CD-Reviews November 2014
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
UNZUCHT – Venus Luzifer
NoCut/Musikvertrieb
An der Unzucht ist spätestens seit ihrem Debüt “Todsünde 8“ (2012) kein Vorbeikommen mehr, wobei sie in der dunklen Szene schon lange vorher für Furore sorgten. Die Kombo um Sänger Der Schulz ist derweil alles andere als untätig geblieben: 2013 kam mit “Rosenkreuzer“ gleich schon der nächste Longpplayer heraus, der nahtlos an den Erfolg des Erstlings anknüpfen konnte. Das neuste Werk “Venus Luzifer“ muss also ganz schön hohen Erwartungen gerecht werden. Glücklicherweise tut es das auch! Gewohnt stark steht die vielseitige Stimme von Frontmann Daniel Schulz im Vordergrund, der die tiefgründigen Lyrics gekonnt umsetzt. Bei dieser Band lohnt es sich definitiv ganz genau auf die Texte zu hören – Unzucht sind wahre Künstler mit Worten ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Allerdings sind die Lyrics gerade in den Refrains gefühlt noch repetitiver als auf den vorangegangenen Alben. Das mag zwar live wirklich gut rüberkommen, doch ist es auf dem Album fast ein wenig zu viel des Guten. Dafür glänzen sie sonst mit Abwechslungsreichtum und einer ganz eigenen Dynamik, welche die Spannung über den ganzen Silberling hinweg aufrechterhält. Unzucht experimentieren auch mal gern – das beweisen sie gleich mit dem Opener “Wir sind das Feuer“. Der Refrain wird im Chor gesungen, was dem Ganzen einen hymnischen und epischen Charakter verleiht, besonders durch die eingängigen Lyrics. Weiter geht’s dann mit dem klassischen melodischen und eher ruhigen Track “Seelenblind“, der in schönster Unzucht-Manier daher kommt. Überraschend ist dann der ungewöhnliche harte Track “Das Denkmal fällt“, der fast schon Core-ähnliches birgt und mit richtig deftigem Drumming aufwartet. Drummer Toby Fuhrmann brilliert allgemein auf diesem Album – das Schlagzeug setzt auffällige Akzente, welche die Stimmung in die Höhe treiben. Grosse Klasse! Auch die Synthies kommen wieder zum Einsatz – melodieunterstützend und stimmungsgebend, nicht erschlagend wie es in diesem Genre oft passiert. Sehr speziell ist auch der Track “Krieg“ bei dem Songwriter De Clercq sich mal so richtig austoben konnte – Kompromisslose Riffs und der bedeutend härtere Gesang (auch von De Clerq) legen eine ganz neue Gangart an den Tag. Doch gleich darauf wird das Tempo für “Mein Grab“ wieder drastisch runtergefahren. Die Ballade glänzt mit wunderschöner Klavierlinie, die aus der Feder von Alex Blaschke stammt. Auch hier sind die Lyrics wieder deftig und stehen im krassen Gegensatz zur fast schon romantischen Grundstimmung dieses Tracks: "Ich denke, also trinke ich - ich trinke meinen Tod". Wie schon zuvor, vermag auch diesmal die Aufnahmequalität zu überzeugen. Fazit: Grossartiges Album einer grossartigen Band. Da passt einfach alles zusammen und jedes Bandmitglied kriegt mal seine eigene Plattform – hier steckt eindeutig viel Herzblut mit drin und das hört man auch.
Patricia H.  

Punkte: 10 von 10
SCAR SYMMETRY - The Singularity (Phase I - Neohumanity)
Nuclear Blast/Warner
Die Melodic Deather aus Schweden sind mittlerweile seit einer Dekade am Start und ihr Spielstil unterscheidet sich von anderen Genre-Combos wie Soilwork, Disturbed, Mercenary oder Dark Tranquillity dahin gehend, dass ein ausgewogener wie ausgesprochener Wechsel zwischen gutturalem und cleanem Gesang zelebriert wird. Dazu kommen dominierende (aber nicht nervende) Keyboards und brachiales Guitar-Riffing, die zusammen nichts anderes als lupenreiner Progressive Metal sind. Damit einher gehen übersatte Melody-Lines und Backing Vocals, die auch die Backstreet Boys nicht besser hinkriegen. Warum also zum Teufel hatte ich diese Hammer-Band nie wirklich auf dem Sender? Ein Blick ins MF-Archiv zeigt, dass bisher stets andere MF-Kollegen (mehrheitlich Kissi) die bisherigen Rezis gschrieben haben, et voilà! Seit 2009 agieren Scar Symmetry bekanntlich mit zwei Sängern. Während Robert Karlsson hauptsächlich für die Growls zuständig ist, widmet sich Lars Palmqvist dem cleanen Gesang. Dabei unterstützen sich gleichzeitig auch noch mit dem jeweiligen Stil des anderen als Hintergrundgesang. Zusammen mit der Instrumental-Fraktion kann man sich deshalb voll entfalten. Ein erster Durchlauf lässt einen fast verstört zurück, denn es gibt soviel zu hören und zu verarbeiten. Eingebettet in ein knallhartes Soundgerüst entfalten sich unglaublich dichte Melodien, wie zum Beispiel bei «Limits To Infinity». Zuerst dominiert fettes Riffing, ehe dann die Stimmen zum permanenten Wechselspiel ansetzen. Bei den Melody-Parts, respektive beim Refrain klingt es glatt so, wie wenn Dan Swanö (Edge Of Sanity) auf Yes (!) der 80er Jahre treffen würde, der helle Wahnsinn!! Wer sich mal an die Growls gewöhnt hat, wird merken, wie genial diese im Kontext zu den Clean-Vocals stehen, respektive die Härte gnadenlos nach vorne treiben. Aus den bisherigen Reviews entnehme ich, dass dieses musikalische Grundkonzept eigentlich schon immer bestanden hat, aber ohne die älteren Scheiben gehört zu haben, dürfte «The Singularity (Phase I - Neohumanity» als erste Scheibe der geplanten Trilogie mit Sicherheit auf Augenhöhe, wenn gewichtiger als das bisherige Schaffen sein. Egal wo man rein zappt, wird man zuerst von der schieren Power regelrecht weggefegt, ehe dann die progressive Explosion der Melodien über einen herein bricht. Zum Schluss ziehen Car Symmetry mit dem über 10-minütigen Epos «Technocalyptic Cybergeddon» nochmals alle Register, wo vor allem die Prog-Fans auf ihre Kosten kommen. Pagan's Mind oder Redemption kommen mir da in den Sinn, also ganz grosses Kino, was über kurz oder lang dazu führen wird, dass ich mir alle Alben der Schweden, angefangen mit diesem Meisterwert, krallen werde! Killer!!
Rockslave  

Punkte: 9.5 von 10
PANZER - Send Them All Hell
Nuclear Blast/Warner
Jetzt fahren aber einige deutsche Metal-Urgesteine richtig schwere Geschütze auf! Und hier wird nicht mit kleinen Geschossen hantiert: Schmier von Destruction schiesst scharf am Mikrophon und mit dem Bass, Herman Frank, bekannt vor allem von Accept und Victory, ballert mit der Gitarre und Stefan Schwarzmann, sonst ebenfalls bei Accept, Running Wild und anderen in Diensten, feuert tödliche Schüsse mit den Drumsticks ab. Die deutsche Teutonen-Truppe nennt sich schlicht „Panzer“ und überrollt mit ihrer ersten gemeinsamen Scheibe „Send Them All To Hell“ die ganzen Warmduscher der Szene mit druckvollen, straightem und dennoch virtuosen Heavy Metal erster Qualität. Was hier geboten wird geht direkt ins Ohr und in den Nacken und hört sich eigentlich genauso an, wie man sich eine Mischung zwischen Destruction, Accept und Running Wild vorstellt: Heavy Metal mit Thrash Schlagseite in typisch deutsch grundsolider Ausführung. Geile Riffs, Hooklines, die sofort ins Ohr gehen, eine treibende Rhythmus-Fraktion, geniale Soli und eine richtig geil aggressive Grundstimmung - so muss das sein. Hier findet zusammen, was zusammen gehört - so fühlt es sich an. Der Opener „Death Knell“ beginnt zwar mit einem recht thrashigen Riff, es zeigt sich dann aber gleich, dass es hier heavier zu und her geht, vor allem beim Refrain, der sehr eingängig daher kommt. Schmier’s Stimme ist wandlungsfähig und er setzt sie melodischer ein als bei Destruction. Nach einigen Sehr geil ist auch das langsamere, schleppende, fast dramatische „Why“, das der Platte erst so richtig Tiefe gibt - hier sind ja auch keine unerfahrenen Teenies am Werk. Keiner der 10 Songs fällt ab, es wird eine ausgewogene Mischung zwischen Mid- und Up-Tempo-Tracks geboten, die alle hohen Wiedererkennungswert haben. Mit „Why“ und „Roll the Dice“ ist man auch mal langsamer unterwegs - was aber nie verloren geht, ist der Druck und die Power, die auf diesem Album durchgehend spürbar sind. Unbedingte Empfehlung!
Lucie W.  

Punkte: 9.2 von 10
RATED X - Rated X
Frontiers Records/Musikvertrieb
Mit Rated X versucht wieder mal eine so genannte Supergroup, die eh schon übervölkerten musikalischen Wiesen noch zusätzlich abzugrasen. Die Chancen, wenigstens für kurze Zeit einige Aufmerksamkeit zu bekommen, stehen dabei nicht einmal so schlecht, denn mit den beiden Veteranen Joe Lynn Turner am Gesang und Carmine Appice an der Drums hat die Truppe schon mal zwei ganz dicke Trümpfe im Ärmel, denn wer kann schon von sich behaupten, ehemalige Mitglieder von Vanilla Fudge, Rainbow, Yngwie J. Malmsteen, Ozzy Osbourne, Rod Steward und Deep Purple in der Band zu haben? Begleitet werden die beiden sehr kompetent durch Tony „The Fretless Monster“ Franklin (u.a. The Firm und Blue Murder) am Bass sowie Karl Cochran (u.a. Voodooland, Ace Frehley, Eric Singer Project) an der Gitarre. Soviel zur personellen Situation. Nun nützt natürlich alles Namedropping genau gar nichts, wenn man trotz allem Können keine vernünftigen Songs auf die Reihe kriegt, und auch hier kann ich glücklicherweise Entwarnung geben: Was Rated X da auf Plastik gebannt haben, sind nicht weniger als zwölf Songs, die sich wenig überraschend vor allem in die Ohren eingefleischter Classic – und Hard Rock-Fans einschmeicheln dürften. Das offensichtlich beabsichtigte Old School-Feeling beginnt schon alleine bei Produktion und Mix der Scheibe. Wer bei der illustren Musikerschar eine hochgezüchtete, alle Ecken und Kanten eliminierende Highgain-Produktion erwartet hat, wird sehr schnell eines Besseren belehrt. Der Sound ist sehr organisch gehalten, alles klingt dermassen natürlich, dass man es glatt für eine sehr gute Proberaumaufnahme halten könnte, hinzu kommt, dass sich Joe Lynn Turner hörbar darum bemüht, wie eine echte Rockröhre zu klingen, was ihn stimmlich oft sehr nah an „The Voice Of Rock“ Glenn Hughes bringt, sehr geil! Leider konnte ich bis zur Deadline nicht ausmachen, wer für die Keyboards verantwortlich ist, denn auch hier heimst sich die All Star Truppe einen fetten Zusatzpunkt bei mir ein; egal ob es sich nun um neoklassische Soundteppiche oder um eine knurrende Hammond-Orgel handelt, die Keys wurden perfekt dosiert eingespielt und verfehlen ihre Wirkung nie, einzelne Tracks driften dadurch phasenweise gar in progressives Terrain ab. Leckeres Melodic Rock-Vitaminfutter für echte Gourmets, gefällt mir sehr gut, Pflichtkauf für musikalische Freunde von Deep Purple, Whitesnake, Rainbow, Uriah Heep und allen anderen Bands, die das Banner des Classic Rock hochhalten, somit mein persönlicher Tipp des Monats!
Mirko B.  

Punkte: 9.2 von 10
TRIOSPHERE - The Heart Of The Matter
AFM Records/Musikvertrieb
Es ist nun schon eine ganze Weile her, seit die Norweger um die sympathische Sängerin und Bassistin Ida Haukland albummässig auf sich aufmerksam gemacht haben. Ganze vier Jahre sind seit «The Road Less Travelled» vergangen, doch nun sind Triosphere zurück und präsentieren mit «The Heart Of The Matter» ihre dritte Langrille. Obwohl der Vorgänger qualitativ überzeugte, hatte ich die Band in der Zeit kaum auf dem Radar, was einerseits an der generellen Veröffentlichungsflut der Szene liegt und zum anderen muss man sich diesem anspruchsvollen Sound ganzheitlich widmen, sprich dafür die nötige Zeit aufbringen, was nicht immer gelingt. Das neue Werk, sprich der Opener «My Fortress», enthält kein Intro, erinnert zu Beginn an die Landeskollegen von Communic und lässt sogleich die Trademarks aufblitzen, die man kennt. Zusätzlich wirkt das Ganze durch die schöne wie melodiöse Bridge überaus raumfüllend und auch die Gitarrenarbeit der Herren Silver und Byberg ist sehr edel. Das dabei ein Teil des Riffings etwas bei Metallicas «Blackened» abkupfert, stört jedoch kaum. «Steal Away The Light» zeigt danach in aller Deutlichkeit auf, wie geil Arch Enemy mit Ida Haukland klingen würden. Ihre Gesangsstimme ist einfach phänomenal und ihre Kollegen liefern wiederum spitzenmässig ab. Das gilt im Speziellen auch für Drummer Ørjan Aare Jørgensen, der eine Klasse für sich ist. Auch «The Sentinel» (kein Priest-Cover!) kommt in vier Minuten total auf den Punkt und was man jetzt schon sagen kann, ist, dass die frühere Sperrigkeit noch weiter abgenommen hat. Dies geht aber nicht auf Kosten der Härte, aber der Gitarrensound ist nun noch ein bisschen breitwandiger und lässt die Songs besser fliessen. Dabei wird Idas Hammerstimme so gut wie noch nie in Szene gesetzt, respektive das, was der Vorgänger hier schon über weite Strecken bot, wird nun so zu sagen gefestigt. «Departure» begeistert derweil mit progressiven Vibes vom Feinsten und lässt keine Wünsche offen. Man merkt zunehmend, dass Triosphere die Zeit bis zum neuen Album entsprechend genutzt und so dem neuen Material den entscheidenden Schliff verpasst haben. Dazu gehört zum Beispiel, dass Ida, wie bei «As I Call», ihre Stimme auch etwas leiser und dadurch mit anderer Klangfarbe, passend zu den gewohnt kräftigen Passagen, beisteuert. «The Heart Of The Matter» schafft die "make or break it" Hürde locker und darf mit Fug und Recht als das bisher beste wie kompakteste "full lenght Album" der Nordlichter bezeichnet werden, das die besten Momente der ersten beiden Alben (ohne das Demo) auf ein noch höheres Niveau zu hieven vermag. Dies gilt ebenso für den wunderbaren wie leisen Schlusssong «Virgin Ground», der genau den richtigen Kontrast setzt.
Rockslave  

Punkte: 9.2 von 10
WARRANT - Metal Bridge
Pure Steel Records/Non Stop Music
Als ich mein diesmonatiges Pflichtenheft überflog, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Brummte mir mein Capo Benito Roxxalini Templaro del Metallo gar eine Rezi zu irgendeiner Compilation der verblichenen amerikanischen Schwanzrocker auf? Was hatte ich verbrochen, um eine solch harte Strafe zu verdienen? Gross war danach die Erleichterung, als ich bei genauerem Hinsehen feststellte, dass es sich bei diesen Warrant in Wirklichkeit um die seit über dreissig Jahren aktive deutsche Speed Metal-Institution aus Düsseldorf handelte. Mit „Metal Bridge“ folgt nun endlich der langersehnte Nachfolger des 1985er-Debuts „The Enforcer“, und ich denke mal, dass in diesem Zusammenhang das Coverartwork – ein antikes römisches Viadukt und eine moderne Bogenbrücke aus Stahl kreuzen ihre Wege und prallen zusammen – durchaus symbolisch zu verstehen ist, denn auf dem neuen Langeisen befindet sich gleichwohl brandneues und uraltes Material im modernen Soundgewand, und diese Heirat aus alt und neu ist mehr als geglückt. Sagt euch das geflügelte Wort „Brückenschlag“ etwas? Na also! Begleitet von den beiden „Neuen“ Dirk Preylowski an der Gitarre (seit 2011 dabei) und Thomas Rosemann am Schlagzeug (2012 dazugestossen) rockt sich Urmitglied Joerg Juraschek am Bass und Gesang durch die vierzehn (Intro nicht mitgezählt) Songs, die jeden traditionsbewussten Headbanger begeistern dürften. Bei der Qualität des dargebotenen Liedguts ist es mir ein echtes Rätsel, wieso von der Band in all der Zeit nicht mehr Notiz genommen worden ist, denn hier wird lupenreiner, rostfreier Teutonenstahl geliefert, wie man ihn als echten Fan nur lieben kann. Gehobenes Tempo geht Hand in Hand mit Killerriffs, knurrigen Bässen und einer markigen Charakterstimme, die nichts Anderes als schiere Metal-Power vermittelt, was will man mehr? Geile Band, geile Songs, geiles Album, das auf den Altar eines jeden Echtmetall-Gläubigen gehört. Wenn ihr an alte Werte wie schwarzes Leder, Ketten, Nieten und Jeanskutten glaubt, dann kauft euch das Ding, Leute, so und nicht anders klingen Verfechter des wahren Glaubens!
Mirko B.  

Punkte: 9.1 von 10
RED CIRCUIT – The Haze Of Nemesis
Limb Music
Fünf Jahre nach ihrem Zweitwerk “Homeland” überzeugen die Prog-Metaller Red Circuit erneut. Die lange Wartezeit hat sich also gelohnt. Umso erfreulicher, dass Hauptsongwriter und Keyboarder Markus Teske seinen hörbarsten Mitmusiker behalten konnte. Sänger Chity Somapala (u.a. Ex-Firewind) veredelt auch dieses Werk mit seiner grandiosen Stimme. Die zehn eigenen Lieder und das Deep Purple-Cover „Soldier Of Fortune“ besitzen eine spürbare Qualität, welche beim Hörer Begeisterung auslöst. Wobei das Etikett des Prog-Metal eher einem Richtwert denn einer absoluten Wahrheit entspricht. Man könnte die Kompositionen auch als sehr kreativen Heavy/Power/Symphonic Metal bezeichnen. Gut auch, dass Chity auf allzu hohen Gesang verzichtet. Von der Atmosphäre her erinnert „The Haze Of Nemesis“ gar an epische Dream Theater. Wobei dies nur auf die Instrumente zutrifft. Chity dagegen klingt nicht nur anders als James LaBrie, sondern auch dreckiger. Red Circuit ziehen hier alle stilistischen Register dieses Genres, so dass nie Langeweile aufkommt. Letzteres könnte aber auch an der Liederlänge liegen, welche trotz ihrer progressiven Ausrichtung nur einmal die Fünf-Minuten-Marke überschreiten. Das sehr ruhige „My World Collides“ sorgt zwischendurch für Erholung und glänzt mit einem perfekten Duett von Chity und „Überallsängerin“ Amanda Somerville. Fazit: Wer Prog Metal mag, wird „The Haze Of Nemesis“ lieben. Hier wird das Rad zwar nicht neu erfunden, aber mit bekannten Zutaten ein Werk voller Emotionen aufgeführt.
Roger W.  

Punkte: 9.1 von 10
SISTER SIN – Black Lotus
Victory Records
Langsam aber sicher mausern sich Sister Sin zu einem der heissesten Exportschlager Schwedens, und das liegt keinesfalls nur an Frontfrau Liv Jagrell. Bereits das Debut „Dance Of The Wicked“, das 2003, ein Jahr nach der Bandgründung, als Indie-Release erschien, liess die Rotz Rock-Fraktion aufhorchen. Das längst vergriffene Juwel wurde letztes Jahr glücklicherweise wiederveröffentlicht. 2008 ergatterte die Truppe einen internationalen Plattenvertrag und publizierte seither schön regelmässig im Zwei-Jahresrhythmus hochdotierte Longplayer. 2008 „Switchblade Serenades“, 2010 „True Sound Of The Underground“ und 2012 „Now And Forever“. Als neuestes Baby wird nun „Black Lotus“ auf die Fangemeinschaft losgelassen. Grundsätzlich ist eine female fronted Metal / Rockband nichts Weltbewegendes. Es gibt aber Ausnahmen. Als Nonplusultra-Beispiel gilt Doro Pesch, The Queen Of Metal, Nina C. Alice und Skew Siskin als musikalische Stieftochter von Lemmy und Motörhead ist ebenso zu erwähnen. Mischt man nun im diesem Sinne klassischen Metal mit dreckigem Rock'n'Roll und bleibt bei den weiblichen Vocals, es resultiert Sister Sin. Obwohl die Truppe schon auf erstaunlich hohem Level begann, ist praktisch von Album zu Album eine Steigerung auszumachen. Mit zunehmender Erfahrung wurde die Musik homogener und ausgereifter. Das gipfelt nun in „Black Lotus“. Die Scheibe begeistert vom ersten bis zum letzten Ton. Sie überzeugt durch jede Menge harter Riffs, die mit eingängigen Melodien kombiniert werden, vor allem aber durch die dreckigen, aggressiven Vocals höchstes Niveau erreichen. Dass die Lady aber nicht nur im harten Bereich brilliert, zeigt sie eindrücklich bei der Ballade „The Jinx“. Da können die meisten Popsternchen schlichtweg einpacken. Sister Sin mit „Black Lotus“ ist kurz und bündig weltklasse.
Chris C.  
Punkte: 9.0 von 10
NECROPHAGIA - White Worm Cathedral
Season of Mist/Irascible
Es darf sich wieder gegruselt werden! Nach einer dreijährigen Pause melden sich die Horror-Metaller Necrophagia unter der Leitung von Chef-Kinderschreck Killjoy DeSade zurück und legen 13 ultra-starke, straighte, heavy Tracks vor. „WhiteWorm Cathedral“ ist weniger experimentell, weniger verspielt als frühere Necrophagia-Scheiben, mehr auf Wesentliche konzentriert: groovender, fetter Death Metal mit geilen Riffs und Killer-Hooks, aber alles dennoch sehr eigenständig und inspiriert, mit Horror-Elementen, mystischen und okkulten Einspielern und gruseligen, speziellen (Dis-)Harmonien. Unglaublich geil ist z.B. der originelle, gruselige Refrain von „Reborn Through Black Mass“ - der bleibt sofort im Ohr. Nach über 30 Dienstjahren weiss man ganz offensichtlich, wie man an die Sache rangehen muss! Ultra-geile Scheibe, unbedingte Kauf-Empfehlung von meiner begeisterten Seite.
Lucie W. 

Punkte: 9.0 von 10
GHOST BRIGADE – IV – One With The Storm
Season Of Mist/Irascible
Nun… Hier sitze ich, ziehe mir den mittlerweile vierten Output dieser Ausnahmeband rein, der Rauch der Zigarette zieht gegen die Decke… Und ich habe keinen blassen Schimmer, was ich zu „One With The Storm“ schreiben soll. Warum? Weil dieses Album kaum fassbar ist. Mehr wie ein Schatten, eine flüchtige Illusion dessen, was man als wahrnehmbar bezeichnen kann. Die werten Herren aus Finnland haben es wieder mal geschafft, etwas zu kreieren, das sowohl laut als auch leise, filigran und dennoch brachial, erhebend wie auch niederschmetternd ist… Nimmt man nur mal den Opener „Wretched Blues“: Groovig wird die Dunkelheit nach einem kurzen Einstieg auf den Hörer losgelassen, aber nicht brutal ins Gesicht geworfen, sondern leise schleichend im Hintergrund aufgebaut. Dazu trägt auch die Stimme des Sängers Manne Ikonen bei, der zwar growlt, aber auf eine verständliche, beinahe klagende Weise. Er schreit den Zuhörer nicht an, er KLAGT an. Und das auch, wenn er clean singt wie im nachfolgenden „Departures“. Die Instrumentalfraktion macht wie bisher immer einen superben Job, webt dichte, düstere Soundteppiche, auf denen sich die Melancholie der Nordmannen ausbreitet und alles Licht in einen dämmrigen Zustand versetzt. „Long Way To The Graves“ ist auch so ein Song, der stellvertretend für das musikalische Können der Band steht – hier wird zuerst nur mittels Schlagzeug, dann durch akustische Gitarren und Synthie-Sounds der Boden für den Gesang vorbereitet, welcher clean und eindringlich daherkommt, nach und nach baut sich die Atmosphäre immer mehr auf, verdichtet sich zusehends, bis sie die Klimax erreicht, um gegen Ende des Songs mittels Synthies auszuklingen. Ganz, ganz grosses Kino für diejenigen, welche es noch verstehen, zuzuhören und Musik um der Musik Willen zu geniessen!
Toby S.  
Punkte: 9.0 von 10
JOB FOR A COWBOY - Sun Eater
Metal Blade/Sony Music
Leute des extremen Metal, hier ist das Album des Monats. Job For A Cowboy aus Arizona U.S.A. mit "Sun Eater" klingen recht sperrig und komplex, aber schaffen es gleichfalls, Melodien in ihre begnadeten Songstrukturen hineinzupflücken. Diese Jungs sind die Zukunft, wenn sie nicht ins kommerzielle Fahrwasser abtauchen. Für einen Vergleich könnte man auch Mastodon herbeiziehen, nur eben viel härter, aber genau so genial an den Instrumenten. Was für fabulöse Songstrukturen, der Bass begleitet die Band wie eine dritte Gitarre und trägt seinen Part bei, diese Band zu den Speziellen des Erdballs zu nennen. Leute, die technischen Death Metal lieben, können hier ohne zu zögern zuschlagen und werden sicherlich nicht enttäuscht werden, nein im Gegenteil, die Scheibe wird in Dauerrotation in der heimischen Soundanlage laufen.
Daniel J.  
Punkte: 9.0 von 10
KONTRUST - Explositive
Napalm Records/Universal
Nach zwei Jahren melden sich die österreichischen Crossover-Spezialisten Kontrust musikalisch mit dem neuen Album "Explositive" zurück. Und ich kann nur sagen, dass dieses Album gross rauskommen wird! Kontrust machen massentaugliche Musik, ohne dabei glattgestrichen zu wirken. Die Band streift in ihren 11 Songs so ziemlich jedes verträgliche Metal-Genre, ohne dabei aber als Metalband zu wirken. Jeder Song lebt von den eingängigen Melodien und der Gesangsführung der weiblichen Sängerin sowie des männlichen Shouters. In praktisch jedem Song steckt das Potenzial, ein Ohrwurm zu werden. Kontrust sind ein Hybrid aus Skindred, RATM, No Doubt und Die Antwoord. Ich könnte hier eine riesige Lobeshymne starten, aber KAUFT euch das Album und überzeugt euch selbst!
Steve Butcher  
Punkte: 9.0 von 10
HOUSE OF X – House Of X
Escape Music/Non Stop Music
Intensiver, abwechslungsreicher Hard Rock gibt es diesen Monat von den bereits etwas älteren Recken House Of X. Dabei steht das X als Überbleibsel der Band X-UFO. Unter deren Namen formierte Keyboarder Danny Peyronal 2011 eine UFO-Coverband, deren Mitglieder ausschliesslich aus Ex-UFO und Ex-MSG-Mitgliedern bestand. An möglichen Kandidaten fehlte es also nicht (alleine UFO verbrauchten in ihrer seit 1969 dauerenden Karriere 16 Gitarristen, 6 Schlagzeuger, 6 Keyboarder und 3 Bassisten). Peyronal, der bei UFO ab 1975 maximal eineinhalb Jahren aktiv die Tasten bediente, übernahm bei X-UFO den Gesang. Und das tut er nun auch bei House Of X. Und zwar derart gut, dass ihr die Vorgeschichte gleich wieder vergessen könnt. Von den Ex-UFO und Ex-MSG-Musikern spielt bei dieser neuen Band erstaunlicherweise nur noch Peyronal mit. Anstelle von Cover-Versionen gibt es hier aber eigene Kompositionen, die schlicht für sich stehen. Ein Vergleich mit UFO kann der Reviewer nicht ziehen, da dieser ausser dem unverwüstlichen „Doctor Doctor“ (immerhin!) sich mit UFO nicht auskennt. House Of X brauchen diese Vergleiche aber auch nicht, da sie eigenständig und wie Jungspunde rocken. Hier wirkt nichts aufgesetzt oder künstlich, sondern alles irgendwie vertraut. So machen Lieder wie das schleppende „Martian Landscape“, das rock’n’rollige „No More Tequila“ oder das funkige Instrumental „Rage“ richtig Spass. Die langweilige AOR-Schiene lassen House Of X erfreulicherweise aussen vor. House Of X bleiben auch spannend, wenn es wie z.B. bei „Alive“ vermeintlich ruhig wird. House Of X schaffen das Kunststück, zwölf Lieder auf CD zu bannen, welche ihre Einschlagskraft bis zum letzten Ton behalten. In dieser Form können die Briten getrost auf das X im Namen verzichten.
Roger W.  
Punkte: 9.0 von 10
SPIDERS – Shake Electric
Spinefarm Records/Universal
Als Motto einer Scheibe darf der Titeltrack konsequenterweise verstanden werden. „Shake Electric“, der Zweitling der schwedischen 70's Rocker Spiders ist da unmissverständlich: „Let's get together / we are young, restless and bored / we gonna have some fun tonight“ singt da die begnadete Frontfrau Ann-Sofie Hoyles ins Mikro und ruft damit, wie schon im Opener „Weekend Nights“ vom Debüt „Flash Point“ (2012), auf zur fröhlich sorglosen Party-Nacht. Denn wenn ich hier von 70's schreibe, dann denke ich weder an verkifften Doom noch Psychedelic Rock, dafür an eine rotzig glitzernde Mischung aus Garage, Glam und Stadion Rock. Die Vorbilder sind dabei nicht zu überhören: Mal gibt man sich rau wie die Stooges („Only your Skin“), tänzelt beschwingt durch die Nacht wie Thin Lizzy („Lonely Nights“), verarbeitet Herzschmerz selbsbewusst wie Stevie Nicks („Bleeding Hearts“), gibt sich mit den Runaways rebellisch („Control“), stolziert mit KISS durch die Strassen („Back on the Streets“) und kämpft am Ende mit Blue Öyster Cult stürmisch um die Welt („War of the World“). Auch diese Reminiszenzen sind zwar nicht neu, gerade in Schweden. Imperial State Electric etwa sind nur ein Beispiel dafür. Doch 1. fällt mir grad keine andere Band ein, die das auf so ehrliche, beinahe naiv unbedarfte Weise tut, 2. in allesamt funktionierende, heisst mitreissende Songs verpackt und 3. gekrönt wird von einer wilden, energetischen Performance, allen voran derer Hoyles, die allerspätestens in der souligen Ballade „Hard Times“ klar macht, dass sie sich vor Szene-Liebling Elin Larsson (Blues Pills) stimmlich nicht verstecken braucht. „Shake Electric“, das ist 34 Minuten bestens gelaunter, eingängiger Rock'n'Roll verteilt auf 10 Nummern, wovon eine knackiger und glamouröser ist als die andere. Oder um aus der Sicht von Spiders noch einmal aus dem Titeltrack zu zitieren, obwohl der ehrlich gesagt von einem Liebespaar handelt: „They can never stop us now“.
Kissi   
Punkte: 9.0 von 10
STICKY BOYS – Make Art
Listenable Records/Irascible
Wieder eine Franzosen-Truppe. Nach dem Debüt-Album hauen hier Sticky Boys ihren Sleaze-Rock in die Umlaufbahn und bringen den Spassfaktor zum Sieden. Bai Bang gehen als Brüder im Geiste wie der Sinne durch und der rotzige AC/DC-, und Crazy Lixx-Sound packt einen von der ersten Sekunde an. Einen einzelnen Song heraus zu heben braucht es nicht, da alle elf Tracks voll überzeugen und sich mit ihrer unbekümmerten Rotzlöffelart in die Herzen der (Sleaze-) Rocker/Metaller spielen. Ab und zu kommt eine kleine Prise Punk zum Vorschein, die aber immer sehr dezent im Hintergrund bleibt. Was die Jungs machen, geht in die Beine. So französisch klingt das Ganze nicht, eher nach einer schwedischen Invasion in L.A. Darum nicht mehr lesen, sondern kaufen!
Tinu 
Punkte: 9.0 von 10
GURD - Fake
LC Records/Non Stop Music
20 Jahre schon gibt es die Thrash/Hardcore-Truppe um Gurd. Das sind etliche Jahre mit Hochs und Tiefs, die da an uns vorbeigerauscht sind. Ehrlich, langweilig sind Gurd eigentlich nie gewesen, nein im Gegenteil, die Band ist für mich so was wie die Schweizer Antwort auf Exodus. Der Gitarrensound und die genialen Riffs sind mit denen der Amerikaner ebenbürtig, das muss einfach mal erwähnt sein. Nun steht "Fake" vor der Türe und bietet beste Unterhaltung im Groove-Sektor des Thrash und Hardcore. Die 13 Tracks sind wie immer in einem coolen Soundgewand gehalten und wirken auf den Schreiber dieser Zeilen sehr erfrischend. Groove und Thrash geben sich die Klinke und machen mächtig spass. Cool, dass es euch immer noch gibt, auch wenn ich mich wiederhole: Ihr seid Spitze! Punkt und aus.
Daniel J. 
Punkte: 8.9 von 10
WHITESNAKE – Live In 1984 (Back To The Bone) – CD/DVD
Frontiers Records/Musikvertrieb
So meine Lieben! Die beste Whitesnake-Scheibe ist und bleibt „Slide It In“. Von dieser Tour stammt auch diese Live-Aufnahme. Zusammen mit den sich um den Verstand spielenden John Sykes, Trommel-As Cozy Powell und Bassist Neil Murray wurde hier ein atemberaubendes Konzert auf Tonträger gebannt. Alleine Lieder wie „Guilty Of Love“, „Love Ain’t No Stranger“, „Slow An‘ Easy“ (Master Sykes, ich liebe dich!), „Cryin‘ In The Rain“ und „Ready And Willing“ rauben mir den Verstand. „Here’s a song for you!“, der legendäre Ruf von Mastermind David Coverdale erschallt immer wieder durch die Boxen und zeigen den Shouter in der Hochphase seiner Leistung. Auch wenn hier und da auch schon mal ein schiefer Ton drin ist, gesanglich ist David hier bedeutend besser bei Laune, als auf dem Monster Of Rocks Live-Werk „Live At Donington 1990“. Dank Cozy und John werden die Songs einiges schneller gespielt, als im Original. Das raubt den Blues-Songs ein bisschen das Flair, lässt sie aber in einem bedeutend cooleren Groove erklingen. Mehr schreiben als, wer etwas auf sich hält muss sich diese Scheibe zulegen, brauche ich nicht. Ich lehne mich jetzt genüsslich zurück, lasse mich von „Ready And Willing“ und den anderen Songs auf eine Zeitreise mitnehmen, in welcher die Musik noch rein war, das Handwerk über allen technischen Möglichkeiten stand und die Frauen eben „Ready And Willing“ waren…
Tinu   
 
Punkte: keine Wertung
FIREWÖLFE – We Rule The Night
Limb Music
Zwei Namen und ich zucke erfreut zusammen! David Fefolt, bekannt durch seine Arbeit bei Masi und Angels Of Babylon, konnte durch seine kräftige Stimme, die leicht verraucht klingt (Erinnerungen an Paul Shortino werden wach) schon immer punkten und Schlagzeuger Jay Schellen (Unruly Child, Hurricane) blieb mir ebenso in bester Erinnerung. Nun sind die beiden bei Firewölfe und liefern ein astreines, handwerkliches tolles Album ab. Melodischer US-Metal ist auf diesen zehn Songs zu hören und alleine die Einleitung zu „Betrayal’s Kiss“ ist eine Offenbarung vor dem Herrn. Eine, die dann in einem leicht arabischen Touch eingebetteten Midtempo-Track endet. Das flotte „Dream Child“ verzaubert ebenso wie „Late Last Night“ und „Ready To Roll“. Fans die auf amerikanischen Hard Rock/Metal stehen werden an „We Rule The Night“ ihre wahre Freude haben. Firewölfe sind aber weit weg von Sounds der Marke Poison oder Warrant, sondern gehören eher in die Tesla, Riot, Lilian Axe, Bad Moon Rising, Lion und Leatherwolf Ecke. Was die Herren an tollen, fast unscheinbaren Songs kreieren, dabei mit gesanglichem Geschick und tollen Riffs aufwarten, sucht heute Seinesgleichen!
Tinu 
Punkte: 8.8 von 10
CRAZY LIXX – Crazy Lixx
Frontiers Records/Musikvertrieb
Bereits seit 12 Jahren sind die Schweden Crazy Lixx aktiv und können somit durchaus zur Speerspitze der Neo Sleazy-Szene gezählt werden. Obwohl die Truppe mit ihrem neuen, selbst betitelten Album bereits den vierten Longplayer auf die Fans loslässt, hatten sie auch immer wieder mit Line Up-Problemen zu kämpfen, was für die Karriere sicher nicht förderlich war. Nebst Sänger und Bandgründer Danny Rexon besteht das Quintett aktuell aus Rückkehrer Joel Cirera am Schlagzeug, den beiden Gitarristen Andy Zata und Edd Liam sowie aus Bassist Jens Sjoholm. Trotzdem glänzte die Band durch nicht zu unterschätzende Klasse in Bezug auf das Songmaterial, das durch enorme Homogenität immer wieder auf positive Resonanzen stösst. Dieses Fingerspitzengefühl für eingängige Melodien wurde nun auch auf dem neusten Output nahtlos fortgesetzt. Einprägsame Refrains und intensive Hooks wurden zu einem hohen Hitpotenzial verdichtet. Nebst den Sleazy-Aspekten gewichtet die Truppe aber auch jederzeit die Melodic und Hair Metal-Seite der Achtziger. Mit prägnanten Chören stösst die Truppe auch regelmässig in Stadionrock-Bereiche vor. Man landet somit irgendwo in der Schnittmenge von Def Leppard, Poison und Ratt. Das neue Album stärkt nun dieses Fundament einmal mehr mit tollen Songs, die leicht ins Ohr gehen. Zu hoffen ist, dass das Bandgefüge nun endlich stabil bleibt. Dann jedenfalls spricht nichts dagegen, der Band eine noch erfolgreichere Zukunft zu prognostizieren.
Chris C. 

Punkte: 8.6 von 10
OBITUARY - Inked In Blood
Relapse Records/Non Stop Music
Und es darf wieder gegroovt werden! Endlich, hurra, Obituary sind nach fünf albenlosen Jahren zurück und knallen uns Inked In Blood, ihr neuntes Studioalbum in nunmehr 25 Jahren Bandgeschichte vor den Latz und in die Ohren. Die Finanzierung hat das Florida Death Metal-Urgestein ganz modern mit Crowdfunding hingekriegt - und auch musikalisch zeigt das Quintett noch keine Anzeichen von Altersschwäche. Etwas anachronistisch ist höchstens die Produktion von „Inked In Blood“ - im Vergleich mit anderen Produktionen dieser Tage kommt der Sound fast etwas dünn daher, aber eigentlich ist das ganz angenehm und passt zu Obituary. Sie haben es nicht nötig, ihre Musik künstlich aufzublasen, eine solche Band braucht keine überfette Produktion. So erdig und leicht rumpelig wie sie ist, passt sie wie Arsch auf Eimer. John Tardys Stimme leidet so wenig unter altersbedingtem Schwund wie seine Haarpracht und er uuuooght und würgt und aaarght sich in altbekannter Manier - improvisiert oder nicht, ist mir nicht bekannt - durch die 12 Songs. Eine so solide wie unerbittliche Rhythmusfraktion bestehend aus seinem Bruder Donald Tardy und Terry Butler walzt die letzten Widerstände nieder und ebnet den Weg für den typischen dumpfen Gitarrensound, in dem sich Neuzugang Kenny Andrews super einfügt und Trevor Peres würdig unterstützt. Alles beim Alten also - und das ist gut so! Mit Obituary liegt man niemals falsch, auch mit dieser Scheibe nicht!
Lucie W.  

Punkte: 8.5 von 10
AT THE GATES - At War With Reality
Century Media/Universal
Ich war im Vorfeld sehr skeptisch was dieses Album anbelangt... Denn 1995 gaben AT THE GATES mit ihrem melodischen Death'n'Roll-Schwanengesang namens "Slaughter Of The Soul" ein stilprägendes, mittlerweile verdient zum Kult erhobenes Album ab und die Musiker verteilten sich auf verschiedene Projekte (u.a. The Haunted, Cradle Of Filth, The Crown). Ich liebte ihr Schaffen, vor allem die beiden brutalen, leider nur semi-toll produzierten und hochkomplexen ersten Alben "The Red In The Sky Is Ours" und "With Fear I Kiss The Burning Darkness"... und schlitzte mir wegen der Auflösung zumindest geistig fast die Pulsadern auf. Nach 19 Jahren nun ein neues Album. Und ehrlich gesagt hatte ich vor dem anhören eher Angst eine weitere Legende begraben zu müssen als dass das Schwedenquintett nahtlos an seinen Heldenstatus anknüpfen würde. Das tatsächliche Ergebnis ist irgendwie eine Mischung aus beidem, denn "At War With Reality" ist alles andere als ein Experiment und tönt tatsächlich wie eine logische Weiterführung von "Slaughter Of The Soul" bis hin zu wahrscheinlich sogar geplanten Parallelen, man höre z.B. nur mal "The conspiracy of the blind" und warte auf den Aha-Effekt. Ich habe im Endeffekt aber wirklich überhaupt nichts zu bemängeln, ausser dass die Band tönt wie 1995 ich persönlich aber 19 Jahre älter und ein anderer Mensch geworden bin. Metaller die sich aber sehnlichst auf eine hochklassige Variante à la "Slaughter Of The Soul - Teil 2" gefreut haben: voilà, hier ist sie, den Messias gibts anscheinend wirklich... aber ich bin immer noch skeptisch. Reinhören!
Hardy   

Punkte: 8.5 von 10
VANDERBUYST – At The Crack Of Dawn
Ván Records
Die holländischen Hard-Rocker Vanderbuyst veröffentlichen mit „At The Crack Of Dawn“ ein Album, deren Lieder man bereits zu kennen scheint. Ist aber nicht so. Denn hier handelt es sich um ein eigenständiges, neues Werk. Die elf Songs bedienen sich aber bei den üblichen Hard Rock-Elementen und basteln daraus Lieder, bei denen man nicht im entferntesten an billige Kopien denkt. Vanderbuyst schaffen damit ein Kunststück, welches nur den wenigstens Bands gelingt. Dabei setzen sie mal auf sleazige Elemente (z.B. "Girl In Heat"), klassischen Hard Rock (z.B. "At The Crack Of Dawn" oder "Catch 22"), Rock’n’Roll (z.B. "In The Dead Of The Night" oder "Light My Dynamite") oder einen schon fast progressiven epischen Anstrich ("On And On"). Mit „Sweet Goodbye“ hat es sogar eine akustische Lagerfeuer-Nummer aufs Album geschafft. In dieser dringen gar entfernt Queen’sche Chöre durch. "At The Crack Of Dawn" bietet schlicht gute Musik. Dieser wird durch die trockene, erdige Produktion erst richtig in Szene gesetzt. Wer hier plastischen Hochglanz-Hard Rock erwartet, wird enttäuscht. Wer es aber authentisch und bodenständig mag, wird an diesem Album seine Freude haben.
Roger W.  

Punkte: 8.5 von 10
20DARKSEVEN – Roar
Metalapolis Records
Was sonst kaum zusammenpasst, nämlich eine deutsch-holländische Zusammenarbeit, klappt bei 20DarkSeven hervorragend. Die Newcomer bestehen aus gestandenen Musikern: Marcus Jürgens ist bekannt als Shouter, der auf den ersten Brainstorm-Scheiben zu hören ist und auch bei Pump aktiv war. Gitarrist Peter Wagner kennt man von Wicked Temptation. Nachdem geklärt ist, wer die germanische Fraktion bildet, kommen wir zu den westlichen Nachbarn. Tieftöner Alex Jansen spielt bei Fox und war bei Mennen, während Schlagzeuger Hans in t‘ Zandt bei Vengenace, Bangalore Choir und Praying Mantis in die Felle drosch. Der Vierer bietet gitarrenorientierten Classic Rock und knallt beim Opener „Do You Like The Dark“ wie eine Mischung aus Ozzy („Bark At The Moon“) und Black Label Society aus den Speakern. Also voll auf die Zwölf und mitten in die Fresse. So muss knackiger Hard Rock klingen! Hervorzuheben ist die Gitarrenarbeit von Peter Wagner, der bis anhin nie die Anerkennung bekommen hat, die ihm zusteht! Was der Opener verspricht, hält „Come Undone“, ein Song, der nicht so ungestüm wie der Einstieg erklingt, sicj aber mit seinem messerscharfen Riff sofort festkrallt. Die Rhythmussektion ergänzt die Songs perfekt, stopft jedes noch so kleine Loch zu und Marcus brilliert mit seiner Stimme. Noch selten hatte ich das Gefühl, dass die Songs dermassen auf die Stimme des Sängers zugeschnitten sind. „Heart Of A Lion“, „Killing With Kidness“, „You Don’t Know Me“ (mit leicht modernem Einschlag), „Stand Your Ground“ (abwechslungsreich) und „Hard Times Coming“ sollten unbedingt angetestet werden. Was man dem Album allerdings vorwerfen kann, ist, dass ein Refrain fehlt, der sofort ins Ohr geht, und vielleicht der Abwechslung zuliebe eine Ballade. Ansonsten ist «Roar» ein ganz geiles Debütalbum, das man sich unbedingt anhören sollte. Ich bin mir fast sicher, von 20DarkSeven werden wir noch einiges vernehmen.
Tinu  

Punkte: 8.5 von 10
THE SKULL - For Those Which Are Asleep
Tee Pee Records
Jaja, der Hans, der kann's. Nur dass in diesem Fall Hans auf den Namen The Skull hört und mit Eric Wagner, Jeff Olson und Ron Holzner drei Fünftel einer der letzten Trouble-„Originalversionen“ auf der Habenseite aufweist. Bestärkt durch die Gitarristen Lothar Keller und Matt Goldsborough doomen sich die Herren durch zehn Songs, die sich in keiner Weise vor den musikalischen Ergüssen der nach wie vor aktiven Trouble verstecken müssen. War ja irgendwie auch klar, schon alleine Wagners Stimme ist ein unumstössliches Wiedererkennungsmerkmal, dazu kommt die Tatsache, dass man zwar nicht in allen aber doch in den meisten Tracks den typischen, hölzernen Gitarrensound der Trouble-Saitenhexer Bruce Franklin und Rick Wartell gezielt einsetzt, womit sich unweigerlich die Frage aufdrängt, wer jetzt eigentlich das richtige Erbe von Trouble weiterführt. Altes Dilemma, kennt man zur genüge, führt man sich nur mal schnell die Geschichte von Bands wie Deep Purple/Rainbow/Whitesnake, Black Sabbath/Ozzy Osbourne, Queensrÿche/Geoff Tate, Accept/U.D.O. oder Exciter/Beehler vor Augen. Meine Antwort auf diese Frage lautet allerdings: Spielt es wirklich eine Rolle? In diesem Falle definitiv nicht, denn dank The Skull können sich die Fans nun quasi über Trouble im Doppelpack freuen. Die Reminiszenzen an die glorreiche Vergangenheit der Band sind überdeutlich vorhanden, da wird so viel zitiert und teilweise gar kopiert (beim Opener „Trapped Inside My Mind“ schoss mir blitzartig „Plastic Green Head“ durch den Kopf), dass nur Absicht und auf keinen Fall Zufall dahinter stecken kann. Somit hangelt sich „For Those Which Are Asleep“ praktisch durch sämtliche Trouble-Phasen, von den sehr düsteren Anfängen über den weniger schwermütigen Hippie-Doom der frühen Neunziger bis hin zur eher rockigen Phase am Ende der Wagner-Ära. Und dass The Skull ihr Debut ausgerechnet mit „The Last Judgement“ ausklingen lassen, also mit jenem Titel, mit dem Trouble 1983 auf dem „Metal Massacre-IV“ – Sampler vertreten waren, ist ein mehr als deutliches Bekenntnis zur eigenen Vergangenheit. Muss ich an dieser Stelle eingefleischten Trouble-Maniacs wirklich noch sagen, dass sie auch bei The Skull blind zugreifen können? Ich glaube, das hat sich inzwischen von selbst erledigt.
Mirko B. 

Punkte: 8.5 von 10
HORN OF THE RHINO – Summoning Deliverance
Doomentia Records/Cargo
„There's heavy and there's Horn Of The Rhino“, so erklärt uns das Promo-Blatt zu „Summoning Deliverance“ und wer diese Nashörner kennt, der weiss, dass da schon was Wahres dran ist. Seit bald 10 Jahren steht das Trio einzig und einsam für Sludge aus Spanien, angereichert mit tonnenschwerem Doom. Doch wie gnadenlos rabiat der Dreier mit dem eigentlichen Opener „Exvenhstench“ (vorher dröhnt nur das Intro „Awaiting the Scourge“ aus den Boxen) auf ihrem mittlerweile fünften Silberling ans Werk geht, überrascht dann doch. Eine waschechte Blast-Beat-Raserei mit beinahe gegrowlten Vocals wird einem da nämlich erstmal vor den Latz geballert, bevor sie dann doch kommen, die bleiern schleppenden Sludge-Riffs, für die das Horn in der Szene bekannt ist und wie sie auch den Rest dieser Scheibe dominieren. Erbarmungslos malmen sich epische Doom-Walzen wie „Onward through Domination“ oder das epische „Deliverance Prayer“ die Gehörgänge, wobei Fronter und Klampfer Javier Galvez mit exaltiertem Wehklagen wie ätherisch mystischem Singsang auch seine cleanen Gesangsfähigkeiten in einem gregorianisch anmutenden Part beeindruckend zur Schau stellt. In der Summe ist „Summoning Deliverance“ dennoch deutlich heftiger, extremer gehalten als sein Vorgänger „Weight Of Coronation“ (2013), denn das schwarzmetallische „Grim Foreigners“ und inbesondere das beinahe schon als Blackcore zu bezeichnende „Builder of Carrion Effigies“, in welchem Galvez Blut und Galle kräht, als würde er Todesqualen leiden, setzten das einleitende Blast-Beat-Massaker fort. Nein, leichte Kost ist „Summoning Deliverence“ auf keinen Fall, ja, nicht einmal der Bandname wird dieser riffgewordenen Zerstörung wirklich gerecht. „Godzilla macht die Welt platt“ oder so würde besser passen.
Kissi   
Punkte: 8.5 von 10
RAUNCHY - Vices Virtues Visions
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Dänen von Raunchy bringen hier ihr sechstes Werk heraus. Seit 1992 versucht man mehr gut als schlecht harte Songs mit Melodien zu schreiben. Das Markenzeichen der Truppe aus dem hohen Norden ist, die superben hohen Wiedererkennungs-Melodien in ein ultrahartes Soundgewand zu stecken. Für das benötigt man Keyboards oder Synthesizer, um die harten Gitarren zu unterstützen. Die elf Tracks sind für meine Verhältnisse wieder mehr in Richtung Härte einzuordnen, als eben zu „weich“ zu klingen. Aber was soll man da noch gross philosophieren, die Band versteht es gut, sich ins Szene zu setzen und hat in ihrem Heimatland schon mal die Charts erobert. Wetten, dass sie im Herzen Europas auch punkten können mit ihrer Mucke. Cooles Werk!
Daniel J. 

Punkte: 8.5 von 10
HIDE THE KNIVES – Silence The Youth
Gain Music
Nicht schlecht – nach dem Debut „Saviour For Sale“ ist praktisch die gesamte Besetzung dieser schwedischen Combo abgehauen, nur der Sänger Glen Gilbert hatte offensichtlich den Glauben an ein Fortbestehen nicht verloren, und so ist man nun, knapp 4 Jahre nach dem Beinahe-Split, wieder mit ner Scherbe am Start. Gut gut, soviel zum Hintergrund und der Vergangenheit, lasst uns doch mal einen Blick auf die Mucke werfen. Aha, das klingt doch schon mal nicht schlecht, rockige Musik der Marke Skillet oder Three Days Grace, auch Breaking Benjamin können gut Pate stehen, ein sachte düsterer Touch, der irgendwie immer über den Songs zu schweben scheint… Plus ein Sänger, der das Kratzen in der Stimme hat und sich nicht scheut, dieses einzusetzen. Geile Sache also! Was allerdings Minuspunkte einfährt, ist die Kantenlosigkeit, die dieser Sound mit sich bringt. Könnte theoretisch auch im Radio laufen, also nicht zwingend zur Hauptsendezeit, aber so spät am Abend könnte dies durchaus drinnen sein. Aber auf eine gewisse Art und Weise macht dies „Silence The Youth“ auch wieder sympathisch, denn man kann die Scheibe ohne Probleme einwerfen und geniessen, ohne sich zu verschlucken. Wer also einen flotten, düster angehauchten Rocker sucht, den man immer wieder geniessen kann, ohne sich reinhören zu müssen, der ist hier goldrichtig. Man kann auch gute Musik ohne grosse Ecken und Kanten erschaffen!
Toby S. 

Punkte: 8.5 von 10
KING DIAMOND – Dreams Of Horror (Best Of )
Metal Blade/Sony Music
Ich liebe King Diamond und mit seinen ersten fünf Solo-Scheiben hat er Musik für die Ewigkeit geschrieben. Losgelöst damals von seiner alten Truppe Mercyful Fate, konzentrierte sich der Sänger auf Konzeptalben und eine musikalische Umsetzung, die getragen von metallischen Elementen und fantastischen Gitarren Seinesgleichen suchte. Ab „The Spider’s Lullaby“ verlor der Meister aber an seiner Erhabenheit und seiner Unerreichbarkeit. Zu verspielt, zu komplex wurden die Songs. Der frühere Faktor, dass sich die Lieder sofort in die Gehirngänge frästen, ging verloren. Nicht, dass die Lieder schlecht wurden, aber man musste sich in die Tracks rein hören, was früher nicht der Fall war. Das wird mir auf dieser Doppel-Best-Of wieder bewusst. Besteht die erste CD aus den Roadrunner-Tagen (den ersten fünf Scheiben „Fatal Portrait“; „Abigail“; „Them“; „Conspiracy“, „ The Eye“) und dem Anreihen von Hit an Hit, wird auf der zweiten CD die Zeit bei Metal Blade wiedergegeben. Auch wenn die Gitarren noch immer solieren (Andy LaRoque!!!) wie der Teufel („Waiting“, „Black Devil“, „Blue Eyes“), an den Glanz der ersten Zeit kommen die Tracks nicht mehr heran. Trotzdem beweist Mister Diamond, dass er zu den Grössten des Business gehört und ohne ihn und seine beiden Truppen Mercyful Fate und King Diamond die Metal-Welt um einiges ärmer wäre!
Tinu   
 
Punkte: keine Wertung
BORN OF FIRE – Dead Winter Sun
Pure Steel Records/Non Stop Music
Wer das Label Pure Steel Records kennt, weiss, was ihn erwarten wird. Traditioneller, meist amerikanischer Prägung getränkter Metal, der stark im Untergrund verwurzelt ist. Der Opener und Titelsong von Born Of Fire erinnert gitarrentechnisch an Iced Earth und gesanglich an Fates Warning. Und genau da findet sich auch die Schnittmenge der folgenden Tracks. Ab und zu noch ein bisschen Helstar und leichte moderne Sounds und fertig ist Born Of Fire. Was das Problem der meisten Pure Steel Records Truppen ist, sie werden nie an die Oberfläche kommen, sondern immer im Untergrund bleiben. Das liegt an den mit der Zeit zu monotonen Songs. Nicht dass die Lieder langweilig wären. Aber es fehlt der packende Moment, der grosse Hit, der aus dem Album nicht eines aus vielen macht. „When Hope Dies“ ist alleine durch die Schlagzeugarbeit (Fates Warning) und die solistische Darbietung eine Offenbarung. Aber vor lauter handwerklichem Geschick wird der hymnenhafte Teil vergessen. „Spiritual Warfare“ (Queensrÿche lassen grüssen), „Echoes Of The Lost“ (mit Streichern als Einleitung) oder das sechs Minuten lange „Cast The Last Stone“ überzeugen auf der ganzen Linie und es wäre dem Quintett zu wünschen, dass sie erfolgreich sind. Wer auf die genannten Vergleiche steht, muss hier zugreifen.
Tinu   
Punkte: 8.5 von 10
DAWNBRINGER - Night Of The Hammer
Profound Lore Records
Wenn Chris Black nicht gerade bei Superchrist Bass spielend am Mikro steht, bei Pharaoh auf die Kessel haut oder bei High Spirits einfach nur singt, kümmert er sich bei Dawnbringer um Gesang, Drums, Bass und Keyboards zugleich, damit ihm nicht etwa noch gar langweilig wird, und vor allem damit er seine kauzige, epische und doomige Seite voll ausleben kann. Dementsprechend sperrig und schroff wirkt anfangs das Material, in das der Hauptakteur der zusätzlichen Verwirrung zuliebe gerne schon fast Yes-mässige, mehrstimmige Gesangspassagen eingebaut hat. Aber schon nach kurzer Zeit kommt man zur unausweichlichen Erkenntnis, dass der Herr Black einfach ein begnadeter Musiker und Songwriter ist, der es meisterlich versteht, mit Kontrasten, schmeichelnden Melodien und unerwartetem Vermischen verschiedener Stile den Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Mal hört man Cirith Ungol ohne Tim Bakers gewöhnungsbedürftige Vocals, mal schimmert Solitude Aeturnus vermischt mit einem Hauch My Dying Bride und Paradise Lost durch, mal wird es beinahe rockig- folkig wie eine Art härtere Version von Crosby, Stills, Nash and Young, im Intro zu „One-Eyed Sister“ bedient er sich mittelalterlicher Elemente, und in „Not Your Night“ lässt sich Chris Black gar zu einem tiefschwarz angehauchten Blastbeat-Part inklusive Röchelvocals hinreissen, um gleich danach seine an King Diamond angelehnte Kopfstimme einzusetzen. Also mangelnde Experimentierfreude kann man dem umtriebigen Multitalent wirklich nicht vorwerfen, dementsprechend oft kann man sich die Scheibe hintereinander einverleiben, ohne dabei Ermüdungserscheinungen erleiden zu müssen. Mit seiner sechsten Veröffentlichung unter dem Dawnbringer-Banner hat Chris Black wieder mal seine Qualitäten als Lieferant für intelligente, spannende und gleichermassen unterhaltsame wie fordernde Musik bewiesen, „Night Of The Hammer“ ist ein ganz klarer Geheimtipp für jeden Liebhaber epischer, aber völlig kitschfreier Klänge.
Mirko B. 

Punkte: 8.4 von 10
LORDI - Scare Force One
AFM Records/Musikvertrieb
Die finnischen Gruselrocker sind immer noch da und es gibt wohl nicht wenige, die dachten, dass diese spätestens nach dem Sieg beim ESC 2006 wieder bald von der Bildfläche verschwinden werden. Seither sind jedoch drei weitere Alben entstanden, die zwar keinen Hit mehr à la «Hardrock Hallelujah» abwarfen, aber dennoch nicht schlecht waren. Trotzdem haftet dem Lordi-Sound halt ein typisches Branding in Form eines musikalischjen Korsetts an, aus dem man kaum ausbrechen kann. Was sicher nicht geschadet hat, ist der Lineup-Wechsel an den Keyboards, wo Henna als Nachfolgerin von Awa seit 2012 deutlichere Akzente im Gesamtsound, vor allem live setzen kann. Den letzten (natürlich heimischen) Chart-Erfolg erzielte «Bite It Like A Bulldog» 2008. Danach wars dann vorbei mit weiterem Chartfutter, was aber nicht heisst, dass «Babez For Breakfast» (2010) und «To Beast Or Not To Beast» (2013) signifikant schlechter ausgefallen sind. Dennoch macht sich zunehmend eine gewisse Gleichförmigkeit breit, die vor allem am zu statischen Gesang von Tomi „Mr. Lordi“ Putaansuu liegt. Ob es daran lag, dass der Deal mit Sony flöten ging? Da die aktuellen Live-Shows aber immer noch was her machen, sind Lordi in der Szene nach wie vor gut verankert. Dass nun aber mit «Scare Force One» bereits jetzt eine neue Studio-Scheibe vorliegt, überrascht allerdings schon was. Der Opener und Titeltrack lässt es nach dem Intro auf jeden Fall schon mal ordentlich scheppern und «How To Slice A Whore» klingt vom Titel wie vom Sound her nicht nach Kindergeburtstag. «Hell Sent In The Clowns» ist derweil Lordi pur und lässt sich auf der Bühne bestimmt passend umsetzen. Weitere Songs decken das ab, was man schon länger von den Finnen kennt, aber sicherlich auch schätzen gelernt hat. Etwas "anders" präsentiert sich «Cadaver Lover», weil hier einerseits die Piano-Klänge von Henna nicht nur bei Intros einen bereichernden Unterschied ausmachen und der Song wirklich geil abgroovt! Ebenso frisch wie eine Spur härter bollert «Nailed By The Hammer Of Frankenstein» optimal aus den Boxen und wiederum sind es die Synthie-Effekte, die für das Sahnehäubchen sorgen, cool! Auch hinten raus setzen die Piano-Klänge von Henna, wie bei «She's A Demon», dezente wie passende Akzente. Nicht unerwähnt sollte dabei auch das erfreulich kernige Riffing von Amen sein, der mehrmals ordentlich zulangt und von der sauguten Produktion förmlich getragen wird. Fazit: «Scare Force One» ist trotz etwas schwächerer Mitte überraschend gut, metallischer als der Vorgänger und somit ein guter Einstand bei AFM Records. Die Lordi Fangemeinde wird also noch vor Weihnachten mit weiteren Schlacht(er)-Hymnen beschenkt.
Rockslave 

Punkte: 8.3 von 10
AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD - IX
Superball Music
"Lost Songs", das letzte Album der Amis, ist doch auch schon wieder 2 Jahre her, war es doch recht Punk- und Indie-lastig. Hier mit "IX" kehrt man eher wieder zu den musikalischen Wurzeln zurück. Art Rock/Prog und Indie ist hier die Mischung, obwohl es den Amerikanern um Conrad Keely und Jason Reece nicht ganz gelingt, die Klasse der ersten Werke zu erreichen, ist "IX" ein gutes Album geworden. Es ist zwar sehr atmosphärisch ausgefallen, kann aber nicht mit der gleichen Spannung aufwarten. Trotzdem gefallen die Melodien wie bei "A Million Random Digits" außerordentlich gut. Etwas düster und bedrohlich wirkt das Ganze, und der Gesang passt gut zum Gesamtbild. "Lie Without A Liar", eine sehr eingängige Nummer, gefällt sehr schnell und könnte fast von RPWL stammen. Auch "The Ghost Within" geht in dieselbe Richtung. Das fast schon poppige "The Dragonfly Queen" glänzt mit einer tollen Melodie und bleibt auch schnell im Ohr hängen. Mit dem instrumentalen "Like Summer Tempests Came His Tears" hat man eine sehr gefühlvolle Nummer auf dem Album, hier stimmt die Atmosphäre und der musikalische Aufbau, ist ganz stark, tolle Nummer. Auch wenn man die Klasse einiger Vorgängerwerke nicht erreicht, ist "IX" im Gesamten ein gutes Stück Musik auf hohem Niveau und durchaus hörenswert.
Crazy Beat 

Punkte: 8.3 von 10
SOEN - Tellurian
Spinefarm Records/Universal
Soviel ich weiss, kommen die Proggies um Drummer Martin Lopez aus Schweden und beehren uns hier mit ihren 2. Album "Tellurian". Komplexe musikalische Strukturen, vollgepackt mit technischen Spielereien und wunderbaren Melodien voller Melancholie erwarten den Zuhörer. Es ist nicht einfach, die Musik der Schweden einzuordnen, da sie manchmal, wenn sie laut werden, etwas an Tool erinnern und bei den ruhigen, melancholischen Parts durch grosse Eigenständigkeit glänzen. Der Gesang ist meistens klar, melancholisch und hat eine traurige Note an sich. Dadurch klingt das Ganze auch etwas geheimnisvoll. Ab und zu wird man auch ein wenig an Porcupine Tree erinnert. Gut gefallen auch die sphärischen Keyboards und die Chöre, die das Ganze noch aufwerten. Stark auch "Pluton", das von wilden Gitarren bis zu cleanen Parts über schöne Gesänge alles abdeckt, was Soen musikalisch stark macht, ein toller Song. Dasselbe gilt für "Koniskas", das sehr ruhig startet und in einem Soundgewitter endet. Die Jungs verstehen es, Spannungen aufzubauen und die Lieder interessant zu halten. Auch gross das 8 Minuten lange "Void", ein Auf und Ab der Stimmungen, getragen von der traurigen Gesangsmelodie. Die Schweden landen hier mit einem starken Prog-Album, das zwar seine Zeit braucht, um sich zu entfalten, aber Potenzial zeigt und hat, wirklich hörenswert.
Crazy Beat 

Punkte: 8.1 von 10
SKÀLMÖLD – Með vættum
Napalm Records/Universal
Die stürmische See auf dem Plattencover lässt erahnen, was man von der neuen Skálmöld-Scheibe erwarten kann. Die Wikinger segeln mit voller Kraft voraus und lassen sich von nichts und niemandem aufhalten. Von Beginn weg sind Chöre präsent, welche dem heroischen Sound nochmals eine Extraportion Epik verpassen. Einmal mehr gelingt es Skálmöld, die Möglichkeiten voll auszuschöpfen, die ihnen die drei Gitarren im Line-Up geben. Während dem zwei Gitarren für ein ordentliches Grundgerüst sorgen, soliert die dritte Gitarre zu den letzten Takten des Openers. Auch zweistimmige, geniale Leads werden möglich - besonders herausstechend in 'Með drekum', welches deutliche Maiden-Referenzen enthält. Über die gesamte halten sich die Keyboards mehrheitlich im Hintergrund und setzen nur kleine Akzente. Mehr ist auch nicht nötig, denn das abwechslungsreiche Schlagzeug und die Gitarren lassen keine Wünsche offen. 'Með jötnum' legt die ganze Bandbreite der Band offen, die im Mittelteil gar einen Ausflug in den Doom Metal wagt und zum Schluss mit leicht schwarzmetallischem Geshredder aufwartet. Mit ihrem gelungenen, dritten Studioalbum leisten die heimatverbundenen Herren von Skálmöld einen Beitrag, damit das kulturelle und geschichtliche Erbe Islands nicht in Vergessenheit gerät.
Patricia L.    

Punkte: 8.0 von 10
CENTINEX - Redeeming Filth
Agonia Records
Die 1990 gegründeten Schweden gelten zwar als Urgesteine des Schwedentodes, doch anders als ihre Landsleute spielen Centinex keinen Death der Marke Göteborg oder Stockholm, sondern orientieren sich Richtung Staaten und dem berühmten Florida-Death Metal. Auch auf ihrem nun veröffentlichten neunten Album "Redeeming Filth" zeigen Centinex, dass der Groove an erster Stelle steht. Die Songs sind fast gänzlich im Slow und Mid Tempo-bereich angesiedelt, ohne dabei an Härte einzubüssen. Für Fans von Obituary und Co. ein Muss.
Steve Butcher    

Punkte: 8.0 von 10
LAWLESS – R.I.S.E
Escape Music/Non Stop Music
Es kommt heute nur noch selten vor, dass sich eine neue britische Band an den Stil wagt, welche die Insel massgeblich geprägt hat: den Heavy Metal! Mit Lawless haben wir endlich wieder mal einen solchen Kandidaten. Dieser macht seine Sache ganz ordentlich, schafft es aber (natürlich) nicht, an die Glanztaten der Genre-Grössen anzuschliessen. Auf "R.I.S.E" überzeugen vor allem die instrumentalen Teile, welche immer wieder tolle Akzente setzten können. Dazu zählen zum Beispiel die Gitarren-Soli. Sänger Paul Hume liefert zwar auch einen super Job ab, vermag aber mit seiner Stimme nicht aus der Masse an ähnlichen Sängern herauszutreten. Die stilistische Breite, die auf "R.I.S.E" geboten wird, lässt keine Wünsche offen. Sie reicht von den meist schnellen Stücken über entspanntere Lieder, wartet aber auch mal rockig auf. Gerade der mittlere Teil wertet mit dem ruhigen „Song For A Friend“ und dem bluesigen „Kiss My Glass“ das Album enorm auf. Hier vermischen sich die Grenzen zwischen Hard Rock und frühem Heavy Metal endgültig. "R.I.S.E" ist definitiv ein hörbares Album und ein kleines Ausrufezeichen für die britische Heavy Metal-Szene.
Roger W.    

Punkte: 8.0 von 10
ANIMA MORTE - Upon Darkened Stains
Transubstans Records
Frederik Klingwall (Keyboard) gründete Anima Morte im Jahre 2004, um, wie er selbst sagt, die famose Musik des Filmemachers Dario Argento wiederzubeleben. Dunkel und mysteriös zugleich. 2005 schloss sich dann noch Stefan Gransberg (Bass, Bazouki, Gitarre und Synthies) dem Projekt an. Später kamen noch Teddy Möller (Drums) und Daniel Cannerfellt (Gitarre) dazu. Der Sound geht klar in die Prog Rock-Ecke und mischt diesen mit teilweise düsteren, geheimnisvollen Klängen, die schon hie und da an Filmmusik erinnern. Gerade die Parts mit viel Synthie- und Keyboard-Flächen bedeckte Musik, die dann auch eher ruhiger sind, haben etwas Magisches, man höre "Fear Will Pass Over Mind". Es gibt aber auch wunderschöne Melodien wie bei "Wakeless", das mit herrlichen Gitarren-Soli glänzt. Prog-Nummern wie "The Darkest Pattern" sind herrliche Songs. Und die Herren bringen das Wunder wirklich fertig, dass man hier auf diesem Rundling den fehlenden Gesang nicht vermisst, unglaublich. Das ganze Album bleibt und ist musikalisch spannend aufgebaut, weit weg von Selbstverherrlichung und Gefrickel. Hier zählt die Melodie und Kunst, Spannung aufzubauen. Den einzelnen Tracks Atmosphäre zu geben, hier sind wirklich gute Ideen in die Songs geflossen, mal was ganz anderes, ich finde Anima Morte ist auf jeden Fall eine Band, die man sich als Proggie anhören sollte.
Crazy Beat    

Punkte: 8.0 von 10
BLOODBOUND – Stormborn
AFM Records/Musikvertrieb
Die schwedischen Heavy-Metaller Bloodbound gehören zu den Bands, welche zwar laufend hochwertige Alben abliefern, es aber einfach nicht schaffen, eine eigene Identität zu kreieren. Diese Konstanz hat zwei Seiten: Einerseits folgt auf "Stormborn" ein Knaller nach dem andern, das Tempo ist meist hoch und reisst mit. Anderseits ist es aber fast dreist, wie sich Bloodbound auf "Stormborn" insbesondere bei Judas Priest bedienen. Man ist hier gewillt, ein berühmtes Spiel zu spielen: Was würde heraus kommen, wenn Powerwolf zusammen mit Dream Evil, Primal Fear und Judas Priest einen Song schreiben würden? Antwort: „Satanic Panic“. Wie würde die Antwort bei HammerFall und Judas Priest heissen? Definitiv „Iron Throne“. Was würde bei einer Kooperation zwischen Edguy und Rhapsody Of Fire herauskommen? Antwort: „Nightmares Of The Grave“. Wer mag, kann dieses Spiel auch bei den nachfolgenden sieben Liedern durchziehen. Aber nicht nur darum, besitzt Stormborn einen grossen Unterhaltungswert, sondern weil auch die Lieder sackstark sind. Teilweise erinnern sie an alte Edguy und man wünscht sich, dass diese Deutschen sich beim nächsten Album an Bloodbound orientieren und endlich einen würdigen Nachfolger von „Hellfire Club“ abliefern würden. Und bevor ich’s vergesse: Testet unbedingt das Dream Evil’‘sche „Made Of Steel“ an! Zum Schluss: Vergesst die Kritik. Bloodbound sind Heavy Metal! Noch Fragen?
Roger W.    

Punkte: 8.0 von 10
SSS - Limp.Gasp.Collapse
Prosthetic Records
SSS (Short Sharp Shock) stammen aus Liverpool und liefern eine ohrenbetäubende Mischung aus Hardcore, Punk/Crust, Metal und Grindcore ab. Bereits mit der Vorabveröffentlichung "Dead Wood" feat. Jeff Walker von Carcass konnten sie mich und viele andere begeistern. Nun kommt mit "Limp.Gasp.Collapse" das dazugehörige Album. Die Gitarrenhexer verursachen ein melodisches Geballere, welches angenehm mit der explosiven Hardcorestimme des Frontshouters harmoniert. SSS wechseln gekonnt zwischen Strassen-Hardcore zu bösem Thrash Metal. Diese Mischung, gepaart mit dem Ideenreichtum und der Virtuosität der Instrumentalisten, macht SSS zu einem echten Geheimtipp.
Steve Butcher     
Punkte: 8.0 von 10
BETHLEHEM – Hexakosioihexekontahexaphobia
Prophecy Productions
Irgendwie sind die Deutschen Bethlehem an mir vorbei gegangen, dabei spielen sie in Ligen, die ich normalerweise sehr schätze, sprich : Eisregen, Marienbad, The Vision Bleak und so weiter. Die Texte sind genau so schwarzhumoristisch und auch krank wie bei Eisregen, die Stimmung Gänsehaut erzeugend – man merkt deutlich, dass die Herren seit Jahren zusammen Musik machen (und, wie auch Eisregen, schon in Deutschland mit gewissen Platten auf dem Index landeten), der Sound ist durchdacht und gut arrangiert, das Horror-Flair kommt definitiv gut rüber (anders als bei den Luschen von Evil Scarecrow oder gar Devilment). Aber nur schon wegen dem Titel müsste man sich die Scheibe zutun, denn wenn man ihn fehlerfrei ausspricht, dürfte einem eine gewisse Bewunderung sicher sein – er bedeutet im Übrigen so viel wie „Furcht vor der Zahl 666“. Also, ihr Sargträger und Grabschaufler, schnappt euch eure letzten Münzen und kauft euch den neuen Brocken von Bethlehem, schwingt dazu die Knochen (eure eigenen oder die von jemand anderem) – es lohnt sich allerdings auch, einfach mal den Texten zu lauschen und bitterböse zu grinsen.
Toby S.    
Punkte: 8.0 von 10
MONSTER MAGNET - Milking The Stars (A Re-Imagining Of Last Patrol)
Napalm Records/Universal
Nachdem die Amis in der jüngeren Vergangenheit vor allem livehaftig damit beschäftigt waren, ihre ersten genialen Werke aus dem Dornröschen-Schlaf heraus zu holen, muss gleichzeitig erwähnt werden, dass in den 2000er-Jahren immerhin sechs Alben veröffentlicht wurden. Dies war längere Zeit von Frontmann Dave Wyndorfs Drogensucht begleitet und glücklicherweise scheint er die Kurve nun, mit wenigen Abstrichen, wieder gekriegt zu haben. Das wiederspiegelte sich entsprechend in guten wie gut besuchten Konzerten, was letztes Jahr, nach dem Album «Mastermind» (2010), mit «Lost Patrol» wieder zu einer neuen Scheibe führte. Unter dem etwas schrägen, aber bei dieser Band sicher passenden Titel «Milking The Stars (A Re-Imagining Of Last Patrol)» hat man, nebst vier neuen Songs, einige Tracks von «Last Patrol» neu aufgenommen, respektive wollte diese "fröhlicher" als in der Ur-Version erklingen lassen. «Mindless Ones '68» verpasste man zum Beispiel zusätzlich den Keyboard-Sound von den Doors und das wirkt dann entsprechend schon. Wyndorfs Gesang klingt dabei aber nicht gross anders. Aus «Paradise» wurde nun «No Paradise For Me», ergänzt um Sprechparts und einer kreischenden Gitarre, wie man sie von den frühen Iron Butterfly her kennt. «End Of Time», jetzt neu als «End Of Time(B-3)» unterwegs, weist jedoch kaum Unterschiede auf und da kann man sich dann schon fragen, was das Ganze soll. Mehr bietet da die überarbeitete Variante von «Stay Tuned», die nun «Stay Tuned (Even Sadder)» genannt wird. Interessanter sind eher die neuen Songs, die natürlich auch das bieten, was der geneigte Fan von Monster Magnet kennt und mag. Mein Favorit ist der letzte Song «Duke (Full On Drums 'N Wah)», der eher anders klingt als sonst, das heisst mehr nach The Cult und einen coolen Groove besitzt. Genreliebhaber und Fans von Wyndorf & Co. können hier auf jeden Fall blind zugreifen.
Rockslave   
Punkte:
keine Wertung
BLACK FATE – Between Visions & Lies
Ulterium Records
Unglaublich! Als ich die ersten Gesangsparts von Black Fate hörte, dachte ich sofort an den ehemaligen Kamelot-Shouter Roy Khan. Die Art, wie Vasilis Georgiou auf dieser Scheibe singt, ist schon fast eine freche Kopie. Allerdings im positiven Sinne gemeint! Die Griechen gehen hier auf ihrer vierten Scheibe sehr professionell zur Sache. Kamelot, aber die alten, grandiosen Tracks der Amis stehen hier als Pate. Lieder wie das verträumte und verspielte „Into The Night“ das von den Streichern, dem Gesang und der sich ändernden Atmosphäre lebt, schreiben selbst Kamelot heute nicht mehr in dieser vorzüglichen Form. Bei den elf Songs passt alles, auch wenn ein Hit fehlt, aber alleine das leicht progressive „In Your Eyes“ überzeugt mit einer solchen Leichtigkeit, dass es Spass macht, sich „Between Visions & Lies“ mehrmals anzuhören. Mit Gus Drax, es scheint, dass alle griechischen Gitarrenvirtuosen Gus heissen, verzeichnet der Vierer einen weiteren Pluspunkt. Black Fate gefällt und kann problemlos die Fans übernehmen, welche sich vom neuen Sound von Kamelot abgewandt haben. Ob die Qualität der ersten vier Kamelot-Scheiben mit „Between Visions & Lies“ erreicht wird, muss jeder selber entscheiden.
Tinu      
Punkte: 8.0 von 10
AVATARIUM – All I Want (EP)
Nuclear Blast/Warner
Der Druck, der dieser Tage auf einer Band lastet, möglichst oft von sich Reden zu machen, ist gross. So gross scheinbar, dass sogar altverdiente Kult-Musiker wie Leif Edling (Candlemass) ihm mit neuen Projekten nachgeben müssen. Nicht anders jedenfalls kann ich es mir erklären, dass die Doom-Legende sich nach nur einem Jahr seit der Veröffentlichung des selbstbetitelten Avatarium-Debüts genötigt sieht, eine EP mit lediglich zwei neuen Songs, angereichert um drei Live-Tracks, zu veröffentlichen. Davon abgesehen: Wie man Songs schreibt, dass weiss der schwedische Tieftöner noch immer. Ein ekstatischer Teufelstanz nämlich ist der Titeltrack „All I Want“, der mit einem einzigen, treibenden Riff auskommt, unterlegt mit gurgelnder Orgel und beschwörenden Percussions wie voodoo-esken Rasseln, geschüttelt von Michael Blair (Lou Reed, Tom Waits u.a.). Und natürlich angeführt von der so zerbrechlichen wie einnehmenden Stimme Jannie-Ann Smiths, die zumindest auf Scheibe langsam in die Rolle der Rock-Frontfrau reinzufinden scheint, überzeugt sie hier doch schon deutlich stärker als auf dem Debüt. Das gilt ebenso für die zweite Nummer „Deep Well“, einer semi-balladesken Doom-Nummer mit leicht folkigem Anstrich, in deren Ende Smith zusammen und gegen die Gitarre des zweiten Avatarium-Mainman Marcus Jidell (Ex-Evergrey) singt. Und auch in den drei Live-Tracks („Pandoras Egg“, „Tides of Telepathy“ und „Bird of Prey“) gibt sich keiner der Beteiligten die Blösse, ja, das Material klingt zumindest für mich im Konzertumfeld gar lebendiger als auf dem Studio-Original. Und so hat „All I Want“ trotz einzig zwei neuer Songs doch seine Berechtigung: Als Zeichen dafür, dass dieses zusammengewürfelte Projekt doch langsam als Band zusammenwächst.
Kissi   
Punkte:
keine Wertung
CRONE – Gehenna (EP)
Prophecy Productions
Da wird es einem wirklich nicht leicht gemacht, herauszufinden, was man denn hier vor sich hat. Ist es Doom? Ist es Post? Nein, es sind Crone, die sich mit ihrer EP „Gehenna“ daran machen, oben genannte Einflüsse und noch weitere miteinander zu verschmelzen. Nur schon der Opener „Houses Of Gehenna“ wechselt von langsameren zu schnelleren Parts, hat eine gewisse Post-Atmosphäre in sich und atmet dennoch konsequent den Spirit des Dooms – die in den Hintergrund gemischte Klarstimme (bewusst, nehme ich jetzt mal an, für ein Versehen klingt das Werk zu professionell) erzeugt eine eigene Art von Gänsehaut, ähnlich klagend wie damals bei Memory Driven. „Your Skull-Sized Kingdom“ kommt mit atmosphärischen Melodien daher, die man so vorerst nicht erwartet hätte, nur um dann um sich schlagend in flottere Doom/Heavy Metal-Gefilde abzudriften und anschliessend in einen Sound zu münden, den man damals noch bei Draconian zu finden vermochte (was zur Hölle machen die eigentlich heute?!). „Escher’s Stair“ ist dann der Ruhepol der Single, zuerst rein akustisch, danach in Begleitung einer elektrischen Gitarre, aber immer noch getragen und würdevoll – lediglich der Gesang geht hier echt unter, und auch wenn das gewollt zu sein scheint – das wirkt einfach zu wenig. „Dead Man“ als letzter Track vereint die vorhergehenden in sich und präsentiert sich als soweit gelungene Mischung aus alten und neuen Teilen der erwähnten Musiklandschaften. Als Appetithappen reicht „Gehenna“ völlig aus, ich persönlich bin gespannt, ob die LP dann das Niveau und die unausgesprochenen Versprechen zu halten vermag.
Toby S.   
Punkte:
keine Wertung
ANTHRAX - Chile On Hell (Live DVD + CD)
Nuclear Blast/Warner
Satte 30 Jahre ist es schon her, als Anthrax ihr Debut „Fistful Of Metal“ veröffentlichten. Hier ist nunmehr wieder eine der vielen Live-DVD und -CD, die die Jungs ihren Fans „schenken“. Das Konzert war am 10. Mai 2013 in Santiago, Chile. Wie es so ist, kann man diese Scheibe auch als Best Of-Platte gelten lassen. Man findet Songs aus verschiedenen Dekaden der Band. Vor allem der Song „March Of The S.O.D.“, der aus der Hardcoreplatte stammt mit verschiedenen Musikern, ist für mich immer noch ein spezielles Highlight. Der Gitarrensound dieser Scheibe ist immer noch eine der besten Aufnahmen, die in der Metal-Geschichte produziert wurde und schlicht einfach unerreicht sind. Anthrax-Fans werden sich diese Scheibe kaufen, aber auch für Einsteiger ist diese Werk sicherlich die paar Fränkli wert.
Daniel J.    

Punkte: keine Wertung
SKANSKA MORD – Skånska Mord (EP)
Transubstans Records
Ja, auch Skånska Mord kommen aus Schweden, schnausen im Second Hand Shop und haben sich in ihrer Kindheit sicherlich mehr als einmal an der elterlichen Plattensammlung gütlich getan. Und trotzdem, trotzdem das Quartett klingt wie vor 40 Jahren und trotzdem es davon heute beinahe wieder so viele Bands gibt wie zu Originalzeiten, hat diese selbstbetitelte EP mehr als nur Daseinsberechtigung. Der Hauptgrund: „A Room without a View“. Am ehesten vielleicht als Blues-Power-Ballade zu bezeichnen und mit den relaxten Stücken von Graveyard zu vergleichen, entwickelt dieser Song von seinem Nebelschwaden-Anfang über den dramatischen Zwischenteil bis zu seinem so wuchtigen wie melancholischen Refrain einen Sog, wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört habe. Auch die anderen drei Nummern der EP, das zur Mundharmonika gut gelaunt groovende „Leaving“, der arschcoole Heavy Rocker „Illusion“ und das von kreischenden Doppel-Lead-Gitarren dominierte Black Salad“, ein Cover des schwedischen Gitarrenhelden Janne Schaffer (u.a. Studiomusiker für ABBA, Bob Marley u.v.a.), sind bestes Retro-Rock-Futter, das nicht zuletzt durch die kernig, soulige Stimme Janne Bengtssons eigene Konturen besitzt. Mit „A Room without a View“ aber hat der Vierer für mich eines deutlich gemacht: Mit dem richtigen Songwriting kriegt auch fast 50 Jahre alter Sound neue Dringlichkeit.
Kissi    

Punkte: keine Wertung
WELLE: ERDBALL – Ich Rette Dich! (EP)
Oblivion/Musikvertrieb
Das Dessert ist serviert! Nach dem Album “Tanzmusik für Roboter“ reichen die Electropop-Virtuosen von Welle: Erdball den hungrigen Fans gleich einen deftigen Nachtisch hinterher. Die Zutaten sind dabei altvertraut und bringen wenig wirklich Neues und Überraschendes mit sich - doch warum sollte man mit einem Erfolgsrezept im Gepäck auch herumexperimentieren? Man nehme also eine kultige tanzbare Hymne (der Titeltrack “Ich rette dich!“), eine bittersüsse Hommage an die Vergangenheit (“Das Radio, das Ohr der Welt“), eine aufgemotzte Coverversion (“FanFanFanatisch“, im Original von Rheingold) und packe dann noch einen Track für das 5. Bandmitglied, den C=64, dazu (“Die Wahrheit“) – schon ist das Dessertbüffet komplett! Die EP mit 8 brandneuen Tracks ist fast schon ein ausgereiftes Album. Welle: Erdball Fans dürfen sich dieses Jahr mit so viel neuem Futter also glücklich schätzen! Einige Änderungen gibt es allerdings schon: die neue Dame beim Sender, LadyLila, macht eine gute Figur und trägt zum magischen Welle: Erdball-Geist bei, der die Kombo neu inspiriert und wiederbelebt hat. Neu und ungewohnt ist auch der letzte Track des Silberlings – eine Remix-Version von “Ich rette dich!“ von Massiv in Mensch. Welle: Erdball sind Kult und das bleiben sie auch.
Patricia H.    

Punkte: keine Wertung
DOWNFALL OF GAIA – Aeon Unveils The Thrones Of Decay
Metal Blade/Sony Music
Die ersten eineinhalb Minuten, die von sirenenartigen Rückkopplungseffekten und sanften Gitarrenakkorden gestaltet werden, sind trügerisch. Der abrupte Wechsel zum Geprügel sorgt dann gleich mal für einen ordentlichen Adrenalinschub und dies wird nicht der letzte, unerwartete Übergang sein. Downfall Of Gaia fordern ihren Hörer einiges ab, geben ihnen aber ebenso viel zurück. Der Sound hat eine Tiefe und Intensität, von der manche Band nur träumen kann. Die Vocals sind sehr aufwühlend - passend zu den Texten, welche von der Zeit handeln, welche die Menschen gefangen hält und vor welcher es kein Entkommen gibt. Gerade wenn es wieder etwas gemütlicher zu werden scheint ('Ascending The Throne'), rollt eine hässlich grollende Lawine heran, die im Verlauf von 'Of Stillness And Solitude' ihre volle Kraft entfaltet. Ruhe kehrt erst ein, nachdem der letzte Ton von "Aeon Unveils The Thrones Of Decay" nach einer guten Stunde erstickt ist.
Patricia L.    

Punkte:
8.0 von 10
MACHINE HEAD - Bloodstone & Diamond
Nuclear Blast/Warner
Die Erinnerung an die letzte Tour zum Vorgänger-Album «Into The Locust» ist noch in bester Erinnerung! Das Konzert im Zürcher Volkshaus war einfach nur genial und die Hütte bebte wie zu den besten Zeiten. Satte zwanzig Jahre nach dem Debüt wie Überflieger «Burn My Eyes» sind Rob Flynn und seine Jungs inzwischen richtig gross geworden. Ok, nicht so wie Metallica, aber mindestens so gross, als dass der Frontmann aktuell verkündet hat, dass Machine Head im kommenden Jahr, also im Sommer 2015, keine Festival-Shows mehr spielen wollen. Man sei es leid, jeweils mitten am Nachmittag und je nachdem bei Wind und Wetter aufspielen zu müssen. Sowas klingt natürlich nicht für alle Ohren gleich schlüssig, aber es hat eigentlich schon was Wahres bezüglich der Fanresonanz an sich. Während die Hallen Live-Shows also nach wie vor killen, sind die Studioalben zunehmend sperriger geworden, respektive wenn Songs, wie zuletzt auf dem Vorgänger einige, oftmals sechs, sieben, ja gar über acht Minuten dauern, kommen sie einfach nicht so auf den Punkt. Wobei man das trotz allem nicht generalisieren kann, denn «Halo» (von «The Blackening», 2007) dauert beispielsweise über neun Minuten, überzeugt aber trotzdem, doch das Level ist seither hoch wie nie und alles folgende muss sich daran messen lassen. Der Opener «Now We Die» überrascht zunächst mal mit klassischen Orchesterklängen, die man so ja wohl kaum erwarten durfte. Dass der ansonsten im Geiste von Exodus geil abstampfende Song auch im weiteren Verlauf die sanften Geigenklänge einfliessen lässt, irritiert mich echt, wie auch der ruhige Zwischenteil mit ungewöhnlich cleanen Vocals (die zwar ganz ok sind) und dem nächsten Geigenständchen. «Killers & Kings» kommt, da deutlich kürzer, kompakter daher. Das nachfolgende «Ghosts Will Haunt My Bones» startet zäh, ehe es danach mit einer sehr melodischen Bridge wieder weiter geht, um dieses Thema kurz darauf zu wiederholen.

Hinten raus bleibt es dann lärmig, ergänzt um coole zweistimmige Guitar Solo-Lines, die Rob Flynn und Phil Demmel gemeinsam wie kongenial zocken. «Night Of Long Knives» packt derweil die Thrash-Keule im wahrsten Sinne des Wortes aus und lässt den Fensterkitt zerbröseln, ergänzt um opulent arrangierte Vocals. Das überlange «Sail Into The Black» baut sich mit einer gewissen Spannung auf, aber es passiert (zu) lange nichts und der Rest ist nicht wirklich weltbewegend oder zumindest gewöhnungsbedürftig. Bisher zündet «Bloodstone & Diamond» (bei mir) nicht wirklich, da zwar versucht wird, einige soundmässige Farbtupfer zu setzen, was aber jedoch auf Kosten der Eingängigkeit geht, da, wie zum Beispiel bei «Eyes Of The Dead», der rote Faden in dem Durcheinander nicht wirklich mehr zu erkennen ist. Da das alles technisch jedoch auf dem gewohnt hohen Niveau zelebriert wird, stimmt dies den Rezensenten folglich etwas milder, aber nicht lange! Bei «In Comes The Flood» stellt sich mir nämlich die Frage, ob das nun Machine Head oder Scar Symmetry sind, die am Musizieren sind. Immerhin wird allerspätestens hier bemerkt, wie fett die Produktion ausgefallen und dass der neue Bassist Jared MacEachern nicht nur hier gut zu hören ist. Ein Novum im Sinne einer echten Ballade (!) stellt «Damage Inside» dar, ist allerdings auch nicht die Quadratur des Kreises. Deutlich mehr Schmackes offenbart «Game Over» mit fettem Eingangsriff, aber richtig an den Eiern packt einen eigentlich nur der herrlich röhrende Bass. Zu allem Überfluss gibt es dann auch noch eine Art Sprechgesang bei «Imaginal Cells» zu verdauen, was mich noch ratloser hinterlässt. Mittlerweile ist über eine Stunde Spielzeit erreicht und mit «Take Me Through The Fire» stehen nochmals fast sechs Minuten an, die das bisherige Gesamtbild bestätigen, will sagen «Bloodstone & Diamond» ist sicherlich ambitiös, aber regelrecht überladen und insgesamt betrachtet ziemlich konfus. Nimmt mich nun nur Wunder, wie und war daraus live umgesetzt wird. Die Antwort darauf kann schon bald gegeben werden, denn noch vor Monatsende kommen Machine Head nach Zürich ins Komplex 457.
Rockslave    

Punkte:
7.7 von 10
NICKE BORG HOMELAND – Ruins Of A Riot
Gain Music
Schon sechs Jahre ist es her, als das letzte Album der Backyard Babies erschien. Glücklicherweise wurde nun bekannt, dass die Jungs endlich wieder an neuem Material arbeiten und somit das Warten der Fans schon in Kürze ein Ende haben könnte. In der Zwischenzeit waren die beiden Hauptakteure aber keineswegs untätig. Gitarrist Dregan schloss sich der Band von Ex-Hanoi Rocks-Frontmann Michael Monroe an und veröffentlichte ein Soloalbum in bester Backyard Babies-Manier. Sänger und Gitarrist Nicke Borg gründete die Combo Homeland, mit der er aber gänzlich andere Pfade beschreitet als mit seiner Stammformation. Mit „Ruins Of A Riot“ wurde bereits zum dritten Mal ein Longplayer eingespielt. Die Scheibe erschien im heimatlichen Schweden aber bereits vor einem Jahr. Nichts desto trotz wird das Werk auch im Rest von Europa mit Sicherheit auf offene Ohren stossen. Es wird aber auch mit hoher Wahrscheinlichkeit die Backyard Babies-Fangemeinde spalten. Mr. Borg wildert mit Homeland im zeitlosen Rockbereich. Die Punk-Attitüde lässt er komplett weg. Viel mehr legt er Wert auf fein strukturierte Melodien und tiefgehende Emotionen. Man kann es drehen und wenden, wie man will, mit seiner angestammten Formation hat das Ganze herzlich wenig zu tun, auch wenn uns das Label etwas anderes weismachen will. Das bedeutet aber auch nicht, dass das Album schlecht wäre, das Gegenteil ist der Fall. „Ruins Of A Riot“ überzeugt durch Charme und Charisma, die Songs sind unkompliziert aufgebaut, klar strukturiert und dadurch leicht verdaulich. Dabei beweist Nicki, dass er auch abseits des High Energy Punk'n'Roll zu einer überzeugenden gesanglichen Leistung fähig ist. Nicht Backyard Babies, aber trotzdem cool.
Chris C.
   
Punkte:
7.7 von 10
SLOWDRIVE - The Big D
Eigenvertrieb
Dem eigenen Stil ums Verrecken einen neuen, noch nicht existierenden Namen geben zu müssen, geht nicht selten in die Hose, da zu häufig das gewünschte Eigenbild nicht dem wirklich Dargebotenen entspricht. Nicht so bei den Luzernern slowDrive (schreibt sich wirklich so), die mit „North-Eastern Lu-Town Rock ‘n‘ Fuckin‘ Roll“ nicht nur einen heissen Anwärter für die Stilbezeichnung des Jahres liefern, sondern mit ihrer Selbsteinschätzung genau richtig liegen. Das Trio – Manu Fellmann stiess erst nach den Aufnahmen als zweiter Gitarrist zur Band – rockt sich leidenschaftlich durch zehn Tracks, die munter in der Schnittmenge irgendwo zwischen Stoner Rock, Schweinerock und Metal umherpurzeln. Der ziemlich komprimierte Sound hart an der Grenze zum roten Bereich auf dem Mischpult mag vielleicht der Eine oder Andere bemängeln, aber in diesem Fall passt er wunderbar zu den herrlich frischen und rotzigen Tracks. Wie leider schon so oft bleibt es mir unbegreiflich, dass die Schweizer Musikindustrie eine solche Band konsequent ignoriert und sie dazu zwingt, ihre kreativen Schübe in Eigenregie aufnehmen und unter die Leute bringen zu müssen, denn wer mit einem High Energy Rock ‘n‘ Roll-Album wie diesem daherkommt und in einem renommierten deutschen Rock und Metal-Magazin den Titel „Demo des Monats“ einheimst – so geschehen vor drei Jahren anlässlich der Veröffentlichung von „slowDrive II: The Passenger“ – gehört in ein Package mit Bands wie Nitrodogs, Danko Jones oder The Chuck Norris Experiment und nicht bloss auf lokale und regionale Bühnen. Die anvisierte Klientel von slowDrive dürfte ich somit auch gleich relativ klar umrissen haben. Wer sich davon angesprochen fühlt, kann sich den Silberling auf der Homepage der Jungs ordern. Zeigt echten Rock ‘n‘ Roll-Spirit und gebt mal ein paar Kröten für eine talentierte, lokale Band aus, anstatt sie irgendwelchen Mega-Acts hinterher zu werfen, die sie längst nicht mehr nötig haben, ok?
Mirko B.
   
Punkte:
7.7 von 10
EPITAPH - Crawling Out Of The Crypt
High Roller Records/Musikvertrieb
Achtundzwanzig Jahre und drei Demos (von denen sechs Tracks auf dieser CD vertreten sind) hat es gebraucht, bis das Quartett aus Verona endlich ihren Doom auf Plastik bannen konnte. Somit gehören Epitaph zu den Urgesteinen des italienischen Doom, und das hört man ihnen auch deutlich an. Bevor die Band 1986 gegründet wurde, waren einige Mitglieder bereits in den Genre-Vorreitern Black Hole und Sacrilege tätig, und diese drei Dekaden Erfahrung in den düsteren Nischen des Metal kommen ihnen jetzt zugute. Bei aller marginalen Ähnlichkeit zu Candlemass verfügt die Truppe immer noch über einen vorherrschenden, ganz eigenen charakteristischen Sound, der ganz der Tradition folgend mit viel melodischer Melancholie und gleichzeitig metallischer Power versehen ist. Für die nötigen Akzente sorgen zusätzlich die sparsam und deshalb wirkungsvoll eingesetzten Keyboards, welche die ganze Palette von der Hammondorgel über düstere Soundteppiche bis hin zum klassischen Klavier abdecken. Und auch hier erweisen sich die Jungs innerhalb ihres engen Korsetts als experimentierfreudig, am Schluss von „Confuse The Light” setzen sie gar bluesig-jazzige Pianoklänge ein. Passt nicht? Dann hört euch mal den Schluss von Black Sabbath’s „Sabbra Cadabra“ an, das passt wie die Faust aufs Auge, man muss es bloss wagen! Wer sich von den Livequalitäten der italienischen Doom-Veteranen ein Bild machen will, hat dazu am 15. November am Hammer Of Doom-Festival die Gelegenheit. Mit einem Album wie diesem im Gepäck können die vier Jungs aus Verona jedenfalls gelassen nach Würzburg reisen.
Mirko B.
  
Punkte:
7.7 von 10
CAVALERA CONSPIRACY - Pandemonium
Nuclear Blast/Warner
Zeitweilen sah Max Cavalera in der letzten Zeit auf gut deutsch ziemlich "scheisse" aus. Das kann natürlich verschiedene Gründe haben, aber das hindert ihn und viele seiner Kollegen nicht daran, unermüdlich weiter zu arbeiten. Erst letztes Jahr kam ja die neue Soulfy-Scheibe «Savages», erstmals über Nuclear Blast vertrieben, heraus. Nun trägt das zweite Steckenpferd Cavalera Conspiracy weitere Früchte. «Pandemonium» ist nach «Inflitked» (2008) und «Blunt Force Trauma» (2011) die dritte Scheibe. Der Turnus von drei Jahren Pause dazwischen könnte sich auch in Zukunft einstellen. In dieser Combo mit dabei ist neben Bruder und Drummer Iggor Cavalera der Soulfy Klampfer Marc Rizzo, der also der gleiche Workaholic wie Max zu sein scheint. Die zweite Spielwiese von Max ist seit je her eher thrashiger als Soulfly ausgerichtet und auch näher beim Hardcore angesiedelt. Die Nähe zu den vor allem alten Sepultura erklärt sich eigentlich selbstredend. Wirklich Bahnbrechendes bietet «Pandemonium» allerdings nicht. Die Songs sind durchs Band schnell und Marc Rizzo lieferte einmal mehr amtlich ab. Sein messerscharfes Riffing wie die wieselflinken Guitar-Soli sind hier das Salz in der Suppe. Während instrumental also alles über jeden Zweifel erhaben ist, sind die Songs an sich nicht die Quadratur des Kreises. Diese Ecke ist nun auch schon ziemlich arg beackert worden und viel Neues gibt es aus dieser Ecke einfach nicht mehr. Das Ganze wiederholt sich ständig und lebt mehr von den überragenden Einzelleistungen der Musiker. Besonders was Marc (an der Klampfe) und Iggor an den Drums abliefert, verdient alleine schon mal einen Orden. Wirklich interessant finde ich hingegen Songs wie das vergleichsweise träge «Not Losing The Edge» oder das mehrschichtige «Deus Ex Machina». Der Schlusssong «Porra» beginnt schliesslich, ganz der Tradition bei Soulfly folgend, mit akustischen Klängen, ehe es dann wieder scheppert, hinten raus weitere Arrangements greifen und eine sicherlich gute, aber nicht zwingend benötigte Scheibe abschliessen. Da finde ich Soulfy und Sepultura bis und mit 1996 einfach geiler wie variantenreicher.
Rockslave  

Punkte:
7.5 von 10
RISE OF THE NORTHSTAR - Welcame
Nuclear Blast/Warner
New School-Thrash im Shonen-Style: So präsentieren sich Rise Of The Northstar aus Frankreich, die ihre Inspiration aber lieber in den Hintergassen von Shibuya als im Champs Élysées suchen. Durch ihre Texte, Musik und Metaphorik hat sich die Band ein einzigartiges Image aufgebaut, das den 90`s-Hardcore aus New York mit Manga und Metal verbindet. Rise Of The Northstar scheinen vorab schonmal alles richtig zu machen, noch bevor das Album erschienen ist verzeichneten die Franzosen auf ihrer Facebook-Page an die 100`000 Likes und auf Youtube bringen es alle Veröffentlichungen auf über 2 Millionen (!) Klicks. Gleich mit ihrem ersten Song "What The Fuck" auf ihrem Debut machen Rise Of The Northstar klar, wohin die Reise geht. Eine brachiale Mischung aus Hard/Rapcore und Modern Thrash, als hätte man Limp Bizkit, Hatebreed und Madball in einen Topf geworfen. Die Franzosen glänzen nicht mit songwriterischen Qualitäten, sondern bestechen durch ihre Frische und den Wiedererkennungswert.
Steve Butcher  

Punkte:
7.5 von 10
ANAAL NATHRAKH – Desideratum
Metal Blade/Sony Music
Ob der Wechsel von Candlelight zu Metal Blade Records dafür Verantwortlich ist oder ob es der natürlichen Entwicklung des Duos entspricht, Desideratum klingt klinischer und technoider als Vanitas oder Passion. Das zumindest ist der erste Eindruck, der auch nach dem Intro bestehen bleibt. Bei ‚Unleash‘ nimmt der Synthesizer eine relativ grosse Rolle ein und die fast schon poppig anmutenden Refrains stehen im harten Kontrast zum übrigen Hochgeschwindigkeitsmetal. Songs wie ‚The One Thing Needful‘ oder auch ‚The Joystream‘ klingen zwar nach wie vor wuchtig (das ist noch sanft ausgedrückt, ich weiss) aber die Mischung aus klarem Gesang und den Dubstep-Rhythmen drücke der Musik einen sehr modernen Stempel auf. Mehr als noch bei den Vorgängern, welche ja schon experimentell und/ oder chaotisch waren, wirken die Songstrukturen griffiger und beinahe sowas wie eingängig. Wer die Briten wegen ihrer Verwandtschaft mit Grindcore mag, wird an ‘Sub Specie Aeterni‘ Freude haben, hier werden nochmals Squeals vom feinsten zelebriert, was auf dem Rest des Albums kaum mehr zu hören ist. Trotz all dieser Vielfalt schaffen sie es dabei, dass die Songs homogen klingen und genau an der richtigen Stelle des Albums stehen. Desideratum klingt wütend, modern, elektronisch und irgendwie cool. Mal sehen ob es bestehen mag.
Tristan  

Punkte:
7.5 von 10
DEAD CITY RUINS - Dead City Ruins
Metalville/Musikvertrieb
Diese australische Band dürfte den meisten 2013 als Opening Band bei der Show von Ugly Kid Joe und Skid Row in der Schüür in Luzern aufgefallen sein. Damals war es ein "kam-sah-siegte" Effekt. Sie toppten zwar nicht die beiden Headliner, aber überzeugten auf der ganzen Linie. Hier nun ihr zweites sowie auch neustes selbstbetiteltes Album, welches wohl mit Spannung erwartet wird. Nach etwas zwanzig mal durchören, kann man sagen dass es ein grundsolides gutes Album ist. Die typisch australischen Trademarks werden eigentlich nicht bedient. Das machen schon andere. Dead City Ruins bewegen sich mehr so im Bereich zwischen Black Sabbath, dann wieder etwas Zakk Wylde Attitude um dann doch ab und zu DC' einzustreuen. Einen Anspieltipp kann man eigentlich nicht wirklich abgeben da wenig hängen bleibt. Es ist eher so, dass dieses Album als ganzes Spass macht. Gebt dieser Sache eine Chance denn es braucht eine Weile bis es zündet.
Roxx  

Punkte:
7.5 von 10
AZIZ - Sorroweater
Subversiv Records
Die Berner um Aziz erfreuen uns mit ihrem vierten Album. Seit 2001 zusammen und ab 2009 als Trio wollen Aziz die Welt ein wenig schöner Gestalten. Im Infoblatt heisst es: Rock und Metal mit eigenwilliger Affinität zu Prog, Sludge oder Stoner. Mir persönlich fehlt eigentlich das Wort „Grunge“. Aziz gehen meiner Meinung in die Richtung Pearl Jam, was kein Vorwurf ist, nein eher im Gegenteil, die Songarrangements sind interessant gestaltet worden und sind sehr variabel. Vor allem die Gitarrenriffs gefallen einem sofort. Alles in einem ist „Sorroweater“ ein kompaktes Album geworden, das noch Luft nach oben hat, und die Band aus der Hauptstadt ist noch nicht müde und wird uns sicherlich bald wieder mit cooler Musik erfreuen.
Daniel J.  

Punkte:
7.5 von 10
VOICES – London
Candlelight Records/Irascible
Der postmoderne Gedanken ist gescheitert. Das Auflösen von Grenzen, die Akzeptanz der Verschiedenheit und das Abwenden vom Wahrheitsbegriff haben nicht dazu geführt, dass die Menschen verantwortungsvoller miteinander umgehen. Nein, ohne festgeschriebene Moral, ohne ein kollektives Verständnis von Gut und Böse verliert sich die Masse in der Angst vor der Unwissenheit. Wenn es nichts mehr gibt, dem man folgen könnte, bleibt noch die Flucht. Doch wohin? Das zumindest sind Fragen, die beim ersten Hören von Voices auftauchen. Den sozialkritischen und politischen Exkurs spare ich mir an dieser Stelle, aber ich bezeichne es bereits als grossartig dass eine Band mit ihrer Musik solche Denkanstösse ermöglicht. Und das, obwohl ich den Vorgänger gar nicht so toll fand. Vom depressiven Intro über das erste Lied zeichnen sich die ersten feinen Linien vor dem inneren Auge. Formen sich zu grauen, verregneten Strassen (durch Gespräche und Geräusche am Ende von ‚Vicarious Lover‘ unterstützt), aus denen der Hauptakteur sich in das Nachtleben stürzt. ‚Megan‘ klingt nach einer nicht ganz so gelungenen zwischenmenschlichen Beziehung, deren Ende ziemlich leer klingt. Der nächste Song klingt dagegen gar nicht mehr überzeugend, aber mit 63 Minuten hat das Album noch genügend zu bieten. Dazu gehört auch ganz viel Raum für Interpretationen, ohne die das Album wahrscheinlich gar nicht funktionieren kann. Die Lieder packen nicht durch fette Riffs oder eingängige Melodien, sondern durch ihre Geschichten. Das Hören wird dadurch fordernd, dafür unterstreicht es den künstlerischen Aspekt des Werkes. Ganz spannend wäre eine visuelle Umsetzung davon, ob jetzt in Film oder Fotos. Wie dem auch sei, London ist kein Album für alle Tage und musikalisch gesehen auch kein Meilenstein. Aber es wirkt als Kunstwerk, wenn man ihm Zeit lässt.
Tristan   
Punkte:
7.5 von 10
FIRELAND – God’n’Evil
Power Prog
Chile wartet mit einer Band auf, welche mit typischem Power Metal zu überzeugen versucht. Das gelingt teilweise recht gut. Songs wie der Starter „Ancient Time“ drücken das Doublebass durch und erinnern an die in diesem Genre allgegenwertigen Helloween. Dieser Eindruck wird durch die schönen Twin-Gitarren verstärkt, während sich Fireland im Refrain vor deutschem Teutonen-Stahl verneigen. Die Mischung sorgt über weite Teile für gute Unterhaltung, ohne dabei langfristige Spuren im Gedächtnis zu hinterlassen. Gegen Ende des Album lässt dann die Aufmerksamkeit des Hörers aber merklich nach, auch wenn die Lieder nicht unbedingt schlechter als am Anfang sind. Dagegen vermag auch die obligatorische Ballade im Mittelteil nichts auszurichten. "God’n’Evil" ist ein Album für Power Metal-Liebhaber. Ein Album, an dem Genre-Alleskenner ihre Freude haben werden. Eine Steigerung des Bekanntheitsgrad über diese engen Szenen-Grenzen hinaus wäre aber überraschend. Trotzdem: Fireland machen ihre Sache gut! Nicht mehr und nicht weniger!
Roger W.   
Punkte:
7.5 von 10
LONEWOLF – Cult Of Steel
Massacre Records/Musikvertrieb
Ups, da ist mir in den letzten Jahren eine französische Truppe zwischen den Fingern durchgerutscht. Lonewolf, die True Metaller aus Grenoble schieben ihr siebtes Album in die Umlaufbahn. Eines, das sich absolut hören lassen kann. Alleine der Opener „The Cult Of Steel“ besticht durch doppelläufige Leads und flotte Rhythmen. Auch wenn das Organ von Jens Börner etwas sperrig ist, musikalisch geht hier die Post ab. „Hordes Of The Night“, „Werewolf Rebellion“, „Blood Of The Heretic“ und „Force To Fight“ (erinnert von der Gitarrenarbeit an Running Wild) gehen mit Geschwindigkeit durchs Ziel. Mit zunehmender Spielzeit wünscht man sich aber auch mal einen Midtempo-Track wie „Mysterium Fidei“. Was die Franzosen machen, machen sie gut. Ob das allerdings reicht bei den ganz Grossen an die Türe zu klopfen, wird sich zeigen. Es hat wohl einen Grund, wieso sich Lonewolf in den letzten Jahrzehnten nie bis zu mir durchgeschlagen haben…
Tinu   
Punkte:
7.5 von 10
HOLY DRAGONS – Dragon Inferno
Pitch Black Records
Dämlicher Bandname, dummer Albumtitel, doofes Album-Cover! – Anderseits aber ein ungewöhnliches Herkunftsland und eine Musik zwischen spannend und belanglos. Die Kasachen machen einem das Review-Schreiben nicht einfach. Konzentrieren wir uns auf die Musik, kommen durchaus spannende Kompositionen hervor. So zeigt das Instrumental „Old School Space B“ teilweise neue, bisher kaum gehörte Melodien und offenbart damit das Potential einer Band, welche bereits 1997 ihr erstes Album veröffentlicht hatte. "Dragon Inferno" erklingt überraschend anders, als das Cover vermuten lässt. Hier regiert nicht symphonischer Power Metal, sondern astreiner Heavy Metal mit Hang zu Thrash und Old School. Das hat durchaus Charme. Die hohen Schreie des Sängers sind hier ertragbar, weil sie neben dem bereits erwähnten Stück noch geschickt zwei weitere Instrumentals eingestreut haben. Überhaupt könnten Holy Dragons ganz auf Gesang verzichten. Denn was hier ohne Schreihals gezeigt wird, ist druckvoll, aussergewöhnlich und bis zu einem gewissen Grade progressiv. Kommt dagegen wieder die Stimme zum Einsatz, sinkt das Niveau mal mehr, mal weniger. Wer sich also vom Albumtitel, Bandnamen und Artwork nicht abschrecken lässt, hört eine CD, welche authentischer nicht sein könnte und durchaus gute Musik bietet.
Roger W.   
Punkte:
7.5 von 10
CARCASS - Surgical Remission / Surplus Steel (EP)
Nuclear Blast/Warner
Ein paar Zeilen weiter oben habe ich gerade noch auf hohem Niveau über das Comebackalbum von At The Gates gelästert und merke gerade, dass mir das letztjährige, ähnlich gelagerte "Surgical Steel" von CARCASS im Gegenzug aber immer noch einen musikalischen Dauerständer verschafft. Mea culpa, die Geschmäcker und Anforderungen an verschiedene Bands sind eben nicht diskutierbar sondern persönlicher Natur. Bei aller Liebe zu CARCASS fällt diese EP schlussendlich aber doch eher in das Beuteschema von Hardcorefans und Plattensammlungsvervollständigern, da "Surgical Remission.." tatsächlich nur einen neuen und nicht gerade sackstarken Song ("Livestock marketplace") enthält und im Verbund mit einer Reprise des "Surgical Steel"-Intros "1985" an Neuigkeiten ziemlich schwach auf der Brust ausfällt. Die drei übrigen Tracks "A wraith in the apparatus", "Intensive battery brooding" und "Zochrot" sind jedoch allesamt bereits erschiene Bonustracks (Japan-Bonus, Vorab-7" zu "Captive bolt pistol" und Decibel-Magazin Flexidiscbeilage) und die EP animiert mich aufgrund dieser mageren Ausbeute nicht gerade zu Jubelstürmen. Aber hey, es sind CARCASS!! Reinhören und die beiden addierten Sympathiepunkte abziehen.
Hardy    

Punkte: keine Wertung
INQUISITOR - Walpurgis - Sabbath of Lust (Re-Release)
Hammerheart Records
Selten hat man eine kreischigere und höhere - teilweise fast quietschige - Stimme erlebt als die von Alex Wesdijk, Chefkreischer bei Inquisitor, krass! „Walpurgis - Sabbath of Lust“ wurde 1996 als erste und einzige Full Length-CD der Niederländer - man trennte sich nämlich 1997 gleich wieder - erstmals veröffentlicht, 2014 bringt Hammerheart Records anlässlich der Reunion des Quartetts die Scheibe erneut heraus. Der Sound der Re-Issue ist etwas geglättet worden, doch die Rohheit und Brutalität des Originals sind dennoch erhalten geblieben und kommen erholsam authentisch rüber in Zeiten des Plastik-Drumsounds. Es rumpelt und thrasht und groovt in bester 90er Manier, und wer auf knüppelharten Thrash mit fiesen Vocals steht und das Original dieser Scheibe noch nicht sein eigen nennt, sollte einen Kauf mehr als in Erwägung ziehen. Und wir warten nun gespannt, was Inquisitor nach ihrer Reunion an Outputs auf die Metal-Welt loslassen werden. Bis dahin kann man getrost ihr Debut oder auch ihre drei Demos, die ebenfalls via Hammerheart Records erneut erscheinen werden, als Überbrückung nutzen. Gut kreisch!
Lucie W.    

Punkte: keine Wertung
GRORR - Unknown Citizens
ViciSolum Productions
Grorr wurden im Jahre 2005 in Frankreich gegründet. Technischen Death Metal finden wir auf dem dritten Album der Franzosen. Die Sache erinnert stark an Meshuggah. Scheinbar handelt es sich hier um ein Konzeptwerk des Dichters W.H.Auden. Wer sich stark genug fühlt, komplexe sehr düstere Gitarrenriffs und schwierige Songstrukturen reinzuziehen, dürfte an dieser Scheibe seinen Gefallen finden. Es braucht schon ein paar Anläufe, um mit diesem düsteren Werk warm zu werden. Item, wir sind keine Warmduscher und haben durchgehalten, aber immer möchte ich diese Mucke nicht hören.
Daniel J.   
Punkte:
7.5 von 10
VOICES OF DESTINY – Crisis Cult
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Schwaben haben sich für ihr 3. Album wiederum eine neue Sängerin gesucht: Ada Flechtner heisst die Dame und passt sehr gut zum etwas härteren und epischeren Touch, den sich die Band auf “Crisis Cult“ zugelegt hat. Sie liefern soliden Female Fronted Symphonic Metal mit einem Hauch Gothic und epischem Powermetal-Einschlag ab. In diesem Genre gibt es ziemlich viel starke Konkurrenz und so richtig stechen Voices of Destiny leider nicht heraus. Zwar muss man ihnen zu Gute halten, dass sie sehr viel Abwechslung und ausgeklügelte, interessante Kompositionen an den Tag legen, doch irgendwie fehlt das Unverwechselbare. Die klassische Kombo aus bezaubernden weiblichen Clean Vocals und biestigem männlichem Growling als Kontrast ist zwar toll, aber halt auch nicht so wirklich neu. Die choralen Einlagen während den Refrains geben dem Ganzen etwas mehr Fülle, auch wenn sie damit ein Klischee bedienen. Und auch das obligate Duett mit einer weiteren Genre-Sirene als Gast darf natürlich nicht fehlen: Bei “At the Edge“ erhält Ada Unterstützung von ex-Xandria Sängerin Manuela Kraller. Fazit: “Crisis Cult ist ein durchweg rundes Album, welches Genrefans begeistern dürfte. Doch an Grössen wie Epica und Co. kommt die Band leider (noch?) nicht heran.
Patricia H.
   
Punkte:
7.5 von 10
HEART & FRIENDS – Home For The Holidays
Frontiers Records/Musikvertrieb
Vor nunmehr 40 Jahren wurde die Band Heart 1974 in Seattle von den beiden Schwestern Ann Wilson (Vocals) und Nancy Wilson (Guitar) gegründet. Bei so langen, und im Fall von Heart insgesamt äusserst erfolgreichen, Karrieren wird die Statistik unübersichtlich. Trotzdem sollen die eindrücklichen Eckdaten nicht unerwähnt bleiben. Mit „Fanatic“ erschien 2012 das 14. Studioalbum. Mit Live-Alben und Compilations kommt man locker auf die doppelte Anzahl. Im heimischen Amerika konnte man 18 Longplayer und 29 Singles in den Billboard Charts platzieren, daraus resultierten 20 Platin- und 5 Goldauszeichnungen. Weltweit verkaufte die Band bis Dato 30 Millionen Tonträger, wurde 2012 mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame gewürdigt und am 18. April 2013 in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen. Letzten Dezember nun organisierte die Band ein „Once In A Lifetime“ Konzert. Am 12.12.2013 wurde in der Benaroya Symphony Concert Hall in Seattle ein Weihnachtsgig mit diversen Special Guests auf die Bühne gebracht. Mit dabei waren Shawn Colvin, Sammy Hagar, Richard Marx und Pat Monahan. Zum Zug kamen dabei Weihnachtslieder von Joni Mitchell, Harry Nilsson, Bob Dylan und Sammy Hagar, aber auch ein paar der eigenen Lieblingssongs der Wilson-Schwestern, ebenso wie eine starke Version von „Stairway To Heaven“ kam zum Zug. Das Ganze wurde mitgeschnitten und jetzt Veröffentlicht. Dabei wurde die weihnachtliche Stimmung perfekt eingefangen und für die Ewigkeit festgehalten. Unter diesen Voraussetzungen darf natürlich kein „richtiges“ Rock'n'Roll-Album erwartet werden. Nichts desto trotz besticht „Home For The Holidays“ durch eine intensive Stimmung, die den käuflichen Erwerb der Scheibe jederzeit rechtfertigt.
Chris C.    

Punkte: keine Wertung
BEYOND CREATION - Earthbound Evolution
Season of Mist/Irascible
Die Technical Deather von Beyond Creation stammen aus dem kanadischen Montreal, wo sie ihre Truppe 2005 gegündet und 2010 ihr erstes Demo veröffentlicht haben. Das in Eigenregie produzierte Debut "The Aura" erschien 2011 und wurde von ihrem jetzigen Label Season of Mist 2013 neu veröffentlicht. Nun erscheint mit Earthbound Evolution ihr zweiter Longplayer, der ihrem Herkunftsland entsprechend teils englisch- teils französisch-sprachige Songs enthält. Vom Label und einigen Kollegen in höchsten Tönen als vielversprechendster neuer Output der kanadischen Tech Death-Szene und "revolutionär" gelobt, kann mich dieses Werk nicht zu allzu überschäumender Begeisterung bringen, denn es knallt irgendwie so überhaupt nicht. Es wird zwar natürlich gefildelt, geprügelt, gebreakt, gegrowlt und das alles sehr gekonnt - aber es ist wieder einer dieser „zu viel von allem“-Fälle. So viele Schichten und Lagen von Sound und Klang, so viele schwebende Töne - Fans von progressivem Tech-Death empfinden das sicherlich viel positiver als ich und ich bin hier wieder einmal unprofessionell subjektiv: mir ist das zu anstrengend. Was mich aber echt stört, ist dieser trötenartige Keyboard-Sound (ich tippe einfach mal auf Keyboard, denn wenn das ein Instrument mit Saiten ist, dass grenzt es an Gewalt am Sound), der immer wieder durchklingt und an den Nerven zehrt. Liebhaber des Genres sollten hier definitiv ein Ohr riskieren, für Freunde des straighten Sounds ist das aber nichts.
Lucie W.   

Punkte:
7.0 von 10
MORTAL FACTOR - No Lessons Need Learning
Non Stop Music
Mortal Factor haben sich in der Schweiz durch unzählige Konzerte in den letzten zehn Jahren seit ihrer Gründung einen Namen gemacht - mit „No Lessons Need Learning“ bringen die Luzerner nun endlich ihre erste Full Length-CD via Non Stop Music raus. „Simple music for simple people“ ist das Credo des Trios - und da waren’s nur noch drei, nachdem Sänger Amadé im Frühling diesen Jahres seinen Austritt gegeben hatte. Das Credo ist Programm: fetter, groovender Sound, schlicht gebaute Songs und Ohrwurm-Refrains, so gestaltet sich die „No Lessons Need Learning“. Mortal Factor sind einfach in erster Linie eine Live-Band, die Songs sind live sicherlich Kracher und animieren jeden halbwegs begeisterungsfähigen Metaller mit Sicherheit zum headbangen und mitgrooven, auf CD haben sie aber ihre Längen. Man bewegt sich vorwiegend im Mid-Tempo-Bereich und baut auf eher simple Riffs, es werden kaum Experimente gemacht, mit einigen wenigen, leider nicht sehr gelungenen Ausnahmen, z.B. bei „Knives vs Guns“. Alles in allem macht das Album wirklich Spass, ihr Ziel erreichen Mortal Factor und man versucht nicht mehr zu sein, als man ist. Reinhören lohnt sich auf jeden Fall, noch mehr lohnt es sich aber, Mortal Factor live zu gucken.
Lucie W.  

Punkte: 7.0 von 10
AXENSTAR – Where Dreams Are Forgotten
Inner Wound Recordings
Schweden im Power Metal-Fieber! Was Axenstar hier durchaus anständig zelebrieren, verliert mit zunehmender Spieldauer an Intensität. Aber beginnen wir mit den positiven Aspekten: Wie so viele Bands haben auch Axenstar ihr Helloween-Studium mit einer Note von mindestens 5-6 abgeschlossen. Dies zumindest, was das Nachspielen betrifft. Beim Schreiben von eigenen Qualitäts-Liedern ist die Note dagegen deutlich tiefer angesetzt. Zwar gefallen Lieder wie „Fear“ oder „Inside The Maze“ mit guten Melodieführungen. Es bleibt aber trotzdem sehr wenig im Gedächtnis hängen. Zumal Axenstar vergessen haben, Abwechslung ins Album einzubauen. Es klingt alles sehr gleich, nett und geglättet. Alles gut gespielt und gut gemeint, aber ohne eigene Identität. Die School of Heavy Metal dürfte trotzdem ganz zufrieden sein. Luft nach oben ist aber noch reichlich vorhanden.
Roger W.   
 
Punkte: 7.0 von 10
VANISH – Come To Wither
Massacre Records/Musikvertrieb
Klavierklänge eröffnen die zweite Scheibe der Stuttgarter Truppe Vanish. Hier treffen traditionelle Sounds auf Synthie- und Prog-Elemente. Eine Truppe, die man angeblich einmal gesehen, immer wieder konsumieren muss... - Begeistert ist auch Ralf Scheepers von Primal Fear, der seine Stimme lieh und bei „The Grand Design“ in Erscheinung tritt. Herausragend ist die Stimme von Bastian Rose und die eigentlich sehr traditionellen Momente von Vanish. Einiges klingt jedoch zu monoton und dann doch wieder irgendwie interessant. Würden sich die Herren darauf besinnen, entweder dem Prog-Metal zu widmen oder dem Metal zu frönen, würde sich die Truppe viele Freunde machen. So ist es schwierig, die Band einordnen zu können.
Tinu   
 
Punkte: 7.0 von 10
EINHERJER – Av Oss, For Oss
Indie Recordings/Irascible
Seit der Reunion sind nun bereits drei Jahre vergangen, nun beehren uns die Norweger wieder mit ihrem eigentümlichen, ursprünglichen Pagan Metal. Es wirkt fast wie eine kurze Zeitreise, zurück als man noch ohne standardisierten Verstärkermodellen und Massenweise synthetischer Epik am Mischpult Musik gemacht hat. Im besten Fall horcht man dabei Soli wie bei ‚Nidstong‘ oder fette Riffs wie ‚Hedensk Oppstandelse‘, das eine ganze Menge altes Heavy Metal mit stampfenden (satyriconesken) Rhythmen verbindet. Zum grössten Teil wird auf Effekte oder Synthies verzichtet, die Musik braucht sich allerdings auch nicht im Schlager zu bereichern wenn man Solis spielen kann. Dadurch klingen die Songs recht natürlich und gleichzeitig auch erfrischend, denn man kann sich auf das Nötigste konzentrieren und muss sich nicht in tausenden Spuren zurechtfinden. Es herrscht ein Riff und dazugehörige Vocals, welche vom Rest der Instrumente begleitet werden. Die kauzige Eigenständigkeit macht den Charakter des Albums aus, ähnlich wie bei King of Asgard oder stellenweise auch Enslaved. Hier könnten sich einige junge Bands noch eine Scheibe abschneiden, obschon der Pagan oder Viking Metal ja schon länger nicht mehr am boomen ist. Es ginge auf jeden Fall auch ohne Sauflieder, stumpfen Vierzeilern und poppigen Gitarren.
Tristan
   
Punkte: 7.0 von 10
FRÄKMÜNDT – Landlieder & Frömdländler
Prophecy Productions
Mit ihrem Swiss Ur-Folk haben sich Fräkmündt eine eigene Nische geschaffen. Fräkmündt mögen es heimelig und so wandelt man mit „Landlieder & Frömdländler“ auf bekannten Pfaden. Wiederum wird alten Mythen und Sagen aus der Region rund um den sagenumwobenen Pilatus auf äusserst rustikale Weise neues Leben eingehaucht. Das Fundament aus Akkordeon, Drehleier, Flöte, verschiedenen Zupfinstrumenten und dem stellenweise taktangebenden Schlagzeug vermag eine urchige Stimmung zu erzeugen. Darüber legt sich der nüchterne Gesang von Res und seinem weiblichen Gegenpart Anneli in der Gestalt von Anna Murphy. In 'Pfaffechälleri' zeigt Anna stimmliche Facetten, die so bisher noch in keinem ihrer vielen Projekte zu hören waren. Gleichzeitig sorgt ihr Gesang für etwas mehr Harmonie in der für das gemeine Gehör ansonsten doch ungewohnten musikalischen Umsetzung des Materials, wo es auch immer wieder ordentlich rumpelt. Sprechpassagen wie am Schluss von 'Zoge am Boge', verdeutlichen die Heimatverbundenheit des Komponisten, wobei dieser aber stets mit einer guten Portion Humor ans Werk geht. So lässt einen das abschliessende 'Wieso semmer eso?' zwar etwas ratlos, aber doch freudig amüsiert zurück...
Patricia L.  
 
Punkte: 7.0 von 10
HARMONY – Theater Of Redemption
Ulterium Records
Irgendwie kommt mir diese schwedische Truppe bekannt vor. Da war doch mal ein Album… Richtig! Die haben vor einigen Jahren ein Werk veröffentlicht, das ich noch verdammt interessant fand. Harmony sind einer dieser schwedischen Truppen, die gekonnt mit Melodie und Härte jonglieren, dabei den Keyboards ab und zu den Vortritt lassen, auch mal den Fuss auf dem Gaspedal lassen („Crown Me King“), oder den epischen Moment geniessen („Son Of The Morning“), mit leichten Led Zeppelin-Einflüssen. Was Harmony aber fehlt, ist der rote Faden und die Hitdichte wie bei Europe, Treat oder Talisman. Dazu gehen Harmony etwas zu verspielt, um nicht zu sagen, progressiv vor. Und genau das bricht der Truppe das Genick. Nicht, dass die zehn Lieder schlecht sind, aber die grossen Hymnen schreiben die Jungs leider auch nicht. Trotz allem ein sehr interessantes Werk.
Tinu    
Punkte: 7.0 von 10
BURNING BLACK – Remission of Sin
Limb Music
Bei Powermetal aus Italien denkt man automatisch an Rhapsody, Elvenking und Ähnliches. Doch weit gefehlt! Burning Black verstehen es gekonnt, amerikanischen und europäischen Powermetal zu vermischen. Während sie oft mit richtig deftigen Gitarrenriffs aufwarten, kommen zwischendurch epische Melodiebögen durch (z.B. “Flag of Rock“ oder “Love Me“). Dabei ist die Grundstimmung eher heavy und rau wie Schmirgelpapier, was hauptsächlich an der leicht kratzigen Stimme von Sänger Dan Ainlay liegen dürfte, der eine erstaunlich grosse Bandbreite an verschiedenen Vocal-Styles an den Tag legt. Doch auch instrumental haben es die Italiener drauf. Bestes Beispiel dafür ist das rein instrumentale “Spacemen’s Theory“. Ausserdem sind einige richtig geile Gitarrensoli dabei, wie im Opener “Mercenary of War“. “Remission of Sin“ glänzt Genre-typisch mit vielen Midtempo Nummern, nur selten wird die Gangart mal beschleunigt, wie z.B. bei “Crucified Heart“. Fazit: Burning Black schaffen es, europäisches Flair in den amerikanischen Powermetal zu bringen (Oder vielleicht auch umgekehrt), ohne sich dabei selbst zu verlieren. Reinhören lohnt sich auf jeden Fall!
Patricia H.    
Punkte: 7.0 von 10
DIVINE:ZERO - The Cold Asylum
Quality Steel Records
Die deutsche Melodic/Death-Truppe Divine:Zero bringen nach ihrer hochgelobten Debut-Platte "The Day God Left" von 2008 mit "The Cold Asylum" nun das vielerwarte Nachfolgealbum auf den Markt. Divine:Zero bieten einen guten Mid Tempo-Melodic/Death, der vor allem mit dem Sänger Björn brillieren kann, wofür andere Bands zwei oder mehr Sänger bräuchten macht er es alleine. Zwar verzichten Divine:Zero, gottseidank, auf Cleangesang, der Variationsreichtum von Björn reicht aber mehr als aus, um die tragende Rolle zu spielen. Technisch sind die Deutschen auf hohem Niveau und auch die Produktion muss nicht hinten anstehen, jedoch vermisst man hie und da ein wenig die songwriterische Finesse. Einzig der Breakdown-Killertrack "Point Blank Elegy" vermag es, einen aufhorchen zu lassen.
Steve Butcher   
 
Punkte: 7.0 von 10
BRANT BJORK AND THE LOW DESERT PUNK BAND -
Black Power Flower
Napalm Records/Universal
Eigentlich mochte ich Brant Bjork als Drummer von Kyuss wirklich, aber nachdem ich ihn als Solokünstler im Vvrprogramm von Danko Jones auf der “Sleep Is The Enemy” – Rundreise mit seiner damaligen Livetruppe Brant Bjork And The Bros. als menschgewordene Valium-Überdosis auf der Bühne ertragen musste, habe ich den Kerl im weiteren Verlauf der Zeit völlig ignoriert. Umso grösser jetzt meine Überraschung über den jüngsten Spross des knuffigen Hippies. Wenn er will, dann kann er ja richtig groovig rocken! Staubtrocken, wie es sich für einen Wüstensohn gehört, rotzt der kleine Wuschelkopf, begleitet von seinen drei Sidekicks, zehn Desert Rock-Perlen runter, welche zuweilen im Doom Rock („Controllers Destroyed“), Funk („That’s A Fact Jack“) oder gar verdrogten, psychedelischen Rotzrock („Where You From Man“) wildern, ohne dabei jemals den Weg der cannabisgeschwängerten Jam Session ganz zu verlassen. Und selbst wenn er den schon so nicht allzu schweren Fuss vom Gaspedal nimmt wie im hypnotischen „Hustler’s Blues“, überzeugt Brant Bjork durch seine überraschend einfach gestrickte Intensität. Wer mit Kyuss und den ganzen Nachfolgebands und Projekten etwas anfangen kann, kommt um diese Scheibe fast nicht herum. „Black Power Flower“ ist nicht unbedingt das lebenswichtige Album, das ich mit auf die sprichwörtliche Insel nehmen würde, aber es verfügt über definitiv genügend Groove und Coolness, um auch in Zukunft hin und wieder den Weg in meinen Player zu finden.
Mirko B.    
Punkte: 6.8 von 10
SONATA ARCTICA - Ecliptica Revisited (15th Anniversary Edition)
Nuclear Blast/Warner
Um die Jahrtausendwende herum war mit den Finnen endlich die Band am Start, die meine grundsätzliche Abneigung für speediges wie endloses Geniedel à la frühe Helloween, alte Stratovarius und Konsorten zumindest etwas aufzubrechen vermochte. Das lag in erster Linie an der Art und Weise, wie das Keyboard (damals noch von Frontmann Tony Kakko himself eingespielt!) eingesetzt wurde. Ähnlich war das ja auch mal in den glorreichen Zeiten von Royal Hunt. Zusammen mit den klaren Lead- und den starken Backing Vocals sowie sackstarken einprägsamen Melodylines erschufen Sonata Arctica ein musikalisches Branding, das sich dann in den späteren Jahren jedoch und leider muss man dazu sagen, spürbar veränderte. Nachdem 2008 das erste Remastering von «Ecliptica» auf die Menschheit losgelassen wurde, ging man nun zum Jubiläum noch einen Schritt weiter und spielte das Debüt-Album mit der aktuellen Besetzung gleich komplett neu ein. Was in dieser Angelegenheit bei Kollegen wie Uriah Heep, Journey oder Foreigner als ziemlich gelungen bezeichnet werden kann, verursacht hier, respektive mir, einige Stirnrunzeln. Als Erstes wurde die Lautstärke des Keyboards merklich zurück gebunden und als Zweites überzeugen die zugestellten offiziellen Nuclear Blast mp3-Files (mit variabler Bitrate) in Sachen Sound überhaupt nicht. Die Bassdrum kickt kaum bis gar nicht, die Snare klingt völlig pappig und obenweg ist das Ganze schlicht ein Desaster. Keine Ahnung, warum diverse Leute hier genau das Gegenteil behaupten, aber entweder wurde ein schlechter Encoder benutzt oder was auch immer. Mir auf jeden Fall gefällt das Original von 1999 (mit Finnvox Mastering) bedeutend besser, und ohne eine neue CD als direkten Vergleich, vermag dieser Re-Release bei mir nicht zu überzeugen. Wer allenfalls nur die jüngere Vergangenheit der Nordländer kennt, sollte da aber dennoch mal rein hören und gleichzeitig über die bekannten Auktionshäuser ein gut erhaltenes Original suchen!
Rockslave   

Punkte:
keine Wertung
FEN – Carrion Skies
Code 666
Auch Dustwalker, dem Vorgänger von Carrion Skies, konnte man die Einflüsse von Agalloch nicht absprechen. Diese Verwandtschaft lässt sich auch auf dem neusten Werk nicht überhören: mit Delay und Reverb unterlegte Akustikgitarren bei sanfteren, träumerischen Parts, verzerrte melodiöse Riffs für mehr Klangfarbe und heiseres Schreien für die naturverbundenen Texte. Aus diesen Zutaten kreieren die Briten ihre Songs, die zwischendurch allerdings ein wenig ziellos daher kommen. ‚The Sentinels‘ wirkt im Mittelteil wie noch nicht ganz fertig, vielleicht liegt das aber auch an den ungewohnten progressiveren Rhythmen. Oder am Opeth-haften Gesang, der fehlplatziert wirkt. Und auch bei ‚The Dying Stars‘ gibt es einige Stellen, bei denen die Lieder zu verkrampft wirken. Vielleicht haben sie sich da an der Liedlänge übernommen? So halten sie nicht ganz, was im Begleitbrief versprochen wird, weder Enslaved noch Primordial müssen um ihren Thron fürchten. Aber die Engländer schaffen ein gutes Album, dass sich gerne zu Finnr’s Cane, Falloch oder auch Winterfylleth im Regal stellen möchte.
Tristan  

Punkte: 6.5 von 10
DIVINE ASCENSION – Liberator
ViciSolum Productions
Unser aller geliebter Rockslave würde hier von "geil" sprechen, würde er diesen Sound hören. Alleine wegen der gesanglichen Leistung von Jennifer Borg würde sich der Gute die Hand abbeissen, ein Interview mit der Truppe, beziehungsweise mit Jennifer führen zu dürfen. Divine Ascension verbreiten genau die Musik, die mit Keyboard und Gitarren geführt wird. Sämtliche emotionalen Momente von schnell zu langsam, heftig zu sanft und virtuos zu verträumt werden geboten. Über all dem steht die bezaubernde, sicherlich kräftige Stimme von Jennifer. Aber! Schon Nightwish fand ich total überbewertet und überflüssig. Ebenso Epica und all die anderen Nachahmer. Alleine aus diesem Grund kann ich Divine Ascension nichts abgewinnen. Auch wenn alles sehr schön klingt, seine Momente hat und sicher viele Freunde finden wird. Für mich ist es eine Band, die mit ihrem symphonischen Sound nicht für meine Ohren bestimmt ist…
Tinu  

Punkte: 6.5 von 10
AVERSIONS CROWN - Tyrant
Nuclear Blast/Warner
Die sechsköpfige Truppe aus Brisbane hat sich einen weltweiten Vertrag bei Nuclearblast Records erarbeitet. Wenn man einem der grössten Labels angehört, wird kann man sich schon breit auf die Schulter klopfen und posaunen: Wir sind richtig gut. Der Death Metal der Australier hat dann auch wirklich Potenzial. Es gibt die ultraschnellen Highspeed-Attacken und die dazugehörigen Growls. Man hat beim Songwriting nicht geschlafen, nein die Abwechslung ist omnipräsent. Leider schleicht sich beim Hören der Scheibe auch eine bestimmte Langeweile ein, denn bei mir zünden die Songs einfach zu wenig. Wer auf ultrabrutalen Death Metal steht, sollte sich mal eine Prise nehmen und sich ein Urteil bilden.
Daniel J.   

Punkte: 6.5 von 10
LIV KRISTINE – Vervain
Napalm Records/Universal
“Vervain“ ist mittlerweile schon das 5. Kind des Soloprojekts von Sängerin Liv Kristine, auch bekannt als Front-Sirene von Leaves Eyes und Schöne bei den leider verblichenen dafür nach wie vor kultigen Theatre of Tragedy. Liv Kristine ist berühmt für ihren glockenhaften Elfengesang und brilliert grade in den hohen Lagen. In ihrem Soloprojekt wandelt sie dabei eher auf poppigeren Pfaden, wobei sich auf dem neusten Album “Vervain“ wieder ein wenig mehr Gothic Rock mit eingeschlichen hat. Mir persönlich ist ihr Gesang allerdings ein wenig zu klebrig süss und hat im Vergleich zu andern Genre-Sirenen weniger Tiefgang. Für ihren neusten Silberling hat sich die Norwegerin denn auch stimmgewaltige Unterstützung geholt: Der wohl beste Track des ganzen Albums, “Love Decay“, ist ein Duett mit Michelle Darkness von End of Green. Sein düsterer und melancholischer Part harmoniert perfekt mit ihrem hellen Gesang und erzeugt eine ganz spezielle Stimmung. Auch das Duett “Stronghold of Angels“ mit keiner geringeren als Rock-Röhre Doro Pesch trägt zur Qualität des Albums bei. Gefolgt wird dieser Track vom sehr melodiösen “Hunters“, ebenfalls ein Highlight. Mit “Lotus“ kommt dann eine klassische Ballade, in der Livs Stimme wiederum brilliert. In der zweiten Hälfte des Albums lässt die Spannung dann allerdings etwas nach und die Musik plätschert hübsch vor sich hin, ohne grosse Höhen und Tiefen. Liv Kristine steht unbestritten im Mittelpunkt dieser Produktion – die Instrumente sind dabei eher schmückendes Beiwerk für ihren Gesang. Mir fehlt da irgendwie einfach der Tiefgang, alles ist irgendwie ein wenig zu glatt und zu hübsch, einfach zu seicht. Doch alles in allem ist es ein schönes Album geworden, das stellenweise fast schon radiotauglich wäre. Wer auf Popsirenen mit rockigem Einschlag steht, hat hier eine Perle vor sich.
Patricia H.    

Punkte: 6.5 von 10
SUCHAS - Invisible
Golden Records
Suchas formierte sich 1992 im Sog des rauhen NY-Hardcore der zweiten Generation. Daneben findet die Band gefallen an Punk, New Wave und Heavy Metal. Überraschend kam 1996 das Ende von Suchas. Achtzehn Jahre später legt das Schweizer Trio in Originalbesetzung sein viertes Album "Invisible" vor. Die Lange Pause nutzten Suchas augenscheinlich, um sich einer Generalüberholung zu unterziehen. Vom rauhen Hardcore früherer Tage ist fast nichts mehr geblieben, der Sound nisten sich zwischen Alternative und Emocore der erwachsenen Art ein. Auffallend ist, dass praktisch jeder Song zu Ende gedacht wurde und in sich stimmig ist. Auch wenn die diversen Einflüsse der Band bei jedem Song unterschiedlich ausgeprägt sind und daher nicht von einem homogenen Gesamtkonzept der Spielart geredet werden kann.
Steve Butcher   
Punkte: 6.5 von 10
FIMBULVET – Frostbrand – Eines Bildnis Tracht
Einheit Productionen
Fast genau drei Jahre nach dem ersten Teil (Frostbrand – Nach Flammen Sehnsucht) folgt nun das Nachfolgewerk: “Frostbrand – Eines Bildnis Tracht“. Wie schon zuvor baut das Thüringer Quartett auf Pagan Metal mit Fokus auf historischen und mystischen Hintergrund. Dabei sind die Clearvocals von Sänger Stephan mittlerweile etwas besser geworden als auf den vorhergehenden Alben, wobei es immer noch nicht wirklich perfekt ist. Ein weiterer dicker Minuspunkt ist die Aufnahmequalität: Die Drums wirken zum Teil ein wenig dumpf, die Vocals geraten zu sehr in den Vordergrund, was vor allem auf Kosten der Gitarren geschieht. Davon abgesehen schliesst sich “Frostbrand – Eines Bildnis Tracht“ praktisch nahtlos an den ersten Teil an, bildet aber leider nicht wirklich eine Steigerung. Allerdings präsentiert sich der Silberling ziemlich variantenreich – Während “Totenbeschwörer“ ziemlich heavy daher kommt, steht die nachfolgende Ballade “Uralt“ im starken Kontrast dazu. Tempo und Stimmung variieren immer wieder, was die Spannung aufrechterhält. Fazit: Fimbulvet liefern einmal mehr ein solides Pagan Metal ab. Fans des Genres sollten unbedingt reinhören.
Patricia H.   
Punkte: 6.5 von 10
MILESTONE - Demo 2014
Eigenvertrieb
Nach eigenen Angaben hat sich die 2007 in Thun gegründete Band stilistisch weg vom ursprünglich AC/DC-inspirierten Hard Rock hin zum Alternative Metal mit spärlich vorhandenen Metallica-Einflüssen verschoben. Für jeden biersaufenden Pubrock-Liebhaber eine reichlich schwer nachvollziehbare Entwicklung, aber scheinbar standen unter anderem personelle Veränderungen dahinter, nehmen wir das also mal so hin. Nachdem man mit „Time Has No Reverse“ auf dem letztjährigen Sampler „Heavy Metal Nation IX“ vertreten war, hat man jetzt diesen Track, begleitet von weiteren drei Nummern, auf diese Demo-CD gepackt. Für Kenner melodischer Alternative-Klänge mit gelegentlichen Ausbrüchen, welche allerdings immer kontrolliert bleiben und niemals in irgend ein "Was-Weiss-Ich"-Core–Geschrote und -Gebrülle ausarten, sicherlich eine wertige Angelegenheit, die es wert ist, mal angetestet zu werden. Eingefleischten Metal-Fans dürfte die Angelegenheit allerdings etwas zu gemässigt, zurückhaltend und melancholisch sein, auf der anderen Seite kann ich mir allerdings vorstellen, dass die Jungs live ganz gut knallen. Wer will, kann hierzu auf der Bandpage die Konzertagenda studieren und sich danach selbst ein Bild davon machen, und die Demo-CD gibt es an selber Stelle als Download erst noch gratis dazu.
Mirko B. 
Punkte: keine Wertung
ABYSMAL DAWN - Obsolescence
Relapse Records/Non Stop Music
Abysmal Dawn sind eine versierte Truppe im Bereich des technischen Death Metal, allen voran Mastermind Charles Elliot und Drummer Scott Fuller, was insbesondere in der ausgezeichneten Solo-Arbeit zum Vorschein kommt. Zudem konnten mit Bobby Koelble (Ex-Death, Death To All) sowie Christian Muenzner (Ex-Obscura, Ex-Necrophagist) zwei hochkarätige Gastmusiker verpflichtet werden. Trotz der nicht von der Hand zu weisenden tollen Grundlage, um gute Musik zu schreiben, die Band strotzt vor Erfahrung und Talent, gelingt es Abysmal Dawn nicht, das Potenzial auszunutzen. Klar ist das Album auf der obersten Niveau-Etage produziert und eingespielt worden, und selbstverständlich sind die Songs durchwegs Nackenbrecher auf sehr hohem technischen Standart, jedoch fehlt die Originalität und der Wiedererkennungswert, um sich von der schieren Masse an Veröffentlichungen herauszuheben.
Steve Butcher    

Punkte: 6.0 von 10
APOSTLE OF SOLITUDE - Of Woe And Wounds
Cruz del Sur Music/Non Stop Music
Ganz objektiv gibt es eigentlich nur positive Dinge über „Of Woe And Wounds“, das dritte Langeisen der im us-amerikanischen Indianapolis beheimateten Apostle Of Solitude zu schreiben. Klug komponierte Songs, einwandfrei gespielt, gesungen und aufgenommen. Weshalb denn werde ich mit dem Doom Metal des Ami-Quartetts trotzdem auch nach mehreren Durchgängen nicht warm? Etwa bei dreizehnten Mal finde ich die Antwort: Das Zeug, es ist zu sorgfältig, zu sauber gemacht. Nicht nur, aber vor allem der fürs Genre ziemlich brave Gesang von Fronter Chuck Brown, der nicht zuletzt durch regelmässige Backing Vocals einen Hauch von Power Metal versprüht. Da können die Gitarren in rasanten Tracks wie „Whore's Wing“ und „This Mannia“ oder im kriegerischen Mid-Tempo-Stampfer „Push Mortal Coil“ noch so krachen, berühren tut das nicht wirklich, auch wenn es zu melancholischen Riff-Schleppern wie „Sirens“ oder „Luna“ besser passt. Mit klassischen Musikkriterien ist Doom Metal nicht beizukommen. Er muss weder eingängig noch, innovativ, noch technisch versiert sein. Dieser Sound muss einen umhauen, hypnotisieren, ergreifen und gerade das will Apostle Of Solitude auf „Of Woe And Wounds“ kaum einmal gelingen. So jedenfalls meine ganz subjektive Meinung.
Kissi    

Punkte: 6.0 von 10
BLODHEMN – H7
Indie Recordings/Irascible
Schon das Debüt war gar nicht so schlecht, vor allem da der Bandkopf das ganze Album in kompletter Eigenregie eingespielt hat. Der Sound klingt nach wie vor rau und unverfälscht, die norwegische Herkunft hört man schon vor den ersten Texten. Mal liegt das Augenmerk mehr auf rumpelnden, thrashigen Rhythmen (‚Evig Heder‘ und ‚Fandesvenn‘), mal wird ein Hauch von Epik in die Songs gewoben (‚Veiten‘, auch wenn ich mir nicht sicher bin ob Taake da nicht den einen oder anderen Riff bereits gespielt haben). Alles alte Tugenden, warum etwas ändern wenn es sich doch bewährt hat? Doch bei diesem Argument muss man entgegnen, dass man dabei doch sein Geld auch in die alten Bands investieren kann, anstelle eine weitere (gute) Kopie von schon so oft gehörtem Black Metal ins Regal zu stellen. So stagniert Blodhemn auf hohem Niveau. Ein wenig mehr Eigenständigkeit würde der Aufnahme aber nicht schaden.
Tristan    

Punkte: 6.0 von 10
DEVILMENT – The Great And Secret Show
Nuclear Blast/Warner
Soso, da hat der gute Dani Filth also etwas Zeit neben Cradle gefunden, um ein Soloprojekt an den Start zu bringen. Grinsen musste ich ja schon ob dem Namen der Truppe, denn plakativer ging es wohl kaum mehr. Egal, hören wir uns in die Chose rein – und siehe da, die Mucke ist um einiges rockiger, als wir es uns von Cradle gewohnt sind. Leider ist etwas gleich geblieben: Dani kreischt nach wie vor gerne in Höhen herum, die ohne gequetschte Eier käumlich machbar sein dürften. Dafür growlt er zwischendurch auch ganz nett. Also gewöhnungsbedürftig wie immer. Den Sound an sich könnte man beinahe schon als Black’n’Roll bezeichnen, da wird ordentlich der schwarze Keiler durchs Dorf getrieben und am Schluss über offenem (Höllen)Feuer geröstet. Viel mehr gibt’s prinzipiell nicht zu sagen, man nehme wie bereits erwähnt Cradle of Filth, reduziere den Metal- und erhöhe den Rock-Anteil, und schon hat man das Endresultat namens Devilment. Allerdings, und das muss auch gesagt werden, fehlt „The Great And Secret Show“ der Dreck, um ein ‚richtiges‘ Rocker-Album zu sein – nur meine bescheidene Meinung. Dani-Jünger werden sich die Scheiblette eh zulegen, alle anderen dürfen sich zumindest ein Ohr voll genehmigen – schlecht ist die Sache nämlich beileibe nicht, nur halt wie ein Resteerzeugnis bei MacDoof: Gibt’s in verschiedenen Geschmacksrichtungen, satt auf lange Sicht macht aber keine.
Toby S.    

Punkte: 6.0 von 10
SAILLE – Eldritch
Code 666
Klassische Elemente aus dem Synthesizer, gepaart mit Black Metal: welche Band schafft es anhand dieser Beschreibung, nicht mit Dimmu Borgir und/oder Cradle of Filth verglichen zu werden? Die Belgier konnten das beim Vorgänger nicht und auch das aktuelle Werkt zeigt erneut, wie einflussreich die beiden Bands waren und nach wie vor sind. Frischlinge fassen den ganzen Bombast in den gekünstelten Spuren vielleicht noch als komplex auf, schliesslich dröhnt da eine gewaltige Ladung Musik auf einem ein. Auf der anderen Seite denke ich an das grossartige ‚Damnation And A Day‘ von Cradle, welches mit einem echten Orchester eingespielt wurde. Oder an Borgirs ‚Death Cult Armageddon‘ mit seinen elf Hits. Um mit Sigh verglichen zu werden, fehlt es an Experimentierfreude, aber dafür verpacken Saille nette, melodiöse und eingängige Riffs in ein harmonisches Päcken aus Sounds und legen ein getriggertes Schlagzeug drunter. Die Thematik ist ebenfalls bekannt, Lovecraft hat schon diversen Metalbands als Inspirationsquelle gedient. Wirklich schön an dem Album ist aber die Tatsache, dass es schon lange kein Album in dieser Qualität gegeben hat, wenngleich sie das Rad nicht neu erfinden. Allen Referenzen zum Trotz machen die Lieder Spass und erinnern an den Beginn des neuen Jahrtausends, als diese Art der Musik noch präsenter war.
Tristan   

Punkte: 6.0 von 10
ATRIARCH – An Unending Pathway
Relapse Records/Non Stop Music
Ohalätz, wie man so schön sagt, das wird nicht einfach werden. Okkulte Stimmung? Jepp. Doomig-schleppende Riffs? Aber so was von. Klagender Gesang? Auch an Bord. Mid Tempo? Ham wa ooch. Geschrei im postapokalyptischen Stil? Jaha, auch dabei. Nun, was hiermit ausgesagt werden soll: Atriarch bedienen auf „An Unending Pathway“ mehrere Fraktionen, was per se ja nicht schlecht sein muss – hierbei erweckt es allerdings immer mal wieder einen zerfahrenen Eindruck. Die Amis machen aber ihren Job wirklich gut, keine Frage, die Stimmung ist super eingefangen – wenn man denn auf die Weltuntergangsstimmung steht, is klar. Ansonsten erübrigt sich im Prinzip jeder weitere Kommentar, für den Schreiber dieser Zeilen ist klar, dass diese Mucke nix für ihn ist. Alle Doom/Post-Affinen dürfen, nein sollten ein Ohr riskieren, denn das Material ist klassemässig gesehen in den besseren Rängen anzutreffen.
Toby S.     

Punkte: 6.0 von 10
NORTH ATLANTIC OSCILLATION - The Third Day
KScope/Irascible
Sam Healy, Ben Martin und Chris Howard gehen es sehr ruhig an auf ihrem dritten Rundling. Songs wie "When To Stop" tragen den Zuhörer sanft hinweg in die Welt von NAO. Und genauso ist es mit allen 10 Tracks. Oft etwas zu ruhig. Manchmal streift man die Grenze zur Langeweile wie bei "Elsewhere". Dafür gibt’s dann auch starke Nummern, "August" ist so eine, die schon Richtung Steven Wilson und Porcupine Tree schielt. "A Nice Little Place" glänzt mit einem bedrohlichen Keyboard und der tollen Stimme von Sam Healy, könnte glatt als Filmmusik durchgehen. Etwa in die gleiche Kerbe haut das schöne, instrumentale "Penrose", auch so einer, der den Zuhörer abheben lässt. "Wires" geht dann wieder in die Steven Wilson-Ecke. Das abschliessende "Dust" bringt dann mit sieben Minuten Länge noch etwas Spannung in das Ganze, ganz klar der beste Song des Albums. Auch nach mehrmaligem Genuss können nicht alle Lieder überzeugen, aber wer es gern ruhig und manchmal sogar sehr ruhig mag, was die Musik betrifft, sollte mal reinhören und sich selber ein Bild von der Musik des Trios machen. Ist sicher nicht jedermanns Sache.
Crazy Beat     
Punkte: 6.0 von 10
SPECTRAL HAZE – I.E.V.: Transmutated Nebula Remains
Soulseller Records
Heute schon das LSD vom Hippie-Onkel eingeworfen? Nicht? Na gut, vielleicht ist es auch gar nicht nötig, denn „I.E.V.: Transmutated Nebula Remains“ der Psychedelic Space Rocker Spectral Haze ist für sich alleine genommen schon ein soundgewordener Acid-Trip. Und wirkt auf dem echten Stoff eventuell auch zu heftig, denn die Norweger lassen es auf ihrem Debüt nicht nur lassen die Gitarren nicht nur meditierend durchs All und allerlei Effektgeräte mäandern, wie es der groovende Instrumental-Jam „ I.E.V. I – Circumambulating Mount Meru“ vermuten lassen mag, sondern rasen auch schon mal mit Überschall-Geschwindigkeit durch den Orbit, wie die rasanten Raketen-Ritte „Mercurian Mantra“ und „Black Gandharvas zeigen. In bester Hawkwind-Manier verbindet die vierköpfige Bordmannschaft dabei heftige Riffs mit treibenden Basslines und extraterrestrischen Tastensounds, heult der Captain mit Namen Spacewülff ein wenig an Dave Wyndorf von Monster Magnet hin und wieder unverständliche Kommandos durch die unendlichen Weiten. Zwar wird das Tempo beim doomigen Stampfer „I.E.V. II: Observing the Centre of Infinity“ etwas gedrosselt, doch schon zu „Descent through the Intravoidal“ laufen die Triebwerke wieder auf Höchstgeschwindigkeit und spätestens bei diesem quirrlig paranoiden Interstellar-Flug hätte man auf LSD um seinen Verstand Angst haben müssen. Doch zumindest während ich diese Zeilen schreibe bin ich clean und muss bei aller Liebe zu verdrogten Sounds eingestehen: Wirklich Spannendes haben Spectral Haze auf ihrem ersten, bei allen Sounds und Noises doch ziemlich baukastenförmigen Space-Rock-Shuttle-Flug nur selten zu bieten und sollten ihre Trip-Rezeptur bis zum nächsten Happening noch etwas überarbeiten.
Kissi     

Punkte: 5.5 von 10
SOL INVICTUS – Once Upon A Time
Prophecy Productions
Im Gegensatz zum Albumtitel ist das Klangerzeugnis auf "Once Upon A Time" durchaus als einfallsreich zu bezeichnen. Als Urvater des Neofolks versteht es Tony Wakeford - abgesehen von den Keyboardpads und selten erscheinenden E-Gitarrenklängen - mit ausschliesslich akkustischer Instrumentierung eine düster-psychedelische Atmosphäre zu erzeugen. Mit Hörgenuss hat das Ganze wenig zu tun. Dissonante Klänge wie in 'The Devil On Tuesday', monotone Gesangslinien und Tony's wenig harmonische Stimme tragen zu diesem Eindruck in besonderem Masse bei. Der Gesang hat allerdings auch nicht die Aufgabe, etwas wohltuendes für die Ohren bereitzustellen. Vielmehr sollen die Texte entsprechend derer Thematik wiedergegeben werden und da passt roh, unverblümt und leicht verstörend am besten. Das sage und schreibe achtzehnte Studioalbum von Sol Invictus wird Fans wohl einmal mehr verzücken und alle anderen mit einem Fragezeichen dastehen lassen.
Patricia L.     

Punkte: 5.5 von 10
WHAT THE HELL - Death Came As A Release (EP)
Eigenvertrieb
Die letzte Platte von der aus Schaffhausen stammenden Band What The Hell hat mir sehr gut gefallen. Doch das sind schon fast wieder fünf Jahre her, die Band ist reicher an Erfahrung, auch im Livesektor. Die sieben Songs lassen sich wieder nur sehr schwer kategorisieren, man hat schnellere Nummern und langsamere Sachen an Lager. Ehrlich gesagt tue ich mich diesmal schwer beim Durchhören der EP. Irgendwie fehlt mir dieser Kick, den "Loser" so gut machte. Auch schon bei "Loser" bemängelte ich die Produktion, hier ist sie noch um einiges schwächer ausgefallen. Die Drums haben keine Power, da muss deutlich mehr Punch kommen von der Rhythmusabteilung. Beispielsweise bei „Pass Me A Bottle“ hört man so was wie ein Metronom oder sonst irgendein Fremdgeräusch im Hintergrund. So, genug genörgelt, Musik bleibt Geschmacksache, ich würde den Leuten, die nicht mit Scheuklappen durch die Gegend laufen, mal vorschlagen, dieses Quartett anzuchecken.
Daniel J.  
Punkte: keine Wertung
PATH OF DESOLATION - Soaked Jester (EP)
Eigenvertrieb
Die sechs Mann starke Truppe Path Of Desolation aus der Schweiz veröffentlicht mit "Soaked Jester" ihr erstes Lebenszeichen mit einer 3 Track EP. Path of Desolation zocken Melodic/Death der Marke In Flames und sind aufgrund der sehr gut produzierten und gut komponierten drei Stücke ein Versprechen für die Zukunft.
Steve Butcher  
Punkte: keine Wertung
VARATHRON - Untrodden Corridors Of Hades
Agonia Records
Okay, der Opener hat beim ersten Hören durchaus seinen Reiz. Dies vor allem durch die Chorgesänge und den pulsierenden Rhythmus. So richtig Fahrt nehmen die Griechen aber erst ab ‚Realm Of Obscure‘, das am Anfang noch relativ gemächlich daher kommt. Doch gleich nachdem der Sänger seine Stimme ausgiebig getestet hat, gibt es die ersten Blastbeats und schnelleren Anschläge. Unterstützt mit dezentem Keyboard wird dem Song ein Stück mehr Tiefe verliehen, aber so wirklich zünden kann er trotzdem nicht. Die brummende Gitarre und der eingeflochtene Lead im dritten Song wirkt auch mehr wie bei einer Jamsession, die heiseren Schreie machen daraus auch kein Meisterwerk. Eine gewisse hypnotische Wirkung ist nicht zu leugnen, aber dennoch hätte dem Album mehr Dynamik nicht geschadet. Da die Gitarren auch immer wieder aussetzen bleibt der Eindruck, als ob die Songs noch nicht fertig wären. Die Ausnahmen davon hingegen klingen nicht schlecht, so kann ‚The Bright Trapezium‘ schon Stimmung machen. Das wäre auch zu erwarten von einer Band, die seit 1988 Alben aufnimmt. Leider ist dies aber nicht gegeben und somit kann damit weder ein Meilenstein gelandet werden, noch schafft es das Album über das Mittelfeld hinaus. Schade, hier wäre mehr möglich gewesen.
Tristan     

Punkte: 5.5 von 10
GODFLESH - A World Lit Only By Fire
Avalanche Recordings
Tief scheppert der Bass bei Godfleshs neuestem Werk. Sehr düster klingen die ersten Töne von „Deadend“. Auch sehr monoton, immer wiederkehrende Riffs und die eben erwähnten brummenden Bassparts des Briten Justin Broadrick, der scheinbar mal bei Napalm Death spielte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Leute gibt, die auf diesen apokalyptischen Weltuntergangsstimmungssound stehen. Die Monotonie ist sehr schnell unerträglich für den Otto-Normal-Metalfan wie mich, darum ist der Druck, die Stoptaste zu drücken, immens. Dieses lavazähflüssige Gepolter ist nur sehr schwer zu ertragen, darum kann ich da keine Kaufempfehlung bieten.
Daniel J.    

Punkte: 5.1 von 10
VESANIA – Deus Ex Machina
Metal Blade/Sony Music
Sieben Jahre ist es her, seit Vesania ihr letztes Album heraus gebracht haben. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass die Mitglieder in anderen Bands wie Behemoth, Vader und Dimmu Borgir gearbeitet haben und es ständig Besatzungswechsel gab. Nun haben die Polen aber genügend Zeit gehabt und bringen ihr neustes Werk über Metal Blade heraus, was sicher an den Namen der Musiker liegt. Denn das Album an sich klingt jetzt nicht besonders spannend oder einzigartig. Das beginnt bei ‚Halflight‘, das progressive Ansätze hat, diese aber nicht zielgerichtet umsetzt. Dagegen versucht ‚Innocence‘ mit Rückkopplung und Husten wohl ein wenig der alten, punkigen Attitüde aufleben zu lassen, was aber mit der Pianobegleitung kläglich vernichtet wird. Ansatzweise erinnert die Stelle mit dem Piano an Old Man’s Child, leider aber wird das nicht weiter verfolgt. Auch der dritte Track beginnt im Mid Tempo, die Synthiesounds sollen wohl sowas wie Atmosphäre aufbauen. Leider klappt das nicht wirklich, und auch die Gitarren können keinen überzeugenden Riff zaubern. Der erste schnelle Song nennt sich ‚Vortex‘, kann aber nicht wirklich packen weil das Schlagzeug ohne wirklich gute Gitarrenspur scheinbar alleine für das Tempo zuständig ist. Nein, gerade mit Saille ist in diesem Monat ein Album rausgekommen das besser klingt. Vesania kann dem nicht das Wasser reichen, fette Produktion hin oder her.
Tristan   

Punkte: 5.0 von 10
ALBERTO RIGONI - Overloaded
Power Prog
Dies hier ist ein Instrumental-Album des italienischen Twinspirit-Bassisten Alberto Rigoni. Unterstützt von ein paar sehr guten Landsmännern glänzt vor allem Drummer Denis Novello mit seinem hervorragenden Spiel. Neun Tracks geben die Herren zum Besten, aber wie das so ist, fehlt hier spätestens nach dem dritten Song der Sänger. Mir jedenfalls geht es so. Hier zeigen sechs Musiker einfach, wie gut sie spielen können, verlieren aber grösstenteils den Song aus den Augen, was eben auch am vermissten Sänger liegt. Die beiden Gitarristen legen oft wirklich starke Riffs vor und auch tolle Soli, auch Rigoni glänzt mit coolen Bass-Lines, und trotzdem fängt es mit der Zeit an, zu langweilen. Nur gerade das treibende "Liberation" vermag im Ganzen zu gefallen. Ich würde den Herren dann doch empfehlen, jemanden vors Mic zu spannen, falls es ein Nachfolger zu "Overloaded" geben sollte. Ansonsten frag ich mich, wen so was wohl noch interessiert.
Crazy Beat    

Punkte: 5.0 von 10
FREAKINGS – Gladiator
Eigenvertrieb
Eine Scheibe mit einer Thrash Metal-Version des Kassenschlager-Gebets „Vater unser“ zu beginnen entbehrt nicht einem gewissen Sinn für Humor, so denke ich, als ich mir „Gladiator“, das Debüt der FreaKings, zum ersten Mal zu Gemüte führe. Doch bald bemerke ich, dass die drei Jungs aus Basel die Sache ernster als anfangs gedacht. Vom jüngsten Gericht („The Day Will Come“), der Verdorbenheit des Menschen („Hate in our Veins“), von der man sich nur durch die Gnade Gottes retten kann und dem gerechten Zorn ebenjenes Allmächtigen („Rod of God's Wrath“) handeln nicht alle, aber die meisten der 11 Songs dieses Debüts. Doch soll es hier ja in erster Linie um den Sound gehen. Wir zählen ja auch nicht jedes „Satan“ bei Gorgoroth. Was hat „Gladiator“ also musikalisch zu bieten? Leider auch nicht viel mehr Neues als das altbekannte „Ave Maria“ der Thrash-Kirche. Ein strammer, um nicht zu sagen simpler Up-Tempo-Riffer mit gegröhlten Vocals jagt den nächsten (mit Ausnahme des zuerst etwas langsameren, dann noch schnelleren „Rod of God's Wrath“), tight eingezockt zwar, weder ausgefeilt aber noch überraschend, sodass sich bei mir schon nach einer Viertelstunde erste Ermüdungserscheinung ob der Dauer-Knüppelei einstellen. Gottes Segen hin oder her: Um in den Metal-Himmel zu kommen braucht es mehr, als das. Amen.
Kissi   

Punkte: 4.5 von 10
NACHTBLUT – Chimonas
Napalm Records/Universal
Die Osnabrücker Schwarzmetaller bringen mit “Chimonas“ ihr mittlerweile 3. Album auf den Markt. Das neue Album beginnt mit einem erstaunlich heavy Intro, das von harschen Screamvocals unterbrochen wird. Zwar blitzt hin und wieder ein wenig Melodie durch, doch der bleibende Eindruck gleicht einem verfilzten schwarzen Klangteppich. Mit “Wien 1683“ wird’s dann überraschend episch, wobei ich echt kein Fan von Fanfaren aus der Dose bin. Doch immerhin wird hier mal kein Gothic-Klischee bedient. Was man vom Rest des Albums leider nicht behaupten kann. Zwar kommen hin und wieder ein paar Momente auf wo man erstaunt aufhorcht, wie zum Beispiel bei der Ballade “Und immer wenn die Nacht einbricht“ oder bei “Märchen“, doch grösstenteils gehen die Tracks in einem übersättigten Gemisch aus düsteren Vocals, platten Melodien und einem Hauch Pseudo-Klassik unter. Zwar wären die Deutschen rein technisch eigentlich ganz gut, doch irgendwie verkommt früher oder später alles zu einem dumpfen Einheitsbrei. Auch die Lyrics vermögen den dunklen Filz nicht aufzureissen. Zwar hats hin und wieder ein paar literarische Perlen drunter, doch überwiegt schlussendlich der Eindruck „Reim dich oder ich fress dich“. Die Mischung aus Neuer Deutscher Härte, Black Metal und Gothic ist eigentlich nicht schlecht, doch irgendwie fehlt es einfach an richtigen Highlights.
Patricia H.
  
Punkte: 4.5 von 10
SOLEFOLD – Norrønasongen. Kosmopolis Nord (EP)
Indie Recordings/Irascible
Alle paar Jahre kann es passieren, dass eine CD im Player landet, die zu viel ist. Zu viel Rauschen, zu viel Nachproduziert, zu viel Show. Bei Solefald gibt es für meinen Geschmack zu viel Pioniergeist. Das mag für ehemalige Metalfans, die jetzt Schulterlange Haare tragen und ihre verwaschenen Bandshirts gegen modische Karohemden eingetauscht haben interessant sein. Wer aber nach wie vor gerne Stromgitarren hört und sich gelegentlich schon um zwei Uhr Nachmittag ein Bier gönnt, wird hier definitiv nicht glücklich. Flöten, Bassgitarren gepaart mit Lounge Sound und gesprochenen Vocals gehört einfach nicht zu der Art Sound, die man als Metal bezeichnen kann. Spätestens bei ‚Det Siste Landskap‘ hört die Toleranz auf, der Song macht richtiggehend aggressiv. Electrobeats und nervige Vocals, ich höre hier nur eine Botschaft: du hast gerade unwiderruflich Lebenszeit verloren. Der Rest der EP ist da nicht anders. Dass sie nebenbei noch Hilfe von einer Osloer Band mit Namen Sturmgeist brauche, täuscht über nichts weg. Finger weg!
Tristan
  
Punkte: 3.0 von 10

EVIL SCARECROW – Galactic Hunt
DeadBox Records
Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, ob ich diese Jungs nun ernst nehmen soll oder nicht. Tue ich es, dann ist die gesamte Scheibe, das Auftreten und das ganze Drumherum einfach nur lächerlich, denn wer kann so etwas schon ernsthaft proklamieren, ohne gleich in Gelächter auszubrechen? Tue ich es nicht, dann haben wir ein anderes Problem: Für eine Veralberung ist die Chose einfach zu simpel gestrickt, zu lieblos dargeboten, als dass man das wirklich hätte durchziehen wollen. Das monotone Geschrei geht einem sehr bald auf den Sack, und der Sound ist einfach zu glatt – das hätte man alles auch am PC machen können, würde keinen Unterschied bedeuten. Auch fehlt mir das Augenzwinkern, welches unmissverständlich klar macht, dass hier lediglich Klamauk dargeboten wird. Nun, Evil Scarecrow versuchen, eine Art von Horror Metal zu spielen, der in Richtung Cradle Of Filth oder Dimmu Borgir gehen sollte (so entnehme ich es zumindest aus dem Keyboard-Bombast). Da bietet sogar Dani Filths neue Kapelle Devilment besseren Stoff (mehr dazu in der entsprechenden Review). Fazit: Nicht brauchbare Mischung aus Möchtegern-Horror, Bombast und Geschrei. Nächste Truppe, bitte.
Toby S.
  
Punkte: 3.0 von 10
CD Reviews Archiv
Juli 2000  August 2000  September 2000  Oktober 2000
November 2000  Dezember 2000  Januar 2001  Februar 2001
März 2001  April 2001  Mai 2001  Juni 2001  Juli 2001  August 2001
September 2001  Oktober 2001  November 2001  Dezember 2001
Januar 2002  Februar 2002  März 2002  April 2002  Mai 2002
Juni 2002  Juli 2002  August 2002  September 2002  Oktober 2002
November 2002  Dezember 2002  Januar 2003  Februar 2003
März 2003  April 2003  Mai 2003  Juni 2003  Juli 2003  August 2003
September 2003  Oktober 2003  November 2003  Dezember 2003 
Januar 2004  Februar 2004  März 2004  April 2004  Mai 2004
Juni 2004  Juli 2004  August 2004 September 2004 Oktober 2004
November 2004  Dezember 2004  Januar 2005  Februar 2005
März 2005 April 2005 Mai 2005 Juni 2005  Juli 2005  August 2005
September 2005  Oktober 2005  November 2005  Dezember 2005
Januar 2006  Februar 2006  März 2006  April 2006  Mai 2006

Juni 2006  Juli 2006  August 2006  September 2006  Oktober 2006
November 2006  Dezember 2006  Januar 2007  Februar 2007
März 2007  April 2007  Mai 2007  Juni 2007  Juli 2007  August 2007
September 2007  Oktober 2007  November 2007  Dezember 2007
Januar 2008  Februar 2008  März 2008  April 2008  Mai 2008
Juni 2008  Juli 2008  August 2008  September 2008  Oktober 2008
November 2008  Dezember 2008  Januar 2009  Februar 2009
März 2009  April 2009  Mai 2009  Juni 2009  Juli 2009  August 2009
September 2009  Oktober 2009  November 2009  Dezember 2009
Januar 2010  Februar 2010  März 2010  April 2010  Mai 2010 
Juni 2010  Juli 2010  August 2010  September 2010  Oktober 2010

November 2010  Dezember 2010  Januar 2011  Februar 2011
März 2011  April 2011  Mai 2011  Juni 2011  Juli 2011  August 2011
September 2011  Oktober 2011  November 2011  Dezember 2011
Januar 2012  Februar 2012  März 2012  April 2012  Mai 2012  Juni 2012
Juli 2012  August 2012  September 2012  Oktober 2012  November 2012
Dezember 2012  Januar 2013  Februar 2013  März 2013  April 2013
Mai 2013  Juni 2013  Juli 2013  August 2013  September 2013 
Oktober 2013  November 2013  Dezember 2013  Januar 2014
Februar 2014  März 2014  April 2014 
Mai 2014  Juni 2014  Juli 2014

August 2014  September 2014  Oktober 2014