CD-Reviews Mai 2016
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
SUIDAKRA – Realms Of Odoric
AFM Records/Musikvertrieb
Nach drei Jahren Pause melden Suidakra sich mit ihrem mittlerweile 12. Album zurück. Diesmal haben sich die Deutschen allerdings nicht auf ein historisches Thema konzentriert, sondern in enger Zusammenarbeit mit Künstler Kris Vervimp die musikalische Untermalung zur Fantasy-Welt seiner Schöpfung kreiert. So lebt auch dieser Silberling von epischem Songwriting in dichter Erzähltradition sowie mystischer Instrumentierung und aussagekräftigen Melodiebögen. Die Mischung aus Melodic Death Metal, Heavy Gitarren und keltischen Folk-Weisen ist enorm abwechslungsreich und streckenweise überraschend verspielt. Suidakra haben auch für dieses Werk wieder diverse Gastmusiker verpflichten können: u.a. sind das Tina Stabel (Gesang), Axel Römer (Pipes), Matthias Zimmer von Perzonal War (Gesang) sowie Sascha Aßbach von Fall Of Carthage (Gesang). Highlights gibt es auch auf diesem Silberling wieder einige: Mein Favorit ist wohl “Undaunted“ mit sehr schönem weiblichen Gesang, der erstaunlich rau und rockig rüberkommt. Sehr schön ist auch “Pictish Pride“, das mit einem wunderbaren Intro von Piano und Streichern in eine eingängige Melodie getragen von Heavy Gitarren und dem Gesang übergeht. Auch eine Ballade ist mit dabei: “Braving The End“ ist ein zauberhaftes Duett, ein Zwiegespräch zwischen ihrer leichten Stimme und seinem tiefen Bass. Doch Suidakra bleiben auch ihren härteren Wurzeln im Death Metal treu – “One Against The Tide“ ist wieder weitaus aggressiver und energischer unterwegs. Mit “Cimbic Requiem“ ist auch wieder ein rein instrumentales Zwischenspiel mit dabei, das perfekt zur Stimmung passt. Dieser Silberling ist unglaublich facettenreich, was unter anderem auch am Einsatz der typsichen Folk-Instrumente liegen dürfte...  Fazit: Suidakra haben einmal mehr ein absolut grossartiges Album abgeliefert, dass einen in eine andere Welt entführt. Die Deutschen haben in ihrer 20 jährigen Bandgeschichte ihre eigene, unverkennbare Identität gefunden und schaffen es immer wieder, eine einzigartige Atmosphäre aufzubauen und darin ihre Geschichte zu erzählen. Für mich ist dieses Album eines der besten, das mir dieses Jahr auf den Tische geflattert ist und so kann ich eigentlich nur die volle Punktzahl geben!
Patricia H. 
Punkte: 10 von 10
MISTUR - In Memoriam
Dark Essence Records
Eher zufällig bin ich im Vorfeld auf einen Song der Norweger gestossen und ich wusste, ich brauche dieses Album unbedingt zur Review. Dabei reisse ich mich grundsätzlich nicht um Pagan- und Viking Metal, da ich schlicht zu alt für den „Scheiss“ bin, aber bei Mistur war ich gleich so „angefixt“ von einem Song, dass ich unbedingt mehr davon brauchte. Während bei Amon Amarth der Melo-Death die Grundlage bildet, so (und wie sich das für eine Norwegische Band natürlich gehört) basiert das muntere Treiben von Mistur auf Melodic Black Metal, angereichert mit etwas Progressivität und dank den oftmals eingesetzten Hammond-Sounds gar etwas psychedelisch. Was aber die grosse Stärke von „In Memoriam“ ist, abgesehen von der dichten winterlichen Atmosphäre, welchen einem das Gefühl vermittelt man steht direkt oben auf der Grossen Mauer von Game Of Thrones und blickt über endlos verschneite Wälder, sind diese zeitlosen Nordischen Melodien die es unwiderruflich schaffen meine Seele mit Gänsehaut zu überdecken. Borknagar treffen auf Wintersun und In Vain, Dekadent sowie etwas Amorphis (zu „Tales From The Thousand Lakes“ Zeiten) schauen dabei auch noch um die Ecke, so könnt ihr euch „In Memoriam“ grundsätzlich mal vorstellen. Seit „The Latter Rain“ von In Vain bin ich von keiner norwegischen Band wieder so „geflasht“ worden wie es nun Mistur geschafft haben (dabei habe ich die neue Borknagar und Moonsorrow gleich meilenweit zur Seite gestossen). Die Songs „Distant Peaks“ und „Matriarch’s Lament“ sind der reine Wahnsinn, ich kann es schlicht nicht anders beschreiben und ich verwende sonst nicht all zu gerne Superlative, aber wer bei den letzten 3 Minuten von „Matriarch’s Lament“ keine steinharte Axt in der Hose hat der kann entweder nichts mit Melodic Black Metal anfangen, oder ist Abonnent einer mehrmals gebrauchten Porno Zeitschrift. Ich gehe sogar soweit und behaupte, was 2004 Wintersun mit ihrem gleichnamigen Debüt damals für das Genre gelang, ist nun 2016 von Mistur mit ihrem zweiten Werk „In Memoriam“ spielend gelungen: Eine derart dichte nordische Atmosphäre zu erschaffen, mit Melodien zum niederknien, dass dieses Werk ein zukünftiger Klassiker sein wird und muss. Also liebe Freunde von Windir, Vreid, Cor Scorpii, Kampfar, Borknagar, Wintersun, In Vain, Schlitten- und Höllenhunden und für die, welches es noch werden wollen, schafft euch dieses Werk an, denn bei den Alten- und Neuen Göttern, Mistur sind die neuen wahren Herrscher über den Norden und der Winter wird kommen.
R.K.  
Punkte: 9.5 von 10
SUICIDAL ANGELS - Division Of Blood
NoiseArt Records/Universal
Die Suicidal Angels aus Griechenland müssen an dieser Stelle wohl kaum noch gross vorgestellt werden. Wer guten Thrash mag, der wird die "Angels" bereits kennen und lieben. Auf Tour mit Legenden wie Kreator, Exodus und Death Angel hat sich die Band um Mastermind Nick Melissourgos einen guten Namen in der Szene gemacht und auch die beiden Vorgängeralben "Bloodbath" und "Divide And Conquer" waren am Aufstieg des Quartetts massgeblich beteiligt. Den Gipfel haben die Suicidal Angels aber damit noch nicht erreicht, denn 2016 ist das Jahr, in dem die Handschaufel für den ganzen Knochenstaub parat liegen sollte - das neue Sägewerk "Division Of Blood" wird nicht nur von einem typischen Cover des herausragenden Artwork-Zeichners Ed Repka (Toxic Holocaust, Nuclear Assault etc.) ins rechte Licht gerückt, sondern zeigt die Truppe auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskunst! Eigenständig und voller kompromiss- und gnadenlos sägender Gitarrenriffs schüttelt der Vierer einen Thrash-Hammer nach dem anderen aus dem Ärmel. Der Opener "Capital Of War" startet gut und besticht durch klassische Riffs und Vocals. Zumindest gefühlt legt die Scheibe dann Stück für Stück an Druck und Energie zu und prügelt mit "Set The Cities On Fire" oder "Bullet In A Chamber" gewaltig wütende Ware um die Ohren. Garniert mit filigraner Saitenarbeit wie dem Schlusstrack "Of Thy Shall Bring The Light" peitscht einem jeder der neun Songs ein Grinsen ins Gesicht. Auch Neu-Gitarrist Gus Drax erweist sich als Glücksgriff und zeigt sich bei seiner Arbeit ebenso passioniert wie das restliche Bandgefüge. Musikalische Leidenschaft ist das Stichwort, das "Division Of Blood" auf den Punkt beschreibt. Keine überflüssigen Experimente, sondern ein geradliniger schnörkelloser Sound, der die Thrash-Szene in gut 35 Minuten bis ins Mark erschüttert. Ich würde mich eher als potentiellen Thrash-Muffel bezeichnen, aber an den Suicidal Angels geht auch mein Ohr nicht vorüber. "Division Of Blood" sorgt nicht nur aus der Anlage für mächtig Wirbel, sondern wird diverse Open Airs und Konzerthallen zum Kochen bringen!
Oliver H.  
Punkte: 9.4 von 10
DESTRUCTION - Under Attack
Nuclear Blast/Warner
Ich hatte schon das Vergnügen, die neue Destruction-Scheibe im Studio zu hören und kann mir nun die Songs ein weiteres Mal zu Gemüte führen. Und ich muss sagen, die neuen Keulen von Schmier und Konsorten überzeugen noch mehr als beim ersten Durchlauf. Es kann durchaus sein, dass das Trio etwas rockiger und metallener zu Werke geht als noch auf den Vorgängeralben. Dies allerdings verleiht den Tracks eine gewisse Frische und Lockerheit. Schon der Opener «Under Attack», der durch ein akustisches Intro eingeläutet wird, besticht mit einem schwindelerregenden Solo, einen sofort sich in den Gehörgängen festkrallenden Refrain und einem Doublebass-Gewitter, das den Kopf bangen lässt. In den gleichen Ohrwurm-Sektor bricht «Generation Nevermore» ein. Ein weiterer Track, der dank der famosen Gitarrenarbeit von Mike alles wegbläst. Erhaben, beängstigend und gewaltig haut «Dethroned» alles aus dem Weg, bei dem der Refrain majestätisch ist. Wie schon beim Studio-Report erwähnt, ist und bleibt «Getting Used To The Evil» das absolute Highlight dieser Scheibe. Einfach, weil dieser Track untypisch für die Jungs ist und dadurch das Album um einige Nuancen erweitert. Getragen, schwerfällig wie Black Sabbath und mit einem Monsterriff ausgestattet marschiert dieser Song durch die heimische Stube. Kultig auch das Riff von «Elegant Pigs», wie auch «Second To None», das ein zukünftiger Live-Klassiker werden könnten. Auch hier haut Mike ein Klasse-Riff raus und die Drumarbeit von Vaaver besticht mit dem galoppierenden Groove. Weitere Schmankerl sind «Conductor Of The Void», mit seiner vertrackten Spielweise und dem schon fast melodischen Solo sowie das schnelle «Stigmatized». Das deutsche Thrash-Urgestein hat sich mit «Under Attack» nicht neu erfunden, dazu sind die Markenzeichen mit Schmiers Stimme und Mikes Gitarrenspiel zu imposant. Aber! Die neue Ausrichtung der Songs, man kann fast von Melodie anstelle von Härte sprechen, tut der Band ungemein gut, ohne dass Destruction an Härte einbüssen. Hier erblickt ein wirklich tolles Album das Licht der Welt, das man ungehört kaufen kann und welches nicht nur Thrash-Fans erfreuen wird.
Tinu 
Punkte: 9.1 von 10
THE ORDER - Rock'n'Rumble
Massacre Records/Musikvertrieb
Meine Spannung auf das neue Werk von The Order war gross, und damit einhergehend beschlich mich auch die Befürchtung, sie würden unter Umständen das hohe Niveau des 2012er-Überfliegers "1986" nicht halten können. Aber spätestens nach dem zweiten Durchlauf wich diese hintergründige Furcht grosser Freude und Genugtuung, denn auch auf ihrer fünften Scheibe machen die vier Jungs genau das, was sie am besten können: Starke, hooklastige Rocksongs zocken, ohne sich dabei an Trends anzubiedern oder gar unnötige Experimente zu wagen. Natürlich kann man der Band jetzt den Vorwurf machen, zu wenig risikofreudig zu sein und ständig nur auf Nummer sicher zu gehen, ich sehe das allerdings etwas anders. Wenn jemand mit immer den gleichen Zutaten dazu imstande ist, immer wieder etwas Leckeres in verschiedenen Variationen zu kochen, warum sollte er dann von seinen altbewährten, bei der Kundschaft gefragten Rezepten abweichen? Folglich servieren The Order der wachsenden Fanschar erneut solide Hausmannskost ohne neumodischen Firlefanz, ganz in der Tradition der glorreichen Achtziger. Zu den gnadenlos straighten Stampfern "Play It Loud" (wie denn sonst?!) und "Reason To Stay" lässt sich herrlich bangen, der Titelsong versprüht mit jeder Note jenes unvergleichliche Hair Metal-Flair made in Los Angeles, ohne dabei aufgesetzt zu wirken, mit dem Rock'n'Roller "Gimme A Yeah" grüsst man ganz offensichtlich die Krokusse in Solothurn, und in Tracks wie dem schon erwähnten "Reason To Stay" sowie "Wild One" zeigt Gitarrenhexer Bruno Spring auf eindrückliche Weise, dass er Standeskollegen wie Eddie Van Halen und Jake E. Lee eigentlich ganz gut findet. Selbst die eher balladesken "No One Can Take You Away From Me" und "Turn The Pages" besitzen immer noch genug Cojones um bei mir Balladenallergiker bestehen zu können. Zudem werden diese eher getragenen Töne durch den finalen Nackenbrecher "Karma" mehr als ausgeglichen, zu dem ein gewisser V.O. Pulver übrigens zusätzliche Vocals beigetragen hat. Wer sonst noch als Gastmusiker seinen Beitrag zu "Rock'n'Rumble" geleistet hat, entnehmt ihr am besten selbst dem Booklet, womit ich jetzt wohl durch die Blume eine Kaufempfehlung ausgesprochen habe. Geiles Teil meine Herren, chapeau!
Mirko B.  

Punkte: 9.0 von 10

2. Meinung:
Man schrieb das Jahr 2006, als The Order so zu sagen aus der Asche von Pure Inc. wieder auferstanden waren. Allerdings blieb nur gerade Sänger Gianni Pontillo übrig, der sich quasi mit den alten GurD, minus deren Frontmann V.O. Pulver, zusammen schloss. Das Debüt «Son Of Armageddon» war ein fetter wie überaus harter Rockbrocken, der, wenn man hier spontan mal den Titeltack oder «Ain't Got Satisfied» zitiert, bereits das Faible für ziemlich kernigen Hardrock, fernab von 08/15-Songwriting, erkennen liess. «Metal Casino» (2007) und «Rockwolf» (2009) wanderten auf dem gleichen hochklassigen Pfad, bis sich das vierte Album «1986» (2012) den Titel zum Programm machte und spürbar die Vibes dieser Zeit verbreitete. Trotzdem blieben die Trademarks selbst unter Einsatz von zaghaftem Orgel- und Keyboard-Sound mehrheitlich erhalten, was der gewohnt knackige Absacker «Stop Lying In The Name Of Love» locker bewerkstelligte. Bis zum neuen Wurf «Rock'n'Rumble» vergingen vier lange Jahre und diesmal gehen The Order noch einen Schritt weiter, sprich stellen die frühere Härte zunehmend hinten an und widmen sich noch deutlicher dem Hardrock der 80er. Wären es bei zehn Songs also zehn Killer, dann könnte man getrost die Höchstnote ziehen, aber auch nach mehreren Durchgängen wird dies deutlich verfehlt. Hören wir also genau hin! Volle Punktzahl gibt es jedoch gleich mal für den richtig geilen Opener «Play It Loud», inklusive dem legendären Boxring-Ansager Michael Buffer. Als Ratt-Fan der ersten Stunde will mir der Titeltrack danach nicht richtig munden, da er einfach zu nah am Original klebt..., halber Punkt Abzug. Gar nicht geht anschliessend die viel zu cheesige Halbballade «No One Can Take You Away From Me», die noch glattpolierter als die üblen U.S.A.-Mixes von Whitesnake daher kommt..., kein Punkt! «Fight» beginnt ordentlich, aber der Refrain ist zu dürftig. Cool hingegen ist das Solo von Master Spring und das nicht nur hier..., halber Punkt! «Gimme A Yeah» ist ein fast schon zu gewöhnlicher Rock'n'Roller, den aber Spring erneut raus haut und ohne Gianni nur die halbe Miete wäre. Witzig der Abspann mit den original eingeflochtenen Tunes von Krokus' «Long Stick Goes Boom»..., knapp ganzer Punkt. The Order pur ist hingegen «Womanizer» als starker Groover..., ganzer Punkt. Klasse Halbballade mit «Turn The Pages»..., voller Punkt. Bei «Wild One» höre ich eigentlich nur Jake E. Lee zu Zeiten bei Ozzy Osbourne und finde keinerlei Zugang..., kein Punkt! Gleiches gilt für «Reason To Stay», wo es sich wieder nur nach Ratt/Ozzy anhört. Halber Punkt erneut nur dank den hammermässigen Licks von Spring. Solide Kost bietet abschliessend der energetische Rausschmeisser «Karma»..., nochmals ein Punkt. Unter dem Strich also ordentlich und trotzdem nicht so das Gelbe vom Ei, aber immer noch besser als vieles andere, und erstmals wurde nicht mit Hilfe von V.O. Pulver, sondern durch Achim Köhler produziert, das heisst Mix und Mastering. Geht der eingeschlagene Zeitplan seit dem Debüt in der gleichen Art und Weise weiter, kommt das sechste Album 2021 heraus. Wie es klingen wird? Lassen wir uns überraschen! Total Punkte für «Rock'n'Rumble», inklusive Bonus für das witzige Cover-Artwork und die Top-Produktion, siehe untenstehend.
Rockslave  
Punkte: 7.0 von 10
SCHAMMASCH - Triangle
Prosthetic Records
Ich weiss nicht, ob es so dienlich ist, dem Typen der den Hang zu den längsten Reviews hat eine Werk in die Hand zu drücken, das über 100 Minuten Spielzeit aufweist, andererseits landen ja meist die „spezielleren“ und „abgedrehten“ Fälle bei mir, also zum Wohl Aller, ich versuche mich mal so kurz wie möglich zu halten (keine mindestens eine Person die das sehr freuen wird). Das neue Werk „Triangle“der Basler (Experimental) Black Metal Formation Schammasch verteilt sich über sagenhafte 3 CDs oder wie bereits erwähnt über 100 Minuten Spielzeit. Sehr aussergewöhnlich in der heutigen Zeit, aber gewöhnlich scheint nicht in dem Vokabular der Herren vorzukommen, denn auch was klanglich präsentiert wird ist weit mehr als nur die üblichen 10 Schrummel-Nummern. „Triangle“ ist wie so ein Besuch im Kunstmuseum, wo abstrakte Gemälde,Gebilde und Plastiken ausgestellt werden, über die man stundenlang diskutieren könnte und jeder für sich wieder etwas anderes entdeckt oder einfach nur unbeeindruckt daran vorbei läuft. In diese Welt von Schammasch muss man erst mal einen Zugang finden und eintauchen können, dies ist zugeben nicht der einfachste Teil und ich bin überzeugt, „Triangle“ wird nicht die Massen begeistern, zumindest nicht die Sabaton Anhängerschaft. So nachdem der Pöbel verjagt ist, wende ich mich nun den Freunden kranker und abgedrehter Musik zu, denn für die wahren Geniessern komplexer Strukturen und schräger Klangwelten ist „Triangle“ ein absoluter Leckerbissen. Basierend auf Black Metal mit gelegentlichen Ausflügen in den Doom und Sludge bis zu Ambient und Ritual Gesängen ist so einiges auf dem Werk vertreten.

Besonders sticht dabei der dritte Silberling hervor, welcher mit Metal nicht mehr viel zu tun hat und mehr Richtung Ambient-Ethno-Expermiental ausufert, dabei fällt mir höchstens noch spontan Ulver ein und doch sind Schammasch auch in diesem Teil anders und insbesondere düsterer. Diesen Teil des Werkes muss wirklich jeder für sich entdecken, es geht (auch ohne Drogen) aber dazu braucht es einen schon sehr offenen Geist und man darf sich persönlich nicht auf das Metal Genre einschränken. Doch abgesehen von dieser speziellen Welt, bieten die restlichen 11 Songs eine gewaltige Fülle an Ideenreichtum, Spannungsbögen und düstere Klanglandschaften. Die alle zu beschreiben, würde hier den Rahmen sprengen, was ich interessierten Lesern raten kann, hört euch mal etwas quer durch die Songs. Empfehlenswert ist der meist rasende Song „In Dialogue With Death“ und dann im Gegensatz dazu „Above The Stars Of God“ welches erst wie ein Blues Rock Stück ertönt und anschliessend in einem „Black Floyd“ psychedelischen Erlebnis endet. Wenn euch beide Stücke gleichermassen faszinieren, dann seid willkommen und taucht ein in die Welt von Schammasch. Ich habe mir das Werk einige Male angehört und es fällt mir noch immer schwer die passenden Worte zu finden, doch mich fasziniert „Triangle“ immer wieder aufs neue und ich bin tief beeindruckt von der Kreativität dieser heimischen Band.
R.K. 
Punkte: 9.0 von 10
GRAND MAGUS - Sword Songs
Nuclear Blast/Warner
Der sehr solide Auftritt am diesjährigen ICE ROCK-Festival im Emmental brachte mich nach wie vor nicht dazu, bei Grand Magus uneingeschränkt in Jubel zu verfallen. Obwohl man den Pure Heavy Metal eigentlich kaum besser zelebrieren kann, fehlt mir bis anhin über weite Strecken das gewisse Etwas bei den Songs der Schweden. Das könnte sich nun mit «Sword Songs», dem mittlerweile achten Studioalbum, tatsächlich ändern. Das Mittel dazu ist der überaus starke Opener «Freja's Choice», der einen wirklich an den Eiern packt und etwa so klingt, wenn die alten Black Sabbath sich in Richtung Power Metal aufmachen. Was Manowar längst nicht mehr auf die Reihe kriegen, heisst hier «Varangian» und kann sogar mich abholen, und das heisst was! Gleiches gilt für die Metal-Dampframme «Forged In Iron - Crowned In Steel», die den erstarkten Anvil auch noch gut zu Gesicht stehen würde. Spätestens hier wird einem zudem bewusst, dass die fette Produktion nicht unwesentlich für den guten Ersteindruck steht, den die "Schwert-Songs" hinterlassen. Des Weiteren wurde spürbar an den Arrangements gefeilt, was zumindest mir sofort auffällt und diesen Song klar aufwertet. Noch besser fräst der Groover «Born For Battle (Black Dog Of Brocéliande)» in die Gehörgänge! Tja Freunde, was Grand Magus da auffahren, ist definitiv um Längen besser als fast alles, was zuvor verbraten wurde. Auf jeden Fall ist mein Interesse an diesem Trio wieder zurück gekehrt und «Master Of The Land» erinnert mich mit einem verschmitzten Lächeln etwas an die total unterbewertete Venom-Scheibe «Cast In Stone» (1997). Wie man Maiden-Roots gekonnt einbettet, liefert «Last One To Fall», ohne dass die übermächtigen Black Sabbath vergessen gehen. Schleppend, aber nicht auf der Stelle tretend, lässt auch «Frost And Fire» keine Metaller-Wünsche offen. Dass man sich bei einer Spielzeit von gerade mal knapp 35 Minuten allerdings traut, ein an sich "schräges kurzes Instrumental mit einem Hauch Country (!!) einzubauen, ist gewagt, passt aber irgendwie zur grundsätzlichen Stimmung dieser überraschend guten Scheibe. Selbstredend, dass auch der Rausschmeisser «Every Day There's A Battle To Fight» Joey de Maio & Co. aufzeigt, was an sich auch Anno 2016 möglich wäre. Ein guter Song mehr auf diesem Level hätte «Sword Songs» allerdings zum Beinah-Volltreffer gemacht.
Rockslave 
Punkte: 9.0 von 10
IN MOURNING - Afterglow
Agonia Records
In Mourning, wie man sie kennt und liebt. Harte, doomige Riffs, Blastbeats und verträumte, nachdenkliche Post-Melodien, gewürzt mit der eingängigen Growl-Stimme von Tobias Netzell. «Afterglow» ist auch die erste Bewährungsprobe für den neuen Ex-Katatonia-Drummer Daniel Liljekvist, der seinen Job grossartig meistert. Die neueste Scheibe der Schweden steht dem Vorgängeralbum «The Weight Of Oceans» in keinster Weiste nach. Es wird wieder viel Abwechslung geboten. Doch die schwerfällige, nachdenkliche Grundstimmung bleibt stets erhalten, aber auch Aufhellungen in Form wunderschöner Melancholie sowie Parts, die zum Headbangen einladen, fehlen nicht. Die Schweden haben den Nagel wieder auf den Kopf getroffen. Der Sound von In Mourning ist eine elementare Urkraft, die das ganze Spektrum menschlicher Emotionen abdeckt und der urgewaltigen Aussagekraft des Covers mehr als gerecht wird. Eine Produktion mit Suchtpotenzial für jeden Liebhaber von Doom und Post. Bei mir läuft es rauf und runter, ohne an Attraktivität zu verlieren.
Mario F. 
Punkte: 9.0 von 10
HATEBREED - The Concrete Confessional
Nuclear Blast/Warner
Du meine Fresse, die neue Hatebreed ist da! Jamey Jasta brüllt sich die Seele aus dem Leib, da klingt Tom Arara von Slayer wie ein Chorknabe. Apropos Slayer: Zwischenzeitlich gibt es bei den neuen Riffs von Hatebreeds neuem Werk Ähnlichkeiten, was aber noch lange keine Kopie ist und wird. Wie auch bei Slayer gibt es im Sound der Hardcorelegende keine Experimente, man bekommt für sein hart verdientes Geld value for money. Die 13 Songs sind recht abwechslungsreich, mal schnell, dann wieder schleppend, aber alles auf einem hohen technischen Niveau mit einem mörderlich guten Sound. Es wird für die Konkurrenz sehr schwierig werden, dieses Werk zu toppen, die Latte ist hier sehr hoch. Ach was quatsche hier hier eigentlich noch rum - besorgt euch das Teil so schnell wie möglich, den hier handelt sich um Hatebreed!
Daniel J.  

Punkte: 9.0 von 10
HAKEN - Affinity
InsideOut Music
Seit dem dritten Album "The Mountain" haben Haken einen grossen Bekanntheitsgrad in der Prog-Szene. Nun schieben die Herren um Ross Jennings eins nach mit "Affinity". Auch hier wird wieder eine grosse Vielfalt verschiedener Einflüsse zelebriert. Da hört man Einflüsse von Yes, Tool, Dream Theater, Toto, King Crimson und Porcupine Tree, geschickt verarbeitet in den einzelnen Songs. Grossartiger Prog Metal, Retro Prog auf höchstem Niveau. Schon beim Opener "Initiate" wird der Zuhörer in Sphären entführt, die berühren. Bei "1985" sind eben oben genannten Toto-Parallelen auszumachen, ein spannender Song könnte glatt von deren Album "Toto IV" stammen. Die neue Musikalische Vielfallt könnte auch daher stammen, dass alle Bandmitglieder zusammen verstärkt am Songwriting beteiligt waren. Nicht wie auf früheren Werken, als Ross Jennings und Rich Henshall den grössten Songanteil schrieben. Jedenfalls tut das dem neuen Album gut und man hört eine deutliche Weiterentwicklung, also kein lauer Aufguss von "The Mountain". Und genau das macht die Einzigartigkeit von Haken aus. Und so klingt "The Architect" zwar nach Dream Theater, aber trotzdem Eigenständig, ich weiss, ist schwer zu verstehen, müsst ihr euch anhören. Übrigens gibt es ausser der normalen Standard-CD auch noch eine Doppel-CD-Version, mit allen Songs in einer Instrumentalversion. Sehr interessant, zu hören, wie die einzelnen Tracks auch ohne Gesang funktionieren, das ist wahrlich eine Meisterleistung.
Crazy Beat   

Punkte: 9.0 von 10
ABORTED - Retrogore
Century Media/Sony Music
Das Quintett um Fronter Sven "Gurgloroth" de Caluwé ist momentan auf allen Kanälen derart präsent, dass ich mich kaum noch getraue den Klodeckel zu heben. Und das zu Recht! Denn in ihrer Nische des Metal-Spektrums kennen die Belgier aktuell nur einen Weg: zwischen deine Augen. Meine Kritik zur sackstarken Vorab-EP "Termination Redux" vom Februar kann eigentlich 1:1 als Blaupause dienen, denn viel Neues gibts da nicht zu sagen. Ausser vielleicht dass die elf neuen Lieder (plus Intro) so brutal wie geschmeidig geraten sind. Dass trotz der modernen Ausrichtung noch immer genug dieser gewissen ruppigen Magie vorhanden ist um Gänsehaut zu erzeugen und dass auf "Divine Impediment" Cattle Decapitation's Travis Ryan seinen fiesen Gastgesang beisteuert (s. auch Videoauskopplung). Dazu verfügen die leider besetzungswechselfreudigen ABORTED in der aktuellen Zusammensetzung über einen Wurf an Musikern der an Durchschlagskraft kaum zu überbieten ist. Schlagzeug und Bass bearbeiten dich filigran aber heftig von hinten, die Gitarren shredden und solieren begnadet von vorne und Svencho macht es dir abwechslungsreich oral, man fühlt sich wie in einem verschwitzten, metallischen Dark Room. Aktuell wohl die heisseste GrinDeath-Kapelle nördlich des Äquators, unbedingt reinhören!
Hardy   

Punkte: 9.0 von 10
STONEWALL NOISE ORCHESTRA - The Machine, The Devil & The Dope
Steamhammer/Musikvertrieb
Mitte der Sechziger Jahre eroberten britische Bands auf beispiellose Weise die amerikanischen Charts, Acts wie die Beatles, The Who, Herman's Hermits, The Kinks, The Rolling Stones und The Animals bildeten die Speerspitze dieses unter dem Begriff "British Invasion" in die Musikgeschichte eingegangenen Phänomens. Heute erleben wir etwas Ähnliches. Zwar geht es diesmal nicht um Chartplatzierungen oder heranwachsende Musiklegenden, aber gemessen an der Dauer war die "British Invasion" ein kurzes, laues Lüftchen, denn was inzwischen seit vielen Jahren aus Schweden zu uns rüber schwappt, ist schlicht unglaublich. Stonewall Noise Orchestra setzen mit ihrem fünften Longplayer diese "Swedisch Invasion" konsequent fort und wenden dabei ein altbewährtes, effizientes Rezept an, sie machen einfach die Musik, die ihnen am meisten Spass macht. Klingt simpel, ist es aber nicht unbedingt, vor allem dann nicht, wenn eine Band wie im vorliegenden Fall 40 Jahre Rockmusik-Geschichte auf rund 40 Minuten komprimieren will. Dem schwedischen Fünfer ist mit "The Machine, The Devil & The Dope" jedoch genau dieses anspruchsvolle Kunststück gelungen. Versatzstücke, Zitate und Stilelemente aus den verschiedensten musikalischen Epochen wurden auf dem Album neu zusammengesetzt und dermassen modern verpackt, dass selbst dezente Verneigungen vor den Beatles ("On A Program") oder vor dem Black Sabbath-Debut ("Stone Crazy") absolut frisch und zeitgemäss klingen. Von retro findet man auf dem Silberling also keine Spur, dafür moderne, knackige Rockmusik am Puls der Zeit, sehr druckvoll in Szene gesetzt und im richtigen Spannungsfeld zwischen Power und Melodie. Und wie man das feine Süppchen auch nennen mag, welches die fünf Schweden da gezaubert haben, ob Heavy Rock, Classic Rock, Modern Rock oder schlicht Rock, "The Machine, The Devil & The Dope" ist in erster Linie ein stimmiges und ausgewogenes Stück Hartwurstmusik geworden, das für mich den aktuellen kreativen Höhepunkt von Stonewall Noise Orchestra darstellt. Gitarrist und Hauptsongwriter Snicken bringt es auf der Beipackzettel treffend auf den Punkt: "Irgendwelche Einschränkungen gab es für uns nicht, die einzige Vorgabe lautete: Let it rock!". Mein Votum fällt klar und unmissverständlich aus: Mission erfüllt!
Mirko B. 

Punkte: 9.0 von 10
DEVIL'S GUN - Dirty'n'Damned
Black Lode Records/Non Stop Music
1990 wurde unter dem Namen Krokus von Fernando von Arb ein komplett neues Line Up zusammengestellt. Peter Haas am Schlagzeug, Many Maurer und Tony Castell an den Gitarren und Peter Tanner am Mikro. Fernando himself wechselte an den Bass. Das Resultat war das Album "Stampede". Ein absolutes Hammeralbum, das leider völlig verkannt blieb. Nun, warum diese Geschichte? Die schwedische Formation Devil's Gun und deren Debut-Album "Dirty'n'Damned" erinnert haarscharf an "Stampede". Der Fünfer hat ultrastarkes Songmaterial in petto. Eingängige Strukturen mit Mitsingrefrains, ausgeprägte Chöre und generell einen hohen Nachhaltigkeitsfaktor. Aber auch musikalisch harmoniert die Truppe hervorragend. Satte, dreckige Gitarrenriffs werden mit treibenden Bässen und knallharten Drums verbunden. Vor allem aber die rasiermesserscharfen Vocals haben es in sich. Stimmakrobat Joakim Hermansson weiss seine schneidende Stimme perfekt in Szene zu setzen. Unter dem Strich versteht es die Truppe schnörkellosen, klassischen Hard Rock und Metal ohne unnötigen Ballast, trotzem aber abwechslungsreich und mit solidem Fundament an den Mann (und die Frau) zu bringen. Selber bringt man dabei Accept, Motörhead und Airborne ins Spiel. Um nochmals in heimische Gefilde zurückzukehren könnte auch ergänzend die Solothurner Formation Killer genannt werden. Gesangstechnisch wird Brian Johnson und Udo Dirkschneider erwähnt, dem muss aber eben zwingend auch Peter Tanner hinzugefügt werden. Fazit: kaufen!
Chris C. 

Punkte: 9.0 von 10
EDU FALASCHI - Moonlight
Pride & Joy Music
Der ehemalige Angra-Sänger Edu Falaschi bedient sich seiner Vergangenheit und veröffentlicht Angra- und Almah-Lieder, die zusammen mit Geigen, Piano und Gitarren neue arrangiert wurden. Wobei, wenn wir ehrlich sind, ist genau eine Nummer von Almah vertreten und die restlichen acht Lieder stammen von Angra. Unglaublich, was dabei herauskommt und wie fantastisch sich zum Beispiel die Angra-Nummer «Nova Era» anhört. Gefühlvoll und auf die Tränendrüsen drückend erklingt «Bleeding Heart». Und wenn man die Lieder mit der Stimme von Edu hört, weiss man, dass es nur einen Sänger, nach Andre Matos, für Angra geben kann. Es ist diese Mischung aus der Falaschi-Stimme und den Songs, die mit einer unglaublichen Intensivität vorgetragen werden, die den Hörer sofort packt und nicht mehr loslässt. «Moonlight» ist ein Album geworden, welches man sich in aller Ruhe anhören muss, am besten mit Kopfhörer, denn so taucht man noch tiefer in die musikalische Emotionalität des Brasilianers ein, die aber auch mal ein bisschen forscher erklingt, wie bei «Angels And Demons». Tja, mehr muss man zu dieser Scheibe nicht schreiben, ausser: kaufen! Und vielleicht ist dies ja auch ein Zeichen an seine alten Bandmembers, dass Edu wieder bereit ist für einen Wiedereinstieg, denn Mister Falaschi hat nach der Matos-Zeit mit seiner Stimme zu stark den Sound von Angra geprägt.
Tinu 

Punkte: 9.0 von 10
MOONSORROW – Jumalten Aika
Century Media/Sony Music
Moonsorrow gehört nicht zu den Bands, die alle zwei Jahre ein Album veröffentlichen und sich den Arsch wundtouren. Nach der fünfjährigen Durststrecke wurde das neue Album deshalb auch mit besonderer Spannung erwartet - und das Warten hat sich gelohnt. Bereits der Auftakt reisst mit dem eingängigen Hauptriff richtig mit und versetzt einen in die Götterwelt, die in den Songtexten besungen wird. Der unaussprechbare zweite Track lebt von seinen vielen folkloristischen Zwischenteilen mit schamanistischen Beschwörungschören und den Ambienteffekten. Dazwischen lässt man immer wieder das Gespür für tolle Folkmelodien aufblitzen. 'Suden Tunti' klingt dagegen einiges roher und aggressiver. Ganz gegen Schluss kehrt wieder Ruhe ein. Diese wird von 'Mimisbrunn' gleich weiter getragen und die Folkmelodien nehmen wieder Überhand. Dies scheint auch die allgemeine Tendenz auf "Jumalten Aika" zu sein, wobei die eine oder andere Melodie zumindest teilweise rezykliert wurde. Man muss sich aber auch nicht ständig neu erfinden, gerade wenn die allgemeine Qualität so hoch ist. Da den Finnen wie gewohnt eine Hand voll Songs reicht um auf eine stattliche Spielzeit von über einer Stunde zu kommen, bildet 'Ihmisen Aika (Kumarrus Pimeyteen)' bereits den krönenden Abschluss dieses sehr gelungenen siebten Studioalbums.
Patricia L. 

Punkte: 9.0 von 10
THE LEVITATION HEX - Cohesion
High Roller Records/Musikvertrieb
Neues aus der Patchwork-Formation aus Alarum, Alchemist und Aeon Of Horus. «Cohesion» setzt dort an, wo ihre erste Scheibe «The Levitation Hex» aufhört: Wieder brettert dem Hörer eine schräge Mixtur aus brachialem Death Metal, Psychedelic und Space Rock um die Ohren. Zugegebenermassen benötigt der Sound der Australier eine gewisse Gewöhnungsphase, damit man kapiert, wie der Hase läuft. Hat man diese Stufe des Verständnisses jedoch einmal erreicht, werden The Levitation Hex zusehends grossartiger. So verspielt und abwechslungsreich kann Metal sein, wenn man ihm keine Grenzen auferlegt. Das Album kommt äusserst kreativ und unkonventionell daher und bleibt, dank facettenreicher Kompositionen, von Anfang bis Ende spannend. Die Aufnahmequalität ist leider eher bescheidener Natur, doch wen das bei Alchemist bereits nicht gestört hat, wird auch von The Levitation Hex nicht enttäuscht werden. Besonders fährt der Song «Hipokritikill» ins Gebein, der gegen Ende richtig schön wird. Zudem werden vermehrt Orgeln und Chöre eingesetzt, die bei erstmaligen Hören irgendwie unpassend scheinen. Aber auch hier führt exzessiver Konsum zur Einsicht, dass diese Jungs absolut gar nichts von ihrer Kreativität eingebüsst haben und ihr Handwerk bestens beherrschen. Die neue Scheibe wechselt in regelmässigem Takt von brachial zu episch, von klassisch zu unkonventionell und wieder zurück. Einfach nur toll, was The Levitation Hex hier gezaubert haben.
Mario F. 

Punkte: 9.0 von 10
THE VISION BLEAK – The Kindred Of The Sunset EP
Prophecy Productions
Nach dem grandiosen „Witching Hour“ im Jahre 2013 setzen nun die beiden Herren Konstanz und Schwadorf dazu an, uns alsbald ihren neuesten Streich namens „The Unknown“ zu kredenzen. Vorerst, als Appetithäppchen sozusagen, wird erstmal die EP „The Kindred Of The Sunset“ dargereicht – mit zwei Tracks aus dem kommenden Album, „The Kindred Of The Sunset“ und „The Whine Of The Cemetery Hound“ sowie einem Cover, nämlich Tiamats „The Sleeping Beauty“ und als Abschluss das instrumentelle „Purification Afterglow“. Nun, der Titeltrack birgt insofern keine Überraschung, als dass die Trademarks der beiden Herren einfach weiter fortgeführt werden – schöne, horrormässig angehauchte Gitarrenarbeit, dazu passende atmosphärische Unterstreichungen im elektronischen Bereich, unterstreichend wirken auch die Passagen, in welchen man den Bass gut heraushört… und natürlich die tiefe, erzählend wirkende Stimme von Konstanz, auch im Duo mit Schwadorf. „The Whine Of The Cemetery Hound“ schlägt dann in die gleiche Kerbe, aber man merkt, dass die Thematik schwerwiegender geworden ist – es ist schwierig zu beschreiben, aber es fühlt sich so an, als wäre das ‚Leichte‘, welches noch auf „Witching Hour“ zu fühlen gewesen ist, nun einer erwachseneren, düstereren Version gewichen wäre. „The Sleeping Beauty“ ist eine solide Coverversion, quasi eine überarbeitete Version des 1992er-Klassikers von Tiamats aus dem „Clouds“-Album. Nicht innovativ, aber schön, eben solide. Last but not least „Purification Afterglow“ stellt musikalisch genau das dar, was der Titel verspricht. Sehr schön und episch gemacht. Man darf gespannt sein, ob das Album dann die Erwartungen erfüllt, welche nun mittels dieser EP geweckt worden sind.
Toby S.   
Punkte: keine Wertung
PARADOX - Pangea
AFM Records/Musikvertrieb
Das dreissigjährige Bandjubiläum der deutschen Thrash-Urgesteine feiert Mastermind Charly Steinhauer gebührend mit einem intonierten Feuerwerk, das es wahrlich in sich hat. Das ist nicht ganz selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass der sympathische Franke in seinem Leben schon so manchen herben Schicksalsschlag hat hinnehmen müssen. Von ständigen Besetzungswechseln, dem Verlust nahestehender Menschen über verschiedene Darmoperationen bis hin zum schweren Herzinfarkt, bei dem ein Teil des Herzens abgestorben ist, war alles dabei, was so manchem gestandenen Mann den Lebensmut geraubt hätte. Nicht so der wackere Charly, der zieht es vor, die heilende Kraft der Musik auf sich wirken zu lassen und beschenkt die Fans nach fast vier Jahren Wartezeit mit sechzig Minuten Paradox/Thrash Metal in Reinkultur. Die Trademarks sind auch diesmal alle vorhanden, der mit Speed Metal-Anleihen angereicherte Teutonenthrash besticht durch chirurgisch präzises Riffing am oberen Rand der Geschwindigkeitsskala und Charlys angenehmem Cleangesang, der die trotz aller Härte vorhandene melodische Marschrichtung unterstreicht. Getreu dem Motto "Gut Ding will Weile haben" hat der Mastermind intensive anderthalb Jahre ins neue Album gesteckt, und das Ding ist gut geworden! Und lang noch dazu, denn mit den eben erwähnten sechzig Minuten Spielzeit ist "Pangea" der bisher längste Langdreher von Paradox, und die Kunst, den Spannungslevel über diese relativ lange Zeitspanne aufrecht zu erhalten, muss man erst mal beherrschen. Paradox tun dies, des Thrashers Herz erfreuen Hochtempo-Granaten der Sorte "Apophis", "Ballot Or Bullet", "Manhunt", "Alien Godz" oder das Stakkato-Riff-Massaker "El Muerte", für leicht abgebremstes Mid Tempo-Feeling, natürlich nur für Thrash Metal-Verhältnisse, sorgen Tracks wie "Raptor" und das in Richtung Power Metal mit dicken Eiern schielende "The Raging Planet", während dem Nummern wie "Vale Of Tears" oder das grandiose "Cheat & Pretend" für die dankbar angenommenen und episch untermalten Verschnaufpausen sorgen. Ich mag's dem guten Charly von Herzen gönnen, dass ihm mit "Pangea" ein wirklich grosser Wurf gelungen ist, ein klarer Blindkauf für Fans der Band und eine ehrliche Empfehlung für alle anderen Thrash-Freaks.
Mirko B. 

Punkte: 8.9 von 10
STORTREGN - Singularity
Non Serviam Records
Als ich kürzlich in Berlin war, staunte ich über die mir dargebotenen modischen Auswüchse, denn was ich erblicken und ansehen musste war wie eine Zeitreise zurück in die 90er Jahre. Dabei werden sehr schnell Erinnerungen wach an eine Zeit, wo Metal generell als extrem verpönt galt und unsere „Familie“ nach den glorreichen 80er Jahren auf einen armseligen Haufen zusammengeschrumpft war. Doch ich wage noch immer zu behaupten, dass dies etwas vom Besten war, was dem Metal passieren konnte, denn dadurch wurde an allen Stahl-Fronten eine ungemeine Kreativität an den Tag gelegt, welche ich schon länger vermisse. Was das mit dem neuen Werk von den heimischen Stortregn zu tun hat, nun jede Menge, denn obwohl sich die Band selbst in der Ecke von Blackended Death Metal ansiedelt, so tendiert „Singularity“ für mich mehr Richtung wütender Melodic Death Metal der Marke At The Gates und In Flames zu ihren legendären frühen 90er Heldentaten, vermischt mit einer Portion Dissection. Die Black Metal Einflüsse drücken dann durch, wenn Stortregn richtig im Up-Tempo wüten und Gas geben, aber gerade die vielen melodischen Leads und die teils verwendeten Halb-Akustischen Einlagen („Aurora“, „Black Moon Silhouette“, „Nightside Of Eden“), lassen mich oftmals nach Göteborg schauen.

Aber unter den Strich spielt das keine grosse Rolle, denn dieser Black- Death Bastard ist derart gut gelungen, dass es mir schon fast eine Nostalgie-Träne in die Augen treibt. Das schöne dabei ist, dass „Singularity“ nicht altbacken wirkt, sondern mehr über diese Zeitlos-Attitüde verfügt welche das Material irgendwie vertraut und doch auch frisch erklingen lässt. Mal wütend, druckvoll und kompromisslos, dann wieder verspielt und ergreifend so präsentiert sich „Singularity“ und dies wohltuend und weit entfernt von all den Modern „Zuckerwatten“ Metal Auswüchsen, welche den Markt überfluten. Wenn ich ein paar Songs auflisten müsste, dann das für mich absolut überragende „Nighside Of Eden“, sehr verspielt mit wundervollen Leads oder der Stampfer „Omega Rising“ und natürlich auch „Acosmic Ascendant“ eine herrliche Black- Death Walze. Aussetzer gibt es auf dem Album schlicht keine, das Niveau bleibt konstant hoch und die Atmosphäre düster und drückend. Ich muss hier zugeben, ich bin schlicht begeistert von den Schweizer Jungs und hoffe es gibt noch abgesehen von mir ein paar Herren in den besten Jahren, welche noch ein Ohr übrig haben für diese Musik, denn Stortregn haben es definitiv verdient gehört zu werden und zudem hoffe ich noch mehr, dass „Singularity“ auch ein paar junge Seelen erreichen kann, denn dieses Werk hier ist noch Metal wie er tönen sollte.
R.K. 

Punkte: 8.9 von 10
IRON SAVIOR - Titancraft
AFM Records/Musikvertrieb
Okay, ein bisschen bin ich schon erschrocken, als ich das Titelstück und «Brothers In Arms» der neuen Iron Savior hörte. Würden sich die Jungs um Bandleader Piet Sielck tatsächlich dem Blind Guardian-Sound verschreiben? Etwas, das ihnen nicht sooo gut zu Gesichte steht? Aber schon mit «Way Of The Blade» schippert der hanseatische Dampfer auf den bekannten Iron Savior-Gewässern mit spitzigen Judas Priest-Wellen. Wieso den Hamburgern bis heute der grosse Wurf nicht gelang, bleibt auch mit diesem Album unbeantwortet. Der Vierer hat alles, was gute Songs ausmacht: Tolle Gesangsmelodien, eine fette Rhythmussektion mit Thomas Nack (Drums) und Jan Sören Eckert (Bass) sowie dank dem Gitarrenduo Piet und Joachim «Piesel» Küstner ein Garant für tolle Riffs und Solos. Beweise dafür liefert der Vierer mit «Gunsmoke», dem Knaller «Beyond The Horizon», «The Sun Won't Rise In Hell», «Rebellious» und einem Gamma Ray-Klopfer in Form von «Strike Down The Tyranny» ab. Also, liebe Freunde der gepflegten Gitarrenmusik, mit «Titancraft» liefert Iron Savior einmal mehr einen astreinen Mischling aus teutonischem German-Metal und britischem Edelstahl ab. Die Gitarren rauchen, die Stimme von Piet ist einzigartig und wer hier nicht zugreift, ist einmal mehr selber schuld!
Tinu 

Punkte: 8.9 von 10
TREAT - Ghost Of Graceland
Frontiers Records/Musikvertrieb
Die schwedischen Treat haben noch nie eine schlechte Scheibe veröffentlicht. Das Einzige, was man den Jungs um Gitarrist Anders Wikström und Sänger Robert Ernlund ankreiden kann, ist, dass sie die Band auflösen, um sich dann wieder zu reformieren. Das Positive daran ist, dass schon beim letzten Mal mit «Coup De Grace» (2010) ein absolutes Meisterwerk veröffentlicht wurde. Zusammen mit Trommler Jamie Borger (ehemals Talisman), Bassist Pontus Egberg (King Diamond, ehemals The Poodles) und Patrick Applegren (Keyboard, Gitarre) besticht auch «Ghost Of Graceland» mit seinen Melodien, seiner rockigen Härte und den sich sofort in den Gehörgängen festkrallenden Refrains. Lieder, mit einem sich so aufbauenden Chorus wie in «I Don't Miss The Misery» schreiben einfach nur Treat. Was hat sich verändert zum Vorgänger, der schwer zu toppen ist? «Ghost Of Graceland» geht eine starke Spur rockiger ans Werk, man kann schon fast von siebziger Parts sprechen, wenn man die Gitarren in «Better The Devil You Know» hört. Auch «Endangered» rockt aus allen Rohren, bekommt durch die Keyboards eine gute, passende Unterstützung, und genau da haben wir sie doch wieder, diese typischen Treat-Refrains! Wenn wir schon beim Rocken sind, knallt «Inferno» alles weg! Ebenso wie «Nonstop Madness» und das schnellere «Too Late To Die Young». Fazit: Treat sind Treat geblieben. Ein Spur rockiger und neben Europe noch immer die Topadresse für tollen Hard Rock. Auch wenn man «Coup De Grace» nicht ganz das Wasser reichen kann, überzeugen die Lieder auf «Ghost Of Graceland» von Beginn an bis am Schluss!
Tinu   
Punkte: 8.8 von 10
WARFECT - Scavengers
Cyclone Empire
Definitiv nichts für Epileptiker. Dafür aber umso mehr für Freunde des schnellen, anspruchsvollen Thrash Metals. «Scavengers» ist einmal mehr eine massive High Speed-Thrash-Attacke auf unser Trommelfell. Mit ihrem dritten vollwertigen Album fangen Warfect dort an, wo sie mit ihrem 2013 erschienenen «Exoneration Denied» aufgehört haben. Wieder wechseln sie gekonnt zwischen High Speed und riffdominiertem Mid Tempo hin und her und zeigen, dass sie sich vor Grössen wie Kreator und Slayer nicht zu verstecken brauchen. Die ganze Scheibe würzen sie in regelmässigen Abständen mit anspruchsvollen, rasiermesserscharfen Soli, die böse Zungen als reines Gitarrengewichse abtun könnten. «Scavengers» entstand in Eigenproduktion unter der Anleitung von Frontmann und Gitarrist Frederik Wester, der sein Handwerk bestens beherrscht. Gemässigtere Zwischenspiele wie in «Predators» und «Skin Bound» ragen umso mehr heraus und bilden mit riffdominiertem Mid-Tempo, wie in «Resurrectionists», grandioses Headbangmaterial. Alles in Allem wird von den Schweden in ihrem neuesten Release nicht viel Neues geboten. Braucht es aber auch nicht. Wozu auch ein Erfolgsmodell verändern? Das Artwork wurde einmal mehr von Andrei Bouzikov gestaltet (u.a. Municipal Waste, Skeletonwitch) und wird dem Albumtitel, der übersetzt «Aasfresser» bedeutet, gerecht. Am Ende des Albums wartet mit «Into The Crypt» ein instrumentaler Leckerbissen und bildet ein stimmungsvolles Outro. Für Freunde des energiegeladenen, verdammt schnellen Trash Metal ist «Scavengers» ein Muss.
Mario F.   
Punkte: 8.8 von 10
WHATEVER IT TAKES - Deathblow
BDHW
Ich meinte eigentlich die neue Scheibe von Hatebreed als absolutes Hardcore-Highlight in diesem Monat zu haben. Doch da scheinen die Belgier von Whatever It Takes etwas dagegen zu haben. Mann o Mann, da wird einem ein geiles Riff ums andere an die Birne geworfen. Auch stimmlich ist Gitarrist und Vokalist Tim Vanglabeke Jamey Jasta gar nicht unterlegen. Die elf Songs sind ein Schlag ins Gesicht (ja, ich wiederhole mich), und man kann dazu prima moshen, wie es eigentlich bei einer guten Hardcore-Kapelle sein sollte. Für mich eine Überraschung, die man gerne annimmt, auch neben der neuen Scheibe von Hatebreed. Alles in allem ist die Hardcore-Szene so lebendig wie nie zuvor. Kurze Hose montieren und in die Converse-Schuhe hüpfen und los gehts auf dem heimischen Parkett!
Daniel J.   
Punkte: 8.8 von 10
FLOTSAM AND JETSAM - Flotsam And Jetsam
AFM Records/Musikvertrieb
Die Speed/Thrash-Metaller aus Phoenix, Flotsam And Jetsam, werden für immer an ihren ersten beiden Scheiben «Doomsday For The Deceiver» und «No Place For Disgrace» gemessen. Diese Alben waren Sternstunden in der Metal-Geschichte. Mit den letzten beiden Werken «The Cold» und «Ugly Noise» gingen die Jungs um Meistersänger Eric A.K. einen metalleren Weg. Auch auf dem neuesten Streich beweisen FAJ, dass sie nichts von ihrer Spielfreude verloren haben, und speziell die Gitarrenfront mit Mike Gilbert und Steve Conloy leiert sich reihenweise tolle Riffs und Soli aus den Fingern. Auch wenn man dabei bei «Taser» schon mal ein bisschen flott modern unterwegs ist, verlassen die Jungs nie ihren eingeschlagenen Weg. Zumindest hat man mit dem Opener «Seventh Seal» ein tollen Einstieg aufs Album gezimmert, der den heutigen Stand der Band eindrucksvoll zeigt. Der Hammer schlechthin ist die Nummer «Iron Maiden», die KEINE Coverversion der britischen Jungfrauen ist, sondern eine schwindelerregende Gitarrendarbietung und eine packende Rhythmussektion (Michael Spencer Bass, Jason Bittner Drums) zeigt. Tja, und über den Gesang von Eric muss man nichts mehr sagen, er ist noch immer einer der bedeutendsten Shouter in der Metal-Szene mit einem ungeheuren Wiedererkennungsgrad. Mit dem coolen «Creeper», das sehr verspielt ist, dem schnellen «L.O.T.D.» und dem thrashigen «Forbidden Territories» haut der Fünfer weiteres, geiles Kraftfutter raus. Grundsätzlich ist dieses Album eine ganz geile Sache geworden und verdient eine Benotung im Neunerbereich. Allerdings, wenn man die musikalische Vergangenheit in Betracht zieht, rennt auch diese Scheibe den beiden ersten Streichen hinterher. Musikalisch ist alles auf einem verdammt hohen Level, aber die Jungs machen noch immer den Fehler, dass sie mit einem Augenzwinkern zu stark experimentieren. Und trotzdem gibt es heute kaum mehr Bands, welche Tracks wie «Iron Maiden», «L.O.T.D.» und «Forbidden Territories» schreiben.
Tinu   
Punkte: 8.7 von 10
ROYAL HUNT - Cargo (Live)
Frontiers Records/Musikvertrieb
Das neue Live-Album der königlichen Jäger beheimatet das komplette «Paradox»-Werk, ergänzt mit ein paar weiteren Perlen. Abgerundet wird das «Paradox»-Scheibchen durch den Opener «The Mission», «Half Past Loneliness», «May You Never Walk Alone» und «A Life To Die For». Die Band um Alleinschreiber und Texter André Andersen besticht durch eine handwerklich vorzügliche Darbietung und hat in meinen Augen auch den einzig wahren Shouter in den Reihen zurück: DC Cooper stieg bekanntlich nach «Paradox» aus und wurde durch nicht minder begnadete Sänger wie John West und Mark Boals ersetzt. Aber hört man die Stimme von DC, was für tolle Screams lässt der Ami vom Stapel, wird einfach klar, dass Lieder wie «Message To God» oder «River Of Pain» nur durch und mit ihm funktionieren können. Ohne dabei die Leistung seiner beiden Nachfolger schmälern zu wollen. Klar dürfen bei einem Royal Hunt-Konzert die Keyboards von André nicht fehlen, allerdings funktioniert der Sound ohne Andres Passmark (Bass) und Jonas Larsen nicht. Wer auf technisch versierten Hard Rock steht, kommt an Royal Hunt nicht vorbei und mit «Cargo» ebnet sich eine wirklich coole Live-Scheibe den Weg durch die CD-Informationsrillen. Geile Geschichte!
Tinu   
Punkte: keine Wertung
KNIFEWORLD - Bottled Out Of Eden
InsideOut Music
Wenn man sich den ersten Song des dritten Albums der Damen und Herren aus London anhört, glaubt man, eine Yes-CD im Schacht zu haben. so startet "Bottled Out Of Eden" also als Prog Rock-Werk. Die Band jetzt hier aber musikalisch festzulegen wäre Komplett falsch. Klingt doch der nächste Song schon komplett anders, so Richtung Madness mit Gebläse und so. So springt man musikalisch hin und her zwischen Pop Rock, Prog, ein bisschen Jazz, quer durch die 70er, 80er und 90er. Kavus und Melanie teilen sich den Gesang und klingen zusammen manchmal wie die Ur-Proggies von Kaipa. Sehr spannend sind diese musikalischen Sprünge allemal und lassen definitiv keine Langeweile aufkommen. Ich würde das Ganze als extravaganter Prog Pop bezeichnen. "Foul Temple" klingt sogar etwas nach Steven Wilson. Ich finde diese bunte Mischung sehr lecker und frisch. Es macht sehr viel Spass, "Bottled Out Of Eden" zu entdecken und zu geniessen. Die Songs sind allesamt total verspielt, hört euch nur mal das etwas schräge "I Must Set Fire To Your Portrait" an, einfach herrlich. Oder auch die Nachfolgenummer "Lowered Into Necromancy". Es braucht allerdings etwas Geduld, gebt nicht zu früh auf und ihr werdet ebenfalls Spass haben am Longplayer der Briten.
Crazy Beat  
Punkte: 8.6 von 10
UNIVERSAL MIND PROJECT - The Jaguar Priest
Inner Wound Recordings
Dies ist das Debut dieses Projekts, gegründet 2012 von Gitarrist und Komponist Michael Alexander, der hier auch für die eingestreuten Growls beigesteuert hat. The Jaguar Priest ist ein tolles Prog Metal-Werk das mich des Öfteren an Avantasia erinnert. Auch hier haben jede Menge verschiedene Musiker mitgewirkt, viele Sänger und Sängerinnen veredelten dieses abwechslungsreiche Stück Musik. Musikalische Einflüsse gibt's viele wie zum Beispiel das grandiose "The Bargain Of Lost Souls", das unüberhörbar nach Primal Fear klingt, mit Nils K Rue (Pagan's Mind) am Mikro. Oder das flotte an Dream Theater erinnernde "Dreamstate" Dem entgegen steht die wunderschöne Klavierballade, zauberhaft gesungen von Elina Laivera, die sehr oft auf diesem Rundling zuhören ist. Auch Diego Valdez (Helker) macht einen hervorragenden Job beim variablen "Seven", ganz starker Song. Auch mit dabei, der ehemalige DT-Shouter Charlie Dominici, der den 9 Minuten langen Titeltrack singt. Eine tolle Prog-Nummer, die natürlich schon nach Dream Theater klingt. Wilde instrumentale Prog-Parts wechseln in ruhige Klaviermomente, und atmosphärische Keyboards in fantastische Gitarrensoli, eine beeindruckende Nummer mit einem Dominici in Höchstform. Abgeschlossen wird das Werk mit der ebenfalls 9-Minuten-Nummer "The Force Of Our Creation" die mit wechselndem Mann/Frau-Gesang und tollen Tempo und Stimmungswechseln glänzt, und dem Up Tempo-Kracher "Xibalba". Michael und seine zahllosen Mitstreiter bieten hier ein echtes Prog-Epos das unheimlich Spass macht, durch grosse Vielseitigkeit zu überzeugen vermag und jeden Proggie zufriedenstellen dürfte.
Crazy Beat   
Punkte: 8.6 von 10
SATYRICON – Nemesis Divina (Re-Release)
Napalm Records/Universal
1996, drei Jahre nach dem Mord an Mayhem’s Euronymus, schielte die Welt wohl immer noch nach Norwegen und das dortige Auftreten einer ganz eigenen Art des Metals. In diesem Jahr erschien das dritte Album einer Band Namens Satyricon. Zwanzig Jahre später gehört ‘Mother North’ wahrscheinlich zu den bekanntesten Black Metal Songs überhaupt. Möglicherweise hat das Video zum Lied zur Bekanntheit beigetragen (obwohl damals ja noch kein Youtube existierte), das ganze kryptische Auftreten, die Symbolik und Ästhetik bekam mit diesem Lied erstmals richtig grosses Gewicht. Zwanzig Jahre später soll ich nun meine Meinung zu einem Album schreiben, welches zum Jubiläum neu gepresst und von Satyr persönlich neu gemischt wurde. Was soll man über ein Album schreiben, das unweigerlich zu den grössten Einflüssen des Black Metals gehört? Wie würde ein Christen die Bibel rezensieren? Das Album ist natürlich gealtert, die Aufnahmetechnik hat sich natürlich bis heute verändert (was man den letzten Alben Satyricons ja selber anhört, da bekommen die Songs mehr Bass). Der Klang ist eisig kühl, das Schlagzeug klingt flacher, aber genau diesen Klang versuchte man bis heute tausendfach zu kopieren. Riffs wie bei ‘Dum Som Hater Gud‘ funktionieren auch heute noch gut, rockige Strukturen und zwei Tempi sind recht klassisch geworden. Daneben hört man aber auch hier mit dem Pianoteil am Ende bereits das Streben nach Innovation. Auch bei längeren Songs wie ‘Immortaly Passion’ spürt man noch heute einen Hauch von Epik. Der Titeltrack hat meiner Meinung nach am meisten Gemeinsamkeiten mit den heutigen Satyricon: repetitive Liedteile, immer mit leichten Variationen gespielt. Nemesis Divina ist auch 2016 noch ein starkes, eigenständiges Album. Mehr noch, es ist inzwischen ein Stück Musikgeschichte. Im Sommer wird es daher auch an einigen Liveanlässen vollständig gespielt.
Tristan    
Punkte:
keine Wertung
ZAKK WYLDE - Book Of Shadows II
Spinefarm Records/Universal
Genau zwei Dekaden nach dem eigentlich ersten Solo-Album des ehemaligen Klampfers in Ozzy Osbournes Diensten folgt nun der zweite Streich, der sich simpel «Book Of Shadows II» nennt. Ein guter Teil des Vorgängers war ja auf dem Live-Album «Unblackened» (2013) zu hören. Diese Aufnahmen stehen im direkten Kontrast zu dem, was man sonst von der Hauptband Black Label Society gewöhnt ist, sprich zeigen die andere ruhigere wie melodischere Seite des bärtigen und vermeintlich bärbeissigen Amerikaners aus Jersey City. Was vielleicht auch nicht jeder weiss oder zwischendurch immer wieder vergisst, ist der Umstand, dass Zakk nebst dem bekannten Gitarren-Spiel wie Stil auch sein eigener Herr auf Tasteninstrumenten, vorab dem Piano ist. Dazu kommen seine Vocals mit hohem Wiederkennungswert, wo der Timbre der Stimme vor allem bei diesen ruhigeren Songs optimal zur Geltung kommt. Wem also die erste Ausgabe von «Book Of Shadows» schon gemundet hat, kann hier beim zweiten Teil blind zupacken. Vielleicht ist es auch gut, dass es offenbar etwas länger geht, bis nach dem üblichen Gedröhne wieder sanfte Töne angeschlagen werden. So alle zwei bis drei Jahre würde sich neues Material dieser Wylde'schen Spielwiese relativ schnell abnutzen und bald in der Versenkung verschwinden. Da mitunter auch eine gewisse Melancholie wie bei «Darkest Hour» und weiteren Tracks auszumachen ist, eignet sich «Book Of Shadows II» ebenso bestens als Soundtrack des Lebens, um zum Beispiel in einer warmen Sommernacht im Cabrio oder mit geöffnetem Fenster über die Landstrassen zu cruisen und der gerade zerbrochenen Liebe des Lebens nachzutrauern. Aber der Sommer darf aber auch so bald einmal Einzug halten..., es wird langsam Zeit!
Rockslave   
Punkte: 8.5 von 10
SHOTGUN - Live - Down Decadencia Drive
Livewire/Cargo Records
Die schwedische Formation um Sänger Zinny J. Zan und Schlagzeuger Stixx wurde ursprünglich 1985 unter dem Namen Kinpin gegründet. Um mit der aufkeimenden Sleazybewegung Schritt zu halten, zog die Truppe 1988 ins Zentrum der Szene nach Hollywood. Gleichzeitig änderte man den Namen in Shotgun Messiah. Das Kinpin-Debutalbum "Welcome To Bop City" wurde neu eingespielt und als selbstbetiteltes erstes Werk von Shotgun Messiah veröffentlicht. Zinny verliess dann die Band bereits 1990. Mit Frontmann Tim Skold wurde der Nachfolger "Second Coming" und die "I Want More"-EP aufgenommen. 1993 folgte ein weiterer Longplayer "Violent New Breed", der sich von den Vorgängern komplett Unterschied und im Industrial-Sektor angesiedelt war. Offensichtlich war dem Stilwechsel kein Erfolg beschert und die Band wurde in die Geschichte entlassen. Nun, rund 25 Jahre später beschlossen Zinny und Stixx die durchaus erfolgreiche Glam- und Sleazy-Ära der Band wieder aufleben zu lassen. Messiah wurde aus dem Namen gestrichen und auf Shotgun reduziert. Als Mitstreiter konnte der Danger Danger-Gitarrist Rob Marcello und der Randy Piper's Animal-Bassist Chris Laney gewonnen werden. Als erstes offizielles Lebenszeichen erscheint nun ein Live-Mitschnitt mit ein paar Klassikern der Bandhistorie, darunter die Singles "Shout It Out" und "Don't Care Bout Nothin'". Obwohl der Formation damals der grosse Wurf versagt geblieben ist, macht deren Sound nach wie vor viel Spass. Man bewegt sich äusserst versiert in der Schnittmenge von Van Halen, Ratt und Mötley Crüe. Obwohl die Musiker langsam in die Jahre gekommen sind, ist in Zeiten, in denen Sleazy wieder salonfähig ist, Shotgun weit mehr als nur ein Fall für Nostalgiker. Coole Scheibe. Wir warten gespannt auf neues Material.
Chris C.    
Punkte: keine Wertung
ILLDISPOSED - Grey Sky Over Black Town
Massacre Records/Musikvertrieb
Kein Jahr ohne neues Illdisposed Album, naja zumindest mir kommt es so vor und ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Reviews ich über die Dänen schon abgeliefert habe. Fakt ist, „Grey Sky Over Black Town“ ist Studioalbum Nummer 14 und markiert zugleich das 25 Jahres-Jubiläum der Death Metal Walze. Eine Vorstellung über die Band zu verlieren erübrigt sich meines Erachtens, denn ich bin überzeugt, wer auf treibenden Mid-Tempo Death Metal steht hat mindestes ein Werk zu Hause rumstehen. Das die Dänen keine sonderliche Innovation-Schmiede sind, ändert sich auch nach 25 Jahren nicht, andererseits habe ich das auch nicht erwartet und irgendwie kann ich den Jungs dabei nicht mal was ankreiden, denn sie ziehen ungeachtet irgendwelcher Trends ihr Ding durch. Also wo Illdisposed drauf steht ist auch Illdisposed drin, was die Fans bestimmt erfreuen wird. Mit „Grey Sky Over Black Town“ wird ein äusserst solides Stück Todesblei abgeliefert, welches durchaus sehr starke Nummern beinhaltet: „My Flesh Is Sealed“, „I Tried To Live“ und „I’m Not One“ sollten unbedingt mal in vernichtender Lautstärke angehört werden, wen es dabei nicht im Nacken juckt ist wohl klinisch Tod. Gerade mit „I’m Not One“ ist den Dänen ein Brecher gelungen, welchen man sich sogar auf einem Bolt Thrower vorstellen könnte. Allgemein ziehen die Herren sehr gerne auf „Grey Sky Over Black Town“ die Temposchraube auch mal gehörig an und dümpeln nicht nur im Mid-Tempo Bereich herum, was dem Output eine gesunde Portion Dynamik verleiht welche zusammen mit der fetten Produktion und dem düsteren Grundton zum Knochenbrecher wird. Ob nun „Grey Sky Over Black Town“ als bestes Werk der Dänen angesehen werden kann, darüber lässt sich streiten und da ich nicht wirklich alle restlichen 13 Werke präsent in meinem Musikalischen Unterbewusstsein habe, fällt es mir schwer ein Ranking abzugeben, aber die Scheibe knallt und fesselt mehr als andere Werke der Band, so viel steht fest. Wer sich das Album anschaffen will, sollte unbedingt zu der Digipack-Version greifen, denn diese enthält mit „I’ve Been On My Own“, „It’s Almost Night“ und „This Is The Ride“ drei weitere Tracks die sich qualitativ nicht hinter den restlichen 10 Songs zu verstecken brauchen im Gegenteil. Gratulation Illdisposed zum 25. Bestehen und Gratulation zu „Grey Sky Over Black Town“, Tassen hoch auf die nächsten 25 Jahre, denn so kann es gerne weiter gehen.
R.K.   
Punkte: 8.5 von 10
DIE KRUPPS - Live Im Schatten Der Ringe (2 CDs & 1 DVD)
AFM Records/Musikvertrieb
Nach über 35 Jahren Bandgeschichte wird es höchste Zeit für eine Best Of der Kultkombo aus Düsseldorf. “Wenn schon, denn schon“, haben sich Die Krupps wohl gedacht und bringen nun ein umfangreiches Live-Paket auf den Markt. Die DVD/2CD zeigt die Headline Show auf dem E-tropolis Festival in der ausverkauften Turbinenhalle in Oberhausen am 22. Februar 2014. Für diese Review lag mir übrigens nur die CD vor, daher konzentriere ich mich hier lediglich auf den Audio-Mitschnitt. Die 90 Minuten Live-Show kommt einem Querschnitt aus jeder Phase ihres kreativen Schaffens gleich. Die Abmischung ist eigentlich ganz gut, auch wenn der Gesang mitunter etwas untergeht – doch das sei den Urgesteinen verziehen, denn was an Präzision fehlt machen sie durch energiegeladene Performance wieder wett! Die Krupps zählen zu den Pionieren des EBM und Industrial und so haben sie mit ihrem Werk diverse der ganz grossen Bands dieser Musikrichtung mit beeinflusst, wie zum Beispiel Front 242 oder auch Nine Inch Nails. Die Synthie-Giganten kombinieren auf raffinierte Art und Weise erstaunlich tanzbare elektronische Elemente mit thrashigen Gitarren sowie industriellem Metal und hauchen dem ganzen dann noch etwas 80ies Dark Wave Charme mit ein. Die Krupps sind sich über die Jahrzehnte hinweg auf jeden Fall treu geblieben und so klingen die meisten Tracks irgendwo altvertraut. Das ist dann auch gleich mein grösster Kritikpunkt – die fehlende Abwechslung! Doch genau diese konstante Leistung macht Die Krupps nun mal aus... Fazit: Wer auf Kraftwerk und Konsorten abfährt, der sollte Die Krupps auf keinen Fall missen! Die Deutschen haben es auch nach über 30 Jahren noch drauf und werden mit diesem Best Of sehr viele treue Fans sehr glücklich machen... Denn praktisch alle grossen Highlights ihrer Karriere sind mit drauf, auch wenn der Fokus eher auf den neueren Sachen liegt.
Patricia H.    
Punkte:
keine Wertung
LIKE RATS - II
Southern Lord
Das Albumcover und der Schriftzug von Like Rats lassen grösstenteils den Verdacht aufkommen, dass hier eine finnische Black Metal-Truppe am Start ist. Bereits bei den ersten Tönen wird man aber eines Besseren belehrt. Druckvolle Gitarrenparts treffen auf derbe Drumbeats und den kehligen Gesang von Daniel Shea. Like Rats beheimatet ehemalige Mitglieder der Grindcore-Fraktion Weekend Nachos und Members von Pagan Youth. Allerdings legen sie derzeit den Fokus vermehrt auf Metal, der von alten Schlächterhaudegen wie Celtic Frost oder Obituary inspiriert ist. Gepaart mit der Moderne von Black Breath oder Dead In The Dirt ergibt sich eine explosive musikalische Mischung. Einmal düster schleppend, dann wieder schnell und aggressiv ergeben sich Songs, die nie langweilig werden und jederzeit für reichlich Abwechslung sorgen. Straff und bis zum Bluterguss headbangend zeigt sich "Pandemic Of Fear", unbeirrbar straight und herrlich koordiniert die Salven von "Primordial" und "Immortal Coil", die sowohl Metal- und Hardcore-Freaks in Rage versetzen und zu guter Letzt das doomige "Grief Incarnate", das die Platte äusserst düster ausklingen lässt. Mit dem vorliegenden Album, das den schlichten Titel "II" trägt, bringen Like Rats nunmehr ihren zweiten Longplayer auf den Markt. Seit ihrem Debut sind bereits vier Jahre vergangen, und das Warten auf neues Material hat sich gelohnt. Acht brandneue Tracks in 33 Minuten sind zwar auf den ersten Blick nicht gerade eine Wucht aber wie gesagt: Lieber acht fette Titel, die es in sich haben und vor Wildheit nur so strotzen als ein Album, das mit Restmaterial gefüllt ist. Wer aber nun erst richtig Bock auf Like Rats bekommen hat, sollte sich "II" als CD reinziehen, denn darauf sind auch erstmals alle vorhergegangen Veröffentlichungen der Band enthalten. 22 Songs insgesamt, die es sicherlich in sich haben!
Oliver H.    
Punkte: 8.5 von 10
THE WRETCHED END – In These Woods, From These Mountains
Indie Recordings/Irascible
Aha, pöser Pläck Mettl aus dem frostigen Norden – kennt man, mag man (oder auch nicht). Nun, das Trio besteht aus noch aktuellen und ehemaligen Membern von Dark Funeral, Emperor und Mindgrinder. Zusammen spielen die heiteren Buben nun eine Art melodischer Black Metal, der auch gerne etwas Erhabener daherkommt und nicht nur flirrende Gitarrenwespen aufweist. Klingt ganz ok soweit, erinnert mich stellenweise an Mörk Gryning, vor allem die Passagen, in welchen atmosphärische Einschübe vorzufinden sind, wirkt beispielsweise bei „Burrowing Deep“ mit dem choralen Einsatz wie eine schwarze Messe. Generell lässt sich sagen, dass The Wretched End eben nicht nur knüppeln, sondern auch gerne mal die Atmosphäre für sich sprechen lassen – das heisst nebst den Chor-ähnlichen Einsätzen auch, dass nicht nur Gekreischt und Geschrien wird, sondern auch cleane, tiefe Vocals zum Einsatz kommen (siehe hierzu „Misery Harbour“). „Dewy Fields“ als Schlusstrack fährt dann nochmals eine ganz andere Schiene, hier lässt man sehr stark das Tempo gedrosselt, singt nur clean (und vergleichsweise hoch) – es wirkt wie ein Soundtrack zu einem Film, sehr schön gemacht und zeigt auf, wie vielseitig die Band agieren kann. Fazit des Tages: Zieht euch diese Scheibe rein, auch wenn ihr vielleicht nicht so viel mit schwärzlich gefärbtem Metall was anzufangen wisst – ihr könntet noch überrascht werden!
Toby S.    
Punkte: 8.5 von 10
SINISTRO – Semente
Season Of Mist/Irascible
Ohne Umwege walzt das erste Riff von 'Partida' über alles, was sich ihm in den Weg stellt. Die im ersten Moment süss klingende Mädchenstimme, die kurz darauf einsetzt, kriegt bald schon eine andere Färbung und wirkt vielmehr erotisch und verführerisch. Dass es gewisse Gefahren birgt, wenn man sich der Verführung hingibt, dürfte jedem klar sein. Auch wenn man der portugiesischen Sprache nicht mächtig ist, kann man die Eindringlichkeit der Worte spüren. Der Synthesizer untermalt dies mal mit apokalyptisch anmutenden, dichten Sounds und mal mit absolut minimalen Effekten. Über weite Strecken des Albums ist der Instrumenteinsatz stark reduziert und der Gesang wird einzig vom E-Bass und dem Synthesizer getragen. Diese langanhaltenden Passagen vermögen den einen oder anderen wohl der Sinne entrauben. Die tief gestimmten Gitarren werden nur selten eingesetzt. So wie zum Auftakt von 'Reliquia' gelingt dadurch dafür eine besonders dramatische Steigerung - ebenso zum Schluss des Albums hin. Das grollende Riff wiederholt sich bis in die schiere Unendlichkeit - und plötzlich herrscht Stille.
Patricia L.   
Punkte: 8.5 von 10
HUMAN ZOO - My Own God
Fastball Music/Non Stop Music

Eigentlich können sich Human Zoo aus Balingen (D) glücklich schätzen, dass ihr Bandkarriere noch nicht so lange andauert. 2004 aus der Taufe gehoben, sind seit dem Debüt «Precious Time» (2006) mit dem aktuellen Album «My Own God» immerhin vier full lenght Alben erschienen. Der Haken an der Sache ist nun aber, dass sich die einzige Rock-Band mit einem Saxophonisten als festes Bandmitglied bisher viel zu wenig Gehör verschaffen konnte. Mir selber sind die Lichter in Sachen Human Zoo erst am letztjährigen "ICE ROCK"-Festival in Wasen im Emmental angegangen. Nach dem Durchhören der ersten drei Klassealben, die durchwegs knackigen Melodic Hardrock mit teils leicht metallischem Überzug bieten, muss man sich wirklich fragen, warum diese tolle Band immer noch ein Nischendasein fristet. Immerhin stand man im April zusammen mit Axel Rudi Pell auf der Bühne, wo es bei zwei Shows in Pratteln im Z7 eine ausverkaufte Show absetzte. Die neuen Songs von «My Own God» bewegen sich erneut auf erfreulich gutem Niveau, grooven zumeist optimal und die Vocals von Frontmann Thomas Seeburger genügen internationalen Anforderungen mit links. Und dann wäre da eben noch Boris Matakovic mit seinem Saxophon, das zwar nicht bei jedem Song vorkommt, aber doch mehr verwendet wird, als dies zum Beispiel Foreigner (eigentlich nur) bei ihrem Überhit «Urgent» tun. Dass bei Human Zoo vor allem die balladeskeren Momente davon profitieren, liegt auf der Hand, doch beim hammermässigen Melodic-Rocker «My Own Illusion» ist dieses in der Rockmusik sonst selten zu hörende Instrument vielmehr eine eindeutige Bereicherung denn ein Sound-Filler. Und wenn wir schon beim Sound sind, dann verfügt das Sextett über genau die richtige Dosis Rauheit, vor allem von Ingolf Englers Gitarrenspiel her, und darum stört das Saxophon keineswegs. Ein weiterer Pluspunkt sind die songdienlichen Backing-Vocals, die mitunter «Solitaire» bereichern und hierbei die guten Bon Jovi Jahre bis «New Jersey» (1988) wieder aufleben lassen. Des Weiteren erfüllen auch Human Zoo den Anspruch, dass Rockbands ohne Zweifel die besten Halbballaden wie Balladen zu schreiben vermögen, nachzuhören bei «Wave Your Flag» und dem stimmigen Duett «Reminds Me Of You», wo Seeburger durch die 15-jährige Priscilla (!) begleitet wird. Wer die härteren Scorpions und die frühen Bon Jovi mag, kann mit Human Zoo nichts falsch machen. Nebst dem neuen gelungenen Wurf «My Own God» sind auch die drei älteren Alben mehr als nur empfehlenswert, und es wäre den Jungs nun wirklich zu gönnen, dass sie ihre geile Mucke besser unter die Leute zu bringen vermögen, als dies bisher der Fall war. Die kürzlich in der Heimat abgehaltene CD-Release Show zog bemerkenswerte 600 Leute an, was schon mal in die richtige Richtung geht.
Rockslave
Punkte: 8.5 von 10
GALLOWS POLE - Doors Of Perception
Pure Rock Records/Musikvertrieb
Das Promo-Schreiben hat für einmal recht: Die Österreicher Gallows Pole spielen mit ihrer Mischung aus Doom, 70ties Hard Rock und einer Prise Prog-Rock tatsächlich einen ganz eigenen Stil. Beim ersten Höreindruck schläft man zwar fast ein, spätestens ab dem zweiten Mal wird man aber in "Doors Of Perception" richtig gehend eingesogen. Der weiche Gitarrensound lullt einen ein. Der Gesang, welcher an den härteren Stellen an Sin Starlett's Elias Felber erinnert, wirkt hypnotisch. Dazu kommt ein musikalisches Gespür, welches wunderbare Soundblumen wie z.B. "Learn To Live" oder "Bring Me Through The Night" heranzüchtet. Passend dazu klingen die Gitarren-Melodien, welche nie einem Selbstzweck dienen. Was anfänglich gleichförmig und langweilig klingt, entfaltet eine unglaubliche musikalische Farbenvielfalt, welche bei "Someday Soon" geradezu ins Mystische abdriftet. Wer sich auf schleppenden, eher ruhigen und doch treibenden Doom-Rock einlassen kann, für den ist "Doors Of Perception" der wahre Garten Eden. Wer Musik allerdings lieber als leichte Koste geniesst, wird hier ungläubig den Kopf schütteln. "Doors Of Perception" ist ein kleines Meisterwerk, welches es zu entdecken gilt. Als Einstieg dazu empfiehlt sich der über neun-minütige Titelsong, der am Ende des Albums nochmals alle Stimmungen zusammenfasst. Ich bestelle jetzt meinen Garten, damit der Platz für noch mehr Musik der 1982 gegründeten und seit 2008 wieder sehr aktiven Band gedeihen kann.
Roger W.    
Punkte: 8.5 von 10
BURNING HATRED - Carnage
Vicrecords
Neues von den Old School-Death-Metallern aus Holland. Ihr neuestes Werk «Carnage» beginnt bereits mit Vollgas und klingt wie ein richtig angepisster Schnellzug. Ein Zug, der bewusst Personenunfälle zu verursachen sucht, bloss um nach erstmaligem Überfahren wieder Anlauf zu holen und erneut darüber zu brettern. «Carnage» überzeugt mit eingängigen Riffs, tiefen Growls und aggressiven Drums, und spätestens bei «Dying Day» kann kein waschechter Death Metal-Fan mehr stillsitzen. Es ist zudem das erste Release der Holländer in Albumlänge. Wie es sich gehört, fehlen auch die Killer-Soli keineswegs. Besonders fällt hier das in «March Towards Death» auf. Old School bedeutet leider auch «Nichts Neues», doch wem dies gefällt, wird an der neuesten Scheibe von Burning Hatred seine liebe Freude haben.
Mario F.    
Punkte: 8.5 von 10
DISCHARGE - End Of Days
Nuclear Blast/Warner
Die ersten Takte des Opener "New World Order" klingen aus den Lautsprecher, und man möchte meinen, eine geile Thrashband legt hier los. Doch schon bald kommt der dreckige Punk-Metal zum Vorschein, der diese Kultband seit 1977 prägt. Hier gibt es keine Gefangenen, da wird geknüppelt wie Sau, und auch der neue Sänger Jeff Janka fügt sich nahtlos ins Bandgefüge ein. Die 15 Songs sind meist nie länger als 2.50 Minuten, was eben für Punktruppen die Regel ist, und hier auch keinen wirklich stört. Tausendfach kopiert, aber das Original ist und bleibt das Beste. Hier bekommt man für sein Geld hohe Schule von alten Männern, die es noch mal wissen wollen. Coole Scheibe!
Daniel J.    
Punkte: 8.5 von 10
MESSENGER - Threnodies
InsideOut Music
Die Jungs aus London kommen hier mit ihrem Zweiten Album "Threnodies" aus der Versenkung zurück. Threnodies heisst ja auf Deutsch 'Klagegesänge', und düster melancholisch traurig geht man nun auch hier meistens zugange. Ich höre oft alte Black Sabbath-Riffs und -Stimmungen, gepaart mit Deep Purple-ähnlichen Songstrukturen. Das Ganze klingt also ziemlich retro. Gerade Songs wie "Oracle Of War" hat einen starken Sabbath-Einschlag, abgesehen vom Gesang, niemand klingt wie Ozzy. Weiter sehr auffallend sind die klasse produzierten Drums, die echt knallen und natürlich auch klasse gespielt sind von Jaime Gomez Arellano. Auch zurückhaltende Nummern wie "Balearic Blue" versprühen etwas Geheimnisvolles und tragen den Zuhörer weg in die vergangene Musikalische Welt von Messenger. Und auch hier wieder eine klasse Drum-Arbeit. "Celestial Spheres" hat einen deutlichen Pink Floyd-Einschlag, und das ruhige "Nocturne" könnte glatt auf einem Porcupine Tree-Werk stehen. Ich mag hier den melancholischen, zweistimmigen Gesang, wirkt fast hypnotisch. "Pareidolia" überzeugt durch starke Stimmungs und Tempowechsel, auch wieder mit leichtem Pink Floyd-Einschlag. Beendet wird "Threnodies" mit einer wunderschönen Ballade, sehr gefühlvoll gesungen von Khaled Lowe und Barnaby Maddick. Messenger kommen hier mit einem tollen, melancholischen, gefühlvollen Album, musikalisch sehr aufs Detail bedacht und sehr hörenswert.
Crazy Beat  
Punkte: 8.3 von 10
DRIVE, SHE SAID - Pedal To The Metal
Frontiers Music/Musikvertrieb
Die Geschichte von Drive, She Said reicht bis ins Jahr 1988 zurück. In unregelmässigen Abständen veröffentlichten die beiden Protagonisten, Sänger Al Fritsch und Keyboarder Mark Mangold, starke Melodic/Hard Rock-Alben, fünf an der Zahl. Den Outputs blieb aber jeglicher kommerzielle Erfolg verwehrt. Sicher nicht zuletzt auch, weil, nebst Al und Mark, nie ein konstantes Line Up zusammengestellt wurde. Seit dem letzten Werk "Real Life" sind bereits wieder 15 Jahre vergangen. Nichts desto trotz unternehmen die Herren nun einen weiteren Versuch mit dem Titel "Pedal To The Metal". Das Wort "Metal" könnte hierbei für Verwirrung sorgen, den stiltechnisch hat Drive, She Said nach wie vor nichts mit Metal am Hut. Trotzdem ist den beiden Köpfen der Formation ein erstaunlich starkes Album gelungen, das, nomen est omen, vor allem durch ausgeprägten Drive besticht. Ein Grund für die gesunde Härte und die Dominanz der Gitarren gegenüber den Keyboards dürfte das Mitwirken von Six String-Koryphäe Tommy Denanader sein. Obwohl der Sound zweifellos die Wurzeln in den Achtzigern hat, wurden moderne Melodic-Aspekte zeitgemäss adaptiert. Das reicht bis zu Industrial-Pop-Elementen ("I'm The Nyte"). Generell besticht das Songwriting durch ausgefeilte Melodien, die sich mehr als einmal in hymnenmässigen Tracks attestieren ("Writing On The Wall", "Rain Of Fire", "Rainbows And Hurricanes", "In R Blood"). Selbstverständlich kommt auch die Balladenseite nicht zu kurz. Auch da schafft man es, Songs mit Nachhaltigkeit und Substanz zu verfassen. Vor allem "In Your Arms", bei dem Al die Lead Vocals mit Fiona teilt, überzeugt auf ganzer Linie. Wenn man von dem bescheuerten Bandnamen absieht, ist "Pedal To The Metal" definitiv weit mehr als ein Geheimtipp für die Melodic-Fraktion.
Chris C.  
Punkte: 8.2 von 10
STAM1NA - Elokuutio
Sakara Records
Was hierzulande wohl die wenigsten kennen, geschweige denn richtig aussprechen können, ist in Finnland eine feste Grösse im Musikbusiness. Die Rede ist von Stam1na und ihrem siebten Studioalbum "Elokuutio". In ihrer Heimat hat die Band alles erreicht, was man als Metalband erreichen kann: mehrere goldene Schallplatten, Platin, etliche Emma's (finnische Grammys), haufenweise andere Auszeichnungen und Nr. 1 Chartplatzierungen. Die ersten Touren führten sie ausser Landes und brachten unter anderem die Zuschauer des Wacken Open Airs zum Durchdrehen. Was sicherlich speziell und im ersten Moment gewöhnungsbedürftig ist, dass die Texte in finnischer Sprache vorgetragen werden. Hat man dies aber erst einmal überwunden, stehen Tür und Tor offen für ein musikalisches Erlebnis der Extraklasse. Ziemlich übergeordnet werden Stam1na in die Thrash-Ecke gedrängt. Dies gilt aber nur am Rande und wird ihrem ausgeprägten Stil nicht gerecht. Es ist eine Mischung aus Thrash, Heavy und Progressive Metal sowie viele experimentelle Einflüsse, wie sie unter anderem bei System Of A Down oder Waltari zu hören sind. "D.S.M." ist ein gelungenes Beispiel dafür. Ansonsten sind auch hymnische Nummern wie der Albumtitel "Elokuutio" auf dem Album zu finden, der doch schon fast Power Metal-Einschlag an den Tag legt. Was eher gemütlich ausklingt, wird gleich im Anschluss aufs Heftigste begrüsst; "Meidänkaltaisillemme" ist aggressiv, schnell und zieht dich in seinen Bann. Die Vocals sind ein bestialischer Mix aus Screams und Growls, was dem Track eine ganz eigene Dynamik verleiht. Mit "Pala Palalta" findet auch ein Titel mit martialischem Sprechgesang Platz auf dem Album. Antti Hyyrynen und seine Mannen liefern mit "Elokuutio" erneut ein vollwertig hochstehendes und höchst abwechslungsreiches Werk ab, das unumstritten die Chance verdient hat, auch hierzulande gehört zu werden. Das Konzept des Albums thematisiert die vielen Einflüsse auf die Menschheit der Zukunft und dass wir einer Welt aus Lügen unterstellt sind. Dass ihre Heimat den Fünfer dafür wieder mit Gold beehren wird, ist unumstritten, der grosse Durchbruch blieb ihnen aber leider auch in den letzten Jahren ausserhalb ihrer Heimat verwehrt. Ob sich daran mit "Elokuutio" viel ändert, bleibt fraglich. Eines ist aber sicher: Genre-Offenheit wird mit 100% Stam1na belohnt.
Oliver H.   

Punkte: 8.1 von 10
WINTERHORDE - Maestro
ViciSolum Productions
Als der Name Winterhorde auf meiner Reviewliste auftauchte, war ich zugegeben etwas überrascht, denn ich habe kaum noch damit gerechnet was von den Israelis zu hören, sind doch nun 6 Jahre seit dem letzten Release „Underwatermoon“ vergangen und dies ist für eine wohl nicht so populäre Band eine verflucht lange Zeit. Soweit mich meine Grauen Zellen zurück erinnern lassen, war ich damals von „Underwatermoon“ durchaus beeindruckt und somit gespannt, was die Progressive Extreme Metal Formation nun mit „Maestro“ zu präsentieren vermag. Nach dem nicht wirklich spannenden Intro „That Night In Prague“ fährt Winterhorde mit „Antipath“ die Geschütze aus und auf den ersten Blick erscheint es wie eine Fortsetzung von „Underwatermoon“, zumindest nach den ersten Blast-Attacke, doch es wird sehr rasch klar, dass bei Maestro vermehrt auf die Orchestrale- und Symphonische Komponente das Schwergewicht gelegt und abgesehen von den Growls auch sehr viel Raum für den melodischen Clean-Gesang geöffnet wird. Der Song wirkt dabei wie eine Mixtour aus Kamelot, Luca Turilli, Epica (ohne weiblichen Gesang), Therion, Dimmu Borgir und Fleshgod Apocalypse. Mag nun etwas schräg klingen, aber die Jungs wildern hier querbeet durch die Genres wie ein Breitbandantibiotikum. Beim durchhören von „Maestro“ taucht dabei nicht etwa einer nach Bier riechender und verrauchte Keller mit ner kleinen Bühne vor dem inneren Auge auf, sondern man fühlt sich in ein grossen Theater versetzt, wo man einer spannenden Darbietung in einem gut gepolsterten Sessel folgt. Daraus resultiert auch, dass „Maestro“ eine gewisses Volumen aufweist und die Sinne erst mal durch Reize überflutet werden, diese zu erfassen benötigt mehr als nur einen Durchlauf dieses „Bastards“. Komplexität sprich der Progressive Ansatz der Songs umfasst meist einfach die Wechsel zwischen wütenden Blast-Attacken, symphonischen- und ruhigen Abschnitten innerhalb der Songs, was durchaus sanft gelöst wurde und weniger in einer „Hirnfick-Odysee“ ausartet. Jedoch fällt es mir schwer hier ein klassisches Zielpublikum auszumachen, denn wer auf Symphonic Metal steht, dem werden Winterhorde teilweise zu hart sein, wer sich ausschliesslich im Symphonic Black- und Death Metal wohl fühlt wiederum zu soft und für reine Progressive Jünger ist die Darbietung wohl zu theatralisch. Daher empfehle ich hier, dass man erst mal in „Maestro“ rein hören sollte und wer bei „Worms Of Souls“ , „Chronic Death “ und „Dancing In Flames“ begeistert ist, kann sich bedenkenlos diesen opulenten Output zulegen.
R.K.   

Punkte: 8.0 von 10
SOTO - Divak
Ear Music/Phonag
Anfangs April war Jeff Scott Soto mit seiner neuen Band Soto zu Gast in der «Hall Of Fame» in Wetzikon (ZH) und lieferte ein begeisterndes Konzert ab! Nebst dem Umstand, dass Jeff einer der begnadetsten Frontmänner der ganzen Szene ist, zählt seine Hintermannschaft ebenso zum Erlesensten, was man zusammen auf einer Bühne sehen und hören kann. Allen voran Gitarrist Jorge Salan, flankiert von Kollege BJ (der auch Keyboard-Parts übernimmt) und der taffen Rhythm-Section mit Bassist David Z und Drummer Edu Cominato. Die erste Scheibe mit dem Titel «Divak» ist in erster Linie harter Rock, garniert mit etwas Düsterheit und lässt die stilistisch mannigfach besetzte Vergangenheit mehr oder weniger aussen vor. Will heissen, dass «Divak» weder nach Axel Rudi Pell, Talisman noch Yngwie Malmsteen klingt, und schon gar nicht nach Journey, Soul Sirkus oder W.E.T. - Und das ist ja noch längst nicht alles, wo Mr. Scott Soto seine musikalischen Spuren hinterlassen hat. Nun mag er es eben reduziert auf das Nötigste, ohne Bombast und seinen sonst so geliebten Funk. Doch alles, was der bodenständige Amerikaner bisher angerührt hat, ist vielleicht nicht alles megaerfolgreich geworden, aber musikalisch stets hochstehend ausgefallen. So kann sich jeder seinen eigenen JSS zurecht legen, je nachdem, zu was man gerade Lust verspürt. Für mich kann sich Jeff am besten mit Talisman, Soul Sirkus, W.E.T. und generell dem funkigen Material entfalten. Die Pell/Malmsteen-Dinger sind unter dem Strich jedoch keinen Deut schlechter. Somit kann der quirlige Sympathikus für seine Solo-Tourneen oder aktuell mit der erklärten Band Soto aus einem fast unendlich grossen Backkatalog spontan auswählen, was er live bringen will. Das ist nicht vielen Profi-Musikern vorbehalten, vor allem dass es eigentlich keine Ausfälle zu verzeichnen gibt. Das neue und in der Tat rauere Material finde ich jetzt allerdings nicht unwiderstehlich. Ein schon lange nötiger Abstecher zum Soul Sirkus Hammer-Album «World Play» (2005) lässt mich deutlich überzeugter zurück. Dennoch finden sich zum Beispiel mit «In My Darkest Hour» aktuell auch feine Töne, die einen wohligen Kontrast zum harten Rest bilden. Wer eine weitere Facette von Jeff Scott Soto erkunden möchte, sollte hiervon ein Ohr voll nehmen und gleichzeitig die anderen älteren Perlen nicht aussen vor lassen.
Rockslave   
Punkte: 8.0 von 10
HOLY DRAGONS - Civilizator
Pitch Black Records
Die kasachischen Heavy-Metaller Holy Dragons hauen bereits ihr 14. Album raus! Richtig auf dem Schirm habe ich die 1995 gegründete Band aber erst seit dem "Civilizator"-Vorgänger "Dragon Inferno". Bereits diese CD begeisterte mit rohem, authentischem Heavy Metal und liebevollen Arrangements, denen es aber letztlich am entscheidenden Kick fehlte. Ähnlich verhält es sich nun mit dem Nachfolger. Wobei alles noch ein bisschen besser klingt. Vielleicht lasse ich mich aber auch durch das neue CD-Artwork verleiten, welches sowohl als Zeichnung wie auch im Titel weniger Klischeehaft als der Vorgänger ist. Dazu kommen neue Titel wie "No Oil - No War" oder "Bat Bombs", welche einen gewissen kritischen Zeitgeist verbreiten. Dass beide Titel zusammen mit dem Hidden-Track "Stop The War" zu den überlangen Liedern gehören, macht die Sache umso spannender. Denn die Kasachen schaffen es, hier über die ganze Zeit zu unterhalten. Stilprägend ist bei Holy Dragons der Gesang, welcher oft mit einem speziellen Echo versetzt wird. Dieses gibt der Stimme zusätzlich Power. Stilistisch bewegen sich Holy Dragons irgendwo im Universum zwischen Heavy Metal, Thrash Metal, leichtem Doom, sleazigen Elementen und ganz dezentem Folk. Die sehr kurzen ruhigen Instrumentals "Singularity" und "The Long Earth" sorgen nicht für akustische Erholung der Ohren, sondern verleihen diesem Album auch einen gewissen Tiefgang. Wer sich selber eine Eingewöhnungszeit gönnt, findet musikalische Klasse und ein Niveau, das auf den Exotenbonus aufgrund der ungewöhnlichen Herkunft der Band ungeniert verzichten kann. Und wer mal was Abgefahrenes Hören will, ist mit dem Anspieltipp "Through The Walls" super bedient.
Roger W.   
Punkte: 8.0 von 10
SHIRAZ LANE - For Crying Out Loud
Frontiers Music/Musikvertrieb
Bei Shiraz Lane handelt es sich um eine Junge Neo Sleazy-Band aus Finnland. Obwohl die fünf Jungs zu Hoch-Zeiten des Sleazy kaum geboren waren, glänzt die Truppe durch Authentizität. Bereits fünf Jahre mischt Shiraz Lane in der Szene mit. Dabei wurde schon eine 2-Track Single und eine 5-Track EP veröffentlicht, zudem schaffte man es immerhim aufs Billing des Waken Open Airs. Zumindest in Finnland geniesst die Band eine ausgezeichnete Reputation. Nun wurde mit "For Crying Out Loud" der erste Longplayer aufgenommen, der die Truppe definitiv über die Heimat heraus bekannt machen wird. Die zehn coolen Songs schaffen dabei gute Voraussetzungen. Die Tracks glänzen durch eine ausgesprochene Eingängigkeit und Refrains mit hoher Nachhaltigkeit. Doch nicht nur in Bezug auf das Songwriting, sondern auch in der musikalischen Umsetzung beweist Shiraz Lane erstaunliche Versiertheit. Als Input wird dabei Guns'n'Roses, Skid Row und Aerosmith angegeben. Darüber hinaus hat die Band aber auch ihren eigenen Stil entwickelt. An die grossen Vorbilder reichen sie dann aber doch nicht heran. So oder so, die Formation hat alles richtig gemacht. Einziger Diskussionspunkt bleibt dabei Sänger Hannes Kett. Der Mann hat zwar eine ausgeprochene Powerröhre, seine Vocals sind aber in einer hohen Stimmlage angesiedelt. Dabei nähert er sich in der Praxis ab und zu gefährlich der Schmerzgrenze. Die Stimme ist aber definitiv Geschmacksache. "For Crying Out Loud" ist ein starkes Album, welches das Potenzial hat, sich von der Konkurrenz abzuheben. Der eine oder andere Genre-Fan wird sich aber eventuell von den speziellen Vocals abschrecken lassen. Trotzdem, unbedingt anchecken.
Chris C.
     
Punkte:
8.0 von 10
THE DEFIANTS - Same
Frontiers Records/Musikvertrieb
Wer erinnert sich an die Hard-Rocker von Danger Danger, die in den achtziger Jahren mit dem Debut-Album und «Screw It» auf sich aufmerksam machten? Von der zweiten Bandbesetzung der Amis veröffentlichen Bassist Bruno Ravel, Sänger Paul Laine und Gitarrist Rob Marcello nun als The Defiants eine Scheibe, die gar nicht so weit weg von Danger Danger ist. Vielleicht ist das Ganze eine Ecke rockiger als der oftmals mit Keyboards versehene Danger Danger-Sound, aber die Songs auf «The Defiants» können sich sehen und hören lassen. Sei es das rockige «Love And Bullets», das mitsingbare «When The Lights Go Down», das coole «Waiting On A Heartbreak», das typisch amerikanische «Runaway», welches die Fönfrisur und die damit verbundenen Wahnsinnschöre wieder aufleben lässt, oder das an alte Bon Jovi erinnernde «We All Fall Down». The Defiants erfinden die Musik nicht neu, müssen sie auch nicht, denn was sie machen, macht Spass und wird vorgetragen von Musiker, die wissen, was ein Song braucht. Ein Track wie «Underneath The Stars» passt in jede aktuelle Daily-Soap als Titelsong, verbreitet gute Laune und eine Menge an freudigem Lächeln. Für Thrasher, für Proggies, für Schwarz- und Tod-Metaller wird The Defiants das Grauen sein, für die Rock-Fans eine mögliche tolle Scheibe.
Tinu    
Punkte:
8.0 von 10
DEVILDRIVER - Trust No One
Napalm Records/Universal
Album Nummer sieben für die Kalifornier DevilDriver. Dez Fafara hat DevilDriver gegründet, als seine Hauptband Coal Chambers in Schutt und Asche gelegt wurde. Scheinbar wurde letztens eine Reunion der Nu Metal-Band gestartet, die aber keine grosse Wellen schlug. Da gefallen einem DevilDriver viel besser. Geiler dunkler Gesang gefolgt von thrashenden Gitarren, die alles niederwalzen und obendrein noch auf einem guten technischen Niveau sind. Man legt Wert auf ein gutes Songwriting, und auch die Produktion von Mark Lewis in den Audio Hammer Studios ist mehr als nur gelungen. Thrasher, die alles haben müssen, können sich hier locker bedienen, denn es gibt bei weitem schlechtere Bands als DevilDriver.
Daniel J.    
Punkte:
8.0 von 10
MAGNOLIA - På Djupt Vatten
Transubstans Records
Irgendwie mag ich Magnolia. Sie sind bescheiden, bodenständig und erinnern mich mit ihrem erdigen Sound an meine frühe Jugend, in der ich mich für Golden Earring gleichermassen begeistern konnte wie für Dust und Budgie. Diese magische Mischung aus griffigem Blues Rock und straightem Hard Rock vermochte mich schon immer zu fesseln, und genau dieser Tradition folgt das sechste Album des schwedischen Powertrios. Aber auch die Vorliebe speziell der beiden erstgenannten Bands für ruhige, leicht verdrogte Einschübe in den sonst recht gradlinig abgehenden Nummern schimmert bei Magnolia immer wieder durch und sorgt für überraschende Farbtupfer und Wendungen, welche, wenn sie etwas ausgedehnter ausfallen, sogar an Pink Floyd zu ihren Glanzzeiten erinnern ("De Stora Leker Krig"). Aber wie gesagt, das sind einzelne Ausflüge in atmosphärische Gefilde, im Kern ist und bleibt die Band ein enthusiastischer Haufen, der sich voll und ganz dem Quasi-Proto-Metal der Prä-NWOBHM-Ära verschrieben hat. Und natürlich stört es mich nicht im Geringsten, dass Sänger/Bassist Ronny Eriksson ausschliesslich auf Schwedisch singt, im Gegenteil. Ich finde sogar, dass der Klang dieser Sprache den Songs noch einen Extratick an rustikalem Feeling und Urtümlichkeit verleiht, was die eh schon durchgehend positiven Vibes des Albums noch verstärkt. Wer Blue Cheer, Ten Years After und Cream für Götter hält und The Muggs für deren Offenbarung, greift hier blind zu.
Mirko B.    
Punkte:
8.0 von 10
SPACE ELEVATOR - Space Elevator
SE Productions/Cargo Records
Die Briten Space Elevator bezeichnen sich selber als eine Reinkarnation des Classic Rock. Bestehend aus Gitarrist David Young, Bassist Chas Maguire, Drummer Brian Greene und der etwas geheimnisvollen Sängerin, die sich The Duchess nennt und eine grandiose, vielseitige sehr melodiöse Stimme hat. Bei Space Elevator gibt's viel Synthie, sehr variable Gitarren, viele Chöre, Klavier und eben, eine ganz tolle Stimme. "Move On" ist so ein Song, der dies alles beinhaltet inklusive einem aussergewöhnlichem Gitarrensolo, ganz stark. Auch "We Are The Loosers" ist ein Mega Track, der ein bisschen Musical-Charakter hat und glänzt mit fetten Chören und guter Gesangsmelodie, sehr interessant. Bei "I Will Find You" klingt man sogar etwas nach Landmarq mit Tracy Hitchings. "Loneliness Of Love" kommt mit einem typischen Toto-Groove und tollen Chören. Ihr seht, die Briten sind musikalisch sehr vielseitig. Und "More Than Enough" könnte glatt von Issa sein. So pendelt man musikalisch zwischen Classic Rock und AOR, vermag aber stets auf einem hohen Niveau zu bleiben. Und das verdankt man sicher auch der sympathischen Stimme von The Duchess. Reinhören sehr empfohlen.
Crazy Beat
     
Punkte:
7.9 von 10
OMNICIDE - Constants And Variables
Eigenvertrieb
Das abgrundtief Böse hat einen Namen - Omnicide - und es wurde vom Höllenschlund direkt im Herzen von Bern ausgekotzt. Was 2010 in bierseliger Atmosphäre begann und noch mit etlichen Unklarheiten verbunden war, ist mittlerweile ziemlich ernst. Nach ihrem Debut "Risen To Ruin", das noch etwas unschlüssig und musikalisch zusammengewurstelt daherkam, ist man sich über das zukünftige Schaffen einig geworden und präsentiert mit "Constants And Variables" ein brutales Death Metal-Album mit Hand und Fuss. Das Coverartwork (von Fachrul Rossidy / Di Illustration) besticht durch Düsterness mit psychedelischem Einschlag. Die Überreste diverser Religionsrelikte und die Knochenansammlungen in brennender Ödnis sprechen eine klare Sprache. Sägende Riffs in Cannibal Corpse-Manier und Slams à la Suffocation, brachiale Grooves von Behemoth und die verschachtelte Dynamik von Decapitated erwarten die Ohren der Hörerschaft. Besonderes Augenmerk gilt dem Songwriting: Das Quintett distanziert sich bewusst von Death Metal-Klischees und verarbeitet wirklich nur Themen, die beschäftigen. Auffallend sind ebenfalls die langen Texte der Songs, vielleicht die längsten Texte in der Geschichte des Death Metal. Oder besser gesagt des "Död Metal", die Quintessenz des modernen Death Metal. Die ungezügelte Wildheit und Wut ihres Sounds ist sicherlich auch ihrer Punk-Attitüde zuzuschreiben, die im Bandalltag zelebriert wird. Aufwand und Ertrag halten dadurch nicht immer die Waage, so die Aussage der Band. Bei "Constants And Variables" steht aber der Ertrag eindeutig im Vordergrund. Was Dänu (Vocals), Sile (Guitar), Beedy (Guitar), Retu (Bass) und Stefu (Drums) im Hardbeat Studio in Eggiwil aufgenommen haben, sind zehn Hammertracks, die sich mehr als hören lassen können und sich in keinster Weise vor den grossen des Genres zu verstecken brauchen. Im Gegenteil - Omnicide könnten einigen alten Ehrwürdigen schon bald den Rang ablaufen!
Oliver H.    
Punkte:
7.8 von 10
REBAELLIUN - The Hell's Decrees
Hammerheart Records
Geschlagene 13 Jahre liessen die Jungs von Rebaelliun ihre Fans warten. Nach der Trennung 2002 und der Wiedervereinigung 2015 bringen die Brasilianer nun im Mai neuen Stoff, um die Trommelfelle zu penetrieren. Mit «The Hell's Decrees» erscheint das nunmehr dritte Album, und wenn man bedenkt, dass Rebaelliun so lange von der Bildfläche verschwunden waren, ist es wohl nicht zu gewagt, zu behaupten: Da wäre ein bisschen mehr drin gelegen. Natürlich, das Album weist alle nötigen Eigenschaften auf, die bereits das Vorgängeralbum «Annihilation» beinhaltete: brutal schnelles Tempo, tiefes Growling, Killersoli und andere technische Skills. Zu hören ist auf «The Hell's Decrees» derselbe klassische Death Metal, wie es ihn mittlerweile wie Sand am Meer gibt. So können die Brasilianer auch getrost mit Vader und Morbid Angel verglichen werden. Für meinen Geschmack zu wenig innovativ. Doch Nostalgiker und eingefleischte Fans werden sich freuen, weil Rebaelliun sich selbst so treu geblieben sind.
Mario F.    
Punkte:
7.7 von 10
PUNKY MEADOWS - Fallen Angel
Escape Music/Non Stop Music
Lange nichts gehört von Punky Meadows, dem ehemaligen Lead-Gitarristen der Siebziger-Jahre-Helden Angel, die vor allem in Japan Superstars waren. Nun meldet sich der Gitarrist mit einem Solo-Album zurück. Mit an Bord auch der ehemalige Angel-Bassist Felix Robinson. Eröffnet wird mit "The Price You Pay", einem Zeitlosen, sehr melodiösen Rock-Song, mit tollen Chören und einem starken Gitarren-Solo, Punky hat nichts verlernt. Auch "Straight Shooter" ist ein toller Song mit viel Melodie. Mit Chandler Mogel hat Punky einen wirklich guten Shouter an Bord. Er singt mit viel Gefühl und sehr melodiös. Was mir sehr gefällt, ist, dass bei allen Tracks immer der Song im Vordergrund steht und nicht die Gitarren. Und so rocken sich der Gitarrist und seine Jungs souverän durch den Longplayer hindurch, ohne Ausfälle oder Schwächen. Alle Nummern sind hörenswert und pendeln so zwischen AOR und Rock/Hard Rock. Und Charlie Calv an den Keybords bringt sich stark in die einzelnen Songs ein, ohne das Ganze zu übertreiben. Noch hervorzuheben wäre die Ballade "Leaving Tonight" und das lange, gefühlvolle Solo, das Punky hier spielt, herrlich dabei zuzuhören. Ich denke, dass bei "Fallen Angel" alle Melodic Rock-Fans auf ihre Kosten kommen und hier unbedingt mal reinhören sollten.
Crazy Beat
  
Punkte:
7.6 von 10
BROKEN TEETH - At Peace Amongst Chaos
Nuclear Blast/Warner
Der schöne Monat Mai scheint für die Freunde des Hardcore ein Freudenfest zu werden. Mit den Engländern aus Manchester, genauer gesagt Broken Theeth, haben wir den ersten Trumpf in den Händen, oder eben in der eigenen Stereoanlage (wenn es die denn noch gibt). Der fünfer ist eher im schleppenden Tempo zu hause. Man haut coole Riffs heraus, und auch die langsamen Passagen sind vom feinsten. Produziert hat hier ein gewisser Nick Jett (Terror). Tja, die 10 Songs sind in einem Schnellzug durch, zurück bleibt eine Zufriedenheit, auch wenn die Engländer das Rad nicht neu erfunden haben.
Daniel J.  
Punkte:
7.5 von 10
OBSCENITY - Retaliation
Kolony Records
Dass Bands mit über einem Vierteljahrhundert Erfahrung auf dem Buckel nicht zwangsläufig altersmilde tönen müssen beweisen nicht nur diverse gestandene Genregrössen, sondern auch die Oldenburger OBSCENITY. Mit Gründungsjahr 1989 und ihrem neunten vollständigen Album beweisen sie einmal mehr, dass Death Metal keine "Phase" (gell, Schwesterherz!), sondern nichts anderes als wahrhaftige Lebenseinstellung ist. Wer also seinen old school Todesmetall floridianischer Prägung in deutscher Qualitätsausführung bevorzugt wird mit "Retaliation" vorbildlichst bedient werden. Eine dieser Platten über die ich absolut nichts wirklich Schlechtes verlauten lassen kann. Die Riffs sitzen, das Songwriting ist schlüssig und unaufdringlich fordernd, die Technik ist adäquat ohne stumpf oder verkopft zu wirken und die Growls sind angenehm anzuhören und gebührend abwechslungsreich. Dazu runden eine homogene und wohlausgewogene Produktion mit amtlichem Mix sowie eine coole Gesamtverpackung das Sammel- und Hörerlebnis vorbildlich ab. Soweit alles richtig gemacht. Wer seinen Death Metal jedoch fies, manisch, hektisch, eiternd, getrieben oder brutal bevorzugt, sollte vorher reinhören. Denn OBSCENITY machen Musik bei der man die langjährige Erfahrung und eine gewisse pragmatische Herangehensweise förmlich riechen kann und auf mich daher unter dem Strich eher "entspannt" und experimentierarm wirkt. Dies soll aber kein negatives Hörerlebnis beschwören sondern nur die entsprechende Baustelle kennzeichnen. "Retaliation" bietet daher eine sportliche Dreiviertelstunde 100%igen Death Metal den ich mir gerne live mit ein paar Bier antun würde, reinhören!
Hardy   
Punkte:
7.5 von 10
FALLUJAH - Dreamless
Nuclear Blast/Warner
Schon in „The Flesh Prevails“ mischten die Jungs von Fallujah technischen Death und Progressive Metal mit Ambient zu einem eigenartigen, musikalischen Kauderwelsch. Doch sie gründeten damit ihren ganz persönlichen Nischen-Stil. Beim mühseligen Versuch, Fallujah in eine definierte Schublade zu stecken, drängt sich „athmosphärischer Death Metal“ als Genre auf. In „Dreamless“ treiben sie ihr Unwesen weiter. Auffallend anspruchsvolle Drums und stimmungsvolle Leads treffen auf tiefe Growls und eine verspielte, sphärische Gitarre. So mancher eingefleischte true-Metaller wird nun angesichts dessen die Nase rümpfen. Doch der eigentümliche Mix ergibt eine erstaunlich stimmungsvolle Dynamik. Die Scheibe beginnt episch und schleppend, schaukelt sich hoch in verträumte Sphären und harte Parts zugleich, und überrascht immer wieder mit neuen Gadgets: Gastsängerinnen, Sampels, und Songs, die zum Teil auch ganz ohne Gesang auskommen. Nicht selten wird das Ganze mit elektronischen Spielereien gewürzt. Der Track „Les Silences“ kann sogar vollends als drumn'bass tituliert werden. Doch dies ist nicht die Regel. Selbstverständlich kommt auch der Metal nicht zu kurz. Es ist definitiv Metal, nur eben noch etwas mehr. In „Dreamless“ wird offenen Musikgeistern richtig viel geboten. Für bereits erwähnte true-Metaller ist es wohl aber eher zu abgespaced.
Mario F. 
Punkte:
7.4 von 10

2. Meinung:
Die dritte Platte der technisch brutal fitten Truppe aus der Bay Area ist einerseits einmal mehr eine Lehrstunde in Sachen Instrumenten-/Rhytmusbeherrschung und fährt dazu mit ihrer Stilbezeichnung "Atmosphärischer Metal" eine relativ wenig befahrene Strasse. Und verdammt nochmal, spielen können sie, ohne Frage. Diese djent-ige, testosteronarme Mischung aus Dream Theater und Cynic mit Growls macht mich persönlich jedoch eher aggressiv als dass ich anfangen würde andächtig zu lauschen. Vorher höre ich lieber auf Dauerschleife einem alten Analog-Modem beim Einwählen ins Telefonnetz zu, denn dieses Album hat für mich das Potential als offizieller Auslöser zu häuslicher Gewalt deklariert zu werden. Aber der Erfolg gibt ihnen wohl Recht und über Musik lässt es sich bekanntlich nicht diskutieren. Für mich waren das trotzdem 55 unwiderruflich verlorene Minuten meines Lebens, für solche Reviews müsste man eigentlich Schmerzensgeld bekommen. Aber hört rein und macht euch euer eigenes Bild, bin mir nämlich sicher es gibt da draussen esoterisch angehauchte, studentenähnliche Charaktere die mit FALLUJAH eine neue Lieblingsband gefunden haben. Die Punktzahl bezieht sich daher nur auf meine seelische Ausbeute dieser puren Anti-Musik und widerspiegelt in keinster Weise die aufwändige, teure Produktion oder den hörbaren, hohen Effort der Band, sorry Jungs.
Hardy
Punkte: 0.0 von 10
SINNERY - A Fast Of Fools
Pitch Black Records
Thrash Metal spielen viele Fans aus aller Herren Länder. Da scheint es nicht speziell, wenn Sinnery aus Israel stammen. Sinnery veröffentlichen mit "A Fast Of Fools" ihre erste Platte. Zu hören gibt es schnörkellosen Thrash Metal auf gutem Niveau. Auf ein ordentliches Songwriting legt man Wert wie auch auf eine nicht zu künstliche Produktion, wie sie leider heute bei vielen Thrashbands zu hören gibt. Die neun Songs sind allesamt recht abwechslungsreich gestaltet worden, was auch ein Trumpf ist. Was leider hier fehlt, ist der eine oder andere Kracher, der einen zum Wiederhören bewegt. So dümpelt man leider im guten Durchschnitt herum, was aber wieder bei manchen Thrashern auch der Fall ist.
Daniel J.
 
Punkte:
7.3 von 10
PSYCHEDELIC WITCHCRAFT - The Vision
Soulseller Records
Harte Zeiten für selbsternannte Hexenjäger, Inquisitoren und deren Mentor Pater Gabriele Amorth, seines Zeichens oberster Exorzist der Diözese Rom, brechen nun auch im verkrustet-katholischen Italien an, denn mit Psychedelic Witchcraft tritt eine Occult Rock-Truppe aus Florenz auf den Plan, deren Fronthexe Virginia Monti über genügend Ausstrahlung und scharfe Krallen verfügt, um mit Leichtigkeit gegen deren Austreibungsgebete bestehen zu können. Aber was natürlich mehr interessiert als der kultische Unterbau ist die musikalische Darbietung des Quartetts. Die ist erwartungsgemäss weder originell noch innovativ, sondern schwimmt in jenem Teich, den dereinst Bands wie Jefferson Airplane, Pentagram und Coven angelegt hatten. Und damit keine falschen Erwartungen erweckt werden, muss ich an dieser Stelle gleich anmerken, dass die Stimme von Virginia Monti nie und nimmer an das gewaltige Organ von Gottmutter Grace Slick herankommt, dafür fehlt es ihr noch an Kraft und Volumen, aber sie hat Charisma sowie Wiedererkennungswert und passt von der Klangfarbe her sehr gut zum Occult Rock der Band. Einziger wirklicher Wermutstropfen ist die Ballade "The Only One That Knows". Natürlich waren solche Nummern in den Siebzigern Standard auf den grossen, schwarzen Plastikscheiben, aber in diesem Fall stört das kleine Liedchen einfach den Fluss des Albums. Ein etwas griffigerer Track oder gar die Ballade einfach auslassen wären hier die besseren Alternativen gewesen. Glücklicherweise heben die folgenden letzten drei Songs das Energielevel wieder deutlich an, und die Band ist sofort wieder auf Kurs. Alles in allem ein guter Einstand für eine Truppe, die gerade mal seit einem Jahr aktiv ist. Wer auf das inzwischen genretypische Occult Rock-Line Up nicht mehr verzichten kann, darf sich sorglos auch dieses Album neben all die Blood Ceremonies, Jex Thoths, Jess and the Ancient Ones und Lucifers dieser Welt ins Regal stellen.
Mirko B. 
Punkte:
7.2 von 10
VANDALLUS - ON The High Side
High Roller Records/Musikvertrieb
Cleveland, Ohio, ist die Geburtsstätte von Vandallus. Das Trio wollte den Versuch starten, ein Album zu kreieren, welches sich am Hard Rock der Endsiebziger und Anfangsachtziger orientiert. Und so ganz falsch liegt Vandallus nicht. Auch wenn man an die Klassiker nicht anstinken kann, so haben die acht Lieder etwas Interessantes. Das liegt in erster Linie an den Riffs von Jason und Shaun Vanek, die sich mit einer gewissen Leichtigkeit in die Gehörgänge fräsen. Allerdings gehen viele gute Ideen auch wieder unter und können nicht während der ganzen Spielzeit der jeweiligen Songs bestehen. Freunde der Truppe Triumph können hier aber problemlos ein Ohr reinstecken. «Back To The Grind» oder «Get Out» haben fetzige Riffs, bauen sich auf und fallen auch wieder ein. Antesten und ein eigenes Urteil fällen!
Tinu 

Punkte: 6.5 von 10


2. Meinung:
Die Herren aus Cleveland, Ohio, klingen so, als hätte Scotty die direkt aus den Ende Siebzigern, Anfang Achtzigern Jahren in unsere Zeit gebeamt. "Break The Storm" hat einen klaren Scorpions/Dokken-Einschlag aus dieser Zeit. So schwankt man Musikalisch zwischen diesen zwei Jahrzehnten hin und her, "Running Lost" untermauert dieses ebenso (ganz alte Scorps) wie auch das schnellere "Back To The Grind". Sogar Jason Vaneks Stimme klingt echt retro, aber im positiven Sinne gemeint. Die Songs sind allesamt gut und machen Spass beim Anhören. Und je mehr ich mir das Album anhöre, desto mehr Scorpions höre ich da raus, ausgenommen von der Stimme natürlich. Hört euch den Refrain von "Get Out" an, mehr Achtziger geht gar nicht. Das geht so bis zum Ende mit dem treibenden "A Fool You`re Right" weiter. Ich mag den alten Spirit in den Songs der Jungs aus Ohio. Klingt trotz dem, dass sich die Herren musikalisch in der Vergangenheit austoben, erstaunlich frisch. Tut gut, mal was "altes" Neues zu hören und macht auf jeden Fall Spass.
Crazy Beat   
Punkte: 7.2 von 10
GLORIOR BELLI – Sundown (The Flock That Welcomes)
Agonia Records
Glorior Belli gehören zu den Bands, bei denen ich mich jedes Mal wieder frage, weswegen ich die nicht öfters höre. ‘Rebels In Disguise’ zaubert einen bluesigen, rockigen Riff mit ungewohnt fettem Bass aus dem Hut, während ‘Thrall of Illusions’ mehr die klassische Black Metal Schiene fährt, obwohl das Intro mehr an Static X oder älteren In Flames denken lässt, glücklicherweise mit dem nach Wüste riechenden Geschmack von Glorior Belli. Der bereits erwähnte Bass nimmt für eine Black Metal Band viel Platz ein, unterstützt den erdigen Charakter des Albums natürlich ungemein. Insofern passt die Produktion besser als noch bei ‘The Great Southern Darkness’, bei welchem mehr Höhen und Mitten zu hören waren. Beim Titeltrack drücken die Franzosen das Gaspedal bis zum Anschlag durch, der kehlige Gesang kommt hier meiner Meinung nach ein wenig an die Grenzen. Der Ansatz des bereits erwähnten ‘Rebels in Disguise’ hätte meiner Meinung nach noch stärker ausgebaut werden können. Nichts desto trotz bieten Sundown herrlich moderne Ansätze, einen Haufen Eigenständigkeit und ein Feingefühl für Dramatik. Ein sperriges, rebellisches Stück Black Metal.
Tristan  
Punkte:
7.0 von 10
ASSASSIN'S BLADE - Agents Of Mystification
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Fans der kanadischen Exciter aufgepasst: "Agents Of Mystification" ist das Debutalbum von Jacques Bélangers neuer Band. Dieser hatte Exciter in den Zeit von 1996 bis 2006 (mit einem Unterbruch zwischen 2001 und 2003) seine Stimme geliehen. Mit Assassin's Blade frönt er nun einer Mischung aus Heavy und Thrash Metal, welche undergroundiger nicht sein könnte. Oder anders gesagt: Gute, aber nicht überragende rumplige Kompositionen treffen auf einen teilweise sehr extremen Gesang. Letzterer ist es vor allem dann, wenn er sein Timbre erzittern lässt und höhen erklimmt, welche bei den einen Glückshormonen auslöst, andere aber die sofortige und nicht bewusst gesteuerte Flucht ergreifen lässt. Live könnten die druckvollen elf Lieder super funktionieren. Headbangen und Fäuste-in-die-Luft-Strecken ist hier Programm! Wobei Assassin's Blade auch mal entschleunigen und Riffstampfer wie "Dreadnought" raushauen, oder wie bei "Autumn Serenade" in bester Iron Maiden-Tradition durch die Gehörgänge stampfen. Die Vergleiche mit der Eisernen Jungfrau nehmen mit zunehmender Albumlänge generell stark zu. Wobei Assassin's Blade wie die alte, rohere Version der Briten klingen. Die volle Blüte entfacht diese Entwicklung beim überlangen düsteren und epischen "League Of The Divine Wind". Wobei ich da auch einen Querverweis auf alte amerikanische Halloween rauszuhören glaube. Fans von Jacques Bélanger dürfen also durchaus ein Ohr riskieren. Aber auch alle anderen, welche sich vor typischem 80er-Heavy Metal-Underground-Gesang nicht abschrecken lassen.
Roger W.  
Punkte:
7.0 von 10
STEELMADE – Love Or A Lie
Timezone Records
Schweizer Hard Rock ist ja eine patente Sache, man nehme nur mal solche Grössen wie die einstigen Gotthard (vor dem Tod von Steve Lee), Shakra, Krokus, Me And The Rest etc. Nun, mit Steelmade macht sich eine weitere Combo auf, die hart rockende Musiklandschaft aufzumischen. Das gelingt dem Quartett ganz ordentlich, die Scheibe rockt ordentlich – man merkt, dass die Jungs ihre Instrumente beherrschen. Auch mit der Abmischung kann ich mich anfreunden, für ein Debut-Album ist die Qualität ziemlich hoch. Was zu sagen bleibt: Steelmade sind, entgegen den Annahmen, die man aufgrund des Bandnamens treffen könnte, nicht die ‚Wildsäue‘ der Hard Rock-Musik. Das muss nichts bedeuten, ganz im Gegenteil: Man sollte sich einfach der Tatsache bewusst sein, dass hier gerne auch leisere Töne angeschlagen werden. Zudem geht mir persönlich der Sänger zu sehr auf Nummer sicher – er bleibt stark innerhalb seines gut ausgefüllten stimmlichen Rahmens, aber er wagt keine Experimente oder mehr ‚wilde‘ Emotionen. Das heisst auch nicht, dass er nicht gut singt, nur halt eben wie ein bisschen zu zurückhaltend für meinen Geschmack. Dafür gibt es originelle Ideen, wie beispielsweise das sachte Horror-mässig angehauchte ‚We Are Bizarre‘ oder das mit einer funkigen Bass-Line ausgestattete „Killing Me“. Summa summarum: Steelmade haben mit „Love Or A Lie“ ganz ordentlich abgeliefert, für mich eher zu sanft im Grossen und Ganzen, aber es ist und bleibt ein gutes Debut und eine solide Rock-Scheibe!
Toby S.
  
Punkte:
7.0 von 10
ZOAX - Zoax
Century Media/Sony Music
Mein letztes Review der Band Zoax aus London war nicht sehr berauschend. Die EP "Is Everybody Listening" hat mich wahrscheinlich etwas überfordert. Eigentlich keine Überraschung, wenn man im Sound der Engländer Fragmente von Frank Zappa findet. Auch der Name Mr.Bungle schwirrt hier umher, was bei mir alle Nackenhaare aufstellt. Doch im Nachhinein muss ich gestehen, dass die erste Scheibe nach zwei EP's eigentlich interessant ist, wenn man die nötig Flexibilität und Zeit hat, um dieses spezielle Werk zu testen. Man hört melodische Soundfetzen, jazzige, mit Hardcore gemischte Passagen und eben Einflüsse des Meisters des Komplexen Sounds, Frank Zappa. Alle, die über den Tellerrand schauen können und wollen, sollten hier mal ein Ohr Zeit nehmen für Zoax.
Daniel J.  
Punkte:
7.0 von 10
ELECTRIC CITIZEN - Higher Time
RidingEasy Records
Electric Citizen aus Cincinnati, Ohio, dürften inzwischen auch der hiesigen Siebziger Retro/Heavy Psych/Doom-Gemeinde ein Begriff sein, fand doch ihr Debut vor zwei Jahren durchaus Anklang in der Szene, nicht zuletzt auch dank diverser Supportslots für unantastbare Gottheiten wie King Diamond, Pentagram, Crowbar oder Truck Fighters. Und der gänzlich Okkultismus-freie Vintage Rock, den die junge Band da zockt, hat durchaus was. Zwar fängt das Album ausgerechnet mit dem doomigen "Evil" an, aber ausschliesslich in diese Schublade lässt sich die Truppe natürlich nicht stecken, sonst wäre die Berufung auf die musikalisch extrem vielseitigen und offenen Siebziger schnell hinfällig. Stattdessen zocken sie ihren Heavy Rock genau so bunt und unbekümmert, wie er damals nun mal war und berufen sich dabei glücklicherweise nicht nur auf die inzwischen inflationär zitierten Black Sabbath und Pentagram, sondern lassen es zu, dass man in ihrem Sound selbst Spuren von Jethro Tull (als diese noch richtig satt rocken konnten), Iron Butterfly, Pink Floyd in ihren damals noch stattfindenden knackigen Momenten und gar einen Hauch epischen Hendrix findet. Einzig der relativ variantenarme Gesang von Laura Dolan bedarf einer gewissen Eingewöhnungsphase, denn die durchgehend schleppend oder sogar fast weinerliche Intonation führt mit der Zeit zumindest bei mir zu gewissen Ermüdungserscheinungen. Nichts desto trotz ist "Higher Time" ein absolut gelungenes Zweitwerk, das ich jedem Sound- und Stilnostalgiker wärmstens ans Herz lege.
Mirko B.   
Punkte:
7.0 von 10
LONEWOLF – The Heathen Dawn
Massacre Records/Musikvertrieb
Lonewolf sind keine Neulinge der Szene – Die Wölfe fanden bereits 1992 zusammen, lösten sich allerdings 1996 wieder auf. Doch nur 4 Jahre später fand das Rudel wieder zusammen und seither rocken die Franzosen die True Metal Szene! “The Heathen Dawn“ ist bereits das 8. Album der Kombo. Doch was erwartet einen auf diesem Silberling? Die Zutaten sind wieder einmal sehr klassisch: Donnernde Thrash-Drums, massive Gitarrenwände mit diversen Soli, epische Texte à la Powermetal und ein Frontmann, der locker an die raue, ratternde Röhre von Peter “Peavy“ Wagner von Rage heranreicht. Lonewolf schlagen in die gleiche Kerbe wie Grave Digger, wobei die Grundstimmung mich ein wenig an Powerwolf erinnert. Mit denen waren sie auch schon auf Tour und Charles Greywolf zeichnet sich für Mix und Mastering der Scheibe verantwortlich. Die Refrains sind durchwegs sehr eingängig und dürften an der Livefront für Stimmung sorgen. Allerdings läuft halt alles nach Schema X ab: aufregendes Intro, dichte Strophen, melodischer und vor allem eingängiger Refrain, Gitarrensolo und dann nochmals dasselbe in Grün. Entsprechend wird die Playlist ziemlich schnell monoton und langweilig, einfach zu vorhersehbar. Zwar sind ein paar Highlights darunter wie das rasende “Demon's Fire“ oder das epische “Song For The Fallen“, doch so richtig vom Hocker reissen will mich das Album nicht. Fazit: Wer auf rauen und ungeschliffenen Heavy Metal steht und sich mit dem doch sehr speziellen Gesang von Jens Börner anfreunden kann, der kann hier ruhig mal rein hören. Ansonsten ist dieses Album leider nichts wirklich Aufregendes geworden....
Patricia H.     
Punkte:
6.8 von 10
MOTHER FEATHER - Mother Feather
Metal Blade/Sony Music
Das New Yorker Quintett ist eine echt schräge Angelegenheit. Glamourös, extrovertiert, ungezügelt und dennoch fast divenhaft unnahbar erscheinen einem die beiden Frontdamen Ann Courtney (Vocals) und Elizabeth Carena (Vocals & Keyboards) in ihren fantasievollen, bunten Kostümen und der richtig dick aufgetragenen, maskenhaften Schminke. Dass sie damit zumindest optisch die in schlichtes schwarz gekleideten männlichen Bandmates fast zu Statisten degradieren, ist eigentlich vorprogrammiert. Letztere können sich dann aber glücklicherweise durch musikalische Kompetenz behaupten, denn sie schaffen es, vermeintlich aufeinander prallende musikalische Welten auf harmonische Weise zu vereinen. Bei Mother Feather trifft der dandyhafte Marc Bolan auf das kompositorische Chamäleon David Bowie, und dabei ist noch genügend Platz übrig, damit Acts wie Siouxie And The Banshees, The Stooges, Lady Gaga und die New York Dolls ihre Duftspuren hinterlassen können. Pop/Cock Rock nennen sie konsequenterweise ihren Stil, klingt zwar etwas selbstironisch, ist aber letztendlich zutreffend. Umso verwunderlicher ist es, dass ausgerechnet ein Brian Slagel diese originelle Truppe unter Vertrag genommen hat, denn mit Metal haben Mother Feather etwa gleich viel gemeinsam wie Manowar mit Grunge. Offensichtlich hat ihn das offenkundig vorhandene künstlerische und kommerzielle Potenzial der Truppe mehr überzeugt als etwaige Bedenken bezüglich Stilbruch in der Metal Blade-Historie. Offenherzige Zeitgenossen mit Hang zu alternativen Sounds werden an "Mother Feather" jedenfalls garantiert ihre helle Freude haben. Mein Ding ist's definitiv nicht, aber frisch, frech und originell ist es allemal, und diesem Umstand muss ich einfach Rechnung tragen.
Mirko B.    
Punkte:
6.8 von 10
MERCILESS DEATH - Taken Beyond (Re-Release)
High Roller Records/Musikvertrieb
Merciless Death aus Los Angeles sind richtige Thrash-Nostalgiker, aber da sie es selbst nicht besonders mögen, als rückwärtsgewandte Retro-Thrasher betrachtet zu werden, sage ich mal beschwichtigend, dass sie doch sehr traditionsbewusst sind. Das hier vorliegende dritte Album in der 13-jährigen Geschichte der Band erschien in Eigenregie bereits vor einem Jahr in einer limitierten Auflage von tausend Stück und wird nun über High Roller wiederveröffentlicht, zwar ohne jegliche Extras oder gar einem Remix aber immerhin. Musikalisch geht die Reise dorthin zurück, wo der damals noch sehr junge Thrash Metal erst gerade gelernt hatte, geradeaus zu pinkeln. Früheste Slayer, Destruction und Testament haben beim umtriebigen Trio nachhaltige Spuren hinterlassen, was sich nicht bloss in den relativ simpel gehaltenen Tracks und der sehr kurzen Spielzeit von gerade mal zweiunddreissig Minuten manifestiert, sondern auch in der etwas dünnen und rumpligen Produktion. Puristen werden dies natürlich wieder der gebotenen Authentizität zuschreiben, ich hingegen finde, dass die Jungs durchaus was auf dem Kasten haben und somit einen deutlich druckvolleren Sound verdienen. Dreschmetall-Jünger mit Hang zu religiösem Eifer werden ohnehin blind zugreifen, dürfen sie auch bedenkenlos, der soundtechnisch etwas anspruchsvollere Thrasher sollte vorsichtshalber zuerst mal reinhören.
Mirko B.    
Punkte: keine Wertung
NEMESEA - Uprise
Napalm Records/Universal
Die holländische Female Fronted-Band Nemesea hat sich einen tadellosen Ruf mit einer hochgradig süchtig machenden Mixtur aus Rock und Electro erspielt - und angeblich auf dem nun vierten Album "Uprise" diese Kombination in Perfektion gebracht! Die mal filigranen Töne wie bei "Let It Burn" oder "Light Up The Sky", andererseits treibende Gitarren bei "Hear Me" oder "Get Out" und der einzigartige Gesang von Manda Ophuis geben dem Sound von Nemesea eine besondere Note. Die Balance aus mitreissendem Alternative Rock und schmeichelnden Balladen hält sich während des ganzen Albums aufrecht. Den zehn Songs kann man sich als Hardcore-Metaller sicher entziehen, wer aber Indie-Rock und ein Hauch Gothic-Atmosphäre nicht direkt in den Wind schlägt, sollte sich mit dem Album einmal hinsetzen. Druckvolle rockige Titel und Balladen sind im stetigen Wechsel zueinander. Etliche Passagen aus der Strophe bestehen nur aus Stimme und dezenter Instrumentalisierung, entfalten sich aber im Refrain zu einem grossen Ganzen und runden die Songs eindrucksvoll ab. Was sich aber zu Beginn als Stärke herauskristallisiert, kann mit der Zeit auch zur Schwachstelle werden. Bei fortgeschrittener Spieldauer nämlich, wird genau dieses Konzept durchschaubar und macht "Uprise" weniger anspruchsvoll und interessant, wenn nicht sogar schon fast ein wenig langweilig. Die Stimme von Manda hat aber etwas, das zumindest bei den Balladen perfekt funktioniert, harmoniert und eine gewisse Gänsehaustimmung verbreitet. Es lässt sich sogar stellenweise ein Vergleich mit Amy Lee von Evanescence nicht leugnen. De facto habe ich hier ein durchwegs solides Rock-Album vorliegen, das neben einigen Höhen leider auch gewisse Tiefen vorweist, die sich nicht leugnen lassen. Über Geschmack lässt sich ja aber bekanntlich am besten streiten, und von daher sollten sich alle eine eigene Meinung bilden.
Oliver H. 
Punkte: 6.7 von 10
VISIONS OF ATLANTIS - Old Routes - New Waters
Napalm Records/Universal
In Sachen Symphonic (Epic) Metal aus Österreich fallen mir eigentlich nur Edenbridge und Serenity ein. Dass Visions Of Atlantis schon fünfzehn Jahre auf dem Buckel haben, ist mir bisher überhaupt nicht aufgefallen. Warum die Band bisher nicht in die Pötte gekommen ist, beantwortet mehr oder weniger ein Blick auf die Lineup-History, die in dieser Zeit mehrfach geändert hat. Dazu gehören auch On/Off-Zustände mehrerer Gründungsmitglieder. Den einzigen Fixpunkt des Personals bildet Drummer Tom Caser, der ab 2013 wieder auf das Mittun der einstigen Gründer-Kollegen Chris Kamper (keyb), Werner Fiedler (g) und Mike Koren (b) zählen kann. Im gleichen Jahr stiess neben dem neuen Frontmann Siegfried Samer auch der weibliche Gegenpart in Person von Clémentine Delauney ein. Soweit so gut, denn das war ja vor drei Jahren! Damit man wieder oder allenfalls endlich von Visions Of Atlantis gebührend Notiz nimmt, ist man nun mit einer 5-Track EP am Start, wo quasi die besten Songs der älteren Alben nochmals neu eingespielt wurden. Daher auch der sinngemässe Titel «Old Routes - New Waters». Ohne Intro springt einem dann der Opener «Lovebearing Storm» mitten ins Gesicht. Zu einer eher dürftigen Produktion duellieren sich Samer und Delauney in der altbekannten "The Beauty And The Beast» Thematik. Und wie erwartet, klingt das Ganze ziemlich nach Edenbridge, Serenity und den alten Nightwish. Wenigstens sind die Keyboards nicht zu giftig nach vorne gemischt, aber irgendwie verspüre ich trotz den technisch ansprechenden Vocals keine grosse Lust, mir das anzuhören. Nightwish, Delain, Edenbridge oder auch die Schweizer Legenda Aurea, respektive Lunatica stehen klar höher in der Gunst, wenn es um diese Stilecke geht. Genre-Fans urteilen hier sicher milder als ich, aber vor allem im Vergleich zu Nightwish, die ordentlich stark anklingen, geht Visions Of Atlantis der kompositorische Schnauf ziemlich schnell aus.
Rockslave 

Punkte: 6.5 von 10
INFERNAL MAJESTY - Nigrescent Years Of Chaos (Compilation)
Vicrecords
Alle drei Demos aus den Jahren 1986, 1988 und 1991 sind hier auf dieser Scheibe der kanadischen Derb-Metaller zu hören. Mit ihrem Debutwerk «No Shall Defy» machten die Jungs um Sänger Chris Bailey stark auf sich aufmerksam. Grundsätzlich war der Sound nichts anderes als normaler Metal, allerdings mit einem Cronos (Venom)-artigen Gesang. Als angeblich härteste Band von Kanada wollte der Fünfer Slayer von Thron stossen, was ihnen aber bis heute nicht gelungen ist. Tja, und so ganz weit weg, musikalisch gesehen, sind einige der zehn Tracks von «Nisgrescent Years Of Chaos» vom Slayer-Debut «Show No Mercy» nicht. Logisch klingen die Keulen der drei Demos («Demo», «Nigresent Dissolution» und «Creation Of Chaos») auch nach den Spätachtzigern, aber genau dies mach auch das Flair speziell der ersten vier Tracks aus. Schon mit dem «Nigresent Dissolution»-Tracks wird der Sound besser, verliert aber an kultigem Flair. Dies geht dann weiter, als Chris Infernal Majesty verliess. Die Jungs starteten kultig, verloren aber mit der Zeit an Eigenständigkeit, sodass auch auf dieser Scheibe nur die Lieder der ersten zwei Demos überzeugen und die Tracks von «Creation Of Chaos» abloosen.
Tinu    
Punkte: keine Wertung
MESSA – Belfry
Aural Music
Die stark verzerrten Gitarreneffekte und die mönchsartigen Gesänge in den ersten Minuten lassen erst so ungefähr erahnen, wohin die Reise auf "Belfry" geht. Mit dem ersten Riff löst sich das Rätsel sofort auf - bei Messa steht Doom Metal im Stile älterer Black Pyramid auf dem Programm. Über der ersten ruhigen Sequenz schwebt die zerbrechliche Stimme von Vokalistin Sara. Der Moment eignet sich allerdings nicht zum Geniessen, denn der unterschwellige Peiffton im Hintergrund ist absolut nervtötend. Etwas später bieten sich dann doch noch Gelegenheiten, dem Gesang in entspannterer Pose zu lauschen. Zum Glück gehört es fast schon zum Genre, dass einige Töne unsauber intoniert werden - schliesslich will man keinen glattpolierten Sound. Das müssen sich Messa wohl auch gesagt haben. Viel lieber setzt man auf Ausdruck, um die okkulten Botschaften mit der notwendigen Überzeugung an den Mann zu bringen. Grenzen kennen die Italiener praktisch keine und so baut man in die schwer nachvollziehbaren Songstrukturen gerne mal noch ein virtuoses Klarinettensolo ein. Das Album ist insgesamt sehr ambientlastig und hat wenig eingängige Passagen. Wer es experimenteller mag, darf gerne ein Ohr riskieren.
Patricia L. 

Punkte: 6.5 von 10
ABANDONED BY BEARS - The Years Ahead
Victory Records
Pop-Punk aus Schweden, so lautet das Verdikt hier. Gegründet so um das Jahr 2012 startet der fünfer aus Gothenburg ins Universelle des melodischen Punk. Was die Jungs aus dem hohen Norden von Kapellen wie The Offspring trennt, sind die gelegenheitlichen Ausflüge in den Hardcore. Sonst ist eigentlich alles gleich wie bei den grösseren Bands dieses Genres, man hat coole Melodiebögen und alles klingt nach Friede, Freude, Eierkuchen. Ob jetzt das Ganze weltbewegend ist, entscheidet schlussendlich der Konsument. Gutes Handwerk, aber Durchschnitt regiert durch die 12 Songs.
Daniel J. 

Punkte: 6.5 von 10
SALEM - Dark Days
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Die bereits Anfang 80er Jahre gegründete aber erst seit 2010 wirklich aktive britische Band Salem präsentiert nach 2014 jetzt bereits ihr zweites Album. Dieses zeichnet sich durch eine Mischung aus Hard Rock, AOR und Heavy Metal aus. Dabei setzen die Briten neben einem authentisch weichen Klang auf eine Stimme, welche teilweise an unseren Krokus-Sänger Marc Storace erinnert. "Dark Days" überzeugt vor allem mit den ersten Handvoll Liedern, bevor dem Hörer oder der Band schnell die Puste ausgeht. Oder mit anderen Worten: Dieses Album ist trotz schöner Melodien in knapp 53 Minuten zu lange geraten. Die Spannung kann nicht gehalten werden. Das ist zu Beginn ganz anders: "Not Guilty" zieht mit eingängiger Melodie und schnellem Hard Rock nach vorne los. Es mündet in das sich langsam dramatisch steigernde, neunminütige Epos "Nine Months". Hier rumpelt es zwischendurch wie bei Iron Maiden. "Complicated" baut danach auf einem tollen Riff auf und wirkt in seinen ganzen vier Minuten roh und aufs Wesentliche reduziert. Sleazig zieht "Lost My Mind" von dannen, während der Titelsong schon fast Saxon-artig durch den Kosmos rockt. Danach kommt aber die erwähnte gefühlte Langeweile auf. Bezeichnend dafür ist vielleicht der gepflegte AOR-Rocker "Toy Story". Aber auch Riffrocker wie "Tank" oder "Second Sight" kommen nach dem Titelstück nicht mehr über das Prädikat "nett" heraus. In der Bilanz stehen also fünf gutklassige zu sechs mittelmässigen Stücken. Das ist deutlich zu wenig, um heute gross was reissen zu können. Es wird aber reichen, um eine kleine (vielleicht sogar euphorische) Fanschar um sich zu scharen. Denen sei der Spass am neuen Salem-Album von Herzen gegönnt.
Roger W.  

Punkte: 6.5 von 10
SCAR OF THE SUN - In Flood
Scarlet Records
Scar Of The Sun ist eine Modern Metal-Band aus England, die seit 2005 ihr Unwesen treibt. Mit ihrem Debut haben sie eine bleibende Kerbe geschlagen und Toureinladungen von Dark Tranquility, Moonspell, Pain, Rage, Tyr und anderen Businessgrössen erhalten. Jetzt stehen sie erneut vor den Toren Londons und sind bereit mit ihrem neuen Album "In Flood" die Massen zu erobern. Soundmässig ist der Fünfer eher im Mid Tempo-Bereich einzuordnen, wobei ihnen auch immer wieder Ausbrüche in rasantere Gefilde gelingen. Auffallend zurückgegangen sind die Gothic-Parts, wofür der Fokus mehr auf modernen Metal, Härte und Aggressivität gelegt wurde. Damit Scar Of The Sun aber dennoch klingen, wie sie sollen, geben Synthie-Parts und In Flames-Elemente dem Ganzen Gegensteuer. Die Vocals überzeugen bei den gefühlvollen schleichenden Songs wie "Sand" oder "Walking In My Shoes" durchaus, bei druckvollen, schnellen Nummern wie "Versus The World" oder "The Truth About The Lies" fehlt es allerdings an Härte und Biss. Die Harmonie von Stimme und Musik bleibt teilweise auf der Strecke. An Abwechslung fehlt es der Platte aber dennoch nicht, da so ziemlich für alle Spartenliebhaber ein Titel dabei sein sollte, der gefallen könnte. Die Band hat sich bewusst viel Zeit genommen und "In Flood" im eigenen Zero Gravity-Studio aufgenommen, wobei Sänger Terry Nikas stets sein wachsames Auge über dem ganzen Projekt hatte. Alles in allem eine solide Scheibe, die gut produziert ist, vermutlich aber nicht aus der Masse anderer Mitveröffentlichungen herausstechen wird.
Oliver H. 

Punkte: 6.3 von 10
THE 69 EYES – Universal Monsters
Nuclaer Blast/Warner
”I rushed to buy the brand new Cramps album in the early 90’s at my favorite record shop. When I asked to listen to it, the guy behind the counter looked at me and said: ”C’mon Jyrki, it’s THE CRAMPS, you don’t really need to listen to it beforehand!” This kind of logic should work with the new THE 69 EYES album as well. It’s THE 69 EYES, goddammit!” Na, da hat jemand sein Ziel offensichtlich erreicht! Denn der neue Silberling von Sänger Jyrki69 und seiner Band klingt altvertraut und zelebriert den einzigartigen, sleazy Goth'n'Roll, wie er nur von The 69 Eyes kommen kann. Das heisst aber leider auch, dass das Album nicht viel Neues zu bieten hat. Die Finnen haben ihre Nische gefunden, doch sind sie nun irgendwie drin stecken geblieben und so gibt es eigentlich kaum eine spürbare Weiterentwicklung zu entdecken. Wenn überhaupt sind die Skandinavier tatsächlich sogar wieder einen Schritt zurück getreten und knüpfen am 2002er Album “Paris Kills“ an - Vielleicht etwas weniger Gothic als in den letzten 10 Jahren, dafür wieder mehr Rock'n'Roll. Ausserdem versuchen die Finnen auf diesem Album ein wenig weltmännischer zu klingen – ein Schuss der so ziemlich nach hinten losging! Denn die seltsam anmutenden italienischen Plattitüden bei “Dolce Vita“ und die französischen Anwandlungen bei “Miss Pastis“ wirken enorm aufgesetzt und passen nicht wirklich zum Stil der Sleaze-Rocker. Auch “Jerusalem“ geht in eine ähnliche Richtung, die The 69 Eyes einfach nicht stehen will. Sehr schön macht sich dafür das eingängige “Never“, in dem es um Abhängigkeit geht sowie “Blackbird Pie“, das neben einer schönen Instrumentierung auch wieder einen etwas düstereren Ton anschlägt. Fazit: “Universal Monster“ ist ein typisches, wenn auch irgendwie langweiliges Album der finnischen Band. Ich mag den Stil der 69 Eyes sehr, doch irgendwie fehlen hier einfach die klassischen Highlights sowie der Drive, der ihre Alben normalerweise ausmacht. Da gab es weitaus bessere Veröffentlichungen in den letzten Jahren! Wer die Band noch nicht kennt sollte nicht mit diesem Silberling anfangen, sondern eher zur Best Of “The Best Of Helsinki Vampires“ (2015) greifen. Da hat man deutlich mehr von!
Patricia H. 

Punkte: 6.0 von 10
ABNORMALITY - Mechanisms Of Omniscience
Metal Blade/Sony Music
Ich spiele mal mit ein paar Clichées und beurteile ABNORMALITY daher als typische, brutale Ami-Death Metal Band. Will heissen, technisch sehr versiert und mit vielen eigentlich sehr coolen Details bestückt, aber auch ziemlich zäh im Songwriting, etwas steril und darum fast schon langweilend und emotionsarm wirkend. Dass Sängerin Mallika's Growls dazu noch konstant arg gleichtönig sind, nimmt dem vertonten Slasher-Film leider noch mehr Wind aus den Segeln und macht ihn darum eher zur Sparte "Pflichtübung". Für mich daher ein mühsam zu konsumierendes Album, das fast nur aufgrund seiner technischen und kompositorischen Aspekte reizvoll ist, mir hinsichtlich "Freude an der Musik" aber keinen wirklichen Beitrag leisten kann. Fans von Kapellen wie Suffocation sollten daher dringendst mal reinhören!
Hardy 

Punkte: 6.0 von 10
MÜTTERLEIN - Orphans Of The Black Sun
Sundust Records
Das französische Düsterduo Mütterlein (Marion Leclercq - Vocals und Christophe Cahavanon - Arrangements) widmet sich voll und ganz einem urtümlichen Gebräu aus Darkwave und Psychedelic Rock. Sie selbst haben für die schweren und archaisch klingenden Tracks den Begriff "Witch Wave" gewählt, was dem rituellen Charakter der eingespielten Klanglandschaften, von Songs im eigentlichen Sinne kann kaum die Rede sein, durchaus gerecht wird. Dabei werden die beklemmenden Soundspielereien von Multiinstrumentalist Christophe Cahavanon stets durch Marions schleppenden Gesang untermalt, welcher deutliche Spuren des Post Punk und ganz früher The Cure trägt. Für den dezenten Hauch Retrosound sorgen zusätzlich die traditionell gehaltenen Orgelklänge, was Mütterleins Kreationen teilweise sogar in die Nähe gut gelungener Horrorfilm-Soundtracks rückt. "Orphans Of The Black Sun" bietet somit all jenen eine gelungene Alternative, die jenseits aller Doom-Klischees nach neuen Wegen suchen, ihren Durst nach düsteren Klängen zu stillen, denn genau so muss es klingen, wenn man Furcht, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung durch schleppende Töne und unheimliche Geräusche ausdrücken will. Musikalisch durchaus interessante, kompetent umgesetzte Angelegenheit, aber dennoch hart an der Grenze zur Metalfactory-Kompatibilität, selbst für sehr tolerante Zeitgenossen. Goten, Darkwave-Zombies und sonstige Schwarzkittel werden hingegen zu recht frohlocken.
Mirko B. 
Punkte: 6.0 von 10
LONG DISTANCE CALLING - Trips
InsideOut Music
Die Münsterländer von Long Distance Calling haben sich viel Zeit für ihr neues Album genommen und sind selbst zum Songwriting in die Einsamkeit einer abgelegenen Berghütte geflüchtet. Dies hat seine Spuren hinterlassen. Wo früher instrumentaler Post Rock vorherrschte, ist auf "Trips" eher die progressiv-angehauchte Pop/Rock-Musik mit der Stimme von Petter Carlsen dominant. Das Album wirkt dadurch eingängiger als seine Vorgänger. Eingeleitet wird die Platte rein instrumental mit "Getaway". Dazu wurde übrigens ein ungemein witziger Videoclip gedreht, vereint alle 80er-Klischees in sich und erinnert an die Pastelltöne von Miami Vice oder Beverly Hills Cop. Bei "Reconnect" darf Carlsen erstmals sein Organ zur Schau stellen und spätestens jetzt wird einem klar, dass sich Long Distance Calling endgültig von den Fesseln des Post Rock gelöst haben und eine doch progressive, jedoch immer eingängige und vor allem rockig-poppige Seite bevorzugen. "Reconnect" hat zwar groovy Brat-Riffs und einen Bombast-Refrain, den man so ähnlich aber schon viel zu oft von diversen Nu Metal-Bands gehört hat. Mit "Lines" begeben sie sich auf ein Terrain der Experimente. Süsser Pop-Appeal bezirzt eine Art Power Metal-Gitarren, was irgendwie beim Hören nicht zu 100% hinhaut. Aber auch ohne Carlsen funktionieren Long Distance Calling irgendwie noch immer. "Momentum" ist ein Pop-Instrumental, das in jeder einschlägigen Disco funktionieren könnte. "Trauma", zu Beginn und zum Schluss gar hart und heftig, überzeugt am ehesten. Stellenweise funktioniert das Album gut - grösstenteils tue ich mich allerdings sehr schwer mit dieser Kost. Es ist ein anspruchsvolles Album, das vom richtigen Publikum gehört werden muss, ansonsten habe ich Zweifel an der Funktionalität. Zur Überprüfung dazu kommt zum Schluss die 13-Minuten-Space-Odyssee "Flux". Viel zu oft gerät das Ganze zu Kitsch. Über alles gesehen kann dies durchaus seinen Reiz haben, der sich aber meist allzu schnell abnutzt. Immerhin ist ein Konzept erkennbar und das Album klingt wie aus einem Guss. Nichts für Anfänger!
Oliver H. 
Punkte: 5.7 von 10
ASSASIN - Combat Cathedral
Steamhammer/Musikvertrieb
1987 erschien das Debut-Album der Düsseldorfer Thrasher Assassin. Seien wir ehrlich, die Jungs konnten nie zu den ganz grossen aufschliessen, und hier rede ich nur von der deutschen Thrash-Sektion. «The Upcoming Terror» konnte damals sicherlich im Untergrund für ein kleines Aufsehen sorgen, aber ansonsten blieben die Jungs blass. Das ändert sich mit «Combat Cathedral» auch nicht. Selbst mit eigentlich guten Songs wie «Frozen Before Impact», das von einem fiesen Riff vorangetragen wird, verschwinden die Herren hinter den alten Helden. Da wirkt alles zu hektisch, leider auch zu vorhersehbar und monoton und im direkten Vergleich zu den neuen Scheiben von Destruction und Flotsam And Jetsam austauschbar. Es ist dieser Rumpel-Thrash, der alles niederbolzt, mit einem keifenden Sänger ausgestattet und zu austauschbar ist. Das ist aber genau das grosse Problem vieler Thrash-Bands, dass sie vergessen, was die alten Helden damals als entscheidendes Plus ins Gefecht führte: Einen Sänger, der Wiedererkennungsgrad hatte und der auch mit einer gut gesungenen Melodie dem Track ein positives Zeichen setzte. Tja, Hartnäckigkeit wird in diesem Fall nicht belohnt...
Tinu     
Punkte: 5.5 von 10
SVARTTJERN – Dødeskrik
Agonia Records
Die Norweger sind so eine Sache: Das vorletzte Album war eher mittelmässig, Ultimatum Necrophilia hingegen war eine Zeit lang auf Dauerrotation. So kann das neuste Werk auf beide Seiten kippen, aber mit dem Coverartwork gibt es zumindest optisch schon mal was her. Dann kommt das rumpelnde und plakative ‘All Hail Satan’ wie aus dem Lehrbuch: Dreitonriff, punkiger Refrain, nach vier Minuten ist Schluss. ‘Admiring Death’ zieht an Tempo an, aber auch hier bleiben die Riffs bestenfalls Standard. Dagegen macht ‘Blessed Flesh’ durch das witzige Intermezzo zwischen Bass und Gitarre sogar Partylaune. Im Endeffekt machen die Norweger also das, was man mit dem Label True Norwegian Black Metal halt macht. Leider aber nicht mehr und auch nicht weniger. Nichts Überraschendes, aber gut gespielt.
Tristan     
Punkte: 5.0 von 10
RAVENIA - Beyond The Walls Of Death
Inner Wound Recordings
Wer gedacht hat, dass es in Finnland nur überragende Bands gibt, wird mit diesem Verschnitt aus Nightwish, Epica und Within Temptation eines besseren belehrt. Denn Ravenia verpassen mit ihrem Debut-Album den Anschluss an die vermeintlichen Vorbilder klar. Auf "Beyond The Walls Of Death" werden Symphonic Metal-Klischees und Sounds reproduziert, ohne dass ein eigener Charakter entstehen kann. Einzige Sängerin Armi Päivinen fällt auf, und das auch nur, weil ihre Stimme dermassen dünn ist, dass man sie sehr schnell wieder vergisst. Mit Liederlängen meist deutlich über der Sechs-Minuten-Grenze setzen Ravenia wohl in erster Linie auf Atmosphäre und machen nicht den Fehler, schnell einen vermeintlichen Pop/Metal-Hit hervorzuzaubern. Dieses Vorgehen scheint löblich. Nur müssten diese Kompositionen neben einer grandiosen Stimme (welche fehlt) auch über spannende Melodien mit Ohrwurmcharakter verfügen. Vielleicht habe ich es aber zwei Wochen lang schlicht nicht geschafft, mich in dieses Soundgewand einzudenken. Möglicherweise würde eine Grossleinwand und schöne Landschaftsaufnahmen zur Musik gut passen. Ohne diesen visuellen Charakter gleitet dieses Album aber in den Ramschecken, wo bereits Alben namhafterer Persönlichkeiten ihr ungeachtetes "Sonderpreis-Leben" fristen. Oder mit anderen Worten: Ich bin mit dieser CD nicht warm geworden, akzeptiere aber durchaus, wenn es Personen gibt, welchen es anders geht. Eine Kaufempfehlung kann ich aber bei bestem Willen nicht geben - eher eine Warnung. Und somit habe ich meine Pflicht erfüllt!
Roger W.     
Punkte: 5.0 von 10
GOOD TIGER – A Headful Of Moonlight
Metal Blade Records/Sony Music
Da kann sich jemand nicht entscheiden, wie es scheint, und zwar auf mehreren Ebenen. Im Promo-PDF steht einerseits als Genre ‚Heavy Metal‘, weiter unten ist dann von ‚Heavy Rock‘ die Rede… Jungs, das kann man den ‚normalen‘ Leuten so verkaufen, aber für unsereins als Rock- und Metal-Liebhaber sind dies zwei völlig verschiedene Termini! Egal, soviel mal dazu (dass die Platte und die Band über alle Massen positiv hervorgehoben wird, muss man ja nicht extra erwähnen – ups, hab ich doch, ich Schlingel). Nun, zurück zur Mucke: Good Tiger spielen eine Art von Rockmusik, das kann man so sehen. Allerdings mit dermassen vielen eher ‚alternativen‘ und Indie-mässigen Wendungen, dass die ganze Sache eher verwässert daherkommt. Oder anders ausgedrückt: Auch wenn immer mal wieder härtere Seiten durchdrücken, es wirkt alles dermassen angepasst, durchstrukturiert (was nicht immer ein Fehler sein muss, hier aber abtötend wirkt) und ohne wirkliche Ecken und Kanten… Ich weiss auch nicht. Ein Vergleich dazu fällt mir grad ein: Wenn man ab einem bestimmten Zeitpunkt gesagt hat, dass Jon Bon Jovi Hausfrauen-Rock macht – dann kann man Good Tiger als Indie/Alternative-Parallelversion dazu sehen. Ahja, noch eins: Es wird zwar ein Sänger aufgeführt, aber ich höre nur eine Sängerin – entweder singt der gute Herr sehr weiblich, oder es wurde ein Detail vergessen. Macht ja nix, kann passieren – es ist halt nur wieder ein Puzzleteilchen von vielen, die meiner Meinung nach bewirken, dass „A Headful Of Moonlight“ genau das bleibt, was es ist: ganz nett – nicht mehr, und nicht weniger.
Toby S.     
Punkte: 4.5 von 10
PAINTED WIVES - Obsessed With The End (Re-Release)
Century Media/Sony Music
Mit «Obsessed With The End» bringen die Jungs aus OC via Century Media Records einen Re-Release ihres damals noch eigens finanzierten Debuts auf den Markt. Musikalisch scheinen Painted WIves eine Mixtur aus Queens Of The Stone Age, Anathema und System Of A Down anzustreben, ohne jedoch an diese heranzureichen. Was im vom Metal eher unverwöhnten Orange County zu funktionieren scheint, wird hierzulande jedoch kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken können. Schleppende Riffs treffen auf cleanen Gesang, doch scheinen besonders die Gesangsmelodien unausgereift, gar lieblos zu sein. Irgendwie hat es in ihren Songs von allem ein bisschen zu wenig, wodurch nichts hängen bleibt und kein Funke überzuspringen vermag. Es ist unbestritten grosses Potenzial vorhanden, doch bleibt dieses über die ganze Albumlänge ungenutzt. Einzig das verspielte Drum ist meines Erachtens ein Lob an die Kalifornier wert. Auf Youtube kann man sich bereits ein Lyric-Video vom Song «Hollow Bones» zu Gemüte ziehen. Dies ist auch der Song des Albums, der am meisten haften bleibt. Eine Steigerung von «Hollow Bones» sucht man jedoch auf der ganzen Scheibe vergebens. Die Jungs aus OC sind nicht schlecht, doch scheinen sie noch sehr viel Raum gegen oben offen gelassen zu haben. Es wird sich wohl lohnen, die Entwicklung von Painted Wives im Auge zu behalten. Doch mit «Obsessed With The End» überzeugen sie noch nicht.
Mario F.    
Punkte: keine Wertung
BRAINDAMAGE – The Downfall
My Kingdom Music
Ich habe mir jetzt diese Scheibe mehrmals angehört, sowohl aktiv wie auch als Nebenbeschallung. Das Resultat? Egal, auf welche Art ich diese Mucke gehört habe – hängen geblieben ist nicht wirklich etwas, im Gegenteil. Oftmals habe ich mich gefragt, ob das jetzt ein einziges Stück ist oder ob da tatsächlich verschiedene Tracks auf der Scheibe zu finden sind. Dabei wäre die Mucke gar nicht mal so schlecht, es ist eine Art von Thrash mit modernen Elementen versehen, der Sänger singt und schreit sich auch ganz ordentlich die Lunge aus dem Leibe – aber eben: Die Tracks sind meiner Meinung nach zu ähnlich aufgebaut, dass man schnell abschweift und dann an anderer Stelle wieder einsteigt, ohne gross das Gefühl zu bekommen, man hätte was verpasst. Schade, denn handwerklich gesehen haben es die Jungs schon drauf, wenn man sehr sehr genau hinhört, erkennt man das auch. Austauschbar wie deutsches Billigbier – man kann’s trinken, muss man aber nicht.
Toby S.   
Punkte: 4.0 von 10
NARVIK – Ascension To Apotheosis
Folter Records
Da haben wir ihn, den leicht avantgardistischen Black Metal aus Deutschland, der ohne Selbstverletzung oder Club Mate auskommt. Der Opener ist hypnotisch, klingt durch das die Aufnahmen sehr sphärisch. Leider folgt darauf kein wirklicher Gassenhauer, sondern ‘Geist zu Scherben’. Der Text hier ist so unglaublich schlecht, es klingt als hätte der Sänger einen Prosatext vorgelesen. Die Gitarrenarbeit wird ebenfalls anstrengend, da hier zu oft einzelne Töne oder Tonfolgen repetiert werden. So richtige Riffs findet man selten und auch der Schlagzeuger wiederholt sich einmal zu oft. Und da liegt dann über die Albumdauer auch der Hase im Pfeffer: Durch das anhaltende Tempo und die gleichbleibenden Anschlagtechniken der Gitarre fehlt es den Liedern an Dynamik. Es reicht einfach nicht mit einem langsamen und einem schnellen Liedteil einen Song zu machen, Dynamik und Spannung bauen sich durch Rhythmenwechsel (oder schon durch gezieltes Einsetzen von Pausen) ein. Das sagt sich einfacher als es ist, weiss ich aus Erfahrung. Aber genau darum habe ich nie ein Album veröffentlicht.
Tristan   
Punkte: 4.0 von 10
VARDIS - Red Eye
Steamhammer/Musikvertrieb
Warum die Engländer Vardis den grossen Durchbruch nie schafften, wird anhand dieser zwölf Songs sehr schnell klar: Weil die Truppe nicht das Flair von Saxon, die Durchschlagskraft von Judas Priest, die Verspieltheit von Iron Maiden und die Melodien von Def Leppard hatte. Auch wenn mich die «die hard freaks» der «New Wave Of British Heavy Metal» dafür lynchen werden, aber diese Scheibe hat einen schweren Stand. Hat man die Scheiben der oben vier genannten Truppen im CD-Regal, braucht es keine von Vardis, auch wenn sich das Trio bemüht. Aber bei der Mühe bleibt es auch...
Tinu   
Punkte: 4.0 von 10
SAVIOR FROM ANGER - Temple Of Judgment
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Bei den meisten Bands entscheidet neben einem griffigem Songwriting vor allem der Gesang über "Sein oder Nicht-Sein". Bei den italienischen Power-Metallern Savior From Anger tendiere ich persönlich auf "Nicht-sein". Die 2006 gegründete Band erlebte für das neue Album einen fast kompletten Besetzungswechsel. Nur der Gitarrist und zeitweilige Sänger und Bassist Mark Ryal ist nach drei Alben noch übriggeblieben. Was dieser Wechsel gebracht hat? Scheinbar nichts! Argument Nummer eins gegen die Musik der Südeuropäer ist wie bereits angedeutet der neue Sänger Bob Mitchell. Obwohl dieser extra aus Amerika importierte Mann bereits in zahlreichen Bands gesungen hat (u.a. werden Wycked Synn, Mind Assassin, Alchemy X, Attacker, Sleepy Hollow, Sceptor, Vyndykator aufgelistet) klingt es sehr schräg und trifft teilweise die Töne nicht. Fans des Sängers werden das als eigenständiges Merkmal loben, ich selber fühle meine Ohren damit gequält. Ob die Sache mit einem treffsicheren Sänger besser passen würden, mag ich allerdings bezweifeln. Denn Argument Nummer zwei gegen die Musik der italienisch-amerikanischen Kooperation ist dummerweise die Musik selber. Diese klingt über weite Teile durchschnittlich bis belanglos. Natürlich hört man hier Power Metal, der mal mehr, mal weniger abwechslungsreich dargeboten wird. Der Thrash- und der Heavy Metal-Einschlag hat durchaus Kraft und die Gitarren-Soli quietschen passend dazu. Und auch die ruhigeren Stellen könnten anspruchslose Zeitgenossen begeistern. Insgesamt ist die Waage mit Nicht-Zwingendem zu stark mit negativem Ballast beladen. Legt man dann noch den Sänger oben drauf, fürchtet man gar einen totalen Absturz. "Temple Of Judgement" ist denn auch ein Album, welches nur ganz starken Persönlichkeiten und Ohren zugetraut werden sollte. Oder anders gesagt: Wäre "Temple Of Judgement" mein erster Kontakt mit Heavy Metal gewesen, würde ich heute wohl begeistert Hip Hop oder Techno hören.
Roger W.   
Punkte: 4.0 von 10
NOTHING – Tired Of Tomorrow
Relapse Records/Non Stop Music
Ist ja ganz nett, was die drei Amis hier fabrizieren – eine Art von Post Rock mit Ambient-Flair, klingt n bisschen Lounge-mässig das Teil. Also eine ein wenig derbere Lounge-Musik, als man sich das gemeinhin gewohnt sein mag, mit richtigen Instrumenten und so. Passt aber trotzdem nicht schlecht als Beschreibung. Klar hat „Tired Of Tomorrow“ auch seine härteren Abschnitte, aber die machen den Braten auch nicht mehr feiss. Richtige Rock-Musik klingt anders – für mich persönlich ist die Chose viel zu weichgewaschen, der Sänger säuselt mehr, als dass er wirklich singt, und generell kann man sich „Tired Of Tomorrow“ super als Hintergrundmusik antun. Ich weiss, klingt jetzt nicht gerade nett, was ich schreibe, aber ich bin ernsthaft am Suchen nach einem richtigen Muntermacher! Kurz und schmerzlos: Leute, welche mit Cold In Berlin, Omrade oder Mirna’s Fling was anzufangen wissen, können gerne mal reinhören.
Toby S.   
Punkte: 3.0 von 10
WRONG – Wrong
Relapse Records/Non Stop Music
Aha, hmm… Soso… Also ‘Noise Rock’ soll sich die Chose nennen, les ich zumindest irgendwo in der weltweiten Wundertüte. Naja, mit Noise dürfte man ziemlich richtig liegen. Scheinbar ohne Plan auf den Instrumenten herumzudreschen ist auch ne mögliche Beschreibung. Nee jetzt mal im Ernst: Ich glaube den Jungs ja schon, dass sie ihre Instrumente beherrschen, und dass sie sich was bei der Erstellung ihrer Songs gedacht haben. Nur das Genie überblickt das Chaos, oder so in der Art. Aber für mich persönlich erzeugen Wrong lediglich eine Lärmkulisse, die eine Art vertonten Wahn darstellen kann – allerdings komplett zugedröhnt und ohne Rücksicht auf Verluste. Ich will diese Art der Mucke niemandem abspenstig machen, soll doch jeder selber sein Gehör ruinieren, aber für mich ist dieses scheinbar planlose Chaos einfach nichts. Und ich wage zu behaupten, dass, wenn man nicht gerade ein Fan dieser speziellen Sparte Musik ist, man nicht zwingend was mit „Wrong“ anzufangen weiss. Hat jemand meine Kopfschmerztabletten gesehen?
Toby S.   
Punkte: 2.0 von 10
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