CD-Reviews Oktober 2016
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
EPICA – The Holographic Principle
Nuclear Blast/Warner
Wer einen Leistungsausweis wie Epica vorzulegen hat, sieht sich mit entsprechend hohen Erwartungen konfrontiert und so legt sich die Band die persönliche Messlatte auch mit jeder Veröffentlichung etwas höher. In ihrer Arbeit steckt eiserne Disziplin und pure Leidenschaft. Mit vereinten Kräften ist an diesem nächsten Meilenstein gemeisselt worden. Als absolutes Meisterwerk stellt sich einmal mehr die Arbeit der Riffbauer heraus. Sie brillieren mit messerscharfen Kanten, verfehlten es aber auch nicht, da und dort eine sanft geschliffene Rundung zu setzen. Auf dieser Grundlage hat sich Ariėn van Weesenbeek richtig ausgetobt. In 'A Phantasmic Parade' zeigt er sich von einer besonders verspielten Seite, wie man sie sonst vor allem von Coen Janssen kennt. Dieser offenbart seine Künste am Piano und im Bereich der Orchesterarrangements, indem er stets das richtige Rezept bereit hält, um das Hörerlebnis zu einem emotionalen Feuerwerk werden zu lassen. Um die mit Bedacht ausgewählten Instrumente stärker in den Fokus zu rücken, hat man diese für "The Holographic Principle" erstmals komplett live eingespielt. Insbesondere die Blechbläser setzen damit markante Akzente. Die starke Produktion des Vorgängers wird damit sogar nochmals um ein Quäntchen übertroffen - und Quanten sind im Universum der Niederländer bekanntermassen nicht zu verachten. Die für "The Quantum Enigma" ausgesuchte Thematik findet in "The Holographic Principle" seine Fortsetzung. Insbesondere Simone Simons sorgt für eine fachgerechte Untermalung der Texte und zeigt gar einige neue Seiten. Auch wenn Epica wohl wieder etwas finden werden, womit sie die Messlatte weiter anheben können - zum aktuellen Zeitpunkt scheinen sie den Zenit wieder erreicht zu haben.
Patricia L.    
Punkte: 10 von 10
HARDLINE - Human Nature
Frontiers Records/Musikvertrieb
Der Axel Rudi Pell-Sänger Johnny Gioeli kehrt wieder zu seiner ersten erfolgreichen Truppe zurück und veröffentlicht mit «Human Nature» eine Scheibe, die fast im gleichen Fahrwasser wie das sagenumwobene Debutalbum «Double Eclipse» schippert. Die gleichen fetten Riffs, dieses Mal von Josh Ramos, die gleichen knallharten Drumbeats, dieses Mal von Primal Fear-Trommler Francesco Jovino, und die gleich sofort in die Ohren gehen Songs wie beim ersten Mal knallen dem Hörer um die Ohren. Noch immer spielen Hardline lupenreinen, kernigen Hard Rock, der dank der Stimme von Johnny und den packenden Chören einmal gehört sofort stecken bleiben. Dass dabei der Spass an vorderster Stelle steht («Nobody's Fool») ist klar. Dabei wird die emotionale Ebene, welche den Tränen nah ist («Human Nature», «Take You Home») ebenso gefeiert wie der Blues («Trapped In Muddy Waters»). Dazu gesellen sich lockere, schnelle Parts («Running On Empty») oder schon fast ARP-like Hymnen («The World Is Falling Down», «In The Dead Of The Night») und Bon Jovi seinen Stempel aufdrückt («When The North Wind Blows»). Es hat alles einen grossen Qualitätsstempel. Und am Schluss geht es mit fetten Keyboards und einem unglaublichen Hit namens «Fighting The Battle» ins Ziel. «Human Nature» ist eines dieser Alben geworden, das sofort gefällt und mit jedem Hören sich nochmals steigert. Es ist unglaublich, was Johnny mit diesem Werk angestellt hat und wirklich auf gleicher Augenhöhe mit dem Debutalbum konkurrenziert. Über all dem, und da wiederhole ich mich gerne, thront aber der tolle Gesang von Johnny, den man aus tausenden herauskennt und der neben seinen gefühlvollen Momenten auch das rauchige, kernige und bissige nicht vermissen lässt. Hardline haben ein verdammt heisses Eisen abgeliefert, das man sich problemlos noch in Jahrhunderten anhören wird!
Tinu
  

Punkte: 10 von 10
POLTERGEIST - Back To Haunt
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Im Januar 2014 machte ich mir zum im Sommer folgenden Geburtstag des halben Jahrhunderts ein persönliches Geschenk gleich selber, nämlich die Teilnahme an der damals vierten "70000 Tons Of Metal" Cruise in den USA! Mit dabei war auch die Schweizer Thrash-Legende Poltergeist, die nach über zwanzig Jahren Unterbruch (!!) erstmals wieder live vor Publikum auftrat. Etwas Geileres, als dies draussen auf der Pooldeck-Bühne erleben zu dürfen und ich, mit einem kühlen Bier in der Hand auf hoher See im Atlantik mittendrin dabei, gibt es nicht! Unvergessen und einmalig für alle, die auch Zeugen davon wurden. Das Line-Up bestand aus Mastermind V.O. Pulver (g/v), André Grieder (v), Chasper Wanner (g), Sven Vormann (d) und Marek Felis (b). Danach folgte der eine oder andere Auftritt und im Frühling 2015 wurde das dritte Album «Nothing Lasts Forever» von 1993 in remasterter Form und, ergänzt mit alten Demo-Aufnahmen, wiederveröffentlicht. Dass die Reunion nicht nur als Strohfeuer gedacht war, findet nun mit dem brandneuen Album «Back To Haunt» seine Bestätigung. Fans der ersten Stunde werden bestimmt feuchte Äuglein kriegen, wenn sie den Opener und Titeltrack lospoltern (Wortspiel!) hören. Wie wenn es überhaupt keine Pause von satten dreizehn Jahren gegeben hätte, legen Poltergeist ein sattes Thrashbrett hin, das sich gewaschen hat und locker in der Liga der internationalen Combos wie Death Angel, Exodus, Testament, Overkill, Destruction und Konsorten bestehen kann. Das Erfolgsrezept der frühen Tage wurde nahtlos in die Neuzeit transferiert, und somit gibt es wieder pfeilschnelles Riffing mit wuchtiger Doublebass Drum, gepaart mit Abrissbirnen-Breaks und melodiösen (Twin-) Soli des Axtgespanns Pulver/Wanner. Nicht unwesentlich ist dabei natürlich der bewährte wie bekannte Gesang von André Grieder, der als roter Faden die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt. Die satte Produktion, die selbstverständlich die Handschrift von V.O. Pulver trägt, lässt dabei auch den Bass (im Studio von Pulver/Wanner) eingespielt, herrlich polternd, wie zum Beispiel beim Brecher «And So It Has Begun» (einem meiner Faves), zur Geltung kommen. Dass dies live ebenso ist, wird durch den kürzlichen Zuzug des ehemaligen Requiem-Bassisten Ralf Winzer Garcia sichergestellt, der als wahrer Glücksgriff bezeichnet werden kann. So präsentiert sich das Schweizer Thrash-Urgestein stärker denn je und «Back To Haunt» wird am 04. November 2016 in der Met-Bar in Lenzburg würdig getauft werden. Nach dem unerwarteten Abgang von Battalion tut es Youngstern wie Comaniac und der Schweizer Szene allgemein gut, wenn der "Altherren-Club" wieder mächtig Arsch tritt und mitunter auch beim Groove-Monster «Shell Beach» aufzeigt, wo die Messlatte aktuell liegt. Thrash-Fans können alleine schon vom Artwork her blind zugreifen und kriegen mit der limitierten CD-Version ausserdem noch einen Bonus-Track dazu.
Rockslave  
Punkte: 9.3 von 10
OPETH – Sorceress
Nuclear Blast/Warner
Die schwedischen Prog-Meister Opeth liefern ein weiteres Meisterwerk ab! Wer die Schön- und Erhabenheit früherer Alben bereits zu schätzen wusste, findet diese auch mit "Sorceress" in einem ganz eigenen Klanguniversum. Der Hörer wird regelrecht verzaubert. Dies beginnt bereits beim CD-Cover, bei dem auf dem ersten Blick der Pfau mit Rad auffällt, bevor man auf den zweiten Blick realisiert, dass aus dem Schnabel des Pfaus Blut tropft und der Vogel auf einem Schädelberg sitzt. Diese Zweideutigkeit überträgt sich auch auf die Musik. Mehrfaches Zuhören ist hier angesagt. Wobei mir dies sehr einfach gefallen ist. Trotz seiner Komplexität erschliesst sich mir "Sorceress" ab der ersten Note wie ein offenes Buch. Opeth schaffen hier genau die Atmosphäre und das Knistern, welches man spürt, wenn man ein absolut geniales Werk hört. Man muss nicht wissen, welchen komischen Takt die Schweden gerade spielen, sondern sich einfach leiten lassen. Fans der Death Metal-Phase werden mit "Sorceress" allerdings ein weiteres Mal enttäuscht. Zwar werden die ausschweifenden Kompositionen auch mal härter, positionieren sich aber auch dann noch Meilenweit von den wilden Anfängen der Band. Wer dagegen eine Vorliebe für 70ties Prog Rock à la Pink Floyd und etwas Deep Purple hat, kommt hier auf seine Kosten. Dream Theater-mässig wird es vor allem dann, wenn die Schweden Jazz anspielen. Trotz dieser Anhaltspunkte handelt es sich bei "Sorceress" um ein eigenständiges Werk, welches einzigartig in der musikalischen Landschaft steht. Opeth nehmen sich die Freiheit, alles zu dürfen, aber nichts zu müssen. So erklingt bei „Chrysalis“ eine Hammond-Orgel, werden bei „The Seventh Sojourn“ orientalische Klänge angespielt, und entwickelt sich „Strange Brew“ zu einem Epos mit Gänsehaut-Gitarrensolo. Damit ist "Sorceress" aber nur höchst oberflächlich beschrieben. Denn was sollen hier schon Worte Klänge beschreiben? Wer mit progressiven Rock und Heavy Metal warm wird, wird dieses Album lieben. Wer achtminütige Lieder und lange instrumental-Teile aber für unnötige Zurschaustellungen selbstverliebter Musiker hält, wird vor "Sorceress" reissaus nehmen. Die Mehrheit wird das Werk wohl verstehen und jeden Ton dieser 57 Minuten als nötig und Songdienlich halten. Tut euren Ohren und eurem Gehirn was Gutes und hört dieses Meisterwerk an.
Roger W.  
Punkte: 9.3 von 10
ALTER BRIDGE - The Last Hero
Napalm Records/Universal
Mit ihrem Album "Fortress" haben die Herren von Alter Bridge Musikgeschichte geschrieben und dementsprechend gross war der Druck und auch die Erwartung der Fans nicht weniger hoch. Dass sie nach wie vor die Fähigkeit besitzen, nachhaltige Ohrwürmer zu produzieren, davon ist man schon nach dem Opener "Show Me A Leader" überzeugt, obwohl der Einstieg etwas dauert. Songs wie "My Champion", "Poison In Your Veins" oder "Losing Patience" bieten alles, was man sich als Hörer von der Band wünscht. Die einzigartige und unverkennbare Stimme von Myles Kennedy, markante Hooklines, sowie Mark Tremontis prägnantes Gitarrenspiel. Zudem fehlt es auch nicht an den gefühlvollen Balladen, "You Will Be Remembered" oder dem überlangen "This Side Of Fate", für die die Band ebenfalls steht. Letzteres wartet mit einem überwältigenden Gitarrensolo auf, das die wahre Zeit des Tracks gefühlt verkürzt. Bei den kommenden Shows wird man mit Sicherheit wieder lauthals mitsingen können. Wer bis dahin doch etwas enttäuscht sein sollte, da das Album nicht ganz die hohen Erwartungen erfüllt, muss an der Stelle weiter hören. Die besten Nummern hat sich die Truppe nämlich für den Schluss aufgespart. Titel wie "Crows On A Wire" oder "Island Of Fools" sind die heimlichen Renner des Albums. Originelle Gesangslinien und fette Gitarrenbeats, die sich im Hirn festsetzen und dann wahrlich explodieren. Der als Abschluss folgende Titeltrack "The Last Hero" ist dieser exponierten Stellung mehr als würdig. Einziger Vorwurf, den man Alter Bridge nach dem vergleichsweise wagemutigen letzten Werk allenfalls machen kann, ist mangelnde Experimentierfreude. Das Vorgängeralbum besticht mit Krachern wie "Cry Of Achilles", "Calm The Fire" oder "Lover", mit denen erfolgreich neue musikalische Wege beschritten wurden. Wer also den fehlenden "Mut zum Risiko" abstrafen möchte, darf an dieser Stelle einen Punkt in der Gesamtwertung abziehen. Wem es aber scheissegal ist und wer einfach eine monströs rockige Alter Bridge-Scheibe abfeiern möchte, wird auch mit "The Last Hero" mehr als glücklich werden. Wieder einmal eine absolut überzeugende Arbeit von Kennedy und Co., die an einigen Stellen vielleicht im direkten Vergleich ein bisschen hinkt, aber mehrheitlich doch einfach Hörgenuss pur verspricht.
Oliver H. 

Punkte: 9.2 von 10
KAI HANSEN - XXX
Ear Music/Phonag
Drei Jahrzehnte Kai Hansen! Der Mitgründer von Helloween, Cheffe von Gamma Ray und Unisonic-Mitglied hat allen Grund zum Feiern. Er tut dies mit seinem ersten Solo-Album, vielen Gästen und natürlich gewohnt toller Musik. Deren Niveau ist hoch. Und wer neue Aspekte von Mister Hansen sucht, findet diese in Details ebenfalls. Wer "XXX" nur oberflächlich hört, dem fällt auf, dass der Norddeutsche bereits bei Gamma Ray ähnlich viele Aspekte beackert wie jetzt solo. Hansen selbst wird das naturgemäss wohl anders sehen. Textlich ist "XXX" ein vages Konzept-Album geworden, welches sich lose an der musikalischen Biographie von Hansen anlehnt. Die offensichtlichsten Querverweise hören auf Namen "Enemies Of Fun" und "Contract Song". Bei diesen Liedern dringt auch gleich der typische Hansen-Humor am besten durch. Zum Geburtstag hat sich die Power Metal-Legende eine Schar von Musikern eingeladen, bei denen er in seinen langen Jahren selber Gastbeiträge eingespielt hat. Darunter tauchen Namen wie Hansi Kürsch (Blind Guardian) oder Tobias Sammet (Edguy, Avantasia) auf. Ebenfalls schön ist, dass auch viele ehemalige Wegbegleiter zu hören sind. Neben den (Ex)-Helloweener Michael Weikath, Roland Grapow und Michael Kiske sind es auch Ralf Scheepers (Ex-Gamma Ray und Primal Fear) und Piet Sielck (Iron Savior). Das musikalische Grundgerüst bilden aber Gitarrist Alex Dietz (Heaven Shall Burn), Bassist Eike Freese (Gamma Ray-Produzent) und Schlagzeuger Daniel Wilding (Carcass). Wer jetzt denkt, dass die Lieder von "XXX" nur dank seinen Gästen funktionieren, wird mit der Bonus-CD eines Besseren belehrt. Diese wurde einzig von Hansen eingesungen und killt ebenfalls. "XXX" ist ein sehr unterhaltsames, hochwertiges Heavy Metal-Album geworden, welches Gamma Ray- und Helloween-Fans mit offenen Ohren aufnehmen werden. Hansen unterstützt mit diesem Album die Wacken Foundation und damit kommende Heavy Metal-Generationen. Hier profitieren also alle doppelt: Die Hörer von einem durchs Band tollen Album und von möglichen Nachwuchsacts und Hansen von der Unterstützung künftiger Vor- und Hauptbands. Reinhören und geniessen!
Roger W.  

Punkte: 9.1 von 10
THE MISSION – Another Fall From Grace
Eyes Wide Shut Recordings/Musikvertrieb
Da ist sie nun also, die neue Scheibe der Herren von The Mission. Und gleichzeitig feiert man das 30-jährige Bestehen der Gruppe – Kinder Kinder, wie die Zeit vergeht! Ich kann mich noch gut an meine letzte Scheibe von den Sisters Of Mercy erinnern, „Vision Thing“ – seither liegt diese Gruppe ja auf Eis. Nun, der gute Wayne Hussey und seine Mitstreiter hat mit „Another Fall From Grace“ ein weiteres Werk erschaffen, das den urtümlichen Geist des Gothic Rock atmet wie kein anderes, das von sonst einer Truppe veröffentlicht worden ist. Man höre sich nur einmal „Met-Amor-Phosis“ an, man kann förmlich den Duft von Räucherstäbchen und Patchouli in der Nase spüren – rockig, aber dennoch irgendwie zurückhaltend, eben graziös und würdevoll, mit den typischen Licks und musikalischen Spielereien, welche damals die Sisters Of Mercy und heutzutage The Mission ausmachen, inklusive einem schreienden, aber dennoch nicht aufdringlichen, sondern eindringlichen Gitarre im Solo-Part. Oder „Tyranny Of Secrets“, könnte glatt aus oben erwähntem Sisters-Album entsprungen sein – ich könnte hier noch weiter ins Detail gehen und Song für Song sezieren, aber das würde den Rahmen dieser Review mehrfach sprengen. Fakt ist: The Mission haben mit „Another Fall From Grace“ ein Geschenk zum Jubiläum an alle gemacht, welche (wie ich) mit dieser Art von Musik einen Teil ihrer Jugend verbracht haben und nach wie vor den intensiven Gothic Rock ganz alter Schule geniessen. Unbedingte Kaufempfehlung für alle, welche sich auch nur ein bisschen für Gothic, Rock und deren Verschmelzung interessieren!
Toby S. 

Punkte: 9.1 von 10
HEAVEN SHALL BURN - Wanderer
Century Media/Sony
Heaven Shall Burn sind längst eine Institution in der deutschen Metal-Landschaft. Vor rund 20 Jahren gegründet, legt das Quintett aus Saalfeld in Thüringen mit "Wanderer" sein mittlerweile achtes Studioalbum vor. Ursprünglich aus der Hardcore-Szene kommend, vermengen Heaven Shall Burn eben diesen mit Death und Thrash Metal-Elementen. Ihr politisches und ökologisches Bewusstsein und ihre kompromisslose Gesellschaftskritik lassen die haltungsstarke Band eine Sonderstellung innerhalb der Metal-Szene einnehmen. Nicht nur ihre Überzeugungen sondern ihr musikalisches Können ist legendär und in einer grossen Fangemeinde seit Jahren verankert. Der Opener "The Loss Of Fury" ist vielleicht noch nicht genau das, was man erwartet hat. Dennoch ist die gesangliche Leistung bereits ein erster Leckerbissen des Albums. Der schreiend kehlige Gesang ist ein Geschenk direkt aus der Hölle. Mit dem Nachfolgetrack "Bring The War Home" sind mit Sicherheit die anfänglichen Zweifel im Keim erstickt. Stampfend brutal und mit einem Gesang, der durch Mark und Bein geht, schiesst der Song direkt nach vorne und zieht die Hörerschaft in seinen Bann. Einer meiner ganz persönlichen Favoriten auf diesem Album! Besonders gefällt auf "Wanderer", dass die Melodien trotz Geschwindigkeit und Härte, noch immer ihren festen Platz in den einzelnen Songs haben. Sei dies zu Beginn oder nach einem Break - Melodien sind da! Dies beweisen die Herren besonders mit ihrem Instrumental "My Heart Is My Compass", das zur Mitte der Platte hin seinen Platz hat und ausserdem als Intro fürs darauffolgende "Save Me" bestens arrangiert ist. In bester Heaven Shall Burn-Manier prügelt sich der "Wanderer" durch die zwölf Nummern und zeigt zu keiner Zeit Ermüdungserscheinungen. Dass die Truppe musikalisch eine Klasse für sich ist, darüber gibt es schon längst keinerlei Zweifel mehr. Druckvoll und präzise, ohne überflüssige Schnörkel und Spielereien, präsentieren sie Titel für Titel äusserst gekonnt. Davon konnte man sich im ausverkauften Kiff, Aarau, persönlich ein Bild machen. Kommerziell sind Heaven Shall Burn übrigens auch längst in der ersten Liga angekommen, auch wenn dies vielleicht nicht sonderlich erstrebenswert ist! Ihr letztes Album "Veto" verpasste die Spitzenposition der deutschen Albumcharts nur knapp. Mal sehen, wie weit sie "Wanderer" steigen lässt. Dies aber mehr am Rande, denn ausschlaggebend ist und bleibt ihr Sound, und der ist nach wie vor hochkarätig!
Oliver H. 

Punkte: 9.0 von 10
CORONER - Autopsy (The Years 1985 - 2014 In Pictures)
Century Media/Sony Music
Es gibt wohl kaum jemand, dem die definitive Wiederauferstehung der Schweizer Technical Thrash Ikone Coroner kein anerkennendes Nicken entlockt. Bevor im nächsten Jahr das brandneue Album hoffentlich wie eine Bombe einschlagen wird, hat man der lechzenden Fangemeinde mit «Autopsy» ein grandioses Goodie im Voraus spendiert! Wer sich das Cover des edlen Teils, das in zwei Versionen veröffentlicht wurde, genau ansieht, entdeckt den Zusatz "The Years 1985 - 2014 In Pictures". Dies macht den Hauptteil von «Autopsy» aus, sprich auf wahlweise drei DVDs oder drei Blu-rays gibt es jeweils auf dem ersten Silberling einen Dokumentar-Film über die Band, auf der zweiten Scheibe diverse Reunion-Shows ab 2011, und auf dem dritten Dreher sind nebst dem raren Live-Mitschnitt «No More Color Tour 1990 – Live in East Berlin» noch sämtliche Videos der Kult-Band zu finden. Doch das ist noch nicht alles, denn die alten Recken Tommy Vetterli (alias Tommy T. Baron), Ron Broder (alias Ron Royce) und Markus Edelmann (alias Marquis Marky) entschlossen sich ausserdem dazu, acht alten Songs, die alle bisherigen fünf Studio-Alben abdecken, ein amtliches Remastering angedeihen zu lassen. Das Resultat ist bemerkenswert, und somit kann sich der geneigte Fan aus dem Gesamtpaket von sechs Stunden Coroner pur folgende Juwelen als Überbrückung bis 2017 genehmigen: «Divine Step (Conspectu Mortis)» von «Mental Vortex» (1991); «Reborn Through Hate» und «Nosferatu» von «R.I.P.» (1987); «Masked Jackal» und «Sudden Fall» von «Punishment Through Decadence» (1988); «Die By My Hand» und «D.O.A.» von «No More Color» (1989) und last, but not least: «Serpent Moves» vom bislang letzten Studio-Album «Grin» (1993). Das ergibt zusammen vor allem vinylfreundliche vierzig Minuten Spielzeit, die auf diesem Tonträger (gehört zu den Blu-rays) noch einen Tacken besser als auf der CD (gehört zu den DVDs) zur Geltung kommen. Dass diese Auswahl für einige Fans natürlich zu dürftig ausgefallen ist, liegt auf der Hand. Doch es besteht ja die berechtigte Hoffnung, dass die alten Alben eines Tages, im Zuge der wieder aufgenommenen Aktivitäten komplett remastered, wieder unters Metal-Volk gelangen werden. Ich für meinen Teil vermisse bei dieser Compilation vor allem den schweinegeilen Nackenbrecher «Internal Conflicts», aber das ist erstens Jammern auf ganz hohem Niveau, und zweitens wird dieser Klassiker bei den kommenden Live-Shows jeweils ganz sicher auch mit von der Partie sein! 2017 steht mitunter klar im Zeichen von? Coroner!!
Rockslave 

Punkte:
keine Wertung
NARNIA - Narnia
Narnia Songs
Halleluja - eine der führenden christlichen Heavy Metal-Bands gibt es wieder! Und dies in der alten Besetzung mit Sänger Christian Liljegren. Dieser hatte sich 2008 von Narnia verabschiedet und veröffentlichte danach hochwertige Alben unter den Bannern von z.B. Divine Fire oder Golden Resurrection. Zurück von seinen Reisen hat Lijegren vor allem eines mitgebracht: Den Mut, über seinen Glauben an Gott und Jesus direkt und ohne Umwege zu singen! Das ist auch der einzige grosse Unterschied zwischen Narnia 2016 und Narnia 2007 - und für mich auch gleich das grösste Fragezeigen dieses neuen Albums. Wer glaubt, soll glauben, an was und wen er will, solange er damit niemandem physisch und/oder psychisch schadet. Mir aber waren die Andeutungen und Verpackungen der ersten Narnia-Version um einiges sympathischer. Auf dem aktuellen selbstbetitelten Werk wird dagegen ohne Umwege und auf voller Album-Länge der Herrgott gelobt und angehimmelt! Von der musikalischen Seite allerdings ist Gott sei Dank (jetzt eben doch) alles beim Alten geblieben. Will heissen: Wer geglaubt hat (schon wieder), dass im klassischen Heavy/Power Metal bereits jede Note gespielt wurde, wird hier eines Besseren belehrt. Narnia schaffen es erneut, aus ganz normalen Zutaten ein unglaublich dichtes musikalisches Werk zu erschaffen. Dafür gebührt ihnen weit über die christliche Metal-Szene hinaus grossen Respekt. Hört euch nur mal das sehr spezielle "Thank You" an - riesig! Aber auch die anderen acht Kompositionen sind dermassen gut, dass ich für einmal keine Abzüge für die Texte geben. Wer also guten Power Metal mag und von extremen christlichen Texten nicht abgeschreckt wird oder diese ignorieren kann, findet in diesem Reunion-Album tatsächlich seine Offenbarung. Oder anders gesagt: Wenn ihr mal wieder keinen Bock auf den Kirchengang habt, aber trotzdem jemanden beweisen müsst, dass ihr es doch mit dem Glauben ernst meint - dann könnt ihr einfach diese CD zu hören. Das Gegenüber wird Verständnis zeigen und ebenfalls zu Hause bleiben.
Roger W. 

Punkte: 9.0 von 10
KANSAS - The Prelude Implicit
InsideOut Music/Sony
Die Herren, die einst mit ihrem "Dust In The Wind" Millionen Herzen erweichten und unzählige Akustik-Gitarren-Freaks erfreuten, kommen doch tatsächlich nach 16 Jahren mit einem neuen Album um die Ecke. Und das, was ich hier höre, hätte ich den Jungs wirklich nicht zugetraut. 10 Starke Nummern, irgendwo zwischen Rock und Prog Rock. Und das Ganze noch hammermässig produziert, mit einem wirklich grandiosen Sound. Ronnie Platt singt hier hervorragend und erinnert ab und zu an D.C. Cooper mit seiner sehr warmen und melodiösen Stimme. Songs wie "Rhythm In The Spirit" sind Weltklasse, sehr abwechslungsreich, melodiös und glänzen durch musikalische Wechsel, könnte glatt von den neueren Spock`s Beard stammen. Oder das eher typische ruhige "Refugee", geprägt von akustischer Gitarre, Geige und Ronnies Stimme, ein Song zum Träumen. Dann "The Voyage Of Eight Eighteen" ein herrlicher Prog Rocker mit tollen Instrumentalen Momenten. Oder das hammermässige Gitarrenriff am Anfang von "Camouflage", so richtig rockig. Hier hört sich Ronnie so richtig nach D.C. Cooper an. Und der Nachfolger "Summer" hätte auch gut auf ein Royal-Album gepasst. Und so die typischen Kansas-Akustikgitarren gibt's dann beim Anfang von "Crowded Isolation" der sich dann zu einem tollen Rock-Song entwickelt. Mit dem Instrumentalen "Section 60" endet dann ein ganz starkes Album mit sehr vielen spannenden Songs und Momenten. Es braucht zwar ein paar Durchläufe, bis sich "The Prelude Implicit" voll entfaltet, aber dann kann man die 10 Perlen voll geniessen und auf sich wirken lassen. Auch wenn ich mich wiederhole, dies ist ein unerwartet starkes Stück Musik der Veteranen Kansas, beide Daumen hoch.
Crazy Beat  

Punkte: 9.0 von 10
MONTE PITTMAN - Inverted Grasp Of Balance
Metal Blade/Sony
Monte Pittman, seines Zeichens Gitarrenlehrer und immer wieder Live/Studio-Gitarrist von Madonna (all die anderen Kollaborationen, u.a. mit Prong und In Extremo, seien hier nur am Rande erwähnt), schaffte es bereits vor zwei Jahren, mich mit seinem damaligen Output "The Power Of Three" von seinen Qualitäten als Songwriter, Gitarrist und Sänger zu überzeugen. Mit "Inverted Grasp Of Balance" geht er jetzt noch einen Schritt weiter. "Es sollte meine bisher heavieste und verrückteste Musik enthalten." wird er da im Beipackzettel zitiert, und ich kann nur bestätigen, dass er genau das abgeliefert hat. Schon der Opener "Panic Attack" ist ein Thrasher allererster Kajüte, der keine Zweifel über die anvisierte Marschroute aufkommen lässt, die er mit den Schlag auf Schlag folgenden "Arisen In Broad Daylight" und "Guilty Pleasure" konsequent weiterführt (Slayer lassen grüssen). Allerdings ist es auch wieder typisch für diesen Ausnahmekünstler, dass er sich nicht mit dem zufrieden gibt, was er ursprünglich beabsichtigt hatte. So kommt es dann, dass er nicht eine Stunde lang stumpf auf seine Gitarre eingedroschen -, sondern die Möglichkeiten des Machbaren ausgelotet - und zwischen all die Thrasher, die erstaunlich gut mit seiner angenehmen Singstimme funktionieren, auch einige kleine Überraschungen parkiert hat. Im eher melodischen "Double Edged Sword" wechseln sich Songstrukturen und Rhythmen am laufenden Band ab, was dem Song eine deutlich proggige Färbung gibt, das akustische Instrumental "Cadabra" gibt sich mysteriös, schon fast doomig, während "Be Very Afraid" wieder ein Lehrstück in Sachen stimmiger Modern Metal ist. Die Praline hat er sich aber natürlich für den Schluss aufgehoben. "New Blood Keeps Us Alive" beginnt akustisch, sehr ruhig, so dass die Illusion entsteht, es folge die obligatorische, melancholische Ballade, die den Sack zumacht. Nix da, nach knappen drei Minuten kracht ein mächtiges Riff rein, das dich unvermittelt aus der Lethargie reisst, gefolgt von einem furiosen Solo und breaklastigem Stakkato-Riffing, um am Schluss wieder sehr ruhig auszuklingen, ganz grosses Kino. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass die Rhythmussektion auf diesem Album aus Drum-Monster Richard Christy (Charred Walls Of The Damned/Iced Earth/Death) und Bass-Virtuose Billy Sheehan besteht? Noch Fragen?!
Mirko B.  

Punkte: 9.0 von 10
PUNISH - Panik
Quam Libet Records
Die Schweizer von Punish sind weder Freunde von viel Schnickschnack und Schischi, noch sind sie Freunde der grossen Worte. Wohltuend schlicht und geradeaus sind sowohl Image und Webauftritt wie auch das Äussere der neuen Scheibe. Seit 1999 unterwegs hat das Quartett einige Besetzungswechsel erlebt, blieb aber dennoch seinem schnörkel- und kompromisslosen Stil treu: anspruchsvoller technischer Death Metal mit starker Black Metal-Schlagseite ist auch auf dem fünften Longplayer in schönster Umsetzung zu geniessen. Wobei es geniessen nicht vollends trifft: so ganz entspannen kann man beim Hören von „Panik“ nicht. So schlicht die Songtitel (Call, Pan, First, Veils, Invert, Binding, Mother, Eternal - ich sag doch, mit den vielen Wörtern haben sie es nicht so), so komplex der Sound. Was die Dame am Bass und ihre drei Kollegen an den Gitarren, dem Gesang und den Drums meiner Meinung nach besser machen, als ein Grossteil ihrer Genregspändli ist, dass das Songwriting, der Song als Ganzes, nicht hinter der Komplexität verschwinden. Es geht hier nicht in erster Linie darum zu zeigen, wer sein Instrument am krassesten beherrscht und das komplizierteste Zeug spielen kann, sondern um das Gesamtbild. Die Songs hier sind einfach absolute Weltklasse! Hart und filigran, komplex und trotzdem eingängig, abwechslungsreich und interessant aber nicht zu gewollt anstrengend, böse und fies, aber auf sehr hohem Niveau, fast möchte ich das Wort erhaben bemühen, virtuos gespielt, mit einer absolut fantastischen Stimme! Diese Band wird viel zu wenig gewürdigt, da können meiner Ansicht nach einige mega gehypte Kapellen komplett einpacken und nach Hause gehen, wenn man sie mit dem Niveau von Punish vergleicht. Und das Ganze kommt so enorm unprätenziös und authentisch daher, echt beeindruckend. Die Songs sind alles Perlen, aber einer, der besonders heraussticht, ist das Instrumental „Veils“. Was hier passiert, ist fast nicht mit Worten zu beschreiben: die Gitarren sind absolut episch, unfassbar! Wir können extrem stolz sein, dass wir so gute MusikerInnen im Lande haben, Leute. Und wer das nicht kauft, dem kann keiner mehr helfen.
Lucie W. 
Punkte: 9.0 von 10

HELL BOULEVARD - Inferno
Eigenvertrieb
Wer immer noch der Schweizer Gothic-Band Lost Area, die sich 2013 aufgelöst hat, nachtrauert, wird sich über diese Neuigkeiten freuen: Sänger vDiva hat eine neue Truppe um sich geschart und rockt wieder! Hell Boulevard ist etwas rockiger als der Vorgänger und erinnert an Bands wie Lord Of The Lost, The 69 Eyes sowie streckenweise auch HIM - wunderbar düsterer Goth'n'Roll mit tanzbaren Synthie-Einlagen, klassischen orchestralen Arrangements und der rauchigen, unverwechselbaren Stimme von vDiva. Die Ähnlichkeit mit Lord Of The Lost ist nicht zufällig: Chris Harms, seines Zeichens Sänger von LOTL, übernahm das Mastering des Albums. Ich persönlich finde Hell Boulevard sogar besser als Lord Of The Lost, weil die Produktion nicht ganz so überladen wirkt, nicht ganz so in Klischeehafte abdriftet. Natürlich werden die typischen Gothic-Klischees wie Peitschenknallen, Orgelklänge und Kirchengeläut auch bedient - aber in so dezenter Form, dass es mehr einem Tribut als einer kompletten Verbeugung gleichkommt. Mit "Love Is Dead" ist man sofort mittendrin - ganz klar einer der besten Tracks. Für "A Lesson In Pain" wird dann das Tempo etwas runtergeschraubt und dafür die düstere Stimmung ausgepackt - eine erstaunlich melodiöse und eingängige Ode an BDSM und ebenfalls eins der Highlights. "A Beautiful Ending" ist ein überraschend tiefgründiger Herzschmerz-Song, der stilistisch an den "Love Metal" von HIM gelehnt ist. Als Anspieltipp würde ich den Titeltrack "Inferno" empfehlen: Dieser Track fasst alle Facetten des Albums schön zusammen. Dass Hell Boulevard auch deutlich ruhiger können, beweisen sie mit den Balladen "This Is Me" und "Yet I Am Here Without You", wobei gerade letzteres eins meiner Favoriten ist. Der rockige Ohrwurm "We Love To Hate" mit seinem eingängigen Refrain krallt sich sofort in den Gehörgängen fest und lässt nicht mehr los. Für "Freak Parade" mit einem Gastauftritt von Chris Harms wird das Tempo dann wieder massiv hochgeschraubt, doch leider wirkt es total überladen - genau das, was mich bei LOTL auf den letzten beiden Alben schon so gestört hat. Schade! "Bad Boys Like Me" könnte dafür glatt aus der Feder von The 69 Eyes stammen - Feinster Goth'n'Roll, gepanscht mit einer gehörigen Portion Glam Rock! "Is It The End" versumpft leider völlig im Gothic-Klischee mit Kirchengeläut und Orgelklängen. "Nothing From You" erinnert an Black Veil Brides, während "Hangover From Hell 2016" noch ein letztes Mal so richtig aufdreht. Fazit: "Inferno" von Hell Boulevard ist definitiv eins der besten Gothic Rock-Alben dieses Jahres. Ich bin extrem positiv überrascht von diesem Debüt, Fans von Goth'n'Roll sollten hier unbedingt zugreifen!
Patricia H.   
Punkte: 9.0 von 10

ASTEROID - III
Fuzzorama Records
Wenn es um europäischen Heavy Psych geht, dann gehören Asteroid aus Örebro ganz klar zu den herausragendsten Exponenten. Es ist ihre einzigartige Art, die hypnotischsten Momente von Pink Floyd mit dem gelegentlichen, düster angehauchten Blues von Led Zeppelin zu kombinieren, die ihnen dieses gewisse Alleinstellungsmerkmal verleiht. Und dabei bleiben sie auch auf ihrem dritten Streich schwer greifbar. Man kann es verdrogten Space Rock nennen ("Pale Moon") oder psychedelisch eingefärbten Retro Rock ("Last Days") oder auch Fuzz-überladenen Stoner Rock ("Them Calling", "Wolf & Snake"), es ist schlussendlich egal, denn es ist etwas von all dem und doch irgendwie mehr als die einfache Summe der verschiedenen Stilelemente. Letzteres ist nicht zuletzt auch eine direkte Folge der sauberen Gesangspassagen von Gitarrist Robin Hirse und Bassist Johannes Nilsson, welche es meisterhaft verstehen, ihre Stimmbänder bei den ausgefeilten Gesangslinien in perfekter Harmonie mit der Musik einzusetzen, also wohldosiert, oft ohne Text, sprich "nur" als weiteres Instrument und wo angebracht zweistimmig. Und das Beste daran ist, dass sie es trotz aller scheinbarer Abgehobenheit von der realen Welt immer wieder schaffen, hochenergetische Passagen mit richtig dicken Eiern in ihre Songs einzubauen. Man kann also mit Hilfe von "III" durchaus träumend hinfort schweben, aber nicht nur, und das ist gut so. Sehr geile Scheibe für geschmackssichere Szenekenner!
Mirko B.   
Punkte: 9.0 von 10

TID – Fix Idé
The Sign Records
Nur schon das Cover von „Fix Idé“ hat mich fasziniert – eine menschliche Silhoutte, verschwinden klein, steht in einem dunklen, kalten, betoniert wirkenden Raum und sieht in Richtung einer Öffnung, so hoch wie der Raum selbst – und sieht sowohl auf eine fremdartig wirkende Welt wie auch das Dunkel der Sterne. Wieso erwähne ich dies alles? Weil es stellvertretend für die Musik von Tid steht (was auf Schwedisch ‚Zeit‘ bedeutet): Man erschafft sowohl kalte, dunkle, bedrohlich wirkende Strukturen im Stile von Samael, Cemetary zu Zeiten von „Phantasma“, stellenweise Memory Driven oder auch Schammasch, Rotting Christ und Draconian – und gleichzeitig wirkt der Sound nicht nur bedrohlich, sondern irgendwie auch vertraut, lockend, es scheint Ordnung im Chaos zu sein, selbst wenn man plötzlich im Soundgewand von „Aurora Surrealis“ einen Kinderchor mit einbezieht. Man könnte das Feeling am ehesten noch mit dem wohligen Gruseln beim Betrachten eines Horrofilms vergleichen – man weiss, dass die Szenerie alles andere als friedlich ist und dass etwas Schreckliches passieren wird, dennoch kann man sich der Faszination nicht entziehen, fühlt sich in die Szenerie ein, wird Teil des Ganzen und kann sich dennoch distanzieren, weil man das Gute, Schöne sieht, das auch in solchen Filmen existiert. Und jetzt mal im Klartext: „Fix Idé“ scheint recht schnell eingeordnet zu sein, Dark Metal mit symphonischen Sprengseln, ein wenig Death Metal-Einfluss plus Ambient – aber das ist nur ein Teil der Wahrheit, man kann in diesem Sound so viel mehr entdecken, ich persönlich werde immer wieder an Samael erinnert… Es ist wie eine Art Zeremonie. Und man kann entweder nur den kahlen Betonraum sehen, oder man macht sich auf die Suche nach dem Ausgang, welcher einen den Zugang zu ganz anderen, schöneren Welten ermöglicht. Nicht ganz leicht zu verdauen, diese Musik, aber es lohnt sich, sie zu entdecken!
Toby S.   
Punkte: 9.0 von 10
EWIGHEIM – Schlaflieder
Massacre Records/Musikvertrieb
Wem die Namen Schwadorf und Konstanz etwas sagt, der braucht im Prinzip gar nicht erst weiterzulesen – und kann sich gleich die neue Ewigheim-Scheibe besorgen, denn hier bekommt man wie gewohnt hochwertiges Schaffen im Dark/Gothic Rock-Bereich mit lyrisch wertvollen Texten auf Deutsch. So. Und wer die beiden Herren sowie Yantit (bekannt von Eisregen) noch nicht kennen sollte sowie wem der Name Ewigheim nichts sagen sollte, so sei bemerkt: Da habt ihr bisher was verpasst! Ewigheim sind seit 1999 unterwegs und haben nach „Heimwege“ im Jahre 2004 eine längere Pause eingelegt, um dann 2012 mit „Bereue nichts“ wieder von sich hören zu lassen. Ewigheim, das ist ein Garant für hochwertige deutsche Texte, vielfach versetzt mit (leider) oftmals nicht mehr gebräuchlichen Ausdrücken, arrangiert, um dem Inhalt einen noch tieferen Sinn zu verleihen. Dazu kommt, dass der gute Herr Konstanz ein einmaliges Organ besitzt, um die Texte darzubieten – was bei The Vision Bleak im düsteren, Horror-mässigen Bereich angesiedelt ist, fungiert bei Ewigheim in der Rolle des melancholischen Erzählers. Und ich persönlich kann mir nicht helfen, als mir immer eine Theaterbühne vorzustellen, auf welcher die Texte mit der gebührenden Art und Weise vorgetragen werden. „Schlaflieder“ setzt sich (meines Wissens nach) sowohl mit dem (alptraumhaften) Schlaf als solches wie auch mit dem Tod darselbst auseinander. Wie, das möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Ewigheim waren noch nie eine Band für die breite Masse, und sie werden es wohl auch niemals sein – aber dieses Schaffen sollte, nein MUSS gewürdigt werden, denn es gibt zu wenige, welche sich sowohl an phantastische Musik wie auch an gehaltvolle Texte wagen und dies auch dementsprechend darzubieten wissen. Man möge dieser Truppe, diesem Werk und dieser Atmosphäre, welche erzeugt wird, eine Chance geben!
Toby S. 

Punkte: 9.0 von 10
DIRKSCHNEIDER - Live Back To The Roots (Live)
AFM Records/Musikvertrieb
«Memmingen, heute Abend werdet ihr alle zu Filmstars und die ganze Welt wird euch hören!», verkündet Udo Dirkschneider. Der wahre Star bleibt aber der ehemalige Accept-Shouter, der sich auf diesem Album musikalisch nur um seine Ex-Band kümmert. Wie auf der noch immer laufenden Tour beweist der Shouter, wer die Accept-Lieder singen darf und kramt ganz tief in der Mottenkiste. Wann haben wir zum Beispiel das letzte Mal «Flash Rockin' Man», «Head Over Heels» (mit cooler Fitty Wienhold-Basseinleitung), «Wrong Is Wright», «TV War», oder «Monsterman» live gehört" Es mag sein, dass man Accept-Gitarrist Wolf Hofmann nicht kopieren kann, aber wenn man sich diese Tracks mit Andrey Smirnov und Kasperi Heikkinen anhört, mit welcher Emotionalität und Begeisterung die Beiden die Lieder spielen, dann hat dies was Magisches. Nichts gegen die Ex-Band von Udo, aber hier werden die Songs mit der Stimme gespielt, wie man sie hören will und muss. Denn auch die Chorgesänge klingen fett und nach einer Einheit. Es soll das letzte Mal sein, dass Udo die Accept-Lieder spielen will und sich ab dem kommenden Jahr nur noch auf seine U.D.O.-Kiste konzentrieren und fokussieren will. Hört man sich diese Scheibe an und hat man Dirkschneider auf der Tour gesehen, vergiesst man mehr als nur eine Träne, denn was das Quintett hier abliefert, hat Weltklasseformat. Mit welcher Schärfe das Riff von «Losers And Winners» vorgetragen wird, oder mit welchem klassischen Background «Metal Heart» intoniert wird, versprüht erhabenes Flair. Hört euch nur das Solo von Andrey bei «Metal Heart» an und ihr wisst, was ich meine. Beginnt Udo mit dem bekannten «Heidi-Heido-Heida», stimmt der Memminger Chor laut mit ein und der nach wie vor March erschütternde Schrei von Udo leitet das unkaputtbare «Fast As A Shark» ein. Auch hier domminieren die Doppel-Leads der beiden Gitarristen und die fette Rhythmusarbeit von Fitty und Udos Sohn Sven Dirkschneider am Schlagzeug. Mit der Schlussoffensive «Balls To The Wall» und «Burning» beendet Udo ein Kapitel, das in der Form nicht beendet sein darf. Logisch soll er sich auf seine U.D.O.-Tracks konzentrieren, aber mit einem solchen Paukenschlag (24 Songs plus Intro), darf der Sänger seine Accept-Vergangenheit nicht begraben! Hoffen wir, dass es neben U.D.O.- auch zukünftig Dirkschneider-Konzerte geben wird.
Tinu 

Punkte:
keine Wertung
CIRITH UNGOL - Paradise Lost (Re-Release)
Metal Blade/Sony
Epic Metal Fans im generellen und Cirith Ungol Fans im speziellen werden es schon lange wissen. Metal Blade hat die Lizenzrechte am vierten Album von Cirith Ungol erworben, womit dieses Glanzstück des kauzigen Epic Metal nach über zwei Jahrzehnten endlich wieder erhältlich ist. Es ist irgendwie schon erstaunlich und erst recht nicht nachvollziehbar, dass ausgerechnet dieser Überklassiker respektive die fehlende Promotion dafür seitens der damaligen Plattenfirma Restless Records ein Jahr nach dessen Veröffentlichung 1991 dazu geführt hat, dass sich die Band frustriert aufgelöst hat. Und noch weniger begreiflich ist es, dass die drei Vorgängeralben, Metal Blade sei Dank, bereits 1999 wieder erhältlich waren, aber ausgerechnet dieses eine Album, das die Band auf ihrem absoluten Zenit zeigt, nicht. Die lange Zeit des Wartens hat jetzt endlich ein Ende. Auf der Basis des originalen Mastertapes wurde den neun Songs ein neuer Mix verpasst, zudem enthält die Digipack CD-Version zusätzlich noch fünf Bonustracks in einem alternativen Mix. Selbstredend ist "Paradise Lost" auch als LP in verschiedenen farblichen Variationen erhältlich (schwarz-weiss marmoriert 500 Stück, braun-weiss marmoriert 300 Stück, rot-weiss im Splatterlook 200 Stück, nur über den Ebay-Shop erhältlich), natürlich dick verpackt und versehen mit einem 12-seitigen Booklet sowie einem Poster im A1-Format. CD und LP enthalten gleichermassen Linernotes, bisher unveröffentlichtes Bildmaterial und Songbeschreibungen seitens der Band. Zeitgleich zum Re-Release des Albums werden Cirith Ungol übrigens am Frost and Fire Festival in Ventura Kalifornien ihren ersten Gig seit 25 Jahren bestreiten, das lässt Hoffnungen auf eine dauerhafte Reunion aufkeimen. In musikalischer Hinsicht muss ich nicht weiter auf "Paradise Lost" eingehen, hierzu wurde an unzähligen anderen Stellen schon alles gesagt. Es war, ist und bleibt ein absoluter Klassiker des kauzigen US-Epic Metal, eine Pionierleistung sondergleichen, dessen zeitgleiche Nähe zu Genie und Wahnsinn sich nicht zuletzt in den krassen Vocals von Tim Baker manifestiert. Sollte jemand dennoch unbedingt eine vorherige Hörprobe benötigen, dem empfehle ich das eröffnende "Join The Legion", das saucoole "Before The Lash", das eher kommerzielle, aber wunderschöne "Go It Alone" und die finale, zusammenhängende Trilogie "Chaos Rising - Fallen Idols - Paradise Lost".
Mirko B. 

Punkte:
keine Wertung
SCARLET AURA - Falling Sky
Pure Rock Records/Musikvertrieb
Vielversprechend von der ersten Sekunde an, überzeugt das Album der Rumänen auf allen Ebenen. Powergeladen und frisch kommt "Falling Sky" daher und setzt den Hintern in Bewegung. Der erste Gedanke: Die muss ich mal live erleben! Melodiöse, starke Riffs untermalen Auras energische Stimme und man wünscht sich, die Texte zu kennen, um mitsingen zu können. Nicht ohne Grund durften Scarlet Aura schon die Bühnen mit namhaften Bands wie Accept oder Sabaton teilen und es überrascht nicht, dass Sie als Support für Tarja's Shadow Shows-Tour unterwegs sein werden. Eines wird schnell klar: Diese Frau hat Power und auf der Bühne ist sie bestimmt eine Kanone. Da wünscht man sich doch gleich, alles live mitzuerleben! Track für Track, Note für Note, die Gruppe weiss, was sie tut und wird in den nächsten Jahren hoffentlich grössere Erfolge feiern. Einen Favoriten zu wählen ist schwer, denn jedes Lied überzeugt auf eigene Art und Weise. Mit "Falling Sky" gibt es ein wirklich starkes Melodic Rock-Release im Oktober, welches man sich antun sollte. Wie viel Lob verdient eine Platte eigentlich? Überzeugt Euch selbst und kauft die Scheibe.
Monika M. 

Punkte: 9.0 von 10
KEE MARCELLO - Scaling Up
Frontiers Music/Musikvertrieb
Den etwas älteren Rockfans wird der ehemalige Gitarrist von Europe, der zwischen 1986 und 1992, das heisst auf den Alben «Out Of This World» (1988) und «Prisoners In Paradise» (1991) zu hören war, schon noch ein Begriff sein. Nach dem Split der Schweden im Jahr darauf (1992) wurde es eher ruhig um Kee Marcello, der seinem Vorgänger John Norum technisch locker Paroli bieten konnte. Wie allseits bekannt, haben seine ehemaligen Kumpels 2003 den Motor wieder gestartet und sind heute, auch ohne einen Nachfolge-Hit der Marke «The Final Countdown» und millionenfachen Verkäufen, musikalisch so stark wie nie zuvor. Senior Marcello sass derweil all die Jahre aber auch nicht auf der faulen Haut herum und hat bis anhin, das heisst ab 1995 bis 2013, immerhin vier Solo-Alben raus gehauen. Die wirbelten allerdings keinen Staub auf und dürften nur eine überschaubare Fanschar erreicht haben. Nun meldet sich Kee mit «Scaling Up», seinem fünften Output, zurück in der Szene, und das lässt schon im Voraus darauf hoffen, dass sich der talentierte und mittlerweile 56-jährige Musiker hierbei keine Blösse geben wird. Dass dem so ist, beweist bereits der schmissige Opener «Black Hole Star», ein Melodic Rocker der Extraklasse mit kernigem Sound, der sogleich etwas an The Dead Daises erinnert, und natürlich fehlen auch die ersten Soli nicht, die Kenner trotz der malmsteen'schen Attitüde umgehend heraus hören werden. Der Guitar-Sound ist das eine, denn nebst gelegentlichem Keyboard-Einsatz singt Kee auch gleich selber und das vorzüglich! Mit dabei auf der Scheibe sind noch Ken Sandin am Bass und Darby Todd am Schlagzeug. Des Weiteren können Mattias Eklundh (Guitar on «Good Men Gone Bad») und Michele Luppi (Keyboards on «Wild Child») Credits als Guests verbuchen. Auch der folgende Song «On The Radio» glänzt mit rauem Charme und geilen Melodylines. Während «Don't You Miss You Much» untrügliche Vibes von Def Leppard verströmt, lässt «Fix Me» vom nächsten Sommer träumen, wenn es wieder warm wird und die Lebensfreude die Probleme des Alltags vergessen lässt. Mit «Wild Child» (kein W.A.S.P-Cover!) und «Don’t Know How To Love» wurden ausserdem zwei Demo-Tracks aus der Zeit von «Prisoners In Paradise» ausgegraben und zu neuem Leben erweckt. Ebenso wenig fehlen getragenere Klänge, die vor allem bei der Zucker-Ballade «Finger On The Trigger» voll zum Tragen kommen. «Scaling Up» bietet knapp über eine Stunde feinsten Hardrock, der mit allem aufwartet, was den Genre-Fan erfreut, einfach nur geil.
Rockslave   

Punkte: 9.0 von 10
[SOON] – Better Days
Oscillation Music
Ich wünschte mir wirklich, ich könnte die Jungs von [SOON] in eine Schublade packen, ein oder zwei Bands als absoluten Vergleich hinzuziehen, und das wär’s dann. Das würde mir das Leben effektiv vereinfachen. Aber, und dies zum Glück, macht man es mir nicht so einfach – warum? Weil es sehr, sehr schade wäre, wenn „Better Days“ einfach in der Masse der erscheinenden Werke untergehen würde. Ich hatte ja bisher die Ehre, mehrere CDs dieser Gruppierung rezensieren zu dürfen, und ich habe mich echt gefreut, als ich angefragt wurde, ob ich dies wieder tun möchte. Dankenswerterweise habe ich keine MP3-Files zugesendet bekommen, sondern eine richtige CD mit Booklet und Songtexten! Das ist heutzutage eine Seltenheit, und deswegen besonders hervorzuheben. Gut, kommen wir zum Inhalt: [SOON] setzen ihren eingeschlagenen Pfad fort, dunkle Rockmusik mit elektronischen Einsprengseln, die aber nicht mehr so prägnant sind wie auf den Vorgängern. Das macht überhaupt nichts, denn somit wird eine deutliche Verlagerung der Musik spürbar, welche die Band auch wieder nach Vorne bringt. Jedoch, und dies ist wichtig, fehlen keineswegs die Trademarks der Truppe wie beispielsweise die melancholische Stimme des Sängers, welche auch innerhalb von brachialeren Gitarrenwänden gut zu vernehmen ist und deutlich hervorsticht. Dies ist sowieso ein echt tolles Markenzeichen: Die Mischung aus einer gewissen, nie überrissenen Härte sowie einer Zerbrechlichkeit, die sich weigert, vollständig in Scherben aufzugehen. Textlich gesehen bewegt man sich nach wie vor auf der gesellschaftskritischen Schiene, was sich sehr gut mit dem Sound vereinbaren lässt, wirkt er stellenweise wie eine Art sachte apokalyptisch – oder zumindest eindringlich-warnend. Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht sagen, denn die Welt von [SOON] sollte man am besten selbst entdecken. Wer mit Dark Rock auch nur ansatzweise etwas anzufangen weiss, der ist bei diesen Jungs mehr als nur gut aufgehoben, und ich hoffe schwerstens, man erhält endlich die Aufmerksamkeit, die dieser Musik gebührt.
Toby S.   

Punkte: 9.0 von 10
LOTUS THIEF – Gramarye
Prophecy Productions
San Francisco scheint auch heute noch ein gutes Pflaster für Psychedelic Rock zu sein - das zeigt das noch relativ unbekannte Duo Lotus Thief, welches 2014 erst sein Debut veröffentlicht hat, mit dem Nachfolger "Gramarye" auf eindrückliche Weise. Das Ehepaar schafft ein düsteres Klanguniversum, welches sich frei von Grenzen im Kosmos entfalten kann. Die verträumt-hypnotischen Passagen sorgen im Wechsel mit völlig abgedrehten Sequenzen, und den immer wieder eingeflochtenen, mächtig für Druck sorgenden Gitarrenriffs, für ein unvergleichliches Erlebnis - das Bewusstsein lässt sich auch ohne Zunahme psychoaktiver Substanzen erweitern. Die Musik alleine stellt für das Duo noch kein komplettes Kunstwerk dar und so hat man ebenso viel Zeit ins das lyrische Konzept des Albums gesteckt. "Gramarye" ist ein Buch, welches fünf verschiedene Texte beinhaltet, wobei der Älteste fast zweitausend Jahre überdauert hat. Die bekanntesten Auszüge sind Homers Epos "Odyssee" und Aleister Crowleys "The Book Of Lies". Lotus Thief wühlen im Reich des Glaubens und zertrümmern was ihnen nicht beliebt - unnachgiebig und kompromisslos.
Patricia L. 

Punkte: 8.9 von 10
VIRVUM - Illuminance
Eigenproduktion
Wenn es um TechDeath geht, kommt man aktuell um das Zürcher Geschwader nicht herum. Ihr letzten Monat veröffentlichtes Debut "Illuminance" bietet 41 Minuten grosse Klangkunst auf instrumentell hohem Niveau und hat international bereits ziemlich Staub aufgewirbelt. Ihre Musik ist eine homogene Mischung aus Necrophagist oder Gorod mit einschlägigen Ami-TechDeath-Kapellen wie z.B. Augury, Fallujah oder Rivers Of Nihil, wobei auch ein Augenmerk auf sphärische Parts mit Synth-Unterstützung gelegt wird. Und da es nicht reicht, dass sowohl beide Gitarristen wie auch der Drummer konstant hochtourig liefern, hinterlegt auch Session-Bassist Arran McSporran mit vielen Licks und einigen Solopassagen eine beeindruckende Visitenkarte und rundet die Endrechnung grosszügig auf. Die brutalen Growls/Screams sind gut, wirken aber mit der Zeit szenetypisch etwas eintönig. Da der schiere Instrumentalaufmarsch aber mit derart vielen Details aufwartet um einige Durchläufe mit Neuentdeckungen zu verbringen, fällt das jedoch nicht gross ins Gewicht. Ein mehr als sauberer Einstand, oberes Internationales Niveau, unbedingte Empfehlung meinerseits. Reinhören.
Hardy   
Punkte: 8.8 von 10
SEVEN SISTERS - Seven Sisters
High Roller Records/Musikvertrieb
Wer sich an Enforcer erfreut, sollte hier bei den sieben Schwestern mal reinhören. Seven Sisters gehen dabei sicher eine Spur englischer ans Werk, überzeugen aber auch mit doppelläufigen Soli und einer «guten» Stimme, die aber weniger keift, als Olaf von Enforcer. Es sind die Gitarrenriffs, die bestechen und welche die Songs interessant gestalten. Eine fettere Produktion hätte den Liedern aber mehr Kraft verliehen und somit bleibt ein fetter Underground-Sticker kleben. Das Ganze erinnert auch ein bisschen an die ersten Gehversuche von Tokyo Blade, was an und für sich schon mal ein grosses Qualitätsmerkmal ist. Interessant wird es auch wenn Seven Sisters wie bei «The Silk Road» mit Tempowechseln spielen, dabei aber den roten Faden nie aus den Händen geben. Oder mit dem Titeltrack und über sieben Minuten zu gefallen wissen. Die Gitarrenharmonien erklingen dabei verdammt gut! Seven Sisters werden wahrscheinlich nie die neuen Iron Maiden, haben aber mit diesem Werk einen tollen Einstand abgeliefert, der auch von der Underground-Schiene lebt. Etwas, das zu einem solchen Sound passt, das aber bei einem sich grösser werdenden Erfolg auch verabschieden muss. Ja, man darf sagen, dass Iron Maiden hier auf Tokyo Blade treffen und sich in einem Track wie «Commanded By Fear» entladen. Zu eindimensional bleibt aber der Gesang von Kyle McNeill, der sich die tollen Gitarrenparts zusammen mit Graeme Farmer teilt. Hört euch diese Scheibe an, sie verbirgt viel Interessantes und Dinge auf denen sich aufbauen lässt.
Tinu   
Punkte: 8.8 von 10
WOVENWAR - Honor Is Dead
Metal Blade/Sony
Auf ihrem zweiten Album "Honor Is Dead" zeigen Wovenwar eine viel düsterere Seite als noch auf ihrem selbstbetitelten Einstand von 2014, schlagen mit verheerender Gewalt zu und bewegen sich dabei auf des Messers Schneide. Die in jedem Song verströmten Emotionen lassen sich nicht heucheln. Das technische wie flinke Riffing - verbunden mit Jordan Mancinos unnachahmlichem Drumming und Sänger Shane Blays hingebungsvolle Darbietung der wütenden wie frustrierenden Texte - lässt den Vorgänger vergleichsweise leichtgewichtig anmuten. Auf die Gitarrenriffs wurde bei der Produktion von "Honor Is Dead" zusätzlichen Wert gelegt. Hörbar bei den kraftvollen Akkorden von "World On Fire", dem fetten "Censorship" oder dem furiosen "Stones Thrown" - übrigens ohne weiteres eines der härtesten Stücke des Jahres 2016. Hipa und Sgrosso glänzen immerzu, und Blay spielt diesmal ebenfalls Gitarre. Man kann sicherlich Killeralben schreiben, die allein auf gewaltigen Riffs beruhen, aber Wovenwar ist eine wesentlich dynamischere Kombo, und "Honor Is Dead" zeigt die Band auch eingängiger und melodischer als auf ihrem Debut, was dem Ganzen noch mehr Tiefe und emotionalen Gehalt verleiht. Auch die Lyrics sind wesentlich ausgereifter und behandeln neben persönlichem der Bandmitglieder auch bewegendes aus aller Welt. Wer 2016 Texte schreibt, muss sich zwangsweise der Realität stellen, die einem umgibt: politische Krisen, Terrorismus, Hassverbrechen, Ungerechtigkeit etc. Mit "Stones Thrown" wird ein Blick auf die Medien und ihre Lügen geworfen, die immer mehr davor stehen, die Gesellschaft zu spalten, wohingegen "Confession" dem Titel gemäss ein Geständnis darstellt, in dem Blay erstmals seine Alkoholsucht anspricht, und "Lines In The Sand" das Thema Nationalismus behandelt. Die verbliebenen "As I Lay Dying-Member" gehen mit "Honor Is Dead" neue Wege und beschreiten den musikalischen Pfad mit einer neuen Härte! Das Album ist abwechslungsreich und bietet über die elf Tracks immer wieder Highlights, die ein Weghören unmöglich machen. Wovenwar haben sich mit "Honor Is Dead" mindestens wieder in die Liga katapultiert, in der sie schon einmal gespielt haben - wenn nicht sogar weiter!
Oliver H.    
Punkte: 8.6 von 10
ADMIRAL SIR CLOUDESLEY SHOVELL - Keep It Greasy!
Rise Above Records
Abgewetzte Jeans, die nur noch aus Liebe zum Besitzer nicht vom Arsch rutschen, Instrumente, die Mitte der Sechziger "State of the Art" waren (Gibson Firebird, Explorer und Flying V, Fender Bronco und Danelectro Bass), Monsterkoteletten of Doom, bunte T-Shirts und geschmacksverirrte Pullunder, wie man sie heute höchstens noch im Museum of Clothing and Textiles findet - na, dämmerts? Die Briten Admiral Sir Cloudesley Shovell (benannt nach einem Flottenadmiral der Royal Navy des 18. Jahrhunderts) stehen sozusagen für die hässliche Seite der Retro Rock-Welle, aber auch für die spassige. Wenn ich mir die Bandpics im World Weird Web so anschaue, eine Grimassen- und Fratzenparade, die ihresgleichen sucht, dann sagt mir das schon einiges über das Selbstbild dieses Powertrios. "Keep It Greasy" ist eine Ansammlung urtümlicher Garage Rock-Songs, die förmlich nach versifftem Proberaummief stinken. Da wurde im Studio offensichtlich kaum geschliffen oder geradegebogen, vieles hört sich in der Tat nach First Take oder gar Improvisation an, und gerade diese perfekte Imperfektion macht diese Scheibe so reizvoll. MC5 und Blue Cheer wären heute stolz auf Enkel wie diese, die die Flagge des rotzigen, zuweilen bluesig angehauchten Heavy Rock unbeirrt hochhalten, ohne dabei die grossen Macker raushängen zu lassen, sondern stattdessen die ganze Sache mit einem humorvollen Augenzwinkern zelebrieren, was dann auch die ganzen nach Sendersuche klingenden Radioeinspielungen zwischen den Tracks erklärt. Wer's gerne etwas dreckiger mag als die inzwischen etablierten Kadavar und Blues Pills und den entfesselten Blues Rock ins Herz geschlossen hat, wie ihn beispielsweise die grossartigen The Muggs darbieten, muss sich diese Scheibe unbedingt mal reinziehen!
Mirko B.    
Punkte: 8.6 von 10
ASPHYX - Incoming Death
Century Media/Sony
Auf dem dritten Album seit der Wiederauferstehung der niederländischen Ur-Deather regiert solide Unaufgeregtheit. Fans der Truppe können demnach bedenkenlos zugreifen, ihr findet hier nämlich eine gute Mischung der letzten beiden Alben. Von flotten Hämmern bis zu zäh kriechenden Todeswalzen wird ein angenehmes Spektrum geboten und van Drunen's Gesang ist noch immer so eitrig fies wie in Erinnerung. Die fette Produktion und die gut implantierten Ruhepausen sind stimmig ins Gesamtkonzept eingeflochten und machen "Incoming Death" zu einer schönen runden Sache. Im Gegensatz zu Exodus sind für mich nämlich ASPHYX die Band die sich den Slogan "good friendly violent fun" auf die Fahnen schreiben dürfte, denn selten lässt sich grooviger Death Metal angenehmer geniessen als mit diesem Quartett. Vor allem nach dem Genuss einer Sportzigarettte. Alles wird besser, ASPHYX bleiben gut. Reinhören.
Hardy    
Punkte: 8.5 von 10
THE BEAUTY OF GEMINA - Minor Sun
TBoG Music
The Beauty Of Gemina gibt es nun schon seit 10 Jahren und in dieser Zeit sind sie vom eher sphärischen Dark Wave zu mehr akustischen Klängen übergegangen. Die grosse Frage, die sich viele Fans der Schweizer Kombo gestellt haben, lautet: Wie geht es weiter? Wird das neue Album den endgültigen Weg des neuen Sounds von Beauty of Gemina zeigen? Für welchen Weg entscheiden sie sich? Die Antwort: für beide! Tatsächlich ist dieser neue Silberling ein wunderbarer Querschnitt der bisherigen Arbeit von Beauty Of Gemina... Während der Anfang des Albums klar den bittersüssen Dark Wave aus Anfangstagen zelebriert, ist der Mittelteil erstaunlich rockig, wie zum Beispiel das Folk-Cover "Crossroads" (im Original von Calvin Russel). Der zweite Teil des Silberlings erinnert wiederum mehr an neuere Werke und bezaubert mit mehr Gitarrenklängen. Doch der rote Faden, der die Wege miteinander verbindet, ist das sorgfältig aufgebaute Klangbild - die unglaublich sphärischen Stimmungslandschaften, die eine fast schon träumerische Atmosphäre schaffen. Highlights sind der wunderbar düstere Opener "End", eine Art nüchterne Ode an den Tod, das eher rockige "Close To The Fire" sowie der letzte Track "Silent Land", ein wunderbar sphärisches Epos. Allerdings verschwimmen die Grenzen zwischen den einzelnen Tracks fast zu sehr. Ich hätte mir noch ein wenig mehr Abwechslung gewünscht - etwas Greifbareres, das die Musik wieder mehr in den Fokus bringt. So plätschert die Musik einfach sanft vor sich hin und rückt nach und nach in den Hintergrund. Fazit: Beauty Of Gemina bleiben eine der Perlen der Schweizer Dark Wave-Szene. Wer tanzbaren Gothic erwartet, ist hier ganz falsch - die Kombo um Komponist und Sänger Michael Sele zaubert melancholische Klangwelten, die zum Meditieren und geniesserischem Entspannen einladen. Der perfekte Soundtrack zu regnerisch grauen Herbsttagen.
Patricia H.    
Punkte: 8.5 von 10
MESHUGGAH - The Violent Sleep Of Reason
Nuclear Blast/Warner
Das dunkle Hörvergnügen beginnt mit einem starken Faustschlag. Die schwedischen Extreme-Metaller demonstrieren Härte im vollen Umfang. Deftig knallt der extreme Sound die Ohren taub - und man kann nicht umhin, mehr davon zu wollen! Lautstärke auf, das ist ein Fest. Der Kopf wippt unaufhörlich, statt normal zu gehen, mosht man nun durch das Zimmer, denn das Album ist ein Volltreffer. Freunde des Extreme Metal kommen ganz auf ihre Kosten, denn das Gemisch aus verschiedenen Genres dringt tief ein. Lied für Lied kommt man tiefer in eine Art musikalische Trance, aus welcher man nicht mehr geholt werden möchte. Überzeugend präzise gespielt und gefühlvoll gegrowlt ist "The Violent Sleep Of Reason" eine knallharte Portion Adrenalin, verpackt auf fast einer Stunde Tonmaterial. Ein grosser Minuspunkt des Albums ist definitiv die Länge. Aber man sagt ja nicht umsonst: "In der Kürze liegt die Würze". Die Masters of Djent sind in bester Form und machen Lust auf einen wilden Mosh. Dieses intensive Album sollte sowohl alten Hasen wie auch den Frischlingen der Szene gefallen und ist somit zumindest einen Versuch wert.
Monika M.    
Punkte: 8.5 von 10
SKILTRON - Legacy Of Blood
Trollzorn
Fünf Argentinier tragen den Schottenrock in die Welt. Klingt zwar wie ein reichlich plattes Wortspiel, entspricht aber optisch wie musikalisch den Tatsachen. Auch auf ihrer fünften Scheibe gehen die Jungs unbeirrt den Weg des stark schottisch eingefärbten, sehr sauber eingespielten Power Metal. Wo bei ähnlich gelagerten Combos das Keyboard als Gegenpart zur Gitarre agiert, dient hier der reichlich aber doch gezielt eingesetzte Dudelsack als Kontrastmittel, was der Band eine starke (aber nicht zu) Folk-Schlagseite verleiht. Und diese Karte spielen sie dann auch konsequent und geschickt aus, so verfallen sie beispielsweise nicht der Versuchung, Power Metal-typisch im Hyperspeed-Tempo durch die neuen Songs zu bolzen, verweilen stattdessen von wenigen Ausnahmen ("Highland Blood", "All Men Die") und einzelnen Songabschnitten abgesehen lieber im Mid Tempo, was mancher Nummer dadurch den anvisierten Hymnencharakter mit hohem Mitsingfaktor verleiht. Mit dem balladesk arrangierten Digipack-Bonustrack "I"m Coming Home" schielt man gar in Richtung Manowar, was durchaus diskussionswürdig ist, aber es steht jetzt schon fest, dass dieser Song live für emotional berührende Mitsingspielchen mit dem Publikum sorgen wird. Man kann damit den Jungs durchaus Kalkül unterstellen, das ändert aber nichts daran, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Natürlich kennt man inzwischen die auch auf "Legacy Of Blood" eingesetzten Melodien, natürlich darf der obligatorische "Oooooh Oooooh Oooooh"-Chor nicht fehlen ("Sailing Under False Flags"), natürlich sind die Texte nicht gerade der Lyrik leuchtender Stern im Zenit ("once again our army's ready to fight"). Trotzdem umfahren die Songs geschickt die überall lauernden Kitschfallen, sind toll komponiert und, wie man es von südamerikanischen Bands nicht anders gewohnt ist, kompetent und leidenschaftlich umgesetzt. In Sachen Power Metal gehört diese Platte jedenfalls zum Besten, was aus dieser Sparte in den letzten paar Jahren auf meinem Schreibtisch gelandet ist, für Power Metal-Fans eigentlich schon ein Blindkauf.
Mirko B.    
Punkte: 8.5 von 10
HARTMANN - Shadows And Silhouettes
Sonic11/Pride & Joy Music
Bekannt wurde der singende Gitarrist durch sein Mitwirken bei At Vance, Avantasia und den «Rock Meets Classic»-Konzerten. Sein erstes Solo-Album «Out In The Cold» gehört in meinen Augen noch heute zum Besten was es im hart rockenden Bereich zu hören gibt. Mit «Shadows And Silhouettes» setzt Oliver Hartmann wieder auf eingängige Parts, die aber durch viel Gefühl, rockende Zitaten und einem durchgehenden roten Faden überzeugen. Oliver verlässt dabei nie einen gewisse Härtegrad, rockt sich gekonnt und mit hoher Qualität durch die zwölf Lieder und geht dabei ab und zu auch Country-like («When Your Mama Was A Hippie») vor. Mit Whitesnake-artigen balladesken Klängen («Jaded Heart») überzeugt der Deutsche ebenso wie mit lockeren Rocksongs («Amazing»), wie man sie vom letzten Mark Slaughter-Album kennt. Fett rockend erklingt «I Would Murder For You», das mit einer absolut genialen Sangesleistung erklingt, für die auch Oliver verantwortlich ist. «Too Good To Be True» liegt irgendwo zwischen INXS und den Rolling Stones mit dem unverkennbaren Hartmann-Muster. Was man dem Album vorwerfen kann, ist, dass es ein bisschen zu ruhig ausgefallen ist und Oliver ab und zu noch mehr rocken könnte. Ansonsten präsentiert dieses Werk viel für die hart rockende Szene und gefällt mit tollen Nummern.
Tinu    
Punkte: 8.5 von 10
EVIL INVADERS - In For The Kill (EP)
Napalm Records/Universal
Selten hat dieser Album-Titel so gut gepasst wie bei dieser EP der belgischen Thrash/Heavy Metal-Newcomer Evil Invaders. Hier wird ausschliesslich gekillt - also mit riesen Geschwindigkeit losgeballert! Und das mit einem Songwriting, auf welches selbst Götter wie Judas Priest oder Saxon neidisch werden. Dabei handelt es sich bei "In For The Kill" "nur" um eine EP mit zwei neuen Lieder, welche ergänzt werden mit zwei alten in Live-Versionen. Dass dieses Paket Sinn macht, wird beim Einlegen der EP schnell ohrenscheinlich. Die unglaubliche Energie der Belgier wird dermassen grandios eingefangen, wie es zurzeit eigentlich nur von Airbourne möglich ist. Wobei Evil Invaders von der Virtuosität und Geschwindigkeit eher eine Brücke in Richtung Dragonforce schlagen. Der Gesang dagegen erklingt eher unmelodisch, fast gekeift. Er gibt den vier Kompositionen aber genau die Aggressivität, welche sie benötigen. Nach einer ersten EP von 2013 und einem Album im letzten Jahr scheint die Veröffentlichung dieser EP nicht wirklich dem normalen Ablauf zu entsprechen. Zumal auch nicht gleichzeitig ein neues Album angekündigt ist. Eine richtige Duftmarke können die Belgier aber setzen. Ist die Band mit ihrer Bühnenpräsenz genauso ungestüm wie auf dieser EP, dürfen sich die Hauptbands warm anlegen. Es bleibt also zu hoffen, dass Suicidal Angels auf ihrer Oktober-Europa-Tour entweder passende Kleider oder Arsch-Schoner dabei haben. In letztere werden Evil Invaders nämlich mit voller Wucht treten.
Roger W.    
Punkte: keine Wertung
IRON MASK - Diabolica
AFM Records/Musikvertrieb
Der belgische Yngwie Malmsteen-Fan, Magic Kingdom-Cheffe und Gitarrist Dushan Petrossi, nimmt sein Vorbild sehr ernst. Zumindest wandelt er in Sachen Sänger-Verschleiss auf ähnlich verschwenderischen Pfaden. Zusammen mit dem neuen Shouter Diego Valdez ist ihm musikalisch aber ein kleines Meisterwerk gelungen. Das sechste Iron Mask-Album klingt wie ein hochwertiger Mix aus Dio und (Überraschung!) Malmsteen. Zu ersterem trägt in erster Linie Valdez bei, welcher die Atmosphäre und das Timbre der verstorbenen Gesangslegende respektvoll in die Neuzeit transportiert, ohne dabei anzubiedern. Dazu kommen Kompositionen, die zum grössten Teil ihre Klasse bis gegen Schluss bewahren. Bei der brutalen Länge von 77 Minuten müssen sich Iron Mask allerdings Kritik gefallen lassen. Denn der Reviewer macht hier schlicht vorzeitig schlapp! Viele Ideen scheinen sich plötzlich auf hohem Niveau zu wiederholen, so dass die Ohren dem 14-minütigen Schlusstrack "Cursed In The Devil's Mill" keine Chance geben wollen. Vielleicht wäre hier die Aufteilung auf zwei kürzere Alben geschickter gewesen. Handkehrum ist es natürlich jedem selber frei gestellt, wie portioniert er "Diabolica" hören möchte. Iron Mask fordern hier also, und setzen einen Kontrapunkt zur Fastfood-Gesellschaft. Wer sich von der Klasse von "Diabolica" überzeugen möchte, der kann bedenkenlos in die ersten sechs Lieder rein hören. Diese decken von superschnell über stampfend, hymnisch, klassisch und verspielt alles ab. Bei "March 666" fällt zudem die Rede von Adolf Hitler auf. Es ist eine, von verschiedenen historischen oder literarischen Figuren, welche hier besungen werden. Wer den Geist von Dio heraufbeschwören will, kriegt mit "Diabolica" sein eigenständiges Ticket dazu.
Roger W. 
Punkte: 8.5 von 10
ROCK WOLVES - Rock Wolves
Steamhammer/Musikvertrieb
Michael Voss scheint den Kragen nicht voll zu kriegen. Mit einem neuen Trio, zusammen mit H-Blockx-Basser Gudze, dem ehemaligen Scorpions und heutigen Michael Schenker-Trommler Herman Rarebell, hat er Rock Wolves ins Leben gerufen. Nach Phantom 5, mit Claus Lessmann (ehemals Bonfire) am Gesang, erscheint mit den rockenden Wölfen schon die zweite Allstar-Truppe um den umtriebigen Gitarristen, Sänger, Produzenten und Songwriter. Was der Deutsche in die Hände nimmt, hat Qualität und so erklingt auch das Debutalbum von Rock Wolves für die Rockgemeinde wie eine kleine Offenbarung. Wo der Vossi draufsteht, steckt er auch drin und dies unverkennbar. Riff, coole Rhythmen und dazu die passenden Refrains, die sofort hängen bleiben. Sei das bei «Surrounded By Fool», oder bei Scorpions-liken «Out Of Time», es klingt immer geil! Die Ballade «What About Love» trieft vor Herzschmerz und erinnert an selige Casanova-Zeiten. Auch wenn man sich hier an eine sehr bekannte Nummer zurückerinnert fühlt. Dafür rocken «The Blame Game», «The Lion's Loose» und das AC/DC-like «I Need Your Love» locker von der Seele und machen gute Laune. Was aber bei einer Michael Voss-Scheibe immer ein bisschen ein Problem sein kann, dass die Songs nicht alle das Level halten können. Trotzdem ist aber diese Scheibe etwas, die man sich gerne anhört und die neben vielen mittelmässigen Scheiben ganz klar herausragt.
Tinu   
Punkte: 8.5 von 10
THE AGONIST – Five
Napalm Records/Universal
Im Vorfeld dieser Scheibe und auch jetzt, nachdem etliche Magazine eine Rezension aufgeschaltet haben, war und ist immer wieder die Rede davon, dass “Five” zu verkopft sei, quasi nicht an den Vorgänger “Eye Of Providence“ anknüpfen könne... Nun, ich kann dem teilweise zustimmen. Aber nicht im negativen Sinne – denn was The Agonist bei „Five“ gewagt haben, ist schlicht und einfach eine Weiterentwicklung. Klar, gewisse Tracks erfordern mehr als nur ein sachtes Hinhören, und ja, der Zugang ist nicht immer leicht. Zudem könnte man mit gutem Gewissen sagen, dass man sich vom ursprünglichen Gemisch aus Death und Melodic Metal sowie sachten Metalcore-Anleihen ein wenig entfernt hat – meiner Ansicht nach hat „Five“ zwischendurch einen Touch von Progressive, welcher sich gerne in plötzlichen breaks und Tempo-Wechseln bemerkbar macht. Vicky Psarakis macht ihre Sache aber nach wie vor hervorragend, wechselt fliessend zwischen cleanem Gesang, dreckigem Schreien (gesteigert bis hin zu einer sich überschlagenden Stimme) und todesmetallischen Growls. Dennoch kann ich verstehen, sollten die Leute die Scheibe als sperrig empfinden – aber meiner Meinung nach geht man in diesem Falle von falschen Vorstellungen aus, wie The Agonist zu klingen hätten. Das bringt sowieso nix, da eine Band käumlich das spielt, was man denn so erwartet. Also, kurz zusammengefasst: The Agonist haben sich weiterentwickelt und spielen ihren Sound vertrackter als auch schon – bleiben aber ihren Trademarks treu. Gebt der Scheibe eine Chance, ihr dürftet’s nicht bereuen!
Toby S.   
Punkte: 8.5 von 10
RIVERS OF NIHIL - Monarchy (EUR Tour Edition + Bonus)
Metal Blade/Sony
Aufgrund der Europa-Tournee mit Obscura das aktuelle Album einer zwar tollen aber auch sehr jungen Band ein Jahr nach Erstveröffentlichung nochmals aufzulegen muss wohl irgendeiner obskuren Marketingstrategie verdankt werden. Anders kann ich mir nicht erklären, dass sich die vier Bonustracks "nur" aus Preproduktions-Varianten von "Perpetual Growth Machine", "Sand Baptism" und dem Titeltrack, sowie einer alternativen Variante von "Sinchronos" (von der 2012er "Temporality Unbound"-EP) zusammensetzen. Der einzige wirklich positive Punkt ist, dass der vorliegende Release bei unserem Partner cede.ch ein paar Schtutz weniger kostet als das Original. Für Neueinsteiger und Hardcore-Fans also "value for money". Wer dazu noch wissen möchte wie das Album überhaupt tönt, verweise ich auf meine 9/10-Punkte Kritik vom September 2015.
Hardy     
Punkte: keine Wertung
ICHABOD KRANE - Beyond Eternity
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Mit "Beyond Eternity" bringen die Amerikaner ihre zweite Scheibe auf den Markt. Passend zum Namen (Ichabod Crane ist eine Figur aus der Horror-Legende Sleepy Hollow) kommt die Stimmung des Albums düster daher. Es ist nicht schwer zu bemerken, dass die Jungs sich dem Heavy Metal im Stil der 80er Jahre verschrieben haben. Soundtechnisch könnte man glatt meinen, die 2013 gegründete Kapelle käme eigentlich aus der NWoBHM. Die satten Riffs regen zum Headbangen an, und die überaus angenehme und interessante Stimme des Leadsängers Jeff Schlinz untermalt das dezent schaurige Gesamterlebnis. Die Atmosphäre scheint das ganze Album durch konstant dieselbe zu bleiben. Obschon es kein Lied geschafft hat, aus dem Gesamtbild herauszustechen, sollte man dieser Scheibe eine Chance geben. Man hat durchaus Lust, auf ein weiteres Album zu warten und die Herren vielleicht mal live zu sehen. Wer einfach etwas Abwechslung sucht und keine Erwartungen hat, wird dieses Hevy Metal-Album mit höchster Wahrscheinlichkeit mögen.
Monika M.   
Punkte: 8.5 von 10
STONEMAN – Steine
NoCut/Musikvertrieb
Nun sieh mal einer an – nach „Goldmarie“ habe ich mich zwar immer wieder an Stoneman erinnert, aber irgendwie sind mir die Jungs nicht mehr so präsent gewesen. Ein Fehler, wie ich nun erkenne – „Steine“ ist jetzt der Nachfolger der goldenen Marie, und ich war sehr gespannt, wie sich die Musik entwickelt hat. Primär lässt sich sagen: „Goldmarie“ ist eingängiger gewesen, hatte meiner Meinung nach eher den direkten Zugang geboten - „Steine“ bietet dies eher weniger, aber das spielt im Prinzip keine grosse Rolle, da der Sound und die Texte nach wie vor überzeugen. Man nehme nur mal den Track „An der Leine“ – erinnert stark an den Megaherz-Klassiker „Schizophren“. Oder auch „Eiskalt“, ein schöner Abgesang auf eine vermutlich kaltherzige Ex oder eine Möchtegern-Femme Fatale (so interpretiere ich zumindest den Inhalt). „Kofferlied“ kann auf den zurzeit grassierenden Wahn, alles in die Terror-Ecke zu schieben, was auch nur vermeintlich ins Raster der von den Medien propagierten Bilder passt. „Ich hass mich nicht genug, um dich zu lieben“ beschreibt sehr schön die Abhängigkeit, in welcher sich die Menschen gerne mal begeben, wenn sie die Aufmerksamkeit des Gegenübers um jeden Preis erlangen wollen. Ich könnte hier noch weiter ausführen, aber ich glaube, man merkt, worauf ich hinaus will: Stoneman haben einen mehr als würdigen Nachfolger erschaffen, den man stellenweise ein wenig mehr erkunden muss als noch den Vorgänger, aber dann seine volle Wucht entfaltet. Zudem sind (meiner Meinung nach) Texte, die interpretiert werden müssen, leider eher rar gesät, vor allem bei deutschsprachigen Bands. Wer Megaherz, Eisbrecher und ähnliche Gruppen mag, der sollte sich „Steine“ unbedingt reinziehen.
Toby S.   
Punkte: 8.5 von 10
2BAD - Aiming High
Eigenvertrieb
Gewisse Dinge dauern manchmal eben etwas länger, aber obwohl das Album «Aiming High» der Schweizer Band 2BAD heuer schon im Frühling erschienen ist, muss jetzt endlich darüber berichtet werden! Warum wir das Teil bei Metal Factory nicht eher in die Finger bekommen haben, ist wohl zu einem Teil der fehlenden Distribution auf Record-Label Niveau geschuldet. Wie dem auch sei, aber dank den sozialen Medien, in diesem Fall Facebook, kam die Sache über Projekt-Gründer und China-Basser Danny "Blockhead" Grossenbacher ins Rollen, und schliesslich war es Gitarrist Steve Businger (Foolhouse), als zweiter Mann im Bunde, der mir das Teil per Post zukommen liess. Bei der ersten Durchsicht des Infosheets stachen mir sogleich Begriffe wie "strotzende Energie", "pompöse powernde Rocksongs" und "brillante wie kunstvoll arrangierte Balladen" ins Auge. Dazu Sachen wie "eine wilde Mischung aus 80er Classic Hardrock und modernem Heavy Metal". Aha, und als Knöpfchen-Dreher fungierte Many Maurer (Ex-Ain't Dead Yet, Ex-Krokus), der dem Ganzen im eigenen SoundTraxx-Studio den nötigen Schliff verpasst hat. So weit so gut und schon mal ziemlich interessant, was da auf dem Papier zusammen kommt. Doch das war noch nicht alles, denn kein Geringerer als der jetzige Nazareth-Sänger Carl Sentance, der 1999 bekanntlich «Round 13» von Krokus eingesungen hat und neben der Band von Don Airey (Deep Purple, Ex-Zig Bands) auch Solo nicht untätig war, veredelte so zu sagen als "Very Special Guest" das Debüt von 2BAD. Sowas weckt natürlich grosse Erwartungen, und ich war nun sehr gespannt, was mir soundmässig ans Ohr dringen wird. Der schleppende Opener «Waiting For The Night» erweist den aktuellen Europe alle Ehre und schon jetzt ist klar, dass die Wahl von Carl nicht besser hätte ausfallen können. Ein wirklich opulenter und sackstarker Beginn! Nicht minder geil flutscht danach der etwas flotter marschierende Titeltrack in die Gehörgänge und verströmt massig Vibes von Deep Purple in den 80ern, aber hallo! Und das modernmetallische Rocken wird zunächst mal gekonnt mit dem Song «September» transportiert. Drei Songs und bereits dreimal beide Daumen nach oben! Wie es wohl weiter geht? Beim Anblick des Titels «Live Wire» dachte ich zuerst noch, dass dies vielleicht eine hier völlig unpassende Version des AC/DC- oder wahlweise gleichnamigen Mötley-Crüe Klassikers sei, doch zum Glück weit gefehlt!

Vielmehr ist dieser Hammertrack schlicht das Highlight der ganzen Scheibe, bewegt sich ebenso auf der Europe/Purple Schiene und besticht ausserdem mit gänsehauterzeugenden Backing Vocals. Boa Leute, was ist denn hier los? Während «Traces In The Sand» die Anforderungen an eine genreübliche Halbballade locker erfüllt, könnte man sich bei «Do It Right» locker auch Joey Tempest am Gesang vorstellen. «Natural Groove» groovt derweil in der Tat in bester Rainbow-Manier und lässt die Fensterscheiben erzittern. Herrlich dabei der Hammond-Sound von Victor Rettenmund in der kurzen Bridge, der mir natürlich nicht vertrauter vorkommen könnte. Wer nun meint, dass 2BAD ihr Pulver langsam verschossen haben könnten, wird mit dem Oberkracher «Gain Domain» sofort eines Besseren belehrt, der sich mitunter wohlig vor MSG/UFO und einmal mehr Deep Purple verbeugt, grandios! Gleiches gilt generell für das exzellente Spiel von Gitarrist Steve Businger, dessen kerniger Klampfensound relativ nahe bei Michael Schenker liegt und auch die Soli nichts als brillant sind. Einen leichten Abzug gibt es bei «Free Your Mind», wo sich zum abgehackten Eingangsriff automatisch Survivor's Hit «Eye Of The Tiger» nebendran hinstellt und der zwischenzeitliche Disco-Groove etwas schief in der Landschaft steht. Doch die Kür ist noch nicht zu Ende! «Wasted» ist bekanntlich ein uralter Song von Def Leppard, und obwohl wir es auch hier nicht mit einer Cover-Version zu tun haben, schimmern die tauben Leoparden interessanterweise dennoch etwas durch. Der Schlusstrack «Winter Has Come» als ruhige Piano-Ballade könnte nun nicht besser in die jetzige Jahreszeit hinein passen, und wenn man so den Lyrics des guten Carl lauscht, wähnt man sich fast schon vor dem heimischen Weihnachtsbaum! Fazit? Ich bin echt begeistert Freunde und hätte das so echt nicht erwartet! Für meinen persönlichen Geschmack, vor allem beim Einsatz von Kopfhörern (in meinem Fall BOSE), ist der grundsätzlich sehr gute Sound eine Spur zu mittenlastig ausgefallen. Unter dem Strich bereitet «Aiming High» aber mächtig Freude, und die Verpflichtung von Orymus-Shouter Danny Brönnimann als künftiger Frontmann darf ebenso als gelungen bezeichnet werden. Wen nun der Hafer gestochen hat, eine tolle neue Schweizer Band unterstützen und das edle Werk umgehend abgreifen möchte, geht entweder gleich zu iTunes oder meldet sich direkt bei den Jungs über Facebook!
Rockslave   
Punkte: 8.5 von 10
STEVEN WILSON - Transience (Re-Release)
KScope/Irascible
Eigentlich erschien Steven Wilsons »Transience« bereits vor drei Jahren, damals allerdings nur auf LP. 2016 präsentiert der britische Musiker und Produzent seine persönlich zusammengestellte Werkschau erneut, und zwar sowohl auf LP als auch erstmals auf CD. Dafür liess Wilson letztes Jahr seine Solokarriere Revue passieren, das heißt die Zeit zwischen 2002 und 2015. Insgesamt 13 Songs schafften es auf die LP, darunter Songs wie "Transience", "Harmony Korine" und dazu noch eine neue Version des Porcupine Tree-Klassikers "Lazarus". Natürlich hat Steve hier die Songs selber ausgesucht, die auf diesem Rundling gelandet sind. Darunter auch Perlen wie das etwas hypnotische "Index" das den Zuhörer packt und nicht mehr loslässt, ganz speziell, aber sehr interessant. Oder das fast schon poppig-rockige "Hand Cannot Erase". "Drive Home" klingt etwas nach Pink Floyd und hat eine beruhigende Wirkung auf den Zuhörer, sehr schöner Song, das den Geniesser solcher Musik wegträgt in die geheimnisvolle Welt von Steven, grossartig. Oder hört euch mal das wunderschöne "Postcard" an, einfach traumhaft, vor allem das längere Keyboard-Solo ist nicht von dieser Welt. Auch die sehr ruhige Klaviernummer "Insurgentes" ist unglaublich schön. Oder die gewaltigen Chöre in "The Pin Drop", auch sehr gelungen, überhaupt ein Highlight, diese Prog-Nummer. Natürlich darf auch das tolle, sehr melodiöse "Happyness" nicht fehlen hier. Der Meister hat hier eine gute Wahl getroffen mit den 14 speziellen Perlen seines Schaffens. Wer die Alben von Steven noch nicht besitzt, hat hier einen grossartigen Einstieg in die fantastische musikalische Welt des Steven Wilson. Sehr zu empfehlen.
Crazy Beat
   
Punkte: keine Wertung
BRANT BJORK AND THE LOW DESERT PUNK BAND - Tao Of The Devil
Napalm Records/Universal
Brant Bjork besinnt sich seiner Wurzeln, was in diesem Fall aber weniger persönlich, also "Kyuss Version 2016" bedeutet, sondern mehr im generellen Sinne gemeint ist, also Blues / Blues Rock der sehr erdigen, reduzierten Sorte. Wusste schon "Black Power Flower" vor fast genau zwei Jahren wegen seiner Vielseitigkeit zu gefallen, schafft es diesmal "Tao Of The Devil" mit seiner simplen Direktheit geradezu zu überzeugen. Gerade das eröffnende "The Gree Heen" und das abschliessende Titelstück, beide recht psychedelisch angefärbte Slow Blues-Nummern, die direkt dem ausgedehnten Gebiet der Lower Mississippi Delta Region entstammen könnten, zeigen eindrücklich, wie gut diese musikalische Ausrichtung dem Quartett zu Gesichte steht. Und auch wenn Songs wie "Humble Pie" oder "Stackt" immer noch einigen Wüstensand aufwirbeln, was ja auch zu erwarten war, behält die Band die kleine aber feine Kurskorrektur bei und tänzelt souverän und mit einer bisher nicht dagewesenen Coolness durch die sieben Nummern. Den Härtezenit auf der Scheibe bildet das flotte "Dave's War", welches allerdings auch nicht auf eine ausgedehnte, etwas ruhigere zweite Songhälfte mit ausgesprochenem Jamcharakter verzichten kann, was dann wieder dem warmen, ansprechenden Gesamtcharakter des Albums entspricht. Brant Bjork ist als Mensch, Musiker und Bandleader offensichtlich weiter gereift und gewachsen, das ist nach gut 30 Jahren Leben und Leiden im Rock'n'Roll-Zirkus eine Leistung, welche durchaus Anerkennung verdient. Besagte Anerkennung wiederspiegelt sich meinerseits in der Bewertung für das neue Album.
Mirko B.   

Punkte: 8.3 von 10
MIRACLE FLAIR - Angels Cast Shadows
Massacre Records/Musikvertrieb
Dies ist das Zweite Werk der Ostschweizer Band um die beiden kreativen Köpfe Nicole Hartmann (Gesang) und Daniel Maurizi (Gitarre, Keyboard). Gestartet wird das neue Album mit dem schnellen, harten Titeltrack "Angels Cast Shadow". Passend dazu singt Nicole hier einen sehr melodiösen Refrain, der sehr gefällt, toller Song. Ähnlich geht"s weiter mit "Embracing The End", bei den beiden Tracks sind leichte Parallelen zu Edenbridge nicht von der Hand zu weisen. "Alive" klingt dann eher etwas nach ELA, ist aber keineswegs negativ gedacht. Mir gefällt der Gegensatz zu den oft härteren Gitarren und der schönen klaren Stimme von Nicole, das passt gut zusammen. Stark auch "The Unfulfilled" geht etwas in die Richtung von Stream Of Passion, ein wirklich klasse Song, hier stimmt einfach alles. Von der Gitarre, über den Gesang,, bis zum Twin-Gitarren-Solo und dem melodiösen Refrain. "I Am The Truth" startet mit geiler Doublebass-Drum-Attacke und treibenden Gitarren, um einmal mehr in einen melodiös gesungenen Refrain zu münden. Gerade der Refrain erinnert wieder an die tolle ELA. Auch ein Top-Song, das etwas gemässigte "Soul Witness", hier glänzt Nicole besonders am Mikro mit viel Gefühl. So geht's durchs ganze Album hindurch, hier gibt's echt keine Ausfälle, nur starke Tracks und bei jedem Durchlauf entdeckt man wieder Neues. Die Schweizer kommen hier mit einem wirklich sehr interessanten Rundling, der locker mit internationalen Grössen mithalten kann, auch wenn Edenbridge und ELA hier ab und zu durchdrücken, aber das ist ja auch nur als Kompliment zu verstehen.
Crazy Beat   

Punkte: 8.3 von 10
JOHN WESLEY - A Way You`ll Never Be
InsideOut Music/Sony
Dies ist das achte Studiowerk des Gitarristen und Sänger aus Tampa, Florida. John arbeitete unter anderem auch für Fish, tourte mit Porcupine Tree als Gitarrist, Sound Of Contact und Big Elf. Seine Musik ist etwas speziell, aber sehr interessant und abwechslungsreich. Erinnert mich der Opener "By The Light Of A Sun" und der Nachfolger "A Way You`ll Never Be" von der Gitarre und dem Gesang her noch etwas an die neueren Kingdom Come, ändert sich das später bei anderen Songs. Mir gefällt, dass John bei vielen Tracks das Ende oft instrumental auslebt und so die Songs interessant verlängert. Beim schwerfälligen, sehr melancholischen "To Outrun The Light" wird der Zuhörer in eine Art Trance versetzt und versinkt total in der Musik. Dem entgegen stehen die wilden Gitarren bei "The Revolutionist". "Nada" klingt dann wieder etwas nach Lenny Wolff und glänzt mit einem hammermächtigen Gitarrensolo und einem sehr spannenden Ende. Das ruhige "The Silence In Coffee" hat dann etwas Porcupine Tree- und Pink Floyd-Schlagseite und hat eine unglaubliche beruhigende Wirkung auf den Zuhörer, ein Song zum Mitfliegen. "A Way You`ll Never Be", der Titel sagt eigentlich schon viel aus über dieses Album. Spannend, mit vielen unglaublichen Gitarren-Momenten zieht John hier 56 Minuten lang den Zuhörer in seinen Bann, starkes Album mit viel Tiefe.
Crazy Beat   

Punkte: 8.3 von 10
HEAVEN BELOW - Good Morning Apocalypse
EMP Label Group
Vielleicht ist dem einen oder anderen die Nummer "When Daylight Dies" bereits ein Begriff, denn mit diesem Track sorgten Heaven Below bereits für mächtig Aufsehen in der Rock-Szene. Die Single wurde von Ben Moody (Evanescence) produziert und feierte auf über 50 Radiostationen der USA Grosserfolge. Hinzu kam gleich im Anschluss der Rush-Cover-Song "Subdivisions", in dem William Shatner mittun durfte. So schloss die Band gerade ihre Arbeiten am neuen Album "Good Morning Apocalypse" ab. Von dieser Scheibe darf man sicher einiges erwarten, wenn man sich nur mal die legendären Gastauftritte durchliest. "Black Sunrise War Of The Gods" mit Udo Dirkschneider (Accept, U.D.O.), "Running Under Satans Hand" mit Lita Ford, "Nefarious Angels" mit Jason McMaster (Dangerous Toys, Watchtower) und "Devilina And The Damage Done" mit Kobra Paige (Kobra and the Lotus). Die bisherigen Erfolge sprechen deutlich für die US-Rocker Heaven Below. Im Schnellflug haben sie mehrere Platzierungen in den vorderen Reihen diverser Charts erreicht, was sonst eher nur etablierten Bands vergönnt ist. Angeführt von Patrick Kennison (Vocals & Gitarre), Lucas Kanopa (Gitarre) und abgerundet durch die Rhythmustruppe John Younger (Bass) und Shad Wilhelm (Drums) wird die Band als eine kommende Rockmacht gehandelt. Durch die energiegeladenen Live-Shows tragen sie bereits den Spitznamen "The New Guns'n'Roses". Mit dem Sound der legendären Rock-Kombo hat es aber gar nichts zu tun. Heaven Below spielen eine Mischung aus Hard Rock, Power Metal und klassischem Metal. Ohrwurmmelodien und Refrains, die sich ungehindert ins Gehirn fressen sind an der Tagesordnung. Powergeladene Titel wie "Death Batallion" laden zum Tanz. Es besteht kaum die Möglichkeit, sich dem zu entziehen. Ist aber auch gar nicht nötig, denn ihr Sound bereitet Freude beim Hören. Experimentell und unverbraucht klingen die Songs und sie werden beim mehrmaligen Hören immer besser, da man dauernd neue Facetten entdeckt. Die Vorschusslorbeeren waren bei "Good Morning Apocalypse" also wirklich gerechtfertigt und haben sich vollumfänglich bestätigt. Daumen hoch, der Rockolymp wartet!
Oliver H.   
Punkte: 8.3 von 10
IMPERIAL STATE ELECTRIC - All Through The Night
Psychout Records
Back to the Sixties! So die Devise der Schweden von Imperial State Electric, die ihre neue Scheibe unter dem Titel "All Through The Night" firmiert und mittlerweile bereits das fünfte Album in gerade einmal sechs Jahren auf den Markt werfen. Die Platte sei bereits ein weiterer Meilenstein in der Vita des schwedischen Workaholics Nicke Andersson. Der Sänger und Gitarrist scheint einfach keine Pausen zu kennen, denn immerhin raufte er seine ehemalige Hauptband The Hellacopters für einen einmaligen Gig auf dem Sweden Rock Festival wieder zusammen. Für viele war diese Aktion durchaus überraschend, denn in den letzten Jahren hatte sich Andersson mit seinem neuen Projekt immer weiter vom klassischen Rock'n'Roll-Sound der Hellacopters entfernt. Eine generelle Entwicklung, die sich auch auf der neuen Scheibe bestätigen soll, auch wenn der gelungene Opener "Empire Of Fire", das erst einmal keineswegs vermuten lässt. Doch bereits beim nachfolgenden Titeltrack hält dann der Beatles-Vibe vermehrt Einzug und die rockigen Riffs müssen einer Mischung aus akustischer Gitarre und poppigen Refrains weichen. Stellenweise erinnert Herr Andersson dabei sogar recht offensichtlich an Bruce Springsteen, wenn er im Refrain immer wieder die titelgebende Textzeile "Break It Down" dem Hörer entgegenschmettert. Auch wenn den Fans der Hellacopters bei diesen Zeilen das Kotzen kommt, so muss man doch festhalten, dass der Schwede auch in diesen ungewohnten Gefilden eine extrem gute Figur macht und einige wirklich feine Hooklines aus dem Ärmel zaubert. So liefert die Scheibe mit dem rockigen "Get Off The Boo Hoo Train", "Remove Your Doubt" und "Bad Timing" mit fortschreitender Spielzeit immer mehr Highlights und schafft es dabei sogar, immer wieder den klassischen Rock'n'Roll-Vibe der Sechziger und Siebziger heraufzubeschwören, ohne dabei altbacken zu klingen. So stehen am Ende insgesamt neun wirklich starke Tracks, gegenüber einem Schlussbouquet "No Sleeping", das mit dem tollen übrigen Material der Platte nicht mithalten kann. Hellacopters-Fans werden Herrn Andersson nun definitiv den Rücken kehren, lässt man sich aber auf die neue Richtung der Skandinavier ein, dann gibt es auf dem Silberling durchaus einige echte Hits zu entdecken.
Oliver H.   
Punkte: 8.1 von 10
ALLEGAEON - Proponent For Sentience
Metal Blade/Sony
Zurück aus der Zukunft melden sich die Ami Frickel-Meister von Allegaeon mit ihrem neusten Konzept Album „Proponent For Sentience“, wo es sich textlich um die Auswirkungen der Robotik auf die Menschheit sprich deren Makel geht. Mit im Gepäck auch gleich noch Riley McShane der hier seinen Einstand als neuen Sänger gibt und seinen Job mindestens so gut meistert, wie sein Vorgänger Ezra Haynes. Grundsätzlich bleiben die Amis ihrem technisch versierten Melodic Death Metal treu wenn auch neu deutlich mehr mit Samples, symphonischen Klängen und Abwechslung gearbeitet wird als zu früheren Zeiten. Dies fällt gleich schon zu Beginn bei dem Opener „Proponent For Sentience I - The Conception“ auf, dessen epischer Auftakt mit den Chören mehr an europäischen Power Metal erinnert, oder der weitere Teil „Proponent For Sentience II - The Algorithm“ der durchaus auch auf einer Scheibe von Fleshgod Apocalypse hätte Platz finden können. Die Proponent-Trilogie findet dann im dritten Teil „Proponent For Sentience III - The Extermination“ seinen Höhepunkt, denn hier konnte man als Gast Herrn Björn Strid von Soilwork gewinnen, der mit seinem Organ die Geschichte noch veredelt. Der wohl „traditionellste“ Song auf dem neuen Werk ist „Of Mind and Matrix“, ein Frickel-Werk im Geschwindigkeitsrausch mit eingängigen Melodien, wie man es sich von Allegaeon gewohnt ist. Sicherlich auch erwähnenswert „Grey Matter Mechanics - Appassonata Ex Machinea“, welches mit tollen Akustischen Gitarren Einlagen punkten kann, wenn auch gleich der Akustik „Fade-Out“ des Songs etwas zu lange geraten ist. Als Bonus gibt es noch mit „Subdivisions“ von Rush ein Cover, welches bei wahren Rush Fans wohl eher für Entsetzen sorgen wird, aber durch den angezogenen Härtegrad im Vergleich zum Original, durchaus zu gefallen weiss. „Proponent For Sentience“ hat Einiges zu bieten und obwohl anspruchsvolles Saiten-Zupfen immer mit von der Partie ist, ist das Werk äusserst zugänglich, obwohl teils ordentlich Geprügelt wird , ist auch immer viel Melodie mit von der Partie und obwohl es auch drückend sein kann, wirkt es oft sehr Leichtfüssig. Vielleicht liegt es daran, dass es den Jungs einfach Spass macht mit dem was sie tun und dies spürt man auch in den Songs. Wer schon mal ein paar Videos der Truppe angeschaut hat weiss, dass Allegaeon sehr viel Humor haben und lieber lachend durch das Leben gehen. Was darunter jedoch „leidet“ ist auf der Kehrseite die Tiefgründigkeit und wer sowie so im Death Metal nur dann glücklich ist, wenn die bedingungslose Finsternis, gepaart mit nackter Brutalität aus den Eingeweiden der Hölle tropft, der kann mit „Prominent For Sentience“ kaum was anfangen.
R.K.   
Punkte: 8.0 von 10
CANDIRIA - While They Were Sleeping
Metal Blade/Sony
Was haben Free Jazz und Metalcore gemeinsam" Eine Band namens Candiria! Die Truppe aus Brooklyn steht für experimentierfreudige Musik über alle Genre-Grenzen hinaus. Ihre Anhänger sind vorwiegend aus der NYHC-Szene (Merauder, Madball, Burn etc.) und fanden schnell Gefallen an Candirias ausgewogener Integration aus aggressiven sowie ungewöhnlichen Taktarten und Dissonanzen im Verbund mit Elementen aus dem Hip Hop und Jazz (sowohl früher Bebop als auch späterer Fusion-Stoff). Dies spricht für die spielerischen Qualitäten der Musiker und zeugt von einer intelligenten Klangästhetik. Überzeugen kann man sich davon bereits beim Opener und Albumtrack "While They Where Sleeping". Aggressiv und kehlig schreit Sänger Carley Coma seine Strophen in die Welt hinaus, zeigt sich nach einem Break versöhnlich und berieselt die Hörer mit leichter Fahrstuhlmusik, um sie im Anschluss nochmals so richtig anzubrüllen. Was komisch klingt scheint zu funktionieren. Auch mit den weiteren Songs wie "Mereya", wenn die Musiker geschickt von zermürbend treibenden Rhythmen in einen mit Saxofon verbrämten Jazz-Percussion-Part einsteigen, verkommt das Ganze nicht zur Farce. Coma macht dabei als Scat-Sänger eine gute Figur und gemahnt so an berühmte Vorbilder wie Jon Hendricks oder Jimmy Scott. "While They Were Sleeping" ist ein Konzeptalbum, das von einem gescheiterten Musiker handelt, der in New York City gegen eine Monarchie aufbegehrt. Die Scheibe fasst eine Vision der Gegenwart in ihrer aufwühlenden und von Technik geprägten Komplexität zusammen. So ambitioniert diese Vorstellung auch sein mag, liegt sie in Candirias Natur begründet und führte zu einigen der erhabensten und beeindruckendsten Momenten ihres Schaffens. Druckvolle Gitarren und etliche Tempiwechsel, Schlagzeugsalven und schmerzlicher Gesang begleiten die meisten Tracks des Quintetts. "Opaque" ist und bleibt dabei die Ausnahme, da der Song durchs Band ruhig und jazzlastig bleibt und beim einmaligen Reinhören, niemals dieser Band zugeschrieben werden würde. Candiria verdienen, dass man ihnen ein wenig kostbare Zeit opfert. Wer dabei gut hinhört, wird auch mit kostbarer Ware beschenkt.
Oliver H.     
Punkte:
8.0 von 10
LEAVES EYES - Fires In The North (EP)
AFM Records/Musikvertrieb
Leaves Eyes ist eine Female Fronted Symphonic Metal Band, die ihre Sängerin verloren hat. Warum genau man sich von Liv Kristine getrennt hat, ist nicht ganz klar. Klar ist nur, dass es keine schöne Trennung war und eine regelrechte Schlammschlacht nach sich zog. Doch die Skandinavier haben sich wieder aufgerappelt und mit Elina Siirala einen würdigen Ersatz als Frontsirene gefunden. Ich persönlich war nie ein grosser Fan von Liv Kristine und bin entsprechend auch nicht traurig über den Wechsel, auch wenn ich mit dieser Meinung ziemlich alleine dastehe. Elinas Stimme ist etwas opernhafter als die von Liv, entsprechend auch etwas klarer und definierter als die ihrer Vorgängerin. Man hört allerdings eine gewisse Unsicherheit oder vielleicht auch einfach Unerfahrenheit heraus, was aber sicherlich mit der enorm schnellen und vielleicht etwas übereilten Veröffentlichung dieser EP zusammenhängt, schliesslich hat man sich erst im April dieses Jahres von Sängerin Liv Kristine getrennt. Elina scheint allerdings sehr gut mit dem Rest der Band zu harmonieren, was sich auf dem nächsten Album sicherlich noch deutlicher abzeichnen dürfte. Die EP "Fires In The North" dient offenbar einzig und allein der Einführung der neuen Sängerin - ein durchaus kluger Schachzug. Dabei präsentiert die Band ein gänzlich neues Lied namens "Fires In The North", einmal im Original und einmal als Akustik-Version. Die restlichen 3 Tracks sind altbekannte Favoriten aus dem letzten Album "King Of Kings" und bieten den direkten Vergleich zwischen den beiden Sängerinnen. Das neue Lied ist durchaus typisch für Leaves Eyes - musikalisch hat sich da also nicht viel getan. Während die Strophe ein wenig schwächelt, gibt Elina während des Refrains alles! Ein sehr eingängiges Lied... Allerdings gefällt mir die Akustikversion noch etwas besser - das Ganze wirkt noch etwas dichter, mystischer und deutlich weniger überladen. Auch der Gesang gefällt mir hier besser. Elina klingt Liv Kristine ähnlich genug, damit auch die alten Tracks bestens funktionieren, ohne dass der Wechsel allzu offensichtlich wäre. Gerade in den hohen Tönen brilliert die Finnin, wobei ihr ein wenig mehr von der rockigen Attitüde gut tun würde. Fazit: "Fires In The North" ist einzig dazu da, dass Fans die neue Sängerin beschnuppern können. Ansonsten liefert die EP leider nichts aufregend Neues. Schade! Ich finde, Leaves Eyes ist mit Elina Siirala ein wahrer Glücksgriff gelungen und bin überzeugt, dass diese Kombo auch den bisherigen Fans gefallen wird.
Patricia H.    
Punkte: keine Wertung
BERNHARD WELZ - Stay Tuned 1.5
Pure Rock Records/Musikvertrieb
Vieles kann ein erfolgreiches Album ausmachen. Ob prominente Namen dabei helfen? Pauschal kann man das nicht beantworten, aber eins ist klar: Es besteht Potenzial! Der österreichische Musiker hat mit "Stay Tuned 1.5" sicher ein gutes Experiment gewagt. Für das Charity-Projekt konnte er viele Bekannte Musiker zusammenbringen, und das Ergebnis lässt sich echt hören. Selbst wenn man die Liste der Gastmusiker nicht gelesen hat, man hört den Deep Purple-Sound zur Begrüssung. "Traffic Night" könnte aus Deep Purples Feder stammen. Kein Wunder, schliesslich konnte er bis auf Ian Gillan alle Musiker der Band für sein Projekt gewinnen. Weitere grosse Namen helfen mit, das Album zu gestalten. Die Scheibe hört sich im Grossen und Ganzen an wie die Liedersammlung aus einem Film. Alles ist rockig gehalten, man hört jedoch auch gospelartigen Gesang. Das Highlight des Albums ist ohne Frage "Child In Time". Das Tribut an Jon Lord ist eine gute Bewertung wert, es ist durchaus würdig. Hut ab auch, dass Herr Welz sich an diesen unsterblichen Klassiker gewagt hat. Alle weiteren Lieder gehen im Vergleich etwas unter. Diese Hard Rock-Scheibe ist eine etwas leichtere Kost und durchaus eine Chance wert. Mit dem Kauf unterstützt man ausserdem noch einen guten Zweck, also lohnt sich das Album doppelt!
Monika M.
    
Punkte:
8.0 von 10
WATCHTOWER - Concept Of Math: Book One (EP)
Prostethic Records
Die Super-Jazz-Proggies geben nach langer Zeit mal wieder ein Lebenszeichen von sich. Auch wenn es nur eine EP ist, lohnt es sich immer wieder, diese musikalisch durchgeknallte Truppe reinzuziehen. Meines Wissens sind die ersten 4 Tracks bereits veröffentlicht worden und nur Song Nr. fünf, das zehn Minuten lange "Mathematica Calculis", ist neu. Aber egal, die ganze EP macht Spass und ist natürlich wie gewohnt schwer verdauliche, voll abgedrehte Musik. Doug Keyser (Bass), Rick Colaluca (Drums), Rückkehrer Alan Teccio (Vocals) und Ron Jarzombek (Gitarre) bieten hier wieder mal eine Lehrstunde des Prog Metal. Schon der Instrumentale Opener "M Theory Overture", ein Stakkato-Gewitter aus Drums, Bass und Gitarre. Oder zieht euch mal die Bassläufe von "Arguments Against Design" rein, da wird jedem Bassisten schwindlig. Auch "Technology Inaction" das im instrumentalen Teil klingt wie Dream Theater in Höchstform. Der neue Song "Mathematica Calculis" ist ein musikalisches Prog-Gewitter zum Niederknien. Holy Shit, wie kann man so was überhaupt spielen? Es ist fast unmöglich, das zu beschreiben, kaum hat man einen Part einigermaßen verdaut, drehen die Proggies komplett die Richtung um und konfrontieren den Zuhörer mit neuen Parts. Klingt am Anfang recht chaotisch, aber nach mehrmaligem Genuss kommt man einigermassen in den Song rein. Aber ich sag euch eins, ist verdammt anstrengend, nur schon diesen Track zu verdauen. Watchtower sind back mit vier unglaublich bereits veröffentlichten Songs und einem noch unglaublicheren neuen Song, der wohl für jeden Proggie eine Herausforderung darstellt.
Crazy Beat    
Punkte: keine Wertung
FOREVER STILL - Tied Down
Nuclear Blast/Warner
Ein neuer Stern am dänischen Rockhimmel gibt Anlass zur Freude und beginnt immer stärker zu leuchten. Forever Still, die Band um Frontfrau Maja Shining und Multiinstrumentalist Mikkel Haastrup, macht im grossen Stil von sich reden. Seit 2013 haben sie sich eine solide Fangemeinde erspielt und wollen jetzt mit ihrem Debut-Album richtig durchstarten. Beim Durchhören schiessen unweigerlich Namen von Genregrössen wie Lacuna Coil, Flyleaf oder Halestorm ein. "Tied Down" bietet einen wahrlich guten Einstand. Maja versteht gekonnt die Wechsel von Clear-Vocalsbei "Miss Madness" oder "Save Me" etwa zu heissen Screams wie bei "Once Upon A Nightmare" oder "Awake The Fire". Sie besticht mit ihrer einzigartigen Stimme und verleiht so jedem der zehn Songs eine eigene Note. Mal rockig bei "Breathe In" und dann wieder ganz handzahm bei den klassischen Balladen, wobei sich dauernd knackige Ohrwurmmelodien gekonnt um harte Gitarrenriffs ranken. Im Unterschied zu vielen jungen Rockbands, die allzu oft ein Produkt der Industrie sind, sind Forever Still unabhängig geblieben. Sie schreiben Songs über Herzensangelegenheiten, produzieren ihre Alben im eigenen Studio und machen auch alle Bandfotos und Musikvideos selber. Sich möglichst treu zu bleiben steht im Fokus und so kam es, dass sie über die Jahre auch ihre eigene Tour gebucht haben. Shining und Haastrup nennen sich augenzwinkernd eine "Do-It-Yourself-Band". Parallelen zu Evanescence oder In This Moment schmeicheln ihnen zwar, trotzdem ist es Forever Still wichtig zu betonen, dass sie ihren eigenen musikalischen Sound-Mix produzieren und sich dieser eigentlich gar nicht an den oben genannten Acts orientiert. Bands wie Nine Inch Nails, Björk, Smashing Pumpkins oder Placebo gehören zu den wichtigsten Einflüssen des Duos und verschmelzen auf "Tied Down" zu einem musikalischen Ganzen. Auch wenn es doch die eine oder andere Band in diesem Genre bereits gibt, ist es doch gut zu wissen, dass ambitionierte Musiker nachrücken, die mit Leib und Seele zu Werke gehen. Also reinhören!
Oliver H.  
Punkte:
7.8 von 10
OVERLAND - Contagious
Escape Music/Non Stop Music
Steve Overland ist schon ein alter Hase im Musikgeschäft, hat schon auf vielen Hochzeiten getanzt. War lange der Sänger der Band FM und Wildlife. Hier, bei seinem neuesten Solo-Werk, wird Steve unterstützt von Tony Franklin am Bass und Tomy Denander an der Gitarre und den Keys. Drums übernimmt hier Lars Criss. Geboten wird hier AOR mit viel Melodie und einem guten Gitarre / Keyboard-Gemisch. Mal ein bisschen rockiger wie beim stampfenden "Edge Of The Universe", übrigens mit einem tollen Refrain, der sofort animiert zum Mitsingen. Erinnert etwas an ältere Whitesnake, auch wegen der eingesetzten Hammond-Orgel, wirklich starker Song. Dem entgegen stehen eher ruhigere Tracks wie das an Nelson erinnernde "Every Lonely Night". Auch noch spannend ist "Intoxicated" das von der Gitarre her etwas an Van Halen in der Sammy Hagar-Phase erinnert. Klasse gespielte Gitarre. "Define Our Love", eine Ballade, kommt mit einem leichten Blues -Touch, auch sehr schön. Ebenso wie das etwas schnellere "Making Miracles", erinnert mich irgendwie an Bonamassa. Und das flotte "Back Where I Belong" könnte glatt auf einem Nelson-Album stehen. Zum Schluss drehen Steve und seine Jungs dann mit "Unforgiving World" nochmals ordentlich auf und beenden ein gutes, abwechslungsreiches AOR Rock-Album, das Spass macht und zeitlose Musik präsentiert.
Crazy Beat    
Punkte:
7.7 von 10
TOTAL VIOLENCE - Violence Is The Way
Killer Metal Records
Es soll ja Leute geben, die sagen, dass das Thrash-Revival der Neuzeit bereits wieder Geschichte sei. Wenn ich mir diesen Monat so anschaue und peziell die mir zugeteilten Rezis, dann ist ein Drittel davon Thrash Metal! Während mit Poltergeist und Darkness zwei altgediente Bands ihre Gewehre wieder nachgeladen haben, bringen Total Violence mit «Violence Is The Way» ihr Debüt an den Start. Dabei bedienen sie sich frisch und fröhlich all den Elementen, die diese Musikrichtung gross gemacht haben. Der Opener «Disease Disorder Death» drückt dabei ziemlich auf die Tube und man kann erahnen, dass Drummer Hansen hier ziemlich ran musste. Beim nachfolgenden «Toxic Death» sind mitunter die frühen Slayer Pate gestanden, wobei hier die stilistischen (Tempo-) Wendungen ganz gezielt eingesetzt werden. Noch einen Schritt weiter geht das über sieben Minuten lange «Trapped In The Moment Of Death», wo es zunächst für Thrash-Verhältnisse ziemlich zäh zu und her geht, ehe eine Riffkaskade folgt, die man den alten Metallica ausgelehnt hat. Ab ungefähr der Mitte ist es dann jedoch wieder vorbei mit der Behäbigkeit, und es folgt eine Art speediger Instrumental-Teil, der wiederum die typischen Ingredienzien besitzt. Die Deutschen aus Kellinghusen sind sichtlich bemüht, keine Langeweile durch die unterschiedlichen Tempi aufkommen zu lassen. Soweit so gut, aber das permanente Ansetzen von verschiedenen Tempo-Arrangements geht zumindest beim zweitlängsten Track des Albums klar auf Kosten der Eingängigkeit und wirkt deshalb wie Flickwerk. Spätestens ab «Guess Who's Next» geht in meinen Hirnwindungen die Stilschublade «Progressive Thrash» auf, da hier vor allem die Drumfills ziemlich vertrackt daher kommen. Bei «False Friends» höre ich dann endlich das, wie es sein sollte! Getragen vom polternden Grundriff, geht es über in schnelle Refrains, die hinten raus wiederum von zäherem Riffing abgelöst werden, bevor das Grundthema zurück kehrt. Dass mir hierbei Annihilator in den Sinn kommen, ist durchaus positiv zu werten. Der röchelnde Gesang von Frontmann Biff, der zudem die zweite Klampfe bedient, ist mit Rob Flynn von Machine Head vergleichbar. Leider geht, vor lauter Abwechslung, der rote Faden insgesamt etwas verloren, doch die erfreulich oberfette Produktion bügelt dafür einiges wieder aus. Kollege Jens Häfner von Killer Metal Records führt dem Untergrund mit «Violence Is The Way», inklusive geilem Skull-Logo, auf jeden Fall wertiges neues Kraftfutter zu.
Rockslave    
Punkte:
7.7 von 10
TRUCKFIGHTERS - V
Century Media/Fuzzorama
Was auf dem 2014er-Vorgänger "Universe" bereits angedeutet wurde, findet auf dem nun vorliegenden fünften Truckfighters-Longplayer seine konsequente Fortsetzung. Vor allem der recht zurückhaltende Einstieg "Calm Before The Storm" zeigt in aller Deutlichkeit, dass die Stoner mit Hang zum Desert Rock den "Tool-Faktor" beibehalten und sogar noch ausbauen wollen. Und eigentlich steht diese musikalische Visitenkarte exemplarisch für das ganze Album, denn praktisch jeder einzelne Song versprüht eine melancholische Grundatmosphäre, in der sich sehr ruhige, beinahe zerbrechlich wirkende Parts abrupt abwechseln mit extrem wuchtigen Ausbrüchen, die, so zum Beispiel geschehen in "Gehenna", in breaklastige, schon fast proggige Frickeleien ausufern. Leider geht in diesen regelmässigen Rifforgien der feine und eh schon in den Hintergrund gemischte Gesang von Basser Oskar "Ozo" Cedermalm immer ein bisschen unter, was echt schade ist, denn genau in diesen Momenten würde dieser einen passenden Kontrast zu den lautstarken Energieexplosionen bilden. Gemessen an den übrigen Qualitäten der neuen Scheibe ist dies allerdings ein eher unbedeutender Makel, denn "V" lebt in erster Linie von Stimmung und Atmosphäre. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dieses Album in Teilen den einen (zu diesen zähle ich mich auch) etwas zu sanft ist und den anderen allzu vertrackt, sofern sie einfach typischen Stoner Rock erwarten. Truckfighters bewegen sich aber nun mal inzwischen auf einer ureigenen Schiene, die nicht mehr unbedingt dem breiten Gusto der ursprünglich anvisierten Klientel entspricht. Wer seine Scheuklappen ablegt und sich mit dem energietechnisch sehr abwechslungsreichen Material intensiv auseinandersetzt, wird an "V" sehr viel Freude haben, was aber doch ein gewisses Mass an musikalischer Toleranz voraussetzt.
Mirko B.
 
Punkte:
7.6 von 10
OBITUARY - Ten Thousand Way To Die (E.P.)
Relapse Records/Non Stop Music
Obituary ein Urgestein des Death Metal muss man wohl kaum noch jemandem näher bringen. Die Jungs haben als kleinen Happen für das nächste Jahr mit „Ten Thousand Way To Die“ eine E.P. am Start, welche uns schon mal zwei neue Songs aus der Gruft liefert. Der Opener „Loathe“ ist ein wahrlich zäh flüssiger Brocken, welcher durch sein langsames Tempo praktisch in den Doom abdriftet. Keine schlechter Song, nur ich denke kaum, dass „Loathe“ wirklich das Zeug zum Klassiker hat. Der Titelsong „Ten Thousand Way To Die“ groovt dann schon um Einiges mehr und liefert gewohnte Nackenbrecher Qualität der Marke Obituary. Nun zumindest wird mit den zwei neuen Songs klar, dass Obituary nächstes Jahr kaum für grosse Überraschungen in der Gruft sorgen werden oder gar einen Kurswechsel vollziehen, jedoch wird das kaum wer von dieser Band erwarten. Zusätzlich zu den neuen Nummern, wurden noch 11 Songs auf den Silberling gebannt, welche während der letzten Nordamerika Tour aufgenommen wurden. Da die Aufnahmen pro Song aus einer anderen Location stammen, geht leider das Gefühl mitten drin zu stehen etwas verloren. Jedoch wenn man die wirklich sauber aufgenommenen Stücke anhört, bekommt man richtig Lust darauf, Obituary mal wieder lebendig auf den Brettern zu sehen und spätestens beim Klassiker „Slowly We Rot“ muss die Nackenmuskulatur einfach massiv belastet werden. Für Fans der Band ist diese E.P. sicherlich eine Überlegung wert, besonders auch dank den starken Life Songs, welche für ordentlich Stimmung sorgen und die alten Haudegen in bester Verfassung präsentieren.
R.K. 
Punkte:
keine Wertung
LEGION - War Beast
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Nach 11 Jahren geben die Jungs aus New Jersey nun ihre zweite Platte raus, und diese sollte man sich definitiv mal anhören. Wer auf den klassischen Heavy Metal steht, wird an diesem Album wahrscheinlich Gefallen finden. Die Riffs scheinen nicht die komplexesten zu sein, sind jedoch wirkungsvoll. Der Zuhörer wird von einer akustischen Gitarre begrüsst, gefolgt von einer sehr angenehmen Stimme, die man sofort von irgendwoher zu kennen glaubt. Obschon die erste Nummer, "On The Pale Horse", den Hörer recht schnell ermüdet, kann man nicht umhin, das ganze Album zu hören. Die Vocals sind durchaus interessant, an manchen Stellen jedoch beinahe anstrengend durch extrem grosszügigen Einsatz der high pitched screams. Spätestens ab der zweiten Hälfte sind die Vocals ausgegelichener. Am meisten fällt "Stand And Fight" auf, eine Nummer, die den Headbang-Modus in Nullkommanichts aktiviert. Der Abschlusstrack "Luna" wäre eine passende Singleauskopplung gewesen. Die melancholische Ballade bildet den perfekten Abschluss dieser interessanten Scheibe. Genretechnisch bewegt sich die Band zwischen Heavy und Progressive Metal. Eine gute Mischung. Sicher wäre dies auch eine erfolgreiche Live-Nummer. Das Comeback ist auf jeden Fall gelungen!
Monika M. 
Punkte:
7.5 von 10
DOOL - Oweynagat (EP)
Prophecy Productions
Selim Lemouchis Tod im März 2014 begrub definitiv auch die Hoffnung vieler Fans auf eine The Devil's Blood-Reunion. Mit Micha Haring (Drums) und Job van de Zande (Bass) meldet sich nun immerhin die Rhythmussektion besagter Kulttruppe zurück. Dool nennt sich diese fünfköpfige Band aus Rotterdam, die mit dieser Two-Track CD Single einen kleinen Vorgeschmack auf das in ca. vier Monaten erscheinende Debut-Album bietet. Genau genommen beinhaltet die Single nur einen Song, denn "Oweynagat - Inside The Cave Of The Cat" ist lediglich die (gelungene) akustische Umsetzung des Titeltracks, welche auf dem Album nicht enthalten sein wird. Die elektrisch verstärkte Version dürfte exemplarisch für das kommende Album sein und somit Fans der eingangs erwähnten verblichenen Okkult-Truppe eher enttäuschen, denn auch wenn bei Dool wieder ein Frau (Ryanne van Dorst von Elle Bandita) am Mikro steht, ist die Band nicht wirklich im hippiesken Okkult Rock zu Hause. Viel eher wandelt das Quintett auf den Pfaden des Dark Rock / Gothic Pop und dürfte somit viel wahrscheinlicher Anhänger von Bands wie Sisters Of Mercy und Sonic Youth ansprechen, wie es im Begleitzettel auch treffend vermerkt ist. Natürlich ist es unmöglich, eine Band aufgrund gerade eines Songs objektiv zu beurteilen, aber ich kann zweifelsfrei "Oweynagat" als gelungenen Appetithappen bezeichnen, den diese knappen sieben Minuten versprühen sehr viel mysteriöse und schwermütige Atmosphäre, ohne dabei in den klebrigen Sumpf des affektierten Gothic-Kitsches abzurutschen. Sollte das Album halten, was diese Single verspricht, werden sich viele blasse, schwarz gekleidete Gestalten freuen, wenn sie sich dafür auch in den Keller zurückziehen müssen, um das Image zu wahren.
Mirko B.     
Punkte: keine Wertung
LIFE’S DECEMBER – Fatigue
Dark Wings
Life’s December ist eine aufstrebende und wild wütende Experimental-Deathcore-Band aus dem St. Gallischen Wattwil, die bereits im Frühjahr dieses Jahres von sich Reden gemacht haben. Das Debüt „Colder“ erreichte erstmals internationale Aufmerksamkeit in Presse sowie in Fankreisen und nun schmeisst die Truppe um Rico Bamert, Dave Mühlenthaler, Valens Wullschleger und Jérémie Gonzalez mit „Fatigue“ bereits den zweiten grossen Knochen hin in diesem Jahr. Ist da was dran am Knochen oder hätte das Quartett die Saiten besser schweigen lassen sollen? Die junge Besetzung ist gerade mal zwischen 17 und 22 Jahre alt und zeigte bis dato ihr Talent überwiegend live, da sich ihr kraftvoller Sound erst so richtig vor headbangendem und schwitzendem Publikum mit voller Wucht entfaltet. Schwergewichtige und teilweise furchteinflössende Breakdowns wie in „Second Life“ oder „Worthlesser“, dann doch wieder abwechslungsreiche Melodien wie zum Beispiel in „Fatigue“ und ein unüberhörbarer Djent-Einfluss, haben die Schweizer schon jetzt zu einem der hoffnungsvollsten Newcomer der Nation gemacht. Musikalisch berauscht und beeinflusst wird die Truppe von Kombos wie TesseracT, Oceans Ate Alaska, Sigur Ros, Insomnium und vielen weiteren. Über den Aufbau und die Unbeständigkeit in den Songs lässt sich streiten aber über Geschmack bekanntlich nicht. Diese Frage werden also mit Sicherheit innert Kürze ihre Anhänger klären müssen. Mit dem Coverartwork allerdings, beweisen die Jungs ein feines Händchen für guten Geschmack. Nicht etwa blutquellende Sauereinen oder satanische Symbole zieren das Titelbild der Platte, sondern ein in schlicht schwarzweiss gehaltenes Naturrelief mit Fels, Baum und Nebel überliefert bildhaft die Botschaft „Fatigue“, was so viel wie Müdigkeit und Benebelung bedeutet. Das Album besticht ausserdem durch ein charakteristisches, feingliedriges Songwriting und ein spannungsgeladenes Zusammenspiel von Instrumenten und Vocals. Auch den hier vorliegenden Silberling haben Life’s December erneut in Eigenregie aufgenommen, gemixt und produziert, dabei aber einen wichtigen Sprung vorwärts gemacht und das Klangbild deutlich mit dem nötigen klaren Sound ausgestattet. Eine Schweizer Nachwuchsband, die ihre gemeinsame Leidenschaft gerne mit euch teilt! Hört rein!
Oliver H.  
Punkte:
7.5 von 10
KMFDM – Rocks Milestones Reloaded (Compilation)
Ear Music/Phonag
Wer sich mit solchen Bands wie De/Vision, White Zombie, Marylin Manson, Skinny Puppy und Nine Inch Nails befasst hat, wird über kurz oder lang diese Truppe entdeckt haben. Ich persönlich habe zwar von KMFDM (und zwischenzeitlich von ihrem Reunion-Projekt MDFMK) Notiz genommen, jedoch bisher leider sträflichst nicht beachtet. Oder doch gerechtfertigt? Schauen wir uns die Beantwortung dieser Frage im Zusammenhang mit dieser vorliegenden Compilation „Rocks Milestones Reloaded“ an. KMFDM spielen, wie bereits angetönt, eine Mischung aus Techno und Metal, um es sehr simpel auszudrücken. Dazu kommen eingängige, stampfende Rhythmen und Melodien, sehr viel Einsatz von elektronischen Soundspielereien – plus die eindringliche Stimme von Sascha Konietzko, welche immer mal wieder mit Gastsängern ergänzt wird. Textlich gesehen bewegt man sich gerne in sozialkritischen, politischen Bereichen, gerne auch teilweise kryptisch. Oder anders ausgedrückt: Tanzbares Material mit Inhalt, der entweder studiert oder einfach weggelassen werden kann. Diese Compilation beinhaltet einige Originaltracks und sehr viele Remixes – Kenner werden hier besser als ich entscheiden können, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Als Einstieg in die (nicht ganz einfache) Welt von KMFDM (das Akronym steht für viele Deutungen, unter anderem „Kill MotherFucking Depeche Mode“ oder auch „Kidnap Madonna For Drug Money“) dient „Rocks Milestones Reloaded“ aber auf jeden Fall. Reinhören erwünscht!
Toby S.     
Punkte: keine Wertung
GLITTER WIZARD - Hollow Earth Tour
Heavy Psych Records
Ein Bandname wie Glitter Wizard transportiert vorneweg eine bestimmte Message, die relativ treffend auf den Stil schliessen lässt. Der nachfolgende Blick auf das im typisch psychedelischen Style gehaltene Cover bestätigt diese Einschätzung sogleich zu hundert Prozent. Somit dürfte auch klar sein, was einen soundmässig auf «Hollow Earth Tour» erwartet. Es ist schon unglaublich, wie sich die Retro-Szene inzwischen wieder entwickelt hat. Während einzelne Protagonisten wie Blues Pills, The Vintage Caravan oder Kadavar, begünstigt durch den Major-Deal im Rücken, im Fokus der Szene-Aktivitäten stehen, gibt es mittlerweile wohl hunderte von Bands, die es kompositorisch ebenso drauf hätten, aber schon längst wieder vergessen sein werden, wenn die Gelegenheit endlich da wäre, entsprechend Notiz von ihnen zu nehmen. Dieses Schicksal wird wohl auch Glitter Wizard ereilen, die im Fahrwasser von ähnlichen Combos wie Sacri Monti, Siena Root, Freedom Hawk oder Witchwood ebenso ihren Reiz haben. Interessant bei den Kaliforniern aus San Froakland ist dabei die eigene Stilbezeichnung "Progressive Punk". Ersteres höre ich beim bei solcher Mucke nicht immer so eingesetzten Synthie eher noch heraus, als das rotzige Element des Punks. Dass als Einflüsse Bands wie Hawkwind, Blue Öyster Cult oder Van Der Graaf Generator genannt werden, erstaunt nicht. Die Nennung von Deep Purple, Scorpions, Black Sabbath, Uriah Heep oder Alice Cooper erschliesst sich einem jedoch erst, wenn man die Scheibe mal durchgehört hat. Eigentlich fehlen da zu einem gewissen Grad noch Monster Magnet, wobei dessen opulente Riffwände hier nicht zu finden sind. Nebst dem üblichen psychedelischen Gedöns, inklusive Hammond-Sounds, finden sich unvermittelt auch Saxonphon- oder gar Cello-Klänge (!) und oft eben diese Synthie-Sprengsel, die mich persönlich teils an den französischen Klangpionier Jean Michel Jarre oder im Einzelnen frappant auch an Dan Swanö's «Moontower»-Scheibe (1998) erinnern. Doch Glitter Wizard kennen keine Grenzen und bringen beim akustisch gehaltenen «Sightseeing With Admiral Byrd», das etwas an ganz alte Pink Floyd erinnert, sogar eine Blockflöte (!) zum Einsatz. «Hollow Earth Tour» scheint neben ein paar 7"-Singles die dritte Studioscheibe zu sein und verströmt, trotz den Genre-Anleihen links und rechts vom Hauptpfad, durchaus einen eigenen Charme, eingebunden in das klassisch analoge Soundgewand der Vintage-Produktion, die so natürlich nur nach Vinyl schreit. Vielleicht holt Kissi die Amis ja mal nach Olten ins Coq d'Or, denn dort würden sie bestens hinpassen.
Rockslave   
 
Punkte:
7.5 von 10
PELANDER – Time
Nuclear Blast/Warner
Im Jahr 2000 hat Magnus Pelander im schwedischen Örebro Witchcraft ins Leben gerufen und das Rock/Heavy Metal-Projekt mit Musikern ergänzt, um als Band live auftreten zu können. Mit seinem nach sich selbst benannten Soloprojekt taucht er in den Psychedelic/Folk Rock der 70er-Jahre ab. Tragendes Instrument ist die Gitarre, welche Pelander so verspielt einsetzt wie seine Stimme. Mit diesen Elementen gestaltet er die Stimmungsbögen in den einzelnen Songs. Flöten, Streicher und Trommeln, welche der Multiinstrumentalist alle selbst spielt, nimmt er da und dort als Würze dazu - ebenso die eine oder andere Pianolinie oder ein Sample. Einer Dame hat er Zutritt zu seinem Solouniversum gewährt. Ihre Stimme lässt er neben der Seinen schweben und bringt dadurch nochmals etwas Farbe in sein Kunstwerk. Das Soloprojekt scheint die Spielwiese zu sein, welche Magnus Pelander neben Witchcraft noch gebraucht hat.
Patricia L.  
Punkte:
7.4 von 10
RED FANG - Only Ghosts
Relapse Records/Non Stop Music
Mit schrägen, schwer verdaulichen Brocken wie "No Air" oder "Shadows" setzt das Quartett aus Portland, Oregon seine Tradition fort, unvorbereitete Zuhörer mit wüstem, räudigem und streckenweise geradezu dissonantem Heavy Rock in der Schnittmenge zwischen Stoner und Sludge zu erschrecken. Aber es ist ebenso eine Gewohnheit der Band, solchen verstörenden Wutbrocken Songs gegenüberzustellen, die über ein gesundes Mass an Melodie und echtem Gesang verfügen, und das ist gut so. Geschmacksbedingt kann ich mit jenen Nummern mehr anfangen, die durch den Bassisten Aaron Beam eingesungen worden sind. Röhrt hingegen Gitarrist Maurice Bryan Giles ins Mikro, wird"s richtig hässlich und lärmig, was naturgemäss nur ganz hartgesottene Genrefans ansprechend finden werden. Eingefleischten Red Fang-Fans kann ich jedenfalls versichern, dass "Only Ghosts" keine Zäsur im Schaffen der Truppe darstellt, sondern genau dort anknüpft, wo die drei Vorgängeralben aufgehört haben. Im Klartext heisst das, dass auch auf der neuen Scheibe die gesunde Balance aus wüstem Gedresche und technischem Anspruch, schiefen Tönen und angenehmen Klängen, Gesang und Geschrei herrscht. For Fans only also, aber die werden sich an den knackigen 41 Minuten Höllengroove sicherlich gleichsam erfreuen, wie sie es an den bisherigen Scheiben von Red Fang gemacht haben.
Mirko B.  
Punkte:
7.2 von 10
CHARRED WALLS OF THE DAMNED - Creatures Watching Over The...
Metal Blade/Sony
Mit dem dritten Album wollte der ehemalige Iced Earth-Trommler Richard Christy «ordentlich Metal abliefern», was ihm auch gelungen ist. Zusammen mit dem ehemaligen Judas Priest- und Iced Earth-Shouter Tim «Ripper» Owens hat er einen der besten Sänger in den Reihen und somit steht einem genialen Metal-Werk nichts mehr im Weg. Sollte es zumindest nicht. Aber die Herrschaften stehen sich nach wie vor noch immer selber ein bisschen in der Sonne und berauben sich den Hooklines. Logisch klingt alles nach tadellosem US-Power Metal. Aber dazwischen gesellen sich auch lupenreine Blast-Speed-Attacken wie bei «The Soulless», die in einen feinen Speed-Track übergehen. Genau solche Songs, trotz genialem Choruspart, lassen das Album zwischen Stuhl und Bank fallen. Hier wäre die gradlinige Ausrichtung um einiges Hilfreicher, als das Vermischen von unterschiedlichen Stilmitteln. Im krassen Gegenteil erklingt die Halbballade «Afterlife», oder das schon fast modern erklingende «As I Catch My Breath». Was hier stilistisch wie der kleine Bruder von Iced Earth klingt, verstrickt sich in der Vielfalt, die beim grossen Bruder perfekt zusammenpasst, hier aber zu verspielt und wirr erklingt. Da hilft auch die Stimme von Tim nichts, denn das Gesamtbild bleibt zu bunt und alleine mit dem Titelsong, dem Opener «My Eyes» und der Hymne «Living In The Shadow Of Yesterday», zweifelsohne tolle Tracks und wird das Album nicht zu einem Klassiker.
Tinu 
Punkte:
7.0 von 10
TYKETTO - Reach
Frontiers Records/Musikvertrieb
Ich war nie der grosse Fan von Tyketto, auch wenn sie mit der Übernummer «Forever Young» einen unsterblichen Klassiker geschrieben haben. Tyketto spielen noch immer leicht bluesigen Hard Rock mit einigen Country-liken Momenten, der von der einmaligen Stimme von Danny Vaughn lebt. Diese hat er damals auch bei Waysted vorgetragen. Beim Album «Save Your Prayers». Die Lieder, die damals auf diesem Werk zu hören waren, gehören noch heute zum Besten aus dem englischen Hard Rock-Sektor. An dieser Messlatte musste sich Danny immer messen und überquerte, zumindest bei mir, nie mehr diese Höhe. Kommen wir zu «Reach». Ein Album, das seine starken Momente hat und mit «Big Money» und dem flotten «Kick Like A Mule» zu gefallen weiss. Was aber einmal mehr in meinen Ohren nicht gefällt, sind die balladesken Nummern, die an mir vorbei plätschern. Da überzeugt das schwerfällige und harte «Remember My Name» um einiges mehr. Schön aber, dass Tyketto nicht auf Teufel komm raus versuchen, ein neues «Forever Young» zu schreiben, sondern in ihrem breiten Terrain sich wohlfühlen und ihre eigenen Wege gehen. Dabei entstehen Lieder wie «The Run» oder «Scream» mit einer unglaublich tollen Gesangsleistung von Mister Vaughn. Die Tyketto-Fans werden vor Freude aufheulen, ich lege mir lieber «Save Your Prayers» von Waysted in den CD-Schacht.
Tinu   
Punkte: 7.0 von 10
MONO INC. - Symphonies Of Pain
Oblivion/Musikvertrieb
Ich finde es wirklich schön, wenn eine Band viele Veröffentlichungen hat und ich nicht jahrelang auf ein Lebenszeichen meiner Favoriten warten muss, doch Mono Inc. übertreiben es deutlich! In den letzten 10 Jahren kam jedes Jahr mindestens eine Veröffentlichung raus, sei es nun Studioalbum, EP oder so wie 2014 die 10jährige Jubiläums-Best Of "The Clock Ticks On: 2004 - 2014". Letztere war übrigens ein besonderer Leckerbissen mit vielen Überraschungen und einer sehr guten Playlist, die eigentlich keine Wünsche offen liess und sowohl für alte als auch neue Fans viel zu bieten hatte. Nur 2 Jahre (!) später folgt nun noch eine Best Of, und ich frag mich ganz ehrlich: Wieso? Die Tracklist ist fast identisch, nur fehlen diesmal die einzigartigen Akustikversionen der letzten Compilation. Ach ja, diesen Frühling kam übrigens auch noch ein brandneues Live-Album auf den Markt. Ich hätte lieber was Neues als die 3. Zusammenfassung vergangener Erfolge in Folge! Fazit: Wer noch gar nichts von Mono Inc. besitzt, der hat mit dieser Best Of tatsächlich eine sehr schöne Playlist, die sich zu haben lohnt. Wer die Band schon kennt, ist mit "The Clock Ticks On: 2004 - 2014" deutlich besser bedient. Einziger Vorteil bei "Symphonies Of Pain" ist, dass einige Tracks vom Album "Terlingua" (2015) mit dabei sind, wobei ich das sowieso eins der schwächeren Alben der Deutschen fand. Diesem Silberling hätten ein paar brandneue Tracks als Würze durchaus gut getan!
Patricia H.      
Punkte: keine Wertung
SISTERS OF SUFFOCATION - Brutal Queen (E.P.)
Hammerheart Records
Frauen an die Macht! Tja liebe Herren, wenn ihr jetzt denkt, dass diese reine Damen-Band aus Holland mal wieder nur den üblichen Mädchen Metal von sich gibt um Hausfrauen bei Laune zu halten, den muss ich glücklicherweise enttäuschen. Bei diesen Ladies werden keine Bügeleisen gestreichelt, sondern es geht knüppelhart zur Sache. Keine Zeit für Romantik, sondern „Brutal Queen“ haut mit seinen 5 Songs direkt in die Magengrube und das ist gut so. Nun Sisters Of Suffocation erfinden den Death Metal nicht neu, doch wer auf Bands wie Vader, Illdisposed, Arch Enemy und At The Gates abfährt, darf sehr gerne mal ein Ohr riskieren und auch wenn diese ursprünglich in Eigenproduktion erstellte E.P. in Anbetracht einer druckvollen Produktion den Grossen der Szene hinter her hinkt, machen die Songs Spass und auch neugierig auf nächstes Jahr, wenn dann das erste offizielle volle Album veröffentlicht werden soll. „Tales Of A Martyr“ mit seinen dezenten Black Metal Einflüssen oder der deftige Groover „Host Of A Dead Fetus“ dürfen gerne mal gekostet werden. Also liebe Herren, macht was euer Reptilien-Hirn befiehlt: Schwänzchen in die Höh und ab in den Plattenladen.
R.K.      
Punkte: keine Wertung
SACRED STEEL - Heavy Metal Sacrifice
Cruz Del sur Music
Sacred Steel feiern ihren 20. Geburtstag mit einem neuen Album. Dieses lässt alle Freunde von deutschem True Metal begeistert die Plastik-Schwerter schwingen. Denn was hier geboten wird, ist zwar nicht überragend, dafür grundsolide. Erneut gibt es also Heavy Metal in seiner purer Form: Mal schnell, mal stampfend, mal episch, mal mit leichter Maiden-Schlagkante ("Vulture Priest"), mal mit einer Verbeugung vor Manowar ("Let There Be Steel") oder mal fast progressiv ("Beyond The Gates Of Nineveh"). Sacred Steel lotsen damit gekonnt ihre stilistischen Grenzen aus und sorgen für ein Maximum an Abwechslung, ohne sich dabei selber zu verraten. "Heavy Metal Sacrifice" lebt von seiner ungebrochenen Leidenschaft für Heavy Metal. Würden aus den diesem Gewächs jetzt noch Überhits erblühen, könnte man gerne die Höchstnote zücken. An dieser Ergebnis kratzt aber höchstens knapp der Titelsong. Der Rest erklingt trotz gezeigter Klasse zu wenig packend. Live könnte das aber bereits wieder anders aussehen. Wer Sacred Steel bisher toll fand, wird es auch weiterhin tun. Neueinsteiger wird das Entdecken der Gruppe wegen der vermeintlichen Konkurrenz derselben Liga wie z.B. Wizard oder Wisdom erschwert. Wer Sacred Steel trotzdem antesten möchte, der wird zumindest keine schlechte Musik hören.
Roger W.   
Punkte: 7.0 von 10
HORSE - For Twisted Minds Only (Re-Release)
Rise Above Records
1970 war ein musikalisch sehr fruchtbares Jahr. Black Sabbath veröffentlichten ihre ersten beiden Killeralben und traten damit eine Lawine ungeahnten Ausmasses los. Mit "In Rock" erreichten Deep Purple zeitgleich bis dahin nie dagewesene Härtegrade, The Who demonstrierten mit "Live At Leeds", wie man schiere Urgewalt musikalisch umsetzt, während Led Zeppelin sogar schon so weit waren ihr drittes Überalbum auf den Markt zu bringen, und Jimi Hendrix hatte von all dem abgesehen eh schon Gottstatus erlangt. Im gleichen Jahr veröffentlichten zudem vermeintlich weniger prominente Vertreter der damals harten Zunft wie Mountain, MC5 oder Sir Lord Baltimore, nur um die bekannteren zu nennen, ihre ersten musikalischen Ergüsse, die heute gleichermassen und verdienterweise zu den Klassikern zählen. In Anbetracht dieser schier erdrückenden Konkurrenz wundert es mich nicht, dass die 1968 gegründete Band Horse 1971 bereits wieder Geschichte war. Das Mitte 1970 erschienene und selbstbetitelte Album wird jetzt angereichert mit sechs bisher unveröffentlichten Songs wiederveröffentlicht. Musikalisch bewegten sich die Briten immer noch in den leicht verstaubten Sechzigern, irgendwo zwischen Black Widow, (der Opener "The Sacrifice" wurde wegen des krassen Textes irrtümlicherweise in die Okkult Rock-Ecke gestellt), sehr frühen The Who und Steppenwolf. Die Affinität zu John Kay & Co. manifestiert sich besonders im ausgerechnet "Born To Be Wild" genannten Psych Blues, der deutliche Ähnlichkeiten zu "The Pusher" vom Steppenwolf-Debut aufweist. Es lässt sich darüber spekulieren, warum die Band nach kurzen drei Jahren wieder begraben worden ist, denn musikalisch hatte sie durchaus etwas zu sagen, auch wenn ihr Sound bei Erscheinen der LP bereits etwas veraltet klang und insgesamt gemessen am damaligen Standard etwas zu zurückhaltend war. Sicherlich hatten Missmanagement und Desinteresse der damaligen Plattenfirma RCA ihren kräftigen Beitrag dazu geleistet. Nach dem Bandsplit tauchten die Musiker in diversen Bands wieder auf. Ur-Drummer Steve Holley schloss sich den Begleitbands von Kiki Dee, Elton John, J.Cocker sowie Paul McCartneys The Wings an, während dem Drummer Nummer zwei Ric Parnell bei Atomic Rooster Unterschlupf fand, um später sogar im Kultfilm "This is Spinal Tap" in der Rolle des Schlagzeugers Mick Shrimpton seinen kurzen Moment zu haben (während der Japan-Tour von Spinal Tap verwandelte er sich durch spontane Selbstentzündung zu einem Häufchen Asche). Sänger Adrian Hawkins und Gitarrist Rod Roach tauchten kurz nach der Auflösung von Horse bei Saturnalia auf, während Bassist Colin Standring nach Zürich übersiedelte, wo er bis 2012 als selbständiger Buchhalter arbeitete und nebenbei immer noch als gefragter Jazzmusiker am Kontrabass unterwegs ist. Interessante Geschichte, die wieder mal aufzeigt, dass selbst vor knappen fünfzig Jahren das Musikgeschäft ein knallhartes Pflaster war, schon alleine deswegen ist für Musikhistoriker "For Twisted Minds Only" auf alle Fälle eine Anschaffung wert.
Mirko B.     
Punkte: keine Wertung
THY CATAFALQUE – Meta
Seasons Of Mist/Irascible
Aus Osteuropa kommen immer wieder spannende Bands, gerade wenn man nach Black Metal sucht. Mit dem siebten Album kann man zwar nicht mehr von einem Newcomer die Rede sein, allerdings ist der Ungare bisher unter dem Radar geflogen was Meta immerhin als Geheimtipp gelten lässt. Der Opener hat durch die wunderbaren Vocals ein wenig Ähnlichkeit mit der früheren Schaffensphase von Leviathan. Die avantgardistischen Einschübe wirken dabei nicht verkehrt, im Gegenteil zeichnen sie sanfte Abwechslung in den Song und machen die sieben Minuten ziemlich kurzweilig. Der Gesang bleibt diesem Stil leider nicht treu, auf ‘Sirály’ übernimmt eine Frau den Gesang und gibt dem Lied einen folkigen Flair, der die Leadgitarren unterstützt. Das epische ‘Ixión Düül’ geht ganz andere Wege, baut sich zu Beginn bereits dramatisch auf und überrascht mit Growls und Wespengitarren, welche dezente Riffs reissen. Allgemein verfügt der Mastermind über ein geschicktes Händchen, wenn es um stimmige Melodien geht. Die Detailliebe macht es dann auch aus, dass das Album trotz gewöhnungsbedürftigen Teilen mehr als einmal gehört werden kann und der folkige Hauch macht aus Meta ein schönes, eigenständiges Album. Dennoch ist gerade durch diese Eigenständigkeit bestimmt ein Antasten vorab zu empfehlen.
Tristan   
Punkte: 7.0 von 10
SKÁLMÖLD – Vögguvísurb Yggdrasils
Napalm Records/Universal
Auf ihrem aktuellsten Werk " Vögguvísurb Yggdrasils" werden Skálmöld zu Reiseleitern und führen ihre Begleiter durch Yggdrasils Kosmos mit seinen neun Welten. Ausgangspunkt ist 'Muspell', wo der Feuerriese Surtur mit seinem brennenden Schwert wütet. Wie lodernde Flammen, züngeln die Gitarren zwischen knackendem Schlagwerk hervor und bedrohen die eisige Welt 'Niflheimur', welche mit stampfenden Rhythmen erfolgreich dagegenhält. Nach einem Besuch auf den dunklen Feldern Nidavellirs folgt ein Rast in der Heimstätte der Menschen, wo bei Knisterfeuer und Schunkelmelodien etwas Ruhe einkehrt. Mit trollischem Gesang und rumpelnden Gitarren wird die Reisetruppe weiter durch 'Utgardur' geleitet, hin zu den elfischen Gefilden in 'Alfheimur', wo wieder Harmonie einkehrt. Es folgt ein kräfteraubender Anstieg über die Regenbogenbrücke, bis die Himmelsfestung 'Asgardur' erreicht ist. Den Göttern begegnet man für einmal mit Klargesang aus ausgedehnten Soloeinlagen. Den Hochgefühlen wird im von wildem Gekrächze und Geschreie begleiteten Tauchgang nach 'Helheimur' sogleich wieder der Garaus gemacht. Damit der Trip in guter Erinnerung bleibt, findet das grosse Finale in 'Vanaheimur' statt, wo sich Skálmöld für einmal von einer sehr kreativen Seite zeigen und den sonst schnörkellosen und punkig angehauchten Viking Metal gekonnt ausschmücken.
Patricia L.   
Punkte: 7.0 von 10
NOTHGARD – Sinner’s Sake
NoiseArt Records/Universal
Bereit seien sie, so eröffnen die Deutschen ihr drittes Album. Und ja, den Willen und das Können hört man durchaus, hier brennt nichts an. Der ganze Bombast und einige Riffs erinnern an frühere Children of Bodom, so zumindest der erste Eindruck. Der Sound ist druckvoll und modern, hier gibt es keine Hommage an die guten alten Achtziger. Auch das Songwriting schöpft aus dem Vollen, überall Synthies, Verzierungen und Vibrato auf den Leadgitarren, produzierte Effekte im Sound: Langweile kommt nicht auf. Durch solche Wucht ist das Anschaltgeräusch bei ‘Iron Sights’ eher unglaubwürdig. Hier sitzt jeder Break, jeder Ton, da gibt es keinen Platz für Störgeräusche. Das Ende kommt dann auch überraschend, aber es bleibt keine Zeit für Durchatmen. Zwar ist mit ‘Death Unites’ ein ruhigeres Tempo angeschlagen, dennoch passiert immer noch an allen Ecken und Enden genug um nicht hypnotisch zu wirken. Hier gibt es auch endlich einmal einen Refrain, der sich ohne grosse Variation wiederholt. Dass die Songs in sich so kompakt wirken, obwohl selten Riffs gleichbleibend wiederholt werden, hat Respekt verdient. Dennoch bleibt der Ohrwurmcharakter bei dieser Menge an Power auf der Strecke. Für Fans von Equilibrium, Stratovarius oder Children könnte sich hier der nächste Tipp verstecken, also Ohren auf.
Tristan  

Punkte:
7.0 von 10
RINGWORM - Snake Church
Relapse Records/Non Stop Music
Bei einem „Ringworm“ handelt es sich nicht etwa um ein furchteinfössendes Fabelwesen oder Fantasytier, nein, eine schnöde Pilzinfektion der Haut wird so bezeichnet - Dermatophytose im Fachjargon. Das sehr gelungene Cover-Artwork des neuesten Outputs der altgedienten US-amerikanischen Hardcore-Kapelle aus Cleveland, Ohio, sieht aber dennoch sehr mystisch und geheimnisvoll aus (es zeigt eine weibliche Gestalt mit leeren, leuchtenden Augen, die einen Raben in Händen hält, ausserdem eine Schlange, einen öden Wald und ornamentale Verzierungen) - und passt (leider) so gar nicht zum Sound der Scheibe. Ringworm spielen schnellen, aggressiven, sehr direkten Old School Hardcore mit starkem Thrash-Einschlag, oftmals auch mit Punk- und Rock’n’Roll- und sogar Motörhead-Schlagseite. An sich sehr geil - einzig mit den Vocals habe ich persönlich etwas Mühe. Der Sänger von Ringworm ist kein Unbekannter - er bedient sich keinesfalls eines schnöden zivilen Eigennamens, gibt sich nicht einmal mit einem einfachen der Horrorliteratur, der klassischen Antike oder nordischen Mythologie entstammenden Pseudonym zufrieden, nein, er heisst „The Human Furnace“ - zu deutsch „der menschliche Brennofen“. Was hier tatsächlich brennt, sind meine Gehörgänge: James Bulloch, wie der Herr Brennofen mit bürgerlichem Namen heisst, schreit konstant auf einer sehr anstrengenden Höhe herum und seine Stimme wurde grösstenteils mit so viel Effekten abgemischt, dass man nur noch Hall hört (oder sind das Gang-Shouts???) und sich die einzelnen Worte und Zeilen immer überschneiden. Das ist zwar ein interessanter Effekt, für meinen Geschmack aber extrem überstrapaziös eingesetzt. Ansonsten ist das hier ein kompromissloses, bretthartes, direktes Ding mit kurzen knackigen Songs, grösstenteils im Uptempo-Bereich, aber auch zum Teil im Midtempo-Range (fast doomig: „Shades of Blue“ (sehr stark), oder auch „Fear the Silence“), walzend, brutal und immer wütend. Coole Sache, haut mich aber aufgrund des nicht enormen Wiedererkennungswerts und der etwas anstrengenden Stimme nicht komplett aus den Socken.
Lucie W.  
Punkte:
7.0 von 10
MONSTERNAUT - Monsternaut
Heavy Psych Records
Wenn man auf Fu Manchu steht, kann man Monsternaut mögen oder auch nicht, es kommt halt immer auf den Blickwinkel an. Wenn man bei fuzzüberladenem Stoner Rock, der kompositorisch des Öfteren vor Black Sabbath auf die Knie geht, unvoreingenommen steil abgeht, dann ist man mit dem Debut der drei Finnen gut beraten. Wer hingegen der Meinung ist, dass nur nach Fu Manchu klingen darf, wo auch Fu Manchu drauf steht, der wird dieses Trio wohl eher argwöhnisch links liegen lassen und weiterhin mit Inbrunst dem Original huldigen. Insofern bin ich bezüglich "Monsternaut" geteilter Meinung. Auf der einen Seite knallen die Tracks ganz gut rein, vor allem, wenn die drei etwas aufs Gas drücken ("Dog Town", "Back For More", "Mean Machine", "Dragons"), andererseits kränkelt die Scheibe etwas an spärlicher Originalität beziehungsweise Eigenständigkeit. Zudem hätte man dem Sound durchaus etwas dickere Eier geben - und bei der Gelegenheit auch noch gleich die beiden Albumhälften beim Mastering etwas harmonisieren können. Der frappante Soundunterschied zwischen den ersten vier Nummern, aufgenommen 2012, und den letzten vier, aufgenommen 2014, ist wirklich enorm und dadurch klingt die Platte eher nach einer Ansammlung von Demoaufnahmen als nach einem in sich homogenen Album. Allerdings gehe ich mal davon aus, dass sich die Band dessen durchaus bewusst ist und beim hoffentlich irgendwann erscheinenden Nachfolgealbum die gleichen Fehler nicht nochmal machen wird. So ist schlussendlich "Monsternaut" ein solider, aber nicht zwingender Einstand.
Mirko B.   
Punkte:
6.9 von 10
DARKNESS - The Gasoline Solution
High Roller Records/Musikvertrieb
Die Möglichkeit der Verwechslung ist bei (zu) schnellem Hinsehen natürlich gegeben, aber darauf haben die deutschen Thrasher Darkness bestimmt keinen Bock, sprich mit The Darkness aus der englischen Grafschaft Suffolk verglichen zu werden. Der stilistische Unterschied fegt allfällige Unklarheiten aber ziemlich ruppig vom Tisch. So geht es nämlich auf «The Gasoline Solution» zu und her, dem Comeback-Album der Truppe aus Essen und nicht etwa der exakt gleichnamigen Kapelle aus Ludwigsburg, die aktuell eh nicht mehr existiert. Die Combo, um die es hier geht, besteht jedoch nur noch aus einem Ur-Member, und dies ist Schlagzeuger Lacky. Dazu Gitarrist Anrd, der auch einen Teil der frühen Jahre bestritten hat. Alle anderen Mitstreiter, als da wären Lee (v), Meik Heitkamp(g) und Dirk Hamilton (b) sind frische Neueinsteiger, die den Thrash-Spirit der alten Tage wiederbelebt haben. Das letzte hauptamtliche Lebenszeichen der Truppe geht zurück auf das Jahr 1989, als mit «Conclusion & Revival» das dritte full length Album erschienen ist. Mehr als regionale Berühmtheit erlangten Darkness mit Sicherheit nicht, zumindest hatte ich den Fünfer vorher noch gar nie auf dem Radar. Ganz untätig war man im Umfeld der Band allerdings nicht, denn nebst weiterem Demo-Stuff wurde 2005 gar eine Live-Scheibe veröffentlicht. Nun hat man aber wieder Blut geleckt und zumindest ist der Wille unmissverständlich da, keine halben Sachen machen zu wollen. Ob das mit den neuen wie frischen Schädelspaltern gelingt? Die Antwort auf diese Frage darf nach dem ersten Umlauf klar mit "ja" beantwortet werden. Bis auf ein paar wenige Verschnaufpausen (Mini-Drehorgel Geklimper beim Opener und der Anfang von «This Bullet's For You») scheppert es genregerecht ziemlich heftig und zumeist pfeilschnell. Gewisse Reminiszenzen an Slayer sind nicht von der Hand zu weisen, und da sich Frontmann Lee arg nach einem gewissen Conrad Lant alias Cronos von Venom anhört, wird man deswegen halt stark daran erinnert, wenn auch nicht von der Mucke her. Diese ist hauptsächlich irgendwo zwischen Raise Hell und Legion Of The Damned angesiedelt. Obwohl sich zwischendurch noch eine gut hörbare zweite Gesangsstimme, wie bei «Welcome To Pain», passend rein schleicht, wirkt der ganze Rest ziemlich gleichförmig, und ich habe anstatt Lee immer Cronos vor Augen. Nichtsdestotrotz werden Puristen am ganz passablen Sound und die Vinylliebhaber am treffenden Cover ihre helle Freude zum Ausdruck bringen. Mir ist das Ganze, trotz unbestrittenem Können an den Instrumenten, letztlich zu simpel gestrickt.
Rockslave   
Punkte:
6.9 von 10
THE AMITY AFFLICTION - This Could Be Heartbreak
Roadrunner Records/Warner
Ob der vielversprechende Titel auch etwas taugt? Schöne Instrumentals und gefühlsvolle Screams in Abwechslung mit Gesang und von einem Hintergrundchor begleitet - das sind die fast 45 Minuten dieses Albums. Ob die Scheibe gut oder schlecht ist, kann man so beides nicht sagen. "Es ist Geschmackssache" trifft es wohl eher. Dies ist eindeutig der Fluch dieses Genres. Die Herrschaften spielen stark, jedoch klingen die Songs sehr massentauglich. Die gesungenen Parts erinnern an aktuelle Mainstream-Radiohits aus der Pop oder R'n'B-Sparte. Dies ist per se nichts Schlimmes, zusammenpassen tut dies aber nicht in jedem Fall. Als Abwechslung kann man mit dieser Platte auf jeden Fall nicht viel falsch machen - vorausgesetzt, man ist dem Metalcore nicht gänzlich abgeneigt. Der Hörer muss für sich selber entscheiden, ob dies seinen Geschmack trifft. Die Einsätze von klassischen Elementen in den Instrumentalteilen sind sicher ein grosses Plus und verbessern das Gesamterlebnis. Das Album und die Band werden sicherlich eine Fangemeinde finden. Zwischen solidem Core und stereotypischem Pop-Gesang finden wir verzerrte Gitarren und ein angenehmes Schlagzeug. Die Scheibe klingt frisch und angenehm, ist aber mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Somit sollte man vorsichtshalber vor dem Kauf reinhören.
Monika M.
Punkte: 6.8 von 10
STOPSTOP - Barceloningham
Metalapolis Records/Phonag
Falls sich jemand fragt, woher der Albumtitel stammt, er ist ein Konglomerat aus der spanischen Heimatstadt der Vollblutrocker (Barcelona) und dem mittlerweile zur zweiten Heimat gewordenen Birmingham. Das Cover ist schrill und bunt wie die Band selbst. Es kommen erste Zweifel auf, obwohl noch kein Titel angespielt ist. Der Opener "Won't Hold Me Back" ist dann überraschend rockig und lässt mich beruhigt aufatmen. "Spit It Out" gleich im Anschluss, ist auch dank des Refrains dann eine echte rotzig raue Rocknummer. Einflüsse von Mötley Crüe, AC/DC, Quiet Riot oder Kiss sind unverkennbar da, sollte man natürlich auch hören, wenn man 80er-Jahre-Rock spielt. Es geht in diesem Stil weiter, bis die Ballade "Little Fighter" die Platte jäh unterbricht. Mit dem Titel hätte man in den 80-ern bestimmt kein Mädchen gewonnen, sondern es verjagt. Der Song ist zu verkrampft und man ist versucht, den Sänger von seinem Leiden zu erlösen. "Billy No Mates" setzt dann wieder dort ein, wo vor der "Ballade" aufgehört wurde. Es geht wieder deutlich schneller und härter zur Sache. Bei "Spanish Fly" darf ausnahmsweise auch einmal der Gitarrist als Sänger ran, was sich meiner Meinung nach nicht optimal auf das Album auswirkt. Alles in allem ein Album, das StopStop in gewohnter Spielfreude zeigt und den Rock'n'Roll des Trios sicher rüber bringt. "Your World" ist meines Erachtens der beste Titel des Albums und spiegelt wohl das Potential der Band am besten wieder. Was mir aber trotz gebündelter Energie in Verbindung mit grosser Leidenschaft zur Musik nach wie vor fehlt, ist die zweite Gitarre. Mir fehlt der anhaltende Druck und es geht bei vielen Songs einiges an Power verloren. Ich will aber keinesfalls "Barceloningham" madig reden und rate allen Liebhabern von gutem altem 80-ies Rock, ruhig ein Ohr reinzuhängen.
Oliver H. 

Punkte: 6.8 von 10
SECRET SPHERE - One Night In Tokyo (Live)
Frontiers Records/Musikvertrieb
Die Italiener von Secret Sphere müssen in Japan eine angesehene Truppe sein. Zumindest will uns dies das Infoblatt zu dieser Live-Scheibe weismachen. Wer auf verspielten, orchestralen Sound steht, der an die ersten Scheiben von Dream Theater erinnert, darf hier gerne reinhören. Der Speed darf bei einer Stiefel-Band nicht fehlen und so fällt bei mir schon mal der Groschen ins Gulliloch. Ich bin weder ein Fan von Dream Theater noch von diesen italienischen Dramatik-Kapellen. Ich bin auch kein studierter Musiker, der nach irgendwelchen komischen Songstrukturen sucht und diese mit einer für mich völlig fremden Bezeichnung benennt. Für mich zählen Seele, Gefühle und klare Strukturen (die hier sicher immer wieder auftauchen), an denen man sich festhalten kann. Ich gestehe Secret Sphere zu, dass mich eine Nummer wie «Union» fast ein bisschen fasziniert. Dieser Eindruck wird dann aber gleich mit dem angeblich härtesten Song «The Fall» begraben. Ich bin der Falsche, um eine solche Scheibe zu besprechen, weil sie mir nichts, oder kaum was, gibt, da die Lieder zu eindimensional und austauschbar erklingen - sorry.
Tinu 

Punkte:
keine Wertung
IRON CURTAIN - Guilty As Charged
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Spanien verliert gegen Belgien! Dies geschieht zumindest in diesem Monat bei meinen CD-Kritiken. Da sind auf der einen Seite die Spanier Iron Curtain, welche mit "Guilty As Charged" ein neues Album am Start haben. Auf der anderen Seite die Belgier Evil Invaders mit einer EP. Stilistisch setzen beide Bands auf einen meist schnellen bis sehr schnellen Power/Heavy Metal. Und trotzdem gibt es grosse Unterschiede. Während die Belgier damit killen, wippt man bei den Spaniern gelegentlich knapp den Takt mit. Klar schneiden auch bei Iron Curtain die Gitarren, der Gesamtsound ist schön roh gehalten, der Gesang krächzt sich fern von jeder Pop-Anbiederung durch die neun Lieder und der Titelsong lässt zumindest zeitweise aufhorchen. Mit 36 Minuten ist dieses Album auch nicht zu lange geworden. Und trotzdem mag mich "Guilty As Charged" mit seiner Wildheit nicht anstecken. Dabei ist Songwriterisch alles im grünen Bereich. Was fehlt, ist das gewisse Etwas. Wer mich verstehen will, wagt am besten gleich selber den Vergleich zwischen Iron Curtain und den Evil Invaders. Ihr werdet staunen, wie schmal der Grat zwischen genial und banal ist. Wer den sympathischen Iron Curtain trotzdem eine Chance geben möchte, ist herzlich dazu eingeladen.
Roger W. 

Punkte: 6.5 von 10
THEATRE DES VAMPIRES - Candyland
Scarlet Records
Die Italiener um Frontfrau Sonya Scarlet haben das Genre "Vampiric Metal" für sich geprägt: Eine Mischung aus Symphonic/Gothic Metal und Synthie-Klängen. Die Römer sind für ihre aufregenden Auftritte bekannt. Vorbild und Namensgeber der Band ist das berühmte Theatre des Vampires aus einem Roman von Anne Rice, in dem Vampire sich als menschliche Schauspieler ausgeben und ihre schaurigen Spiele offen auf der Bühne treiben. Für dieses Album hat sich die Band noch etwas tiefer in die Abgründe des menschlichen Daseins gegraben und widmet diesen Silberling einem Raum im berüchtigten Pennhurst Asylum in Pennsylvania: dem Candyland. Dieser Raum hatte bunte Wände, Gitter vor den Fenstern und wurde von den Insassen, die oft jahrzehntelang darin weggesperrt worden waren, als Hölle auf Erden bezeichnet. Entsprechend verstörend und obsessiv wirkt auch die Musik. Ich war noch nie ein Fan vom kläglich wimmernden, erzwungen verführerisch stöhnenden Gesang von Sonya Scarlet. Musikalisch wirken die meisten Kompositionen irgendwie flach und werden von den Vocals gnadenlos dominiert, anstatt zusammen zu harmonieren. Dieses Album ist weit synthielastiger und geht mehr in Richtung Industrial als alle bisherigen Veröffentlichungen. Anspieltipps sind "Parasomnia", "Candyland", "Your Ragdoll" und "Pierrot Lunaire". Fazit: Weder mag ich den Gesang noch die Instrumentierung, doch passt beides sehr gut ins Konzept hinein, was es wieder etwas wett macht. Textlich ist diese Reise durch die dunkle Geschichte der Anstalt durchaus gelungen und Theatre Des Vampires verstehen es, die richtige Stimmung heraufzubeschwören. Vor dem Kauf reinhören!
Patricia H. 

Punkte: 6.5 von 10
JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE - The Golden Anthropocene
Unundeux/Cargo
Zum ersten Mal bringen JAKA ein Album mit englischsprachigem Titel raus - zu Deutsch könnte man ihn wohl am besten mit „Das goldene Zeitalter des Menschen“ übersetzen. Die Songs selbst sind dann aber wiederum deutschsprachig (ausser einem einzigen, Beyond Earth), wie man es von der Deathgrind-Kapelle gewohnt ist. Zu Beginn des ersten Songs „Weiss“ lebe ich mir einige Augenblicke lang in der Illusion, JAKA könnten mit dem englischsprachigen Titel auch an Hörbarkeit gewonnen haben - aber diese Illusion währt nicht lange. Vertrackt und abgehackt, anstrengend aber echt spannend und interessant, so sind die Songs auch auf diesem siebten Studioalbum der Krefelder. Ihre Mischung auch Grind, Death und Black Metal mit unzähligen genrefremden Elementen lässt dem Hörer kaum Zeit, Atem zu schöpfen. Hier gibt es sehr viel zu hören, nicht zuletzt auch die gesellschaftskritischen Texte, für die JAKA auch bekannt sind. Von den 20 Songs sind einige nicht mal eine Minute lang, die meisten knapp darüber und drei Songs haben quasi Überlänge mit über 4 bis über 6 Minuten. So manches Riff, so manche Groove-Passage, so manch anderer Teil der Songs sind sicherlich gut - aber die Zusammensetzung der Songs ist halt allgemein sehr extrem. JAKA machen keine Kompromisse und wollen so ums Verrecken nicht Mainstream oder kommerziell sein, dass es auch schon ziemlich angestrengt und fast ein wenig überheblich wirkt. So kann ich auch dieses Album nur in homöopathischen Dosen ertragen. Das Ganze riecht ein wenig nach Hipster-Arroganz und Pseudo-Intellektualität und das mag ich leider gar nicht. So ein kleiner Tick weniger Speziellseinwollen würden den JAKAs gut stehen.
Lucie W. 
Punkte: 6.5 von 10
SONATA ARCTICA - The Ninth Hour
Nuclear Blast/Warner
Was habe ich diese Band vor gut fünfzehn Jahren geliebt! Davon ist heute allerdings nicht mehr viel übrig, und eigentlich hört die Geschichte für mich persönlich etwa beim Album «Unia» definitiv (2007) auf. Danach verzettelten sich die Finnen zunehmend, und ich fand ihre Live-Auftritte immer langweiliger. Das Resultat dessen war Ignoranz von meiner Seite her, und auch wenn man damit Tony Kakko und seinen Jungs vielleicht etwas ungerechtfertigt ans Bein pinkelt, sah ich mich 2013 am Sweden Rock abermals bestätigt. Der Auftritt (bei Tageslicht) auf der (viel zu) grossen Festival Stage war einfach nur grauslig. Nun sind Sonata Arctica zurück und haben mit «The Ninth Hour» das..., richtig..., neunte Studioalbum am Start. Will man also auch fortan unter den Fittichen von Nuclear Blast verbleiben, muss ein Ausrufezeichen gesetzt werden. Der erste Durchlauf hinterlässt jedoch gleich weitere Fragezeichen, da nicht weniger als fünf (Halb-) Balladen bei total elf Songs vorzufinden sind! Etwas ungewöhnlich für eine Metal Band, aber nach dem aktuellen Wandel von Opeth wundert mich heute nichts mehr. Der flotte Opener «Closer To An Animal» hört sich zunächst aber mal ganz gut an, und auch «Life» lässt soweit nichts anbrennen, ausser die kitschigen "lalala"-Parts gegen den Schluss hin braucht es nicht wirklich. «Fairytale» hat danach zwar ebenso nichts mehr mit den früheren speedigen Melodic Metal Granaten zu tun und passt soweit trotzdem. Aber wo sind so Brecher wie «Don't Say A Word» abgeblieben? «Till Death's Done Us Apart» wandelt immerhin etwas auf dessen Spuren, und entweder ist es den mp3-Files geschuldet, aber die Produktion wirkt zum Beispiel gegenüber «Reckoning Night» (2004) ziemlich blutleer. Das zehnminütige Sequel von «White Pearl, Black Oceans», ergänzt betitelt mit «Part II - By The Grace Of The Ocean», zitiert dann die Landsleute von Nightwish zu «Imaginaerum»-Zeiten und deckt immerhin das bekannte Spektrum von Sonata Arctica ab. Total grottig klingt hingegen der Rausschmeisser «On The Faultline (Closure To An Animal)», sobald man die Snare zu hören kriegt. "The Ninth Hour" ist weder Fisch noch Vogel und wird für unterschiedliche Voten sorgen. Für meinen Teil haben die Finnen den Glanz schon lange verloren, und ich höre nach wie vor nichts, was dieses negative Bild verbessern könnte.
Rockslave 

Punkte: 6.0 von 10
HEIMDALLS WACHT – Geisterseher
AFM Records/Musikvertrieb
Pleck Meddl aus teutschen Landen… Nuja., warum auch nicht? Klingt ein bisschen wie Satyricon, wenn man eine bekannte Band als Paten hinzuziehen will. Dann hat es sich allerdings auch schon mit den Ähnlichkeiten. Bleiben wir doch gleich bei diesem Vergleich: Während Satyricon sich um einen roten Faden bemühen, Struktur in ihr Chaos bringen und generell eher zugängliche Songs erschaffen (auch nicht immer), streben Heimdalls Wacht, so scheint es, eher die progressive Seite des schwarzen Metalls an. Oder anderst ausgedrückt: Die Tracks von „Geisterseher“ enthalten dermassen viele Elemente, dass man aus einem Song locker mehrere hätte machen können. Das kann man nun gut wie schlecht finden, Fakt ist: Diese Scheibe gewährt dem geneigten Zuhörer keinen leichten Zutritt, den muss man sich erhören. Erschwerendes Element ist das eher monotone Gekreische und Gebrülle, während die (immer mal wieder einsetzenden, aber im Vergleich zu spärlich vorkommenden) Klargesänge prinzipiell punkten können. Summa summarum: Heimdalls Wacht bieten Black Metal mit immer wieder auftauchenden, überraschenden Elementen, sind aber in der Strukturierung der Songs zu sehr verzettelt, als dass man damit viele Leute erreichen könnte. Wen dies nicht schreckt, kann „Geisterseher“ gerne antesten, aber ich persönlich wage zu behaupten, dass Black Metal sowohl vielfältig UND auch eingängig sein kann. Geschmackssache.
Toby S. 

Punkte: 6.0 von 10
LORD AGHEROS – Nothing At All
My Kingdom Music
Im Ambient gibt es, soviel ich in meinen Jahren gehört habe, genau zwei Möglichkeiten: Man findet auf anhin die richtige Stimmung, bei der man den Sound hören kann. Oder aber der Sound geht gleich in die Tonne. Auf dem fünften Album hat der Italiener zwar neben elektronischen Synthies wie aus Computerspielen tatsächlich auch Gitarren verpackt, was bei ‘Life And Death’ noch nach einer Version der längst überfälligen Deathstars klingt. Bis dahin sind aber zwei lahme Intros respektive Interludien vorüber, ein sehr dramatisches Pianolied mit Frauengesang sowie das auf Retro getrimmte ‘No More Rules’, bei dem die verzerrten Gitarren an Elffor mahnen. Ja, mahnen, mit erhobenem Finger im Sinne von «tut das nicht mehr». Der Mut, ganz alleine die engen Grenzen des Metals auszuloten, ist nicht verwerflich. Nur ist mir der Sound über breite Strecken zu weit vom Metal weg. Viel eher klingt es nach einem hippen Mix von Stücken, die ab und zu mal mit Metal liebäugeln. Das Pianogeklimper auf ‘On The Shore’ ist ziemlich einschläfernd und trifft somit eher auf die eingangs erwähnte zweite Variante von Ambient. Post Metal und Avantgarde zu Trotz bleibt das Album auf weite Strecken zu wenig packend und wird daher dem Titel eigentlich ganz gerecht.
Tristan     
Punkte: 5.5 von 10
AETERNITAS - House Of Usher
Massacre Records/Musikvertrieb
Die deutschen Symphonic Metaller aus Lübeck, 1999 gegründet, hatten sich zuerst eine Weile mit der Symbiose von Klassik und Metal beschäftigt, um danach mit so genanntem „Gothic Theatre Metal“ einen neuen Weg zu beschreiten. Zwischen 2008 und 2011 lag der Fokus auf «Rappacinis Tochter», und dies auf Basis eines Musicals, das in der Zeit über fünfzig Mal aufgeführt wurde. Nota bene aber nur in Deutschland. Ab 2012 wurde weiter an der zukünftigen Ausdrucksform gefeilt, und diese findet nun im wahrlich gut bestückten Haifischbecken des Symphonic Metals ihre aktuelle Fortsetzung. Was vom künstlerischen Konzept her schon bei Alan Parsons Project vor genau vierzig Jahren (!!) mit «Tales Of Mystery And Imagination» seinen Anfang nahm, wurde nun auch von Aeternitas aufgegriffen: «Der Untergang des Hauses Usher» von Edgar Allan Poe. Musikalisch liegen da allerdings Welten dazwischen, und wer eine Richtschnur für das deutsche Septett braucht, zieht am besten mal Serenity oder bedingt auch Avantasia heran, wo sich Männlein und Weiblein die Leadvocals bekanntlich laufend teilen. Vom Musikalischen her und mit der Genre-Brille gesehen, bewegen sich Aeternitas durchaus auf internationalem Niveau, ohne allerdings die ganz fette Produktion auffahren zu können. Da fehlten offenbar ein paar Geldscheine. Was hingegen sofort gefällt, ist die überaus schöne Gesangsstimme von Alma Mathar, die der ihres Partners Oliver Bandmann jedoch um Längen voraus ist. Das ist auch der grosse Schwachpunkt dieser Band, denn sobald der gute Oli nämlich anfängt zu performen, vor allem bei seinen Solo-Parts, kriege ich massiven Schüttelfrost. Nebst dem unpassenden Timbre entlarvt ihn auch sein deutlich zu teutonischer Ausdruck. Des Weiteren sind immer noch gewisse Musical-Elemente auszumachen, aber deutlich schwerer wiegt, dass bei all dem melodischen Bombast kaum wirklich fesselnde Earcatcher dabei sind, wie zum Beispiel bei Delain auf ihrer aktuellen Langrille «Moonbathers». Wer auf die bereits erwähnten Serenity steht, findet hier womöglich einen Mitläufer, der aber unter dem Strich keine Chance hat und mir nur zwei Wörter entlockt: total langweilig!
Rockslave     
Punkte: 5.5 von 10
BARISHI – Blood From The Lions Mouth
Seasons Of Mist/Irascible
In der Presse als ureigen und dennoch stimmig werden die Jungs aus Vermont beschrieben. Progressiv, mit psychedelischen Zügen. Das gebotene Cover erinnert stark an Sludge oder Stoner Bands, was doch ein wenig Spannung aufkommen lässt. Und zumindest vom Gitarrenklang trifft das letzte Statement zu, die Gitarren knurren tief gestimmt im Fahrwasser von Howl oder vielleicht sogar Conan. Die Leadgitarren und der Gesang hingegen bringen einen Hauch der letzten Deafheaven rein. Und dennoch klingen die Songs sehr oft zu verkopft und wenig emotional. ‘Bonesetter’ oder auch ‘The Deep’ brechen mit ihren progressiven Einschüben den Hörfluss, respektive die Songs wirken nicht mehr so natürlich wie sie könnten. Das macht sie wahrscheinlich abwechslungsreicher, aber eben auch weniger authentisch. Und so wirkt das Album am Ende wie der krampfhafte Versuch, dreckigen modernen Metal zu kreieren, obwohl das Faible dafür zu wenig tief verankert ist. Schade um das Potential der Musiker.
Tristan     
Punkte: 5.5 von 10
EASTERN FRONT – EmpirE
Cacophonus
Schon beim ersten Lied geht einem das totgetriggerte Schlagzeug gewaltig auf den Senkel, und dabei sind zu diesem Zeitpunkt erst knapp 3 Minuten des Albums um. Wenn ein Schlagzeug stupide gleichbleibend dahinknüppelt wird die ganze Dynamik des Riffs verleugnet und somit belanglos gemacht. Ich meine, wenn nicht einmal der Schlagzeuger darauf hört, warum soll ich als Hörer es dann tun? Tja, und so röhrt der Panzer lieblos und ohne viel Dynamik über die bereits von andern Bands befahrenen Schlachtfelder weiter zu bekannten Gefilden, ohne je an Grenzen zu stossen oder sie zu überschreiten. Die ganze Kriegsthematik wurde bereits von anderen Bands einiges zermürbender oder spannender umgesetzt. Der Sound der Briten wirkt steriler als beim Vorgänger, was den Eindruck eines im Studio entstandenen Albums noch verstärkt. Somit ist EmpirE ein Album unter vielen, durchschnittliche Ware vom Band die nicht überrascht oder längere Zeit fesseln kann, weil es an reichhaltigen Inhalten genauso fehlt wie an packenden Riffs.
Tristan     
Punkte: 5.0 von 10
NEUROSIS – Fires Within Fires
Neurot Recordings
Ich bin mir sicher, dass diese Truppe ihre eingeschworene Fangemeinde hat – anders kann ich mir diese lange Zeit des Bestehens (seit 1985 existiert diese Band) nicht erklären. „Fires Within Fires“ markiert nun die elfte Veröffentlichung (alle anderen Releases wie beispielsweise EPs, Compilations und Splits nicht mit eingerechnet), und man bekommt eine Mischung aus Ambient, Post Metal, Doom und noch vielen weiteren Elementen vorgesetzt. Kann das wirklich schmecken? Ganz ehrlich: Mein ist diese Chose nicht. Zu verworren, zu abgedreht, einfach scheinbar ohne Sinn und Zweck musizieren die Amis vor sich hin. Stellenweise klingt es für mich, als hätte man sich zu einer Jam-Session zusammengesetzt und das Resultat gleich mit aufgenommen. Dass die Qualität nicht durchgehend hoch zu sein scheint, ist vermutlich ein Markenzeichen des Quintetts. Ich kann echt nicht allzu viel mehr zu „Fires Within Fires“ sagen, das entzieht sich mir völlig, deshalb: Wem es nicht verkopft genug sein kann und einen wirr zu sein scheinenden Mix aus verschiedenen Quellen nicht scheut, der ist mit Neurosis gut bedient. Das bin ich auch, nämlich mit einer weiteren Packung Schmerzmittel.
Toby S.     
Punkte: 5.0 von 10
SIKTH – Death Of A Dead Day (Re-Release)
Peaceville Records/Irascible
Sikth sind, so meine Informationen, mitunter ein grosser Einfluss auf die Djent-Szene und mit Grössen wie Meshugga zu vergleichen. Dazu kommt, dass die Jungs aus England ihren Sound mit sehr hektischen Elementen versehen, welche es dem eher unerfahrenen Hörer auf diesem Gebiet (wie mich beispielsweise) sehr schwer machen, irgendeinen Einstiegspunkt zu finden. Hinzu kommt die sehr kindlich klingende Schrei-Stimme des Sängers, welche für mich die Band in die Kiddie-Ecke drängt. Kann ein Fehler sein, aber mit dem Sänger steht und fällt nunmal ein Grossteil des Materials. Technisch gesehen kann ich den Jungs keinen Vorwurf machen, man kreiert die schwindelerregendsten Sounds, rast die Tonleitern auf und ab und entzündet somit vermutlich immer mal wieder ein Instrument, weil man zu heftig daran herumgewichst hat. Wer den progressiven Part im Metal liebt, eher die Core-Ecke bevorzugt (oder, in meinem Vokabular: Kiddie-Ecke) und eher schwer verdauliches Material zu schätzen weiss, ist mit Sikth sehr gut bedient. Mir persönlich sagt das gar nicht zu, daher greife ich lieber zum nächsten Bier. Nur was für Afficionados.
Toby S.      
Punkte: 4.0 von 10
CEREMONY - Tyranny From Above
Vic Records
Die Holländer von Ceremony (zwar kein origineller Bandname, aber immerhin besteht er nur aus einem Wort) legten mit „Tyranny From Above“ 1993 ihr Debüt vor - und standen damals ganz im Trend der Zeit mit ihrem furztrockenen typisch holländischen Death Metal der frühen 90er. Auf der Re-Release, die jetzt von Vic Records herausgegeben wird, sind ausser allen Songs dieses Albums noch die Tracks der EP „Inclemeny“ von 1992 sowie diejenigen einer 3-Track-Promo von 1994 enthalten. Am Sound wurde offensichtlich kaum was gemacht, alles klingt sehr rumpelig, authentisch, dreckig - und halt über 20 Jahre alt. Neben vorwärtsdrängenden Riffs und schnellen Doublebass-Attacken sind hier groovende Moshparts vorhanden, die für Abwechslung sorgen. Genretypisch gibt es dazu tiefe Growls und ab und an ein mehr oder minder abspruchsvolles Solo. Für Fans gibt es im Booklet noch einige rare Fotos und erläuternde Bemerkungen. Wer wirklich alles in seiner Sammlung haben muss, kann hier sicher zugreifen - ich selbst finde, manche Dinge darf man einfach auch ruhen lassen, das hier hätte ich jetzt nicht wieder ausgegraben, dafür ist der Sound echt zu wenig speziell.
Lucie W.     
Punkte:
keine Wertung
BAL-SAGOTH - Battle Magic (Re-Release)
Cacophonous
Die Flut der Re-Relases macht auch vor den Pforten der Hölle keinen halt. Diesmal trifft es „Battle Magic“ von Bal-Sagoth aus dem Jahre 1998, die Audio Spuren wurden re-mastered und die Verpackung mit einem neuen Cover versehen, so „aufgehübscht“ geht es erneut auf die Jagt nach verlorenen Seelen. Über Sinn und Unsinn solcher Neuveröffentlichungen kann man sich streiten und schliesslich war ja damals „Battle Magic“ von Lob überhäuft worden, doch an dem Sound hat definitiv der Zahn der Zeit genagt, da hilft auch kein künstliches Make-up mehr nach. Was besonders arg gelitten hat, sind die Keyboard-Klänge, welche erst ein gewisses Schmunzeln verursachen, da sie mehr nach 8-Bit Konsole tönen, mit der Zeit dann doch aber unsäglich nerven. Was einst noch als epischer Symphonic Melodic Black Metal galt, tönt heute einfach nur noch irgendwie billig und kitschig zumal noch die Tastentöne arg dominant sind. Wer also die Scheibe schon im Schrank stehen hat, für den lohnt sich diese Neuanschaffung definitiv nicht und wer auf Symphonic Black Metal steht, der sollte besser mal im Untergrund nach neuen jungen Bands suchen und diese mit seiner Kohle unterstützen. In meinen Augen ist die Wiederveröffentlichung von „Battle Magic“ sinnlos, hätte sich die Band mit einem Orchester im Tonstudio eingeschlossen und die Scheibe nochmals komplett neu eingespielt, wäre es definitiv was Anderes. So bleibt jedoch der fahle Geschmack haften, dass aus alten Schläuchen noch der letzte Goldstaub rausgepresst werden möchte.
R.K.     
Punkte:
keine Wertung
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