CD-Reviews Oktober 2013
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
RUNNING WILD – Resilient
Steamhammer/Musikvertrieb
Meine Piraten stechen wieder in See und freibeutern sich den Weg durch die Holz-zerberstenden Wellen der Weltmeere. Als «Under Jolly Roger» 1987 das Licht der nicht erforschten Schatzinseln erblickte, wurden die Hanseaten von der Presse belächelt. Die Fans zeigten den Nörglern mehrfach den gestreckten Mittelfinger und mit dem Nachfolgewerk «Port Royal» konnte Rolf Kasparek (Rock’n Rolf) und seine Kapelle piratische Erfolge feiern, ehe «Der Fluch der Karibik» überhaupt zur Debatte stand. «Death Or Glory», «Blazon Stone», «Pile Of Skulls» und «Black Hand Inn» waren die nächsten Stationen mit immer grösser werdenden Bühnenproduktionen und fetten Pyroshows. Mit «Masquerade», «The Rivalry» und «Victory» verschaffte sich Rock’n Rolf einen fantastischen Ruf, den er leider mit «The Brotherhood» (Stückware) und «Rogues On Vogue» (Absturz) in den Sand setzte und selbst die Seebestattung einläutete. So blieb es einige Jahre sehr still um den Bandleader, der 2012 mit «Shadowmaker» einen Neustart wagte, der verhalten aber hörenswert blieb. Mit «Resilient» kehrt Rolf nun wieder dahin zurück, wo seine erfolgreichen Zeiten lagen.

Schon der Opener «Soldiers Of Fortune» zeigt, dass nach dem eher rockigeren Projekt mit Giant X wieder mit der härteren Gangart und der bissigeren Stimme von Herrn Kasparek zu rechnen ist. Auch der Titeltrack und das schnelle «Adventure Highway» halten das Level, welches aus «Resilient» ein Werk macht, das sich sehen und hören lassen kann. Musikalisch liegt der neuste Streich im Fahrwasser von «Masquerade» und «Victory». Speziell «The Drift» und «Crystal Gold» erinnern an die alten Seeräuber-Tage des Hamburgers, während «Desert Rose» ein typischer Midtempo-Headbanger ist, der von der ersten Sekunde an zündet. Dabei fallen die berühmt-berüchtigten Gitarrenrhythmen von Running Wild stark ins Gewicht. «Fireheart» ist derweilen ein Speed-Track, wie man ihn aus den erfolgreichsten Zeiten kennt, ausgezeichnet mit einem fantastischen Riff und einem sofort mitsingbaren Refrain. Und wenn wir schon bei RW-Hits sind, muss «Run Riot» erwähnt werden, welcher der grosse Bruder von «Soulless» oder «Wild Animal» sein könnte. Der absolute Höhepunkt ist das fast zehn Minuten lange «Bloody Island», das nicht nur vom Titel her an den «Pile Of Skulls»-Überhammer «Treasure Island» erinnert. Alleine «Bloody Island» ist ein Ohrenschmaus, der in seiner Erhabenheit nicht mehr zu überbieten ist. Wer schnell ist, muss sich die limitierte Version mit den beiden Bonustracks «Payola & Shenanigans» und «Premonition» sichern. Running Wild ist mit einer Stärke wieder zurück, wie man sie kaum mehr erwartet hätte! Krallt sich jetzt Rolf eine Begleitband, mit der er die Weltbühnen besteigen kann und präsentiert das Ganze mit seinen alten Hits und seinem Piratenschiff als Bühnendekoration, so wird man von der Tour des Jahres sprechen! Ab und zu braucht es seine Zeit, bis man aus dem kreativen Loch heraus klettern kann. Rolf hat dies mit Bravur gemeistert und wird seine Fans im Nu wieder zurückerobert haben.
Tinu
    
Punkte: 10 von 10

2. Meinung:
Na also, geht doch! Sorgte das letztjährige Comeback-Album “Shadowmaker” noch für zurückhaltende Reaktionen und sogar Zweifeln an einer dauerhaften Wiederauferstehung der arg ins Schlingern geratenen deutschen Metal-Institution, schiebt Rock ‘n‘ Rolf Kasparek achtzehn Monate danach ein Album nach, das sämtliche schwachen Scheiben davor und sogar die Eskapaden in Glamrock-Gefilde vergessen lässt. Running Wild klingt endlich wieder so, wie es sollte, knallhartes Präzisionsriffing, Uptempo-Nummern, welche die Clubs zum Kochen bringen werden, Refrains, die sofort ins Ohr gehen, Stampfer, bei denen die Fäuste unweigerlich nach oben schnellen, es ist wieder alles da, was das Fanherz zum Hüpfen bringen wird. Aber natürlich birgt „Resilient“ auch ein paar Überraschungen. Die erste trägt den Titel „Desert Rose“, eine powervolle und dennoch sehr einfühlsame, eingängige und schon fast kommerzielle Nummer, eine Art Midtempo-Powerballade mit Killer-Riff und einem grossartigen Refrain, ungewohnt und sackstark zugleich. Die zweite Überraschung hat sich Rolf für den Schluss aufgespart. „Bloody Island“ vereint in seiner Laufzeit von knappen zehn Minuten sämtliche Trademarks von Running Wild, akustische Gitarre, Wellengang und Piratenchor leiten eine bandtypische Midtempo-Nummer mit ausgiebigem Soloteil in der Mitte ein, welche von Minute zu Minute wächst bis zum grossen, supermelodischen Finale. Es haben freilich nicht alle Nummern auf „Resilient“ dieses Format, vor allem mit dem eher untypischen „Down To The Wire“ werde ich einfach nicht warm, aber alles in allem haben wir es hier mit einem wirklich starken und soliden Metal-Album zu tun, das eine bereits totgesagte Band – oder sollte ich eher sagen Soloprojekt? – in überraschend frischer Stärke zeigt, weil sich der Kapitän endlich wieder an den alten Tugenden orientiert. Innovativ geht natürlich anders, aber wer wünscht sich schon moderne Sounds aus dem Hause Running Wild? Natürlich kommt „Resilient“ keinen Augenblick lang an ganz grosse Kaliber wie „Under Jolly Roger“, „Port Royal“ oder „Death And Glory“ heran, dieser Zug ist wohl endgültig abgefahren, aber im Vergleich dazu war „Shadowmaker“ bestenfalls eine Aufwärm-Übung, das hier ist das wahre Running Wild Comeback-Album!
Mirko B.    

Punkte: 7.1 von 10
ALTER BRIDGE – Fortress
Roadrunner Records/Warner
Gegründet wurde Alter Bridge 2004 von den Musikern der Band Creed, nachdem es mit Sänger Scott Stapp Unstimmigkeiten gab (Die mittlerweile übrigens wieder beigelegt wurden). Dazu holten sich die Alternative-Metaller Myles Kennedy (Mayfield Four) ans Mikrophon. Wie gut diese Wahl war wird spätestens mit dem Track “Calm the Fire“ offensichtlich: Myles Kennedy beweist hier eine erstaunliche Bandbreite. Seine Stimme dürfte denn auch eine der Hauptzutaten der Geheimrezeptur sein, die den Erfolg dieser Band ausmacht. Mal samtig weiche Töne, dann wieder metallische Power, dass einem fast die Boxen um die Ohren fliegen. Getoppt wird das Ganze von tiefgründigen Lyrics. Während es auf “One Day Remains“ (2004) und “Black Bird“ (2007) eher sanfter zu und her ging, tauchten Alter Bridge mit “AB III“ (2007) etwas mehr in düsterere Gefilde ab, wo sie an der schönen Oberfläche kratzten um manche Dinge kritisch zu hinterfragen, die oft einfach als Wahrheit hingenommen werden. Mit “Fortress“ dringen die Amerikaner noch weiter vor und bringen mit ihren Texten diese Festungen gänzlich ins Bröckeln. Auch wenn Alter Bridge von Kritikern immer wieder gerne als fader Abklatsch von Creed bezeichnet wird, so haben sie spätestens mit diesem Album ihr Kuschel-Metal-Image eindeutig abgeworfen und beweisen nun Allen was Fans schon längst wissen: AB ist kein lahmes Übergangs-Pop-Projekt, sondern eine Band mit Charakter, die ihresgleichen sucht. Der Sound von Alter Bridge ist in den letzten 3 Jahren seit dem letzten Album weiter gereift, wohl auch deshalb, weil die meisten Mitglieder nebenher andere Projekte am Laufen hatten, was ihnen neue Blickwinkel erlaubte. Myles Kennedy war mit Slash auf Tour, Gitarrist und Mastermind Mark Tremonti veröffentlichte sein erstes Solo-Album “All I Was“ und Drummer Scott Philipps machte mit seiner Band “Projected“ eigene Aufnahmen. Ausserdem ging es auf Tour mit Creed. “Fortress“ ist etwas metalliger als seine Vorgänger, wobei nach wie vor viel Wert auf Melodie gelegt wird. Highlights sind der Titeltrack “Fortress“, das extrem eingängige “Addicted to Pain“ und die Ballade “All Ends Well“. Im Closing-Track “Water Rising“ übernimmt Mark Tremonti einen Teil des Gesangs, eine sehr gelungene Kombination. Fazit: Grossartiges Album einer noch grossartigeren Band. Unbedingte Kaufempfehlung.
Patricia H. 

Punkte: 9.8 von 10
IN EXTREMO - Kunstraub
Vertigo/Universal
Funken sprühend vor Vorfreude wurde das mittlerweile elfte Album von In Extremo erwartet, und das zweijährige Warten seit dem Vorgänger "Sterneneisen" hat sich gelohnt! "Kunstraub" ist ein phänomenal starkes Album geworden! Weniger mittelalterliche Klänge, dafür umso rockiger und sogar noch frecher als alles bisher Dagewesene. Betrachten wir alles seit dem Debüt "In Extremo" im Jahre 1996, so ist es spannend zu beobachten, wie die Band sich seither musikalisch entwickelt hat. Gerade lyrisch haben sie es seit eh und je total drauf, was man vor allem beim Text zu dem herrlichen Song "Gaukler" besonders gut merkt - ein Gedicht! Bemerkenswert ist auch, dass man auf "Kunstraub" durchwegs auf deutschsprachige Texte setzt. Der Titel des Albums führt übrigens auf einen Zeitungsartikel zurück, den Bandmitglied Dr. Pymonte Ende 2012 gelesen hat. Sieben Meisterwerke von Malern wie Picasso, Matisse und Gauguin wurden in Rotterdam gestohlen; Sieben, die magische Zahl der Band. Im Song "Kunstraub" wurde diese Tat musikalisch verarbeitet. Obwohl die Songs vor allem sehr rocken und eine Menge toller Riffs enthalten, ist auch etwas Sanftes und ein wenig melancholisch Anmutendes wie "Wege ohne Namen" oder "Die Beute" dabei. In Extremo haben es geschafft, über all die neuen Songs hinweg eine Atmosphäre zu schaffen, die vor Magie und Überlegenheit strotzt. "Kunstraub" ist der am hellsten strahlende Edelstein in der Krone, die In Extremo tragen, und es ist wirklich schwer, diese Ohrwürmer wieder los zu werden, wenn man die CD erst mal im Player hat!
Maiya van A.

Punkte: 9.8 von 10
FATES WARNING - Darkness In A Different Light
InsideOut Music/EMI
Nach fast 10 Jahren Pause kehren Fates Warning endlich mit einem neuen Album zurück. Und eins vorweg: "Darkness In A Different Light" ist ein tolles Werk geworden. Jim Matheos hat wieder einmal grossartige Songs geschrieben und zusammen mit Rückkehrer Frank Aresti die Gitarren krachen lassen. Joey Vera spielt den Bass souverän durch alle 10 Tracks und der Neue an den Drums, Bobby Jarzombek, spielt sich den Arsch ab und lässt einen Mark Zonder schnell vergessen. Ray Alder singt so stark wie nie, möglich, dass er durch seine anderen Projekte vielseitiger geworden ist. Meiner Meinung nach setzt Ray hier seine Stimme nämlich variabler ein, als auf früheren Alben. Es braucht einige Durchläufe, bis man das ganze Album versteht und zu geniessen vermag, aber daran ist man sich ja gewohnt bei den Proggies. Und so gibt es sehr unterschiedliches Material zu hören. Ganz toll ist "Firefly", ein eher ruhigerer Song, bei dem Ray mit sehr viel Gefühl singt. Oder das wilde "I Am", ein klasse Progsong. Auch das wehmütige, ruhige "Lighthouse" gefällt und betont die Vielseitigkeit der Band. Dem entgegen steht der harte Stampfer "Kneel And Obey", der ebenfalls ein starker Song ist. Ganz gross finde ich "And Yet It Moves", hier paart sich Härte mit akustischen Gitarren, so dass ein grandioser 12-Minuten-Song entsteht. Im Ganzen ist das neue Werk stärker gitarrenorientiert als der Vorgänger "FWX", und vielleicht etwas mehr "Back to the roots", und es kommt ohne Keyboards aus. Ich finde Fates Warning 2013 sind stark, und es ist besser, alle 10 Jahre ein sehr gutes Album zu veröffentlichen, als alle paar Jahre etwas Halbherziges. Die Herren um Jim Matheos haben wieder einmal bewiesen, dass sie nach wie vor zur Speerspitze des Prog gehören.
Crazy Beat
   
Punkte: 9.1 von 10
THE ANSWER – New Horizon
Napalm Records/Universal
Der Titel ist irreführend, denn die Iren The Answer brechen auf ihrem vierten Album nicht zu neuen Horizonten auf, sondern fahren nach wie vor mit dem Treibstoff, welcher ihnen bereits einen weltweiten Slot bei AC/DC einbrachte: Ehrlicher 70ies Rock’n’Roll und Hard Rock. Auf «New Horizon» tun sie das wieder konsequenter als auf dem Vorgänger «Revival». So verbreitet das neue Werk wieder vermehrt die Atmosphäre und den Sound, welche die schweisstreibenden Shows der Iren ausmachen. Hier wird mit einfachen Strukturen kraftvoller wie treibender Rock auf höchstem Niveau gespielt. Und wenn mal ein Gitarrensolo erklingt, hört man auch keinen zweiten „Geistergitarristen“ den Rhythmus spielen. «New Horizon» ist somit die Essenz einer ehrlichen Rockband, und gerade darum so intensiv heraus gekommen. Dabei machen The Answer gar nicht so viel anders als bisher. Sänger Cormac Neeson schnurrt sich wie eh und je kraftvoll durch die zehn Songs. Die Songs bauen die bekannten Spannungsbögen auf. Und auch das sich langsam steigernde «Call Yourself A Friend» ist an sich alles andere als innovativ (nicht mal auf The Answer selbst bezogen). Zeitlose Songs bleiben eben zeitlos, egal wie viele Varianten es bereits gibt. Und wenn die Iren zur Ausnahme mal leichte Elemente von Aerosmith einbauen (bei «Baby Kill Me»), passt das hervorragend in ihr Sound-Universum. «New Horizon» ist somit das Album, welches The Answer erneut weiter bringen wird, auch wenn und vielleicht auch gerade weil diesmal auf Sound-Experimente verzichtet wurde. Kaufen, einlegen und geniessen!
Roger W.  

Punkte: 9.1 von 10
TÝR – Valkyria
Metal Blade/Sony Music
Týr sind in alter Stärke zurück! ‚Blood Of Heroes‘ ist ein toller Opener, welcher rockige Riffs mit guten und eingängigen Melodien vereint, ohne den absolut charakteristischen Sound der Färöer zu vernachlässigen. – was will man mehr. ‚ Die Vocals von Heri Joensen stechen auch diesmal besonders positiv hervor. ‚The Lay Of Our Love‘ ist ein wunderschönes Duett mit Liv Kristine (Leaves‘ Eyes), deren ansonsten gewöhnungsbedürftige Stimme in diesem Song ebenfalls gut zur Geltung kommt. Obwohl ein Grossteil der Songtexte in Englisch ist, hat man die Muttersprache auch diesmal nicht ganz vernachlässigt, wie ‚Nation‘ und ‚Grindavi Isan‘ zeigen. Der letztgenannte Track überzeugt zudem mit einem mehrstimmigen Chor, welcher bezüglich der Harmonien Erinnerungen an kirchliche Choräle weckt. ‚Lady Of The Slain‘ ist nur ein Beispiel, dass Týr 2013 deutlich an Tempo zugelegt haben, ohne dadurch Kompromisse in der Qualität eingehen zu müssen. Im Gegenteil, „Valkyria“ ist wohl das abwechslungsreichste Album, welches der Band in ihrer Karriere bisher gelungen ist. Einziger Schwachpunkt sind die Soli, welche uninteressant sind und die Songs nicht weiter bringen. Diese vermögen die ansonsten äusserst köstliche Suppe jedoch in keinster Weise zu versalzen.
Patricia L. 

Punkte: 9.0 von 10
HATESPHERE - Murderlust
Massacre Records/Musikvertrieb
Die HC-Thrasher aus Dänemark muss man wohl niemanden mehr vorstellen, in der letzten Dekade gehörten die Nordländer zur Speerspitze der internationalen Härte. In den letzten Jahren ist der Lack jedoch ein wenig abgeplatzt, da ständig Besatzungswechsel zu verkraften waren. Somit ist aktuell Gitarrist "Pepe" Hansen das letzte verbliebene Originalmitglied. Unbestritten wurden sämtliche vorherige Veröffentlichungen trotz jeweiligen Bedenken dem Niveau der vorhergehenden Alben gerecht. Trotztdem fragt man sich mittlerweile bei jedem neuen Hatesphere-Album, ob es denn dem Namen noch gerecht wird. Gleich der Opener und Titeltrack fegt einem aber sämtliche Bedenken aus dem Kopf. Im typischen Hatesphere-Galopp geht's ungebremst Richtung Hölle. Sämtliche nachfolgenden Tracks sind der reinste Nackenbrecher, und auch wenn's mal - wie bei "Fear Me" - ein wenig langsamer wird, mindert das nicht das Gänsehautfeelig, welches die Dänen nun schon wieder hervorrufen. Grandios!
Steve Butcher
 
Punkte: 9.0 von 10
MASTER - The Witchhunt
FDA Rekotz
Scheisse, was für ein geiles Album! Viel mehr müsste man dazu eigentlich nicht sagen, ein Must-Have und absoluter Pflichtkauf für alle Deather und solche die es noch werden wollen, aber auch für Thrasher ist dies hier eine absolute Empfehlung. Master gehören zu den Pionieren des Death Metal, Altmeister und Gründungsmitglied Paul Speckman - Ende der 90er von den USA nach Tschechien ausgewandert - feuert sein Todesblei schon seit 1983 auf die Menschheit, gehört also zu den ersten des Genres überhaupt. Somit ist man mit der Anzahl Longplayer auch schon im zweistelligen Bereich angekommen und The Witchhunt ist das zwölfte Album der Band. Und bleibt auf derselben harten Linie wie die vorhergehenden. Natürlich kann man Master mangelnde Innovationskraft vorwerfen, natürlich ist die Kreativität nicht unbedingt die stärkste Seite diese Band und natürlich ist das alles eigentlich alles andere als neu und alles andere als überraschend. Aber das ist mir total egal, diese Scheibe rotzt und ballert und rollt und rockt und groovt wie Sau, Paul kotzt sich fast bei jedem zweiten Satz die Seele aus dem Leib, so angepisst scheint er zu sein. Das hier ist authentisch und echt, Master meinen genau, was sie sagen und spielen. Die Produktion ist auf den Punkt passend, old schoolig und erdig, aber nicht zu rumpelig oder verwaschen, man hört, dass die Jungs durchaus mit modernen Mitteln umzugehen wissen, sie aber nur dort einsetzen, wo es auch passt. So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Und ich sags gerne nochmals: Scheisse, was für ein geiles Album!
Lucie W.   

Punkte: 9.0 von 10
MAD MAX – Interceptor
Steamhammer/Musikvertrieb
Bereits seit über 30 Jahren geistert die Band aus Münster durch die Hardrock-Szene. Seit der Reunion in der klassischen Besetzung 2006 mit Michael Voss (Vocals, Guitars), Jürgen Breforth (Guitars), Roland Bergmann (Bass) und Axel Kruse (Drums) veröffentlicht die Truppe bereits das sechste Album. Somit kommt man immerhin schon auf elf Outputs. Seit Beginn weg konnte Mad Max mit hochkarätiger Musik für Aufsehen sorgen, zum kommerziellen Durchbruch reichte es aber nie. Mainman Michael Voss hat vielleicht auch darum schon vor Jahren ein zweites Standbein als Produzent mit eigenem Studio aufgebaut. Daneben brachte er auch seine Projekte Casanova und Silver in erfolgreiche Gefilde. Selbstverständlich hat Herr Voss sein versiertes Können als Knöpfchendreher auch auf "Interceptor" unter Beweis gestellt. Die Scheibe strotzt nämlich nur so vor Druck und Dynamik. Aber vor allem musikalisch beweist die Truppe ein ausgeklügeltes Gespür fürs Wesentliche. Die Achtziger-Wurzeln werden keineswegs verleugnet, Mad Max haben aber die Augen vor der aktuellen Zeit nie verschlossen. Diese Elemente machen nun auch "Interceptor" zu einem erstklassigen Werk. Die Jungs haben zehn absolute Hammertracks geschrieben. Eingängige Melodien und grosse Refrains reihen sich praktisch ohne Unterbrechung aneinander. Der knackige Hardrock mit Melodie, aber auch Metal-Schlagseite, wird ohne unnötigen Schnick Schnack, dafür mit Groove und Drive zelebriert. Viel kann man da nicht mehr besser machen.
Chris C.    

Punkte: 9.0 von 10
HORISONT – Time Warriors
Rise Above Records
Als die Schweden Horisont letztes Jahr „Second Assault“, ihr – wer hätte es gedacht? – zweites Album veröffentlichten, bescheinigte ich ihnen, bald so gefeiert zu werden wie ihre Retro-Rock-Gefährten von Graveyard. Nun gut, es ist nicht so gekommen. Während letztere durch Nuclear Blast gepusht auch Zürcher Hipster und johlende Greenfield-Gänger begeistern konnten, kämpfen sich Horisont mit Rise Above Records an ihrer Seite immer noch durch die einschlägige Szene. Und dies, obwohl sowohl ihr Debüt „Tva Sidor av Horisonten“, als auch ihr genannter Zweitling mit zum Besten gehören, was mit Verweis auf die 70's in den letzten Jahren veröffentlicht wurden. Nun liegt Album Nr. 3 auf dem Tisch und auch „Time Warriors“ (witziger Fakt am Rande: der Opener von „Second Assault“ hiess „Time Warrior“) ist eine Sternstunde der rückwärtsgewandten Rockmusik. Was dabei auffällt: Der Fünfer aus Göteborg beschreitet dabei weiter den Weg, den er eingeschlagen hat: Anstatt sich wie Graveyard immer mehr dem Blues zu verschreiben, lassen Horisont die Double-Leadgitarren jaulen, setzen auf Virtuosität statt auf „laid-back“ und sollte so nicht nur Schlag- sondern auch Lederhosen-Träger auf seine Seite ziehen können. Zwar sind Songs wie der galoppierende Einsteiger „Writing on the Wall“, der Occult-Rocker „Ain't no Turning back“ oder der von Falsett-Stimmwunder Axel auf schwedisch vorgetragene Schlepper „Vänd Tillbaka“ immer noch den frühen 70ern verpflichtet, vor allem in der zweiten Hälfte der Platte, mit Up-Tempo-Riffern wie „Brother“ oder dem Highway-Rocker „Eyes of the Father“, schlägt der Fünfer immer offensichtlicher die Brücke zu den späten Siebzigern, zu UFO, Thin Lizzy, Blue Öyster Cult oder den Scorpions. Das geht soweit, dass man sich eine Nummer wie das furiose „She Cried Wolf“ eigentlich auch auf einer Tygers of Pan Tang-Platte vorstellen könnte. Retro ist das so oder so und verdammt gut gespielt, gesungen, geschrieben auch. Auf „Time Warriors“ gehen Horisont riffbewusster zu Werke als auf seinen Vorgängern, ohne ihre quirlige Virtuosität zu verlieren. Weder Hipster noch Festival-Gröhler wird man damit erobern, dafür sind Horisont zu wenig trendy und zu viel Heavy Metal.
Kissi    

Punkte: 9.0 von 10
THOUGHT CHAMBER - Psykerion
InsideOut Music/EMI
Heilige Scheisse, was uns Thought Chamber da mit ihrem zweiten Output um die Ohren hauen, ist nicht von dieser Welt! Schon die beiden ersten Instrumental-Songs "Inceptus" und "Exodus", lassen alle, die was von Prog verstehen, vor Ehrfurcht erblassen. Und genau auf diesem Niveau gehts auch mit Song Nummer drei "Psykerion: The Question" weiter, nur das hier noch das grandiose Organ von Spocks Beard, Enchant Sänger Ted Leonard hinzu kommt. Starker Prog, mit viel Gefrickel, ohne jedoch den Gesang und die Melodie dazu zu vernachlässigen. Jeder dieser 16 teilweise sehr kurzen Songs ist eine Darbietung auf höchstem musikalischem Niveau. Hört Euch nur mal das an alte Genesis erinnernde "Light Year Time" an, das ist einfach nur geil, an Perlen wie dieser stimmt einfach alles, man ist versucht zu sagen, dass man das nicht besser machen kann. Und doch, es geht noch besser: zieht Euch mal "Kerakryps" rein. Einfach nur göttlich! Zwischendurch lässt man es mal leicht jazzen mit "The Black Hole Lounge", um dann bei "Circuits Of O.D.D." die Synthies abspacen zu lassen. Dann aber krachen die Gitarren wieder und über allem thront Leos Stimme. Bei "Ile Of Bizen" darf dann auch mal die akkustische Gitarre ran, was auch wieder perfekt zu Leos Stimme passt. Zu den Highlights gehört auch "Recoil", das akkustisch und mit Geige startet, und dann in eine wahre Prog-Pracht mündet. Mit "Breath Of Life" werden Pink Floyd-Klänge angeschlagen, die gesanglich auch von Dream Theater sein könnten. Der 12-Minuten-Progger "Transcend" hebt dann wohl jeden Fan dieser Musik in den musikalischen Himmel. Genau das macht in meinen Augen gute Prog-Bands aus: Thought Chamber fordern den Proggie ganz schön heraus, aber ohne zu vergessen, dass ein Song nur als Ganzes mit Gesang wirkt. «Psykerion» ist ein herrliches Prog-Werk geworden, das dem Zuhörer einiges abverlangt, aber es dann nach einigen Durchläufen wieder voll zurück gibt.
Crazy Beat   

Punkte: 9.0 von 10
EPYSODE - Fantasmagoria
AFM Records/Musikvertrieb
Dies ist das Projekt von Samuel Arkan, der sich die Mithilfe von Leuten wie Tom Englund (Evergrey), Henning Basse (Metalium), Ida Hauklund (Triosphere), Mike Le Pond (Symphony X), Leo Margarit (Pain Of Salvation) Simone Mularoi (DGM) und noch einigen mehr gesichert hat, um dieses grossartige Album einzuspielen. Vierzehn Songs, fünf davon von Tom Englund eingesungen, verwöhnen den Zuhörer mit feinstem Prog/Power Metal. Schon der Opener "The Arch" und der Nachfolgen "Morning Rose" hauen einen um. Saugeile Riffs, akzentuierte Doublebass-Attacken und starke Gesangslinien, dargeboten von einer grandiosen Stimme. Auch der Stampfer "Venom" haut in die gleiche Kerbe. Auch bei ruhigeren Tönen - man höre "Garden Of Exile" - kann man überzeugen. Aber der Hammersong schlechthin ist das hymnische, sehr gefühlvolle Titelstück "Fantasmagoria", das mich am Anfang an Oliver Hartmann erinnert. Ganz geil kommt der Frau / Mann Wechselgesang, dieser Track ist ganz grosses Ohr Kino, erinnert ein wenig an Kiske/Sommerville. Ansonsten wird grösstenteils im Uptempo durchgezockt, aber auf einem hohen Niveau. Hier gibt es keine Füller oder langweilige Parts, die Produktion ist fett, die Songs knallen ohne Ende. Epysode haben hier einfach ein saustarkes Album abgeliefert, von mir gibt es da eine absolute Reinhörempfehlung.
Crazy Beat   

Punkte: 9.0 von 10
DEF LEPPARD – Viva! Hysteria
Frontiers Records/Musikvertrieb
Die aus dem englischen Sheffield stammende Formation ist eine der erfolgreichsten Hardrock-Bands überhaupt. Ungefähr 100 Millionen verkaufte Tonträger gehen auf ihr Konto. Die Jungs behaupten sich schon seit über 30 Jahren in der Szene, aber auch in den kommerziellen Bereichen der Musikindustrie. Selbst durch mehrere Schicksalsschläge liess sich die Band nicht unterkriegen. In den letzten Jahren ist es aber ruhiger um die Gruppe geworden, die grossen Hits blieben aus und die Stadien und Hallen wurden kleiner. Im Frühling dieses Jahres spielten Def Leppard elf spezielle Shows in Las Vegas. Das Ganze wurde aufgenommen und liegt nun als Doppel-Album und DVD/Blue-ray vor. Das erfolgreichste Album der Bandgeschichte "Hysteria" (25 Millionen verkaufter Einheiten, sieben Single Auskopplungen, Nr. 1 u.a. in den USA und England) wurde dabei in voller Länge gespielt. Die Shows begannen jeweils mit einem von zwei verschiedenen, 35-minütigen Sets als "Ded Flatbird" mit selten gespielten Songs aus den Anfangstagen der Band, Favoriten der Fans und Klassikern. Diese beiden Sets, das «Hysteria»-Material und einige zusätzliche Hits sind auf den Tonträgern nun für die Ewigkeit festgehalten. Als Bonusmaterial ist auf der DVD/ Blue Ray zusätzlich ein drei Tracks umfassendes Akustik-Set enthalten. Mit "Viva! Hysteria" stellen die Briten wieder einmal eindrücklich ihre Qualitäten als 1A Live-Band unter Beweis. Nicht nur für Fans ein Pflichtkauf!
Chris C.   

Punkte:
keine Wertung
STATUS QUO - Back 2SQ1 - Live At Hammersmith
Ear Music/Phonag
Heilige Scheisse, dass ich das noch erleben darf! Francis Rossi, Rick Parfitt, Alan Lancaster und John Coghlan noch einmal live gemeinsam auf der Bühne! "The Frantic Four" rocken nach über 30 Jahren nochmals voll drauflos, galt und gilt doch noch heute das 1977 Live-Album von Quo als eines der besten Live-Alben überhaupt. Und ich sage Euch gleich, zieht Euch die Blue-ray oder DVD rein, weil man das einfach gesehen haben muss. Wenn die Jungs, wie damals, mit "Juniors Wailing" starten, bekommt man als alter Quo-Fan schon ein wenig feuchte Augen. Vor allem macht es Freude, dass Alan Lancaster die ersten drei Songs singt, denn ich habe seine Stimme nach seinem Abgang schon vermisst und er kann es noch. "Just Take Me" und "Is There A Better Way" singt Alan wirklich souverän. Und das Volk ist begeistert. Ganz geil, dass man auch ältere Songs ins Set aufgenommen hat wie "Blue Eyed Lady" und das selten gespielte "Oh Baby". Stark ist auch das ganz gespielte "Railroad" mit Bob Youg an der Harp. Oder das noch ältere "(April) Spring, Summer And Wednesdays", da geht das Quo Herz so richtig auf, ohhhh yeahhh!! Auch der Lieblingssong aller älteren Fans "Forty Five Hundred Times" darf natürlich nicht fehlen, genauso wenig wie der Hammersong "Big Fat Mama", alles unsterbliche Klassiker der Briten. Man sieht, dass die älteren Herren Spass haben, vor allem Alan strahlt und geniesst es sehr, wieder auf grossen Bühnen zu stehen. Es folgen dann noch "Roadhouse Blues", "Dont Waste My Time" und zum Abschluss "Bye Bye Johnny", das ein denkwürdiges Live-Dokument beendet. Ich habe mir die Blue-ray inzwischen schon einige Male reingezogen und bin immer noch begeistert. Ich denke, daran kommt kein Quo-Fan vorbei, das ist ein Muss! Übrigens ist die DVD in der Wembley Arena gefilmt worden und beinhaltet noch als Bonus eine 68-minütige Dokumentation mit Rehearsals, Interviews mit der Band und Fans sowie Soundchecks. Das ist wirklich sehr interessant. Also ihr alten (und jungen) Quo-Recken, haut das Ding in Euren Player und alle Regler nach rechts!!
Crazy Beat   

Punkte:
keine Wertung
IN SOLITUDE – Sister
Metal Blade/Sony Music
Auch wenn viele Bands schon vorher scheitern, das dritte Album ist es bekanntlich, welches die Spreu vom Weizen trennt. Mit „Sister“ stehen die Schweden In Solitude nun also an dieser Weggabelung. Geht es weiter steil bergauf Richtung Erfolg wie bisher mit dem selbstbetitelten Debüt und dem schaurig grandiosen Zweitling „The World. The Flesh. The Devil.“? Oder haben sich die Mercyful Fate-Anleihen und der Umstand, dass Pelle „Hornper“ Åhman klingt wie der junge King Diamond, bereits abgenutzt? Nun, eines ist klar: Auf Nummer sicher gehen In Solitude mit „Sister“ jedenfalls nicht, denn anstatt eines eingängigen Openers, eröffnet das elegische „He Comes“ mit Akustikgitarren, einem debil hämmernden Piano und choralem Gesang den teuflischen Reigen. Erst danach, mit dem Mid-Tempo-Stampfer „Death Knows where“ liefert der Fünfer das, was man von ihm kennt und schätzt: Klassischer Heavy Metal, düster und doch eingängig. Natürlich lässt dabei Hornpers Stimme immer noch an den King denken, insbesondere Nummern wie das trabende „Pallid Hands“ oder das galoppierende „Horses in the Ground“ hätten ebenso auf einer seiner Scheiben stehen können. Durch hallende, verschrobene Gitarren und nicht zuletzt fast schon als poppig zu bezeichnenden Melodien fühlt man sich aber auch an den Occult Rock von Bands wie The Devil's Blood oder Ghost erinnert. „Lavender“ oder der Titeltrack mögen beim ersten Mal noch obskur und diabolisch anmuten; schon beim zweiten Durchgang aber haben sich die Melodien und Licks festgekrallt und plötzlich bemerkt man, wie disco-mässig das Hi-Hat tänzelt. Dem gegenüber stehen „A buried Sun“, ein siebenminütiger, psychedelischer Todeswalzer im schleppenden Dreivierteltakt, und „Inmost Nigredo“. Entspannt wabernd beginnt das Finale, um sich abrupt in eine epische Doom-Hymne mit bittersüssen Harmonien zwischen Verzweiflung und Hoffnung zu verwandeln. Mit „Sister“ schreiten In Solitude auf neuen Pfaden und gleichzeitig weiter Richtung Erfolg.
Kissi  

Punkte: 8.9 von 10
ORYMUS – Escape To Reality
Eigenvertrieb
Am meisten Spass hat man als CD-Kritiker und Begleiter der Schweizer Heavy Metal-Szene immer dann, wenn aus dem „Nichts“ eine Schweizer Band auftaucht, die bereits mit dem Debüt-Album internationales Niveau erreicht. Dies geschieht leider selten. Noch erstaunlicher ist es, wenn dieses Werk gar das Potenzial zum Klassiker hat. So geschehen ist es bei den Hard Rockern Orymus! Wobei Hard Rock alleine den Sound zu wenig beschreibt. Vielmehr muss man dem Quintet noch einen Hang zum zeitgenössischen Heavy Metal und zum Prog Rock der 70er Prog-Jahre attestieren. Verschiedene Stile auf einem Album spielen können viele. Orymus tun dies aber so, dass man trotz den Unterschieden immer noch eine einzige Band raus hört, der man sogar gut folgen kann. Wer also nach dem typischen Hard Rocker „Right To Say No“, ein flottes „Do You Remember“, ein düsteres „Not Afraid To Day“ oder ein episches “Time To Heal” hören möchte, ist hier genau richtig. Orymus halten ihre Songs spannend, so dass man nie so genau weiss, wohin die Lieder führen könnten. Dazu kommt mit Daniel Brönnimann ein Sänger, welcher verschiedenste Stimmungen authentisch festhalten kann. So passen dem Berner sowohl die Lederjacke, wie auch im nächsten Moment die Trompeten-Hosen mit den Schulterlangen Haaren und der Vollbart. Beim letzten Song „Silence Is The Silence Cry“ integrieren Orymus gar Uriah Heep-artige Chöre – was für eine schöne (Klang)-Welt! Es würde den Rahmen hier deutlich sprengen, über alle musikalischen Finessen zu schreiben, welche dieses Album beinhaltet. «Escape To Reality» ist das Album, welches viele Bands gerne geschrieben hätten, aber es nie konnten. Dass es sich beim Sänger um den Bruder von Mark Fox handelt, der sich auch gleich für den Mix verantwortlich zeigte, verkommt bei der gehörten Klasse zur unwichtigen Randnotiz. Orymus stehen mit diesem Album einzigartig in der Landschaft. Man darf gespannt sein, was da in Zukunft noch kommen wird. Alle Zeichen stehen aber auf weitere Klassiker!
Roger W.  

Punkte: 8.9 von 10
BLOODY HAMMERS – Spiritual Relics
Soulseller Records / Napalm
Es ist Oktober und Halloween, die Nacht der Toten, Gespenster und debil grinsenden Kürbisse steht vor der Tür. Der perfekte Zeitpunkt für die Veröffentlichung von „Spiritual Relics“ ist das, denn auch auf ihrem zweiten Langeisen zelebrieren die US-Südstaatler Bloody Hammers, wie es der Bandname schon vermuten lässt, von Horror-Filmen durchtränkter Doom Rock mit Grusel-Faktor und zwar so reduziert, einfach und eingängig wie auf ihrem fulminanten, selbstbetitelten Debüt. Ein martialischer Beat, eine in den Keller gestimmte, durch die Fuzz-Maschine gepresste Gitarre, hin und wieder eine gequälte Hammond-Orgel und eine Stimme, die, anstatt sich an Ozzys Debilität messen zu wollen, in angenehm tiefen Lagen irgendwo zwischen Glenn Danzig zu Samhain-Zeiten, Ville Valo und schwarzromantische Dunkelheit verbreitet, fertig ist der soundgewordene Lo-fi-Albtraum. „What's Haunting You“ heisst da der entspannt galoppierende Einstieg konsequenterweise und nicht nur dieser Song verfolgt den Hörer noch lange, auch alle anderen, der restlichen neun Nummern, ob die Doom-Ungeheuer „At the Wall of Nazareth“ oder „Flesh of the Lotus“, das wie Nebelschwaden wabernde „The Transit Begins“, das in der Strophe nicht minder verdrogte, im Refrain sich aber dramatisch aufbäumende „The Source“ oder das morbid tanzende „Color me blood red“ gehen ebenso schnell ins Ohr, wie in einem Splatter-Film gemetzelt wird. Der Gipfel der Poppigkeit: „Night of the Long Knives“. Im Mid-Tempo stampfend, mündet diese Nummer in einem Refrain, den wohl sogar Kinder gerne mitsingen würden. Einzig der letzte Song „Science Fiction“ hätten die blutigen Hämmer gut und gerne weglassen können. Doch wenn man einer schnöden Ballade einen solchen Titel verpasst, dann verzeiht man dieses Abgleiten in den Kitsch gerne. Auf „Spiritual Relics“ zelebrieren Bloody Hammers eins zu eins das, was sie vor einem Jahr schon auf ihrem Debüt gemacht haben. Wollen wir hoffen, dass sie sich auch dabei an den Horrorfilm halten und noch mindestens fünf weitere Fortsetzungen abliefern, denn dieses Rezept, so simpel es auch sein mag, funktioniert.
Kissi  

Punkte: 8.8 von 10
ASKA - Fire Eater
Pure Steel Records/Non Stop Music
Bereits seit 1990 existieren die Texaner "Aska" und brettern dem Zuhörer den europäisch orientierten Heavy Metal um die Ohren. Allen voran der ehemalige Omen-Shouter George Call, der hier mit seiner rauen markanten Stimme glänzt. Die Amis bringen eine ordentliche Portion Power rüber und schöpfen unüberhörbar aus dem Archiv von Maiden, Priest und Co. Aber trotzdem macht das Anhören der elf Songs Spass, und das eben auch wegen Georges Stimme. Tolle Gesangslinien und starke Gitarrenriffs paaren sich mit Twi-Soli, die an Maiden und Thin Lizzy erinnern. Und so bewegt man sich zwischen metallischen Midtempo-Hymnen, schnellen Doublebass-Hammersongs. Ganz geil finde ich das Priest-Cover "The Ripper", das nicht einfach nur kopiert, sondern dem ein ganz eigener Touch verliehen wurde. Beim "Valhalla"-Solo ist der Maiden-Einfluss unüberhörbar. Ganz geil ist die Uptempo-Nummer "Son Of God", genau so muss Metal klingen! Sogar die Ballade "Angela" hat Klasse und kann sogar mehrmals gehört werden, ohne zu langweilen, und auch hier glänzt George wieder mit seiner starken Stimme. Ich würde abschliessend sagen, "Fire Eater" ist ein lupenreines, sehr starkes Metal-Album, das wohl jedem Fan dieses Genres gefallen dürfte.
Crazy Beat  

Punkte: 8.8 von 10
SOULFLY - Savages
Nuclear Blast/Warner
Viele Fans, mich eingeschlossen, hätten es sich gewünscht, dass das alte Sepultura Line-Up, das bis 1996 Bestand hatte, weiter existiert hätte. Mit dem Abgang von "Chef" Max Cavalera waren die brasilianischen Kult-Thrasher Geschichte und der Rest der Mannschaft, wovon Bassist Paulo Xisto Pinto Jr. noch das einzige verbliebene Ur-Mitglied ist (Gitarrist Andreas Kisser kam erst 1987 dazu), hat bis heute nicht wirklich was reissen können. Max Cavalera formte mit Soulfly ab 1997 seine ganz persönliche musikalische Vision und liess fortan den Dingen seinen Lauf. Nach eher numetallischem Start ging es im Verlauf der Jahre zurück zu den Wurzeln, sprich Thrash Metal, angereichert mit Death und Groove Metal. Die Besetzungen wechselten auch immer wieder und auf einigen Alben sind diverse Szene-Guests zu hören. Aktuell sitzt nun mit Zyon Cavalera der eine Sohn von Max, der mit Lody Kong eine eigene Band am Start hat, auch hinter den Kesseln von Soulfy. Während der Vorgänger «Enslaved» (2012) ziemlich heftig und ungestüm beginnt, lässt der Opener «Bloodshed» des mittlerweile neunten Langeisens «Savages», ordentlich groovend, Erinnerungen an «Roots» (1996) aufkommen. Bei «Fallen» (mit Guest Jamie Hanks von I Declare War) fallen mir zu Beginn sogleich Bolt Thrower ein, aber letztlich ist es einfach Soulfy pur. Auch «Ayatollah Of Rock'n'Rolla» (was für ein geiler Titel!) donnert zäh und überlang aus den Boxen und dürfte vom Refrain her eines der nächsten Live-Highlights werden. Insgesamt kommt «Savages» deutlich gedrosselter daher als ältere Alben, ohne aber an Heavyness einzubüssen und in meinen Ohren klingt es wieder deutlich mehr nach den späten Sepultura der Ära Max Cavalera. Das Gütesiegel von Soulfy wird dabei aber stets hochgehalten und «K.C.S.» mit Gitarrist Mitch Harris von Napalm Death (der hier aber noch unüberhörbar mitkeift) ist der beste Beweis hierzu. Schon fast episch mutet «El Comegente» mit seinen 8:17 Minuten an, wo die Texte auf spanisch und portugiesisch gesungen werden und mich das Riffing, bis auf die akustischen Klänge gegen den Schluss hin, an die frühen Merauder denken lässt. Die Normalfassung mit zehn Songs bietet schon fast eine Spielzeit von knapp sechzig Minuten. Müssig zu erwähnen, dass die limitierte Version nebst einem Bonustrack natürlich ein Instrumental mit dem folgerichtigen Titel «Soulfly IX» enthält. Wer, wie meine Wenigkeit, den alten Sepultura nachtrauert, kann hier blind zuschlagen und wer Soulfly grundsätzlich mag, sowieso!
Rockslave  

Punkte: 8.7 von 10
CONEY HATCH – Four
Frontiers Records/Musikvertrieb
Coney Hatch wurden in der ersten Hälfte der Achtziger Jahre als lauteste Band von Toronto gehandelt. Bis zu ihrer Auflösung 1986 fabrizierten die Kanadier drei erstklassige LP's. Aber auch ihre Qualitäten als starker Live Act stellten sie als Support von Judas Priest, Iron Maiden, Accept, Ted Nugent und Cheap Trick eindrücklich unter Beweis. Nun erscheint 27 Jahre später tatsächlich ein neues Werk der Jungs, treffend "Four" betitelt. Der Reunion, in Originalformation wohlgemerkt, liegt eine ergreifende Story zugrunde. Der Sänger und Gitarrist, Carl Dixon, hatte einen schweren Autounfall in Australien. Sein Leben hing an einem seidenen Faden und er lag im Koma. Seine Frau kontaktierte die ehemaligen Bandkumpels und bat um aufmunternde Worte für Carl. Während sie den Telefonhörer an Carls Ohr hielt, sagte Bassist Andy Curran "We had a lot more rockin' to do with Coney Hatch" nach seiner Genesung erinnerte sich Carl an diese Worte und die Reunion mit Gitarrist Steve Shelski und Drummer Dave Ketchum wurde umgesetzt. Die Qualität des neuen Albums beweist, dass diese Reunion eine Herzensangelegenheit war. "Four" ist nämlich ein verdammt starkes Werk, das so nicht zu erwarten gewesen ist. Die Jungs haben nach so vielen Jahren immer noch das Fingerspitzengefühl für coole Songs. Wirkliche Schwachpunkte sind kaum auszumachen und mit "Boys Club" und "We Want More" sind sogar zwei potentielle Hits vertreten. Sehr geschickt pendelt man zwischen Achtziger Melodic Hardrock und zeitlosem Riff Rock und vermengt die beiden Seiten zu einem homogenen Gemisch. Satte Riffs und eingängige Melodien sind die Trademarks des Quartetts. Das funktioniert bei hartem Rock, im Midtempo-Bereich ebenso wie bei Balladen. Welcome Back, Jungs!
Chris C.  

Punkte: 8.7 von 10
SHAMELESS - Beautiful Disaster
RSR Music
Wer der Meinung ist, dass die Achtziger vorbei sind, der hat wahrscheinlich noch nie etwas von Shameless gehört. Was im schönen Jahre 1989 von Bassist Alexx "Skunk" Michael in München gegründet wurde, das hat sich mittlerweile zur Legende gemausert. Fünf Volltreffer in Form phänomenaler Alben hat diese Truppe seit dem Debüt "Backstreet Anthems" mittlerweile hingelegt, und mit "Beautiful Disaster" sind wir bei Nummer Sechs angekommen. Shameless setzen sich aus illustren Namen wie Steve Summers (Pretty Boy Floyd), Steve Rachelle (TUFF) oder Cherie Currie (The Runawys) zusammen. Rockiger und sleaziger geht es kaum noch, und so klingen Songs wie "You're Not Cinderella" oder das Cover von Alice Coopers "18" dermassen stark, dass man beim Zuhören schon fast Haarspray blutet. Mit “You’re Not Comin’ Home” ist der Band durch Pianogeklimper und sanftem Gesang eine phantastische Ballade gelungen, und so können wir zum Fazit kommen, dass hier sämtliche Spieltempi vertreten sind und wirklich für jeden Fan dieser respektablen Truppe etwas dabei ist. Reinhören lohnt sich!
Maiya van A.     

Punkte: 8.6 von 10
IRON MAN – South Of The Earth
Rise Above Records
Bei den Doomköppen aus Maryland DC, deren einzige Konstante Gitarrist Alfred Morris III zu sein scheint, hat sich ausgerechnet auch der Sängerposten als echter Schleudersitz erwiesen, was generell dem Vorankommen einer Band nicht gerade zuträglich ist. Wer aber wie dieser Vierer konstantes Stehvermögen beweist, wird eines Tages dafür belohnt, in diesem Fall in Form von Frontkoloss „Screaming Mad“ Dee Calhourn. Ich habe selten einen Frontmann in dieser Sparte seine Texte mit so viel Energie, Inbrunst und Leidenschaft singen hören, hier wird jede einzelne Zeile mehr gelebt als vorgetragen, ohne überflüssiges Pathos und sonstigem Ballast. Die musikalischen Paten sind ganz klar die frühen Black Sabbath, allerdings ohne deren bluesig-jazzige Elemente, und es wird ausgiebig zitiert und Tribut gezollt, sei es im Gitarrensound, in Arrangements oder sogar in einzelnen Solopassagen und Gitarrenlicks, welche die unverkennbare Handschrift der Iommi’schen Schule tragen. Allerdings machen es Iron Man mit so viel Respekt und genügend eigener Originalität, dass sich dieser Umstand keineswegs negativ auf den Hörgenuss auswirkt. Zudem besitzt der Sound dieser Doom-Veteranen im direkten Vergleich zu dem anderer Weggefährten so viel Power und Drive, dass die Songs nie in weinerliche Melancholie und vertonte Depression abdriften, sondern immer schön geradeaus rocken. „South Of The Earth“ ist ein sehr solides Doom-Rock Album geworden, dem man in seiner Frische keineswegs anhört, dass die Truppe bereits fünfundzwanzig Jahre Musikbusiness auf dem Buckel hat, für Liebhaber des Genres ganz klar mein Geiheimtipp für diesen Monat.
Mirko B.     

Punkte: 8.6 von 10
DISPARAGED – And Babylon Fell
Apostasy Records
Ich weiss noch, anno 2006, war ich ziemlich begeistert von der damals aktuellen LP namens „Blood Source“ der einheimischen Mannen. Dazwischen wurde „The Wrath Of God“ veröffentlicht und auch hier auf www.metalfactory.ch rezensiert, nur leider nicht von meiner Wenigkeit. Nun, sei es, wie es sei. „And Babylon Fell“ fängt pompös an, sich stetig steigernd, bevor dann mit dem zweiten Track „Depopulate“ gleich ordentlich auf die Mütze gegeben wird. Gaspedal durchgetreten und volle Kanne durch den Todesacker gepflügt, wird während insgesamt 13 Tracks (inklusive dem titelgebenden Intro und dem schliessenden Track „The Second Coming“) keine Gefangenen gemacht und alles niedergemäht, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Nun, ist aber wirklich nur stumpfsinniges Geprügel auf „And Babylon Fell“ vorhanden? Beileibe nicht, denn die Todesfraktion aus Uri hat immer wieder Melodiebögen eingebaut, welche somit stellenweise für Auflockerung sorgen. Sänger/Grunzer Adrian Schreiber und auch Tom Kuzmic (beide gleichzeitig auch Gitarristen) verleihen den Songs die notwendige Boshaftigkeit, um authentisch zu wirken. Was mir persönlich ein wenig fehlt, ist die Abwechslung insgesamt, denn im Gesamten gesehen wirken die Stücke zu ähnlich, um sich grossartig unterscheiden zu lassen. Klar, Stücke wie „Bloodloss“, Voices Of Rejection“ oder auch „Sons Of The Ancient“ haben gewissen Wendungen, welche bemerkenswert sind, und zwischendurch schimmern auch immer mal wieder melodische Heavy Metal-Versatzstücke durch, dennoch hätte es meiner Meinung nach mehr davon geben dürfen. Aber das ist jetzt Kritik auf hohem Niveau, denn was die Jungs auf „And Babylon Fell“ bieten, ist melodischer Death/Thrash Metal mehrheitlich in Reinkultur und dermassen präzise dargeboten, dass die Tracks wie Skalpelle wirken. Also: Für die todesmetallischen Jünger ist Reinziehen sozusagen Pflicht, aber allen anderen, welche einfach eine gute, derbe Platte einheimischen Schaffens benötigen, seien Disparaged ebenso empfohlen.
Toby S. 

Punkte: 8.5 von 10
DEATH ANGEL – The Dream Calls For Blood
Nuclear Blast / Warner
Nein, Schosshündchen sind das nicht! Hungrig fletschen sie ihre blutverschmierten Zähne, die drei Wölfe auf des neusten Riffwerks aus dem Hause Death Angel. Nicht weniger martialisch der Titel: „The Dream Calls For Blood“ heisst die mittlerweile siebte Scheiblette der Bay-Area-Thrasher, die vor 26 Jahren mit ihrem Erstling „The Ultra-Violence“ aufhorchen liessen. Warum letzteres relevant ist: Um das Vierteljahrhundert zu feiern, welches seit ihrem Debüt vergangen ist, zockten Death Angel das Album immer mal wieder am Stück live durch und dies, so zumindest meine bescheidene Meinung, hat auf „The Dream Calls For Blood“ hörbare Spuren hinterlassen. Knapp dreissig Sekunden paranoisches Gitarrengezupfe, dann wird gebolzt, gerifft, gethrasht wie in den Anfangstagen. Und zwar vom krachenden Up-Tempo-Starter „Left for Dead“ bis zur Schlussattacke „Territorial Instinct / Bloodlust“, das mit seinem mittelschnellen Galopp und elegisch groovenden Parts von allen zehn Songs noch am Ehesten die Bezeichnung „soft“ verdient hat. Keine melancholische Ballade, ja nicht einmal Halbballade, wofür die Todesengel 1990 mit „Act III“ bekannt wurden und wie sie noch auf dem letzten Album „Relentless Retribution“ von 2010 zu finden war, sondern Thrash Metal pur! Dass sich Death Angel deswegen nicht gleich zu gehirnlosen Riffboliden zurückentwickeln, versteht sich dabei von selbst. Abgehackte Riff-Stakkatos treffen auf schleppende Zwischenparts wie etwa in „Son of the Morning“ oder dem slayer-artigen „Succubus“, stampfende Mid-Tempo-Mosher werden durch Stop-and-Go's und Breaks treffsicher zerhackt und über allem thronen dabei die beiden Trademarks der Band: Rob Cavestanys virtuos verschrobenes Gitarrenspiel und Mark Oseguedas ausdrucksstarke Stimmgewalt. Während ersteres nämlich, ob durch messerscharfe Riffs oder überdrehte Soli, das Salz in der Suppe des Quintetts ausmacht, sorgt Schreihals Osegueda mit seinen Vocals für die nötige Stimmigkeit, sprich Eingängigkeit. Kreischen, keifen, shouten oder einfach singen, die Stimmbänder des Dreadlock-Trägers sind so vital und variabel einsetzbar, wie eh und je, was man leider von immer weniger Thrash-Frontern sagen kann. Auch wenn es auch Death Angel nach über einem Vierteljahrhundert im Business nicht verhindern können, sich an der einen oder anderen Stelle selbst zu zitieren und so das Thrash-Rad beileibe nicht neu erfinden, so zeigen sie mit „The Dream Calls For Blood“ und vor allem mit dem gleichnamigen Monster von einem Song, dass dieses Wolfsrudel noch immer zuschnappen kann. Bellende Hunde beissen manchmal eben doch.
Kissi 

Punkte: 8.5 von 10
KATAKLYSM - Waiting For the End To Come
Nuclear Blast/Warner
Die Franko-Kanadier Kataklysm gelten als eine der wichtigsten Death Metal-Bands der neuen Welt, sind bekannt wie ein bunter Hund und werfen mit "Waiting For the End To Come" ihr mittlerweile schon elftes Studioalbum auf den Markt, das wie alle anderen mit einer Ausnahme seit Beginn ihrer Karriere bei Nuclear Blast erscheint. Entsprechend ihrem Bekanntheitsgrad kriegt man auch ein äusserst mageres Infosheet mit geschickt, auf dem ausser den Hard Facts und den Songtiteln nur das Cover-Artwork zu sehen ist, das sehr gelungen ist. Es gibt für "Waiting For the End To Come" zwei Versionen des Covers, eine für das Deluxe Digi-Pack und die LP, eine andere für Standard-Jewelcase und - wie sympathisch - eine Tape-Edition. Auf beiden Covern steht aber gross Kataklysm drauf und wo Kataklysm draufsteht ist auch Kataklysm drin. Wie kaum eine andere Band haben es die Kanadier geschafft, einen unverkennbaren eigenen Stil zu entwickeln, sobald man auf Play drückt ist klar, wessen Musik da aus den Lautsprechern knallt. Auf diesem Album scheint mir der Sound im Vergleich zum Vorgänger "Heaven's Venom" noch an Düsternis gewonnen zu haben, es wird aber auch sehr viel Melodie eingesetzt. Grundsätzlich bleibt aber alles beim Alten: Sänger Maurizio Iacono growlt und kreischt gekonnt wie eh und je, da sind die typischen Blasts und Doublebasses, wenn auch diesmal von jemand anderem eingespielt: Oli Beaudoin ersetzt auf dem Album Max Duhamel an den Drums, auch auf der anstehenden Tour wird er hinter den Kesseln sitzen. Ob das nun ein endgültiger Besetzungswechsel ist oder Max sich nur eine Auszeit nimmt, ist unklar. Diese Scheibe ist natürlich ein Must-Have für alle Kataklysm-Fans, die nicht enttäuscht sein und mit gewohnt harter und dennoch eingängiger Kost versorgt werden.
Lucie W. 

Punkte: 8.5 von 10
WOLFHEART – Winterborn
Eigenvertrieb
Der gute Tuomas Saukkonen hat nun, nachdem seine Stammband Before The Dawn endgültig beerdigt worden ist, offenbar auch gefühlt, dass es Zeit ist, die Notbremse bei allen anderen Bands zu ziehen – beispielsweise Black Sun Aeon, Dawn Of Solace, RoutaSielu, The Final Harvest und noch weitere mehr. „Winterborn“, so kann man nun interpretieren, stellt quasi eine Reinkarnation des Musikers selbst dar, indem er alle Brücken hinter ihm niederbrennt und sich völlig auf ein neues Projekt konzentriert. Nun, „Winterborn“ ist ein Album, das im Prinzip alle Trademarks vereint, welche bisher mit Tuomas Saukkonen verbunden worden sind, das heisst: brachiale Death Metal-Parts, vermischt mit der notwendigen Variabilität an Melodien, welche die anonsten zu einheitlich klingende Masse an Musik auflockert. Interessant sind auch die akustischen Parts, vor allem in „Routa pt. 2“ und „Chasm“, welche immer wieder von druckvollen Gitarrenparts unterbrochen werden, jedoch nicht untergehen, sondern nur kurzfristig in den Hintergrund geschoben werden, um danach wieder ungestört ihre Wirkung entfalten zu können. Man merkt überdeutlich, dass Tuomas alle seine Energie auf dieses Projekt konzentriert hat, denn „Winterborn“ wirkt durchdacht, einheitlich, ja in sich stimmig. Den einzigen Minuspunkt, den man wirklich bemängeln kann, ist, dass es hinsichtlich der Vocals keine Abwechslung gibt. Irgendwie erinnert mich das persönlich an die letzte Before The Dawn-Scheibe „Rise Of The Phoenix“, welche ja ohne Lars Eikind’s cleane Vocals auskommen musste. Bei der Rezension ebenjener CD habe ich bemerkt, dass dies eine Einbusse im Gesamtwerk bewirkt… Und dies kann man bei „Winterborn“ auch anmerken, ohne jedoch, dass jemals vorher cleane Vocals bei Wolfheart zu hören gewesen wären. Vielleicht überlegt sich Tuomas dies ja nochmals, und ich bin mir sicher: Mit cleanen Vocals würde Wolfheart in jeder Hinsicht profitieren und noch bemerkenswerter werden, als diese Band es eh schon ist.
Toby S. 

Punkte: 8.5 von 10
VULTURE INDUSTRIES - The Tower
Season Of Mist/Irascible
Das erste Album des norwegischen Quintetts (The Dystopia Journals/9 Punkte) war für mich eine Initialzündung in Sachen - sagen wir mal - "avantgardistischem Metal", und faszinierte mich vom Fleck weg mit seiner nonkonformistischen Herangehensweise, den groovigen und trotzdem mächtigen Songaufbauten, den tollen düster-poetischen Lyrics sowie dem schieren Überfluss an einprägenden Hooklines. Das Zweitwerk (The Malefactor's Bloody Register/9.5 Punkte) legte nochmals eine Schippe drauf. Produktion, Ausdruck und Feintuning erreichten für mich den damaligen Höhepunkt und lief deshalb exzessiv Monate lang in Dauerrotation. Das Quasi-Konzeptalbum über das Henkerthema ist in seiner enormen Spannbreite an verschiedensten Einflüssen und unter die Haut gehender Atmosphäre eines der ewigen, persönlichen Highlights in meiner Plattensammlung. Das darum heiss erwartete und nun endlich vorliegende dritte Album "The Tower" fällt für mich im direkten Vergleich zu den beiden Vorgängern leider etwas ab. Dies liegt jedoch weder an der spieltechnischen Qualität noch an etwaig nervenden Kurskorrekturen, denn Vulture Industries machen exakt dort weiter wo sie mit dem letzten Album aufgehört haben. Wir sprechen noch immer von abgedrehtem, griffig-melodischem Nordländerriffing, einem grollenden Bass, dem eher unaufdringlichen aber für den Gesamtsound wahnsinnig wichtigen, akzentuierten Schlagzeugspiel, sowie der eindringlich theatralisch skandierenden, flehenden, kreischenden, bittenden, fordernden, brüllenden, befehlenden Stimme. Wer die Band etwas verfolgt oder sogar live erlebt hat, weiss mit welcher Präsenz Fronter Bjørnar die Bühnen füllt und dem Gesamtpaket Vulture Industries einen eigenwilligen Cabaret noir-Stempel aufdrückt. Dies funktioniert live vorzüglich, funktioniert als reine Audio-Veröffentlichung aktuell aber nur noch bedingt. Darum sei "The Tower" vor allem Kopfkino-Spezialisten ans Herz gelegt, denn gerade die optische Komponente (youtube) bringt die Band auf ein komplett anderes Level. Als Querschnitt über dieses Album empfehle ich als Anspieltipps deshalb das variable Titelstück, das drückende "Blood On The Trail", das etwas andere "A Knife Between Us" und den überarbeiteten und erweiterten Bonustrack "Blood Don't Eliogabalus" (Orginal "Blood don't flow streamlined" vom Debut). Braucht etwas Zeit, aber wer ein Faible für Alice im Wunderland, Devil Doll oder Devin Townsend hat sollte ein Ohr riskieren, ich sag nur Kaninchenbau...
Hardy   

Punkte: 8.5 von 10
TESTAMENT - Dark Roots Of Thrash (Live-DVD/Blu-ray/DCD/DLP)
Nuclear Blast/Warner
Die allermeisten Live-Scheiben der letzten Jahre sind ja eigentlich nur zum monetären Zweck gemacht worden, weil der Tonträgermarkt ja schon länger ziemlich darnieder liegt. Dennoch hat es aber auch viele erinnerungswürdige Tourneen gegeben, wo man sich dann als Fan gerne wieder daran zurück erinnern möchte, vor allem wenn man irgendwo mit dabei war. Im Falle von Testament schlagen in der Schweiz im Rahmen der «Dark Roots»-Tour zwei Konzerte (Luzern und Solothurn) zu Buche, die schon auch in der Erinnerung verblieben sind, aber leider beide Male negativ. Dies nicht vom Spielerischen her, wohl aber von der Dauer her. Als Headliner nur zwischen 70 und 75 Minuten abzuliefern, ist angesichts des Backkataloges einfach zu dürftig. Da machen es die Stil-Kollegen von Overkill jeweils deutlich besser und lassen regelmässig keine Wünsche offen. Waren es bei Chuck Billy & Co. 2012 in Luzern zwölf und heuer im Juni in Solothurn vierzehn Songs, wurden ein Quartal zuvor in New York deren achtzehn runter geholzt und in Bild sowie Ton festgehalten. Das kann man dann als wertig bezeichnen, wobei ich mir aufgrund der lediglich zur Verfügung stehen Audio-Files im wahrsten Sinne des Wortes kein Bild der Aufnahmen machen, respektive abgeben kann. Das, was mir aber soundmässig um die Ohren bratzt, lässt erahnen, dass die Chose insgesamt, angereichert mit dem Clip zu «Native Blood» und Backstage-Stuff, zusammen mit den Video-Aufnahmen des Konzertes, wirklich überzeugen kann. An der Qualität des Materials gibt es nichts zu mäkeln und darum ist das Teil für Thrash-Fans eh ein Muss!
Rockslave       

Punkte: keine Wertung
NINE INCH NAILS – Hesitation Marks
Polydor/Universal
Nach 5 Jahren Pause kommt nun endlich das langersehnte neue Album von Nine Inch Nails. Neu ist es auf jeden Fall, der Sound von NIN hat sich verändert. Während es früher teils um das wütende Herausschreien von depressiven Stimmungen ging, hat Mastermind Trent Reznor für “Hesitation Marks“ einen anderen Blickwinkel gewählt. Die letzten 25 Jahre sind nicht spurlos an dem Musiker vorbeigegangen und auch wenn er nicht zwingend ruhiger geworden ist, so ist er mittlerweile doch etwas gesetzter und das gleiche gilt auch für seine Musik. Während der NIN-Pause hat Reznor zusammen mit Atticus Ross am Soundtrack für “The Social Network“ und “The Girl With The Dragon Tattoo“ gearbeitet. Für ersteren heimste er sogar den Oscar ein. So ist es auch nicht wirklich überraschend, dass das neue Album eher zugänglich ist als seine Vorgänger, doch dem einen oder anderen NIN-Fan dürfte dies anfangs etwas sauer aufstossen. Dieses Album hat mit Metal eigentlich fast nichts mehr zu tun. Stattdessen hat der Pop (besonders mainstreamig und leider auch eher platt: “Everything“ und “Satellite“) und teilweise sogar der Funk (“All Time Low“) Einzug gehalten. Doch ist nicht alles vergessen was einst war – Reznor kann auf einen riesigen eigenen Backkatalog zurückgreifen und so wird sich der eine oder andere an die Anfangszeiten mit dem Album “The Downward Spiral“ zurückversetzt fühlen. Darum geht es auch im Track “Copy of A“, wo es darum geht: „I am just a copy of a copy of a copy/ Everything I say has come before“ – es ist also auch ein eher selbstkritisches Album. Einer der besten Tracks ist das düstere “Came Back Haunted“, das mit einer harten Basslinie überzeugt. Das Video dazu wurde übrigens von David Lynch produziert. Sehr schön ist auch der etwas ruhigere und erstaunlich melodiöse Song “Find My Way“. Ab der zweiten Hälfte des Albums werden diese Perlen jedoch immer schwieriger zu finden, was ziemlich enttäuschend ist. Man darf jedenfalls gespannt sein in welche Richtung das Flaggschiff NIN in Zukunft segeln wird – denn die im Albumtitel erwähnten “Hesitation Marks“ sind die Schnitte, die man sich zufügt, wenn man sich noch nicht ganz traut sich wirklich die Pulsadern aufzuschlitzen. Was Reznor uns damit wohl sagen will?
Patricia H.    

Punkte: 8.5 von 10
PUNISH - Sublunar Chaos
Apostasy Records
Die Schweizer Deather Punish sind mittlerweile seit 1996 eine Institution, die uns in regelmässigen Abständen mit todesmetallischem Futter versorgt. Sublunar Chaos ist der vierte Longplayer (nach "Raptus" (2009), "Dawn of the Martyr" (2007) und "Punsih" (2000)), diesmal bei Apostasy Records veröffentlicht, der hoffentlich endlich mal die breite Anerkennung erfährt, die der Vierer meiner Meinung nach schon längst in viel grösserem Mass als vorhanden verdient hätte. Und wenn das mit dieser Platte nicht passiert, dann mit keiner, denn Sublunar Chaos ist ein unglaublich virtuoser, ausgereifter und dennoch knallharter Death Metal-Kracher, der nicht einmal den Vergleich mit dem übergrossen - und sehr deutlichen - Vorbild Death scheuen muss. Ich habe es gesagt, und nehme es nicht zurück, auch wenn Death für Viele - und nicht zu unrecht - einen niemals zu erreichenden, fast schon entrückten Kultstatus hat. Mich erinnern nicht nur Komposition und Klangbild an Schuldiners Vermächtnis, sondern auch die Stimme von Sänger und Gitarrist André Mathieu, und auch das Drumming von Reto Crola kann auf höchstem Niveau mithalten. Die Songs sind offensichtlich minutiös und sehr sorgfältig arrangiert, lassen aber dennoch die Härte und Direktheit nicht vermissen, die wir am Death Metal schätzen. Technical Death Metal verbinde ich oft mit abgehobenem, anstrengendem, fast unhörbarem Gefrickel, was aber hier nicht zutrifft, technical ist hier die Beherrschung des Handwerks sicherlich, nur ohne den einzelnen Song aus den Augen zu verlieren. Einzig beim Abmischen hätte ich die Stimme etwas lauter gemacht, im Vergleich zu den Leads und Soli der Gitarren geht sie manchmal etwas unter. Hoffentlich bekommen Punish mit diesem sehr starken Longplayer endlich auch international die Bekanntheit, die sie verdienen.
Lucie W.
  

Punkte: 8.5 von 10
ELECTRO_NOMICON – Unleashing the Shadows
No Remorse Records
Diese Band ist wohl der beste Beweis dafür, dass “nomen est omen“ Schwachsinn ist. Denn mit Electro hat dieser Sound nun mal überhaupt nichts zu tun. Im Gegenteil, was mir da aus den Boxen entgegenschallt ist richtig dreckiger Old-School Heavy Metal. Hier stecken viel Leidenschaft und Liebe zum Detail im Songwriting und das hört man auch. Die Songs sind eingängig, haben aber doch ihre Ecken und Kanten für die besondere Note. Für Wiedererkennungswert sorgt auch die schlichtweg grossartige Stimme von Sänger Diego Valdez, der den Vergleich mit Legende Ronnie James Dio nicht scheuen muss. Tatsächlich erinnern E_N stark an den Grossmeister: Deftige Heavy Metal Gitarrenaction (Juan Jose Fornes) und harte Drums (Owen Bryant) spannen solide Melodiebögen, ohne je platt oder überladen zu wirken. Doch E_N sind kein fader Abklatsch der 80er Jahre Heavy Metal Szene, sie überzeugen durch ihr Charisma und erstaunlich viel Abwechslung – zum Beispiel mit dem rein instrumentalen “Dark Flight“ oder der tollen Ballade “Far Away“. Mehr Gas geben sie mit dem Opener “The Art Of Destruction“ oder “Pieces Of A Dream“. Fazit: Electro_Nomicon beweisen mit ihrem zweiten Album “Unleashing The Shadows“, dass Dio und seine Musik noch lange nicht vergessen sind. Ein absolutes "must have" für alle Fans des guten alten Heavy Metals.
Patricia H.    

Punkte: 8.5 von 10
PIPER SPIT - Recently Deceased - Decently Released
Eigenvertrieb
Die Henchmen / Pigsking Spin-Off Band Piper Spit veröffentlichen mit Recently Deceased - Decently Released ein freches und frisches Schweizer Metal-Album. Piper Spit pfeiffen auf sämtliche Genrevorgaben und rocken sich hier scheinbar planlos den Zipfel ab. Bei genauerem Hinhören wird jedoch klar, dass bestimmt an jeder noch so kleinen Schraube gedreht wurde, bis man zufrieden war. Und so ist nichts treffender und mehr auf den Punkt als dieser kleine Auszug des urwitzigen PR-Textes: Jeder Ton auf dieser Platte ist geprägt von Eigenständigkeit, der Liebe zur Musik und dem kreativem Schaffensdrang, welche das Herzstück der Band ausmacht. Es scheint, dass Kurt Cobain, Chuck Schuldiner und Buddy Holly einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätten, um dieses genremissachtende Werk zu schaffen. Rotzig, wütend und fesselnd laden die vier Hohepriester dazu ein hinzuhören, wie die Welt aufbricht, Soldaten in Menschenhaut-ledernen Stiefel die alte Ordnung niederstampfen und Sommervögel sich in rasiermesserscharfe Feuerwaffen transformieren. Treffender geht's kaum.
Steve Butcher   

Punkte: 8.5 von 10
VENGEANCE - Piece Of Cake
Steamhammer/SPV
Die Pretty Maids waren 2011 zwar zwei Jahre früher dran mit dem 30. Bandjubiläum, besitzen aber eine ähnliche Band-Geschichte wie ihre Kollegen Vengeance aus den Niederlanden. Beide brachten jeweils 1984 ihr Debüt-Album heraus und hatten darauf ihre Blütezeit in den 80ern, erlebten Rückschläge in den 90ern, ehe es dann im neuen Jahrtausend wieder aufwärts ging. Das Jahr 2006 markierte dann vor allem für Vengeance einen Wendepunkt im positiven Sinne, denn die Comeback-Scheibe «Back In The Ring» geriet bärenstark. In der Folge kehrten die Oranjes mit ihrem charismatischen Frontmann Leon Goewie zurück auf die Bühne und knüpften wieder an ihren besseren Zeiten an. 2009 folgte mit «Soul Collector» der nächste Hammer und die Zeichen standen auf Sturm. Das Schicksal meinte es dann aber gar nicht gut, als Gitarrist Jan Somers (R.I.P.) anfangs 2011 einem Herzinfarkt erlag. Letztes Jahr erschien das nächste Werk «Crystal Eye», das mit einem überraschenden Line-Up aufwartete: Chris Slade (Ex-MMEB, Ex-AC/DC) an den Drums, Chris Glen (Ex-Alex Harvey Band, Ex-MSG) am Bass und Keri Kelly (Ex-Alice Cooper) an der Klampfe und als Zeichen der Kontinuität Jans Sohn Timo als Gast. Die Musik war immer noch auf Kurs und mit dem zwölften Studio-Album «Piece Of Cake» wird sich ebenso nichts ändern daran. Die Besetzung der Band allerdings schon, denn obwohl Timo Somers bekanntlich noch ein Festmitglied bei Delain ist, gehört er nun auch fix zu Vengeance, wo er die Stelle seines viel zu früh verstorbenen Vaters eingenommen hat. Gemäss dem offiziellen Infoblatt sind zudem die ehemaligen Recken Barend Courbois (b) und Hans in't Zandt (d) offensichtlich zurück gekehrt. Die zweite Gitarre wird derweil von Neuzugang Leon Sibum bedient. Somit dürfte der alte Geist wieder herauf beschworen sein und der Refrain des Openers «World Arena» könnte nicht treffender sein: "...are you ready for the world arena?" Und wie sie das sind! Im bewährten Schmelztiegel zwischen markigem Hardrock und nicht zu hartem Heavy Metal schreit sich der gute Leon wieder die Seele aus dem Leib. Dass es aber auch etwas getragener aufgeht, zeigt die stimmige Halbballade «Back To Square One» als wunderbare Hommage an Altmeister Gary Moore (R.I.P.), während «Headquake» mit leicht runtergestimmten Klampfen durch die Gehörgänge stampft. Unter dem Strich machts die Mischung, sorgt für Abwechslung und serviert in der Tat ein besonders schmackhaftes "Stück des Kuchens". Vengeance sind definitiv zurück und das ist gut so.
Rockslave   

Punkte: 8.3 von 10
REINXEED – A New World
Doolittle Group
Es ist immer wieder erstaunlich, welche Musik einen begeistern mag. Heute sind es Reinxeed aus Schweden, welche mit einem symphonischen Power Metal für fröhliches Mitwippen sorgen. Im Mittelpunkt stehen die Melodien, welche mit viel Geballer, einigen Queen-Chören und einer theatralischen True-Metal-Stimme vorgetragen werden. In eine ähnliche musikalische Richtung gehen noch am ehesten die Christ-Metaller Golden Resurrection. Wobei hier auf das dort übliche Christen-Gesülze verzichtet wird. Ein kurzer Blick auf Metal-Archives bringt zu Tage, dass es sich beim Gitarristen und Sänger von Reinxeed um den Gitarristen von Golden Resurrection handelt. Somit wären auch die Parallelen geklärt. Womit wir wieder bei den Liedern wären. Hier wird mit viel Abwechslung und epischen Mitteln gearbeitet. So ist „The Journey Home“ ein kleines Opus, während „The Star“ mit einigen kitschigen Momenten glänzt. Apropos Zuckersüss. Vielen dürfte dieses Album diesbezüglich zu weit gehen. Wer aber einen warmen Sound mit einer gewissen Grundhärte mag, wird an «A New World» seine Freude haben. Musikalische Innovationen findet man hier immer wieder, und ein Werk, welches von Anfang bis zum Ende unterhält.
Roger W.     

Punkte: 8.3 von 10
SPIRAL ARMS – Freedom
Steamhammer/Musikvertrieb
Im Line-Up der vor knapp zehn Jahren gegründeten Formation Spirial Arms fällt ein Name auf. Gitarrist Craig Locicero ist nämlich seit Langem Mitglied der Bay Area-Legende Forbidden. Mit seinem langjährigen Kumpel, Tim Narducci, gründete er diese Band, um gemeinsamen Helden aus Jugendtagen zu huldigen. Vor allem Black Sabbath scheint es dem Sextett angetan zu haben. Das tadellos umgesetzte Cover "Tomorrow's Dream" ist jedenfalls Beweis genug. Aber auch Led Zeppelin und Deep Purple gehören offentsichtlich zu den Favoriten der Jungs. Gekonnt adaptieren sie aber auch eine dezente Südstaaten Rock-Schlagseite zu einem zeitlosen Gemenge. Fette Riffs, eine fundierte Rhythmusarbeit und äusserst kreative Piano- und Keyboardklänge sind die Trademarks der Jungs. Obwohl der Sound von Spiral Arms definitiv in den Siebzigern beheimatet ist, klingt das Ganze zu keiner Zeit altmodisch. Im Gegenteil, die Band transferiert klassischen Hardrock in die aktuelle Zeit. Dabei verfügt die Truppe auch über ansprechendes Liedgut, das durch einfache aber effektive und eingängige Strukturen überzeugt. Über die wenigen Schwachstellen kann man getrost hinwegsehen. Die Band brilliert nämlich durchs Band mit Groove, Feeling und Charisma. Cooles Album!
Chris C.     

Punkte: 8.2 von 10
GHOST AVENUE – Ghost Avenue
Pitch Black Records
Gegründet in 2002 unter dem Banner “Ghost“, haben die Norweger doch einige Zeit gebraucht, um ihren Stil zu finden und auf einen Silberling zu bannen. Doch das Feilen hat sich gelohnt, wenn man sich das Resultat anhört. Die erste EP kam 2009 heraus, gefolgt vom 1. Full-Length Album “The Engraving“. 2013 geht die Geschichte nun weiter: Mit neuem Namen und neuem Album, beides betitelt “Ghost Avenue“. Der gleichnamige Titeltrack (Zum Glück beweisen sie bei der Musik mehr Kreativität und Abwechslung als bei der Namensgebung) reisst einen dann auch gleich sofort mit und mit der Opening-Line „Let me take you on a trip down memory lane“ ist das Programm auch schon angekündigt: Hier kriegt man nämlich klassischen 80er Jahre Heavy Metal mit einer Prise Hardrock gepanscht um die Ohren gehauen. Man fühlt sich erinnert an die frühen Iron Maiden und Metallica, zwischendurch blitzt dann auch der Einfluss von Dio kurz auf – Wobei die Umsetzung vielleicht ein bisschen gar klischeehaft daher kommt. Doch seien wir mal ehrlich – darum geht es ja schliesslich auch, oder? Fans des wahren 80er Jahre Metal kommen hier voll auf ihre Kosten – Ein klassisches Gitarrenduo, das himmelhohe Gitarrenwände aufbaut und sie gleich selbst mit hammerharten Soli wieder einreisst, überschattet von einer Leadstimme, die irgendwo zwischen Samthandschuh und Schmirgelpapier ansiedelt. Was bei dieser Band positiv hervorzuheben ist, sind die stampfenden Basslinien, die hier sehr klar herausgearbeitet wurden. Auch der eine oder andere Ohrwurm hat sich auf der Tracklist eingeschlichen: “The Hunt“ überzeugt durch einen extrem eingängigen Refrain, der sich sofort in die Gehörgänge reinfrisst und sich dort festsetzt. Auch “Rock’n’Roll Tree“ schlägt in dieselbe Kerbe. Aufhören tut es, wie es anfängt: mit einem Feuerwerk (“Two Drinks“)! Fazit: Toller Old School Heavy Metal, der gar nicht erst versucht das Genre neu zu erfinden.
Patricia H.      

Punkte: 8.2 von 10
EARTHLESS – From The Ages
Tee Pee Records
Und wieder eine Instrumentalcombo, die mich restlos begeistert! Gleich zu Beginn begrüsst einen der fünfzehnminütige Opener „Violence Of The Red Sea“ mit viel Drive und Groove ohne Ende und zeigt auf eindrückliche Weise, wie man Hendrix-Vibes mit räudigem Bluesrock und alles pulverisierender Black Sabbath-Heavyness kombiniert. Nach dieser viertelstündigen, völlig frickelfreien Solo-Orgie bin ich erst mal geplättet, doch dem Schlag in die Fresse folgt sofort noch einer in die Magengrube in Form des ebenso langen „Uluru Rock“. Der Beginn ist zwar etwas gemässigter, aber der Track steigert sich von Minute zu Minute und endet als flotter Heavy-Bluesrocker, in dem Gitarrist Isaiah Mitchell ausgiebig von seinem Wah Wah Pedal Gebrauch macht. Jetzt erst gönnt uns das Trio eine kurze, fünfminütige Verschnaufpause und zitiert mit der Klanglandschaft „Equus October“ Pink Floyd zu „A Saucerful of Secrets“ und „Meddle“ Zeiten, bevor das Powertrio mit dem Titeltrack den Sack schliesslich zu macht, aber nicht ohne dabei nochmal aus sämtlichen Rohren zu schiessen. Diese finale, über dreissigminütige Tour de Force durch das ganze musikalische Spektrum von Earthless gibt mir wirklich den Rest. Freilich keine leicht verdauliche Schonkost, dafür sind die Nummern trotz all ihrer Einfachheit einfach zu lang und intensiv, aber wer auf bluesig-psychedelische Soundorgien steht, kommt um „From The Ages“ nicht herum. Grossartig!
Mirko B.     

Punkte: 8.2 von 10
MYSTIC PROPHECY – Killhammer
Massacre Records/Musikvertrieb
Irgendwie weiss ich nicht recht, was ich vom neuen Mystic Prophecy-Album halten soll. Einerseits überzeugt da der kraftvolle, riffbetonte, eher harte Power Metal. Anderseits verliert der Sound auf Albumdauer seinen Reiz und es macht mir Mühe, bis zum letzten Ton durch zu halten. Besonders die typischen Schredder-Nummern à la „Warriors Of The Nothern Sea“ oder die eigene Version von „Crazy Train“ bereiten mir Kopfzerbrechen. Eigentlich wären oft anständige Riffs und Hooks zu hören, diese verschwimmen bei meiner Musikanalage zu einem Einheitsbrei. Gut möglich also, dass «Killhammer» über andere Boxen differenzierter wirkt. Denn einzeln gehört, sind einige Lieder mit Hitpotenzial auszumachen. Besonders der Titeltrack sollte mit seiner schweren Zähflüssigkeit keinen Nacken ungebangt lassen. Aber auch „Armies Of Hell“ und „Angels Of Fire“ können mit ihren Refrains gefallen. Am musikalischen Können dieser Metalinstitution muss man sowieso nicht zweifeln. Trotzdem lässt mich dieses Album kalt – was schade ist. Freunde von richtig hartem Power Metal dürfen aber ruhig ein Ohr voll riskieren.
Roger W.   

Punkte: 8.0 von 10
NAILED TO OBSCURITY - Opaque
Apostasy Records
Die Melodic Deather von Nailed To Obscurity veröffentlichen sechs Jahre nach ihrem Debut "Abyss" den Nachfolger "Opaque". Nailed To Obscurity klingen auf ihrem neuem Werk schön old school, wobei hier die legendären Schweden-(Melodic-)Death Zeiten gemeint sind. Dies schaffen Nailed To Obscurity jedoch ohne altbacken zu klingen. Stilistisch orientiert man sich ganz klar an alten Dark Tranquillity oder den Anfängen von Opeth. "Opaque" überzeugt mit durchwegs toller Atmosphäre, grandiosen Melodien und einem herausstechenden Old-School-Sound der Gitarren. Durch die gewundenen Songstrukturen braucht man sicherlich ein wenig Gewöhnungszeit an diesen tollen Sound, doch für ausgedehnte Hörstunden ist dies der passende Begleiter.
Steve Butcher   

Punkte: 8.0 von 10
ANATHEMA – Universal (CD&DVD)
KScope/Irascible
Anathema sind wieder zurück mit einer Live-DVD vom Start der Europatour im bulgarischen Plovdiv, die mir aber leider nur in Form einer Audio-CD vorliegt. Für die aktuelle Ausgabe hat man nicht mehr „nur“ mit Gastmusikern gearbeitet, sondern gleich das ganze philharmonische Orchester der Gastgeberstadt engagiert. Die Geschichte der Band geht sehr weit zurück und so hat man immer wieder die schwierige Aufgabe, aus der riesigen Diskografie die passenden Songs für ein Konzert auszusuchen. Im Vordergrund stehen diesmal Titel von „Weather Systems“, dem aktuellsten und erfolgreichsten Album in der bisherigen Karriere. Das Material beschränkt sich fast ausschliesslich auf Kuschelrock – immerhin auf solchen mit Qualität. Dies machen die beiden Teile von ‚Untouchable‘ gleich zu Beginn deutlich, die unglaublich emotional rüberkommen. Etwas abwechslungsreicher ist ‚The Storm Before The Calm‘, welches elektronischer und progressiver wirkt und den Hörer in einen tranceähnlichen Zustand zu versetzen mag. Ebenso ‚A Simple Mistake‘, welches mit orientalischen Melodien überrascht, wie sie bei Orphaned Land vorkommen könnten. Von der Soundqualität her könnte man fast vergessen, dass es sich hier um eine Live-Aufnahme handelt. Da wurde im Studio wohl noch ziemlich poliert. Die Leidenschaft mit der die einzelnen Musiker bei der Sache ist deutlich anzuhören. Fans der Band können mit dem Kauf dieser CD/DVD wohl nicht viel falsch machen.
Patricia L.      

Punkte: keine Wertung
SARKE – Aruagint
Indie Recordings/Irascible
Man kann nicht bei allen Alben ohne Vorurteil reinhören. Das geht bei Sarke beispielsweise nicht, weil die ersten beiden Scheiben im grossen Stil gerockt haben und ich folglich nur Gutes erwartet habe. Beginnen tun die knappen vierzig Minuten mit trabenden Gitarren und rockigen Aufbau, passend dazu natürlich Nocturno Culto’s Vocals. Als Schmankerl obenauf gibt es dezente Klänge aus der Hammondorgel, aber nach radiotauglichen drei Minuten folgt der nächste Streich. ‚Jodau Aura‘ fliesst zäher daher und mischt eine grosse Portion Doom in die Musik. Mit zwei Minuten ist ‚Ugly‘ das kürzeste Lied, klingt ein wenig nach Motörhead und treibt die Pferde wieder an. Und ebnet dadurch den Weg für das groovende ‚Strange Pungent Odyseey‘. Daran könnten auch Fans von Stoner Rock ihre Freude finden. Nicht, dass die Norweger das Rad jetzt neu erfinden. Aber trotz all der verschiedenen Stile, welche gewisse Lieder hauptsächlich prägen, klingen Sarke eigenständig und unverkennbar. Das Album wirkt alles in allem metallischer als der punkige Vorgänger. Dazu tragen mehr Tempowechsel, zeitweise schnellere Gitarren und Blastbeats bei. Kurzum: Aruagint bietet alles, was man sich wünschen kann und verpackt es dazu noch gut. Kaufen!
Tristan   

Punkte: 8.0 von 10
THUNDER TRIBE – War Chants
Nightmare Records
Als Erstes ein Aufruf: Lasst Euch von diesem CD-Cover nicht abschrecken! Denn dieses Standard-Klischee-Cover und die peinlichen Promo-Fotos werden der Musik von Thunder Tribe in keiner Weise gerecht. Denn wer hier normalen Heavy Metal à la Manowar oder symphonischen Filmmetal à la Rhapsody erwartet, greift definitiv daneben. Eher ist hier ein Heavy Metal angesagt, welcher sich über weite Strecken doomartige durch die Gehörgänge schleicht. Dieser wird immer dann besonders interessant, wenn das erste Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Spiel vorbei ist. Dann nämlich werden auf einmal progressive Elemente eingebaut, welcher den Rest wieder vergessen lässt. Das Zähflüssige funktioniert besonders beim epischen „Say Goodbye“ gut, wo Emotionen geweckt werden. Ansonsten sind die ersten vier bis fünf Songs doch eher eine tolle Hintergrundmusik als nackenbrechende Headbanger, bei denen man alles andere um sich herum vergisst. Mit „Believe“ wird die Geschwindigkeit dann zum ersten Mal angezogen, bevor „Watching It Burn“ fast schon zum fröhlichen Mitsingen einlädt. Das darauf folgende „Above The Blue“ sorgt mit seinen Akkustikgitarren für beste Lagerfeuerstimmung. Während bei „Fly“ wieder zähflüssiger Heavy Metal irgendwo zwischen Epik und Doom für Stimmung sorgt. Apropos Stimme: Sänger Michael Duncan überzeugt bei allen elf Liedern mit seinem warmen Organ. Thunder Tribe beweisen mit der gezeigten Stilvielfalt Mut und sorgen für Abwechslung. Schafft es die Band künftig, ihr Hang für progressive Taktwechsel auch ausserhalb es obligaten Gitarren-Solo-Teils songdienlich in ihr Liederkonstrukt einzubauen, steht uns ab dem nächsten Album die bahnbrechende Musik bevor, welche uns das Promo-Schreiben bereits mit dieser Scheibe verspricht. Vorwegs kann man sich über ein Album freuen, welches „nur“ gut geworden ist.
Roger W.   

Punkte: 8.0 von 10
BLUES PILLS – Devil Man (EP)
Nuclear Blast/Warner
Seit mehreren Jahren ist sie bereits in Gang, die 70's-Rock-Welle. Nicht nur spriessen die klanglich rückwärtsgewandten Kapellen wie (mehrheitlich) berauschende Pilze aus dem Boden, nein, auch die grossen Labels haben die Zeichen der Zeit erkannt und ziehen nach und nach Retro-Bands aus den Underground-Kellern ins Rampenlicht des Mainstreams. Allen voran Nuclear Blast scheint sich ein grosses Stück von diesem Kuchen sichern zu wollen und hat nach Witchcraft, Graveyard, Orchid, Scorpion Child und zuletzt Kadavar jetzt auch noch Blues Pills unter Vertrag genommen. Für das Gros der Leserschaft wohl noch ein unbeschriebenes Blatt, schlug das junge Quartett aus Schweden bereits letztes Jahr mit seiner fulminanten Debüt-EP „Bliss“ und der Single „Black Smoke“ Wellen. Der Hauptgrund dafür war und ist unzweifelhaft Frontfrau Elin Larsson. Deren Stimme nämlich ist so mächtig wie ihr Aussehen zierlich, ja, kommt in Sachen whiskey-getränktem Soul schon fast an keine Geringere denn Hippie-Idol Janis Joplin ran. Dass es dann diese Stimme ist, die sich auf „Devil Man“, der ersten Veröffentlichung über Nuclear Blast, erst einmal für über 40 Sekunden solo die Seele aus dem Leib schreit, macht da nur Sinn. Und so fulminant der Titeltrack, welcher schon auf dem Erstling zu finden war, beginnt, präsentiert sich der Vierer über die ganzen vier Songs dieser EP. Während schon genannter Track und das schwer groovende „Time Is now“ dabei in bester Heavy Rock Manier krachen und stampfen, streicheln Blues Pills einem in „The River“ und „Dig It“ die Seele mit bluesiger Melancholie, wobei die beiden Nummer sich schon etwas gar ähnlich klingen. Diesem kleinen Makel zum Trotz ist „Devil Man“ ein viel versprechender Appetizer auf das hoffentlich bald erscheinende erste Album dieser irgendwo zwischen Hendrix, Cream und eben Janis Joplin bluesenden Pillen und wird Nuclear Blast beim Aufkaufen eines ganzen Subgenres nur bestärken. Übrigens so eben unter Vertrag genommen: The Vintage Caravan aus Island.
Kissi       

Punkte: keine Wertung
VISTA CHINO – Peace
Napalm Records/Universal
Bei dieser Review komme ich nicht drum herum und fange somit bei Adam und Eva an, denn die Wüstenfüchse Kyuss sind der Ursprung, die Keimzelle der Formation Vista Chino. Ich verspreche, dass ich zumindest versuchen werde, mich kurz zu fassen! Also, auf den Punkt gebracht kann man auch sagen, dass Kyuss einfach in Vista Chino umbenannt wurde respektive umbenannt werden musste. Nach der Auflösung der wichtigsten Vorreiter des modernen Stoner Rocks im Jahre 1995 wirkte Sänger John Garcia bei diversen Bands dieses Genre mit, gründete Slo Burn und sang bei Unida und Hermano. 2010 lies Garcia Kyuss unter dem Namen „Garcia plays Kyuss“ wieder aufleben. Danach ging er mit „Kyuss lives!“ auf Tour und dies zog den Ärger von Josh Homme (Ex-Kyuss/Queens of the Stone Age) auf sich, wobei nach einem Rechtsstreit 2012 entschieden wurde, dass Garcia sich einen neuen Namen suchen musste. Und hier haben wir ihn: Vista Chino. Was die Besetzung betrifft so sind hier drei Gründungsmitglieder von Kyuss am Start, namentlich John Garcia (Gesang), Nick Oliveri (Bass) und Brant Björk (Schlagzeug). An der Gitarre ist Bruno Fevery im Einsatz, der auch nicht ganz unbekannt im Kyuss-Zirkus ist. Das mal als Vorabinformation. Was nun die Musik betrifft und die Erwartungen an das aktuelle Album „Peace“...Ich hatte einfach keine! Vista Chino klingt schon in den ersten zwei Minuten nach Kyuss, was das Herz schon mal höher schlagen lässt. Aber die Frage, ob man im Jahre 2013 Alben wie „Blues For The Red Sun“ oder „Welcome To Sky Valley“ noch toppen kann, stellt sich mir erst gar nicht. Ein Ding der Unmöglichkeit! In diesem Sinne lässt „Peace“ den alten Spirit zwar wieder aufleben und beweist auch, dass die Herren ihr Handwerk nicht verlernt haben, aber mit einer Neugeburt darf hier nicht gerechnet werden. Daher schwelge ich nun wieder in den alten Kyuss Zeiten, an die ich durch den Release von Vista Chino erinnert werde, in der Hoffnung, dass die Band auf der folgenden Tour auch auf diese Zeiten zurückgreifen werden.
Liane P.      

Punkte: 8.0 von 10
HAREM SCAREM – Mood Swings II
Frontiers Records/Musikvertrieb
Obwohl Harem Scarem in Melodic Szene-Kreisen zu den Halbgöttern gehören, konnte die kanadische Formation mit Hauptsitz Toronto kommerziell nie gross in Erscheinung treten. Das Bedauern war aber gross, als sich diese AOR-Institution vor fünf Jahren auflöste. Harry Hess ohne Pete Lesperance, das ist wie Gene Simmons ohne Paul Stanley oder Steven Tyler ohne Joe Perry - undenkbar! Entsprechende Soloalben sind höchstens als Überbrückung bis zur Weiterführung der Kollaboration gut genug. Genauso ist Harry's Soloalbum letztes Jahr einzustufen. Sprich richtig gut, aber eben keine Scheibe der beiden "Brothers In Mind". Pete unterstützte aber schon dabei seinen langjährigen Gefährten bei den Aufnahmen, was erste Gerüchte einer Reunion schürten. Nun stehen die beiden Protagonisten zusammen mit Drummer Creighton Doane wieder als Harem Scarem auf der Matte. Bei "Mood Swings II" handelt es sich ursprünglich um das zweite Album der Jungs. Erschienen 1993 ist es inoffiziell der Höhepunkt der Bandgeschichte. Da die Gruppe das Recht zur Wiederveröffentlichung nicht besitzt, beschlossen sie, die Songs neu einzuspielen. Zusätzlich wurden drei neue Tracks verfasst, die dasselbe Niveau wie der Rest der Scheibe besitzen. Die Originale wurden ohne Veränderungen aufgenommen. Einzig die Produktion ist druckvoller, zeitgemässer und somit ein Zacken moderner ausgefallen. Dadurch ist der Anfang für die Weiterführung der Band gegeben. H. Hess und P. Lesperance standen und stehen für besten Melodic Rock, auf deren weitere Resultate die gesamte Hardrock-Szene mit Spannung wartet.
Chris C.   

Punkte:
keine Wertung
 
KATATONIA – Dethroned And Uncrowned (CD&DVD)
KScope/Irascible
Im letzten Jahr haben Katatonia ihr vielgelobtes Album „Dead End Kings“ veröffentlicht. Bereits während der Produktionsphase haben die Herren damit gehadert, dass im Mixing gewisse Parts zugunsten von Anderen in den Hintergrund gelegt werden mussten. Nachdem etwas Zeit vergangen war, hat man sich dazu entschieden, ein Experiment in Form eines Akustik-Albums zu wagen. So hat man die Drums und die elektrischen Gitarren auf den alten Aufnahmen komplett rausgeschmissen, um dem Piano und der emotionalen Stimme von Jonas Renkse mehr Platz einzuräumen. Die Gitarre wurde in ihrer akustischen Variante neu aufgenommen und kommt jetzt ebenfalls stärker zum Tragen, weil man die Spuren neu interpretiert, vielfältiger gestaltet und auf dieses neue Setting angepasst hat. Auch das Piano wurde weiter ausgebaut, in ‚Leech‘ kommen gar leicht jazzige Einflüsse hinzu. Die Kompositionen wie sie jetzt dastehen, ermöglichen dem geneigten Hörer eine noch intensivere Auseinandersetzung mit dem bereits bekannten Material. Wer die Originalfassung nicht kennt, kriegt Musik zu hören, die einfach nur wunderschön ist. Mit Metal hat dies selbstverständlich nichts mehr zu tun. Zugegebenermassen muss man aber auch sagen, dass Katatonia bereits auf „Dead End Kings“ deutlich sanfter geklungen haben, als von frühen Veröffentlichungen gewohnt. So war dies nur der logische nächste Schritt. Dies steigert die Neugierde bezüglich der weiteren Entwicklung der Band – eifern sie Weggefährten wie Anathema und Opeth nach, oder legen sie wieder an Härte zu?
Patricia L.      

Punkte: keine Wertung
BL'AST! - Blood
Southern Lord
Wer den klassischen US-Hardcore mag und sich ein wenig mit der Materie auseinandergesetzt hat, wird sicherlich schon mal über das eine oder andere Lied von BL'AST! gestolpert sein, denn gegen Ende der 80er veröffentlichten die Amerikaner mit "The Power Of Expression", "It’s In My Blood" und "Take That Manic Ride" drei Alben, die weit über den Underground hinaus gehört wurden, und ihnen einen gewissen Status in der Szene verschafften. Doch schon Anfang des neuen Jahrzehnts war damit wieder Schluss. Wer jetzt hofft, mit "Blood" ein neues Album in den Händen zu halten, der irrt. "Blood" ist ein bisher unveröffentlichtes Demo aus dem Jahre 87. Für die Restaurierung der lang verschollenen Demotapes wurde niemand geringeres als BL'AST!-Fan und Frontmann der Foo-Fighters Dave Grohl engagiert. Und was der ehemalige Nirvana-Schlagzeuger aus diesen alten Aufnahmen herausgeholt hat, ist wirklich hörenswert. Gespickt mit der unvermeidlich sehr old school tönenden Aufnahme-Qualität und den modernen Mixing-Möglichkeiten hat Grohl hier ein standhaftes Oldschool HC Album erschaffen.
Steve Butcher    

Punkte: 8.0 von 10
SIDEBURN - Electrify
Irascible
Ich muss zugegeben, dass ich mich relativ schwer tue mit unseren Rockern aus der Welschschweiz. Der Grund liegt bei den Bands, die im Verlauf der langen Bandkarriere von Sideburn in der Szene aufgetaucht sind und diese einfach schlicht (fast) vergessen machen. Airbourne und Bullet sind um einiges giftiger, aber auch ganz neue Truppen wie eben '77 oder zuletzt 42 Decibels haben viel mehr Dreck im Sound. Dass Sideburn das eigentlich auch hinkriegen, haben sie spätestens ab dem Album «Cherry Red» (2008) unter Beweis gestellt. Es bräuchte aber klar mehr Knaller wie «Six Feet Under» und generell eine stärkere Anlehnung an Rose Tattoo. Vor zwei Jahren spannte man zum nächsten Silberling «Jail» gar Altmeister Beau Hill als Mischer vor den Karren. Die an sich abwechslungsreiche Scheibe kam in den Charts jedoch nicht über den Platz 81 hinaus. Da stellt sich nun schon die Frage, warum die Schweizer trotz unbestreitbarer Qualitäten seit Jahren kaum auf zählbare Resonanz stossen. Der aktuelle Versuch, daran etwas zu ändern, heisst «Electrify» und lässt Sideburn Ausgabe 2013 gleich mit drei neuen Members antreten. Von der alten Crew übrig geblieben sind nur noch Sänger Roland Pierrehumbert und Drummer Lionel Blanc. Frischzellenkur oder zerzauste Glaubwürdigkeit? Let the music talk! Der Opener «Bite The Bullet» geht etwas in Richtung Airbourne, rockt gut und atmet ein wenig den Geist von «If You Want Blood» der Känguru-Rocker. «Devil May Care» bringt darauf den Fuss ebenso zum Wippen, wie auch das schnellere «Bad Boys, Bad Girls, Rock'n'Roll». Mit «Frontline» wird erfreulicherweise einer der klar besseren Songs zelebriert, der deutlich die Handschrift von Angus Young & Co. trägt. Spätestens bei «Mr. Clean» darf man die neue Saiten-Mannschaft als angekommen bezeichnen, zumal Bassist Nick Thornton (ein Australier übrigens!) hier auch wirkliche Bassläufe und nicht nur monotones "Dum-dum-dum"-Gezupfe beisteuert. Mein Favorit heisst aber klar «Bad Reputation», das diesmal mehr in Richtung Rose Tattoo geht. Weniger gefallen mir seit je her Songs wie der countrylastige Rausschmeisser «Destination Nowhere». Wer die CD kauft, kriegt drei Bonus-Tracks spendiert, wo nebst zwei Live-Nummern noch der Auftragstrack «Rockstar» (für die Veranstaltung "2012 ADIDAS Rockstar") zu finden ist. Fazit des wiederum von Beau Hill fett gemischten Neuwerkes «Electrify»: Ziemlich ordentlich mit erkennbarem Qualitätsanspruch, aber ob die Fans dies bei der derzeitigen Konkurrenz würdigen, werden wir bald sehen.
Rockslave  

Punkte: 7.9 von 10
LITA FORD - The Bitch Is Back... Live
Steamhammer/SPV
Die Lady mit dem bürgerlichen Namen Carmelita Rossana Ford dürfte mittlerweile jedem ein Begriff sein. Begonnen hat alles mit der Band The Runaways, wo Lita Ford als Leadgitarristin in die Saiten haute. So richtig bekannt wurde sie jedoch, als sie 1987 mit Ozzy Osbourne zusammen die Ballade "Close My Eyes Forever" aufnahm. Das nun erschienene "The Bitch Is Back... Live" wurde während der Tour zum letzten Album "Living Like A Runaway" im Canyon Club in Agoura Hills (Kalifornien) aufgenommen. In einem Digipack verpackt vereint die Trackliste neue und alte Songs gleichermassen, und wird besonders durch das Booklet sehr interessant, das vor allem aus Fan-Fotos besteht. Wer es gerne live mag, der ist mit Lita Fords neuestem Wurf bestens bedient.
Maiya van A.      

Punkte: keine Wertung
SIX MINUTE CENTURY - Wasting Time
Nightmare Records
Die Jungs aus Housten legen hier ihr Zweitwerk vor nach dem 2008 veröffentlichten Debüt "Time Capsules". Geboten wird Prog Metal mit hohem Gesang - ah, wie originell! Kompakt gespielte Songs auf hohem musikalischen Niveau - ah, was ganz Neues! Nein, ich will die Herren sicherlich nicht schlecht machen, mir gefallen die Twin Soli und auch die Gitarrenriffs sind echt geil. Auch die oft zweistimmigen Gesänge kommen gut rüber, manchmal erinnert der Sänger etwas an Tony Harnell (ex-TNT). Mit der Zeit geht mir aber der Gesang etwas auf die Nerven, weil er permanent in den obersten Höhen singt und nicht die Vielseitigkeit eines Tony Harnells hat. Instrumental gefällt mir das Teil ganz gut und beim Instrumental-Song "Czardas" ziehen die Amis voll vom Leder und vor allem der Basser gib hier einfach alles. Ein toller Song. Also, Six Minute Century sind eine gute Prog Metal Band, die es aber trotzdem schwer haben wird, sich gegen die übermächtige Konkurrenz durchzusetzen, hörenswert, aber nicht unbedingt notwendig.
Crazy Beat
   
Punkte:
7.7 von 10
ARGUS – Beyond The Martyrs
Cruz Del Sur/Non Stop Music
Das fünfköpfige Doom/Epic Metal – Rollkommando aus Pennsylvania wird sich mit seinem dritten Streich einige neue Freunde im Underground machen, dessen bin ich mir absolut sicher. Schon alleine die Idee, die energiegeladene Eingängigkeit einer US-Band der Marke Pharaoh mit den kauzigen Doompassagen der ganz frühen Trouble zu kombinieren, erweist sich auf „Beyond The Martyrs“ als gutes Kaufargument. Wie man beide Welten in schlicht perfekter Weise vereinen kann, zeigen die Jungs beispielsweise mit „The Coward’s Path“ auf sehr eindrückliche Weise. Generell gehören die supermelodischen Twin Leads, die sich das Gitarrenduo Mucio/Johnson gleich reihenweise aus den Ärmeln schüttelt, ganz klar zur Oberliga, in gleichem Masse ist es eine Tatsache, dass es der Band gelungen ist, auf dieser Scheibe den Spannungsbogen während der ganzen Laufzeit von ca. fünfundvierzig Minuten aufrecht zu erhalten, was in erster Linie an den raffiniert ausgearbeiteten und arrangierten Songs liegt. Kompetentes Songwriting und eine charismatische Stimme waren, sind und bleiben nun mal Garanten für echte Anerkennung, auch wenn letztere nur zu selten mit geschäftlichem Erfolg einhergeht. Wer bei Black Sabbath, Trouble, Pharaoh, Slough Feg und Konsorten ins Schwärmen gerät, kommt um Argus fast nicht herum, bei mir befindet sich „Beyond The Martyrs“ jedenfalls momentan in Dauerrotation.
Mirko B.
   
Punkte:
7.7 von 10
TWILIGHT OF THE GODS – Fire On The Mountain
Season Of Mist/Irascible
Und wieder einmal haben sich bekannte Gesichter der Metalszene zusammengeschlossen und eine Allstars-Band geründet – da stellt sich grundsätzlich immer eine gewisse Skepsis ein. Kann man Qualität erwarten, oder werden hier nur die Namen ausgeschlachtet? Der für seine ausdrucksstarke Bühnenperformance bekannte Primordial-Sänger Alan Averill übernimmt die Vocals, was sicher keine schlechte Grundvoraussetzung ist. Daneben sind Musiker von Aura Noir, Thyrfing und Einherjer vertreten. Das gemeinsame Ziel: Heavy Metal. Ähnlichkeiten zu Bathory sind nur mehr ganz unterschwellig zu hören, was doch etwas überrascht. Einfache aber eingängige Riffs begleiten die erwartungsgemäss intensiven und überzeugenden Vocals von Averill. Es wird eine locker-rockige Atmosphäre erzeugt, Inspirationsquellen wie Judas Priest oder Iron Maiden sind unüberhörbar. Einzig einige Sprechpassagen und Oho-Chörchen lassen von der straighten Heavy Metal Road in kleine Nebengässchen blicken. Tempomässig gibt’s keine grossen Ausschwünge, alles bewegt sich im Grossen und Ganzen im gemütlichen Midtempo-Bereich. Einzelne Songs hervorzuheben fällt schwer, das Album lässt sich gut an einem Stück durchhören, ohne dass grosse Überraschungen auftauchen. Ein absolut solides Album für Old School-Liebhaber.
Patricia L.   

Punkte:
7.5 von 10
INQUISITION – Obscure Verses Of The Multiverse
Season Of Mist/Irascible
Da Inquisition schon seit 1988 Musik machen, kann man sie inzwischen nicht mehr als Geheimtipp bezeichnen. In Europa trifft man aber selten genug Black Metal-Fans, welche auch in Übersee nach Musik suchen. Ihr sechstes Album bringen die Amerikaner nun über Season of Mist raus, was für mehr Promotion in der alten Welt sorgen könnte. Und das hätten sie auch verdient. Einer der Gründe dafür ist eindeutig die Stimme von Sänger und Gitarrist Dagon. Solche kehligen Growls kennt man sonst nur von Abbath (Immortal), emotionslos, monoton und kühl, da bekommt man schlicht Gänsehaut. Dazu kommen die hypnotischen Riffs, die sofort im Ohr bleiben. Gerade da glitzert stellenweise die kosmische Kälte durch, die man auch von Blut aus Nord kennt. Dazu tragen neben den Wiederholungen der Liedteile natürlich auch die Effekte bei. So gestalten sich die Songs nach und nach zu einer Wanderung durch die Leere des Weltalls. Trotz all den Repetitionen werden die Lieder aber nicht langweilig, Melodien wie bei ‚Inversion of Ethereal White Stars‘ bringen die nötige Abwechslung und erhöhen die Lust, das Album erneut zu hören. Wem die aktuellen Werke skandinavischer Black Metal Bands nicht gefällt, wer neben Melodien auch mal Blastbeats und Tremologitarren braucht oder wer einfach mal eine fett produzierte amerikanische Black Metal Band hören will, die nicht vollends avantgardistisch arbeitet, sollte sich Inquisition zur Gemüte führen. Verdient hätten sie es auf jeden Fall.
Tristan
  
Punkte:
7.5 von 10
NECROPHOBIC - Whomb of Lilithu
Season Of Mist/Irascible
Die Schweden von Necrophobic haben sich seit 1989 um die Death Metal-Szene verdient gemacht, (führt eigentlich irgendjemand Buch darüber, wie viele schwedische Death Metal-Bands es gibt? Ich meine, ich finde das ja gut, aber langsam sollten die mal einführen, dass man eine Art Zulassung beantragen muss, wenn man eine neue Band gründet, einfach weil's zu viele davon gibt, als das irgendjemand noch den Überblick behalten könnte…) anders als viele andere Bands, die in dieser Zeit entstanden, frönten sie aber nicht dem typisch schwedischen Death Metal, der sein Epizentrum in Stockholm hatte, sondern wandten sich in eine okkultere Richtung, die sehr viel Black Metal-Elemente - sowohl musikalisch als auch inhaltlich - integrierte, später kam sogar einiges an Thrashigem hinzu. Dieses Rezept verfolgen sie bis heute und auch auf ihrem siebten Longplayer beweisen sie, dass es funktioniert. Tatsächlich hört man sowohl den knallharten schwedischen Todesstahl wie auch melancholisch anmutende Riffs und Soli, sogar epische Chorgesänge (wobei man sich die generell einfach sparen könnte) zu knatternden Doublebass-Parts, neben ruhigen, düsteren, fast doomigen Passagen stehen treibende Songparts. Das alles wird von einer sehr angenehm authentischen, mittelhohen Stimme abgerundet, die einen perfekten Kompromiss zwischen Black, Death und Thrash-Stimme findet. Die Männer hinter diesem Projekt sind keine Unbekannten: Robert Sennebäck zupft auch bei Dismember die Saiten, Fredrik Folkare ist noch bei Unleashed an der Gitarre, Basser Alex Friberg spielt live auch bei Naglfar (an die Necrophobic übrigens streckenweise stark erinnern) und Sänger Tobias Sidegard war und ist in einer Vielzahl anderer Bands tätig. Die Erfahrung, die so hier zusammen kommt, spürt man deutlich in den sehr reifen Songkompositionen, die sehr ausgewogen daher kommen und die genannten Stile sehr harmonisch verknüpfen. Schade ist nur, dass auch nach dem zweiten und dritten Hören nichts so richtig hängen bleibt und auch kaum was stark heraus sticht. Und diese leidigen chorartigen clean Gesänge… Kurzum: Die Scheibe ist nicht herausragend, aber allemal gut. So sei diese Platte sowohl Deathern als auch Black Metallern ans Herz gelegt, tolerantere unter den Thrashern werden auch Gefallen an ihr finden.
Lucie W.   

Punkte:
7.5 von 10
EDEN'S CURSE – Symphony Of Sin
AFM Records/Musikvertrieb
Wer bei der Melodic-Formation Eden's Curse an eine skandinavische Herkunft denkt, liegt ausnahmsweise falsch. Gegründet wurde die Band nämlich vom amerikanischen Sänger Michael Eden und dem schottischen Bassisten Paul Logue im Jahre 2006. Seither erschienen drei starke Scheiben, die in der Szene für gute Resonanzen sorgten. Für den nun vierten Output "Symphony Of Sin" musste der Posten des Sängers neu besetzt werden. Ein Unterfangen, das einer Band unter Umständen das Genick brechen kann. Doch mit dem Serben Nikola Miijic konnte ein erstklassiger Ersatz ins Boot geholt werden, der M. Eden in nichts nachsteht. Nach wie vor wildert Eden's Curse in sämtlichen Melodic-relevanten Genres. Das bedeutet, die Jungs lassen sich nicht einfach so einordnen. Grundsätzlich spielt man melodiösen Hardrock, schert aber auch Richtung AOR und vor allem Melodic Metal aus. Zudem stösst auch ab und zu in Prog- und Symphonic-Gefilde vor. Dabei lässt man den Gitarren den Vortritt, benützt das Keyboard als Ergänzung und verzichtet auf nervendes Tastengedudel. Die Songs bestechen durch eingängige Melodien und effektive Strukturen. Durch eine Spielzeit von über einer Stunde schleicht sich aber auch eine gewisse Langatmigkeit ein, der man durch eine ausgeprägtere Kreativität hätte entgegen wirken können. Andererseits bekommt man mit "Symphony Of Sin" auch eine Menge Musik für sein Geld. Das Album wurde vom Pink Cream 69 Bassisten Dennis Ward erstklassig produziert und lässt in diesem Bereich mit Sicherheit keine Wünsche offen. Somit wird die Zukunft von Eden's Curse bis auf weiteres gesichert sein.
Chris C.
   
Punkte:
7.5 von 10
WIZARD – Trail Of Death
Massacre Records/Musikvertrieb
Neben Grave Digger und Majesty sind wohl Wizard die bekanntesten Vertreter des Deutschen True Metals. Wieso das so ist, stellen sie mit dem neuen Album erneut unter Beweis. Denn Trail Of Death ist True Metal, wie er wahrer nicht sein könnte. Dabei fällt diesmal die kompositorische und musikalische Nähe zu Grave Digger besonders ins Gewicht. Speziell in Liedern wie „War Butcher“, „Electrocution“ oder „Angel Of Death“ kommt man Nahe an ein Plagiat. Was aber nicht schlecht sein muss, wenn die Lieder überzeugen. Und das tun sie! Auch wenn Wizard noch nie die Band war, die in der ersten Liga komponierte. Vielmehr sind es hier Songs, welche durch ihre Spielfreude überzeugen. Dabei gehören Wizard nicht zu den Bands, welche Klischees ausweichen, sondern diese zielstrebig ansteuern. So „glänzen“ die Songs mit geschmacksicheren Titel à la „Black Death“, „Creeping Death“ oder „Death Cannot Embrace Me“. Ebenfalls auf diesem schmalen Grad zwischen Fremdschämen und Genialität bewegen sich die Liedertexte. Dass ein „We Won’t Die For Metal“ dabei mit einem Lächeln wahr genommen werden soll, versteht sich von selbst. Trail Of Death überzeugt mit Abwechslung, einigen tollen Liedern und seiner Konsequenz. Die Masse werden Wizard damit nicht ansprechen können. Einige eingefleischte Fans dürften von ihren Helden aber nicht enttäuscht sein.
Roger W.    

Punkte:
7.5 von 10
SEPTICFLESH - Ophidian Wheel (Re-Release)
Season Of Mist/Irascible
Die Griechen Septicflesh zocken düsteren Gothic Death Metal. Sphärische und orchestralische Synthieklänge werden bedacht in treibende und abgrundtief bösartige Riffs eingebettet. Das Album lebt von den verschieden aufgebauten Stimmungen, von düster über schwermütig bis hin zu melancholisch. Septicflesh verstehen es gekonnt, einen nicht irritierenden Bogen von agressivem Todesblei hin zu sphärischem Space Prog Rock zu spannen. Die Orchestralparts sind stark an die Klassik angelehnt und verleihen den Griechen so einen eigenen, angenehmen Sound.
Steve Butcher   

Punkte: keine Wertung
UGLY KID JOE - Stairway To Hell
Metalville/Musikvertrieb
Das Pendant zu den Glam Rockern von Pretty Boy Floyd sind Ugly Kid Joe. Wir alle kennen vermutlich noch Kracher wie "Everything About You" oder "Cats In The Cradle", welches die Band so überaus erfolgreich von Harry Chapin gecovert hat. Die Band war damals mit ihrem Debut "As Ugly As They Wanna Be" dermassen angesagt, dass die EP sich allein schon in den Vereinigten Staaten über eine Million Mal verkauft hat und dadurch zur meistverkauften Debut EP aller Zeiten wurde. Die Auflösung der extrem beliebten Band sorgte für einen weltweiten Aufschrei, und wahrscheinlich hat kaum noch jemand an eine Reunion geglaubt, zumal Sänger Whitfield Crane zwischenzeitlich damit beschäftigt war, Life Of Agony auf deren Tour ein Jahr lang seine Stimme zur Verfügung zu stellen. Die Hoffnungen schienen endgültig zu verblassen, als Mister Crane zusammen mit dem ehemaligen Gitarristen von Machine Head, Logan Mader, die Band Medication gründete. Doch was lange währt, wird endlich gut, und so haben wir unsere Ugly Kid Joe mit der wirklich nett gelungenen Scheibe "Stairway To Hell" wieder zurück. Nun gut, böse Stimmen geben sich enttäuscht von dieser EP, aber seien wir mal ehrlich: Das letzte Album "Motel California" liegt nun schon siebzehn Jahre zurück. Wer ist also naiv genug, sich einzubilden, dass eine Band sich in all den Jahren nicht weiterentwickelt und immer noch genau gleich klingt? Zugegeben, das Songwriting dürfte besser sein, und die Songs halten nicht alle, was das Talent dieser aussergewöhnlichen Musiker verspricht. Doch sind Ugly Kid Joe eine so etablierte Band, dass sie es sich leisten können, die Musik zu machen, die ihnen persönlich gefällt. Dabei herausgekommen sind vor allem rockige Stücke im Mid-Tempo, wobei schon der Opener "Devil's Paradise" etwas Einschmeichelndes hat. Die Krone trägt ganz klar die humoreske Halbballade "Another Beer", die schon fast ein wenig countryhaft rüberkommt. Für Fans akustischer Klänge ist "Would You Like To Be There" zu empfehlen, ein traumhafter Song!
Maiya van A. 
 
Punkte: keine Wertung
SAMMY HAGAR - Sammy Hagar & Friends
Frontiers Records/Musikvertrieb
Professionelle Musiker neigen bekanntlich dazu, stets aktiv zu sein, und wenn man dabei Sammy Hagar heisst, bestehen hierzu sämtliche Freiheiten. Der ehemalige Van Halen Frontmann scheint im Moment mit Chickenfoot in einem vorübergehenden Standby-Modus zu stehen und hatte nun offenbar Lust wie Zeit, schnell ein neues Scheibchen einzuspielen. Damit es dabei nicht zu langweilig wurde, griff der Lockenkopf zum Telefon oder welchem Kommunikationsmittel auch immer und trommelte schnell einen Strauss Kolleginnen und Kollegen zusammen. Darunter befinden sich, wen wunderts, auch alle seine Hühnerfuss-Jungs und weitere Namen wie Denny Carmassi (Ex-Montrose, Ex-Whitesnake, Ex-Heart und andere mehr), Nancy Wilson (Heart), Neil Schon (Journey) und Mickey Hart (Ex- Grateful Dead) und Kid Rock, um mal die bekannteren Gäste zu nennen. Heraus gekommen ist eine locker flockige Rockscheibe, die mal etwas mehr oder weniger laut rockt und vor allem die perfekte Party-Scheibe abgibt. Die zehn Songs kommen zusammen auf keine vierzig Minuten und bekommen dadurch noch mehr den Anstrich als Aktion gegen akute Langeweile. Das Resultat kann sich allerdings hören lassen, was auf diesem Niveau eigentlich auch erwartet werden darf. Etwas gewöhnungsbedürftig ist hingegen das Depeche Mode-Cover «Personal Jesus». Keine Ahnung, wie der Sammy da darauf gestossen ist. Deutlich besser ins Ohr geht da Bob Segers «Ramblin' Gamblin' Man», wo auch ein nettes Chörlein seinen Beitrag leisten darf. Aufgrund der erwähnten eher kurzen Spielzeit sind dann einzelne Songs halt, da mehrfach unter drei Minuten dauernd, ziemlich schnell durch. Wem das nicht passt, kann ja die letzten zwei Chickenfoot-Silberlinge ergänzend abspielen. Die fluffigen Karibik-Nummern «Margaritaville» und «All I Need Is A Island» stechen stilistisch heraus und unterstreichen, dass «Sammy Hagar & Friends» keine kompositorischen Höhenflüge, sondern einfach die pure Lebensfreude bedient, am besten mit dem eigenen Tequila an den Lippen.
Rockslave  

Punkte: 7.5 von 10
TIDES FROM NEBULA – Eternal Movement
Long Branch Records/Musikvertrieb
Und noch eine weitere vielversprechende Neuentdeckung aus Polen: Tides From Nebula überraschen mich mit abwechslungsreichem instrumentalem Postrock, der zwar atmosphärisch klingt, aber auch unglaublich energiegeladene Passagen vorzuweisen hat, die manchmal zu explodieren drohen. Ihre Musik, die sie bereits bei zahlreichen Szene-Grössen wie Ulver, Oceansize und Riverside im Vorprogramm vorstellen konnten, ist geprägt von Gedanken über Existenz, Bewusstsein und Identität. Themen, die beschäftigen und die Tides From Nebula mit ihren Melodien hörbar machen möchten. Produziert hat das dritte Album des Quartetts Christer Andre Cederberg, der bereits das grossartige Album „Weather Systems“ von Anathema verzaubert hat. Tides From Nebula sind sicherlich im Doppelpack mit The Ocean ein Konzertbesuch wert und wer kann, sollte daher am 13. November 2013 im Salzhaus in Winterthur vorbei schauen.
Liane P.
    
Punkte: 7.0 von 10
DIABOLICAL - Neogenesis
ViciSolum Productions
Eine weitere der zahllosen schwedischen Death Metal-Bands sind Diabolical (est. 1996), und offensichtlich ist ihnen auch klar, dass es die Konkurrenz gross und zahlreich ist und man sich deshalb mit aller Macht absetzen muss von der Masse. Diabolical glauben anscheinend das Rezept dafür in musikalischer und inhaltlicher Komplexität und Innovation gefunden zu haben und sie versuchen das mit so viel Anstrengung umzusetzen, dass das Zuhören auch mühsam wird. Neogenesis ist ein Konzeptalbum, das Musik und Literatur verbindet, laut Infosheet ist das eine absolute Weltneuheit. Das Album ist mit einer post-apokalyptischen Novelle kombiniert, jeder Song repräsentiert ein Kapitel. Das Werk wird als Package von CD und Buch verkauft, das nicht nur den Text der Novelle, sondern auch Kunstwerke enthält, Fotos, Malereien und Illustrationen. Verfasser dieses Werks ist der Gitarrist der Band Carl Stjärnlöv. Da mir das Buch nicht vorliegt und uns hier ja vor allem die Musik interessiert, schreibe ich besser darüber. Wie schon angedeutet: Puh, ganz schön anstrengend das Ganze. Nicht, dass hier die ganze Zeit durchgebolzt und gerammelt würde, ganz im Gegenteil, es gibt viele ruhige Zwischenteile und auch schleppende Midtempo-Passagen. Ausserdem ganz viel Episches und Melodisches, im Stile von Rotting Christ und Konsorten, mächtig und mystisch soll das wohl tönen, weshalb man auch hier diese unsäglichen Chorgesänge findet (was ist das nur für eine Plage??) und sogar Pianogeklimper und Violinengefidle, und das Ganze gepaart mit viel Blackmetallischem und etwas weniger Deathmetallischem, aber dafür einigem an Progmetallischem: das ist die Neuentstehung (Neogenesis) von Diabolical. Neuentstehung ist dahingegend sehr treffend, als das die vorherigen Scheiben der Band wirklich recht anders geklungen haben - meiner Meinung nach um einiges geiler. Da war noch Thrash mit am Start, alles war viel mehr auf die Fresse und zwar mit allen oben genannten Elementen nur in viel kleineren Dosen. Ist halt einfach mehr mein Ding. Fairerweise muss man aber sagen, dass Diabolical hier einen gewagten Schritt machen, wirklich kreativ und innovativ zu sein versuchen, und einige Songs auch wirklich was Besonderes haben und extrem daran gefeilt und gearbeitet wurde. Dieses Album wird wohl die Geister scheiden, meine persönliche Meinung ist aber, dass weniger oftmals mehr ist. Reinhören lohnt sich allemal, denn eines ist diese Scheibe sicher nicht: langweilig.
Lucie W.
    
Punkte: 7.0 von 10
HARPYIE – Willkommen im Licht
Metalville/Musikvertrieb
Bei Mittelalterrock-Bands besteht ja leider oft die Gefahr, dass das Konzept von der Live-Präsenz lebt und dann auf dem Album den ganzen Charme verliert. Nun, ich kenne Harpyie zwar live nicht, vermute aber mal, dass es sich auch hier so verhält. Dafür spricht, dass sie auch einen Song speziell für ihr treues Live-Publikum im Repertoire haben: “Sturmvögel“ dürfte bei eingefleischten Fans für Begeisterungsstürme sorgen! Und trotzdem ist es schade, denn die musikalische Verschmelzung zwischen Mittelalterrock und Folk-Metal ist echt sehr gelungen, um nicht zu sagen grossartig. Auch mit dem Songwriting fahren sie Pluspunkte ein – gelungene Kompositionen mit Ohrwurmcharakter, die traditionelle mittelalterliche Weisen und modernen Metal vereinen. Doch die Stimme von Sänger Aello die Windboe wird dieser vielversprechenden Vorlage einfach nicht gerecht - zu 08/15 kommt sein Gesang daher, und viel zu oft kratzt er dann an den obersten Grenzen seines dünnen Stimmchens. Dabei wären die Lyrics eigentlich ganz interessant, und von einigen wenigen etwas gesuchten Stellen mal abgesehen, erzählen sie grosse Geschichten. Instrumental gibt’s absolut gar nichts auszusetzten: das Zusammenspiel von klassischen Metal-Instrumenten wie Gitarre und Schlagzeug harmoniert ausgezeichnet mit dem melodiösen Dudelsack und den gekonnt eingesetzten Streichern. Insgesamt erinnern Harpyie mitunter sehr an Saltatio Mortis oder auch Feuerschwanz (Bei “Der letzte Held“ überrascht der Hauptmann mit einem Gastauftritt). Highlights sind “Wir sterben nie“, “Antarktica“ und “Willkommen im Licht“. Harpyie bieten definitiv mehr als die meisten mittelalterlichen Barden, doch fehlt mir einfach noch der letzte Schliff beim Gesang um eine hohe Wertung zu rechtfertigen.
Patricia H.    

Punkte: 7.0 von 10
EYES SET TO KILL - Masks
Century Media/Universal
Die Alternative-Melodic Metaller Eyes Set To Kill veröffentlichen mit "Masks" bereits ihr fünftes Studioalbum. Bandleaderin Alexia Rodriguez glänzt mit einer sphärischen Stimme, die besonders in den Refrains und Bridges schön zur Geltung kommt. Die Gitarrenarbeit ist genretypisch auf Melodien und einfachen Rhytmikbegleitungen aufgebaut. Ab und an verstärkt ein growlender Mitmusiker die gelungenen Spannungsbögen über die gesamten 13 Tracks. Technisch sind sämtliche Lieder solide aufgebaut, wobei leider das langweilige "Haze" und das eher uninspirierte "Where I Want To Be" ein wenig durchs Raster fallen und das Niveau nicht ganz halten können.
Steve Butcher
    
Punkte: 7.0 von 10
ROBERT DAHLQVIST – Solo
Despotz Records
Der Schwede Robert Dahlqvist war zehn Jahre lang Gitarrist der Rotz Rocker Hellacopters. Nun veröffentlicht er sein erstes Soloalbum, treffend "Solo" betitelt. Sein Partner dafür war Björn Olsson, der das Werk produziert und gemixt hat. Der ganze Prozess dauerte satte zwei Jahre. Doch wer nun skandinavischen Kick Ass Rock'N'Roll erwartet, wird enttäuscht werden. Zuallererst hat Robert das Album komplett in Schwedisch eingesungen. Was spontan für Stirnrunzeln sorgt, verbreitet aber viel Charme, obwohl man die Texte leider nicht versteht. Auch härtetechnisch ist "Solo" nicht mit der Vergangenheit des Mannes vergleichbar. Er bewegt sich nun im Folk/Rock Bereich. Ein Grossteil der Tracks besteht nur aus Vocals und akustischen Gitarren. Wenn er in härtere Bereiche vordringt, bewegt er sich im Umfeld von den Rolling Stones. Das Album versprüht aber eine Menge Charisma. Es ist durch's Band spürbar, dass in der Scheibe eine Menge Herzblut und Emotionen stecken. Auch an Kreativität mangelt es dem Musiker nicht. Obwohl das Album durchwegs zu empfehlen ist, fragt sich, wer wirklich interessiert daran sein wird. Hellacopters Fans? Schweden/Freunde von Schweden? Unplugged-Liebhaber? Sechziger Jahre Rock-Freaks? Wer sich hier zugehörig fühlt und Kreativität schätzt, sollte keinesfalls zurückschrecken und die Scheibe antesten.
Chris C.   

Punkte: 7.0 von 10
HAWKWIND – Spacehawks
Eastworld Recordings
Ich muss zugeben, dass ich mich nie wirklich eingehend mit dem Schaffen der britischen Space Rock-Pioniere rund um Mastermind und einziges Urmitglied Dave Brock auseinandergesetzt habe. „Spacehawks“ bietet nun eine gute Möglichkeit, diesem Umstand etwas Abhilfe zu leisten, denn auf der Scheibe befinden sich sowohl frisch aufgebretzelte Stücke älteren Datums, Remixe und eine Handvoll bisher unveröffentlichtes Material. Die Palette reicht dabei von sehr ruhigen Momenten („We Took The Wrong Step“, „Sunship“) über hypnotisch-sphärische Sondspielereien („Touch“, „Sonic Attack“, „Sacrosanct“) bis hin zu hochwertigen Space Rock-Krachern („Seasons“, „Assault & Battery“, „We Two Are One“, „It’s All Lies“), welche unwiderleglich demonstrieren, wo sich David Wyndorf die Inspiration für Monster Magnet geholt hat. Ein interessantes Album, das eine gute Vorstellung davon vermittelt, was diese einzigartige Band in ihrem bald fünfundvierzig Jahre dauernden Bestehen erschaffen hat.
Mirko B.  
  
Punkte: keine Wertung
EKOS – Luz Interna
Eigenvertrieb
Mit „Luz Interna“ veröffentlicht das Quartett aus Mexiko ihr erstes Album, bei dem die Einflüsse von Pink Floyd aus der 70er bis 75er Phase unschwer zu erkennen sind. Ekos bieten New Art Rock aus Mittelamerika, der sich sprachlich ebenfalls am Herkunftsland orientiert. Wenn mal gesungen wird, dann in Spanisch, was der Musik zwar eine exotische Note verleiht, mir persönlich gefallen aber die Parts ohne Gesang dennoch am besten. Der knapp sechseinhalb Minuten-Track „La Huda del Infierno“ sticht besonders hervor und bietet interessante und abwechslungsreiche instrumentale Parts. Auf diesem Album findet man Melancholie, verträumte Melodien, breitwandige Keyboardsätze und bemerkenswerte Gitarrenklänge. Eine rundum sympathische Erstveröffentlichung mit Entwicklungspotential. Wäre bestimmt eine gute Partie für das nächste „Night of the Prog“-Festival an der Loreley.
Liane P.
    
Punkte: 7.0 von 10
STAINLESS STEEL - Metal Machine
Pure Underground Records/Non Stop Music
Den verheissungsvollen Grundstein legten die Bielefelder Stainless Steel (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen bayerischen Truppe und schon gar nicht mit der Böhse Onkelz Tribute Band!) mit ihrem Debüt „In Your Back“ 1985 und dem Nachfolger „Molten Metal“ 1987. Danach herrschte erst mal Funkstille bis zum Comeback 2005 in Form einer Compilation aus den beiden ersten Alben. Dennoch sollte es noch mal geschlagene acht Jahre dauern, bis sich Stainless Steel endlich mit einem neuen Album amtlich an der Front zurückmelden. Und wie es sich für jede Teutonic Metal Band, die was auf sich hält gehört, sind all diese Jahre völlig spurlos an ihr vorbeigegangen. Die Vorbilder sind wenig überraschend die üblichen, hier ein Bisschen Accept, da ein Quäntchen Judas Priest und Saxon dürfen die Suppe natürlich auch noch würzen. Hinzu kommt in der Person von Ralf Scholz ein Frontmann, der zwar eindeutig lieber singt als kreischt, aber ansonsten den gleichen Englischkurs wie Kollege Chris Boltendahl besucht zu haben scheint, denn die Muttersprache schimmert bei jeder Textzeile durch. Das mag man monieren, ich hingegen finde, dass genau dieser Umstand zum Teutonic Metal gehört wie die Killerrifs, die Doublebass-Drums und die klischeehaften Songtitel. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum man das Album dermassen leise und bassarm abgemischt hat. Wenn man sich schon dermassen konsequent an den Achtzigern orientiert, dann hätte man das auch soundtechnisch machen dürfen, denn damals erschienen einige Alben, welche Punkto akustische Durschlagskraft noch heute gültige Massstäbe gesetzt haben. So bleiben denn wirklich starke Tracks wie „Kiss Of Judas“, „Fight To Survive“ oder der amtliche Stampfer „Dirty Lover“ etwas auf der Strecke. Wer auf unverfälschten Metal made in Tschörmany steht, darf dennoch ein Ohr riskieren.
Mirko B.   

Punkte: 6.9 von 10
SPIT LIKE THIS - Normalityville Horror
Dark Lord Records
Es ist ein richtiger Genuss, sich den zweiten Longplayer dieser Band aus England vorzunehmen! Musikalisch lassen sich Spit Like This nirgendwo richtig zuordnen. Sleaze Rock käme vermutlich am ehesten in Frage, doch ist das musikalische Gerüst dermassen variabel, dass man getrost stehenlassen kann, wie Spit Like This sich selbst nennen: "The Bastard Child between Motley Crüe and Motörhead" - und genau das kriegt man auf "Normalityville Horror" auch diesmal wieder zu hören. Verschiedenste Stilrichtungen klassischen Rock N' Rolls lassen "Normalityville Horror" wie gut durchwachsenen Speck wirken, denn wenn man die CD mal im Player hat, erscheinen vor dem geistigen Auge diverse Legenden wie Iggy Pop, Vince Neil oder Rob Zombie, die der Band allem Anschein nach als Inspiration gedient haben. Spit Like This haben es geschafft, innerhalb kürzester Zeit einen eigenen Stil zu entwickeln, in Wacken aufzutreten und Musik mit Wiedererkennungswert zu machen. Für eine so junge Band ist das schon sehr viel, doch besteht hier noch viel Potenztial, und wenn Spit Like This weiter an sich arbeiten und vor allem endlich mal die Handbremse ein wenig lösen, dann können sie noch viel grösser werden. Seien wir also mal gespannt, was sie in Zukunft noch treiben werden.
Maiya van A.
  
Punkte: 6.8 von 10
COLD CELL – Generation Abomination
Gravity Entertainment
Kritik an der Postmoderne, auch das ist im extremen Metal nichts Neues. Das Debüt der Schweizer Cold Cell thematisiert die Leere und Sinnlosigkeit des modernen Menschen. Klingen tut das vor allem sehr druckvoll, da merkt man die Arbeit in den Woodshed Studios. Der Opener wirkt dennoch ein wenig zäh, besser läuft da der erdrückende Nachfolger ‚Next Stop: Dissilusion Center‘, der mit sterilen Verzerrungen und interessantem Zwischenteil für Abwechslung sorgt. Der Titeltrack beginnt mit einer eher langweiligen Leadgitarre, welche im Mittelteil zwar mehr überzeugen kann, aber gegen Ende leider wieder in den gleichen Part wechselt und das Lied in die Länge zieht. Anders funktioniert ‚Endless Narcotic Fields‘, welches mit Mid Tempo beginnt und nach einem Break in Hochgeschwindigkeit nach Vorne prescht. Thematisch wie auch atmosphärisch haben die Jungs alles richtig gemacht, die Songs wirken frisch und modern, versuchen abwechslungsreich zu klingen und lassen das Kopieren bleiben. Zwischendurch klingen die Übergänge noch nicht ganz ausgereift oder die Riffs wiederholen sich ein paar Mal zu oft. Anderseits sind die Lieder untereinander abwechslungsreich und man wird nicht sofort an zehn andere Bands erinnert. Für den Start erst einmal Respekt!
Tristan  

Punkte: 6.8 von 10
DAMNATIONS DAY – Invisible, The Dead
Nightmare Records
Grüsse aus Down Under. Die Newcomer Damnations Day aus Australien legen mit „Invisible, The Dead“ ihr erstes Album vor, auf dem melodischer Metal und Trash angehauchter Power Metal dominiert und ziehen somit in den harten Kampf um die kaufkräftige Hörerschaft. Neben den druckvollen Songs bietet das Debut auch Balladen und davon sogar zwei an der Zahl. „A Ghost In Me“ und „A World To Come“ sind gelungene Songs mit viel Gefühl. Hier gefällt mir besonders Mark Kennedys Stimme, die sich stellenweise bei den anderen Songs an Rob Halfords Röhre orientiert („I Am Damnation`s Day“). „Lucid Dreaming“ hingegen erinnert mich an die kraftvollen Songs der deutsche Power Metal-Formation „Brainstorm“. Ruhig der Band mal eine Chance geben und ins Album rein hören oder bei youtube antesten. Die Internetseite ist leider immer noch „under construction“.
Liane P.  

Punkte: 6.8 von 10
TED NUGENT - Ultralive Ballisticrock
Frontiers Records/Musikvertrieb
Hier kommt die neue Ted Nugent Live-Scheibe und DVD, aufgenommen im Penn's Peak in Jim Thore in Pennsylvania. 16 Songs gibt der 63-Jährige hier zum Besten. Mit dabei Drummer Mick Brown (Dokken), Basser Greg Smith (Rainbow) und Gitarrist Derek St.Holmes, der ab und zu auch singt. Musikalisch geht das Meiste auf diesem Doppeldecker in Ordnung. Und mit musikalisch meine ich nur dort, wo auch Instrumente gespielt werden. Ted hat natürlich unsterbliche Klassiker an Bord wie "Stormtroopin", das unsterbliche "Cat Scratch Feever" und sein geniales "Stranglehold" oder auch "Hey Baby". Musikalisch also alles ok, die Band spielt tight und das Ganze rockt ganz ordentlich. Aber dieses endlose Gequatsche zwischen all den Songs nervt dann schon ziemlich. Ich dachte bis jetzt, Joey De Maio (Manowar) sei der grösste Dummschwätzer, aber der gute Ted haut den alten Joey locker vom Quasselthron. Aber nicht genug damit, verherrlicht Ted doch öffentlich Waffen und fordert "give all the young people a free machine gun", oder "The asshole in the Whitehouse sucks", "God bless the warriors, the US Army, the Air Force and the Navy, The Coastguard, they clean up the USA, because we have too many peaces of shit" und noch viel mehr Bullshit, der absolut nichts mit Musik zu tun hat. Eigentlich müsste es zwei Versionen geben von diesem Album, Eins ohne für Europa und eins mit Geschwafel für USA, weil die Songs grösstenteils ja wirklich gut sind. Na ja das soll schlussendlich jeder selber für sich entscheiden.
Crazy Beat  
  
Punkte: keine Wertung
SARKOM – Doomsday Elite
Dark Essence Records
Vor fünf Jahren, als ich die zweite Scheibe von Sarkom in den Player schob, habe ich ihnen zu wenig Eigenständigkeit bei soliden Grundstrukturen attestiert. Nach einigen Besatzungswechseln und Splitaufnahmen sollte man davon ausgehen können, dass Doomsday Elite nicht in die gleiche Kerbe schlägt. Erste Änderung: die Aufnahmen klingen nicht mehr so dumpf wie beim Vorgänger, was die Gitarren deutlicher in den Vordergrund stellt. Gerade Leads wie ‚Inside A Haunted Chapel‘ gestalten die Lieder somit abwechslungsreicher, weil man ausser Standartakkorden und Blastbeats noch anderes hören kann. Auch die Stimme wirkt abwechslungsreicher, da zwischendurch auch mal Sprechgesang eingesetzt wird. Allgemein steigert sich das Album ab dem vierten Song in eine Richtung, die zu gefallen weiss. Zum einen die druckvollen Drums, die mit langsameren Parts immer wieder mit der Dynamik spielen, zum andern die Gitarren, welche ab da immer verspielter auftreten und auch mal von Synthies begleitet werden oder mit melodischen Leads die norwegische Kälte durchschimmern lassen. So wird ‚Solemn Disorder Till Human Ext‘ zum Höhepunkt des Albums, davon hätte es auch mehr vertragen. Auch ‚Cosmic Intelect‘ muss dabei erwähnt werden, kommen hier doch auch Dissonazen und verschiedenste Effekte zum Einsatz, was das Lied über dem Durchschnitt schwimmen lässt. Leider zählen die ersten Lieder nicht dazu, wodurch das Album im Mittelfeld bleibt.
Tristan   

Punkte: 6.5 von 10
BROKEN HOPE - Omen of Disease
Century Media/EMI
Die Death Metaller Broken Hope aus Chicago sind ganz und gar keine Anfänger, gegründet 1988 löste sich die Band aber im Jahre 2000 auf. Dies hier ist also ein Comeback-Album (kommt es mir nur so vor oder kommen 2013 immens viele Comeback-Alben raus?), auf dem noch zwei der ursprünglichen Mitglieder mit von der Partie sind. Sänger Joe Ptacek verstarb 2010 durch Suizid, sein Part wird auf dieser Platte von Gorgasm-Sänger Damien Leski übernommen. Viel Abwechslung in der Stimme war dementsprechend schon nicht zu erwarten und ist tatsächlich auch nicht vorhanden. Mehr Variabilität zeigt sich in der Instrumental-Fraktion, man versucht, nicht nur stumpfe Ami-Brutal Death Riffs mit viel Breaks, Geballere und ein paar Groove-Parts zu zocken, sondern gibt sich Mühe, auch melodischere Passagen einfliessen zu lassen und kreativ zu sein. Dennoch gehen Broken Hope irgendwie nicht so recht ins Ohr, es sperrt sich was bei mir und das Gegrunze geht mir spätestens nach dem vierten Song auf die Nüsse. Dass die Jungs wirklich was können ist nicht zu überhören, die Scheibe ist brutal und hart und abwechslungsreich - aber eben auch anstrengend, sperrig und ohne rechten roten Faden. Fans dieser Musikrichtung sollten dem Album auf jeden Fall eine Chance geben, Kaufhausmusik ist dies auf jeden Fall nicht.
Lucie W.   

Punkte: 6.5 von 10
CRAVING – At Dawn
Apostasy Records
Die junge deutsche Band Craving hat sich dem Black/Death Metal verschrieben und veröffentlicht mit „At Dawn“ ihr zweites Studioalbum, gerade mal ein Jahr nach dem Debut. Der Opener dreht von Anfang weg voll auf, im Refrain kommen vermehrt melodische Elemente hinzu. Einzelne clean gesungene Passage in Russisch sorgen für eine erste, kleine Überraschung. Weiter geht’s mit ‚Sons Of The Rebellion‘, bei welchem das Tempo hochgehalten, jedoch melodischer zu Werke gegangen wird. Hier offenbart sich auch bereits die erste Schwachstelle der Band, die im Verlaufe des Albums immer deutlicher wird. Der Grossteil der Melodien klingt wie schon einhundert Mal gehört und strapaziert die Nerven mit zunehmender Spielzeit. Man nehme hier zum Beispiel die ersten Takte von ‚Targaryen Wrath‘ oder ‚Schwarzer Flügel‘, welche diesbezüglich Paradebeispiele abliefern. Während dem die Growls allgemein nicht schlecht kommen, klingen die cleanen Vocals in ‚In die Nacht hinein‘ besonders in den höheren Lagen nicht überzeugend. Einen kleinen Abzug gibt’s zudem für den etwas plastisch wirkenden Drumsound, innerhalb der ansonsten starken Produktion. Auf „At Dawn“ gibt es durchaus auch gute Momente. Stellenweise erinnern die Kompositionen an Moonsorrow. Sie können damit zwar nicht durch Innovation, aber zumindest durch ansprechende Stimmung überzeugen. Ansonsten kommen vor allem die brachialen Parts ohne Gitarrengedudel gut. Auch ihre Instrumente haben die Herren zweifelsfrei im Griff, was Hoffnung für die kommenden Veröffentlichungen aufkeimen lässt.
Patricia L.   

Punkte: 6.2 von 10
OLD MAN'S WILL – Old Man's Will
Transubstans Records
Als Anhänger der seit Jahren grassierenden Retro-Rock-Welle sage ich, es ist legitim, sich auf alte Werte zu besinnen. Oder auf alte Bands, um guten Sound zu machen. Und so bin ich anfangs ganz angetan von „Old Man's Will“, dem Debüt-Werk der gleichnamigen Band aus Umea, Schweden. Neun Songs, die vergessen lassen, dass es die letzten 40 Jahre Musikentwicklung überhaupt gegeben hat, 70's Rock der bluesigen Sorte, zwar nicht hit-verdächtig, handwerklich wie klangtechnisch aber vorbildlich gemacht und dank Fronter Benny Aberg mit charismatisch souligem Gesang ausgestattet. Bei mehrmaligem Durchhören jedoch, da schleicht sich ein fader Beigeschmack ein und zwar nich obwohl, sondern gerade weil ich alles kaufe, was retro ist. Denn nicht Led Zeppelin, The Who oder Cream kommen mir hier in den Sinn, sondern Witchcraft, Horisont oder vor allem Graveyard. Vor allem Letztere, wie nur schon der Opener „Ellington“ veranschaulicht, der mit seinem wirbelnden Shuffle genau so gut auf der ersten Scheibe der Friedhöfe hätte stehen können. Old Man's Will, so hat man, so hab ich zumindest das Gefühl, zititeren mit ihrem Sound nicht Originale, sondern deren Interpretatoren der letzten Jahre. Sie zititeren, was bereits Zitat ist. Dies als Vorzeichen für das baldige Ende der Retro-Welle zu verstehen scheint mir zwar verfrüht – nur schon in dieser Ausgabe unserer Reviews zeigen Blues Pills, Horisont und Bloody Hammers, wieviel Potential da noch drinsteckt –, doch macht es eines klar: Während es ungerecht wäre, neue Bands an gestandenen Legenden zu messen, muss jeder, der jetzt noch auf den Retro-Zug aufspringen will, dem Vergleich mit aktuellen Bands standhalten. Mit ihrem durchaus beherzten Debüt gelingt dies Old Man's Will schlicht nicht und so wird es die Band sogar bei Genre-Fanatikern wie mir schwer haben.
Kissi   

Punkte: 6.1 von 10
IZEGRIM - Congress of the Insane
Listenable Records/Irascible
Vom Cover des vierten Albums in 15 Jahren Bandgeschichte der Holländer Izegrim grinst mich ein fieser Horror-Clown an, und da ich seit dem zarten Alter von drei Jahren wegen zweieinhalb Stunden Stephen Kings "ES" einen reflexartigen Fluchtinstinkt gegenüber Clowns entwickelt habe, zögere ich in "Congress of the Insane" reinzuhören. Die Vorurteile sind jedoch schnell vergessen, die Death-Thrasher geben auf ihrem Album Vollgas und drücken das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Sängerin und Bassistin Marloes ist mit einer interessanten und perfekt zum Sound passenden Stimme ausgestattet. Was den Holländer leider ein wenig fehlt ist der Ideenreichtum, nach 5-6 Minuten kennt man das Konzept der Band und wird spätestens dann nicht mehr überrascht.
Steve Butcher   

Punkte: 6.0 von 10
ANNEKE VAN GIERSBERGEN - Drive
InsideOut Music/EMI
Uff, diese Review ist ja mal wieder ein harter Brocken Arbeit und am Ende wird das schlechte Gewissen bei mir an die Tür klopfen. Also, vorweg: Ich schätze Anneke van Giersbergen sehr und mit ihrer Stimme hat sie grossartige Akzente gesetzt, sei es bei einer Kooperation mit Devin Townsend wo ihr Gesang im Vergleich zum aggressiven Townsend engelhaft rüber kam oder während zahlreichen Gastauftritten bei Bands wie Napalm Death, Moonspell, Within Temptation, Anathema oder Ayeron. Besonders hat mir die Zusammenarbeit mit Pain of Salvaion auf der letzten Tour gefallen, wo die Schweden im nachgebauten Wohnzimmer Musikerkollegen zum Plausch einluden und Anneke ein romantisches Duett mit Daniel Gildenlöw gesungen hatte. Ursprünglich wurde die sympathische Anneke als Frontfrau der niederländischen Formation „The Gathering“ bekannt welche sie 2007 verlies, um sich dann ihrem Projekt Agua de Annique zu widmen. Grundsätzlich also, hat die 40jährige Sängerin viele coole und vor allem unterschiedliche Sachen gemacht. Die Erwartung meinerseits war dementsprechend schon, dass sie aus all den Einflüssen aus der Vergangenheit viel Inputs gesammelt hat, die sie auf ihrem aktuellen Solo Album einfliessen lassen würde. Dem ist aber gar nicht so. Ganz im Gegenteil, das Album bietet belanglosen Pop Rock ohne Überraschungen. Aber vielleicht war das ja auch der Plan: Charttaugliche, leichtverdauliche, durchweg flüssig arrangierte Liedchen für die Masse zu schreiben. Lieder die zur lockeren Unterhaltung dienen und weiter nichts. Das Album wird leider bei mir im Regal die höchste Staubwolke um sich scharen, die es je bei uns in der Wohnung gegeben hat. Wirklich schade, aber ich denke Anneke van Giersbergen`s Stärke liegt klar in der Zusammenarbeit mit anderen Musikern, die starke aussergewöhnliche Stücke schreiben. Zähneknirschend und 10 Hühneraugen zugedrückt: 6 von 10!
Liane P.   

Punkte: 6.0 von 10
SIREN'S CRY – Scattered Horizons
Nightmare Records
Irgendwie kommt mir schon beim ersten Anhören des Debut-Album von Siren's Cry Epica in den Sinn. Sängerin Katie Joanne singt grundsätzlich gut, Ihre Stimme ist aber irgendwie austauschbar. Es gibt bereits genügend Sängerinnen ihres Formates. Es mir hier irgendwie der Biss, so wie ihn z.B. Lee Aaron in ihren besten Jahren hatte. Die Musiker sind zweifelsohne über dem Durchschnitt, was sie zeitweise auch gerne mitteilen. Sicher, das Herumgefidle ist Genre-typisch, aber „music is not a competition.... it‘s an emotion“. Dennoch fällt es mir leicht, den Instrumentalisten ein grosses Lob auszusprechen, wenngleich das Dargebotene nicht das Gelbe vom Ei ist. Die vielen Chöre in den Refrains haben was teutonisches und wiederholen sich in wunderbar wiederkehrendem Muster und auch die Gesangslinie ist irgendwie vorhersehbar. Zugegeben, Metal-Sängerinnen haben es in der Männer-dominierten Szene doppelt schwer, denn böse gucken alleine reicht nicht. Meistens steht und fällt der Erfolg mit der Klangfarbe und weniger mit der Stimme an sich. Die weibliche Stimmlage im Allgemeinen engt die Bandbreite des zur Verfügung stehenden Genres ein wenig ein und so wundert es nicht, dass altbekannte Schemen verwendet werden, die nunmal nach Sängerin A oder B klingen. Die Mischung zwischen lieblich braven Gesang und donnernden Teutonen-Gitarren mag vordergründig spannend erscheinen. Letztendlich kann man guten Gewissens sagen: auch wenn die Qualität des Album wirklich nicht schlecht ist, ist das alles schon mal da gewesen. Eine nette Mischung zwischen explorierendem Power Metal mit gehörigem Symphonic-Anteil.
Liane P.    

Punkte: 6.0 von 10
WARRION – Awakening The Hydra
Pure Steel Records/Non Stop Music
Was kann man von einem Label wie «Pure Steel Records» erwarten? Genau: puren amerikanischen Heavy Metal, der niemals für eine Mehrheit bestimmt ist. Selbst der Umstand, dass einer meiner Lieblingssänger, Mike Vescera nämlich, sein Stimmorgan in den Dienst von Warrion stellt, hebt «Awakening The Hydra» nicht aus der Masse an Veröffentlichungen heraus. Was im Infoblatt als filigran beschrieben wird, kann durchaus auch als konfus bezeichnet werden. Ich möchte keinesfalls die musikalische Qualitäten der Truppe in Frage stellen, aber das Ganze entpuppt sich bei mir als «ein paar Mucker von bekannten Bands spielen ein neues Album ein», bei dem aber etwas ganz Wichtiges fehlt. Die Seele! Lieber Mike, spiel’ lieber wieder ein geiles Album mit Obsession ein, oder tritt Malmsteen in den Arsch und verdonnere ihn dazu endlich wieder Songs mit Gefühl und Hingabe zu komponieren!
Tinu    

Punkte: 6.0 von 10
LUDER – Adelphophagia
Smallstone Records
Manche Reviews schreiben sich fast von selbst, manche nicht. Zur letzteren Sorte gehören für mich Luder und ihr Zweitlingswerk “Adelphophagia“. Worum geht’s eigentlich? Die Kombo aus Detroit (USA) hat sich dem Progressive Rock verschrieben, mit einer äusserst düsteren und melancholischen Herangehensweise, die stellenweise ins Sphärische abdriftet und sich teilweise dort auch verliert. Geboren aus einer Tragödie (Der Tod des Gitarristen Billy Rivkin führte zu einem Neustart mit neuem Namen, neuen Gitarristen und neuem Sound), bleiben Luder ihrem träumerisch-depressiv anmutenden Sound, der sich schon auf dem ersten von Kritikern gefeierten Album “Sonoluminescence“ (2009) etabliert hat, weiterhin treu. Ein Grossteil der bisherigen Kritik leitet sich von dem Fakt ab, dass Gitarrist Scott Hamilton gleichzeitig auch der Mann hinter Small Stone Records, dem Record-Label der Band, ist. Das hinterlässt bei Manchen scheinbar den etwas bitteren Nachgeschmack von künstlichem Erfolg durch Vitamin B. Ich kann das so nicht unterschreiben, denn ich sehe nicht so ganz was der Nachteil dabei sein sollte, einen Gitarristen zu verpflichten, der offensichtlich Ahnung von seinem Fach hat. Doch zurück zur Musik: Fans des atmosphärischen, leicht psychedelischen Progressive Rock dürfen sich getrost von der klagenden Stimme von Sängerin Sue Lott einlullen lassen - an mir schlittert diese von Vielen erwähnte Faszination allerdings fast spurlos vorbei. Um objektiv zu bleiben: Luder schaffen es, eine kosmische Stimmung einzufangen, die, von durchwegs solidem Songwriting getragen, versucht nach den Sternen zu greifen. Einer dieser Sterne ist David Bowie, dessen Song “Afraid of Americans“ als Coverversion auf der Tracklist Einzug gehalten hat. Der etwas abstruse Albumtitel “Adelphophagia“ bezeichnet die Form der Ernährung durch das Auffressen von Geschwistern, u.a. auch das Absorbieren eines Embryos durch seinen Zwilling im Mutterleib. Mit diesem leicht verstörenden Bild komme ich nun zum Ende meiner Review und habe eigentlich nur einen Rat: Am besten einfach reinhören und sich selbst ein Bild machen!
Patricia H.     

Punkte: 6.0 von 10
TRUCKFIGHTERS - The Chairman
Fuzzorama Records
Das Label, unter dessen Fittichen sich das Trio aus Örebro Schweden befindet, sagt eigentlich schon alles. Die drei zelebrieren seit mittlerweile acht Jahren ihre Version des Fuzz-überladenen Wüstenrocks und sehen sich somit in der direkten Tradition von Kyuss, Fu Manchu, Queens Of The Stone Age und Konsorten, und wenn kein Geringerer als Josh Homme über Truckfighters sagt, dies sei ”The best band that's ever existed”, dann ist der Szene-interne Ritterschlag perfekt. Auf der mir vorliegenden EP serviert uns die Band Live-Versionen von „Traffic“ vom 2007er Debüt „Phi“, „Monte Gargano“ vom 2009 erschienenen Album „Mania“ sowie „Desert Cruiser“, welches im Original auf dem Ende 2009 veröffentlichten Longplayer „Gravity X“ zu hören ist. Und natürlich darf als einzig neuer Song der Titeltrack selbst nicht fehlen, der energietechnisch gegenüber den räudigen Live-Songs jedoch ganz klar den Kürzeren zieht, was wieder mal demonstriert, dass eine solche Band auf der Bühne viel eher zu Hause ist als im Aufnahmestudio, was ich durchaus als Kompliment meine. Ganz nett, Genrefans werden sich sicher freuen.
Mirko B.    

Punkte: 5.8 von 10
A STORM OF LIGHT – Nations To Flames
Southern Lord
Was die 3 Amis hier auf ihrer vierten LP abliefern, lässt sich definitiv nicht einfach so in Worte fassen. Es ist wie eine Art von Sturm, der hier entfesselt wird, jeder einzelne Track (mal abgesehen vom instrumentalen „Soothsayer“) besticht durch ein Chaos an Gitarrenwänden, Geschrei und treibenden Drums. So, und ‚Chaos‘ ist auch das passende Stichwort für diese Scheibe. Es gibt zumindest nach meiner persönlichen Ansicht keinen roten Faden innerhalb der Songs und erst recht nicht auf der Scheibe selbst. Alles klingt, als würde man aufs Stichwort einfach alles rauslassen, was einem auf der Seele brennt. Zwischendurch werden zu Beginn der Stücke Radio/TV-Samples eingespielt, was einen beunruhigenden Effekt auszulösen vermag, aber auf diese Bedrohung hin wird wieder alles niedergeknüppelt, ohne sich weiterhin mit dem bisherigen Element zu beschäftigen. „The Year Is One“, der Schlusstrack, ist ein gutes Beispiel hierfür: Den ganzen Track hindurch werden diese Samples zu einer Collage verknüpft, welche aber nicht weiter von der Instrumentalfraktion aufgegriffen wird. „Nations To Flames“ ist sicherlich nicht schlecht, aber man muss schon mit dieser Art von Musik vertraut sein, um einen Zugang zu finden.
Toby S.   

Punkte: 5.5 von 10
BLACKFIELD – IV
Kscope/Irascible
Andere Bands entwickeln sich stetig nach vorne, Blackfield hingegen schwimmen lieber gegen den Strom und entwickeln sich zurück. Vielleicht liegt es auch daran, dass Steven Wilson sich mehr und mehr von der Zusammenarbeit zurückgezogen hat und seinem Jünger Aviv Geffen fast komplett das Handwerk für das aktuelle Album überlassen hat. Melodielinien wiederholen sich und das ganze Album wirkt auf mich wie kalter Kaffee ohne Milch. Die Puste ist völlig raus und das geistreiche Songwriting, das ich auf Blackfield I und II so grossartig gefunden hatte, ist nicht mehr vorhanden. Einziger Song der mich aufhorchen lässt ist „Firefly“ bei dem Brett Anderson von Suede am Gesang zu finden ist. Viellicht hätte es geholfen, wenn er das ganze Album oder zumindest ein paar mehr Songs eingesungen hätte? Nun denn, weitere Gastsänger die das Album wenigstens ein bisschen auflockern sind Jonathan Donahue (Mercury Rev, The Flaming Lips) und Vincent Cavanagh (Anathema). Auf dem Song „Jupiter“ ist dann auch Steven Wilson zu hören. Für mich bis anhin die grösste Enttäuschung im Jahre 2013.
Liane P.   

Punkte: 5.5 von 10
HYBRIS – Heavy Machinary
Candlelight Records/Irascible
Der Fünfer von Hybris bietet eine kernige Mischung aus Thrash und traditionellem Metal, womit «Heavy Machinary» im Fahrwasser von Testament liegt, ohne jedoch das Niveau der Ami-Thrasher zu erreichen. Nichts weltbewegendes, aber handwerklich gut gemacht. Leider aber auch austauschbar und mit zunehmender Spielzeit monoton. Es knallt aus dem Boxen, ohne Zweifel und Lieder wie «Foe Or Friend» lassen aufhorchen. Aber seien wir ehrlich: Die Engländer hatten noch nie - oder zumindest selten - ein geschicktes Händchen für nachhaltigen Thrash Metal. Und das ändern auch die Londoner von Hybris nicht.
Tinu   

Punkte: 5.5 von 10
SKINFLINT- Iklwa
Pure Steel Records/Non Stop Music
Nachdem über Pure Steel Records unlängst das dritte Album der Epic Metaller aus Botswana veröffentlicht worden ist, reicht das Label jetzt den 2010 erschienenen Zweitling nach. Da ich bereits das Vergnügen hatte, besagten Nachfolger „Dipoko“ zu rezensieren, könnte ich mich hier mit einer leicht abgeänderten Copy-Paste – Geschichte aus der Affäre ziehen, aber so einfach ist die Angelegenheit dann doch nicht. Neben den vielen Parallelen, sprich epischer US-Metal trifft auf Iron Maiden – Harmonien, bestehen zwischen den beiden Alben doch einige feine Unterschiede. Auf „Iklwa“ agiert das Trio noch etwas unausgereift und deutlich uneigenständiger, der Einfluss von Iron Maiden ist dermassen omnipräsent, dass man teilweise geneigt ist, das böse Wort „Plagiat“ in den Mund zu nehmen. So erinnert beispielsweise das Intro von „Mbube The Great“ dermassen stark an Maidens „Blood Brothers“, dass bei wirklich jedem Fan mit durchschnittlichem Metal-Allgemeinwissen das Alarmglöckchen klingeln müsste. Und wenn Iron Maiden mal aussen vor gelassen werden, dann fungieren im Instrumental „When You Die, You Die“ Metallica als grosse Vorbilder. Ein weiterer hörbarer Unterschied zwischen beiden Alben ist, dass die Drums inzwischen anstelle von Mothusi "Cool" Mahuri von Sandra Sbrana bearbeitet werden, deren Stil ich als weitaus tighter empfinde. So fällt im Direktvergleich „Ilkwa“ gegenüber „Dipoko“ etwas ab, was ja schlussendlich zeigt, dass sich die Band weiterentwickelt hat und durchaus Potential zu noch grösseren Taten hat. Insofern kann ich jedem, der ein Herz für Exoten und Untergrundkämpfer hat, nahelegen, dem Trio trotzdem einen Solidaritätsbatzen zukommen zu lassen.
Mirko B.  

Punkte: 5.4 von 10
SECRETS OF THE SKY – To Sail Black Waters
Kolony Records
Ich hab nichts gegen überlange, ausufernde Songs. Ich hab nichts gegen Zeitlupen-Riffen. Ich hab nichts gegen in den Keller gestimmte Gitarren und ich hab auch nichts gegen gurgelnden, röchelnden, wispernden Gesang. All diese Dinge gibt es bei Secrets Of The Moons Silberling „To Sail Black Waters“ in Hülle und Fülle... und trotzdem werd ich damit nicht warm. Irgendwo zwischen schwarz bemaltem Sludge und Funeral Doom angesiedelt, ohne auf sphärischere, cleane, die Grabesstimmung auch mal aufbrechende Parts zu verzichten, hat das Sextett aus dem amerikanischen Oakland meine Sympathien eigentlich auf seiner Seite. Und wenn ich phasenweise auch eingenommen bin, vom tadellos vorgetragenen Sound, wie im zweiten Drittel des 12-Minuten-Brocken „Decline“, wo klug, da nie überladen arrangierte proggige Elemente auf Post Metal à la ISIS und Cult Of Luna-Kälte treffen, so ist es eben nur ein Drittel oder vielleicht die Hälfte. Beinahe zwingen muss ich mich, einen der vier ewig langen Nummern zu Ende zu hören, wobei es mir auch dann kaum gelingt, die Aufmerksamkeit konstant darauf zu richten. Auf „To Sail Black Waters“ machen Secrets Of The Sky Vieles richtig, ohne dass es den Zuhörer wirklich interessiert. Selten bis gar nie verliert man sich in diesen schwarzen Wassern. Man hat nichts dagegen, mehr aber auch nicht.
Kissi  

Punkte: 4.9 von 10
ROOT – Viginti Quinque Annis In Scaena (Live)
Agonia Records
Von Root habe ich inzwischen einige Alben im Schrank stehen. Und gewisse Sachen haben mit der Zeit erst ihre Klasse entwickelt, da die Lieder nicht immer einfach sind. Nun liegt ein Live-Album vor mir und ich weiss nicht recht, was ich davon halten soll. Aufgenommen im November 2011 in Brno (Tschechien) und auf 666 Stücke limitiert, bietet die Digi-Box noch eine DVD von der Tour sowie einen Aufnäher, was für Sammler sicher interessant ist. Der Sound klingt ein wenig dumpf, für eine Live-Aufnahme ist das Ganze aber gut vertretbar. Der Sänger spricht leider nur tschechisch, wodurch man nicht versteht, was er zwischen den Songs mit dem Publikum bespricht. Dieses wiederum klingt nicht wirklich laut. Nicht tragisch, aber bringt halt auch keine Stimmung. Und dann noch die Tatsache, dass die Vocals, gerade wenn clean gesungen, gewöhnungsbedürftig sind. Bleibt unter dem Strich ein Album, das für Fans was bieten könnte, für alle andern aber leider keine Empfehlung wert ist.
Tristan     
Punkte: keine Wertung
CULT OF LUNA – Vertikal II (EP)
Indie Recordings/Irascible
Anfangs 2013 brachten die Schweden „Vertikal“ auf den Markt, und bei mir persönlich haben die Jungs damit eher gemischte Gefühle ausgelöst. Nun, mehr als ein halbes Jahr später schiebt man eine Single nach, die man quasi als Fortsetzung des eigentlichen Werkes betrachten kann – wer jetzt fragt, wieso dem so sein könnte, liest nicht richtig mit. So. Fakt ist, dass „Vertikal“ beinahe ebenso verschachtelt, vertrackt und atmosphärisch ausgefallen ist wie sein grosser Bruder. „O R O“ ist sehr auf eine apokalyptische Stimmung ausgerichtet, sowohl die technischen Spielereien wie auch die Musik der Bandmitglieder ist sehr düster und kalt gehalten, dazu passen auch die Schrei-Passagen. „Light Chaser“ greift das kalte Element auf, jedoch ist die Stimmung generell weniger apokalyptisch, sondern mehr kalt und steril – man versteht wie üblich kein Wort, aber geschrieen wird dennoch, alles kulminiert sich bis am Schluss, dann bricht alles zusammen. „Shun The Mask“ ist dann quasi wie eine Art Verschmelzung der beiden vorhergehenden Elemente, dieser Track beinhaltet alles, was Cult Of Luna zu bieten haben. Das macht ihn allerdings nicht verständlicher, übersichtlicher oder eingängiger. Zu guter Letzt befindet sich noch ein Remix des Tracks „Vicarious Redemption“ auf der EP… Ganz ehrlich: Ich persönlich denke, dass erstens Cult Of Luna eine dieser Bands sind, die ihre eigene Nische und ihre ganz eigenen Fans hat, die problemlos mit dieser Art von Musik umgehen kann – alle anderen, mich inkludiert, stehen mit einem überdimensionalen Fragezeichen auf dem Gesicht vor solch chaotischen Musikwelten. For die hards only!
Toby S.  
  
Punkte: keine Wertung
BLACK EXPLOSIONS – Elements Of Doom
Metalville/Musikvertrieb
Was mir hier aus den Boxen entgegenschallt, könnte ebenso gut au seiner völlig anderen Zeitperiode stamen – aus den 60er/70er Jahren nämlich. Hippie-eske Rockmusik mit einem stellenweise weinerlichen, dann wiederum bemüht schreienden Sänger, der Sound der Gitarren staubtrocken abgemischt und mit deutlichem, ebenso trockenen Bassspiel unterlegt… Ich denke, diese Melange an durch Räucherstäbchen vernebelten und vermutlich durch Drogen beeinflussten Sounds spricht Retro Rock-Freaks am ehesten an. Schlecht ist die Chose sicherlich nicht, aber man muss schon ein Fan dieser Art von Musik sein, um damit etwas anfangen zu können.
Toby S.    

Punkte: 4.5 von 10
DROTTNAR – Stratum
Endtime Productions
Stumpfsinniges Geblaste zu Beginn, chaotische Gitarrenleads, unregelmässige Breaks und keifender Gesang, mit diesen Eindrücken offenbart sich das erste Lied auf der neuen Platte der Norweger. Auch ‚Slave‘ zeigt wenige Ansätze von klassischem Songaufbau, viel eher reihen sich verschiedene Riffs und Leads aneinander, immer wieder unterbrochen mit Breaks oder irgendeinem Schlagzeugintermezzo. Das soll wohl progressiv sein, ist auf Dauer aber eher nervenaufreibend. Hingegen ist ‚Soul Suburbia‘ schon eher greifbar, fast schon monoton. Aber auch hier geht das scheinbar ziellose Aneinanderhängen von Tönen der Leadgitarre gegen den Strich. Wenn man bedenkt, dass die Norweger ganze sechs Jahre gebraucht haben, um diese 38 Minuten Inhalt zusammenzufügen, erscheint das Ergebnis enttäuschend. Die Militäruniformen mögen für den einen oder anderen Fan sorgen, allerdings möchte ich mich nicht zu diesem Kreis zählen. Alternativ und experimentell ist der Sound, das gestehe ich sofort ein. Man kann sich dazu auch das Video anschauen, um einen guten Einblick in die Musik zu erhalten. Empfehlen kann ich das Album aber nicht.
Tristan 

Punkte: 4.5 von 10
THE EARLS OF MARS - The Earls Of Mars
Candlelight Records/Irascible
Hurra, die ganz furchtbar Gescheiten unter uns dürfen sich freuen! Aus dem Hause System Of A Down ist immer noch keine neue Scheibe in Sicht, und Serj Tankians Soloeskapaden sind nur ein kleiner Trost in dieser tristen Zeit, aber nach all diesen Jahren der Entbehrung taucht aus dem Vereinigten Königreich endlich eine Band auf, über die man wieder ganze Abende lang bei indischem Gewürztee, Hanfgebäck und einem Joint sinnieren und diskutieren kann wie auch über Hundescheisse, welche in Vakuumbeuteln verschweisst als hohe, zeitgemässe Kunst verkauft wird. Was wollen uns die Künstler damit sagen? Keine Ahnung, mir als geborenen Primitivling bleibt diese Welt der kreativen Höhepunkte freilich weiterhin verschlossen, und so bleibe ich im engen Käfig meiner beschränkten intellektuellen Fähigkeiten gefangen. Aber wisst ihr was? Es ist mir absolut egal, denn ich bin absolut zufrieden damit und kann gerne weiterhin auf vertonte Schrägheiten wie diese zehn Tracks verzichten. Die Grafen vom Mars gefallen sich darin, Rock, Nu Metal, Psychedelic, Jazz, Doom und was weiss ich noch was alles zu einem manisch-depressiven Etwas zu vermischen, das mich keine Sekunde lang fesselt, sondern nur nervt. Wer die Finger trotzdem nicht davon lassen kann, soll sich im Nachhinein bloss nicht bei mir beschweren, das ist Sound ausschliesslich für extrem hartgesottene und extrem tolerante Rockfans.
Mirko B.    

Punkte: 4.0 von 10
BORROWED TIME – Borrowed Time
Highroller Records/Musikvertrieb
Die Amerikaner Borrowed Time gehören zu den Legionen von Bands, welche hörbar von Iron Maiden beeinflusst werden. Alle Melodien zielen auf die Eiserne Jungfrau. Hätten Borrowed Time dazu einen Sänger, der in der Liga von Bruce Dickinson mithalten könnte, wäre eine Punktezahl über acht schon mal in Griffnähe. Das Gebelle von Shouter J. Priest erinnert mit seinem Genörgel aber eher an einen schwachen Versuch in Gesang als an ein ernsthaftes Gelingen. Manche mögen dies Kunst nennen – ich finde es einfach nur schwach! Insgesamt knallt das Album durch ihre neun Lieder. Das kurze und geschmackvolle Instrumental „Transcendental Knavery“ sorgt für eine Verschnaufpause. Ansonsten gibt es also melodische Hausmanns-Metal-Kost. Wem das genügt, sei hier herzlich eingeladen. Aufgrund der Kombination aus durchschnittlichem Songwriting und schlechtem Gesang kann ich von diesem Album aber nur abraten. So schicke ich es dorthin, wo es bestimmt ein paar Anhänger finden wird: In den Untergrund!
Roger W.    

Punkte: 4.0 von 10
THRONE OF KATARSIS – The Three Transcendental Keys
Candlelight Records/Irascible
Dumpfe, verschwommene Aufnahmen können, gezielt eingesetzt, die Stimmung und Atmosphäre eines Albums hervorragend unterstützen. Das Gleiche gilt für monotone Riffs und lange Spieldauer. In ungeübten Händen häufen sich damit aber Risikofaktoren, die ganz schnell auf die Nerven gehen. So geschehen bei der neusten Scheibe der Norweger Throne Of Katarsis. Die drei Lieder kommen auf stolze 48 Minuten, schaffen aber nur in höchstens 5 Minuten davon zu überzeugen. Diese finden sich auf dem zweiten Lied gleich zu Beginn, bevor der Gesang beginnt. Suizidales, unverständliches Schreien in Ehren, aber da schon im ersten Track ziemlich alles davon ausgereizt wurde, fällt das hier eher negativ ins Gewicht. Allgemein mag die Idee nicht übel sein, die Umsetzung davon hört sich aber sehr langatmig und langweilig an, da die Riffs zu Tode repetiert werden und durch die verwaschenen Aufnahmen sowie das ständige Rauschen nicht sehr viel Abwechslung erklingen lassen. Fakt ist, dass die wahrnehmbare Musik langweilig klingt.
Tristan    

Punkte: 4.0 von 10
TOMBSTONES – Red Skies And Dead Eyes
Soulseller Records
Im Norden nichts Neues. So oder so ähnlich könnte man in einem Satz die neue Scheibe von den norwegischen Grabsteinen abhandeln. Machen wir aber nicht. Deswegen gibt’s jetzt noch ein paar Sätze hinterher. Nehmen wir uns mal die Vocals vor: Die sind nach wie vor arg im Hintergrund und damit kaum präsent. Die Instrumentalfraktion werkelt knochentrocken vor sich hin. Eine Art von Abwechslung findet sich leider gar nicht, die Songs ähneln sich allesamt extrem, mal hat man vor dem Stück noch ein bisschen Windgeräusche eingespielt, aber das war’s dann auch schon. Leute, die von trockenem Stoner/Doom nicht genug kriegen können, sollten vielleicht mal ein Ohr riskieren, ansonsten kann die Scheibe nicht wirklich empfohlen werden, Authentizität hin oder her.
Toby S.
Punkte: 3.0 von 10
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