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CD-Reviews Oktober 2006
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.

INTO ETERNITY - The Scattering Of Ashes
Century Media/EMI

Da sind sie wieder, die "verrückten" Kanadier, welche nun nach ihrem Meilenstein "Buried In Oblivion" ihren Nachfolger auf die hungrige Gemeinde hetzen. Die Besetzungswechsel scheinen die Jungs etwas aggressiver gemacht zu haben, denn die Scheibe knallt voll durch. Fast keine "sanften" Töne mehr, sondern es darf gemeuchelt werden. Oh ja, es rast, es frickelt, es knüppelt, es schreit und grunzt und das auf gewohnt technisch hohem Niveau. Die Kerle verstehen es einfach, brutale Death Metal Parts mit hochmelodischen Refrains zu paaren und alles aus einem Guss zu präsentieren: Prog-/Death Metal der obersten Güteklasse. Nur schon die unzähligen Soli werden jedem Saitenzupfer eine Freudenträne entlocken, die Wutausbrüche jeden Nackenwirbel zerteilen und die Refrains nisten sich unaufhaltsam in der Grosshirnrinde ein. Die besondere Stärke welche Into Eternity ausmacht, ist wohl neben dem technischen Können, die Fähigkeit zu besitzen, Songs unters Volk zu mischen, welche auf der einen Seite zwar hart und schnell sind, jedoch mit soviel Melodie angereichert, dass sie ein enormes Suchtpotenzial aufweisen. Das Verweben von Anspruch, Komplexität und Eingängigkeit funktioniert auf "The Scattering Of Ashes" einmal mehr wie ein Schweizer Uhrwerk. Nach dem kurzen Intro, fegt der Opener "Severe Emotional Distress" gleich wie ein Wirbelsturm durch eine Kleinstadt und lässt den Suchtfaktor empor steigen, welcher anhält bis zum bitteren Ende. Müsste ich den schwächsten Song küren, würde die Wahl auf den längsten und moderatesten Song "Surrounded By Night" fallen. Dieser ist für Into Eternity-Verhältnisse zu einfach gestrickt und angesichts der anderen Knüppelsongs viel zu schnulzig ausgefallen. Viel zu kritisieren gibt es wahrlich nicht, bei den hohen Screams schmerzen meine Eier, aber das ist mal wieder Geschmackssache. Was ich als negativ taxieren möchte, ist die kurze Spielzeit, denn lassen wir das Intro weg, kommt "The Scattering Of Ashes nicht mal auf 40 Minuten, das schmerzt das Suchtzentrum. Zudem ist der Klang des Schlagzeuges etwas gewöhnungsbedürftig, meiner Ansicht nach etwas zu flach ausgefallen. Hier hätte man seitens der Produktion noch mehr herausholen können. Anyway, auch wenn der Vorgänger vielleicht etwas eingängiger war, mir gefällt der angezogene Härtegrad und wahrlich das Teil hat nur ein Rating verdient: Strong Buy!!
R.K.
Punkte: 9.8 von 10 
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THE AWAKENING – Razor Burn
Massacre Records/Musikvertrieb

Und da soll noch einer sagen, aus Südafrika käme keine anständige Musik im Nachtschattenbereich! Doch spätestens seit Seether hätte man aufhorchen müssen, und bei den Jungs von ‚The Awakening’ ist es eindeutig: Die Leute verstehen was von guter Musik! Und dies nicht erst seit Kurzem, denn ‚Razor Burn’ ist schon das achte offizielle Album von The Awakening, im gesamten Afrika haben die Jungs schon längst Kultstatus erreicht und spielten auch schon im internationalen Bereich Shows, doch mit dem neuesten Output werden sie garantiert ihren festen Platz in den Herzen der Gothic-Hörern aller Länder finden. So, genug mal darüber wie toll die Jungs sind und was sie schon erreicht haben, kommen wir endlich zum eigentlichen Thema: das neue Langeisen. Erstes Stück ‚Arrow’ (nach einem Gänsehaut verursachenden Intro ‚Outside The Asylum’) angehört und mit heruntergefahrenem Kinnladen dagesessen: Sisters Of Mercy? The Cure? Dreadful Shadows? The 69 Eyes? Alles vorhanden! Das und noch viel viel mehr, eigentlich Ur-Gothic-Rock mit modernem Touch. Düster, melancholisch, rockend, tiefe dreckige Vocals, gewaltig… Worte reichen nicht aus, um diesem Kunstwerk gerecht zu werden. Der Düsterzug brettert auch ungebremst weiter und setzt bei ‚The Neon Sky’ mit druckvollem Doublebase-Einsatz weitere Akzente, ohne in Geprügel auszuarten, das hätte echt nicht gepasst. ‚Razor Burn’ überrascht mit leicht schrägen Sounds und genialen Songstrukturen, die stellenweise an Secret Discovery erinnern. ‚Darkness Calls (Razor Burn Part II)’ schleppt sich mit kriechenden, doom-lastigen Riffs heran und bietet Ashton Nyte die ideale Grundlage, um beinahe schreiend seine vielschichtigen Vocals zum Einsatz bringen zu können… Man könnte hier seitenlang über die einzelnen Songs und das Gesamtwerk schreiben und käme dennoch nie auf den Punkt. Fakt ist, dass The Awakening mit ‚Razor Burn’ alles richtig gemacht haben und ein extrem schönes Stück gothischen Dunkelrocks erschaffen haben. Vielleicht mag die Vielfältigkeit und Vielfalt der Sound-Arrangements einigen Hörern zu viel des Guten sein, doch dies soll selbst entschieden werden. Von mir bekommen die Jungs definitiv beide Daumen hoch!
Toby S.
Punkte: 9.8 von 10
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CATAMENIA - Location:COLD
Massacre Records/Musikvertrieb

Endlich sind sie wieder da! Mit ihrem bereits siebten Werk "Location:Cold" stürzen sich Catamenia in die eisige Kälte von Finnland. Wie bei jedem Album schmücken Wölfe das Cover der Finnen. Nun also los und das geht es dann auch wirklich, denn ohne langes Intro wird sofort losgebrettert. Mit dem Song "Tribe Of Eternity" versetzt die Band dem Hörer gleich einmal das Gefühl, als sässe er in einer Tiefkühltruhe. Verdammt kalt und verdammt schnell verlassen die Wölfe von Catamenia ihre Höhle und beissen sich tief ins Gehör. Melodien, die man von Catamenia schon lange kennt, bombastische Riffs und einen knallharten Bass. Abgerundet wird das Ganze mit intelligenten Übergängen. Bereits nach zwei Minuten wird einem bewusst, dass dieses Album im Melodic-Black-Metal-Genre kaum mehr zu toppen sein wird. Wer nach diesem Song immer noch behauptet, Catamenia seien die Children Of Bodom des Black Metal, der hat eindeutig die Ohren mit allerlei Gemüse verstopft. Das Stück "Gallery Of Fear" geht in der selben Manier weiter, temporeich, knüppelharte Drums und bezaubernde, nordische Melodien. Was Veikko Jumisko hier mit seinem Schlagzeug anstellt, ist wahrlich eine Kunst. Bei "Coldbound" ist Sänger Olli Mustonen, der übrigens kurzfristig wegen kaputten Stimmbändern nach vier aufgenommenen Songs von Antti "Hape" Haapsamo ausgewechselt wurde, auf seine Scream- und Cleanstimme angewiesen, was der Finne vorzüglich meistert. Der Song ansich ist noch eine Spur melodischer und auch ein wenig ruhiger ausgefallen. Die nächsten drei Songs, die allesamt wieder wie ein Schneesturm alles, was nicht niet-und nagelfest ist, zerfetzen, bringen eine gewaltige Spannung auf. Das Keyboard, welches grandios im Hintergrund gehalten wird, ist teilweise kaum mehr zu hören. Die perfekte Produktion des Albums verleiht dem Hörer zusätzlich ein noch grösseres Hörerlebnis. Beim Titeltrack kommt das Keyboard mehr und mehr in den Vordergrund und mischt sich fantastisch mit der cleanen, aber dennoch ein wenig rau klingenden Stimme des Sängers. Das Stück hat neben melodiösen Schwarzmetall-Elementen auch Power Metal Parts, was sich überaus interessant anhört. Mein Favorit auf der Scheibe ist "The Day When The Sun Faded Away", ein Stück, das von der Vielfältigkeit der Lead-Gitarren, der Stimme des Sängers und der vorzüglichen Atmosphäre lebt. Wenn Antti "Hape" Haapsamo den Refrain in das Mikro schreit, gefriet einem das Blut in den Adern. Zum Schluss gibt es auch noch einen Cover-Song von W.A.S.P.: "I Wanna Be Somebody" rundet das meisterliche Album perfekt ab und stolziert hymnisch in die gefrorene Welt von Catamenia.
Yannick S.
Punkte: 9.7 von 10
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CIRCLE II CIRCLE - Burden Of Truth
AFM-Records/Musikvertrieb

Man könnte nach den letzten Veröffentlichungen von Zak's neuer Hammer-Band und Jon Oliva's Pain hingehen und sich locker lässig fragen, ob es Savatage daneben überhaupt noch braucht. So ist es nun auch wieder nicht, aber nachdem Zak Stevens zum Glück all seiner Fans wieder anhaltend metallisches Blut geleckt hat, gelingt es seinem ehemaligen Chef mehr oder weniger solo, ebenso wieder an beste Sava-Zeiten anknüpfen zu können. Im Fall von Circle II Circle muss man attestieren, dass die ersten zwei Alben so oder so ordentlich Staub aufgewirbelt haben und deshalb die Erwartungen an das berühmte dritte Album entsprechend hoch sind. Der saugeile, aktuelle Internet-Auftritt zeigt überdies deutlich auf, dass man jetzt definitiv auf die Überholspur gewechselt hat. "Burden Of Truth" nennt sich das neuste Werk, das mit "Who Am I To Be" mit ergänzenden Piano-Klängen überraschend "ruhig" beginnt und damit umgehend Sava-Touch ausstrahlt. Das nachfolgende "A Matter Of Time", auch nicht allzu hart, lebt vor allem von Zak's Wunder-Organ und der wiederum blitzsauberen Arbeit der 6-Saiten Fraktion Lee & Christopher. Eine Bemerkung wert ist auch die Tatsache, dass das ursprüngliche Line-Up immer noch Bestand hat, was ein weiterer Beweis für qualitative Kontinuität bei Circle II Circle ist. Während "Heal You" sich in den Regionen des Openers bewegt, bollert "Revelations" rauer daher, aber nicht minder melodiös. "Your Reality" verströmt dank dem Einsatz von Acoustic-Guitars balladeske Momente, wartet abermals mit genialen Vocals auf und legt im zweiten Teil optimal zu. Eine eigenständige Verneigung vor Black Sabbath markiert "The Black", Gänsehaut-Faktor inklusive und eines der Album-Highlights. Ausfälle sucht man hier vergebens und trotz etwas reduzierter Härte im Gesamten gegenüber den beiden Vorgängern, überzeugt "Burden Of Truth" auf der ganzen Linie. Die Höchstwertung dieser auch produktionstechnischen Meisterleistung wird nur durch die mittlerweile sattsam bekannte Unart der AFM-Promos mit gekürzten Songs verhindert!
Rockslave
Punkte: 9.5 von 10       
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AMON AMARTH - With Oden On Our Side
Metal Blade/Phonag
Setzt die Segel, schnappt euer Schild mit Schwert und springt zurück in das Drachenboot, denn die Wikinger sind wieder da! Amon Amarth beehren uns mit ihrem sechsten Album "With Oden On Our Side" auf eine Art und Weise, wie wir es uns von ihnen nicht gewohnt sind. Nach dem viel kritisierten Album "Fate Of Norns" haben die bärtigen Schweden ihr ganzes Können umgesetzt und ein absolutes Hammer-Album aufgenommen. Die raue Stimme von Sänger Johan Hegg, die fantastisch melodiösen Lead-Gitarren, die eiskalten Riffs, die grandios in Szene gesetzten Drumparts und die wunderbare Wikinger-Stimmung verleihen dem Hörer das Gefühl zum Abheben. Der Silberling beginnt mit dem Song "Valhall Awaits Me" und "Runes To My Memory", welche auch die brachialsten und schnellsten Stücke auf dem Album sind. Die Fans der ersten Amon Amarth-Scheiben werden Freudensprünge machen, wenn sie diese Mucke zu Gehör bekommen. Mit dem Song "Asator" wird den Kritikern, die die Vielseitigkeit der Band in Frage gestellt hatten, die Spucke wegbleiben, denn von schleppenden Death Metal hinüber zu melodischen Passagen, hin zu brachialen Viking-Death-Parts/Riffs ist alles vorhanden. Mit "Hermod's Ride To Hell" und "Gods Of War Arise" schalten die Jungs den Gang ein wenig hinunter und präsentieren epischen und hymnischen Viking Metal vom Feinsten. Die letzten vier Songs auf dem Album sind genauso vielseitig, beispielsweise haben die Schweden mit "Under The Northern Star" das wohl melodiöseste Stück der Band auf die Scheibe gepackt. Amon Amarth's neustes Werk ist nicht nur das Beste, sondern auch das Abwechslungsreichste. Die Schweden haben es fertig gebracht, ihre Härte im Drumming, im Bass und in Johann's Stimme mit der Schönheit der königlichen Lead-Gitarren und den tollen Melodiebögen zu verbinden. Alles in allem ist "With Oden On Our Side" ein absoluter Pflichtkauf für jeden Metal-Anhänger.
Yannick S.
Punkte: 9.5 von 10        
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ILLUMINATE – Zwei Seelen
Nuclear Blast/Musikvertrieb

Deutschland hat sich in Sachen Düstermucke in den letzten Jahren ja enorm gewandelt, und Bands wie Rammstein, Xandria, Darkseed oder End Of Green sind keine unbekannten Begriffe mehr. Aber dass sich dort auch der finstere Bruder der Popmusik gegründet und etabliert hat, das ist vielen noch immer unbekannt, trotz hervorragenden Formationen wie Wolfsheim oder Das Ich. Illuminate gehören eindeutig zu den Gründungsvätern, und doch sind sie irgendwie immer ein wenig ein Geheimtipp geblieben, trotz sich vor Lob überschlagenden Szenezeitschriftenartikeln und genial inszenierten Auftritten mit panthomimischer Darstellung der Musik… Nun, seit kurzer Zeit ist endlich ein neues Opus entstanden: ‚Zwei Seelen’, so haben Illuminate ihr neues Werk genannt, und der Titel beschreibt mehr als treffend das Gefühl, das sich beim Hören bemerkbar macht. Zuerst eher genretypisch wird der Hörer bei ‚Geist Aus Der Vergangenheit’ mit einer Spieluhr, die aufgezogen wird, symbolisch begrüsst, bevor man mit schönen Gitarren-Riffs, begleitet durch sanfte Pianoklängen, beinahe schon metal-mässig in das eigentliche Lied übergeleitet wird. Die Vocals sind mehr als nur gelungen, Johannes Berthold versteht es ausgezeichnet die düstere Grundstimmung zu unterstreichen und markante Akzente zu setzen, mal weich und schmeichelnd, dann wieder zynisch, und auch wütend, verbittert, erbost (bestes Beispiel: ‚Es Brennt Die Welt’)… das Spektrum ist enorm! Einziger Kritikpunkt an dieser Stelle: Die weibliche Stimme wirkt zu aufgesetzt, zu künstlich als dass sie sich ins Gesamtbild vollständig einfügen könnte, man hätte auf sie besser verzichtet. Ein wunderbarer Ohrwurm ist auch ‚Wer Lieben Will…’, der sich durch mitreissende Gitarrenparts auszeichnet. Und genau damit wird die eine Seite, die eine Seele beschrieben: Eher hart, zuweilen wütend, drängend, abgrundtief niederziehend. Die andere Seele wird durch die ‚hellen’ Parts ausgezeichnet, schöne Keyboard-Passagen, ruhiger Gesang, weniger wütend dafür mehr traurig und verzweifelt, beispielsweise in ‚Tote Gärten’ oder ‚Bevor Du Gehst’. Taschentücher sind an solchen Stellen Pflicht, so wunderschön und tieftraurig sind die Songs komponiert… Illuminate haben es geschafft, den ewigen Kreislauf von sich immer wiederholenden Konzepten, die zwar allesamt aufgegangen sind aber sich in der Grundstruktur sehr ähnlich waren, zu durchbrechen und sich so weit es gewollt ist neu zu erfinden. Vor allem auf die metallischeren Parts wurde verstärkt gesetzt, und dieser Aspekt verleiht dem Gesamtwerk beinahe schon eine Gothic-Metal mässige Note, ohne in Pathos zu ertrinken, nur schon alleine deswegen weil die Texte viel zu anspruchsvoll dafür sind und ohne Klischees auskommen. So schön kann deutsche Schaffenskunst in der Musik sein, so variabel und eigenständig… zieht euch ‚Zwei Seelen’ rein und lasst euch in die Tiefe der Melancholie ziehen, ihr werdets nicht bereuen!
Toby S.
Punkte: 9.4 von 10
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DREAM EVIL - United
Century Media/EMI
Willkommen zur grossen Metal-Schlachtplatte. Nachdem die Koch-Équipe Dream Evil in Vergangenheit einige Personalprobleme (Aussteigen von Gitarrist Gus G. und Schlagwerker Snowy Shaw) zu bewältigen hatte, präsentieren die Schweden, welche schon mit dem schwerfälligen "Evilized"-Eintopf (2003) und dem 2004 geschriebenen "The Book Of Heavy Metal-Kochbuch für Furore sorgten, unter der Führung von Chefkoch Frederik Nordström, gestärkt durch die Neuzugänge Mark Black (g) und Pat Power (d) ihre neuste Feinschmeckerkreation "United". Durchwegs besticht diese Köstlichkeit nämlich durch fette Gitarren-Riffs, eingängige Hooklines und Mitsing-Refrains und alles garniert mit schmackhaften Gitarren-Soli. Bestes Beispiel dafür ist gleich der mitreissende Salat "Fire! Battle! In Metal!", auf welchen die stampfende Suppe Namens "United" folgt. Der spritzige Weisswein, der darauf serviert wird, hört auf den Namen "Blind Evil" und könnte wegen seinem fröhlichen Party-Geschmack auch vom Edguy-Weingut stammen. Ein wahres Highlight liefern die fünf Köche auch mit der Vorspeise, bestehend aus den Tracks "Evilution" und "Let Me Out" ab. Ein Headbanger-Gericht bester Güte, dessen Mid-Tempo keinen kalt lässt und bei welchem sich vor allem Gesangs-Cuisinier Niklas Isfeldt hervortut. Dass der Fünfer auch vom Kultkoch Dio beeinflusst wurde, zeigen sie bei den nächsten beiden Gängen, den langsam groovenden "Higher On Fire" und "Love Is Blind", die vom etwas etwas kitschigen Rotwein "Kingdom At War" gekonnt in Szene gesetzt werden. Rasanter geht man dann bei "Falling" zu Werke, die scharfe Sauce besitzt dazu einen unabstreitbaren Helloween-Nachgeschmack, der ja bekanntlich nicht gerade mein Fall ist, da schmeckt mir das herb galoppierende "Back From The Dead" und das etwas dramatische "Doomlord" schon eher. Zum Schluss wird dem geneigten Metal-Gourmet "My Number One" als Nachtisch vorgesetzt, ein Überbleibsel aus der Zeit mit Gus G. und Snowy Shaw. Dabei handelt es sich um eine verspielte und nicht ganz Ernst zu nehmende Adaption des Eurovision Cook Contest Gewinnersongs der griechischen Köchin Helena Paparizou. Wer dann nach diesem delikaten Metal-Menü noch nicht genug hat, kann sich gerne auch die Deluxe-Edition davon bestellen, denn diese kommt noch mit ganzen fünf weiteren, noch nie veröffentlichten Gerichten heraus. Und nun Schluss mit dieser Küchenmetapher: Dream Evil liefern auf ihrer vierten Studioscheibe schlicht und einfach puren Heavy Metal ab, der auch ganz klar ohne Innovationen auskommt.
Kissi
Punkte: 9.3 von 10
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TOURETTES SYNDROME – Sick Sense
Armageddon Music/Musikvertrieb

Ganz ehrlich, als ich meinen CD-Player mit ‘Sick Sense’ gequä... ääääh gefüttert habe, bin ich erst mal vom Hocker gefallen. Dafür gibt’s mehrere Gründe (unter Anderem dass ich zuerst hätte nachsehen müssen ob das gute Teil überhaupt hält), ein gewichtiger davon ist der Vocal-Part: Meiner Meinung nach sang da ein Mann, ganz klar, tief und rauh schrie und raunzte diese Reibeisenstimme unheilvoll ins Mikro… tjaha, und dann entdeckte klein Toby das Inlay der Scheibe und staunte nicht schlecht: Da quält sich definitiv eine Frau ab. Gut, ist ja im Prinzip nix Neues, Holy Moses beispielsweise haben ja ebenfalls eine ‚tiefergestimmte’ Frontfrau, dennoch haut es einen (und mich besonders) immer wieder aus den Socken, wenn einem in Nightwish-Opernträller-Zeiten solche Stimmgewalt begegnet… Jaja is ja gut jetzt, hab mich genug über die Vocals ausgelassen. Was ich als Letztes in der Richtung noch erwähnen möchte: Sie sind sehr vielfältig, was beim Opener ‚Good Morning’ (definitiv perfekt für den Start in den Tag geeignet *gg*) noch sehr rauh und schroff klingt, verwandelt sich spätestens bei ‚Glad’ in einen sehr schönen, cleanen Gesang (hier hört man eher dass ne Frau zugange ist). Überhaupt kann man das ganze Album der Aussies (da kommt wirklich mehr zu uns rüber als nur AC/DC) mit einem einzigen Wort sehr gut beschreiben: vielfältig. Das reicht. Ehrlich. Alles Andere würde zu weit führen, da müsste man diese und jene Einflüsse nennen, dort an der Stelle x wird auf das Album y der Band z angespielt und so weiter und so fort. Grunge-Parts treffen auf hämmernden Thrash-Metal der Marke Kittie, Rage Against The Machine geben sich genauso wie The Exies die Ehre, und über Allem thronen Alice in Chains zusammen mit Otep… Verdammt jetzt hab ich doch eine Auflistung gemacht, zwar nur eine klitzekleine aber dennoch *grummel* Ach, ich sage nur noch bevor ich mich weiterhin ab absurdum führe: Sauber produziert ist das Ganze auf jeden Fall, tönt alles sehr professionell und ist mit seiner Vielfältigkeit wirklich ein Ohrenschmaus sondergleichen. Manchmal könnte man eventuell das Gefühl bekommen, dass hier versucht wurde so viel wie möglich reinzukriegen ohne sich auf einen bestimmten Part festzulegen, es fehlt ein wenig der ‚rote Faden’, der ‚Sick Sense’ noch höher als eh schon hinauskatapultiert hätte. Aber, wie gesagt, wer sich für verschiedene Musikstile begeistern kann und gewisse Experimente (ich sag da nur ‚Rail’) nicht scheut, der betritt mit dem Sound von Tourettes Syndrome verschiedene, düstere, beängstigende Welten… Geheimtipp!
Toby S.
Punkte: 9.3 von 10
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HIGHFISH - Suck Push Bang Blow
Little Jig Records

"Suck Push Bang Blow" ist eine einleuchtende, kurz zusammengefasste Beschreibung der Funktionsweise eines Düsentriebwerks - und soll sinnbildlich für den Sound der Luzerner Rocker Highfish stehen. Dass das Trio wesentlich mehr draufhat, als witzige Wortspielchen zu treiben, ist bereits nach den ersten Takten des Openers "Sun Flavored Chili" klar. Highfish bringen sehr gekonnt die Wüste ins Wohnzimmer/das Auto/den Kopfhörer: Staubtrocken treiben Drums und Gitarren, unterlegt von einem herrlich knurrigen Bass das von Elmar Müller (b/vox) mit lakonischem Gesang versehene Songmaterial durch die Membranen. Jede Minute versprüht diese Mischung aus Coolness, Motoröl, Tequila und Wüstenstaub, wie sie schon bei ZZ-Top gekannt und geliebt wird - und rockt dabei dermassen unbekümmert ab, dass der Griff nach Bierchen und Liegestuhl logische Konsequenz des Hörens wird. Und das Beste am Ganzen: Trotz aller Eingängigkeit geht der Rotz nie verloren, nicht nur einmal fühlt man sich an die Backyard Babies zu seligen "Total 13"-Zeiten erinnnert. Originell ist hier wenig, aber fachmässig umgesetzt! Die Produktion bietet dazu genau jenes Quäntchen fehlender Perfektion, das für Musik dieser Art eine immense Aufwertung bedeutet. Alle Daumen hoch für Highfish, hätte ich ein Auto, würde diese Scheibe jetzt schon Dauerrotation auf sicher haben! Die Krönung ist ein Cover in kultigen "Cadillac"-Farben, aber das ist wohl stark Geschmackssache.
Phil
Punkte: 9.2 von 10
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DRACONIAN - The Burning Halo
Napalm Records/Musikvertrieb
Die schwedische Doom Metal Sensation ist zurück mit ihrem dritten Werk "The Burning Halo". Das Album beinhaltet drei absolut neue Songs, welche gleich zu Beginn zu hören sind, drei Neuaufnahmen von der Demo-CD "The Closed Eyes of Paradise" sowie zwei Cover-Versionen. Die Scheibe beginnt mit dem Track "She Dies", der alles bietet was man sich wünscht. Die todmetallische Stimme des Sängers Anders Jacobsson, eine Prise Gothic Metal, die vor allem den göttlichen Gesang von Sängerin Lisa Johansson ausmacht und die grandiose Doom-Kulisse versehen "She Dies" mit einem unwiderstehlichen Hörgenuss. Die raue Stimme Jacobsson's führt den Hörer grösstenteils durch die ersten beiden Songs und der Frauengesang, der mich immer wieder umhaut, wird nur selten und kurz eingesetzt. Auf "My Dying", dem dritten Stück, kann Sängerin Lisa endlich ihr ganzes Können zeigen und ihre wunderschön dramatische Stimme klingen lassen. Einfach mitreissend!! Der Song, der von sanften bis zu harten Doom-Passagen, fantastischen Melodien und schier unbändiger Vielfalt alles bietet, was das Herz begehrt, kann vollumfänglich überzeugen. Bei "Serenade Of Sorrow" geht es im ähnlichen Stil weiter, obwohl das Stück bereits sieben Jahre alt ist. Auch "The Morningstar" und "The Gothic Embrace" knüpfen dort an, wo die ersten drei Songs aufgehört hatten. Ich kann nur wiederholt die Stimme von Sängerin Lisa loben, sowas habe ich noch nie gehört, jedesmal kriege ich Gänsehaut. Mit "On Sunday They Will Kill The World", einem Ekseption-Cover (klassischer Doom-Metal der Extraklasse), und dem Pentagram-Cover "Forever My Queen"(Death Gothic Metal, der absolut nicht auf das Album passt) beenden eine wirklich tolle Scheibe, die zwar nicht vollkommen neu ist, aber sicherlich im Doom Metal Bereich ein absolutes Highlight darstellt.
Yannick S.
Punkte: 9.2 von 10 
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MICHAEL BORMANN - Conspiracy
Twilight/Non Stop Music
Seit Michael Bormann bei seiner Band Jaded Heart rausgeworfen wurde, sind rund zwei Jahre ins Land gezogen. In der Zwischenzeit veröffentlichte seine Ex-Band, mit neuem Sänger, "Helluva Time". Dieser Output konnte recht gute Kritiken einheimsen, obwohl Michael als Sänger, aber auch als Songwriter eine deutliche Lücke hinterliess. Nun holt Mr. Bormann mit "Conspiracy" zum Gegenschlag aus. Dies ist aber bereits der zweite Solostreich des sympathischen Duisburgers. Zur Zeit des ersten eigenen Albums stand Michael noch bei Jaded Heart in Diensten. Dem entsprechend verarbeitete der Sänger damals sein softes Material. Jetzt auf "Conspiracy" knüpft er aber praktisch nahtlos an JH-Alben wie "Trust" oder "IV" an, das heisst knackiger, melodiöser Hardrock steht im Vordergrund. Da der Stil von M. Bormann eben ganz eigene, individuelle Züge besitzt, ist der Vergleich mit Jaded Heart die logische Folge. Das A und O sind natürlich seine grossartigen Vocals, eine Stimme die auch den Vergleich mit den grössten und besten, wie Joe Lynn Turner oder Jeff Scott Soto, nicht zu scheuen braucht. So ganz nebenbei wurden natürlich auch ein paar exzellente Songs verfasst. Zum Beispiel der Titelsong, "It's Only Physical", "Two Of A Kind", "Ain't Just A Bit" oder "So This Could Be You" bleiben hartnäckig in den Gehirnwindungen hängen. Michael hat einmal mehr bewiesen, dass er den Dreh raus hat für feurige, eingängige Melodien. Zudem glänzt er auch als Produzent. Ultrafett hat er die Scheibe veredelt. Sowieso hat Michael die ganze Arbeit selber erledigt. Im Booklet steht jedenfalls "Produced and everthing by Michael Bormann". Einzig bei einigen Songs und beim Mastering liess er sich unter die Arme greifen. Bormann vs. Jaded Heart steht im Moment somit 1:0.
Chris C.
Punkte: 9.0 von 10          
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DISILLUSION - Gloria
Metal Blade/Phonag
Als Disillusion 2004 mit ihrem Album "Back To The Times Of Splendor" erstmals auf dem internationalen Tanzparkett auftauchten, wollte mir die Mischung aus progressivem Songwriting und modernem Death nicht wirklich gefallen - ich hielt die Songs bei allem Respekt für zu unausgereift und irgendwie überhastet. Jetzt, genauer gesagt im Oktober 2006, schiebt die Trio-Formation nach 18-monatiger Bastelei den Nachfolger "Gloria" hinterher, der gleich zu Beginn sämtliche negativen Vorahnungen im Keim ersticken lässt. Denn weg sind die Death-Growls, weg sind konventionelle Songstrukturen, weg ist ein durchs Band gültiges Klangmuster. Disillusion haben den Schritt nach vorne gewagt, und sich in erstaunlich epischen und manchmal gar ambient-lastigen Welten wiedergefunden. Gleich der Opener "The Black Sea" weist im Hauptteil überraschende Parallelen zur aktuellen Samael auf (inkl. Frauen-stimme im Chorus), bei "Dread It" wird der Hörer zum ersten Mal mit elektronisch zerhackten Streichern konfron-tiert, "Don't Go Any Further" weist im Chrous zwischen Synthi-Flächen ein unglaublich tanzbares Tempo auf, "Aerophobic" besteht beinahe komplett aus gesampelten Streichern, Loops und zaghaften Gitarren, "Too Many Broken Cease Fires" könnte genauso aus der Feder von Lacuna Coil stammen, und "Untiefen" schliesslich bildet einen würdigen Abschluss, der Parallelen zu beispielsweise The Gathering's "Souvenirs" oder gar Katatonia's "The Great Cold Distance" aufblicken lässt. Keine Frage, "Gloria" ist ein verdammt spannendes wie abwechslungsreiches Album geworden. Manch ein Fan der Vorgängerscheibe wird sich zuerst wohl verwundert die Gehörgänge säubern - aber Tatsache ist, dass Disillusion mit der Einbindung der elektronischen Elemente und den malerischen Chören/Streichern endlich ihre eigene Nische ausbauen konnten. Obwohl ich mir an manchen Stellen wünsche, die Vocals ein wenig abwechslungsreicher serviert zu kriegen, liegt meine Hauptkritik eigentlich beim Klang der Platte: Ich werde das Gefühl nicht los, dass man beim Mix noch viel mehr Druck wie auch Klarheit hätte rausholen können. Nichtsdestotrotz bleibt "Gloria" aber eine überraschend innovative Scheibe mit viel Liebe zum Detail, einem gesunden Mass an Selbstvertrauen und nicht zu letzt einem extrem glaubhaften, theatralischen Flair.
El Muerte
Punkte: 9.0 von 10 
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REDEEM - Eleven
Point Music/Musikvertrieb
Aber hallo! Was hören denn meine sonst so arg strapazierten Lauscher für einen wuchtigen, geilen Sound aus meinen Lautsprechern? Es ist die neue oder besser gesagt die Debüt-Scheibe "Eleven" der Schweizer "Redeem". Fangen wir beim Cover an: Da ist ein Typ mit mittellangen, blonden Haaren, der wie Kurt Cobain aussieht, abgelichtet. Die Soundrichtung sollte darum klar sein. Das Trio besinnt sich auf New Rock à la Creed, mit Audioslave vermischt. Klar ist die Mucke von Reedem nicht neu. Böse Zungen werden von einem Abklatsch oder auf sicher gehen sprechen, wenn wir uns das Songwriting zur Brust nehmen. Ich finde das keine negative Stimmung, die in den "Eleven" Songs herrscht, auch von einer Weinerlichkeit wollen wir hier nicht sprechen. Nein, im Gegenteil, die Nummern sind verdammt groovig und positiv ausgerichtet, mit viel Tiefgang und Emotionen und ein wenig vertreuter Melancholie. Was einem sofort auffällt, ist der wuchtige Sound der von Tommy Vetterli (früher Coroner) produziert wurde. Der Mann hat hier wirklich einen hervorragenden Job abgeliefert. Hört nur mal den Bass im ersten Song "Splendid", da ist ein Druck vorhanden, wie er normalerweise da sein sollte. Etwas, was bei vielen Produktionen nicht der Fall ist. Auch die Gitarren weisen hier locker internationales Niveau auf. Sie fügen sich nahtlos in das Soundgewand von Redeem ein und wirken nie langweilig. Also Leute, wer von der letzten Scheibe von Pearl Jam enttäuscht (wurde wie ich) oder das Ende von Creed noch nicht verdaut hat, der sollte sich unbedingt das Debüt-Album von "unseren Schweizern" Redeem an den Nagel reissen, denn hier wurde ein Meisterwerk geboren. Nein, ich übertreibe keinesfalls, darum verteile ich hier fette neun Punkte! Basta.
Daniel J.
Punkte: 9.0 von 10
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HAMMERFALL - Threshold
Nuclear Blast/Musikvertrieb

HammerFall sind eine Band, die man spätestens mit ihrer neuen Scheibe "Threshold" auf die gleiche Ebene wie AC/DC und Motörhead stellen kann. Wie diese, veröffentlichen auch HammerFall Alben, die sich kaum vor ihren Vorwerken unterscheiden. Neue Elemente findet man da nur selten. Was aber, wie bei den oben erwähnten Bands, auch keine Rolle spielt und überhaupt nicht stört. Im Gegenteil! HammerFall nehmen ihre gegebenen Elemente und basteln daraus Lieder, die das Niveau der frühen Werke mindestens halten können. Und so klingt dann "Threshold", wie man sich's von den Schweden gewöhnt ist. Als Hits werden sich spätesten bei ihrer Tour nächstes Jahr das an "Hearts On Fire" erinnernde "The Fire Burns Forever", das für Publikumsingspielchen prädestinierte "Rebel Inside" und das schleppende und mit sechs Minuten längste Stück "Carved In Stone" entwickeln. Fragt sich nur, welche Klassiker denn diesmal im Live-Programm für die neuen Stücke weichen müssen? Der erste Videoclip-Song "Natural High" wiederum steht ganz im Zeichen von "Blood Bound" vom letzten Album "Unbent, Unbowed, Unbroken" und findet ebenfalls Gefallen. Wie eigentlich jeder Song auf "Threshold". Mit "Reign Of The Hammer" bekommen die Fans dann das traditionelle Instrumental, dass genauso wie ihr Maskotchen "Hector" auf jedem Werk zu finden ist. Einzig die obligatorische Ballade fehlt auf dem nun sechsten Album. Insgesamt liefern uns also HammerFall das erwartete starke Album ab, welches für mich aber eine Spur schlechter ist, als der sehr geile Vorgänger "Unbent, Unbowed, Unbroken". Aber was soll's, denn auch hier wird die Tradition weitergeführt, was wiederum heisst: Die Fans werden "Threshold" lieben, HammerFall-Hasser nicht. Freuen wir uns also über diese Konstante.
Roger W.
Punkte: 8.9 von 10
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BATTALION - The Fight For Metal
Quam Libet Records

Wer sagt, dass einen das Aussteigen eines Bandmitgliedes nicht weiterbringen kann? Nachdem sich Battalion, die früher unter dem Namen Corpus Delicti die Schweizer Bühnen unsicher machten, von ihrem Basser Roland Isken verabschiedeten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als notgedrungen eine Livepause einzulegen. Diese Zeit nutzten die Jungs, um neue Songs zu schreiben und was dabei herauskam, liegt nun in Form ihres ersten Longplayers "The Fight For Metal" vor. Und der Name ist hier auch Programm, denn was das Quartett hier abliefert, ist schlicht und einfach eines: Purer, urwüchsiger 80's Metal. Angefangen beim thrashigen Titeltrack über das stampfende "Headbangers" zum treibenden, an Maiden erinnernde "The Raven", nur schon die ersten drei Tracks stellen klar, dass Battalion auf alle Trends und Erneuerungen scheissen und uns ohne Kompromisse in die Blütezeit der Lederjacken, Kutten und des Headbangens zurück versetzen wollen. Da überrascht es auch nicht, dass auf fast jedem Song ein air-guitar-taugliches, von Cyril Etzensperger gezocktes Solo erklingt, so auch bei "Gods Of Metal", dem wohl inoffziellen Nachfolger von Judas Priest's "Metal Gods", wobei Sänger und Rhythmus-Gitarrist Silvan Etzensperger eine weitaus rauere und ein wenig tiefere Stimme als Halford besitzt, die er auf der nachfolgenden, nur mit Akustik- und Sologitarre begleiteten Ballade "Through The Night", überraschend gekonnt und variabel einsetzt. Nach dem etwas belanglos dahin gallopierenden "Find Our Way", das wiederum an Priest erinnert, drehen die Eidgenossen mit "Stalingrad" noch mal richtig auf und marschieren irgendwo zwischen Iced Earth und Metal Church auf dem Metalkriegspfad, um mit dem schnellen "Defenders" zum Schluss noch Manowar-Anleihen deutlich zu machen, und dabei meine ich die starken Manowar zu "Gods Of Metal" und "Hail To England". Diesem gelungenen Finale folgt dann einzig noch eine alternative Version von "Headbangers", die eigentlich völlig überflüssig ist, da sich lediglich der Gesang unterscheidet, der nun aus Gegrunze von Cyril besteht. Schliesslich lässt auch Produzent Thomas Schilling die 80er mit seinem Sound aufleben. Soll heissen, dass die Scheibe leider etwas dünn und mit zeitweise matschigen Drums aus den Boxen dröhnt. Dies macht das kultige, farbenfrohe Cover von Raymond Gregory jedoch allemal wett und so kann man, nein, muss man Battalion als die trueste und traditionellste Schweizer Metalband anerkennen. Also: Platte kaufen, Kutte auspacken und losschütteln den Kopf!
Kissi
Punkte: 8.8 von 10
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LOVECHILD – Soul Collector
Escape Music

Nach dem vielversprechenden ersten Lebenszeichen in Form einer vier-Track Maxi Single der Liechtensteiner Formation Lovechild liegt nun endlich das full-lenght Debüt-Album vor. Satte drei Jahre mussten die Fans zwar warten, bis die Jungs "Soul Collector" in die Verkaufsregale hieven konnten, aber das Warten hat sich definitiv gelohnt. Zwischenzeitlich hat man einen Plattendeal ergattert, andererseits musste man sich mit personellen Problemen herumschlagen. Nebst Bandgründer Roger Kaufmann (Guitar) ist nur noch Sänger und Aushängeschild Werner "Wänä" Schweizer mit von der Partie. Die Rhythmus-Sektion wurde ausgewechselt. Nun spielt Sven Sieber den Bass, hinter der Schiessbude sitzt jetzt Danny Zimmermann. Somit sind mit Wänä und Danny gleich zwei Musiker dabei, die Anfang der 90er einigen Erfolg verbuchen konnten, nämlich mit Satrox, die damals auf bestem Weg zu inter-nationalem Erfolg waren. Wie dem auch sei, Lovechild besteht jetzt aus einer ganz starken Mannschaft, die musikalisch offensichtlich hervorragend harmonieren. Einen passenden Vergleich zu finden erweist sich als schwer. Die Bands, die im Infoblatt erwähnt werden, wiederspiegeln Lovechild nicht wirklich. Dies sollte aber ein Kompliment sein, da die Jungs einen ganz individuellen Sound erschaffen haben. Logisch, das Rock-Rad wurde auch von dieser Formation nicht neu erfunden, aber eigene Akzente können definitiv gesetzt werden. Über allem thronen die hellen, klaren und warmen Vocals von Wänä. Vielleicht kommt der sympathische Ostschweizer nicht an die stimmliche Power eines Ronnie James Dio, Blackie Lawless oder Marc Storace heran, dafür glänzt er durch grossen Wiedererkennungswert. Die Gitarren verleihen dem Sound den harten Aspekt, mit knackigen Riffs und unauf-dringlichem modernen Touch. Untermalt wird das Ganze durch die tighte Arbeit der Rhythmus-Fraktion. Auch mit der Produktion wurde keine halbherzige Arbeit abgeliefert. Aufgenommen wurde das Album bei Tommy Vetterli, gemastert wurde es in den legendären Finnvox Studios in Helsinki. Lovechild ist es gelungen, ein zeitgemässes Album aufzunehmen. Die 80er Wurzeln sind unverkennbar, unnötiger Ballast wie kitschige Keyboards wurden aber komplett ignoriert. Genau so muss ein modernes Hardrock-Album klingen. Zudem haben Wänä und Konsorten erstklassiges Songmaterial komponiert. Die Tracks kommen ohne schnulzige Refrains aus, sind aber trotzdem eingängig und tiefgreifend. Tolles Album der ersten relevanten Hardrock-Band aus Lichtenstein.
Chris C.
Punkte: 8.7 von 10
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RAISING FEAR - Avalon
Dragonheart/Musikvertrieb

Raising Fear überraschen mich! Klang ihr letztes Album "Mythos" noch wie eine sehr gute Grave Digger-Kopie, haben sie sich diesmal scheinbar meine Kritik zu Herzen genommen. "Avalon" klingt nicht wie die Deutschen und kommt so eigen daher, wie ich es niemals erwartet hätte. Klar, der Raising Fear-Sänger Rob klingt nach wie vor über weite Strecken wie Chris Boltendahl, bemüht sich aber, die Parallelen zu reduzieren. Auch den Musikstil haben sie nicht verändert. Raising Fear spielen nach wie vor Heavy Metal. Aber die Lieder sind variabler geworden und klingen facettenreich und eigenständig. Als Höhepunkt kann man auf "Avalon" das fast 14-minütige Titelstück nennen, welches den Bombast da einsetzt, wo er nötig ist und auch mit vielen Instrumentalteilen überzeugen kann. Zudem hat man sich eine Gastsängerin ins Studio geholt. Bei anderen Songs hört man zwischendurch ebenfalls illustre Gäste: So leihen Chris Broderick (Jag Panzer), Terence Holler (Eldritch) und Nick Savio (White Skull) an passenden Stellen ihre Stimme. Ob der positive Wandel nur an den Gaststimmen liegt, kann ich nicht beurteilen, glaube es aber nicht. Denn auch die Melodien und Gitarren-Soli sind um Welten besser, als auf dem Vorgänger-Album. Hört Euch nur mal "Where Past And Future Unite" an. Da überzeugen Raising Fear in typischer Speed-/Heavy Metal Tradition, was nicht selbstverständlich ist. Auch aus dem unsäglichen CD-Cover vom letzten Album hat man gelernt und präsentiert heute ein schlichtes und schönes Bild. Die Italiener Raising Fear liefern mit "Avalon" ein starkes Stück Heavy Metal ab, das jedem Fan dieser Sparte gefallen wird und beweist, dass man sich als Band von einem zum nächsten Album enorm steigern kann. Beide Daumen hoch für eine Gruppe mit Zukunft!
Roger W.
Punkte: 8.7 von 10
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THE SCOURGER - Blind Date With Violence
Stay Heavy Records

Thrash? Finnischer Thrash?!? Die Jungs haben es im letzten Jahr bereits zweimal geschafft, mit einer Single in die hochkarätigen Top-Ten ihres Heimatlandes einzusteigen (!!) und präsentieren nun die erste Langrille: "Blind Date With Violence". Finnen können nichts anderes als Keyboard-Gewichse zu Tanzmeloldien abspulen? So explain me that. Bereits der Opener "Grading Deranged" liefert Mördergrooves, Gitarrengewitter und einen Chorus, der sich sofort dauerhaft an den Trommelfellen festbeisst! Besonders Shouter Jari Hurskainen erweist sich schnell als ausgesprochen fähiger Vertreter seiner Zunft und keift sich in der Schnittmenge zwischen Rob Dukes (Exodus) und Mille souverän durch die Tracks - und lässt dabei sogar die Texte zur Geltung kommen. Und die Intensität lässt keineswegs nach: "Hatehead" erweist sich als mehr als würdig, die Veröffentlichungen der finnischen Grössen vom Spitzenplatz gedrängt zu haben (#1 im Juli in Finnland), bei "Maximum Intensity" gibt's einen ersten Ansatz in Richtung Mid-Tempo, der in seiner Wirkung in keiner Weise abfällt. Die folgenden Songs bleiben durchwegs der eingängigen Ausrichtung treu, ausser dem etwas platten "The Oath & The Lie" durchwegs mit Single-Potenzial (!) ausgestattet. Auf "Pain Zone" tauchen sogar die wohl unvermeidlichen Keyboard-Wände auf und übersetzen Thrash sehr gekonnt ins "finnische" - der Bodumsee ist überall! Das abschliessende "Feast Of The Carnivore" beschäftigt sich mit der Thematik des Kindesmissbrauchs und mündet in einem hübschen Piano-Outro. Hinzu kommt ein geniales Coverartwork jenseits jedes Klischees und eine mächtige Produktion. Stark, was die Finnen hier abliefern! Wenn das schönste Land der Welt weiterhin dermassen kompetente Outputs der brutaleren Art abliefert, könnte sich das Klischee der orchestersüchtigen Melancholiker bald abgenutzt haben. Die Scheibe erscheint im restlichen Europa übrigens als 16-Track-Album mit je einem Cover von Slayer und Testament, drei Livetracks sowie einem neuen Song.
Phil
Punkte: 8.7 von 10
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FALCONER – Northwind
Metal Blade/Phonag

"Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung", so heisst es doch, oder? Ob wahr oder nicht, Stefan Weinerhall, Kopf der Melodic/Folk-Metaller Falconer, schien sich diese Redewendung zum Leitsatz zu machen, als man sich Anfang dieses Jahres an die Aufnahme des nunmehr fünften Studiooutputs "Northwind" machte. So gab Weinerhall im Frühling '06 bekannt, dass Originalsänger Mathias Blad, der 2002 wegen Zeitmangels das Mikro an Kristoffer Göbel abgab, seinen alten Posten wieder belegen und auch der Kurs Falconers wieder auf den alten Weg gerückt werde. Soll heissen: Massig Folk-Einflüsse, verbunden mit melodiösem Speed-Metal und der gefühlvollen Stimme Blads. Nicht gerade eine unwichtige Rolle bei dieser Kehrtwende werden die eher durchschnittlichen bis enttäuschten Reaktionen der Fans auf die letzte Scheibe "Grime vs. Grandeur" (2004) gespielt haben. Auf "Northwind" jedenfalls besinnt man sich wieder auf die alten Stärken und liefert der Fangemeinde genau das, was sie von ihren Lieblingsskandinaviern serviert haben wollen: folkige Licks und Rhythmen, gepaart mit Speed Metal-Riffsalven und Mitgröhlrefrains à la Hammerfall oder Helloween, gleich zu Beginn alles enthalten im Titeltrack "Northwind". Ein weiteres Merkmal der Band: schunkeltauglicher ¾-Takt, wie man ihn mal doomig-melancholisch in "Waltz With The Dead", mal balladesk in "Long Gone By" oder eben im Opener antrifft. Dabei tänzelt das Quartett immer wieder haarscharf am Kitschabgrund vorbei, was auch nur daran liegt, dass man sich im Folk-Metier ein wenig mehr davon leisten darf. Dabei sind es genau die verspielten, rhythmisch abwechslungsreichen Songs, die auf "Northwind" überzeugen können, wohingegen altbekannte up tempo-Rasereien wie "Prejury And Sanctury" oder "Spirit Of The Hawk" ziemlich belanglos wirken. "Home Of The Knave" zum Beispiel groovt sich stonermässig durch orientalische Gefilde, während das schwedisch dargebotene "Himmel Sa Trind" pure Wikingerlaune verströmt und nicht wenig an In Extremos "Villeman Og Maghild" erinnert. Wer von solchen Tracks nicht genug kriegen kann sollte sich daher unbedingt die Limited Edition dieser abwechslungsreichen Scheibe zulegen, da darauf noch vier weitere, schwedische Traditionels zu finden sein werden. Falconer sind zurück, zwar nicht weltbewegend oder innovativ, dafür eigenständig und den Fans treu, so wie das sein muss.
Kissi
Punkte: 8.6 von 10        
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WOLF - The Black Flame
Century Media/EMI

Aus Schweden kommen nicht nur ABBA und Roxette, sondern anerkanntermassen Tonnen an geilen Rock- und Metal-Acts. Dazu gehören mit Sicherheit auch Wolf, die seit ihrem selbstbetitelten Debüt von 2000 von vielen Leuten als die aktuellen Grals-Hüter des traditionellen Heavy Metal der 80er gelten. Obwohl zu Beginn noch stark, aber durchaus gekonnt in den Gewässern von Iron Maiden fischend, ist der übermächtige Schatten der NWOBHM-Ikone spätestens mit dem neuen Werk "The Black Flame" definitiv Geschichte! Klares Aushängeschild der schwedischen Retro-Metaller ist Sänger Niklas Stålvind, der sich interessanterweise auf der "Black Wings"-Scheibe noch Niklas A. Olsson genannt hat..., warum auch immer?! Gleiches gilt offenbar für Gitarrist Johannes Losbäck, der dort unter Johan Bülow figurierte, sofern das überhaupt stimmt! Hier passt auf jeden Fall alles optimal zusammen, obwohl die Sache dennoch einen kleinen, nicht zu umgehenden Haken hat. Wie gesagt sind die Einflüsse der eisernen Jungfrauen praktisch weg, dafür schimmern aber jede Menge weitere Kollegen der Sorte Savatage, Mercyful Fate, Primal Fear/Sinner, Metal Church, Marshall Law oder auch Rawhead Rexx durch. Die Zielgruppe wird hiermit optimal bedient und nachdem die letzten zwei Alben von Meister (Peter) Tägtgren veredelt wurden, durfte jetzt Fredrik Nordström ran und auch der machte seine Arbeit sehr gut, indem er den Wölfen einen zeitgemässen Sound verpasste. Nicht alle der insgesamt zehn Songs sind zwar absolute Spitze, aber das grundsätzliche Level liegt klar durchgehend über dem Durchschnitt (deshalb auch keine Empfehlungen an dieser Stelle!) und "The Black Flame" gewinnt mit jedem Durchgang an Profil. Was hingegen fehlt, sind ein oder zwei wirklich markdurchdringende Killer-Songs, die alles andere überragen. Trotzdem dürfte dieses Teil nicht so schnell in der stets anhaltenden Flut von Veröffentli-chungen untergehen und erhebt dank leicht "modernen Arrangements" womöglich gar den Anspruch, zu den zehn besten Alben des laufenden Jahres gezählt werden zu dürfen!
Rockslave
Punkte: 8.5 von 10
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WINTERDOME - Weltendämmerung
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Band Winterdome gründete sich bereits im Jahre 1996 in Hannover. Ihr Debüt-Album "Weltendämmerung" ist kein gewöhnliches Album, denn nebst den Songs wird dem Hörer eine spannende Geschichte aus alter Zeit erzählt. Die Geschichte, wie auch die Lieder handeln vom Volk der Elasaj, die von den Göttern aus ihrem geliebten Land der Nacht verbannt wurden. Um die Götter zu besänftigen, versuchen die Krieger der Elasaj, vor allem der Anführer Ashaj, Kriege zu führen und für sich zu entscheiden. So viel mal zur Geschichte von "Weltendämmerung". Das Sextett musiziert nicht nur mit Gitarre, Schlagzeug, Bass und Gesang, auch eine Geige wird eingesetzt. Am ehesten ist die Band mit Haggard zu vergleichen, obwohl auch hier gewisse Unterschiede bestehen. Starke Gitarren, eher verhaltene Drumpassagen, geniales Geigenspiel und zwei sehr abwechslungsreiche Stimmen machen "Weltendämmerung" zu einem fantasiegeladenen Mittelalter/Gothic-Spektakel. Die Geschichte, welche übrigens von Dr. Bernd Seestaedt erzählt wird, wird von vielen Geräuscheffekten unterstützt und so das Hörerlebnis verstärkt. Die Stimme von Henrik Warschau, die bei cleanen Gesang wie auch bei den Growls immer deutlich zu verstehen ist, verleiht dem Album einen gewissen mittelalterlichen Touch. Zusätzlich hilft die hohe Stimme und das starke Geigenspiel von Lisa Hinnersmann diese altertümliche Zeit noch mehr hervorzuheben. So ist es nicht verwunderlich, dass die Band bereits mit In Extremo getourt hatte. Das 30-seitige Booklet ist ebenfalls ein Pluspunkt, denn so kann man nicht nur jeden Song, sondern auch die Geschichte ununterbrochen mitverfolgen. Natürlich hat so ein Hörspiel auch seine negative Seite, denn wenn man nicht die ganze Scheibe hört, ist sie nur halb so gut und darum ist es gut möglich, dass das Interesse am Album rasch nachlässt.
Yannick S.
Punkte: 8.5 von 10   
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HELL YEAH - Luzern Rock City Sampler 2006
Little Jig Records
In letzter Zeit ist viel los in unserer heimischen Musikszene. Schon wieder kommt ein Schweizer Rock-Sampler auf den Markt, um uns zu zeigen, was in unserem Ländle so alles läuft. Und was bei meinen Kritiken von solchen Zusammenstellungen schon fast zur Tradition geworden ist, muss auch hier weiter gezogen werden. Nämlich, dass ich sowohl die Bands wie die Initianten loben kann. Unsere Musikszene ist im Moment sehr stark! Das beweist in diesem Falle "Hell Yeah" mit insgesamt 23 Bands und Songs eindrücklich. Dass dies nur ein Bruchteil der Szene rund um Luzern ist, wusste ich als Aargauer und Metaller bisher nur von Gerüchten. Und jetzt habe ich hier den Beweis in Form dieser CD. Luzern Rockt! Und das nicht zu knapp. Auf "Hell Yeah" bietet man Platz für fast alle Rock-Stile. Nur einen vermisse ich schmerzlich: Den Metal in all seinen Variationen. Die Lieder auf diesem Sampler rock?n?rollen und deutschrocken, sind fies, roh, alternativ, punkig, poppig, elektronisch, massentauglich, folkig, countrylastig, düster, verzweifelt, voller Lebensfreude, aber nie metallisch! Es stellt sich die Frage, ob "Hell Yeah!" wirklich für unsere Metal Factory-Leserinnen und Leser interessant ist? Jain! Metal-Puristen oder reine Death- und Black Metaller dürfen einen grossen Bogen darum machen. Wer allerdings Metal als nur eine weitere Art von Rock'n'Roll betrachtet und auch softeren Tönen aufgeschlossen gegenüber steht, wird einen wahren Schatz finden. Beispiele nenne ich jetzt bewusst keine, weil jeder seine Favoriten finden soll und wird. Lobenswert ist, dass neben unbekannten Gruppen auch die wohl bekannteste Luzerner Band Dada Ante Portas vertreten ist. Ein weiterer Pluspunkt stellt die Songreihenfolge dar, die einem das Gefühl gibt, ein richtiges Album zu hören, bei welchem die Songs nicht zufällig da stehen, wo sie sind. So ist der Track "Beer'n'Wine" der Rausschmeisser, der auf jeden Fall ans Ende einer CD gehört. Dass Luzern das Recht auf das Logo "Rock City" hat, wird dank diesem Sampler allen klipp und klar! Mit Ausnahme der Metaller und der Mundartrocker vielleicht, denn auch diese Art Rockmusik wurden links liegen gelassen. Aber dies kann uns als Metaller ja egal sein.
Roger W.
Punkte: keine Wertung 
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ALLHELLUJA - Pain Is The Game
Scarlet Records/Musikvertrieb
Nach dem Debüt-Album "Inferno Museum" der Mannen um Leadsänger Jacob Bredahl (Hatesphere) und seinen drei italienischen Kollegen muss ich zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, noch mal etwas von Allhelluja zu hören. Zu belanglos klang dazumal ihr Death'n'Roll. Die Stilrichtung ist zwar beim neuen Silberling "Pain Is The Game" die gleiche geblieben, doch geht man neuerdings etwas abgeklärter zur Sache. Das heisst im Klartext: Die elf Songs sind dynamischer geworden und Jacob's Stimme ist um einiges variabler gestaltet, als noch beim Erstling der Combo. Mal schreit er, was das Zeug hergibt, und im Gegensatz dazu hat der Däne auch eine exzellente cleane Stimme, mit der er auf internationaler Basis zur Elite gehört. Der Rest der Truppe besinnt sich auf einen dreckigen und rockigen Soundteppich, der sich mit Bands wie Kyuss, Black Sabbath, Down, Corrosion Of Confirmity" und Entombed locker messen lässt. Vielleicht noch was zu den Lyrics von "Pain Is The Game": Die handeln sich um Serienmörder und sonstige pervers kranke Gestalten, die sich auf unserer Erde tummeln. Ich für mein Teil bin von der neuen Scheibe positiv überrascht und Allhelluja ist definitv eine Band und nicht ein weiteres Projekt von Musikern, die sich unterbeschäftigt fühlen. Ich werde die Band auf jeden Fall im Auge behalten. Fans von oben genannten Bands sollten mal ein Ohr für die Scheibe riskieren, schaden tut es auf jeden Fall nicht.
Daniel J.
Punkte: 8.4 von 10       
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AHAB – The Call Of The Wretched Sea
Napalm Records/Musikvertrieb
Also wenn es ein dickes Buch gibt, das man sich unbedingt mal reinziehen sollte (vorausgesetzt man hat genügend Zeit), dann ist es ‚Moby Dick’ von Herman Melville. Schön und gut, aber was hat das mit einem Silberling zu tun? Keine Panik, wir machen hier keine Buchbesprechungen. Aber Ahab ist der Name des Kapitäns, der die Pequot kommandiert und auf der Jagd nach einem grossen weissen Wal ist, der Moby Dick genannt wird. Spätestens jetzt sollte es ein leises ‚Klick’ geben. Genau, Ahab haben auf ihrem Erstlingswerk ‚The Call Of The Wretched Sea’ quasi die Grundstimmung dieses Buches eingefangen und zelebrieren laut Informationsblättchen ‚Nautik Funeral Doom-Metal’. Mal abgesehen von der meiner bescheidenen Meinung nach ziemlich behämmerten Schubladen-Bezeichnung (irgendwann werden wir Alben haben, die mit ‚Epic Hollywood Pagan Fairy True Evil Pandabären Black Death/Doom-Metal’ bezeichnet werden, aber das ist eine andere Geschichte) machen die beiden Midnattsol-Mitglieder Chris Hector und Daniel Droste zusammen mit Stephan Adolph eine ganz bestimmte Sorte von Doom-Metal, die schleppender und düsterer nicht sein könnte. Dagegen ist ein Lavastrom direkt hochgeschwindigkeitsrennentauglich! Brutal, unerbittlich und alles in den Tiefsee-Schlund ziehende Soundstrukturen, Vocals, die stellenweise nicht mehr als solche zu erkennen sind so verzerrt und entstellt sind sie, brummende Gitarren und Bässe, wenige orchestrierende Keyboard-Einlagen zur Untermalung dieser hoffnungslosen und deprimierend-zerfressenden Geschichte… der Worte sind viele, und doch lässt sich damit keineswegs die Gesamtheit von dem, was Ahab da auf die Menschheit loslassen werden, voll und ganz beschreiben. Je mehr man der Musik lauscht, desto tiefer wird man in sie eingesogen und schlussendlich verschlungen, in einen Strudel der Verzweiflung und des Schmerzes gesogen und nicht wieder freigegeben. Im Prinzip sind Ahab auf dem besten Weg zum Doom-Thron, wenn nicht die Vocals grundsätzlich zu arg verzerrt und unkenntlich gemacht wurden, denn dies trübt die Stimmung ein wenig da man grösstenteils fast gar nichts versteht. Umso stärker aber stechen die gesprochenen Passagen und die Effekt-Einlagen wie Windstürme und Wasser/Meer-Geräusche hervor, was den vorher erwähnten Kritikpunkt ein wenig abschwächt. Leider wirkt ‚The Call Of The Wretched Sea’ auf die Dauer gesehen zu eintönig, um sich wirklich vollständig entfalten und absolut tödlich wirken zu können. Für Anhänger des Todesbleis eine sinnvolle Anschaffung, alle anderen sollten einfach mal ein Ohr voll Salzwa… ääääh Musik nehmen und Ahab auf sich wirken lassen. Aber gebt mir nicht die Schuld wenn ihr schlussendlich das Buch kauft oder Alpträume von weissen Walen habt!
Toby S.
Punkte: 8.2 von 10        
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RECKLESS TIDE - Helleraser
Armageddon Music/Musikvertrieb

Die Hannoveraner Reckless Tide bringen mit "Helleraser" ihr zweites Werk unter die Schar von Metallern. Ihr Erstling "Repent Or Seal Your Fate", den ich rezensieren durfte, war recht zwiespältig, ja eben nicht schlecht, aber auch nicht der Überhammer. Doch in der Zwischenzeit hat das Sextett einige gute Live-Auftritte hinter sich, wie zu Beispiel auf dem Wacken Openair, was doch schon mal ein Achtungserfolg ist. Das hat der Band scheinbar gut getan, denn man ist das Songwriting nun mit einer gewissen Erfahrung angegangen. Erfahrene Gastmusiker wie Jeff Waters von Annihilator und Hendrik Bache von Dew Scented haben den Deutschen bei den Hausaufgaben geholfen. Man merkt auch schnell beim ersten Hördurchgang, dass die Songs besser zünden, ja eine Steigerung ist auf jeden Fall da. Groovige Stampfer, eingängige Ohrwürmer und rasende Thrash-Riffs beinhalten auf "Helleraser" das Grundgerüst der zehn Thrash-Titel. Hervorzuheben gibt es eigentlich keine Nummern, alles ist im Durchschnitt gehalten, was vielleicht ein bisschen das Problem auf "Helleraser"ist. Es fehlt einfach ein Übersong, der das Album von der übrigen Masse abhebt. Aber auch so werden die Hannoveraner sicherlich ein Bestandteil der deutschen Thrash-Szene sein, wenn auch die grossen Drei, nämlich Kreator, Sodom und Destruction für sie im Moment noch in weiter Ferne sind. Alles in allem jedoch eine nette Scheibe.
Daniel J.
Punkte: 8.1 von 10
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PRIMAL FEAR - Metal Is Forever-The Very Best Of Primal Fear (DCD)
Nuclear Blast/Musikvertrieb
Nanu?! Eine "Best Of" von Primal Fear! Braucht das die Metal-Welt? Eigentlich nicht, denn ein echter Metaller nach altem Schrot und Korn hat eh jede der sechs Scheiben von Ralf Scheepers & Co. im Regal stehen. Wozu also das Ganze? Die Auflösung dieser Frage ist denkbar einfach: Primal Fear haben einen neuen Deal bei..., und jetzt kommt's dicke: Frontiers Records!! Das italienische Top-Label, das sich bisher eigentlich eher in der melodischen Rock- und Metalwelt einen Namen gemacht hat, kriegt hiermit eine der töftesten Heavy Metal Kapellen überhaupt ins Haus. Darum darf Nuclear Blast als abtretende Company nochmals richtig Kohle scheffeln. Soviel zum Business, wobei der geneigte (jüngere) Metal-Fan mit dieser Doppel-CD ganz gut bedient wird. Der Querschnitt aus den sechs bisherigen Alben, verteilt auf total sechzehn Songs, kann als durchaus gelungen bezeichnet werden. Wohl als eine Art Goodie gedacht ist dann die zweite, mit "Metal Classics" betitelte CD, auf der neun eingespielte Covers von namhaften Szene-Vertretern wie Gary Moore, Rainbow, Deep Purple, Black Sabbath, Judas Priest, Accept, Metallica, Iron Maiden und noch Led Zeppelin vertreten sind. Die dazu gehörigen Titel heissen dann entsprechend "Out In The Fields", "Kill The King", "Speed King" oder "Metal Gods". Selbst "Seek & Destroy" (!) und "Two Minutes To Midnight" (!!) wurden gewürdigt oder doch eher verhunzt? Wie dem auch sei, das muss jeder für sich selber entscheiden. Ich finde gerade mal Zep's "The Rover" cool, und das auch nur, weil ich das Original eigentlich kaum bis gar nicht präsent habe. Alles andere bleibt für mich klar aussen vor. Für Einsteiger aber alleweil eine runde Sache, darum ruhig mal reinhorchen!
Rockslave
Punkte: keine Wertung   
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MIDWINTER - Between Wisdom And Lunacy
Twilight/Non Stop Music
Etwas ins Dilemma führen mich Midwinter. Diese praktizieren so was wie "Black Heavy Metal", wobei ich das Klanggebilde mal als Schnittmenge zwischen Graveworm, Battlelore, Equilibrium und einer Portion Eigenständigkeit definieren möchte. Die zehn Eigenkompositionen strotzen nur so vor Ideen und man fühlt sich flugs auf ein mittelalterliches Schlachtfeld versetzt. Stampfende Refrains, viel Atmosphäre und Abwechslung, zügige Songs, die nach vorne dreschen und Fantasy-Elemente, die blendend eingebunden wurden. Obwohl mit viel Pathos um sich geschmissen wird (toller Songtitel: "Where Steel Is Born", wird jedes Manowar-Herz höher schlagen lassen), stört dies eigentlich nicht, wirken die Songs aus einem Guss und lassen bei jedem Durchlauf immer wieder Neues entdecken, darunter auch stimmige Melodien, die schnell mal ins Blut überfliessen. Selbst das Ramones Cover "Pet Sematary" ist doch mal herrlich mit keifender Stimme anzuhören. Ich war über "Between Wisdom And Lucany" wirklich sehr positiv überrascht und erfreut über die stampfenden Metalsongs in "Black-Färbung". Nun zu meinem Dilemma: Obwohl die Scheibe sehr unterhaltsam ist, geht mir mal wieder eines auf den Sack und zwar so wie immer: Der Keyboard-Einsatz! Nein, es ist schon ok, das Tasteninstrument hier zu hören und überdominant sind sie auch nicht, aber wieso wird die Melodieführung immer auf die Keys gelegt? Warum sind die Saitenzupfer meist nur zur Begleitung degradiert? Die wenigen Soli, die man hört, reichen nicht aus und wieso nicht mal 'ne Akustik-Einlage? Zudem wirken die Songs phasenweise etwas überladen, hier wäre an manchen Stellen etwas weniger wohl mehr gewesen. Die Riffs, welche man zu hören bekommt, fallen nicht in die Kategorie: "Einzigartig, noch nie gehört", jedoch machen dies Midwinter mit viel Abwechslung und stimmigen Songs wieder wett. Black Metal-Puristen werden an diesem Werk kaum Freude haben, aber wer gerne mal etwas über den Tellerrand schaut und sich auf alten Schlachtfeldern zu Hause fühlt, der sollte dieses Werk unbedingt mal anchecken.
R.K.
Punkte: 8.0 von 10
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EVANESCENCE - The Open Door
SonyBMG

14 Millionen verkaufte "Fallen"-Alben und zwei Grammy's sprechen wohl dafür, dass Evanescence anno 2003 den Nerv vieler Musikkonsumenten getroffen haben. Nun man kann über die Band denken was man will, aber diesen Erfolg muss man den Amis anerkennen. Viel Erfolg bedeutet aber auch viele Erwartungen und viel Druck auf den Nachfolger. Zudem kommt, dass mit dem Weggang von Songschreiberling Ben Moody eine Lücke entstand, die Amy Lee, zusammen mit Tery Balsamo ausfüllen musste. Dieser Umstand bedeutet jedoch nicht eine Kehrtwendung, im Gegenteil. Evanescence setzen ihr Treiben auch auf "The Open Door" wie gewohnt fort. Melancholischer Goth-Pop-Nu-Metal über Herzschmerz, mal rockig, mal sanft. Klar getragen durch Amy's Stimme, die jederzeit im Mittelpunkt steht. Die männlichen Sprechgesänge, welche noch auf "Fallen" vorhanden waren, sind ersatzlos gestrichen worden, jedoch wirklich vermissen tut man diese nicht, dafür macht Amy ihren Job zu gut. Ja, ich würde sogar behaupten, einiges variabler als noch auf dem Vorgänger. Variabler und etwas experimenteller wurden auch die Songs, wobei der Nerv des Massenmarktes vielleicht nicht mehr so perfekt wie auf dem Vorgänger getroffen wurde, aber dennoch werden die meisten "Normalos" die Scheibe wohl mögen. Etwas farblos wirkt der Opener "Sweet Sacrifice", der etwa so interessant ist, wie ein leeres Glas Hopfensaft und von mir den Preis "schlechtester Song" von "The Open Door" erhält. Die Single-Auskopplung "Call Me When You're Sober" ist genau das, was man von der Truppe erwartet: Ein eingängiger, simpel gestrickter Song im gewohnten Klanggewand. Den besten Eindruck hinterlässt mir der Song "Lacrymosa": Schleppend und mit einem Chor angereichert, wirkt doch sehr düster und schafft es ein wenig Gänsehaut-Stimmung aufkommen zu lassen. Viele werden wohl die Aussage kundtun: "The Open Door" ist gut, aber "Fallen" war besser". Nun, dem kann ich nicht so ganz zustimmen, das neue Werk ist nicht schlecht und zudem finde ich den aktuellen Output doch interessanter, ausgereifter und abwechslungsreicher, auch wenn vielleicht nicht so viele potenzielle Hits darauf vorhanden sind wie anno 2003.
R.K.
Punkte: 7.9 von 10
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MTM-Music, 10th Anniversary - Various Artists (DCD)
MTM-Music/Phonag

Eines der absoluten Spitzen-Labels aus dem Melodic Rock Bereich feiert bereits die erste Dekade ihres Bestehens! Was mal als Idee von ein paar Freaks begann, mauserte sich zu einem Hort feinster Rock-Musik und hat, rockgeschichtlich bedingt, viele Top-Acts wiederbelebt und teils aus tiefster Versenkung rausgeholt. Daneben hat man aber auch viele renommierte Acts der Neuzeit unter Vertrag nehmen können, womit einen das Lesen der aktuellen Artist-List glatt das Augenwasser in den Tränenkanal schiessen lässt. Eine ausgedehnte Aufzählung von Bands erspare ich mir an dieser Stelle, aber auf dem vorliegenden Jubiläums-Doppeldecker glänzen Namen wie Zeno, Fate, Vengeance, Shiva, Dare, Axe, Danger Danger, Harlan Cage, Steelhouse Lane, HTP, TNT, Jaded Heart, Tony Martin oder Warrant. Die meisten der soeben genannten Interpreten zieren die zweite CD, die fünfzehn bereits veröffentlichte Titel im Sinne "Best Of MTM-Music" enthält. Interessanter ist die erste und mir vorliegende Promo-CD, die ausschliesslich sechzehn neue, respektive unveröffentlichte Titel enthält. Den Reigen eröffnen Zeno mit "Stand Of Illusion", die hier aber mehr nach Foreigner meets Aldo Nova klingen. Fate, dessen letztes Album "V" sehr gute Kritiken einheimsen konnte, bringen mit "Sweet Angel" einen groovigen und catchy Genre-Titel, der sich gewaschen hat. Vengeance verbraten mit "Down Down Down" einen passablen und rock'n'rolligen B-Titel, der ohne Brat-Gitarren auskommt und dafür gar noch Bläser (*sic*) enthält. Bestes AOR-Futter der gleichnamigen Band AOR bietet "Desperate Dreams", das über alle stiltypischen Zutaten verfügt. Mit fast ein wenig zittrigen Fingern startete ich dann "The Chameleon" des schwedischen Duos Shiva, das nebst Songwriter und Gitarrist Mats Edström mit Anette Johansson eine der besten weiblichen und eigentlich unterbewertesten Rock-Stimmen der ganzen Szene am Start hat. Und ja..., die Freude auf das kommende dritte Album "The Curse Of The Gift" wurde mit diesem Titel weiter angeheizt. Leider scheint aber immer noch eine Drum-Machine für den Rhythmus zuständig zu sein. "No Pleasure Without The Pain" der norwegischen Namensgeberin Aina offenbart ein weiteres Sangestalent. Ein paar Filler komplettieren diese insgesamt fette Ansammlung aus dieser Stilecke. Einzig die beiden "Tribute to..."-Covers ("I Can't Stand The Rain" von Alannah Myles/Jeff Healey und Jani Lane's "Lay Your Hand On Me" hätte es nicht gebraucht.
Rockslave
Punkte: keine Wertung
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GOV`T MULE - High And Mighty
Blue Rose Records

Yeahh, Gov`t Mule sind so was von cool, auf jedenfall soundmässig betrachtet. Hier regiert eindeutig der Blues-Rock, vermischt mit einer Portion Jam, Southern Rock und Boogie. Dieser Sound lebt und steckt sofort an mit guter Laune. Zieht euch nur mal "Brand New Angel" rein, da kann man einfach nicht still sitzen, das Teil hat einfach einen Mega-Groove. Auch die ruhigeren Nummern wie "So Weak, So Strong" und "Child Of The Earth", das an Bad Company erinnert, mögen durchaus zu gefallen. Mit "Unring The Bell" wagt man sogar einen Abstecher ins Reggae-Gebiet. Der Ex-Allman Brothers-Recke Warren Haynes versteht es einfach, Songs mit Tiefe und Seele zu schreiben. Auch die Slide-Parts, die man so von den alten Whitesnake noch kannte, sind geil. Blues-Nummern der Marke "Nothing again" treffen den Zuhörer einfach direkt ins Musikherz. Ob Ballade, Rocksong oder Blues, die Herren aus New York präsentieren uns wirklich starkes Material, das mitreisst, und, mir geht es jedenfalls so, immer wieder auf die Play-Taste drücken lassen, wenn das Teil fertig rotiert hat, um sich wieder von Neuem in die Welt der Mules zu katapultieren. Wirklich cooles Album der Amis, sehr empfehlenswert.
Crazy Beat
Punkte: 7.7 von 10
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STONED HILL- Arising Of Utter Darkness
Eigenvertrieb
Da werden sich unsere heimischen Kirchenvertreter kaum erfreuen, denn mit Stoned Hill ist unsere Heimat um eine Black Metal Band reicher. Wobei ich mich beim Anhören von "Arising Of Utter Darkness" schon frage, ob denn die Herren nicht auch gerne mal 'ne Death Metal Scheibe einverleiben. Denn wer damit rechnet, nordisch geprägtes High-Speed Geschrummel erdulden zu müssen, liegt falsch. Klar geben die Jungs auch gerne mal Gas und lassen die Saiten schrummeln, aber genau so gerne wandert das Gaspedal in Richtung Midtempo. Gutes Beispiel dafür ist der Titeltrack, welcher in siebeneinhalb Minuten eine Symbiose aus Black- und Death Metal schafft, welche zu munden weiss. Sicherlich einer der Höhepunkte der Scheibe, wobei ich sehr angetan bin von "Nosferatu", ein klasse Song, der mit stimmungsvoller akustischer Einlage und typischen, nordischen Melodien zu beeindrucken vermag. Auch "Living For Self-Destruction" mag mein Herz erwärmen, wobei mir hier die Death Metal orientieren Parts am besten gefallen. Was ich Stoned Hill auch zugute halten kann: Für eine Black-Truppe sind die Jungs sehr verspielt, sprich es gibt viele Soli, Breaks und sogar ein Instrumental ist mit "Symphony Diabolical" vertreten, was jedoch stellenweise etwas holprig tönt. Mein positiver Eindruck wird gestärkt durch das, dass Stoned Hill nicht auf Teufel komm raus knüppeln, sondern strukturiert vorgehen und versucht sind, technische Fingerfertigkeiten einzuarbeiten, sprich sich einige Gedanken zum Songwriting gemacht haben und für ein kurzweiliges Hörvergnügen sorgen. Auch die Qualität der Eigenproduktion ist durchaus gelungen und darf sich hören lassen. Einmal mehr wage ich es zu behaupten, da steckt Potenzial drin und wenn die Jungs sich nicht auf den faulen Hintern setzen, hoffe ich doch bald wieder positiv überrascht zu werden.
R.K.
Punkte: 7.7 von 10          
 
RHAPSODY OF FIRE – Triumph Of Agony
Magic Circle Music/Phonag

Tja, selbst Schuld, wenn man den Papierkram nicht korrekt und vorbildlich durcharbeitet. Nach nunmehr neun Jahren Bandgeschichte sah sich Italiens grösste Metal-Band Rhapsody doch wirklich genötigt, einen neuen Namen zu suchen, da der alte rechtlich nicht mehr zugänglich war. Äusserst einfallsreich nennt man sich seither Rhapsody of Fire und macht auch noch nach dem Etikettenwechsel das, was man immer getan hat: Klotzen statt Kleckern. Mit "Triumph Of Agony" veröffentlichen die Klassik-Junkies um Gitarrenflitzer Luca Turilli und Tastenraser Alex Staropli ihren siebten Fantasy-Soundtrack, der wieder einmal vor allem eines enthält: Bombast. Während sich soundtechnisch nicht wirklich etwas verändert hat, verwundern die Kitsch-Metaller dadurch, dass das Quintett seine Kraft diesmal lieber in die Songs als in riesige Konzepte oder namhafte Gastsänger etc. steckte, was der Scheibe hörbar gut tat. So kommt "Triumph Of Agony" zwar immer noch mit üppiger Orchestrierung und einem Storykonzept daher, welches von Tolkien stammen könnte, steigert sich in Sachen Songwriting jedoch merklich im Gegensatz zum Vorgänger "Symphony Of Enchanted Lands Pt. II", ohne dabei auch nur eine Erneuerung einzuführen. Eingängige und mitreissende Bombast/Speed-Granaten wie der Titeltrack "Heart Of The Darklands" oder "Silent Dreams" wechseln sich mit renaissance-artigen Akustikballaden namens "Old Age Of Wonders" (ist da jemand Blackmore's Night-Fan?) oder "Son Of Pain" ab, um sich dazwischen auch mal in Form von Halbballaden wie "The Myth Of The Holy Sword" (trieft vor Pathos…) und "Il Canto Del Vento" zu ergehen. Das Herzstück der Scheibe aber ist das über 16 Minuten dauernde "The Mystic Prophecy Of The Demon Knight", ein typischer Rhapsody-Epos, der alle Gesichter der Band in einem Song einfängt und für Fantasy-Fans ein Hochgenuss werden wird, nicht zuletzt wegen des für Rhapsody typischen klaren und druckvollen Sounds, für den sich wie immer die Herren Staropli und Turilli verantwortlich zeichnen dürfen. Für Fans die Scheibe des Jahres, für Fantasy/Symphonic Metal-Liebhaber kein schlechter, wenngleich waghalsiger Kauf und für alle Anderen wohl absolut nicht geeignet. Eines braucht man einfach, um Rhapsody hören zu können: Eine Riesenfreude an Kitsch, die ich ziemlich, aber nicht komplett, teilen kann.
Kissi
Punkte: 7.6 von 10       
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INTRONAUT - Void
LifeForce Records
Intronaut aus L.A. haben sich "technischer, abstrakter und melodischer Musik" verschrieben. Void ist nach ihrer Debüt-EP "Null" nun der erste Longplayer des Quartetts. Der erste Eindruck ist schräg: Seltsame Zählzeiten von Seiten der Drums in Verbindung mit ähnlich schrägen Harmonien und den Growls der beiden Gitarristen Leon del Muerte und Sacha Dunable ergeben eine chaotische Wirkung. Da der Groove bei aller Spielerei nie verloren geht, hält den Finger dennoch vehement von der Skiptaste fern. Am besten wirken Intronaut eindeutig, wenn der Fuss sachte vom Gaspedal genommen wird ("Fault Lines", "Nostalgic Echoes", "Iceblocks") und getragene Passagen den Raum durchfluten. Clever mitten in den Songs platzierte Samples lockern die Angelegenheit auf und dienen gekonnt der Abwechslung. Das einzige, das wirklich nach kurzer Zeit unangenehm auffällt, ist der merkwürdig kraftlose Drumsound, der den Songs viel von ihrer Wirkung raubt. Auch sind die Tracks mit ihren durchschnittlich sechs Minuten bezogen auf die Länge das eine oder andere Mal schon hart an der Grenze, kompaktere Arrangements hätten da viel ausgemacht. Aber ganz klar: Wer gerne mit Kopfhörer und Booklet konzentriert seinen Metal hört, wird mit Void eine gute Abendbeschäftigung finden, die weder langweilt noch überfordert und durchaus gekonnt den Spagat zwischen progressiv und hörbar steht.
Phil
Punkte: 7.6 von 10    
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HYDE – Faith
Ki/oon Records/Universal Music
Hyde sind irgendwie...man muss sich mit „Faith“ beschäftigen um es zu verstehen. Da sind Japaner, die wie gewohnt aus dem Land des Lächelns, etwas androgyn daher kommen und sehr religiös sind. Christlich religiös wohlgemerkt. Ihr Cover wurde vom Künstler Kuniyoshi Kaneko gestaltet, wie übrigens das ganze Booklet, und stellt einen weiblich wirkenden Jesus mit Dornenkrone dar. Der erste Song der CD heisst dann auch passenderweise „Jesus Christ“. Dann gibt es da noch weitere, „göttlich“ anmutend betitelte Stücke wie „Made In Heaven“, „Mission“ und natürlich den Titelsong selbst. Textlich die grösste Leistung stellt für mich aber „Dolly“ dar. Wir erinnern uns alle: 1996, die Wissenschaft feiert einen Triumph, die Wolle hält! Dolly ist ein geklontes Schaf und entfacht ethische Diskussionen auf der ganzen Welt. Auch in Japan. Auch zehn Jahre später. Dolly ist übrigens schon längst tot, aber Hyde setzen ihr ein musikalisches Vermächtnis in dem sie sie ihren Schöpfer nach dem Grund ihrer Entstehung fragen lassen. Genug aber von Hintergründen und Textinterpretationen. (Ach ja, man kann übrigens Japanisch lernen, alle Texte sind sowohl in Englisch als auch in Japanisch abgedruckt.) Vor dem Sänger verneig' ich mich zutiefst; seit Bill von Tokio Hotel hab' ich keinen mehr so hoch singen hören. Aber der Junge hier hat's auch noch drauf (und 'ne gehörige Portion Gel weniger drin (in den Haaren)). Nein, im Ernst, man könnte schon fast eine klassische Ausbildung vermuten, so selbstbewusst kommen die Vocals teilweise daher. Dafür ist die Stimme aber wieder zu ungeschliffen und zu zart auch. Trotzdem beeindruckend! Die Musik variiert von ambientmässigem Sound über Poprockattitüden zu ein paar härteren Riffs. Ausserdem ein paar U2-Anleihen, aber Bono wird’s verkraften. Wer die Zeit hat, wird mit Hyde viel Freude haben, wer keine Lust auf Experimente hat, lässt es besser sein.
Leandra
Punkte: 7.5 von 10    
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BEGGARS BRIDE - Boulevard Of Broken Hearts
MTM-Music/Phonag

Hinter Beggars Bride steckt der Schweizer Produzent, Sänger und Songwriter Holggy Begg. Ja, mir geht’s genau so, ich hör den Namen auch zum ersten Mal, aber das ist ja auch nicht so wichtig. Zählt doch, was der Mann auf den Silberling gepackt hat, und das würde ich mal grob irgendwo zwischen Rock und Hardrock einordnen. Für die eher rockigen Songs "Broken Hearts" und "First Way Out" hat Holggy den unzerstörbaren Marc Storace an Land gezogen. Gut kommen auch die von Gary Barden (Ex-MSG) dargebotenen beiden Tracks "Dreams" und "The open Sea". Gary hat immer noch ein tolles Organ. Desweiteren findet man noch Michael Voss am Mikro, bei "Footprints In The Sand" sogar im Duett mit Dorkas Kiefer, ja die kann echt singen, man staune. Also im Gesamten gesehen ist "Boulevard Of Broken Hearts" ein tolles Album, das mit tollen Melodien, guten Stimmen und starken Songs zu überzeugen vermag, ohne kitschig zu wirken. Mir gefällt das Teil echt gut, vor allem die Produktion kommt echt knackig rüber, was man besonders bei den Drums raushört. Zum Teil dringt hier sogar die Coolness der alten Bad Company durch, und das klingt schon ziemlich klasse.
Crazy Beat
Punkte: 7.4 von 10
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TACERE – I Devour
Eigenvertrieb
Hmm… ok mal sehen wie weit wir mit Vorurteilen kommen: Also das Cover sieht schon mal stark nach Nightwish aus (Zufall?), der Bandnamen ausnahmsweise mal auf Latein statt immer nur Englisch (Pluspunkt!), die Mucke selbst hört sich verdammt ähnlich wie ein Bastard aus Gothic- und Power/Melodic-Metal an. Soviel mal zu den oberflächlichen Fakten, aber die sind meines Erachtens nach nur Beilage, den Hauptgang machen die persönlichen Erfahrungen sprich Hörerlebnisse aus. Und die sind mehr als positiv, wenngleich auch einem die Gesamtkonstruktion sehr bekannt vorkommen mag, doch wer erfindet in der heutigen Zeit das Rad schon wirklich neu? Eben, und deshalb wird darauf auch nicht weiter herumgereitet. Aber ‚schweigen’ (das bedeutet tacere auf Deutsch) wird diese hoffnungsvolle Band, von der ‚I devour’ den ersten Single-Output darstellt, garantiert nicht. Solide produzierten, gut gemachten Sound mit druckvollen Gitarrenwänden und gekonntem Wechselgesang zwischen cleanen weiblichen und männlichen Vocals, die aber sehr dreckig und stellenweise ‚growlig’ klingen, das Schlagzeug zimmert eine ordentliche Rhythmus-Wand und das obligatorische Keyboard zaubert einen Hauch von Leichtigkeit auf den ansonsten recht schwer lastenden Musikteppich. Für Abwechslung sorgen stellenweise ruhige Passagen mit Mönchsgesängen und Bass-Soloeinlagen. Fazit: Tacere legen mit dieser wirklich sauber geschmiedeten Single einen wichtigen Grundstein für die eher steil prognostizierte Karriere, da mit ihrem Sound nicht nur eine, sondern gleich mehrere Anhänger glücklich gemacht und vereint werden können. Das eigentlich schon fixfertig gebackene Album ‚Beautiful Darkness’ soll laut Band-Homepage anfangs 2007 veröffentlicht werden. Unbedingt mal reinhören, es lohnt sich!
Toby S.
Punkte: keine Wertung    
XICON - Theogony
Aurora Music/K-Tel

Aus der Band The Nightshade werden Xicon. So oder mindestens so ähnlich ist es in der Biographie der welschen Formation Xicon niedergeschrieben. Fünf Romands wollen also die Welt mit ihrer Musik erobern. Der Bandname klingt für meine Verhältnisse zwar etwas futuristisch und auch der Sound von Xicon ist recht elektronisch angehaucht. Rammstein oder auch Samael kommen als Paten in Frage. Der erste Höreindruck von "Theogony" ist eigentlich recht angenehm. Die fett produzierten Gitarren fräsen sich im Rekordtempo in die Gehirnwindungen rein und lassen einen sofort angenehme Glücksgefühle aufkommen. So spontan fällt mir auch Modern Melodic Metal à la Soilwork ein. Der Gesang erinnert, wie schon oben erwähnt, an Samael und der Rest der Truppe kommt mit einem angenehmen Soundgerüst daher, das sich nicht zu verstecken braucht. Was zu bemängeln wäre, ist für mich das Songwriting. Ja, ich weiss, es ist immer das selbe Theater: Ich meckere über die Songs, wie sie so in der Entstehung aufgenommen wurden. Ein klasse Album will man immer wieder hören, aber Lieder, die einem nichts sagen oder keine Emotionen auslösen, da wird es schwierig. Der Sound ist gut (produziert wurde von Patrick Aeby und Dominique Favez von Krokus), der Wille für gute Songs ist vorhanden. Jetzt aber noch ein wenig beim Zusammenschustern der Riffs besser arbeiten und schon bald werden sich Xicon in der europäischen Liga etablieren. Für ein Debüt-Album kann man es so stehen lassen.
Daniel J.
Punkte: 7.3 von 10
       
SHINETH - 11 Of 10
Musicbuymail
Shinet ist ein klassisches Projekt, dessen Zukunft als Band, zumindest als Live-Act, doch eher ungewiss ist. Dies hat aber keineswegs mit der musikalischen Qualität zu tun, denn die ist hoch. Vielmehr besteht die Band eben nur aus zwei Members. Zum einen aus Sebastian Roos (v, g & b) zum andern aus Anders Berlin (d & keys). Die Beiden sind auch für's Songwriting verantwortlich und haben die Scheibe, ebenfalls im Alleingang, produziert. Das Debüt-Werk der zwei Schweden schlicht als AOR einzuordnen, wäre zu einfach. Der melodiöse Hardrock erweist sich aber als Fundament des Shineth Sounds. Die zwei Akteure haben sich dennoch links und rechts einigen Spielraum offen gelassen und stossen so auch in seltener betretenem Boden des grossen Genres Melodic vor. Brit-Pop ist so ein Gebiet, das dem kommerziellen, mit modernen Zügen versehenen und vielleicht sogar radiotauglichen Teil der Truppe treffend wiederspiegelt. Knackiger 80er Hardrock mit diversen kernigen Hooks und frischen Riffs ist eine andere Seite. Durch die vielschichtigen Sounds des Duos wirkt das Album zwar nicht gerade homogen, dafür bietet es mehr Abwechslung als so manches Konkurrenzprodukt. Auch die Songs sind legitim, obwohl ganz grosse Hits fehlen. In diesem Bereich liegt die Truppe, zusammen mit dem Gros der Szene, im Mittelfeld. Unter dem Strich sind Ansätze vorhanden, um sich einen Platz in der Melodic-Szene zu sichern. In diesem übersättigten Markt haben aber bekannte und bewährte Namen einfach bessere Chancen auf Erfolg. Trotzdem sollten Fans von Enuff Z'Nuff, Cheap Trick oder Goo Goo Dolls das Album unbedingt antesten.
Chris C.
Punkte: 7.2 von 10     
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KIJU - Demon(C)racy
Hardebaran
Habt Ihr mal wieder Lust auf was Spezielles? Dann hätte ich hier einen anständigen Appetit-Anreger für Euch. Und zwar bieten Euch die italienischen Wochen ein fünfteiliges Knabberangebot an, mit dem Schriftzug brutal groovy metalcore auf der Verpackung. Na, das zergeht einem doch auf der Zunge, oder sehe ich das falsch? Schmecken tut das Ganze wie warmer Apfelkuchen, um Eure Fantasie etwas anzuregen. Gesungen wird hauptsächlich clean, zum Teil zwei- bis dreistimmig, was dem Ganzen einen höheren Level als normal verleiht, weil es zu allem noch gut klingt. Auch die so hoch angepriesene brutale, groovige Seite lässt uns nicht im Stich und paart sich perfekt mit den Shouts und Singalongs auf dem fast einstündigen Zweitwerk unserer Nachbarn. Schade ist nur, dass es nach den ersten acht Tracks (von zwölf) den Anschein macht, als wären die Jungs in ein kreatives Loch gefallen und hätten noch notdürftig den Silberling etwas gefüllt, um ein langes Album zu backen. Ab da wird es etwas brutaler und schneller, aber auch eintöniger und wie schon mal gehört. Aber ich habe schon oft feststellen müssen, dass dieser Fehler häufig begangen wird, nur damit man auf seine Stunde bolzen kommt. Fazit: Wäre die Scheibe nur acht Lieder lang, hätte ich auf Knien danke gesagt für ein weiteres sehr gutes Werk in meiner Sammlung. Doch sind es die Kleinigkeiten, die Vielem unverhofft einen dunklen Schatten auferlegen können. Wenigstens scheint zu Anfang die Sonne.
Sven
Punkte: 7.2 von 10     
   
CRADLE OF FILTH - Thornography
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Waren die Engländer früher dank ihrem ruchlosen Auftreten und den durchschlagskräftigen Songs noch problemlos mit selbstgebranntem Absinth vergleichbar, zeichnete sich mit dem letzten Album "Nymphetamine" eine Verlagerung Richtung schwerer Rotwein an. Dieser Weg wurde mit der neuen Scheibe sukzessive weiterverfolgt und mündet hiermit in einem künstlerischen Spagat, der die Fans in mindestens zwei Lager spalten wird. Die erwähnte Kurskorrektur würde den neuen, vampirisch angehauchten Songs wie "Cemetery And Sundown" oder "Under Huntress Moon" eigentlich noch gut zu Gesichte stehen, jedoch liebte ich COF vor allem auf Grund ihrer zwischen Paranoia und Schizophrenie pendelnden Eruptionen aus Genialität, Wahnsinn, In-die-Fresse-Parts und den enorm variablen, poetisch/blasphemischen Vocals. COF machten es den Kritikern zwar schon immer schwer, was die stilistische Schubladisierung ihrer Werke anbelangt, machen mit "Thornography" aber nun endgültig den Schwenk von symphonischem Black Metal mit Gothic-Touch zu Heavy Metal/Gothic mit leichtem Black Metal Einschlag. Das Material wurde dieses Mal fast komplett von Gitarrist Paul Allender komponiert und kommt reichlich "erwachsener" und einheitlicher daher als bis anhin gewohnt. Dummerweise wirkt diese Vereinheitlichung derart dröge, dass sich mir partout kein einziger Song ins Gedächtnis fräsen wollte und ich mit konstanter Müdigkeit zu kämpfen hatte (verdammte Tsetse-Fliegen!). "Highlights" der Platte sollten wohl das Duett mit Ville Vallo (HIM) bei "Byronic Man" (langweilig) und das mehr oder weniger gelungene (und vor allem mutige!) Cover der 80er Gay-Dark Waver Heaven 17 namens "Temptation" sein, verzetteln sich aber in schwülstigen Anbiederungen an die breite Masse und lassen die messerscharf organisierte Kakophonie vergangener Tage schmerzlich vermissen. Auch Sänger Dani setzte vermehrt auf "gesungene" Parts und setzt dadurch dem entspannten Songwriting leider keinerlei überraschende Gegenpole entgegen. Gothic-Fans mit einem Hang zum Brutalen und alle die auf flüssiges Songwriting, die typischen COF-Zwillingsgitarrenmelodien und einer zwar erdigen aber dennoch klinisch anzuhörenden Produktion Gefallen finden, dürften mit dieser Scheiblette bestens bedient werden. Die Fans der ersten Stunde werden sich jedoch ungewohnt tief bücken und hart schlucken müssen, da die aktuellen Ergüsse für meinen Geschmack einfach zu kommerzielle Vibes ausstrahlen und von mir aus gesehen nicht mehr viel mit dem Image der Band zu tun haben. "Thornography" ist alles andere als eine schlechte Platte, aber was sie mit Cradle Of Filth zu tun haben soll, da bin ich mir selbst noch nicht so sicher...
HaRdY
Punkte: 7.1 von 10       
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TRIVIUM - The Crusade
Roadrunner Records/Musikvertrieb

Trivium aus Florida sind so was wie die Band der Stunde im zeitgenössischen Metal-Universum. Sämtliche Bandmitglieder sind gerade mal knapp über 20 Jahre alt, und bereits liegt mit "The Crusade" ihr drittes Album vor. Aufgrund ihrer Rückbesinnung auf klassische Bay Area-Sounds der Marke Metallica & Testament konnten sie bisher auf starken medialen Rückenwind zählen, und dank aktueller Prognosen wird sich das garantiert nicht stark ändern. Im Dezember bestreiten die Jungs im Vorprogramm von Iron Maiden eine Europa-Tournee, und bereits im Frühling nächsten Jahres werden sie nochmal als Headliner auf unseren Kontinent zurückkehren, um die Saat zu ernten, die sie im Rahmen der vielen Touren der letzten zwei Jahre gesät haben. Man sieht schon, die Zukunft der Band sieht vielversprechend aus - aber wie steht's denn nun mit der neuen Platte, bietet sie das Fundament, auf dem solche Pläne wirklich bestand haben? Wir wollen zunächst mal einige Neuerungen durchgehen, bevor wir unsere Zähne in die Songs schlagen, und schliesslich unser Endurteil durchkauen... Was gleich beim ersten Durchgang auffällt, sind die beinahe komplett fehlenden Schreigesänge von Matt Heafy, dafür hat die Band ordentliche Riffmonster zusammengeschustert und im Vergleich zu Beispielsweise "Ascendancy" (2005) dafür etwas an Gradlinigkeit verloren. Muss nicht zwingend schlecht sein, die Songs büssen dafür aber einiges an Eingängigkeit ein. Desweiteren fällt vor allem der wirklich starke 80er-Touch einiger Songs auf, "Anthem" beispielsweise hätte so auch auf dem offiziell verleugneten Pantera-Erstling (die Haarspray-Phase!) stammen können - Der Song kommt sogar inklusive stadiontauglicher "Ohoo"- und "Yeeha"-Mitsing-Parts. Der Opener "Ignition" weiss im Chorus durch einzelne gezupfte Klampfen und einer schönen Melodie zu gefallen, "Entrance Of The Conflagration" bietet minutenlange Solo-Orgien, der Riff von "Unrepeatent" weist Parallelen zu "Don't Tread On Me" vom schwarzen Album von Metallica auf, "Becoming The Dragon" wird in der letzten Minute von einem etwas eintönigen Bass-Solo dominiert, "The Rising" versprüht zu Beginn irgendwie "Eye Of The Tiger"-Feeling und der abschliessende Titeltrack verliert sich spätestens nach fünf Minuten im mindestens 82sten neuen Riff. Klarer Fall, Trivium haben sich stark Richtung 80er entwickelt. Während der Aufenthalt in der Metallica-Bronx offensichtlich etwas experimentellere Ansätze (vor allem Gesanglich!) zum Vorschein gebracht hat, hat der junge Vierer im Vorgarten von Dave Mustaine auch die eine oder andere Handvoll Unentschlossenheit mitgehen lassen. So weiss "The Crusade" zwar über kurze Distanz duchaus zu gefallen, aber wirklich innovativ oder gar richtungsweisend, wie eine beachtliche Anzahl an Medienvertreter in der letzten Zeit immer wieder gerne behauptet hat, sind sie deswegen bestimmt nicht. Würde man die Situation etwas abschätzend betrachten, könnte man sagen, dass "The Crusade" eine laue Schnittmenge zwischen dem schwarzen Album von Metallica, "Peace Sells..." von Megadeth und der einen oder anderen Maiden-Platte bildet - aber wir stattdessen gönnen den Jungs den Erfolg, und warten lieber weiterhin auf kommende Glanzleistungen.
El Muerte
Punkte: 7.0 von 10
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SILKENFINE – Market Street
Merz Records

Silvio Rätzer singt in einer Art, die ich mit „Moll“ umschreiben möchte. Viele Menschen empfinden Molltonarten als ungewohnt, als wenig eingängig und vielleicht sogar anstrengend. Vor allem natürlich die auf Dur getrimmte Radiogesellschaft. Ach Quatsch, er kann einfach nicht singen und ich versuche diese Tatsache in freundliche Worte umzuwandeln. Nehmt von den Aussagen, welche ihr wollt; Fakt ist, dass der Mann keine Stimme hat, die sofort begeistert. Ausser wenn er die Kurt Cobain-Masche anwendet, in die er etwas Trent Reznor mischt, um die ultimative Depression zu verkörpern. Und das soll der Soundtrack zum Leben in der Stadt Bern sein? Nein Jungs, „Log8“ gefällt mir wirklich gut, aber mit unserer schönen Hauptstadt hat das nichts zu tun. Dabei kommen die Jungs doch von da oder aus den anliegenden Dörfern. Der kluge Leser folgert blitzschnell, dass Silkenfine dann ja des Schweizerdeutschen mächtig sein müssten. Richtig und das wird mit „Jakob“ auch bewiesen. Der wohl härteste Song auf „Market Street“ kommt riotmässig daher und erzählt auch inhaltlich vom Steine schmeissen. Trotzdem oder gerade darum sehr schmissig. Dann gibt es aber auch wieder Lieder, die erwecken Bilder von Anzug tragenden Männern in Lounges, die für Hintergrundgeräusche zuständig sind...Ich würde das Album nicht als „ausgereift“ im Sinne von „durchdacht und homogen“ bezeichnen. Aber es ist ein mutiges Album von einer Rockband, die sich nicht für ihr überdurchschnittlich breites Spektrum schämt. Durch eben jenes wird es schwierig mit den Empfehlungen, wie immer gilt: Je weniger Scheuklappen am Zaumzeug, desto mehr Freude an unkonventionellen Dingen. Aber zuerst mal Song für Song antesten, ich garantiere für nichts.
Leandra
Punkte: 7.0 von 10
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NECROID - Natural Disharmonies
Eigenvertrieb

Hier haben wir das Debüt-Album der schwäbischen Death/Thrash Metal Combo Necroid. Jetzt denkt Ihr: Aha! Aber ich bin ja dazu da, die Unwissenden unter Euch aufzuklären oder zu informieren, um es nicht so besserwisserisch auszudrücken. Ein 12-Teiler, der von dem nicht ganz unbekannten Achim Köhler (u. a. Primal Fear, Sinner und Brainstorm) abgemischt und gemastert wurde. Der Sound selber lässt sich aufteilen in Bands wie Hypocrisy, Bolt Thrower, Death und einer grossen Portion des eigenen Ideen-Haufen. Ich habe den Eindruck, dass hier besonders auf eine Nicht-Schubladisierung wert gelegt wurde, da die sonst so Klischee-Death artigen Songs meistens eine unerwartete Wendung nehmen, oder seltsame, aber gute Seitensprünge wagen, die halt in keine Schublade passen. Etwas monoton bleibt aber das ganze Paket trotzdem, ob jetzt die Hirsche ab und zu bellen oder nicht. Die Vocals sind auch nicht die frischesten, obwohl das ja nicht die Absicht ist bei einer Grunzband. Aber vergleichbar mit tausenden. Am Gesamteindruck lässt sich jedoch nichts verwerfen, der bleibt gut.
Sven
Punkte: 7.0 von 10
    
MENNEN - Freakalive
Armageddon Music/Musikvertrieb
Die Tätigkeit als Reviewer bringt es dann und wann mit sich, dass man auf etwas trifft, von dem man bisher keine Ahnung hatte. So erging es mir beim Anblick dieser CD, die ich zwar in einem Metal-Zine schon irgendwo mal gesehen hatte, aber das war auch schon alles. Die Recherche zeigt, dass Sänger, Mainman und Namensgeber Joss Mennen mal bei einer Combo namens Zinatra (ebenso nie gehört zuvor!) zockte und dass letztes Jahr ein Studio-Album mit dem Titel "Freakazoid" als mittlerweile viertes Album veröffentlicht wurde. Die vorliegende CD ist quasi die Live-Ausgabe davon. Warum Mennen, die hierzulande wohl keine Sau kennt (obwohl sie im August in Wacken gespielt haben), diese Live-Scheibe in den Staaten, genauer in Cincinnati aufgenommen haben, mutet mindestens am Anfang doch seltsam an. Hört man sich aber die Mucke mal etwas genauer an, dann fällt der Groschen schon bald, denn eine Band, die sich primär schwer einordnen lässt (gut, Metal isses klar nicht, sondern Hardrock), nach einem Klon aus Extreme (mehr), White Lion (hört mal den Track "Wicked White" an!) und Van Halen (weniger und ganz grob beschrieben!) anhört, ist schon klar, warum die Amis (allenfalls) darauf abfahren. Würden Mennen zum Beispiel jetzt bei uns in Pratteln im Z7 angesagt, würden wohl keine fünf Tickets oder noch weniger im Vorverkauf abgesetzt. Wie gut die Amis diese Band mittlerweile kennen oder finden, entzieht sich meiner Kenntnis. So bleibt uns Europäern ein Album übrig, das insgesamt zwar ganz ordentlich daherkommt, aber nicht wirklich aus der Masse heraus ragen kann. Völlig missraten ist zudem die Cover-Version (wen wundert's?) des Supertramp Überhits "School" (offensichtlich kein Album-Track, aber schon auf der ersten Live-Scheibe verbraten), der hier rein gar nichts ausstrahlt, einfach Müll! Der Rest ist wiegesagt nicht von schlechten Eltern, aber Mennen, die übrigens aus den Niederlanden stammen (!) werden bei uns nie und nimmer Fuss fassen können. Somit ist der Gang über den Teich in diesem Fall wohl das einzig Richtige gewesen, aber ob sich das letzten Endes auszahlen wird, wage ich zu bezweifeln.
Rockslave
Punkte: keine Wertung                
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THE PANIC CHANNEL - (ONe)
Capitol Records/EMI
Den guten Dave Navarro, der hier bei Panic Channel die Klampfe bedient, den kennen die meisten da draussen nur flüchtig als Mitbringsel. Die Chilli Peppers hatten ihn mal als Ersatz für John Frusciante in ihren Reihen, bei Jane's Addiction durfte er im Schatten von Perry Farrell in die Saiten hauen und jüngst spielte er im Scheidungskrieg mit Carmen Elektra die Nebenrolle - Der Mann hat's nicht leicht. Und nun steht er nach zig Projekten mit seiner ersten richtigen Band seit Jane's Addiction endlich wieder an der Front. Kunststück, zwei der drei Mitmusiker (Chris Chaney/Bass, Stephen Perkins/Drums) haben auch schon bei der gleichen Kapelle gezockt. Richtig von eben genau dieser Vergangenheit distanzieren will sich die Mucke dann auch nur selten, denn genau so wie Audioslave immer an Rage Against The Machine erinnern werden, so können auch The Panic Channel ihre Wurzeln nicht verstecken. Interessanterweise klingt die Band immer dann am überzeugendsten, wenn sie kompromisslos das tut, was man schon immer von ihr kannte: Geschmackvolle Alternative-Rock-Tunes mit allerlei feinen Details und Zugaben unter's Volk bringen. Dummerweise kann Neuzugang und Vokalist Steve Isaacs diese Schiene nur bedingt mitfahren, seine Stimme ist gegenüber dem Bandsound wesentlich eingäniger und direkter - Was an und für sich durchaus ein Plus wäre, den Songs aber leider sehr viel Eigenständigkeit raubt. The Panic Channel liefern mit "(ONe)" eine prima Party-Scheibe ab, die durchaus tiefgängige und intensive Momente bietet, aber im Endeffekt leider in das gleiche Regal wie etwa der Velvet Revolver-Erstling gehört. Das Regal mit der Aufschrift «Ach ne, die Jungs gibt's noch? Die waren aber mal kreativer!».
El Muerte
Punkte: 6.8 von 10       
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SAGITTA - Bad Signs
Eigenvertrieb
Sagitta, so lautet das lateinische Wort für "Pfeil". Dazu bezeichnet es eine Gruppe von Sternen, welche von der nördlichen Hemisphäre aus zu betrachten ist. So liest man es jedenfalls auf der offiziellen Bandhomepage. Dass diese brasilianische Combo das Wort "Pfeil" als Namen wählte, lässt sich nach dem barocken Keyboard-Intro ziemlich schnell nachvollziehen, denn der erste Song "Take On" besticht vor allem durch eines, nämlich dem sehr hohen Tempo. Nicht schwer, bei diesen Attributen (schnell und barock) gleich an eine Band zu denken: Rhapsody (Of Fire). Die Italiener scheinen auf Sagitta grossen Einfluss ausgeübt zu haben, denn auch Sänger und Initiator Ricky Wychovaniec kann eine gewisse Ähnlichkeit mit Rhapsody-Stimme Fabio Lione nicht abstreiten, obwohl er als grosses Vorbild Michael Kiske (Ex-Helloween) angibt, was schlussendlich auch nicht allzu weit hergeholt ist, ist doch auch das Kürbiskopf-Flair unübersehbar. Etwas abwechslungsreicher klingt darauf der Titeltrack "Bad Signs", dessen getragener Anfang dann auch wieder in Höchstgeschwindigkeiten übergeht, jedoch variieren die Südamerikaner hier ein wenig ausgiebiger. Dass auch Gitarrero Jean Silvestro und nicht nur Tastenflitzer Robson Martin, der bisher den Virtuosen-Part übernommen hat, was auf dem Kasten hat, zeigt sich beim epischen "Angel Guide", welches trotz der atmosphärischen Strophe wieder im Up-Tempo Bereich endet. Zum Abschluss darf dann auch der rhapsodische Kitsch in Form von "With Or Without You" nicht fehlen, also eine lupenreine Power-Ballade mit haufenweise Gitarren-Soli und emotionalen Vocals. Hinter den Reglern sass übrigens Bassist Alex Neves, der bis auf den Drumsound (Mann..., nerven diese blechernen Cymbals!) einen souveränen Job absolviert hat und dieses Demo somit für alle Fans der schon erwähnten Rhapsody oder Helloween äusserst interessant macht. Denn hier kriegt man eine halbe Stunde lang typischen Melodic Speed Metal geliefert.
Kissi
Punkte: 6.8 von 10            
YOG - Grindcore Deluxe
Eigenvertrieb
Netter Album-Name, gefällt mir. Und auch drin ist, was gut ist. Kalt brodelnder, wütend reissender Grind à la Discrètion und das aus der Schweiz. Ja, wie soll man Grindcore am besten in seine Einzelteile zerlegen? Anders formuliert, wie erklärt man die Unterschiede zwischen anderen Knüppel-Bands? Das ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist einfach die ganze Kombination in der richtigen Dosierung, zwischen Geschwindigkeit, Shouts, Pausen, Aggressivität und Schweinequieken. Genau diese Mischung stimmt hier fast auf's Gramm genau! Es nervt auch nicht schon nach zehn Minuten, und man kommt regelmässig zum Atmen. Ja, das ist dann auch schon alles, ich kann auch an der Lautstärke der einzelnen Instrumente nichts aussetzen. Leider nur sechs Lieder, aber sonst ist alles erste Sahne. Ich wünsche also noch fröhliches Geknüppel, Euch Guts and Gore-Fans!
Sven
Punkte: 6.8 von 10                    
BLACKSHINE - Lifeblood
Dockyard1/Musikvertrieb
Mann-o-Mann, die Jungs haben ja Durchhaltevermögen! 1988 unter dem Namen Hetsheads aus der Taufe gehoben, können die Stockholmer Blackshine heute auf gerade mal drei Scheiben zurückblicken, daneben noch auf zwei ausgestiegene Drummer und zwei Labelwechsel. Dennoch scheint das schwedische Quartett, das in der Vergangenheit schon mit U.D.O., Lacuna Coil und Bruce Dickinson tourte, in keiner Weise ans Aufgeben zu denken. Ob ihnen der Durchbruch nun mit "Lifeblood" gelingen will, mag ich mal bezweifeln, aber rocken tut die Scheibe allemal. Mit ihrem nicht selten an lockere Entombed erinnernden Death/Thrash'n'Roll verbreitet die Truppe nämlich gute Party-Stimmung, jedoch ohne wirkliche Ohrwürmer abzuliefern, was bei einem solchen Stil doch von Wichtigkeit wäre. So thrasht man munter in "Cure In The Shape Of Noise", "Second Rate Of Blasphemer", dem Titeltrack oder "Burn The World", groovt im Sepultura-Takt durch "Born A Dernier", "Stonefog" sowie beim grandiosen "Powerghoul" und macht bei "Unbroken" und "Face The Bastard God" einen auf Sentenced. Dies alles vermischt, ergibt die Songs "Dwell In Black" und "Denial of Pain" - fertig ist "Lifeblood". Am besten befolgt man während dem Hören den Rat, den Blackshine auf ihrer Homepage verkünden und dann macht die Scheibe schlussendlich doch noch Spass: "Tu dir selber einen Gefallen: Hol ein Bier, dreh die Anlage auf und blas dir dein Gehirn weg!", wobei das Letzte nicht wirklich ernst zu nehmen ist, denn so schlecht sind sie nun auch wieder nicht.
Kissi
Punkte: 6.7 von 10                      
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NOVEMBERS FALL - Mythaeon
Eigenvertrieb
Die vier jungen Herren aus Neukirchen (D) haben sich dem melodischen Todesblei verschrieben und legen mit "Mythaeon" ihre mittlerweile dritte Demo innerhalb von drei Jahren vor. Beim ersten Hördurchgang wird deutlich: Hier wird experimentiert. Mit latenten Gothic- und auch Folkelementen (Harmonika!!) wird versucht, einen eigenen Stil zu finden. Der Sound ist für ein Demo einer derart jungen Band durchaus in Ordnung und entspricht der Erwartungshaltung an ein solches mit links. "Questions Of Eternity" (8 Minuten!) und die umwerfende Titelkreation "Angst im Wald" (sic!) sind zwischen Mid- und Uptempo gespielte, düster angehauchte Songs mit mahlenden Gitarren und erwähnten Folkeinflüssen. "Coral Island" ist ein über zwölfminütiges Epos, welches clean beginnt und sich kontinuierlich steigert. Soweit, so gut. Positiv fällt das solide Songwriting mit vielen Dynamikwechseln, Growl/Clean-Parts und atmosphärischen Zwischenparts. Besonders die Gitarrenfraktion kann in "Coral Island" durchaus schon glänzen. Die Basis für eine Weiterentwicklung ist also gelegt und durchaus vielversprechend..., wenn nur die cleanen Gesangsparts nicht wären. In dem mächtigen Soundteppich kann eine Stimme mit derart bescheidener Tondefinition (Betonungen immer am Ende) und mässigem Volumen nur untergehen. Der eigentlich gute Eindruck wird bei diesen Passagen jeweils stark in Mitleidenschaft gezogen. Fazit: Für ein Label ist es definitiv noch zu früh, aber die guten Ansätze zusammen mit einigen Gesangsstunden könnten für die Zukunft von Novembers Fall Wunder wirken.
Phil
Punkte: 6.1 von 10          
MONA FOR NOW – Kiss My Fetus
Charco Records

Die Guano Apes sind tot, es leben Mona For Now! Die vorliegende EP gibt einen Vorgeschmack darauf, wie man das Erbe der Deutschen in Hollywood weiterführt. Sängerin Shey-la ist stimmlich der unbekannte Zwilling von Sandra Nasic. Grundsätzlich interessant am Sound der drei Kalifornier finde ich, dass die Gitarre „hinter“ das Schlagzeug gemischt wurde, wenn denn jemand verstehen sollte, was ich damit meine. Der Drumsound kommt einfach besser zur Geltung, während der Saitenzupfer in einer Ecke des Studios gestanden haben muss. Das wird aber schon beim zweiten Song besser, nun klingen beide Instrumente leicht hintergründig. „Election Day“ heisst das gute Stück und greift die Thematik der aktuellen US-Politik auf. Mona For Now zeigen sich frustriert darüber, wie weit es mit der Korruption gekommen ist. Shey-la lässt den Tiger in ihrer Stimme raus und knurrt ins Mikro, dass es keine Revolution gäbe. Angeblich sind neben den Guano Affen auch Pantera und System Of A Down Pate gestanden. Davon höre ich persönlich aber herzlich wenig. Für Pantera ist der Sound zu nett und für SOAD strukturell zu einfach. Das Anfangsriff beim vierten Song „Must Feel Good To Be You“ freut das Bangerherz, leider hält es nicht den ganzen Song durch. Der letzte Song ist ein Freudenfest für solche, die Becken das Beste an einem Drumkit finden. Der Gitarrist bedenkt hier, dass es auch langsame Banger gibt und das Fräulein gönnt sich auch die eine oder andere Pause. Für Fans von Guano Apes geht es hier fast nahtlos weiter, für andere würde die Platte mehr in die Kategorie „eine mehr im Regal“ fallen.
Leandra
Punkte: 6.0 von 10
    
SCAPEGOATS - Madness Of Mind
Rockseed Records

Scapegoats sind aus unserer gemütlichen Westschweiz und stehen nun mit ihrem ersten Album in der Warteschlange zu konstruktiver Kritik. Sie beschreiben ihren Sound selbst als modernen Black Metal, vereint mit wütendem Metalcore. Ist jetzt nicht böse gemeint, aber die so genannten Black Metal Gitarren-Melodien klingen wie der traurige Soundtrack eines italienischen 70er-Jahre Splattermovie. Vielleicht ist auch nur das Effektpedal kacke, ich weiss es nicht. Die Aufnahme selber ist bis auf ein paar Verspieler und Geschwindigkeits-Differenzen nicht zu bemängeln. Auch das ganze Bandkonzept ist vielversprechend, aber eben ausbaufähig. Mit etwas Gesangsunterricht und ein paar guten Songs mehr, lässt sich bestimmt mehr rausholen, doch hier reicht es für's Erste nicht, die Konkurrenz trohnt noch zu hoch.
Sven
Punkte: 5.8 von 10
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MORTAL LOVE - Forever Will Be Gone
Massacre Records/Musikvertrieb
Neues für Freunde des "Mädchenmetal" präsentieren uns Mortal Love auf ihrem nun dritten Album. Nach dem erstmaligem Antesten ist die Scheibe bei mir voll abgekackt, sprich "Forever Will Be Gone" ist etwa so innovativ, wie ein Salami-Sandwich und die Riffs so abgegriffen wie der Vibrator von Pamela Anderson. Schublade "aus dem Norden nichts Neues" auf und rein damit. Nachdem ich mich nun gezwungen habe, der Scheibe etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken und mich etwas vertieft mit "Forever Will Be Gone" auseinander zu setzen, kann ich wenigstens der Band positiv zugute halten, dass Mortal Love es schaffen, eine schwermütige Atmosphäre mit ihren Songs aufzubauen. Die Songs leben von den Feinheiten und sind nicht sonderlich heftig ausgefallen. Sprich, das Album eignet sich als Soundtrack für einen gemütlichen und entspannenden Abend, bei dem man keinerlei Anspruch auf kreative und komplexe Unterhaltung legt. Stimmlich gesehen erinnert mich Cat manchmal an Liv Kristine, aber deren Level erreicht die Dame nicht ganz. Die männlichen meist clean vorgetragenen Gegenparts wirken nicht sonderlich berauschend, aber auch nicht störend, was schon mal als positiv bezeichnet werden kann (schlechte Beispiele gibt es da ja genügend). Wären Mortal Love vor zehn Jahren mit diesem Album an den Start gegangen, wäre sicherlich mehr Lob angefallen, aber heutzutage ist es schwierig im Gothic Bereich herauszustechen und die Band schafft dies definitiv nicht. Wer alles sammelt, was mit Gothic Metal zu tun hat, darf gerne zugreifen, ich empfehle aber ein Probehören und dies in der richtigen Stimmung mit genügend Zeit.
R.K.
Punkte: 5.0 von 10
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AGRO - Ritual 6
Armageddon Music/Musikvertrieb
Als markttauglicher Wald- und Wiesenrezensent hört man sich ja eigentlich Platten mindestens zweimal durch, bevor man sich ans Tippen der Kritik macht - war ja bei Agro's "Ritual 6" auch nicht anders geplant. Aber nach drei Sekunden vom ersten Track sehe ich mich bereits gezwungen, gleich den ersten Eindruck hier wiederzugeben: Waaah, Leute, lasst die Finger von Streicher-Samples aus Casio-Keyboards! Schlimmer als in "Thukutela" geht's einfach nicht mehr... über die geloopten Beats im Hintergrund brauche ich gar nicht erst zu referieren. Anyway, zurück zur eigentlichen Scheibe - wenn das Intro abschmiert, muss das ja nicht zwangsläufig heissen, dass der Rest schlecht ist, oder? Und tatsächlich, als wirklich schlecht kann ich "Ritual 6" nach gehörten zwei Durchgängen nicht bezeichnen - eine all zu höhere Platzierung liegt leider aber auch nicht drin. Agro tümmeln sich in groovigen Metal-Gefilden, ohne wirklich Akzente zu setzen - geschweige denn, Geschmack an den Tag zu legen. Nebst etlichen Stuck Mojo-Zitaten finden sich leider immer wieder tonnenweise peinliche Keyboard-Leads der oben beschriebenen Gattung im recht übersichtlichen Soundgewand. Einzig der Song "Tr333" sticht durch seine zahme und harmonische Gitarrenmelodie sowie den Piano- und Percussions-Elementen aus dem Brei heraus, ansonsten herrscht klangliche Einöde. Schade um die Musiker, schade um meine Zeit.
El Muerte
Punkte: 4.5 von 10         
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