CD-Reviews September 2010
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
ELVENKING - Red Silent Tides
AFM Records/Musikvertrieb
Die Italiener von Elvenking sind zurück mit ihrem sechsten Studioalbum! "Red Silent Tides" heisst das neue Werk und übertrifft alles bisher Dagewesene! Satte Melodien, Sänger Damnagoras' variable Stimme und eine hervorragende Produktion machen diese CD nicht nur zu einem Hörgenuss, sondern auch zu einem Genuss fürs Gemüt! Stücke wie "The Last Hour" oder "Silence de mort" entführen den Hörer auf eine Reise durch musikalische Nuancen, die einem den Schädel freiblasen und eingerostete Emotionen in Wallung versetzen! Zugegeben, die Vorgänger waren in ihren Ansätzen auch schon recht gut, doch sie hatten nicht das Potential, um das Interesse des Hörers aufrecht zu erhalten, da sich aufdringliches Folk-Gefiedel über so manchen Song hinweg durchzog und viele im Grunde genommen wundervolle Songs zu einem Einheitsbrei vermischte. Naja, das war halt damals total angesagt, und eigentlich sind Elvenking eine Folk Metal-Band, doch glücklicherweise besinnen sie sich nun auf ganz normalen Metal bzw. Rock, und gerade das ist das Aufregende daran, denn gekünstelte Stromgitarrenmusik gibt es leider schon genug. "Red Silent Tides" dagegen verwendet als Schmuck nur ein paar sphärische Einschübe und verzichtet diesmal komplett auf Gefiedel. Straighter Gitarrenrock mit so richtig angenehmem Druck ist angesagt! Nebst schnellen Songs kriegen die Fans mit "Possession" auch eine wundervolle Halbballade zu hören, doch das oberste Treppchen auf dem Podest der Anspieltipps gehört ganz klar "The Last Hour" - ein Knaller! Wer Power Rock bzw. Power Metal und tolle Melodien verbunden mit leidenschaftlichem Gesang mag, der wird am aktuellen Meisterstück von Elvenking seine helle Freude haben! Ein Meisterstück, wahrlich, denn die Italiener waren noch nie besser! Spätestens in der Hälfte der CD möchte man ihnen am liebsten aufgeregt und begeistert die Hand schütteln - Elvenking, ich gratuliere euch zu diesem lupenreinen Diamanten!
Maiya R.B.
Punkte: 9.2 von 10  
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TARJA - What Lies Beneath
Vertigo/Universal Music
Drei Jahre nach ihrem Debut präsentiert uns Tarja ihr Nachfolge-Album "What Lies Beneath". Und eins vorweg, es schlägt den Erstling "My Winter Storm" um Längen. Was nicht heissen soll, dass dieser schlecht war. Aber das neue Werk wirkt reifer, abwechslungsreicher und lebendiger. Schon der Opener "Anteroom Of Death" strotzt vor Spielfreude und Abwechslung, ja man verbratet sogar noch Queen-artige Chöre, herrlicher Song. Aber auch straightere Songs wie das lockere "Until My Last Breath" sind sehr stark. "I Feel Immortal" ist die obligate Ballade, mit viel Tiefe singt Tarja dem Zuhörer eine gewaltige Gänsehaut unter die Haut, einfach nur wunderschön. "In For A Kill" startet irgendwie bedrohlich, um dann mit einem klasse Gitarrenriff in den Song zu starten, Tarja versteht es einfach, ihre geniale Stimme mit dem jeweiligen Song zu verschmelzen. Gepaart mit den unzähligen musikalischen Details, Tempo und Stilwechseln klingt jeder einzelne Song wie eine kleine Offenbarung. Ob ruhige Klavierparts und Streicher wie bei "Underneath" oder das knallharte Stakkato-Riff von "Little Lies", hier überzeugt einfach alles, von den tiefen Chören über das geniale Drumming von Mike Terrana oder Alex Scholp's Gitarrenspiel. Beim ruhigen "Rivers Of Lust" dreht dann Tarja so richtig auf und holt alles aus ihrer Stimme raus. Hier muss man einfach neidlos zugeben, dass Tarja's Stimme einfach einzigartig ist und sie locker alle ihre weiblichen Sangeskolleginnen an die Wand singt. "Dark Star" beginnt mit einem arabischen Touch, um dann in ein Riff zu fallen, das glatt von Star One hätte sein können und gipfelt dann in einen klasse Refrain. Hier wird Tarja am Gesang von Phil Labonte unterstützt. "Falling Awake" ist einer meiner Lieblingssongs, ein sehr melodiöser Track, mit coolen Gitarren untermalt. Das Solo hier hat übrigens Joe Satriani beigesteuert, und was das für eins ist! Danach wird's ruhiger mit "The Archive Of Lost Dreams", ein sehr gefühlvoller Song, der unter die Haut geht. Der Rausschmeisser "Crimson Deep" ist so schwer, der könnte glatt von Kingdom Come sein: Am Anfang schwere, schleppende Gitarren, die in der Strophe nur von Klavier, Drums und Tarja's Stimme getragen werden. Im Refrain wird dann die Stimmung freundlicher, und auch hier läuft Tarja zur Bestform auf. Es ist unglaublich, diese Steigerung von Debut zu "What Lies Beneath", hier wird sowohl musikalisch wie auch songtechnisch Musik vom Allerfeinsten geboten. Tarja liefert hier mit ihren Mitstreitern ein absolutes Spitzenalbum ab, das meiner Meinung nach kaum mehr besser gemacht werden konnte. Hut ab, Noten hoch.
Crazy Beat
Punkte: 9.5 von 10  
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OCEANSIZE - Self-Preserved While The Bodies Float Up
SuperBall Music
Wenn es um intensiven, tiefsinnigen, schwermütigen und sehr eindringlichen Rock geht, dann stehen die Briten meistens an erster Stelle. Nirgends, ausser vielleicht in den Staaten, ist der Post oder Prog Rock so gross geworden wie in den UK. Das Quartett um Oceansize geht genau in oben erwähnte Richtung und gehört bereits jetzt zu den ganz wichtigen Vertreter im Post/Prog Rock-Genre. Das vierte Album "Self-Preserved While The Bodie Float Up" ist dem Vorgängerwerk "Frames" recht nahe, wobei man sich hier noch stärker auf die Abwechslung und Überraschungsmomente konzentriert hat. Oceansize verstehen es, den Hörer zu fordern. Die Musik zu beschreiben, ist in diesem Falle nicht möglich. Die Briten rocken mit viel Gefühl, wechseln ständig das Tempo, und die Harmonie in den Stücken widerspiegelt sich in der eigentlichen Disharmonie. Die traumhafte Behandlung der Instrumente und das geniale Songwriting waren schon auf den Vorgängern mit Lob überhäuft worden, aber mit ihrem vierten Werk setzen sie tatsächlich noch einen drauf. Oceansize's Musik ist vielschichtig, aber in jeder Art absolut faszinierend. Kein Werk für Nebenbei, aber dafür ein Album, das sich nach ein paar mal Anhören zu einem unglaublichen Hörerlebnis steigert. Nörgler werden diese schwer verdaubaren Klänge verteufeln, wer sich aber darauf einlässt, der wird mit intensiven Klangwelten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, konfrontiert. Im Endeffekt ist "Self-Preserved While The Bodies Float Up" ein absolutes Muss für jeden Musikliebhaber, ein Stück Musik, das den Hörer nach und nach mehr in seinen Bann zieht und in jeder Art und Weise wundervoll, verführerisch und bezaubernd vorgetragen wird. Bravo!
Yannick S.
Punkte: 9.1 von 10  
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KISKE/SOMERVILLE - Michael Kiske - Amanda Sommerville
Frontiers Records/Musikvertrieb
Jaaaa, endlich! Wie lange haben wir gewartet, bis Deutschlands bester Shouter wieder richtig rockt. Michi Kiske ist zurück, und dann gleich noch zusammen mit der wunderschönen Amanda Somerville. Die Liste ist sehr lang, bei denen die 31-jährige Amerikanerin aus Michigan überall mitgezockt hat: Aina, Avantasia, Epica, After Forever, Edguy, Kamelot, Lunatica, Mob Rules, Luca Turilli, um nur einige zu nennen. Vorab konnte man ja auf Youtube bereits dass Video "Silence" reinziehen, was übrigens schon 75'000 Kiske-Fans taten. Etwa 30 Durchläufe davon gehen auf meine Kappe. Die meisten Songs stammen übrigens aus der Feder von Mat Sinner und Magnus Karlsson, aktuell ja beide bei Primal Fear. An der zweiten Gitarre findet man den After Forever-Saitendehner Sander Gommans und an den Keys Jimmy Kresic.Die beiden Gitarristen machen zum Teil ordentlich Dampf auf dem Rundling und treiben Amanda und Michi zu Bestleistungen an. Und die beiden haben wirklich tolle, abwechslungsreiche Songs kreiert. Ob das Orchestrale "End Of The Road", beim zweistimmigen Refrain ist Gänsehaut garantiert, oder dem härteren, rockigen Opener "Nothing Left To Say" oder eben das obergeile "Silence", hier ist jeder einzelne Song einfach Klasse. Es stimmt einfach alles auf diesem Rundling. Die Melodien, größtenteils zweistimmig und auch der abwechselnde Lead-Gesang, macht das Ganze spannend, des weiteren gibt's auch massenhaft coole Gitarrenriffs, ruhige Parts und immer wieder Twin Guitars, die Keys sind perfekt eingesetzt, wirken nie störend oder zu dominant. Und untermauert wird das Ganze mit einem starken Bass und guten Drums. Dieses Album hat meiner Meinung nach überhaupt keine Schwächen, und ich persönlich kann nicht genug davon kriegen. Und eben, Michael Kiske ist und bleibt einer der besten Shouter, der aus deutschen Landen kommt. Er hat definitiv eine gewaltige Stimme und immer noch unglaublich viel Gefühl beim Singen. "Kiske - Sommerville" ist ein saustarkes Album, das zu den Besten seiner Art in diesem Jahr gehört, definitiv!
Crazy Beat
Punkte: 9.1 von 10  
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DISTURBED - Asylum
Reprise Records/Warner
Disturbed waren ja noch nie dafür bekannt, leichte Kost an den geneigten Hörer zu bringen - wenn man sich denn mit den Texten und den Hintergründen zu den Songs beschäftigt hat, was eh nur die Wenigsten wahrscheinlich getan haben. Dabei würde einem dann auffallen, dass die Abgründe, welche David Drayman in den Songs beschreibt, tiefgründiger und depressiver sind als so manche Möchtegern-'Ich bin so traurig und wütend weil mir Papi mein Kuscheltier weggenommen hat'-Depro-Band. Gut, genug gelästert, widmen wir uns dem nunmehr fünften Output der Amis. Ungewöhnlich fängt die Scheibe an, nämlich mit einem knapp zweiminütigen Instrumental, welches dann direkt in den Titeltrack übergeht. "Release me!" brüllt Drayman ins Mikro, danach geht's direkt mit altbewährtem Stil in die Vollen: typische Breaks und Riffs, Licks und Beats - ergo alles, was der Fan begehrt. Und dennoch: So ganz simpel, wie das jetzt klingt, ist "Asylum" nicht gestrickt: Da schleichen sich definitiv Riffs rein, welche einen old schooligeren Metal-Touch haben. Nicht so, dass es vordergründig auffällt, aber wenn man genau hinhört, kann man es raushören. Disturbed wechseln dann auf dem ganzen Album von härter zu ruhiger, ohne wirklich in die allzu soften Gefilde abzudriften oder in sinnloses Geprügel zu verfallen. "The Infection", welches von Depressionen und ihren Auswüchsen handelt, sowie "Warrior" fegen ordentlich durch die Gehörgänge, wobei hier deutlich zu hören ist, dass sich Disturbed weg von allzu starren Trademarks bewegen, ohne sie komplett aufzugeben, das würde sehr wahrscheinlich auch nicht funtkionieren - aber das Experimentieren mit metallischeren, melodischen Riffs funktioniert tadellos und gibt den Songs einen interessanten Anstrich. Und hier ist die Krux der Platte: Diese Neuerung dürfte die Fanschar entweder spalten oder zumindest einige Anhänger mit Fragezeichen zurücklassen. Die Songs sind auch eindeutig schwerer geworden, ja beinahe schon schleppend auf ihre Weise, da wirkt im Nachhinein "Down With The Sickness" beinahe schon beschwingt. Egal, ob es sich nun um den bevorstehenden Kollaps unseres Planeten handelt ("Another Day To Die"), Depressionen, Anklage auf den Holocaust ("Never Again"), ein sterbendes Kind ("My Child" mit einem durchdringend konstanten Signalton des Herzfrequenzmessers) oder einfach generell der Verlust geliebter Menschen... Diese Platte verdeutlicht, was in David Draymans Leben in letzter Zeit alles passiert sein muss, und das war echt kein Spaziergang. Wer ein einfach nur wütendes Album erwartet hat, der wird enttäuscht werden, denn "Asylum" muss als Ganzes gesehen werden, dann entfaltet sich auch die besagte Schwere. Und wie so oft sollte hierbei eben auch der Kontext hinzugezogen werden, denn einfach so lassen sich die Tracks kaum anhören, ohne dass Essentielles übersehen wird. Sicherlich nicht eine Platte für einen unbeschwerten Sonnenaufgang, aber wer bereit ist, sich all dem Dunklen zu stellen, welches zwischen den Zeilen lauert, der kann auch die Hoffnung entdecken - und aus seinem Asyl ausbrechen. Starke Scheibe!
Toby S.
Punkte: 9.0 von 10
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FILTER - The Trouble With Angels
Nuclear Blast/Warner
Ich gebs zu, Filter aus den USA habe ich eigentlich nie so richtig Beachtung geschenkt, denn der Industial/Alternativ Rock-Sound war füher nie so richtig meine Baustelle. Doch mit dem Alter wird man weiser oder so, und natürlich aufgeschlossener als noch mit 20, und hey: Wieso habe ich nicht schon früher mich für die Band um Mastermind Richard Patrick interessiert?! Die Gitarren von Filter lassen dann auch schon mal Rammstein oder Pantera hervorstechen und im elektronischen Bereich lässt man auch schon mal Radiohead durchblicken. Das so als Richtung für die Leute, die noch nie etwas von Filter gehört haben oder sich einfach nicht dafür interessiert haben. Man wird aber schnell mal süchtig mit dem fünften Werk der Amis, denn die Hitdichte ist extrem hoch. Mal agressive Hammergitarren, die dann in einen seichten Melodieteppich übersiedeln, um dann natürlich von der Hammerstimme von Richard Patrick umgarnt zu werden. Leute, der Kerl hat wirklich eine Hammerstimme und Filter sind dann auch im Kommerzbereich einzustufen, denn die Songs haben alle Radioniveau und "The Trouble With Angels" wird Herrn Patrick wieder um einige Dollars reicher machen. Doch jedem sein El Dorado, ich bin nicht eifersüchtig und gönne dieser begnadeten Band den Erfolg vom ganzen Herzen. Wem kitschige, radiotaugliche Alternative-Rocksongs mit einem starken Sänger gefallen, kann hier ohne hineinzuhören voll zugreifen. Gefällt mit extrem gut!
Daniel J.
Punkte: 9.0 von 10
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SHADOWGARDEN – Ashen
Napalm Records/Musikvertrieb
Das Genre des Gothic Rocks und Metals ist ja nun ausgelutschter als eine leere Balisto-Hülle, weil sich einfach viel zu viele Bands darauf verlassen, mit der drölfzigsten Kopie einer Kopie so etwas wie Musik zu erschaffen. Und generell lässt sich auch konstatieren, dass sehr wahrscheinlich niemand mehr das Rad komplett neu erfinden wird. Gut, soviel mal zum Allgemeinen, aber was hat das jetzt mit Shadowgarden zu tun? Ganz einfach, die beiden Herren Andreas Hindenäs und Johan Ericson sind eigentlich hauptamtlich bei der Doom-Kapelle Draconian beschäftigt, nun haben sie nach dem Demo im Jahre 2007 ihr eigenes Album auf den Markt geworfen, welches im eingangs erwähnten Bereich anzusiedeln ist. Jedoch, und das ist der springende Punkt der Sache, haben sie sich offenbar an den bei den heutigen Jungen oftmals sträflicherweise vergessenen Helden orientiert, welche überhaupt den Weg für die heutige Art von Gothic geebnet haben: Sisters Of Mercy, Dreadful Shadows, Secret Discovery, Scream Silence, Cemetary, Paradise Lost und noch viele mehr haben Pate gestanden, ihren Spirit verschmolzen und dennoch genug Platz gelassen, dass gewisse Einflüsse von Draconian auch noch dazukommen konnten. Die Sängerin der vorhin erwähnten Band stellt sich übrigens auch immer mal wieder hinter das Mikro und unterstützt ihre Kollegen mit ihrer hervorragenden, gefühlvollen Stimme, sehr gut zu erkennen bei „With Love And A Bullet“. Mit dem längsten Track „Slowmotion Apocalypse“ hat sich auch ein Bastard aus Gothic Rock und Doom Metal eingeschlichen, welcher quasi als Bindeglied zwischen Draconian und Shadowgarden fungiert. Gegrunzt wird hier auch, und wenn wir schon dabei sind: Der Sänger erinnert verdammt stark an ältere Sentenced, was einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lässt. Ausfälle gibt es keine, kein Track wirkt überflüssig oder fehl am Platze, schnellere Nummern wie „Last Summer“ oder „Way Down Low“ (welche stark an den Klassiker „Brandon Lee“ der 69 Eyes erinnert, als sie noch solchen Sound produziert haben) wechseln sich mit eher langsameren Tracks wie „Sorrow’s Kitchen“ oder „Murky Waters“ ab, wobei auch gesagt werden muss, dass ‚langsamer’ hier nicht mit Down Tempo in Verbindung gebracht werden darf, ein gewisser Drive ist stets vorhanden – abgesehen natürlich von der schon erwähnten Doom-Nummer. Gross was ergänzt werden muss hier nicht wirklich, denn die Jungs und die Dame verstehen ihr Handwerk und bringen eine düstere, melancholische Meisterleistung hervor, welche perfekt zum beginnenden Herbst passt. Wer auf die erwähnten Stilrichtungen steht, sollte sich die Scheibe unbedingt zulegen, alle anderen sollten an eine Stereoanlage gefesselt und dauerbeschallt werden, damit klar ist, dass man Gothic Rock und Metal auch auf eine eigene, faszinierende Weise hervorbringen kann.
Toby S.
Punkte: 9.0 von 10
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RORCAL - Heliogabalus
Cal Of Ror/Division Records
1. Meinung:
Die Genfer Quintett Rorcal tingelt mittlerweile bereits knapp fünf Jahre im Schweizer Untergrund umher, ohne vom durchschnittlichen Metalpublikum überhaupt beachtet zu werden. Zu extrem sind ihre musikalischen Auswüchse, hier stellt sich die Band klar selber ein Bein - in Anbetracht all des versperrten und abstrakten Outputs der Doom-Kappelle wird aber schnell klar, dass die Jungs auf die Aufmerksamkeit über weite Strecken pfeifen. Die Band hat mittlerweile vier Veröffentlichungen am Start (das Debut "The Way... ", ein Doom-BigBand-Projekt mit Kehlvin namens "Ascension", ein eher progressives "Monochrome" und schlussendlich das Konzept-Album "Myrra, Mordvynn, Marayaa") und präsentiert nun mit "Heliogabalus" bereits ihr fünftes Werk. Das komplett in Eigenriege entstandene, live eingespielte und von Kruger-Drummer Raph abgemischte Werk besteht aus einem einzigen (!) Song, der über die kompletten siebzig Minuten sämtliche Bandbreiten an vorstellbaren Sounds abdeckt: Rorcal bebildern das Ende der Welt mit einer erstaunlichen Palette an Farben, auch wenn Schwarz klar die Überhand behält. Glücklicherweise nimmt sich die Band die Zeit, die Stimmungen gekonnt langsam aufzubauen - so beginnt der Track mit einfachen HiHat-Schlägen während den ersten 68 Sekunden, wird dann lange von einigen simplen, aber heftigen Akzenten und flächigen Keif-Vocals getragen, kreuzt darauf in disharmonischen Gefilden, führt elektronische Elemente ein und gipfelt dann erstmals bei circa siebzehn Minuten in den ersten melodischen Gitarren, die wie Wellen über den Hörer hereinbrechen - wahrlich kein einfacher Ritt, aber die volle Hingabe des geneigten Musikliebhabers wird belohnt. Rorcal rücken auf "Heliogabalus" die elektronischen Sounds etwas in den Vordergrund, was aber im direkten Kontrast zur schieren Masse des Tracks einen klaren Pluspunkt ausmacht. Wer sich die Zeit nimmt und glaubt, eine solche Keule an Hass und Rotz verdauen zu können, der wird mit "Heliogabalus" glücklich werden: Rorcal vertonen auf ihrem fünften Werk das pure Schwarz besser, als es jede nordische Black Metal-Formation je gekonnt hätte – denn die Band hat erkannt, dass der langsame Tod um einiges intensiver sein kann. Ich verneige mich von solcher kompromissloser Qualität und Opulenz und bin in Gedanken schon bei einem möglichen Vinyl-Release der Platte.
El Muerte

2. Meinung:
In einem Interview zum letzten Album haben die Genfer schon ein wenig vom Inhalt "Heliogabalus" erzählt. Dass die Umsetzung dann in einem einzigen Lied mit der Dauer von über einer Stunde zu finden ist, hätte ich doch nicht erwartet. Andererseits ist es wohl dem Leben eines römischen Kaisers würdig. Schon durch diese Fakten scheint das Werk eine unglaubliche Masse zu kriegen, die nach den ersten, schüchternen Schlägen auf das Hi-Hat in fast erdrückender Atmosphäre aus den Boxen dröhnt. Sphärische Zwischenstellen können einzelne Kapitel darstellen, nie aber verliert sich die Spannung und der Hörfluss bleibt konstant, ohne sich in Komplexität oder verschwommenen Strukturen zu verlieren. Viel Rauschen, viel Sludge und Drone, da führt kein Weg vorbei. Aber immer durchdacht und fein abgestimmt wirkt die Collage, eine Walze aus Klängen und einer verzerrten, fremden Stimme. Es ist ein Erlebnis, "Heliogabalus" auf sich wirken zu lassen und damit dem Untergang zuzuhören. Doch eignet sich diese Platte ganz bestimmt nicht für jeden Tag und jeden Hörer, vorher ganz klar rein hören und sich überlegen, ob man die Geduld hat, eine Stunde lang nichts anderes zu hören als ein einziges Lied. So wie sich die Musik den Zuordnungen entzieht, so walzt sie sich über eine Punktebewertung. "Heliogabalus" ist, oder ist nicht.
Tristan

Punkte: keine Wertung
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DEATH ANGEL – Relentless Retribution
Nuclear Blast/Warner
2008 übertrafen Death Angel mit dem grandiosen "Killing Season" alle Erwartungen und bewiesen nach dem etwas durchzogenen "The Art Of Dying" (2004), dass der Todesengel nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Studio noch so richtig fliegen kann. Seither hat sich einiges getan in den Reihen der Cousins mit philippinischen Wurzeln aus der Bay Area. Basser Dennis Pepa und Drummer Andy Galeon warfen das Handtuch, sodass nur noch Fronter Mark Osegueda und Gitarrero Rob Cavestany übrig vom Original-Line Up sind. Dem Metalgott sei Dank handelt es sich bei den Beiden exakt um die Hauptverantwortlichen für den melodischen und intelligenten Sound der Band, sodass auch "Relentless Retribution" vor allem eines ist: eine waschechte Death Angel-Platte. Das zeigt schon das stampfende "Relentless Revolution", bei welchem Osegueda mit seiner eindringlichen Stimme die Fronten klärt ("Join us or step aside!"). War "Killing Season" geprägt von eingängigen Smashern, besinnt man sich mit "Death Of The Meek" und vor allem mit dem 7.44 Minuten dauernden "Claws In So Deep" auf seine rhythmisch vertrackten "Frolic Through the Parc"-Zeiten (1988), was zwar einige Anläufe braucht, wegen den dutzendweise vorhandenen Mosh-Riffs live trotzdem ziehen könnte. Wie bei Death Angel zu erwarten sind auch die straighteren Nummern wie die beschwingt galoppierenden "Truce"/"I Chose The Sky", das schleppende "Absence Of Life" und das kompromisslose "Where They Lay" mit haufenweise Details und Licks aus den Fingern Cavestanis geschmückt. Dieser vollzieht beim berührend melancholischen Akustikstück "Volcanic" seinen obligaten, eindringlichen Gesangspart – Gänsehaut pur, wie sie bei den Todesengeln zum letzten Mal mit "A Room With A View" von "Act III" herrschte! Auch das schleppende "Opponents At Sides" mit seiner packenden Gesangslinie knüpft an die melancholische Stimmung des Drittlings von 1990 an und entpuppt sich mit der Zeit als verstecktes Highlight. "Relentless Retribution" ist somit ein weiterer Beweis dafür, dass kaum eine Band die Kombination aus Melodie und Härte so perfekt beherrscht wie Death Angel, auch wenn die Hit-Dichte schon grösser war.
Kissi
Punkte: 8.9 von 10
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KAMELOT – Poetry For The Poisoned
Ear Music/Phonag
Langjährige Leser wissen, dass ich mit der letzten Kamelot-CD meine liebe Mühe hatte. Zu eintönig klang mir "Ghost Opera". Mit der neuen Scheibe ist jetzt alles wieder im Lot. Kamelot kehren zu ihrer alten Stärke zurück. Diese besteht darin, sich immer wieder selbst zu erfinden, ohne den typischen Stil zu verwässern. Und so hört kann man auch auf "Poetry For The Poisoned" symphonische, klassische, leicht progressive Power Metal-Nummern, die von Roy Khan gesanglich perfekt in Szene gesetzt werden. Geblieben sind auch die elektronischen Spielereien, die von Keyboarder Oliver Palotei gekonnt eingestreut werden. Auch auf Frauengesang müssen wir nicht verzichten. Dieser stammt diesmal von Epica-Engelchen Simone Simons. Ihr zusammen mit Khan gesungenes "House On A Hill" erzeugt auch bei knallharten Metallern ein Gefühl von Heimweh. Den Meister des fiesen, leicht paranoiden Gesangs haben Kamelot für "The Zodiac" vors Mikrofon gezerrt. Savatage-Mastermind Jon Oliva bereichert dieses Lied um eine Note, welche Khan trotz seiner unglaublichen Klasse nie hingebracht hätte. Mit dem Titeltrack probiert sich die Internationale Freundschaft sogar an einem Vierteiler. Auch hier kommt Simone Simons nochmals zum Zug. Apropos Bahn. "My Train Of Thoughts" steht stellvertretend für den von dieser Band gewohnten, auf CD brillaten, in der Live-Situation aber etwas umständlichen Nackenbrecher. Mit "Poetry For The Poisoned" haben Kamelot tatsächlich das Kunststück geschafft, typisch nach Kamelot und trotzdem frisch und aufregend zu klingen. Ob sie damit wieder an das vorletzte Meister-Album "The Black Halo" aufschliessen können, ist schlicht irrelevant. Denn die Fans werden "Poetry For The Poisoned" lieben, Neulinge werden davon erstaunt und alle zusammen von den Konzerten begeistert sein.
Roger W.
Punkte: 8.9 von 10
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TWO FIRES – Burning Bright
Frontiers Records/Musikvertrieb
Melodic Rock-Fans wird bei dieser Scheibe das Wasser im Mund zusammenlaufen. Alleine die Tatsache, dass zwei DER Herrscher der melodischen Töne erneut ihre schreiberischen Qualitäten vereinen, sorgt bei ihren Jüngern für weiche Gelenke. Sänger Kevin Chalfant und Gitarrist Josh Ramos, die beide der Klassiker-Band The Storm entsprungen sind, gründeten Two Fires. Das Debutalbum, welches 2000 das Licht der Welt erblickte, wurde damals noch von den Journey-Recken Ross Valory, Gregg Rolie und Steve Smith unterstützt. Somit war und ist mehr oder weniger die in Töne verpackte Fährte vorgegeben. Wer auf den Sound von Neal Schon und Co. abfährt, kann bei Two Fires nicht falsch liegen. Wobei ich sagen muss, dass die ersten beiden 'Doppelfeuer'-Scheiben für mich einen Tick zu nett waren. Nicht so auf "Burning Bright", denn mit "Lost In The Song", "Epic In The Night", "Hold On To Your Dream" und "Answer To My Prayer" geht es schon mal rockiger zur Sache. Dass bei einer solchen Scheibe die sanften Klänge nicht vergessen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Darum laden "Some Things Are Better Left Unsaid" (Neal Schon und Gregg Rolie schrieben mit), "All For One", die Halbballade "Still In Love" oder "Shattered Without You" zum emotionalen Kuscheln ein. Die absoluten Highlights bleiben der richtig fetzige Titelsong, der schon fast an das Debutalbum von Hardline erinnert, und "Relentless". Tja, das Album muss man als AOR-Fan oder Freak von melodischen Sounds einfach gehört haben. Das Lieben kommt dann automatisch, vorausgesetzt, man mag die Klänge von Journey, Boston, Foreigner und Survivor.
Tinu
Punkte: 8.8 von 10
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NIGHTFALL – Astron Black And The Thirty Tyrants
Metal Blade/Musikvertrieb
Auch wenn Griechenland an sich nach wie vor total pleite ist, kommt von dort her absolut superber Sound. Man denke nur mal an Rotting Christ, um ein wenig in die extremere Richtung zu gehen. Und da gab es doch mal so eine Band, die sich 2006 aufgelöst und mal einen Beitrag auf dem Tribute To-Sampler für Paradise Lost gemacht hat – richtig, die Rede ist von Nightfall. 2010 ist ihr Reunion-Jahr, und mit „Astron Black And The Thirty Tyrants“ beweisen sie, dass die Band noch lange nicht tot ist. Interessant ist, dass gewisse Parallelen zu Rotting Christ auf jeden Fall vorhanden sind, wenngleich auch Nightfall um einiges old-schooliger zur Sache gehen. Dark Metal mit Heavy- und Death-Anleihen, einem Schuss Gothic und gewaltig Eier in der Hose – so oder so ähnlich kann man die Mucke von Nightfall beschreiben. Es kracht an allen Ecken und Enden, und doch sind immer wieder feine Zwischenspielereien auszumachen, bei „Astronomica/Saturnian Moon“ sind auch Chöre auszumachen (aber zum Glück keine Schnulzen, sondern düster-bedrohlich) und bei „Astra Planeta/We Chose The Sun“ kann man sogar einen progressiven, melodischen Einschlag erkennen, der Chorus bricht über den Hörer herein wie eine Flutwelle und begräbt alles unter sich. Die Growls sind gut verständlich, kombiniert mit rauem Gesang und sogar cleanen Vocals stellen Nightfall ihr Können unter Beweis. Ich weiss, ich lobe hier verdammt viel, aber diese Scheibe hat’s mir wirklich angetan, und im extremeren, dennoch melodischeren Bereich sind gute Bands eher Mangelware. Nightfall haben sich mit ihrer Rückkehr einen Platz in meinem CD-Regal gesichert, und ich kann guten Gewissens allen, welche zwar eher derbe Kost vorziehen, jedoch Spielereien nicht abgeneigt sind, „Astron Black And The Thirty Tyrants“ nur empfehlen. Welcome Back!
Toby S.
Punkte: 8.7 von 10
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CATARACT – Killing The Eternal
Metal Blade/Musikvertrieb
Die Zürcher Trash-Hardcore Kapelle Cataract melden sich mit dem neuen Werk "Killing The Eternal" auf der Bildfläche zurück und wo Cataract drauf steht, ist auch Catract drin. Bereits der Opener "Never" lässt dass Hassbrett sofort auf Hochtouren anfahren, gleich mal ein Schlag in die Magengrube und das Blut, ja das Blut wird erst nach der Show vom Boden gewischt. Also der Auftakt ist gelungen und "Never" zählt schon mal zu den Highlights der Scheibe. Bei "Lost Souls" wird dann etwas mehr mit dem Tempo gespielt, mal schleppend, dann Knüppeldick und rein in das Breackdown, ähnlich verhält es sich mit "Reap The Outcasts" und der Titeltrack "Killing The Eternal" ist ein reines instrumental, jedoch haut mich dieses nicht wirklich aus den Socken. Dies ändert sich aber schlagartig mit dem Doppelpack "Failed" und "Urban Waste", wo es wieder die volle Bedienung für den Nacken gibt, dies live auf den Brettern vor dem tobendem Mob dargeboten wird sicherlich eine schweisstreibende Angelegenheit. Spätestens beim finalen "Allegory To A Dying World" wird auch der am besten trainierte Moshpit-Hüpfer erschöpft zusammenbrechen und Cataract dankbar sein, für diese 40 Minuten gnadenlose Unterhaltung. Soweit machen die Jungs alles Richtig, kompromisslos wird die volle Bedienung geboten, doch ich kann mir einen Kritikpunkt nicht verkneifen. "Killing The Eternal" kickt auf alle Fälle, doch nach den letzten bärenstarken Alben habe ich noch Etwas mehr erwartet, eine Steigerung, doch diese kann ich nicht ausmachen, im Gegenteil ich persönlich finde die Vorgängerwerke "Kingdom" und "Cataract" doch noch einen Tick ausgefeilter und spannender. Trotzdem dies soll "Killing The Eternal" nicht deklassieren, denn Power unter dem Arsch hat das Teil mehr als genug!
R.K.
Punkte: 8.5 von 10
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BLUTMOND – 13 Urban Ways 4 Groovy Bohemian Days
Aural Music
Für das moderne, städtische Leben gibt es inzwischen einige musikalische Interpretationsmöglichkeiten. Was Lifelover mit Sarkasmus, Agrypnie mit Wut und Thränenkind durch dunkle Romantik versuchen, gestalten die Schweizer von Blutmond mit einer stilistischen Mischung aus alledem. Das hört sich unmöglicher an, als es ist, aber wer das letzte Album von Nachtmystium kennt, weiss ungefähr, was ihn erwartet. Nicht, dass die hier vorgelegten 13 Wege zu übergehen wären! Aber vom Klangbild und der Vielfalt kann man sie auf die selbe Stufe stellen, ohne dass ein direkter Vergleich möglich ist. Die Jungs haben die Fähigkeit, ihre Songs extrem abwechslungsreich zu machen, ohne sich im Kopieren oder Wiederholen zu verlieren. Und trotzdem erkennt man durch sämtliche Lieder einen roten Faden, Geschichten, die waren oder gewesen sein könnten. Man sieht schon fast die Neonreklamen durch den Regen schimmern, während man auf die U-Bahn wartet, um das rastlose Ich endlich in ein Heim zu bringen. Blutmond zeigen auf, wie das Leben eines Mitteleuropäers aussieht. Von "Midnight Martini Madness" über "Working Poor", überall klebt die betongraue Verzweiflung. "Metro Aesthetix" erinnert an gelbgekleidete Personen mit einem Stresstest, beim Lied über die Freitage gefallen groovende Gitarren und Saxophon. Ganz klar eines dieser Alben, die man häufig hören kann, ohne dass sie je langweilig werden. Da bin ich ja mehr als nur gespannt, ob und wie die Jungs gedenken, diese Dichte bei ihrem Gig mit Atritas live zu verkörpern. Man darf und muss gespannt sein!
Tristan
Punkte: 8.5 von 10
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FOREVER'S EDGE – Chaotic Silence
Nightmare Records/Galileo
Prog- oder Power Metal – das ist hier die Frage! Aber egal, in welche Schublade man dieses Album einordnen will, bleibt die Tatsache, dass "Chaotic Silence" über Potential verfügt. Die Band um Gitarrist Salvatore Pisano vereint harmonische Melodien mit einer guten Portion Härte und erinnert aufgrund der klassischen Anleihen entfernt an Symphony X. Ich sehe deshalb Forever's Edge klar in der Prog-Ecke. Oft darf man lang ausgelegten Strophen lauschen, die irgendwann in einer Art Refrain münden. Dazu gesellen sich immer wieder schöne Teile, die rein von den Instrumenten getragen werden. Egodarstellungen gibt es aber nicht. Salvatore Pisano führt zusammen, was zusammen gehört und vermag zeitweise sogar ein kleines Ohrkino erzeugen. Was "Forever's Edge" aber definitiv vom Power Metal entfernt, ist der Wille, neue musikalische Pfade zu suchen und auch mal weg vom gängigen 08/15-Schemas zu musizieren. Radiohits erzeugt man damit zwar nicht, dafür erhält der Hörer spannende, neue Sounds für seine Ohren. Prog bedeutet, dass man schlicht alles darf. Und so scheren Forever's Edge mit der Ballade "Mourning Star" in wunderschöne, fast kitschige Gefilde ab. Das Meisterstück zeigt am deutlichsten, über welche unglaubliche Stimme Clay Barton verfügt. Der Mann kann aber noch viel mehr, und singt zudem ein tolles Duett mit Sharon MacPherson in "Divide In I". "Chaotic Silence" ist definitiv nichts für Rock'n'Roller, welche mit mehr als drei Akkorden überfordert sind. Wer sich aber Zeit nimmt, der kann auf diesem Album vieles entdecken. Salvatore Pisano sagt selbst vom diesem Album, dass es eine Ouvertüre ist. Und irgendwie hat er sogar recht damit.
Roger W.
Punkte: 8.5 von 10
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MALEVOLENT CREATION – Invidious Dominion
Massacre Records/Musikvertrieb
"Invidious Dominion" heisst das 11te Studioalbum einer Band, die wie nur ein paar wenige andere ihren kompromisslosen Stil und ihren Durchhaltewillen manifestiert hat. Malevolent Creation sind nun mittlerweile mehr als 20 Jahre im Geschäft, und trotz unzähliger Line Up-Wechsel, diversen mal mehr, mal weniger sinnvollen Compilations und Best Ofs bzw. Live-Platten immer noch eine Institution und noch viel mehr, nämlich eine wirklich ernstzunehmende Band im Extrem-Metal-Sektor. Über musikalische oder stilistische Veränderungen und Entwicklungen bei dieser Band zu schreiben wäre nun absolut sinnlos. Nach wie vor ist 'stumpf' immer noch 'trumpf', aber auf eine sehr musikalische Art und Weise, im Vergleich zu den Massen an grottenschlechten Brutal/Death-Bands. Also was gibt es über das neueste Werk zu berichten? Zum einen sind von der ursprünglichen Originalbesetzung nur noch Fasciana (Guitars), Blachowicz (Bass) und Hoffmann (Vocals = in Bestform!) auf der Platte zu hören. Aber personelle Veränderungen sind nun mal auch eine feste Tradition bei Malevolent Creation. Der Sound ist im direkten Vergleich zu den Vorgängeralben "Doomsday X" und "Warkult" viel transparenter, lauter und vor allem brutaler. Kein Wunder, zeichnet sich Hate Eternal-Saitenhexer und Mana Prime-Studiobesitzer Erik Rutan für die Produktion verantwortlich. Stilistisch gibt es, wie eingangs erwähnt, keine wirklichen Überraschungen. Dennoch sind einige Unterschiede zu den früheren Werken auszumachen. Schnörkellos waren die Arrangements schon immer, aber so auf das Nötigste reduziert war es auch schon lange nicht mehr. Durch die Bank sind alle Songs viel straighter und extremer. Alleine die Anzahl der Blastbeats und Hochgeschwindigkeits-Thrash-Beats nimmt schwindelerregende Ausmasse an. Soli sind so gut wie fast gar keine zu finden, was für Fasciana & Co auch ungewöhnlich erscheint. Zurück zur Basis heisst die Devise. Verschnaufpausen gibt es so gut wie keine in den 36 Minuten des Death/Thrash-Massakers. Die 'Hitdichte' ist dieses Mal bei ca. 60% und kommt somit natürlich nicht an das 2002er Über-Album "The Will To Kill" noch an die frühen Werke heran. Dennoch ist es trotz aller Kritik schon so, dass MC niemals ein wirklich schlechtes Album in ihrer langen Karriere hingelegt haben. Zum Teil etwas durchschnittlicher mit Sicherheit, aber wirklich schlecht nie. Und dafür gebührt ihnen absoluter Respekt in dieser Zeit, in der künstliche Trends und überzogene Marketingstrategien über Erfolg und Nichterfolg einer Band bestimmen und schon lange nicht mehr die wirkliche Qualität der Musik. Abschliessend gibt es da nur noch zu sagen, dass "Invidious Dominion" ein wirklich gutes Album mit einem Killersound geworden ist. Ruppig, ungehobelt und rotzig ballern Killertracks wie "Lead Spitter", "Target Rich Environment", "Antagonized" und "Corruptor" aus den Boxen, was jeden Genre-Fan und aber auch neugierige Interessierte überzeugen wird. Und über allem thront diese deutlich spürbare "Fuck You"-Attitüde, als wollten Malevolent Creation ihren Wahlspruch einmal mehr allen Hörern vor den Kopf knallen: "... No one can destroy this malevolent creation!"
Ralf W.G.

Punkte: 8.5 von 10
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KREATOR – Hordes Of Chaos – Ultra Riot-Box
Steamhammer/SPV
Dass Kreator gerne der Wiederveröffentlichung ihrer Scheiben verfallen, wurde schon beim letzten Werk "Enemy Of Gods" klar, als nach einiger Zeit die Scheibe nochmals in die Läden gestellt wurde. Allerdings, mit einer schicken Live-DVD als Bonus. Das Gleiche passiert nun auch mit dem letzten Kracher "Hordes Of Chaos". Auf die Qualität der zehn Thrash-Keulen muss man nicht mehr näher eingehen. Sicher aber auf das Bonusmaterial. Da wären zum einen die beiden Videos "Destroy What Destroys You" und "Hordes Of Chaos" plus ein spezielles Foto-Booklet, ein Fünf-Euro-Rabatt-Code zum Bestellen des "Ultra Riot"-Shirts und ein Kleber. Das ist aber noch nicht alles. Die Bonus-CD hat es auch in sich. Folgende Demoversionen tummeln sich darauf: "Hordes Of Chaos", "Radical Resistance", "To The Afterborn", "World Without Religion" (eigentlich "Escalation" mit einem anderen Arrangement), "Amok Run" und die beiden Coversongs "Alle gegen alle" (Slime) und "You Are The Government" (Bad Religion). Was die Deutschen in die Hände nehmen, hat einfach Klasse. Die Truppe um Mille gehört zu den Vorreitern des deutschen Thrash-Metals. Auch wenn die Jungs mal etwas von ihrem Weg abgekommen sind und sich damaligen Trends anbiederten, der Qualität tat dies nie einen Abbruch. Mit "Hordes Of Chaos" hat das Quartett wieder ein gewaltiges und urwüchsiges Thrash-Brett veröffentlicht, das gekauft werden muss. Aber das war schon im Januar 2009 klar, als die CD zum ersten Mal erschien. Wer bis anhin dieses Hammeralbum noch nicht käuflich erworben hat, muss dies schleunigst tun. Die, welches es schon zu Hause im Schrank stehen haben, sollten sich ernsthaft überlegen, diese Box zusätzlich daneben zu stellen.
Tinu
Punkte: keine Wertung
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LOVEHANDLES – LoveHandles
Sound Pollution/Non Stop Music
Jeder gestandene Rocker kennt sie, hasst sie, und will man nach Jahrzehnten noch ins kultige Tourshirt von anno dazumal reinpassen, so muss man ihnen den Kampf ansagen. Die Rede ist von den fiesen Speckröllchen, die sich durch den übermässigen Genuss von Gerstensaft und Festival-Junkfood über dem truen Patronengürtel breit machen. Die Bekanntschaft mit den ungeliebten Rettungsringen scheinen auch Lovehandles gemacht zu haben, denn nichts anderes bedeutet der zuerst so romantisch anmutende Bandname. Doch nicht nur mit Selbstironie können die vier nicht mehr allzu jungen Schweden punkten; alles andere als verfettet, geradezu knackig klingt nämlich deren gleichnamiges Debut, aufgenommen in den bandeigenen Studios Love Nest Nr. 1 und 2. "Pure fucking rock'n'roll!" lautet dabei die Losung, straff geradeaus, und das ohne unnötigen Ballast. Genug Gewicht bringen schliesslich schon die wuchtigen Riffs mit, die Klampfer Mikael Johannesson Song für Song aus den Saiten hievt und welche zusammen mit der grantigen Stimme von Johan Widerberg einen gefälligen Mix aus Biker Rock, Stoner und 80's Hard Rock ergeben, wie ihn etwa auch Lovehandles Mitbürger Mustasch zelebrieren. Des Metallers Aerobic-Programm nennt sich Headbangen und Songs wie die treibenden "I Hate!", "Deaf, Dumb & Blind" oder "Me Myself & I" eignen sich einfach perfekt dazu, genauso wie unbekümmerte Landstrassen-Rocker der Sorte "Save Your Soul" und "Yeah Right!!". Und auch für die nötigen Verschnaufpausen ist mit dem elegischen "Wounded Knee" gesorgt. Zwar erfinden Lovehandles mit ihrem Debut das Rock'n'Roll-Rad nicht neu und auch die ganz grossen Hits sucht man vergebens, doch wer kann bei abgefahrenen neuen Klängen schon an seinem Bauchumfang arbeiten?
Kissi
Punkte: 8.5 von 10
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WITHIN THE RUINS – Invade
Victory Records
Die Truppe aus Massachussets hat ihren zweiten Longplayer eingerockt und bietet ihn seit 31.08.2010 zum Kauf an. Joe, Jay, Kevin, Tim und Mike verstehen es, ihre Instrumente zu bedienen. Insbesondere Joe und Jay an den Gitarren haben wohl blutige Finger nach einem Konzert. Was sie rauskitzeln aus den Sechssaiten, ist zum Teil schon abartig. Sie erinnern mich vom Spiel her sehr an Dragonforce. Klar von der Stilistischen Ausrichtung her sind sie in anderen Gefilden zuhause. Dennoch - was die beiden an Licks brettern, Soli kredenzen und knallharte Riffs rausjagen, ist enorm. Absolutes High Speed-Gefrickle dominiert die Songs. Nach einem mystisch anmutenden Intro, welches 25 Sek. beansprucht, geht es dann gleich im oberen Tempolimit los. Kevin legt mit seinen Trommeln mit Hilfe von Mike am Bass das Fundament, damit Gitarren darauf bauen und durchstarten können. Kevin jagt mit seinen Double Base-Attacken schon ein wahnsinniges Tempo vor. Auf dem musikalischen Sektor brillieren die 5 vom Feinsten. Mit viel Abwechslung und sehr versiert bieten sie ihren Tech/Melodic Death/Metalcore dem geneigten Zuhörer zum Verzehr an. Einen Minuspunkt muss ich dem Gesang geben - er ist sicherlich kraftvoll, aber einfach zu eintönig über das Ganze Album hinweg. Er passt zur Musikstilausrichtung der Band, aber wenn man den Rest Musik anschaut, die so abwechslungsreich und hochstehend ist, dann fällt leider auf, dass er immer ziemlich gleichbleibend daherkommt. Wenn man "Invade" anhört, kommt einem viel gebündelte Aggression und Wut aus den Lautsprechern entgegen. Die Mischung aller Instrumente ergibt einen brutalen Wumms. Aber trotz aller Wucht findet die Combo immer Platz für einige filigrane und ruhigere Parts. Mit "Ataxia" und "Roads" befinden sich zwei Instrumental-Kreationen auf dem Silberling. In den beiden können sich die Musiker so richtig austoben. Mit den Gitarrenduellen und Harmonien bleiben aber auch diese interessant. Allen Fans des technisch versierten Melodic/Death Metal und Metalcore kann ich die Amis nur wärmstens ans Herz legen. Within The Ruins ist eine Band, die noch öfters auf sich aufmerksam machen wird. Davon bin ich überzeugt.
André G.
Punkte: 8.5 von 10
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UFO - The Best Of A Decade
Steamhammer/SPV
Mit Best-Of Alben ist das immer so eine Sache. Zum einen machen die Plattenfirmen einfach zusätzlich Kohle damit oder eine altgediente Band deutet damit an, dass der kreative Höhepunkt erreicht ist. Was den ersten Punkt angeht, so ist in der heutigen Zeit jedes Mittel recht, dass wenigstens auf diesem Weg noch etwas Kohle in die Kasse gelangt. Was «The Best Of A Decade» angeht, so dürfte das mit Sicherheit der Hauptgrund sein, denn dieser Release ist aufgrund des Inhalts nicht zwingend, zumal nichts wirklich Neues geboten wird. Bei genauerem Hinsehen und vor allem Hinhören wird dann zumindest klarer, dass hier der Ära von Gitarrist Vinnie Moore gehuldigt wird, der seit seinem Einstieg 2003 und dem Album-Einstand bei «You Are Here» (2004) unter anderem dafür sorgt, dass diese Kult-Band immer noch existiert. Allerdings hat Sänger Phil Moog sein langjähriges Alkohol-Problem leider immer noch, was deshalb immer wieder mal zu desaströsen Konzerten führt. Wer letzten Dezember in Pratteln beim Tournee-Abschlusskonzert der «The Visitor»-Tour dabei war, weiss wovon ich spreche. Nichtsdestotrotz kann die Band nicht nur mit ihren zahlreichen Klassikern glänzen, die ja bis in die 70er zurück reichen. Die neueren Songs der letzten drei Alben mit Vinnie Moore sind durchgehend top und bilden den Hauptteil dieser prall gefüllten CD, der noch ein paar Live-Aufnahmen von UFO-Smashern wie «Lights Out», «Let It Roll» oder «Doctor Doctor» angehängt wurden. Diese Versionen (soviel ich heraus hören kann) sind allesamt jüngeren Datums, somit bisher unveröffentlicht und ohne einen Ton von Ex-Master Michael Schenker. Das wiederum hört mal halt schon bei den alten Sachen, doch Herr Moore macht seine Sache ohne Fehl und Tadel gut. Bezüglich der Studio-Songs ist «The Best Of A Decade» (warum hier überhaupt auf 10 Jahre zurück geblickt wird, schnalle ich zwar nicht!) kaum interessant, da kann man sich gerade die ganzen Alben holen, aber wer auf diese sechs Live-Tracks scharf ist, kann ja mal ein Ohr voll nehmen davon.
Rockslave
Punkte: keine Wertung
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TO KILL - Antarctica
Let it Burn Records
Die Italiener To Kill haben schon drei Alben veröffentlicht und werden, wie es im Booklet geschrieben ist, hier ihre letzte Vorstellung mit dem Werk, das den Namen "Antarctica" trägt, geben. Dass das schade ist, hört man schnell heraus, denn der Hardcore der aus Rom stammenden Südländer ist alles andere als uninteressant. Es bollt gewaltig und man hat geile zwischenpassagen hinein gebaut, so dass der Hörer nicht grad sofort K.O. geht, aber weit am Knockout ist man ehrlich gesagt nicht. Die Dame an der Gitarre und ihr Kollege haben die brutalen Betonriffs im Griff und lassen nichts anbrennen. Ich würde meinen, dass man den Begriff 'Terror' sicherlich gelten lassen kann. Anhänger von Hardcore, die von der Straight Edge-Bewegung beinflusst sind, sind hier auch zu Hause. Aber eben, man hört auf dem Zenit auf und ich finde das schade, denn die Italiener sind in ihrem Genre in Europa sicherlich eine der Besten. In diesem Sinne: "E stato bello con voi! Arriverdeci Ragazzi!
Daniel J.
Punkte: 8.5 von 10
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VOLBEAT - Beyond Hell/Above Heaven
Vertigo/Universal Music
Aus dem schönen Dänemark kommt seit fünf Jahren regelmässig der Elvis-Metal-Train angerauscht, um im Vorbeifahren wunderbare CDs aus seinen Waggons zu schütten. Auch das vierte Studioalbum von Volbeat strotzt wieder mal vor herrlichem Gitarrenrock meets Metalriffs meets Rockabilly meets staubige Countryeinflüsse! Und nun wird das Gesamtwerk sogar noch musikalisch erweitert, denn auch Death Metal kriegen wir diesmal zu hören, und zwar gröhlt beim Song "Evelyn" kein Geringerer als Napalm Death-Legende Barney Greenway neben Michael Poulsen mit! Einen weiteren piekfeinen Auftritt leistet der ehrenwerte Mille Petrozza von Kreator, welcher dem bombastisch guten "7 Shots" während ein paar Strophen seine Stimme leiht! Weitere Gastmusiker waren der ehemalige Mercyful Fate-Gitarrist Michael Denner, Jacob Oelund von der dänischen Rockabillyband Taggy Tones sowie der Songwriter Henrik Hall. Das Stück "A Warrior’s Call“ wurde übrigens zur Einmarschhymne des dänischen Boxers Mikkel Kessler, der bei dem Song auch gleich als Gastsänger zu hören ist. Produziert wurde "Beyond Hell/Above Heaven" wie immer von Jacob Hansen, deshalb klingen die Songs wohl auch so probat. Anonsten wirkt "Beyond Hell/Above Heaven" genau so, wie man es von Volbeat erwartet. Das Album beginnt mit "The Mirror And The Ripper", einem Song, der sich hervorragend als Opener auf Konzerten eignen würde, bietet mit "Heaven Nor Hell" einen fabelhaft verspielten Song, der durch Mundharmonika aufgepeppt wird und führt durch eine insgesamt stabile musikalische Landschaft, bei deren Durchquerung man zwar keine überwältigenden Höhenflüge, aber auch keine Stürze erlebt. Volbeat sind zuverlässig wie eh und je, zelebrieren gekonnt die Verschmelzung "Schmalzlockiger Metal" und sorgen dadurch sicher auch in Zukunft weiterhin für heitere Gemüter und volle Konzerthallen mit tollen Partys!
Maiya R.B.
Punkte: 8.4 von 10
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AMORPHIS – Magic & Mayhem – Tales From The Early Years (Best Of)
Nuclear Blast/Warner
Holldrio, Amorphis feiern 20 Jahre Bestehen im Metalzirkus, das ist doch ein guter Grund, den alten Tagen zu gedenken, zumal einige Fans aus der Anfangszeit mit der heutigen Ausrichtung der Band nicht mehr viel anfangen können. Doch Amorphis haben ihre Wurzeln nicht vergessen, und so servieren sie auf "Magic & Mayhem – Tales From The Early Years" 13 Songs von den Alben "The Karelian Isthmus", "Tales Of The Thousand Lakes" und "Elegy" neu eingespielt und natürlich eingesungen vom aktuellen Frontmann Tomi Joutsen. Dabei halten sich Amorphis sehr streng an die Original-Rezeptur der Songs, einzig die Keyboard-Sounds wurden stellenweise etwas umarrangiert, was die Songs aber keinesfalls abwertet. So ist es natürlich für einen alten Fan schön anzuhören, wie fett "Black Winter Day", "Into Hiding", "Magic And Mayhem", "Sign From The North" und "My Kantele" aus den Boxen dröhnen. Hier liegt auch etwas der Knackpunkt an der Geschichte, die Songs schöpfen aus dem Vollen, was man heute im Studio machen kann, tönen dann aber, wenn man es mit den originalen Aufnahmen vergleicht, doch ein wenig zu sauber, es fehlt da irgendwie der Charme der alten Tage. Trotzdem muss ich gestehen, als alter Mann fühlt man sich gleich wieder um Jahre jünger, wenn man den Tönen lauscht, zumal Amorphis deutlich aufzeigen, dass sich gerade diese Songs auch viele Jahre später noch immer verdammt gut anhören und die Zeit nicht an den Melodien genagt hat. Ob man nun dieses Werk wirklich braucht, wenn man alle Frühwerke bereits sein Eigen nennen kann, ist berechtigterweise fraglich, trotzdem lohnt es sich, mal die Songs im modernen Gewandt anzuhören, und wer Amorphis nur von der zarten Seite her kennt, sollte diese musikalische Bildungslücke mit "Magic & Mayhem – Tales From The Early Years" sofort schliessen können. Auf die nächsten 20 Jahre, Jungs!
R.K.
Punkte: keine Wertung
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SEVEN THE HARDWAY - Same
Mascot Records/Musikvertrieb
Seven The Hardway sind Tony McAlpine (Guitars + Keys), Virgil Donati (Drums), Marc Boals,(Vocals), Dough Shreeve (Bass) und Gitaristin Stefania Daniela aus Argentinien. Wer hier allerdings ein Instrumental- oder Frickelalbum erwartet, liegt total falsch, zum Glück. Es handelt sich hier also um eine richtige Band, die im September und Oktober sogar auf Europa-Tour sein wird. Mehr unter www.seventhehardway.com. Musikalisch klingt man sehr modern, schwer und größtenteils sehr düster. Fette Gitarren regieren, und der leicht düstere Gesang von Marc Boals passt klasse zum Rest der Musik. Ich denke, hier liefert der gute Marc die beste Gesangsleistung seiner Karriere ab. Und behauptet sich hervorragend gegen die beiden Gitarren. In diversen Rock-Bands rund um Buenos Aires spielte Estefania Daniel, bevor sie Tony MacAlpine ihre CD schickte. Der Star war so sehr beeindruckt, dass er die junge Gitarristin für Seven The Hardway engagierte. Die Fünf stehen hier mit einem wirklich starken Metal-Album am start, das hie und da mit ihrem düsteren Sound etwas an Alice in Chains erinnern. Und zum Glück hat McAlpine total auf selbstherrliches Solo-Gedudel verzichtet und seine Soli auf ein Minimum beschränkt, So steht hier wirklich der Song und die Gesangsmelodie in Vordergrund, was dem Album sehr gut steht. Klasse Arbeit, 10 gute Metal Songs und dazu eine gute Produktion, was will man mehr?
Crazy Beat
Punkte: 8.3 von 10
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ANGRY BASTARDS - ... Ready To Rock (EP)
Eigenvertrieb
Angry Bastards. Das ist Schweinerock vom feinsten. Dazu viel Alkohol, und die Party kann steigen. Die fünf Aargauer zelebrieren dies schon seit vielen Jahren ziemlich erfolgreich – zumindest in der Schweiz. Mit "... Ready To Rock" kommt nun ihre dritte EP auf den Markt. Wie üblich bei EPs sind leider sehr wenige Songs zu hören. So müssen wir uns auch diesmal mit nur 4 Songs begnügen, die haben es aber durchaus in sich. Es wird gerockt, was das Zeugs hält. Man könnte jetzt meinen, ok, die Jungs spielen einfachste Metal-Mucke ohne viel Inspiration und Fantasie. Dem soll gesagt sein, dass wir hier nebst viel Härte durchaus auch Melodie und gute Rhythmuswechsel erleben. Die Songs sind wirklich durchdacht. Zudem überzeugt mich auch die Stimme von Dim. Mir kam von Anfang an Bob Mayo von Wargasm in den Sinn. Wer diese Speed-Kombo aus den 90er Jahren noch kennt, weiss, dass gerade die ungewohnte Stimme viel bei solch einer Band ausmacht. Leider habe ich Angry Bastards noch nie live gesehen. Aber wenn sich die Jungs so anhören wie auf "... Ready To Rock", dann wird das eine richtig fette Angelegenheit mit viel Pogo bis in die hinteren Reihen. Also weiter so, Jungs!
Timo K.
Punkte: keine Wertung
     
ISSA - Signs Of Angels
Frontiers Records/Musikvertrieb
Und wieder steigt eine starke weibliche, neue Stimme in den Rockhimmel auf. Die 26-jährige Issa aus Norwegen kommt hier mit ihrem Debut, und das rockt ganz ordentlich. Und mit Uli Kusch hat sich Issa erst noch einen prominenten Drummer ins Boot geholt. Mit viel Melodie, Gefühl und einer großen Portion Mut rockt man(n) (und Frau) sich durch elf gute Songs. Die hat die hübsche Blondine aber nicht selbst geschrieben. Die Tracks stammen unter anderem aus der Feder von Joacim Cans (Hammerfall), Thomas Vickström (Candlemass), Daniel Flores und Soren Kronkvist. Rausgekommen sind allesamt knackige Hard Rock-Songs, die mich immer wieder ein wenig an die Anfänge von Vixen erinnern, allerdings einen Tick härter und knackiger. Die Melodien bleiben alle recht schnell hängen, aber machen auch nach mehreren Durchläufen noch Spaß beim Anhören. Und das liegt definitiv auch an Issa's Stimme. Wobei auch die Gitarren gerade bei Songs wie "What Can I Do" richtig fett klingen und das Ganze dadurch vom typischen Bon Jovi-Einheitsbrei distanziert: Auch Uli Kusch's satt gespielten Drums passen hervorragend zum Rest des Sounds. Natürlich hat man auf diesem Album nicht auf die obligate Ballade verzichtet, und die könnte wirklich von den Ami-Girls Vixen stammen, "Unbelievable" kann man aber so stehen lassen, der Kitsch-Anteil hält sich hier in Grenzen. Im Ganzen ist "Sign Of Angels" ein gutes Hard Rock-Album mit einer starken Frauenstimme und sei jedem Melodic-Liebhaber empfohlen. Und zum Schluss noch was böses, hähä: Lieber noch 'ne gute rockige Frauenstimme als noch eine schlechte Bundesrätin mehr!
Crazy Beat

Punkte: 8.1 von 10
         
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THERION – Sitra Ahra
Nuclear Blast/Warner
Therion-Mastermind Christofer Johansson hat zwar nach letztem Album "Gothic Kabbalah" die gesamte Crew für "Sitra Ahra" ausgetauscht, jedoch, um es gleich vorweg zu nehmen, "Sitra Ahra" ist ein Therion-Album, wie man es sich gewohnt ist. Bombast, Chöre, Mid Tempo, orientalische Einflüsse, eingängige Melodien, mystische Thematiken, ausgearbeitet bis zum kleinsten Detail und zur Perfektion im Bereich Symphonic Metal getrieben. Was sofort ins Gehör sticht, sind die 2 Songs "Unguentum Sabbati" und insbesondere "Din", weil endlich mal wieder der Härtegrad erhöht wurde, wie lange musste ich darauf warten und schön wäre es gewesen, wenn Herr Johonsson dies noch mehr auf das Album ausgeweitet hätte. Das flott treibende "Kali Yoga III" sowie das extrem eingängige "Cu Chulain" sind weitere Höhepunkte auf "Sitra Ahra", wobei der Kern des Albums bei den langen Nummern "Land Of Canaan" und "Kings Of Edom" liegt, besonders "Land Of Canaan" kann durch seine enorme Abwechslung und Ideenreichtum überzeugen. Die finale Ballade "After The Inquisition: Children Of The Stone" mag zwar einen melancholischen Grundanstrich haben, wirkt jedoch gegen "The Siren Of The Woods" vom "Theli"-Album eher oberflächlich. Auch "The Shells Are Open" kann sich nicht so recht entfalten und säuselt lieblos durch die Ohrmuscheln. Ansonsten ist "Sitra Ahra" ein Therion-Album, welches kaum einen Fan der Band enttäuschen wird, geliefert wird gewohnte solide Kost, bleibt zu hoffen, dass die härteren Elemente zukünftig wieder vermehrt Einzug halten. Schön wär's.
R.K.
Punkte: 8.0 von 10
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ADORNED BROOD – Hammerfeste
Black Bards Entertainment
Das Urgestein des deutschen Pagan Metal holt erneut zum Schlag aus. Nach etlichen Neuveröffentlichungen und dem zeitgemässen letzten Album "Noor" darf man gespannt sein, was die Nordmänner und Frauen diesmal auf die Silberscheibe quetschen. Also los, die Segel sind gesetzt! Nach dem obligaten Intro beginnt die Reise mit Frost's wütendem Schreien, der Refrain ist eingängig und hat den Charakter für einen tollen Livesong. Der ruhigere Flötenteil im zweiten Track wechselt schon bald mit altehrwürdigen Heavy Metal-Riffs ab, ganz nett anzuhören und entspannt durch das Mid Tempo die Nackenmuskeln. Schneller wird es dann mit "In Battle" wieder, auch da ein gemütlicher Refrain zum Mitsingen, passendes Zusammenspiel von Flöte und Gitarre, der Rhythmuswechsel gegen Ende gibt dem Ganzen eine Prise Abwechslungsreichtum, ohne über die Stränge zu schlagen. Mit "Kaperfahrt" beweist die Band auch Humor, da sich die Lyrics halt nicht immer um Schlachten, erkämpfte Freiheit und Odin drehen müssen. Schade, dass nicht mehr Lieder auf Deutsch gesungen werden, was die Texte wahrscheinlich interessanter machen würden. Nichts desto Trotz ist nach knapp einer Stunde der Wunsch da, die Platte nochmals durchzuhören, weil die Songs einfach eigenständig klingen. Nach 15 Jahren kann man wohl sagen, dass der eingeschlagene Kurs bis zum Ende verfolgt wird. Oder um es in ihren Worten zu sagen: "Kein Glück geschenkt, kein Weg zu weit, keinen Tag verschenkt, zum Kampfe bereit!"
Tristan
Punkte: 8.0 von 10
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ICY STEEL – As The Gods Command
Pure Steel Records/Non Stop Music
Kleines Quiz zu Beginn: Welche Metalsparte bedienen Icy Steel mit ihrem Fanalbum? Antwort: A) True Metal; B) True Metal oder C) True Metal? Wer jetzt auf "True Metal" getippt hat, liegt goldrichtig. Dass die Band dabei aus Italien kommt, erhöht den Spassfaktor zusätzlich. Und natürlich muss auch Sänger Rick Black wie ein Eric Adams von Manowar klingen. Damit aber genug gelästert. Denn "As The Gods Command" hat durchaus seine guten Momente und schlägt das letzte Werk der selbsternannten Kings Of Metal locker. Denn hier wird vor allem eines: songdienlich musiziert. Dabei loten die Italiener geschickt sämtliche Grenzen ihres Genres aus und klingen mal mächtig, dann verletzlich, wütend oder auch mal traurig. Das ganze wird mit einer Portion Selbstbewusstsein, Stolz und Würde vorgetragen. Die Produktion ist herrlich rumplig, baut aber trotzdem Druck auf. Eine gewisse Eigenständigkeit darf man Icy Steel ebenfalls nicht absprechen. Ihr Markenzeichen sind die langen Instrumental-Teile, die zwar immer wieder die Lieder in die Länge ziehen, aber selten deplatziert wirken. Bei zwölf Songs bringen sie es sogar auf zwei völlige gesangslose Lieder, ohne zu langweiligen. Im Gegenteil: Das sechseinhalb minütige "The Persistance Of Time" und das dreieinhalb minütige "As The Gods Command Part II" gehören mit zu den besten Momenten auf dieser Scheibe. Was aber, wie so oft, fehlt, sind die Ohrwürmer, die für immer und ewig hängen bleiben wollen, und auch bei unaufmerksamem Hören zum Mitwippen animieren. Zugegeben, das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Tatsache ist aber, dass Icy Steel nicht auf Augenhöhe mit den Metalgöttern spielen. Sollten sich diese aber weiterhin auf ihren in den 80er Jahren verdienten Lorbeeren ausruhen, werden Icy Steel ganz vorne mitputschen. Heavy Metal-Fans können sich bereits heute über dieses gelungene Album freuen.
Roger W.
Punkte: 8.0 von 10
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THE CROWN - Doomsday King
Century Media/EMI
Obwohl der letzte reguläre Überhammer "Possessed 13" schon anno 2003 rauskam und kurz danach das von Ursänger Johan 'Ich bin der Geilste!' Lindstrand noch einmal eingesungene "Crowned Unholy" (Original unter "Crowned In Terror" mit Ex-At The Gates-Frontgurgel Tompa Lindberg am Mikro) die Sammlung perfektionierte, habe ich den Werdegang der von mir vergötterten fünf Royals mehr oder weniger aufwändig weiterverfolgt. One Man Army & The Undead Quartet waren und sind mir aber einfach immer noch zu Muschi, Engel konnten mich nie berühren und die veröffentlichten Demos der Quasi-Nachfolgeband Dobermann mit Jonas Stålhammar (Ex-Utumno/-God Macabre) als Frontmann waren unfokussiert und für den geneigten Fan eher belanglos. Dass mit "Doomsday King" doch noch ein fast lupenreines Machwerk unter dem Markenzeichen The Crown das Licht der Welt erblicken würde, überraschte darum sogar mich. Und nach mehrmaligem Durchhören der neuen Scheibe empfehle ich allen, die diese spezielle Ausnahmeband bisher eh schon auf dem Radar hatten, vorfreudig aber kritisch in "Doomsday King" reinzuhören. Denn wirklich alle bekannten Trademarks sind vertreten, und mit den von mir geliebten, brutalen, death'n'rolligen Songstrukturen wird ebenso wenig gegeizt wie mit den zweistimmigen Gitarrenharmonien und einem neuen Sänger, der verflucht nochmal fast mit Ex-Lindstrand verwechselt werden könnte. Dieser wurde anscheinend schon seit Urzeiten dazu angehalten, wie der Sänger von Utumno zu krakeelen, womit sich der Kreis schliesst und wir es damit quasi mit der ursprünglich vorgesehenen Traumband zu tun haben. Sie spielen mit der gewohnten Lässigkeit und der Trommler hat mittlerweile sogar gelernt, auf vier zu zählen (wie sich das auf den Gesamteindruck niederschlägt, muss ich jedem Einzelnen selbst überlassen), aber schlussendlich etwas zu lässig und darum ziemlich blutarm kommen die zehn Tracks daher. Aktuell gefällt mir die Scheibe aber noch gut... Obwohl ich noch nicht sagen kann, dass "Doomsday King" den Langzeittest bestehen wird. The Crown 2010 sind immer noch coole Schweine as fuck, aber der von mir erwartete Oberburner ist es leider nicht geworden.
Hardy
Punkte:
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ATHORN - Phobia
AFM Records/Musikvertrieb
Fünf Musiker aus Hannover wollen die Welt im Sturm erobern mit ihrer ersten CD. So in etwa klingt es sicherlich in jedem Infoblatt von unseren geliebten Plattenfirmen. Die fünf Deutschen legen dann auch sofort los mit ihrem Power/Progressive Metal, zuerst noch mit Growls, doch dann kommt die coole, cleane Stimme von Frontmann Carsten Frank voll zur Geltung. Die 10 Tracks kommen schnell auf den Punkt und lassen den verdutzten Hörer nicht mehr los von der Magie, die Phobia ausstrahlt. Das erste Album "Phobia" handelt übrigens, wie man es aus dem Wort entnehmen kann, von Ängsten, die wir in unserem Leben haben. Auch das Cover-Artwork ist sehr professionell gemacht worden, so dass eigentlich diese Scheibe ein voller Erfolg werden sollte. Aber eben: Sollte, denn zu viele Bands, die auch so vielversprechend angefangen haben wie die Norddeutschen, sind dann nach einem tollem Debutalbum schell wieder in den tiefen der Proberaumkeller verschwunden. Wir sind aber keine Schwarzmaler, sondern sind entzückt von dem knackigen Power Metal und wünschen den Jungs aus dem Norden nur das Beste, denn "Phobia" ist gut geworden und mit ein wenig Glück könnten sie durchaus durchstarten.
Daniel J.
Punkte:
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THE MAN-EATING TREE - Vine
Century Media/EMI
Der "Menschen fressende Baum" ist aus den Ruinen von Sentenced entstanden und wurde in den Grundzügen von Schlagzeuger Vesa Ranta und dem 2009 an einem Herzleiden leider viel zu früh verstorbenen Gitarristen Miika Tenkula (R.I.P.) voran getrieben. Kurz nach dem Ableben von Miika konnte Vesa die langwierige Suche nach einem geeigneten Sänger beenden, der über den Tipp eines Bekannten (von Vesa) in Tuomas Tuominen gefunden wurde. Seine Stimme war genau so, wie sich die beiden Ex-Sentenced Members das ursprünglich vorgestellt hatten. Weiter hinzu kam Gitarrist Janne Markus, der bereits ideales Songmaterial für diese Konstellation einbringen konnte. Mikko Uusimaa (b) und Heidi Määtä (keys) vervollständigten das Line-Up von The Man-Eating Tree. Und weil Finnland ja seine Rock- und Metal-Bands heiss liebt, war es nicht weiter verwunderlich, dass im Mai 2010 die erste, ausgekoppelte Single «Out Of The Wind» in den heimischen Charts gleich auf Platz 3 schnellte. Der atmosphärische Metal ist bei Weitem nicht mehr so hart wie früher bei (den alten) Sentenced, führt aber die melodische Ausrichtung konsequent weiter. Und in der Tat sticht die klare Stimme von Tuomas wohltuend hervor und erinnert dabei an eine Mischung aus Morten Harket (a-ha), Enrique Bunbury (Héroes del Silencio) und Geddy Lee (Rush). Zudem klingt die Musik bei Weitem nicht so düster und depressiv, wie man das vielleicht annehmen könnte und weist auch gewisse Parallelen zu HIM auf. Dies nicht zuletzt auch deswegen, weil Hiili Hiilesmaa das Debüt-Album «Vine» produziert hat. Bereits der stimmige Opener «Lathin A New Man» weist die Richtung, die in den ganz ruhigen Momenten auch an Anathema angelehnt ist. Wer also den perfekten Soundtrack für den heran nahenden Herbst sucht, liegt mit The Man-Eating Tree genau richtig. Ich sehe dazu vor meinem geistigen Auge bereits eine karge Landschaft, kühle Temperaturen, Nebel über einem See und die Sonne, die verzweifelt versucht, diesen Dunst zu durchbrechen. Ob sich das Ganze auch live entsprechend anhört, kann man bald als Support von Tarot unter Beweis stellen. Im Gedenken an Miika Tenkula wird womöglich auch die sehr passend umgesetzte Cover-Version des Moody Blues Klassikers «Nights In White Satin» zu hören sein, die man eigentlich schon zu Sentenced Zeiten umsetzen wollte.
Rockslave
Punkte:
8.0 von 10             Hier reinhören und bestellen für 23.90 SFr.
GALLOWS END – Nemesis Divine
Farvahar Records
Schaut man sich das Bandfoto an, erschleicht einen das ungute Gefühl, dass hier ein paar Jungs dem traditionellen Metal mächtig werden wollen, die sich aber wahrscheinlich ausser mit den Bandnamen Iron Maiden und Judas Priest noch nicht mit der Materie befasst haben. Tja, meine Herren, genau in diesem Bereich der harten Töne wird sehr viel Wert auf das Outfit gelegt. Daran müsst ihr noch schrauben. Musikalisch geht das Quartett von Gallows End den Weg, den momentan viele gehen. Man huldigt den 80er Jahren. Iron Maiden ("Set The World In Flames") und Running Wild ("The Curse", "The Unburn Flag") sind immer wieder auszumachen. Was und wie das Thord Klarström mit seinen Mitstreitern angeht hat Klasse, und die Songs bleiben auch recht gut in den Gehörgängen hängen. Das liegt aber (noch) nicht an der eigenen Identität, sondern daran, dass man die Riffs und teils auch die (Gesangs-)Melodien kennt. Aber lieber gut kopiert als schlecht selbst gemacht. Was ihnen dabei aber klar den Weg versperrt, sind Bands wie Portrait, Enforcer oder Ram, die auch abkupfern, aber dies mit einer unheimlichen Power und dicker, eigener Handschrift tun. Das macht bedeutend mehr Spass. Da helfen Gallows End auch die flotten Melodien nicht. Wenigstens bietet die Band viel Abwechslung, und das darf man auch nicht so ganz ausser Acht lassen. Im Grossen und Ganzen ist "Nemesis Divine" keine sehr gute, aber eine interessante Scheibe geworden, mit Hinblick darauf, dass die Combo noch lange nicht ihr Potenzial verschossen hat. Darauf aufbauen und stetig weiter arbeiten!
Tinu
Punkte:
8.0 von 10                                    Hier bestellen für 29.90 SFr.
MARCO MENDOZA - Casa Mendoza
Mascot Records/Musikvertieb
Marco Mendoza ist mit Sicherheit einer der versiertesten Bassisten der heutigen Zeit. Nach zahlreichen Kollaborationen und Bands (darunter diverse John Sykes-Projekte, Blue Murder, Thin Lizzy, Whitesnake, Ted Nugent, Soul SirkUS, Derek Sherinian, Tim "Ripper" Owens uvm.) bringt der vielbeschäftigte Musiker sein zweites Solo-Album auf den Markt. Ist er bei "Live For Tomorrow" vor drei Jahren noch auf Nummer sicher gegangen und hat ein grossartiges Hard Rock-Album veröffentlicht, traut er sich diesmal, endlich sein wahres Ich zu zeigen. Was sich auch schon bei Soul SirkUS und vor allem deren Konzerten, die sich meistens in Live-Jams verwandelt haben, gezeigt hat, ist jetzt auf CD gebannt. "Casa Mendoza" ist ein überraschendes, vielseitiges Werk geworden. Funk, Jazz, Latin, Blues, Rock, Psychedelic. Eine Mischung aus Eigenkompositionen und Neuinterpretationen (Stevie Wonder's "Living In The City", Dale Hawkins' "Suzy Q" und eine aussergewöhnliche Version von Carol King's "You've Got A Friend") auf höchstem musikalischen Niveau. Dafür hat er sich ja auch namhafte Kollegen geholt: Rafael Moreira (Pink, Christina Aguilera) an der Gitarre, Steve Weingart (u.a. Steve Lukather) an den Keyboards und Drummer Joey Heredia (u.a. Dianne Reeves), der im Funk/Jazz-Bereich so in etwas das ist, was Vinnie Appice oder Anders Johansson für den Metal sind - eine weit herumgekommene Schlagzeug-Ikone. Alles in allem erinnert die Scheibe stark an die Solo-Projekte von Glenn Hughes, den Marco Mendoza sich hier neben Stevie Wonder offensichtlich zum Vorbild genommen hat. Ganz schafft er es zwar nicht, auf dessen Level mitzuhalten, aber nichts desto Trotz ist "Casa Mendoza" ein abwechslungsreiches Album aus groovigen, freakigen Up Tempo-Nummern und gefühlvollen, bluesigen Balladen ("Crying Out") in allen Farben und Facetten, die Funk-Rock zu bieten hat. Gespickt mit eingängigen Melodien, die manche der Songs zu Ohrwürmern à la Mother's Finest machen - "Trouble" oder "Get Ready" zum Beispiel sollten sogar in offenherzigen Rocker-Ohren hängen bleiben. Gut, für den eingefleischten, engstirnigen Hard Rock-Fan ist "Casa Mendoza" definitiv nicht zu empfehlen, jedoch diejenigen unter uns, die neugierig und aufgeschlossen gegenüber gut gespieltem Funk sind und keine Angst vor ausgefallenen Sounds, Rhythmen und Tonleitern haben, werden hochauf begeistert sein. Ich jedenfalls freue mich über diese niveauvolle Abwechslung.
Joey Roxx
Punkte:
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PAUL GILBERT - Fuzz Universe
Mascot Records/Musikvertrieb
Obwohl der Amerikaner seit letztem Jahr natürlich wegen der vielbejubelten Reunion von Mr. Big im originalen Line-Up wieder in aller Munde ist, war er auf seinen umfangreichen Solo-Pfaden stets aktiv, was die Anzahl der Solo-Alben eindrücklich belegt. Des Weiteren war Paul Gilbert ja früher auch als Gitarren-Lehrer tätig, ehe er dann 1989 (zusammen mit Götter-Bassist Billy Sheehan) Mr. Big gründete. Nach 1996 war dann der Ofen aus und erst 2009, also zwei Dekaden nach der Gründung rauften sich die vier Herren wieder zusammen und begeisterten alte wie neue Fans. Und dies nicht nur bei uns, sondern speziell auch in Japan, wo man offensichtlich immer noch sehr verehrt wird. Nach dem Ende der Reunion-Tour wollte der liebe Paul nicht ruhen und rasten. Das Resultat ist die neuste Solo-Langrille, die mit «Fuzz Universe» betitelt ist. Mir persönlich sind ja solche Solo-Dinger meist ein Graus und ich musste mich zuerst wirklich motivieren, da richtig rein zu hören. Doch oh Wunder, wurde mein Interesse nach mehreren Durchläufen doch etwas geweckt, was vor allem daran liegt, dass schon der Opener und Titeltrack mit einem Sau-Groove losrockt und trotz zahlreicher Soli genügend Raum für schön ausgearbeitete Melody-Lines bleibt. Zum Glück bin ich aber kein praktizierender Musiker und speziell kein Gitarrist, denn sonst würde ich nach dem "Genuss" dieser Scheibe mein Instrument wohl für lange Zeit nicht mehr in die Hand nehmen, geschweige darauf spielen. Es ist schlicht unfassbar, was da Mr. Gilbert wieder für ein Feuerwerk auf seiner Klampfe (natürlich eine Ibanez) abfeuert! Zum dritten Guitar Solo-Werk verfasste Paul im Booklet ein paar Liner-Notes, wo er dem Leser folgende Frage stellt und danach gleich in dem Sinne beantwortet, wie das Album entstanden ist: "Hörst du all diese Töne? Zuerst musste ich sie finden und danach in der richtigen Reihenfolge zusammen bringen!" Was sich da ganz lapidar anhört, kriegt der geneigte Hörer jedoch kaum gebacken, wenn er nach dieser Achterbahn-Fahrt an Licks und Riffs völlig ermattet in den Stuhl zurück sinkt. Wenn also selbst ich es fertig bringe, das Teil durchzuhören, dann müssen das Instrumental-Freaks sowieso und Skeptiker sollten über den Schatten springen, wollen sie sich nicht ein grandioses Werk bringen.
Rockslave
Punkte: 8.0 von 10
         
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LORDI – Babez For Breakfast
Sony Music
Nach dem grandiosen Sieg beim Eurovision Songcontest 2006 und dem dadurch entstandenen Rummel waren Lordi bald wieder mit der Härte des Musikbusiness konfrontiert worden. "Deadache" von 2008 konnte nicht mehr so überzeugen wie "The Arockalypse", das Interesse flaute etwas ab und die Hallen wurden kleiner. Mit "Babez For Breakfast" wollen die Monster um Mr. Lordi nun wieder zu alter Stärke zurückfinden und zeigen, dass ihr Party-Rock nicht nur für eine einzige Sause gut ist. Dafür holte man sich prominente Unterstützung: Kein geringerer nämlich als Produzenten-Legende Michael Wagener (Accept, Skid Row, Alice Cooper, Ozzy u.v.a.) sass an den Reglern und verlieh der Scheibe einen druckvollen und knackigen 80er-Sound. Und auch die Songs scheinen direkt aus dieser Epoche importiert. Nach dem obligatorischen Horror-Intro eröffnet der Titeltrack einen Reigen von Party-Krachern, den man den maskierten Finnen kaum mehr zugetraut hätte. Ob das stampfende, simple "This Is Heavy Metal", die mit Europe-Keyboards und Chören bewaffnete "Rock Police" und das tanzbar glitzernde "Disco Evil", jeder Song kann nach einmal hören mitgepfiffen bzw. je nach Alkoholpegel problemlos mitgegröhlt werden. Eng getanzt werden darf dagegen zur Schauer-Ballade "Call Off The Wedding", einer Power-Ballade aus dem Bilderbuch, welche übrigens von Bruce Kulick (u.a. Ex-Kiss) veredelt wurde. Klar, Songs wie "I Am Bigger Than You" (Uh-uh-uh im Refrain), "Loud And Loaded" oder der Stadion-Rocker "Give Your Life For Rock'n'Roll" könnten klischeehafter nicht sein und beginnen nach dem vierten oder fünften Durchlauf langsam zu nerven. Für eine feuchtfröhliche Rock-Party, bei der man so tun kann, als wären die letzten 25 Jahre gar nie passiert, eignet sich "Babez For Breakfast" aber allemal. Bedenkt man, dass Mr. Lordi gar nichts anderes will, hat er sein Ziel wohl erfüllt. Ob man damit heute aber noch Hallen füllen kann, wage ich zu bezweifeln.
Kissi
Punkte: 7.5 von 10
         
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TRISTANIA – Rubicon
Napalm Records/Musikvertrieb
Dass in so ziemlich allen Bands auf diesem Planeten die Members kommen und gehen, liegt in der Natur der musikalischen Sache, und in manchen Combos dreht sich das Besetzungskarussell schneller als bei anderen. Tristania mussten ihren Sängerinnen-Posten schon wieder neu besetzen, nachdem Vibeke Stene ihrem Traum gefolgt und offenbar Gesangslehrerin geworden ist. Die neue Dame nennt sich Mariangela Demurtas, kurz ‚Mary’, und hat schon bei Bands wie Reel Fiction, Alight und Artifact das Mikro bezirzt. Gut, Erfahrung scheint vorhanden zu sein, legen wir mal los: Tristania waren nie eine Band, die offensichtliche und leicht durchschaubare Songs geschrieben hatte, daher überrascht es nicht, dass „Rubicon“ auch wieder eher sperrig zum Hören ist. Schön und gut gemacht sind die Tracks aber allemal, daher lohnt es sich, einige Male mehr hinzuhören – für leichte, seichte und oberflächliche Kost sind ja Nightwish und Konsorten zuständig. Und wenn wir schon dabei sind: Auch wenn der Anteil der weiblichen Stimme auch hier überwiegt, so kommen Tristania dem eigentlichen Begriff Gothic Metal schon verdammt nahe, näher auf jeden Fall als ihre ganze Konkurrenz auf diesem Gebiet (Ausnahmen bestätigen die Regel). Abwechslung ist hier nicht nur ein Schlagwort, einige Tracks sind locker und eher verspielt, während andere beinahe schon progressiv anmuten und gewisse Songs eher wieder in die schleppendere Richtung abdriften. Mary macht ihren Job keineswegs schlecht, und über eine ordentliche Stimme verfügt die Dame ebenfalls (kein Vergleich zum momentanen Zustand bei Sirenia), sie aber mit Vibeke zu vergleichen, das ist nicht möglich. Deswegen ein guter Tipp an euch alle da draussen: Putzt die Lauscher durch und gönnt euch einige intensive Momente mit Tristania, ihr werdet es nicht bereuen!
Toby S.
Punkte: 7.5 von 10
         
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BLACK FRIDAY 29 – The Escape (Re-Release)
Let it Burn Records
Aha, ein Re-Release des ersten Albums, welches schon ewig lange vergriffen ist und kurz darauf die Bandauflösung bekannt geben? Was ist das denn für ein Trick? Ich blick nicht ganz durch bei den deutschen Hardcorlern. Ihre Musikalische Ausrichtung ist ganz im Stile der alten Helden der Glanzjahre: Melodisch aggressiv old schoolig, aber dennoch nicht altbacken, sondern mit gutem, neuem Touch. Mit einer knappen halben Stunde, in der 14 Songs gerockt werden, ist die Scheiblette doch recht kurz gehalten. Kein Wunder, wenn der absolut längste Track 3.30 Min dauert. Seit sie im 2004 ihr Debut zum ersten Mal auf den Markt brachten, avancierten die 5 zu einem grösseren Act in der deutschen Hardcore-Szene. Ab dem allerersten Klang rocken sie volle Kraft voraus: Simpel gestrickt, wie es sein soll. Druckvoll mit fetten Riffs, und dazu Björn der mit seiner leicht angepisst klingenden Voice die Lyrics herausschreit. Die Gitarren bieten wilde Akkorde und sogar zwischendurch mal ein Solo. Bass und Schlagzeug sind eher simpel und roh. Die knackig kurzen Songs bieten Texte um Liebe, Schmerz und Politik, also auch alles Themen, die ins Genre passen und gehören. Ich kann mir sehr gut vorstellen dass ihre Songs gut zünden und zu heftigen Moshpits vor der Bühne führen. Das Re-Release ist mit einem Bonus-Song und leicht abgeändertem Artwork versehen worden. Der Bonus ist im Vergleich zum Rest nicht wirklich so berauschend. Mit diesem Piece erhalten diejenigen, die bei der ersten Veröffentlichung nicht zugegriffen haben, die Chance, das jetzt zu tun. Es lohnt sich auf jeden Fall.
André G.

Punkte: keine Wertung
   
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GHOST MACHINERY – Our For Blood
Limb Music
Oha, das Limb-Label veröffentlicht mal wieder ein Album. Diese Einleitung ist sicher nicht ganz fair, aber genau dieses Label hat in meinen Augen den Markt mit zu vielen Bands überschüttet, von denen man nach dem ersten Streich meistens nichts mehr gehört hat. Eine dieser Truppen nennt sich Burning Point, und daraus entstand Ghost Machinery. Sprich, Gitarrist Pete Ahonen hat sein überzähliges Material in diese Band einfliessen lassen. Auch wenn Finnen grundsätzlich tolle Musiker sind und ebensolche Songs schreiben, ist nicht immer alles das Gelbe vom Ei. Der zweite Streich von Ghost Machinery klingt nach klassischem Metal, mit 80er-Solo und kräftigem Gesang. Viel bleibt nach dem ersten Hören nicht wirklich hängen. Auch wenn der Song "Blood From Stone" mit seiner Keyboardmelodie ein kleiner Ohrwurm ist und wie eine Mischung aus HammerFall und Europe klingt, oder der Track "Name Remains In History", der sich mit seinem Refrain in die Lauscher bohrt, die Jungs verstehen ihr Handwerk. Als alter Sack habe ich aber bei allen Liedern das Gefühl, sie schon mal irgendwo gehört zu haben. Genau das raubt dann auch den wirklich tollen Kompositionen wie "Lost In Time", das an Sonata Arctica erinnernde "Sentenced To Life (In Paradise)", der Double Base-Kracher "Eternal Damnation" oder das Blackfoot-Cover "Send Me An Angel" das Flair. Wer nicht genug kriegen kann von melodischen (Power) Metal-Bands kann hier bedenkenlos zugreifen. Alle anderen sollte zumindest mal ein Ohr riskieren.
Tinu

Punkte: 7.5 von 10
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RETURN TO EARTH - Automata
Metal Blade/Musikvertrieb
Beim Namen 'Chris Pennie' beginnt bei mir unweigerlich das rechte Auge zu zucken - der Gute hat mit seiner Schiessbudenarbeit bei The Dillinger Escape Plan die Musikwelt nachhaltig geprägt, die Band als die 'Meshuggah des Hardcore' etabliert und mal eben nebenbei Kinnladen rund um den Globus zum Aushängen gebracht. Nach seinem Ausstieg bei DEP um 2008 wurde es dann plötzlich still um den polyrhythmischen Stöckeschwinger, bis er als neuer Drummer von Coheed And Cambria vorgestellt wurde. Wie sich nun herausstellt, ist der Gute nebenbei alles andere als untätig gewesen und hat bereits 2007 Return To Earth mit dem Debut-Album "Captains Of Industry" relativ Unbemerkt aus der Taufe gehoben. Auch das nun folgende "Automata" muss weitestgehend auf die Aufmerksamkeit der Medien verzichten, aber immerhin ist dem Trio aus New Jersey ein Deal mit Metal Blade gelungen. Return To Earth's Mucke mit Metal zu vergleichen scheint mir zwar etwas weit her geholt, aber die Band hat dafür einige andere Vorzüge anzubieten: Das Songwriting auf "Automata" ist verdammt eingängig geworden, obwohl die Instrumentierung und die Arrangements dies nicht all zu einfach machen... Die Vocals von Ron Scalzo leisten hier klar den grössten Teil der Überzeugungsarbeit – der Gute beherrscht die ganze Palette von ausfallend aggressiv bis hin zu gepressten, cleanen Vocals vorzüglich, und verleiht "Automata" die nötige Prise Eingängigkeit. Ich persönlich könnte zwar auf die nett gemachten Interludes "1.0", "2.0" und "3.0" verzichten, da sie meiner Meinung nach die Platte zu stark bremsen, aber viel mehr kann ich Return To Earth nun definitiv nicht vorwerfen - ein vorzüglicher Bastard an alternativer Gitarren-Musik mit elektronischen Spielereien, der sich sehen lassen kann.
El Muerte
Punkte: 7.5 von 10
        
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JON MULLANE - Shift
Escape Music/Non Stop Music
"Shift" ist das zweite Album des Kanadiers Jon Mullane. Das neue Album schlägt in die gleich Kerbe wie das 2007-Debut "The Source". Der Zuhörer erwartet typischen 80er-Rock ohne viel Schnörkel. Er selber bezeichnet sich irgendwo zwischen Billy Idol und Duran Duran. Solche Aussagen machen mich extrem stutzig. Nach mehrmaligen Hinhören kann ich diese Aussage nicht teilen, aber was ich höre, macht trotzdem irgendwie Laune. Natürlich dürfen – wie in der besagten Zeit üblich - die Synthie-Elemente nicht fehlen. Diese können durchaus auch passend sein, wie beispielsweise bei "Sin City". Dies ist auch gleich der geilste Song des Albums. Er haut mächtig rein. Durchwegs sind die Songs sehr eingängig, und Jon Mullane verleiht mit seiner Stimme noch das fehlende Glied in der Kette. Die 10 Songs von "Shift" sind trotzdem irgendwie nicht typisch 80er-Jahre, da sie alle sehr 'tanzbar' sind. Der Zuhörer driftet automatisch in ein gewisses Schunkeln rein – das aber nichts mit headbanging zu tun hat. Die einzelnen Rhythmen sowie die sehr eingängingen Refrains machen es einfach aus. Natürlich darf bei solch einer Platte auch die obligate Ballade nicht fehlen, die wir mit "The One That Got Away" kriegen. Leider handelt es sich um eine so typische Radionummer, bei der ich automatisch einfach weiterdrücke. Nach vielen positiven Punkten muss ich aber sagen, dass es sich bei "Shift" nicht um ein Album handelt, welches der 80er-Metaller automatisch kaufen würde. Für die einsame Fahrt im Auto reicht es definitiv nicht. Hingegen steht der Background-Musik mit Freunden an einer gemütlichen Grillparty oder zu Hause mit Freund oder Freundin nichts im Weg. Somit ein Platte mehr auf dieser Welt, die ganz ok ist, aber für mich spätestens in drei Monaten von der Bildfläche verschwinden wird und ich einfach vergesse.
Timo K.

Punkte: 7.5 von 10
        
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HORN OF THE RHINO - Weight Of Coronation
Doomentia Records
Das aus dem Spanischen Bilbao stammendem Trio Horn Of The Rhino hiess früher einfach nur Rhino und musste aus Copyright-Gründen den Namen wechseln. Das sind die Regeln des Business, aber das gibt zusäzlichen Elan und die Südlander haben hier einen zähflüssigen Brocken aus Doom Metal auf die geschundene Erde spediert. Während 68 Minuten kann man Einflüsse von Neurosis, Alice In Chains oder natürlich die Väter des Doom Metal, die göttlichen Black Sabbath, heraushören. Das sind aber Anhaltspunke und nicht etwa Kopieranschuldigungen, nein die Spanier treten Dominant auf und entführen den Hörer in andere Sphären und Galaxien. Eins ist Vorausetzung, wenn man die Iberer lieben will, das ist natürlich der Doom Metal, der ja auch nicht allen gefällt, denn die Songs sind dermassen in Slow Motion, so dass man manchmal den Eindruck erhält, man müsse vorwärtsspulen. Horn Of The Rhino spielen Doom für Doom-Fans, so und nich anders.
Daniel J.
Punkte: 7.2 von 10
        
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RIOTGOD - Riotgod
Metalville/Musikvertrieb
Wenn die Rhythmusfraktion von Monster Magnet – Jim Baglino am Bass und Bob Pantella an den Drums – eine Nebenspielwiese eröffnet, dann kann dabei eigentlich nichts Verkehrtes rauskommen, dachte ich zumindest. Unterstützt durch den herrlich groovenden Gitarristen Garrett Sweeny und den wirklich starken Sänger Sunshine wirbeln die Jungs denn auch gleich beim Opener "Light Of The Sun" reichlich Wüstenstaub auf. Da steckt irgendwie von allem etwas drin, was musikalisch dicke Eier hat, Monster Magnet (logisch), Kyuss und spätere Cathedral lassen jedenfalls herzlich grüssen. Vor allem Sänger Sunshine erweist sich als echter Glücksgriff. Irgendwo zwischen John Garcia, Ian Astbury und Chris Cornell angesiedelt, passt sein rockiges Organ perfekt zu diesem kräftigen Mix aus Wüsten– und Stoner Rock. Leider zeigt bereits der dritte Track "The Time Is Now" die andere Seite von Riotgod: Unüberhörbar durch Led Zeppelin's unsägliche Experimentierfreude in der Spätphase beeinflusst, kredenzt man ein orientalisch angehauchtes Etwas, das in meinen Ohren weder rockt noch rollt sondern nur mein Schlafzentrum blitzschnell aktiviert. Da vermag das folgende, sehr Monster Magnet-mässige "Horizon" schon eher zu überzeugen, bevor die Jungs danach mit "9th Life" endlich richtig Gas geben. Dann ist aber erst mal Schicht im Schacht. Das völlig sinn- und wertfreie Instrumental "Omega" ist wohl das Resultat einer durchkifften Nacht, mir bleibt jedenfalls der Zweck dieser pseudopsychedelischen Soundcollage völlig verschlossen. Ebenfalls ist das darauf folgende "Collapsing Stars" ein eher gescheiterter Versuch, sich kompositorisch an das Götterduo Lennon/McCartney zu nähern. Hätte es die Beatles nie gegeben, würde der Track sogar funktionieren, aber so hoch, wie die Fab Four die Messlatte nun mal angesetzt haben, ist die Bauchlandung vorprogrammiert. Glücklicherweise fängt sich die Truppe danach auf der zweiten Albumhälfte wieder merklich und konzentriert sich auf ihr Kerngeschäft. Mal mit durchgedrücktem Gaspedal ("Hightime"), mal doomig–schleppend ("Grand Design") knallen echte Stoner- und Wüstenrock-Perlen aus den Boxen. Einzig "Rift" hätten sie sich sparen können, der Song klingt wie Led Zeppelin auf einem wüsten Valiumtrip. Mag ja sein, dass sich manche Hörer davon emotional und intellektuell angesprochen fühlen, mir ist dieses drogenvernebelte, kraft- und saftlose Gedudel einfach nur zuwider. Somit bleibt ein eher zwiespältiger Eindruck von dieser CD zurück, und von zwei möglichen schaut diesmal nur ein Daumen steil nach oben. Die Erstauflage der Scheibe kommt mit zwei Bonustracks daher, welche die ganze Sache noch etwas aufwerten, da es sich bei "Fangasm" und "Minds Eye" um starke Retrorock–Nummern handelt, welche bei der nostalgischen Schlaghosenfraktion auf grossen Zuspruch stossen dürften.
Mirko B.

Punkte: 7.1 von 10
        
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SEVEN KINGDOMS – Seven Kingdoms
Nightmare Records/Galileo
Power Metal europäischer Ausprägung gibt es auch in Florida. Nur dass deren Interpretation leider zweischneidig heraus gekommen ist. Das heisst, dass die Band mit Frontkehlchen Sabrina Valentine auf ihrem selbst betitelten Album teilweise überzeugen kann, teilweise aber auch in belangloseren Gefilden musiziert. Besonders mit den ersten vier Liedern habe ich meine liebe Mühe. Diese bieten mir zu klassischen Power Metal, bei dem nach einem spannenden Intro drauflos gebolzt wird. Darüber lässt die Sängerin ihre Stimme erschallen oder eine growlende Männerstimme dazu grunzen. Gesang und Grundmelodien wollen aber einfach nicht zusammenpassen und langweilen trotz starker Produktion bald mal. Und auch sich die Band mit den 'Oho-Chören' bei "Open The Gates" klar als Fans von HammerFall outet, macht dies den Song nicht besser. Dafür gewinnen sie von mir ein paar Sympathie-Punkte, zumal es der reine Instrumental-Part des Songs echt in sich hat. Wirklich besser wird es erst mit Song Nummer sechs. Das leicht poppige "Wolf In Sheeps Clothes" rifft endlich auch dann, wenn Sabrina Valentine mitsingt. Der kleine Rock'n'Roller kann somit als Tor zu besseren Songs gesehen werden. Auch wenn man zuerst nochmals ins Mittelmass abdriftet. Die sehr einfach gehaltene Klavierballade "A Murder Never Dead" mag zwar teilweise zu gefallen, offenbart aber gleichzeitig die grösste Schwäche der Sängerin: Sie hat zwar eine exzellente Engelsstimme, lässt dabei aber jedes rock'n'rollige Kratzen, Krächzen und damit Dreck und Druck vermissen. Bei harten Liedern wirkt sie damit zu harmlos, und die von der Plattenfirma beschriebene "Sirene" wird der Lächerlichkeit preisgegeben. Das wird besonders beim Abschliessenden Titeltrack deutlich, bei dem es ein Gastsänger so richtig krachen lässt. Aber nicht nur darum sind "Into The Darkness", "Eyes Of The North" und "Thunder Of The Hammer" um Längen besser als die ersten paar Lieder der Platte. Die Songs vereinen plötzlich Musik und Stimmen und triften in Richtung klassischer Heavy Metal. Sie rocken, was das Zeug hält. Schlussendlich bleibt die Frage, warum Seven Kingdoms die Liederreihenfolge nicht besser durchmischt haben - dann wären die Probleme vielleicht weniger aufgefallen und ev. noch ein halber bis ein ganzer Punkt mehr möglich gewesen.
Roger W.
Punkte: 7.0 von 10
           
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THE AUTUMN OFFERING - The Autumn Offering
Victory Records
Zehn Jahre und fünf Alben hat es bei The Autumn Offering gebraucht, um auch nur in greifbare Nähe von Europa zu gelangen. Das Quintett aus Florida bekam dabei Unterstützung von Jungs wie Jamie Jasta (Hatebreed-Fronter, veröffentlichte 2004 ihr Debut "Revelations Of The Unsung" auf seinem Label) und Jason Suecof (Produzent von Chimaira, Trivium, etc. - produzierte 2006 den Zweitling "Embrace The Gutter") und verkaufte schlussendlich bis zuletzt um die 15'000 Einheiten an Platten – ein überaus fetter Achtungserfolg, der die Band dazu anstachelte, ihre Energie auf wuchtigere Songs auszurichten. Das Resultat liegt nun unter dem Namen "The Autumn Offering" vor und hält die Prämisse durchaus: moderner Death, wie ihn Whitechapel & Co auch gerne anrühren. The Autumn Offering hauen glücklicherweise in eine leicht weniger gepresste Richtung – will heissen, auf der selbstbetitelten Platte finden sich etwas weniger Breakdowns als etwa bei den erwähnten Kollegen. Interessanterweise greift die Band aber trotzdem auf einige cleane Vocals zurück, was beispielsweise Tracks wie "Death Mask" erst richtig interessant macht – der Kontrast zu den extremen Growl-Vocals macht hier klar das Rennen. Wirklich ausbrechen will kein Song der Platte, sämtliches Material (mit Ausnahme des Intros) pendelt sich irgendwo zwischen 2:53 und 4:28 ein, und in praktisch jedem Song kommen sämtliche Elemente der Band zum Zug. Das verleiht der Platte zwar einen durchgehenden Faden, aber die Songs kommen sich dabei auch verdammt nahe – etwas mehr Mut bei der Ausführung wäre also durchaus angebracht gewesen. The Autumn Offering gelingt mit ihrer selbstbetitelten Platte ein wuchtiges Werk, das mühelos nach vorne prescht und die Pits klar zum Kochen bringen wird - wer die Erwartungen dementsprechend justiert, kann sich auf eine nette Platte freuen, mit deren Hilfe man sich wunderbar abreagieren kann. An alle anderen gilt an dieser Stelle dafür der selbe Tipp wie immer: Gehen sie bitte weiter, hier gibt's nix Neues zu sehen.
El Muerte
Punkte: 7.0 von 10
          
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FERREIRA – Better Run!!!
Escape Music/Non Stop Music
Brasilien ist immer mal wieder gut, um erstklassige Musiker hervorzubringen. Einer davon heisst Marco Ferreira. Der Mann ist zwischenzeitlich in den USA ansässig und spielt hauptamtlich bei der französischen Combo Venturia und der amerikanischen Formation Goodbye Thrill. Nebenbei veröffentlicht er regelmässig Solooutputs. "Better Run!!!" ist bereits das Dritte dieser Art. Marco hat sich ganz dem melodiösen Hard Rock verschrieben. Erstaunlicherweise schafft er es, ohne viel Klischees ansprechende Songs zu verfassen. Klassische Melodic-Aspekte kommen genauso zum Zug wie moderne Elemente. Aber auch eingängige Melodien kommen nicht zu kurz, und der eine oder andere tolle Refrain ist ebenfalls zu hören. Doch dem Album fehlt manchmal das nötige Quantum Individualität. Obwohl Ansätze durchaus vorhanden sind, hat M. Ferreira mit "Better Run!!!" keinen grossen Wurf gelandet. Musikalisch hat er aber alles richtig gemacht. Nebst den wunderbaren Vocals ist das Multitalent auch für einen Grossteil der Gitarren und die Keyboards verantwortlich, ebenso für die Produktion, den Mix und das Mastering. Unterstützt wird er von Patrick Sebastian (Guitar), Gus Monsanto (Bass), den er auch die Leadvocals zu einem der Tracks beisteuern liess, und seinen Bruder Alex Ferreira (Drums). Alles in allem ist "Better Run!!!" ein Album mit zweifellos angenehmen Seiten. Vor allem dafür, dass es ein Soloalbum ist, ist es mehr als gelungen. Im Vergleich mit den besseren Melodic-Werken kommt es aber keinesfalls über Mittelmass hinaus.
Chris C.
Punkte: 7.0 von 10
             
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ERIC GALES - Relentless
Provogue Records/Musikvertrieb
Der 1975 geborene Eric Gales hat sich ganz dem Blues Rock verschrieben. Zwischendurch sind auch einige jazzige oder gar metallische Töne zu hören. Zu seinem grössten Vorbild zählt ganz klar Jimi Hendrix, und das hört man auch. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass Eric Gales ebenfalls die Gitarre als Linkshänder spielt. Schon mit elf Jahren gewann er seinen ersten Blueswettbewerb. Mit seinen zwei Brüdern gründete er danach die Band "Gales Brothers" und konnte in seiner Heimat Memphis einige Erfolge feiern. Mit den Jahren machte sich Eric Gales auch ausserhalb seiner Heimat einen Namen, und daher erstaunte es nicht, als er 2004 zusammen mit Carlos Santana, Joe Satriani oder Jerry Cantrell die 'Experience Hendrix'-Jubiläumstour mitmachen durfte. Dies sagt schon alles über sein neuestes Werk "Relentless". Durch all die 13 Songs dominieren die kreischenden Gitarren. Gepaart wird dies durch die dazu passende Stimme von Eric Gales. Das Ganze ist zwar nicht so wild und psychodelisch wie bei Hendrix, aber der Vergleich ist doch ganz passend. So muss man gar nicht weiter auf einzelne Songs eingehen, denn hiermit ist alles gesagt. Jeder Hendrix-Fan oder auch alle, die Eric Gales schon lange kennen, wissen genau, was von der ersten bis zur letzten Sekunde gespielt wird. Ich bin leider nicht so ein grosser Fan von zu extremen und zu langen Gitarrensoli und kann mich daher nicht so mit "Relentless" anfreunden. Daher betrachtet meine Punkte nicht als absolut in Stein gemeisselt.
Timo K.
Punkte: 7.0 von 10
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STONE SOUR - Audio Secrecy
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Ganze vier Jahre hat es gedauert, bevor Stone Sour nach ihrem Durchbruchs-Album "Come What(ever) May" neue Kost abliefern - "Audio Secrecy" knüpft nahtlos an die Entwicklung der Band an und bietet dem geneigten Hörer eine ziemlich breite Palette an Songs: Während die Band gerne den Groove und simple aber effektive Stücke wie "Mission Statement", "Digital" und "Nylon 6/6" vom Stapel lässt, bietet die Scheibe auch gerne immer mal wieder was für den Radiohörer - "Dying", "Hesitate" und "Imperfect" sind Songs, wie sie wirklich nur Amis hinbekommen: griffig, bar jeglicher Persönlichkeit und zum Mitklatschen geschaffen. Mir bekommt sowas allerdings überhaupt nicht – Während ruhige Bandklassiker wie etwa "Bother" oder "Through Glass" noch mit einer Geschichte und dem einen oder anderen musikalisch interessanten Thema punkten konnten, wirken die ruhigen Songs auf "Audio Secrecy" definitv einfach zu banal. Dieser Vorwurf kommt leider zwischendurch auch bei den härteren Tracks auf, allem voran aufgrund der ziemlich ziellosen Gitarrensoli von Josh Rand und der oftmals etwas abgelutschten Riffs von Jim Root. Stone Sour ruhen sich anno 2010 klar zu stark auf ihren vorgetrampelten Pfaden aus und schieben die zwei Stärken der Band (Corey Taylor's Stimme und der Groove von Drummer Roy Mayorga) deutlichst in den Vordergrund - obwohl diese Strategie nicht mal so falsch ist, vermögen schlussendlich die bindenden Elemente dazwischen das Niveau einfach nicht zu halten. Was übrig bleibt, ist eine hin- und hergerissene Platte, deren Produktion von Nick Raskulinecz (Foo Fighters, Velvet Revolver, Deftones, etc.) das Grundproblem relativ simpel veranschaulicht: Zurückhaltend und sparend an den essentiellen Enden, zu plakativ in den durchschnittlichen Momenten. Da hätte ich mehr erwartet...
El Muerte
Punkte: 6.9 von 10
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SALUTE - Heart Of The Machine
Escape Music/Non Stop Music
Der schwedische Tausendsassa Mikael Erlandsson holt mit seinem Projekt Salute zum zweiten Schlag aus, offenbar liegt seine vor allem im fernen Osten megaerfolgreiche Band Last Autum's Dream vorerst mal auf Eis. Klingt ganz nett, was der Gute mit seinen Sidekicks Martin Kronlund (Guitarre, Bass), Imre Daun (Drums), Henrik Thomsen (Special Guest am Bass) und der ehemaligen Accept–Eintagsfliege am Mikro, David Reece (Backing Vocals) da zusammengewerkelt hat; das Album könnte eigentlich gerade so gut der perfekte Soundtrack für einen neuen Aufguss des Blockbusters Top Gun sein. Schade nur, dass ich genau diesen Film wegen seiner überbordenden Kitschigkeit schon immer belächelt habe, und so ist es kein Wunder, dass ich praktisch alles, was ich damit spontan in Verbindung bringe, wahrscheinlich nicht unbedingt als künstlerisch wertvoll empfinde. Klar, schlecht ist das Ganze beileibe nicht, eingefleischte Melodic Rock-Fans, die Bon Jovi für eine Heavy Metal-Band halten, werden an "Heart Of The Machine" ihre helle Freude haben, mir ist das Ganze einfach einen Tick zu glatt und soft, wenigstens am Anfang. Selbst eine Up Tempo-Nummer wie "Tearing Me Down" reisst mich nicht vom dem Hocker, weil der gute Mikael offensichtlich nicht gewillt ist, im richtigen Moment seiner leicht rauchigen – aber auch recht weichen - Stimme ein paar Kanten hinzuzufügen, obwohl er dazu in der Lage wäre, man höre sich nur mal den Titelsong an; erst hier kommt plötzlich Bewegung ins Spiel, und die Truppe zeigt jetzt endlich, wozu sie eigentlich in der Lage wäre! Überhaupt scheint man, aus welchem Grund auch immer, die stärkeren Nummern absichtlich auf die zweite Albumhälfte verlagert zu haben. Plötzlich rifft die Gitarre hörbar härter durch die Songs, wodurch die Keyboards etwas weniger dominant erscheinen, die Melodien sind etwas weniger offensichtlich auf Airplay getrimmt, und Mikael kehrt endlich die raue Komponente seiner Vocals nach vorne. Und überraschenderweise denke ich nicht mehr an Top Gun, sondern an Con Air oder The Rock, sind zwar auch kitschige Amischunken, aber irgendwie mag ich die Streifen... Anspieltipps: "Heart Of The Machine", "The Long Haul", "Train Of Rock'n'Roll".
Mirko B.

Punkte: 6.9 von 10
            
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SOULHUNTER - Beyond The Twilight
Twilight/Non Stop Music
Sollte man dem Labelinfo Glauben schenken, was ich grundsätzlich nie im Vorneherein tue, dann haben wir es hier mit der neuen Rocksensation aus Deutschland zu tun. Dass die stimmliche Präsenz von Sänger/Gitarrist Markus Glas gar mit jener von Nickelback's Chad Kroeger verglichen wird, sagt schon einiges über den Realitätsbezug dieser Beipackzettel. 2009 als klassisches Rocktrio gegründet, fühlen sich Soulhunter selbst irgendwo in der Classic/Melodic Rock-Nische zu Hause. Rein handwerklich gibt's nix zu motzen, die Jungs beherrschen ihr Instrumentarium, was hingegen in meinen Ohren immer wieder etwas sperrig klingt, ist die forciert und zusammengesetzt wirkende Vielseitigkeit des Materials. Ist die eröffnende und titelgebende Verneigung vor Meister Malmsteen noch eingängig, weil kurz, ziehen die Jungs den folgenden, melancholischen Rocker "Can't Be True" durch allerlei instrumentale Spielereien im Mittelteil unnötig in die Länge. Irgendwie hat man auch bei den folgenden Tracks das Gefühl, Soulhunter müssten uns ihr spielerisches Können beweisen, indem sie in jedem Song die typischen Trademarks von Whitesnake, Malmsteen, Van Halen, Satriani & Co. gleichzeitig verwursteln. Dabei hätten sie es gar nicht nötig! Der fünfte Song "Love's Like A Prostitute" zeigt endlich, wo die eigentlichen Stärken des Powertrios liegen. Mit einem einzigen Ruck fegt der Rock'n'Roller die ganzen vorhergegangen Längen und Nettigkeiten weg, und Markus Glas kann endlich zeigen, wofür ihm die Götter des Rock'n'Roll seine angenehm raue Stimme in die Wiege gelegt haben. Danach folgt leider wieder die übliche Kost aus nettem Rocksong in Moll ("Redlight Woman"), überlangem, vertracktem Track mit intellektuellem Anspruch ("Soulhunter") und der obligatorischen Powerballade, die ich traditionsgemäss zum Pinkeln und Bierholen nutze ("Walkin' On The Deadline"). Mit dem geradlinigen Hardrocker "World Keeps Turnin'” steigt dann glücklicherweise die gedrückte Stimmung gleich wieder an, da passen selbst die Reminiszenz an Yngwie M. und das Zitat aus "Das Phantom der Oper" wie die Faust aufs Auge, warum nicht mehr davon? Die schwülstige Ballade "My Best Friend", einmal in der Normalversion, einmal als Radio Edition, setzt dem Ganzen schlussendlich den Deckel auf. Fazit: Jungs, ihr könnt spielen und der Sänger hat den Blues in der Stimme. Werft Malmsteen, Satriani und Van Halen über Bord, vergesst die proggig–sperrigen Einschübe und konzentriert euch auf starke, eingängige Rocksongs wie "Love's Like A Prostitute", dann werdet ihr bei mir auf weit geöffnete Lauscher stossen!
Mirko B.
Punkte: 6.7 von 10
            
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REDRUM INC. – Heavy Division
Firefield Records/Non Stop Music
Doomiger Sludgecore bahnt sich seinen Weg aus den Boxen, und aus sämtlichen Poren dringt unüberhörbar Crowbar. Noch vor dem ersten Blick aufs Labelinfo war mir klar, welche Band dem Sound der Hilfrather Redrum Inc. Pate stand. Mit welcher Offensichtlichkeit danach die beigelegte Bedienungsanleitung diese geistige Bruderschaft noch unterstreicht, hat mich dann doch ein bisschen überrascht. Kirk Windstein himself lobt gleich zu Beginn die Band in den höchsten Tönen und liefert sogleich in "Carry The Burden" seinen sängerischen Promisupport ab, von diversen Europatouren u.a. mit Pro Pain und Crowbar ist die Rede und das Album endet konsequenterweise mit "All I Have (I Gave)", einem Crowbar-Cover von deren selbstbetitelten Album aus dem Jahr 1993. Genau so klingt die Musik von Redrum Inc. auch. Klagenden, treibenden Doom zelebrierend, die Klampfen höllisch tief gelegt, meist im Mid Tempo angesiedelt und mit der richtigen Mischung aus Melodie und Heavyness angesetzt, wissen Redrum Inc. durchaus zu gefallen, aber gerade eigenständig klingt das Ganze eben nicht. Dabei beweisen sie mit einzelnen Songs ("Weakness", "We Are The Ones"), dass sie durchaus dazu in der Lage wären, weniger nach Crowbar und mehr nach Redrum Inc. zu klingen. Ich gönne den Jungs ja von Herzen den Erfolg ihrer ersten Vollbedienung, der ihnen nach zehn Jahren im Underground und vier EPs endlich die Türen zu einem grösseren Publikum öffnen könnte, aber wenn mir der Sinn nach tonnenschweren, doomigen Klängen aus den Sümpfen Louisianas steht, dann greife ich letztendlich doch lieber zum Original. Wie auch immer, im Endeffekt liefern Redrum Inc. guten Sound ab, hört mal rein und bildet euch selbst euer Urteil.
Mirko B.

Punkte: 6.6 von 10
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COMEBACK KID - Symptoms + Cures
Victory Records
Der Post Hardcore ist heute so stark wie nie in der Musikszene vertreten, aber dadurch gibt es immer wieder Bands, die sich in Grauzonen befinden, das heisst musikalisch nicht wirklich einzuordnen sind. Comeback Kid aus Kanada spielen nicht nur Post Hardcore, sondern mischen ihren aggressiven Sound mit poppigen Refrains und punkrockigen Elementen. "Symptoms + Cures" ist bereits das dritte Album der Maple Leafs. Das Werk kann aber nicht richtig zünden, denn die Songs sind einfach zu ähnlich, sie gehen buchstäblich am Hörer vorbei. Der einzige Unterschied zwischen den Texten ist der Refrain, der aber oftmals zu kitschig daherkommt. Man muss aber auch wieder sagen, dass Comeback Kid es verstehen, mit den Instrumenten umzugehen, sie verstehen es, dem Hörer eins in die Fresse zu hauen, aber ihn auch wieder zu besänftigen, um ihn dann von Neuem aufbrausen zu lassen. Dies gelingt ihnen mit "Symptoms + Cures" wirklich gut. Leider gibt es in der Hardcore-Szene sehr starke Konkurrenz, und darum werden es auch Comeback Kid absolut nicht leicht haben, in der Szene noch stärker Fuss zu fassen. Mit "Symptoms + Cures" ist den Kanadiern ein gutes Stück Musik gelungen, zum Teil ein wenig eintönig, zum Teil ein wenig zu poppig, aber im Endeffekt genügend Spass für unsere Moshpitgemeinde.
Yannick S.

Punkte: 6.5 von 10
           
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DIE HAPPY – Red Box
F.A.M.E. Recordings/Musikvertrieb
Pop Rock mit Frauenpower, so könnte man Die Happy umschreiben, wobei besonders die kleine Marta bekannt sein dürfte und der ultimative Band-Hit "Supersonic Speed" sollte noch in einigen Gehörgängen präsent sein. Nun, seit dem "Supersonic Speed"-Album sind nun auch 9 Jahre ins Land gezogen, dabei haben Die Happy einige Alben veröffentlicht, welche jedoch immer mehr an Biss verloren haben. Daher umso erstaunlicher, dass die ersten 2 Nummern "Mesmerized" und "Dance For You Tonight" mal so wieder richtig und fast schon ungewohnt losrocken. Eine wirkliche Überraschung folgt erstmals jedoch mit dem Song "Survivor", eine Coverversion des Destiny's Child Klassikers, welcher hier im Rockgewand mit Martas kräftiger Stimme eine ausgezeichnete Figur und viel Spass macht. "Black Vicious Monster", "Bang Boom Bang", "Sweet Enemy" und "Superstar" schaffen sehr schnell den Zugang ins Kleinhirn, dies ist man grundsätzlich von Die Happy gewohnt, erfreulich bleibt die härtere Gangart, welche wieder mehr Richtung Guano Apes tendiert, jedoch nie ganz deren Level erreicht. Abgesehen davon bieten die Songs jedoch wenig Überraschende Momente, es könnte durchaus erwartet werden, dass Die Happy es auch mal wagen, nach so langer Zeit mal etwas mehr Anspruch in ihre Musik zu quetschen, doch dies dürfte wohl vom angepeilten Zielpublikum zu viel verlangt sein.
R.K.

Punkte: 6.5 von 10
           
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LINGUA – All My Rivals Are Imaginary Ghosts
Aural Music
Im Norden ist man ja bekanntlich ein weniger emotionsgeladener, was die Musik betrifft, etliche Alternative/Emo Rock-Bands kommen aus der kälteren Gegend und irgendwie passt die Musik auch sehr gut dahin. Lingua sind vier Schweden, die mit "All My Rivals Are Imaginary Ghosts" (kurz AMRAIG) ihr zweites Album abliefern. Ihre Musik befindet sich irgendwo zwischen modernem Alternative, Pop Rock und Emo Rock. Für Metalheads sei sicherlich schon einmal hier gesagt: DAS IST NIX FÜR EUCH! Was das etwas offenere Musikgehör angeht, trotz der gigantischen Konkurrenz in diesem Genre können Lingua mit ihrem Werk punkten. Die Gitarrenriffs sind zwar nicht unbedingt die einfallsreichsten, und auch bei der Abwechslung hapert es noch ein wenig, aber der Gesang und die Emotionen stimmen. Der grösste Pluspunkt des Albums ist auch gleichzeitig der Schwachpunkt. Das Album kann man wunderbar im Hintergrund geniessen, es braucht kein stundenlanges Einhören oder sich dran Gewöhnen. AMRAIG geht so richtig schön ins Ohr. Genau dort liegt aber auch das Problem, denn wirklich intensiv wird's bei den Schweden nicht. Lingua haben den Alternative/Emo Rock sicherlich nicht neu erfunden, aber wer gerne melancholisch moderne Rocknummern aus dem Norden hört, der sollte sich das Werk mal anhören.
Yannick S.

Punkte: 6.5 von 10    
   
OBSZÖN GESCHÖPF – Symphony Of Decay
Twilight/Non Stop Music
Remzi, Yann, Olivier sind die Namen der Bandmitglieder von Obszön Geschöpf. Naja, als Band kann man das nicht wirklich bezeichnen, denn eigentlich ist es ein Projekt, und Remzi ist das alleinige Mitglied. Er schreibt und kreiert alle dieser doch relativ speziellen und auch kranken Songs. Die Musikrichtung, in welcher sich das Projekt bewegt, zu beschreiben, ist etwas schwer. Klar man kann sagen, es ist in erster Linie im Industrial und Horror Metal zuhause. Aber da sind streckenweise, gerade bei der Gitarre oder in den Vocals, Death Metal-Element stark vorhanden. Aber das sind auch noch Elektrosongs auf dem 16 Track beinhaltenden Album drauf. Bei fast allen Stücken werden Samples verwendet. Mal mehr und mal weniger im Vordergrund. Aber trotz allem, finde ich, zerstören selbige etwas den Fluss der Lieder. Remzis Gesang ist fast ausschliesslich verzerrt. Mal flüsternd, mal schreiend, mal fies growlend ist er doch abwechslungsreich in seiner Darstellung. "Symphony Of Decay" ist schon ziemlich schwere Kost. Gerade aufgrund der vielen Industrial- und Elektro-Elemente. Freunde von NIN oder ähnlichen Combos könnten durchaus an den Kompositionen Gefallen finden. Das textliche Gesicht der Band ist klar im Horror und in den menschlichen Abgründen angesiedelt. Wenn man das bluttriefende Cover anschaut, erkennt man auf den ersten Blick, wohin die Lyrics gehen. Das Bild wird sicherlich in gewissen Nationen indiziert werden. Mit "Secret Graveyard In The Garden" und "How To Become A Killer With A Granny Dress" sind zwei Kurzgeschichten enthalten, die ohne Musik auskommen und schon von den Titeln her selbsterklärend sind. Aber gerade an der zweiten Story sieht man, dass nicht alles todernst genommen werden sollte, was Remzi von sich gibt. Das Album ist eine Mischung aus verschiedenen Metalrichtungen und einem Hörbuch. Wer neugierig geworden ist, sollte mal ein Ohr reinhängen, denn es wird sicher Einige geben, die Gefallen an dem Werk finden. Mir hat es zu wenig Farbe und kein Eigenleben.
André G.

Punkte: 6.5 von 10    
     
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ATROCITY FEAT. YASMIN – After The Storm
Napalm Records/Musikvertrieb
Nein, auch diesmal kein reguläres Atrocity-Album, sondern die Fortsetzung der EP "Calling The Rain" aus dem Jahre 1995, welche vermutlich nur den Wenigsten ein Begriff ist. Liegt wohl daran, dass die Musik, welche hier und damals bereits ausgelebt wird, sprich wurde, eher experimentellen Charakter besitzt, oder kennt ihr viele Bands, welche sogenannte Weltmusik mit Metal kreuzen? Also nennen wir es mal Ethno-Metal, dazu Folk-Einschlag sowie Rhythmen und Gesänge, welche an Indianer erinnern. Die Ersten werden jetzt bereits die Flucht ergreifen, verständlich, jedoch muss ich gestehen, "After The Storm" ist kein alltägliches Werk ab der Stange, und nur schon aus dem Grund hörenswert. Hörenswert ist dabei die spezielle Stimme von Yasmin Krull, welche beim Opener "A New Arrival" es doch tatsächlich schafft, ein Dead Can Dance-Feeling zu erzeugen, was nicht unbedingt einfach zu bewerkstelligen ist. Weiter im Text geht es mit "Call Of Yesteryear", eingeläutet mit Flötenklängen von Yasmin, ist dieser Songs so eine Mischung aus Folksong und besagten indianischen Anleihen, wirkt interessant und könnte bei einem Mittelalterfest für gute Stimmung sorgen, was dem Titelsong "After The Storm" nicht gelingen mag, eine zu schleppende Nummer ohne Höhepunkt, und "Silvan Spirit" eignet sich höchstens zum Einschlafen. Mitreissender ertönt dann das erste wirklich rockige Stück "Black Mountain", welches erstmals den Metal-Anteil durchblicken lässt, leider beweist Alexander Krull hier mal wieder, dass es im Genre wirklich bessere Sänger gibt, doch das ist dann wohl nett ausgedrückt Geschmackssache. Neben "Black Mountain" besitzen nur noch "Transilvania" und "The Otherworld" einen kleinen Metal-Anteil, der Rest der Scheibe befindet sich meist in eher gemächlicher Hand. "After The Storm" ist ein sehr spezielles Werk, Vergleiche kann ich hier kaum nennen oder höchstens ein Werk wie "A Legacy Of Love" von Antichrisis an den Haaren herbei ziehen, was den Meisten wohl auch nichts sagt. Für offene Geister, welche gerne um das Lagerfeuer tanzen und dabei Kräutertee schlürfen, könnte diese Scheibe jedoch durchaus hörenswert sein.
R.K.
Punkte: 6.3 von 10
           
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KENS DOJO – Reincarnation
AOR Heaven/
Non Stop Music
"Reincarnation" gehört zu der Sorte Alben, die weit weniger interessant sind als die Geschichte des/der Protagonisten, die dahinter steckt/stecken. In diesem Fall handelt es sich um das Soloalbum des Norwegers Ken Ingwersen. Erstmals international in Erscheinung trat der Gitarrist mit Limelight, die damals TNT auf Tour begleiteten. Mit Rags veröffentlichte er in den 90ern zwei Alben, ein weiteres mit Speed. Ende der 90er spielte er die Sechsaitige bei Street Legal, die in Szenekreisen durchaus einen gewissen Bekanntheitsgrad geniessen konnten. In den letzten Jahren war Ken vor allem als Produzent und Songschreiber im Popbereich tätig, als Teil von Oslo Recordings. Zudem spielt er in der Band von Ken Hensley. Nun kam der Mann auf die Idee, ein Soloalbum aufzunehmen. Er liess seine Beziehungen spielen und konnte so eine Menge mehr oder weniger bekannte Musiker für sein Album gewinnen. Leider fehlen diverse Angaben dazu, wer bei welchem Track für was zuständig war. Das ist aber auch nicht sehr relevant. Die Songs sind, mit wenigen Ausnahmen, schlicht langweilig. Bei mehr als der Hälfte handelt es sich sowieso nur um Instrumental-Nummern, die komplett belanglos sind. Doch auch "Reincarnation" hat Highlights. Der Eröffnungssong "Forever" ist eine erstklassige Melodic-Nummer mit tollen Vocals. Leider bleibt unklar, wer der Sänger ist. Ebenfalls erwähnenswert ist "I Surrender", das von Glenn Hughes gesangstechnisch veredelt wurde. "Demon In Diamonds" mit Tommy La Verdi (21 Guns) ist auch noch akzeptabel. Das war's dann aber auch schon. Auch die erstklassige Gitarrenarbeit sowie die satte Produktion von Mr. Ingwersen werden kaum Kaufanreiz sein. Somit wird "Reincarnation", selbst bei eingefleischten AOR- und Melodic-Fans, wahrscheinlich auf wenig Gegenliebe stossen.
Chris C.
Punkte: 6.0 von 10
           
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FINAL PRAYER - ... Best Of Times (Re-Release)
Let it Burn Records
Da muss also ein bekennender Hardcore–Banause eine HC-Scheibe rezensieren, wenn das nur gut kommt... Aber nun mal schön der Reihe nach. Ich muss zugeben, dass ich vom Berliner Abrisskommando Final Prayer – immerhin seit 2003 in der HC-Szene aktiv – bisher noch nie was gehört hatte. Mit "... Best Of Times" veröffentlichen sie nun ihr 2006er-Debut "Right Here, Right Now" wieder, allerdings angereichert mit massig Bonusmaterial. Den Beginn machen die zwei Songs von ihrer 2007er-Split 7" mit den Amis Alcatraz, und ich bin doch über die dominant metallische Schlagseite der Truppe überrascht. Wären da nicht die HC-typischen Vocals von Shouter Stephan Pankratz, ginge das Ganze glatt als astreiner Thrash Metal durch. Danach folgen das eingangs erwähnte Debutalbum sowie die drei Songs der ebenfalls 2004 erschienenen Split-MCD, die sie damals mit den Stuttgartern Crisis Never Ends aufgenommen hatten. Den Schluss bilden die vier Songs vom 2004 erschienenen "1st Round Knockout"-Demotape, bevor eine herrlich dreckig runtergerotzte Coverversion von Alone In The Crowd's "Is Anybody There?" über die Ziellinie schiesst. War ich anfangs noch skeptisch, muss ich zugestehen, dass das Dampframmen–Gebolze der fünf Berliner Jungs durchaus was Ansprechendes hat, zumal das Riffing präzise und metallisch rüberkommt und das Double Base-Geboller von Drummer Pascal Quandt mit chirurgischer Präzision und sehr songdienlich eingespielt wurde; die Band wusste offensichtlich in jeder Phase ihres kreativen Schaffens, wann es wieder mal Zeit war, das Tempo zu reduzieren und einen zünftigen Moshpart mit den obligatorishen Gangshouts einzubauen. Alles in allem eine sehr wertige (Wieder-)Veröffentlichung, die ich jedem Hardcoreler ans Herz legen kann. Selbst wer das Debutalbum bereits besitzt, sollte zugreifen, da der grosse Teil des Bonusmaterials schon lange vergriffen ist beziehungsweise im Falle des Demotapes noch nie käuflich zu erwerben war. Metaller mit einer Vorliebe für räudigen Thrash dürfen auch ein Ohr riskieren, selbst wenn sie musikalische Scheuklappen tragen, so wie ich...
Mirko B.

Punkte: keine Wertung
   
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HARASAI - The I-Conception
Firefield Records/Non Stop Music
Moderner Death mit etwas Groove/Core-Einschlag, das haben wir doch schon mal gehabt... Ach Scheiss drauf, fällt mir gerade nicht mehr ein - wird wohl nicht all zu substantiell gewesen sein. Harasai aus Essen/DE fügen der Sache definitiv kein eigenes Kapitel bei, instrumentaltechnisch hält "The I-Conception" das internationale Niveau, ohne dabei aber all zu viel Identität einzubringen. Lediglich die Vocals von Fronter Martin Wittsieker schaffen durch den eigenständigen Klang etwas Raum zur Entfaltung - zwar begwegt auch er sich arrangement- und einsatztechnisch grösstenteils auf ausgetrampelten Pfaden, aber die Gesangsvariationen und Stimmlagen bescheren der Band/der Platte einen verdienten Tritt in den Hintern. Zwischendurch scheinen mir grössen wie Mikael Stanne (Dark Tranquillity) nicht all zu weit weg zu sein, die kehligen Shouts entwickeln da ihre ganz eigene Dynamik. Geilerweise vermag Martin seine Stimme aber auch in andere Gefilde zu ziehen, dreckigere bis cleane Parts sind zwar die Ausnahme auf "The I-Conception", die kommen allerdings meist sehr geschmackvoll und auf den Punkt gebracht daher. Harasai liefern mit ihrem Erstling zwar nicht viel mehr als solide Durchschnittsarbeit ab, lassen aber dann und wann ordentlich Steigerungspotential durchblicken - allem voran wie erwähnt Sänger Martin, der mit etwas mehr Einfluss die Band in eine viel interessantere Richtung pushen könnte. Blöderweise benoten wir hier aber Alben nicht nach dem, was sie sein könnten... Mit etwas Glück lenkt sich das aber bei der nächsten Scheibe von selbst ein.
El Muerte
Punkte: 6.0 von 10      
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DARK ORDER – Cold War Of The Condor
Battlegod Productions /Non Stop Music
Ob der Chef beim Verteilen der Scheiben wohl gewusst hat, dass ich gerade ein Buch über den Dikator Augusto Pinochet lese, welcher von 1973 bis 1990 Chile mit brutaler Hand regierte? Egal, wenden wir uns der Musik der Australier Dark Order zu, deren dritter Streich "Cold War Of The Condor" das Pinochet-Konzept textlich verarbeitet. Typischer 80er-Thrash ist das Grundgerüst, aggressiv und gleichzeitig äusserst breaklastig. Wie ein Maschinengewehr thrasht der Vierer um die Gebrüder Alvarez Garcia in Songs wie "Caravan Of Death" oder "Operacion siglo veinte" in Slayer-Manier los, zeigen in vertrackten Nummern wie "State Of Siege" oder "Villa Grimaldi" ihr rhythmisches Können und lassen in "Tears Of The Exiled" oder "The Disappeared" einen schleppenden Groove los, zu welchem sich prima der Kopf schütteln lässt. Zu lange, zu zerstückelt sind jedoch die Songs oft, was schon die überlange Spielzeit von 86 Minuten andeutet. Daneben weiss Fronter Raul Ignacio selten zu überzeugen. Zu unauffällig ist der heisere Gesang, der hier und da einem noch belangloseren Shouten weichen muss. Einzige Ausnahmen: Die ruhigen, clean gesungenen Passagen, in welcher er durch eine warme Stimme zu überzeugen weiss. Beispiele dafür sind "A Lament For Victor Jara", eine grossartig auf spanisch intonierte Ballade und das ebenfalls ruhige "Requiem Eternal", die besten Songs auf "Cold War Of The Condor". Pinochets politisches Herzstück war die Liberalisierung der chilenischen Wirtschaft. Auf dem freien Markt werden sich Dark Order aber kaum bewähren, denn gute Ideen müssen auch geordnet präsentiert werden.
Kissi

Punkte: 5.8 von 10      
   
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GREY - Who Needs You
Bastarized Recordings
Mitglieder aus verschiedenen Hardcorebands wie Under Siege, Cities Of Sleep und Pignation haben sich zusammengefunden, um ein spezielles, Mathcore angehauchtes Album auf die Beine zu stellen. Die aus Hamburg stammenden Musiker sind anscheinend glühende Verehrer von Mastodon und lieben auch Meshuggah. Alles in allem sind die Deutschen begnadete Musiker, doch ehrlich Leute, mir ist dieser vertrackte und geschwängerte Bastard eine Spur zu anstrengend, denn die vielen Tempowechsel und Stopps verhindern so einen Fluss der Songs. Mann hat schnell mal genug und hofft immer noch, dass mal eine coole Passage kommt, doch nein, Fehlanzeige. Aber nichts desto Trotz, Leute, die auf Mastodon stehen, können sich mal ein Ohr voll nehmen, für die Nicht-Mathcoreanhänger würde ich es sein lassen, ausser man ist aufgeschlossen für Neues.
Daniel J.

Punkte: 5.8 von 10      
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AVENGED SEVENFOLD - Nightmare
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Avenged Sevenfold ist wohl der Inbegriff einer Schülerband, die sich im Lauf der Jahre zu einer Festung im Heavy Metal des neuen Jahrtausends entwickelt hat. Seit gut 10 Jahren treiben sie ihr Unwesen, und das mit stetig zunehmender Qualität. Die einstige Metalcore-Combo hat später ihren Sound im Hard Rock bzw Heavy Metal gefunden, ist dort jedoch nicht stehengeblieben und wird auf ihrem fünften Album fast schon progressiv und thrashiger als zuvor. Auf jeden Fall ist es ein Glück für die Fangemeinde, dass sich die Band nach dem Drogentod von Originaldrummer Jimmy 'The Rev' Sullivan nun doch nicht aufgelöst hat, sondern "Nightmare", das ja schon fast fertig geschrieben war, schliesslich doch noch aufgenommen hat - mit niemand Geringerem als Mike Portnoy als Studioersatz. Dieser drückt dem Album auch unkennbar seine Note auf. Der Titel ist übrigens nicht Programm - die Scheibe ist kein Albtraum. Nein, sie ist eigentlich ganz angenehm zu hören. Zwar finde ich nichts wirklich Herausragendes daran, und ausserdem klingt alles, als ob man es schon irgendwo gehört hätte, hauptsächlich bei Metallica, Slayer, Rage Against The Machine oder Guns'n'Roses - lustige Mischung, finde ich, aber sie beschreibt das Album wohl ziemlich treffend. Avenged Sevenfold schlagen gekonnt die Brücke zischen klassischem Heavy Rock und moderneren Nu Metal-Einflüssen. Die meisten Songs haben auch noch recht eingängige Melodien ("Nightmare", "Danger Line", "Buried Alive"), wobei genau die bei anderen dann Stücken dann wieder fehlen. Mit "Victim", "Tonight The World Dies" und "Fiction" versuchen sich die Kalifornier auch an Prog/Powerballaden der neuen Generation. Ganz überzeugen können sie mich damit jedoch nicht, da fehlt einfach noch das gewisse Etwas. Erstere ist noch die Gelungenste. Mein persönlicher Favorit auf dem Album ist "Buried Alive", auch wenn es klingt wie Metallica und ich nicht gerade ein Fan dieser Band bin. Aber Avenged Sevenfold haben damit ein rechtes Meisterwerk hingelegt, das man gerne noch öfter hört. Die Bezeichnung 'progressiv' verdient sich die Band hauptsächlich mit der letzten Nummer, "Save Me", einem 10-minütigen Stück, dem diese Bezeichnung durchaus zusteht. Insgesamt enthält die Scheibe eine ganz passable musikalische Leistung, das Songwriting wird immer erwachsener und die Lyrics sind schon sehr nachdenklich und schwerfällig geworden - was man dem Tod von 'The Rev' zuschreiben kann. "Nightmare" ist abwechslungsreich und schon nicht ganz 0815, aber um mich restlos zu überzeugen, reicht es leider nicht ganz. Irgendwie scheint die Band ihren eigenen Stil, ihr endgültiges Ich noch immer nicht ganz gefunden zu haben. Die Songs sind austauschbar - durch schon dagewesene, bessere.
Joey Roxx
Punkte: 5.5 von 10      
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UNHERZ – Unherzlich willkommen
Massacre Records/Musikvertrieb
Seit die Böhsen Onkelz freiwillig das Zeitliche gesegnet haben, gibt es sehr viele, die auf diesen Zug der Tribute-Bands, oder auch einfach nur in der Stilrichtung, mitfahren wollen. So auch geschehen im beschaulichen Rheinland Pfälzerischen Kaiserslautern. Die Vier Musiker Andy, Locke, Christian und Felix orientieren sich ziemlich stark an der oben genannten Band. Aber leider vertonen sie das Ganze eher eingeschränkt. Mir ist schon klar, dass die Musik eher simpel gehalten werden muss. Aber gerade die textliche Seite der Songs dürfte etwas kreativer und weniger banal gehalten werden. Unherz behandeln einige brisante und interessante Themen wie pädophile Priester, Amokläufe, Pyromanen. Aber gerade solche Thematiken sollten auf einer anderen Ebene in gleicher Augenhöhe besungen werden. Klar man kann es auch als Party und Gute-Laune-Sound ansehen, und nach ein zwei Bierchen passt es dann schon. Es hat durchaus gute Tracks auf iher neuen Scheibe "Unherzlich willkommen". Ich möchte da "Die Bestie" hervorheben. Die Gitarren spielen hier beherzt und gut. Der Gesang ist eh bei allen Stücken gut. Rauchig rau und mit der nötigen Kraft bringt der Sänger seine Lyrics unters Volk. Was die Gitarrenarbeit angeht: Sie ist ziemlich simpel mit ein paar guten, manchmal fast Maiden-liken Läufen "Inferno", aber sonst eher farblos und unspektakulär. Das Drumming erfüllt seinen Zweck und legt den Boden im nötigen Rahmen. "Zwanzigzehn" ist der WM Song der Jungs aus Kaiserslautern. Plakativ, banal und einfach ein Fussball-Mitgröhl-Song, der im passenden Rahmen gut ankam, und jeder sang mit. Aber braucht das jemand? Die Band sollte sich etwas mehr auf Stücke mit Tiefgang und Inhalt konzentrieren, denn die sind im Gros besser als die simplen Saufsongs. Sie können es - das merkt man schon. Der eine oder andere Track ist wirklich gut. Einfach noch etwas am Feinschliff abreiten, dann kann es klappen mit dem Erfolg ausserhalb der ländlichen Pfalz.
André G.
Punkte: 5.5 von 10      
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ECLIPTIC – As Of Yet Unknown
Eigenvertrieb
Hui, mal in Promo-Blättchen auf Schweizerdeutsch, habe ich bisher auch noch nie gesehen. Öfter mal was Neues. Was sich leider nicht wirklich im Sound widerspiegelt, der auf Papier vollmundig als nicht definierbar eingestuft wird, mit Inspirationen von Nah und Fern. Nun, allzu fern kann dies nicht wirklich gewesen sein, denn die 9 Tracks bewegen sich allesamt in einem ähnlichen Muster: Generell wird Black Metal dargeboten, der an sich ziemlich gut dargebracht wird und ein gewisses Old School-Feeling mit sich bringt. Nicht wirklich abwechslungsreich und neu schon gar nicht, aber ganz ok. Was aber die genannten Einflüsse betrifft: Zwischendurch werden mal Passagen eingespielt, welche von einer akustischen Gitarre dominiert werden, dazu gesprochene Vocals, und das war’s. Ich weiss ehrlich gesagt nicht wirklich, was daran so besonders sein soll. Ich würde sagen, dies stellt ein typischer Fall von Selbstüberschätzung dar, denn diese Art von Musik, auch wenn sie wie gesagt ordentlich dargeboten wird, gibt es schon zuhauf auf dem Markt. Und ruhigere Passagen mit eingespieltem Wind (als Beispiel) sind zwar schön, aber auch nicht wirklich originell. All dies kann die Erwartungen, welche auf Papier geschürt werden, nicht erfüllen. Langweilen tut die Chose nach einer gewissen Weile auch. Kann man sich anhören, muss man aber nicht.
Toby S.
Punkte: 5.0 von 10            
                 
SWASHBUCKLE – Crime Always Pays
Nuclear Blast/Warner
Achtung Landratten, geht in Deckung, Swashbuckle legen mit "Crime Always Pays" zum dritten Angriff auf eure Ohren an! Die Piraten-Thrasher um den wohlbeleibten und bellenden Admiral Nobeard spalten seit ihrem Auftauchen nicht nur Häupter sondern auch Gemüter. So belegte das Trio aus New Jersey in unserem MF-Jahrespoll nicht nur den 9. Platz in der Kategorie "Bester Newcomer 2009", sondern auch den undankbar ersten Platz unter "Schlechteste Band 2009". Nun gut, Freibeuter sind sich gewohnt, nicht bei allen auf Gegenliebe zu stossen. Das mag mitunter der Grund sein, weswegen Swashbuckle nichts, aber auch gar nichts anders machen als auf dem Vorgänger "Back To The Noose". Wieder ist das Material aufgeteilt in folkig seemännische, instrumentale Intermezzos und die meist kratzbürstigen und etwas rumpeligen Thrash-Nummern, erinnernd an Tankard oder Sodom. Zu Ersteren: Gitarren-Geschrummel plus Geigengefidel à la "Slowly Wept The Sea" sorgen ja schon für Matrosenstimmung, wecken nach zwei, drei Mal hören aber kaum mehr Interesse, da simpel gestrickt. Letzteres gilt leider auch für die eigentlichen Songs. Ohne Rücksicht auf Ohrenopfer wird mit Riffs und Double Base ohne Gedanken an Melodie zu verschwenden drauflos gemetzelt, sodass Nummern wie "This Round's On YOU", "Powder Keg" oder das fast schon als Grindcore zu bezeichnende "To Steal A Life" nicht viel musikalischer, aber genauso lärmig sind wie das Abfeuern einer Kanonenkugel. Der Ansatz von Potential zeigt sich so einzig bei Nummern wie "We Are The Storm", "At The Bottom Of Glass" oder "A Time Of Wooden Ships & Iron Men", wo die leider zu wenig herausgestrichenen Piratenmelodien das Holzbein Humpa tanzen lässt. So laufen Swashbuckle Gefahr, dass die Kanonen im Titel des einzigen Smashers "You Bring The Cannon, We Bring The Balls" gegen sie selbst gerichtet werden. Nicht mal mit Augenklappe lässt sich hier ein Auge zudrücken, mögen die Piraten-Thrasher auch noch so witzig sein. Image ist eben nicht alles!
Kissi
Punkte: 4.0 von 10            
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TSORER – Return To Sodom
Black Hate Records/Non Stop Music
Aus Israel stammen die beiden Satansjünger. Schon alleine dieser Fakt hat mich aufhorchen lassen, lässt es doch auf ungewohnte Musik hoffen. Aber weit gefehlt, Tsorer spielen Black Metal wie zu Beginn der 90er: roh, brutal und in der gerade noch vertretbaren Qualität. Vergleiche sind Legion, angefangen von alten Darkthrone über alte Gorgoroth zu 1349, Horna, Behexen, Shadow's Ground, Unhuman Disease und tausend weitere. Klingt an sich ja nicht schlecht, das Problem liegt aber auf der Hand: Die Songs sind ausgelaugt und mindestens die zweite Kopie einer Kopie. Wer genau braucht das also? Die Liedtitel und das Cover sind mühevoll einfach gehalten, aber auch das lockt keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Denn die Jungs kommen schlicht nicht aus dieser Zeit, die diesem Auftreten den nötigen Hintergrund geben, um glaubhaft zu wirken. Warum nicht was Eigenes auf die Beine stellen? Ich mag mich irren, aber in Israel muss es doch genügend Potential geben für eigenständigen Black Metal, schon was die Thematik der Lyrics angeht. Ich habe letztens ein Lied über Silberfische im Bett gehört, das würde doch schon mal ansatzweise zum Plattentitel passen. Schade um die Möglichkeiten, aber an "Return To Sodom" finde ich keinen Gefallen.
Tristan
Punkte: 4.0 von 10            
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HOUSTON - Houston
Soundpollution/Non Stop Music
Verdammt schwer, über Houston was rauszufinden, so dass ich über keinerlei Infos über diese Band verfügte. Aber nach stundenlangem Suchen fand ich dann heraus, dass es sich hier um eine Ami-Band handelt und ihr selbstbetiteltes Album anscheinend schon deren viertes ist. Auch über die aktuellen Mitglieder weiß ich derzeit nichts, die Band wurde 1999 gegründet und damals zählten jeff Halland, Lane Soderberg und Ian Prince zum Line Up. Musikalisch tummeln sich die Amis in AOR-Fahrwasser. Alle zehn Songs klingen etwas ähnlich und sind sehr Keyboard-lastig. Einzig das etwas flottere "Gina", ich nehme jetzt mal an, dass der Song so heisst, weil die gute Dame im Refrain immer wieder besungen wird, sticht etwas raus durch die gute Gesangsmelodie und die dazugehörenden Chöre. Ansonsten hat es mir hier definitiv zu wenig Gitarren. Und das Label scheint ja auch kein grosses Interesse an der Band zu haben, sonst hätten sie ja sicher Infomaterial zur CD mitgeliefert. Also zum Schluss kann ich nur sagen, dass ich einen Grossteil dieser Songs schon mal irgendwo gehört habe oder sie mich langweilen. Man könnte das irgendwie 'Survivor für Arme' nennen. Mit diesem Rundling werden die Amis sicher keine Grossen Sprünge machen, jedenfalls nicht in Europa.
Crazy Beat
Punkte: 4.0 von 10      
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METHODS OF MAYHEM – A Public Disservice Announcement
Roadrunner Records/Musikvertrieb
Nach 11 Jahren erscheint das zweite Output des legendären Mötley Crüe-Drumtiers Tommy Lee und seinem Sideprojekt Methods Of Mayhem. Schon das erste Teil war sehr Hip Hop-lastig und nur bedingt für das metallische Gehör geeignet. Aus dem neuen Release wurde ein Song schon im Vorfeld auf die Hörwilligen losgelassen - der mit "Fight Song" betitelte Track liess Freude aufkommen auf das Album. Mit verzerrten Gitarren und fetten Riffs ist er ein echter Nu Metal-Kracher geworden. Davon sind auch noch ein zwei andere auf dem Silberling. Der erste Teil ist eher härter und gänzlich im Nu Metal-Gewand. Die Lieder wechseln sich ab von hart krachend, dann wieder eher ruhig und balladesk. Tommy arbeitet fast ausschliesslich mit Samples und Elektronik. Dazu die Gitarren, die verzerrte, harte Riffs raushauen. Manche Kreationen sind schon ziemlich schräg und nicht wirklich Ohrwürmer. Den einen oder anderen Track hört man sich sicher noch einige Male an und rockt dazu ab. Aber im hinteren Part des Tonträgers wird es dann ultrahart für metallisch geeichte Lauscher. Was einem der Mister Lee da zumutet, ist schlicht nicht tauglich für Metalfans und Leser von Metal Factory. Das sind Stücke, die absolut Hitparaden-orientiere Popsongs sind. Mal sehr eingängig und melodisch, dann wieder reinrassige House/Dancefloor-Tracks, andere Stücke könnten ohne weiteres auf einem Album von Lady Gaga drauf sein. Jeder Musiker soll sich nach seinem Geschmack austoben können, aber das, was uns Tommy hier kredenzt hat, ist in keinster Weise für Metalfans geeignet.
André G.
Punkte: 3.0 von 10      
     
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