CD-Reviews November 2015
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
RAM - Svbversvm
Metal Blade/Sony Music
1999 gegründet und seit dieser Zeit als der heimliche Nachfolger von Judas Priest gehandelt. Ram gehen mit dem vierten Album ins Rennen und überzeugen. Noch immer dominieren die fetten Riffs und der kreischende Gesang von Oscar Carlquist. Ein Titel wie "The Usurper" wird von einem dichten Bassteppich vorangetrieben und mit sich abwechselnden Gitarrensoloparts bestens ergänzt, während "Enslaver" durch einen akustischen Priest-Teil eingeleitet wird, der sich dann in einen heftigen Metal-Track entlädt. Auch hier sind es die Soloparts von Harry Granroth und Martin Jonsson, die sich wie eine Mischung aus Judas Priest und Riot anhören. Es kann sich bei Ram aber auch nach Mercyful Fate mit einer Prise Black Sabbath anhören wie bei "Holy Death". Der Fünfer lässt sich alle Möglichkeiten offen, geht sehr professionell ans Werk und hat im Vergleich zu Enforcer die wilde Ungestümheit schon lange abgelegt. Dies allerdings nie zu Lasten der Härte oder Eingängigkeit. Nachzuhören auch in "The Omega Device", ein Track, der vor lauter Genialität strotzt, denn ein guter Song muss nicht unbedingt mit Tonnen von Riffs und Tempowechseln zugekleistert werden. Und wenn, dann sehr bedacht, mit einem klar strukturierten Aufbau wie in "Forbidden Zone". Ram haben eine Scheibe veröffentlicht, mit der sie den grossen Durchbruch schaffen könnten. Was sich über Jahre langsam aufbaute, darf nun endlich seine Lorbeeren einsammeln!
Tinu  

Punkte: 9.6 von 10
KYLESA – Exhausting Fire
Season Of Mist/Irascible
Unter einer dicken Staubschicht werden die Riffs für 'Crusher' und 'Inward Debate' hervor gegraben. Zwischen den walzenden Gitarren schwebt die federleichte Stimme von Laura Pleasants, die den Songs einen psychedelischen Anstrich verpasst. Mit 'Moving Day' kommt eine neue Färbung ins Spiel. Der Song bewegt sich im Bereich des 80er-Goth Rock und erinnert von der Stimmung als auch gesangstechnisch stark an Sisters of Mercy. Bevor man mit dem abschliessenden 'Out Of My Mind' wieder in dieselbe Kerbe schlägt, drängt sich der Wüstenrock nochmals bestimmt in den Vordergrund. 'Shaping The Southern Sky' ist ein absolutes Highlight und ruft unweigerlich Bilder aus Woodstock-Zeiten hervor - genauso das träumerische 'Falling'. Kylesa brillieren auf "Exhausting Fire" mit viel Charme und Individualität - das Album beinahe ein Pflichtkauf.
Patricia L. 

Punkte: 9.5 von 10
DEF LEPPARD - Def Leppard
Ear Music/Phonag
Spricht man von den «Big 4» des New Wave Of Heavy Metals, dann fallen die Bandnamen Iron Maiden, Judas Priest, Saxon und Def Leppard. Auch wenn der taube Leopard sich sehr ungern in dieser Auflistung wiederfindet, da sich der Fünfer selber eher als Rock-Band sieht, haben Joe Elliot und seine Mannschaft den Metal nachhaltig geprägt. Die Jungs aus Sheffield haben mit den Alben «Pyromania» und «Hysteria» die Musiklandschaft nachhaltig beeinflusst und geprägt. Im Vordergrund standen immer die grossen Chöre, die auch auf dem nunmehr elften Studiowerk logischerweise nicht zu kurz kommen. Schon der Opener «Let's Go», der eher getragen aus den Boxen kommt, überzeugt mit einem gewaltigen Chor. Locker, rockig und packend geht es weiter mit «Dangerous», der von seiner Machart an «Promises» vom «Euphoria»-Album erinnert. Dass die Band über all die Jahre von gesundheitlichen und unfalltechnischen Problemen gebeutelt war und ist, hört man diesem Album nie an. Seit Jahren spielt Trommler Rick Allen mit nur einem Arm, und auch die Krebserkrankung vom ehemaligen Dio-Gitarristen Vivian Campbell hört man nicht. Def Leppard versprühen noch immer ein ungeheures «good times»-Flair. Angetrieben von Sänger Joe und seinem langjährigen Sidekick Phil Collen. «Man Enough» (schon fast ein Disco-Hit der achtziger), die schmissige Rocknummer «We Belong» (HIT!), «Invincible» (so würden U2 heute klingen, hätten sie ihre Rockwurzeln nie verlassen!), «Sea Of Love» (Rockig), «All Time High» (Riff-Rocker mit schnellen Rhythmen), «Battle Of My Own» (Akustik Rocksong), «Broke `n` Brokenhearted» (Rock der Siebziger), «Last Dance» (coole Akustikballade) und «Wings Of An Angel» (sich steigernder Rocktrack) sind Lieder, die einfach Laune machen. Def Leppard veröffentlichen das, was Saxon und Priest auch getan haben mit ihren letzten Alben. Sie haben sich auf ihre Stärken besonnen und schiessen aus allen Rohren. Darum müssen Def Leppard bald wieder in der Schweiz spielen! Und nicht, wie in diesem Sommer, nur in Deutschland.
Tinu  
Punkte: 9.5 von 10
DARK MOOR - Projekt X
Scarlet Records
Die spanischen Dark Moor beweisen mit ihren neuen Album einmal mehr, dass Symphonic/Power Metal nicht zwingend kitschig klingen muss, ganz im Gegenteil! Auf "Projekt X" klingt alles dermassen bodenständig und natürlich, dass man sich schnell wieder daran erinnert, wieso man diese Art von Musik mag. Hier gibt es sie wieder, die grossen Melodien, das angenehme Schwelgen in fremden Welten und die Verbindung zwischen Musical und teilweise filmsoundtrackartiger Musik. Wobei Dark Moor sich anders als bei älteren Alben eher auf der Musical-Seite bewegen. Entfernt erinnert das Ganze an eine kitschfreie (schon wieder) Variante des Trans Siberian Orchestra oder von der Art (nicht vom Klang) an Savatage. Die sparsam eingesetzten Chöre dagegen zitieren Meat Loaf. Eine Sache, mit welcher man eigentlich nur gewinnen kann. Dazu kommt eine latent progressive Ader, die aber auch mal einfach strukturierte Lieder zulässt. Für eine angenehme Härte sorgen Gitarre, Schlagzeug und Bass, während Gesang, Keyboard, Chöre und ein ganzes Brimborium von weiteren Instrumenten die Melodien vorantragen. Anspieltipps ist das achtminütige "Theres Something In The Sky", das schnelle powermetallische "Bon Voyage!" und das musicalartige "Beyond The Stars". Hatte ich aufgrund der neuesten Releases von Avantasia dieses Genre bereits abgeschrieben, lassen mich Dark Moor (und im letzten Monat Gloryhammer) wieder daran glauben. Fazit: Für wen es nicht genug hart sein kann, ist "Projekt X" das falsche Album. Wer aber die erwähnten symphonischen Heavy Metal-Bands mag, für den kann das neue Dark Moor-Album eine Offenbarung sein.
Roger W.  
Punkte: 9.1 von 10
AVATARIUM - The Girl With The Raven Mask
Nuclear Blast/Warner
Ui ui ui, schwierige Kost, die mir hier vorgesetzt worden ist. Klar könnte man es sich leicht machen und einfach schreiben: Avatarium spielen Doom mit melodischen Einschüben und haben eine Sängerin am Mikro stehen. Punkt. ABER: Das wäre um Welten zu wenig, um wirklich beschreiben zu können, was die Jungs um Leif Edling und das Mädel hier vertont haben. Zuerst dachte ich ja auch: Jaja, wieder so ne Hype-Band, die bald wieder verschwinden wird. Und ganz ehrlich, ich bin immer noch skeptisch - in unserer Zeit, in welcher Bands wie Sterne aufglühen und wieder vergehen, kann ein kurzer Erfolg ein ebenso abruptes Ende bedeuten. Nun, wie dem auch sei: Ja, man spielt eine Art von Doom Metal, allerdings mit sehr vielen Versatzstücken darin, welche allen Tracks eine eigene Note (Wortwitz ahoi!) verleihen. Der Opener und gleichzeitig Titelgeber geht flott ins Ohr, und die Sängerin Jennie-Ann Smith kann gleich ihr echt beeindruckendes Organ unter Beweis stellen. Die gute Dame trägt, genauso wie die exzellente Instrumentalfraktion, dazu bei, dass sich "The Girl With The Raven Mask" als Album ebenso homogen wie auch individualistisch anhört. Sie singt ziemlich einzigartig, als Vergleich fällt mir hier eigentlich nur Allen B. Konstanz, seines Zeichens Sänger (neben Ulf Theodor Schwadorf) von The Vision Bleak, ein - erzählerisch, dramatisch, poetisch, verträumt, sich steigernd und doch wieder fallend. Genauso vielfältig wie der gesamte Sound ist die Stimme von Jennie-Ann Smith. Man könnte noch viel mehr schreiben, aber hier gilt: Hört Euch die Sache mal an, das könnte eines der wirklich guten Alben dieses langsam sterbenden Jahres werden. Aber Vorsicht: Generelle Schubladen und Blaupausen könnt ihr vergessen, eine gewisse Offenheit ist gefordert. Wer dies aber mitbringt, der dürfte echt Gefallen an der zweiten Scheibe von Avatarium haben.
Toby S.  
Punkte: 9.0 von 10
BODYFARM - Battle Breed
Cyclone Empire
Ah, was eine geile Scheibe! Welch Wohltat, welch Ohrenschmaus, welche Freude! Mit dem erklärten Ziel, Death Metal mit eigener Note und Ausprägung zu machen, gründeten Quint Meerbeek (Drums) und Thomas Wouters (Vocals, Gitarre) 2009 Bodyfarm. Mit ihrem dritten Longplayer in sechs Jahren legt das Quartett, das durch Alex Seegers am Bass und Bram Hilhorst an der Gitarre komplettiert wurde - nicht nur ein ordentliches Tempo mit Songwriting und Recording vor, sondern spielten auch auf zahlreichen Festivals und etliche Einzelshows und haben für die kommende Saison schon einiges an namhaften Auftritten bestätigt - und meiner Meinung nach sollte dieser Band eine noch viel grössere Zukunft bevorstehen. Elf durchwegs starke Songs sind auf dieser Scheibe - und das Ganze klingt sehr nach den allmächtigen und zutiefst vermissten Gorefest, die sich zu meinem allergrössten Bedauern - ach, was sage ich: zu meinem verzweifelten Entsetzen und schockgleichem Erschüttern - 2009 gleich zum zweiten Mal auflösten. Ein klein wenig mehr schwedische Schlagseite haben Bodyfarm zwar, vor allem mit den mythisch inspirierten Texten und den Melodien, aber der Groove, das Songwriting und die Stimme erinnern schon sehr an Gorefest. Das einzige, was mich etwas irritiert ist, dass das Cover mit modernen Kriegsszenerie irgendwie nicht zu den Texten von alten Königen und Sagen passen will - aber davon lasse ich mir jetzt meine Freude sicherlich nicht verderben. Kreativer, gekonnter, stimmiger Death Metal mitten in die Fresse! Mehr davon, viel mehr! Und ihr: alle kaufen! Und live gucken! Und Fan werden!
Lucie W. 
Punkte: 9.0 von 10
SWALLOW THE SUN - Songs From The North I, II, III
Century Media/Sony Music
Wenn Draconian und Swallow The Sun nahezu gleichzeitig ihre neuen Werke veröffentlichen, ist das für die Liebhaber schwermütiger Musik wie Ostern und Weihnachten zugleich. Zumal die Jungs von Swallow The Sun anscheinend von der Arbeitswut gepackt wurden und nicht einfach ein Album veröffentlicht haben, sondern ein Schwergewicht, welches aus drei Teilen (CDs) besteht und über 150 Minuten Melancholie, verteilt auf 21 Songs, in das Wohnzimmer zaubert. So eine Fülle ist doch sehr aussergewöhnlich, und da kommt schnell mal der Gedanke auf: Mehr Masse als Klasse? Diesen Gedanken kann man aber glücklicherweise sehr schnell abschütteln, denn Swallow The Sun haben sich bei diesem Mammut-Werk durchaus Gedanken gemacht, wie sie die drei Teile präsentieren wollen und sorgen dabei doch auch für überraschende Momente. Teil I von "Songs From The North" liefert grundsätzlich das, was man als Nachfolger von "Emerald Forest And The Black Bird" erwarten durfte. Schleppende Doom-Death Riffs, feine Melodien, Growl- und Klargesang sorgen für die typische Swallow The Sun-Atmosphäre, welche zwischen bedrohlich auftürmend, erdrückend bis hypnotisch eingängig und zerbrechlich pendelt, bestes Beispiel dafür "Lost & Catatonic" oder "From Happiness To Dust". "Heartstrings Shattering" mit dem weiblichen Gastgesang und zwischendurch mit Tiamat ähnlichen Klängen klebt wie schwarzer Ahornsirup in den Gehörgängen, und auch das epische "Rooms And Shadows" ist ein erwähnenswerter Anspiel-Tipp. Teil II von "Songs From The North" ist dann die grosse Überraschung, denn dieser Teil zeigt eine Seite der Band auf, wie sie bis anhin so noch nie zu vernehmen war. Praktisch nur akustische Gitarren und Klargesang dominieren die 8 Songs, als würden die Jungs plötzlich die neuen finnischen Anathema reflektieren, und obwohl die ganze Härte aus den Songs verbannt wurde, schaffen es Swallow The Sun, die Atmosphäre konstant dicht zu halten, ohne dabei irgendwie kitschig zu wirken.

Die Musik lädt zum Entspannen und Träumen ein, es ist wie ein ausgedehnter Spaziergang über weite Felder und durch endlose Wälder, dessen einzige Begleitung die Einsamkeit ist. "Pray For The Winds To Come", "Songs From The North" und "Before The Summer Dies" kann ich hier nur empfehlen, sind absolut tolle Stücke und ich hätte niemals erwartet, dass die Band auch fähig ist, so starke, ruhige Nummern zu schreiben. Wer nun denkt, dass die Finnen nur noch Weichspüler im Gepäck haben, der wird auf dem dritten Teil von "Songs From The North" eines besseren belehrt, denn schon der Opener "The Gathering Of Black Moths" knallt uns tiefe und unheilvolle Funeral Doom-Riffs um die Ohren, als wäre das Ende der Welt in den nächsten Minuten besiegelt. Das folgende "7 Hours Late" drosselt nochmals das Tempo auf Zeitlupen-Doom, wo der letzte Tropfen Hoffnung unendlicher Dunkelheit weichen musste. "Empires Of Loneliness" und das finale "The Clouds Prepare For Battle" dürfen hier gerne mal degustiert werden, um einen Einblick in den dritten Teil zu erhalten, der wahrlich die Abgründe in der Musik von Swallow The Sun öffnet und nicht mehr verschliesst. Es mag ungewöhnlich sein und ich denke auch, dass nicht jede Band fähig ist, auf einen Paukenschlag gleich drei Werke zu veröffentlichen, die Qualitativ so hochstehend sind und über genügend Abwechslung verfügen, dass man über die gesamte Spielzeit gefesselt bleibt. Möglich, dass der ruhige Mittelteil nicht jedem munden mag, aber gerade diesen Teil finde ich äusserst gelungen und zeigt neue Seiten auf, hinter der sich Swallow The Sun nicht zu verstecken brauchen. Mit "Songs From The North I, II, III" schmeissen die Finnen ein Schwergewicht auf den Markt, an dem kein Weg vorbei führt, ansonsten ist man definitiv "Lost & Catatonic"
R.K.  

Punkte: 9.0 von 10
SAXON - Battering Ram
UDR Music/Warner
Es ist unglaublich, wie die alten Helden wieder von sich reden machen. Ist es nun Judas Priest oder Def Leppard, Biff und seine Saxon liegen in der gleichen Spur. Mit einer ähnlichen Stimme, die das Intro zu Iron Maidens "The Number Of The Beast" sprach, wird "The Devil's Footprint" eröffnet. Ein Song, der durch die Keyboards noch an Erhabenheit zunimmt und wieder einmal mehr durch das Riff von Paul Quinn heraus ragt. Es wird ja immer wieder von den Riffgöttern gesprochen, oftmals wird dabei aber Paul vergessen. Mister Quinn hat unzählige Super-Riffs geschrieben wie "Wheels Of Steel", "Princess Of The Night", "Crusader", "I've Got To Rock (To Stay Alive)", "747 (Strangers In The Night)", "And The Bands Played On", oder "Solid Ball Of Rock". Auch auf "Battering Ram" lässt der Gute kaum eine Gelegenheit aus, wieder ein unter die Haut gehendes Riff zu kreieren. Der Titelsong, "Destroyer", "Hard And Fast", das schwere "Eye Of The Storm", das schnelle "Stand Your Ground" oder das an alte "Strong Arm Of The Law"-Zeiten erinnernde "Top Of The World" sind Beweise genug, was noch immer alles in Mister Quinn steckt. Das langsame, mit Sprechstimme versehene "Kingdom Of The Cross" geht unter die Haut und zeigt den Fünfer von einer neuen Seite. Interessant auch, wie sich Trommler Nigel Glockler von seiner Erkrankung erholt hat und noch immer unglaublich spielt sowie den Liedern den nötigen Druck verleiht. "Battering Ram" ist sicherlich nicht DAS beste Album von Saxon, aber eines, das sich neben den vielen Klassikern locker sehen lassen kann und alte wie neue Fans nicht enttäuschen wird.
Tinu  

Punkte: 9.0 von 10
THIS GIFT IS A CURSE - All Hail The Swinelord
Season Of Mist/Irascible
Eine obskure schwedische Sludge/Black Metal-Band... Und irgendwie verdammt gut. Brachial, zwingend und mit einer fast schon entrückten Tightness schneidet sich das Quartett durch 49 Minuten fiesen, Testosteron freisetzenden Edelstahl. Die "flache", mittenlastige Produktion lässt das gesamte Album wie ein archaisches, düster erscheinendes Schemen durch dein Unterbewusstsein rauschen, und da auch die einzelnen Songs fast nahtlos ineinander übergehen, erscheint einem "All Hail The Swinelord" als grosser Brocken harsches Gesamtkunstwerk. Der vernebelte, hysterisch gekreischte Gesang überträgt massig Energie und die einzelnen Kompositionen sind sowohl durchdacht wie auch top umgesetzt. Nach ein paar Durchläufen dieses atmosphärischen Bastards erkennt man darum, dass dieses Werk trotz aller "Produktionsfehler" viiiel zu gut produziert ist, um als verkannte Proberaumhoffung gelten zu können und damit quasi ein tollwütiges Schaf im räudigen Wolfspelz darstellt. Grosse Emotionen und epische Klanggebilde vereinigen sich zu einem intelligenten Berserker-Soundtrack, der dem treffenden Albumtitel alle Ehre erweist. Eines dieser etwas anderen Alben, die ich in Zukunft immer wieder hören und loben werde, unbedingt reinhören!
Hardy  

Punkte: 9.0 von 10
GRAVESHADOW - Nocturnal Resurrection
Mausoleum Records
Dieses Album richtet sich ganz klar an alle Nerds da draussen, die gerne Female Fronted Symphonic/Gothic Metal hören. Denn die Amerikaner haben gleich zwei Tracks mit im Gepäck, die Fans von Kult-TV-Serien (bzw. -Büchern) begeistern dürften: In "Blink" geht es um die "Weeping Angels" bei "Doctor Who" und "Blood And Fire" ist eine Ode an Daenerys Targaryen aus "Game Of Thrones" (bzw. der Buchvorlage "A Song Of Ice And Fire"). In eine ähnliche Richtung geht der wohl beste Track des Albums "Lycan Lust", eine tragische Liebesgeschichte mit Werwölfen, bei der es sich lohnt, ganz genau hinzuhören. Auch musikalisch geht hier einiges ab - Sängerin Heather Michele gibt Alles; denn neben opernhaftem Sopran glänzt sie auch in tiefen Lagen und überrascht mit richtig deftigem Growling. Eine beeindruckende stimmliche Bandbreite, allerdings definitiv Geschmackssache und daher wohl auch nicht für Jedermann. Entsprechend steht ihre gesangliche Leistung auch im Vordergrund, doch auch die Musiker verstehen ihr Handwerk. Neben dem (erstaunlich dezenten) Keyboard stehen vor allem die Heavy-Gitarren im Rampenlicht. Das Album ist sehr abwechslungsreich und tatsächlich keine Sekunde langweilig. Das Ganze ist sehr visuell aufgebaut und das Erzählen einer Geschichte steht im Vordergrund. Zwar haben die einzelnen Texte inhaltlich nur wenig miteinander zu tun (wobei es bei den meisten um Unsterblichkeit oder zumindest Untote Kreaturen der Nacht geht), doch lohnt sich hier wirklich ein Blick in die Lyrics. "Nocturnal Resurrection" ist übrigens das Debutalbum des Sextetts aus Sacramento, CA. Umso beeindruckender, dass die jungen Musiker für den Track "Blink" Ralph Scheepers von Primal Fear als Gastsänger gewinnen konnten. Dieses Duett ist definitiv eins der Highlights des Silberlings! Fazit: Da ich sowohl Fan von "Doctor Who" als auch "Game Of Thrones" bin, haben Graveshadow bei mir schon mal klar einen Stein im Brett. Musikalisch pendeln die Amerikaner irgendwo zwischen Lacuna Coil, Nightwish und Arch Enemy, wobei sie ihre eigene Identität noch nicht so ganz gefestigt zu haben scheinen. Aber so etwas kann man bei einem Debutalbum ja eigentlich auch kaum erwarten. Als Erstlingswerk ist es jedenfalls definitiv ein sehr gelungener Silberling geworden. Vor allem bringen sie tatsächlich etwas frischen Wind ins leicht angestaubte Genre! Also ich bin ziemlich begeistert!
Patricia H.  

Punkte: 9.0 von 10
RASPBERRY PARK - At Second Glance
Power Prog
Nach ihrem grandiosen Debut "Scratchin' The Surface" 2014 legen die sympathischen Dänen nun mit "At Second Glance" nach. Und setzen ihren musikalischen Weg konsequent fort. Ihre musikalische Mischung aus Classic Rock, Hard Rock, Melodic Rock, AOR mit sehr hohem Melodienanteil im Gesang macht sofort gute Laune beim Reinziehen dieses Rundlings. Schon der Opener "Take It Back" haut voll rein und man kann kaum stillsitzen beim Anhören dieses Songs. Genauso geht?s bei den anderen 9 Tracks. "Alive", ein Melodic-Kracher erster Güte, einfach geil. Oder die rockige Gitarre bei "Depending On A Miracle". Genau so muss das krachen. Mikkel Bryde hat ne geile Stimme, und die Gitarren von Jes und Mats passen perfekt zusammen. Oder das Stampfende "Getaway", das macht einfach Spass anzuhören, dazu diese top Chöre im Refrain, das will der verwöhnte Melodic-Fan hören. Mir gefällt besonders die Rhythmik der Gitarren, das hebt Raspberry Park unter anderem ab von anderen Melodic Rock-Bands, und die Stimme von Mikkel natürlich. Die Dänen liefern hier ein astreines Album ab mit ganz grossem Suchtfaktor, genauso stark wie beim Debut rocken die fünf Jungs aus dem Norden auch bei ihrem Zweiten Silberling drauflos, unbedingt reinhören oder gleich sofort kaufen, klasse Album!
Crazy Beat  

Punkte: 8.9 von 10
ANTIMATTER - The Judas Table
Prophecy Productions
Eine Rezension über ein Antimatter-Album zu schreiben, das ist echt eine Herausforderung. Manch einer würde sich die Mühe einer "richtigen", weil tiefergehenden Rezension sparen und schreiben: Es steht Antimatter drauf, also ist Antimatter drin. Punkt. Aber das ist nicht mein Stil, das ist nicht mein Ding. Antimatter sind eine dieser Bands, die irgendwie immer im Hintergrund aktiv sind und nur zu speziellen Gelegenheiten ans Tageslicht gezerrt werden. Gezerrt deshalb, weil die Musik um den kreativen Kopf Mick Moss eher einem erschlossen werden muss, sie erschliesst sich einem selber kaum zu Beginn. "The Judas Table" handelt gemäss den mitgelieferten Infos von persönlichen Verlusten, Ängsten, dem Gefühl (und auch der Gewissheit), ausgenutzt und betrogen worden zu sein. Andere Interpreten hätten hier jetzt eine aggressive Herangehensweise gewählt und den Frust, den Schmerz und die Pein in die Welt hinausgebrüllt - nicht so bei Antimatter. Metaphorisch gesehen steht man vor dem Scherbenhaufen, den Trümmern, und es überkommt einem ein endgültiges Bewusstsein, dass nun alles vorbei ist ? was auch immer vorher da gewesen ist oder zu sein schien. Es ist quasi ein leises Verabschieden von Träumen und Hoffnungen, von Sehnsucht und Erwartung. Zwischendurch werden jedoch auch etwas härtere Töne angeschlagen, etwa bei "Stillborn Empires" (erinnert in gewissen Zügen an Paradise Lost) oder "Can Of Worms" (hier schimmern A Perfect Circle oder auch Muse durch) - aber generell bleibt man bei akustischen Gitarren, atmosphärischen Elementen wie etwa Streichern, und natürlich dem zerbrechlichen, aber intensiv beschwörenden Gesang von Mick Moss. Wie gesagt, man könnte sehr wenig über Antimatter schreiben, oder auch sehr viel - ich persönlich habe mich für den Mittelweg entschieden: Ich gebe euch da draussen bestimmte Eindrücke mit, die ich während dem Hören von "The Judas Table" erfahren habe, Mögen sie euch eine kleine Wegfindung sein, zu entscheiden, ob ihr Antimatter in euer Leben lassen wollt - oder nicht.
Toby S.  

Punkte: 8.9 von 10
CALIGULA'S HORSE - Bloom
InsideOut Music
"Bloom" beginnt sehr ruhig, mit akustischer Gitarre und einem sehr schönen Gesang, bevor dann ein David Gilmore-Gitarrensolo folgt und dann in einem Doublebass-Gewitter mit ordentlich verzerrter Gitarre endet. Sehr interessant, wie das Album der australischen Prog-Band startet. Das passiert öfters, diese krassen musikalischen Wechsel von ruhig auf hart, bei "Marigold" auch mal ein paar Mal in einem Song. Bei "Firelight" gefallen mir die Chöre und knackigen Drums, überhaupt ein sehr fröhlicher Song mit sehr abwechslungsreich gespielten Gitarren. Auch gut: Das melancholische "Dragonfly", gefüllt mit fetten Keyboards und traurigem Gesang - speziell, aber gut. Auch das lebendige "Rust", bei dem hie und da der Doublebass wieder ordentlich hämmert, ist ein vielseitiger Prog-Song, man höre sich das Instrumental-Gewitter ab Minute drei an. Auch "Turntail", ein echter grossartiger Prog Metal-Track zum Abheben. Von Pink Floyd-Soli über Porcupine Tree-Anleihen bis zu Dream Theater-Parts ist hier alles vertreten, natürlich mit viel Eigenständigkeit. Die Aussies aus Brisbane bieten hier ein sehr abwechslungsreiches Prog-Album an, das durchs Band spannend bleibt und mit grosser Vielfältigkeit glänzt. Tolle Leistung aus Down Under!
Crazy Beat  

Punkte: 8.9 von 10
TESSERACT - Polaris
KScope Records/Irascible
Zu dieser Überband noch was zu sagen, hiesse, Eulen nach Athen zu tragen. Diese Jungs spielen in einer anderen Liga als die meisten Prog-Bands und sind jetzt im Jahre 2015 auf dem Zenit ihres Schaffens angelangt. "Polaris" überwiegt mit guten Kompositionen, so dass man Mühe hat, mitzuhalten, wenn man nicht Musik studiert hat. Aber was soll's, hier wird noch mal das Extreme ausgemerzt und zelebriert. Der Gesang ist vornehmlich clean, was den Songs zugute kommt. Klar ist hier auch, dass man in diese Welt eintauchen muss, um diese überirdischen Klangstrukturen langsam zu geniessen. Für mich ist dieses Werk klar das beste der Engländer und setzt in diesem Genre neue Massstäbe. Besser geht nicht!
Daniel J. 
Punkte: 8.9 von 10
NAD SYLVAN - Courting The Window
InsideOut Music
Der blonde, Schwedische Sänger hat mich schon überzeugt als Live-Sänger bei der Steve Hackett Genesis Revisited-Tour. Und hier bei seinem Solo-Werk "Courting The Window" tut er das ebenso. Die Musik hier natürlich sehr Genesis nah, der Peter Gabriel-Phase. Schon der Eröffnungssong, ein wunderbarer Genesis-ähnlicher Track mit wunderschöner Melodie und gefühlvollen Gitarrensoli. Unterstützt wird Nad auf diesem Rundling unter anderem von Steve Hackett, Nick D`Virgilio, Roine Stolt, Nick Beggs, Jonas Reingild und vielen mehr. Alles Genesis-Liebhaber. Zurück zur Musik. Auch Lieder wie das ruhige "Courting The Window", das epische, knapp zehn Minuten lange "Echoes Of Ekwabet" oder auch grandiose 22 Minuten lange "To Turn The Other Side" hätten Genesis nicht besser hingekriegt. Ein total verspielter Prog-Song mit vielen spannenden Facetten und einem starken Nad am Micro, Hammersong. Und dann "Ship's Cat", ein Song, wie ihn Peter Gabriel nicht besser hätte singen können, einfach klasse. "Courting The Window" ist ein wirklich spannendes, facettenreiches, verspieltes Stück Musik mit vielen tollen Gastmusikern, das den Geist der alten Genesis wiederbelebt und unglaublich Spass macht, anzuhören, ein Muss für alle Genesis-Fans und Proggies.
Crazy Beat 
Punkte: 8.9 von 10
THRESHOLD - European Journey (live)
Nuclear Blast/Warner
Eins vorweg, was die Briten um den Ausnahmesänger Damian Wilson hier abliefern, ist Prog auf allerhöchstem Niveau. Threshold sind in absoluter Höchstform. Das zeigt schon der grandiose Opener "Slipstream". Egal, ob abwechslungsreiche Tracks wie "The Hours" oder das saugeile "Liberty Complacency Dependency", hier glänzen Karl Groom und Pete Morten mit ihren Gitarren und Twin-Soli. Ich liebe die treibenden Gitarren, die dann abrupt in ein ruhiges, verspieltes Solo wechseln und dann wieder Vollgas rocken. Hört euch nur mal die musikalische Stimmung an bei "Unforgiven", ganz grosses Kino, und dann der melodiöse Refrain, gesungen von Damian Wilson, Gänsehaut pur! Oder "Long Way Home", erst das gefühlvolle Klavier von Richard West, dann das knallharte Gitarrenriff, dazu Damians Stimme, einfach unschlagbar. Dann zurück zum "Extinct Instinct"-Album mit dem genialen "Part Of The Chaos", neun Minuten lang spannender Prog auf höchstem Niveau, ein unglaubliches Stück Musik. Ebenso der 10 Minüter "Pilot In The Sky Of Dreams", ein Auf und Ab der Tempi, Stimmungen, sehr spannend. Auch die melodiöse Power-Ballade "Lost In Your Memory", ein Hammersong, der live gut funktioniert. Aber dann der Höhepunkt, 12 Minuten und 42 Sekunden abtauchen in die unglaubliche Welt von Threshold mit dem unglaublichen "The Box" vom letzten Album "For The Journey". Sehr beeindruckend finde ich auch, mit welcher Präzision Johanne James seine Drums bearbeitet, wie eine Maschine trommelt er sich durch die 15 Tracks, sehr starke Leistung, gehört für mich zu den besten Live-Drummern überhaupt. Beendet wir dieses geniale Konzert mit "Turn To Dust" und "Ashes", zwei würdigen Abschlussnummern. Karl, Damian, Richard, Johanne, Steve und Pete beweisen hier, dass sie zu den besten und interessantesten Prog-Musikern überhaupt gehören, ich verneige mich tief vor Threshold.
Crazy Beat    
Punkte: keine Wertung
DRACONIAN - Sovran
Napalm Records/Universal
Wenn sich der Nebel wie ein Schleier über die Hügel legt, die Blätter still zu Boden fallen und die Dunkelheit die Herrschaft über das Licht erringt, dann, meine Freunde, erblühen die Knospen des Doom Metal. Der Augenblick, wo die letzten wärmenden Sonnenstrahlen die Erde streifen, die Schwermut sich im Herzen ausbreitet und die Gewissheit, dass die Vergänglichkeit unaufhaltsam der Zeit den Atem entzieht, das ist der Moment und die Bühne, auf der Draconian aufspielen. Von dieser Bühne des Weltschmerz sind die Schweden kaum mehr wegzudenken und brauchen sich auch vor so etablierten Namen wie My Dying Bride nicht zu verstecken. Dabei war erst mal die Nachricht vom Ausstieg der Sängerin Lisa Johansson nach dem letzten Werk "A Rose For The Apocalypse" ein Schock, welcher verdaut werden musste, denn war es doch auch ihr Organ, welches die Musik von Draconian so geprägt hatte. Fündig wurde die Band schlussendlich in Südafrika und konnte Heike Langhans verpflichten, welche nun auf "Sovran" ihren Einstand feiert und dies überraschend gut, wenn man dabei an die Fussabrücke denkt, welche Lisa hinterlassen hat. Die stimmliche Klangfarbe von Heike erinnert dabei des öfteren an Sharon den Adel von Within Temptation, sehr deutlich wird dies bei "Rivers Between Us", wo sie mit Gastsänger Daniel Ünghede (Crippled Black Phoenix) im Duett zu werke ist, dabei ist gerade "Rivers Between Us" mit der klaren Stimme von Daniel eine kleine Überraschung auf "Sovran". Ansonsten ist das Wechselspiel am Mikro mit den harschen Growls von Anders Jakobsson und der zerbrechlichen Stimme von Heike eine gelungene Symbiose aus Licht- und Schattenspiel im Draconian-Kosmos. Gleiches gilt generell für das neue Werk "Sovran", denn dieses braucht sich hinter keinem früheren Werk der Schweden zu verstecken und liefert das ab, was Verehrer der Melancholie zum Überleben brauchen. Die Atmosphäre ist traurig und schön zugleich, mit Melodien, welche direkt die Seele berühren und so dicht sind, dass sie mehr als nur einmal für Gänsehaut sorgen. Gegenüber all diesem "Femal-Frontet-Epic-Sympohnic"-Ausverkauf wirken Draconian wie eine Erlösung aus der Dunkelheit, ohne Kitsch, ohne Bombast, sondern mit viel Tiefgang, Herz und Seele, wie die Essenz aus Trauer, Schmerz, Verlorenheit und Sehsucht. Musik für Menschen, die in einer ruhigen Stunde in sich gehen können und wissen, dass das Leben nicht nur aus Sonnenschein und Süssigkeiten besteht. Einzig was ich auf "Sovran" vermisse, ist ein Song, welcher es mit dem Über-Epos "Death, Come Near Me" von der "Arcane Rain Fell"-Scheibe aufnehmen kann, diese Symphonie der abgrundtiefen Trauer bleibt nach wie vor unerreicht.
R.K.   
Punkte: 8.8 von 10
TRANSPORT LEAGUE - Napalm Bats And Suicide Dogs
Metalville/Musikvertrieb
Nachdem sich die Truppe rund um Mastermind Tony Jelencovich (Ex-B Thong Goldkehlchen) nach vierjähriger Pause 2013 lautstark mit "Boogie From Hell" zurückgemeldet hat, reicht sie jetzt mit "Napalm Bats And Suicide Dogs" einen würdigen Nachfolger nach. Leiser sind sie nicht geworden, die vier Herren, im Gegenteil. Sie marschieren unbeirrt auf ihrem einst eingeschlagenen Weg weiter und machen keinen Hehl aus ihrer Vorliebe für Bands wie Danzig ("Bag Of Bones"!), Corrosion Of Conformity, Pantera und Fu Manchu, die sich in ihrem Mix aus Sludge, Stoner Rock und High Energy-Doom Metal unüberhörbar manifestiert. Wers also nicht unbedingt böse und krachig braucht, darf ab dieser Stelle zur nächsten Rezension weiterscrollen, allen anderen kann ich versichern, dass Tracks wie "Hallelujah Vampire", "Black Mountain", "New Bomb War", "Burning Bible" (geschmackvoll verzerrt eingeleitet durch ein Zitat aus The Beatles "Helter Skelter") und dem durch einen souligen Gastauftritt von Sängerin Louise Lollo Gardtman veredelten "The Goddess And The Mad Man" mit ihrem Höllengroove in Reinkultur für amtliche Nackenschmerzen sorgen werden. Wie üblich folgen die Nummern zwar relativ simplen Strickmustern, leben dabei allerdings von ihrer schieren Energie und sorgen in den ruhigeren Momenten für die anvisierte, düstere Atmosphäre; die oben bereits erwähnte Danzig-Hommage "Bag Of Bones" sei hier mal als Paradebeispiel genannt. Für Fans der Band ist somit alles in Butter, die Doom'n'Roll-Maschine walzt sich unentwegt durch den schier undurchdringlichen Musikdschungel und hinterlässt ihre unverkennbare Schneise der Zerstörung. Sehr pfundiges Teil, empfehlenswert!
Mirko B.   
Punkte: 8.8 von 10
FLYING COLORS - Second Flight: Live At The Z7
Music Theories Recordings/Musikvertrieb
Und wieder bekommen wir es mit einer Supergroup zu tun und abermals nimmt ein gewisser Mike Portnoy dabei eine tragende Rolle ein. Ich weiss eigentlich nicht recht, wie dieser Teufelskerl, der neuerdings (und das ist kein Witz!) den Platz des in diesem Frühling überraschend verstorbenen A.J. Pero (R.I.P.) bei Twisted Sister eingenommen hat, all seine Termine unter einen Hut bringen kann! Seit 2012 gehört er auf jeden Fall fest zum Line-Up von Flying Colors, einer Band, die sich Produzent Bill Evans so zu sagen ausgedacht hat. Steve Morse (Dixie Dregs, Deep Purple, Kansas), Neal Morse (Spock’s Beard, Transatlantic), Dave LaRue (Dixie Dregs, Planet X) und Mike Portnoy (Ex-Dream Theater, Transatlantic, Liquid Tension Experiment, OSI, Adrenaline Mob, Twisted Sister) bildeten zuerst den Kern, während Sänger Casey McPherson (Alpha Rev) auf Empfehlung von Portnoy etwas später dazu stiess. Das hochgelobte selbstbetitelte Debüt-Album (2012) erfuhr gleich im Jahr danach die erste Live-Nachlese mit dem Titel «Live In Europe». Nach dem gleichen Muster lief es nun beim letztjährigen Zweitling «Second Nature» ab, will heissen, dass von dieser Tour gleich der nächste Live-Mitschnitt produziert wurde. Der Ort? Unser aller heiliges Z7 in Pratteln! Im ersten Moment verwundert das schon ein wenig, dass die hochdekorierten Amis offensichtlich lieber Material aus Europa denn aus der Heimat verwenden und dann erst noch aus der kleinen Schweiz. Damit befinden sie sich jedoch in guter Gesellschaft mit den Pretty Maids, die 2012 bekanntlich ihre allererste Live-DVD/DCD (!) ebenso hier entstehen liessen. Des Weiteren fallen mir hierzu spontan noch Death Angel ein, von denen es einen im Original mittlerweile ziemlich raren Z7-Mitschnitt gibt und dann natürlich die Live-DVD/CD von Shakra (2004) und die Live-CD von Pure Inc. (2009) - Gut möglich, dass diese Aufzählung unvollständig ist. Die vorliegende DVD/DCD-Nachlese (die es übrigens auch als bluRay-Version gibt) entstand am 12. Oktober 2014 und ich selber war da auch mitten im Geschehen zugegen. Die Halle wurde zwar nicht ausverkauft, aber zumindest sehr gut gefüllt und der Applaus fiel stets laut und leidenschaftlich aus. Meiner Einschätzung nach wurde da, wenn überhaupt, kaum nachgebessert. Darum hört sich Ganze auch sehr echt und nicht gekünstelt an. Die Band spielte einen überaus agil gehaltenen Set von gut 105 Minuten, der im Wesentlichen, bis auf das Alpha Rev Cover «Colder Months», Material von den beiden FC-Studioalben enthält. Der Sound der Aufnahme ist lupenrein und die Bild-Aufnahmen wurden mit einigen Kameras ordentlich eingefangen. Selbst hinten, respektive ganz oben, war eine für die Totale aufgestellt worden. Die gefällige Bildführung und der nicht allzu nervöse Schnitt lassen einen nun nach Belieben nochmals relaxed in diesen gediegenen Konzertabend eintauchen, und ob dabei auch meine Wenigkeit sichtbar verewigt wurde, muss erst noch verifiziert werden.
Rockslave    
Punkte: keine Wertung
MAJOR INSTINCT - Roots & Wings
AOR Heaven/Non Stop Music
Mit dem Start von Major Instinct geht der Bassist B.J. Laneby einen mutigen Weg. Der Mann ist nämlich Hauptsongwriter und Gründer der etablierten Band M.Ill.Ion. Nach 25 Jahren, sieben hochdotierten Alben und Verkäufen im sechstelligen Bereich entschied sich B.J. für einen Neuanfang. Der Ausschlag hierfür gab eine schwere Krankheit, die beinahe zum Tod von Mr. Laneby führte. Während der Genesungsphase entschied er sich nun zu diesem Schritt. Das Line Up setzt sich aus Stefano Marchesini (Lead Vocals, Ex-Human Race), Magnus Mild (Guitars), Johan Häll (Drums, Ex-M.Ill.Ion) und Gabriel Glamheden (Hammond, Keys). Musikalisch setzt B.J. bei M.Ill.Ion an, geht dabei aber einen Schritt zurück, tief in die Siebziger. Er greift dabei gekonnt den Vibe von Thin Lizzy, Whitesnake, Kiss und vor allem von Deep Purple auf. Das heisst, die Formation bringt knackige Riffs und grosse Melodien versiert unter einen Hut. Die Nähe zu Deep Purple wird dabei in Form der durchdringenden Hammond-Orgel definiert, die dem viel zu früh verstorbenen Jon Lord alle Ehre macht. Trotzdem hat Major Instinct einen individuellen Sound kreiert, der die Siebziger genauso berücksichtigt wie die Achtziger. Wie von M.Ill.Ion her gewohnt, hat B.J. auch für seine neue Spielwiese erstklassige Songs mit Tiefgang verfasst. Durch die musikalische Ausdehnung und die Erweiterung des Umfangs verfügen Major Instinct über genug Substanz, um den Erfolg von M.Ill.Ion zu wiederholen, unter Umständen sogar zu toppen.
Chris C.    
Punkte: 8.7 von 10
GRAVE DIGGER - Exhumation / The Early Years (Compilation)
Napalm Records/Universal
Chris Boltendahl und seine Jungs haben sich an ihre alten Hits (aus den Jahren 1984 - 1987) heran gewagt und diese in einem neuen Gewand veröffentlicht. Alle Songs wurden neu eingespielt und bekamen dabei ein anderes Flair. Speziell Chris singt tiefer als auf den Originalversionen und mit Axel Ritt ist ein Gitarrist zu hören, der den Metal-Songs ein neues, brachialeres und fetteres Leben einhaucht. Selbst alte Hymnen wie "Heavy Metal Breakdown", "Headbanging Man" oder "Witch Hunter" klingen frischer und bestechen durch die neue Art. Endlich bekommen auch "Shoot Her Down", "We Wanna Rock You", "Fire In Your Eyes", "Stand Up And Rock" (vom oftmals belächelten "Digger"-Album), "Enola Gay", "Get Away", "Here I Stand" (rockig!) und "Tyrant" ihren Part, der ihnen mehr als nur zusteht. Wer mit der letzten Studio-Scheibe "Return Of The Reaper" bangend den Abend feierte, wird an "Exhumation" nicht vorbei kommen. Das macht schon alleine "Paradise" klar, bei dem der fantastische 'All right'-Schrei von Chris legendär ist. Was der Vierer aus den alten Tracks gemacht hat, verdient grossen Respekt. Es ist nicht einfach, Musikgeschichte neu zu vertonen, aber Grave Digger haben dies locker aus dem Ärmel geschüttelt, und da gebührt der Band (Axel Ritt, Jens Becker, Stefan Arnold) ein fettes Lob. Frisch, locker und unbekümmert feuern die Jungs aus allen Rohren und überzeugen von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Tinu    
Punkte: keine Wertung
UNDER THE CHURCH - Rabid Armageddon
Pulverised Records
Under The Church - was so viel heisst wie unter der Kirche. Das ist doch mal ein Bandname, der schnell verrät, was die Musiker dahinter antreibt. Unter anderem besteht Under The Church aus ehemaligen Mannen der legendären schwedischen Death Metal-Kombo Nirvana 2002. Die Erwartungen sind also auf Anhieb ziemlich gross, und zum Glück bekommt man es auch geboten. Songs wie "Sodomy And Blasphemy" oder "Walpurgis Night" dröhnen heftig und spielen alles an die Wand, was nicht niet- und nagelfest ist. Geboten wird traditioneller schwedischer Death Metal - bis etwa zum dritten Song, danach wird das Tempo unerwartet gedrosselt, und eine Reise beginnt in die Untiefen gefährlicher, heimtückischer Pfade, die in modrig dunkle Grabkammern führen. Passend dazu erinnern die Growls und das Gegrunze an den jungen Nick Holmes. Weiter führt der Pfad mit "Suspended In Gore" oder "Magus", wo gnadenlos gewütet wird. Am überzeugendsten auf "Rabid Armageddon" ist aber, dass es bei aller Geschlossenheit noch richtig fette Death Metal-Tracks enthält, die wirklich alle zum heftigen Knochentanz aufrufen. "Mangled To A Bloody Mess" setzt diesem irren Reigen die Priesterhaube auf. Für über alle Zweifel erhaben und bei Leibe ein kommender Klassiker - doch auch das restliche Todes-Menü steht dem im Nichts nach. "Rabid Armageddon" muss sich qualitativ nie hinter Genre-Highlights dieses Jahres verbergen, auch wenn diese vom Kaliber Chapel Of Disease, Sulphur Aeon oder auch Gruesome stammen. Wer jetzt denkt, dass doch erst einmal die Grossen der Szene auf die Wunschliste kommen, die sollten es für einmal anders machen! Under The Church müssen ohne Wenn und Aber mit auf die Einkaufsliste - auch wenn das Herz nur funkenweise und kaum spürbar für Death Metal schlägt.
Oliver H.   
Punkte: 8.7 von 10
SOLUTION .45 - Nightmares In The Walking State - Part l
AFM Records/Musikvertrieb
Mit Brachialgewalt fegt der Opener "Wanderer From The Fold" aus den Boxen. Starke Riffs und schmerzerfüllte Vocals zeichnen den Song der schwedischen Supergroup aus. Solution .45 spielen melodischen Death Metal mit progressiven Elementen. Die Gruppe wurde 2007 durch Christian Älvestam (Ex-Scar Symmetry) und Jani Stefanovic (Miseration) gegründet und besteht hauptsächlich aus Mitgliedern anderer Bands wie Scar Symmetry, Miseration, Sonata Arctica, Dark Tranquillity etc. Im Verlauf der Platte gewinnt der klare Gesang immer mehr an Bedeutung und verleiht dem Sound somit eine etwas weichere Seite. Der Druck bleibt aber auch über die weiteren Tracks stets bestehen, und spätestens nach der Ballade "In Moments Of Despair", die viel Gefühl und Stoff zum Nachdenken transportiert, kehrt man mit "Second To None" zur alten Härte zurück. Der gesangliche Mix macht über die gesamte Spieldauer gesehen "Nightmares In The Walking State" zu einem sehr abwechslungsreichen Album, das zu keiner Zeit langweilig wird. "Alter (The Unbearable Weight Of Nothing)" und "Wield The Scepter" geben nochmals richtig Vollgas, wobei ersterer absolut Favorit und an Ideenvielfalt nicht zu toppen ist. Elektronische Samples, die weder schräg noch unpassend sind - sie fügen sich perfekt ins Stück ein, und auch die Gitarrenarbeit scheint von einem anderen Stern. Gesanglich hat man vollends auf die Cleanvocals verzichtet, was diesen Titel zu einem wütenden Meisterwerk macht. Zu Beginn von "I Nemesis", dem letzten Stück der Scheibe, fürchtet man kurzfristig, dass es so ein komisches Experimental, ein Ausplänkeltrack wird, doch glücklicherweise setzen nach zwei Minuten noch Growls vom Feinsten ein. Das Tempo wurde merklich rausgenommen, Wut, Schmerz und Aggression aber deutlich hörbar hinzugefügt. Die Spieldauer von elfeinhalb Minuten ist zwar an der oberen Grenze, die Qualität des Albums macht es aber einfach, dies zu verzeihen. Solution .45 haben fünf Jahre nach ihrem Erstlingswerk einen mehr als würdigen Nachfolger produziert und lassen damit die Herzen aller Freunde der Melodic/Death Fraktion höher schlagen.
Oliver H.   
Punkte: 8.7 von 10
THE WINERY DOGS - Hot Streaks
Ear Music/Phonag
Das ursprüngliche Line-Up der amerikanischen Hardrock-Supergroup hätte eigentlich die Namen Portnoy, Sykes und Sheehan getragen, aber da der blonde Lockenkopf keinen Bock auf gemeinsam aufgenommenes Material bekundete, suchte man einen anderen Saitenhexer und fand ihn in der Person von Richie Kotzen. Fürwahr kein schlechter Ersatz, wie sich bald heraus stellen sollte. Das selbstbetitelte Debütalbum von 2013 entpuppte sich nämlich bereits als erstklassiges Rockopus und liess die Fans mit der Zunge schnalzen. Im Jahr darauf wurde bereits das Live-Album «Unleashed In Japan» nachgeschoben und unterstrich damit die Ambitionen, die dieses Trio initiiert hatte. Tausendsassa Mike Portnoy schaffte es somit ein weiteres Mal nach der Dream Theater Ära, wieder etwas Neues anzustossen. Da solche Top-Musiker Konstellationen jedoch von kurzer Dauer sein können, bedurfte es einer Bestätigung des überzeugenden Erstlings. Diese ist nun da, nennt sich «Hot Streaks» und ist hohen Erwartungen ausgesetzt. Diese werden mit dem flotten Opener «Oblivion» schon mal ordentlich heraus gefordert, und obwohl Richies Gesang sich hier fast nach Sammy Hagar anhört, geht das Teil runter wie Öl. Und das, was unerlässlich ist, wenn ein Mann namens Billy Sheehan mittut, nämlich sein röhrender Basssound, wurde dieser so in Szene gesetzt, wie man sich das erhoffen durfte. «Captain Love» bringt dabei noch einen BAss-Solopart hervor, den man so gespielt nur Billy zuordnen kann. Die angesprochene Sache mit dem formulierten Vergleich zu Sammy Hagar verfolgt mich weiter und lässt dabei auch etwas rüber zu Chickenfoot schielen. Spätestens beim funkigen Titeltrack sind wir dann wieder zu 100 Prozent bei The Winery Dogs angelangt, wo die eh progressiven Basics zu permanenten Ohrgasmen für Genre-Freaks führen und die Hi-End Lautsprecher der Anlage (natürlich mit der Vinyl-Version des Tonträgers) danach lechzen, den Sound möglichst fett und detailtreu wiederzugeben. Diesem Wunsch wird auch bei den weiteren Songs entsprochen und zeigt das Trio weiterhin verspielt und luftig leicht in der Umsetzung des Spiels. Diese Gabe zeichnet echte Profis aus und es ist in der Tat nicht abwegig, The Winery Dogs als "Supergroup" durchgehen zu lassen. Darum ist auch alles erlaubt was einen Musiker zufrieden stellt. Dazu gehört eigentlich zwingend auch die Kunst der leisen Töne und diese werden mitunter mit dem wunderbaren wie fluffigen Track «Fire» abgedeckt, wo Richie unter Beweis stellt, dass er auch akustisch nichts anbrennen lässt. Zudem klingt er hier (endlich) mehr nach Kotzen als nach Hagar. Über eine Stunde lang entführen uns Mike, Richie und Billy in ihren genialen Klangkosmos, der bei uns in die Top-40 Charts kam und nebst den Fans des Debüts einem erweiterten Zuhörerkreis bestimmt ebenso Freude bereiten wird. «The Lamb» als letzter und gleichzeitig längster Track von «Hot Streaks» zieht dabei nochmals alle Register und nährt die Hoffnung auf Fortsetzung dieser bisherigen Erfolgsgeschichte.
Rockslave   
Punkte: 8.7 von 10
GONOREAS - Destructive Ways
Sonic Revolution/Non Stop Music
Die kompositorische Messlatte der Schweizer Power Metaller wurde 2011 mit dem Album «Apocalypse» ordentlich hoch angesetzt, doch der Nachfolger «The Mask Of Shame» von 2013 blieb hart auf Kurs. Dies ging notabene einher mit einem gelungenen Frontmannwechsel, der in der Person von Leandro Pacheco als echter Glücksfall für Gonoreas bezeichnet werden kann. Inzwischen ist Leandro längst durch das Stahlbad der Bewährung hindurch und hat seinen Anspruch als prägendes Bandmitglied gefestigt. Trotzdem hat sich live- und letztlich auch studiomässig noch etwas zusätzlich verändert bei den Aargauer Power Metallern, denn erstmals ist nach Miriam Zehnder und deren Nachfolgerin Larissa "Larry" Ernst keine Rhythmusgitarre mehr im Line-Up vertreten. Für Mainman und Gitarrist Damir Eskic war dies jedoch kein Hindernis und brachte ihm für das brandneue Album «Destructive Ways» wohl einfach etwas mehr Aufwand im Studio ein. Der normale Zuhörer merkt das aber eh nicht, wenn der Opener «Rebellion Against The Obsessor» nach «Ritual» dem lieblichen Akustik-Intro, mit voller Wucht losdonnert. Die Stimmbänder von Mr. Pacheco werden dabei gleich heftig beansprucht und erinnern mich spontan an Hell Hofer von Bullet. Danach kracht der Titeltrack mit hardrockigem Getöse ins Gebälk und lässt massig Sägemehl herunter fallen. Spätestens beim schleppenden «Viking» ist der "ewige Vergleich" mit Iced Earth eher unangebracht. Vielmehr dominiert das powermetallische Element und nebst dem satten Riffing schüttelt sich Damir mit Leichtigkeit wieder irre Soli aus dem Ärmel. Die "Hu-Ha" Rufe passen da zwar zum Text, können live sicher punkten und für Stimmung sorgen, wären aber nicht wirklich nötig.

«Parallel Universe» lässt im Refrain einen Vergleich zu Brainstorm zu und ist insgesamt eine typische Gonoreas-Nummer, ausser dass jeweils im Vers stimmliche Dissonanzen der Tonart im Vergleich zur Musik nicht aus meinem Gehör weichen wollen. Viel besser kommt mir anschliessend das rockige «Wizards» rein, was von der Abwechslung her einfach unabdingbar ist. Ein echt geiler Headbanger, der für wehende Matten sorgt und zu meinen Highlights auf «Destructive Ways» gehört. Ins gleiche Horn stösst «Empire», das mit dem plötzlichen Break in der Mitte aufhorchen lässt und gegen den Schluss hin so zu sagen ein paar spanische Vibes aufgreift, geil gemacht, vor allem auch das Ende des Songs. «When Nobody Asked» ist dann wieder Gonoreas pur, sprich nach vorne treibender Power Metal der Spitzenklasse und auch hier fällt die ruhige Bridge überaus positiv auf. Genau so muss das sein! «Dark Triad» hätte man anschliessend vielleicht auch als reinen Speedster bringen können, aber die Tempiwechsel machen dennoch durchaus Sinn. Für den einen oder anderen Metaller mag schliesslich der akustische Rausschmeisser womöglich "zu leise" ausgefallen sein, aber meine audiomässigen Geschmacksnerven werden hier klar getroffen. Insgesamt ist «Destructive Ways» ein würdiger Nachfolger, kann «The Mask Of Shame» das Wasser aber nicht ganz reichen. Die kürzlich abgehaltene CD-Taufe im Komplex 457 in Zürich hat aber einmal mehr aufgezeigt, dass Gonoreas die geborene Liveband und in ihrem Genre, zumindest in der Heimat, nach wie vor konkurrenzlos sind! Die erwähnte Sache mit dem Part der fehlenden Rhythmusgitarre könnte da auf der Bühne jedoch eindeutig für zusätzliches Feuer sorgen und müsste mal ernsthaft thematisiert werden.
Rockslave   
Punkte: 8.5 von 10
SALTATIO MORTIS - Zirkus Zeitgeist
Universal Music
Saltatio Mortis sind wohl eine der bekanntesten und derzeit erfolgreichsten Mittelalter-Rock-Bands. Doch die Mannheimer Truppe entfernt sich je länger je weiter von ihrem ursprünglichen Metier und wagt sich immer öfter auf punkigere Gefilde hinaus. Während früher Geschichten aus dem romantisierten dunklen Zeitalter den Mittelpunkt bildeten, liegt der Fokus neu auf sozial- und gesellschaftskritischen Themen. Den moderneren Texten folgt auch eine zeitgenössischere Instrumentierung, sodass griffige Gitarrenriffs mittlerweile mehr im Vordergrund stehen. Allerdings bleiben natürlich die mittelalterlichen Instrumente wie der Dudelsack weiterhin mit dabei, denn ganz ist der mittelalterliche Schalk nicht aus den Barden zu vertreiben! "Zirkus Zeitgeist" schliesst sich praktisch nahtlos an den Vorgänger an und strotzt geradezu vor Highlights. Den Anfang macht hier der Opener "Wo Sind Die Clowns", der gleich zu Beginn die Richtung vorgibt. Ein weiterer wirklich grosser Song ist Augen zu: Eine Ballade mit stark sozialkritischem Hintergrund, der das blinde Mitläufertum und den wieder aufkeimenden Rechtsrutsch der deutschen Gesellschaft thematisiert. Etwas poppiger geht's mit "Geradeaus" zu und her, das ein wenig an Purs "Abenteuerland" erinnert. Doch natürlich gibt es auch ein paar Tracks in guter alter SaMo-Manier, wie das freche Lied "Rattenfänger", welches mit eindeutig zweideutigen Lyrics und Sound mit leichtem Gipsy-Einschlag daherkommt. In eine ähnliche Richtung geht das eingängige "Gossenpoet", in dem die Deutschen das Spielmann-Dasein feiern. Richtig eingängig ist das Lied "Willkommen In Der Weihnachtszeit", in welchem Sänger Alea den Kommerz und die Konsumsucht um diesen Feiertag anprangert. Das Lied ist textlich so schön nachvollziehbar und durch die weihnachtliche Melodie ein absoluter Ohrwurm, den man (leider) einfach nicht mehr los wird!

In der zweiten Hälfte flacht die Albumqualität aber für mein Empfinden massiv ab - "Gaudete", ein Pseudo-Kirchenlied im Surfer/Rock'n'Roll-Gewand ist eine echte Todsünde! "Nachts Weinen Die Soldaten" schwächelt ebenfalls und wirkt übermässig klischeebeladen. Allgemein muss ich leider sagen, dass ich dem Sänger die meisten Balladen irgendwie nicht so richtig abkaufe. Komposition und Ausführung sind zwar tadellos, aber irgendwie ist er nicht ganz mit dem Herzen dabei (z.B. "Erinnerung"). Den Abschluss bildet "Wir Sind Papst", ein Porträt des irritierend gepolten Patriotismus der Deutschen. Leider nicht unbedingt ein Highlight - wäre schöner gewesen, das Album mit einem weiteren Knall ausklingen zu lassen! Fazit: "Zirkus Zeitgeist" ist ein sehr gelungenes Album und zeigt deutlich, dass Saltatio Mortis ihre Wurzeln zwar nicht vergessen haben, aber nun eindeutig zu neuen Hafen aufgebrochen sind. Musikalisch wird die Truppe immer besser, besonders Sänger Alea hat sich seit den letzten Alben merklich gesteigert. Die Lyrics sind sehr gehaltvoll und beweisen ein besonderes Geschick mit Worten, welches sich leider nur mehr selten findet bei den zahlreichen Deutschrock-Bands, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Ich bin mit eher gemischten Gefühlen an dieses neue Werk herangetreten und muss nun ehrlich sagen: Saltatio Mortis haben mich einmal mehr überzeugt! Sie sind erwachsen geworden, und ihr Sound ist nun deutlich reifer. Fans der alten Tage dürfte diese Entwicklung vielleicht enttäuschen, aber ich persönlich finde, es steht ihnen sehr gut! Unbedingte Kaufempfehlung!
Patricia H.    
Punkte: 8.5 von 10
ELDRITCH - Underlying Issues
Scarlet Records
Meine Lieblingsitaliener Eldritch verwirren mich mit ihrem zehnten Album, denn scheinbar sind die beiden letzten Werke "Gaias Legacy" (2011) und "Tasting The Tears" (2014) völlig unbemerkt von Metal Factory veröffentlicht worden. Musikalisch hat sich in dieser Zeit aber nicht viel verändert. "Underlying Issues" klingt wie der logische Nachfolger von "Blackenday" (2007). Auch hier spielen Eldritch in einer eigenen musikalischen Liga. Diese vereint Heavy/Thrash Metal mit einer leicht progressiven Ader. Bei diesem Stil wird gleich klar, dass "Underlying Issues" nicht gleich beim ersten Hören zündet, sondern ein paar Durchläufe braucht. Gönnt man der Scheibe aber diese nötige Zeit, offenbaren sich eingängige Lieder, welche wie das abschliessende "Slowmotion Kus" geschickt zwischen Raserei und ausschweifenden Melodien wechseln. Dabei beherrschen Eldritch auch das Stampfen (in "All And More") und die ganz ruhigen Momente ("To The Moon And Back"). Die Abwechslung führt dazu, dass die Ohren bis zum Schluss frisch bleiben und dass andere Kritiker von einem Album sprechen könnten, welche zu wenig als Einheit wirkt. Aber genau dieser Wechsel ist es, welcher einen grossen Reiz dieses Werkes ausmacht. Eldritch stehen erneut für sich selbst und werden dafür hoffentlich bald die dafür berechtigte Anerkennung erhalten. Ein Lieblingsalbum wie das 2006er-Werk "Neigbourhell" ist zwar "Underlying Issues" nicht geworden. Das Potenzial ist aber klar vorhanden.
Roger W.   
Punkte: 8.5 von 10
CLUTCH - Psychic Warfare
Weathermaker Music
Es ist eine echte Schande. Da stolpert man seit Jahren immer wieder über diese Band und hält es trotzdem nicht für nötig, auch nur einmal kurz in eines ihrer Werke reinzuhören. Natürlich, die grosse Masse an monatlichen Veröffentlichungen macht es einem schier unmöglich alles auch nur ansatzweise zu kennen, aber in diesem Fall habe ich eine echte Unterlassungssünde begangen. Clutch… seit 1991 aktiv… was habe ich bloss alles verpasst? Egal, damit muss ich jetzt leben, ich habe ja zum Glück immer noch genug Zeit, auf den Pfad der breitbeinig bluesrockenden Erleuchtung zurückzufinden. Wobei sich Clutch nicht darauf reduzieren lassen und ihren Sound offensichtlich gerne mit allerlei anderen Stilelementen bereichern und absolut keine Probleme damit haben, Stoner Rock, ganz dezenten Doom und feinsten Southern Rock in ihren vielschichtigen Sound einfliessen zu lassen, Hauptsache es groovt wie Hölle und die Gitarre rifft mit ordentlich Crunch untenrum. Aus diesem Gebräu entstehen dann arschgeile Nummern wie „X-Ray Visions“, „Firebirds“ oder der Oberhammer „Behold The Colossus“. Als beruhigenden Gegenpol dazu offeriert man mal funkig-bluesiges wie in „A Quick Death In Texas“, wirbelt ordentlich Wüstensand auf im getragenen Western Soundtrack „Our Lady Of Electric Light“ um dann ganz zum Schluss mit dem Grower „Son Of Virginia“ in die untergehende Sonne zu reiten. „Psychic Warfare“ wendet sich ganz klar an Menschen, die ihr Glück im Bluesrock mit deutlichem Südstaaten-Flair finden, aber auch vor simplem Abgeh-Rock mit hohem Spassfaktor nicht zurückschrecken, geile Scheibe!
Mirko B.   
Punkte: 8.5 von 10
MAGNUS KARLSSONS FREE FALL - Kingdom Of Rock
Frontiers Records/Musikvertrieb
Der Primal Fear-Songschreiber Magnus Karlsson kommt mit einer weiteren Soloscheibe um die Ecke. Eine, die von diversen Sängern eingesungen wurde. So erklingt Jorn Lande auf dem Titelsong, Jacob Samuel (The Poodles) bei «Out Of The Dark», Joe Lynn Turner bei «Out Of The Dark», Tony Martin bei «When The Sky Falls», David Readman (PC 69) bei «Angel Of The Night», Tony Harnell (Skid Row) bei «Never Look Away», oder Harry Hess bei «A Heart So Cold». Die Songs befinden sich irgendwo zwischen Hard Rock und Metal und sind den jeweiligen Gastsänger bestens auf den Körper zugeschrieben worden. Magnus spielte ausser dem Schlagzeug (Jaime Salazar) alle Instrumente selber ein. Grundsätzlich sind die Lieder verdammt gut, was aber sehr schade ist, dass man diese Tracks wohl nie auf der Bühne zu hören bekommen wird. Und unsere Musik lebt nun mal von der Bühne. Dass Magnus ein exzellenter Gitarrist ist, hört man auf dieser Scheibe immer wieder. Das hat er aber auch schon an anderen Orten bewiesen. «Kingdom Of Rock» ist ein cooles Werk geworden, das dank dem Label durch viele brillante Sänger aufgewertet worden ist.
Tinu   
Punkte: 8.5 von 10
GIRLSCHOOL - Guilty As Sin
UDR Music/Warner
Tja, meine Mädels von Girlschool. Und genau bei diesem Satz wird unser Rockslave mit Tränen in den Augen und einem grossen Lachanfall an mich denken. Doch diese Story bleibt für immer unser Geheimnis. Kommen wir also besser zur Musik. Mit den beiden famosen Scheiben «Hit And Run» und «Screaming Blue Murder» konnten Kim McAuliffe (Gesang, Gitarre), Enid Williams (Gesang, Bass), Denise Dufort (Schlagzeug) und die leider viel zu früh verstorbene Kelly Johnson (Gesang, Gitarre) mit viel Wumms und brachialen Klängen auf sich aufmerksam machen. So sehr, dass Lemmy und seine Motörhead zusammen mit Girlschool eine Split-EP aufnahmen. Man kann noch heute von den weiblichen Motörhead sprechen, wenn man über Kim und ihre Truppe spricht, in der mittlerweile seit 2000 Jackie Chambers den gitarrentechnischen Solopart übernimmt. Wie ist «Guilty As Sin» geworden? So, wie man sich eine Girlschool-Scheibe wünscht. Schnörkellos, mit fetten Chören zum Mitbrüllen und treibenden Takten. Beim neuen Werk darf man getrost von einer tollen Scheibe sprechen, die mit «Come The Revolution», «Treasure», «Pain», oder «Night Before» auf sich aufmerksam macht. Auch wenn nicht jeder Track killt, wie die Coverversion von Bee Gees «Staying Alive» (ist nun nicht gerade das Gelbe vom Ei), so sind die Damen noch immer da, wo sie hingehören, nämlich im Show-Business. Viele Bands wünschten sich, ein Album wie «Guilty As Sin» komponiert zu haben. Da die Mädels jedoch schon Musikgeschichte geschrieben haben, ist dies hier eine sehr gute Scheibe, die aber nicht an die Glanzzeiten von Girlschool heran reicht.
Tinu   
Punkte: 8.5 von 10
DEADHEADS - Loadead
High Roller Records/Musikvertrieb
Tja nun, was soll man hiervon halten Eine Art von Rock'n'Roll mit einer gewissen Prise Arschtritt, einem Sänger, der ebenso daherkommt, eine Aufmachung, die an die 80er oder noch früher erinnert? Irgendwie kommen einem diese Zutaten allesamt sehr bekannt vor, und ja: Es ist definitiv noch nicht vorbei mit der Retro-Welle. Aber was soll's, solange der Scheiss geil tönt und das Bier kalt ist, dann kann prinzipiell nicht viel schiefgehen. Die Deadheads haben sich den staubtrockenen Classic/Retro Rock mit erhöhter Geschwindigkeit auf die Fahnen geschrieben, und das können die Jungs auch wirklich gut rüberbringen, keine Frage. Vermutlich hätte Elvis Presley so geklungen, wenn er die härtere Version der Rock-Musik damals gekannt hätte. "Let Loose The Fool" beispielsweise strotzt nur so vor Anleihen an eben Rock'n'Roll, Chuck Berry kommt einem da spontan in den Sinn. Mit dem Rausschmeisse "UPC" (ist damit vielleicht der Paketlieferdienst gemeint), der sich ganz schön in die Länge zieht (knapp 7:30 Minuten ? passt) und auch sonst aus dem Rahmen fällt - man singt plötzlich ruhig und verhältnismässig clean, die Stimmung ist eher ruhig und gedämpft, mit gelegentlichen Ausbrüchen - Potential ist hier eindeutig in Sicht! Also Jungs: Ich zünde mir mal eine Kippe an und Nicke im Takt mit, und ihr rockt hier schön weiter, ok für diejenigen, die solchen Sound mögen wie oben beschrieben: geile Sache!
Toby S.   
Punkte: 8.5 von 10
LOST SOUL - Atlantis: The New Beginning
Apostasy Records
Nach einem mythischen Intro mit einem gesprochenen Text zu den Königen von Atlantis und einem etwas pathetischen Männerchörli hauen die Polen von Lost Soul auf ihrem fünften Longplayer gnadenlos in die tech-deathigen Saiten. Das ist nichts für schwache Nerven! Es geht direkt los mit extremstem, technischem Geprügel mit zahlreichen Breaks, das mega dicht produziert ist - zur hämmernden Doublebass, den ultra-technischen Riffs und der fett growligen Stimme kommen dann auch noch mystisch-melodiöse Samples und Chöre - um dann von einem disharmonischen trägen Klangteppich abgelöst zu werden. Weiter gehts mit walzenden und groovenden Mid-Tempo-Parts, dann folgen komplexe Soli und Leads, melodische Einschübe, gesprochene Passagen und cleane Vocals - puuuh! Beim ersten Mal durchhören kommt es einem so vor, als ob man hier einfach ein bisschen zu viel gewollt hat und aus Material für drei Alben nur ein einziges gemacht hat. Bei jedem Hördurchgang erschliessen sich aber dann die Songstrukturen besser und jedesmal fallen neue Details auf und plötzlich merke ich, dass sich auf meinem Gesicht ein staunendes aber glückliches Grinsen breitgemacht hat. Der düstere, oftmals sehr black metallische Grundton gepaart mit den groovigen oder prügelnden Death-Passagen, die streckenweise an Vader erinnern, dazu die abwechslungsreichen und stimmungsvollen Elemente wie Chöre, Sprechpassagen und cleaner Gesang - das alles ergibt ein beeindruckendes und dichtes Ganzes, das zwar - zumindest bei mir - etwas Zeit braucht, um sich zu entfalten - dann aber für echtes, spannendes Hörvergnügen sorgt. Reinhören unbedingt empfohlen!
Lucie W.   
Punkte: 8.5 von 10
EKTOMORF - Aggressor
AFM Records/Musikvertrieb
Die ungarischen Neo/Thrash Metal-Helden von Ektomorf sind zurück! Mit "Aggressor" liefert der Vierer wohl das härteste und intensivste Album ihrer Karriere ab. Sich stets treu geblieben, bahnt sich die Groove-Maschine schlagkräftig und unaufhaltsam den Weg in die Gehörgänge. Dabei vergisst die Band um den charismatischen Frontmann Zoltàn Zoli Farkas nie ihre Sinti-Wurzeln, die sich in osteuropäischen Gypsy-Harmonien bemerkbar machen und dem Album eine ganz besonders dunkle Atmosphäre verleihen. Die Marschroute ist vom ersten Takt an klar vorgegeben. Mit "I" startet die Platte aggressiv und rau, was sich mit dem Folgetrack "Aggressor" noch zusätzlich verstärkt. Deftig derber Metal mit tiefer gestimmten Gitarren und brachialem Drumming, ergänzt durch kraftvolle und rohe Vocals geben dem Sound eine unverwechselbare Note. Weitere Walzattacken sind "Eastside" und "Move On". Eine spezielle Erwähnung verdient sicherlich der Song "Evil By Nature", der in Zusammenarbeit mit George 'Corpsegrinder' Fisher von Cannibal Corpse entstanden ist. Vor einem Gig wurde der Gesang quasi in der Umkleide eingespielt, was auf das Resultat aber keinen negativen Einfluss hatte. Der Track ist ein Killer und drückt gewaltig ab! Auch die weitere Arbeit kann sich mehr als hören lassen. Passagenweise klingen Ektomorf noch immer wie die brasilianischen Thrash/Groove-Metaller von Soulfly, was an dieser Stelle aber einmal als klares Kompliment gewertet werden darf. Überraschungen sind auf dem mittlerweile zwölften Album von Ektomorf noch immer eine Seltenheit. Zusammen mit gelegentlichen Akustikpassagen und rauen/klaren Gesangseinlagen von Zoli Farkas erfüllt aber auch "Aggressor" wieder die Grundbedürfnisse aller Fans der Band. Im Gegensatz zu vielen anderen Combos weiss der Ekto-Anhänger dafür ganz genau, was er von Platte zu Platte erwarten kann. Nach vierzehn eingängigen Titeln schliesst das Album mit dem orientalischen Instrumental "Memento", das reichlich Platz zum Durchatmen lässt. "Aggressor" ist eine druckvolle und durchs Band gelungene Platte, die sich Freunde dieses Genres nicht durch die Lappen gehen lassen sollten.
Oliver H.    
Punkte: 8.4 von 10
CHASTAIN - We Bleed Metal
Pure Steel Records/Non Stop Music
Tja, sie röhrt noch immer wie eine Göttin. Leather Leone, die mit Gitarrenvirtuose David T. Chastain und den Alben "Ruler Of The Wasteland" und "The Voice Of The Cult" in den späten 80ern einen fast gottesgleichen Status erhielt. Nun, einige Jahrzehnte später und ein paar Jahre älter scheint es, als hätte die Band Chastain einen förmlichen Vitaminstoss erhalten. "All Hail The King" ist eine Perle, wie sie Cage gerne schreiben würden und David hier locker aus dem Ärmel schüttelt. Ein fettes Riff, die rauchige Stimme von Leather und die brachiale Rhythmussektion mit Mike Skimmerhorn (Bass) und Stian Kristoffersen (Drums) machen diesen Track zu einem kleinen Geniestreich. Diesem steht "Against All The Gods" in Nichts nach. Mit dem treibenden Schlagzeug hämmert uns der Vierer eine volle Ladung Metal um die Ohren. Dass die Dame und die Herren auch weitaus langsamer und umso heavier können, beweist "Search Time For You", das sehr zähflüssig aus den Boxen tropft. "We Bleed Metal" ist nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern eine klare Einstellungssache. Dieses Album ist METAL und besticht durch handwerkliches Können und einer unter die Haut gehenden Stimme. Songs wie "Evolution Of Terror" oder "The Last Ones Alive" bestechen durch Härte wie Faszination und wenn schlussendlich der Galeerentrack "Secrets" das Album beendet, drückt man sehr gerne die Repeat-Taste!
Tinu    
Punkte: 8.3 von 10
CRYING THUNDER - Crying Thunder
Great Wheel Records/Irascible
Ganz coole Sache! Gerade zwei Jahre nach der Bandgründung haut ein Schweizer Trio mal eben ein Album raus, das die guten, alten Zeiten des 70er-Classic Rock wiederaufleben lässt. Für Traditionalisten bietet "Crying Thunder" genau jene kunterbunten Sounds an, welche rückblickend nur diese ausschlaggebende musikalische Ära fernab jeglicher Genregrenzen und Schubladisierung bot. Dass man Led Zeppelin eigentlich ganz gut findet, hört man der Scheibe zwar immer wieder an, egal, ob es sich gerade um groovige Passagen oder um sehr stimmungsvolle, akustische Ausflüge wie "Crossfire Of Love" handelt, aber mir scheint, dass auch ganz späte Beatles, The Who, Ted Nugent (bevor er zum selbstgerechten, reaktionären Redneck mutierte) und die Rolling Stones, als deren Eier noch dicker waren als die Bankkonten, ihre Spuren hinterlassen haben. Dass die drei andererseits über genügend eigene Identität und ein gesundes Selbstbewusstsein verfügen, beweisen sie mit Nummern wie "Daughter Of The Sun" oder "Am I Dreaming", in denen sie ihre kompositorischen Flügel hemmungslos ausbreiten und sämtliche Facetten ihres Könnens beweisen. Wer jetzt dem Trio Opportunismus attestiert, weil es vom Hype des Retro Rock zu profitieren versucht, dem muss ich vehement widersprechen. Erstens, weil der so genannte Retro Rock kein Hype ist, dazu ist er nicht kurzlebig und lukrativ genug, zumindest für die übergrosse Mehrheit der Interpreten. Zweitens hebt sich traditionelle Rockmusik durch ihre Konstanz und Nachhaltigkeit ab, sie ist seit Jahrzehnten da, mal mehr, mal weniger erfolgreich, im Moment wieder mal mehr, und ist nicht ein künstlich aufgebauschtes Ding wie damals Punk und Grunge, welche ebenso plötzlich verschwanden, wie sie erschienen waren. Die Musik von Crying Thunder ist so bunt wie die Klamotten der Band, und sie ergibt dennoch ein homogenes Bild, weil sich der mannigfaltige Sound einer ganzen Ära wie ein roter Faden durch das ganze Album zieht. Gefällt mir sehr gut, dieses Trio solltet ihr unbedingt im Auge behalten!
Mirko B.   
Punkte: 8.3 von 10
DEVIL YOU KNOW - They Bleed Red
Nuclear Blast/Warner
Aber hallo! Devil You Know - die kreative Zusammenführung von Howard Jones (Ex-Killswitch Engage), Francesco Artusato (All Shall Perish), Ryan Wombacher (Bleeding Through) und John Sankey (Devolved) - bringt mit "They Bleed Red" einen echten Kracher als Zweitwerk auf den Markt. Wütender Modern Metal, bestückt mit etlichen Core-Elementen und eingängigen Riffs der Neuzeit. Produziert wurde der Silberling von Josh Wilbur (Avenged Sevenfold, Lamb Of God etc.), der den musikalisch halsbrecherischen Trip von Devil You Know gekonnt eingefangen hat. Die gebrochene Psyche von Howard Jones, der sich manchmal selbst als die schlimmste Person der Welt bezeichnet, entlädt sich in triumphaler Wut. Eindrucksvoll wird dies mit dem Opener "Consume The Damned" oder "How The End Shall Be" unter Beweis gestellt. Brachiale Gitarrenriffs geben sich mit verzerrten Growls die Hand und verschmelzen zu einem Ganzen, das unter die Haut geht. An Erfahrung mangelt es der Truppe aus Los Angeles ganz und gar nicht und dies schlägt sich auch auf ihren Sound nieder. Ausgeklügelte Arrangements und diverse Tempowechsel zur rechten Zeit, geben "They Bleed Red" die abwechslungsreiche Note, die es braucht. Das Album ist kurzweilig, hart und intensiv. Stellenweise demonstriert Jones sogar eindrucksvoll, dass er auch eine weiche Seite hat. "Let The Pain Take Hold" darf deutlich als Ballade gewertet werden, ist aber zu keiner Zeit schmalzig oder kitschig. "Broken By The Cold" und "Your Last Breath" reihen sich ebenfalls in diese Kategorie ein, nehmen aber zur Mitte des Songs hin, immer mehr an Fahrt auf. Tracks wie "Stay Of Execution" machen einfach nur Spass und verleihen die Dröhnung Metal, die ein Metalhead eben braucht. Devil You Know haben ein imposantes Werk geschaffen, das mehr als zufriedenstellend ausgefallen ist. Intensiv, gradlinig und wild. Unbedingt reinhören!
Oliver H.    
Punkte: 8.3 von 10
NO BROS - Metal Marines
Pure Rock Records/Non Stop Music
"We are the legends of the 80s, we are the keepers of rock." So die Textzeilen des Refrains im Opener "Legends Of The Eighties" vom Album "Metal Marines". Die österreichische Rockformation No Bros zementiert damit meine Vermutung, dass sie zumindest optisch noch immer in den Achtzigern stecken. Wer sich nämlich nur vom Inlay und den da abgedruckten Bandpics inspirieren lässt, schmeisst die Platte vermutlich in hohem Bogen aus dem Fenster. Leiht man der Band aber mal ein Ohr, wird man positiv überrascht. Alt-Rock à la Deep Purple oder The Eagles werden in neuem Gewand serviert. Die Rockorgel dröhnt gewaltig und die groovigen Gitarrenparts geben den Songs die Marschrichtung vor. Dazu gesellen sich mehr oder weniger markante Bassläufe, und die ausdrucksstarke Stimme von Sänger Freddy Gigele trifft auch stets die hohen Töne. Zusammen ergibt das einen Sound, der die Hörerschaft wirklich auf eine Reise in die rockigen 80er mitnimmt, wo die Band auch ihren Ursprung hat. Songs wie "Devil With An Angel's Face" und das hitverdächtige "Written In Fire" klingen so leichtfüssig, wie es früher höchstens Ian Gillan auf Solopfaden hinbekommen hatte. Bei "Dance Of The Black Tattoo" geht die Gemeinde, die in sakralen Stunden Magnum und Rough Silk auflegt, ehrfurchtsvoll in die Knie und lauscht diesen himmlischen Klängen. Originelle Songtitel im Orgelgewand dürfen mit "Song Number Nine" sowie wunderbar melodische, erstklassige Hardrocker mit "Runaway Girl" und dem ebenfalls herausstechenden "A Night In Touch City" nicht fehlen. Eine Ballade sollte auf einem grossen Hard Rock-Album ebenso enthalten sein, und so liefert "Find Myself" diesen fehlenden Bestandteil ab. Und zur Krönung enthält das Album den schönen, melancholischen Song "Dark Chamber". Wer also bereits beim letzten Album, das vor gut neun Jahren in Eigenregie erschienen ist, von einem Meilenstein der Hard Rock-Geschichte geredet hat, sollte erst mal "Metal Marines" hören.
Oliver H.    
Punkte: 8.3 von 10
ANGELINC - Resistance For All
RMB Records
Der Mix verschiedener Aspekte beginnt bei Angelinc schon beim Namen. Verwendet wurden die Begriffe Angelus, der weisse Engel des Guten und der Schönheit, und Incubus, der Dämon des Bösen. Diese beiden Gegensätze schlagen sich auch im Sound der Formation nieder. Die Verantwortlichen dafür sind in Deutschland zu Hause und haben sich für dieses Projekt zusammengefunden. Als Mastermind und erstmals als Sänger fungiert Marco Grasshoff (Redrum, M. Bormann, Powerworld). Die Sidekicks von Marco sind Bassist Ilker Ersin (Freedom Call, Powerworld), Schlagzeuger Guido Gallus (Heavenward, Centaur) sowie die beiden Gitarristen Jean Bormann und Mike Burns. Die Jungs präsentieren uns ruppigen Industrial Metal, der vor Dynamik nur so strotzt. Ergänzt wird das Ganze mit deftigem Modern Metal. Trotz des harten Grundkonzeptes werden immer wieder feine Melodien in den Sound eingeflochten. Dabei treffen energetische Gitarren auf klassische Industrial-Synthie-Effekte. Die Vocals bestechen durch ausergewöhnlich viel Abwechslung, zwischen traditionellem Metalgesang und harten Growls und Screams ist alles da. "Resistance For All" besticht durch einen fetten Groove und eine dynamische, düstere Stimmung. Aber auch durch die Thematik der Songs hebt sich das Debut von Angelinc vom 08/15 Metal ab. Gnadenlos wird Kritik an der Gesellschaft geübt. So wird gegen Ungerechtigkeit, Kriege, Massenüberwachung und Politiker zu Felde gezogen. Stellenweise ist der Sound der Formation aber arg abgehackt, die Homogenität wird vernachlässigt. Trotzdem besticht das Album durch einen Zeitgemässen Sound, der sich perfekt in der Schnittmenge von Power Metal, Industrial und Death Metal festsetzt.
Chris C.  
Punkte: 8.3 von 10
SAFFIRE - For The Greater Good
AOR Heaven/Non Stop Music
Nachdem 2013 erschienenen Debut "From Ashes To Fire", das durchs Band auf positive Resonanzen stiess, stehen Saffire nun mit dem Nachfolger "For The Greater Good" am Start. Gegründet wurde die Formation von den Beiden Schulfreunden Victor Olsson (Guitars) und Dino Zuzic (Keyboards). Die Idee der Beiden war, Old School/Melodic/Hard Rock und Heavy Metal mit einem modernen Anstrich zu versehen. Das Resultat ist mehr als gelungen und konnte auf dem neuen Werk noch verfeinert werden. Der Sound basiert auf klassischem, zeitlosem und traditionellem Hard Rock und Heavy Metal. Dabei wurden fette Gitarrenriffs mit feinen Keyboardklängen ergänzt, wobei die Sechsaitige dominiert, den Tasten aber jederzeit genug Spielraum zur Entfaltung lässt. Saffire haben ihre Songs zudem mit einem dichten, progressiven Touch umhüllt, der das Album mit einer hohen Komplexität verseht. Aber auch Vocalist Tobias Jansson trägt einen gewichtigen Teil zur hohen Qualität des Albums bei. Mit seiner kraftvollen und voluminösen Stimme nähret er sich solchen Könnern wie Jorn Lande oder Russel Allen an. Aber auch als Band kann Saffire durchaus mit Jorn oder Symphony X, aber auch mit Freedom Call oder Circle II Circle konkurrieren.
Chris C.  
Punkte: 8.3 von 10
FALLBRAWL - Chaos Reigns
BDHW
Aus dem Ruhrpott gibt es tonnenweise Thrash-Bands, da kommen Fallbrawl mit ihrem extremen Hardcore zur richtigen Zeit. Zentnerschwere Riffs mit einer Walze aus Doublebass überrollen den Hörer schon nach dem ersten Songs, zum Atmen langt es nicht, denn sofort wird nachgeladen, und wieder hängt man angezählt in den Seilen. Die Vocals sind auch alles als Friede, Freude, Eierkuchen und hauen einem die Eingeweide raus. Mann, da sind Kreator richtig nette Jungs dagegen. Klasse!
Daniel J.    

Punkte: 8.2 von 10
BROKEN FATE - The Bridge Between
Massacre Records/Musikvertrieb
Locker-flockig startet das Album der Schweizer Metal-Hoffnungsträger Broken Fate, die seit 2009 offiziell an der Metalfront mitmischen. Ein seichtes Intro baut gekonnt die Spannung auf, die mit "Your Night" hörbar zur Explosion gebracht wird. Ihr Stil lässt sich nicht so einfach in eine Schublade stecken. Es ist ein gekonnter Mix aus Metalcore, Hard Rock und Thrash Metal. "The Bridge Between" wurde bereits im August 2014 fertiggestellt, landet aber erst unter Massacre Records im weltweiten Verteiler. Der Albumtrack "The Bridge Between" besticht durch harte Riffs und eingängige Melodien. Die Gitarrenarbeit von Tobias John Bänteli und Roman Leeser (letzterer hat die Band noch im Januar diesen Jahres aus persönlichen Gründen verlassen) harmoniert perfekt und bildet einen wichtigen Eckpfeiler ihres Sounds. Bäntelis Stimme mag zu Beginn ein wenig soft und für den einen oder anderen gewöhnungsbedürftig klingen, fügt sich aber mit all seinen Facetten bestens in den Sound des Quartetts ein. Zum Verschnaufen bleibt bei "Thorns Of A Rose" erstmals genügend Zeit. Die rauchige Ballade erstreckt sich über knapp sieben Minuten Spiellänge und erfreut mit genialen Tempowechseln der Axtfraktion. Beim Instrumental-Kracher "Fall Of Serenity" nickt der Kopf von Anfang an schwungvoll mit. Äusserst aggressives Drumming, perfekt abgestimmt mit intensiver Gitarrenpower, drückt vollends ab. Die Tempowechsel und vielseitigen Melodien runden den Song perfekt ab. Ein wahres Meisterstück! Auch die übrigen Tracks der Platte sind nicht von schlechten Eltern und zeigen das breite Spektrum von Broken Fate. Wenn man aber etwas an "The Bridge Between" bemängeln müsste, wäre dies höchstens die Dauer des Silberlings, der mit knapp 75 Minuten doch eher lang ausfällt und man dazu neigt, die letzten fünfzehn Minuten etwas abzuhängen. Dies vermag den Gesamteindruck der Platte aber nicht wirklich zu trüben, denn die 15 Songs zeigen Broken Fate in bester Form, die vor allem durch Härte und grosse Melodien auffallen!
Oliver H.    

Punkte: 8.1 von 10
MAMMOTH STORM - Fornjot
Napalm Records/Universal
Wenn Schweden was anpacken, dann machen sie fast immer alles richtig, zumindest in der Musik. Daniel Arvidsson, seines Zeichens Gitarrist bei Draconian, lebt als Bassist und Sänger bei Mammoth Storm seine Vorliebe für episch angehauchten und gleichzeitig sehr powervollen und völlig kitschfreien Doom aus. Wie könnte es auch anders sein, Wenn man schon Themen aus der nordischen Mythologie verwurstet, dann muss es auch richtig gross klingen: Odin, Thor, Freya, Loki & Co. sind ja schliesslich keine Pussies, dementsprechend schwer und monolithisch bauen sich fünf der sechs Tracks vor einem auf (das Instrumental "Sumerian Cry" ist eher ein kurzes, auflockerndes Intermezzo). Statt Songs werden uns vielmehr atmosphärisch dichte Klanglandschaften, ja schon fast vertonte Gemälde serviert, welche durch ihre kompetente Machart vor dem geistige Auge unweigerlich Bilder von in Nebel gehüllten Bergen, majestätischen Fjorden und Unheil erweckenden Rabenscharen erzeugen. Da spürt man trotz des relativ simplen Strickmusters der Songs die tief verwurzelte Passion für diese Art Musik, da ist keine Note oberflächlich, kein Riff deplatziert und trotz der Vorliebe zur schier endlosen repetitiven Wiedergabe von Grundthemen keine Nummer zu lang. Mehr als ein weiteres, gutes Doom-Album ist "Fornjot" eher obskure, kraftvolle Poesie, die perfekt zur sich ankündigenden, dunklen Jahreszeit passt, stimmungsvoll, düster und beeindruckend. Doomköppe kaufen sich das Teil ohne Wenn und Aber, und zwar am besten die Version, die den mir leider nicht vorliegenden Bonustrack "Ancient Apocalypse" enthält.
Mirko B.    

Punkte: 8.1 von 10
GAZPACHO - Molok
KScope/Irascible
Art Rock/Prog aus Oslo, sehr speziell, nicht so recht einzuordnen und oft recht gewöhnungsbedürftig. Voll mit melancholischen Melodien und düsterer Instrumentierung, so jedenfalls beginnt "Molok" mit "Park Bench". Weiter geht?s mit dem trägen "The Master's Voice", geheimnisvolle Klänge treffen auf traurige Gesänge und Chöre, langsam und schwer. "Bela Kiss" klingt etwas freundlicher mit Klavier, toll verspielten Drums und einem Akkordeon. "Choir Of Ancestors" dann wieder gewohnt düster und traurig, mit schöner Frauenstimme im Hintergrund, gegen Ende kommt dann ein wunderschönes, gefühlvolles Gitarrensolo dazu. Abwechselnd mit Klavierbegleitung, gefällt nach einigen Durchläufen sehr. Ganz gut die Schlagzeugarbeit bei "ABC", die lebendigen Drums ergänzen den etwas monotonen Gesang und das Klavier dazu hervorragend, tolle Nummer. "Algorithm" könnte glatt als Meditationsnummer durchgehen. "Alarm" erinnert mich etwas an Muse, sehr schöner Song. Zum Schluss gibt?s noch das 9 Minuten lange "Molok Rising", eine sehr ruhige melancholische Nummer. "Molok" wird wohl nicht jedermanns Sache sein, aber Genre-offene Leute könnten durchaus ihre Freude haben an diesem Album. Es braucht Zeit und man geniesst diesen Silberling am besten zuhause bei einem Glas Wein auf dem Sofa.
Crazy Beat   

Punkte: 8.0 von 10
VANDEN PLAS - Chronicles Of The Immortals - Netherworld (Path Two)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Ich muss gestehen, dass ich diese deutsche Top Prog Metal-Band in den letzten Jahren eigentlich völlig aus den Augen und Ohren verloren habe. Waren sie zu Beginn ab etwa Mitte der 90er mit einem Hammer-Album nach dem anderen vor allem in Frankreich zu lokalen Superstars aufgestiegen, verloren sie sich in den darauf folgenden Jahren etwas. Die späteren Alben waren zwar beileibe nicht schlecht, aber die Resonanz, sprich der Erfolg war insgesamt einfach zu mager und darum, auch bedingt durch persönliche Rückschläge im privaten Bereich von Frontmann Andy Kuntz, verblasste der Stern von Vanden Plas. Die Band um den charismatischen Sänger steckte allerdings nie auf und neben dem Solo-Werk «Abydos» (2003) lag ihnen die musicalmässige Umsetzung des fünften Albums «Christ O» (2006) am Herzen. Ein mit viel Herzblut anvisiertes Ziel, das zwei Jahre später in die Tat umgesetzt wurde. Allerdings geschah das ohne wirklich grosses Medieninteresse. Auch das eigentlich wirklich gute sechste Werk «The Seraphic Clockwork» (2010) verbesserte die Lage in den 2000er-Jahren nicht wirklich, was mir heute allerdings ein Rätsel ist. Das vergleichbare Schaffen von Dream Theater war in dieser Zeit zum Beispiel sicher nicht besser, aber Vanden Plas existierten live kaum bis gar nicht und so lässt sich die Fanbase halt nicht entscheidend erweitern. Immerhin blieb die Band der Szene erhalten und brachte letztes Jahr mit «Chronicles Of The Immortals - Netherworld (Path One)» das nächste Werk an den Start, das qualitativ soweit wieder an die Anfangstage anschliessen konnte und das eine oder andere Konzert im allerdings kleinen Rahmen generierte. Eigentlich eine Schande bei dem Potenzial, das in dieser Truppe steckt, aber heutzutage geht nichts über hartnäckige Live-Präsenz und das möglichst im Schlepptau von zugkräftigen Namen. Bei uns in der Schweiz steht im kommenden Januar ein Termin im Z7 an, aber leider nicht auf der grossen Bühne, sondern im Rahmen des Mini-Z7. Es ist dabei zu befürchten, das selbst so genug Platz vor der Bühne sein wird. Mit im Gepäck werden die Deutschen dabei ihr neuestes Werk «Chronicles Of The Immortals - Netherworld (Path Two)», das direkt an den ersten Teil anschliesst und dabei wieder vermehrt mit einem grossen Orchester aufwartet. Dies dürfte in Anbetracht der bisherigen Arbeit in diesem Umfeld eher echt als nur ab dem Compi sein und führt ab der elften Vision weiter bis zur Neunzehnten. Nebst dem Orchester ist zwischendurch auch mal ein weiblicher Chor zu hören, was den Sound so insgesamt etwas in die Nähe von Nighwish rückt. Zentral sind jedoch weiterhin die hammergeilen Vocals von Andy Kuntz, die immer noch kraftvoll daher kommen. Von den Arrangements her bewegt man sich zumindest teilweise in der Ecke der Filmmusik, aber nicht so offensichtlich wie die Kollegen aus Finnland auf dem Referenzwerk «Imaginaerum» (2011) gemacht haben. Insgesamt bleiben Vanden Plas ihrem Signature-Sound soweit treu, lassen aber auch aktuell den Ohrwurm-Faktor der früheren Meisterwerke weitgehend vermissen. Immerhin hält «Vision 13: Stone Roses» da kraftvoll dagegen, und das ist eigentlich das, was ich von Vanden Plas hören will, ohne die alten Klassiker aus dem Regal nehmen zu müssen. Die Reichweite der Mini-Z7 Bühne wird am gegenwärtigen Status jedoch, respektive leider, kaum was verändern können.
Rockslave
   
Punkte:
8.0 von 10
PAGAN'S MIND - Full Circle (Live)
Steamhammer/Musikvertrieb
Die norwegischen Prog-Metaller Pagan's Mind bereiten mit ihrem zweiten Live-Album dem Kritiker ein gewichtiges Problem. Soll man das Gehörte nun gut finden oder nicht? Auf der Bonusseite steht der faire Preis, für welchen man das Zwei-CD-Paket inklusive DVD erhält. Die Aufnahmen lassen einem ein Konzert miterleben, welches am ProgPower USA Festival 2014 aufgenommen wurden. 22 Lieder wurden damals gespielt. Darunter gesellt sich auf der ersten CD das gesamte "Celestial Entrance"-Album aus dem Jahr 2002. Im zweiten Teil spielten sich die Norweger mit einem guten Mix aus den restlichen Alben in einen Rausch, welcher ohrensichtlich ist. Die Versionen klingen trotz aller musikalischen Klasse live und flüssig. Musikalisch lässt "Full Circle" erwartungsgemäss nichts anbrennen. Wo aber der Kritiker Mühe bekundet, ist bei der Etikette 'live', denn die Publikumsreaktionen wurden sehr stark in den Hintergrund gemischt. Dazu kommt, dass die Norweger weder auf Mitsingspielchen noch auf grosse Ansagen setzen. Schaut man sich die Ausschnitte auf der Webseite an, bestätigen sich auch Kritiken von Journalisten, welche für ihren Kommentar Einsicht in die DVD hatten (was Metal Factory leider verwehrt wurde): Die Band wirkt zu statisch und verfügt kaum über sehenswerte Ausstrahlung. Wem grosse Gesten und eine ausgefeilte Bühnenshow ein Graus sind und zu Hause lieber Musikern zuschaut, die das tun, wofür sie eigentlich da sind (das Musikmachen nämlich), für den ist die DVD empfehlenswert. Alle anderen nehmen den visuellen Aspekt als Beilage und geniessen die musikalische Qualitäten der Band ab CD. Und von diesen gibt es viele. Sei es das sehr emotionale "Hello Spaceboy" oder das spacige "Eyes Of Fire". Fans können also trotz aller Kritik bedenkenlos zugreifen. Für Neulinge ist "Full Circle" ein günstiger Einstieg in die Welt von Pagan's Mind.
Roger W.    
Punkte: keine Wertung
JUNKSTARS - This Means War
Despotz Records
"Wir haben das Album in fünf Tagen live aufgenommen, nur Gesang, eine Gitarre, Bass und Schlagzeug. Wir wollten ein Album schreiben und aufnehmen, das uns selber auch wirklich gefällt und wir wollten zeigen, wer wir sind, was wir tun und wie wir leben. Insofern besteht das ganze Album aus Feeling; genau jetzt, genau hier. Keine polierte Scheisse!" Weise Worte, die die drei Schweden Max, Matte & Bronxen da auf das Labelblatt haben drucken lassen. Und wenn sie als Einflüsse Bands wie Rancid, Distillers, The Clash und Ramones nennen wollen, dann dürfen sie das meinetwegen auch tun, allerdings stecken sie meiner bescheidenen Meinung nach jede einzelne dieser ollen Punk-Klamotten energie- und spieltechnisch locker in die Tasche. Natürlich kommen hin und wieder die bei den Punks sehr beliebten und meinerseits abgrundtief gehassten Kinderlied-Melodien vor ("Old Man's Dead House" und "This Means War", einfach nur grauenhaft!), aber solche Sünden kompensieren sie locker durch einige richtig steile Kick Ass-Rocker, welche sofort in Bein, Nacken und zerebrale Durstzentrale schiessen. Vor allem der puristische Einsatz der Instrumente und der absolute Verzicht auf Overdubs erweist sich wieder mal als das einzig Richtige. Von wegen wenig Durchsetzungsvermögen und Soundlöcher, hier knallt alles genau, wo und wie es sollte, die Produktion ist klar, hat Druck und gleichzeitig Ecken und Kanten, wo diese hingehören. Da empfinde ich es wieder mal für einen schlechten Witz, wenn gewisse Rock- und Metal-Grössen mit ihrem 'Back to the roots and basics'-Gelaber angeben und sich dafür dann für etliche Monate in den teuersten Studios verschanzen. Die drei Rotzlöffel hier zeigen genau, wie man es dafür anstellen muss: Studio entern, einstöpseln, loslegen, Punkt. Sieben Arschtritt-Rocker gegen zwei Bubikram-Happypunk-Nummern ergeben immer noch verdiente fette acht Punkte. Wanna have fun Listen to Junkstars!
Mirko B.    
Punkte:
8.0 von 10
ZOMBI - Shape Shift
Relapse records/Non Stop Music
Steve Moore (Bass und Synthie), A.E. Paterra (Drums). Diese beiden Herren verbergen sich hinter dem Instrumental-Duo Zombi. Die Musik der beiden lebt von intensiven, sehr lebendigen Drums und tonnenweise Synthies. Das klingt bei "Total Breaktrough" wirklich stark. Wie auch beim kurzen "Mission Creep". Ich denke, dass der Bass hier auch von den Tasten kommt, klingt aber gut. Oft hab ich das Gefühl, in irgendeinem Future Movie zu sein, so Science Fiction oder so. Wenn man sich auf dem Sofa zurücklehnt, die Augen schliesst und die Musik von Zombi auf sich wirken lässt, hat man das Gefühl, abzuheben und zu schweben, grade bei Nummern wie "Innerstellar Package". Aber auch treibende Prog-Nummern wie "Toroidal Vortics" gefallen ganz gut. Oder auch das spezielle "Shadow Hand" ist klasse. Mit dem Abschliessenden, 14 Minuten langen "Siberia II" entführen uns Zombi dann nochmals auf eine lange Reise "In Space" zu unentdeckten Welten. Unglaublich die spielerische Vielfallt von Steve Moore auf seinen Synthies, hervorragend unterstützt von A.E. Paterra an seinen Drums. Ich mag Zombi, weil sie halt mal was ganz Anderes machen und es verstehen, den Zuhörer in ihre ganz speziellen musikalischen Welten zu entführen. Coole Mucke zum Relaxen und Abspacen.
Crazy Beat
   
Punkte:
8.0 von 10
SUNDER - Sunder
Crusher Records
Retro Rock kennt man inzwischen durch die Flut an wirklich guten Bands zur Genüge, das aus Lyon stammende Quartett stösst in dieser Nische allerdings ein weiteres interessantes Türchen auf. Die vier Franzosen berufen sich deutlich hörbar auf die musikalischen Sechziger und vermischen ihr Gebräu ausgiebig mit Elementen des Psychedelic und Acid Rock. Ähnlichkeiten mit Pink Floyd "Mark I", also jene Formation, welche die zuweilen recht schrägen Vorstellungen des Visionären Syd Barrett musikalisch umsetzte, sind durchaus vorhanden, allerdings nicht ganz so abgedreht. Die Songs von Sunder folgen klareren Strukturen, sind nicht übertrieben abgespaced und zeichnen sich vor allem durch den ausgiebigen Einsatz des Mellotrons und den fast durchgehend zweistimmigen Gesang aus, der sie ein ganzes Stückchen in Richtung Beat rückt. Aber jetzt bloss nicht erschrecken, musikalische Plattitüden der Marke The Monkees oder The Lords, welche retrospektiv betrachtet mit ihren harmlos-braven Singalongs nichts anderes als den späteren deutschen Schlager unheilvoll angekündigt haben, sucht man auf "Sunder" vergeblich. Wenn dann würde ich die Band schon mit The Byrds mit starkem The Doors-Einschlag vergleichen, allerdings versehen mit extradicken Eiern und einer Zusatzportion roher Energie, was sich durch die zuweilen extrafuzzige Gitarre und die schier ungestüme Rhythmussektion hörbar manifestiert, das Ganze ist also durchaus MetalFactory-kompatibel. Wer folglich mit der Musik der (Gross-) Eltern etwas anfangen kann, umso mehr wenn diese in einem zeitgemässen Soundgewand daher kommt und mit dermassen viel Leidenschaft vorgetragen wird, sollte dieses feine Scheibchen Musik unbedingt mal antesten.
Mirko B.    
Punkte:
8.0 von 10
WILD FRONTIER - Alive 25 (CD/DVD) (live)
Prime Entertainment
Fast niemand hat mitbekommen, dass die deutsche Hard Rock Institution Wild Frontier nun schon 25 Jahre im Geschäft ist. Schade, denn die Truppe hat einige tolle Rock-Songs im Gepäck, die man sich gerne immer wieder anhören kann. Auch wenn die Stimme von Jens Walkenhorst (erinnert an jene von Steeler-Sänger Peter Burtz) ab und zu etwas wackelt, machen das die Herren mit Riffs, Soli und passenden Keyboard-Passagen wieder wett. Nachzuhören auf dem Opener dieser Live-Scheibe "Anything You Want". Auf sechzehn Songs geht der Fünfer quer durch seine 25 Jahre Bandbestehen. Die Tracks machen Laune, gehen in die Beine und lassen sich sofort nachsingen, selbst wenn man die Lieder zum ersten Mal hört. "Bad Towns Side", "To The End Of The World" (mit kleinen Gary Moore-Klängen), "Don't Walk Away", "Thousand Miles Away", "Surrounded", das schnelle "We Will Be One" oder der Hit "Why Don't You Save Me" sind alles Tracks, die gut klingen. Es ertönt alles einfach frisch und ehrlich, sprich authentisch. Speziell die Soloparts passen bestens zu den Liedern und lassen Wild Frontier aus der Masse heraus heben. Hört hier mal rein, denn es ist nicht Zufall, dass die Truppe schon seit einem Vierteljahrhundert auf der Bühne steht.
Tinu    
Punkte: keine Wertung
DEVILLE - Make It Belong To Us
Fuzzorama Records
Das feine Label Fuzzorama Records aus Örebro, Schweden, ist mittlerweile seit zwölf Jahren zuverlässiger Lieferant von bestem "Dicke Hosen - Rock", woher dieser auch immer seine Inspiration holen mag, ob aus der Wüste, aus dem Sumpf oder aus der Kifferbude. Die Schweden Deville fühlen sich passenderweise in allen soeben aufgeführten Sparten wohl und bieten auf ihrem vierten Zögling konsequenterweise ein Bisschen von allem, wobei sie es aber tunlichst vermeiden, dadurch Verwirrung zu stiften. Der Kitt, der alles zusammenhält, heisst wieder mal eigene Identität. Sie rotzen, aber nicht zu frech, sie holzen, aber nicht zu ungezügelt, sie doomen sogar ein wenig, aber nie zu niedergeschlagen, kurz: Sie ziehen einfach ihr Ding durch und schmieden latent düstere Songs zusammen, die für ordentlich Stimmung sorgen und dank des markanten Organs von Gitarrist/Sänger Andreas Bengtsson über einen hohen Wiedererkennungsweg verfügen. Am besten gefallen mir naturgemäss die Nummern mit erhöhtem Stoner Rock-Faktor wie beispielsweise das sehr stimmige "Reflecting Surface" oder saucoole Arschtreter wie "Dying To Feel" und "Chief". Aber hin und wieder wandeln die Jungs auf eher alternativen Pfaden ("Make It Belong To Me", "Out Of The Black Drive") und nähern sich dabei Ikonen des Kalibers Soundgarden oder Foo Fighters. Kann man jetzt auch mögen, muss man aber nicht zwingendermassen. Aber ungeachtet dessen, in welche Ecke die Kerle gerade schielen, sie beherrschen ihr Handwerk und sorgen mit "Make It Belong To Us" für 37 kurze, aber durchaus sehr unterhaltsame Minuten. Für Jungs und Mädels, die auch die übrigen Fuzzorama-Schützlinge ganz in Ordnung finden (We Hunt Buffalo, Valley Of The Sun, Truckfighters, Asteroid) durchaus empfehlenswert.
Mirko B.    
Punkte:
7.9 von 10
INVOKER - Aeon
Non Serviam Records
Sogar extreme Metaller entschleunigen von Zeit zu Zeit. Sie sind aber so smart, kein Vermögen für hanebüchene Selbstfindungskurse rauszuschleudern, sondern für einen absolut fairen Bruchteil dieser Summe einfach den entsprechenden Soundtrack zu beziehen. Invoker aus dem grossen Kanton im Norden gehören zur Auswahl ebendieses Soundtrackangebots und bieten dir mit ihrem angeschwärzten Mid Tempo-Death Metal treibende, aber gleichzeitig tiefenentspannte Seelenmassage. Das Quartett macht soweit auch alles richtig, denn die Produktion vereint modernes Breitbilderlebnis mit natürlich tönenden Sounds, das Songwriting ist positiv schnörkellos und mit fortwährenden Details angereichert und auch die Melodien sind "gross" und erzeugen mit ihrem repetitiven Charakter fast ständig leichte Hypnoseerscheinungen. Spendiert mir einen Konzertabend mit alten Kumpels und fünf Bier zuviel, und ich würde zu "Aeon" fett steil gehen, aber auf Konserve fehlt mir das berüchtigte Quäntchen Schmutz und Aggression, um eine uneingeschränkte Empfehlung ausprechen zu können. Soll aber keine Kritik an der Qualität von Invoker sein, denn dafür machen sie ihre Sache zu gut und "scheitern" nur an meinen persönlichen Hörgewohnheiten. Die Mischung aus gepimpten Bolt Thrower und alten Dissection dürfte einigen unter euch aber gut einlaufen, reinhören empfohlen!
Hardy     
Punkte:
7.8 von 10
NOVELISTS - Souvenirs
Nuclear Blast/Warner
Die Band stammt aus Frankreich, Paris, und beherrscht ihre Instrumente ziemlich gut. Ja, die nicht Progfans nennen das Ganze Gefrickel. Man spielt in seiner eigenen Welt, ist mit hartem Gesang ausgestattet, und auch der cleane Part kommt gut rüber. Wer hier einen Zusammenhang sucht in den Songs wird es ziemlich schwer haben. Tonleitergewichse hier, Drums mit GegenTakt da, ausgestattet mit einem warmen Keyboardteppich. Das Cover passt fantastisch dazu, aber mir haben früher Watchtower schon den Rest gegeben und da haben es die Franzosen schwer, mitzuhalten. Nicht schlecht, aber auch nicht überragend.
Daniel J.
   
Punkte:
7.8 von 10
KARI RUESLATTEN - To The North
Despotz Records
Kari Rueslatten dürfte einigen noch ein Begriff sein: Vor 20 Jahren war sie Teil der Band The 3rd And The Mortal, war also Wegbereiterin vieler nachfolgender Female Fronted Metal-Bands wie The Gathering oder auch Nightwish. Später fand sie sich mit den Sängerinnen Anneke van Giersbergen (The Gathering) und Liv Kristine (Theatre Of Tragedy, Leaves Eyes) zur Truppe The Sirens zusammen. Kari ist mit ihrem Soloprojekt deutlich vom Metal weggekommen, ohne dabei jedoch ihre Wurzeln völlig zu vergessen. Sie bezeichnet ihre Musik als düsteren, akustisch-melancholischen Norwegian Folk. Der Norden ist dabei für sie das Zuhause, zu dem sie immer wieder heimkehrt. Ihr Musik spiegelt diese Verbindung zum mythischen Norden wieder, wobei sie sich auch immer wieder mal von keltischen Elementen inspirieren lässt. Ihr erklärtes Ziel ist es, den Hörer auf eine emotionale Reise mitzunehmen eine Reise ins tiefste Innere, zum mentalen Zuhause und zu einem Ort der Ruhe und des Friedens. Ihre Musik ist sehr sphärisch und doch gleichzeitig sehr gefühlvoll und bodenständig. Karis zauberhafte Stimme steht dabei ganz klar im Vordergrund, die musikalische Untermalung ist sehr minimalistisch gehalten und unterstreicht dabei die starken Melodiebögen. Die Norwegerin lässt ihre Stimme dabei mühelos über das ganze Spektrum schweifen und brilliert sowohl in tiefen Lagen als auch in fast schon opernhaften Sequenzen. Die Songs stammen alle von ihr selbst, bis auf das The Byrds-Cover "Turn, Turn, Turn" von Pete Seeger. Highlights sind dabei der emotionale Opener "Battle Forevermore", der sehr eingängige Track "What We Have Lost" und das wunderschöne "Arrow In My Heart". Diese Songs gewinnen mit mehrmaligem Hören immer mehr Tiefe. Leider gilt dies nicht für alle Tracks. Zwar sind alle irgendwie schön und passen auch gut zum abgerundeten Gesamtwerk, doch so richtig hängen bleiben tun sie nicht. Ausserdem vermisse ich ein wenig Abwechslung. Sämtliche Lieder sind in diesem sphärischen, balladesken Ton gehalten - dabei wäre eine Mid Tempo-Nummer durchaus wünschenswert gewesen, um das Ganze ein wenig aufzumischen... Fazit: Wer sich gerne auf eine magische Reise in nordische Sphären entführen lassen will, der liegt mit diesem Album goldrichtig. Es ist wohl der perfekte Soundtrack um durch eine verschneite Winterlandschaft zu spazieren. Allerdings neigt die Musik dazu, einfach dahin zu plätschern, ohne tiefe Eindrücke zu hinterlassen (bis auf einige Ausnahmen natürlich). Für alle, die es gerne ruhiger mögen, lädt "To The North" zum Träumen ein...
Patricia H.    
Punkte:
7.8 von 10
ENFORCER - Live By Fire (live)
Nuclear Blast/Warner
Das erste Live-Album der schwedischen Enforcer bietet genau die Power und die unverfälschte Energie, die man sich vom Vierer wünscht. Gitarrenriffs, wie man sie heute NICHT mehr von Iron Maiden hört sowie die keifende und hohe Stimme von Olaf Wikstrand, was will der Metal-Head mehr? Die Truppe ist ein Erlebnis, und dieses wurde sehr authentisch auf dieser Live-Scheibe eingefangen. Die Fans klatschen und singen mit und geben Gas ohne Ende. Das wiederum scheint die Truppe anzustacheln, die sich in einem wahren Rausch spielt und keine Gefangen macht. Hört Euch einfach «Crystal Suite» an! Die bisherigen vier Studioscheiben sind schon eine Freude, aber die wahre Faszination dieser Band erstrahlt mit diesem Live-Dokument. Eines, das mit drei Songs der «Speak The Tongues Of Heathen God» ergänzt werden. Hammertracks! Es kann durchaus sein, dass der Speed der Jungs einigen Hörern mit der Zeit auf den Sender geht, aber dieses Ungestüme macht einfach Spass. «Live By Fire» ist ein frisches Dokument einer aufstrebenden Truppe, welche irgendwann das Erbe von Iron Maiden, Judas Priest, Mercyful Fate und Riot antreten wird.
Tinu    
Punkte: keine Wertung
KING ZEBRA - Wild! Wild! Wild!
Pretty Good-Lookin' Records
King Zebra aus Zürich präsentieren uns mit "Wild!Wild!Wild!" ihren zweiten Longplayer. Ihr Debut mit dem selbstbewussten Titel "Greatest Hits" stiess auf mehrheitlich positive Resonanzen. Der Nachfolger nun ist als logische Fortsetzung zu betrachten. Dabei ist die Band ihrem Achtziger-Glam'n'Sleazy konsequent treu geblieben. Die Truppe bewegt sich dabei aber auf dünnem Eis. Mit den Namen Tom Hoochy Coo (Vocals), Chip Leather (Guitars), Michael Mother (Bass) und Maxx Lexx (Drums) versuchen die Jungs, den Coolnessfaktor des Hollywood der Achtziger wieder aufleben zu lassen. Anderseits klingt der Bandname King Zebra nicht gerade überwältigend. Generell müsste sich die Band überlegen, ob man als Neo Sleazy-Band ernstgenommen oder als Parodie im Stile von Steel Phanter in Erscheinung treten will. Ganz klar, beide Wege sind durchaus legitim, sich für den einen oder anderen zu entscheiden würde aber Sinn machen. Nichts desto Trotz, die Jungs haben ihre Hausaufgaben mit Bravour erledigt. Mit "The Roar" beginnt die Scheibe mit coolen Dschungelgeräuschen und wird damit dem Albumtitel gerecht. In der Folge erwarten uns mit z.B. "Wild Animals", "Penny Hollywood", "Point Of No Return" oder "Good Time" einige Tracks mit hohem Ohrwurmfaktor. Dabei bewegt sich die Band im Fahrwasser vom Mötley Crüe, Poison und Def Leppard. Das qualitative Level wird dabei dann aber doch um einiges verfehlt. Obwohl die fetten Chöre für Stimmung sorgen, sind die Leadvocals eine Schwachstelle. Die Stimme des Frontmanns wirkt stellenweise arg gepresst und nicht sonderlich voluminös. Nichts desto Trotz überzeugen King Zebra durch höchste Partytauglichkeit und mit enormem Spassfaktor.
Chris C.    
Punkte:
7.8 von 10
ALL WILL KNOW - Deeper Into Time
Noizgate Records
Bei dieser aus Darmstadt stammenden Melodic/Death-Band steht das Wort für Melodie gross an. Hier finden wir sehr eingängige Songstrukturen, und auch die Vocals decken von clean bis Growls das ganze Spektrum des Genres ab. Zehn Songs par excellence für Fans von Soilwork, oder die es noch werden wollen. Für mich persönlich sind die Deutschen im Fluss und sehen auch neben den grossen Acts gut aus.
Daniel J.
   
Punkte:
7.8 von 10
CRIMSON DAY - Order Of The Shadows
Iron Shield Records
Crimson Day ist eine fünfköpfige Heavy Metal-Band aus Tampere, Finnland. Ihre erste Veröffentlichung war die EP "Day Crimson" aus dem Jahre 2013. Die Band hat einen ganz eigenen Sound kreiert, und zwar den high and loud-Stil. Das sind unter anderem die Vocals von Sänger Valtteri Heiskanen, hämmernde Riffs und Soli von den Gitarristen Ari Balzar und Jesse Liukkonen, rhythmische Grooves des Bassisten Jesse Kämäräinen, und die geballte Drumpower von Schlagzeuger Tuomas Lesonen machen die Kombo zu einer ehrlichen Metal-Band. Mit "Order Of The Shadows" wartet nun der erste Longplayer darauf, die Welt zu erobern. Mit ihrem Opener "Enter The Order" will es aber noch nicht so recht klappen, den zündenden und äusserst notwendigen Funken überspringen zu lassen. Ein Instrumental gleich zu Beginn ist irgendwie verwirrend, denn man erwartet irgendwie mehr. Mit dem zweiten Track "Stormborn" geht es dann schon wesentlich mehr in die richtige Richtung. Eine schnelle Nummer mit viel Gitarrenpower. Gerade die Soli haben es ziemlich in sich. Wie es sich für ein anständiges Metalalbum gehört, findet man auch auf "Order Of The Shadows" eine prächtig gefühlvolle Ballade. "Far From Serenity" besticht durch viel Melodie und einem Gesang, der im Vergleich zu den restlichen Songs viel tiefer rüberkommt, was dem Track eine gewisse Mystik vermittelt. Während dem Hören hat man plötzlich das Gefühl, dass die Scheibe mit jedem Stück besser wird. Dies bestätigt sich auch mit dem Speedtrack "Fatal Destination". Gradlinig und druckvoll prescht er nach vorne, nur beim Refrain wird er etwas ruhiger, um anschliessend wieder volle Fahrt aufzunehmen. Nach elf gut produzierten Songs und einer Gesamtlaufzeit von knapp einer Stunde geht auch dieser Silberling mit "The Gathering" zu Ende. Fans von klassischem Heavy Metal werden an Crimson Day sicherlich ihre Freude haben.
Oliver H.
   
Punkte:
7.8 von 10
DEAD SOUL - The Sheltering Sky
Century Media/Sony Music
Manche Bands lassen sich schlichtweg nicht in eine Schublade packen - bei Dead Soul würde dieses Unterfangen wohl dem fruchtlosen Versuch gleich kommen, einen glitschigen fliegenden Fisch aus der Luft zu fangen, um ihn dann in eine Lunchbox zu packen. Im PR-Paper beschreibt das Label die Kombo folgendermassen: Think Nick Cave meets Nine Inch Nails meets Johnny Cash. - Abenteuerlich, aber trotzdem eine überraschend akkurate Bezeichnung! Das Duo besteht aus dem Bluesmusiker Anders Landelius (Vocals und Gitarre) und dem Multi-Instrumentalisten Niels Nielsen, der eigentlich aus dem Electronic Music-Bereich kommt. Allerdings hat letzterer bei sehr vielen unterschiedlichen Bands und Stilrichtungen seine Finger mit im Spiel gehabt, egal ob als Musiker oder als Producer. Zu den Bands zählen die Alternative-Rocker Beck und Sonic Youth, Heavy Metal-Band Ghost sowie die Death-Metaller Maim. Es überrascht also kaum, dass Dead Soul mit ihrem zweiten Silberling erneut ein ungeheuer vielseitiges Epos produzierten. Die Grundstimmung ist eher melancholisch, wobei sich hin und wieder eine Art scheuer Lichtblick am Horizont auftut, wie zum Beispiel beim epischen Opener "Until The Last Breath", welcher trotz traurigem Titel doch irgendwie verhalten positiv rüberkommt. Ein weiteres Highlight ist das etwas mehr elektronisch angehauchte "In Between" sowie der wunderschöne, gelungene Abschluss in Form von "The Final Day". Die Musik ist eher sphärisch und erinnert dabei manchmal sogar ein wenig an Pink Floyd, während der etwas schleppende Gesang zu Moby oder Radiohead passen würde. Oft klingt es, als würde der Sound sich, einer Moorleiche gleich, durch das düstere Sumpfdelta des Mississippi kämpfen (z.B. "Shattered Dreams"), nur um dann auf die elektronische Welle aufzuspringen. Fazit: Dead Soul machen düsteren, elektronischen Doom mit einer gehörigen Portion Blues, kombiniert mit schwerem Industrial - eine eigentlich unmögliche Mischung, die aber wider erwarten aufgeht und zu einem aussergewöhnlichen Album geführt hat. Muss man mal gehört haben...
Patricia H.
  
Punkte:
7.6 von 10
THE SHRINE - Rare Breed
Century Media/Sony Music
Die drei Jungs müssen wohl ganz, ganz tief im Sumpf der frühen Doom-Bands wie Black Sabbath oder Orange Goblin stecken geblieben sein, anders kann ich mir "Rare Breed" nicht erklären. Zum Teil ein wenig moderner, klar, aber generell könnte diese Scheibe aus den 80ern stammen, kein Thema. Der Sänger macht dabei eine echt gute Figur, heult das Mikro nicht voll, sondern singt angenehm rockig, sachte rauchig. Kann sich hören lassen. Auch die Mitstreiter geben sich Mühe und rocken die Chose ordentlich durch. Auch eine gewisse Experimentierfreude lässt sich den Jungs attestieren, bei "Acid Drop" etwa wird der Punk-Keiler aus dem Keller gelassen ? natürlich in ein entsprechendes Gewand eingebettet, damit?s auch passt, kommt aber gut! "Dusted And Busted" kommt sogar sachte als Ballade daher, "Savage Skulls And Nomads" beginnt mit eingespielten Filmzitaten, bevor auch hier mit einem gewissen Tempo losgedoomt wird - erinnert irgendwie an Monster Magnet. Alles in allem lässt sich sagen, dass die Scheibe, sofern man mit einer (bewusst) gedämpften Produktion leben kann, damit alles authentisch nach den 80ern klingt, dem geneigten Hörer Tränen in die Augen treiben wird. Meine Augen tränen auch, und zwar, weil kein Bier mehr im Kühlschrank steht.
Toby S.
  
Punkte:
7.5 von 10
AMBUSH - Desecrator
High Roller Records/Musikvertrieb
Die schwedischen Jung-Metaller begeben sich auf Judas Priest Pfade. Nicht nur, dass Sänger Oskar Jacobsson immer wieder Rob Halford zitiert, auch die Musik ist deutlich von den Briten beeinflusst. Und wie so oft im Leben, hat dieser Einfluss zwei Seiten. Einerseits schaffen es Ambush (natürlich) nicht, die Metalgötter vom Thron zu stossen, anderseits haben sie von den Meistern gelernt und neun eingängige Lieder geschrieben. Wenn dann zwischendurch noch dezent HammerFall und (gute) Primal Fear durchschimmern, haben sie gegenüber ihren Szene-Kollegen Steelwing bereits gewonnen. Die Tatsache, dass Ambush nicht nur rasen, sondern es auch mal ruhiger angehen, ist ihnen hoch anzurechnen. Und auch die schnellen Lieder wie "Faster" haben etwas. "Desecrator" bemüht sich um Abwechslung, schafft es aber nicht ganz, denn trotz aller Klasse sind die Songs (nur) guter Durchschnitt. Ob das reicht, um aus dem Meer von ähnlich gelagerten schwedischen Retro Metal-Bands heraus zu stechen, ist fraglich. Vielmehr haben wir hier eine Band, welche diese Szene um einige Farbtupfer bereichert, nicht mehr und nicht weniger. Wem dies als Kaufanreiz bereits genügt, darf gerne zugreifen. Alle anderen hören weiterhin lieber die Originale. Ihnen bleibt das gute Gewissen, dass gewisse Arten von Musik auch nach einem möglichen Ableben der Grossen mit neuen Liedern am Leben erhalten bleiben werden.
Roger W.
  
Punkte:
7.5 von 10
BILLY SHERWOOD - Citizen
Frontiers Music/Musikvertrieb
Da ich nicht der total eingefleischte Prog-Nerd bin und den üppigen Backkatalog von Yes in der letzten Zeit sehr wenig bis gar nicht auf dem Radar hatte, hat es bei mir beim Lesen des Namens Billy Sherwood zunächst halt mal keinen "Aha-Ja-Der-Effekt" gegeben. Im Nachgang ist natürlich zu erfahren, dass Multiinstrumentalist, Produzent und Toningenieur Billy aktuell, respektive definitiv den eigentlich unersetzlichen Posten des leider im vergangenen Juni verstorbenen Yes Bass-Urgesteins Chris Squire (R.I.P.) eingenommen hat. Die beiden Musiker verstanden sich jedoch schon in den 90ern blendend und schrieben bald Songs zusammen, die mitunter auch auf offiziellen Yes-Alben wie Union (1991) landeten. Etwas später spielte Sherwood live bei "The Chris Quire Experiment" wie bei Yes mit und in den Jahren '96/'97 agierte er unter anderem als Produzent der beiden «Keys To Ascension»-Alben. Nun hat Sherwood mit «Citizen» ein neues Solo-Album am Start, für das er einige Genre-Kollegen mit klingenden Namen wie Chris Squire (R.I.P.), Tony Kaye, Steve Hackett, Geoff Downes, Colin Moulding, Steve Morse, Jerry Goodman, Alan Parsons, Rick Wakeman, Patrick Moraz, Jon Davison, Jordan Rudess und John Wesley verpflichten konnte. Der Titeltrack und Opener enthält dabei den letzten Studiobeitrag seines verstorbenen Freundes und man verfällt gleich in eine gewisse Wehmut, wenn man den eigentümlichen Klang der Bassgitarre hört. Die insgesamt elf Songs tragen alle eine proggiges Grundgerüst, sind überaus melodiös gehalten und allesamt eher lieblich denn hart ausgefallen. Da Billy eigentlich locker auch alles alleine hätte einspielen können, steuert er somit auf den jeweiligen Tracks nicht zwingend die Instrumente, respektive Leadvocals bei, für die sich der jeweilige Guest verantwortlich zeigte. Bei acht der elf Songs hat er den Gesang übernommen und klingt dabei verblüffend nach Peter Gabriel. Dies mitunter so sehr, dass man echt zweimal hinhören muss, um danach immer noch nicht sicher zu sein. «Citizen» ist hochklassiger Genre-Stoff, der zwar keine wirklich grossen Strick zerreisst, aber in der Yes-Gemeinde bestimmt Anklang finden wird.
Rockslave   

Punkte:
7.5 von 10
NAKED - End Game
Escape Music/Non Stop Music
Bereits Anfang des Jahrtausends gründeten die beiden Schweden, Gitarrist Mats Stattin und Sänger Peter Sundvall, die Band Naked. Aus ihrer Vorliebe für die Musik der Achtziger und speziell für Kiss machen sie keinen Hehl. In der Praxis konzentrieren sich die zwei Protagonisten in der Tat auf das erwähnte Jahrzehnt. Zur Umsetzung von "End Game" wurde eine illustre Truppe zusammengestellt. Als Leadgitarrist, Keyboarder und Produzent wurde Tony Borg (Alien) angeheuert. Paul Logue (Eden's Curse) fungiert als Bassist und Mikael Wikman komplettiert die Band an den Drums. Sämtliche Trademarks des melodiösen Hard Rock wurden nun berücksichtigt und neu verbunden. Dass dabei das Rad nicht neu erfunden wurde, erklärt sich von selbst. Nichts desto Trotz beweisen Naked Individualität und Eigenständigkeit. Mit viel Drive zelebrieren die Jungs ein Dutzend durchdachte Songs. Die flotten Melodien gehen dabei leicht ins Ohr, bleiben aber nur bedingt hängen. Ausfälle sind dabei keine zu verzeichnen, spezifische Highlights aber auch nicht. Obwohl die Truppe klar im Melodic-Bereich tätig ist, vermeidet sie unnötiges Gesülze. Das ganze Album ist ausgesprochen knackig und frisch ausgefallen. Obwohl es zwischenzeitlich en masse Bands gibt, die dem skandinavischen Hard Rock fröhnen, haben Naked durchaus Gehör verdient, vor allem von Fans von Treat, Alien oder Skagarack.
Chris C.   

Punkte:
7.5 von 10
THE JOKERS - Hurricane
Steamhammer/Musikvertrieb
The Jokers aus Liverpool stehen mit ihrem dritten Album "Hurricane" in den Startlöchern und präsentieren traditionelle Rockmusik in ihrer zeitlosesten und reinsten Form. Bei den Aufnahmen wurde zudem versucht, etwas mehr von der rauen Live-Energie der Band einzufangen. Auch wenn nicht jeder Track der Dutzend neuen Songs auf Anhieb funktioniert, erwartet die Hörerschaft facettenreiche, The Jokers-typische Nummern. Der orientalisch angehauchte Opener "Run 4 Cover" fängt die Raffinesse des Intros geschickt ein und verwandelt sich in einen hämmernden Headbanger-Rocksong mit eingängigem Refrain. Ebenso überzeugend kommt die Ballade "Angel" daher. Ein Liebeslied mit hypnotischem Groove, das an die früheren Jokers-Songs anknüpft und einen klaren Free-Einfluss erkennen lässt. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch das rockig-groovige "She's On Fire". Ein Track mit altmodischen 60s-Flair. Neben den klassischen Tracks befindet sich erstmals auch ein eher swingendes Instrumental auf der Scheibe. Eigentlich hat der Song einen völlig untypischen Jokers-Charakter, passt aber dennoch gut aufs Album. Wane Parrys Stimme passt perfekt zur traditionellen, fast schon zeitlosen Rock-Ausrichtung von The Jokers. Gerade Album Nummer drei der Engländer, welches für viele Bands so wegweisend und wichtig ist, macht also vieles richtig. Es ist voll von Songs mit Groove, üppigen Riffs, Hooks und starken Gesangsmelodien. Die Briten können also nun entspannt und mit Schirmchendrink in der Hand auf ein äusserst unterhaltsames Rockalbum blicken. Zwar geht The Jokers dem Ende hin ein wenig die Luft und Energie aus, doch das, was sie der Hörerschaft in den ersten Stücken bieten, sprüht nur so vor Energie und Rock'n'Roll.
Oliver H.   

Punkte:
7.5 von 10
REVERENCE - Gods Of War
Razar Ice Records
Riot V-Sänger Todd Michael Hall und der 80er Jahre Savatage-Schlagzeuger Steve Wacholz veröffentlichen zusammen mit ihren Mitstreitern das zweite Album. Dieses verbindet klassischen Heavy Metal (der Promo-Text spricht von Power Metal) mit viel Rock'n'Roll. Und es ist genau diese doch eher ungewöhnliche Mischung, wieso man hier ein Ohr riskieren kann. Denn sowas hört man nicht alle Tage! Kommt dazu, dass alle beteiligten Musiker auf sehr hohem Niveau spielen. Die Kompositionen zeichnen sich durch ein gutes Gespür für spannende Melodien aus. So hängt man bei diesem Album viel später ab, als es vielleicht zu erwarten gewesen wäre. "Gods Of War" bietet tolle Melodien, eine gesunde Grundhärte und die nötige Eingängigkeit. Anspieltipps sind das treibende "Angel In Black", das mit hohen Screams versehen "Battle Cry" und der famose Titeltrack. Dass man trotz allem Spass bei Reverence leider vor Ende des Albums den Faden verliert, ist schade. Vielleicht hätte da eine weitere stilistische Änderung etwas gebracht - oder einfach eine Reduktion der Gesamtlänge von 52 Minuten auf 40 Minuten. An der Qualität der späten Liedern "Splinter", "Cleansed By Fire" und "Race To Obscene" liegt es nicht. Im Gegenteil. Hört man diese Songs ausserhalb des Albumkontextes, avancieren sie sogar zu Highlights. So bleibt ein tolles Album, welchem aber etwas die Spannung abgeht.
Roger W. 
Punkte:
7.5 von 10
BE THE WOLF - Imago
Scarlet Records
Manchmal hört man eine Band und denkt sich: Typisch melodischer amerikanischer Rock mit etwas Blues und einem Hauch Southern Sludge - die müssen fast aus den USA stammen! Und dann die Überraschung: Be The Wolf stammen aus Italien! BTW veröffentlichen mit "Imago" ihr erstes Full Length-Album und entfesseln dabei eine geballte Ladung Rock. Ein bisschen modern und doch im tiefsten Herzen retro; streckenweise etwas poppig und trotzdem purer Rock - die Mischung ist sehr dynamisch und energiegeladen. Leider aber auch ein wenig eintönig. Über weite Strecken wirkt der Sound ein wenig gehetzt, da wäre es wohl besser gewesen, das Tempo etwas weiter zu drosseln. Dabei steht es den Italienern ganz gut, wenn sie die Geschwindigkeit mal etwas runterschrauben! So ist der Track 24 für mich eins der Highlights - sehr charmant und mal was Anderes. Eine Ausnahme bildet auch der fast schon balladeske Song "The House Of The Dead Snow". Etwas schneller und härter gehts beim Opener "Si(g)ns" oder dem tollen Track "Dust In Hoffman" zu und her. Neben den richtig schön dreckigen Riffs gefällt mir bei dieser Kombo vor allem die Stimme von Sänger Federico Mondelli, der dem Ganzen noch zusätzlichen Charakter einimpft. Die Band selbst vergleicht sich mit Vorbildern wie Daughtry, Biffy Clyro und auch Halestorm meiner Meinung nach ziemlich weit hergeholte Vergleiche! Allerdings zeigt diese Selbsteinschätzung schön die Diversität, welche die Italiener in ihrer eigenen Musik anstreben. Fazit: "Imago" ist ein kurzweiliges, dynamisches Album (kein Wunder, bei einer Spielzeit von lediglich 32 Minuten), das keine Sekunde langweilig ist. Wer auf richtig schön dramatische Riffs und massive Melodien steht, der ist mit diesem Erstling sehr gut bedient!
Patricia H. 
Punkte:
7.5 von 10
CARCASS - Surgical Steel (Complete Edition)
Nuclear Blast/Warner
Wer das fabulöse Comeback der UK-Chirurgen von Carcass noch immer nicht auf dem Schirm hat, sollte sich schnellstmöglichst einen struppigen Schnauz wachsen lassen und sich gleich danach im lokalen Discoviertel auf Pussy Patrol begeben. Alternativ greifst du zum giftig groovenden Original-Album "Surgical Steel" (s. CD-Tipp September 2013), der Bonus-EP "Surgical Remission/ Surplus Steel" (Review s. Archiv November 2014) oder gehst gleich All-In und krallst dir das soeben erschiene Komplettpaket beider erwähnten Veröffentlichungen. Geboten werden zwar keinerlei neue, alternative, livehaftige, proberaumaufgenommene, remixte oder remasterte Lieder, dafür aber Carcass pur. Kann man gut finden, muss man aber nicht... zumindest, solange deine unmittelbaren Zukunftspläne einen Schnauz beinhalten. CARCASS!!!
Hardy   
 
Punkte: keine Wertung
DEW-SCENTED / ANGELUS APATRIDA - Immersed
Metal Blade/Sony Music
Immersed ist eine Split-Single, die die deutsch-niederländischen Dew-Scented anlässlich einer anstehenden Tournee mit Angelus Apatrida veröffentlichen. Die vier Songs, zwei von jeder Band, werden auf einer 7’’ veröffentlicht, die auf 500 Einheiten in drei Farben limitiert ist (Black/Orange/Dark Magenta). Bei den Songs von Dew-Scented handelt es sich einerseits um das Vio-lence-Cover „World In A World“ und andererseits um eine Neufassung von „New Found Pain“, ein Song, der ursprünglich auf dem 2003er Album „Impact“ veröffentlicht wurde. (Noch) etwas weniger bekannt als die Thrasher von Dew-Scented sind die Spanier Angelus Apatrida, die im Jahre 2000 als Heavy bzw. Power Metal-Band gegründet wurden, sich aber schon drei Jahre später nach Personalwechseln und mit ihrer ersten EP dem Thrash zu wandten, dem sie bis heute treu sind. Zu der 7’’ steuern sie eine Live-Version von „Serpents on Parade“ bei und ausserdem ein sehr gelungenes Cover des Klassikers „Johnny B. Goode“ von Chuck Berry bei. Letzterer Song gefällt mir persönlich von allen vieren auf der Scheibe am besten. Die besondere Aufmachung und die gelungene Mischung der Songs machen die Scheibe für Fans zu einem netten Sammlerstück.
Lucie W. 
Punkte:
7.5 von 10
SEKORIA – Im Reich der Schatten
Kernkraftritter Records
Die Band gibt es erst seit fünf Jahren, aber das Album klingt wie aus einem Guss. Nicht zu verkopft, aber dennoch mit einem roten Faden über die gesamte Spielzeit von ganzen 63 Minuten. Wie es für deutschen Black Metal sein muss, fehlt der leicht mystische Einschlag in den Texten nicht. Sie klingen dabei aber nie kitschig. Und auch die Riffs klingen nach jungen, ungestümen und motivierten Musikern, die Spass an ihrem Schaffen haben. Wobei mit Texten wie ‚Die Nachtigall‘ oder auch ‚Ein letztes Mal‘ die Stimmung eher depressiv ist. Zum glücklich Feiern regen die Jungs sicher nicht an, aber selten gibt es schön verpackten Weltschmerz in Kombination mit eingängigen Riffs, die so unverfälscht klingen, dass es eine wahre Freude ist. Wer Mondstille, Waldgeflüster oder vielleicht sogar die erste Finsterforst noch kennt, sollte hier unbedingt einmal zuhören!
Tristan 
Punkte:
7.5 von 10
HEAVIEST - Nowhere
Power Prog
Die brasilianischen Heavy-Metaller Heaviest platzieren mit ihrem Debüt-Album bereits kleine Ausrufezeichen. Hauptgrund dafür ist Sänger Mario Pastore. Dieser sorgt mit seinem rauen und trotzdem melodiösen Organ für den dringend nötigen Wiedererkennungswert. Und ja, Heaviest kann man dank ihm aus hunderten anderen Bands raushören. Dazu kommen treibende Arrangements, welche durch reduziert aufgenommene Instrumente für einen tollen Druck sorgen. Keyboards findet man hier nur selten, und wenn, dann dezent. Dafür prügeln sich Heaviest durch die elf Lieder, dass man sogar die im Promo-Text erwähnte musikalische Nähe zu Disturbed teilweise nachvollziehen kann. Live könnte dieser Sound für offene Münder sorgen. Auf CD-Länge fehlt aber noch das gewisse Etwas. Das Niveau ist zwar durchwegs hoch und die Kompositionen stimmig, trotzdem ermüden sie einem bis zum Schluss. Finden Heaviest diesbezüglich auf dem zweiten Album eine Lösung, könnte der Bekanntheitsgrad der Band noch deutlich steigen. Für ein Debüt-Album ist "Nowhere" aber bereits ziemlich gut und lässt das Potenzial der Brasilianer deutlich erkennen. Freunde von rohem, preschendem Heavy Metal können bereits heute ein Ohr riskieren.
Roger W. 
Punkte:
7.5 von 10
GHOST MACHINERY - Evil Undertow
Pure Legend Records/Non Stop Music
Mit den Finnen von Ghost Machinery präsentiert sich auch ein Neuzugang aus dem Melodic/Hard Rock/Metal Bereich. Zwei Studioalben aus dem Jahre 2004 und 2010 können die Nordlichter bereits vorweisen, die ihnen bis dato eine beachtliche Fanbase beschert haben. Die Hälfte der Bandmitglieder ist parallel auch bei den Labelkollegen von Stargazery aktiv. Ihre Musik hat einen ziemlich experimentellen Touch, hat aber dennoch einen roten Faden, der durchs Album begleitet: das Keyboard! Besonders prägnant sticht der Keyboardteppich, der sich mehr oder weniger durch "Evil Undertow" zieht, hervor. "Kingdom Of Decay" oder auch "No Easy Way Out" sind perfekte Beispiele hierfür. Besagte Klänge verschmelzen auf dem Drittwerk "Evil Undertow" selbstredend mit verträumten Gitarrenharmonien und einem glasklaren, differenzierten Sound. Hin und wieder überschreiten sie auch erfolgreich die Grenzen zum Power Metal in klassischer Stratovarius-Tradition, wie in "Go To Hell (It's Where You Belong)", "The Last Line Of Defence" oder "Fight For The Strangers" beeindruckend zu hören ist. Zumeist herrscht aber auf den 13 Songs von späteren Rainbow, Black Sabbath (Tony Martin-Ära) und Axel Rudi Pell (Solo) beeinflusster Hard Rock mit einer starken, charismatischen Stimme vor. Pete Ahonen, Sänger und Gitarrist des Quartetts, verschafft mit seiner markanten Stimme der Band ein Gesicht und einen gewissen Wiedererkennungswert. Eine echte Schmuseballade sucht man auf dieser Platte vergebens, jedoch steht mit "Lost To Love" eine rockige Powerballade im Angebot. Mit "Evil Undertow" haben Ghost Machinery grundsätzlich alles richtig gemacht und bieten eine erlesene Feinkost für jeden hart rockenden Melodiefreund. Das Album wird als normale und limitierte (plus zwei Bonustracks) Version erhältlich sein. Wem das Herz für ehrlichen Hard Rock noch so richtig in Flammen aufgeht, sollte sich dieses Album unbedingt einmal anhören.
Oliver H.  
Punkte: 7.4 von 10
MINDCOLLISION - Urban Playground
Eigenvertrieb
Aus der goldenen Mitte der Schweiz, dem Kanton Zug, haben wir hier fünf Kerle, die es wissen wollen. Die Geburt der Brut war im Jahre 2002, das Debut kam 2012. Von der Musik her bewegen wir uns ganz klar in die Staaten zu Limp Bizkit und den ersten Linkin Park. Die Vocals sind von clean bis Rap und Growls alle vorhanden. Ja, auch recht coole Songstrukturen, die sich sehen lassen können, sind vorhanden. Für meine Verhältnisse haben die Jungs alles richtig gemacht, ausser einer Portion Eigenständigkeit - die fehlt noch, aber dann kann was draus werden mit den Zugern.
Daniel J.  
Punkte: 7.4 von 10
AS DARKNESS DIES - As Darkness Dies
Pure Steel Records/Non Stop Music
Schnell und roh, ja schon fast punkig startet das Album "As Darkness Dies" von der gleichnamigen Band mit dem Eröffnungstrack "Black Death". Die Stimme von Martin OBrien verrät aber schnell, dass es sich bei diesem Werk um ein klassisches US-Power Metal-Album handelt und nicht um eine Punkproduktion. Spätestens nach dem zweiten Track "Cloaked In Darkness", der wie ein Intro zu Song drei "Searching For Light" daherkommt, werden auch die letzten Zweifler überzeugt. Auf diesem Silberling haben die US-Metaller elf neue Hammersongs sowie einen Bonustrack eingearbeitet, die keinen Fan des klassischen Heavy Metal-Sounds enttäuschen werden. Zur Mitte hin werden die Ohren mit der gefühlvollen Ballade "Ghost" verwöhnt. Keine unnötigen Extras und dergleichen, nur starke Musik für ein Gänsehautfeeling. Mit "World Of Decay" stellen sie ihr musikalisches Können unter Beweis. Langsam eröffnen Gitarren, gepaart mit rauem Gesang, den Song. Nach etwa einem Drittel der Spieldauer legt man mächtig an Fahrt zu. Aus anfänglicher Powerballade entwickelt sich eine echte Rockhymne. Doppelläufige Gitarrenharmonien in altbewährter Tradition, melodische, gefühlvolle und ausdrucksstarke Vocals sowie das Trommelfeuer von Harry Blackwell (Ex-Steel Prophet) treffen hier auf kernig durchdachte Songstrukturen. Auch die folgenden Songs können sich hören lassen und zeigen wieder einmal mehr, dass die nicht mehr gerade blutjungen Musiker von As Darkness Dies noch nicht über ihre Pension nachdenken müssen, sondern aus ihrer Erfahrung positiv Kapital schlagen können. Der Bonustrack "Far Away" ist mit Sicherheit auch ein Anspieltipp, der dem durchschnittlichen Rockliebhaber gefallen wird. Rockig, melodiös und ein Refrain, der zum Mitsingen animiert. Zum Schluss hin noch ein Gitarrensolo im klassischen Stil, das mehr als passend ist. Grundsätzlich kann man nicht sagen, dass dieses Album ein Meilenstein in der Geschichte des Heavy Metal sein wird, aber es passt wunderbar da rein. Klangvoll und transparent in Szene gesetzt wurde "As Darkness Dies" darüber hinaus von Szeneveteran Mike Vescera (Obsession, Ex-Yngwie Malmsteen). As Darkness Dies liefern mit diesem Werk klassische US-Metal-Feinkost ab, die jeder Kenner zu schätzen weiss.
Oliver H.  
Punkte: 7.4 von 10
BASTARD GRAVE - What Lies Beyond
Pulverised Records
Death Metal aus dem hohen Norden hat momentan Hochkonjunktur, und das schwedische Gütesiegel ist derzeit gefragter denn je. Wenn das Ergebnis dann auch noch stimmt, wie bei Bastard Grave, wird sich daran sicherlich niemand stören. Das Death Metal-Schwadron aus dem schwedischen Helsingborg - gegründet 2012 - haben in ihrer jungen Karriere erst ein Demo-Tape mit dem Titel "Unmarked Grave" veröffentlicht und damit erste Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregt. Dem Sound zufolge haben sie ihre Entombed- und Dismember-Scheiben durchaus häufiger gehört als andere und frönen genau diesem Klangbild inklusive des schweren Gitarrensounds. "From The Depths" schallt ziemlich wütend und ohne überflüssige Schnörkel aus den Boxen. Deftige Gitarrenriffs schreddern alles zu Kleinholz und hinterlassen eine musikalische Spur der Verwüstung. "Path To Extinction" bietet, wer das bis dahin vermisst haben sollte, sogar ein wenig Abwechslung in Tempo und Riffing. Ansonsten fetzt die Platte ohne Punkt und Komma durch, was sicherlich die Anhänger dieses Genres in keinster Weise stören wird. Das Schlussbouquet bietet "Profana Vesperam", ein Song, den Entombed ohne rot zu werden auch in ihr Repertoire aufnehmen könnten. Ja, viel zu meckern gibt es wahrlich nicht, ausser vielleicht, dass die Vocals ein wenig zu leise in Szene gesetzt wurden. Wer derzeit also nicht genug bekommen kann von amtlichem Schweden-Death-Metal, sollte auch um "What Lies Beyond" keinen Bogen schlagen, sondern sich die Scheibe schnappen. Für die Produktion des Albums ist Ulf Blomberg (Exhale, Inevitable End etc.) verantwortlich, und auch das Cover-Artwork wird bei Fans der morbiden Kunst Gefallen finden. Die Scheibe erscheint übrigens bei Pulverized Records aus Singapur, die vor fast zwanzig Jahren die erste Amon Amarth-EP veröffentlicht haben.
Oliver H.   
Punkte: 7.1 von 10
DOWN AMONG THE DEAD MEN - Exterminate! Annihilate! Destroy!
Cyclone Empire
Das Projekt „Down Among the Dead Men“ der beiden Bandköpfe Rogga Johansson und Dave Ingram läuft unter dem Genre-Etikett „D-Beat Crust Punk / Death Metal“ - was sich erstmal nach Spass anhört. Und das ist es das auch - aber wir sprechen hier nicht von feinsinnigem Humor, sondern eher von einer ziemlich derben „Ich bin dagegen - aber eigentlich ist es mir scheissegal“-Attitüde. Man rotzt und prügelt, rumpelt und rollt sich hier durch 14 Songs, von denen 13 unter 3 Minuten lang sind, und hält sich mit unnötigen Details wie Melodie, grossen technischen Finessen oder ähnlichem nicht lange auf. Dave Ingrams Stimme kennt man unter anderem von Benediction und von einer Scheibe mit Bolt Thrower - und sie überzeugt auch hier auf ganzer Linie. Dieser Sound ist direkt und auf die Fresse - Motörhead meats Carcass irgendwie - aber um ehrlich zu sein wird das Ganze spätestens nach dem vierten Song ziemlich langweilig. Kann man sich trotzdem mal anhören, so richtig vom Sockel haut es mich leider nicht.
Lucie W.  
Punkte: 7.0 von 10
THY CATAFALQUE – Sigùrr
Season Of Mist/Irascible
"Sigùrr" öffnet die Tore in eine bislang unbekannte Welt. Die Entdeckungsreise beginnt spirituell. Die Violinen und die akustischen Gitarren stehen sinnbildlich für die Naturmystik, welche einen der thematischen Schwerpunkte bildet. Umso überraschender erscheinen da die Elektrobeats im darauf folgenden Titel mit dem unaussprechlichen Namen. Man fühlt sich an eine Goa-Party versetzt, an welcher man sich unter Einfluss von reichlich LSD ekstatisch zur Musik bewegt. Wer gut hinhört kann hier bereits Elemente aus Thy Catafalque's Vergangenheit ausmachen. In 'Élő lény' wir nochmals fleissig an den Synthie-Reglern rumgedreht, bevor der technoide Black Metal in 'Jura' und 'Sgùrr Eilde Mòr' doch noch aus dem Schatten tritt und alles niederwalzt. Eine vergleichbare Experimentierfreude findet sich heute nur noch bei wenigen Bands. Auch wenn die Bezeichnung Avantgarde viel zu oft in den Mund genommen wird - im Falle von Thy Catafalque scheint sie doch sehr treffend.
Patricia L.
   
Punkte:
7.0 von 10
CONTINENTS - Reprisal
Victory Records
Wales hat es im Fussball an die Europameisterschaft geschafft. Auch im Hardcore/Metalcore sind die Briten stark vertreten. Cleangesang kann man hier vergessen, da wird sofort losgebrüllt - so dass einem Angst und Bange wird. Roh mit einer enormen Energie, kann man auch schreiben. Die 11 Songs sind nach 35 Minuten durch, und auch der Schreiber dieser Zeilen ist danach leicht angeschlagen. Mann, was für ein Brett. Sound und Songs knüppelhart, ohne Gefangene zu machen.
Daniel J.    
Punkte:
7.0 von 10
WHITECHAPEL - Brotherhood Of The Blade (Live CD/DVD)
Metal Blade/Sony Music
Und wieder mal eine Live-Platte mit dem dazugehörigen Film, den die Musiker in ihrer Freizeit zeigt, oder so ungefähr. Das zweite Dokument wird für mich besser, denn da haben wir Zugang. Das Konzert wurde am achten Juni 2014 im Club The International in Knoxville, Tennessee, aufgezeichnet. 13 Tracks blasen einem die Birne matschig und versetzen den Schreiber dieser Zeilen in die Träume. Nein, so schlimm wird es nicht, aber was die Ausrichtung des Sounds ist, kann man von Death Metal über Deathcore bis nach Metalcore schreiben. Schlussendlich ein richtige Portion Hass, die sich da entlädt und diese Live-CD zu einem richtig guten Heimkonzert macht.
Daniel J.   
 
Punkte: keine Wertung
JEFF BROWN - 23 Years
Mausoleum Records
Nanu?! Dieser Monat scheint es ja echt in sich zu haben, was Debüt-Solo-Alben von Musikern angeht, die hierfür eigene Ideen mit den entsprechenden Fähigkeiten von Kollegen in die Tat umsetzen. Vorliegend ist die neue Erstlings-Langrille von Jeff Brown, der zwischen 1989 und 2003, also eine ganz schön lange Zeit, Bass bei der Glamrock/Poprock-Legende The Sweet spielte. Mit dem Album-Titel «23 Years» wurden elf Songs aufgenommen, die stellvertretend für das stehen, was der besagte Herr in dieser Zeit wohl alles so als Musiker erlebt hat. Im Info-Sheet steht die Überschrift "Band" und da tauchen mit den ehemaligen Warlock-Recken (!) Niko Arvaninitis (g) und Peter Szigeti (g) zwei alte Weggefährten der deutschen Metal-Queen Doro Pesch quasi aus der Versenkung wieder auf. Letzterer spielte unter anderem auch bei U.D.O. und Coracko, während man von Arvanitis in den letzten Jahren nicht wirklich was mitbekommen hat. Jürgen Reinert wird als Drummer aufgeführt und Gary Moberley als Tastenmann mit Vergangenheit bei John Miles und etwas überraschend auch bei The Sweet. Produziert wurde das Ganze übrigens von Peter Brander, der offenbar mal bei Royal Hunt und Cornerstone in Diensten stand. Der etwas gar cheesige Opener «Crazy World» und der fluffige Titeltrack führen einen erstmal etwas aufs Glatteis, denn spätestens ab «Casino Royale» wird der Sound spürbar härter, wenn auch nicht überhart oder gar metallisch. Während «Contagious» die Zeiten von Aldo Nova aufgreift, geht «Fallen Angels» mehr in Richtung Hardline, zumal Jeff Browns Leadvocals gewisse Ähnlichkeiten zu denen von Johnny Gioeli aufweisen. The Sweet schimmern derweil bei «Once In A Lifetime» durch, und bei der schönen Akustik-(Halb)-Ballade «When The Love Is Gone» spricht der Titel für sich selber wie er einen gleichzeitig an der spürbaren Melancholie des Textes, respektive der verlorenen Liebe teilhaben lässt. Danach ist so zu sagen wieder "Hardline-Time" und vermag zu gefallen. Ein weiterer starker Moment findet danach beim wiederum halbballadesken «Slipping Away» statt, wo Jeff eindrucksvoll zeigt, dass er nicht nur Bass spielen kann. Ins gleiche Horn stösst das abschliessende «Life Goes On», wo die Totalzeit von 10:23 Minuten allerdings auf einen Hidden Track schliessen lässt, der nachher prompt folgt und als durchaus gelungene Poprock-Nummer durchgereicht werden kann. Insgesamt fehlt «23 Years» jedoch ein roter Faden, ohne den die Scheibe, vor allem wegen dem schwachen Anfang, zu unausgegoren wirkt. Handwerklich gibt es allerdings nichts daran auszusetzen.
Rockslave    
Punkte: 6.9 von 10
DIABLO - Silver Horizon
Sakara Records
Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, von Diablo noch jemals was zu hören, sind nun doch sieben Jahre ins Land gezogen seit ihrem letzten Release "Icaros". Die Finnen konnten zwar in ihrem Heimatland die Herzen der Thrash-Gemeinde gewinnen, aber zu einer internationalen Karriere hat es doch irgendwie nie wirklich gereicht. Warum dies so ist, wissen wohl nur die Musik-Götter, an der Qualität früherer Taten lag es grundsätzlich kaum, doch wirklich förderlich für den Bekanntheitsgrad ist eine solch lange Pause nun auch wieder nicht. Ob das nun ihr sechstes Album "Silver Horizon", welches auf der schwedischen Science Fiction-Novelle "Aniara" basiert, zu ändern vermag, wird sich zeigen. Diablo arbeiten auf ihrem neuesten Streich mit sehr vielen Melodien, welche mit grossflächigen Tasten-Akkorden angereichert werden, doch vermengen sie dazu genau so viele Rhythmuswechsel, was "Silver Horizon" zwar spannend, aber nicht wirklich zugänglich macht. Einen gewissen Hang zu Progressivität hatten die Finnen ja schon länger, doch die Kehrseite, welche sich hier offenbart, könnte man schon fast als paradox abstempeln, zwar sind alle Songs für sich sehr abwechslungsreich und anspruchsvoll, doch wenn man das Grosse Ganze anhört, wirkt es zu gleichförmig, da die selbe Formel immer und immer wieder zum Einsatz kommt. Abgesehen davon blitzen zwischendurch noch gewisse Einflüsse von Machine Head durch, aber grösstenteils fühle ich mich extrem an Soilwork erinnert, nur, dass der Gesang gewöhnungsbedürftiger ist. Versteht mich nicht falsch, "Silver Horizon" ist beileibe kein schlechtes Album, es kann musikalisch viel bieten, es liefert tolle Soli, eingängige Melodien, mitreissende Riffs und kann durchaus begeistern, doch nur schon der Aspekt, dass ich jeden einzelnen Song als Anspiel-Tipp erwähnen könnte, zeigt zumindest mir auf, dass Diablo sich vielleicht zu sehr auf die Details konzentriert und dabei den Fokus auf das Gesamtresultat ausser acht gelassen haben.
R.K.    
Punkte: 6.8 von 10
AWE - Providentia
Pulverised Records
Awe ist eine griechische Band, die seit zehn Jahren aktiv ist, jedoch bis 2015 weitgehend unbekannt blieb und noch nichts veröffentlicht hat. Die Mitglieder der Band haben langjährige Erfahrung in der Black Metal-Szene und haben mit "Providentia" kein simples Musikalbum zu Tage gefördert. "Providentia" besteht aus drei Teilen: "Actus Primus", "Actus Secundus" und "Actus Purus" und erzählt die Geschichte der gewaltsamen Revolution eines Mannes und seiner absurd sinnlosen Existenz, dem Kampf gegen das ganze Universum und dem schlussendlichen Untergang in den Flammen. Keine leichte Kost, und auch der Sound dazu ist nicht gerade als lockere Backgroundmusik zu empfehlen. Kehlig wüstes Geschrei, das sich über eine knappe Stunde lang erstreckt und von Chaos und Dunkelheit handelt. "Actus Primus" zieht den Hörer die ersten sechs Minuten ganz ohne Gesang, düster doomig, in unheimliche Gefilde der griechischen Unterwelt. Anschliessend nimmt der Song immer mehr an Fahrt auf, und auch die einsetzenden Vocals sind purer Horror. So geht dies hin und her während den nächsten zwanzig Minuten. Man muss es also aushalten können. "Actus Secundus" nimmt dich vom ersten Ton an mit auf eine irre Fahrt der Gefühle. Beklemmend und angsterfüllt geht die Reise während einer Viertelstunde weiter, bis ein abrupter Schluss naht und in minutenlangem, glockenähnlichem Geläut sein Ende findet. "Actus Purus" ist dann im Anschluss nicht mehr ganz so aggressiv, denn was verwüstet werden musste, ist bereits bei den Vorgängern verwüstet worden. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass die Mitglieder von Awe bis dato anonym geblieben sind, da es ihnen wichtiger erscheint, die Musik für sich sprechen zu lassen. Dieses Album könnte Fans von Deathspell Omega, Blut aus Nord und genregleichen Bands gefallen. Wer mag, soll reinhören.
Oliver H.    
Punkte: 6.8 von 10
'77 - Nothing's Gonna Stop Us
Century Media/Sony Music
Die Gebrüder Armand Valeta (Guitar + Vocal) und LG Valeta (Guitar) haben sich wohl eindeutig zu viel AC/DC der Bon Scott-Ära reingezogen. Hört euch mal "Tonight" an, und ihr werdet verstehen, was ich meine. Nur hat Armand nicht das Format eines Bon Scott. Gitarren, Bass und Drums sind sehr stark nach ihren australischen Vorbildern ausgerichtet. Ausnahme bildet das erfrischende "Nothing's Gonna Stop Us", das unverkennbar nach Thin Lizzy klingt. Sonst hört man überdeutlich die Young-Gitarren krachen, dazu ein einfacher, treibender Bass und straighte, aber sehr tighte Drums. Musikalisch gesehen oder besser gesagt gehört musizieren die Jungs sehr gut, das Ganze kommt kompakt und rockt ordentlich nach vorne. Bei "Tightrope" klingt das Guitarsolo sogar nach Angus Young, und nicht nur dort. Ich finde, das Ganze klingt zu sehr nach AC/DC, auch wenn einige Songs wirklich toll sind, vielleicht sogar spannender, als einige Songs von "Rock Or Bust". Aber ein bisschen eigenständiger hätten die Herren um Shouter Armand Valeta schon sein können. Man höre nur "She Makes Me" an. Dass es auch anders geht, zeigt der Rausschmeisser "We Want More Rock And Roll", starke Abgehnummer.
Crazy Beat   
Punkte: 6.7 von 10
MANIMAL - Trapped In The Shadows
AFM Records/Musikvertrieb
Die Göteborger Power Metaller Manimal haben sich in den letzten sechs Jahren kaum weiter entwickelt. Denn ihre eigene Version des allseits geliebten Power Metal klang bereits auf dem damaligen Debüt-Album ambitioniert, aber austauschbar. Schade, denn mit ein wenig Mut wäre beim Zweitling deutlich mehr drin gewesen. Die Lieder sind aber nach wie vor alles andere als schlecht. Sie zitieren bekannte Melodic Metal-Klischees, transportieren wie bei "The Journey" (mit Udo Dirkschneider als Gastsänger) schöne Stimmungen und setzen neben ein paar Stampfern vor allem auf Up Tempo-Nummern à la klassische Helloween. Dazu kommt mit Samuel Nymann ein Sänger, welcher oft tief singt, aber auch manche Höhen meistert. Diese Höhen bewirtschaftet er teilweise so häufig, dass ein gewisser Nerv-Faktor zum Tragen kommt. Dass dadurch die Lieder nicht besser werden, versteht sich von selbst. Der Wille, aus dem guten Mittelmass heraus zu kommen, ist auf "Trapped In The Shadows" deutlich spürbar. Man darf gespannt sein, ob es beim dritten Werk klappt. Vorerst bleibt dieser Release aber ein verzichtbares Stück Power Metal.
Roger W.   
Punkte: 6.5 von 10
FIVE FINGER DEATH PUNCH - Got Your Six
Eleven Seven Music/Warner
Die Kalifornier von Five Finger Death Punch bereiten nun schon mehr als zehn Jahre musikalische Freuden auf Erden, die sich in Groove, Härte und Tanzbarkeit völlig unterscheiden. "Got Your Six", ihr sechstes Studioalbum, ist im Vergleich zu seinen Vorgängern noch eine Spur poppiger geworden, was die Ohrwurmqualität aber erheblich anhebt. Speziell die Arrangements und Stimmungswechsel sind die grössten Trümpfe von Five Finger Death Punch. Für hartgesottene Metaller gehören Five Finger Death Punch sicherlich zu den Softdrinks unter den Metalbands, aber keine andere Truppe verpackt momentan ihr Suchtmittel besser. Für den Refrain von "Wash It All Away" hätte Chad Kroeger wohl freiwillig die Scheidung von Avril Lavigne eingereicht, wenn er dies zwischenzeitlich nicht schon aus anderen Gründen getan hätte. Der Einstieg ist mit "Got Your Six" aber deutlich weniger soft und erinnert stark an Corey Taylors Truppe Slipknot. Druckvolle Gitarrenwände überrollen die Hörerschaft, Frontmann Ivan Ghost Moody brüllt ganz ordentlich durch die drei Minuten und Drummer Jeremy Spencer bearbeitet seine Felle, als hätten sie eine ordentliche Tracht Prügel mehr als verdient. Leider war es dies auch schon mit der wirklich härteren Gangart. Mit "My Nemesis" folgt, wohl als Kontrast dazu, die poppigste Nummer des Albums, und die besticht mit einer Hookline im Refrain, die kaum wieder aus dem Kopf zu kriegen ist. Ein wenig wie Nickelback, um nochmals auf das Thema zurück zu kommen. Groovig gehts mit "No Sudden Movement" zu und her. Die Nummer zeigt, dass Musik nicht nur ins Ohr geht, sondern auch das Tanzpotential der Band an. Mehr in Richtung Gothic und Industrial zieht es den Sound bei "Question Everything", der düster daherkommt und elektronisch aufgemotzt wurde. Das neueste Werk des Quintetts ist abwechslungsreich und unterhaltsam, wird aber keineswegs zum Hitalbum mutieren. Insgesamt hinterlässt es aber einen überwiegend positiven Eindruck. Für Fans von Five Finger Death Punch ist "Got Your Six" sicher mehr als zufriedenstellend, denn alle Stärken der Band sind auch auf diesem Tonträger vorhanden. Ob man sich aber gleich zu einem Blindkauf hinreissen lassen sollte, lasse ich mal offen im Raum stehen. Genreliebhabern ist diese Platte sicherlich zu empfehlen, am Rest der Metalszene wird sie wohl mehr oder weniger unter dem Radar vorüberziehen.
Oliver H.    
Punkte: 6.5 von 10
CAGE - Ancient Evil
Sweden Music Group

Der Cage-Sänger polarisiert einmal mehr. Entweder man mag das Organ von Sean Peck oder man kotzt wegen der Dauerschreierei einen dicken Strahl. Cage bieten seit Jahren puren US-Metal, der sich einen Scheiss um allfälliges Hitpotenzial kümmert. Es muss splittern und sägen, alles andere ist was für Pussies. Dabei rifft sich die Gitarrenfront mit Dave Garcia und Casey Trask fett wie scharf durch die Lieder und lässt immer wieder durch solistische Glanzleistungen aufhorchen. Was die Beiden aber durch ihre Arbeit interessant macht, zerstört oftmals der monotone Shouter. Er ist eben kein Carl Albert (Vicious Rumors), John Bush (Armored Saint), James Rivera (Helstar) oder Tony Moore (Riot), und genau das raubt der Truppe den Einstieg in die «Hall Of Fame». So bleibt «Ancient Evil» ein interessantes Album, das Power Metaller sicher gerne hören, aber auch ein Werk, welches eben für eine Minderheit bestimmt ist.
Tinu   
Punkte: 6.5 von 10
AMBERIAN DAWN – Innuendo
Napalm Records/Universal
Am Rezept scheint sich bei Amberian Dawn in den letzten Jahren trotz gewichtigen Mitgliederwechseln kaum etwas geändert zu haben. Die unverkennbaren Gitarren verraten den Urheber bereits in den ersten Sekunden von 'Innuendo'. Sängerin Capri, welche 2012 mit dem Compilation-Release Re-Evolution vorgestellt wurde, kriegt nun erstmals auf ihre Stimme zugeschnittene Songs, die nach Meinung der Band wohl im eher poppigen Bereich zu finden sind. Die Melodien sind sehr simpel und mit Ohrwurm-Charakter à la ABBA ausgestattet - man führe sich nur mal den Titel 'Knock Knock Who's There' zu Gemüte. Relativ kitschige Keyboards wie in 'The Court Of Mirror Fall' fügen sich hier nahtlos ein. Mit seinem Filmmusik-Charakter bricht einzig die Akustik-Ballade 'Angelique' aus dem Muster aus. Etwas mehr Abwechslung dürfte man sich künftig durchaus wieder auf die Stirn schreiben.
Patricia L.  
Punkte: 6.5 von 10
GAMA BOMB - Untouchable Glory
AFM Records/Musikvertrieb
Thrash Metal, der seine Helden Anthrax nennt, das sind Gama Bomb. Auch wenn das Info-Sheet von einem Thrash-Album spricht, das den unfassbaren Mut aufbringt, dieses mit Vintage-Kung Fu-Filmen zu vermischen. Ja, okay. Es ist alles ganz schön schnell gespielt, und irgendwie sieht man sich auch ertappt, wie man mit dem Fuss mitwippt und beginnt, den Refrain mitzuschreien. Aber es ist eben "nur" ein Album, welches aus der dritten Reihe auf sich aufmerksam macht, und da höre ich mir lieber die Originale an. Auch wenn man dieser Truppe damit Unrecht tut, aber die grossen Momente wurden in diesem Bereich schon viel früher geschrieben.
Tinu  
Punkte: 6.5 von 10
VISIONARY 666 - Into Abeyance
Vic Records
Mit Into Abeyance stellen die Niederländer von Visionary666 zwar ihr Debüt vor - die Mitglieder des Old School Death Metal-Quartetts sind aber ganz und gar keine Neulinge. In Underground-Bands wie Toxocara, Dictated, Korpse, The Monolith Deathcult und vor allem Alter haben die vier Mannen offensichtlich viel Erfahrungen sammeln können. Vom ersten Ton an ist Into Abeyance eine gnadenlose Death Metal-Zerstörungsmaschine, die sich teils schleppend und tonnenschwer, teil hämmernd und prügelnd ihren Weg freiwaltzt. Glücklicherweise lässt man ab und an noch Raum für melodische Gitarrenleads und Soli, ansonsten würde sich die Scheibe etwas gar schnell zu Tode hören - im wahrsten Sinne. Den Holländern gelingt es, Abwechslung in ihre Songs zu bringen und auch wenn man echte Ohrwürmer vergebens sucht, so bleibt doch das eine oder andere Riff oder Gitarrenlead hängen. Der Stimme hätte vielleicht ein klein wenig mehr Variabilität auch gut zu Gesicht gestanden, denn obwohl im Infosheet gleich bei drei Bandmembers „Vocals“ angegeben sind, kann ich - ausser bei Backings - wenig Abwechslung entdecken, es wird fast ausschliesslich in ordentlichen Tiefen gegrowlt. Das ist zwar cool aber auf die Dauer eben etwas öde. Alles in allem ist das eine ordentlich Portion massiver Death Metal und ein gelungenes Debüt, es sticht aber aus der Menge der Veröffentlichungen nicht wirklich heraus und kann nicht mit Eigenständigkeit punkten.
Lucie W.  

Punkte: 6.5 von 10
ERIMHA - Thesis Ov Warfare
Victory Records
Aus dem französischen Teil von Kanada stammen bekanntermassen VoiVod. Jetzt gibt es Erimha, die Black Metal von brutalster Manier dem Hörer um die Ohren schlagen. Das Quartett findet daran Gefallen, sich im Black Metal mit progressiven Elementen auseinander zu setzen - mit einer geballten Ladung Orchester. Der Sound stimmt hier auch von den zehn Eigenkompositionen, ja, da sollte jedes Herz der Black-Metaller höher schlagen lassen, wenn die Jungs loslegen. Coole Sache!
Daniel J.  

Punkte: 6.5 von 10
NETHERFELL – Between East And West
Noizgate Records
Wenn bei Netherfell etwas in Hülle und Fülle vorhanden ist, dann sind es die Ideen. Diese reihen sie denn auch wild aneinander - auf irgendwelche Regeln des Songaufbaus pfeift man beinahe gänzlich. Violine - mal gestrichen und mal gezupft, Hackbrett, Drehleier und Flöten werden fleissig eingestreut - dazu gerne auch mal Metalcore-ähnliche Breakdowns, wie in 'Light And Shadow'. Das Konzentrationsvermögen, welches vonnöten wäre, um den chaotischen Kompostionen und zum Teil speziellen Harmonien zu folgen, wird durch das anstrengende Geschrei merklich beeinträchtigt. Die Violinen, die doch einen grossen Raum einnehmen, klingen zudem nicht sauber gestimmt oder gespielt, was den Hörgenuss abermals etwas mindert. Eine hübsche, eigene Note bringt dagegen der folkloristische Frauengesang. Die polnischen Newcomer müssen sich erst noch etwas finden und den Kompositionen ein klareres Konzept zugrunde legen. Dabei wird sich zeigen, ob ihnen der Spagat zwischen der Anpassung an gewisse Strukturen und der Beibehaltung der Individualität gelingt.
Patricia L.    
Punkte: 6.3 von 10
AETHERNAEUM – Naturmystik
Einheit Produktionen
Auch wenn Alexander Paul Blake's Aethernaeum als Geheimtipp gilt und bald schon mit Dornenreich auf Deutschland- und Österreichtour geht, erschliesst sich mir deren Reiz leider nicht wirklich. Man versucht mit duzenden von Instrumentalspuren eine dichte Atmosphäre zu erzeugen und entwirft intellektuelle Textzeilen und doch wirkt das Ganze über weite Strecken belanglos und schon zigfach gehört - einige der prägnanten Melodien im Opener zum Beispiel bei den Landsmännern von Black Messiah. Der üble Snareklang, die uninspirierten Akkord- und Tonfolgen und die krächzigen Growls tragen auch nicht zu einer Verbesserung der Situation bei. Während dem für die ganz ruhigen Sequenzen ein etwas organischerer Pianoklang wünschenswert wäre, nimmt zumindest die Violine ihre Aufgabe als Stimmungsträger wahr. Dies alleine reicht aber noch nicht für das Prädikat gut. In kompositorischer Hinsicht braucht es nochmals einen grossen Schritt, um mit den Genrekollegen mithalten zu können.
Patricia L.    
Punkte: 6.2 von 10
SKINDRED - Volume
Napalm Records/Universal
Die walisischen Herren von Skindred verbreiten seit gut 17 Jahren ihre einzigartige Musik, ein Gemisch aus Metal, Reggae, Dancehall, Rock und Electronica, erfolgreich unter der Bevölkerung unseres Erdtrabanten. Mit "Volume" schieben sie bereits ihr sechstes Album über die Ladentheke, das die Skindred-Fanmeute weltweit erneut austicken lassen wird. Mit dem charismatischen Frontderwisch Benji Webbe werden Skindred sicherlich auch live wieder die Massen zum Rocken bringen. Wenn man sich aber mal nur die CD zu Gemüte führt, fällt auf, dass die Songs insgesamt ohne grosses Tamtam zur Sache gehen. Man wird schnell warm mit der Scheibe. Songs wie "Volume" erinnern zum Teil stark an Rage Against The Machine und lassen die Füsse tanzen. So schnell, wie die groovigen Nummern aber den Weg in die Ohren finden, verlassen sie diese auch wieder und verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Da helfen leider auch die knackigen und gut umgesetzten Riffs von Mikey Demus nicht viel. Zudem werden die 14 Titel durch seltsame Interludes "I", "II" und "III" unterbrochen, die keinen Mehrwert bringen und das Album unnötig aufblähen. Die elektronischen Hup- und MzzMzz-Geräusche sind doch eher nervig als bereichernd. Das Ende von "The Healing" ist ebenfalls mehr als irritierend und höchst unnötig. Zumindest gibt es auf der Platte wieder mehr Rock und weniger Romantik, die Balladen wurden zugunsten der harten Knieartistik wegradiert, getreu dem Motto: Springt hoch, ihr Schweine! Wer also auf den Groove von Skindred abfährt, kriegt mit der neuen Scheibe zwar mehr musikalisches Futter verabreicht, verpasst aber auch nicht wirklich viel, wenn er sich auf die Vorgängeralben beschränkt und den Platz im CD-Regal zugunsten eines anderen Longplayers frei lässt. Unterm Strich wird "Volume" die Musikwelt wohl nicht nachhaltig verändern, auch wenn Lichtblicke wie der voluminöse, lupenreine Rocksong "Saying It Now" dokumentieren, welches Potential eigentlich in Skindred auch heute noch steckt. Vermutlich sind und bleiben sie in erster Linie eine Partycombo, die den Live-Faktor und darin ihre Bestimmung gefunden haben. "Volume" schafft es deshalb in der Wertung nur knapp über die Mittellinie.
Oliver H. 

Punkte: 6.2 von 10
EIS – Bannstein
Lupus Lounge
Grimmig klingt das neuste Werk von Eļs, vom Opener bis zum Ende hin. ‚Ein letztes Menetekel‘ fährt stampfenden Rhythmen, melodischen Riffs und bombastischen Keyboard bereits alles auf, was soliden deutschen Black Metal ausmacht. Vergleiche mit Helrurnar sind dabei durchaus nachvollziehbar. Die wuchtigen Aufnahmen klingen differenziert und kühl, so kann auch eine leicht angezerrte Gitarre wie zu Beginn von ‚ Im Nokatrium‘ kaum Wärme versprühen. Zusammen mit dem gut in Szene gesetztem Keyboard wird aus dem Lied ein atmosphärisches, finsteres Stück, das gut zum aufkommenden Herbst passt. Auch der Rest der Songs überzeugt grundsätzlich, wirklich etwas Neues bekommt man aber nicht vorgesetzt. Erst beim abschliessenden ‚Im Schoss der welken Blätter‘ traut sich die Band, die selbst gesetzten Grenzen zu sprengen und webt mit Geige und akustischer Gitarre ein schönes Intro. Genau davon hätte es mehr vertragen.
Tristan     
Punkte: 6.0 von 10
TWITCHING TONGUES - Disharmony
Metal Blade/Sony Music
Ach du meine Fresse! Twitching Tongues produzieren auf "Disharmony" genau das, was sie im Titel versprechen - kein Track gleicht dem anderen: "Cannibal" beginnt zuerst ruhig und eher geräuschlastig, steigert sich dann zu einer punkig-disorientierten, hektischen Granate und mündet dann so halb in Thrash/Core-Gefilden. Schon mal so was gehört! Oder "Cruci Fiction" etwa: Beginnt als Überleitung zum Vorgängertrack "The End Of Love" mit ausklingenden Gitarren und geht dann in etwas über, das aus dem Grabe von Type O Negative stammen könnte, vermischt mit Einsprengseln von Lake Of Tears, was sich zwischendurch so halb in Richtung Celtic Frost/Triptykon verschiebt (nur gefühlt, nicht ernsthaft). Ich persönlich bin kaum aus dem Kopfschütteln herausgekommen. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb sich meine Bude dreht. Egal. Was aber definitiv nicht geht beziehungsweise sehr, sehr gewöhnungsbedürftig ist: Die Stimme des Sängers ist generell sehr weinerlich, auch dann (oder gerade dann), wenn er schreit - es passt einfach nicht zusammen. Grundsätzlich fehlt mir bei dieser Band und diesem Album der rote Faden, und mit dieser Stimme? Ich weiss mal nicht. Wer sich vor Experimenten nicht scheut und sich eines gewissen Wahnsinns erfreut, der darf gerne mal ein wenig Disharmonie in seine Lauscher lassen. Sagt aber hinterher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!
Toby S.     
Punkte: 5.5 von 10
VARATHORN – The Confessional of the Black Penitents EP
Agonia Records
Wieder eine EP und wieder die Frage: wer kauft sich noch eine nicht ganze CD? Auch wenn die Scheibe der Griechen 40 Minuten dauert, so sind doch nur knapp 17 davon neue Lieder und der Rest ein Livezusammenschnitt. Die Songs wirken auch stimmiger als auf dem letzten Album, ohne dass sie die Eigenständigkeit eingebüst haben. Nach wie vor gibt es einen gewissen Griechenfaktor, den man raushören kann. Aber noch immer erreichen sie nicht die Qualität ihrer Landsmänner Acherontas. Dafür wirken einzelne Liedteile zu fest reingewürgt, das Ende von ‚Utter Blackness‘ hätte zum Beispiel schon früher erklingen können. Die Liveaufnahmen wirken durchaus passabel und zeigen, dass die Band sicher sehenswert ist. Aber ein Kauf kann ich nicht empfehlen, ohne vorher mindestens einmal reingehört zu haben.
Tristan    
Punkte: 5.5 von 10
MALFUNCTION - Fear Of Failure
Bridge 9 Records
Auch hier mit den Amis von Malfunction gibt es Hardcore und Gebrüll, das einem einen groben Schub gibt. Das Quintett, gegründet um das Jahr 2011, hat hier 10 Tracks, die nur so niederwalzen. Anscheinend kann man mit den bekannten Terror auf eine ausgedehnte US-Tour mitreisen. Leider behagt mir der Sound und das Songwriting nicht unbedingt, und schon nach wenigen Momenten kommt Langeweile auf, und die bleibt bis zum Schluss. Muss man nicht haben.
Daniel J.    
Punkte: 5.1 von 10
SUICIDE SILENCE - Sacred Words EP
Nuclear Blast/Warner
Ich verleihe hiermit Nuclear Blast den Preis für das magerste Infosheet aller Zeiten! Bravo! Ihr schafft es, genau zwei Informationen aufs Blatt zu schreiben, die sich nicht durch die Audiofiles eh schon erschliesst: Veröffentlichungsdatum und Genre. Da es sich bei Suicide Silence um alles andere als eine unbekannte Band handelt, ist letztere Angabe eigentlich obsolet. Alles, was mich sonst interessiert, muss ich also anderweitig recherchieren. Mit „Sacred Words“ veröffentlichen die US-Deathcorer eine ausschliesslich digital erhältliche EP, die vier Versionen des Titel-Songs, davon eine live, und ausserdem zwei weitere Live-Versionen der Songs Inherit the Crown und Cease To Exist enthält - wohl zwei noch unveröffentlichte Songs. Es handelt sich meiner Meinung nach um eine schlichte Lückenfüller-Veröffentlichung, die die Wartezeit auf ein nächstes Album nach „You Can“t Stop Me“, dem ersten Album mit dem neuen Sänger Hernan „Eddie“ Hermida nach dem tragischen Tod von Sänger Mitch Lucker, überbrücken soll. Eine so grosse Lücke, wie sie Lucker hinterlassen hat, ist sehr schwer zu füllen, zumal der Frontmann Gründungsmitglied und eindeutig das Gesicht der Band war. Rein akustisch gelingt Eddie dieses Kunststück leider weder auf Platte so ganz noch live - obwohl er sicherlich einen guten Job macht, wenn man diese Art von Musik mag. Die Stimme ist jedoch auch so aufdringlich in den Vordergrund gemischt - vor allem bei den Live-Mitschnitten - dass sie einem nach spätestens zwei Minuten unsäglich auf die Nerven geht. Das hier ist nur was für echte und sehr sehr treue Fans.
Lucie W.   
 
Punkte: keine Wertung
UNHERZ - Jetzt Oder Nie
Massacre Records/Musikvertrieb
Unherz sind bisher irgendwie an mir vorbeigegangen, allerdings kommt mir das alles trotzdem unheimlich bekannt vor! Die Band schlägt in die klassische "Wir sind böse Buben und machen fetten Deutschrock"-Bresche, in der sich auch Namen wie Böhse Onkelz, Haudegen und zu einem gewissen Grad auch Rammstein tummeln. Mit dem grossen Unterschied, dass Unherz den literarischen Tiefgang einer Discount-Grusskarte haben. Die deutsche Sprache wird hier arg strapaziert (besonders haarsträubend: die Silbenvergewaltigung bei "Damoklesschwert") und klischeebehaftete Plattitüden werden als Lyrik verkauft. Raus kommen dabei diverse Fremdschäm-Momente wie z.B. "Sei nie schneller als dein Schutzengelein, in der Nacht gibt es keinen Sonnenschein" (Refrain von "Volle Kraft Voraus"). Hinzu kommt, dass Sänger Felix Orschel auch nicht unbedingt heraussticht, sondern irgendwie im Mittelmass untergeht. Allerdings sind die Kompositionen und das Instrumentalische wirklich gelungen, da gibt's nicht wirklich was zu meckern. Ganz im Gegenteil: Die einzelnen Tracks sind extrem abwechslungsreich und decken eine breite Spanne von amerikanischem Rock'n'Roll ("Damoklesschwert") über Heavy Metal bis hin zu schlagerartigem Mitgröhlmaterial (Das unterirdische "Ich Sing Ein Lied Für Dich") ab. Da sind ein paar wirklich gute Musiker mit dabei! Wie üblich bei solchen Bands, die sich stark mit ihrem Arbeiterklasse-Hintergrund identifizieren (Ja, das steht so im PR-Paper!) gibt es auch diverse Ego-Bauchpinseleien, bei denen sie sich und ihre Fans feiern. Bestes Beispiel für dieses Phänomen: "Never Walk Alone" mit dem Refrain: "Wenn unsere Stimmen erklingen, wird es euch nicht gelingen, ihr könnt uns nicht zerstören." Fazit: Die Texte sind echt grauenhaft und strotzen nur so vor Plattitüden - selbst wenn ich die besonders tiefe Messlatte für Standard-Deutschrocker raushole, schlüpfen Unherz noch unter dem Radar durch. Musikalisch sind die Mannen aus der Pfalz allerdings tadellos unterwegs, und das hinterlässt einen richtig bitteren Nachgeschmack. Eigentlich wäre das ein richtig gelungenes und abwechslungsreiches Album, wenn man nicht versucht hätte, die deutsche Sprache auf Biegen und Brechen in die Melodie zu quetschen. Wer über platte Texte hinwegsehen kann, der kann es aber ruhig mal mit Unherz probieren.
Patricia H.    
Punkte: 5.0 von 10
HORN - Feldpost
Northern Silence Productions
Schon der Opener dieser Scheibe bringt soliden Black Metal, wie man ihn aus Süddeutschland kennt. Eher dumpfe Aufnahmen, einige Chöre und ineinander verwaschene Gitarren dominieren das inzwischen sechste Album des Soloprojektes. Nähe zu Weidebaum, Vargsheim, Waldgeflüster, Drudkh oder wie sie alle heissen, lassen aber bald Eigenständigkeit vermissen. Da hilft weder das Thema des Krieges noch die Tatsache, dass hier nur ein einzelner Musiker alles einspielt. Das Album bleibt einfach eines unter vielen.
Tristan    
Punkte: 5.0 von 10
ABIGAIL WILLIAMS – The Accuser
Candlelight Records/Irascible
Das Debüt der Amerikaner beschallte mich erst kürzlich wider, so habe ich durchaus mit einer gewissen Erwartung auf das aktuelle Album geschaut. In den sieben Jahren seit dem Erstling hat sich die Band ja immerhin einmal aufgelöst und diverse Musiker gewechselt. Dabei fällt gleich zu Beginn ins Auge, dass auf dem aktuellen Werk keine Keyboards mehr zu finden sind. Damit fallen alle Vergleiche zu Dimmu Borgir bereits weg, was durchaus schade ist. An deren Stelle sind nämlich unsaubere und rückkoppelnde Gitarren getreten, was nicht wirklich authentisch, sondern nervig klingt. So geht das bereits beim Opener los, welcher durch die tollen Vocals eigentlich durchaus Spannung erzeugen würde. Aber neben den bereits vermerkten Gitarren knüppelt das Schlagzeug zu monoton dahin, was ebenfalls unausgegoren wirkt. Ein Album, das umso unbefriedigender wirkt, weil die Vorgänger so viel besser klangen.
Tristan    
Punkte: 5.0 von 10
STEELWING - Reset, Reboot, Redeem
NoiseArt Records/Universal
Werde ich nun Götterlästerung betreiben? Diese bange Frage stellte ich mir, als ich kurz vor dem Schreiben dieses Reviews merkte, wer diese Steelwing eigentlich sind. Die jungen Schweden veröffentlichten bereits 2010 und 2012 viel beachtete Alben, welche sie zum heissen Newcomer machten. 2015 ist nun nicht nur der Schriftzug zackiger, sondern auch meine Kritik schärfer. Denn was hier zu hören ist, ist tausendmal gehörter 80er Retro-Heavy Metal. Ambitioniert und mit viel Herzblut aufgenommen, aber ebenso belanglos. Melodien, die hängen bleiben? Nö! Dann wenigstens Textzeilen? Nö!! Dann wenigstens der Gesang?! Nö!!! Im Gegenteil. Teilweise wünscht man sich aufgrund unangenehm hoher Frequenzen den Sänger von jedem Mikrofon verbannt. Einzig das in schwedisch gesungene Lied "Och Varlden Gav Vika" und ein paar Radio-Einspielungen können für ein wenig Aufmerksamkeit sorgen. Ansonsten ist alles nett, gut gemacht, aber insgesamt zu langweilig. Es bleibt selbst zweifelhaft, ob diese Lieder mit einer guten Bühnenperformance ein wenig zünden können. Steelwing sind 2015 leider nicht die gewünschte Rettung des Heavy Metal, sondern dessen Sargnagel. Wer es gerne retro mag, wird vielleicht seine Freude daran haben. Aber selbst in den 80er-Jahren gab es Bands, welche Ohrwürmer und damit Klassiker schrieben. Davon sind Steelwing mit "Reset, Reboot, Redeem" meilenweit entfernt.
Roger W.   
Punkte: 4.0 von 10
THRONE - The Full Moon Sessions (Compilation)
Vic Records
Mir wird sich der Sinn solcher Veröffentlichungen wohl nie erschliessen. Throne entstanden 1995 im Dunstkreis von Extremcombos wie Asphyx, Soulburn und Grand Supreme Blood Court mit der Absicht, den primitiv-rohen Sound von Wegbereitern wie Hellhammer, Venom, Celtic Frost oder Messiah authentisch zu reproduzieren. Die hier vorliegende Scheibe ist eine Zusammenstellung sämtlicher Demoaufnahmen aus den Neunzigern. Nichts gegen primitives Geboller, darf man sich hin und wieder durchaus gönnen, aber was die Herren hier für die Nachwelt verewigt haben, ist eher unbeholfener Lärm nach dem Motto: Wie bastle ich aus simpelsten Halbtonfolgen furchtbar böse Doomriffs. Im Ernst jetzt, es handelt sich um Demoaufnahmen, schon klar, dementsprechend roh sollte es auch klingen, aber in diesem Fall rutscht die Klangqualität eher in die Kategorie 'bekackt eierlos' bis 'katastrophal' ab, insbesondere ab Track Nr. 6 ("Their Great Names") kann man sich das blecherne Geschepper auf unterstem mp3-Niveau echt nicht mehr anhören, und sowas nennt sich dann remasterte Version. Wenn die Songs in der Black/Doom/Death-Schnittmenge wenigstens sowas wie Atmosphäre, Beklemmung und düstere Stimmung vermitteln würden, ginge es ja noch, aber das einzige, das ich beim Anhören dieser Machwerke verspüre, ist pure Langeweile. Drei, vier Töne an der billig klingenden Klampfe, hysterisch-überdrehter Schreigesang, dazu schleppende bis mittelschnelle Drums, und fertig ist das Grundgerüst der insgesamt elf Songs auf "The Full Moon Sessions". Selbst für den sammelwütigsten Undergroundfanatiker dürfte diese Scheibe eine grenzwertige Angelegenheit sein, Anhören nur auf eigenes Risiko.
Mirko B.   
 
Punkte: keine Wertung
VISIONS OF DISORDER - Razed To The Ground
Candlelight Records/Irascible
Nun gut, das sechste Album der 4 Jungs kann man gut mit einem Wort abhaken: Hardcore. Das wär's. Ehrlich. Mehr gibt es hier nicht zu sagen. Ok ok, wenn?s denn sein muss: Man singt/schreit über den allgemeinen miesen Dauerzustand unserer Welt (hey, mal ganz was Neues), prügelt, rifft und ballert sich durch 10 Tracks, die sich im Gesamten nicht wirklich voneinander unterscheiden. Na gut, einige Kleinigkeiten gibt's schon, das muss man eingestehen: Beispielsweise bei "Electric Sky" wird zwischendurch so gesungen, als würde man Grunge produzieren. Das wär's dann im Prinzip auch schon. Fazit: Wer auf Hardcore steht, kann das neue Werk der Jungs gerne mal antesten, ich persönlich habe bereits nach einem Track mit praktisch durchgehendem Geschrei Kopfschmerzen. Ich geb dann mal zurück in die angeschlossenen Anstalten.
Toby S.  
Punkte: 3.0 von 10
MOONBOUND - Uncomfortable News From The Moon
Power Prog
Ich mag Prog! Ich mag neben dem Prog Metal sogar Prog Rock! Mit dem neuen Moonbound-Album werde ich aber irgendwie nicht warm. Vielleicht liegt es an der fehlenden Zeit, welche verhindert, richtig in die Klangwelten der Italiener einzutauchen. Vielleicht ist mir das Ganze aber auch einfach zu seicht. Der Rock dümpelt eher vor sich her, als dass er ähnlich einer tollen Blues-Band Druck aufbaut. Stilistisch ist dieses Album definitiv progressiv. Es bietet je nach Lied verträumten Pop, Lagerfeuerromantik, Synthie-Pop oder Rock. Und trotzdem klingt es mir zu ziel- und orientierungslos. Klar zaubert die Band ab und zu mal eine schöne Melodie-Linie. Die ruhigen Momente wären auch okay, wenn sie sich mit schnelleren Teilen abwechseln würden. So aber schwelgt der Fan, und der Nichtversteher schläft ein. Es fehlt hier definitiv nicht an musikalischer Klasse, sondern am Nichtvorhandensein eines roten Fadens. Für Metaller ist dieses Album nur bedingt zu empfehlen. Und vielleicht ist Metal Factory auch schlicht das falsche Magazin für die Besprechung dieses Albums. Ich nix verstehen! Du?
Roger W.   
Punkte: 3.0 von 10
CROSS VAULT – The All-Consuming
Northern Silence Productions
Beim ersten Lied geschieht ganz lange nichts. Langweilig aneinandergereihte Töne sollen wohl einstimmen, verlaufen sich aber immer wieder in Stille. Wenn dann die verzerrten Gitarren einsetzen, fällt vor allem der überlaute Bass auf. Was an sich nicht ein Problem wäre, wenn der Bass wirklich eine Melodie oder ein Riff spielen würde. Bevor die 3 Minuten Marke erreicht ist, setzt dann auch der Gesang ein. Offensichtlich von Reverend Bizzare inspiriert säuselt der Sänger uns seine Version von Doom Metal ins Gehör. An dieser Stelle frage ich mich, ob Bands sich je Gedanken über ihre Hörer machen. Jeder, der ein Album kauft, investiert schliesslich Lebenszeit in das Hören ihrer Musik. Warum sollte sich jemand, der die Wahl hat, tatsächlich eine Kopie von etwas anhören, wenn er sich genau so gut das Original geben könnte? Hier wird vor allem eines konsumiert, und das ist Geduld. Der Titeltrack ist der erste und einzige, der halbwegs was taugt. Alle andern Lieder bringen mich hat dazu, etwas anderes hören zu wollen.
Tristan   
Punkte: 3.0 von 10
ZARDONIC - Antihero
Eone Entertainment
Auweia - mir schmerzen immer noch die Ohren, wenn ich dran denke, wie zum ersten Mal diese, ähm, Musik aus meinen Ohrstöpseln in meine kaputten Gehirnwindungen gepustet wurde. Musik Ja, auf eine gewisse Art und Weise. Und auf eine andere Art auch wieder nicht. Schwierig zu beschreiben, was dieses Ein-Mann-Projekt nun aussagen will. Industrial meets Screamo meets Techno. Kann man so stehen lassen, jede andere Beschreibung trifft auch nicht wirklich zu. Ministry könnten einem hier noch in den Sinn kommen, aber das wärs dann auch schon. Nein, je mehr ich darüber nachdenke, desto eher komme ich zum Schluss: Auf jeder Techno-Party dürfte der Sound von Zardonic willkommen geheissen werden, Rocker und Metaller werden aber einen sehr grossen Bogen um "Antihero" machen. Warum dieser Lärm zur MetalFactory gekommen ist, das entzieht sich meiner Kenntnis - deswegen ziehe ich lieber wieder an einer Zigarette. Nicht empfehlenswert!
Toby S.   
Punkte: 1.0 von 10
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