CD-Reviews September 2009
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
PARADISE LOST – Faith Divides Us – Death Unites Us
Century Media/EMI
Eigentlich wollte ich hier ja einen elends langen Text darüber verfassen, wie ich die neue Scheibe aus dem verlorenen Paradies erlebt habe, wie die ersten Reaktionen auf die drei Tracks „As Horizons End“, „Faith Divides Us – Death Unites Us“ und „The Rise Of Denial“ ausgefallen waren und welche Empfindungen all dies ausgelöst hat. Da ich aber nach sehr vielen Zeilen Text merkte, dass ich zwar noch so viel schreiben kann aber den Kern der Sache einfach nicht habe treffen können, habe ich mich dazu entschlossen, die Sache so konzentriert wie möglich wiederzugeben. Fakt ist, dass Paradise Lost da weitergemacht haben, wo sie mit „Sons Of Perdition“, dem Japan-Bonustrack von „In Requiem“, musikalisch aufgehört hatten, und sie haben die Linie konsequent weitergezogen: Nick Holmes schreit sich mehrheitlich durch die Tracks, aber auch seine cleane Gesangsleistung wird nicht vergessen – es herrscht eine Mischung vor, die wirklich allen Variationen des Gesanges Rechnung trägt. Was zu Beginn noch ein wenig gepresst klingt, wandelt sich nach kurzer Eingewöhnungszeit zu einem wütenden, geschrieenen Gesang, der auch als Sprechgesang eingesetzt wird, bestes Vergleichsbeispiel wäre wohl Vorph von Samael. In „As Horizons End“ wird sowohl diese Variante des Gesangs wie auch die cleanere, melodischere Stimme eingesetzt, was für zusätzliche Individualität sorgt. Zusätzlich wird gegen Ende des Tracks ein Break eingesetzt, das von leichtem Schlagzeug und unverzerrten Gitarren sowie einem wirkungsvollen Solo dominiert wird, bevor der Sturm wieder losbricht und alle Instrumente inklusive Gesang kulminieren. „I Remain“ zeigt schon sehr deutlich auf, wie sich die restliche Platte anhören wird: Hart, drückend und teilweise dissonant werden die Gitarrenwände aufgebaut, während die Vocals wieder derb geschrieen werden, was sich im Refrain allerdings zu einem zerbrechlich vorgetragenen „Tear me down and break me, I remain“ äussert und in ein ähnliches Break wie vorhergehend überleitet. „First Light“ ist langsamer im Tempo, wartet mit nebeneinander existierenden, zweistimmigen Vocals auf und erinnert in seiner doomigen Struktur effektiv an die Icon-Ära. „Frailty“ ist trotz seiner Bedeutung eine der schnellsten Nummern auf diesem Silberling, wobei sich der neue Drummer Adrian Erlandsson mal so richtig austoben konnte, kennt er sich doch besser in schnelleren Gefilden aus. Die Gitarrenwände werden von Double Base-Attacken wie auf einer Welle getragen, wobei die Zerbrechlichkeit immer wieder Durchschimmert, sei es nun in den Soli oder gewissen gesungenen Passagen. Der Titeltrack hätte hervorragend auf eine Single gepasst, aber die Band hat sich dagegen entschieden, überhaupt eine zu veröffentlichen. Doomig, melodisch, hart im Refrain und episch-düster wie sonst nur was zelebrieren Paradise Lost hier, wie sich richtiger Gothic Metal anzuhören hat. Da Solo ist schlichtwegs Gänsehaut erzeugend, vergleichbar mit demjenigen auf „Over The Madness“, ganz grosses Kino! „The Rise Of Denial“ beginnt mit choralen Einlägen, steigert sich zu einer wütenden Mischung aus abgehackten Riffs und variablem Drumming, während Nick Holmes inbrünstig „Serenity“ schreit. Und wenn wir schon bei abgehackten Riffs sind, „Living With Scars“ dürfte effektiv eine der härtesten Nummern sein, die Paradise Lost in letzter Zeit jemals geschrieben haben: Schreie, dissonante Gitarrenwände, treibendes Drumming sowie ein bedrückendes Break in der Mitte, das von beinahe geflüsterten Vocals sowie einer hohen Solo-Gitarre getragen wird. Wie soll man diese Gefühle beschreiben, die einen durchfluten, während eben solche Breaks als harter Kontrast zur sonst allgegenwärtigen Wut die Gefühle hochschaukeln und einen kurz darauf wieder fallen lassen? „Last Regret“ ist wiederum doomiger, schleppend und zerbrechlicher vorgetragen, ohne je in weinerliche Fahrwasser abzudriften, in welchem sich sehr viele Möchtegern-Gruftie-Bands so gerne suhlen. Endgültig ist ein gutes Stichwort, wenn man beschreiben möchte, was einem durch den Kopf gehen kann, wenn Nick Holmes „Kill the will to die“ düster von sich gibt. „Universal Dream“ dreht nochmals richtig auf, die Gitarren braten deftig und entladen sich, getragen vom drückenden Drumming, in einem heftigen Riff im Refrain. „In Truth“ dürfte das kontroverseste Stück des ganzen Albums sein, denn so viel Abwechslung sowohl seitens der Musik wie auch von den Vocals her gesehen verträgt nicht jeder. Vor allem nicht, wenn man die vorhergehenden Tracks noch im Kopf hat. Nick Holmes scheint hier mit allen Lügen eines fiktiven Daseins aufzuräumen und legt alle Karten auf den Tisch – man könnte beinahe meinen, dass dieser Track der ehrlichste des ganze Albums ist. Und jetzt ist es eben doch wieder passiert: Das Review wurde ziemlich lang, aber: Wie soll man diese Gefühlswelten auch beschreiben können, wenn so vieles auf einmal zusammenkommt? Klar ist auf jeden Fall, dass auch dieses Album polarisiert, und mal ganz unter uns: Wer Paradise Lost auch nur ansatzweise kennt, der weiss, dass die Briten keine leichte Kost auftischen (sowohl real wie auch musikalisch). Wütend, treibend und ehrlich, eventuell auch ein wenig gewöhnungsbedürftig da generell weniger eingängig als die Vorgänger, so kann „Faith Divides Us – Death Unites Us“ beschrieben werden. Und doch ist dies nur die Spitze des Eisberges. Für Freunde von echtem, unvefälschtem Gothic Metal (mit Betonung auf dem Wort Metal) sowie zu interpretierenden Texten ein absoluter Pflichtkauf, für alle anderen gelten folgende Worte: The Kings of Sorrow still reign!
Toby S.
Punke: 9.4 von 10
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3 INCHES OF BLOOD - Here Waits Thy Doom
Century Media
/EMI
Anhänger des wahren Metals, Jünger knatternder Riffs, kreischender Gesänge und messerscharfer Gitarrensolos, erhebt eure Hände zum Zeichen des Teufels, denn die Zeit des Headbangens ist gekommen! Grund für diesen meinen Pathos: 3 Inches Of Blood haben eine neue Waffe aus feinstem, traditionellem Stahl geschmiedet und ihr nunmehr vierter Output "Here Waits Thy Doom" ist ein Ohrenschmaus für alle Fans verzerrter Gitarren der alten 80er-Schule. Haben die Nordamerikaner um Kreischhals Cam Pipes dabei schon auf Vorgängern wie "Fire Up The Blades" (2007) oder "Advance And Vanquish" (2004) ihre Kultigkeit unter Beweis gestellt, so verzichtet man auf der neuesten Attacke auf die Trommelfellen vollends auf moderne Einflüsse à la Death Metal-Vocals und fröhnt ganz und gar den 80ern, ohne dabei auch nur ansatzweise altbacken zu klingen. Eröffnet wird der Feldzug von der furiosen Up Tempo-Schlachthymne "Battles And Brotherhood" mit seinem teutonischen Mitgröhl-Refrain, gefolgt vom rotzigen Rocker im NWoBHM-Stil "Rock In Hell". "Silent Killer" schlägt danach in dieselbe Kerbe, während "Fierce Defender" genauso britisch, aber etwas verhalten aus den Boxen gallopiert. Cam Pipes schreit dabei wie ein Wahnsinniger irgendwo zwischen King Diamond, Rob Halford und Udo Dirkschneider die wunderbar von Klischees nur so triefenden Texte raus, was nur schon der Titel der gnadenlosen Thrash-Walze "Call Of The Hammer" zweifelsfrei unterstreicht. Wie erfrischend ist es daneben doch auch, dass das Quintett vollends darauf verzichtet, ihren Sound mit den sonst so allgegenwärtigen Plastik-Synthies anzureichern und nur gerade mal im relaxten Retro-Rock-Stampfer "Preacher's Daughter" dezente Hammond-Teppiche einsetzt. Überhaupt gibt's am Sound rein gar nichts zu meckern, ballern US-Power Metal-Knüller wie "At The Foot Of The Great Glacier" oder "All Them Witches" doch gleichzeitig kantig wie auch glasklar aus den Boxen. Insbesondere der Gitarrenklang verdient dabei hier Erwähnung, erinnern die vielzähligen Klampfensoli doch nicht nur spielerisch sondern auch klanglich des Öfteren an die Griffbrettkunststücke alter Iron Maiden. Mit dem epischen "Execution Tank", eingeleitet vom hübschen Akustik-Zwischenspiel "12:34", findet so eine Veröffentlichung ihr furioses Ende, welche eindrücklich beweist, dass Metal der klassischen Spielart ohne Schnickschnack, ohne moderne Anbiederung noch mit zu offensichtlichem musikalischem Geklaue auch anno 2009 produziert werden kann, auch wenn auch "Here Waits Thy Doom" mit der für 3 Inches Of Blood gewohnten Verschrobenheit aufwartet, an welche Neueinsteiger sich vielleicht erst gewöhnen müssen. Und dennoch: kaufen und selig losbangen!
Kissi
Punkte: 9.3 von 10
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MEGADETH - Endgame
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Man kann von 'Mega'Dave Mustaine, Chef von Megadeth, halten, was man will, ob er jetzt ein Spinner ist oder ein begnadetes Gitarrengenie - ich würde meinen, es steckt was von beiden Seiten in ihm. Nun ruft der Rotschopf zum 'Endspiel' auf, und die Metalwelt spitzt die Ohren, wenn 'Monsieur Mustaine' ein neues Werk präsentiert. Zwei Jahre ist es schon her, da legte der Gitarrenhexer mit der Scheibe "United Abominations" ein Werk vor, das über die Zukunft von Megadeth entscheiden würde, und, wie wir alle wissen, hat der Meister die Zeit gut überstanden und tolle Konzerte (in Zürich mit Dream Theater!) hingelegt. Am vakanten zweiten Gitarrenposten hat sich eine Änderung ergeben, für Glen Drover ist jetzt neu Chris Broderick (Ex-Nevermore ) an der Axt, soviel zum jetztigen Line Up. Kommen wir zum Hauptteil, genau, zu den neuen Songs, die wir alle mit Spannung erwartet haben. Man ist mutig und fängt mit einem Instrumental an, das mit melodiösen, doppelstimmigen Leadgitarren und Soloduellen von beiden Ausnahmekönnern sehr old school rüberkommt und uns klar macht: Es weht ein harter 'Back to the roots'-Wind. Mit einem lupenreinen Übergang ist man bei Nummer zwei, "This Day We Fight", der sehr thrashig ist, geniale Breaks enthält und mit Drummer Shawn Drover einen Fels in der Brandung hat. Bei 44 Minuten hört man Sprechgesang mit melodiösen Leadgitarren, der sich dann in einem herrlich schönem Refrain entfaltet, gefolgt von superben Soloduellen, die dann in einem königlichem Endriff das erste Hightlight von "Endgame" beendet. Pause kriegt man keine, nein, ein Song nach dem anderen reiht sich in Rauschkategorie 10 über. Erwähnenswert sind auch "Bodies Left Behind", das auf der Scheibe von "Countdown To Extinction" locker Platz hätte, oder "Endgame", das an "Rust In Peace" erinnert und natürlich "Headcrusher", den man vorher schon zum hören bekommen hat und sicher im Liverepertoire einen festen Platz bekommen wird. Mit den zwei letzen Songs "How The Story Ends" und "Nothing Left To Lose" gibt man dann noch mal alles und verbindet alle Trademarks, die "Endgame" beinhaltet: Fette Thrashriffs, progressive Parts, melodiöse Refrains, Sozialkritische Texte, einen satten Groove und zuguterletzt alles vernichtende Breaks und Hooks. Ihr seht Leute, dass eine bestimme Euphorie beim Schreiber dieser Zeilen herrscht, und die hat einen guten Grund: "Endgame" enthält keinen Füller, alles sind klasse Songs und dies ist die beste Megadeth-Scheibe seit "Rust In Peace", und Verdammt noch mal, das will was heissen! Megadeth sind definitiv zurück, und bei Metallica fängt jetzt das Zittern an...
Daniel J.
Punkte: 9.2 von 10
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GUILT MACHINE - On this perfect Day
Mascot Records/Musikvertrieb
Arjen Lucassen legt uns hier mit Guilt Machine sein fünftes Projekt vor. Allerdings mit personell abgespeckter Mannschaft. Ausser Arjen, der hier die Electric und Acoustic Guitars, Mandoline, Bass, Keyboard spielt und die Backings singt, ist noch der Ex-Porcupine Tree-Drummer Chris Maitland, seine Partnerin und Managerin Lori Linstruth an der Lead-Gitarre und Sänger Jasper Steverlinck mit an Bord. Musikalisch bietet uns das holländische Genie hier grösstenteils atmosphärische Töne, die zuweilen melancholisch und düster wirken. Klar gibt's auch die uns bekannten Lucassen-Riffs auf die Ohren, aber mehrheitlich setzt man auf ruhigere, gefühlvolle Melodien. Und mit Jasper hat Arjen genau den richtigen Sänger an Bord geholt, schafft er es doch, durch das ganze Werk hindurch mit seiner sehr variablen Stimme genau das auszudrücken, was der einzelne Song von ihm verlangt. "On this Perfect Day" ist ein nachdenkliches, ruhiges Album geworden, mit Texten aus der Feder von Lori und der unverkennbaren Musik von Arjen, dessen Melancholie dadurch zu erklären ist, dass der Meister in den letzten Jahren so einige düstere Zeiten hinter sich gebracht hat und das sicherlich auf diesem Silberling zum Ausdruck bringt. Dazu hat Arjen als besonderen Teil vor dem Beginn der jeweiligen Songs Sprachsamples eingefügt. Er hatte seine Fans gebeten, ihm Audiodateien zu senden oder zu telefonieren zu den Themen Schuld, Wut, und Angst, und das wurde dann in deren Muttersprache in die Songs eingefügt. Und wie man das von Arjen so gewohnt ist, sind auch auf diesem Album die meisten Songs länger als zehn Minuten. Einen Song hervorzuheben ist beinahe unmöglich, da sie natürlich alle klasse sind, aber ganz gut gefällt mir der Refrain von "Over" oder der Anfang beim ruhigen "Perfection?", der ganz klar an Ayreon erinnert und hervorragend gesungen wird von Jasper. Natürlich gibt's hier auch Paralellen zu Stream Of Passion oder auch Star One, war ja auch sicher unvermeidlich, stört aber keinesfalls. Das Teil kommt ausser mit der regulären Version auch noch als Digipack mit CD + DVD und als Digibook mit CD + DVD in den Handel.
Crazy Beat
Punkte: 9.1 von 10
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AXXIS - Utopia
AFM Records/Musikvertrieb
Seit 1989 verfolge ich nun die musikalischen Höhen und Tiefen der Jungs um Berhard Weiss und Harry Oellers, den beiden letzten Ur-Mitgliedern von Axxis. Und Tiefen gab's bei den beliebten Jungs ja außer dem durchzogenen "Voodoo Vibes" ja nur in personeller Hinsicht. Einige Wechsel mussten Axxis über sich ergehen lassen. Letzter Neuzugang ist auf "Utopia" mit Drummer Alex Landenburg zu vermelden. Und eben dieses "Utopia" läutet nun das 20-jährige Jubiläum der sympathischen Band ein. Wer Axxis mag, wird auch "Utopia" mögen, soviel ist ja schon mal klar. Zwei Dinge fallen aber dennoch sofort auf: Die Keys sind öfters und lauter zu hören, und die Gitarren sind härter geworden. Eigentlich gibt's ja noch viel mehr Neues. Das ganze Album ist abwechslungsreicher geworden. Schon beim Opener "Utopia" fallen die lebendigen, ja fast progressiven Breaks positiv auf. Genau wie bei den ebenfalls schnellen, sehr gelungenen "Last Man On Earth" und "Sarah Wanna Die". Und mit "My Father's Eyes" hat man eine saugute Powerballade am Start. Natürlich muss man ja nicht extra betonen, dass bei Axxis mal wieder die Melodie regiert, das zieht sich durch alle Songs hindurch. Bei "The Monsters Crawl" gibt's dann im Refrain auch noch dezente Gesangs-Growls, die perfekt zu diesem Song passen. "Eye Of A Child" startet mit einem klasse fetten Gitarren-Riff und haut voll rein, einfach klasse. Etwas aus der Reihe tanzt das coole "For You I Will Die", das vor allem am Anfang durch seine Stakkato-Riffs auffällt. Unterstützung am Gesang bekommt Bernie auf "Utopia" von einer gewissen Natalie Mol, die sich aber gegenüber der letzten beiden Alben eher im Hintergrund hält und meistens nur bei den Chören bemerkbar macht. Ich kann abschließend sagen, dass Axxis hier zum 20sten Geburtstag den Fans ein klasse Album präsentieren, das durch eine härtere Gangart, viel Tempo und viel Abwechslung in den Songs schon beim ersten Durchlauf Spaß verspricht und trotzdem nach dem x-ten Durchhören überhaupt nicht langweilig wird. Übrigens empfehle ich euch das Digi-Pack zu kaufen, weil es hier noch zwei Bonustracks gibt, einer davon ist der 12 Minütige "20 Years Anniversary Song", bei dem Bernie den Gesang einigen Kollegen wie Doro, Schmier, Andi Deris, David Readman und Klaus Lessman überlässt. Die Gitarren-Soli werden von Ur-Gitarrist Walter Pietsch gespielt. Und bei diesem Song handelt es sich um ein neu eingespieltes Medley einiger Axxis-Klassiker, da kann man ja nur noch sagen: Happy Birthday, 20 years of Axxis and 20 years to come.
Crazy Beat
Punkte: 9.0 von 10
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HOUSE OF LORDS – Cartesian Dreams
Frontiers Records/Musikvertrieb
Als eine der beständigsten Bands dieser Zeiten zeigen sich House Of Lords mit ihrem neuesten Output "Cartesian Dreams". Zwar kommt wohl keines der Alben der House Of Lords des 21. Jahrhunderts an meinen Favoriten "Demons Down" oder das selbstbetitelte Debut heran, dennoch veröffentlicht die Band seit 2004 wieder ein grandioses Werk nach dem anderen. Hier fügt sich auch "Cartesian Dreams" perfekt als Fortsetzung gerade mal ein Jahr nach "Come To My Kingdom" ein. Die grösste Stärke dieser Band liegt natürlich in James Christian's Ausnahmestimme und seinem Talent, eingängige und gleichzeitig nicht alltägliche Gesangslinien zu schaffen. Egal ob Balladen oder Rockiges, der Herr beherrscht einfach alles. Dementsprechend abwechslungsreich präsentiert sich der neue Silberling. Natürlich hab ich meine bevorzugten Songs auf dem Album, aber dennoch ist kein einziges Stück ein Ausfall. Der Titeltrack legt gleich mal vor, "Born To Be Your Baby" rockt gleich weiter, gefolgt vom eher düsteren, aber nicht minder gelungenen "Desert Rain" und der verträumten Ballade "Sweet September". Danach wird ausschließlich gerockt, aber keineswegs eintönig. So verbreiten Songs wie "Bangin'", "Never Never Look Back" oder "Saved By Rock" einfach nur gute Laune, während "A Simple Plan" und "Repo Man" eher eine Spur nachdenklich klingen. Abgeschlossen wird das Album mit einer weiteren Ballade, "The Train". Alles in allem, wo House Of Lords draufsteht, kann man immer noch drauf vertrauen, dass auch House Of Lords drin ist. Somit kann der geneigte Hard Rock-Fan sich "Cartesian Dreams" getrost ins CD-Regal stellen – und natürlich auch hin und wieder herausnehmen und anhören.
Joey Roxx
Punkte: 9.0 von 10
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DIABLO SWING ORCHESTRA - Sing-Along Songs For The Damned...
Ascendance Records
Kann mich nicht erinnern, wann ich mich beim Entdecken einer neuen Band derartig amüsiert habe wie dem schwedischen Sextett des gemischten Diablo Swing Orchestra. Denn das anfänglich zwar krude, aber nichtsdestotrotz überraschend harmonische wie auch musikalisch kompetente Multisound-Gulasch aus Metal, Swing, theatralisch-wahnsinnigem Gesang, Spaghetti-Western-Soundtrack und weiteren Wildereien in vielen Weltmusikstilen schliesst als erste Aktion einfach mal sämtliche Sinne kurz, fett. Der Sound ist aufgrund der Vielfältigkeit schwer zu beschreiben, und anstatt jetzt einen Roman zu fabrizieren halte ich mich so kurz wie möglich. Um ein Reinhören kommt man sowieso nicht herum. Vor allem das Vorgehen der Rhythmusgruppe erinnert mich öfters an die zwei ersten Skyclad-Scheiben, treibende Schlagzeugarbeit trifft dort auf druckvolle, stilübergreifende Basslastigkeit. Die Gitarren und das Cello decken von wüst bratendem Riffing bis zu klassischen Zupfereien das gesamte Spektrum ab, und ein paar ouvertürenartige Breitbildorchester und diverse Muse-artige Effektspielereien bringen bombastische Elemente in das teuflische Orchester. Am nächsten Punkt werden sich die Geister scheiden, denn ein anscheinend massiv unter Absintheinfluss stehendes Gesangsduo gibt einfach alles. Eine leicht hysterische, nach verrauchtem 30er-Jahre-Club tönende Operndiva trifft auf einen männlichen Gegenpart der ebenfalls von proletischem Theater über russische Gene bis zu so übertriebenem wie amüsanten Operngegockel eine fulminante Darbietung abliefert. Ich find's geil, denn diese Band bietet auch durch das passende Artwork und das geschlossene Auftreten aller Trademarks ein Gesamtkunstwerk. Ich bin sowohl kindlich wie auch musikalisch begeistert, wer was anderes denkt soll's für sich behalten. Oder um es schlussendlich auf den Punkt zu bringen: Eines der nächsten erscheinenden Werke von Tim Burton oder Ari Kaurismäki sollte genau diesen Soundtrack haben. Punkt.
Hardy
Punkte: 9.0 von 10
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EISHEILIG – Imperium
Drakkar Entertainment/Musikvertrieb
Nachdem ich meine letzte Anmerkung zu „Auf dem Weg in deine Welt“, die bisher letzte Scheibe von Eisheilig, nochmals gelesen habe, muss ich sagen: Aye, die Jungs können es definitiv besser, und dies zeigen sie mehr als deutlich auf „Imperium“. Auch wenn der erste Eindruck gar abschreckend wirken kann: „Imperium der Schande“, der Opener des Silberlings, beginnt ruhig, gelassen und dermassen kalt, dass die Lauscher von innen her gefrieren. Mit monotoner Stimme, die an Rammstein, Megaherz oder Eisbrecher erinnert, singt Dennis Mikus vom Zerfall der menschlichen Werte und der Schande, die sich alle sogenannten Führer und Herrscher dieses Planeten zu eigen gemacht haben. Klar und ohne Schönfärbereien wird auf „Imperium“ aufgezeigt, was heutzutage schief läuft, sowohl im zwischenmenschlichen wie auch im globalen, terrestrischen Sinne. „Lauft“ fährt diese Schiene kompromisslos weiter, zu eiskalten Industrial Metal-Klängen singt Dennis: „Das Blut der Armen fliesst in Strömen, und der Westen feiert Disneyland!“. Auch hier wird klar und deutlich aufgezeigt, was alles nicht mehr stimmt, die Orchester-Einlagen mit Chören im Hintergrund verleihen dem Track einen apokalyptischen Touch. „Tanzt das Kapital“ rechnet mit der allgemeinen Raffgier ab, Industrial wechselt sich mit schrägen Keys ab, chorale Einlagen sowie eine Frauenstimme mit indischem Touch vervollständigen das Bild, das interpretiert werden will. Auch wenn die Ansagen eindeutig erscheinen, so erkennt man auf den zweiten Blick Zwischentöne und versteckte Kritik, die wir eigentlich alle wissen, aber beinahe niemand getraut sich, dies laut auszusprechen, man könnte ja von der Gesellschaft und vom Staat gebrandmarkt werden. Doch ist die ganze Scheibe wirklich nur durch und durch negativ, weil erschreckend wahr? Mitnichten. „Das letzte Gericht“ hat zwar einen apokalyptisch-endgültigen Unterton, aber dennoch ist dieser Track einer derjenigen, welche die Gemeinschaft all derer würdigt, die ihren Geist befreien wollen, und man weiss: Egal, was passieren mag, egal, wie schnell und erschreckend das Ende kommen mag, man ist nie alleine. Und demnach ist der zweite Sinn durchaus als positiv zu verstehen, wie auch jeder andere Track diesen ‚versteckten’ Sinn beinhaltet… Eisheilig haben sich wieder einmal verändert, und mit „Imperium“ ist den Jungs ein echtes Meisterwerk gelungen, und auch wenn jetzt manche mäkeln mögen, dass der Sound ja abgekupfert sei und die Vocals gar eintönig klingen, so halte ich dagegen: Inspiriert ist nicht gleich geklaut, und die Monotonie ist definitiv ein Plus für die Stimmung auf „Imperium“, und nichts anderes hätte besser gepasst als eine ruhige, dunkle und auch raue Stimme. Ganz grosses Kino für alle, die weiterdenken wollen, als es die Gesellschaft zulassen möchte, und ein exzellentes Album mit aufrüttelnden, zum Nachdenken animierenden Texten gegen die NWO! Gänsehaut-Tipp: Hört die Scheibe und speziell „Das letzte Gericht“, wenn ihr abends unterwegs seid und die flackernden Lichter der Städte betrachten könnt.
Toby S.
Punkte: 9.0 von 10
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PORCUPINE TREE - The Incident
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Hach ja, Porcupine Tree - Die Band, die ursprünglich als Soloprojekt von Übermusiker Steven Wilson in Drone- und Ambient-Gefilden rumgetuckert ist. Die Band, die mal eben über sechs Alben hin den Weg von ausufernden Klangcollagen ('The Sky Moves Sideways', etc) zu wunderbar direkten Rocksongs ('In Absentia', 'Deadwing') und wieder hin zu konzeptionellen Werken ('Fear Of A Blank Planet') gegangen ist. Die Band, zu der im Laufe der Zeit einige der profiliertesten Musiker der Szene gestossen sind. Die Band, die zur Speerspitze des aktuellen Prog-Rock zählt. Die Band, die rund um den Globus Fans in Ekstase versetzt. Und nicht zuletzt auch die Band, die 2008 sogar unseren verehrten Rockslave am Rocksound-Festival an der Rand der Feuchtigkeit getrieben hat - Diese Band meldet sich nun mit 'The Incident' zurück. Die Frage, was denn nach all den Experimenten noch an neuen Ufern übrig geblieben ist, beantwortet sich schon beim ersten Betrachten des Konzepts: 'The Incident' besteht eigentlich aus einem einzigen Song. Eigentlich, weil das ganze irgendwo auf dem Weg dann noch noch in vierzehn Teile aufgebrochen wurde. 'The Incident' handelt von gravierenden Einschnitten, die ungeplante und überraschende Situationen auf das Leben haben können - Es gibt Songs über sich gegenseitig terrorisierende Nachbaren, aus dem Fluss gefischte Körper, beeinflussende Kulte, aber auch positive Einflüsse, wie etwa das Entdecken von neuer Musik, und so weiter - Steven Wilson agierte dabei erneut klar als federführender Zeremonienmeister, die Ideen entstammen komplett seiner imaginären Welt. Und genau wie die vielfältige Auslegung der Thematik, entpuppt sich auch die Musik als extremst vielschichtig und wandelbar - Und zwar so weit, dass 'The Incident' viele Durchläufe lang nur schwer nachvollziehbar erscheint. Grundsätzlich ist das nichts schlimmes - an der Aufgabe, die Vielfalt des Lebens wiederzugeben, werden sich wohl noch viele Künstler die Zähne ausbeissen. Auch wenn sich Porcupine Tree darin einen Schritt weiter vorwärts kämpfen können als der grösste Teil der sich darin versuchenden Artisten, so wünsche ich mir dennoch, das Album hätte etwas mehr Luft zum atmen, denn so viele Eindrücke lassen sich nun mal nicht einfach so verdauen. Aber genau wie das reale Leben braucht wohl auch 'The Incident' einfach genügend Zeit und Durchhaltewillen, um in all seinen Facetten erkundet zu werden. Porcupine Tree strapazieren mit ihrem neuen Album das Aufassungsvermögen ihrer Hörer um einen überraschend hohen Faktor - War etwa 'Fear Of A Blank Planet' bei all der Vielschichtigkeit trotzdem ein kontinuierlicher Fluss auf einen konkreten Punkt zu, so nimmt sich diesmal 'The Incident' die Freiheit, auch sämtliche Umwege und Pfade ausgiebig zu erkunden. Was aber nichts daran ändert, dass damit ein Album vorliegt, das sich den Platz in der umfassenden Diskografie der Band redlich verdient hat. 'The Incident' hinterlässt den Hörer nachdenklich in sich horchend, und die Mission ist somit mehr als gelungen - Bravo!
El Muerte
Punkte: 9.0 von 10
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WHEN ICARUS FALLS - Over The Frozen Seas (EP)
Get A Life! Records
Das Lausanner Quartett When Icarus Falls legt uns mit seiner EP "Over The Frozen Seas" seine Debutscheibe vor. Angesiedelt im psychedelischen Post-Hardcore irgendwo zwischen internationalen und nationalen Grössen der Marke Isis, Kehlvin und Konsorten wagen sich When Icarus Falls zudem an die Verbreiterung des Sounds, indem sie hauptsächlich fragile Momente zelebrieren und dabei auch gerne mal auf Pianos und dergleichen zurückgreifen. Spontan würden mir an dieser Stelle ebenfalls Sigur Rós einfallen, doch im direkten Vergleich klingen When Icarus Falls dann doch etwas zu dramatisch. Wirklich fett finde ich bei all der Quellenzitierung beispielsweise die hin und wieder eingestreuten cleanen Vocals, die zwar nicht immer ganz sauber gesungen wurden, den Songs aber immens an Dichte zutragen. Hier einzelne Songs im Vergleich aufzureihen würde keinen Sinn machen – immerhin besteht die EP ja gerade mal aus drei Tracks. Aber wirklich gelungen finde ich persönlich das Titelstück "Over The Frozen Seas": Obwohl der Song über zehn Minuten lang ein Thema über mehrere Variationen behandelt und dabei irgendwann nicht mal in die sonst üblichen Gitarrenwände ausbricht, scheint dabei doch alles gesagt worden zu sein und ich lechze förmlich nach den letzten Klängen des Tracks. Der Opener "Black Tree" und das finale "They Created Lies Which Everyone Uses" greifen da lieber auf dominantere Rhythmen und konventionellere Instrumentierung zurück und bilden so äusserst gekonnt den Rahmen für das Titelstück. Während die Band gleich selber die Produzentenrolle übernahm, bediente das Schweizer Drehregler-Ass Julien Fehlmann die Knöpfe - ein Pluspunkt, der sich vor allem im kreativen Umgang mit dem Sound wiederspiegelt. Der gute Julien hat der Scheibe einen drückenden, aber dennoch äusserst transparenten Klang verpasst und ist dabei ziemlich kreativ und einschneidend mit dem Rohmaterial umgegangen. In Kombination mit dem starken Songwriting, dem Willen zu Eigenständigkeit und nicht zuletzt der wirklich superben Performance also klar ein echter Hingucker - When Icarus Falls gelingt mit "Over The Frozen Seas" ein kleiner, stiller Genrehöhepunkt, der hoffentlich noch von zukünftigen Taten der Combo übertrumpft wird.
El Muerte
Punkte: keine Wertung
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GOTTHARD – Need To Believe
G.Records/Musikvertrieb
Unser rockiges Urgestein bietet mit "Need To Believe" ein gekonnter Mix zwischen harten und feinen Songs, der sowohl knallharte Biker wie auch Hausfrauen zufrieden stellen dürfte. Zeichnete sich der Vorgänger "Domino Effect" durch extrem rohe Lieder aus, die sich auch vor kleinen Experimenten nicht scheuten, geht das neue Werk mehr auf Nummer Sicher. Das heisst, grossartige Innovationen sind also nicht zu hören, dafür eine frische und zugleich zeitlose Variante des Gotthard-Sounds. Die Band sucht dabei bewusst nach Gegensätzen, so dass die meisten Songs sowohl ruhige wie auch stürmische Passagen beinhalten. Ob man allerdings "Shangri-La" als eigentliches Lied oder nur als Album-Intro betrachten will, ist jedem selber überlassen. Ich tendiere eher zu Letzterem. "Unspoken Word", "I Don't Mind2 mit seinem Saxon-Riff, das fadengerade rockende "Right From Wrong2 und "Rebel Soul" mit seinem leicht poppigen Refrain rocken ohne Wenn und Aber. Richtige Akustik-Balladen sind diesmal nicht zu finden, dafür die genialen Hymnen "Tears To Cry" und der Stadion-Song "Don't Let Me Down". "Break Away" erinnert im Refrain gar dem Song "Homerun", baut aber in den Strophen grosse Riff-Wände auf. Irgendwo dazwischen liegen der Titelsong, "Unconditional Faith" und "I Know, You Know". Wer jetzt den Eindruck gewonnen hat, dass das Album langweilig klingt, liegt falsch. Zwar bauen Gotthard ihre Songs auf "Need To Believe" immer wieder auf ähnlichen Ideen auf, allerdings sind diese genug eigenständig und verschieden, um auch für sich alleine zu überzeugen. Wichtig ist dabei die gewählte Songreihenfolge, die aus dem Album etwas Spezielles macht. Stellt sich nur die Frage, wie viele Klassiker Gotthard live mit den neuen Songs auswechseln müssen. Denn "Need To Believe" überzeugt sowohl als Ganzes wie auch von den einzelnen Songs her. Es wird deshalb nicht nur Gotthard-Fans lange Freude bereiten. Und wer so ungeniert bei sich selber klaut und trotzdem frisch klingt, der hat sowieso gewonnen.
Roger W.
Punkte: 8.9 von 10
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LYNCH MOB – Smoke And Mirrors
Frontiers Records/Musikvertrieb
Mehr als 17 Jahre hat es gedauert, bis die Ausnahme-Musiker George Lynch und Oni Logan wieder zusammengefunden haben. Es kann daran liegen, dass Oni seinen Wohnsitz in die Schweiz verlegt hat und nicht mehr voll professionell Musik machen wollte, Daraus resultierte auch seine kurze Zusammenarbeit mit der Z7-Hausband "The Force", mit der ich ihn mal live erlebt habe. Oni ist einfach ein unheimlich Charismatischer Vollblut-Vocalist. George Lynch hat schon Anfang der 80er massgebend zum Erfolg seiner damaligen Spielwiese Dokken beigetragen. Sein virtuoses Gitarrenspiel hat viele junge Musiker beeindruckt und beeinflusst. In Kombination mit Oni's Stimme, die rau aber sehr eingängig ist, ergibt das den Sound von Lynch Mob. Auf ihrem Comeback-Album "Smoke And Mirrors" haben sie sich wieder ganz ihren Trademarks verschrieben. Eingängige, blueslastige Songs, die von den Gitarren, dem Gesang und dem Feeling leben. Oni und George werden aktuell von Marco Mendoza (Ex-Whitesnake, Ex-Thin Lizzy) am Bass und Scott Coogan (Brides OF Destruction, Ex-Ace Frehley) an den Drums unterstützt. Auch bei der Arbeit dieser beiden Herren gibt's nichts zu meckern. Alle vier wirken ganz und gar nicht wie ein zusammengewürfelter Haufen, sondern sind tight aufeinander eingestimmt und man merkt, dass sie alle absolute Talente sind, die sehr gut miteinander harmonieren. Da werden wir vom alten Kontinent uns auf ihrer geplanten World Tour, mit welcher sie auch in europäische Gefilde kommen wollen, überzeugen können. Sie haben schon Im Sommer 2008 die USA und Kanada mit Erfolg gerockt. Die Herren bieten alles, was es braucht: Raue Riffs, die in genialen Soli enden, tightes Drum-Spiel in Verbindung mit einem erdigen Bass. Mal rockig, mal ruhig. Dem Ganzen setzt Oni die Krone auf und veredelt das Ganze. Alle Freunde des alten Dokken-Sounds oder auch natürlich die unzähligen Lynch Mob-Fans können aufatmen und sollten sich "Smoke And Mirrors" zulegen, denn es ist wirklich ein starkes Hard Rock-Album.
André G.
Punkte: 8.9 von 10
           Hier reinhören und bestellen für 23.90 SFr.
U.D.O. - Dominator
AFM Records/Musikvertrieb
Beim Interview vor zwei Jahren (vor dem Auftritt beim «Spirit Of Rock» in Winterthur) sagte mir Udo Dirkschneider, dass es solange weitere Alben von U.D.O. geben werde, alsdass die Sache bei guter Gesundheit noch Spass mache, man Platten aufnehmen und touren könne. Das sieht zwei Jahre danach erfreulicherweise immer noch so aus und wer die Band dieses Jahr in Balingen am BYH!!!-Festival gesehen hat, weiss, dass das Feuer noch längst nicht aus ist. Nach der offiziellen Live-Konserve zur «Mastercutor»-Tour legt die deutsche Heavy Metal Ikone mit «Dominator» nun das nächste Studio-Langeisen vor. Davor gab es wiederum eine Single Mini-CD mit dem Titel «Infected» voraus, auf der nicht weniger als vier Non-Album Tracks vertreten sind. Dieser Release soll strikte auf 2222 Exemplare limitiert sein, was mir Udo im aktuellen Interview bestätigt hat. Da finden sich mit «Systematic Madness» und «Bodyworld» unter anderem zwei klasse Songs, die es locker auch verdient gehabt hätten, auf dem Longplayer zu landen. Das kennt und schätzt man mittlerweile an den Studio-Scheiben der deutschen Metal Urgesteine. «The Bogeyman» nennt sich der schmissige Opener, der sofort alles vereint, was man von U.D.O. einfach erwartet und hiermit auch bekommt. Einfach ein weiterer Metal-Kracher der feinsten Sorte! Nicht minder brachial donnert uns darauf der Titeltrack entgegen, gefolgt vom zähflüssigen «Black And White», wovon es ein "nettes" Video gibt (ist auf dem Digipak nebst einem Bonus-Track enthalten), das wohl nicht jeder TV-Station genehm sein wird. Der Mix zwischen schnelleren und stampfigen Nummern ist abermals geglückt und hält für jeden Fan etwas bereit. Mit «Stillness Of Time» und «Whispers In The Dark» finden ergänzend auch ruhigere Töne auf «Dominator» Einzug. Wie schon auf der Mini-CD, kann «Pleasure In The Darkroom» als exklusiver Digi-Bonustrack voll punkten. Auf der Japan Edition wird dann noch ein anderer, zusätzlicher Song zu finden sein. Insgesamt liegt das neue Album klar auf Augenhöhe mit dem Vorgänger, wobei «Mission Nr° X» von 2005 nachwievor unangetastet bleibt.
Rockslave
Punkte: 8.8 von 10
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LYNYRD SKYNYRD - God & Guns
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Wenn aktuell von echtem Südstaaten Rock im Geiste der Allman Brothers die Rede ist, dann sind das neben den etwas härter ausgerichteten Molly Hatchet eigentlich nur Lynyrd Skynyrd und gewissermassen auch ZZ-Top. Zumindest sind das diejenigen Acts, die immer noch auftreten. The Outlaws (mehr) und Black Oak Arkansas (weniger) sowie noch ein paar weitere Combos gehören auch in diese Stil-Ecke. Sechs Jahre nach dem letzten, starken Album «Vicious Cycle», wovon es auch offizielles Live-Material gibt, folgt nun mit «God & Guns» das nächste Studio-Werk von Johnny van Zant und Co. Im Frühsommer waren sie bekanntlich auf Tour und liessen auch bei uns (Wettingen, 4.6.09) all ihre alten Hits vom Stapel. In den Staaten drüben kamen im August mit «Skynyrd Nation» und «Still Unbroken» erstmals zwei neue Songs bereits zu ersten Live-Ehren. Letzterer ist der Opener der CD und trieft nur so vor den guten, alten Zeiten, sprich den Trademarks, die man als eingefleischter LS-Fan einfach erwartet, besser geht's kaum! «Simple Man» könnte auch von Bon Jovi (zu «Blaze Of Glory» Zeiten) stammen und trägt mit der Text-Zeile «I like the simple life» den textlichen Leitfaden, der sich mehr oder weniger auf dem ganzen Album findet. Besonders «Southern Ways» bringt das heimatliche Gefühl, das mit einer Lebensgeschichte besungen wird, besonders gut zum Ausdruck. «Take me back to my southern ways» empfiehlt sich dabei als künftiger Mitsing-Refrain, der für zünftig Stimmung sorgt. Gleiches könnte auch dem groovigen und leicht funkigen (!) «Skynyrd Nation» blühen, das die Fenster erzittern lässt. Was natürlich auf so einer Scheibe auf keinen Fall fehlen darf, sind balladeske Klänge, die von «Unwrite That Song» (mit etwas Springsteen-Flair), «That Ain't My America», «God & Guns» sowie dem abschliessenden «Giftet Hands» treffend abgedeckt werden. Hier findet sich zudem, wenn auch viel kürzer, das klassische Solo-Thema von «Free Bird» wieder. Eine rundum gelungene und von Bob Marlette (Alice Cooper, Nickelback, u.a.) vorzüglich produzierte Scheibe, die bestimmt auch Billy Powell (Piano - R.I.P.) und Leon Wilkeson (b - R.I.P.) gefallen hätte.
Rockslave
Punkte: 8.7 von 10
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DARZAMAT – Solfernus’ Path
Massacre Records/Musikvertrieb
Polen dürfte ja den meisten Metalheads vor allem wegen einer Band bekannt sein: Vader prügeln sich schon seit längerem durch die Gehörgänge, aber auch Behemoth oder Decapitated haben ihre Wurzeln in diesem Gebiet. Also kommt von dort her mehrheitlich harter Stoff? Ich denke mal, so generell lässt sich dies nicht sagen, aber klar ist: Auch bei Darzamat haben sich diese polnischen Trademarks eingegraben, wenngleich die Jungs und das Mädel keinen Death Metal zocken, sondern eine Mischung aus Gothic und Death/Black Metal, das Ganze mit modernen Synthies versehen, die jedoch niemals dominieren sondern der Untermalung dienen. Dass die gute Dame nicht in die hohen Trällerliesen-Sphären abdriftet muss man ihr extrem zugute halten, sie singt sogar relativ tief, ähnlich wie bei der aktuellen Flowing Tears. Dazu gesellen sich Growls, die auch ein wenig in der schwarzmetallischen Region wildern, kurz: Langeweile kommt da nicht auf. Die Leute verstehen ihr Handwerk, die Produktion ist schön fett und druckvoll ausgefallen, zudem sind die orchestralen Parts schön stimmig mit der metallischen Mucke auf einem Level. Gewisse Singparts sind zwar eher ein wenig gewöhnungsbedürftig, wenn nicht gar eher lächerlich, aber das bleibt wohl oder übel geschmackssache – es klingt einfach strange, wenn die Sängerin bei „Vote For Heresy“ eben diese Zeilen ziemlich gepresst von sich gibt, während praktisch gleichzeitig gegrowlt wird, oder wenn bei „Pain Collector“ zu Beginn „Da-da-da-daaa“ gesungen wird, das wirkt einfach nur deplatziert. Schön aber ist, dass „Solfernus’ Path“ quasi in vier Teile unterteilt ist, die ein eigenes Intro bekommen. Das klingt auch gut, wenn man die Scheibe am Stück hört, denn so ein Break bereitet in diesem Sinne auf die nächste Stufe vor. Musikalisch gesehen kann auch eine gewisse Parallele zu Lacuna Coil gezogen werden, zumindest, was die Modernität betrifft. Doch was die Italiener dann wirklich in die Gothic-Richtung weiterziehen, ist für Darzamat einfach der Grundstein für die eher todesmetallische Entwicklung, inklusive Penetration des Double Base-Schlagwerks. Wirkliche Minuspunkte sind ausser den erwähnten Kleinigkeiten nicht auszumachen, die Abwechslung stimmt, die Leute verstehen ihr Handwerk und man merkt, dass dies nicht ihre erste Scheibe ist. Wer auf einen virtuosen Mix aus Gothic und Black/Death Metal steht und auf Variabilität Wert legt, der kann sich „Solfernus’ Path“ praktisch bedenkenlos aneignen, aber auch den Skeptikern kann ich mindestens ein Ohr voll dieser eigenwilligen, aber eben gerade deswegen wunderschönen Musik nur empfehlen.
Toby S.
Punkte: 8.7 von 10    
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KRYPTERIA – My Fatal Kiss
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Gerade im Symphonic Metal-Bereich ist es schwer, als Band Akzente zu setzen. Aber Ji-In Cho (Vocals), Chris Simoens (Guitars), Frank StuMusikvertrieboll (Bass) und S.C. Kuschernus (Drums) haben sich da den Ruf, eigenständig zu sein, hart erkämpft. Klar, es ist und bleibt Female Fronted-Symphonic Metal. Aber die Songs sind nicht ganz so eingäng wie bei manchen anderen Acts. Sie sind auch etwas härter ausgefallen als auf dem Vorgänger-Album. Es gibt richtig amtliche, fette Banger wie zum Beispiel an fünfter Stelle der Song "Deny": Der knallt voll rein und der Gesang variiert von rockig bis zu flüstern. Fast in jedem Song ist ein kleines, gut eingebautes Gitarrensolo eingebunden, das dem Ganzen einen speziellen Touch gibt. Gerade die Gitarren zeigen eine gute Vielfältigkeit: Das geht von wirklich harten, treibenden Riffs bis hin zu traumhaft melodischen Soli, die einen entfliegen lassen. S.C., seines Zeichens der Bearbeiter der Schiessbude, setzt mit seinem Spiel gute, harte Akzente und unterstützt nach Kräften den Rest der Band. Dieser Faktor ging leider bei der Produktion etwas unter. Manchmal schwächeln die Drums im Soundgewand, und auch die Gitarren, welche zwar meistens voll da sind, wurden etwas zu schwach in Szene gesetzt, wenn Ji-In so richtig loslegt. Aber das ist nur ein kleiner Teil. Ji-In haucht mit ihrer ausgebildeten Stimme den Songs dann richtig Leben ein. Was auch als Markenzeichen von Krypteria gilt, sind die Backgroundchöre. Da alle vier sehr gute Sänger sind, kommen die stark und intensiv daher. Textlich könnte man bei "My Fatal Kiss" fast von einem Konzeptalbum sprechen: Alle Tracks handeln vom Wechselspiel und Kampf zwischen Gut und Böse, welcher in allen möglichen Lebensbereichen anzutreffen ist. Jeder hat mal so einen Kampf auszutragen. "My Fatal Kiss" ist vielleicht der Anfang des Kampfes. Dadurch, dass in den Liedern viele eigene Emotionen und Erfahrungen der Bandmembers verarbeitet wurden, ist das Album sehr persönlich geworden. "My Fatal Kiss" ist eine gute Festigung ihres Standes innerhalb der Szene. Fans dieses Genres werden sicher ihre Freude haben. Leute, die mit der Stilrichtung nicht so warm werden, wird es wohl auch nicht bekehren, obwohl ich persönlich nur raten kann, mal unverbindlich ein Ohr rein zu hängen.
André G.
Punkte: 8.7 von 10
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BEARD FISH - Destined Solitaire
InsideOut Music/SPV
Auch auf ihrem vierten Werk bieten die Schweden, wie auch auf den Vorgängeralben "Sleeping in Traffic 1 + 2", Retro-Prog, der vor allem in den späteren 60ern und 70ern seinen Ursprung hat. Aber so leicht machen es uns die Herren Musiker natürlich nicht, zu vielschichtig ist der Sound der Nordlichter. Tragend auf dieser CD ist sicherlich die Hammond-Orgel, da rückt so manches Mal die Gitarre in den Hintergrund. Aber genau das gefällt mir ungemein bei Beardfish. Unberechenbar wird hier gut 75 Minuten lang durchgeproggt. wobei das Hauptgewicht hier sicher nicht auf Gesangsmelodien oder schönen, eindeutigen Refrains liegt, obwohl auch diese hier zu finden sind. Eher findet man sich hier inmitten verspielter, oft auch sehr langer Instrumentalparts. Aber auch rockige Szenen wechseln sich hier mit jazzigen Elementen ab, in all diesen Prog-Elementen blitzen immer wieder Anleihen zu älteren Bands wie ELP, Gentle Giant, Zappa oder auch ältere Kaipa durch, ja, sogar ein wenig Jethro Tull. Aber eben nur ein wenig. Der Bartfisch hat ganz sicher genügend Eigenständigkeit, um den 'normalen' Prog-Konsumenten noch enorm zu fordern. Noch erwähnen möchte ich das geniale, 15-minütige "Until You Comply Including Entropy", das mir nach ein paar Durchläufen einfach nicht mehr aus dem Kopf geht und alles, was Beardfisch ausmacht, in einem Song vereint, man höre sich gegen Ende des Stücks nur den ulkigen Walzertakt und den herrlichen, lustigen Chor an, also Humor haben sie ja, die Schweden. Und alles kommt mit so einer Leichtigkeit aus den Boxen, dass man nur staunen kann über die hervorragende Leistung dieser genialen Musiker. Zum Teil gibt's hier wirklich schwere Kost für gestandene Proggies, die aber sicherlich ihre Freude an diesem Silberling haben werden.
Crazy Beat
Punkte: 8.6 von 10
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J.B.O. - I Don't Like Metal (I Love It)
Megapress/Phonag
Hier nun was für Metallianer, die auch über sich selbst lachen können. Eine gewisse musikalische Bildung über den Tellerrand hinaus kann auch nicht schaden, weil man sonst kaum was von dem neuesten Output der Franken versteht. Die Zahl der 'gecoverten' Songs ist wieder sehr gross. Wobei zu sagen gilt, dass, wenn J.B.O. covern, dann nur das Musikalische. Der Text (meist in Deutsch) wird selbst verfasst und garantiert einmal mehr Lachanfälle. So wird aus "Dreadlock Holiday" ganz einfach "I Don't Like Metal". Aus dem alten Discoklassiker "D.I.S.C.O." wird kurz mal "M.E.T.A.L.". Falco's "Jeanny" wird in "Angie" umbenannt, und die aktuelle deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wird da mit den Worten "quit livin' on dreams" besungen. Metallisch aufgepeppt wird auch der 80er Sommerhit "Vamos a la playa". Ab sofort singt man dieses Lied mit "Geh mer halt zu Slayer". Der Klassiker "Pogo in Togo" heisst für alle ab sofort "Dio in Rio", und ein gewisser Glenn Leipzig spricht 'sechs sechs sächsisch' - die Sprache öf thä Beast. Seid ihr nun verwirrt? Egal, denn J.B.O. schaffen es einmal mehr, viel Freude und Spass zu vermitteln. Die Freude auf das kommende Konzert am Samstag, 14.11.2009 im Transilvania in Erstfeld im schönen "Üri", ist jetzt schon gross! Wer zu metallischen Tönen mal herzhaft lachen will, ist bei J.B.O.'s CDs oder Konzerten immer richtig.
Roxx
Punkte: 8.6 von 10
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EUROPE – Last Look At Eden
Ear Music/Phonag
Wer gedacht hatte, bei Europe sei der "Final Countdown" Anfang der 90er gespielt worden, der hat sich geirrt. Seit sie wieder ganz in der alten Besetzung auf der Millenniumsfeier in Stockholm vor einer halben Million Leuten ihren Klassiker "The Final Countdown" zum besten gegeben haben, ist das Feuer wieder entflammt. Im Jahre 2004 legten sie dann ihr Comeback vor, und seither bewiesen sie auf diversen Tourneen, dass sie eine ausgezeichnete Livecombo sind. Sie haben auch schon sehr viele Male gezeigt, dass sie weit mehr drauf haben als die doch eher im Weicheierrock angesiedelten 80er-Tracks. Im September kommt jetzt ihr neues, mir vorliegendes Album auf den Markt. Was mich an dem Teil wirklich packt und überzeugt, ist die Gitarren-Arbeit von John Norum. Er hat sein Instrument voll im Griff. Da sind traumhafte Soli, die sauber mit den Songstrukturen harmonieren genauso vertreten wie fette Riffs, die den schnelleren Nummern den Drive geben. Auch die Stimme von Joey Tempest ist gereift und trägt die Emotionen der einzelnen Komposition sicher und stark vor. John Leven am Bass, Mic Michaeli am Keyboard und Ian Haugland hinter der Schiessbude machen eine wirklich saubere Arbeit und geben den Songs die nötige Kraft. Was mir gefällt, sind gerade die etwas straighteren Songs wie zum Beispiel "The Beast", welche deutlich zeigen, dass die Band nicht nur im balladesken Teil des Hard Rocks zuhause ist. Auch die elektronisch verfremdeten Gitarren passen gut in die schnelle Nummer. Klar sind diverse ruhigere Nummern vertreten, aber auch die bringen sie mit den nötigen Emotionen stark rüber und erfreuen den Hörer. Wie die Songs live klingen, kann man sich im Januar des nächsten Jahres in Zürich selber anhören. Für mich ist jedenfalls klar: Mit den Schweden ist auch in Zukunft zu rechnen, und der finale Countdown ist noch länger nicht gespielt.
André G.
Punkte: 8.5 von 10
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NARNIA – Course Of A Generation
Massacre Records/Musikvertrieb
Alles neu bei den schwedischen Power-Christen Narnia? Nicht ganz. Denn trotz Sängerwechsel, musikalischer Neuausrichtung und dem erstmaligen Verzicht, den Löwen Aslan auf dem CD-Cover abzubilden, ist sich die Band im Kern treu geblieben. Noch immer behandeln die Texte vorwiegend christliche Themen, die aber im Vergleich zu Divine Fire, dem mittlerweile aufgelösten Projekt des Ex-Sängers Christian Liljegren, nicht missionarisch daher kommen. Rund herum hat sich aber vieles verändert. Ob man diese Erneuerung nun besser oder schlechter findet, bleibt schliesslich Geschmacksache. Tatsache ist, dass die neuen Arrangements im Vergleich zu früher deutlich an Eigenständigkeit verloren haben. Narnia 2009 klingen wie eine christliche Version von Firewind. Dazu trägt neben den sehr ähnlichen Kompositionen auch der brasilianische Sänger Germàn Pascual bei. Abgesehen von diesem Vergleich aber ist "Course Of A Generation" ein extrem starkes Album geworden, das über die volle Länge durch seine druckvolle Produktion und die eingängigen Refrains für kurzweilige Unterhaltung sorgt. Hier kriegt man klassischen Melodic/Heavy-Metal in höchster Vollendung. Vielfach bewegen sich die Songs im Mid Tempo-Bereich, brechen aber mit "Armageddon" und dem Titel-Song zu wahren Nackenbrechern aus. Was schliesslich den Vorgänger "Enter The Gate" noch ein wenig stärker gemacht hat, war die wirkliche Eigenständigkeit der Musik und ein epischer Song mit dem Titel "The Man From Nazareth" (nicht ein Musiker der schottischen Hard Rock Veteranen gemeint). Diese fehlen hier leider komplett. Ansonsten ist der Sängerwechsel aber komplett geglückt und es würde mich nicht wundern, wenn Narnia mit dem neuen Album ihren Fankreis noch ein wenig ausbauen könnten. Metaller, die auch vor christlich angehauchten Texten nicht zurückschrecken, dürfen auch 2009 bedenkenlos zugreifen.
Roger W.
Punkte: 8.5 von 10
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GHOST BRIGADE – Isolation Songs
Seasons Of Mist/K-Tel
Die Quelle an Bands in Finnland scheint unerschöpflich, doch während die einen auf Frauenpower setzten, gibt es da noch einen Abzweiger zu Formationen, welche viel Gewicht auf melancholische Stimmung setzten, zu diesen darf auch Ghost Brigade gezählt werden, welche mit ihrem zweiten Werk "Isolation Songs" dem kommenden Herbst die Tore öffnen. Doch neben den Anleihen bei Amorphis ("Concealed Revulsions") und Before The Dawn ("Architects Of New Beginning") sind schwedische Akzente tragend, insbesondere eine Verwandtschaft zu Katatonia ist nicht von der Hand zu weisen, und was den leichten Melodic/Death-Einschlag angeht, könnte man auch Dark Tranquillity heranziehen und schaut man über den Teich, so wären Isis nicht weit, jedoch deren Qualitäten werden Ghost Brigade noch nicht ganz gerecht. Doch sollte man nicht zu früh (ver)urteilen, denn was Ghost Brigade mit "Isolation Songs" abliefern, ist gerade für Geniesser dunkler Klangeskunst eine ausserordentliche Freude, welche sehr stark aus seinen ruhigen Tönen und düsteren Melodien Kraft schöpft und es auch schafft, mit diesen Melodien zu fesseln, ohne irgendwie kitschig oder nach billigem Mainstream zu tönen. Wer eine Schublade braucht, dem könnte man am ehesten Ghost Brigade als Dark Metal-Band mit Prog Rock-Einschlag beschreiben, welche auch nicht davor zurückschrecken, mal ein Cello ertönen zu lassen ("Lost In A Loop") oder rein instrumental ("22:22 – Nihil") agieren. Egal ob bei den schnelleren Nummern wie dem Opener "Suffocated" und "Liar" oder schleppenden Songs "Lost In A Loop", "Birth" bis hin zu den ruhigen Nummern "My Heart Is A Tomb", "Concealed Revulsions" und "A Storm Inside", Ghost Brigade versprühen eine melancholische und zugleich warme Atmosphäre, wie ich es schon lange von keiner Veröffentlichung mehr gehört habe. Was zuweilen etwas bei den ruhigeren Nummern auffällt, ist, dass die Songs gerne etwas vor sich 'hindümpeln', bis sie sich schlussendlich in einer Gänsehautmelodie auflösen. Auch gibt's so gut wie keine Ecken und Kanten an den Songs, was mich zwar anfänglich befürchten liess, dass sich "Isolation Songs" sehr rasch abnützt, doch nachdem die Scheibe über die letzten Wochen etliche Stunden rotiert hat und noch immer begeistert, kann man von der fehlenden Komplexität absehen und ein Auge zudrücken. So ist "Isolation Songs" der Soundtrack für das Ende dieses Jahres, der Begleiter auf den Spaziergängen durch Nebel verhangene Wälder und Felder, und selbst für gemütliche Stunden zu zweit vor dem Kamin zusammen mit einem Glas Rotwein die ideale Untermalung.
R.K.
Punkte: 8.5 von 10
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SILENT MEMORIAL - Cosmic Handball (Re-Release)
Limb Music/SPV
Erst grad haben die Schweizer mit "Retrospective" ein hammergeiles Album veröffentlicht, schon wird nachgeschoben. Und zwar ein Re-Release ihres ersten Werkes "Cosmic Handball". 1998 wurde das Teil in Asien auf den Markt geschmissen, wieso das wirklich starke Album erst jetzt bei uns veröffentlicht wird, da habe ich keine Ahnung. Ich frag die Jungs mal bei Gelegenheit. Auch beim Debut ist man sehr progressive vorgegangen und hat einige sehr starke Nummern am Start. Als erstes bleibt mir sofort das melodiöse "Lovely Galaxy" hängen, der ruhige Song überzeugt mit tollen Chören und einem grandiosen Refrain. Dass es aber auch anders zugehen kann, zeigt "Deserted Land", da wird im zweiten Teil des Songs voll aufgedreht und auf musikalisch höchstem Niveau gespielt, dass es nur so eine Freude ist. Die Melodien kommen auch nie zu kurz, wie bei "Falling Apart", und es bleibt aber immer noch genug Spielraum, um ein paar geniale Gitarren-Soli einzubauen. Silent Memorial haben schon damals auf sehr hohem Niveau gezockt, und ihr damaliger Shouter Thomas Vikström machte seine Sache ebenfalls mehr als gut und fügte sich bestens in die Prog-Welt der Schweizer ein. Abschließend kann man nur noch sagen, dass meiner Meinung nach dieses Debut seinem Nachfolger "Retrospective" in nichts nachsteht und ebenfalls ein grandioses Prog Metal-Album ist.
Crazy Beat
Punkte: keine Wertung
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TEMPESTA – The Other Side
Fastball/Musikvertrieb
Aller Kritik zu den Live-Auftritten zum Trotz muss ich doch zugeben, dass Ich Tempesta mit ihrem simplen Mix aus Hard Rock und Country-Elementen mag. Schaffte die Band mit "Fulltime Joker" den ersten zaghaften Schritt in die musikalische Eigenständigkeit, ist von den Vorbildern auf "The Other Side" definitiv nicht mehr viel zu hören. Tempesta ziehen hier einfach ihr Ding durch und scheuen sich auch nicht davor, stellenweise sehr entspannte Lagerfeuer-Atmosphäre zu verbreiten, um dann wieder an Härte zu gewinnen. Knallharte Metaller können spätestens jetzt zum nächsten Review wechseln, wer aber sowohl Laut wie auch Leise mag, kann dran bleiben. Denn irgendwie passt das Album so, wie es ist, ziemlich gut. Was auffällt, ist der exzessive Einsatz eines Klaviers, das viele Songs mal rock'n'rollig, mal balladesk begleitet. Wollen Tempesta diese Songs künftig live glaubhaft rüberbringen, wird aus dem Quartet wohl bald ein Quintett werden müssen. Es gibt aber auch Lieder, in denen die Band ganz auf die Klimperei verzichtet. So zum Beispiel im straight rockenden "Hey Jack" oder bei "Hicktown". Letzterer wurde nicht von Tempesta selber geschrieben, passt aber sehr gut aufs Album. Und wäre da nicht der kleine Hinweis im Booklet, würde man es kaum merken. Warum man das Album allerdings ausgerechnet nach einem Song benannt hat, der ebenfalls nicht aus der bandeigenen Schmiede stammt, bleibt mir ein Rätsel. Leidet da etwa jemand an fehlendem Selbstvertrauen? Wenn das so wäre, wäre das völlig unnötig. Denn die restlichen Lieder, die oft zusammen mit Produzent Michael Bormann geschrieben wurden, stehen dem Titeltrack in nichts nach. Besonders die Country-Ballade "I'm Sorry" sorgt für Gänsehaut mit ihrem Duett zwischen Tempesta-Sänger Reto Thalmann und Rachel Williams. Aber auch das ZZ-Top angehauchte "Talk Of The Town" oder das ebenfalls schön riffende "Hurts Me" können sich mehr als hören lassen. Bisherige 'Tempesta-gut-Finder' können sich also auf ein Album freuen, das die Band in ein insgesamt leicht softeres Gewand als auf dem Vorgänger kleidet. Man darf gespannt sein, ob Tempesta mit "The Other Side" die Grenzen ihres Sounds ausgelotet haben oder ob in Zukunft noch weitere stilistische Ausflüge zu hören sein werden. Wohin die Reise gehen wird, ist mit diesem Album schwierig zu sagen. Gut so! Ein Klassiker von Weltformat ist "The Other Side" zwar nicht geworden, aber gute Schweizer-Kost, die wieder einmal das musikalische Potential der Band und Michael Bormann unterstreicht.
Roger W.
Punkte: 8.2 von 10
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DEVOURMENT – Unleash The Carnivore
Brutal Bands/
Non Stop Music
Endlich hat das lange, wirklich sehr lange Warten ein Ende. Nach einer Pause von Sage und Schreibe vier Jahren (Butcher The Weak 2005) entfesseln Devourment eine neue Bestie oder sollte ich sagen einen Fleischfresser. Die Texaner rund um Sänger und Künstler Mike Majewski, gelten als Begründer des Slam Death Metal, obwohl von den drei ursprünglichen Mitgliedern keiner mehr anwesend ist. Beim ersten Durchgang fällt schnell auf, dass sich einige Dinge getan haben seit „Butcher The Weak“. Besonders gefällt mir, dass die Drums nicht mehr ganz so dominant sind wie zu vor, was einem ein angenehmeres Hörererlebniss beschert. Während der Vorgänger von „Unleash The Carnivore“ hauptsächlich auf eine laute Produktion gesetzt hat, ist der neue Silberling sorgfältiger und reiner Produziert worden. Wer jetzt aber denkt, dass dies zu Lasten des drückenden Grooves geht, hat weit gefehlt. Die vier Jungs aus Dellas dröhnen immer noch genau so brutal, schleppend und kraftvoll aus den Lautsprechern wie eh und je. Devourment ist eine der Bands welche man entweder liebt oder hasst. Die Kritiker bemängeln die technischen Finessen, welche sich in den fehlenden Solis wiederspiegeln, wobei man Heutzutage ja von technischen Death Metal Bands nur so überrannt wird. Deswegen ist eine Abwechslung mehr als nur Willkommen. „Unleash The Carnivore“ ist für mich der rohe Ursprung des brutalen Death Metals. Unverfälscht, hart, groovend und zerstörerisch, mit Texten weit entfernt von irgendwelchen Denkanstössen. Wer schon einmal das Vergnügen hatte die Texaner live zu sehen weiss wo von ich spreche, denn diese lassen keinen Grashalm stehen und jagen das Publikum auch gerne einmal rund um das PA. Fans der Band und Slam sollten sich die Scheibe also sicherlich besorgen, die anderen dürfen aber getrost die Finger davon lassen.
Xenia
Punkte: 8.2 von 10
        
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JORN - Dukebox (Best Of)
AFM Records/Musikvertrieb
Ich glaubs nicht! Ich glaubs einfach nicht! Freudig reisse ich das Kuvert meiner monatlichen Ladung zu rezensierender CDs auf, als mich der Schlag trifft. Ich muss mehrmals hinschauen, um es zu glauben. Tatsächlich, da steht 'Jorn' drauf - schon wieder! Jorn Lande, neuerdings wieder Mitglied bei Masterplan, mag eine der charismatischsten und überwältigendsten Stimmen des Metals sein, doch gleichzeitig haut der Blondschopf auch eine Scheibe nach der anderen raus und zwar in solch kurzen Abständen, dass man sich schon beinahe körperlich bedrängt fühlt. Zur Verdeutlichung einige Zahlen: 19 Langspielplatten in 10 Jahren, davon 16 reguläre Alben, eine Best Of-, eine Live- und eine Cover-Scheibe. Dazu kommt eine DVD, zwei EPs und einige Gastperformances. Mit "Dukebox" erreicht man dieser Tage nun die volle 20. Dabei handelt es sich um eine weitere Best Of, wobei es scheint, dass das Release dieses Mal nicht auf Jorn's Mist sondern auf demjenigen seiner Ex-Plattenfirma AFM gewachsen ist, erschien die letzte Best Of-Scheibe "The Gathering" von 2007 doch auf seinem momentanen Label Frontiers. Kredenzt werden dem übersättigten Fan dabei 16 Nummern aus Jorns kompletter Solo-Karriere, mit Ausnahme von dessem neuesten, erst dieses Jahr erschienen Streich "Spirit Black". Dafür gibt's ganze Songs von "Lonely Are The Brave" (2008), fünf von "The Duke" (2006), drei von "Out To Every Nation" (2004) und zwei von "Worldchanger" (2001). Die Songauswahl ist wirklich stark, das muss gesagt werden, und bietet einen qualitativ hochstehenden Überblick über das Schaffen des Norwegers, der mit Nummern wie "Duke Of Love", "Tungur Knivur", "War Of The World" oder "We Brought The Angels Down" echte Kracher geschrieben hat. Für Neueinsteiger also empfehlenswert, für Fans jedoch völlig überflüssig, da es die Plattenfirma anscheinend nicht für nötig befand, zumindest ein wenig Bonusmaterial auf "Dukebox" zu packen. Hoffen wir, dass diese Geldmacherei (nichts anderes ist das!) mit dem Wiedereinstieg bei Masterplan ein Ende findet und das unumstrittene Talent Jorns nicht weiterhin (auch durch ihn selbst) so missbraucht wird!
Kissi
Punkte: keine Wertung
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SLIPKNOT - Slipknot (10th Anniversary Edition)
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Zehn Jahre ist es jetzt schon her, seit Slipknot mit ihrem selbstbetitelten Debüt-Album der Metalszene frischen Wind eingehaucht haben, und der Kult um die Band will einfach nicht abreissen. Ursprünglich als temporäres Phänomen und von der Metal-Szene grundsätzlich als moderner Scheiss abgetan, überlebte die Band sämtliche Herausforderungen, und stellt sich heutzutage zwar etwas angeschorft, aber nichtsdestotrotz so standhaft und kämpferisch wie eh und je den Gezeiten: Die Jungs headlinen mittlerweile weltweit die grössten Tours und Festivals, haben sich dank der technisch anspruchsvollen Arbeit auf den letzten Alben den Respekt der Musikerszene erkämpft, und verblüffen regelmässig mit neuen kreativen Eingebungen und mittreissenden Live-Shows. Dass dies alles hart erkämpft werden musste, zeigt nun die Re-Issue des 'Slipknot'-Albums: Nebst den Tracks der regulären Veröffentlichung, finden sich darauf auch einige Remixes, Demos und weitere Versionen der Songs. Dabei sind sicher die Demos und der Terry Date-Mix von 'Wait And Bleed' am interessantesten - Während die Songs im Demostadius bereits eine ungeheure Dichte und Konzentration aufzeigen, wird beim Terry Date-Mix klargemacht, wie Slipknot hätten klingen können, wenn sie sich eben für diesen Mischer entschieden hätten. Das Herzstück dieser hübsch aufgemachten Veröffentlichung ist aber klar die 52-Minütige Doku 'Of The Sic' auf der dazugehörenden DVD. Das von Perkussionist Shawn Crahan zusammengeschnittene Zeitdokument zeugt von der urspünglich chaotischen Energie der Band (Die Jungs zündeten sich auf der Bühne regelmässig gerne gegenseitig an, und nahmen bei Gelegenheit schon mal das ganze Dekor auseinander), ihrer Nähe zu den Fans, und vor allem von einigen interessanten Arten, sich Backstage die Zeit zu vertreiben. Ganz geil kommt beispielsweise auch der Teil, in dem ein Mitglied frischgeduscht von seinem Hotelzimmerfenster aus Autogramme schreiben muss, obwohl neben ihm ein blondes Mädel auf etwas Zuneigung wartet. Unter'm Strich haben wir all das natürlich schon unter anderem weit ausgiebiger von Bands wie Metallica, Pantera und Konsorten gesehen, aber der Wandel der Zeit lässt diese DVD einfach in einem anderen Blickwinkel erstrahlen. Weiter gibt's zudem eine komplette Live-Performance (Dynamo-Festival, 2000), sowie die Videos zu 'Spit it Out', 'Wait And Bleed', und 'Surfacing' zu bestaunen. 'Slipknot - 10th Anniversary Edition' ist somit eine klasse Komplettierung zum bisherigen Schaffen, und dank der DVD auch inhaltlich gerechtfertigt. Ich würde mal spontan meinen, dass jetzt nicht gerade jeder da draussen losrennen muss, um sich das Teil unter den Nagel zu reissen - Aber lohnen tut sich der Kauf auf jeden Fall!
El Muerte
Punkte: keine Wertung
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THE PROJECT HATE MCMXCIX – The Lustrate Process
Vic Records/Irascible
Obwohl mit "The Lustrate Process" bereits das sechste Album ins Haus steht, fristen The Project Hate MCMXCIX doch eher ein Schattendasein, was aufgrund ihrer Einzigartigkeit vielleicht nachvollziehbar ist, doch andererseits ist es auch erstaunlich, denn was die Band seit Jahren produziert, hört sich sehr faszinierend an. Wie für die Band üblich konnten auch dieses Mal eine Schar an Gastmusikern rekrutiert werden: Martin van Drunen (Hail Of Bullets, Asphix, Ex-Pestilence), Johan Hegg (Amon Amarth), L.G. Petrov (Entombed), Christian Älvestam (Ex-Scar Symmetry) und Mike Wead (King Diamond/Mercyful Fate), um nur die bekanntesten zu nennen. Im Vergleich zu den Vorgängern hat sich zwar nicht viel verändert, noch immer spielen The Project Hate MCMXCIX eine Art experimentellen Death Metal mit Industrial-Anleihen, epischen Parts und weiblichem Gesang als Beigemüse. Dies mag nun Liebhabern von simpel gestrickter Musik Gänsehaut auf den Rücken projizieren, was ehrlich gesagt auch nicht erstaunt da neben der aussergewöhnlichen Mixtur die Songs jeweils zwischen 7 und 13 Minuten Länge pendeln und somit an jeglichem konventionellen Strophe-Refrain-Schema vorbeiziehen. Ein harter Brocken, welcher sich nicht beim ersten Anhören erschliesst, jedoch hier liegt auch die Stärke, denn langweilig ist "The Lustrate Process" zu keiner Sekunde. Weiter ist der basslastige Mix extrem druckvoll, was "The Lustrate Process" von den Vorgänger-Alben deutlich abhebt. Wer der Band fremd ist, sich jedoch mal ein Bild vom Geschehen machen will, der startet wohl bevorzugt mit dem Song "The Locust Principles", welcher am ehesten ein Türchen zu "The Lustrate Process" öffnet und gleichzeitig auch einer der stärksten Songs auf dem Album ist. Trotzdem: Auch hier wird volle Konzentration benötigt, ein lockeres Anhören nebenbei liegt nicht drin. Dafür wird man aber auch mit einem vorzüglichen und nicht alltäglichen Album belohnt, welches zwar nicht jedermanns Sache sein wird, aber für den offen Gourmet eine Festmahlzeit darstellt.
R.K.
Punkte: 8.0 von 10
         
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MACBETH - Gotteskrieger
Massacre Records/Musikvertrieb
Sofern man auf edelst produzierten Teutonenstahl der modernen Gangart steht und kernigen, deutschen Gesang am liebsten in Stein gemeisselt vor sich liegen hätte, wird bei Macbeth aufs Treffendste bedient werden. Mit einem druckvollen, aber für die auf härtere Sounds geeichten Metaller unter uns etwas zu polierten Gesamtsound, thematisieren Macbeth unter Anderem Geschichten von Infanterieschlachten, U-Boot-Tragödien, dem gekreuzigt werdenden Nazarener, Märtyrern, Schaffotgängen und fünf weiteren Dramen, wobei die Dramen gänzlich auf die lyrische Ausrichtung gemeint sind. Musikalisch fährt die doch schon seit einem Vierteljahrhundert existierende Band eine Mischung aus Dark und Heavy Metal und erinnert mich über weite Strecken an alte Judas Priest und Iron Maiden light. Die Produktion ist wie gesagt spitze, druckvoll, transparent und aktuell. Die stimmigen Twin-Gitarrenläufe und die tollen Soli sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben und das homogene sowie gefällige Songwriting wirkt so eindrücklich wie auch ein bisschen einlullend. Als Krönung setzt der gerrrollte, aber melodische und charismatische Gesang Übersongs wie dem bombastischen "Golgatha" das Sahnehäubchen auf. Im Grundprinzip nicht unbedingt meine Baustelle, aber ich habe Macbeth aufgrund ihrer Leistungen in meinen musikalischen Freundeskreis aufgenommen und habe darum auch eine Empfehlung auszusprechen. Reinhören.
Hardy

Punkte: 8.0 von 10
         
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SALTATIO MORTIS - Wer Wind Saet
Napalm Records/Musikvertrieb
Was soll man machen, wenn man eine Scheibe kritisieren soll, die bis auf Album- und Songtitel genau dieselbe Rezension erfordern würde wie das Vorgängerwerk? Saltatio Mortis, seit Jahren ein Garant für schweisstreibende Live-Shows und starke Liedersammlungen in Scheibenform, haben mit "Wer Wind saet" ihr neues, nunmehr sechstes Langeisen am Start, und sowohl Sonnen- als auch Schattenseiten sind durch und durch identisch mit denjenigen ihrer letzten Veröffentlichung "Aus Der Asche" von 2007. Durchwegs tolle Songs (man höre sich nur mal den Opener "Ebenbild" an), eingängig, rund und gut gespielt, dazu die lockere, luftige Produktion, treffen auf das grosse Problem dieser Band: ihre Identität. Zwar hat man sich nach den Experimenten der ersten paar Scheiben auf die Mittelalter-Rock-Schiene geeinigt und zeigt auch heuer wieder, dass diese Entscheidung vollumfänglich richtig war, wie schon auf "Aus der Asche" oder, noch früher, auf "Des Königs Henker", tut man sich aber schwer, eine klare Abgrenzung zu den bekannten Grössen des Genres, In Extremo, Subway To Sally und Schandmaul fertig zu bringen. So erinnert man insbesondere bei den balladesken Stücken wie "Letzte Worte", "Tief In Mir" oder dem etwas gar kitschigen "Aus Träumen gebaut" an die schon genannten Schandmäuler, während die rockigeren Tracks der Marke "Kaltes Herz" der Ähnlichkeit von Aleas Stimme mit derer von STS's Eric Fish zum Opfer fallen. Und dennoch: Liedgut wie etwa der Riffer "Rastlos", das rotzige "Miststück" oder das gefühlvolle "Manus Manam Lavat" gehen mit ihren prägnanten Texten, die denen von Bodenski (STS) in nichts nachstehen, sofort ins Ohr und machen Lust darauf, die Band an Halloween im Z7 schauen zu gehen. Dass das Volk an diesem Abend wie wild zum Schalmeien-Pogo-Track "Vergessene Götter" tanzen und das epische Finale "Wir säen den Wind" abfeiern wird, das ist jetzt schon klar. Dass dann Doro Pesch livehaftig zu erleben sein wird, wie sie mit Alea das orientalisch angehauchte "Salome" im Duett trällert, wie auf "Wer Wind saet", bezweifle ich indes.
Kissi
Punkte: 8.0 von 10
         
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REECE - Universal Language
Metal Heaven/Non Stop Music
Ältere Fans mögen sich vielleicht noch daran erinnern, dass es ein Album von Accept gibt, das nicht von Urgestein Udo Dirkschneider eingesungen wurde. «Eat The Heat» nennt sich das Teil, kam 1989 heraus und wurde bekanntlich zu keinem Ruhmesblatt der Bandgeschichte. Leidtragender war unter anderem, wie Blaze Bayley bei Iron Maiden, Sänger David Reece, der mal bei Bangalore Choir war und zuletzt mit der schwedischen Combo Gypsy Rose ein Album aufgenommen hat. Die vorliegende Scheibe ist sein erstes Solo-Werk, für das er sich unter anderem die Dienste von Gitarrist/Producer Andy Susemihl (Ex-U.D.O. und Ex-Sinner) und Tausendsassa Stefan Schwarzmann (zuletzt bei Krokus vor der Reunion) gesichert hat. Heraus gekommen ist eine interessante Rock-Scheibe, die mir aber beim ersten Durchlauf nicht auf Anhieb gefallen hat. Es brauchte mehrere Anläufe und dann erst kam vor allem die geniale Gitarren-Arbeit von Herrn Susemihl zum Vorschein. Der Opener «Before I Die» ist ein ordentlicher Midtempo-Rocker mit leichten Accept-Anleihen, der bei entsprechender Lautstärke den megageilen Bass-Sound von Jochen Fünders (Ex-Holy Moses) hervor bringt. Die Songs wurden grundsätzlich in moderatem Tempo eingespielt, denn Double Bass-Attacken sind keine zu finden. Dafür gibt es dann und wann Zitate in bekannte Gefilde wie bei «Flying Close To The Flame», das sich schwer nach MSG und/oder UFO anhört. Zudem klingt David's Stimme hierbei nach Gary Barden mit einem Schuss Joe Lynn Turner. Eigenständiger kommt da «Fantasy Man» daher, wo trotz wenig Verzerrung eine überaus schöne Softrock-Nummer vorgetragen wird, die wiederum durch obergeile Gitarren-Sounds auffällt und auch Gotthard gut anstehen würde. Die relative Gleichförmigkeit der Songs wird mit der Zeit allerdings zur Belastungsprobe, die jedoch von der exquisiten Instrumentierung praktisch wieder aufgefangen wird. Wer nach mehreren Durchläufen genau hinhört wird schliesslich feststellen, dass David Reece durchaus überzeugen kann und seine Stimme, wie bei «Once In A Lifetime» (mit Vibes von David Lee Roth) oder «Queens Of My Dreams» perfekt zur Musik passt. «Universal Language» steigert sich gesamthaft wie einzeln betrachtet, je länger das Teil dreht und sollte von Hardrock-Fans unbedingt angetestet werden!
Rockslave

Punkte: 7.9 von 10
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CHTHONIC – Mirror Of Retribution
Spinefarm Records/Musikvertrieb
Kurz vor Wacken '07 habe ich die Taiwanesen als Geheimtipp kennengelernt, seit da auch schon zwei Mal live bestaunen dürfen. Nun meldet sich Asien also mit neuem Plattenvertrag und damit verbunden neuer Platte zurück. Taiwan ist ja nicht gerade für eine blühende Black Metal-Kultur bekannt, und daran ändern die Jungs und das Mädel um Freddy Lim wohl kaum was, vor allem ähneln sie optisch eher dem Visual Key-Stil als gestandenen Schwarzmetallern. Oder halt an Cradle of Filth, wobei sich die Ähnlichkeit nicht nur auf das Auftreten beschränkt. Aber im Gegensatz zu den britischen Vampiren ist auch auf dem inzwischen fünften Werk ein politischer Ansatz verpackt: Nämlich die Geschichte der Unterdrückung, die anscheinend seit jeher die Gesellschaft Taiwans zermürbt. Das erklärt Liedtitel wie "1947" oder "Unlimited Taiwan", ohne lyrisch aber anprangernd zu klingen. Viel eher passen sich die abwechslungsreichen Vocals in das mal hoffnungslose, mal aggressive Klangbild ein, das neu vermehrt auf Gitarre und Erhu (eine Art zweisaitige Geige) setzt. Das Keyboard hat nach wie vor viel Platz, ist aber leiser abgemischt und stützt mehr, als es trägt, was die Riffs und das Schlagzeug einiges aggressiver wirken lässt. Wer bei "Blooming Blades" gleich an Midian denken muss, wird wohl auch bei weiteren Songs ähnliche Strukturen erkennen. Und doch schaffen sie es durch die teilweise einträufelnden asiatischen Melodieführungen und Tonleitern genügend Eigenständigkeit zu erschaffen, um nicht als billige Kopie durchzugehen. Leider verzichten sie mehrheitlich auf die weiblichen Vocals, womit die Lady am Bass aber immer noch einen netten optischen Anspruch erfüllt. Ausnahme bildet das (auch durch die schnellen, melodischen Riffs abgehende) Über-Lied "Spell Of Setting Sun". Perfekt aufgebaute Spannung, dramatische Wechsel und ein in sich zusammenfallendes Ende. Wäre dieses Lied am Anfang, könnte das europäische Ohr sich doch ein wenig schneller damit anfreunden. Ich selber kannte die Band und nahm mir darum die Zeit dafür, allen anderen kann ich das nur wärmstens empfehlen. Ein Experiment, das sich wahrlich lohnt! Hoffen wir mal, dass durch den neuen Vertrag auch mal ein paar Konzerte in die Schweiz fallen.
Tristan
Punkte: 7.9 von 10
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LEAVES' EYES – Njord
Napalm Records/Musikvertrieb
Die nordischen Mythen, Sagen und Seeleute waren schon immer fester Bestandteil der Formation Leaves' Eyes, und so erstaunt es wenig, dass auch auf ihrem nun dritten, vollwertigen Album "Njord" die erfolgreichen Krieger wieder in die Ruder greifen müssen. Dieses mal gibt es gleich auch noch Unterstützung durch das Lingua Mortis-Orchester, welches unter der Leitung von Rage-Saitenzupfer Victor Smolski für eine opulente Untermalung der 12 gebotenen Kompositionen sorgt. Zudem wurde auch sorgfältig auf die Balance zwischen Orchester und Band geachtet, und selbst wenn sich der Bombast hoch türmt, wirkt es weder überladen noch kitschig. Doch dies ist nicht die einzige Überraschung, welche uns die Formation beschert, denn ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, dass Leaves' Eyes auf "Njord" zu einer solchen Hochform auflaufen und kompositorisch einen derart weiten Schritt nach vorne machen. Klar, die feine Stimme von Liv ist nicht für alle gleich erträglich, und auch das Gegrunze von Alex ist nicht ein Höhenflug, doch muss man anerkennen, dass Liv die wohl bis anhin beste Gesangsperformance ihrer Karriere abliefert, und wenigstens wurde nicht für eine bessere Vermarktung und Platzierung in der Hausfrauengilde die Grunz-Vocals weggelassen. Wenn man sich den Songs zuwendet, so kann durchaus gesagt werden, dass Leave's Eyes einen grossen Schritt zu Within Temptation und Nightwish aufgeholt, wenn sie nicht gar diese eingeholt haben. Dazu wird auch einiges an Abwechslung geboten, egal ob mit voller Symphonic-Breitseite des Titeltracks "Njord" oder mal akustisch ruhig mit "Irish Rain", die Band pendelt das gesamte Spektrum ab, was dieses Genre zu bieten hat, lässt aber auch rasch mal die genannten Bands oder auch Evanescence ("My Destiny") in den Gedanken erscheinen. Auch wenn mir der rohe Charme des Erstlings fehlt und alles etwas glatt poliert oder für manche Ohren auch zu niedlich tönen mag, so kann bei der Flut an Female Fronted-Symphonic Metal-Veröffentlichungen "Njord" als äusserst gelungen angesehen werden und sollte zumindest bei Anhängern genannter Bands und des Genres generell auf innige Gegenliebe stossen.
R.K.
Punkte: 7.8 von 10
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ENOCHIAN THEORY - Evolution: Creatio Ex Nihilio
Anomalouz Records
Die Engländer aus Portsmouth mit ihrem Prog-Album "Evolution: Creatio Ex Nihilio", zu Deutsch Schöpfung aus dem Nichts, machen es dem Zuhörer auch nicht grade einfach, besticht doch deren Debut mit vielschichtigem Sound. Schon das Cover und der Name beweist viel Einfallsreichtum, und das widerspiegelt sich dann auch im Sound der Briten. Episch, atmosphärisch klingt das Ganze. Ebenfalls finden sich Art Rock, etwas Metal und Gothic-Einflüsse auf deren Rundling. Etwas deplaziert scheinen mir die gelegentlich auftauchenden Death Metal-Gesänge, die irgendwie nicht in die Songs passen wollen. Dafür kommt das so genannte "The Lost Orchestra", welches verantwortlich ist für Synthie-Keyboards und Orchestrale Dinge, keine Ahnung, wer da alles mitspielt, sehr gut zur Geltung in den einzelnen Tracks. Das erhöht hier eindeutig die Dramatik der einzelnen Parts und zieht sich so fast durch den ganzen Rundling hindurch. Am Besten spiegelt sich die Musik der Engländer in dem grandiosen "The Fire Around The Lotus" wider, wo sich harte Gitarren mit ruhigen, atmosphärischen Teilen abwechselt und gegen Ende findet man sogar noch einige Eloy-Elemente. Schlussendlich kann man zusammenfassend sagen, dass Enochian Theory melanchonische, sphärische Song geschaffen haben mit einigen Metal-Teilen, die grosses Potential haben und sich nach einigen Durchläufen voll entfalten und dem anspruchsvollen Zuhörern sicher gefallen werden. Vor allem Anhänger von Anathema, Porcupine Tree und Riverside werden ihre Freude haben.
Crazy Beat
Punkte: 7.8 von 10
          
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BOWEL FUNCTION – Luxury Of A Doubt
Jazzhaus Records
Bowel Function scheren sich nicht um irgendwelche künstlich erzeugten Genre-Grenzen. Gut so! Denn das Ergebnis klingt nicht nur sehr abwechslungsreich, sondern auch frisch. Auf ihrem zweiten Album hört man klassischen Hard Rock, Rock'n'Roll, Heavy Metal à la Iron Maiden, Teeny-Punkrock und Pop-Rock. Die Songs unterschreiten dabei nie eine gewisse Härtegrenze. Zum Teil erinnert das Ganze aufgrund der Stimme von Alex an die Schweizer Excentric. Ingesamt ist "Luxury Of A Doubt" aber noch nicht der grosse Renner geworden, den man bereits nach dem ersten Hören nicht mehr aus den Ohren bringt. Das Album zeigt aber das grosse Potential der Truppe. Gejammert werden darf da, frei nach dem Titel, wirklich nur auf hohem Niveau. Denn obwohl mir bisher kein Song aufgefallen ist, der das Zeug hätte, die Band in die oberste aller Ligen zu katapultieren, mischen Bowel Function in der unteren Hälfte der Oberliga schon mal ziemlich Staub auf. Aufgrund des Alters der Jungs und den Sounds ist durchaus ein Vergleich mit den aktuellen Überfliegern The Answer und Airbourne erlaubt. Um an diese Bands anzuschliessen, fehlt Bowel Function aber noch die gewisse Kompromisslosigkeit, Verrücktheit, Dreck und die 'Mit dem Kopf durch die Wand'-Attitüde. Das sind alles Sachen, die zwar schwer zu beschreiben sind, die man aber trotzdem hört und schliesslich auch über Sein oder Nicht-Sein entscheiden. Aber auch so sind Songs wie der hard rockige Opener "Now", "Reach For The Scars" (mit Maiden-artigen Tween-Guitars) oder das punkige "Go To Hell" alles andere als Schmähkost. Bowel Function zeigen mit "Luxury Of A Doubt", dass mit ihnen zu rechnen ist. Die Konkurrenz sollte bereits jetzt anfangen, Pullover zu stricken, damit sie sich auf bei einer möglichen Herbsttournee von Bowel Function warm anziehen können. Wer scheuklappenfreien, harten Rock'n'Roll mag, kann definitiv zugreifen. Alle anderen warten noch bis zum nächsten Album, das dann definitiv ein Genre-übergreiffender Klassiker werden könnte.
Roger W.

Punkte: 7.8 von 10
          
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ROOT – The Temple In The Underworld (Re-Release)
I Hate Records
Nachdem die Tschechen erst vor kurzer Zeit "The Book" neu veröffentlicht haben, ist nun wohl die nächste Platte am Start. Zeitgeschichtlich geht es dabei einige Schritte zurück, die erste Auflage wäre da im Jahre '92 anzusiedeln. Folglich sind die Tracks nicht ganz so vielschichtig und aufwändig wie auf der letzten Wiederveröffentlichung, aber nichts desto trotz hört man Root ganz deutlich raus. Tatsächlich ist die Platte einiges eigenständiger, Vergleiche mit Moonspell oder The Vision Bleak sind nur noch an einzelnen Parts zu erahnen. Komplex ist die Musik vor allem durch die verschiedenen und kaum vorhersehbaren Parts in den einzelnen Tracks. Teilweise an düsteren Heavy Metal erinnernd ziehen die Lieder mit einfacheren Stellen genauso an wie alte Venom, erinnern durch den klaren, melancholischen Gesang an Mayhem’s Klassiker, bevor sie mit experimentelleren Parts schon fast Grenzen überschreiten. Thematisch genauso abwechslungsreich fungieren die Texte im Lovcraft’schen Universum ("The Old Ones") oder im nachdenklichen La Vey-Satanismus, ohne je abgedroschen oder lächerlich zu klingen. Kurzum, ich bekomme Lust, mit einem guten Glas Absinth auf der Terrasse die letzte warme Sommernacht zu geniessen, um den letzten Tropfen der Atmosphäre auch in der Realität zu spüren. "The Temple In The Underworld" ist ein nachdenkliches, tiefgründiges Werk, ohne musikalisch zu übertreiben. Es glänzt mit nachvollziehbaren Riffs, welche in überraschender Reihenfolge gespielt Stimmungen erzeugen können, die von Nervosität über Verträumtheit bis hin zu Freude und Sehnsucht reichen. Doch gerade diese Eigenständigkeit macht es schwierig, für wen diese CD zu empfehlen ist. Darum ganz einfach mal reinhören, sich Zeit lassen und vielleicht einen Tag später nochmals probieren. Denn gewisse Parts wird man einfach nochmals hören müssen.
Tristan
Punkte: keine Wertung
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INDUKTI - Idmen
InsideOut Music/SPV
Holy Moly, dieses Album verwirrt selbst den abgefahrensten Proggie, was uns hier die Polen von Indukti vor den Latz knallen ist definitiv ein harter Brocken Musik. Die grösstenteils instrumentalen Songs (wenn man das Songs nennen kann) spielen sich in einer Bandbreite ab, die mich dann schon ab und zu sehr verwirrt haben. Am besten versteht man noch "Nemesis Voices", das sich an Tool orientiert und sogar Änlichkeiten im Gesang mit Tool hat. Aber da gibt's dann eben noch diese anderen Tracks, zwischen acht und zwölf Minuten... Deren Inhalt besteht aus düsterem Metal, sphärischem Prog, Jazz, Kammermusik, Folk und diversen fast Chaotischen Instrumentierungen mit unter anderem Violine, Hackbrett und Trompeten und diversen, eigenartigen Geräuschen. Eine wahre Herausforderung für den Weltoffenen Musik-Freak. Drei Sänger wurden vor die volendeten Songs gestellt und mussten diese nach bestem Können noch gesanglich veredeln, was aber am Ende doch allen dreien ganz gut gelungen ist. Natürlich noch mit einem normalen 08/15-Gesang, das versteht sich wohl von selbst. Ruhige Momente wie bei den ersten Minuten von "Tusan Homichi Tuvota" sind sehr gut gelungen und auch einfach zu vestehen, aber gegen Mitte und Ende des Songs wird's dann immer verwirrter und chaotischer und sehr schwer zu verdauen, selbst nach mehrmaligem Anhören nicht. Irgendwie krank, aber irgendwie auch genial. Dieses Werk reisst dich hin und her, und wenn du glaubst, jetzt hast du es einigermassen begriffen, dann stürzt sich das Ganze wieder ins totale musikalische Chaos. Die Polen nehmen sich alle musikalischen Freiheiten heraus und vermischen diese nach belieben zu einem teilweise undurchschaubaren, sehr schwer Verdaulichen Mix, der aber am Ende durchaus einen Reiz hat für den interessierten, Weltoffenen Zuhörer.
Crazy Beat
Punkte: 7.7 von 10
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MUNICIPAL WASTE - Massive Aggressive
Earache/
Non Stop Music
Gross war der Aufschrei, als Municipal Waste um 2007 erstmals in Europa einschlugen - konnte auf der Tour mit The Haunted noch von einem Überraschungserfolg gesprochen werden, trumpfte das Quartett darauffolgend unter anderem beim Wacken dick auf und eroberte die Herzen des Party-freudigen Volkes im Sturm. Das Rezept dabei schien denklich einfach zu sein: Thrash, als wäre die Uhr 1988 stehen geblieben - da hätte man eigentlich auch früher darauf kommen können. Unter der Regie von Produzenten-Übergott Zeuss wurde nun der Nachfolger zu "The Art Of Partying" eingespielt - und "Massive Aggressive" steht der vorhergehenden Scheibe in nichts nach: Die Band tobt sich nach wie vor aus, als ob es keinen Morgen geben würde. Anthrax meets Suicidal Tendencies, dazu neuerdings eine gute Prise klassischer Zitate inkl. doppelstimmigen Lead-Gitarren und dergleichen. Dazu finden sich Gangvocals en masse, die Songs sind selten länger als zwei Minuten, und auch Performance-technisch stehen die Zeichen auf Sturm. Die Band und vor allem Drummer Dave Witte hat dabei offensichlich die Hausaufgaben gemacht und kann diesmal aus einem weit grösseren Fundus an technischen Variationen schöpfen. Die Fakten des Endresultats sprechen dann auch eine klare Sprache: Dreizehn Songs auf knapp 28 Minuten Spieldauer, da ist für Dynamik nicht viel Spielraum vorhanden - "Massive Aggressive" will laut gespielt werden, am besten beim über die Autobahnrasen, Nachbarnzerkloppen oder ganz einfach Abfeiern. Ich würde mal sagen, dass man die Platte getrost als Werbemittel für die Konzerte abtun kann, denn wer dieses Teil mal eben zuhause gemütlich auf die Stereoanlage auflegt, hat den Sinn eh nicht kapiert. Municipal Waste ist zwar das Händchen für Hits etwas abgerutscht, was das Ganze irgendwo schrecklich eindimensional erscheinen lässt - aber das spielt hier einfach keine tragende Rolle.
El Muerte
Punkte: 7.5 von 10
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RAVAGE - The End Of Tomorrow
Metal Blade/Musikvertrieb
Wünscht ihr euch auch manchmal in die glorreichen 80er zurückversetzt, in welchen Lederjacken, Nieten und Kutten nicht retro, sondern völlig up to date waren? Mit "The End Of Tomorrow" legen die US-Metaller von Ravage euch den passenden Soundtrack zu solchen Träumereien bereit! Präsentierten sich die Traditionsbanger auf ihrem Debut "Spectral Rider" von 2005 noch ziemlich unausgegoren und höchstens auf dem Niveau einer mittelmässigen Demo-Band, schafften sie mit ihrer EP "Freedom Fighter" einen deutlichen Sprung nach vorne, welcher mit "The End Of Tomorrow" nun fortgeführt wird. Klassischer US-Power Metal mit NwoBHM-Einflüssen, so, wie es der traditionsbewusste Metalhead mag. Zwar brauchen die zwölf Songs eine Weile, bis sie sich dem Hörer erschliessen, nach dem vierten oder fünften Durchgang zündet aber jeder einzelne ein kleines Riff-Feuerwerk mit Startschwierigkeiten, vom eröffnenden Mid Tempo-Riffer "Reign Fall" über die Double Base-Hymnen "Freedom Fighter", "Damn Nation" und dem Thrasher "The Shredder" (was für ein cooler Titel!) bis zum epischen "The Nightmare's Hold: Part One" und dem erbarmungslos stampfenden zweiten Teil, welche getrennt sind von einer coolen "Nightcrawler"-Version (im Original von Judas Priest). Gerade bei dieser Nummer fällt auf, dass Shouter Al Ravage deutliche Fortschritte seit dem Debut gemacht hat und der Band durch seinen eher etwas tiefen Gesang einen eigenen Charakter verleiht, ohne dabei das eine oder andere Mal auf zerrende Screams zu verzichten. Trotz der druckvollen Produktion mag der Stil der Band immer noch etwas verstaubt klingen, und das Wort Innovation kennen die Herren aus Massachussets auch nicht. Und auch wenn dazu nicht wirklich Hits auf "The End Of Tomorrow" zu finden sind, so eignet sich der Silberling doch wunderbar zur mental metallischen Zeitreise.
Kissi

Punkte: 7.5 von 10
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DANGER DANGER – Revolve
Frontiers Records/Musikvertrieb
Ein Garant für unbeschwerten, eingängigen Rock waren Danger Danger schon immer, und so ist auch "Revolve" keine wirkliche Überraschung. Nicht im negativen, aber leider auch nicht im allzu positiven Sinne. Denn diesen Herren merkt man leider doch ein bisschen das Alter an. Lang nicht mehr so draufgängerisch wie früher, rockt die neue Scheibe eher gemütlich dahin. Trotzdem, die Füße schlafen einem nicht ein dabei, denn selbst die vielen Halbballaden haben zumindest einen Refrain, der den Rest wieder wettmacht und einem doch noch ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Natürlich hat auch "Revolve" seine Highlights. So wissen der Opener "That's What I'm Talking About" und mein Favorit "Keep On Keeping On" oder die rührende Ballade "Fugitive" doch absolut zu überzeugen. "Rocket To Your Heart" und "Hearts On The Highway" sind richtig herzerwärmend – kein Wunder, bei so vielen Herzen im Songtitel. Schwachpunkte sind auf eine Art "F.U.$", ausgesprochen, oh Wunder, "Fuck You Money" – bei dem Titel erwartet man einfach mehr Kick Ass, und die zweite Ballade "Never Give Up", die viel zu alltäglich ist und einem nicht wirklich etwas bietet. "Revolve" ist ein Album voller netter, beflügelter Gute-Laune-Songs und eingängiger Melodien, das man ohne gross drüber nachdenken zu müssen wunderbar nebenher hören kann. Ohne Ecken und Kanten, ohne Störfaktor, musikalisch und vor allem gesanglich einwandfrei, leider auch ohne Biss und sogar für Danger Danger etwas zu poppig ausgefallen.
Joey Roxx
Punkte: 7.5 von 10      
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MAN MUST DIE – No Tolerance For Imperfection
Relapse Records/Non Stop Music
Die schottische Death/Grind/Thrash Combo bringt mit “No Tolerance For Imperfection” bereits ihre dritte Scheibe auf den Markt und obwohl sie seit einer Weile bei Relapse Record unter Vertrag stehen, bereits einige grosse Festivals wie das Maryland Deathfest besucht haben, schaffen es die Jungs nicht aus dem Schatten anderer Bands herauszutreten. Auch in der Undergroundszene sind sie noch nicht so verbreitet wie sie es gerne hätten und dies eigentlich zu unrecht. Man Must Die fabrizieren auf ihren Instrumenten eine schöne Mischung zwischen modernem Thrash, grindigen Passagen und brutalem Death Metal, welche wunderbar in die Gehörgänge passt. Anders als auf dem Vorgänger „The Human Condition“ setzen die Fünf auf etwas melodiösere Riffs als nur auf brutales Geballer. Dabei habe ich etwas den Verdacht, dass die Schotten hoffen, damit mit einem Rad auf der Trendschiene fahren zu dürfen. Mal sehen ob dies gelingen wird, ich bezweifle es jedoch da sie einfach zu hart für die kommerzielle Sparte sind. Die Scheibe ist an sich nicht übel und knüppelt wirklich gut durch die Boxen. Zu bemängeln habe ich jedoch, dass Man Must Die weder Fisch noch Vogel sind. Für die Undergroundszene wohl zu einen Tick zu modern und für die Trendsetter sicherlich zu brutal. Mal sehen ob sie sich nach diesem Album irgendwo festsetzen können. Trotzdem empfehlenswert für Fans der obengenannten Genres, auch wenn man vielleicht zuerst auf der MySpace-Seite einige Songs probehören sollte bevor man sich den Silberling kauft.
Xenia
Punkte: 7.5 von 10      
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COMMON GRAVE - Embedded Coding
Twilight/Non Stop Music
Nach anderthalb Minuten technoidem "Die Trompeten von Jericho"-Intro versetzt es mich schon während des ersten Songs in die frühe Ära floridianischer Death Metal-Kultur. Und auch die nachfolgenden Songs erinnern mich immer wieder stark an Monstrosity's Erstlingswerk "Imperial Doom". Eher vertrackte Songstrukturen, saubere Rhythmik, die gewisse räudige Brachialität, das auf den ersten Blick unberechenbar erscheinende Songwriting sowie ein Soundgewand, das unweigerlich an die 90er Jahre erinnert, machen "Embedded Coding" zu einem nicht nur gut gemachten, sondern auch sympathischen Werk brutaler Musik. Das Rad wird von Common Grave sicherlich nicht neu erfunden, aber die Herangehensweise ist nach 15 Jahren der aktiven Hochkultur so erfrischend eingängig und gut gemacht wie auch irgendwie nötig. Fans der ersten Alben von Monstrosity, Malevolent Creation oder Morbid Angel sollten unbedingt reinhören.
Hardy
Punkte: 7.5 von 10      
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THREAT SIGNAL – Vigilance
Nuclear Blast/Warner
Drei Jahre lang liessen Threat Signal die Fans schmoren, eine doch eher längere Wartezeit wenn man bedenkt, dass mit "Vigilance" erst der zweite Schlag am Starte steht. Sicherlich nicht förderlich waren die Dreher an der Besetzung, zumal ausser dem Sänger Jon Howard die komplette Mannschaft seit 2006 ausgetauscht wurde. Doch nicht nur an der Musikerfront gab es Änderungen, so fällt gleich auf, dass im Vergleich zum Vorgänger "Under Reprisal" der übermächtige Fear Factory-Einschlag drastisch reduziert wurde und der Sound dröhnt hörbar erdiger aus den Boxen. Doch nicht nur dies, die Band hat hörbar einen Reifungsprozess durchlebt, zumal das angepriesene Material vielfältiger ausfällt als vom Vorgänger gewohnt. Natürlich finden sich wie auf dem Vorgänger sehr eingängige Nummern wie "Another Source Of Light", "Lost" und "In Repair", welche im schmucken Modern Metal-Gewand daher rollen, daneben existieren aber auch eher Trash-lastige Songs wie "Beyond Recognition" und "Hate Machine", welche mächtig nach vorne dreschen, jedoch leider mit den melodischen Refrains ausgebremst werden. Egal, ob nun Soilwork-, Unearth-, In Flames-, Killswitch Engage- oder Fear Factory-Einflüsse aus "Vigilance" heraus zu hören sind, Threat Signal haben ein Händchen dafür, Härte und Melodie gut durchmischen zu können, auch wenn es zwischendurch wünschenswert wäre, die Band würde zugunsten der Unbarmherzigen den Knüppel voll durchziehen. Wer den Vorgänger bereits mochte und vornehmlich auf erwähnte Bands steht, der sollte sich ein Ohr voll von "Vigilance" unbedingt gönnen. Ich denke, es steckt noch sehr viel Potential in der Band und es würde mich nicht erstaunen, wenn Threat Signal eines Tages mit Soilwork & Co in einem Atemzug genannt werden müssen.
R.K.
Punkte: 7.5 von 10      
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ENSIFERUM – From Afar
Drakkar Entertainment/Musikvertrieb
Zwei Jahre nach dem „Victory Songs“ auf den Markt gekommen ist, bringen die Finnen rund um Petri Lindros ihr neustes Schwert zur Schmiede. „From Afar“ heisst der Silberling und beginnt mit feinen Klängen, welche sich langsam zu einem frostigen Wintersturm zusammentun. Während „Victory Songs“ noch vermehrt auf Melodic Death Gitarrenriffs setzte, ist „From Afar“ um einiges volkstümlicher, mit weiblichen Gesängen, epischen Passagen und vermehrtem Einsatz altertümlicher Instrumenten. Ich finde diese Entwicklung nicht nur positiv, da mir das gesamte Album etwas zu traditionell und zu lieblich klingt. Zwar gibt es immer noch Songs wie „From Afar“ welche ordentlich bolzen, aber mehrheitlich wird der neue Silberling von heroischen Klängen regiert. Die epischen Melodien bringen zwar noch immer den gewünschten Effekt, reissen aber nicht mehr ganz so mit wie früher. Obwohl „From Afar“ kein Konzeptalbum ist, erinnert der Aufbau an eine Saga, welche wie früher in Liedern vorgetragen wird. Wirklich lobenswert ist vor allem, dass die Finnen eine wahnwitzige Abwechslung in die einzelnen Stücke reinbringen: Ob Chöre, finnische Texte, Sprechgesang, Instrumentalparts oder Dudelsäcke, nichts fehlt auf dieser Platte. Passend zum kommenden Winter sieht man auf dem aktuellen Cover den Helden durch eine verschneite Landschaft schreiten, ganz im Styl der alten Covers gehalten. Die Volkfans werden Ensiferum sicherlich auch weiterhin zu Füssen liegen, mal sehen ob Anhänger des nordischen Melodic Death dies ebenfalls noch tun werden. Ob die Finnen immer noch die gleiche Wirkung auf das Publikum haben, könnt ihr am 28. Oktober im Z7 sehen, wo sie mit Tracedown und Metstöll auftreten.
Xenia
Punkte: 7.0 von 10      
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ARCH ENEMY - The Root Of All Evil
Century Media
/EMI
Die Erfolgsgeschichte von Arch Enemy ist mittlerweile in aller Munde - dass die Band bis zum Release vom siebten Album 'Rise Of The Tyrant' aber nach wie vor ordentlich zu kämpfen hatte, wird in Europa aufgrund der hiesigen Resonanzen gerne mal vergessen. Zwar konnte die Band recht bald nach der Gründung vor allem in Asien ordentlich punkten, aber die dreizehnjährige Karriere führte sie doch über eine recht ordentliche Ladung an Schwierigkeiten vorbei. 'The Root Of Evil' greift genau diese Anfangszeit auf, Arch Enemy präsentieren darauf Songs der ersten drei Alben 'Black Earth', 'Stigmata', und 'Burning Bridges', jedoch neu aufgenommen, und mit den Vocals von Angela Gossow veredelt - die Frontfrau war ja bekanntermassen bei diesen Alben noch nicht mit am Start. Songs wie 'Beast Of Man', 'Diva Satanica', 'Bury Me An Angel', und 'Bridge Of Destiny' erstrahlen somit in neuem Glanz, und können aufgrund der fetten Produktion noch mal einiges an zusätzlichen Punkten reissen. Fakt ist jedoch auch, dass die Band damals noch die eine oder andere Schwäche im Songwriting mit sich rumtrug, und das wird beim Durchhören von 'The Root Of All Evil' auch relativ schnell offensichtlich: Das Album macht Spass, hat aufgrund der Line-Up-Technischen Veränderungen und der Soundoptimierung auch eine gewisse Berechtigung, aber wirkliche Spannung oder Tragkraft hat der grosse Teil des Materials leider nicht zu bieten. Zu verfahren wirken die Songs dazu, der Fokus lag damals klar eher auf dem Riffing, als auf den Tracks. Für Fans eine gute Investition zwecks Komplettierung der Bandgeschichte, ich persönlich hätte aber lieber ein wirklich neues Album - 'Rise Of The Tyrant' ist ja mittlerweile auch schon zwei Jahre alt.
El Muerte
Punkte: keine Wertung
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SONATA ARCTICA - The Days Of Grays
Nuclear Blast/Warner
Seit «Ecliptica», dem wegweisenden Debüt der Finnen, ist tatsächlich schon eine ganze Dekade verstrichen! Wer DragonForce für das siebte Weltwunder hält, sollte hier mal seine Öhrchen rein halten und wird dabei feststellen, dass es nicht nur auf die Geschwindigkeit ankommt. Sonata Arctica verstanden es bereits damals, die beeindruckende Fingerfertigkeit der Saitenfraktion bei Bedarf zu dosieren, geniale Melodien wie beim unsterblichen Über-Song «Replica» konsequent auszuarbeiten und all dies, zusammen mit Tony Kakko's geiler Stimme, zu einem eigenen Sound zu führen. Diese Saat wurde in den folgenden Jahre weiter gepflegt und schon bald konnten die Melodic Power Speedster eine immer grösser werdende Anzahl Fans um sich scharen. Stilistisch blieb man den Wurzeln grundsätzlich treu, richtete sich aber zunehmend progressiv bei mehrheitlich deutlich gedrosseltem Tempo aus. Diese Entwicklung gipfelte 2007 im Album «Unia», das sich in der Heimat zwar an die Spitze der Charts setzten konnte, unter den Fans jedoch etwas kontrovers aufgenommen wurde. Dies könnte auch dem neuen Werk «The Days Of Gray» blühen, wo man als Opener erstmal ein 3-minütiges Instrumental («Everything Fades To Gray») ausgewählt hat, ehe es bei «Deathaura» zu Beginn eine weibliche Stimme zu hören gibt, die eingangs in fast Dimmu Borgir artiges Gebretter übergeht. Mit dem Einsetzen von Tony's Gesang klingt es danach schon eher nach Sonata Arctica. Die opulenten, orchestralen Arrangements sind aber in dieser Intensität neu und zunächst gewöhnungsbedürftig. Man wird unweigerlich an Filmmusik erinnert, was noch mehr überrascht. Bei insgesamt acht Minuten (!) Songdauer finden sich aber durchaus auch bekannte Elemente des typischen Sonata Arctica-Sounds wieder. Mehr davon gibt es nachfolgend bei «The Last Amazing Grays», wo die ebenfalls vorhandene Orchestrierung Parallelen zu Nightwish's «Dark Passion Play» aufkommen lässt. Das progressive Element mit Vibes in Richtung Threshold wurde beibehalten und unterstreicht abermals den Unterschied zu den früheren Alben. Ich werde mit «The Days Of Grays» trotz zeitgemässem Sound nicht richtig warm und befürchte, dass Tony Kakko und seine Jungs ihre Fans der ersten Stunde (nach «Unia») abermals vor den Kopf stossen und kompositorisch nachgelassen haben.
Rockslave
Punkte: 7.0 von 10      
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OUTLOUD – Outloud
Frontiers Records/Musikvertrieb
Eines der meisterwarteten Debuts 2009 ist wohl das selbstbetitelte Album der internationalen, sogar interkontinentalen Band Outloud. Nachdem hier ja halb Firewind (Bob Katsionis und Marc Cross, der auch schon bei Helloween die Drumsticks geschwungen hat) versammelt sind, kann sich das nur um hochwertige Musik handeln. Ergänzt durch den New Yorker Ex-Talon-Sänger Chandler Mogel, Bob Katsionis Gitarrenschüler und Ausnahmetalent Tony Kash und dessen Kumpel Jason Mercury am Bass haben sich hier sehr talentierte Musiker zusammengefunden. Schon beim ersten Reinhören erinnert mich die CD, vor allem der Opener "What I Need", an den einzigen Release der leider gleich wieder in der Versenkung verschwundenen Supergroup um Riot’s Mike Flyntz und Tony Moore, Faith And Fire. Ganz besonders Chandler Mogel's Gesang kommt Tony Moore sehr nahe. Streckenweise kommt einem auch das Projekt Allen/Lande in den Sinn. Keine schlechten Referenzen, in meinen Ohren. Die Songs auf "Outloud" sind durchwegs auf hohem Niveau komponiert und gespielt, Hard/Heavy Rock von seiner virtuosesten Seite. Eingängige Riffs, melodiöse Refrains, die gleich im Ohr bleiben, was will man mehr? Vor allem "We Run" sei hier extra zu erwähnen, weitere Highlights sind "Wild Life" und "Out In The Night". Das abwechslungsreiche Album bietet einem alles, von schnellen Riffs und Double Base-Parts über treibende, gerade Hard Rock-Songs bis hin zu den zwei Balladen "The Broken Heart" und "Lovesigh". Ganz besonders bei der Letztgenannten kann Chandler Mogel sein stimmliches Können unter Beweis stellen. Einzig und allein fehlt es Outloud bis jetzt an Eigenständigkeit und Ausgefallenheit, aber das sei zu verzeihen, da es sich ja um das Erstlingswerk handelt. Und auch soundtechnisch hat man noch einiges zu lernen – oder den Produzenten zu wechseln. Auf jeden Fall aber verspricht schon dieser Output Aussicht auf eine Band, von der man noch einiges hören wird und die durchaus Potential hat, sich auf dem Musikmarkt zu etablieren.
Joey Roxx
Punkte: 7.0 von 10      
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PESTILENTIAL SHADOWS – In Memoriam, Ill Omen
Pulverised Records
Aus dem fernen Kontinent der Kängurus und Koalabären beschleicht ein unheiliger Schatten die europäischen Ländereien. Ganz im Sinne der Schweinegrippe befassen sich die Australier mit Tod und Genozid. Dies geht natürlich am besten mit modernen Suizid-Stilmitteln wie langsamen Akkordwechseln und eingängigen Strukturen, trumpft aber mit alt wirkenden Riffs a là Norwegen in den 90ern auf. Tatsächlich gelingt es ihnen, das in einen authentischen und fast schon eigenständig klingenden Sound zu packen. So spürt man die aggressive Wucht der schwarzen Flamme genauso wie die Mystik der Dunkelheit. Erinnert mich teilweise an die langsameren Songs von Watain, die ich kenne. Das heisere Keifen des Sängers lässt sich nur schwer verstehen, eben wie es im Suicide/Black Metal so häufig der Fall ist, doch überrascht die Band immer wieder mit Geschwindigkeitswechseln in beide Richtungen, was der Stimmung der einzelnen Lieder entgegenkommt. Überraschend auch das Instrumental gegen Ende der CD, wo die Gitarren durch mächtig viel Delay und Hall schon fast nach Synthesizer klingen. Toll umgesetzt, auch wenn der Bruch zum schnellen Abschluss der Platte ziemlich heftig wirkt. So wird sich die Band wohl nicht wie die Grippe verbreiten, aber bei dem einen oder anderen Platz finden, um sich zu erhalten. Nichts neues, aber robust und auf eine gewisse Weise durchaus bemerkenswert, auch wenn man keine zu grossen Schlagzeilen darüber zu schreiben hat.
Tristan
Punkte: 7.0 von 10      
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MEMPHIS MAY FIRE – Sleepwalking
Trustkill Records
Beim Punk war es so, beim Metal auch. Jetzt heisst es vom Hardcore, er sei tot und ausgestorben. Aber das Trustkill-Label sieht das etwas anders. Sie haben mit Memphis May Fire eine heisse, junge Combo am Start. Der Fünfer aus Dallas, Texas, wurde nach dem Erscheinen ihrer gelungenen Debut-EP etwas vom Pech verfolgt. Will heissen: Ihr Sänger Chase Ryan hatte sie mitten im Aufnahmeprozess zur neuen Scheiblette sitzen gelassen. Aber bekanntlich wissen Texaner, sich selber zu helfen und machten auf Myspace die Suche nach einem neuen Brüller gleich offiziell. Somit konnten sie so auch ein bisschen Aufmerksamkeit auf sich lenken. Mit neubesetztem Mikroposten starten sie jetzt mit dem vorliegenden Teil los. Auf "Sleepwalking" wird gleich von Anfang an der Stempel gedrückt und die Marschrichtung vorgelegt. Im Grossen und Ganzen regiert unbändiger und kraftvoll wütender Hardcore die Szenerie. Aber sie wären nicht Memphis May Fire, wenn da nicht immer mal melodische Passagen und ein Schuss Southern Rock in die Songs einfliessen würden. Gerade der Opener "North Atlantic Vs. North Carolina" kann man als richtiger Hardcore-Schlag in den Magen bezeichnen. Für Freunde von abwechslungsreichen und melodischen Tracks ist sicher die Nummer sieben, auch gleich der Titeltrack, "Sleepwalking" zu erwähnen. Mit den Fünf aus Amerika stellt Trustkill klar, dass Hardcore lebt und auch noch lange da sein wird. Satte, harte, ungestüme Riffs, ein Mann am Mikro, der sich, meistens jedenfalls, die Seele aus dem Leib brüllt, und Drums und Bass, die dem Ganzen den nötigen Drive verpassen. Das ist Hardcore.
André G.
Punkte: 7.0 von 10      
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SKYFIRE – Esoteric
Pivotal Rockordings/Non Stop Music
Auch nett, wenn man von einer Band (ob gewollt oder nicht) aufs Kreuz gelegt wird, denn nur dem Cover nach hätte man doch glatt auf eine Gothic oder Power Metal-Scheibe tippen können, dem Namen nach hätte es auch eine Melodic/Hard Rock-Band sein können, welche die Gitarren kreischen lässt. Nun, weder das eine noch das andere trifft zu, denn Skyfire spielen eine Kombination, die so bisher auch noch nicht dermassen oft anzutreffen war: Melodic/Death Metal mit Progressive-Einschüben und leichtem Black Metal-Touch. Klingt komisch, ist aber so, und ganz im Vertrauen: Die Kombination geht auf, auch wenn die Tracks mehrere Hördurchläufe brauchen, bis sie vollständig gezündet haben. Am ehesten ist der dritte Song „Rise And Decay“ als Anspieltipp zu nennen, weil hier gleich nach dem ein wenig sperrig wirkenden „Esoteric“ eine echte Perle zu finden ist, die groovend, hart, melodisch, sanft und intensiv daherkommt, und das alles gleichzeitig. Sänger Joakim Karlsson growlt/schreit sich souverän und mehrheitlich verständlich durch den Notenwald, die Gitarren kreischen und frickeln, die Keys sorgen für einen angenehmen Background und am Schlagwerk werden nicht nur Double Base-Momente wahr, das Tempo wird zwischendurch auch mal angenehm ein wenig gedrosselt. So, und jetzt kommen wir zum grössten Negativpunkt von Skyfire: So ordentlich der Mann sein Mikro zu Tode schreit, so eintönig und zeitweise sogar eher leicht nervend ist es, dies auf Dauer anhören zu müssen. Dies ändert sich erst mit dem Bonus-Track „Within Reach“, bei dem vornehmlich cleaner Gesang zu hören ist – die Qualität hat hier aber hörbar nachgelassen, es ist anzunehmen, dass dieser Track von der ersten EP gleichen Namens stammt. Maiden-artige Gitarrenläufe inklusive. Skyfire sind gut, eigentlich sogar verdammt gut, denn wer bringt schon Bombast zusammen, der einen nicht gleich nach den ersten Einsätzen langweilt, weil einfach alles zu viel ist? Dennoch, mit diesen monoton wirkenden Growls wird leider ein nicht unbeachtlicher Teil der Stimmung zunichte gemacht, was sich natürlich aufs Gesamt-Hörerlebnis auswirkt. Wenn dieser Punkt behoben werden kann, dann kann man getrost von einem Geheimtipp sprechen, was die Band anbelangt, und der Vergleich mit anderen Grössen in den verschiedenen Genres muss auch nicht gescheut werden. Bis dahin läuft „Esoteric“ unter der Rubrik ‚Das geht noch besser’.
Toby S.
Punkte: 7.0 von 10      
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VOICES OF ROCK – High And Mighty
Metal Heaven/Non Stop Music
Zwei AOR- und Melodic/Hard Rock-Produzenten leiden an Unterbeschäftigung. Was tut man da? Chris Lausmann (Bonfire,Jaded Heart) und Michael Voss (Mad Max, MSG) hatten die Lösung des Problems schnell gefunden: Sie schrieben zehn Songs respektive noch einen Bonustrack für die Erstpressung, danach luden sie weltklasse-Sänger zu sich ins Studio. Was sich hier versammelt hat, liest sich fast wie ein Who is Who der Hard Rock-Sangesgilde. Die beiden haben die Songs auf den jeweiligen Sänger und seine Künste zugeschneidert. Sie nahmen alles, was zu guten Melodic-Songs der 80er gehört. So entstanden die Tracks. Da ist alles vorhanden, hart Rockendes, Balladeskes und immer schön nachvollziehbare Refrains plus Leadgitarren, die rocken. Teil zwei des Voices Of Rock-Samplers beginnt gleich auf hohem Niveau. Da zeigt Tony Martin (Ex-Black Sabbath) in einem doch stark Sabbath-lastigen Track sein volles Können. Der Song ist für mich das Highlight auf dem Album. Desweiteren sind da Bert Heerink (Vandenberg), Joe Lynn Turner (Ex-Rainbow, Ex-Deep Purple, Ex-Malmsteen) Paul Shortino (Ex-Quiet Riot), Rob Rock (Ex-Axel Rudi Pell, Ex-Impelliteri), Mitch Malloy, Tony Mills (TNT), David Reece (Ex-Accept), Paul Sabu (Ex-Only Child) und Torben Schmidt (Skagarack) mit ihren Stimmen vertreten. Es hat einige wirklich starke AOR-Nummern drauf. Gerade auch "Rock Me", welches von Paul Shortino vorgetragen wird, ist eine gute Rocknummer. Auch das treibende "Lay You Down To Rest" mit Mitch Malloy am Mikro weiss zu überzeugen. Es hat leider auch einige Füller auf dem Sampler drauf. Das fast poppige und mit Keyboards zunichte gemachte "Remember Me" kann auch durch Rob Rock nicht gerettet werden. Gerade Mister Joe Lynn Turner, der mit seinen Gastspielen bei Deep Purple und Rainbow Musikgeschichte geschrieben hatte, bleibt weit unter seinem wahren Können zurück. Kann auch an den fast schon Europe-mässigen Keyboardsounds liegen. Es ist als Melodic/Hard Rock-Fan sicher ein schönes Erlebnis, viele dieser starken Vocalisten auf einem Album vereint zu haben. Aber wäre noch an ein paar Songs etwas mehr gefeilt worden, dann hätte das Ganze perfekt werden können. Denn die Produktion wie auch die Herangehensweise ist grossartig und richtig fett.
André G.
Punkte: keine Wertung
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NIGHTMARE - Insurrection
AFM Records/Musikvertrieb
Man mag es glauben oder nicht, aber Nightmare stammen erstens aus Frankreich und feiern zweitens heuer ihr 30-jähriges (!!) Bandjubiläum. In diesen drei Dekaden gelang nicht alles nach Plan und wie so oft, verpuffte die Energie der Anfangstage an verschiedenen Dingen. Trotzdem brachte man in der Zeit sechs Alben heraus, wovon die letzten zwei, nämlich «The Dominion Gate» (2005) und «Genetic Disorder» (2007) gar nicht so übel waren. Im Fahrwasser von Iron Maiden und Iced Earth werden auf dem folglich siebten Studio-Album wiederum fette Riffs mit einer eindringlichen Stimme präsentiert. Solch eine powermetallische Mucke zelebrierten unter anderem auch die leider verblichenen Stygma IV, wo sich der Gesang von Ritchie Krenmayer durchaus mit dem von Jo Amore (spielte früher Drum bei Nightmare!) vergleichen lässt, vor allem die kratzigen Gesangspassagen. Bassist Yves Campion gehört auch noch zur Ursuppe, die restlichen Bandmembers sind neu, wobei Jo's Bruder David Amore nun die Felle verdrischt. Handwerklich haben's die Jungs ohne Zweifel drauf, aber bis auf einige, gute Ideen, fehlt es etwas an der Eigenständigkeit. Sobald Iced Earth offensichtlich durchdringen, mag man mehr dem Original lauschen. Dies gilt auch für all das, was in meinen Ohren überwiegend nach Stygma IV (ehemals Stigmata) klingt. Trotzdem gibt es auch Lichtblicke wie «Target For Revenge» (mit töften Backing-Vocals) und auch die Produktion geht soweit in Ordnung. Zudem sind Nightmare zunehmend auf europäischen Bühnen gesichtet worden, was zeigt, dass Nightmare offensichtlich immer noch Hummeln im Arsch zu haben scheinen. Freunde der Abteilung Power Metal sollten sich ruhig mal ein Ohr voll von «Insurrection» gönnen, denn gut spielen können die Jungs auf jeden Fall.
Rockslave
Punkte: 6.9 von 10      
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THE BLACK – Alongside Death
Pulverised Records
Einfacher Name, und auch beim Cover wird nicht lange gefackelt. Simpel und selbsterklärend, dass die Musik weit weg von virtuosen Gefilden oder ungewöhnlichen Instrumentierungen fungiert. Schon der Opener hämmert mächtig drauf los, dauert aber zu kurz, um richtig was zu reissen. Aber der zweite Track wartet nicht lange, das Schlagzeug knüppelt ordentlich weiter während die Gitarren eher verhalten eine Wand aus Lärm produzieren. Bis zum Einsetzten der Vocals wäre das allerdings nichts Spezielles, aber gerade diese haben einen ganz gewaltigen Druck. Ob Schreien, Sprechen oder Growlen, alles sitzt und passt auf einmalige Art und Weise. Und diese Eindrücke bestätigen sich dann auch durch den Rest des Albums hindurch: während die Gitarren authentisch aber absolut nicht weltbewegend im letzten Jahrzehnt rumhaspeln, hämmert sich der Typ an der Schiessbude die Felle weg. Und mitten im Lärm die blasphemische Stimme, die teilweise fast ein wenig zu leise klingt. Erinnert ganz stark an Paragon Belial, auch wenn die Deutschen im direkten Vergleich eigenständiger wirken als die Nordmänner, was aber auch an der überschwappenden Menge der Durchschnittsware liegt. So direkt wie die Schweden habe ich Black Metal selten gehört, mehr ist es nicht. Kein Wenn und kein Aber, es ist simpel, solide und ehrlich. Genauso wie damals, als es noch um Inhalt und nicht um Image ging.
Tristan
Punkte: 6.6 von 10      
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ILLDISPOSED – To Those Who Walk Behind Us
Massacre Records/Musikvertrieb
Fast kein Jahr vergeht, ohne dass die dänische Death Metal-Institution Illdisposed ein Lebenszeichen von sich gibt. War ihr letztjähriges Album "The Prestige" zwar düster, jedoch unspektakulär, so war ich schon mal gespannt, was sich die Herren für ihr neues Werk "To Those Who Walk Behind Us" einfallen liessen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der düstere Grundton wurde auch auf dem neuesten Werk beibehalten, ja ist sozusagen der Kitt, welcher alles zusammenhält. Daneben bilden insbesondere Groove und Mid Tempo die Eckpfeiler, an denn das gesamte Album aufgehängt wurde, sprich wirkliche Prügelattacken und Wutausbrüche sucht man vergebens. Das zähflüssige "Blood On Your Parade", welches den Reigen eröffnet, lässt jedoch erst mal keine Fahrt aufkommen. Zwar ist der Song nicht schlecht, jedoch wartet man, bis was passiert, nur geschieht nichts, ähnliches trifft auf folgendes "For The Record" zu, welches zwar eine Steigerung besitzt, jedoch das Wasser noch nicht kochen lässt. Der Mid Tempo-Stampfer "Come And Get Me" lässt dann den Mund wässerig machen, und mit dem Titeltrack "To Those Who Walk Behind Us", "If All The World" und "My Number Is Expired", welches fast schon Doom-Anleihen besitzt, können Illdisposed den Karren aus dem Dreck ziehen und ihre ganze Klasse ausspielen. Dazu erklingen auf Dänisch verfasst "Nu Git Det Liga Sa Godt" ein paar Samples wie in alten Zeiten, und der Song könnte glatt als gute Schwedentod-Nummer durchgehen. Auch wenn das Album etwas Startschwierigkeiten an den Tag legt und die gedrosselte Geschwindigkeit erst mal etwas gewöhnungsbedürftig ist, so liefern Illdisposed ein gutes Album, jedoch nicht das Highlight ihrer Geschichte ab.
R.K.
Punkte: 6.6 von 10      
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MALFEITOR – Incubus
Agonia Records/Non Stop Music
Mit "Incubus" laden die Italiener ihr zweites Geschoss in die Rohre, um dem heimatlichen Musikmarkt wenigstens einmal was Handfestes zu bieten. So blastet der Anfang schon ganz gewaltig durch, während hier und dort ansatzweise melodische Riffs durchschimmern. Schade, dass diese sich mehr neben dem Geholze am Schlagzeug vorbei bewegen als sich einfügen, aber das ändert sich dann beim etwas langsameren "Mysterious, Mystical, Majestic", bei dem auch die krächzende Stimme des Bandbegründers schön zum Tragen kommt. Die Staccato-Chords, gepaart mit eisigen Dissonanzen, erschaffen tatsächlich Stimmung, genauso wie die abwechslungsreichen und teilweise schon fast atmosphärischen Melodielinien. Wer hier an Dimmu Borgir denkt, wird auch bei "Dark Saturnian Chaos" wohl nicht um die Vergleiche rumkommen. Langsamer wird es dann gegen Ende, "Void Of The Voids" schleicht im doomigen Bereich durch die Boxen, während das letzte Lied mit viel Noise und Ambient schliesslich eine grosse Leere zurücklässt. "Incubus" hört sich gut an, vor allem die langsameren Parts zeigen, dass die Songstrukturen durchdacht und in sich geschlossen sind. Für Fans von melodischem Black Metal sicher eine Empfehlung, für andere aber nicht mehr als Durchschnitt.
Tristan
Punkte: 6.5 von 10      
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SILVER DIRT – Never Give Up
Pervade Productions
Silver Dirt sind schon lange keine Unbekannten mehr, in der Schweiz nicht und auch außerhalb hat man schon einige Konzerte inklusive einer Tour durch Italien gemeistert und diesen Herbst ein paar Gigs in Japan zu absolvieren. International ist hier das Stichwort, denn wieder einmal braucht eine Schweizer Band den Vergleich mit Kollegen aus aller Welt nicht zu scheuen und schafft es, genau so zu klingen - international. Wie es sich für eine Glam Rock-Band gehört, kommt vor allem viel Amerika (Buckcherry), ein bisschen Schweden (Hellacopters) und eine Brise Australien (Rose Tattoo, AC/DC) in den Mix. Pur, rotzig und frisch klingen die Songs auf "Never Give Up", dem zweiten Longplayer der Genfer. Genau wie ihre offensichtlichen Vorbilder von Aerosmith oder AC/DC setzen sie auf groovende Riffs und eingängige Gesangsmelodien. Und nicht nur musikalisch, sondern auch textlich orientieren sich Silver Dirt an den gängigen Glam-Klischees. Sex, Drugs and Rock'n'Roll sind das Hauptthema. Oder eben die leicht abgeschwächte Variante davon: Party, Whiskey, Frauen, die Musik und das Leben an sich werden besungen. "Leave It Alone", "Somebody Help Me" oder "Way Outta Line" machen richtig Spaß zu hören, auch "Barfly", "Come Along" und "Little D" rocken wunderbar. Erfrischende Ausnahmen zum sonst doch eher weniger abwechslungsreichen Album bilden das vor allem gesanglich etwas härtere "Alright", das nachdenklichere "Forever Shine" und das bluesige "So Many Times". Insgesamt fehlt es leider etwas an Frechheit, die zwar durchaus gelungenen Nummern sind leider etwas schüchtern gespielt und vor allem eher müde produziert. Dennoch, der Wille ist spürbar, und man kann sich gut vorstellen (sofern man sie noch nicht erlebt hat), dass diese Band live ordentlich Gas gibt. Lässt noch viel Gutes für die Zukunft erhoffen.
Joey Roxx
Punkte: 6.5 von 10      
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THE 69 EYES – Back In Blood
Nuclear Blast/Warner
Wie soll man am besten ein Gefühl beschreiben, das unweigerlich in einem aufsteigt, wenn man etwas hört, das man zwar irgendwie kennt und was auch bekannte Strukturen enthält, aber schlussendlich ein fremdes Empfinden in einem auslöst? Genauso ist es mir mit der neuesten Scheibe der 69 Augen ergangen, oder besser gesagt: Seit „Paris Kills“ ist eine Veränderung im Sound bemerkbar geworden, die sich über „Devils“ und auch „Angels“ hinweggezogen hat und nun auch vor „Back In Blood“ keinen Halt macht. Mal abgesehen von den ersten fünf Alben war ja „Blessed Be“ DAS ultimative Gothic Rock-Album gewesen, und auch wenn es klischeehaft klingt: An solchen Meilensteinen wird sich eine Band bei zukünftigen Veröffentlichungen immer messen müssen. Gut, versuchen wir, das jetzt mal aussen vor zu lassen und gehen objektiv an „Back In Blood“ heran: Der Titeltrack weiss mehr als nur zu gefallen, rockt straight geradeaus und kann als optimale Hintergrundbeschallung für eine rasante Fahrt über staubige Highways bei Sonnenuntergang angesehen werden. Gewisse Einspielungen wie etwa das fiese Lachen am Anfang sorgen für zusätzliche Atmosphäre, und auch das Kreischen des Sängers kommt gut und passt. „We Own The Night“ ist ein solides Stück Hard Rock mit düsterem Einschlag, auch gewisse Glam-Einflüsse lassen sich vernehmen, was ebenfalls ganz gut passt, nur macht sich spätestens hierbei schon die ersten Anzeichen von Trivialität bemerkbar. Das Material ist gut, die Jungs beherrschen ihr Handwerk nach wie vor, über die Produktion muss man auch nix sagen, das passt alles, aber eben: So richtig vom Hocker hauen will dieser Track nicht, das konnte „Back In Blood“ deutlich besser. „Dead N’ Gone“ haut dann schon besser rein, geht schön unter die Haut, aber im Refrain wird dann leider ein Grossteil der Stimmung wieder zunichte gemacht: Wenn „D-d-d-d-dead and gone“ immer wieder gesungen wird, wirkt das eher passend für eine High School-Band als für gestandene Rocker. Dasselbe Problem ist bei „The Good, The Bad & The Undead“ zu vermerken, nur in umgekehrter Reihenfolge: Der ganze Song wirkt, als hätte man zu viele Male „The Fight Song“ von Marilyn Manson gehört und den dazugehörenden Clip gesehen und ebenjenes Feeling übernommen, dafür kann der Refrain überzeugen und reisst auch eher noch mit. Ganz grosses Kino hingegen ist „Kiss Me Undead“, welcher mit wirklich geilen Riffs und einem gruseligen Flair zu überzeugen weiss, hier passt einfach alles. Neben „Back In Blood“ ist „Kiss Me Undead“ der zweite Song auf diesem Silberling, der restlos zu überzeugen weiss und jeden Leichenwagen zu doppelter Geschwindigkeit animiert. „Lips Of Blood“ ist zwar ein wenig monoton geraten, überzeugt aber dennoch mit einer durchgehend rockig-gruftigen Stimmung. „Dead Girls Are Easy“ rockt zwar wie Sau und gefällt generell sehr gut, aber das dazugehörende Video und die eher trivialen Texte wirken, als würde man eine Harley Davidson mit aufmontiertem Hello Kittie-Müll fahren. Und bevor ich jetzt hier noch das ganze Album auseinander nehme: Es haben sich leider viele eher nichtssagende Nummern eingeschlichen, die zwar allesamt ganz nett sind und garantiert viele Anhängerinnen finden werden, aber für mich wird das ganze Konzept der rockigeren Augen nicht konsequent durchgesetzt. Zudem, und hier werde ich wieder subjektiv, hat sich bei mir ein Gefühl eingestellt, dass zwar einiges verändert wurde (und das teiweise sehr gut, versteht mich nicht falsch), aber schlussendlich ist „Back In Blood“ eine Melange aus rotzig-rockigen, staubigen und arschtretenden Songs wie auch schnulzigen, an eine High School-Rockband erinnernden Einflüssen, welche dem Gesamtwerk die Ernsthaftigkeit und auch ein wenig die Glaubwürdigkeit nehmen. Dieses ‚Sowohl/als auch’-Gefühl wertet meiner Meinung nach die ganze Scheibe ab. Bestes Beispiel sind die beiden letzten Tracks „Suspiria Snow White“ (ein guter Rocker) und „Eternal“ (eine derbe Schnulze, worauf sogar Simon & Garfunkel neidisch wären). Onkel Toby rät: Riskiert besser ein Ohr zuviel, berücksichtigt die Fakten und fällt dann eine Entscheidung, denn eindeutig ist hier gar nix.
Toby S.
Punkte: 6.5 von 10      
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GWAR – Lust In Space
AFM Records/Musikvertrieb
Diese von Künstlern und Musiker der Virginia Commonwealth Universität in Richmond gegründete Ansammlung komisch anmutender Wesen lebt natürlich seit jeher von ihren Shows und ihren Outfits. Sie haben sich eine regelrechte Science Fiction-Bandhistory zusammengezimmert. In groben Zügen erklärt sind sie aus einer weit enfernten Galaxie auf die Erde gekommen, um die Weltherrschaft zu übernehmen. Drei Jahre waren sie nicht mehr auf unserem Planeten unterwegs. Doch jetzt ist es wohl an der Zeit, den Kampf Böses gegen Ultraböses zum Ende zu bringen und die Weltherrschaft an sich zu reissen. Wie eingangs schon gesagt, leben sie zu einem grossen Teil von ihren versauten und mit künstlichen Fäkalien angereicherten Shows. Auch auf dem diesjährigen Wacken Jubiläums-Festival haben sie es den Zuschauern nochmals gezeigt. Wer es ernst will, muss bei Gwar weghören und wegsehen. Ihre Songs und Texte sind immer mit einem Lächeln zu geniessen. Aber wenn man die musikalische Seite betrachtet, ist das Ganze auf dem mittlerweile doch schon 11ten Longplayer um einiges besser geworden. Es ist immer noch die altbekannte Mixtur aus Thrash, Punk, Hardcore und Schock-Rock, die zelebriert wird. Sie setzen vermehrt auf thrashige Elemente, gerade in den Gitarren. Die können schon mal richtig fett aus den Boxen knallen. "Make A Child" ist sicher ein solcher Song. Am Anfang hört man Babygeschrei, das dann aber sofort verstummt, wenn die Gitarren mit ihrem Riffgewitter loslegen. Vom Groove her hat es ein paar Songs, die ganz amtlich zum Abrocken einladen. Man tut sicher gut daran, sich auch ein Bier dazu zu genehmigen. Der Gesang von Ober-Alien Oderus Urungus ist nach wie vor sehr gewöhnungsbedürftig und fast mehr im Sprechgesang angesiedelt. Trotz gelegentlichen Highlights kann das Album, bei mir jedenfalls, nicht wirklich zünden. Kann sein, dass es daran liegt, dass die entsprechende Show dazu fehlt oder einfach das Können von Oderus Urungus, Balsac The Jaws Of Death, Flatus Maximus, Jizmak Da Gusha und Beefcake The Mighty halt eher im begrenzten Bereich liegt. Zusammen mit der Show kann man das Ganze eher empfehlen, nur auf CD ist es ein schwaches Hörvergnügen. Ich bin mir sicher, dass ich mir mit dieser Kritik den ganzen Zorn der 'Scumdogs Of The Universe' auflade.
André G.
Punkte: 6.0 von 10        
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RADIO SILENCE – Whose Skin Are You Under Now?
Escape Music/Non Stop Music
Wer nur auf das CD-Cover schaut, fragt sich unweigerlich, welcher Musikstil dahinter steckt. Techno, Elektro-Gothic oder sonst was Schauerliches? Wer dann allen Mut zusammen nimmt und die CD anspielt, der darf sich ein Lächeln nicht verkneifen. Denn Radio Silence bieten ruhigen Rock mit 70er-Feeling und einer starken Stimme. AOR nennt man so was, denke ich mal. Geschrieben und gesungen wurde "Whose Skin Are You Under Now?" von Alistair Gordon, der seit rund 30 Jahren im Geschäft ist und unter anderem mit Musikern von Foreigner, Genesis oder Happy Mondays zusammengearbeitet hat. Es verwundert deshalb nicht, dass auch dieses Album musikalisch irgendwo im Kosmos dieser Bands einzuordnen ist. Dabei habe ich eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Hört man das Album als Hintergrund-Gedudel zum Arbeiten, können die eingängigen Melodien und entspannten Arrangements sehr gefallen. Nimmt man sich aber bewusst Zeit für Radio Silence und macht nichts anderes als zuzuhören, wird die Sache sehr schnell langweilig. Es fehlen dann Geschwindigkeit, interessante Wendungen oder sonst irgendwelche Innovationen. Und plötzlich merkt man, dass die meisten Songs nach dem Schema 'Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Bridge, Gitarren-Solo, Refrain' aufgebaut sind. Spult man beim aktiven Hören etwas gegen hinten, wippt man wenigstens vergnügt zum Deep Purple-artigen "Shotgun Love" und dem von Chören getragenen "Heart Of Hearts" mit. Der Rest bietet alt gebackene, ruhige Kost mit bekanntem Geschmack fürs DRS1, bei dem garantiert keine Hausfrau abschalten dafür aber eventuell einschlafen wird. Für mich ist das Gebotene definitiv zu entspannt. Das Gesamturteil fällt denn auch zwiespältig aus: Als Kaufhaus-Musik kriegt dieses Album 8, als Rockmusik 4 Punkte. Man berechne den Durchschnitt, et voilà.
Roger W.
Punkte: 6.0 von 10        
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BURNT BY THE SUN - Heart Of Darkness
Relapse Records/Non Stop Music
Netter, aber im Vergleich zur aktuellen Generation etwas angestaubter Post-Hardcore der einfacheren Sorte mit Metalschlagseite und Kreischbrüllgesang. Trotz der sauberen, um ein paar ebenfalls nette Gimmicks aufgemotzten Produktion ergeben die zehn Songs während 34 langer Minuten aber weder den angekündigten 'Hieb in die Magengrube', noch sind BBTS 'New Jerseys gemeingefährlichste Modern-Extremisten' (hoffe ich mal... für die aktuelle New Jersey-Szene). Kompetent, aber nichtsdestotrotz über weite Strecken vorhersehbar (wenn nicht sogar langweilig), agieren die Amis fern jeglicher herbeizitierten Vergleiche zu Mastodon, Unearth, Isis, The Red Chord oder Whitechapel. Das Material tönt zwar homogen und hat durchaus seine groovigen Stärken, ist in meinen Ohren aber nicht mehr als arger Durchschnitt. Wer stilistisch auf simples, straightes Riffing mit ein paar extravaganten Variationen, eher direkter Herangehensweise und die letzte Earth Crisis-Scheibe "To The Death" abfährt, darf ungeniert mal reinhören. Für mehr Punkte fehlt es mir aber an Eigenständigkeit, Mut und Technik. Nicht mein Ding.
Hardy
Punkte: 5.5 von 10        
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SOUND STORM - Twilight Opera
Rising Records
Manche Substanzen sollten nicht gemeinsam eingenommen werden, will man unschöne Nebenwirkungen vermeiden. Was für Alkohol und eine Vielzahl von Medikamenten gilt, das scheint auch bei Metal und Pizza bzw. Spaghetti zu gelten. Grund zu dieser Diagnose gibt der Umstand, dass Bands aus dem Herkunftsland dieser Speisen immer und immer wieder der selben Krankheit erliegen: dem Bombastus-Orchestrus-Classicus-Syndrom mit starkem Verdacht auf Kitsch! Das war so bei Labyrinth und ist so bei Rhapsody Of Fire (obwohl in einer gutartigen Form), Secret Sphere oder Vision Divine. Mit Sound Storm aus Turin kriegt die Metalszene nun einen weiteren Patienten dieser Art, weist die Band doch die typischen Symptome auf: Zuviel Tastengeklimper, ungesunder Einsatz von Streichern und Chöre, dazu ein unaufhörlicher, viel zu hoher Double Base-Herzschlag mit unpassenden Rhythmus-Störungen. Dies alles führt dazu, dass der Patient sich nicht mehr auf das Wesentliche, nämlich funktionierende Songs, fokussieren kann und sich des Öfteren in den eigenen Arrangements verzettelt. Gut, das technische Können des wirklich vielseitigen Fronters Lestat sowie die versteckten Blind Guardian-Abwehrstoffe lassen Grund zur Hoffnung, genauso wie das eine oder andere Glückshormon namens "Bound To Hell", "Falling Star" (mit fettem Malmsteen-mässigem Solo) oder "Always Be The Same". Dennoch ist der Patient Sound Storm noch lange nicht von seiner Krankheit genesen oder vermag es, wie etwa Rhapsody Of Fire, mit seiner Krankheit positiv umzugehen. Technisch auf hohem Niveau, von Mika Jussila in den Finnvox Studios fett gemastert, verzichtet man auf "Twilight Opera" inhaltlich zwar auf Drachen und Ritter, kommt dafür aber nicht von einem Grusel-Kitsch weg, wie man ihn von Heavenly's (auch in Frankreich greift die Krankheit vermindert um sich) "Dust To Dust"-Output kennt. Nur etwas für Fans von Rüschenhemdern und Tastenvirtuosen.
Kissi
Punkte: 5.5 von 10        
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REBELLION - Arise – From Ginnungagap To Ragnarök -
The History Of The Vikings Part III
Massacre Records/Musikvertrieb
Die deutschen Rebellion schliessen ihre Wikinger-Trilogie mit einem eher sperrigen Werk ab. Zumindest gibt mir das bereits fünfte Werk auch nach vielen Hördurchgängen nicht viel. Das war ganz anders beim Vorgängerwerk "Miklagard", das mir trotz nervenden Voice-Overs der Promo-CD bereits nach dem ersten Hören im Ohr hängen blieb. Bei "Arise" (den ganzen Titel erspar ich mir mal) sind es in etwa drei Songs, die wirklich etwas nachhaltig wirken. Zum einen ist das der extrem harte Opener "War", bei dem die Band fast schon ihre musikalischen Teutonen-Stahl-Grenzen überschreitet, und der schön wummernde Zweitling "Arise". Zum anderen begeistert das epische "Thor", das mich mit seinem langsamen und zähen Aufbau in seinen Bann zieht. Der Rest verschwimmt in der von extrem verzerrten Gitarren dominierten Produktion in einem Einheitsbrei, der nur dann aufhorchen lässt, wenn man die einzelnen Lieder unabhängig vom Albumkontext einzeln hört. Erst dann bemerkt man beispielsweise die weiblichen Chöre im Schlusstrack "Einherja". Oder anders gesagt: Mit ein wenig Mut, die Songs verschieden zu produzieren oder die Gitarrenverzerrung von Song zu Song anzupassen, würde das Ganze meinen Ohren schon deutlich mehr Freude bereiten. Denn die Lieder an sich sind beleibe nicht schlecht. So aber bleibt ein Album übrig, das in Sachen Härte seine Vorgänger locker in den Schatten stellt, aber irgendwie an einem vorbeidudelt. Dass die Wiederholungstaste dabei unangetastet bleibt, ist klar. Von daher gilt für potentielle Rebellions-Anhänger, den dritten Teil der Wikinger-Trilogie vor dem Kauf unbedingt zuerst anzuhören. Bei mir jedenfalls würde die CD auf einen anderen Käufer warten müssen.
Roger W.
Punkte: 5.0 von 10        
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CONSTRUCDEAD – Endless Echo
Black Lodge/Non Stop Music
Schon bei den ersten paar Takten von „Endless Echo“ ist einem klar, dass man es hier mit einer Band aus dem Norden zu tun hat. Ich hätte eigentlich auf England getippt aber Construcdead stammen aus dem Metal-Mekka Schweden und es gibt sie bereits seit zehn Jahren. Wenn ihr euch jetzt wundert, dass ihr noch nie etwas von der Band gehört habt, dann müsst ihr euch nicht schämen, mir geht’s nämlich genau gleich. Irgendwie sind die Jungs gänzlich an mir vorbei gegangen und das scheint genau das Problem der Combo zu sein. Sie fallen einfach nicht auf. Das mag einerseits an den bereits tausendmal gehörten Thrash-Riffs liegen und andererseits daran das Schweden eher weniger bekannt für seine Corebands ist. Deswegen ging mein erster Gedanke auch eher in Richtung England, denn dort würden Construcdead wunderbar reinpassen. „Endless Echo“ ist keine schlechte Platte, aber auch nichts was einem von den Socken reisst. Ein paar Breakdowns hier, moderne Thrash-Riffs dort, Screamvocals und zwei, drei gute Refrains und damit hat es sich eigentlich schon. Songs wie der Opener „Sedated Morning“ oder der Titeltrack „Endless Echo“ trumpfen zwar mit guten Hooklines, jedoch hat man das alles irgendwie schon einmal gehört. Für Liebhaber von Bands wie Soilwork und Hatebreed könnte Construcdead vielleicht interessant sein, aber man darf kein innovatives Werk erwarten.
Xenia
Punkte: 5.0 von 10        
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MY OWN GRAVE – Necrology
Pulverised Records
Oha, da wird nicht lange gefackelt, gleich nach einem militärisch inspirierten Intro namens „Awaiting Death“ gehen My Own Grave in die Vollen und pfeffern dem geneigten Hörer dermassen einen vor den Latz, dass man sich verwundert erkundigt, wo denn jetzt oben oder unten ist. Grundstimmung ist ganz klar Death Metal der alten Schule, wobei zwischendurch auch mal melodische Einsprengsel zu finden sind. „Necrology“, „Hail The Blind“ und „None Shall See“ sind sich in der Struktur sehr ähnlich, gleich von Anfang an wird derbe losgedrescht, dass einem spontan Paganizer in den Sinn kommen. Der Titeltrack punktet in dem Sinne, dass er zwischendurch wirklich Abwechslung ins Spiel bringt wie etwa Breaks, Gefrickel oder gegen Schluss ein würdiges Ausklingen mit gegrowltem „Necrologyyy“. Richtig frischer Wind bringt aber erst „Disciples Of War“ in die Bude, Alarmsirenen und gedämpfte Mucke lauern dem unbedachten Metalhead auf und attackieren ihn dann mit fiesem Grinsen. Danach gehen die Tracks wieder ihren gewohnten Gang, erst mit „Carnal Revelations“ zeigen My Own Grave ihre technisch versierte und auch verspielte Seite, da wird nicht andauernd das Double Base-Pedal bedient, man driftet sogar kurzfristig ins Mid Tempo ab – natürlich nicht allzu lange, aber solche Unterbrechungen der Struktur bringen hier Farbe ins Spiel. Schlussendlich muss aber leider festgehalten werden: My Own Grave klingen auf die Dauer eintönig, auch wenn, wie erwähnt, gewisse Einspielungen von beispielsweise gesprochenem Text bei „Carnal Revelations“ die Monotonie etwas auflockern. Dazu kommt noch, dass der Sänger bei seinen Growls keine Experimente wagt und stets auf einem gleichbliebenden Niveau seine Stimmbänder malträtiert, wobei er auch hier anders könnte, wie etwa der Schrei zu Beginn von „Incineration“ beweist. Alles in allem lässt sich sagen, dass „Necrology“ eine solide Death Metal-Scheibe zum gepflegten Abschädeln ist. Nicht mehr, und nicht weniger.
Toby S.
Punkte: 4.5 von 10        
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BONE GNAWER - Feast Of Flesh
Pulverised Records
Da haben sich ja genau die Richtigen getroffen. Death Metal-Urgestein Kam Lee (Massacre/Ex-Denial Fiend) am Mikro und Rogga Johansson (Paganizer/Ribspreader/Quadzillionen anderer Bands) an der Gitarre plus Ronnie Bjornstrom (Ribspreader/Hate Ammo) und Morgan Lie (Naglfar/Hate Ammo) frönen geschlossen dem guten, alten Schwedentod. Gewürzt wird das Süppchen mit Kannibalenlyrics und schlägt gewohnt direkt auf den behaarten Bauch. Soweit habe ich nichts zu bemängeln, denn sowohl die natürliche Produktion, das fliessende Songwriting und die 'Big Balls'-Herangehensweise ist mir prinzipiell sympathisch. Ob unsere Zeit aber auf eine weitere Platte dieser Stilart gewartet hat, wage ich dennoch zu bezweifeln. Denn trotz stabiler Performance verfügt "Feast Of Flesh" über keinerlei erwähnenswerte Highlights und wird deshalb nur Fans der erwähnten Protagonisten zu einem feuchten Höschen verhelfen. Was für anspruchslose Kiffer und Plattensammlungskomplettierer.
Hardy
Punkte: 4.5 von 10        
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HORNA – Musta Kaipuu
Debemur Morti Productions/Non Stop Music
Hört sich nicht nur vom Name her finnisch an, klingt auch ziemlich nach finnisch-rauem Black Metal. Ob das jetzt gut ist oder nicht, ist auf Dauer wohl schwierig zu sagen. Zwar gibt es schon bei "Piina" ganz tolle, sägende Rifffragmente, aber die Songstruktur an sich ist ziemlich vorhersehbar. Wer die Schwarzheimer schon kennt, wird also genauso wenig überrascht wie ein Black Metal-Neuling. Zwar spielen die Jungs alle in anderen Bands, doch wenn man bedenkt, dass Horna seit 1995 existieren, frage ich mich tatsächlich, ob es nicht einmal langweilig wird, sich so verkrampft gegen Fortschritt zu wehren. Die Aufnahmetechnik an sich ist ja ganz passabel, es rumpelt und rauscht ganz authentisch. Aber was das Songwriting angeht... Vor allem erstaunlich ist die Tatsache, dass die Lieder auf dieser Scheibe eigentlich diejenigen sind, welche es auf den Vorgängern auf die B-Side geschafft haben. Und ungehört hätten sie bleiben können, die Welt muss von einer langweiligen Band nicht noch das Abfallmaterial auf eine CD gepresst bekommen. Wer genau kommt denn auf solch eine Idee? Und wo bleibt da die Trueness? Ja, man kann irgendwo Ähnlichkeiten zu den ganz frühen Darkthrone erkennen. Oder durch das eher verhaltene Tempo auch Hellhammer oder neuere Satyricon, bei "Aldebaranin Susi" kann man die Einflüsse schon fast greifen. Aber das macht die Musik noch lange nicht besser. Da höre ich lieber Sargeist (auch wenn ich diesen Vorschlag schon einmal gebracht habe), oder dann halt die viel spannenderen Originale.
Tristan
Punkte: 4.5 von 10       
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ARSONISTS GET ALL THE GIRLS - Portals
Bastardized Records
Zuallererst möchte ich an dieser Stelle kurz einen Begriff einführen, der mir irgendwo aus den weiten des Internets in den Schoss gefallen ist: Meine Damen und Herr, ich präsentiere den 'Nerdcore'! Was grundsätzlich einfach schon mal ziemlich bescheuert klingt, ist allerdings ziemlich seriös gemeint – Nerdcore besteht in der Regel aus einer Hälfte modernem Metal, und einer weiteren Hälfte ziemlich bizzarrer Einfälle, aktuell sind dabei vorallem Tanz-Synthies und dergleichen hoch im Kurs. Und wie das bei Metal gerne der Fall ist, kommt auch Nerdcore gleich mit einem eigenen Look um die Ecke: Stellt euch den typischen Pseudo-Intellektuellen Gymnasium-Abgänger vor, packt ordentlich bunte Tattoos obendrauf, und lasst den guten eine Runde durch den Pit marschieren - Tata, Nerdcore in seiner ganzen Pracht. Bands wie Enter Shikari zelebrieren diesen Stil schon ein Weilchen, belegen mit ihrem aufdringenden Kirmesmetal aber auch klar die vorderen Plätze, wenn's um den Nerv-Faktor geht… Und natürlich stellt sich die Frage, ob solche Musik überhaupt nicht per se auf die Nerven geht. Arsonists Get All The Girls machen da keine Ausnahme - Die auf ihrem Drittling 'Portals' präsentierte Musik baut zwar grundsätzlich auf die üblichen Stilmittel des Metals inkl. der eben erwähnen Synthies, bloss ist das ganze jetzt mal nüchtern betrachtet nicht halb so spektakulär, wenn mann mal die Elektronik ignoriert. Gerifft und gegroovt wird zwar auf handwerklich akzeptable Art und Weise, dazu gibt es noch einige Ausflüge in polyrythmische Gefilde, und einige weitere Abstecher der Marke 'Was hat denn der Stil hier verloren?' (Wie etwa Country und etwas freier Jazz), aber das können andere Bands schon lange. Die elektronischen Elemente beschränken sich meist auf simples Synthie-Geklimper und einige wenige Flächen - Unter'm Strich also nicht mehr als Standard-Rohmaterial. Blöderweise verpassen es Arsonists Get All The Girls aber, aus dieser Ausgangslage etwas wirklich interessantes rauszuholen, und erschaffen ganz einfach einen nicht wirklich appetitlichen Happen aus Soundfetzen und chaotischem Geballere, ohne dabei auch nur im entferntesten mindestens einen brauchbaren Song rauszuholen. Schade um die wenigen guten Zutaten, aber es ist wohl einfach besser so…
El Muerte
Punkte: 4.0 von 10        
        
7 SEALS - Moribund
Twilight/Non Stop Music
"Uns ist in alten maeren wunders vil geseit, von helden lobebaeren, von grôzer arebeit, von freuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen, von küeer recken strîten, muget ir nu wunder hoeren sagen", so lautet die erste Strophe des Nibelungenlieds. Dass da mein Germanistenherz höher schlägt, wenn diese Zeilen zu Beginn eines Metalalbums unerwartet aus den Boxen rezitiert werden, versteht sich von selbst. Wäre "Moribund", das Debut der deutschen Symphonic-Metaller 7 Seals, nur eine Minute lang, so bekäme die Scheibe von mir ne glatte 10. Schon mit dem ersten Song "To Forests Wild And Free" stellt sich jedoch schon die Ernüchterung ein. Denn nach dem philologischen Intro wird vor allem eins geboten: Schnöder Symphonic Metal mit Double Base-Gewitter und Keyboardregen. Das zwar alles auf handwerklich anständigem Niveau und mit einem, wenn auch nicht spektakulären, so doch souveränen Sänger mit dem passenden Namen Markus Wagner, aber letztlich doch eher uninspiriert, geschweige denn wenig innovativ. Die Melodiebögen, seien sie von Tasten ("Farewell"), Lauten oder Stimmen erzeugt, kennt man so, eifach besser, schon von Blind Guardian. Zugegeben, die mehrstimmigen Passagen in bombastischen Nummern wie "Unforeseen Alliance" oder folkloristische Einsprengsel wie das stimmungsvolle "Fortune And Deceit" mit seinen an Blackmore's Night erinnernden Vocals von Sabrina Grochocki vermögen es, einen passenden und selten zu dicken Pathos aufzutragen, doch letzlich fehlt es der Band an abwechslungsreichen Arrangements und, wie bei Symphonic-Werken so oft der Fall bleibt auch von "Moribund" auch nach dem x-ten Durchhören nicht viel hängen. Beim im Chor gesungenen, wieder in Mittelhochdeutsch gehaltenen "Prelude To Perdition" meldet sich zwar noch einmal der kleine Deutschstudent in mir, letzlich sind Songs wie "The Fierce King Of The Huns" oder auch der hymnische Titeltrack "Moribund" austauschbare Durchschnittsware ohne Wiedererkennungswert. Letzten Endes sollte man sich das Geld also lieber für das Nibelungenlied in Buchform aufsparen.
Kissi
Punkte: 4.2 von 10        
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TRIBAL – Corner Of A Circle
Fastball/Musikvertrieb
Hmm… Als ‚Emotional Rock’ werden Tribal im beigelegten Promo-Blättchen bezeichnet. Dem kann ich nur bedingt zustimmen, denn wenn es rein um den Sänger geht, so hätte er eine ziemlich gute Rock-Stimme, die auch rau und dreckig daherkommen kann – wenn er es denn zuliesse. So beschränken sich diese Erlebnisse auf wenige Momente in den Tracks, und generell singt der gute Herr einfach dermassen emotionslos und nur der Melodielinie der Instrumente nach, dass es leider nur langweilt und man mit der Skip-Taste zu flirten beginnt. Musikalisch gesehen kann man die Jungs aus Winterthur in der Richtung Dreadful Shadows oder Paradise Lost zu „One Second“-Zeiten einordnen, depressiv klingende Rockmusik ohne grosse Ecken und Kanten. Auch wenn mit vielerlei Spielereien immer wieder Abwechslung heraufbeschwört wird, so ist „Corner Of A Circle“ wie ein leeres Balisto-Fach im Snackautomaten: Man weiss, dass hier mal was Gutes drin war, und man kann es sich sehr gut vorstellen, aber in Realität ist leider nichts mehr da. Metaphorisch gesehen heisst das im Falle des vorliegenden Rundlings: Da sind sehr schöne und gute Ansätze vorhanden, nur mit der Umsetzung hat man die Erwartungsblase platzen lassen. Auch wenn ich für die Jungs gerne Sympathie-Punkte vergeben würde, da sie schliesslich aus der gleichen Stadt stammen wie ich, so geht dies logischerweise nicht – und genau so logisch ist, dass „Corner Of A Circle“ niemandem weh tun wird, nicht aneckt, keine eigene Färbung besitzt und somit ganz nett, aber leider bedeutungslos ist.
Toby S.
Punkte: 3.9 von 10    
                           
AMBERIAN DAWN – The Clouds Of Northland Thunder
Ascendance Records
Finnland das Land der 1000 Seen und ebenso vieler Bands, darunter einer der bekanntesten Exportschlager: Nightwish. In dessen Fahrwasser tummeln sich auch Amberian Dawn, welche mit ihrem zweiten Album "The Clouds Of Northland Thunder" stark an frühere Zeiten erinnern, als Nightwish mit "Oceanborn" und "Wishmaster" den Grundstock zu ihrem Erfolg legten. Symphonischer (Power) Metal, Keyboardkleister, viel Melodie und eine Sopran-Sängerin sollen es richten und für Begeisterung sorgen. Nun, grundsätzlich hat ja diese Mixtur schon funktioniert und viele Nachahmer mit sich gerissen, doch auch Amberian Dawn scheinen nicht aus dem Schatten ihrer Landsleute treten zu können. Grund dafür: Alles ist eine Klasse schlechter als bei dem Original. Da wäre einmal der Sopran von Heidi, welche zwar einen guten Job abliefert, jedoch nicht auf dem Level zwitschert wie einst Tarja und über die 50 Minuten Zeitspanne in die Eintönigkeit abdriftet und ein gut gestricktes Nervenkostüm verlangt. Gleiches passiert mit den Kompositionen, welche mit zunehmender Spielzeit immer belangloser wirken und trotz vielen Melodien und netten Soli nicht mitreissen können, auch wenn der Opener "He Sleeps In A Grove" erst mal die müden Knochen weckt und "Incubus" mit klarem, männlichem Gesang für etwas Abwechslung sorgt, ist man beim finalen "Birth Of The Harp" längst im Schlund der Langeweile qualvoll verendet. Die Songs sind vorhersehbar, haben keinen Tiefgang, fliessen gleichmässig durch die Landschaft und zeigen keine nachhaltige Wirkung. Grundsätzlich wäre die Scheibe empfehlenswert für die Mitmenschen, welche nicht genügend von symphonischem Mädchen-Metal bekommen können, doch frage ich mich, ob langsam nicht alle die Schnauze davon voll haben.
R.K.
Punkte: 3.0 von 10    
                           
HACKNEYED - Burn After Reaping
Nuclear Blast/Warner
Habe mir Gedanken gemacht, wer wohl so etwas aus Überzeugung gut finden könnte. Und ehrlich, ich habe auch nach mehrmaligem Durchhören noch keinerlei Ahnung. Denn jeder einzelne Song ist belangloser Pop/Death Metal ohne Tiefe oder wenigstens musikalischen Anspruch. Verpackt in eine zwar kompetente, aber andererseits sowohl nervigen wie sterilen Photoshop-Produktion, mixen Hackneyed das kleine Einmaleins des Death Metals zu spannungsfreien und leider auch hochgradig lustlosen Kompositionen. Am positivsten in diesem künstlichen Konstrukt kommt noch der eher brutale Gesang rüber, an dem zumindest ohrenscheinlich nicht allzuviel gebastelt worden sein dürfte. Diverse Samples und 'atmosphärische' Parts verweisen zusätzlich auf die Zielgruppe der sehr jungen Red Bull-Generation, machen mir persönlich aber nicht mehr Freude als eine offene Schienbeinfraktur. Eigentlich schade, denn live habe ich Hackneyed als einiges sympathischer und organischer empfunden. Der Versuch dieser Aufnahme hätte jedoch eher mit "Burn After Producing" betitelt werden sollen. Wer's unbedingt braucht und über keine Seele verfügt, soll trotzdem reinhören.
Hardy
Punkte: 3.0 von 10    
                           
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