melodien, gute Strukturen und den nötigen Druck. Nach dem Erfolg des Debuts "Takin' Over" haben die Männer aus dem Südosten Englands sich an diversen Festivals und im Vorprogramm von Bands wie Backyard Babies und Bon Jovi die Finger wund gespielt. Bleibt nur zu hoffen, dass das äusserst talentierte Quintett es auch mit dem vorliegenden zweiten Album schafft, eine Menge neuer Fans für sich zu gewinnen. Verdient hätten sie es allemal!
Maiya R.B.   

Punkte: 7.9 von 10
PESSIMIST - Death From Above
MDD Records
Weil am Rhein in Deutschland ist nicht nur die Heimat von Destruction, einem der drei wichtigsten Vertreter des deutschen Thrash Metal, sondern auch die von Pessimist, die ebenfalls diese Stilrichtung eingeschlagen haben und nur eines wollen: thrashen bis nichts mehr geht! 2006 gegründet legt die Band jetzt mit "Death From Above" die zweite Platte vor. Die neun Tracks klingen dann auch sehr nach Old School Thrash, was aber nicht zu sehr stört, denn das Songwriting und die Produktion sind nicht schlecht geraten. Was mir persönlich fehlt, ist ein Song, der sich nach dem Hören immer wieder meldet, eine Nummer wie "Persecution Mania" von Sodom. Sonst beherrschen die Jungs ihr Handwerk gut, aber sie müssen sich gegen harte Konkurrenz behaupten und von der gibt es viel. Ich sehe "Death From Above" als Achtungserfolg, aber die nächste Scheibe von Pessimist wird für ihre weitere Karriere wegweisend sein.
Daniel J.   

Punkte:
7.9 von 10
A COSMIC TRAIL - II: Mistral
Pure Prog Records/Non Stop Music
Hier haben wir es mit einem reinen Instrumental-Album zu tun. Markus Ullrich, Richi Seibel, Alexander Palma und Klaus Engl verbraten hier breitgefächert Einflüsse aus Rock, Prog, Metal, Jazz, Folk und Soundtrack. Erstaunlicherweise ist das Ganze nicht wie erwartet langweilig, sondern echt spannend. Und das liegt sicher auch daran, dass man hier auf sinnloses Gefrickel verzichtet hat und das Gewicht auf tolle Melodien und starke Rhythmen gelegt hat. Und durch die vielfältigen musikalischen Bereiche klingt man mal sehr ruhig, fast meditativ, dann wieder voll rockig, wie zu hören bei "Cromlech", bei dem auch ein ordentlicher Schuss Prog dabei ist. Derselbe Song klingt dann kurz darauf wieder sehr melodiös, fast atmosphärisch. Und ich denke, genau das hält Mistral spannend. Oder hört euch mal das geniale "In Ertina" an, so ein variabler Song kann doch nur musikalisch spannend sein. Ich mag es, wenn sich in einem Song mehrere Musikstile kreuzen. So bleibt auch ein Instrumental-Album spannend, was ja keinesfalls einfach ist, und deshalb Hut ab vor den vier talentierten Musikern und Songschreibern, die hier 46 Minuten und 18 Sekunden lang eine spannende instrumentale Reise durch viele musikalische Welten erschaffen haben.
Crazy Beat    

Punkte:
7.9 von 10
IGGY POP & THE STOOGES - Ready To Die
Fat Possum Records/Musikvertrieb
Die jüngeren Fans dürften hier vorab mal mit Schulterzucken reagieren, denn Iggy Pop trägt Jahrgang 1947 und ist somit 66 Jahre alt. Der Amerikaner, der neben der Schauspiel- und Komponierkunst auch Fähigkeiten als Gitarrist und Schlagzeuger entwickelt hat, gilt als Wegbereiter des Punks. Diesen zelebrierte es mit den Stooges und überdies als Sänger. Sein Kennzeichen waren stets exzessive Shows, wo er stets seinen drahtigen Oberkörper zur Schau stellte. Wo andere mit dem Alter an Gewicht zulegen, sorgten massig Alkohol und Drogen dafür, dass sich diese Drahtigkeit über die Jahrzehnte erhielt und den guten Iggy aktuell ähnlich verlebt wie Keith Richards von den Stones aussehen lässt. Eigentlich auch kein Wunder, bei all dem, was der Mann in seinem bisherigen Leben alles schon gemacht hat. Dass der wilde Kerl dem Sensenmann bisher erfolgreich den Stinkefinger hinhalten konnte, überrascht auf jeden Fall. Sechs Jahre nach dem letzten Album mit The Stooges kommt mit «Ready To Die» nun das fünfte Album heraus. Der schrammelige Opener «Burn» geht gleich ordentlich nach vorne los und erinnert musikalisch an Steve Jones von den Sex Pistols. Dazu kommt der Timbre von Iggys Stimme, die der von seinem Kumpel David Bowie recht ähnelt. Wie dieser, lässt sich Iggy stilistisch jedoch nicht wirklich einengen und macht trendunabhängig stets das, was ihm gefällt. Das hört man auch gleich bei «Sex & Money», wo neben Vibes der rollenden Steine Bläser uns Metallern etwas Toleranz abringen. «Job» und «Gun» rotzen dann wieder, während «Unfriendly World» ganz relaxed zu Werke geht und die Bandbreite von Iggys Stimme im Sinne von tief zum Ausdruck bringt. «Ready To Die» ist der Titeltrack und könnte ein Statement sein, das aber nur lyrische Relevanz hat. Von lautem Gitarrensound dominiert, höre ich hier den guten Alice Cooper der frühen Jahren heraus. Rockmusik mit Saxophon gibt es nicht so viel (Rolling Stones, Hanoi Rocks, Foreigner), doch bei Iggy passt das vorzüglich und einmal mehr muss man bei «DD's» genau hinhören, um nicht auf David Bowie zu tippen. Mehrheitlich rockig und alles um die drei Minuten herum, lässt Hr. Pop sein mit 35 Minuten Spielzeit nicht allzu langes Album mit «The Departed» fluffigleise und mit einem Hauch von Country ausklingen. Insgesamt eher Stoff für die alte Garde (wie mich) und definitiv mit Unterhaltungspotenzial.
Rockslave   

Punkte:
7.8 von 10
SUIDAKRA – Eternal Defiance
AFM Records/Musikvertrieb
Zwei Jahre nach der letzten Veröffentlichung legen Suidakra bereits ihr nächstes Werk vor. Beim an den Soundtrack zu Game of Thrones erinnernden Intro werden sogleich entsprechende Bilder wach. Der Opener 'Inner Sanctum' eröffnet passend heroisch, mit melodiösen Gitarrenspuren und harschen Vocals. Das darauf folgende 'Beneath The Red Eagle' überzeugt mit abwechslungsreichem Gesang, zu dem Gastsängerin Tina Stabel einen wesentlichen Teil beiträgt. Nach dem letzen Album hat man sich entschieden, diesmal vertiefter mit ihr zusammen zu arbeiten. Ihre tolle Stimme gibt den Kompositionen einen ganz eigenen Charakter, womit man sich von den Genrekollegen etwas abheben kann. 'The Mindsong' und 'Mrs. McGrath sind wie auf sie zugeschnitten. Diese akustischen Songs mit starkem Folk-Charakter bilden einen Kontrast zu den ansonsten klassischen Suidakra-Kompositionen. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gesamtergebnis, abgesehen von ein, zwei überflüssigen Soli und wenigen schwächeren Passagen, doch sehr überzeugt und einen Kauf rechtfertigt.
Patricia L.   

Punkte:
7.8 von 10
SUPERMACHINE - Supermachine
Small Stone Records
Als erstes fallen mir an dieser Scheibe die druckvollen Gitarren auf, die rocken und wüten wie Sau. Das ist ja auch nicht bei allen US/ Hardrock Stoner Metal-Bands so. Und es klingt klasse, eben diese tiefen, bösen, zum Teil richtig wütenden Gitarren. Dazu noch der Gesang von Dave Nebbia, der mal rotzt wie Kurt Cobain, dann wieder melancholisch singt, was wirklich gut zu den meist düsteren Songs passt. Dazu noch die druckvollen Drums und ein stampfender Bass. Aber das ist nicht alles was die Jungs können. Mit "Josey Wales" driftet man gekonnt in Southern Rock-Gefilde ab und auch das grandiose "Buffalo" schlägt in dieselbe Kerbe. Bei "Pill Cruise" kommt sogar richtiges Soundgarden-Feeling auf. Ihr seht: Supermachine, die übrigens erst Ende 2011 zusammengefunden haben, agieren hier sehr vielseitig. Mit "Heavy Bullet" kommt fast am Ende noch ein geiler Southern-Kracher und mit "Warlord" beenden die Jungs dann ein starkes Stoner Rock/Metal Album, dass Fans dieses Genres unbedingt abchecken sollten.
Crazy Beat
   
Punkte:
7.8 von 10
ARTIZAN – Ancestral Energy
Pure Steel Records/Non Stop Music
Das Zweitwerk der Amerikaner glänzt mit einem berühmten Gastsänger. Niemand geringerer als Ex-Iced Earth-Legende Matthew Barlow veredelt das 10-minütige Titelstück mit seiner Goldstimme. Dieses fast schon klischeehaft aufgebaute Epos offenbart gleich mehrere Stärken von Artizan: Ein Gespür für griffige Arrangements, tolle Melodien und mit Tom Braden einen variablen Sänger, welcher sogar neben einer Legende wie Barlow bestehen kann. Der Haupteinfluss der Amerikaner dürfte allerdings nicht Iced Earth, sondern von Iron Maiden kommen. Denn Melodieführung, Sound und Stimmung erinnern dezent an die Engländer in den 80er Jahren, ohne aber auch nur annähernd in die Sphären eines Plagiates vorzustossen. Die Produktion ist nicht kräftig schneidend, sondern angenehm erdig gehalten. Damit gelingt es Artizan auch diesmal, den typischen 80er-Sound mit neun Liedern in die Neuzeit zu transferieren. Jünger dieser Zeit können bedenkenlos zugreifen. New Metaller sollten dem Album eine Chance geben. Ancestral Energy ist sicher kein Genre-Klassiker, zeigt aber, mit wie viel Leidenschaft dieser Sound nach wie vor gepflegt wird.
Roger W.   

Punkte:
7.7 von 10
IMMOLATION - Kingdom of Conspiracy
Nuclear Blast
Immolation stehen schon seit 1988 für kompromisslosen amerikanischen Death Metal und ihr neues Album "Kingdom of Conspiracy" festigt mit genau dieser Kost den Status des Band in einer der oberen Ligen dieses Genres. Ganz an die Spitze werden es die New Yorker wohl aber auch mit ihrem immerhin schon neunten Studioalbum nicht schaffen und zwar genau aus dem Grund, der für die eingefleischten Fans die Qualität der Band ausmacht: sie bleiben sich selbst mehr als treu. Will meinen: Dieses Album hätte problemlos auch schon vor fünf oder acht Jahren erscheinen können und hätte nicht sehr viel anders geklungen. Obwohl die Qualität der Songs unbestreitbar hoch ist, die technischen Fertigkeiten der Musiker über jeden Zweifel erhaben sind und viele gute Riffs und einige ins Ohr gehende Refrains in den Tracks stecken, eine gewisse Monotonie lässt sich trotz all dem einfach nicht leugnen. Das ist jetzt zwar echt nörgeln auf hohem Niveau, aber Immolation sind so gut, dass sie gerne mal ein kleines bisschen über sich selbst hinaus wachsen dürften und etwas wagen könnten. Aber das wollen sie nicht und so bietet diese Scheibe wiederum qualitativ sehr hochstehenden Death Metal genau so wie man ihn kennt und liebt. Sichere Investition aber keine Erleuchtung.
Lucie W.   

Punkte:
7.5 von 10
GOTHMINISTER – Utopia
AFM Records/Musikvertrieb
Es gibt wenige Bands, die ihrem Image so treu bleiben wie Gothminister. Mit dem neuen Album “Utopia“ setzen sie jedoch noch einen drauf und inszenieren eine Horrorshow, die es in sich hat. Das Studioalbum an sich ist schon ziemlich gruselig, getoppt wird das Ganze in der Limited Edition dann noch mit einem Horror-Konzert-Film (DVD) mit einer Laufzeit von mehr als 75 Minuten + Bonusmaterial. Das Konzept ist von Bjørn Alexander Brems Leben und Albträumen inspiriert – tagsüber als seriöser Rechtsanwalt tätig, erwacht im Nachtleben seine zweite Persönlichkeit: der GOTHMINISTER. Eben diese Zerrissenheit wird ihm schließlich zum Verhängnis und treibt Brem an den Rande des Wahnsinns. Es wird beinahe unmöglich für ihn, Wirklichkeit von Phantasie zu trennen. Die anderen GOTHMINISTER Mitglieder Chris Dead (Schlagzeug), Ikarus (Gitarre) und Turbo Natas (Gitarre) tauchen natürlich auch in dem Film auf  und sind in dieser alptraumhaften Welt mit Untoten, Hexen, Werwölfen und Monstern konfrontiert. “Utopia“ ist das bisher härteste Album der Band, nachdem sie bereits mit ihrem letzten Album “Anima Inferna“ (2011) eine etwas metalligere Gangart angeschlagen hatten. Highlight der Platte ist der Titeltrack “Utopia“, mit dem die Norweger bis ins Semifinale der Vorausscheidung zum Eurovison Songcontest zogen – leider reichte es nicht fürs Finale. Entsprechend ist dieser Track auch etwas Mainstream-tauglicher, was man vom Rest des Albums nun wirklich nicht behaupten kann. Neben temporeichen Stücken wie dem Action-geladenen “Raise the Dead“ oder dem grossartigen Opener “Someone Is After Me“ gibt es auch epische Tracks im altbekannten Stil mit pompösem Orchester und Chor als Backup wie zum Beispiel “Eternal“ oder das etwas schwerere “Boogeyman“. Das Ganze erinnert zwischendurch an Filmmusik, was ja zum Konzept und zu der DVD passt. Allerdings vermisse ich bei diesem Album die Industrial-Elemente, die Gothiminister bisher ausmachten. Das Spiel zwischen harter Gitarre, düsterer Gothic-Atmosphäre und elektronischen Klängen ist nicht mehr so offensichtlich wie auf den vorangegangenen Alben. Fazit: Nicht grade das beste Gothminister Album, dafür aber mal eine interessante Abwechslung und eine wirklich gelungene Umsetzung der Horrorshow-Konzepts.
Patricia H.   

Punkte:
7.5 von 10

2. Meinung:
Die Norweger um Bjørn Alexander Brem alias der Gothminister himself (irgendwie kann ich diesen Künstler mit solch einem Pseudonym einfach nicht ernst nehmen) legen nun ihr fünftes Album vor, und entgegen meinen persönlichen Erwartungen ist es gar nicht mal so übel (mal abgesehen vom Bandnamen, siehe oben): Es hat etwas von einem Film, Thriller mit Horror-Einschlag, so könnte man es nennen. Dazwischen tummeln Industrial-Elemente, Synthie-Spielereien (man imitiere eine klassische Orgel, und man hat das Setting für den Grusel-Touch), spoken parts und viel Pathos. Oder meinen die das wirklich so? Anyway, geht man so unvoreingenommen wie möglich an die Chose heran, so wird man unweigerlich an Marilyn Manson erinnert – mit einem Touch Murderdolls vielleicht. Glatt polierter Industrial Metal, tanzbar aufbereitet und genauso geformt, dass er nirgends aneckt, paart sich auf der Gruftie-Tanzfläche mit Electro-artigen Beats. Dabei entsteht „Utopie“, das gemäss dem Sänger seine ganz eigene Utopie darstellen soll, also mit viel Monster, Schauer und dergleichen. Kann man so hinnehmen und nicht hinterfragen, und exakt dasselbe Prozedere kann man mit der neuen Scheibe des Gothministers machen: Einfach konsumieren und sich nicht ab gewissen Punkten stören, oder hinter die Maskerade zu schauen – was dabei herauskommt, muss jeder selbst erfahren, Fakt ist: „Utopia“ wird ihre Käuferschar finden, aber ob dabei wirklich viel nachgedacht wird?
Toby S.   

Punkte: 5.5 von 10
PYRITHION - The Burden of Sorrow
Metal Blade/Sony Music
Offensichtlich ist man bei As I Lay Dying nicht so beschäftigt, wie es den Anschein haben könnte angesichts des Bekanntheitsgrades der Band, denn Frontmann Tim Lambesis gönnt sich mit Pyrithion eine Nebenbeschäftigung (neben seinen anderen Aktivitäten in Nebenprojekten und als Produzent). Im Gegensatz zu seiner Hauptband wird hier nicht dem Metalcore gehuldigt, sondern in deathmetallischen Gefilden getaucht. Und zwar ganz schön tief und mit richtig viel Know How! Warum aber nur drei Songs auf "The Burden of Sorrow" zu finden sind, ist mir nicht ganz klar, aber die drei Songs sind auf jeden Fall sehr hörenswert. Tolle tiefe Growls im Wechsel mit geilen Gekeife, super Riffs und ein knallhartes Drumming - und das alles in einem modernen aber nicht zu glatten Soundgewand. Da kann sich der Deather schon auf das Full Lenght-Album freuen, das in Bälde erscheinen wird. Als Kaufempfehlung würde ich dann aber doch eher dieses Veröffentlichung abwarten, nur drei Songs lohnen sich trotz aller Qualität kaum.
Lucie W.   

Punkte: keine Wertung
DYNAMITE - Lock 'N' Load
Denomination Records
AC/DC haben sehr viele Freunde auf der grossen, weiten Welt, was seit Jahrzehnten Klone auf den Plan ruft. Manche kann man sich durchaus antun, ohne bleibende Schäden zu erleiden, manche – und das sind eher die Ausnahmen – sind sogar richtig gut, andere hingegen kann man getrost in die Tonne treten. Dynamite aus Schweden (welch grosse Überraschung…) würde ich irgendwo zwischen den ersten beiden Kategorien ansiedeln. Ihre Inspiration holen sie sich eindeutig aus der frühen Schaffensphase von AC/DC, als noch Bon Scott mit seinem räudigen Strassenköter – Charme für rote Köpfe in den biederen Stuben sorgte, und dementsprechend linientreu setzen sie die damals in die Wege geleitete Tradition fort. Aus den Boxen dröhnt schmutziger, testosterongesättigter Pub Rock, der förmlich nach Bier, Rauch und Schweiss stinkt, mit den üblichen E-A-D-G – Akkorden auskommt und enorm viel Spass macht. Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Wer alles von „High Voltage“ bis und mit „Highway To Hell“ nach wie vor für die wichtigste musikalische Errungenschaft der Menschheitsgeschichte hält und mit `77, Bonafide, Hardbone, Rhino Bucket sowie Airbourne noch nicht ausreichend bedient ist, zückt künftig bedenkenlos auch für Dynamite die Brieftasche.
Mirko B.
   
Punkte:
7.5 von 10
HARASAI - Psychotic Kingdom
Quality Steel Records
Auf ihrem zweiten Longplayer "Psychotisch Kingdom" bieten Harasai nicht wie aufgrund ihrer Herkunft im Ruhrpott zu erwarten Thrash Metal, sondern Melodic Death Metal. Laut Packungsbeilage sogar progressiven Melodic Death Metal, wobei ich auch nach dem fünften Hören dem Album nur relativ wenig Progressives, dafür aber umso mehr Melodisches und Deathiges attestieren kann. Harasai setzen auf einen sehr abwechslungsreichen, dichten Sound, der prügelnde Death-Passagen sehr harmonisch mit ruhigen, melancholischen, melodiösen Parts verbindet. Der Anteil letzterer ist allerdings für meinen persönlichen Geschmack an der Grenze vom "zu viel", denn von den 10 Songs sind zwei komplette Instrumentals und einer ein clean gesungener, langsamer Song und auch bei allen anderen Tracks ist der Anteil von akustischen Gitarren und Piano recht hoch. Auch würde ich mir wünschen, dass der Sänger seine tiefere Stimmlage mehr einsetzt, sein vorwiegend recht hohes Gekeife ist nicht so meins und ich finde, es will nicht so recht zu den Texten passen, die offensichtlich einen hohen Anspruch an Poesie und Sprachästhetik stellen - und mir übrigens sehr gut gefallen. Und um noch den letzten negativen Punkt zu nennen: in den Strophen liegt die Stimme oftmals ziemlich neben dem Rhythmus - wobei ich nicht beurteilen kann, wie viel hier Absicht ist - was mich total stört. Nun aber noch ein bisschen Positives, denn eigentlich gefällt mir diese Scheibe wirklich gut: Das Nebeneinander von harten und weichen Passagen kriegen Harasai wirklich meisterlich gut hin, ihre Melodien und Harmonien sind zwar nichts enorm Innovatives, gehen aber ins Ohr und sind sorgfältig ausgearbeitet und arrangiert. Die tiefe Stimmlage und der clean Gesang sind ausserordentlich gut und ausserdem gefällt mir der Gesamtsound auf "Psychotic Kingdom" echt gut, er ist nicht zu sauber, wie bei diesem Genre oft zu befürchten. Hinter der schwedischen Konkurrenz - deren Einfluss manchmal ganz schön deutlich durchblitzt - muss sich Harasai auf jeden Fall nicht verstecken. Für Fans von Scar Symmetry, Dark Tranquillty oder auch neueren Amorphis sei hier Reinhören empfohlen. Für die absolute Oberliga des Genres braucht's noch ein bisschen was, aber das kriegen Harasai auf der nächsten Scheibe sicher hin.
Lucie W.   

Punkte: 7.5 von 10
STEAK NUMBER EIGHT - The Hutch
Indie Recordings/Irascible
"Deftones, Faith No More und Pantera ergibt Steak Number Eight", so steht es auf dem Infoblatt des Labels. Ich meine aber, dass sich die Belgier im Fahrwasser von Mastodon und Iris befinden. Es klingt proggig schwerfällig und manchmal stinkt es gewaltig nach Gras. Die Mucke von Steak Number Eight (was für ein Bandname! Poulet das sechtzehnte wäre doch auch was...) ist nicht für jeden gut verdaulich, ganz im Gegenteil. Man muss sich durch die ersten paar Durchläufe kämpfen, um sich ein Bild vom Sound der Postrock-Truppe zu machen. Wenn man sich aber die Zeit nimmt, wird man schnell in ein Universum voller cooler Klanglanschaften schweben und an "The Hutch" Gefallen finden. Auch mir gefällt die Scheibe ganz gut, aber mir fehlt ein bisschen die Zeit und Geduld, um mich durch das Material durchzuarbeiten und alle Nuancen zu erfassen. Irgendwie habe ich es aber gleichwohl geschafft und bin mit der Leistung des achten Fleischstücks ganz zufrieden.
Daniel J.  

Punkte: 7.5 von 10
TOXIC HOLOCAUST - From the Ashes of Nuclear Destruction
Relapse Records/Non Stop Music
Mit "From the Ashes of Nuclear Destruction" legen die US-Speed / Thrash Metaller Toxic Holocaust eine beachtliche Raritätensammlung vor, auf der sich 22 Songs finden, die von Demos, Splits und Compilations stammen. Dass da seit der Gründung 1999 einiges an Material zusammen gekommen ist, wundert nicht. Neben vier Studioalben kann man auf vier Demos, drei Singles und ganze 13 Splits zurückblicken - entsprechend breit ist hier auch die Qualität des Sounds. So rumpelt es denn grade bei den Songs der frühen Demos ganz gewaltig, da gibt es also Proberaumaufnahmen von der lokalen Schülerband, die bessere Qualität aufweisen. Nichts für moderne, empfindliche Ohren aber gerade deshalb Kult und geil. Toxic Holocaust waren ja lange eine Ein-Mann-Band und das hört man bei einigen Tracks auch noch ganz gewaltig. Eben: sicherlich kein reiner Hörgenuss aber ein cooles Zeitdokument, etwas für Hasser von glattgebügeltem, modernem Sound und ein Must-Have für Fans und solche, die es noch werden wollen.
Lucie W. 
  
Punkte: keine Wertung
THE OLD WIND - Feast On Your Gone
Pelagic Records
"The Old Wind" - das sind schwere, langsame Riffs, dunkle Kompositionen, ohne grossen melodischen Einschlag und düstere Vokals. Willkommen in der Post-Metal-Ausgabe der Welt rund um Tomas Liljedahl (ex Breach) und seine neu zusammengestellte Band (2x Ex "Breach", 1x "The Ocean"), die hier mit "Feast On Your Gone" ihr Debütalbum mit gerade mal 6 Songs vorlegen. Das Album startet mit "In Fields" und schleppenden, tiefen Riffs, einem rauen Gesang, der Bilder einer nicht allzu fernen Apokalypse heraufbeschwört. Kaum ins Album reingehört, spürt man beinahe den "Old Wind", wie er beständig und kalt bläst, bis alles, das lebendig war, hinfort getragen wurde und nichts übrig bleibt. "The Old Wind" startete ursprünglich als Soloprojekt und so wurde das gesamte Songwriting und die Aufnahme aller Instrumente von Thomas Liljedahl selbst gemacht.Das merkt man auch beim Reinhören. Hier wollte ein Künstler seine Ideen und Konzepte verwirklichen, ohne Kompromisse mit anderen einzugehen, ohne gefallen zu wollen. Mir gefällt das Konzept, die Ausrichtung der Band und die Stimmung, die dieses Album herauf zu beschwören vermag. Allerdings fehlt es an Abwechslung, die Lieder unterscheiden sich inhaltlich kaum, es fehlt an Experimentierfreude, ja sogar ein klein wenig Melodie vermisse ich. Tomas Liljedahl beschloss, dass die Musik von "The Old Wind" nur live richtig rüberkommen kann, eine weise Entscheidung, weil in Zusammenarbeit mit den anderen Bandmembern sicher noch eine ganze Menge aus diesem Konzept entstehen kann. "The Old Wind" hat viel Potenzial und wir werden in Zukunft sicherlich noch das Eine oder Andere von ihnen hören. Ihr Debütalbum hört sich auf jeden Fall solide an und ist allen Freunden von "Breach", "Switchblade und "Cult Of Luna" zu empfehlen. Aber bitte trotzdem vorher reinhören, entweder mag man "Feast On Your Gone", oder eben nicht.
Michel A.    

Punkte:
7.5 von 10
CARCHARODON – Roachstomper
Altsphere Production
Diese Jungs haben zweifellos Humor, wie wären sie sonst auf die Idee gekommen, ein wüstes Gebräu aus Death Metal, Sludge, Stoner Rock, Blues und Country zusammen zu mixen und das Ganze noch Macho Metal zu nennen? Dass ihrem ganzen Tun durchaus auch augenzwinkernde Absichten zu Grunde liegen, unterstreichen zudem Songtitel wie „Adolf Yeti“, „Marylin Monrhoid“ oder „Pig Squeal Nation“, eine Ode an eben diese Gesangstechnik, obligatorische „Brii“ - Einlagen inklusive. Man kann nun dem Zweitling der Italiener auf zwei Arten begegnen. Entweder man zieht sich die Scheibe konzentriert rein - was man von mir als absolut seriösen Schreiberling auch erwartet -, dann wird’s allerdings anstrengend, denn das eingangs erwähnte Gemisch wird wirklich hemmungslos durchgezogen, und die vielen kleinen Details inmitten des technisch tadellos dargebotenen, tonnenschweren Geknüppels drohen das Hirn zeitweise etwas zu überfordern. Die andere Möglichkeit ist, sich einen kräftigen Schluck Starkbier zu gönnen, schaltet die Zentrale im Oberstübchen auf Spass um und lauscht entspannt dem vertonten Wahnsinn des etwas verrückten Quartetts. Letztere Vorgehensweise ist unbedingt zu bevorzugen, denn dann funktioniert das Rezept von Carcharodon einwandfrei. Der fiese, brachiale Death Metal des Vierers wird durch die zahlreichen genrefremden, aber nie störend wirkenden Einsprengsel sehr angenehm aufgelockert, und man bangt sich begeistert durch dieses kunterbunte Sammelsurium verschiedenster Stile, welche vordergründig so verschieden sind, sich andererseits aber eben doch überraschend nahe stehen. Death Metal mit viel Sludge `n` Roll und der gerade richtigen Portion von Humor, weit ab von jeglichen gutdeutschen Rosa Armee-Fraktion – Albernheiten und Bierkrug – Heiterkeiten (ihr wisst wen ich meine). Wer Kapellen wie Mastodon oder Entombed zu seinen Faves zählt, dürfte mit „Roachstomper“ durchaus auch freudige Momente erleben.
Mirko B.   

Punkte: 7.4 von 10
LUNARSEA – Hundred Lights
Punishment 18 Records
Die Italiener von Lunarsea veröffentlichen nun bereits ihr drittes Studioalbum, hierzulande sind sie aber noch kaum bekannt. Musikalisch bewegt man sich irgendwo zwischen mal mehr und mal weniger melodischem Death Metal, mit Einflüssen aus diversen anderen Genres. Stellenweise erinnern Lunarsea rein gitarrentechnisch an alte In Flames, so zum Beispiel im Refrain zu 'Ianus'. Neben dem standardmässigen Geschrei, werden in den meisten Songs auch cleane Gesangspassagen eingesetzt. Die Stimmen sind mit vielen Effekten versehen und verleihen den Songs zusammen mit den Keyboards einen sehr modernen Touch. Der Gesang kommt dabei technisch gut umgesetzt rüber und ist teilweise gar mehrstimmig gehalten. Trotzdem wird er, wohl gerade wegen dem eher künstlichen Klang, die Geister scheiden. An ihren Instrumenten lassen die Jungs nichts anbrennen, davon zeugen unter anderem die zahlreichen, ziemlich virtuosen Soli. Das Album weiss insgesamt zu überzeugen und wird seine Fans finden können.
Patricia L.   

Punkte: 7.3 von 10
MESMERIZE - Paintropy
Punishment 18 Records
„Everything’s lost, not a hope, no plan B, not a way…” singt Folco Orlandini voller Inbrunst in “A Desperate Way”. Aber ich kann Entwarnung geben, so schlimm steht’s um die Mailänder Band in ihrem fünfundzwanzigsten Karrierejahr keinesfalls, auch wenn die Fans geschlagene acht Jahre auf das fünfte Album des Quintetts warten mussten. Der flotte, modern angehauchte Power Metal mit Spurenelementen aus dem Thrash - dies vor allem in Bezug auf die Drums und gelegentlich das Riffing - weiss durchaus zu überzeugen. Irgendwie kommt mir Mesmerize vor wie ein ferner italienischer Verwandter der süddeutschen Brainstorm, welche selbst nächstes Jahr auf ihr fünfundzwanzigjähriges Bestehen anstossen können, womit die Zielgruppe bereits relativ genau definiert wäre. Der gelegentlich aufkeimenden thrashigen Härte stehen konsequent melodische Hooklines und die gerade richtige Portion Pathos und Drama gegenüber, woraus eben diese fesselnde Mischung entsteht, die einen sehr schnell in ihren Bann zieht. Trotz der Länge von etwas über dreiundfünfzig Minuten tauchen weder Längen noch Hänger auf, die den Hörgenuss trüben könnten, da die Songs einerseits zwar vielschichtig und abwechslungsreich sind, andererseits aber über einen hohen Wiedererkennungswert verfügen, vor allem in den immer wieder meisterlichen Refrains, was das gesamte Material angenehm zugänglich macht. Einzig das abschliessende Cranberries-Cover „Promises“ ist diskutabel, da es trotz kompetenter Interpretation nicht wirklich mit dem restlichen Songmaterial harmoniert, was allerdings vielleicht auch daran liegt, dass ich das Original zu sehr im Ohr habe. Wie dem auch sei, da die diesem Cover gegenüberstehenden zwölf Eigenkompositionen weitestgehend abgehen wie Schnitzel, fällt dieser kleine Makel kaum ins Gewicht. Eine bemerkenswerte Band, bei der ich zumindest ein Probehören dringend empfehle.
Mirko B.
   
Punkte: 7.3 von 10
MEMORY GARDEN – Doomain
Metal Blade/Sony Music
Obwohl sie sich nach einer der bekanntesten Nummern der Doom Heroen Trouble benannt haben und zugleich das unheimliche D-Wort mit einem Wortspiel in den Albumtitel eingeflochten wurde, sind Memory Garden keine wirkliche Doom Band. Natürlich ist man redlich bemüht, mit den genretypischen Klängen und Harmonien eine düstere, schwermütige Atmosphäre zu schaffen, aber unterm Strich kann ich nur feststellen, dass die fünf Jungs aus Schweden eher nach einer Power Metal-Band klingen, die sich zur Bereicherung des Sounds noch dezent beim Doom – und Progressive Metal bedient. Schon die stimmige Visitenkarte „The Evangelist“ beginnt mit flottem Doppelpaukeneinsatz und gibt eine gute Vorstellung davon, wie die übrigen acht Tracks klingen werden. Und ich muss sagen, dass sich die Mühe der Jungs durchaus gelohnt hat, denn auf ihrem fünften Langeisen zeigt sich wieder mal die kompositorische und technische Kompetenz dieser Band. In einem von Dan Swanö sauber und druckvoll produzierten Soundgewand präsentieren sich neun sehr stimmungsvolle und vor allem melodische Tracks, die eigentlich jeden Liebhaber des epischen Metal und Doomköppe, die über den Tellerrand gucken können, begeistern müssten. Als kleinen Vergleich würde ich mal vorsichtig Cloudscape und Threshold gekreuzt mit je einer kleinen Portion Candelmass, Nevermore und Hammerfall nennen. Und tatsächlich klingt Sänger Stefan Berglund auch wie eine Mischung aus Joacim Cans und Messiah Marcolin mit etwas gemässigterem Vibrato, und die Tatsache, dass der Kerl regelmässig gut hörbar lispelt, ist dabei in Anbetracht der Qualität der Songs völlig irrelevant. Memory Garden fühlen sich somit in mehreren Stilen zu Hause, und ihre Kunst besteht darin, das Beste aus jedem Genre zu picken und die Fragmente zu einem eigenen, harmonisch klingenden Sound zusammen zu setzen. Das ist ihnen definitiv gelungen.
Mirko B.   

Punkte: 7.2 von 10
ASENBLUT – Von Worten und Taten
MDD Music
Asenblut reihen sich, wie der Name bereits andeutet, in die lange Liste der deutschen Pagan Bands. Den Sound verkauft man zwar als Blackened Thrash Metal und dennoch kann man sich noch nicht wirklich vom Pagan Einheitsbrei abheben. Dieser Eindruck wird vor allem durch die Vocals verstärkt, die insgesamt auch nur mässig überzeugen können. Die Stimme von Sänger Tetzel ist zu dünn und monoton für einen richtigen Krieger. Das Riffing ist dagegen einiges abwechslungsreicher gestaltet. Es bewegt sich irgendwo zwischen Thrash und Hard Rock und variiert dabei im Tempo von fast doomig langsam bis Midtempo, mit gelegentlichen Ausbrüchen, in welchen die Gitarren so richtig drauflos schreddern und das Schlagzeug knüppelt was das Zeug hält. Der beste Track auf dem Album ist wohl 'Wahn und Chaos'. Von der Sorte hätte man sich noch mehr gewünscht. Asenblut zeigen auf "Von Worten und Taten", dass einiges an Potenzial vorhanden ist. Neben den zu verbessernden Vocals wäre eine etwas weniger sterile Produktion für das nächste Album wünschenswert.
Patricia L.   

Punkte: 7.2 von 10
ALTAR OF PLAGUES – Teethed Glory And Injury
Candlelight Records/Irascible
In einschlägiger Literatur beschreiben die drei Iren ihr neustes Album als Destillat ihres bisherigen Schaffens. Nach den ersten vier Minuten, welche eigentlich nur aus aufbauendem Synthesizer und gegen Ende einsetzenden Gitarren besteht, haben sie zumindest bereits eines geschafft: ein Intro, welches seinem Namen tatsächlich gerecht wird und den Hörer perfekt auf das vorbereitet, was die nächsten dreiviertel Stunden auf ihn lauert. Mit einiger Unterstützung von Elektronik erklingen pulsierende, groovende Soundlandschaften mit dominantem Bass (‚A Body Shrouded‘) genauso wie manische Gesangspassagen, technoide Rhythmen oder kühle Gitarrenwände. Dabei sucht man eingängige Riffs vergebens, meist übernimmt die verzerrte Gitarre mehr die Arbeit als Rhythmus- oder Effektgerät, getragen werden die Songs mehr durch das ständige fliessen von einem Teil in den nächsten, was die Lieder fast nur nacheinander hörbar macht. Und genau da liegt die Stärke dieses Albums, die einzelnen Teile mischen sich in fliessenden Übergängen, diffundieren und trennen sich wieder wie verschieden eingefärbte Flüssigkeiten. Ein eingängiger, packender Song per se ist nicht dabei, aber mit Metal alleine hat dieser Stilmix auch nur am Rande zu tun. Viel eher destillierte Inspirationsquellen, sozusagen. Der Fan von avantgardistischer und extremer Musik hat hiermit sicher ein starkes Album in den Händen. Vorher vielleicht aber doch mal den Video zu ‚God Alone‘ antesten.
Tristan   

Punkte: 7.2 von 10
LOOK MY WAY - Mentality
BDHW
Deutsche, die Hardcore im New York-Style zum besten geben? Ob das gut rauskommt? Ich kann euch beruhigen, es kommt gut raus! Die Truppe gibt hier ganz fett den Ton an und spielt ihre Songs beharrlich im Ostküsten-Hardcore-Sound. Die Gitarren sind purer Zement, härter geht es kaum. So kommt der Groove zu Stande, der besonders im Hardcore gefällt. Die Gangshouts sind auch vorhanden, ebenso wie die schnellen und langsamen Passagen. Alles in allem gibt es nichts zu meckern, die Scheibe klingt vielversprechend. Nur gibt es halt diese Art von Mucke schon lange und das macht sie heute ziemlich ausgeleiert. Aber wer diesen Stil mag, der soll die Truppe mal checken und sich selber ein Urteil bilden.
Daniel J.   

Punkte: 7.1 von 10
OBLIVIOUS - Creating Meaning
Transubstans Records
Die Schweden Oblivious trauen entweder den Stoner – und Classic Rock Fans nicht zu viel Härte zu, oder sie grasen halt auch gerne auf Wiesen, auf denen das eine oder andere psychoaktive Gräschen wächst. Konkret heisst das, dass man sich nicht exklusiv an den härteren Vorbildern orientiert, sprich Sabbath, Zeppelin, MC5, Taste & Co., sondern durchaus auch an psychedelisch angehauchten Acts der Sorte Crosby, Stills, Nash and Young, Jefferson Airplane und The Doors. Demzufolge findet man auf dem zweiten Output von Oblivious nicht nur echt knackige Nummern wie die eröffnende Dampframme „Silvertongue“, das gnadenlos groovende „Deluded Darling“ oder den zunächst sehr ruhig beginnenden aber danach förmlich explodierenden Monstertrack „By The Neck“, sondern auch weitaus ruhigere Nummern wie das jazzig swingende „Strike Gold“ oder das extrem chillige „Entering The Night“. Kann einem durchaus gefallen, ich bevorzuge allerdings schlussendlich doch die härtere Seite der Band, denn wenn es nicht ordentlich kracht, kommt bei mir schnell mal Langeweile auf. Dies betrifft insbesondere auch den in bester Led Zeppelin-Manier und auf Schwedisch vorgetragene Valium-Blues „Bjälken I Ditt Öga“, der bereits nach einem Drittel Spielzeit, also knappen drei Minuten, tonnenschwer auf meine Augenlider drückt. Fazit: Oblivious gehören noch nicht ganz zur Oberliga der internationalen Classic – und Stoner Rock-Elite, aber sie sind auf dem besten Wege dahin und bereichern mit ihrem Sound die geradezu ausufernde Szene, daran besteht kein Zweifel. Ein Antesten lohnt sich alleweil, vor allem für Fans von Kyuss, Graveyard, Kadavar und ähnlich veranlagten Kameraden.
Mirko B.
    
Punkte: 7.1 von 10
AIRBOURNE - Black Dog Barking
Roadrunner Records/Warner
Seit ihrem Auftreten in der Szene vor rund sieben Jahren sind die vier wilden Aussies voll durchgestartet und zeigten sich äusserst spielfreudig. Ihre stets energiegeladenen Shows sind längst zum Markenzeichen geworden und waren in den letzten Jahren auf fast, wenn nicht auf allen wichtigen Festivals in unseren Breitengraden vertreten. AC/DC-like Bands gibt es ja wie Sand am Meer und nur eine Handvoll davon sind auch wirklich gut in dem Sinne, dass die Wurzeln unverkennbar sind, aber dennoch ein eigener Stil auszumachen ist. Der Unterschied von Airbourne zum Original liegt in erster Linie am sirenenartigen Power-Gesang von Frontmann und Gitarrist Joel O'Keeffe und der bisher eher schnellen Spielweise der Songs. Das Longplayer-Debüt «Running Wild» kam in der Heimat im Jahre 2007 heraus und in Europa kurz danach auch. Einer der ersten Schweizer Headliner-Gigs im ehrwürdigen Rohstofflager (R.I.P.) wird immer in Erinnerung bleiben und nicht nur weil sich Joel mitten im Konzert ein Bier gleich selber zapfte. Das Konzert dauerte gerade mal 65 Minuten, aber mehr brauchte es gar nicht, denn Musiker wie Fans waren fix und fertig.

Mit dem zweiten Album «No Guts. No Glory» (2010) festigte man den Ruf weiter und die sechs bisherigen Videos trugen mit etwas Slapstick zu weiterem Ruhm bei. Überpräsenz kann aber auch kontraproduktiv sein und darum hörte/las man in den letzten Monaten nicht mehr so viel von und über Airbourne. Untätig war das lärmige Quartett jedoch nicht, denn nun galt es, das berüchtigte wie berühmte dritte Album einzutüten. «Black Dog Barking» ist der Titel und nur zehn (LP-formatfreundliche) Songs mit einer Spielzeit von knapp 36 Minuten buhlen nun um die Gunst der Fans. Was zuerst auffällt, ist der insgesamt hohe Midtempo-Anteil, weil zum Vorgänger drei Songs weniger an den Start gehen.

Der Opener «Ready To Rock» geht jedoch erstmal (mit Vibes von «Riff Raff») volle Pulle los, so wie man das bestens kennt. Der griffige Mitsing-Part wird live bestimmt auf Anklang stossen. «Animalize» groovt darauf optimal und auch hier werden die Backing-Vocals hörbar akzentuiert. «No One Fits Me (Better Than You)» fällt darauf eher etwas ab und «Back In The Game» entpuppt sich mehr als Hardrock-Song. «Firepower» ist derweil ok, aber kein Überflieger und die Vorab-Single «Live It Up» überrascht zu Beginn mit ungewohnten Arrangements. «Woman Like That» klingt dann aber mehr nach Kiss als Airbourne, während «Hungry» wieder flotter abgeht und die Backing-Vocals beim Refrain wieder ziemlich laut dazu gemischt wurden. «Cradle To The Grave» greift indes die alten Wurzeln der Vorbilder spürbar auf und zum Schluss gibt es mit dem Titelsong natürlich keine Ballade, sondern wiederum sattes Riffing, das einen jedoch nicht wirklich vom Hocker haut.

Und das gilt auch gleich für das ganze Album! Mir fehlen da schlicht und einfach die zwingenden Momente und das Hitpotenzial, trotz einigen guten Ideen und der fetten Produktion. So gesehen ist es wohl besser, dass nur zehn neue Tracks aufgenommen wurden. Darüber hinaus stehen mir die Backing-Vocals zu sehr im Vordergrund und da praktisch überall wie gleich laut vorhanden, regiert zu viel Einerlei. Meine Erwartungen waren auf jeden Fall klar höher und der Voränger «No Guts. No Glory» ist eindeutig besser!
Rockslave     

Punkte: 7.0 von 10
TIMO TOLKKI’s AVALON – A Metal Opera – The Land Of New Hope
Frontiers Records/Musikvertrieb
Das Ende eines Genres? Nach dem durchschnittlichen neuen Avantasia-Werk wartet Ex-Stratovarius-Hauptsongwriter mit der nächsten IKEA-Metal Oper auf. Oder anders gesagt: Diese Musik ist funktional, praktisch aber ohne Leidenschaft. Dabei sind die Zutaten durchaus vielversprechend. So tummeln sich neben dem Meistergitarrist illustre Szenegrössen à la Michael Kiske (Unisonic, ex-Helloween), Sharon den Adel (Within Temptation), Elize Ryd (Amaranthe), Russell Allen (Symphony X), Rob Rock (Impellitteri, M.A.R.S.), Tony Kakko (Sonata Arctica), Jens Johansson (Stratovarius), Derek Sherinian (ex-Dream Theater) und Alex Holzwarth (Rhapsody of Fire) auf dem Album. Es sind denn auch die Gäste, welche dieses Album vor dem totalen Durchfall retten. Denn wenn zum Beispiel Michael Kiske bei „The Land Of New Hope“ seine Stimme erschallen lässt, entsteht daraus vordergründig ein toller Song. Hört man aber genauer hin, offenbart sich ein biederes Songwriting, welches bereits 1000-mal Gehörtes wiedergibt – nur langweiliger! Balladen wie „Enshrined In My Memory“ und „In The Name Of The Rose“ bleiben natürlich auch so schön. Ebenso verhält es sich mit den Power-Metal-Nummern „To The Edge Of The Earth“ und „We Will Find A Way“ oder dem leicht progressiven „A World Without Us“. Diese sind gut – und weiter? Es fehlt hier schlicht die Inspiration, die Atmosphäre und das Herausragende. Begräbt Timo Tolkki nun mit seinem Werk endgültig das Genre der Metal Oper, welches er als Gast auf dem ersten Avantasia-Album mitbegründet hat? Hoffen wir es nicht. Hoffen wir, dass sich neben den ausgelaugten Szene-Königen neue Leute an dieser Sorte von Musik begeistern, und damit die müden Kronenträger kräftig wach rütteln. Wer die aufgeführten Sänger mag, kann durchaus hier ein Ohr riskieren. Brauchen tut dieses Album aber niemand.
Roger W.     

Punkte: 7.0 von 10
SOULHEALER – Chasing The Dream
Pure Legend Records/Non Stop Music
Finnland auf den (wohl unbekannten) Pfaden Deutschlands! Was wie eine Kriegserklärung klingt, ist eigentlich positiv gemeint. Denn SoulHealer klingen so verdächtig ähnlich wie die Deutschen Power Metaller Iron Savior, dass ich lange davon überzeugt war, diese Band bereits gekannt zu haben. Dabei beschränken sich die Gemeinsamkeiten nicht nur auf den Gesang, sondern auch auf die Lieder. Denn beide Bands frönen einem eingängigen und abwechslungsreichen Heavy Metal mit starken Power- und Speed-Metal-Anleihen. Und sowohl Iron Savior wie auch SoulHealer überzeugen mit Qualität! Letztere lassen einem gegen Ende zwar etwas ermüden, erreichen aber auch dann noch ein kurzzeitig Aufhorchen. Klar kommt von den Finnen nicht viel Neues. Dafür aber gute Musik, welche mit viel Hingabe gespielt wird. Ob dies letztendlich reichen wird, um eine grosse Masse anzusprechen, ist fraglich, wohl aber auch nicht das Ziel von SoulHealer. Die Finnen sorgen für einen weiteren Farbtupfer. Und wohl nicht für den letzten!
Roger W.     

Punkte: 7.0 von 10
WARHOUND - Colder Than Ever
BDHW
„Warhound“ ist wie ein Ausflug in die späteren 90er Jahre, wo man überzeugt war, dass die Verschmelzung von Metal und Hip-Hop gelingen würde. Es war die Zeit von „Jay-Z“ mit „Linkin' Park“, es war die Zeit, in der es immer noch Leute gab, die „Body Count“ hörten. Hat ja dann alles doch nicht so funktioniert. Umso erstaunlicher ist es zu erfahren, dass es trotz allem noch Menschen gibt, die versuchen, Hardcore mit gerappten Shouts zu unterlegen. „Warhound“ ist qualitativ und Rifftechnisch gesehen auf einem akzeptablen Niveau, weder überragend gut noch schlecht, die Lyrics hingegen vermögen nicht wirklich überzeugen und manchmal hören sich die Jungs von „Warhound“ mit ihren Gang-Shouts wirklich wie ein paar wütende Strassenköter an. Aber wir reden hier von einem Debüt-Album und einem ausgewählten Zielpublikum, dass nicht die breite Metallermasse anzieht, sondern eine sehr kleine und schon lange vereinsamte Musiknische bedient. Auch ihre desillusionierte Weltsicht und die martialisch angehauchten Lyrics von „Colder Than Ever“ vermögen im 2013 nicht mehr viele Metalheads hinter dem Ofen hervorlocken, es sei denn, es handelt sich dabei um wahrhafte „Kriegshunde“. Fazit: Für Nostalgiker, die gerne wieder etwas vom „90ies-Feeling“ über ihre Boxen rieseln lassen wollen, die gerne ein Album kaufen, dass gerade mal ca. 25 Minuten lang geht, und – natürlich – etwas mit Hardcore und geshouteten Rap, oder gerappten Shouts anfangen können.
Michel A.
    
Punkte: 7.0 von 10
BRING ME THE HORIZON – Sempieternal
RCA/Sony Music
„Bring Me The Horizon“ sind einer der grossen Metalcore-Exporte Englands. Immer zwischen melodischen Parts und groovigen Riffs abwechselnd, das Ganze unterlegt mit Hardcore-Shouts, haben sich die Jungs in den letzten Jahren eine treue Fanbase und viel Renommé im internationalen Umfeld aufgebaut. „Sempieternal“ folgt dem gleichen Erfolgsprinzip wie die Alben der letzten Jahre, es ist aber klar ein skandinavischer Einschlag rauszuhören. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass die Band unter anderem auch mit schwedischen Metal-Legenden wie „The Haunted“ zusammen getourt hat. Das Album startet mit „I Can Feel You In My Heart“, einem ans Elektronische angelehnten Intro und einem langsamen Aufbau der sich stetig durch den Song durchzieht. Das Lied startet mit den für BMTH typischen Lyrics wie „I hate being alone...“ und „I can’t drown my demons, they know how to swim“. Die Band vermittelt mit grossem Erfolg Emotionen und lässt faszinierende innere Bilder entstehen, in die man sich gedanklich verlieren kann. Das auf dem neuen Album erscheinende „Empire“ gefiel mir am besten, wohl weil es eine gute Balance zwischen melodischen Parts und härteren Übergängen findet. Fazit: „Bring Me The Horizon“ scheinen ihre Nische gefunden zu haben und konzentrieren sich darauf, diesen Platz in der Metal-Community auszubauen. Wer BMTH kennt, kann sich auf ein mit viel Engagement und Herzblut produziertes Album ohne grössere Überraschungen freuen. Für alle Anderen ist es sicher einen Testlauf wert, insbesondere, wenn man auf melodischem Metalcore steht.
Michel A.
    
Punkte: 7.0 von 10
THE PINEAPPLE THIEF – Bulid A World (EP)
Kscope/Irascible
Dem neunten Studioalbum, das 2012 unter dem Titel „All The Wars“ erschienen ist, werfen die Briten die EP „Build A World“ hinterher – die Fans müssen ja schliesslich bei Laune gehalten werden. Bezüglich Veröffentlichungen muss man heutzutage viel Kreativität beweisen, damit Kohle in die Kasse gespült wird. Betitelt nach dem gleichnamigen Song vom bereits erwähnten Langspieler, ist auch dieser Song hier auf der EP wieder vertreten, sowohl in der bekannten Originalfassung als auch in Form eines gewöhnungsbedürftigen elektronischen „Dirty Hi-Fi“-Remixes. Nichts gegen elektronische Elemente, für mich passt das im Zusammenhang mit „Build A World“ jedoch gar nicht. Abgesehen davon bleiben noch drei brandneue Songs übrig: „You Don`t Look So Innocent“, „What Are You Saying?“ und „You Drew Blood“ die am bewährten Prog Rock/Art Rock-Stil des letzen Albums anschliessen, die Band aber nicht unbedingt von ihrer besten Seite zeigen. Für Fans sicherlich ein „Must have“. Für Interessierte, die die Band antesten möchten: lieber in das letzte Studioalbum „All The Wars“ reinhören und vor allem die Band live anschauen gehen.
Liane P. 
  
Punkte: keine Wertung
SAPIENCY - Tomorrow
SAOL
Zwei (Front-)Männer am Gesang ist ja nichts neues, vor allem nicht im untergehenden Core-Bereich. Die Frankfurter von Sapiency machen auf ihrem zweitem Album keine Ausnahme und bedienen so ziemlich jedes Vorurteil das man, und vor allem ich, hat respektive habe. Doch man höre und staune, trotz den genretypischen und langsam öde werdenden Abwechslungen zwischen Mosh/Breakdown-Parts und Clean/Growl-Gesang, schaffen es Sapiency, ihr eigenes Ding durchzuziehen. Was vor allem auffällt ist der - ja ich gebe es zu - von mir so verhasste Cleangesang. Anstatt eine Botschaft à la "mein Hund ist gestorben" zu verheulen, schaffen es Sapiency auch in seichteren Gewässern die Atmosphäre beizubehalten. Schön wie sich der Instrumententeil zurück nimmt und dem (guten) Gesang genug Platz zum Entfalten bietet.
Steve Butcher
    
Punkte: 7.0 von 10
LUKE GASSER - Retribution
Fastball Music/Musikvertrieb
Uns Metallern wäre Luke Gasser ohne die Verbindung zu Doro Pesch mit Sicherheit kein Begriff. In der Schweiz ist Luke hauptsächlich als Filmemacher bekannt, betätigt(e) sich aber auch als Bildhauer und Maler. Seit Anfang der 80er-Jahre schreit er sich zudem auch Rockmusiker. Die Verbindung zu Doro Pesch entstand 2006 mit dem Film «Anuk – Der Weg des Kriegers», wo nebst Marc Storace (Krokus) eben auch die Doro eine Rolle inne hatte. Dazu gab es den gemeinsamen Song «On My Own», den Doro 2007 auf der «All We Are/Fight EP und der Best-of «Fear No Evil» (2010) veröffentlichte. Zum neuen Duett später mehr. Der Opener «Riot» charakterisiert bereits das zentrale Instrument auf Retribution und das ist die Akustik-Gitarre. Obwohl ordentlich rockig, klingt es wegen der akustischen Klampfe mehr nach Tom Petty & Heartbreakers als nach härterem Stoff. Dieses Bild zieht sich dann wie ein roter Faden durch das ganze Album. Bei «Scarlett O» erklingt eine Art Ukulele/Mandoline, die hier aber gut passt. Im gleichen Fahrwasser kommt das noch ruhigere «From Now On», eine (Halb-) Ballade daher. Obwohl von der Machart her ähnlich, gehen die Songs gut ins Ohr und verströmen den typischen Akustik-Touch, der so mal von Nirvana losgetreten wurde. «Horizon» markiert schliesslich das zweite Duett von Luke Gasser mit der deutschen Metal Queen Doro Pesch und hat natürlich mit Metal nichts am Hut, obwohl der Chorus immerhin etwas an den Sound der Düsseldorferin erinnert. Der Rest des total dreizehn Titel umfassenden Albums ist wieder ziemlich chillig und was dabei aber etwas stört, ist der zeitweise zu laute Mix, der sich an der Grenze des Verzerrens bewegt. Das verträgt sich bei dieser Art Musik nicht wirklich und zieht das Ganze etwas unter. Insgesamt vermag «Retribution» aber mehrheitlich zu gefallen und wer auf Gotthards «Defrosted»-Album (1997) steht, sollte hiervon nicht enttäuscht werden.
Rockslave    

Punkte: 7.0 von 10
LO! – Monstrorum Historia
Pelagic Records
Ob alte Haudegen wie Ac/Dc und Rose Tattoo oder neuere Recken wie Jet, Wolfmother und Airbourne – kommt Rockmusik aus Down Under, man hat das Gefühl, dort sei fast durchwegs Feiern angesagt. Dass es auch auf der anderen Seite der Welt düsterer zu und her gehen kann, beweisen Lo! Nur schon das Cover ihres Zweitlings „Monstrorum Historia“ (das Debüt „Look And Behold“ erschien 2011) macht dies deutlich: Fies fletscht einem da ein schwarzes Monster auf schwarzem Grund seine blitzblank weissen Reisszähne entgegen. So überraschen die unheilvoll dissonanten Piano-Akkorde nicht, die das instrumentale Intro „As Above“ eröffnen und genau so wenig, dass diese bald in wütende Riffs verwandelt werden. Hardcore trifft hier auf Sludge und Wut ist es, die hier regiert. Zumindest im Eröffnungsreigen „Bloody Vultures“, „Ghost Promenade“ und „Carancula“. Bei Track Nr. 4 allerdings, „Have, beneath weeping Willow“, geht es ab in eine düstere, psychedelisch wabernde Lo-fi-Schattenwelt, die sich in „Fallen Leaves“ mit dem schon genannten Sludge duelliert, mit dem Intermezzo „Crooked Path: The Strangers Ritual“ wieder kurz die Oberhand gewinnt, bei „Lichtenbergs Figures“ aber wieder vertrackten Post-Metal-Komplexitäten Platz macht, zu denen die fast in Richtung Pig-Screams reichenden Vocals nur schwer passen wollen. Überhaupt ist der Gesang von Jamie Leigh-Smith im Vergleich zur oft abgedrehten Instrumentierung etwas gar limitiert, was, wie beim grobschlächtigen „Palisades of Fire“, mal passt und, etwa im converge-mässigen „Black Vanity“ den Song in seinem Potential zurückhält. Nun gut, vielleicht ist das gerade das australische an Lo!, denn eingangs genannte Bands sind ja auch nicht gerade bekannt für ihre variablen Frontmänner.
Kissi  

Punkte: 6.8 von 10
SHADE EMPIRE – Omega Arcane
Candlelight Records/Irascible
Wenngleich auch in Skandinavien zurzeit der Retro Boom regiert, ist nach wie vor nicht jede Veröffentlichung aus den nördlichen Breitengraden auf alt getrimmt. Nein, die Finnen von Shade Empire verbauen ordentlich Technik in ihren Sound, was an symphonischen Arrangements sowie glasklaren Aufnahmen spürbar ist. Gerade letzteres ist nötig, um die Vielschichtigen Synthesizer richtig in Szene zu setzten, während die Gitarren immer wieder zwischen Rhythmusarbeit und Lead hin und her wechseln. Wer jetzt an die Vampire von Cradle of Filth denkt, liegt nicht total falsch, wenngleich die Finnen auf ihrem vierten Album weniger oft auf Epik und Atmosphäre setzten. Was darin resultiert, dass die Lieder bei einzelnen Takten nur auf Gitarre und Schlagzeug reduziert werden (,Until No Life Breeds‘, ‚Slumbering Giant‘ ). Zudem wirken die Lieder durch die elektronischen Elemente künstlicher, fast schon industriell. Die Gitarren preschen auch weniger in Richtung Abigail Williams, sondern unterstützen eher die technoide Stimmung. Trotzdem, oder gerade deshalb, machen die Lieder schon beim ersten Hören Spass. Man hat die Rhythmen sofort im Ohr und man kann sich über die kleinen, liebevoll eingestreuten Details freuen. Allerdings gibt es auch einige Fragezeichen, der Track ‚Devolution‘ beispielsweise wirkt nicht fertig. Und der Titeltrack hätte auch nach guten acht Minuten aufhören können. Auf längere Frist hindert das den Hörfluss. Und Omega Arcane wird man mehr als einmal hören, vor allem wenn man Scheiben von den bereits genannten Bands, Graveworm und vielleicht sogar Dimmu Borgir zu Hause stehen hat.
Tristan
  
Punkte: 6.8 von 10
EUCLIDIAN – Euclidian (Demo)
Eigenvertrieb
Über den Sinn und den kommerziellen Zweck von Demos muss man an dieser Stelle nicht diskutieren. Viel eher soll gleich zu Beginn bemerkt, werden, dass die Band aus Neuchâtel mit ihren zwei Songs durchaus zu gefallen weiss. Der erste Song walzt schon ganz ordentlich durch die Botanik. Wer an Ophis oder allgemein an Doom Death Metal denkt, liegt ziemlich nahe. Der zweite Track ist doppelt so lange wie der erste, klingt vom Stil her ähnlich. Durch die Leadgitarre und verspielte Details in der ständig wiederkehrenden Woge aus Finsternis werden die zehn Minuten nicht langweilig. Fazit: hinter die Ohren schreiben, die nächste Veröffentlichung sei am entstehen. Und hat, wie man hier hören kann, durchaus Potential.
Tristan 
  
Punkte: keine Wertung
ELDORADO - Antigravity
Bad Reputation Records
In Spanien gibt es sicher auch harte Rockbands, aber mir fällt jetzt ehrlich gesagt keine einzige ein. Eldorado, die 2007 in Madrid gegründet wurden, helfen mir nicht grade dabei, meinen Spanienkomplex abzulegen. Die Band klingt nach Bad Company, Deep Purple und Led Zeppelin und ist spieltechnisch auch auf einem guten Niveau. Das Material aber ist zwar korrekt, nur nicht wirklich hitverdächtig und somit arbeitet man sich mehr schlecht als recht durch die 12 Songs. Man findet wirklich alles wie bei den grossen Vorbilder der Spanier, Balladen, rockigere Songs usw. Aber ich finde die Originale einfach besser und Eldorado müssen sich gewaltig steigern, wenn sie noch ein Stück vom grossen Hardrock-Kuchen abbekommen wollen.
Daniel J.    

Punkte: 6.5 von 10
WHITECHAPEL - The Somatic Defilement (Re-Release)
Metal Blade/Sony Music
„Whitechapel“, „Dimmu Borgir“, „Cradle Of Filth“ - jeder Metaller durchläuft eine Phase, in der er solche Bands hört. Nach der Trennung von der ersten grossen Liebe, während einer Zeit des wütenden Nachdenkens oder während einer Zeit der erhöhten Rebellionsbereitschaft, doch bei den meisten bleibt es eine Phase. „The Somatic Defilement“ ist ein Re-Release des gleichnamigen Albums von 2007, dass damals von Candlelight Records vertrieben wurde und jetzt unter Metal Blade Records veröffentlicht wird. Es gab nur mit wenige Änderungen bis auf die Aufnahmequalität, die entschieden verbessert wurde. Damals, 2007, hätte ich meine helle Freude an diesem Album gehabt, doch heute kommt mir dieser humorlose Grindcore-Knüppel-Metal irgendwie überholt und einseitig vor. So sind ausnahmslos alle Lieder auf „The Somatic Defilement“ düster, schwarz, kompromisslos und wütend. Während ich nicht genau bestimmen kann, ob sie jetzt Death- oder Black Metal spielen, auf jeden Fall mit Grindcore-Einflüssen, braucht man sich nur das erste Lied anzuhören, und man weiss, wie die restlichen Lieder des Albums klingen werden. Die Songs sind in Gitarrenwände eingehüllt, mit Beatblasts und hämmerndem Bass unterlegt und der Vokalist growlt fast wie zu den besten Zeiten von „Cannibal Corpse“. Fazit: Wer’s mag, wird „Whitechapel“ und die Neuauflage ihres Debütalbums lieben, obwohl ich kein Fan von Re-Releases bin. Aber wer noch gar nichts von diesen Jungs gehört hat, der möge doch bitte vorher ein Lied Probe hören, um zu sehen, wie die Trommelfellchen auf einen solchen kompromisslosen Angriff reagieren.
Michel A.    

Punkte: keine Wertung
GROTESKH – Unconsciousesness
Noisehead Records
Vorurteile gehören zum Grundrepertoire menschlichen Verhaltens. So habe ich zu Beginn nichts Gutes erwartet, da der Drummer doch auch bei Irdorath die Kessel klopft. Glücklicherweise schlägt sich das nicht wirklich in den Songs von Groteskh nieder, im Gegenteil. Die Österreicher versuchen sich viel eher mit modernem Black Metal. Soll heissen klare, sterile Gitarrenriffs, eine klar hörbare (teilweise sogar fast überdeutliche) Bassspur sowie verständliche Vocals. Immer wieder drängeln sich dabei melodische Zwischenteile ein, wie beispielsweise die cleane Gitarre im Mittelteil von ‚Reek Of Betrayal‘ oder das Lied ‚Ghost‘. Die Arrangements sind sehr abwechslungsreich gestaltet, das Hören gestaltet sich schon beim ersten Durchgang flüssig und spannend. Mit dem Ergebnis kann die Mannschaft also zufrieden sein. Ihrem Namen werden sie allerdings noch nicht gerecht, so grotesk und modern sie sich auf den Fotos ablichten liessen klingt die Musik nicht. Viel eher klingen sie nach zeitgemässem Black Metal und reihen sich damit ein zwischen Under That Spell oder den eben erschienenen Luna Ad Noctum ein.
Tristan    

Punkte: 6.5 von 10
GRAVEYARD - The Sea Grave
War Anthem Records
"The Sea Grave" ist das zweite Full Length-Album der spanischen Deather Graveyard. Die Truppe scheint wenig Bock auf Modernes zu haben, denn wenn man sich die Scheibe anhört, fühlt man sich gute zehn bis fünfzehn Jahre in die Death Metal-Vergangenheit zurück versetzt. Wer Old School Schwedentod mag und auf Bands wie Entombed, Dismember oder ähnliches in den frühen Jahren steht, wer rumpelige Produktionen mag, die sich mehr nach versifftem Proberaum als nach Hochglanz-Studio anhören, der wird an den elf Songs (zwölf mit Intro) seine helle Freude haben. Mir selbst ist das Ganze etwas zu viel des Guten, vor allem, wenn man dann noch die sehr bemühten Songtitel ("Who Art Thou, o Witch, that Seekest Me?", "…and the Gods Grant Thee Death" oder auch "R'lyeh I - III") mit ins Gesamtbild einbezieht. Wo hier die Authentizität endet und das Konstrukt anfängt, das werde ich mir nicht anmassen zu beurteilen, aber Fakt ist, dass ich mir beim Hören dieser Scheibe ab und an mal ein Grinsen nicht verkneifen konnte, weil man einfach allzu böse und old school sein möchte. Bisschen Humor hat ja noch keinem geschadet.
Lucie W.    

Punkte: 6.5 von 10
BLOODATTACK – Alphakiller
Bastardized Recordings
„BLOODATTACK“ hat mich zuerst gleich mal zum Lachen gebracht. Das Album startet mit „My Inner Wasteland“ mit etwas Affengegröhle zu Beginn und konzentriert sich dann darauf, möglichst harte - „brutale und harsche“ wie sie es selber nennen - Riffs, Übergänge und Breakdowns zu bringen. Ich bin ein Anhänger des harten und kompromisslosen Hardcore, Metalcore und wirklich, die Jungs haben es drauf, sei es bei ein paar wirklich gut gemachten Headbanger-Breakdowns oder hervorragend eingebrachten Triolen. Allerdings scheint mir ihr Auftritt etwas zu verkrampft, ihr Englisch zu verdeutscht, ihre deutschen Lyrics etwas gar schlecht und die richtig guten Parts sind über die Dauer des Albums sehr selten. Ich weiss ja nicht, wie ernst sich die Jungs aus Deutschland nehmen, ich sehe sie eher als Spassband, die versucht, sich ein klein wenig härter zu verkaufen, als sie sind – obwohl das gar nicht notwendig wäre. Auch ihre Affinität zu Primaten und anderen Affen ist für mich etwas befremdlich, aber es wäre ja nicht Metal, wenn es nicht zumindest in einem Punkt befremdlich wäre. Sehr sympathisch ist die Tatsache, dass die Jungs alles im DIY-Stil machen und auch sonst wenig auf Konventionen oder gar Kompromisse geben. „Alphakiller“ ist ein mit viel Herzblut produziertes Album. Die Jungs machen das, was ihnen gefällt und das hört man aus der Scheibe heraus, selbst wenn es einem selbst nicht so passt. Schon allein deswegen ist ein Kauf ihrer CD gerechtfertigt, weil sowas heutzutage nur noch selten gibt. Allerdings würde es ihnen sehr gut tun, etwas entspannter an die Sache heranzugehen und dem Sänger ein paar Pausen beim Shouten zu gönnen. Fazit: Die Band beliefert ein kleines Segment, das die Maxime „härter ist besser“ verinnerlicht hat. Leider ist das Album qualitativ nicht hochwertig produziert, aber live sind die Jungs sicher eine Wucht.
Michel A.   

Punkte: 6.4 von 10
PAGAN ALTAR – Mythical And Magical (Re-Release)
Cruz del Sur Records
Zuerst „The Time Lord“, dann „Judgement Of The Dead“ und jetzt auch noch „Mythical And Magical“; in nicht einmal einem Jahr hat das Label Cruz del Sur dreimal Alteisen der durch ihr Rarmachen zum Kult avancierten Pagan Altar veröffentlicht. Während die beiden erstgenannten Releases jedoch Originale aus den 70ern darstellen, wurde „Mythical And Magical“ erst im neuen Jahrtausend, genauer 2006 eingespielt, wobei es sich auch hier um Songs aus der Anfangszeit der Briten handelt. Bemerken tut man das nicht nur am eindeutig besseren, wenn auch immer noch leicht dünnen Sound, sondern auch in der gesteigerten Ausgefeiltheit der hier enthaltenen Songs. Nur schon der episch trabende Opener „Samhein“ ist mehr wert als alle Songs der ersten beiden Wiederveröffentlichungen zusammen. Und anstatt sich nur auf Sabbath, Trouble und Pentagram zu beziehen, lassen die Engländer auch mal folkig an Jehtro Tull („The Crowman“, „The Sorcerer“), Black Widow („Flight of the Witch Queen“) erinnern. Warum Pagan Altar Kult sind, das versteh ich zwar immer noch nicht, dafür sind die Songs immer noch zu durchschnittlich und der nasale Gesang von Terry Jones zu flach. „Mythical And Magical“ aber zeigt, dass Pagan Altar irgendwie schon nicht falsch sind bei dem, was sie tun. Neues Material bleibt uns das Quintett aber immer noch schuldig.
Kissi 
  
Punkte: keine Wertung
LUX DIVINA – Possessed By Telluric Feelings
Einheit Produktionen
Unter dem Label Einheit Produktionen sind ja bereits einige kleinen Perlen erschienen, von Finsterforst über Black Messiah zu Alexander Paul Blake oder Alkonost finden sich einige Veröffentlichungen für Fans von Black oder Pagan Metal. Mit geselligem Folk haben sie Spanier von Lux Divina nichts am Hut. Viel eher kombinieren sie Blastbeats und Black Metal lastige Gitarren mit klarem Gesang und melodiösen Einschüben. Als Resultat erklingt eine Mischung aus Darkest Era, Winterfylleth und/ oder Wodensthrone. Dabei besticht vor allem der klare Gesang, der einiges an Abwechslung in die Songs bringt. Unkonventionelle Ideen wie die Drehleier bei ‚Ode To December Moon‘ bleiben leider die Ausnahme. Auch das effektgeladene ‚Natura Glida‘ wirkt ein wenig fehl am Platz, in ein Lied eingeschoben hätte das viel mehr Dramatik erzeugt. So ist gerade der nachfolgende Track ziemlich langweilig und hätte das durchaus gebrauchen können. Schliesslich ist auch der Abschluss ein zweischneidiges Schwert, zum einen sind die Rhythmenwechsel ziemlich intuitiv und gehen sofort ins Ohr, anderseits überbordet der Gesang und auch die Gitarren zaubern keinen eingängigen Riff. So schlittern die Songs scharf an einer besseren Bewertung vorbei, Fans von eigenwilligem, thematisch im Pagan Metal verwurzelten Black Metal sollten auf jeden Fall in die ersten beiden Songs rein hören.
Tristan   

Punkte: 6.3 von 10
OV HOLLOWNESS – The World Ends
Code666
Das aus Kanada stammende Ein-Mann-Projekt Ov Hollowness hat sich dem atmosphärischen Black Metal verschrieben. Tragende Gitarren-Riffs, sich widerholende Melodielinien und teilweise klarer Gesang prägen den Sound. Für depressiven Black Metal sind die Melodien zwar zu hell (siehe ,End In View‘), bis zum Epischen gelangt man aber durch die eher simplen Spuren auch nicht. So fliessen die Songs Stück für Stück am Hörer vorbei und erschaffen stellenweise zwar schon so etwas wie einen finsteren Schleier über der Realität, den grössten Teil der Zeit allerdings reiht sich Wiederholung an Wiederholung, Riff an Riff, nur spärlich unterbrochen von stilleren Parts (beispielsweise bei ,Hollow‘), was die Lieder austauschbar und das Album langatmig erscheinen lässt. Fans von Winterfylleth oder Woodensthrone dürfen ein Ohr riskieren, vielleicht wird sich bei mehrmaligem Hören doch noch ein bisschen Begeisterung entfachen. Bis jetzt reicht es aber nur für Durchschnitt.
Tristan   

Punkte: 6.3 von 10
KITTY IN A CASKET - Bittersweet
Better Than Hell
Das gibt es nicht alle Tage, dass man einen Kontrabass in einer Rockband oder vielmehr in einer Punkband sieht oder besser hört. Die Österreicher um Frontfrau Kitty sind eine ernstzunehmende Grösse im Punk- Rockabilly-Sektor. Der Sound ist zwar für meine Begriffe zu sehr geschliffen, will heissen radiotauglich, ja ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass die Mucke von Kitty in a Casket klingt wie Belinda Carlisle mit harten Stromgitarren. Die Metalpuristen jaulen schon im Chor, das eine solche Scheibe vielleicht besser in der Bravo besprochen werden sollte als hier, aber man muss das locker sehen und halt mal wenn man zum Beispiel am Grillen ist auf sanftere Töne umstellen. Schlussendlich Geschmackssache, aber nach dem Grillen wird sofort die CD wieder gewechselt!
Daniel J.   

Punkte: 6.1 von 10
ULTRA VIOLENCE - Privilege To Overcome
Punishment 18 records
Stakkato-Riffing, Höllentempo und ein Drumgeprügel: Thrash Metal! Dass der Thrash in der Szene wieder am kommen ist, merken nicht nur die altgedienten Überbands, sondern auch relativ unbekannte Bands wie Ultra Violence aus Italien. Solche Truppen bekommen so die Chance, sich einem Publikum zu präsentieren. Die Italiener beschwören das totale Old School-Feeling, angefangen beim klassisch gezeichneten Cover über das Metal Militia-Cover bis hin zu den eigenen Songs. Von diesen haben Ultra Violence genug reingepackt, fast eine Stunde lang kann man sich hier in die 80er zurückversetzen lassen. Auf dem Album hat es geniale Songs wie z.B "Turn Into Dust" oder "Stigmatized Reality" doch leider hat es auch den ein oder anderen Lückenfüller, was sehr schade ist. Hier hätte man lieber auf zwei, drei Songs verzichtet, dafür aber ein durchwegs gehirnzerstampfendes Album herausgebracht.
Steve Butcher    

Punkte: 6.0 von 10
SACRILEGIUS IMPALEMET– III:Lux Infera
Woodcut Records
Gitarrensolos spielen im Black Metal nicht gerade eine tragende Rolle. Da ist es überraschend, wenn (zu hören bei ‚Angel Graves‘) neben den dissonanten Riffs plötzlich eine Gitarre ausschert und den Song um einen speziellen Teil bereichert. Der Rest ist Standartware. Auch beim zweiten Track leistet die Gitarre in der Hälfte einen grossen Teil dazu bei, dass der Song nicht endgültig in die Langeweile abdriftet. Dass die Melodie bei ‚Scars for Scarred Ones‘ an Dissection erinnert, ist ebenfalls nicht als negativ zu bewerten. Das Tempo wird allgemein hoch gehalten, wenngleich auch immer wieder ruhigere Parts eingeflochten werden, was den Liedern eine angenehme Dynamik verleiht. Ganz eindeutig hat man sich beim Songwriting Mühe gegeben. Leider sind die Vocals ziemlich langweilig und austauschbar. Den vierten Song hätten die Finnen auch gerne auslassen können. Unterm Strich bleiben eine Handvoll unterhaltende Ideen und solide eingepasste Soli.
Tristan   

Punkte: 5.8 von 10
ARCKANUM – Fenris Kindir
Season Of Mist/Irascible
Man mag denken was man will, aber in so kurzer Zeit Alben zu produzieren wie es Shamaatae tut, ist schon beachtlich. Das letzte Album ist schliesslich gerade mal zwei Jahre alt. Thematisch ist das Album dem Wolf Fenris gewidmet. Musikalisch rumpelt und rauscht die ganze Sache nach wie vor, was im Gegenzug zum Vorgänger aber tatsächlich auch als Effekt eingesetzt wird. Genauso überraschten die Lieder mit Chören (,Angrboda‘) oder Instrumenten aus anderen Genre (Geigen mit sehr eigentümlichen Melodien bei ,Hamarami‘). Anderseits muss man sich die Frage stellen, warum man fünf Minuten lang einer Geschichte lauschen soll, die mit Rauschen und einigen spärlichen Trommeln unterlegt wird. Womit wir auch beim Kern des Problems angekommen sind: braucht es so viel Rauschen, so viel Quietschen, so viel Nichts zwischen den ganzen Riffs? Vielleicht wäre es für die Musik nicht schlecht, doch noch einen zweiten Mitstreiter an Bord zu holen, der aus all den Ideen und Ansätzen auch mal ein wenig aussortiert. Oder aber mehr Zeit lassen, um selbst ein wenig kritischer an die Lieder zu treten.
Tristan   

Punkte: 5.7 von 10
ATROCITY – Okkult
Napalm Records/Universal
Hmm… Es scheint, als hätten die Herren von Atrocity wieder Bock auf richtig räudigen, dreckigen Death Metal mit dem typischen Atrocity-Flair. Auch wenn einem beim ersten Track zuerst „For Death“ von Depressed Mode in den Sinn kommen mag, so wird dann richtig schön losgebolzt, mit Frauenchören etwas aufgelockert und dann mit Synthies eine Art bedrohliche Stimmung heraufbeschworen. Und eben genau hier ist die Krux der Sache ersichtlich: Atrocity machen (meiner Meinung nach) verkrampft einen auf ‚böse‘ und ‚brutal tödlich‘, dass es eben schon beinahe parodistisch erscheint. Zudem, und auch dies muss mal gesagt werden, growlt der gute Alexander Krull dermassen mit einem nassen Tuch im Rachen, dass es ein durchgehendes, bluterfülltes Röcheln wird. Auch dies eher ein in die negative Seite sich zu Buche schlagendes Zeichen. Zudem: was sollen die pathetisch gehaltenen Songtexte, vor allem bei den deutschen Tracks „Satan’s Braut“ und „Todesstimmen“. Dass dies auch anders geht, haben zahlreiche Bands schon bewiesen. Dafür, und auch dies muss gesagt sein, trumpfen die Deutschen mit einem unheimlichen Groove auf und beschwören die Anfangstage des Death Metal herauf, logischerweise in einem moderneren Gewand, aber die Assoziationen sind unüberhörbar. Nun, wenn man ein Fazit aus „Okkult“ ziehen sollte, so könnte es folgendermassen lauten: Atrocity haben sich wieder auf ihre Wurzeln konzentriert und haben ein Werk abgeliefert, das in eine echt gute Richtung weist, jedoch aber an viel zu viel Pathos scheitert. Wenn man dies aber aussen vor lässt, hat man ein mehr als nur solides Stück Todesmetall mit Horror-Flair in den Händen. So höret und urteilet daselbst!
Toby S.    

Punkte: 5.5 von 10
TERVINGI – Gotensagen
Source Of Deluge
Alleine schon beim Bandname musste ich tief atmen. Ist der Zug noch nicht abgefahren? Dann halt los, ein Haufen sich reimender Vierzeiler wartet. Nach dem überflüssigen Intro drücken die ersten Riffs, versuchen mit Chören Epik aufzubauen, bis dann der Gesang einsetzt. Überraschenderweise klingt da kein Schreien oder Grunzen, sondern eher monotoner Sprechgesang. Nicht überzeugend, aber immerhin. Leider klingt die Stimme auch beim zweiten Lied ‚Die Seherin‘ genauso langweilig, wenngleich hier die weiblichen Gastvocals super eingepasst sind. Diese tönen auch bei ‚Töchter Schnelle Wassers‘, nehmen aber eher eine nebensächliche Position ein. Flöten und Streicher aus dem Synthesizer packen auch hier eine Portion Hollywood oben drauf. Soweit also alles, was man bei Black Messiah, Adorned Brood, XIV Dark Centuries oder irgendeiner deutschen Pagan Metal Band bereits gehört hat. Dabei merkt man den Herren ihre Erfahrung bei anderen Bands (z.B. Lyfthrasyr oder Zombie Inc.) durchaus an. Was tatsächlich ungewöhnlich klingt, ist die Stimme, aber das nicht auf eine positive Art. Sie wirkt oft verkrampft, gepresst, ohne Volumen. Ach ja, und da haben wir ja noch die Reime, und das Sackweise. Goten, Toten, Macht, Rauhnacht, auf, Lauf und den ganzen üblen Rest, den man gerne hätte bleiben lassen können. Vor sechs Jahren hätten sie sich wahrscheinlich vorne platzieren können. Heutzutage reicht ein langes Solo (‚Der Abschied‘), Männerchöre (‚Der Goten Eid‘ oder ‚Alewars Schmiede‘) und Epik aus dem virtuellen Orchester nicht, gerade wenn man platte Inhalte besingt. Doch, der Zug ist definitiv abgefahren.
Tristan    

Punkte: 5.5 von 10
NO BRAGGING RIGHTS – Cycles
Membran Media
"No Bragging Rights", sinngemäss übersetzt: "Kein Grund zum Angeben", ist eine kalifornische Melodic Hardcore Metal-Band. 1999 gegründet, legte die Band rund um Vokalist Mike Perez im 2005 ihr erstes Full Length-Album vor und hat nun mit "Cycles" bereits ihren fünften Longplayer produziert. Das Album beginnt mit dem Song "Advent Of Change" und einem im Post Metal-Stil gehaltenen Intro, das dissonante, sich steigernde Gitarrenklänge einsetzt. Das gefällt mir sehr, allerdings kommt schon bald der Hardcore-typische Part mit gepresstem, verzerrten Geshoute. Mein Enthusiasmus sinkt. Dann aber folgt der Refrain mit langgezogenem, melodiösem Gesang und emotionalen, lyrischen Zeilen wie "Throw these things to the sun...". Also all jene Dinge, die einem mitreissen und in der zartfühlenden Metalcore-Seele tiefe Wunden hinterlassen, einem eben "in die Sonne zu schmeissen". Der nächste Song eröffnet aber wieder ein ganz andere Welt: "Hope Theory" beginnt mit viel Pepp, einem Rundumschlag des Schlagzeugs, schnellen, melodischen Riffs. Dann setzt der Gesang ein, auch wieder in den höheren Tonlagen gesungen, erinnert er mich kurz an "Sum 41", nur mit Melodic Metalcore angehauchtem Punk unterlegt und etwas schlechteren Lyrics. Der Titeltrack "Cycles" beginnt wieder etwas ruhiger, melodische Licks leiten den Hardcore-typischen Aufbau ein. Etwas Geshoute folgt und dann wird im Gesang wieder zu den höheren Tonlagen gewechselt. Dieses Schema zieht sich durch das ganze Album. Mal langsamere, mal schnellere, härtere Intros, gelegentliches Hardcore-Geshoute und viele, sehr viele an Refrains erinnernde Parts, die allesamt in für mich schon fast unerträglich hohen Tonlagen gesungen werden. "No Bragging Rights" bedient eine ausgewählte Klientel, die auf härtere Riffs mit emotionalen und melodischen Refrains steht. Wer gerne ein solches Gemisch zwischen Hardcore, Punk und Metalcore hören will, ist bei "No Bragging Rights" an der richtigen Stelle.
Michel A.     

Punkte: 5.0 von 10
FALL OUT BOY - Save Rock And Roll
Island Records/Universal
„Fall Out Boy“ gehört meines Erachtens nicht in ein Metal-Magazin, da es auf keinen Fall Metal ist. Vielmehr könnte man die Band der Sparte Pop/Rock zuordnen, wobei der Pop aber deutlich Überhand hat. Und so gibt es wenig, das ich schreiben kann. Denn ich glaube, entweder man mag Fall Out Boy, oder eben nicht. Und ich mag Fall Out Boy nicht. Weder die nichtssagenden Lyrics, die nach Pop-Manier verhackstückelten Beats, der gelegentliche Einsatz von Gitarren, um gerade noch in der Sparte Rock erwähnt zu werden. Mir ist egal, welcher kommerzielle Erfolg den Jungs beschert war, dass sie ursprünglich aus der Punk und Hardcore Szene kommen, dass sie zahlreiche Auszeichnungen gewonnen haben. Fall Out Boy und das neue Album „Save Rock and Roll“, also ob Rock je von ihnen gerettet werden könnte, ist etwas, das ich nicht geschenkt in meiner Musikbibliothek aufnehmen würde, geschweige denn dafür bezahlen. Aber die Geschmäcker sind verschieden und ich würde niemanden dafür verurteilen, dass er die Jungs gerne hat und mit den Vorderfüsschen wippend den schmalzigen Liedchen zuhört. Das Album ist professionell und in hoher Qualität aufgenommen, die Jungs spielen in etwa das Gleiche, das sie schon vor ihrer grossen Pause im 2010 gespielt haben und wer sie schon vorher gemocht hat, wird sie wahrscheinlich auch auf der neuen CD weiterhin mögen. Fazit: Definitiv was für Fans. Für alle anderen gilt: vorher reinhören.
Michel A.     

Punkte: 5.0 von 10
GROT - I Have No Mouth And I Must Scream (EP)
Hammerheart Records
Das irische Trio bestehend aus altgedienten Recken, namentlich Kevin Talley (u.A. Ex-Dying Fetus, -Misery Index, Six Feet Under) am Schlagzeug, John Roche (Gamma Bomb) an den Saiten und Eoin Broughal (Warpath) am Mikro, liefert auf ihrer ersten 6-Track-EP leicht angegrindeten Death Metal ab, der locker bereits zwei Dekaden auf dem Buckel haben könnte, und zollen ausserdem mit "Unchallenged Hate" unser aller liebsten Krawalltruppe Napalm Death den Tribut. Die EP bietet über knappe 13 Minuten solide aber für mich persönlich leider auch reichlich unspektakuläre Unterhaltung. Zudem finde ich den Mix sehr gewöhnungsbedürftig, da das Schlagzeug äusserst dominant ist, und dadurch die Gitarre manchmal fast nur erahnen lässt. Unterm Strich für mich eher stumpf als Trumpf und daher nur ohne Gewähr empfehlenswert. Reinhören und eigene Meinung bilden.
Hardy   

Punkte:
keine Wertung
PURIFIED BLACK – But I Can Cry What I'm Not
Eigenvertrieb
Ambitioniert, das ist das Mindeste, was man über Purified Black schreiben kann. Mit „I Can't Tell You Who I Am“ veröffentlichten die Jungs aus Konstanz vor einem Jahr ihre vielversprechende Debüt-EP im Eigenvertrieb. Proggig und trotzdem geschmeidig präsentierten sich das instrumental über jeden Zweifel erhabene Quintett dabei, vermischten Prog mit Post Rock, mal eher in den 70ern, mal eher in den 90ern verhaftet. Das nun erschienene „But I Can Cry What I'm Not“ ist sozusagen der zweite Teil, was schon der anschliessende Titel nahelegt. Entsprechend ähnlich geht es weiter, ja als würde es sich um die zweite Seite einer LP handeln, beginnen Purified Black nicht mit einem knackigen Opener, sondern mit einem fast neun Minuten dauernden Mammut-Song. Dieser Mut beeindruckt, doch hätte man den Song auch auf die Hälfte der Spielzeit komprimieren können. Zu gewollt wirken die nach der Halbzeit folgenden, eher zusammenhanglosen Teile. Die vier Folgenummern sind danach zwar konzentrierter, wirklich packen können aber auch sie nicht, was nicht zuletzt daran liegen mag, dass sich die fünf Herren nie getrauen, mal richtig loszurocken und anstelle von Gitarren in den „harten“ Teilen lieber undifferenzierte Keyboard-Teppiche ausrollen. Mit ihrem Sound fallen Purified Black zwischen alle Stühle, ohne sich dabei häuslich einrichten zu können. Ambitionen sind eben nicht alles.
Kissi
Punkte: 4.9 von 10
REIGN OF THE ARCHITECT - Rise
Pitch Black Records
Schon beim Intro "The End" wird klar, was einen beim neuen Album der Israelis von Reign of The Architect erwartet: Disney Power Metal der übelsten Art. Die 15 nachfolgenden Songs triefen nur so von Pathos und Kitsch. Technisch eigentlich grundsolide, und mit einigen tollen Ideen gesegnet, versteht es die Truppe leider nicht, das Ganze in einen angenehm hörbaren Sound weiter zu entwickeln. Was besonders arg geraten ist, ist der Gesang oder besser die Gesänge. Denn hier wird von gefühlten 50 verschiedenen Sänger querbeetein gesungen und geshoutet als gäbe es kein Morgen. Ein richtiger Soundfluss kommt so nicht zu Stande. Die schönsten Momente beschert uns "Rise", wenn mal keine Stimme stört und ein Gitarrist munter sein Soli zocken kann, denn dieses Spiel beherrschen sie. Das Mainriffing wiederholt sich im letzten Teil des Albums leider von Song zu Song. Einzig die Synthieparts betten sich das ganze Album hindurch angenehm ein.
Steve Butcher
Punkte: 4.0 von 10
dEMOTIONAL – State: In Denial
Dead End Exit Records
„dEMOTIONAL“ ist eine Metalband aus Göteborg, einem der kreativen Schmelztiegel Schwedens, dem besonders viele erfolgreiche Combos entsprungen sind. Die Band spielt einen nur allzu bekannten Mix aus Metalcore, Deathcore und viel, viel melodischen und harmonischen Choral-Parts. Dabei schlagen die Jungs in jene Kerbe, in der die Instrumente zwar eine ziemlich harte Gangart haben, der Gesang aber vor allem clean und harmonisch ist und die Übergänge stets abgekappt werden, bevor sie richtig mitreissen können. Der Bandname „dEmotional“ mit dem kleinen „d“ weist darauf hin, dass die Band gerne den „emotionalen“ Part abdecken und bedienen will. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo keine Band, die von sich behauptete, sie würde etwas im Stil von Deathcore oder Metalcore spielen, mit dem Stempel „Emo“ versehen werden wollte. So ändern sich die Dinge. Das Album birgt keine Überraschungen. Spielerisch zwar auf hohem Level, brandet mir eine verstümmelte Version des Metalcores entgegen, beispielsweise ohne Breakdowns, ohne grossen Aufbau und nur sporadischen Shouts. Der Sänger säuselt sich von einer Oberflächlichkeit in die nächste und bietet in der ganzen Albumlaufzeit keine einzige Überraschung. Ich habe in letzter Zeit eine Menge solcher „Metalbands“ gesehen, die sich irgendwie alle gleich anhören. Schliesslich habe ich nichts gegen Emotionen, Gefühlen, Weltschmerz, aber bitte irgendwie ansprechend aufbereitet, mit etwas Kreatitivät, etwas Identität und nicht begraben in einer seelenlosen Ansammlung hundsgewöhnlicher Metalriffs, unterlegt mit nach Autotune erinnernden Säusel-Gesang. Ich habe grossen Respekt vor schwedischen Bands, der skandinavischen Melancholie, aber im Falle von „dEmotional“ kann ich mich nicht dazu durchringen, dieses Album irgendjemandem ernsthaft zu empfehlen.
Michel A.
Punkte: 4.0 von 10
HORNA – Askel lähempänä Saatanaa
W.T.C. Production
Auch wenn Horna mit dem Weggang von Nazgul vor mehr als zehn Jahren keinen bekennenden Nationalsozialisten mehr in der Band haben, so haben sie sich doch nie so richtig von diesem Vorurteil befreien können. So haben die Finnen in den letzten fünf Jahren seit ihrem letzten Album zwar einiges gemacht, aber halt immer wieder mit Bands, welche mehr oder weniger gross „Nationalstolz“ vertreten. Ob das so ein kluger Schachzug ist, müssen die Herren ja eigentlich selber wissen, wird ja schliesslich niemand gezwungen, ihre Musik zu hören. Womit wir zum Kern des Problems vorstossen, die Musik. Monotone Riffs, dumpfe Aufnahmetechnik und heiseres Schreien kennt man zur Genüge. Neben der räudigen Produktion bleibt aber nicht mehr viel nennenswertes, denn offensichtlich haben die Musiker konsequent an interessanten Riffs vorbei gewerkt. Jeder noch so langweilige Gitarrenteil wird zwei oder dreimal zu oft wiederholt, was die Songs allesamt ermüdend wirken lassen. Da helfen weder die wütenden Schreie noch das treibende Schlagzeug. Nein, empfehlen kann ich das nicht.
Tristan
Punkte: 3.0 von 10
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