CD-Reviews September 2012
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
THRESHOLD - March Of Progress
Nuclear Blast/Warner
Mehr als fünf Jahre sind ins Land gezogen seit dem letzten Studioalbum "Dead Reckoning", Sänger Andrew Mc Dermott verließ die Band auch vor mehr als 5 Jahren und ist ja leider vor einem Jahr gestorben. Danach rekrutierten Karl Groom und Richard West ihren Ur-Sänger Damian Wilson, und das war eine grandiose Tat der Briten. Und nun liegt uns endlich der neue Rundling "March Of Progress" vor. Ich war so nervös wie schon lange nicht mehr vor einem Review. Wie würde die erneute Zusammenarbeit mit Damian klappen? Live haben wir das ja schon vor ein paar Jahren im Z7 erleben können, und dort klappte es bestens. Widmen wir uns also dem neuen Werk der Proggies. Schon der erste Song "Ashes" verdient die Höchstnote, unglaublich diese Symbiose aus Prog und Eingängigkeit, Damian glänzt mit einem Refrain, der sofort ins Gehirn geht, das Songwriter-Duo West/Groom übertrifft sich hier selber, einfach grandios. Nicht, dass ich jetzt die anderen 10 Perlen schmälern möchte. Ich staune einfach immer wieder ab den grandiosen Melodien, egal, ob etwas härter, oder ruhiger, immer stechen die von Damian Wilson hervorragend Gesungenen Melodien hervor, meistens gepaart mit Hammerriffs von Karl Groom, oder auch die harmonischen, gefühlvollen Gitarrensoli und dem unglaublichen Drive von Drummer Johanne James, präzis wie ein Uhrwerk, unterstützt von Basser Steve Anderson. Wie immer ist ein Threshold-Album eine Entdeckungsreise, kriegt man beim ersten Durchhören nur ein Teil des gesamten Werkes mit. Es braucht einige Durchläufe, damit sich nach und nach das ganze Werk dem Zuhörer öffnet, wie die Flügel des Schmetterlings auf dem Cover. Mit "Thats Why We Are" beweist auch Damian Wilson, dass er grandiose Songs schreiben kann, die perfekt in die Threshold-Welt passen. Und so schwebt man von "Ashes" bis "Divinity" knapp 70 Minuten lang in der unglaublichen Welt der Briten und kann sich der Magie von "March Of Progress" kaum entziehen. Für mich reiht sich das neue Album nahtlos ein in die Klassiker "Wounded Land", Hypothetical", "Subsurface" und "Clone". Threshold sind und bleiben Prog Metal in Reinkultur auf allerhöchstem Niveau. ein MUSS für Liebhaber anspruchsvoller Musik. Dies Album gehört zu den allerbesten seines Genres dieses Jahr, definitiv!
Crazy Beat 

Punkte: 10 von 10
ELVENKING – Era
AFM Records/Musikvertrieb
Das siebte Album der italienischen Folk/Power/Heavy-Metaller könnte ihnen den lang erhofften Durchbruch bescheren! Denn auf "Era" vereinen sich mit Flöten gespielte Folk-Elemente, schneidende Gitarren, powermetallischem Galopper, Savatage’sche Musical-Parts und kurzzeitige Death Metal-Anleihen zu einem ultramelodischen Ganzen, dass es eine wahre Freude ist. Die stilistische Heimat scheint endgültig gefunden sein. Diese gleicht zwar eher der einer progressiven "wir dürfen uns alles erlauben"-Gruppe als einem stoischen AC/DC-Klon. Elvenking pfeifen also auf stilistische Grenzen – und genau das macht sie spannend. Beim kurzen "A Song For The People" fühlt man sich gleich mit einer lustigen Truppe nachts am Lagerfeuer tanzen. Das atmosphärische "Forget-Me-Not" schlägt dagegen nach einem hymnischen Teil Savatage-Pfade ein und endet in einem Kanon. Und damit endgültig klar wird, wem dieses Lied gewidmet ist, tritt Jon Oliva höchstpersönlich als Gastsänger auf. Noch prägnanter tut er dies beim Rock-Song "I Am The Rocker", welcher mit seiner Stammband aber herzlich wenig zu tun hat. Elvenking scheuen sich generell nicht, auch mal ruhige Klänge einzubauen, um im nächsten Moment wieder zu rocken. Das klingt zwar nicht immer nach Heavy Metal – aber wer braucht das schon? Und wenn sie mit einem Hitverdächtigen "Through Wolf’s Eyes" aufwarten, haben sie endgültig gewonnen. Einziger Wehrmutstropfen auf "Era" ist die Tatsache, dass die Spannung kurz vor Ende abbricht und man kurz in Versuchung kommt, die Platte zu stoppen. Irgendwie wird’s eben doch zu viel, ohne dass die Songs an Qualität verlieren würden. Das Instrumental "Ophale" rettet die Sache noch einmal. "Era" ist ein Album geworden, von dem man wohl noch lange reden wird. Ein künftiger Szeneklassiker – der seinesgleichen sucht.
Roger W.
  
Punkte: 9.3 von 10
ILLDISPOSED - Sense The Darkness
Massacre Records
/Musikvertrieb
Bereits das 13. Album bringen die Dänen von Illdisposed nun auf den Markt, und das in 20 Jahren, was einen unheimlichen Schnitt ergibt. Leider kannte ich kein einziges der 12 Vorgänger, und ging so sehr jungfräulich in das "Sense The Darkness"-Abenteuer. Und meine Fresse, das war mein schönstes erstes Mal. Gleich beim Intro-Riffing wird man hellhörig und wird dann für einige Zeit nicht mehr losgelassen. Die Dänen verstehen es, aus Death Metal-Mid Tempo-Nummern ein wahres Death-Orchester zu kreieren. Das Album ist ganze 13 Tracks lang und flacht zu keiner Zeit ab. Die Skandinavier liefern hier, unterstützt durch eine Hammer-Produktion von Tue Madsen, ein Top-Album des Jahrzents ab, in ihrem Genre, versteht sich. Man kann dieses Album noch so hoch loben und das Positive herausstreichen, am Ende bleibt der Kaufzwang! Wer sich zuerst einzelne Songs anhören will, dem sind folgende empfohlen: "Never Compromise", "She’s Undressed" oder (der fast-schon-Hit) "I Am Possessed".
Steve Butcher  

Punkte: 9.1 von 10
LETZTE INSTANZ – Ewig
Drakkar Entertainment/Musikvertrieb
Endlich! Das langersehnte Finale “Ewig“ macht die Trilogie nach “Schuldig“ (2009) und “Heilig“ (2010) nun komplett! Im etwas langatmigen, gesprochenen Intro “Aeternitas“ wird dann auch klar, was es mit den Albumtiteln auf sich hat – die Letzte Instanz zitieren nämlich Oscar Wilde: „Jeder SCHULDIGE hat eine Zukunft, jeder HEILIGE eine Vergangenheit und das wird EWIG so sein.“ Mit den ersten beiden Alben der Trilogie hat die Letzte Instanz die Messlatte verdammt hoch gesteckt, und so kommt der dritte Teil leider nicht ganz an die Vorgänger heran. Trotzdem ist es ein sehr gutes Album geworden mit vielen guten Songs, wenn auch die neugefundene Härte auf “Heilig“ nicht überall durchdringt. Doch auf “Ewig“ hat die Letzte Instanz wieder mehr zu ihrer “Brachialromantik“ zurückgefunden – poetische und tiefgründige Texte mit klarer Aussage und einer treibenden Kraft dahinter, die den Hörer mitreisst und gefangen hält. Der Titelsong “Ewig“ schliesst sich dem ruhigen Ton des Intros an und braucht etwas Zeit, bis er in die Gänge kommt, aber dann gibt die Letzte Instanz wieder volle Kraft voraus, und die zieht sich auch durch den Rest des Albums. Für “Blind“ haben sich die Deutschen weibliche Unterstützung in Form von Eisblume ins Boot geholt, um den hoffnungslosen Kampf, eine sterbende Beziehung wieder aufleben zu lassen, zu vertonen. Leider nicht unbedingt die beste Wahl als Duettpartnerin. Überraschend aggressiv dagegen wirkt der Track “Wieder einmal rot“, der für etwas deftigere Abwechslung sorgt, und auch bei “Schuld“ geht es deutlich brachialer zu und her. Das Highlight ist allerdings der letzte Track “Sing!“ – absolut mitsingtauglich, erinnert dieser Song an “Komm!“ vom Album “Schuldig“. Fazit: Die Letzte Instanz liefert mit “Ewig“ erneut einen Leckerbissen für alle Fans des nicht-kommerziellen Deutschen Metal. “Ewig“ gibt es übrigens auch als Limited Edition inklusive zwei Bonustracks und T-Shirt. Hier lohnt es sich definitiv zur Special Edition zu greifen, denn “Fährmann“ gehört zu den besten Tracks auf der Scheibe, und auch der zweite Bonustrack “Der Wind“ dürfte vor allem Fans der Streichinstrumente sehr gefallen. Also ein weiterer Bonuspunkt für die Letzte Instanz!
Patricia    

Punkte: 9.0 von 10
ENSIFERUM – Unsung Heroes
Spinefarm Records/Universal
Wer kennt sie nicht, die Halbgötter im Pagan Metal namens Ensiferum? Mit ihrem fünften Studioalbum "Unsung Heroes" erfreuen sie die Szene mit bekannten Growls, Folk, Chören und toller Gitarrenarbeit. Nach dem klassischen Instrumental-Opener "Symbols" geht’s gleich beschwingt und natürlich mit vielen Klischees beladen mit "In My Sword I Trust" los. Ein typischer Ensiferum-Song. Auch der folgende Titelsong "Unsung Heroes" oder das schnelle "Burning Leaves" schlagen in die gleiche Kerbe. Martialische Schlachtengesänge, wie es nur Ensiferum können. Den Jungs nimmt man es einfach ab. Danach gibt’s aber die grosse Wende im Album. "Celestial Bond" ist eine Akustik-Nummer, welche durchwegs mit klarer, weiblichen Stimme daherkommt. Um die Hörer wieder aufzuwecken, knallen uns die Finnen "Retribution Shall Be Mine“ vor den Latz. Schnell, hart und schnörkellos. Voll auf die Zwölf, um dann mit viel Kitsch "Celestial Bond Part II" auf die Meute loszulassen. Sehr schräge Kombination, welche aber viel Abwechslung verspricht. Es wird somit nie langweilig, und der Hörer ist wirklich aktiv am Lauschen. Am aussergewöhnlichsten ist dann ganz klar der 17 minütige Rausschmeisser "Passion Proof Power“. Dieser Song beinhaltet alles, wofür Ensiferum bekannt sind: Growls, Chöre, Frauengesang, Gedudel und sogar ein kurzer, auf Deutsch gesprochener Marktdialog. Echt krass, aber sensationell. Es bleibt somit nur zu sagen: Kauft euch diesen Silberling. Pagan, wie er leibt und lebt in Perfektion.
Timo K.    

Punkte: 9.0 von 10
KAIPA - Vittjar
InsideOut Music/EMI
Satte 38 Jahre alt sind Kaipa inzwischen, 1974 gegründet und 1982 aufgelöst. Dann im Jahre 2000 wurde die Band von Hans Lundin und Roine Stolt wiederbelebt, und seither beliefern uns die Schweden in wechselnden Line Ups stets mit Prog Rock-Epen der Extraklasse auf sehr hohem Niveau. Und das ändert sich auch mit dem neuen Werk "Vittjar" nicht. Konsequent führen die Damen und Herren uns knapp 70 Minuten lang durch aufregenden, abwechslungsreichen Prog Rock mit Folkanteilen gemischt. Der abwechselnde Frau/Mann-Gesang von Aleena Gibson und Patrik Lundström, inzwischen ein eingespieltes Team, verwöhnt den Zuhörer mit gefühlvollen und interessanten Melodien. Man findet auf dem Rundling alles, was das Prog-Herz begehrt. Starke Gitarrenriffs, endlose Keys, tolle Soli in aller erdenklicher Form, Flöten, Geigen, das alles verschmelzt in den 8 Songs. Mal etwas kürzer, meistens aber länger, zwischen 2 und 22 Minuten. Ich werde musikalisch ab und zu an die guten alten Landmarq erinnert, ja sogar Aleena singt in etwa der gleichen Linie wie Tracy Hitchings. Es macht irgendwie keinen Sinn, hier einzelne Songs auseinander zu schrauben und zu diskutieren, "Vittjar" sollte im Ganzen genossen werden, und man sollte sich Zeit nehmen, um sich diesem wunderbaren Werk zu widmen und es zu erleben. Ich liebe alle 8 Songs und finde immer gerade das Lied am besten, das ich mir gerade anhöre, ja das klingt sicher seltsam, ist aber so. "Vittjar" ist ein tolles Prog Rock-Werk, das zum Träumen und Abheben einlädt, dich in eine ganz besondere Welt des Hans Lundin entfürt und jeden Proggie begeistern wird, versprochen.
Crazy Beat    

Punkte: 9.0 von 10
GRAVE DIGGER – Clash Of The Gods
Napalm Records/Universal
Kennt man eine Band beziehungsweise deren Mitglieder seit Jahren persönlich, wird dem Schreiberling oftmals vorgeworfen, dass er nicht mehr objektiv und kritikfähig ist. Allerdings habe ich über all die Jahre festgestellt, dass man bei solchen Truppen oftmals kritischer zu Werke geht, als bei anderen Kapellen. Das stelle ich auch immer wieder bei Grave Digger fest. "Ballads Of A Hangman", die Scheibe, welche bis heute die einzige ist, welche mit zwei Gitarristen eingespielt wurde (Manni Schmidt und Thilo Hermann), wird wohl für immer und ewig meine Lieblingsscheibe der Band um Sänger Chris Boltendahl bleiben. Der Nachfolger "The Clans Will Rise Again" und somit auch der Vorgänger von "Clash Of The Gods" hat bis heute einen sehr schweren Stand bei mir. Alleine aus diesem Grund war ich sehr gespannt auf das neue Werk der deutschen Metal-Institution. Und die aktuelle Scheibe hievt die Grabschaufler wieder auf einen bedeutend höheren Thron als noch "The Clans Will Rise Again". Das neueste Album behandelt textlich die griechische Mythologie, etwas, das dem bekennenden Griechenland-Fan Boltendahl schon länger auf der Seele brannte. Beschreiben die ersten Songs noch die hellenische Unterwelt, so wird im zweiten Teil die Irrfahrt des Odysseus vertont. Der Übergang bildet "Death Angel And The Grave Digger", das mit einem Kosaken-ähnlichen Chor und einer Slide-Gitarre aufwartet. Eine absolute Neuheit für Grave Digger. Axel Ritt besticht mit tollen Riffs, welche "Helldog" (mit einem an Uriah Heep erinnernden Keyboard und fettem 70es-Flair), "Walls Of Sorrow", "Call Of The Sirens" (das Riff erinnert an Black Sabbath) und "Warriors Revenge" auszeichnen. Dick hervorheben möchte ich aber den mit Galeeren-artigen Rhythmen und einem arabischen Flair versehenen Titeltrack und das von der vorab zu erwerbenden EP bekannte "Home At Last". Ebenso wie das Intro, welches in deutscher Sprache von keinem Geringeren als In Extremo-Sänger Michael Rhein vorgetragen wird, das dann in das schnelle "God Of Terror" mündet. Ein Track, der an selige Grave Digger-Alben wie "Knights Of The Cross" oder "The Grave Digger" erinnert. Hier kommt sehr gut das Zusammenspiel von Axel und Keyboarder HP Katzenburg zum Tragen. Die Fähigkeiten der Rhythmustruppe, Bassist Jens Becker und Schlagzeuger Stefan Arnold, sind erhaben wie immer und Sänger Chris kreischt sich gewohnt bösartig durch die Songs. "Clash Of The Gods" ist ein hervorragendes Album geworden, das seinen Vorgänger in den Schatten stellt und locker den Langzeit-Test bestehen kann.
Tinu     

Punkte: 9.0 von 10
HUMBUCKER – R.O.C.K.S.
Musicbymail/Non Stop Music
Gemäss Wikipedia ist ein Humbucker ein Tonabnehmer für elektrisch verstärkte Saiteninstrumente. Warum aber auch nicht ein Bandname? Die Norweger haben mit "R.O.C.K.S." ein klassisches 80er-Album aufgenommen. Produziert wurde das Debüt der Jungs von Thomas Wang, der zumindest in Norwegen einen ausgezeichneten Ruf hat. Für den Mix verantwortlich ist Beau Hill, der auch schon für Ratt, Warrant, Winger oder Alice Cooper arbeitete. Die Scheibe besticht dadurch mit einem messerscharfen Sound. Die Tracks auf der Scheibe überzeugen aber auch durch Charisma und unbändige Power. Nur klassische Anhaltspunkte wie AC/DC aufzuführen, wäre hier zu banal. Humbucker haben ein ganz spezielles Album aufgenommen, das an einige ebenso spezielle Schweizer Outputs erinnert. "Moving Force", die zweite Scheibe von Shakra (mit Peter Widmer am Mikro), "Keep Crawling In The Mud", das legendäre Mudslick-Debut, oder "Stampede" von Krokus in der Version mit Peter Tanner, Many Maurer, Tony Castell und Peter Haas. Wie diese drei Scheiben fasziniert und fesselt auch "R.O.C.K.S." Die Jungs schmeissen mit fetten Riffs nur so um sich. Die Tracks bestechen durch einfache, aber effektive Strukturen. Die Refrains können nach kürzester Zeit nicht mehr aus dem Langzeitgedächtnis entfernt werden. Genau so klingt klischeefreier Rock'n'Roll mit Eiern.
Chris C.    

Punkte: 9.0 von 10
PHANTOM-X - The Opera Of The Phantom
Pure Steel Records/Non Stop Music
Wer auf den ersten Blick hinter Phantom-X eine All Girl-Band vermutet, liegt völlig falsch. Dahinter stehen vielmehr vier Amerikaner aus Dallas, die ihren US-Metal seit 2004 zelebrieren. Just in dem Jahr gehörte Sänger Kevin Goocher noch zum Reunion-Lineup von Omen und lieferte seinen Beitrag zu deren Langrille «Eternal Black Down» ab. Nun liegt der Fokus aber auf Phantom-X, die mit «The Opera Of The Phantom» ein interessantes Konzept-Album abliefern, das teils ältere Songs in neuem Gewand enthält. Die musikalische Reise beginnt mit dem rumpelnden «Storms Of Hell (Opera Chapter 1)», dem eine genretypische Prelude voraus geht. Unweigerlich muss ich an Roxxcalibur denken, auch von der eher trockenen Produktion her. «The Rise Of The Phantom (Opera Chapter 2)», das getragen anfängt und sich schleppend fortsetzt, gefällt mir schon beim ersten Anhören und strahlt dabei instrumental auch etwas von Metal Church aus. Dieser gute Eindruck hält auch in der Folge an und man spürt den roten konzeptionellen Faden, der sich durch das ganze Album hindurch zieht. Stimmig präsentiert sich zum Beispiel bei «Discovery (Opera Chapter 3)» der akustisch gehaltene Aufbau, der dann über Donnergrollen fliessend in den Stampfer «The Mask (Opera Chapter 4)» übergeht. Nebst einigen schnelleren Songs findet sich mit dem geilen Midtempo-Rocker «13th Hour (Opera Chapter 7)» auch mein Favorit, der mit unüberhörbaren Vibes von Warrior ausgestattet ist. Das ist US-Metal at its best und je länger ich mir das Teil anhöre, desto lauter wird es und offenbart letztlich eine, wie schon erwähnt, wohl etwas trockene, aber dennoch sehr druckvolle wie glasklare Produktion. Das kommt vor allem bei der töften Halbballade «Discovery II (Opera Chapter 9)» zum Vorschein, die darauf hin in die kontrastreiche Double Bass-Drum Attacke «Deep Six Down (Opera Chapter 10)» über geht. An dessen Ende folgt eine Grabesstimme mit der Überleitung zum zäheren «Cloning The Christ (Opera Chapter 11)». Das Ganze ist wohl durchdacht und macht «The Opera Of The Phantom» zu einem wahren Genre-Highlight..., Hammer! Ausfälle sind keine auszumachen und mit «Your Majesty» wird noch dem unvergessenen Ronnie James Dio (R.I.P.) in würdigender Manier gehuldigt. Wer sich diese absolut lohnenden 67 Minuten nicht entgehen lassen will, sollte gleich dem unten stehenden Link folgen und die Bestellung auslösen!
Rockslave  

Punkte: 9.0 von 10
WITCHCRAFT – Legend
Nuclear Blast/Warner
Es herbstelt in der Welt, Blätter fallen melancholisch, geheimnisvoll kriecht Nebel über die Felder. Ein Schauder überkommt einen, gespenstisch mutet alles an. Der perfekte Zeitpunkt für Witchcraft, ihr neues und nunmehr viertes Album "Legend" auf den Markt zu hauen. Denn was passt besser zu kürzer werdenden Tagen, sinkenden Temperaturen und kahl werdenden Bäumen als der mystisch morbide Occult Rock der Schweden? Nur schon der epische Auftakt, das zwischen schleppenden Lava-Riffs und harscher Strophe pendelnde "Deconstruction", lässt wuchtig beklemmende Stimmung aufkommen. Dass zwischen dem neusten Machwerk und seinem Vorgänger "The Alchemist" dabei fünf Jahre und einige Besatzungswechsel liegen, hört man kaum. Hört man sich verzweifelt wabernde Songs wie "Flag Of Fate", "It's Not Because Of You" oder das unglaublich ergreifende "Dystopia" an, man riecht ihn förmlich, den süsslichen Rauch von Patchouli-Räucherstäbchen (und anderem weniger legalem Räucherwerk), welcher beim Aufnehmen das Studio erfüllte. Stürmischer, aber nicht weniger verzweifelt rocken da das zugleich wütende und enttäuschte "Democracy" oder das rhythmisch verschrobene "Ghost House", in welchem das Quintett um Stimmmagier Magnus Pelander sich nicht davor scheut, auch Synthesizer zur Hilfe zu nehmen, um die Dramatik zu steigern, wobei in diesem Bezug keine andere Nummer mit "Dead End" mithalten kann, dem zwölfminütigen, psychedelisch verworrenen Horror-Trip am Ende der Scheibe. Im Gegensatz zum Beginn ihrer Karriere vor über 10 Jahren stehen Witchcraft heute zwar nicht mehr konkurrenzlos da. Bands wie Graveyard oder Orchid stehen der Zauberkraft in Sachen okkultem 70's-Feeling in Nichts nach. Beide Bands veröffentlichen in den kommenden Monaten neue Alben und beide werden sie sich aber an dieser Scheibe messen lassen müssen. Passender als mit "Legend" kann man den Herbst jedenfalls nicht vertonen.
Kissi   

Punkte: 8.9 von 10
THE CHARIOT -
One Wing Forget Not Your First Love. Speak In Tongues And Cheek.
Season Of Mist/Irascible
Was sich lustig anhört, ist nichts anderes als die Tracknamen in der richtigen Reihenfolge der US-Mathcoreler The Chariot. Vielleicht kennt der eine oder andere noch ihr geniales Album "Long Live" von 2010. Wer es kennt, weiss, was zu erwarten ist, experimentierfreudiger Math/Chaoscore mit vielen verschiedenen Einflüssen von Country über Ambient bis hin zu Western. "One Wing" steht seinem Vorgänger in nichts nach, sonder übertrumpft es sogar. Produktionstechnisch hat man das wohl höchste Niveau erreicht, und im Bereich Songwriting muss man sich fragen, ob es The Chariot schaffen, auf ihrem nächsten Album noch eins draufzuhauen. Hier wurde von der ersten bis zur letzten Sekunde jede noch so kleine Kleinigkeit durchdacht, und man merkt den Musikern die Liebe zu ihrem Beruf an. Stilbedingt wird die Band warscheinlich immer einem kleinen Kreis vorbehalten sein, dieser geniesst es jedoch umso mehr, in den Genuss des neuesten The Chariot-Albums zu kommen.
Steve Butcher  

Punkte: 8.9 von 10
BULLET - Full Pull
Nuclear Blast/Warner
Das schwedische Rollkommando feuert ihre vierte Granate ab und wird damit erwartungsgemäss der ewig nostalgischen 80er Jahre-Trauergemeinde das Leben inmitten all der exotischen Metal-Variationen Drone, Djent, Emocore, Brutal Death, Visual Key, Mathcore und was weiss ich wie die noch heissen, wieder etwas einfacher und lebenswerter machen. Eigentlich könnte ich an dieser Stelle irgendeine Rezension von "Heading For The Top", "Bite The Bullet" oder "Highway Pirates" hineinkopieren und lediglich die Songtitel anpassen, und die Sache wäre gefressen. Aber das würde "Full Pull" dann doch nicht ganz gerecht werden, denn ein paar klitzekleine Kurskorrekturen gibt es dann doch zu vermelden. Unter der Fuchtel von Fred Estby (Dismember) und Nicke Andersson (Entombed) wurden dem Album etwas deutlichere AC/DC-Vibes hinzugefügt, was den ewig latenten Accept-Touch hörbar verringert hat. Besonders gut hört man dies in "Running Away", einem der besten Songs, den die Gebrüder Young noch nicht komponiert haben. Am Ende von "Rolling Home", einem weiteren AC/DC-Tribute-Track, hat man es indes gewagt, dezente Pianoklänge einzuflechten. Die Eighties-Inquisition wird jetzt wohl schon die Messer wetzen ob derart unverblümter Blasphemie auf einer Bullet-Scheibe, aber was soll’s. Passt zum Song, und da die Jungs ansonsten drauflos rocken wie Sau dürfen sie sich auch mal ein kleines Experiment erlauben, oder? Mal abgesehen vom etwas zurückhaltenden Opener "Midnight Oil" und dem schon fast radiotauglichen Rausschmeisser "Warriors", einem wunderbar episch angefärbten Song, der genauso gut auf Accept’s "Balls To The Wall" gepasst hätte, knallt die Scheibe in gewohnt ordentlicher Bullet-Manier, mit "Full Pull" haben sich die Schweden definitiv als eine jener Bands etabliert, von denen man praktisch konstant hohe Qualität ohne grossartige Experimente erwarten kann. Rückt die Kröten raus, Metalfreaks, es lohnt sich!
Mirko B.   

Punkte: 8.9 von 10
BEARDFISH - The Void
InsideOut Music/EMI
Auch auf dem siebten Rundling der Schweden regiert weiterhin die Vielseitigkeit. Nach dem kurzen, von Andy Tillison gesprochenen Intro krachen die metallischen Gitarren gleich voll drauflos, rau und erdig, zuweilen etwas sperrig und gewöhnungsbedürftig, aber das ist man sich ja bei Beardfish mittlerweile gewohnt. Der Nachfolge-Track "Voluntary Slavery" geht in eine ähnliche Richtung, ist ein kraftvoller Rocker und die Gitarren klingen zweitweise wie die von Tony Iommi in ganz frühen Sabbath-Jahren. Die musikalische Bandbreite der Jungs ist einfach enorm, kaum hat man sich an einen Song gewöhnt, führt der nächste in eine ganz andere Richtung. Natürlich atmet man grösstenteils 70er-Jahre-Musik, sprich Pop/Prog Rock und frühe Metaleinflüsse, aber in einem derart bunten Kleid verpackt, das mich die Schweden immer wieder überraschen. Hört euch mal das coole "This Matter Of Mine" an, bei dem diverse musikalische Stile miteinander gepaart werden, klasse. Aber mir gefallen die Herrschaften am besten bei so etwas jazzlastigen Songs mit Klavier und Hammondsound, vereint mit tollen Gitarrensoli wie beim Instrumentalen "Seventeen Again", eine grandiose Nummer. Oder etwas unerwartet, aber geil, das bluesige "Where The Light Are Low", ein starker und absolut cooler Song. Auch auf dem neuen Rundling spreizen die Fischbärte musikalisch die Flügel weit auseinander und bedienen den verwöhnten Proggie mit einem Deluxe-Menü der Prog-Extraklasse, "The Void" ist ein wunderbares Album wie auch die sechs Vorgänger.
Crazy Beat   

Punkte: 8.9 von 10
NEAL MORSE - Momentum
InsideOut Music/EMI
Nach "Testimony 2", das im März 2011 erschien, folgte dann "Testimony Live" im Dezember 2011 und im März dann das grossartige Flying Colors-Album mit Steve Morse und Mike Portnoy. Nun, nicht mal ein halbes Jahr später schiebt Neal schon wieder eine Scheibe nach. Mike Portnoy und Randy George hatten wohl noch freie Zeit, und so traf man sich in Nashville, um "Momentum" einzutüten. Als Gast hat man unter anderem Paul Gilbert ins Studio gelassen, der beim Opener "Momentum" das Solo hinschmettert. Dieser Song ist ein typischer Morse-Opener. Leichte Prog-Kost mit hohem Melodieanteil à la Lifeline und co. Danach folgt "Thoughts Part 5" (schon Teil 5?), und man kann die musikalische Verbindung zum Original "Thoughts" vom Spock`s Beard-Werk "Beware Of Darkness" aus dem Jahre 1996 deutlich erkennen. Auch hier glänzt die Band mit tollen Kanons und musikalischen Spielereien. Song drei ist eine typische Morse-Ballade mit akustischen Gitarren, Keyboard-Teppichen und einer gefühlvollen Gesangsmelodie. "Weathering Sky" ist ein SB-lastiger Prog-Song, der mit 4 Minuten sehr kurz gehalten ist. Dann kommt "Freak", eine deutlich Beatles-orientierte Nummer. Man weiss ja, dass Morse ein grosser Fan der Fab Four ist, und eben das kann man hier sehr gut raushören, sehr melodiöser Song. Am Ende des Albums kommt dann endlich der erwartete Long-Track "World Without End", die 33 Minuten werden in sechs Parts aufgeteilt und ist mal wieder eine herrliche Reise in Neals Prog-Welt. Portnoy und George können sich hier nach Herzenslust musikalisch austoben. Und so ist den Dreien ein weiteres Mal ein tolles Prog-Werk gelungen, obwohl man hie und da einige Parts schon mal in ähnlicher Form gehört hat, kann mich "Momentum" trotzdem begeistern und macht Spass beim Anhören. "Momentum" gibt’s als reguläres Album oder als Version mit zusätzlicher DVD inklusiv einem knapp 1-stündigen Making Of plus drei Videos, "Weathering Sky", "Momentum" und "Thoughts PT 5" - also die volle Dröhnung für alle Morse-Fans.
Crazy Beat   

Punkte: 8.9 von 10
EFFLORESCE - Coma Ghost
Generation Prog Records
Nach der Veröffentlichung ihrer EP 2009 folgt nun das erste Album der Franken um Sängerin Nicki Weber. Und eins vorweg: Es ist echt gut geworden! Nickis Stimme passt sehr gut zum Prog-Sound der Deutschen. Veröffentlicht wurde das Teil schon im Februar 2012, und so werden wohl viele schon den Rundling kennen. Für die anderen würde ich den Sound der Nürnberger aus einer Mischung zwischen harten Gitarren, atmosphärischen Sounds und einigen Art Rock-Elementen bezeichnen, das Ganze benenne ich mal Prog Metal mit viel Abwechslung und gefühlvollen musikalischen Teilen. Das geht von Einflüssen der 70ern über moderne Klänge bis zu Heavy Metal. Dem entgegen steht die variable Stimme von Nicki, die es dann ab und zu auch mal mit Growls krachen lässt. Und wie es sich ja bei Prog-Werken gehört, findet man auch auf "Coma Ghost" ein Longtrack. 16 Minuten lang kann man "Shuteye Wanderer" geniessen, und ich hab das mehrmals getan. Der Song brettert anfangs gehörig los und geht dann in ein gefühlvolles Gitarrensoli über. Ein Auf und Ab der Geschwindigkeit und Gefühle zeichnen diesen aussergewöhnlichen Song aus. Und bei den Instrumentalparts legen die Deutschen dann nochmals richtig los, auf sehr hohem Niveau, ein herrliches Stück Prog. Es zeigt, dass die Franken nicht nur tolle Songs schreiben, sondern auch ihre Instrumente absolut beherrschen. Aber auch die ruhigen Songs wie das schöne "Swimming Trough Deserts" sind klasse und betonen nur noch die Vielseitigkeit der jungen Musiker. Effloresce heben sich meiner Meinung nach deutlich ab von der Masse dieses Genres, und ich hoffe, dass dies nicht das letzte Album ist der begabten Deutschen.
Crazy Beat
  
Punkte: 8.9 von 10
KOBRA AND THE LOTUS - Kobra And The Lotus
Spinefarm Records/Universal
Hätte man in den 80ern über eine Glaskugel verfügt, um damit drei Dekaden in die Zukunft schauen zu können, würde man sicher überrascht sein, was heuer in Sachen Heavy Metal immer noch abgeht. Das Debüt der kanadischen Band um die engelhafte Frontfrau Kobra Paige ist das beste Beispiel dazu. Im unseligen Casting-Zeitalter wäre wohl mehr die Optik gefragt, aber hier kommen beide Faktoren zusammen. Ganz auf der Linie der alten Judas Priest wird auf dem gleichnamigen Erstling dem reinen Heavy Metal gefrönt. Der ziemlich flotte Opener «50 Shades Of Evil» gibt gleich die Marschrichtung vor und erinnert dabei nicht selten an Benedictum. Die Stimmfarbe von Frau Paige ähnelt dabei, auch vom Vibrato her, der von Jutta Weinhold (Ex-Zed Yago) und besitzt enorme Power. Triosphere aus Norwegen kommen mir hierzu, also musikalisch gesehen, auch in den Sinn. Dazu agiert eine Hintermannschaft, die technisch voll auf der Höhe ist und mit Drummer Griffin Kissack über einen ziemlich filigran aufspielenden Musiker verfügt. Die Canucks spielten dieses Jahr übrigens unter anderem in England beim «Bloodstock Festival», wo einige Songs der neuen Scheibe zum besten gegeben wurden. Der erste Album-Durchlauf mit den zehn regulären Songs (die Japaner kriegen natürlich wieder einen mehr) hinterliess schon mal einen guten Eindruck. Dies vor allem auch, weil man trotz dem stilprägenden Genre nicht nur einen auf krude Dampframme macht, sondern bemüht ist, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Allerdings wiederholen sich gewisse Elemente hin und wieder mal, aber insgesamt gewinnt der selbstbetitelte Einstieg in den Metal-Zirkus mit jedem Durchlauf. Die Produktion kommt amtlich wie zeitgemäss daher und der einzige Minuspunkt ist, wie oft halt, der fehlende und alles durchdringende Killer-Song! Die wirklich tolle Stimme der Namensvetterin der zweifellos sehr motiviert klingenden Band hievt das Ding jedoch klar über den Durchschnitt hinaus.
Rockslave
  
Punkte: 8.8 von 10
IN EXTREMO – Sterneneisen Live (CD und DVD)
Universal Music
Es war 2000, als ich an den Metal Dayz zum ersten Mal In Extremo sah. Völlig begeistert von der Bühnenshow ging ich an diesem Abend mit glänzenden Augen nach Hause. Trotz, oder vielleicht gerade wegen, des stetig steigenden Erfolges verlor ich die Herren aus den Augen. Erst letztes Jahr, als ich in Basel am Sonisphere wieder mit der Truppe um Sänger Michael "das letzte Einhorn" Rhein in Kontakt kam, erinnerte ich mich an die auf der Bühne zu überzeugen wissende Combo. Die hier vorliegende CD/DVD stammt von der vergangenen "Sterneneisen"-Tour, die in der Siegerlandhalle in Siegen aufgenommen wurde. Die von der letzten Studio-Scheibe bekannten Hits wie "Hol die Sterne", "Sterneneisen", "Zigeunerskat", "Unsichtbar", "Zauberspruch No. VII", "Siehst du das Licht", "Stalker", "Viva La Vida" und "Gold" werden ergänzt mit den alten Klassikern "Frei zu sein", "Spielmannsfluch", oder "Omnia Sol Temperat". Die Produktion lässt keine Wünsche offen, und wenn das Publikum lauthals bei "Spielmannsfluch" oder "Sterneneisen" die Strophe "... laut sind wir und nicht die Leisen..." mitschreit, fühlt man sich als Teil des Konzertes. Trotz der Massentauglichkeit der Deutschen haben die Jungs nie ihre Rebellion vermissen lassen und gehören somit klar zu den Vorreitern des Mittelalter-Sounds. Und ja, sie sind klar die Besten! Die DVD bietet dann noch die optische Untermalung, und wenn bei "Sängerkrieg" die Stichflammen die Halle und das Herz des Hörers erwärmen, ist es um jeden geschehen.
Tinu
   
Punkte: keine Wertung
EX DEO – Caligvla
Napalm Records/Universal
Mit viel Pomp, Chören und Fanfaren wird der Zweitling des Kataklysm-Side-Projects Ex Deo stilecht eröffnet, um danach nahtlos in den wuchtigen Koloss "I, Caligvla" überzugehen, die Geschichtsstunde ist eröffnet. Mit Ex Deo erfüllt sich Kataklysm-Fronter Maurizio Iacono den Traum einer Symphonic/Death Metal-Band, die sich voll und ganz der Römischen Geschichte und Mythologie widmet und wird dabei praktischerweise gleich von der ganzen Kataklysm-Mannschaft unterstützt. Das zweite Album von Ex Deo widmet sich vordergründig dem kurzen, turbulenten Leben des Kaisers Gaius Caesar Augustus Germanicus (* 31. August 12 in Antium, † 24. Januar 41 in Rom), der posthum unter dem Beinamen Caligula (lat. für Stiefelchen) zu einem der berüchtigsten Herrscher Roms avancierte. Vordergründig, weil auch andere Phasen des Römischen Reiches thematisiert werden, wie beispielsweise die Varusschlacht ("Teutoburg - Ambush of Varus"), der Gladiatorenaufstand unter Spartacus ("Along The Appian Way") oder das blutige Tier gegen Mensch–Spektakel in den Arenen ("Pollice Verso - Damnatio Ad Bestia"). Anders als bei Kataklysm dominiert bei Ex Deo ganz klar das symphonische Element das ganze Geschehen. Die Gitarren drücken zwar ganz gut ab, die Riffs killen gnadenlos, sie wurden aber zu Gunsten der vermutlich digitalen, aber dennoch opulenten und natürlich klingenden Orchestrierung etwas in den Hintergrund gemischt. Dazu kommen etliche Gastbeiträge diverser Musiker aus der Metalszene. In "Pollice Verso (Damnatio Ad Bestia)" geben sich Spiros "Seth" Antoniou von Septic Flesh, der sich gleichzeitig für das tolle Cover verantwortlich zeichnet, und Francesco Artusato von All Shall Perish die Ehre, Mariangela Demurtas von Tristania veredelt mit ihrer kristallklaren Stimme "Divide Et Impera", während dem Stefano Fiori von Graveworm "Per Oculos Aquila", dem Song mit der grossartigsten Hookline des ganzen Albums, seinen unverkennbaren Stempel aufdrückt. Warum Maurizio Iacono ausgerechnet diese Kollegen angefragt hat, dürfte wohl allen klar sein, vor allem, wenn man ihre Namen liest. Dies gepaart mit der alles überrollenden Soundlawine von Kataklysm ergibt einen opulenten, erhabenen und heroischen Hörgenuss, der keine andere Stilbezeichnung erlaubt als "Epic Roman Metal"; der Methorn-Fraktion und Manowar mit ihrem ewigen Odin und Walhalla-Geschwafel wird endlich musikalisch die Stirn geboten. Das Album ist in Deutschland, der Schweiz, Österreich und drei weiteren europäischen Ländern übrigens am 31. August erschienen, dem 2000. Geburtstag von Caligula. Gute Idee, musikalisch grossartig umgesetzt, mein Römischer Gruss geht an Maurizio Iacono und die Prätorianer von Ex Deo. Ave!
Mirko B.  

Punkte: 8.8 von 10
KRYPTOS - The Coils Of Apollyon
AFM Records/Musikvertrieb
Ganz ohne Exotenbonus kommt Indiens Metalband Nr.1 aus, denn ihr Sound, irgendwo zwischen Iron Maiden, Judas Priest und, vor allem in Bezug auf den Gesang, Coroner angesiedelt, kann auch so auf voller Länge überzeugen. In ein kristallklares, druckvolles Soundgewand gehüllt, entfalten sich auf "The Coils Of Apollyon" neun Songs in einer episch-melodischen Pracht, wie ich sie aus diesem Erdteil ehrlich gesagt so nicht erwartet hätte. So thrashig, wie man uns glauben lassen will, sind Kryptos mitnichten. Natürlich schwingen sie auch auf ihrem dritten Album hin und wieder ganz ordentlich die Thrash-Keule, aber im Grossen und Ganzen dominieren grosse Melodien und erhabene epische Momente das Geschehen, welche den Hörer sofort fesseln und ihn tief in die Klangwelten dieser äusserst interessanten Band abtauchen lassen. Was die Songs der vier Inder besonders auszeichnet, ist die Tatsache, dass ihr heroisch angehauchter Melodic Metal vollkommen ohne Kitsch und Klischees daherkommt und stattdessen mit der gerade richtigen Portion Pathos und Dramatik für die richtige Atmosphäre sorgt. Dies gepaart mit einem Quentchen thrashiger Härte sorgt für viel Abwechslung und Kurzweil auf einem Album, das ohne jegliche Schwächen und Hänger daherkommt. In ihrer Heimat sind Kryptos wie gesagt bereits eine grosse Nummer. Diesen Status werden sie im verwöhnten Westen wohl nie erreichen, auch wenn sie ihn durchaus verdient hätten, aber zumindest im quicklebendigen Underground dürften sie sich auch in unseren Breitengraden eine treue Fanbasis erspielen. Zur Abwechslung mal echte indische Wertarbeit fernab von jeglichen Vorurteilen und Bollywood-Belanglosigkeiten; coole Sache, empfehlenswert!
Mirko B.   

Punkte: 8.7 von 10
CAPTAIN CRIMSON – Dancing Madly Backwards
Transubstans Records
Gäbe es einen Preis für den ehrlichsten Albumtitel des Jahres, Captain Crimson hätten ihn definitiv verdient. "Dancing Madly Backwards", verrückt zurück tanzen, das tun die Schweden nämlich auf ihrem Debut und reihen sich damit ein in den immer grösser werdenden Kanon skandinavischer, oberlippenbehaarter Retro-Rocker wie Witchcraft, Graveyard, Horisont oder Brutus. Und um es kurz und knapp zu sagen: Da tanzt man gerne mit! Voller Energie wirbelt man nämlich los, im swingenden "Lonely Devils Club", steppt und zuckt zu "Mountain Of Sleep" und "River" energisch über die Tanzfläche, um während dem soul-geschwängerten "Don't Take Me For A Fool" etwas langsamer im Dreiviertel-Takt zu walzen. Schluss mit Tanzen ist dann aber mit "Autumn", dessen donnernde erste Hälfte einen einfach zum Headbangen zwingt, bevor man im geschrummelten Zwischenteil leicht verwirrt herumschwankt. Die Orientierungslosigkeit ist schnell vergessen, schon beim unheilvoll groovenden "Wizard's Bonnet" schwingt man wieder sein Hinterteil und erfreut sich obendrauf am frech dahingemurmelten Black-Widow Zitat (anstatt "come to the sabbath / Satan's there" heisst es jetzt „come to the sabbath / the wizard is there“). Ob man es Drive, Verve oder einfach Schwung nennen will, Captain Crimson haben haufenweise davon und verlieren ihn auch beim im Stechschritt beginnenden und dann in jazzigen Jams abschweifenden "Silver Moon", dem zackig funkigen "True Color" und dem finalen Titeltrack nicht, der erst bestimmt lostritt, dann erschöpft durch den Saal schwebt, um dann am Schluss noch die letzten Kraftreserven in wilden Pirouetten aufbraucht. Die eine oder andere Verschnaufpause hätte dieser quirligen 70's-Rock-Kür für den Gesamteindruck sicher gut getan. Für Energie, Technik, Sound und Charisma gibt es aber Bestnoten, so dass Captain Crimson vom Fleck weg als ernstzunehmender Konkurrent von Graveyard und Co. im Tanzwettbewerb namens Retro Rock gehandelt werden können.
Kissi   

Punkte: 8.7 von 10
JETTBLACK - Raining Rock
Spinefarm Records/Universal
Konnten die Briten schon mit ihrem Debut auf sich aufmerksam machen, wird mit dem zweiten Werk "Raining Rock" das noch mehr gelingen. Mit ihrem zeitlosen Melodic/Hard Rock, der direkt aus den 80ern zu kommen scheint, lassen es die Jungs ordentlich krachen, und solche tollen Songs der Marke "Prison Of Love" gefallen mit dem starken Mitsingrefrain schon beim ersten Durchgang. Auch "Sunshine" und "Temptation", um nur einige zu nennen, versprühen gute Laune ohne Ende. Aber auch flottere Nummern wie "Side Of The Road" machen Spass beim Anhören, und man fühlt sich wirklich gut 30 Jahre zurückversetzt, aber nur, was die Songs betrifft, die Produktion klingt modern und fett. Mit "The Sweet And The Brave" geht man sogar noch in die Epic Metal-Ecke und beweist so, dass man eine gewisse Vielseitigkeit hat. Und so gefallen wirklich alle 12 Nummern der Combo. Übrigens hat man als Bonussong noch ein zweites Mal den Titeltrack "Raining Rock" aufs Album gepackt, mit Gastsänger Udo Dirkschneider, dessen Stimme hervorragend zu diesem klasse Rock-Song passt. Fazit: Jettblack überzeuge hier locker mit einem modern produzierten Hard Rock-Album mit deutlichen 80ern-Wurzeln, tollen Songs die rocken und von Spielfreude geprägt sind.
Crazy Beat 

Punkte: 8.6 von 10
BOMBS OF HADES- The Serpent's Redemption
Pulverised Records
Die extremen Metaller Bombs Of Hades aus Schweden, die aus Ex-Mitgliedern von The Crown, God Macabre und Abhoth bestehen, bringen nach ihrem 2010er-Kracher "Chambers Of Abominations" mit "The Serpent`s Redemption" ihr zweites Album auf den Markt. Zu beginn fällt gleich das hammermässige Cover auf, das wohl zum besten der letzen Jahre im bereich des Black/Death gehört. Für Interessierte: Der Künstler kommt aus Polen und heisst Rafal Kruszyk (u.a. Interment, Hooded Menace, Coffins). Aber widmen wir uns dem Wesentlichen, der Musik. Bombs Of Hades spielen wie eingangs erwähnt einen bedachten Mix aus (Sweden-) Death und Black Metal. Die ganze Aufmachung wie auch das Riffing und der Soundmix sind puristisch traditionell gehalten, was dem ganzen Gefüge nur zugute kommt. Bombs Of Hades rund um Sänger/Gitarrist und Mastermind Jonas Stålhammar verstehen es trotz (kompositorischem) Minimalismus eingängige Songs, tolle Atmosphäre und vor allem Kurzeweile zu schaffen. Mit dem Titeltrack, "Burn" und "Darkness, My Soul" finden sich sogar gleich drei Songs, die mehr als nur zu empfehlen sind.
Steve Butcher   

Punkte: 8.6 von 10
KAMIKAZE KINGS – The Law
Limited Access Records
Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis sich eine Band als Antwort auf Steel Panther bezeichnet. Das macht die Berliner Combo Kamikaze Kings, die mit ihrem Debut "The Law" vorstellig wird. Optisch ist der Vergleich nicht von der Hand zu weisen. Auch in den Songs werden diverse Klischees verbraten. Dass sich die vier Jungs mit Nachnamen Kamikaze nennen, ist aber nicht sonderlich kreativ. Musikalisch tanzt man nur bedingt auf der selben Hochzeit wie Steel Panther. Die Truppe bedient sich zwar im Fundus der 80er und bleibt dabei auch immer kreativ und individuell, verzichtet aber fast gänzlich auf Glam-Einflüsse. Vielmehr spielt man dreckigen Biker-Rock mit Kick-Ass-Attitüde. Die fetten Gitarrenriffs und die deftigen Vocals erinnern ab und zu an Zakk Wylde. Ozzy's Ex-Sidekick geht aber doch noch ein bisschen intensiver zu Werke als Kamikaze Kings. Die Deutschen haben aber auf jeden Fall äusserst starkes Songmaterial in der Hinterhand. Gleich 14 Tracks haben sie auf die Scheibe gepackt. Die Songs begeistern durch Eingängigkeit und hohen Spassfaktor. Wer sich nicht von übertriebenen Klischees verunsichern lässt, hat mit "The Law" eine Scheibe, die perfekt zu einer Rocker-Party mit viel Bier passt.
Chris C.  

Punkte: 8.5 von 10
STALLION FOUR – Rough Times
Pure Rock Records/Non Stop Music
Die schwedischen Jungs von Stallion Four sind blutjung und noch nicht ganz trocken. Trotzdem hauen sie uns Hard Rock à la Krokus oder AC/DC der frühen 80er Jahre um die Ohren. Natürlich ist auch ein wenig Airbourne enthalten. Es ist ein ganz einfaches Rezept: Schreibe simple Songs mit eingängigen Riffs, geradlinigen Drums, und die Hard Rock-Party kann beginnen. Genau so zelebrieren Stallion Four ihr Debutwerk namens "Rough times". Grosse Innovationen sind absolut nicht zu erwarten. Aber ist das in jedem Fall falsch? Ich sage ganz klar nein. Gerade diese Musikrichtung lässt kaum Spielraum für Neuheiten. Also: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Und das macht das Quintett auf überzeugende Weise. Die Produktion ist gelungen, die Songs bleiben hängen und stampfen geradlinig daher. Echte Perlen sind sicherlich der Titelsong "Rough times" oder "Heart Of Rage". Teilweise ist aber die Huldigung an die genannten Musikgrössen doch sehr erkennbar. Gerade "Running Too Hot" könnte von Airbourne selber sein. Ganz klar fehlt noch einiges, um in diesem harten Business ganz nach oben zu kommen, aber die Richtung stimmt auf jeden Fall. Mit noch ein wenig mehr Eigenständigkeit klappt das bestimmt. Sehr ordentliche Mucke von Stallion Four. Bleibt nur zu sagen, es sind fünf Jungs, nicht vier. Egal.
Timo K.  

Punkte: 8.5 von 10
HELLBRINGER – Domination Of Darkness
High Roller Records/Musikvertrieb
Irgendwie kultig, was Hellbringer hier abliefern. Erinnert an Venom, alte Sodom und Destruction. Das Wechselspiel zwischen schnellen und eher schleppenden Parts und die "rumpelnde" Produktion machen einfach Spass. Das Trio erfindet die Musik sicher nicht neu, aber zusammen mit dem giftigen, bösartigen Gesang können Hellbringer überzeugen. Auch wenn sich nach einiger Zeit eine gewisses Monotonie einstellt, aber wer mit Venom aufgewachsen ist und das Chaoten-Trio aus Newcastle liebte, wird sich am Sound von Hellbringer festkrallen. Mit "Bell Of The Antichrist" und einem Schmier (Destruction) ähnlichen Schrei klauen die Australier schon fast frech, aber halt auch mit viel Spass in den Backen. Darum lieber gut geklaut als schlecht selber verbrochen.
Tinu   

Punkte: 8.5 von 10
KIX – Live In Baltimore
Frontiers Records/Musikvertrieb
Kix gehören zu den Bands, die in der Hoch-Zeit des Glam-, Sleazy- und Party-Rock'N'Roll in den 80ern einige grosse Erfolge verbuchen konnten. Gleich mehrere Songs bzw. die dazugehörigen Videos wurden regelmässig auf MTV gespielt. Durch Tourneen mit Aerosmith und Kiss hatten die Jungs aus Hagerstown, Maryland, die Chance, auf den ganz grossen Bühnen in der halben Welt zu spielen. Zwischen der Gründung als Coverband 1978 und dem Split 1995 (Fuck Grunge!) veröffentlichte die Truppe um Sänger Steve Whitheman sechs Alben und hatte Hits wie "Cold Shower", "Blow My Fuse", "Don't Close Your Eyes", "Kix Are For Kids" oder natürlich "Midnight Dynamite". Steve trat danach immer mal wieder mit seiner Truppe Funny Money, bei der er das Banner des Sleazy Rock kontinuierlich hochhielt, in Erscheinung. Seit einigen Jahren nun spielen Kix wieder zusammen. Waren es anfangs nur wenige Festival-Gigs, so sind es heute wieder regelmässige Aktivitäten mit einem stabilen Bandgefüge geworden. Ein neues Studioalbum ist für 2013 bereits angekündigt. Mit "Live In Baltimore" erscheint nun ein grossartiges Dokument, das die Qualität der Songs einerseits, die Qualität als Live-Act anderseits eindrücklich unter Beweis stellt. Mit verschiedenen Tracks bestückt ist das Teil als CD, DVD oder Digital Edition erhältlich. Leider liegt mir nur die CD zur Beurteilung vor. Diese besticht aber durch eine hohe Qualität mit einer authentischen Live-Atmosphäre. Ich nehme an, dass das Bildmaterial dasselbe Level aufweist. Für alte und neue Sleazy-Fans ein Pflichtkauf.
Chris C.
   
Punkte: keine Wertung
ORCHID – Heretic (EP)
Nuclear Blast/Warner
Ich nehme mal an, du bist Black Sabbath-Fan? Nein? Dann lass es bleiben mit Lesen, überhaupt, wenn es nach mir ginge, dann dürftest du gar keinen Metal hören, aber ja, da hab ich nichts zu sagen. Wenn du aber Black Sabbath nicht magst, dann werden dir auch Orchid nicht gefallen. Keine andere Band nämlich imitiert in ihrem Sound so perfekt und zugegeben unverschämt Ozzy, Iommi & Co. wie die vier Amis. Mit ihrem Debut "Capricorn" zauberten die Retro-Rocker vielleicht das beste Album von 2011 auf den Markt (Welches du dir unbedingt besorgen solltest!) und sorgten damit für eine Sensation im Drogenrock-Underground. Dass die aktuelle EP jetzt bei Nuclear Blast erscheint, überrascht also nicht, genauso wenig wie der Sound darauf. Vier Tracks finden sich auf "Heretic" und allesamt sind sie Sabbath in Reinkultur und zwar so lupenrein, dass man allen gleich die entsprechenden Originale zuordnen kann. Der eröffnende Titeltrack etwa stampft mit seinem stürmischen Strophen-Riff "Sweet Leaf", dem Opener von "Masters Of Reality" hinterher, während die balladesk melancholische Nebel-Elegie "Falling Away" "Solitude" vom selben Album ebenso Revue passieren lässt wie den Anfang von "Sleeping Village" vom legendären Debut. "Saviours Of The Blind" hingegen schleppt sich wie "Hand Of Doom" zwischen schwerfällig brachial und psychedelisch schwadern daher, um später im Iommi-liken, abrupten Übergang an Fahrt aufzunehmen, so wie es etwa auch der "Iron Man" macht. Warum dann auch noch "He Who Walks Alone" vom letzten Album durch die Boxen kracht, kann ich nicht beantworten, doch passt auf ihn der Sab4-Vergleich. Keine Überraschungen also, Orchid sind auch noch bei Nuclear Blast nichts anderes, als Black Sabbath 2.0. und hoffentlich wird dies auch fürs neue Album gelten.
Kissi   

Punkte: keine Wertung
DON AIREY - All Out
Music Theories Recordings/Musikvertrieb
Diesen englischen Ausnahmemusiker näher vorstellen zu wollen, hiesse Eulen nach Athen tragen! Obwohl das neue Solo-Album erst das Dritte ist, hat Don Airey im Verlaufe seiner glanzvollen Karriere auf über 200 Alben (!) seine Referenzen hinterlassen. Dazu gehört die absolute Crème de la Crème der Rock- und Metal-Geschichte wie Ozzy Osbourne, Black Sabbath, Rainbow, MSG, Whitesnake, Judas Priest, Gary Moore (R.I.P.) oder UFO, um nur gerade ein paar zu nennen. Seit mittlerweile zehn Jahren gehört der optisch smarte Typ bekanntlich zum festen Lineup von Deep Purple, wo er den kürzlich verstorbenen Jon Lord (R.I.P.) als wohl weltweit einzig glaubwürdiger Nachfolger gleichwertig ersetzen konnte. Ein Blick ins Booklet zeigt allerdings, dass die Songs von «All Out» zwischen 2009 und 2010 enstanden sind und der Release bereits vor einem Jahr war! Warum das gute Teil also erst jetzt den Weg auf meinem Schreibtisch gefunden hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Wie schon beim starken Vorgänger «A Light In the Sky» (2008) ist wieder das gleiche Kern-Lineup zu Werke gegangen. Daraus stechen insbesondere zwei Namen hervor, nämlich Sänger Carl Sentance (Ex-Krokus) und Bassist Laurence Cottle, der als versierter und gefragter Studio-Musiker unter anderem, und da wiederhole ich mich stets immer wieder gerne, den Black Sabbath Klassiker «Headless Cross» (1989) eingespielt hat. Als Gäste durften Bernie Marsden (Ex-Whitesnake) zweimal und Joe Bonamassa (BCC) einmal ran. Dass das Ganze auch live funktioniert, konnte das Schweizer Publikum im Januar 2009 im Z7 erleben. Dabei entpuppte sich Carl Sentance als wahrer Glücksgriff und erinnerte nicht selten an den jungen Ian Gillan. Die Musik von «All Out» wird natürlich vornehmlich durch den Hammond-Sound von Don Airey definiert, wodurch man an Deep Purple oder teils die alten Uriah Heep erinnert wird. Dazwischen sind immer wieder mal instrumentale Parts untergebracht, die vereinzelt ins Jazzige abdriften, was aber eher bereichernd und bestes Futter für gute Hi-Fi-Anlagen ist. Herrlich dann die Hendrix-Coverversion von «Fire» und mit «Tobruk» wird gar ein über 10-minütiges Epos aufgefahren, wo es zwischendurch synthiemässig gar mal nach Pink Floyd zu «Dark Side Of The Moon» Zeiten klingt. Wem der Vorgänger «A Light In the Sky» schon gefallen hat, wird auch an dieser knappen Stunde Musik von «All Out» seine helle Freude haben.
Rockslave   

Punkte: 8.3 von 10
STRATOVARIUS –
Under Flaming Winters Skies, Live In Tampere -
The Jörg Michael Farewell Tour
Ear Music/Phonag
Der lange Titel dieses Album lässt es bereits erahnen: Dieses Live-Dokument hat eine ganz spezielle Bedeutung für die finnischen Power-Metaller. Denn nach 16 Jahren verlässt der deutsche Schlagzeuger Jörg Michael die Sound-Institution in aller Freundschaft. Sein Nachfolger heisst Rolf Pilve, und wird es wohl gar nicht so einfach haben, seinem Vorgänger gerecht zu werden. Auf "Under Flaming Winter Skies" ist nun eines der letzten Konzerte mit Jörg zu hören. Und dieses hat es in sich. Denn wie auf dem letzten offiziellen 1998 erschienen Live-Dokument "Visions Of Europe" hat auch das neue Album seine magischen Momente. Waren es damals die grandiosen Publikumschöre, welche die Ballade "Forever" unsterblich machten, sind es diesmal die beiden Coverversionen "Burn" und "Behind Blue Eyes". Keines hätte man von Stratovarius erwartet! Umso erstaunlicher, dass ihre Versionen im Gesamtkonzept der eigenen Lieder nicht stören. Im Gegenteil: Sie geben genau die richtigen Farbtupfer, auch wenn "Burn" natürlich nicht an das übermächtige Original von Whitesnake rankommt. Ansonsten gibt es aber vornehmlich die Klassiker zu hören, welche man von Stratovarius auch erwartet. Da wäre mal der Überhit "Hunting High And Low", die in einer schwierigen Zeit entstandenen "I Walk To My Own Song" und "Eagleheart" und natürlich die obligatorischen "Father Time", "Visions", "Black Diamond", "Kiss Of Judas", "Speed Of Light" und "Paradise". Die letzten fünf überschneiden sich mit der 1998er-CD, was etwas Schade ist. Eingefleischten Fans oder Gitarristen geben sie aber die Möglichkeit, das klampfersche Können von Ex-Strato-Präger Timo Tolkki mit seinem Nachfolger Matias Kupiainen zu vergleichen. Letzter ist auch für weitere Spässe à la "Deep Unknow", "Winter Skies", "Darkest Hour" und "Under Flaming Skies" verantwortlich, welche sich prima ins Gesamtbild einfügen. "Under Flaming Skies" bestätigt das Statement seiner beiden Nach-Tolkki-Scheibe "Polaris" und "Elysium" und lässt die Band im Glanzlicht erstrahlen. Es ist ein würdiges Live-Album. Das einzige, was nicht ganz logisch erscheint, ist die Tatsache, dass man zwar ein Gitarren-, ein Bass- und ein Keyboard-Solo zu hören kriegt, aber keines des geehrten Schlagwerkers selber. Komische Welt, gute CD!
Roger W.   

Punkte: keine Wertung
OVER YOUR THRESHOLD - Facticity
Metal Blade/Sony Music
Das hier vorliegende Debut "Facticity" ist die positive Überraschung des Monats, denn wandelnd auf grob ähnlichen Pfaden wie die aktuellen Platzhirsche Obscura reüssiert das junge Münchner Quintett mit einer durchaus gelungenen Sammlung progressiver Death Metal-Vertonungskunst. Irgendwo in der Schnittmenge von Gorod (dieser Fretless!) und Cynic brillieren Over Your Threshold mit einer Mischung aus musikalisch vielschichtigen, mächtig geschwollenen Bizepsen und jugendlicher Unbekümmerheit, gepaart mit einer lässigen, entspannten Herangehensweise und einer Eingängigkeit, die man von Bands aus dieser Stilecke nur selten zu hören bekommt. Hier wird nämlich nicht inflationär dem schneller/komplizierter/vertrackter-Prinzip gefrönt, sondern neben den gefühlt nachvollziehbaren Songstrukturen auch mit vielen kleinen Details, rhythmischen Variationen und allgemein unüblichen Überraschungen das Energie- und Aufmerksamkeitslevel hochgehalten. "Facticity" kann zwar nicht als "brutal", "extrem" oder "nicht-von-dieser-Welt" bezeichnet werden, gefällt aber genau deshalb wegen "entspannt", "anspruchsvoll" und "das-hätte-ich-jetzt-nicht-erwartet". Zwar noch nicht 100%ig ausgereift, aber der Einstand ist schon mal sehr gelungen, ich werde diese Truppe definitiv im Auge behalten. Reinhören empfohlen.
Hardy  

Punkte: 8.5 von 10
MAGNUM – On The 13th Day
Steamhammer/SPV
Nein, ich bin nicht der Melodic Rock-Typ. Zu seicht, zu brav, zu clean, zu hausfrauen-mässig sind mir die meisten Bands dieses Genres. Die Ausnahme: Magnum! Auch die Briten, die heuer ihren 40. (!) Geburtstag feiern durften, sind zwar alles andere als kitschfrei (man danke an das rosa Einhorn-Cover von "Vigilante", 1986) und auch Piano- bzw. Synthie-Klänge sind nicht selten, doch erklingt die charismatische Stimme von Bob Catley und setzt an zu den grossen, eingängigen Melodien aus der Feder von Gitarrist und Musikchef Tony Clarkin, dann kann man (oder zumindest ich) einfach nicht anders, als zufrieden schwärmerisch zu grinsen. Auch bei "On The 13th Day" geht es mir wieder so. Wie das Gros der Magnum-Scheiben mit einem siebenminütigen Mid Tempo-Epos, dem mächtigen "All The Dreamers", beginnend, ist auch Studio-Werk Nr. 16 Magnum in Reinkultur. Eine Hookline jagt die nächste, egal ob "Blood Red Laughter", das quirlige "Don't Like You Anyway", der wehende Titeltrack oder die zugegeben gar zuckrig seichte Vorabsingle "So Let It Rain", jeder Song hat seinen Refrain, der sofort ins Ohr geht. Und dass es auch alte Herren noch verstehen, eine Gitarre krachen zu lassen, das zeigen Magnum mit "See How They Fall" oder dem stampfenden, sogar etwas an Dio erinnernden "Dance Of The Black Tattoo". Unverwechselbar, das waren Magnum schon immer und bleiben es auch jetzt. Der einzige, den Songwriter Clarkin nämlich covert, das ist er selbst. Nicht selten hat man das Gefühl, eine Melodie, ein Break oder ein Riff so oder so ähnlich schon bei Magnum gehört zu haben. Das mag objektiv betrachtet als Einfallslosigkeit begriffen werden. Ich als Fan sehe das etwas anders: Magnum sind einfach die Motörhead des Melodic Rock. Der Sound bleibt gleich, die Qualität aber auch.
Kissi  

Punkte: 8.2 von 10
WINTERSTORM – Kings Will Fall
Finest Noise
Ein kalter Sturm braut sich über Deutschland zusammen, fegt über die Power Metal-Gemeinde hinweg und hinterlässt nichts als Begeisterung. Die Band aus dem Frankenland ist erst seit 2009 in der Kombination zusammen und hat jetzt mit “Kings Will Fall“ bereits das zweite Album am Start. Nachdem die Sturmsöhne bereits mit ihrem Debut “A Coming Storm“ gute Kritiken einheimsten, wollen sie jetzt noch eins drauflegen – feinster Power Metal mit Einflüssen aus dem Viking, Mittelalter und Folk Metal schmettern einem hier mit voller Power entgegen. Winterstorm erfinden das Genre zwar nicht neu, doch picken sie sich das Beste heraus und kreieren so ein abwechslungsreiches Album (Was lange nicht jede Power Metal Band von sich behaupten kann). Das Intro “The Legend Reborn“ erinnert an die Titelmusik der TV-Serie “Game of Thrones“, und genauso episch kommen auch die Lyrics der folgenden Tracks daher. Sänger Alexander Schirmer überrascht mit einer sehr klaren Aussprache und einer starken Stimme. Das liegt unter anderem auch am sehr guten Recording, bei dem Sebastian “Seeb” Levermann, Sänger von Orden Ogan, den letzten Schliff anlegte. Highlights sind dabei “Stormsons“, das an Blind Guardian erinnert, das etwas härtere “Stronger“, das genauso gut auf einem Sabaton-Album heimisch sein könnte oder auch “In Time We Trust“, das mehr in Richtung Viking/Folk geht. Einzig die Quoten-Ballade “Break The Ice“ ist dabei etwas repetitiv geraten und passt nicht so ganz ins Konzept, vor allem, weil danach mit "Dragonriders" ein schneller Song à la Dragonforce folgt, der die ruhige Stimmung vom letzten Song im wahrsten Sinne des Wortes mit Füssen tritt – da wäre eine umgekehrte Order eindeutig besser für den Fluss des Albums gewesen. Bei Winterstorm steht eindeutig die Melodie im Vordergrund, und man hört den ausgeklügelten Kompositionen auch die Spielfreude an – neben Gitarrensoli sorgen vor allem die clever eingesetzten Chöre für etwas mehr Fülle und Ohrwurmcharakter. Das einzige, was fehlt, ist etwas mehr Pfiff. Zwar gibt’s immer wieder mal Doublebass-Einlagen, doch so richtig hart in die Gänge kommt der Wintersturm diesmal nicht. Das Album wird mit mehrmaligem Hören immer besser, weil man jedes Mal wieder neue musikalische Feinheiten entdeckt. Mich hat dieser Winterstorm jedenfalls glatt umgehauen.
Patricia   

Punkte: 8.2 von 10
HELSTAR - 30 Years Of Hell (2 CDs und DVD)
AFM Records/Musikvertrieb
Wir feiern hier das 30-jährige Jubiläum der Texas-Metaller, die 1982 gegründet wurden und sich zwischenzeitlich mal aufgelöst hatten und zeitweise von Sänger James Rivera mit temporären Musikern weitergeführt wurde. 2006 folgte dann die fast vollzählige Reunion des Klassiker-Line Ups der Amis. 2008 brachte man in dieser Besetzung das erste Studiowerk seit 13 Jahren auf den Markt mit dem Namen "The King Of Hell". 2010 schob man dann mit "Glory Of Chaos" nach, um jetzt mit einem Doppel-Live-Album das Jubiläum zu feiern. Aufgenommen wurde der Doppeldecker in Houston, der Heimat von Helstar. Die Jungs haben nichts verlernt und rocken wie der Teufel drauflos. Heavy Metal pur. besonders die beiden Ur-Saitendehner Larry Barragan und Rob Trevino lassen die Gitarren mit messerscharfen Riffs krachen, dass es eine wahre Freude ist, den Songs zuzuhören. James Rivera (Vicious Rumors, Seven Witches, Destiny's End) glänzt mit seiner mächtigen Stimme, nur zu Beginn schwächelt er etwas, bis seine Stimme aufgewärmt ist, und das fällt auch nur auf, weil die Gitarren etwas zu weit in den Hintergrund gemischt sind. Ansonsten rocken die Amis gekonnt durch 20 Songs ihrer Alben und überzeugen eigentlich durchwegs. Wer auf diese Art Retro Metal steht, kann ruhig mal reinhören, James und seine Jungs machen ihre Sache gut und als Kaufansporn gibt's zu den beiden CDs noch eine DVD dazu mit denselben 20 Songs. Die volle Metal Bedienung also. In diesem Sinne: Happy Birthday, Helstar!
Crazy Beat   

Punkte: keine Wertung
TARJA TURUNEN - Act I (live) (2 CDs/DVDs)
Ear Music/Phonag
Was Tarja Turunen anfasst, das wird zu Gold. Auch ihr mittlerweile viertes Werk als Solo-Künstlerin ist wunderbar geworden. Bei dieser Doppel-CD handelt es sich um Live-Aufnahmen von Konzerten, die an zwei Abenden in Argentinien stattfanden, genauer gesagt im El Circulo Theatre in Rosario. Die beiden CDs enthalten Songs der beiden Alben "My Winter Storm" (2007) und "What Lies Beneath" (2010). Auch zwei bisher unveröffentlichte Tracks sind in dieser Schatzkiste verpackt, nämlich die Ballade "Into The Sun" und das rockige "Never Enough". Wer nebst den Ohren auch seine Augen verwöhnen möchte, der wird mit der Auflage bestens bedient sein, die auch zwei DVDs der Konzerte enthält. Das Tier am Schlagzeug, Mike Terrana, haut ordentlich auf sein Drumkit ein und auch Max Lilja (Ex-Apocalyptica) bietet am Cello eine tolle Show. Für Fans ist "Act I" genau das richtige, um sich alleine oder mit Freunden einen schönen Abend mit wundervoller Musik zu machen.
Maiya R.B.
   
Punkte:
keine Wertung
THE GRAVIATORS – Evel Deeds
Napalm Records/Universal
Die Schweden The Graviators bedienen sich an den Klängen der 70er-Ikonen Black Sabbath, Led Zeppelin und "moderneren Bands" wie Kyuss und bieten astreinen Stoner Rock. Auch gesanglich ist es kein grosses Geheimnis, dass man wohl oft der Stimme von Ozzy Osbourne gelauscht hatte. Was gibt es dazu noch mehr zu sagen? Die Retroklänge sprechen für sich und bescheren sicherlich auch live ein absolutes "Weed Feeling". Auch das Cover ist stimmig und passt hervorragend ins Konzept der Erstveröffentlichung. Obwohl die zehn Titel nicht unbedingt mit der grössten Innovation auffahren können, klingt die Platte verdammt ehrlich und unser Kissi hat recht und tut, was getan werden muss mit dem Album von The Graviators: auf Vinyl kaufen!
Liane P.
   
Punkte: 8.0 von 10
VOLKSMETAL – Volksmetal
Premium Records
„Jo mei, is de hoit scho Weihnachten“ oder „Leck mich am Allerwertesten, was ist das denn?!“ waren wohl meine ersten Gedanken bei der neuen Scheibe von "Volksmetal". Da gibt es doch echt 6 Bayern, die sich den Namen zum Programm gemacht haben. Volksmusik mit Quetsche und Tuba, gepaart mit hartem Metal. Dazu das Ganze noch im typischen und teilweise unverständlichen Bayern-Akzent. Songs wie "Mäddelbänger" oder "Da Deifel is a Oachkatzerl" sind zu Beginn schon die besten Beispiele. Doublebass, wie es schneller kaum geht, harte und tiefe Gitarren und dahinter steckt ein ¾-Takt. Nebst 10 eigenen Songs sind auch zwei Coverversionen auf dem Debutalbum. Gerade der Kultklassiker in der Volksszene "Fürstenfeld" mag zu gefallen. "Volksmetal" ist Partymucke par excellence. Gröhlen, saufen und abfeiern, bis der Arzt kommt. Darum ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass die durchgeknallten Jungs am Wacken Open Air oder auch am Summer Breeze am Start waren. Da passt sowas einfach perfekt hin, um die Meute aus dem düsteren Schlummer zu holen. Es ist einfach nur eine Freakshow lustiger, innovativer Herren in Lederhosen. Was soll ich dazu noch sagen? Da mir die weiteren Worte fehlen, gibt’s zum Schluss ein Zitat von "Volksmetal": Oiss is vagänglich, nua da Kuaschwanz, der bleibt länglich. Mia san mia und Volksmetal braucht Bia!" Alles klar?
Timo K.
  
Punkte: 8.0 von 10
MONUMENTS - Gnosis
Century Media/EMI
Gitarrist John Browne ist die treibende kreative Kraft hinter dem Londoner Quintett, das sich aus der Asche von Fellsilent erhob - einer der Pionierbands für modernen und progressiven Metal. Das Ergebnis ist "Gnosis" – neun Tracks modernen Schwermetalls, der mit genauso vielen Hooks wie politisch aktuellen Fragen und Aussagen überrascht. Der Titel bezieht sich darauf, eine höhere Ebene spirituellen Wissens zu erreichen, auf der man nicht mehr der Menge folgt, sondern sich selbst vertraut. Das Destillat davon ist "Doxa", und die übergeordnete Message ist eigentlich recht simpel: Glaube nicht alles, was man dir erzählt, sondern denke selbständig. Monuments sind ein muss für jeden Prog-Liebhaber, klingen sie doch wie eine Mischung aus Dream Theater (Gitarre, Gesang), Tool (ganzer Rhythmus-Bereich) und Metalcore (die Shouts des Sängers). Diese Mixtur ist sicherlich nicht jedermanns Sache, jedoch muss man sich bewusst sein, dass es sich hier um wahre Kunst handelt, und bei guter Kunst scheiden sich bekanntlich die Geister.
Mein Geist ist erweckt, definitiv!
Steve Butcher   

Punkte: 8.0 von 10
ELUVEITE - Live On Tour (2 CDs)
Concerts Live/Non Stop Music
Eine Band, die dauernd auf Tour ist, darf auch einmal eine Live-CD rausbringen. Anders betrachtet kann man sich auch fragen, ob das was bringt, da sie andauernd auf Bühnen stehen, und solch ein Konzert ist live immer noch besser als ab CD. Es wäre auf jedenfall ein abendfüllendes Thema. Hierbei geht es um niemand Geringeren als um unsere "Helvetic Folk-Metaller" von Eluveitie. Diese Doppel-Live-CD wurde am 18.03.2012 in Tilburg, Holland, beim Konzert einer der vielen Pagan-Touren aufgenommen. Warum ausgerechnet dieses Konzert für die Aufzeichnung herhalten durfte, entzieht sich zum Zeitpunkt dieses Geschreibsels der Kenntnis. Im Grossen und Ganzen lässt sich das Konzert ab CD sehr gut anhören. Wer schon bei einem Eluveitie-Konzert dabei war, bekommt beim Anhören sofort ein Kopfkino geboten, da eine Live-DVD dazu fehlt. Wann und ob die wohl kommen mag?
Roxx 
  
Punkte: keine Wertung
IAN GILLAN & TONY IOMMI - Who Cares (DCD)
Ear Music/Phonag
Bevor Deep Purple 1984 ihre legendäre Reunion anschoben, kam zuvor etwas zusammen, was Entsetzen und Freude gleichzeitig auslöste. 1983 hiess der neue Sänger von Black Sabbath nach Ozzy Osbourne und Ronnie James Dio (R.I.P.) nämlich Ian Gillan! Das einzige gemeinsame Album «Born Again» aus dem gleichen Jahr gilt heute als Geheimtipp, während es damals floppte. Die wenigen Konzerte, wovon es zum Glück ein paar gute Bootlegs gibt, sind heute schlicht kultig, obwohl dies der Anfang vom Ende dieser kurzen Zusammenarbeit war. Die Freundschaft zu Tony Iommi ging darob aber nicht verloren und gipfelte letztes Jahr in der karitativ gefärbten Veröffentlichung von zwei neuen Songs, die es wahrlich in sich hatten. Mit unter anderem Jon Lord (R.I.P.), Jason Newstedt (Ex-Metallica) und Maiden-Schlagzeuger Nicko McBrain als Gäste konnte das Resultat ja nur gut heraus kommen. Darum war die Vorfreude gross, als in diesem Umfeld, also bei Who Cares, die Rede von einem ganzen Album aufkam. Leider enpuppte sich das Ganze als leise Enttäuschung, wenn man von weiteren Songs auf diesem Level ausging. Nebst den besagten «Out Of My Mind» und «Holy Water» wurden nämlich einfach ein paar Raries von beiden Musikern ausgegraben und auf zwei CDs verteilt. Das meiste Material davon steuerte allerdings Gillan bei und da war schon die eine oder andere Trouvaille aufgetaucht. Warum dann aber zum Beispiel «Anno Mundi» von «Tyr» (1990) ausgewählt wurde, verstehe wer will. Nichts gegen diesen geilen Klassiker, notabene von Tony Martin eingesungen, aber man hätte von wegen dem Thema Gillan/Iommi gescheiter noch was von «Born Again» drauf gepackt. Wie dem auch sei, Komplettisten und Fans beider Lager kommen vermutlich dennoch auf ihre Kosten, da einzelne Songs zuvor noch gar nie auf CD erhältlich waren. Persönlich gebe ich hiermit allerdings die Hoffnung nicht auf, dass es eines Tages doch noch ein vollwertiges neues Album geben wird.
Rockslave 
  
Punkte: keine Wertung
UFOMAMMUT – ORO: Opus Alter
Neurot Recordings
Das Phänomen Ufomammut kann man am Besten mit einem Vergleich aufschlüsseln. Wie die Sport-Welt ist auch die Metal-Welt aufgeteilt in verschiedenen Sportarten, so zum Beispiel den Massensport (Hard Rock, Heavy Metal, Alternative Metal), den Kampfsport (Thrash Metal, Hardcore, Progressive Metal) oder den Extremsport gibt es und zwar in verschiedenen Varianten, von Speed über Black Metal bis zu Grindcore. Ebenfalls in letzte Kategorie gehört eine verschworene Gemeinde namens Doom, Sludge und Psychedelic Metal und während Ufomammut im Massen- oder Kampfsport noch kaum ein Begriff sind, haben sie dort schon längst Kult-Status erlangt und dröhnende Tieffrequenz-Exzesse wie "Idolum" (2008) oder "Eve" (2010) gelten zurecht als Perlen des Genres. Ob sich das mit dem Doppelschlag "ORO", dessen erster Teil "ORO: Opus Primum" schon im Frühling über die Ladentische walzte, ändern wird? Sicher nicht! Zu verschroben, zu meditativ repetitiv, zu düster brodelnd ist der Sound des südländischen Trios, auch auf "ORO: Opus Alter". Fünf Songs, die es zusammen auf eine Länge von 42 Minuten bringen, in denen Gesang so spärlich ist wie Tageslicht in einem Bergstollen und wo ein zähflüssiges Riff bis in alle Ewigkeit wiederholt wird, immer heftiger, immer eindringlicher, dem Hämmern und Fräsen von Minenarbeitern nicht unähnlich – diese schwer verdauliche Kombination wird nie die Massen begeistern und nur wenige werden Freude daran haben, diese riffgewordenen Gesteinswüsten, Bergmassive und Höhlensysteme zu durchwandern. Für metallische (und Slow Motion-affine) Extrem-Sportler haben Ufomammut aber ein weiteres Mal eine ehrfurchtgebietende und beeidruckende Leistung abgeliefert.
Kissi  

Punkte: 7.9 von 10
VISION OF DISORDER - The Cursed Remain Cursed
Candlelight Records/Irascible
Vision Of Disorder gelten nach über 20 Jahren (mit einigen Lenzen an unterbrüchen) als Halbgötter im Hardcore-Bereich. Oder haben gegolten, den mit HC hat der neue Auswurf "The Cursed Remain Cursed" nicht mehr viel am Hut. Die Mannen orientieren sich mehr und mehr dem (Thrash-) Metal zu. Wer jetzt die die Hände verwirft, nach Luft schnappt und "Blasphemie" ruft, dem sei getrost gesagt, das dies wohl der richtige schritt aus der Versenkung war, repektive ist. Vision Of Disorder sind in der Moderne angekommen und wollen sich merklich ihren berechtigten Platz in der Szene ergattern. Trotz (machmal schmerzlich) fehlenden Hardcore-Elementen strotzt das Album vor Wut. Hier wird geballert, was das Zeug hält, der alte Mann am Mikro klingt wie eine Mischung aus Jacob Bredahl (Hatesphere) und einem noch am Anfang der Karriere stehenden James Hetfield. Welch ein Cocktail! Leider Mangelt es der Melodiefraktion zumal an Ideen, und nicht wenige Male hat man das Gefühl
, dass man das eine oder andere Riff so schon irgendwo gehört hat. Nichts desto Trotz ein gelungenes Album von (semi) Legenden, die vielleicht noch Grosses vorhaben.
Steve Butcher  

Punkte: 7.8 von 10
STEALING AXION – Moments
InsideOut Music/EMI
Warum auch immer – unter Stealing Axion hätte ich erst mal gediegenen Hard Rock erwartet. Da wurde ich jedoch gewaltig getäuscht! Das Album "Moments" liefert eine Symbiose aus Dark/Death/Prog Metal, was sich nicht nur in der Musik, sondern auch im Gesang widerspiegelt. Geschickt verbinden die Amerikaner derbe Growls mit klarem Gesang, ohne gezwungen zu klingen. Viele Bands nutzen diese Kombination, um Aufmerksamkeit zu erlangen oder um sich interessant zu machen. Stealing Axion setzen den Gesangwechsel unheimlich stark um. Die relativ frisch gebackene Band (2009) aus dem Nordwesten der USA liefert mit "Moments" ihre erste Album-Produktion ab und trümmert sich von Song zu Song mit enormer Energie und unglaublicher Dynamik bis zum letzen Song "Moments Part 2" durch die Scheibe. Hübscher Doublebass! Eine schnelle, treibende Rhythmik schlängelt sich durch das ganze Album hindurch. Ruhig mal antesten!
Liane P.   

Punkte: 7.8 von 10
PRIDE OF LIONS – Immortal
Frontiers Records/Musikvertrieb
Die Zusammenarbeit von Ex-Survivor-Mastermind und Gründungsmitglied Jim Peterik mit Sänger Toby Hitchock scheint nach wie vor zu harmonieren. Unter dem Banner Pride Of Lions wird jedenfalls nun das vierte Studioalbum seit Beginn der Kooperation 2003 Veröffentlicht. Jim gehört sicher zu den begnadetsten Musikern im gesamten AOR- und Melodic-Genre. Immerhin war er (mit) Verfasser von unsterblichen Hits wie "Burning Heart" oder "Eye Of The Tiger". Genau das scheint aber längerfristig zum Problem zu werden. Man kommt nicht, drum herum, Jim mit diesen Hits in Verbindung zu bringen. Bei Pride Of Lions sucht man aber den potenziellen Smash-Hit vergebens. "Immortal" ist da keine Ausnahme. Das Album ist aber deswegen keinesfalls schlecht, im Gegenteil. Die exzellente Arbeit von Mr.Peterik kann kaum kritisiert werden. Die Scheibe weist alle Trademarks auf, die der Melodic-Fan liebt. Coole Hooklines, grossartige Melodien und eine intensive Instrumentalisierung. Auch die Vier-Oktaven-Stimme von Toby muss nicht im geringsten hinterfragt werden. Soviel Power, Tiefgang und Charisma ist im AOR-Bereich nicht alltäglich. Die Tracks haben Hand und Fuss und sind durchdacht. Das inzwischen eingespielte Duo funktioniert tadellos. Was aber einfach fehlt, ist die Magie einer richtigen Band wie Survivor. Wahrscheinlich ist es eben auch nur möglich, in einer solchen Konstellation mit einem Song zur Legende zu werden. Pride Of Lions ist keine Band im traditionellen Sinn, sondern hat nach wie vor einen Projektstatus. Trotzdem ist "Immortal" ein starkes Album, das jeden Melodic-Freak begeistern wird.
Chris C.   
Punkte:
7.7 von 10
GYPSYHAWK – Revelry & Resilience
Metal Blade/Sony Music
Wäre diese Scheibe zwei, drei Monate früher erschienen, sie wäre auf mehr als nur ein paar Gartenparties in der Endlos-Schleife rotiert. Doch auch wenn es mit Grillen dieses Jahr langsam aber sicher vorbei ist: "Revelry & Resilience", das Debut der Kalifornier Gypsyhawk, ist eine astreine Gute-Laune-Scheibe. Und zwar eine, die genauso gut 1978 hätte veröffentlicht werden können. Dass die vier Jungs aus Pasadena in ihrer Jugend die ersten Alben von Thin Lizzy rauf und runter gehört haben, das kann jedenfalls keiner bezweifeln und zwar nicht nur, weil Fronter Eric Harris gleichzeitig vergleichsweise seidig ins Mikro singt und den Bass bedient wie einst Phil Lynott. Auch die Double-Lead-Gitarren, bedient von Andrew Packer und Erik Kluiber, flitzen praktisch bei jedem Song um die Wette, egal ob mal zügiger und mit Kick-Ass-Attitüde à la Backyard Babies bzw. Danko Jones wie im Opener "Overloaded", dem galoppierenden "1345" oder "Galaxy Rise", verführend tänzelnd wie bei "The Fields" oder etwas staubiger stampfend wie im episch angehauchten "Silver Queen", Melodie ist bei diesem Vierer ebenso Trumpf wie satte Riffs und Rhythmen. Das wirkt hin und wieder, etwa bei "Frostwyrm", schon etwas cheesy, doch kämpften schon Thin Lizzy mit dem gleichen Vorwurf. Und auch wenn die Songs auf "Revelry & Resilience" songwriterisch noch nicht ans grosse Vorbild heranreichen: Als Party-Band, ob nun drinnen oder draussen, haben sich Gypsyhawk mit diesem Erstling allemal empfohlen.
Kissi 

Punkte:
7.5 von 10
THE GATHERING – Disclosure
Psychonaut Records
Die 1989 gegründete holländische Band durchlebte unzählige Entwicklungen. Auch der Gesang wechselte bis zu 6 mal, erinnern kann ich mich immer noch sehr gut an Anneke van Giersbergen, die aktuell bei Devin Townsend mitmischt. Als sie die Band verlassen hatte, hing ein grosses Fragezeichen über den Köpfen der Band. Eine Anneke van Giersbergen ersetzt man nicht so schnell. Die Norwegerin Silje Wereland hat seit 2009 das Mikrophon übernommen, und mit "Disclosure" veröffentlichen The Gathering in dieser Besetzung nun das 2. Album. Und siehe da, "Disclosure" steckt voll Anmut und Eleganz. Hört man das Album im richtigen Moment, verführt es einen in eine Traumwelt. Die Songs wirken stellenweise sehr poppig und gemütlich. Das Miteinbeziehen von Streichern und Trompeten vermittelt eine besondere Atmosphäre. Meine Anspiel-Tipps: "Paper Waves" und das 10-minütige "Heroes For Ghosts".
Liane P. 

Punkte:
7.5 von 10
THE BRIMSTONE DAYS – On A Monday Too Early To Tell
Transubstans Records
Leichtfüssig gespielter Alternative Rock mit Grunge-Einschlag und sachte Rockabilly-Einlagen? Klingt nicht schlecht, zumal die Band auch über einen gewissen Hang zu Humor verfügt, man beachte nur mal das gesprochene Intro zu "I Need Soul" oder generell die sehr lebendig intonierten Texte. The Brimstone Days ziehen ihr Ding die ganze Platte ohne Kompromisse durch, was der Band auch eine gewisse Authentizität verleiht. Mehr Worte wären hier fehl am Platz, deshalb: Wer auf die erwähnten Einflüsse steht und auch einem sachten Indie-Feeling nicht ganz abgeneigt ist, der sollte unbedingt mal die Band antesten. Wer harte Kost bevorzugt, der sollte einen Bogen um diese Scheibe machen. Unnötig zu erwähnen, dass man was verpassen würde.
Toby S. 

Punkte:
7.5 von 10
ANVIL – This Is Thirteen (Re-Release)
Steamhammer/SPV
Der Befreiungsschlag aus der Asche! Was mit dem nachfolgenden Album "Juggernaut Of Justice" seine vorläufige Vollendung fand, kündete sich mit "This Is Thirteen" bereits an: Die Rückkehr zur alten Stärke, die den Kanadiern Anfang der 80er Jahren beachtlichen Erfolg brachte. Sind "Still Going Strong" von 2002 und "Back To Basics" von 2004 zwar bereits beachtliche Alben, bei denen aber nur wenig hängen bleibt, setzt "This Is Thirteen" wieder dort an, wo sich die Melodien in die Hirnwindungen hinein schweissen. Der leicht psychopathische Gesang bei den eher doomigen, wenn nicht gar Black Sabbath-igen Stücken setzt Ausrufezeichen, während bei Stücken wie "Game Over", "Axe To Grind" oder "Ready To Fight" speediger, ja fast punkiger Rock’n’Roll regiert. "This Is Thirteen" macht Spass. Durch die Rockumentary "This Is Anvil" hat das Album eine unerwartete Bekanntheit erhalten. Die Qualität stimmt, auch wenn der Weltklassiker erst mit dem Nachfolger erschaffen wurde. Die Neu-Veröffentlichung kommt nun als Doppel-LP und als CD mit dem im Film erwähnten "Thumb Hang" als Bonustrack auf den Markt. Für LP-Fans und Komplettisten ist das Paket eine durchaus lohnenswerte Sache. Für Neueinsteiger gibt es aber durchaus wichtigere Werke von Anvil.
Roger W. 
  
Punkte: keine Wertung
RAINBOW - Das Hörbuch
Röckhörbuch/Metalville
Als es 1975 zum Bruch zwischen Deep Purple und Ritchie Blackmore kam, war Ritchie schon mit seinem ersten Rainbow-Album am Start. Und ich glaube kaum, dass Ritchie und Ronnie James Dio damals ahnten, dass sie mit den ersten beiden Platten "Ritchie Blackmore's Rainbow" und vor allem mit dem Folgewerk "Rising" zwei Meisterwerke kreiert haben. Als ich damals das erste Mal den Song "Stargazer" hörte, haute es mich buchstäblich aus den Socken und ich kriege noch heute eine Gänsehaut, wenn ich mir den Song anhöre. Das Rainbow-Hörbuch widmet sich in drei CDs den vier Äras der Band mit Dio, Graham Bonnet, Joe Lynn Turner und in der Endphase Doogie White. In den 20 Jahren Bandgeschichte erschienen drei Alben mit Ronnie James Dio, eins mit Graham Bonnet, drei mit Joe Lynn Turner und 1995 das letzte mit Doogie White. Viele interessante Geschichten umgeben dieses Buch, wie zum Beispiel das erste Rainbow-Konzert vom 10.11.1975 in Montreal, oder die Stalkerin Miriam, die Blackmore in seinem Garten erschreckte und über die er im Song "Starstruck" geschrieben hat. Die endlosen Musikerwechsel, teilweise in kürzester Zeit, prägten schon die ersten drei Studioalben, es war nicht immer einfach, mit dem Meister zu spielen, da er zuweilen unberechenbar war. Ich denke, viele Dinge haben Rainbow beeinflusst und zur Kultband gemacht, sei es die Mega-Präsenz von Dio, der nicht nur göttlich sang, sondern auch zusammen mit Ritchie die meisten Songs seiner Ära mitgeschrieben hat. Oder auch die Hammerstimme von Graham Bonnet, der aber bei keinem Song mitgeschrieben hat, das hat bei "Down To Earth" Ritchie mit Roger Glover zusammen gemacht, wobei bei zwei Songs auch Cozy Powell genannt wird. Glover trat hier auch noch zusätzlich als Produzent auf. In den Jahren mit Joe Lynn Turner wollte Ritchie in die Mainstream-Richtung abdriften, was Rainbow mit "I Surrender" Platz drei in den britischen Charts bescherte. Aber der grosse Durchbruch in den USA blieb aus und so löste ein frustrierter Blackmore die Band nach dem Konzert in Tokio im März 1984 vorerst auf, um sich den reformierten Deep Purple anzuschliessen. "Das Hörbuch" ist sehr interessant, erzählt von Frank Schnütgen, 180 Minuten Rainbow von Anfang bis zum Ende der Band, informativ und mit Kommentaren vieler Ex-Musiker. Ein kurzweiliges Abenteuer über einen der besten Gitarristen der Welt und sein Baby Rainbow und fast unzählige Musikerwechsel.
Crazy Beat 
  
Punkte: keine Wertung
ROYAL REPUBLIC – Save The Nation
Roadrunner Records/Warner
Die vier Schweden mit den steinharten Gelfrisuren folgten den Fussstapfen von David Bowie, U2 und Depeche Mode und nisteten sich in die legendären Hansa Studios in Berlin ein, um das neue Album "Save The Nation" fertig zu stellen. Allen anderen brachten die Hansa Studios Glück, und Royal Republic erhoffen sich ebenfalls, mit der Neuveröffentlichung die Massen zu bewegen. In der Tat gab es bisher nur gute Responses, vor allem für die energiegeladenen Live-Shows. Genau das versuchen sie auf dem neuen Album umzusetzen: "Save The Nation" soll den charakteristischen Live-Sound der Band repräsentieren. Dementsprechend bietet die Scheibe einen rohen, schmutzigen und ehrlichen Rock'n'Roll-Sound. Ich habe eine zwiespältige Meinung dazu, gefällt mir der erste Song noch ganz gut ("Save The Nation"), nimmt das Interesse von Song zu Song eher ab. "Molotov" und "Make Love Not War" klingen ähnlich, und die Mischung aus Punk Rock und Garage-Sound wirken auf mich zu monoton. Hier steht eben die Party im Vordergrund, und im Club oder bei Festivals zu viel Bier das Tanzbein zu schwingen, bereitet bestimmt vielen Leuten riesigen Spass. Mein Geschmack trifft es nicht, gebe aber trotzdem 7.5 Punkte für eine gelungene Umsetzung der Live-Vibes. Ich bin sicher, die Masse wird es mögen.
Liane P. 
  
Punkte:
7.5 von 10
DARKTRIBE – Mysticeti Victoria
Massacre Records
/Musikvertrieb
Epischer Heavy/Power Metal aus Frankreich. Das Debut der Franzosen kombiniert typischen Power Metal mit Heavy Riffs und starken Melodien. Dabei halten sie das Tempo ziemlich hoch und zeigen dabei eine gekonnte Abwechslung aus sehr melodischen Gesangsparts, starken Gitarrensoli und einem variierenden Rhythmus. Dabei geht es nicht um die üblich epischen Texte, sondern um den Pfad der Selbstzerstörung, den die Menschheit beschreitet durch die systematische Zerstörung unserer Erde. Ein weiterer Pluspunkt der Franzosen ist, dass sie nicht wie viele ihrer Genrekollegen zu viel Fokus aufs Keyboard legen. Ganz im Gegenteil! Hier steht klar die Gitarre im Vordergrund, und das Keyboard wird nur im Hintergrund eingesetzt, um die Melodie zu verstärken. Frankreich ist ja nun nicht gerade für seinen Power Metal bekannt, doch Darktribe haben durchaus das Potenzial, zum besten Exportartikel unserer westlichen Nachbarn zu werden.
Patricia 
  
Punkte:
7.5 von 10
SCORNAGE – ReaFEARance
Massacre Records/Musikvertrieb
Jetzt, wo deutsche Thrash-Institutionen wie Tankard oder Kreator einen regelrechten Höhenflug erleben, darf die Underground-Szene natürlich nicht untätig bleiben. Und so schieben die Aachener Thrasher Scornage im dreizehnten Jahr ihrer Existenz gleich ein rotglühendes Langeisen nach, das punkto Aggressivität, Durchschlagskraft und kompositorischem Können dem Vergleich mit den Szenegöttern spielend standhält. Das erste grosse Plus dieser Band ist zweifellos Sänger Guido Grawe, der gekonnt zwischen bösem Gekeife und Death Metal-Growls hin und her pendelt, was den Songs interessante Schattierungen verleiht. Zweitens überzeugt die Instrumentalfraktion mit hoher technischer Raffinesse. Währenddem die Gitarren erbarmungslos ein rasiermesserscharfes Riff nach dem anderen ins Metallergehirn fräsen, prescht die Rhythmussektion unbeirrt nach vorne und bietet dabei von Mid Tempo über Breaks bis hin zu Blastspeed alles an, was ihre Instrumente hergeben. Rein kompositorisch ist den Jungs dabei eine gelungene Symbiose aus Bay Area– und Ruhrpott-Thrash, garniert mit einigen Melodic/Death-Streuseln gelungen, die wirklich sehr gut gefällt. Drittens hat sich die Band ihr neuestes Werk von niemand Geringerem als Andy Classen soundtechnisch veredeln lassen, wodurch aus "ReaFEARance" ein fünfzigminütiges Thrash-Gewitter der Sonderklasse geworden ist. Die Songs sind ein einziges, unaufhörliches Trommelfeuer, einem schweren Bombenangriff auf Ohren und Nackenmuskulatur gleichzusetzen. Tracks wie "The Holy Rape", "Stabbed Again" oder "Frozen Throne" pulverisieren mit ihrem giftigen Mix aus schwarzmetallischer Bösartigkeit, thrashig-präziser Technik und deathiger Brachialität einfach alles, was sich ihnen in den Weg stellt, Killer! Also ihr Thrash Metal-Maniacs da draussen, ihr habt eure sauer verdienten Kröten auch schon für schwächere Scheiben ausgegeben. Bei dieser hier macht ihr nichts falsch!
Mirko B.  

Punkte:
7.5 von 10
THE MYSTERY - Apocalypse 666
Pure Legend Records/Non Stop Music
Nanu! Noch eine female fronted band?! In der Tat, wobei diese Besetzung von The Mystery aus Germanien neu ist, zumindest was den Leadgesang angeht. Iris Boanta heisst die Lady, die normalerweise in Diensten der AC/DC Tribute-Band Black Thunder Ladies steht. Die Truppe stammt aus dem Raum Nordrhein-Westfalen und bringt nach 16 Jahren Bandgeschichte «Apocalypse 666» das fünfte Album heraus. Nach «Doomsday Prophecy» als Intro beschwört der Titeltrack textlich das prophezeite Ende der Welt im kommenden Dezember herauf. Der donnernde Auftakt, der als Kombination von Gamma Ray und Grave Digger bezeichnet kann, legt schon mal ordentlich vor. Dass dann aber die ziemlich raue und vergleichsweise tiefe Gesangsstimme von Madame Boanta wie eine weibliche Version von Ted Bullet (Ex-Thunderhead) rüber kommt, lässt die Augsbrauen gleich mal nach oben zucken. Bei «Outlaw» wird die Inspiration durch die eiserne Jungfrau offensichtlich und auch Edguy flimmern mir wegen den Backing Vocals durch die Hirnwindungen. Ähnlich gestrickt ist darauf «Blackened Ivory», wo sich der mehrstimmige Gesang optimal entfaltet. Obwohl kein separater Musiker für Tasteninstrumente im Lineup steht, erklingen zu Beginn von «Nailed To The Cross» ein paar dezente Orgelklänge, die danach aber, leider muss man sagen, kaum mehr in Erscheinung treten. Die Ballade «In Heaven Or Hell» zeigt darauf die stimmliche Bandbreite der Leadsängerin und lässt stellenweise den Vergleich mit Lee Aaron zu. Zum Schluss dominieren bei «The Great Escape» nochmals Iron Maiden und so bleibe ich etwas ratlos zurück. Wie schon bei Kobra And The Lotus sind handwerklich keine Defizite auszumachen, aber auch The Mystery liefern auf «Apocalypse 666» keinen Oberhammer ab und Bruce Dickinson und Co. sind zur Zeit als Originale deutlich interessanter. Damit holen The Mystery aber keinen Blumentopf und laufen deshalb Gefahr, in der Masse unter zu gehen.
Rockslave  

Punkte:
7.5 von 10
ANDY ROCK – Into The Night
AOR Heaven/Non Stop Music
Immer wieder kann Sinn und Zweck von Soloalben hinterfragt werden. Vorliegende Scheibe ist ein Paradebeispiel für unbequeme Fragen. Das Gute ist jedenfalls, dass aus Griechenland nicht nur schlechte Neuigkeiten über die finanzielle Situation des Staates kommen, sondern auch Newsmeldungen über Aktivitäten junger Musiker. Andy Rock ist so ein Mann. Er begann Anfang des neuen Jahrtausends in Rock-Bands zu spielen. Im Jahr 2004 formierte der Gitarrist die Band Wild Rose. Letztes Jahr erschien deren Debut-Werk "Half Past Midnight", das durchwegs auf positive Resonanzen stiess. Nebenbei schrieb er immer wieder Tracks, die für Wild Rose keine Verwendung fanden. Mit diesem Material bestückt erscheint nun "Into The Night". Andy Rock dürfte bisher nur einer kleinen Fan Schar ein Begriff sein, und ob sich das mit dieser Scheibe gross ändern wird muss angezweifelt werden. Mit der Qualität hat dies aber grundsätzlich nichts zu tun. Andy ist nämlich ein begnadeter Musiker. Mit Ausnahme des Schlagzeugs hat er sämtliche Instrumente selber eingespielt. Sein Metier ist klassischer AOR und Melodic Rock. Diesen hat er durch ansprechende Songs in Szene gesetzt. Er vermag aber leider keine Akzente zu setzen. Einige Melodien bleiben durchaus hängen. Das ist aber definitiv nicht genug, um damit wirklich für Aufsehen zu sorgen. Anhänger von Richard Marx und Michael Bolton dürften aber an "Into The Night" durchaus Gefallen finden.
Chris C.
  
Punkte:
7.5 von 10
I AM I – Event Horizon
I Am I Records
I Am I ist wohl kaum einem Metalfan ein Begriff. Dies ist auch nicht verwunderlich, da "Event Horizon" das Debutalbum ist. Mit dem Namen ZP Theart können hingegen schon einige was anfangen. Genau, der ehemalige Sänger von Dragonforce ist hier am Start. Ein Vergleich der beiden Bands drängt sich logischerweise auf. Um es vorweg zu nehmen, wirklich was Neues macht Mr. Theart hier nicht. Noch immer wird klassischer Metal mit Keyboards, kreischenden Gitarren und eingängigen Melodien gespielt. Was den Unterschied ausmacht, ist die Tatsache, dass Dragonforce origineller, abwechslungsreicher, härter und vor allem besser produziert sind. Warum I Am I eine Eigenproduktion gemacht haben und diese als USB-Stick in einer speziellen Verpackung auf den Markt bringen, ist mir ein Rätsel. Da hat wohl Geld gefehlt, anders kann ich es mir nicht erklären. Zu den 10 Songs ist zu sagen, dass alle sehr eingängig sind und Spass machen. Gerade der Opener "This Is My Life" bleibt sofort hängen. Auch die folgenden Titel wie "Silent Genocide" oder auch "Cross The Line" stehen da auf gleicher Stufe. Auch beim Rest ist das Können des Quartetts unverkennbar. Am besten überzeigt für mich ganz klar "In The Air Tonight". Satt, schnell, laut. So soll es sein. Trotzdem fehlt alles in allem einfach der letzte Kick, um beide Daumen hoch zu halten. Sehr ordentlich, aber auch nicht mehr.
Timo K.  

Punkte:
7.5 von 10
SERVED DEAD - Servants Arise (Re-Release)
Inverse Records
Diese Scheibe der Finnen Served Dead ist nicht ganz neu. Wurde sie doch schon 20120 von der Band in Eigenregie eingetütetet, und nun kommt sie über Inverse Records raus. Das Cover ziert Thor's Hammer. Ganz simpel und kunstvoll auf weissem Hintergrund gezeichnet. Man hat echt keinen blassen Schimmer, was einen erwartet. Nun zur Musik: Intro und Outro kommen als epische Märsche daher. Dazwischen hören wir atmospährischen Black Metal mit blitzschnellen, sich wiederholenden Riffs, die wirklich Klasse haben und fesselnd sind. Langweilig wird es eigentlich nie. Mal geht nach vorne, dann wird wieder auf die Bremse getreten, nur um aus einer geil erzeugten Atmosphäre mit viel Blast auszubrechen. "Servants Arise" ist eine Atmospheric/Black Metal-CD, wie es sie in dieser Art schon viele gibt. Nichtsdetotrotz haben Served Dead soweit alles richtig gemacht. Man darf gespannt sein, was die Band nachlegt.
Roxx 
  
Punkte: keine Wertung
SPACE MIRRORS – In Darkness They Whisper
Transubstans Records
Beeinflusst durch Space Rock, Ambient, Industrial und Metal gründete die russische Musikerin Alisa Coral das Projekt Space Mirrors. Hochinteressant ist es schon mal, dass hier eine Frau die Zügel in den Händen hält, was für diese Art von Musik eher untypisch ist. "The Darker Side Of Art" war 2002 die erste Veröffentlichung, und Arjen Lucassen (Ayreon, Star One) wirkte hier mit, welcher Vorreiter für diese Art von Musik ist. Stark geprägt von esoterischen Themen, Sci-Fi und Verschwörungen durch Ausserirdische bekommen wir hier ein Album vorgelegt, das ziemlich abgefahren klingt. Ich habe schon beim ersten Hören viele bunte Ufos gesichtet! Gesanglich orientiert sich das Ganze an den Sisters Of Mercy meiner Meinung nach. Spannende Kombination.
Liane P.   

Punkte: 7.4 von 10
SATURNIAN – Dimensions
Indie Recordings/Irascible
Die Krux mit symphonischen Black Metal besteht bei den meisten Bands darin, dass der Bombast den Anteil des Black Metals erdrückt oder aber gerade umgekehrt, dass die Gitarren über sinnfremd dahindaddelnde Synthies spielen (Von der Bedeutung wahren, truen Black Metals sehe ich mal ab und beschränke mich auf die hörbare Musik). Aussichtsreicher scheint es dann zu sein, von Genregrössen wie Borgir oder Cradle zu Zitieren, wobei dies meist in einem Desaster endet. Ganz schön mutig also, wenn so ein Album in die Anlage geschoben wird. Glücklicherweise haben die Briten von Saturnian aber tatsächlich einiges auf dem Kasten. Schon kurz nach dem Intro erklingen unheimliche Orgeln, während das Gewitter am Schlagzeug gekonnte Tempiwechsel bietet und die Gitarren vor eine Herausforderung stellt. Bombast ja, durch den Frauenchor und die Halbtonschritte erinnert das ganze Stellenweise an das (meiner Meinung nach Zeitlose Meisterwerk) Dammnation and a Day. Die Männerstimmen hingegen geben dem ganzen eine Prise Eigenständigkeit, ausser dem Schlagzeuger greift jeder in der Band nämlich einmal zum Mikro. ‚Wreathed In Flame‘ klingt ebenfalls wie eine Huldigung an Dani Filth und seine Truppe, die Synthies klingen nach ‚Born In A Burial Gow‘ oder auch ‚From The Cradle To Enslave‘. Wobei es tatsächlich nur bei Anleihen bleibt, auch thematisch gehen Saturnian auf ihrem Debüt andere Wege. So wirklich hängenbleiben wollte bisher noch kein Song, aber definitiv zählt ‚Dimensions‘ zu dem meistgehörten Album in diesem Monat. Das schlicht und einfach weil die Musik Spass macht, herausfordert und gleichzeitig perfekt in den beginnenden Herbst passt. Dennoch glaube ich, dass noch mehr Möglich ist.
Tristan   

Punkte: 7.3 von 10
THE HOWL - Loose ends
Inverse Records
Aus Finnland kommen sie und spielen groovenden Metal mit Hardcore-Einschlag, und etwas Thrash Metal ist auch auszumachen. Laut Infos haben sie sogar 2008 das Wacken Metal Battle gewonnen. An der Stelle noch nachträglich herzlichen Glückwunsch! Was kann man sonst noch über diese Band sagen? Vielleicht, dass sie sich mal nach einen neuen Bandnamen umschauen sollten. Laut Recherchen gibt es massenweise Bands rund um den Globus, die auf diesen Namen hören. Vielleicht sollte jemand mal all diese Bands für einen Auftritt am selben Abend buchen. Lustige Vorstellung. Aber zurück zu "Loose Ends": Es groovt ohne Ende. Live knallt das Zeug, jede Wette. So ab CD bleibt nicht sofort was hängen. The Howl aus Finnland bleiben wohl auch weiterhin eine Band, die man entdecken muss. Potential ist auf jedenfall vorhanden.
Roxx   

Punkte: 7.2 von 10
SCARM - Fragile
Inverse Records
Auf dem Beipackzettel zu diesem neuen Rundlinge der Band aus der finnischen Universitätsstadt Oulu steht als Stilbezeichnung Melodic Metalcore. Das kann man so sogar stellenweise stehen lassen. Scarm haben sich in Finnland landab landauf den Hintern abgespielt und scheinen da drüben etwas bekannt zu sein. Musikalisch wird man beim ersten paar mal Durchhören nicht all zu sehr überrascht. Es sind jedoch einzelne Songperlen oder Momente in Songs, die durchaus gefallen können. Ganz besonders hervorheben könnte man den Song "Rain". Eher untypisch für solche Bands. Ein klein wenig anders gesungen, ähnelt es eher an "Melancholie" von Iced Earth als an alles andere aus der Brüll- und Kreischcore-Szene. Man könnte diesen Song sogar tatsächlich als eine Perle mit Hitpotential bezeichnen. Mal schauen, was man von dieser Band in Zukunft hören wird und ob sie den Sprung auf die andere Seite der Ostsee schaffen.
Roxx
  
Punkte: 7.2 von 10
AUDIO PORN – Jezebels Kiss
JK Records
Üblicherweise wird in Labelinfos mit den Namen von grossen, bekannten Bands nur so um sich geworfen, um potentielle Querverweise herzustellen. Bei Audio Porn ist dies nicht der Fall. Die Begründung ist, dass der Sound dieser Formation einzigartig ist. Das klingt zwar ziemlich übertrieben, hat aber was. Azriel St.Michael und Byron Black waren früher Sänger und Drummer von Jezebels Kiss. Zusammen mit dem Gitarristen von Hydrogyn, Jeff Westlake, wurde die Band gegründet. Man könnte deren Sound schlicht als Hard Rock unter ferner liefen einordnen. Das wäre aber zu einfach. Audio Porn lassen sich inspirieren und kombinieren neu. Klar zu erkennende Einflüsse sind klassische Sounds aus dem Genre des Melodic/Hard Rock und, mit Vorbehalt, Rotzrock. Das Ganze wurde in ein modernes Gewand gesteckt. Die konventionellen Trademarks, wie eingängige Refrains, sind zwar vorhanden, wurden aber stark ins Abseits gedrängt. Audio Porn orientieren sich zur Hauptsache am Gunge der 90er und dem Nu Metal des neuen Jahrtausends. Trotz interessantem Song-Material mit Substanz dürfte die Truppe für Traditionalisten weniger ansprechend sein. Anhänger von Bands wie Nickelback sollten aber für Audio Porn ein offenes Ohr haben.
Chris C.
  
Punkte: 7.2 von 10
REVOLTING - Hymns Of Ghastly Horror
FDA-Rekotz
Na, das ist doch mal was ganz Nettes! Eine traditionsbewusste, schwedische Death Metal-Band, die sich thematisch voll und ganz dem trashigen Horrorkino der 80er widmet, das passt doch wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Was Albumtitel und Cover versprechen, hält die Musik dann auch vollumfänglich. Dem Hörer knallen in 37 Minuten neun Hochgeschwindigkeitssalven voll in die Fresse, die Gitarren höllisch tief, das infernale Gegrunze von Sänger/Gitarrist Revolting Rogga noch tiefer und das alles in einem Sound, so fett wie das tiefe Grollen eines Donners. Abwechslung wird zwar nicht gerade gross geschrieben, dafür haben Revolting aber ihren Sound mit einer ordentlichen Portion Groove versehen, der den Songs noch mehr Schwere beifügt, gutes Beispiel hierfür ist der Track "Kinderfeeder" oder auch der Rauswerfer "The Hatchet Murders", bei dem sich Maschinengewehr-Drumming immer wieder mit tempomässig gemässigteren Parts abwechselt. Das Ganze noch abgeschmeckt mit einer klitzekleinen Prise Schwedentod, was die kurzen, melodiösen Gitarrenparts anbelangt, und schon ist das blutige Festmahl fertig. In "The Thing That C.H.U.D. Not Be (Inst)” wagt man sich hingegen sogar an ein Instrumental heran, versetzt mit original-Tonaufnahmen aus irgendwelchen Horrorfilmen. Da mir leider weder Booklet noch Labelinfo zur Verfügung stehen, sind mir keine weiteren Details dazu bekannt. Ich hätte zu gerne gewusst, welche Klassiker sie da verwurstet haben. Egal, Revolting spielen auf jeden Fall Death Metal, der auf seine morbide Art und Weise Spass macht, und das ist doch schon mal eine ganze Menge, oder? Abgerundet wird dieser kranke Totentanz durch ein geschmackvolles Cover, das sich sensible Gemüter lieber nicht vor dem Schlafengehen anschauen sollten. Pflichtkauf für Death-Metaller und Horrorfreaks.
Mirko B.  

Punkte: 7.1 von 10
EMERALD – Unleashed
Pure Steel Records/Non Stop Music
Die Freiburger Heavy-Metaller Emerald präsentieren uns ihr Album Nummer zwei der Ära um den neuen Sänger Thomas Winkler. Dieses klingt im Vergleich zum Vorgänger "Re-Forged" anders. US Metal-lastiger sei es, meint dazu der Begleitzettel der Plattenfirma. Ich selber habe keine Ahnung, wie man diese Art von Heavy Metal nennen sollte. Tatsache ist aber, dass mir der Vorgänger deutlich besser gefallen hat. Bei "Unleashed" plätschert mir das Songwriting so sehr vor sich hin, dass ich bereits nach dem dritten Lied das Album stoppe. Höre ich mir die Songs allerdings einzeln an, offenbaren sich tolle Songs, die richtig Eier haben. So zum Beispiel das leicht Maiden-lastige "Eye Of The Serpent", das galoppierende "Ancient Mystery" oder das schon fast progressive "Wrath Of God". Wer kraftvollen, einheimischen (True) Heavy Metal mag, der sollte unbedingt und endlich einmal Emerald anchecken. Hoffen wir, dass dieses Album seine Hörer finden wird. Denn schlecht ist definitiv anders.
Roger W.
  
Punkte: 7.0 von 10
PŸLON –The Harrowing Of Hell
Quam Libet Records
Das fünfte Album der Aargauer wirkt schon vor dem Hören ziemlich solide. Liedtitel mit religiösen Andeutungen, ein tolles Cover und alleine die Vorstellung, Black Sabbaths ‚Paranoid’ in langsamerem Tempo zu hören versprechen bereits Spass. Und der Weg zu eben diesem Song ist sechs Lieder lang. Angefangen vom Opener ‚Gehtsemani‘ walzen sich Riff um Riff aus den Boxen, unaufhaltbar und unausweichlich. Bei ‚Psalm 139a‘ setzt schliesslich der hypnotische Sog ein, welcher den Kopf kaum ruhig bleiben lässt. Gepaart mit der eigenständigen Stimme, warmem Sound und den liebevollen, kleinen Details wird daraus ein richtig guter Track. Bei ‚Stream of Forgetfullness‘ leiht der Sänger von Nomad Son seine Stimme, wie auch gewisse Soli auf die Rechnung von Reno (Gitarrist bei Sin Starlett), gehen. Der Sänger singt leider erst bei ‚Returnal Etern’ wieder und schöpft aus seinem ganzen Repertoire, das Leiden Jesus ist durchaus hörbar. Anleihen an Griftegard sind durchaus möglich, auch wenn die Schweizer in klassischeren Strukturen agieren. Bis zum Schluss hin ein gutes Album, eigenständig und heavy. Wer auf Geschwindigkeit steht wird hiermit wohl nicht glücklich. Eine charakterstarke, fette Scheibe, die man auch als Vinyl erwerben kann.
Tristan   

Punkte: 7.0 von 10
BAD POETRY BAND – The One Way Romance
High Roller Records/Musikvertrieb
Doch, hat was. Zuerst war ich ja der Versuchung erlegen, die Scheibe der Schweden als belanglos einzustufen und nicht weiter zu beachten – tja, und dann kam der zweite Hördurchlauf, und siehe da: Die Platte zündet doch ganz ordentlich! Mit einer relativ räudigen Mischung aus Rock, Punk und einem Schuss Sleazy/Pop-Appeal kommen die Songs, nachdem man sich auf sie eingestellt hat, rockig-flockig aus den Boxen gedonnert. Vielleicht wird nicht ganz die Sleazy-Klasse anderer Bands erreicht, aber ich glaube, das war auch nie beabsichtigt. Die Songs bieten einen guten Background, um sich nachdenklich in der Bar seines Vertrauens ein paar Bierchen zu kippen und sich Gedanken über die raueren Seiten des Lebens zu machen, ohne jedoch die positiven Aspekte gänzlich aus den Augen zu verlieren. Klar, die Produktion ist schon ziemlich glatt und auf Perfektion getrimmt, doch dies kann in Anbetracht der Gesamtleistung als verschmerzbar betrachtet werden. Wer eingängige Rocksongs mit einer Prise Punk und Sleazy sucht, der liegt mit der Bad Poetry Band verdammt richtig. Gute, solide Scheibe, die noch Luft nach oben offen lässt.
Toby S.   

Punkte: 7.0 von 10
UNDERCROFT - Ruins Of Gomorrah
Season of Mist/Irascible
Liebhabern ruppiger Töne aus Südamerika können wir diesen Monat die neueste Scheibe der chilenischen Death/Black-Thrasher Undercroft anbieten. Das wüste Trio um Sänger/Bassist Alvaro Lillo, der sich nebenbei noch als Live-Bassist von Watain verdingt, macht offensichtlich weder Kompromisse noch Gefangene. Wer nun allerdings eine Lärmorgie in Schuhkarton-Soundqualität erwartet, liegt falsch. Die Produktion ist zwar roh, aber gleichzeitig sehr druckvoll, dynamisch und verdammt basslastig, und den häufigen Blastattacken folgen nicht selten Mid Tempo-Parts, doomige Einsprengsel und im Titeltrack sogar verhältnismässig sanfte akustische Klänge. Ein weiterer interessanter Aspekt im Sound von Undercroft sind die rhythmischen Variationen, welche ihre lateinamerikanischen Wurzeln verraten, am besten hörbar im spanisch vorgetragenen Opener "El Triunfo De La Muerte". Ist zwar seit Sepultura nichts Neues, hat aber dennoch immer wieder seinen ganz eigenen Charme. All diesem verdanken die einzelnen Songs eine einzigartige, düstere Atmosphäre, die schwer in Worte zu fassen ist. Undercroft gelingt eben jenes Kunststück, das vielen anderen ähnlich veranlagten Bands verwehrt bleibt. Durch den bewussten Verzicht auf konstantes Hochgeschwindigkeitsgeknüppel und dem dezenten Einflechten "genrefremder" Elemente gewinnen die einzelnen Tracks ein hohes Mass an Wiedererkennungswert. Es ist diese perfekte Ausgewogenheit zwischen Blast und Groove, Black und Doom, Stakkato-Riff und Hookline, welche dem Sound von Undercroft eine einzigartige und düstere Note verleihen. Nummern wie "Black Magic Witches", "Dead Human Flesh", das rasende "Legions Of Beelzebub" oder die doomige Dampfwalze "Ruins Of Gomorrah" sind pechschwarze Abrissbirnen, die in Sachen Intensität und Heavyness wirklich ihresgleichen suchen. Und da man auch als Schwarzheimer mal jung war und nicht ausschliesslich mit Celtic Frost, Venom, Possessed, Deicide & Co. aufgewachsen ist, hat das Trio noch das Twisted Sister-Cover "The Beast" auf die Scheibe gepackt, allemal eine nette Geste. Kranke Mucke für kranke Menschen, aber irgendwie total geil!
Mirko B.  

Punkte: 7.0 von 10
DUBLIN DEATH PATROL - Death Sentence
Mascot Records/Musikvertrieb
Bei dieser Band handelt es sich um ein Nebenprojekt von Chuck Billy (Testament) und Steve Souza (Testament und Exodus), welches 2006 ins Leben gerufen wurde. Ein Jahr später veröffentlichte man das erste Album "DDP 4 Life" und erntete auch gleich gute Kritiken. Kein Wunder, wenn zwei solch erfahrene und gute Musiker zusammen etwas auf die Beine stellen. Die Musik von Dublin Death Patrol ist (klar, was sonst?) eine Mischung von Testament und Exodus, jedoch mit individuellen Klangspuren, die den Songs die richtige Portion Eigenständigkeit verleihen. Zugegeben, bei Thrash Metal kann es durchaus vorkommen, dass die Musik zwischendurch mal ein wenig eingefahren klingt. Diese zwei erfahrenen Herren haben es jedoch geschafft, den Sound der Jahrzehnte miteinander zu vereinen, und so fühlt man sich bei Durchhören mal in den 80ern, mal in den 90ern und mal direkt hier und heute. Wirklich ein schmuckes Album, an welchem der Kenner viel Freude haben wird.
Maiya R.B.
  
Punkte: 7.0 von 10
ALTAR OF OBLIVION - Grand Gesture Of Defiance
Shadow Kingdom Records
Für meine bescheidene Wahrnehmung in dieser Stilecke ging Doom Metal stets mit einer Band einher, und die hiess Candlemass. Mittlerweile sind schon wieder unglaubliche zehn Jahre vergangen, seit die Schweden ihre vielumjubelte Reunion-Tour absolvierten. Eine andere vergleichbare Truppe sind Doomsword aus Italien, die letztes Jahr noch eine neue Scheibe raus brachten, die aber kaum beachtet wurde. Seit nun Rob Lowe in diesem Frühsommer Candlemass verlassen musste, hat die Doom-Szene etwas an öffentlicher Aufmerksamkeit eingebüsst. Dass sich nun mit Altar Of Oblivion eine Epic Doom Metal Band anschickt, dagegen etwas zu unternehmen, ist sicher nicht falsch. 2005 gegründet, haben die Dänen nach dem Demo von 2007 ein full lenght Debüt («Sinews Of Anguish», 2009) und vor der aktuellen zweiten Langrille «Grand Gesture Of Defiance» noch die «Salvation»-EP mit fünf anderen Songs veröffentlicht. Mir war diese Band bisher unbekannt und so gehe ich unbelastet an das neue Material heran. Als Erstes fällt gleich mal auf, dass hier gerade mal 35 Minütchen im Angebot stehen, was eigentlich nur im Wissen um die EP akzeptabel ist. Ein erster Durchlauf der sechs Songs zeigt auf, dass die Mucke insgesamt mehr Epic als Doom ist, gleichzeitig sorgen einige ruhige Parts dafür, dass der Kontrast vom Opener «Where Darkness Is Light», der noch deutlich in die Candlemass Ecke geht, hin zu «Final Perfection» am Schluss nicht grösser sein könnte. Dazwischen befinden sich verschiedene Tempi und Gesangslinien, die zumeist recht melodiös in Szene gesetzt werden und zwischendurch durchaus auch was von Powerwolf und, wie bei «The Graveyard Of Broken Dreams», von Black Sabbath haben. Stilistisch ganz aus dem Rahmen fällt hingegen das kurze und akustisch geprägte Instrumental «The Smoke-Filled Room, das besser zu Héroes del Silencio passen würde. Dass Sänger Mik Mentor laut dem Infoblatt darüber hinaus ähnlich wie King Diamond klingen soll, höre ich allerdings gar nicht heraus. Musikalisch lassen sich hingegen Judas Priest bei «In The Shadow Of The Gallows» durchaus ausmachen, was einen letztlich fragen lässt, was das noch mit Doom Metal zu tun haben soll. Ich selber werde mit diesem Mix nicht wirklich warm, was Epic Metal Fans keinesfalls davon abhalten sollte, bei «Grand Gesture Of Defiance» mal unvoreingenommen rein zu hören.
Rockslave   

Punkte: 7.0 von 10
METALETY – Radio Apocalypse
Sound Guerilla
Das Debut-Album der Deutschen wurde als härtere Version von Rage gehandelt. Von diesem Einfluss ist der Zweitlling "Radio Apocalypse" nun meilenweit entfernt. Metalety wagen sich eher in Thrash/Death Metal-Gefilde vor und erinnern mich damit zeitweise an unsere Lieblings-Thrasher Gurd. Der Gesang ist aggressiv, das Schlagzeug treibend, der Bass wummert und die Gitarren knallen. Zeitweise zollt die Band sogar kurzfristig Hardcore-Bands ihren Tribut. So etwa bei "Evolution". Dies aber nur kurz, um danach mit viel Dynamik sogar akustische Spielereien einzubauen. Die Herren verstehen definitiv ihr Handwerk und scheinen auch keine Scheuklappen zu haben. Ein Stück wie "Unbreakable" erinnert zu Beginn sogar an klassischen Heavy Metal à la HammerFall. Bei "Deaf, Dumb’n’Blind" wird ein Kinderchor ausgepackt, und "Hang Em High" wird mit lustigen Cowboy-Blues-Ansätzen gespielt, nur um dann wieder das volle Brett zu fahren. Es ist das Stück, das definitiv das grösste Hitpotential hat. Ansätze von Ohrwürmern sind aber generell in den 12 Songs vorhanden. Der Spass, den die Band beim Komponieren und Einspielen hatte, ist deutlich zu hören. Wieso die Punktezahl dann trotzdem nicht höher ist? Ganz einfach: Es fehlt der letzte Kick, das letzte Fünklein von genialem Songwriting, welches aus anspruchsvollen Durchschnittssongs Hits für die Ewigkeit schafft. Die genannten positiven Ansätze sind denn auch nur bei genauem Hinhören bemerkbar und gehen im Soundgeplätscher sonst schlicht unter. Somit bleibt nach mehrfachem Hören ein komisches Gefühl. An einzelne Ideen kann man sich erinnern, aber die Lust auf eine Wiederhören bleibt aus. Dies soll die Band aber nicht davon abhalten, weiter an sich zu feilen. Denn weit weg vom gelobten Rockstar-Land sind die Deutschen definitiv nicht entfernt.
Roger W.   

Punkte: 7.0 von 10
OBSCENITY - Atrophied In Anguish
Apostasy Records
Auch dieses fünfblättrige Kleeblatt aus dem grossen Kanton im Norden gehört mit Gründungsjahr 1989 zu den Death Metal-Urgesteinen der europäischen Szene und präsentieren mit "Atrophied In Anguish" ein quasi runderneuertes Line Up. Gefrönt wird aber noch immer dem guten, alten, amerikanischen Todesblei (Sektion Florida), und auch wenn sich mittlerweile melodischere Elemente und eine gewisse Eingängigkeit eingeschlichen haben, agieren die fünf Mannen nach wie vor mit kompromissloser Härte, gut verzahnten Songstrukturen, feschen Soli, typischen Ami-Growls/Screams und das Ganze verpackt in ein druckvolles Soundgewand. Das vertonte Material ist hörbar durchdacht und liefert 37 Minuten wohl geformtes Todesblei voll mit den musikalischen Irrungen und Wirrungen, die diesem Genre so eigen sind. "Atrophied In Anguish" ist ein stabiles, solides Brett geworden, auch wenn es mir persönlich jetzt nicht gerade dauerhaft den Arsch bis zu den Schulterblättern aufreisst. Fans der Band und Anhänger der erwähnten Musikrichtung sollten jedoch unbedingt ein Ohr riskieren. Reinhören ist angesagt.
Hardy  

Punkte: 7.0 von 10
BLIND STARE - The Dividing Line
Inverse Records
Als Melodic/Death mit progressiver Schlagseite und Hammond-Orgeln wird diese Scheiblette angepriesen. Kann das gut gehen? Es kann. Die finnischen Blind Stare überzeugen an und für sich schon. Ganz viel Abwechslung wird geboten. Von Gegrunze über etwas Keifen bis hin zu clean-Gesang wird alles dargebracht. Die Songs variieren auch ständig. Auch der Einsatz von Pianoklängen/Orgeln und bombastischem Symphonic-Einsatz macht "The Dividing Line" zuerst einmal sehr verwirrend, aber auch durchwegs interessant. Nach mehrmaligen Anhören kommt man mehr oder weniger dahinter. Besonders hervorheben kann ich Songs wie das wunderbare "Blessing Of Freya" oder das im Tempo eher gedämpfte "Redemption". Grundsätzlich haben Blind Stare vieles richtig gemacht. Letztenendes bleibt doch nicht all zu viel hängen. Vieleicht beim nächsten Mal.
Roxx  

Punkte: 6.9 von 10
TANTARA - Based On Evil
Indie Recordings/Irascible
Thrash-Bands, die dem charakteristischen Bay Area-Sound der 80er nacheifern, gibt es mittlerweile zuhauf, aber nur wenigen gelingt es wirklich, nicht im identitätslosen 08/15-Songmorast stecken zu bleiben. Die blutjunge Band aus Tønsberg, Norwegen, gehört eindeutig zu diesen wenigen. Unter den Fittichen von Grossmeister Flemming Rasmussen, der unter anderem Jahrhundertalben wie "Ride The Lightning" und "Master Of Puppets" seinen produktionstechnischen Stempel aufgedrückt hat, haben die vier Jungs ein Debutalbum eingetütet, das sich ordentlich gewaschen hat. Klingt der titelgebende Opener anfangs noch relativ vorherseh- und austauschbar, wird ab der zweiten Songhälfte dann aber klar, woher der Wind wirklich weht. Auch wenn sich die Band hörbar an Pionieren wie Exodus, Vio-Lence, Slayer, Anthrax oder Nuclear Assault orientiert, lautet das für Tantara wegweisende Referenzwerk zweifellos "Master Of Puppets" von Metallica, die man live auch immer wieder gerne covert. Die Songs sind lang, vielschichtig, mit vielen spannenden Instrumentalpassagen, typischen Stakkato-Riffs, rasendem Doublebass-Geboller einerseits und ruhigen, akustischen Passagen sowie sehr melodiösen Soli andererseits versetzt. Schwer zu glauben, dass eine so junge Truppe, die gerade mal seit drei Jahren besteht, in nur vier Wochen ein solches Album eingespielt hat. Auch wenn die Parallelen zu den "Biggest of the big four" (wenigstens im wirtschaftlichen Sinn) immer wieder durchschimmern, besitzen Tantara genug Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert, um vor der durchaus kritischen Thrash-Gemeinde bestehen zu können. Das liegt nicht nur am wirklich gekonnten Songwriting, sondern auch daran, dass Gitarrist/Sänger Fredrik Bjerkø zu keiner Sekunde versucht, auch nur ansatzweise wie James Hetfield zu klingen, auch wenn mir sein hysterischer Kreischgesang mit der Zeit etwas aus den Ohren hängt. Ein beeindruckendes Debut von einer sehr jungen Band, von der wir hoffentlich noch viel hören werden.
Mirko B.  

Punkte: 6.9 von 10
EKTOMORF – Black Flag
AFM Records/Musikvertrieb
Brachial groovende Zigeuner-Wut zum Achten! Seit über einem Jahrzehnt sind Ektomorf nun schon ein Begriff in der internationalen Metal-Szene, und seit ihrem Debut "Kalyi Jag" aus dem Jahr 2000 hat sich die Rezeptur ihres Sounds kaum gewandelt. In den Keller gestimmte Gitarren treffen auf Buschtrommel-Rhythmen, darüber kotzt sich (auch textlich gesehen) der mordsmässig angepisste Kopf der Band, Zoltán Farkas, seinen Unmut von der Seele. So auch auf "Black Flag", Studio-Output Nr. 8 der Ungaren. Gut, schon beim Opener "War Is My Way" und dann in fast jedem der 14 neuen Songs kommt Zoltis cleane Stimme zum Einsatz, wenn auch nur für ein, zwei Zeilen. Damit hat es sich aber auch schon mit den Erneuerungen. Immer noch ist er allgegenwärtig, der aufmüpfige Tribal-Metal von Soulfly, da ändern auch versuchte und nicht wirklich funktionierende Ami-Metal-Refrains wie in "Private Hell" und "Sick Love" oder räudige HC-Attacken wie in "Fuck Your God" und "Kill It", dem besten Song der Scheibe, nichts. Unappetitlich macht das "Black Flag" zwar nicht, doch erinnert man sich an die ungarischen Folklore-Klänge, wie sie vor allem beim grandiosen "Outcast" (2006) stärker forciert, danach aber wieder fallen gelassen wurden, dann stellt man etwas enttäuscht fest, dass Ektomorf den Moment wohl leider verpasst haben, an welchem sie zu einer wirklich grossen Band hätten werden können. Seinem Ärger Dampf machen, seine Nackenwirbel strapazieren und einen lautes "Fuck you!" schreien, das funktioniert auch zu "Black Flag" aber immer noch hervorragend, auch wenn man die Songs danach schon bald wieder vergessen hat.
Kissi  

Punkte: 6.9 von 10
MASSACRE - Condemned To The Shadows (2-Track 7")
Century Media
Ganze sechzehn Jahre nach dem letzten Album "Promise” melden sich die legendären Massacre aus Tampa, Florida, zurück! Zwar ist Original-Frontgrunzer Kam Lee nicht mehr mit von der Partie, und mit Mike Mazzonetto sitzt auch ein neuer Stöckeschwinger auf dem Drumhocker, aber der groovige, stumpfe Death Metal dieser Florida-Legende funktioniert auch mit Edwin Webb am Mikro hervorragend, zumal die Urgesteine Rick Rozz an der Gitarre und Terry Butler am Bass wieder zum aktuellen Line Up gehören. Diese zwei Songs umfassende Vinylsingle bietet mit "Succumb To Rapture" und dem nach dem legendären 1991er Debut benannten "Back From Beyond" genau das, was man von Massacre erwartet: Death Metal, der weniger auf Technik und dafür umso mehr auf Brutalität und Groove setzt. Wer dem PVC-Fetisch restlos erlegen ist, schafft sich diese 7" nicht in der regulären schwarzen Version an, sondern versucht an eines der jeweils auf 200 Stück limitierten gelben oder transparenten Exemplare zu kommen, exklusiv erhältlich auf www.cmdistro.com. Pflichtkauf für Death Metal-Puristen.
Mirko B.  

Punkte:
keine Wertung
SHADOWS FALL - Fire From The Sky
Spinefarm Records/Universal
Oje! Metalcore ist bei mir ein zweischneidiges Schwert, wie ich auch gleich wieder beim neuen Werk der Bostoner Shadows Fall merke. Geht das Ganze rein instrumental noch absolut in Ordnung, zumal die Protagonisten technisch über jeden Zweifel erhaben sind, geht mir das stimmlich umgesetzte Wechselbad der Gefühle spätestens ab dem dritten Song nur noch mächtig auf den Sack. Death Metal-Grunts, Hardcore-Shouts und dann weinerliche, cleane Gesangspassagen, nein, damit werde ich mich definitiv nie anfreunden, und auf "Fire From The Sky" folgt praktisch jeder Track diesem altbewährten Schema. Aber das wär’s dann glücklicherweise schon grösstenteils mit den Metalcore-Fragmenten, denn inzwischen wandeln Shadows Fall glücklicherweise schon fast auf reinen Thrash Metal- beziehungsweise Melodic/Death-Pfaden. Instrumentale Metalcore-Elemente sind bestenfalls noch marginal wahrzunehmen, und das ist gut so, kann ich mich dank dessen doch wenigstens teilweise mit diesem Output anfreunden. Dass man sich mal an Metallicas besten Zeiten erfreut hat, so wie es der Opener "The Unknown" offenbart, und sich im Titeltrack gar an unheimlich doomige Candlemass-Erinnerungsriffs heranwagt, belohne ich sogar noch spontan mit einem halben Extrapunkt. Noch mehr Schwarten dieser Härteklasse, und ich könnte mich künftig mit dieser Band sogar richtig anfreunden. Aber so weit sind wir mit "Fire From The Sky" noch nicht. Die restlichen Songs sind bewährte Shadows Fall-Kost, welche sämtliche Nu Metal-Kiddies in Verzückung versetzen wird, mich aber trotz aller musikalischen Güte der Extraklasse nicht so richtig mitzureissen vermag. "Fire From The Sky" ist in den USA und in Teilen Europas übrigens bereits im Mai erschienen. Warum die Scheibe weite Teile Europas erst jetzt erreicht, entzieht sich leider meiner Kenntnis, aber dafür kommt sie mit zwei Bonustracks, "Eternal Life" und "A Death Worth Dying" sowie mit Liveversionen von "Failure Of The Devout" und "The Light That Blinds" daher.
Mirko B.   

Punkte: 6.7 von 10
GRAVE - Endless Procession Of Souls
Century Media/EMI
Grave waren nie so richtig meine Baustelle. Nicht, dass ich sie Scheisse finde, aber ihre Auffassung von Death Metal lässt sich mit meinen persönlichen Vorstellungen einfach nicht verknüpfen. Und auch anno 2012 ändert sich an diesem Umstand nichts, denn nach wie vor schwelgen die schwedischen Urgesteine (gegründet 1986!) im altehrwürdigen "Sunlight"-Sound und schrammelgrooven sich durch knappe 45min coolen old school Schwedentod. Ich kenne momentan keine andere Band, die den schwedischen Death Metal-Geist der frühen 90er Jahre noch immer so authentisch verkörpert wie die Truppe um Mastermind Ola Lindgren. Studiotechnische Virtualisierungen sucht man hier ebenso vergebens wie Blastbeats, Gitarrenschreddereien oder Oden an Feministinnen, denn hier regieren Groove, Doublebass und die charakteristische, flirrende Verzerrung. Echt wirksamer Stoff und das Quartett ist mir ehrlich sympathisch, aber zu mehr als wohlwollendem Nebenbeihören reicht's bei mir leider (knapp) immer noch nicht. "Endless Procession Of Souls" soll aber nichts desto Trotz zusammen mit einem maskulinen Sixpack für alle Liebhaber der alten Mid Tempo-Schule empfohlen sein. Reinhören!
Hardy    

Punkte: 6.5 von 10
PROTOTYPE – Catalyst
Nightmare Records
Was haben die amerikanischen Thrash-Metaller Prototype mit den englischen Ultra-Speed-Metallern Dragonforce gemein? Beide konnten mal einen Song beim Plastik-Gitarrenspiel Guitar Hero in der schwersten Stufe platzieren. Wieso die Band trotzdem fast niemand kennt, macht das neue Album "Catalyst" deutlich. Es rockt zwar ohne Ende, erreicht aber nie die Qualität der Metal-Götter, welche ebenfalls im Spiel vertreten sind. Zugegeben, das ist auch nicht leicht und Prototype machen ihre Sache wirklich ordentlich. Es bewirkt aber, dass sich die Amerikaner (nur) als Anwärter für die CD-Ecke der "Liebhabereien" empfehlen. Denn Hits für die Ewigkeit sehen definitiv anders aus, auch wenn durchaus Ansätze vorhanden sind. So braten die Gitarren ordentlich, die Stimme ist einigermassen eigenständig und die Riffattacken werden auch mal kurz unterbrochen. Wer also einen netten Abend mit galoppierender Musik verbringen will, ist hier herzlich eingeladen. Am ehesten mag mich noch das mit einem starken Refrain und kurzzeitigem Gekeife ausgestatteten "Into Oblivion" begeistern. Somit bleibt ein gutes, wenn auch kein überragendes Heavy Metal-Album, welches wohl in der Masse ähnlicher Veröffentlichungen bald untergehen wird.
Roger W.   

Punkte: 6.5 von 10
ANVIL – Still Going Strong (2002) & Back To Basics (2004) (Re-Release)
Steamhammer/SPV
Über Sinn und Unsinn dieser Wiederveröffentlichung darf man sich ruhig streiten. Denn einerseits ist es löblich, dass Anvil nun tatsächlich ihren gesamten Backkatolog neu aufgelegt haben, anderseits reichen heute ein paar Liner-Notes und die erstmalige Veröffentlichung als LP nicht mehr, um wirklich was reissen zu können. Denn auf Bonusmaterial bei den Re-Releases von "Still Going Strong" und "Back To Basics" mit zwei Ausnahmen verzichtet. Dafür gibt’s die beiden Alben nun gemeinsam zum Budget-Preis. Da ist bei aller Kritik doch einiges fürs kleine Geld zu haben. Die Songs sind ordentlich aufgenommen und überraschen mit einer Qualität, die ich, müde durch die eher schwachen Vorgänger, so nicht erwartet hätte. Gerade "Still Going Strong" hat seine grossen Sternstunde wie z.B. bei "Holy Wood" oder dem rock’n’rolligen "Don’t Ask Me". Aber auch "Back To Basics" mag zeitweise überzeugen. Insgesamt verdeutlichen die beiden Alben aber auch, wieso die Popularität der Band damals auf Kultstatus gesunken war: Die Songs waren insgesamt zu schwach. Hört man nur ein Lied, denkt man sich "cooler Sound". Hört man die Alben als Ganzes, erinnert man sich zum Schluss an keinen einzigen Song mehr und verspürt auch nicht die Lust, die Repeat-Taste zu drücken. Dieser Sachverhalt änderte sich erst zwei Alben später wieder. Für neue Anvil-Fans können "Still Going Strong" und "Back To Basics" aber durchaus spannend sein.
Roger W. 
  
Punkte: keine Wertung
KORN - Live At The Hollywood Palladium
AFM Records/Musikvertrieb
An Korns letztem Album "The Path of Totality" schieden und scheiden sich bekanntlich die Geister. Der Metal/Crossover/Dubstep-Bastard hat nicht jedem zugesagt, dennoch war es eine Pionierleistung, das aufstrebende Dubstep mit den aufgestrebten Korn zu verbinden. Wem es gefallen hat, der will natürlich auch wissen, wie sich das ganze live anhört, und da Korn nicht jedes Wochendende um die Ecke spielen, haben sich die Herren rund um Jonathan Davis im altehrwürdigen Hollywood Palladium eingenistet, um uns das Konzert aufgenommen und aufgepeppt in unseren Heimzimmern aufleben zu lassen. Und Korn haben sich keine Kosten und Mühen gescheut, um Dubstep- und Elektronik-Ikonen wie Skrillex, Excision, Datsik Downlink, Kill The Noise und 12th Planet mit auf die Bühne zu holen. Wer jedoch denkt, nun einfach das letzte Album in Liveversion in den Händen zu halten, der irrt, denn ab dem zweiten Teil des 16 Stück starken Albums sind sämtliche Referenz Hits wie z.B "Got The Life", "Freak On A Leash", "Another Brick In The Wall" oder "Blind" enthalten. Korn und das Publikum waren an diesem Abend merklich in Form, das Konzert trieft vor Spielfreude. Leider kommt das weder auf meinen überteuerten Kopfhörern noch auf meiner noch überteuerterten Heimanlage richtig fett rüber. Es fehlt einfach an Wuchtigkeit, konnten Korn doch vor allem immer durch ihre puristische Wucht glänzen. Schade.
Steve Butcher   

Punkte:
keine Wertung
LIV KRISTINE – Libertine
Napalm Records/Universal
Liv Kristine kann mittlerweile schon auf einige Charterfolge zurückblicken: Angefangen hat ihre Erfolgsstory mit der Genre-beeinflussenden Gothic Metal-Band Theatre Of Tragedy und gipfelte dann in der erfolgreichen Symphonic Metal-Band Leave's Eyes – nun wandelt sie auf durchaus poppigen Solopfaden. Also eigentlich eine allmähliche Abwanderung in den Mainstream. Bereits 1997 gab es ein erstes Soloprojekt namens Deus Ex Machina, in dem Liv Kristine sich klar vom düsteren Sound ihrer Band Theatre Of Tragedy abgrenzte. Das neue mittlerweile 4. Soloalbum “Libertine“ ist nun noch weiter in die kommerziellen Gefilde des Pop Rock eingestiegen, wobei der rockige Teil für meinen Geschmack etwas zu kurz kommt. Einzig das Duett mit Bohlen-Protegée Tobias Regner bietet etwas härtere Klänge und der Gegensatz aus Liv Kristines Sopran und Regners rauher Stimme passt sehr gut. Auch der Titelsong “Libertine“ kommt etwas mehr heraus, und mit dem Ohrwurm “Paris Paris“ liefert die Sängerin einen potenziellen Charthit. Die Norwegerin zeigt sich extrem vielfältig und hat keine Angst, Genregrenzen zu überschreiten. Fazit: Wer keinen Gothic Metal, sondern ein ruhiges Pop-Opus erwartet, der dürfte an dem Album seine Freude haben. Theatre Of Tragedy-Fans können sich das Geld aber getrost sparen. Als eingefleischter Metalhead falle ich in die 2. Kategorie und kann dem Album leider keine hohe Wertung geben.
Patricia   

Punkte: 6.0 von 10
SVÖLK – Nights Under The Round Table
Napalm Records/Universal
So klingt also Bear Metal. Beim Begutachten der Bandfotos habe ich anfänglich mehr an Western gedacht, aber natürlich passen Flanellhemden und Holzfäller auch in norwegische Wälder. Wie man merkt sind die zwei Vorgängeralben völlig an mir vorbei gezogen, aber Stoner Rock ist auch nicht meine gewohnte Sparte. Die Riffs haben ordentlich Gewicht, der Sänger versteht seinen Job ebenfalls. Die Stimme erinnert häufig an Mikko Salovaara von den Schweden Kiuas. Durchaus vorstellbar, dass bei einigen Bierchen die Nackenmuskeln im passenden Takt mit zucken, verglichen mit den zwei, drei Hammertracks von Red Fang fehlt es den Norwegern auf diesem Album allerdings an sofort erkennbaren Riffs. ‚Painbringer‘ geht zwar ins Ohr, aber mit sechs Minuten ist der Song einfach zu lange. Bei ‚Fallen‘ gilt das gleiche, es fehlt der überzeugende letzte Schliff. Unbestritten bleibt aber die rockige Attitüde, gemischt mit der unbändigen Lust, gleich einen Truck zu entführen und durch die bewaldete Pampa zu fahren. Wer sich davon überzeugen will soll sich doch den Videoclip dazu auf YouTube geben und selber entscheiden.
Tristan   

Punkte: 6.0 von 10
WINTERFYLLETH – The Threnody of Triumph
Candlelight Records/Irascible
Da ich die Jungs im Sommer 2011 am Metalcamp bestaunen durfte, war ich doch ein wenig gespannt, was sie denn in der Zwischenzeit so gemacht haben. Zugegebenermassen vor allem darum, weil sie mich live überhaupt nicht überzeugt haben. Das neuste Album beginnt gleich mit schnellem Schalgzeuggewitter und dazu passender Gitarrenarbeit, während der Gesang mit so viel Echo belegt ist, dass man meinen könnte der Herr schreie in einer alten Lagerhalle. Durch das eher dumpfe Aufnahme und die Vocals klingen die Songs nicht nach typischem Pagan Black Metal. Allerdings bleibt kein Song hängen und alle enden schlussendlich mit der selben Geschwindigkeit und austauschbaren Riffs (‚ A Soul Unbound‘ besteht aus einem einzigen Riff, und das volle acht Minuten lang). Die Lieder wirken langezogen, durch den Delay nervt der Gesang spätestens nach dem dritten Durchlauf. Die beiden melodiösen Interludien und eigestreuten Männerchöre machen dabei den Braten auch nicht mehr fett. Die Songs wirken auf Platte einiges wuchtiger, durchdachter und tighter als ich sie live in Erinnerung habe, aber eine wirkliche Offenbarung ist das Album nicht. Die Gratwanderung zwischen Melodien und schnellem Black Metal funktioniert hier leider nur bedingt, für meinen Geschmack fehlt es an beidem.
Tristan   

Punkte: 5.6 von 10
SPHERIC UNIVERSE EXPERIENCE – The New Eve
Nightmare Records
Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr einem Musik am Ohr vorbei rauschen kann, auch wenn die Qualität der Kompositionen klar erkennbar ist. So geschehen ist das nach zweiwöchiger Dauerbeschallung mit der neuen Spheric Universe Experience-Scheibe. Die Band macht dabei eigentlich alles richtig: Sie setzt auf grosse Melodien, kreatives Songwriting und Abwechslung. Der Musikstil könnte mehr oder weniger als progressiver Power Metal bezeichnet werden, driftet aber teilweise für kurze Zeit in die Industrial-Richtung ab und mixt auch mal Death Metal-Elemente hinein. Die zückersüsse, epische Ballade "Angel" setzt auf Herzschmerz, während das Abschliessende "My Heart On The Cross" dramatische Scorpions zitiert. Die musikalischen Nähe zu den deutschen Stacheltierchen wirkt durch Frank Garcia's Stimme generell allgegenwärtig, da diese jener von Klaus Meine ähnelt. Garcia geht aber in der Regel noch einen Kick härter zu Werk. Man könnte jetzt spekulieren, ob die Schwäche des Album in den eher (zu) langen Liedern liegt oder ob es einfach bei der Stimme nicht richtig Klick macht. Fakt bleibt, dass "The New Eve" zwar heiss, aber nichts Besonderes ist. Das Fazit bleibt darum gespalten: Objektiv gesehen ein tolles Album, subjektiv gesehen ein ermüdendes und langweiliges Scheibchen ohne Bedeutung.
Roger W.   

Punkte: 5.5 von 10
WITHIN DESTRUCTION - From The Depths
Noisehead Records
Die Slowenen Within Destruction spielen Melodic/Deathcore mit mehr Death als Melodic. Das kommt beim ersten Hören sehr gut an, denn die Einzeltöne auf der 2. und 3. Saite hat man bisweilen genug gehört. Auch die gelegentlichen Einspieler wie Speeches oder Klavier kommen sehr durchdacht daher. Doch leider fehlt es auf weiter Strecke and Originalität, zu viele Riff- und Taktfolgen hat man schon von zig anderen Bands gehört, und leider ist auch das Drumming ein wenig fade. Dennoch sind einzelne Songs wie etwa das an (ALTE!) In Flames erinnernde "Cariomyopahty" oder das sehr melodische "As I Drown" aber auch "The Price Of Hersey" sehr eingängig und laden zum mehrmaligen Hören ein. Im Kontext gehen diese Songs leider unter dem Sperrmüll unter.
Steve Butcher   

Punkte: 5.5 von 10
MUNRUTHEL – Epoch of Aquarius (Re-Release)
Svarga Music
Im allgemeinen Retro-Boom wird einiges als „Urgestein“ abgestempelt und neu abgemischt oder auf Vinyl gepresst erneut auf den Markt geschmissen. Das Einmanprojekt um den gleichnamigen Ukrainer ist zwar seit 1997 in seiner Heimat unterwegs, das hier vorliegende Album ist allerdings erst sechs Jahre alt. Als Vorreiter des Genres kann man den Herren also wahrlich nicht bezeichnen. Wobei das Genre als angeschwärztes Pagan Metal eingestuft werden kann. Dabei werden weder folkige Instrumente eingesetzt noch in schlechtem Englisch Odin oder Thor gehuldigt, sondern in der Muttersprache die slavische Mythologie erzählt. Soviel interpretiere ich zumindest an Hand der englischen Liedtitel und der epischen Spielweise. Vergleiche mit deutschen Heldenbands ziehen sich dabei nicht, die Gitarren klingen einiges erdiger und dunkler. Zudem spielt das Keyboard selten eintönige Begleitakkorde um die Ideenlosigkeit der Riffs aufzufüllen, sondern eigenständige Melodien. Hinzu kommt eine abwechslungsreiche und ausdrucksstarke Stimme, was sich auch bei den Coverversionen von ‚Tomhet‘ und ‚Black Sun‘ (Originale von Burzum respektive Dead can Dance) zeigt. Alles in allem besser als viele der Möchtegern-Heiden, aber kein Kaufzwang.
Tristan   

Punkte:
keine Wertung
MICHAEL GRAVES – Illusions Live (2 CDs)
Screaming Crew Records/Metalville
Michael Emanuel, bekannt unter seinem Künstlernamen Michale Graves, ist ein Singer/Songwriter, der als Frontmann der Misfits von 1995 bis 1998 und erneut von Ende 1998 bis 2000 bekannt wurde. Auch solo hat er das eine oder andere Album bereits veröffentlicht. Anfänglich noch aufgrund seiner konservativen politischen Ansichten kritisiert, hat er mittlerweile einen liberalen Standpunkt eingenommen. Auf seiner Tournee durch die USA entstand dieses Akustik-Live-Album. Der zweite Teil der CD enthält Demo-Aufnahmen, die in Rumänien am Set des Films "Perkins 14" entstanden sind, in dem Graves die Hauptrolle spielt. Zwischen den Live-Aufnahmen und den ebenfalls akustischen Demo-Songs besteht kaum ein Bruch, und dementsprechend fliessen die Songs geschmeidig ineinander überein. Der Sänger arbeitet aktuell an einem neuen Studio-Album. Dieses wird voraussichtlich im Winter 2012/2013 bei Screaming Crow Records erscheinen.
Liane P.  

Punkte: keine Wertung
GALLOWS – Gallows
PIAS Records/Musikvertrieb
Ohalätz, jetzt knallt’s aber! Gallows bieten auf ihrem dritten Album eine hektische Mischung aus Punk, Hardcore und melodischen Einsprengseln, welche auch in Richtung Stoner schielen – eigenwillig. Genauso wie ihr Sänger Wade MacNeil. Der gute Herr schreit und keift sich durch die Tracks, als wollte er dem Hörer all seine Frustration und seinen Hass auf einmal um die Ohren hauen. So bleibt einem nichts Anderes übrig, als verdutzt aus der Wäsche zu glotzen und sich zu fragen, was man denn falsch gemacht habe. Im Grunde genommen kann konstatiert werden, dass Gallows bodenständigen, dreckigen Punk mit Rock- und Stoner-Anleihen spielen, dazwischen immer wieder Breakdowns einbauen und sich durch die Songs relativ rabiat durchprügeln. Grosse Überraschungen gibt es nicht, hier und da kleinere Einsprengsel oder Anfänge von Songs, welche nicht gleich mit dem üblichen Geholze beginnen, aber sonst ist die Mucke ziemlich eintönig arrangiert. Wer einen Soundtrack begleitend zur Aggressionsbewältigungstherapie benötigt, liegt mit dieser Scheibe ziemlich richtig, alle anderen gehen weiter in den Wald und schreien unschuldige Eichhörnchen an.
Toby S.   

Punkte: 5.5 von 10
I SPIT ASHES - Inhaling Blackness, Reflecting Light
Massacre Records
/Musikvertrieb
Das selbsternannte "Metal 2.0"-Quintett aus Deutschland liefert nach zwei Jahren Supportshows für u.a Nearera, We Butter The Bread With Butter oder Farewell To Arms ihr Debut ab. Was man hier zu hören bekommt, ist bei den eben genannten Headliner ein leichtes herauszufinden. Modern Metal (-CORE) vom feinsten. Doch moment, laut Pressemitteilung nennt sich der Stil ja Metal 2.0. Nach mehrmaligem Rein- und (verdammt!) Durchhören ist es mir leider immer noch slayer- ähm schleierhaft, was denn die besagte entwicklung seit Metal(-core) 1.0 überhaupt ist. Hier kriegt man, und das darf man sagen, gut durchdachte Songs, zum Teil eingängige Melodien und eine sehr liebevolle Produktion zu hören. Ganz nervig ist leider der Sound des Synthies. Einzig beim Song "Crossing The Borderline", der übrigens der beste Song der Platte ist, sind die Synthies für mein Gehör am richtigen Platz und vor allem in der richtigen Tonalität. Laut Pressemitteilung "klingt die Band wie im wahren Leben manchmal hart und wütend, manchmal sanft und traurig." Tja, es ist wirklich wie im wahren Leben, manchmal frisch und gut, manchmal altbacken und grottenschlecht.
Steve Butcher   

Punkte: 5.1 von 10
KLAUS SCHUBERT – Desperados On The Run
Pure Rock Records/Non Stop Music
Warum aus Österreich relativ selten Hard Rock- und Heavy Metal-Bands in Erscheinung treten, ist nicht ganz klar. Klaus Schubert ist da eine erfreuliche Ausnahme, obwohl auch er kommerziell nie sonderlich erfolgreich war. Der Mann ist aber bereits seit den 70er Jahren als Gitarrist aktiv. Vor allem No Bros. und Schubert sind zwei Acts, die dem einen oder anderen unter uns schon begegnet sein dürften. Später tauchte sein Name auch bei der Titty Twister Band und den Klaus Schubert Rock Bunnies auf. Nun erscheint ein Soloalbum mit seinem Namen. Der Untertitel "Licks'n'Riffs And Melodies, Soundtracks & Other Earlights" und die Label-Erklärung "Für Fans, Sammler und Musikfreaks" relativieren den Sinn und Zweck der Scheibe. Die Tracks kommen praktisch komplett ohne Gesang aus. "Desperados On The Run" ist eine Sammlung von Songs, Songteilen und unfertigen Songideen. Integriert sind viele interessante Riffs und Melodien. Nur selten ist dabei aber ein Track mit Hand und Fuss entstanden. Teilweise klingt das Ganze auch wie ein Filmsoundtrack. So ein Album liesse sich mit Sicherheit einige zehntausend mal verkaufen, wäre es von Jimmy Page, Richie Blackmore oder Tony Iommy. Aber ob Klaus Schubert bekannt genug ist, um seine Scheibe in relevanten Stückzahlen abzusetzen, muss stark angezweifelt werden.
Chris C.  

Punkte: 5.0 von 10
THE STRANDED – Survivalism Boulevard
Coroner Records/Musikvertrieb
Mit melodischem Death Metal kenne ich mich nicht sonderlich gut aus. Trotzdem galten meine ersten Gedanken beim Debüt der Italiener sofort alten In Flames und Soilwork. Das heisst die Songs sind allesamt catchy, der Sänger variiert zwischen Growl, Screams und klarem Gesang, während die Gitarren im Göteborger Stil Gas geben. Einige nette Effekte darüber und fertig sind 10 radiotaugliche Lieder. Darin liegt einerseits der Vorteil, dass die Lieder nie überladen oder in die Länge gezogen wirken, anderseits aber auch der Nachteil, dass sie irgendwie zu wenig Metal für meinen Geschmack sind. Sie mögen live ziemlich abgehen, das kann man gutheissen. Allerdings wäre das Publikum wahrscheinlich sehr jung und könnte Skateboard fahren. Wer auf Metalcore steht sollte sich doch mal mit dem Opener auseinander setzen und selber entscheiden.
Tristan  

Punkte: 5.0 von 10
SOULICIT – Parking Lot Rockstar
Thermal Entertainment
Die Amis kredenzen uns hier einen süffigen Mix aus radiotauglichem Rock mit Chart-Garantie. Die Scheibe fängt eigentlich gut an, denn "Hell Yeah" ist ein echter Partyrocker, wie er im Buche steht. "Beauty Queen" und der Titeltrack schlagen in eine ähnliche Kerbe – tja, und dann folgt der Absturz. "Complicated" ist dermassen schnulzig, vorhersehbar und einfach nur langweilig, man hätte wirklich am besten darauf verzichtet. Nichts gegen Balladen im Rock-Bereich, aber selbst Creed oder Alter Bridge könnten nichts Schnulzigeres zustande bringen. Die nachfolgenden Tracks sind zwar wieder leicht rockiger, können aber an die Anfangsenergie nicht anknüpfen, einzig "Too Cold To Pray" lässt durchblicken, welches Potential in den Herren schlummert. Mehr Dreck, mehr Härte und mehr Mut zur Eigenständigkeit hätte "Parking Lot Rockstar" zu einer richtig geilen Rock-Scheibe machen können, so aber ist das nur ein halbgarer Mix. Wie lauwarmes Bier: Man kann es zwar trinken, es schmeckt aber nach nix und lässt nur erahnen, was man hätte haben oder in diesem Fall erreichen können.
Toby S.   

Punkte: 5.0 von 10
TRANCEMISSION – Naked flames
Pure Rock Records/Non Stop Music
Die Anfänge von Trancemission reichen ins Jahr 1982 zurück. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind 10 Alben erschienen, und das aktuelle Line Up besteht seit über 10 Jahren. Somit kann man sagen, die vier Herren aus Deutschland kennen sich und wissen, was sie wollen. Bekanntlich geht es aber darum, was wir als Hörer und Fans möchten. Im Fall von Trancemission ganz klar den guten alten und satten Heavy Rock mit Hang zu Melodic Metal. Der Sound vom neuesten Silberling bewegt sich dann auch mehrheitlich im 80er Jahre-Bereich. Dies kann ich zwar vom Opener "Naked Flames Pt.1" nicht behaupten. Er kommt sehr episch rüber und klingt so untypisch, dass man fast gewillt ist, wieder auszuschalten. Zum Glück gibt’s ja die Skip-Taste, und so kommen wir bei "Thorn Birds" endlich dahin, wo wir alle gerne hinmöchten. Leider ist auch dies eher magere und simple Kost. Sänger Lothar Antoni erinnert mich sehr an Udo Dirkschneider, jedoch äusserst weinerlich und mit wenig Inspiration. So gestaltet sich dann auch der weitere Verlauf des Albums. So überzeugt auch die Neuauflage "You" mit der Gastsängerin Lalena Katz nicht wirklich. Es klingt zwar schön und gut, aber zündet einfach überhaupt nicht. Handwerklich ist "Naked Flames" absolut ordentlich. Aber als Mann sagt man häufig: Es fehlen definitiv die Eier. Die besten Zeiten der Band liegen wohl doch schon länger zurück.
Timo K.  

Punkte: 5.0 von 10
SILENE – All Our Yesterdays
Secret Entertainment
Gothic Rock aus Finnland mit Einflüssen aus Punk, Pop und Klassik. So zumindest steht es auf der Homepage. Was ich höre, als ich die Platte erstmals einschiebe, ist ein eher uninspirierter Mix aus 80er Gothic/Wave-Anflügen und poppigen flachen Melodien. Den einzigen Punk, den ich hier heraushöre, ist die repetitive Spielweise, das leicht daneben wirkende Schlagzeug und die furchtbar schleppende Stimme der Sängerin Katinka. Hier hat sich beim Schreiben und Komponieren definitiv niemand ein Bein ausgerissen - stupide Lyrics und keinerlei musikalische Feinheiten. Das Debut der Finnen wird leider auch mit mehrmaligem Hören nicht besser. Im Gegenteil – die nuschelnde, schluchzende Sängerin wird immer nerviger. Das CD-Cover mit zwei unvorteilhaft fotografierten Frauen die sich freundschaftlich löffeln, macht das drohende Desaster komplett. Und gerade, als ich dachte, es kann nicht mehr schlimmer werden, kommt eine Clubdub-Version von “Silence“ als Bonus – ich kann mir das Lachen kaum Verkneifen, so stümperhaft kommt dieser Möchtegern-Dance-Mix daher. “All Our Yesterdays“ sollte man sich allerdings verkneifen.
Patricia  

Punkte: 3.0 von 10
DEVIL – Magister Mundi Xum / The Noble Savage (Compilation)
Soulseller Recods
Was rumpelt denn da in der Kiste? Schon "Time To Repent", das letztes Jahr veröffentlichte Debut der norwegischen Occult-Rocker Devil, verdiente in Sachen Aufnahmequalität die Prädikate "unverfälscht" und "roh". Hört man sich jedoch "Magister Mundi Xum / The Noble Savage" an, eine Compilation, bestehend aus den ersten EPs der Band, welche bisher nur auf Vinyl erhältlich waren, dann hat man wahrlich das Gefühl, mitten in einem muffigen Probekeller zu stehen. Könnte man die Produktion dabei noch als "underground" bzw. "kultig" abtun, ist es vor allem das musikalische (Nicht-) Können, welches das Hören dieser frühen Aufnahmen zu einer Tortur werden lässt. Songs wie "At The Blacksmith's", welches es letztlich auch aufs Album schaffte, oder "Spirit Of The Cult" nämlich besitzen durchaus frühen 70's-Vintage-Charme und erinnern entfernt an Black Widow ebenso wie an Pentagram, doch weder sind sie tight noch groovend, ja nicht einmal mit genügend Enthusiasmus vorgetragen. Hier schrummelt eine Gitarre am Takt vorbei, dort hinkt das Drumming dem Tempo hinterher und über allem nölt Fronter Joakim Trangsrud – bei aller Liebe zu verschrobenem Drogensound: Auf sowas hat die Szene wirklich nicht gewartet, geschweige denn der Rest der Welt.
Kissi  

Punkte: keine Wertung
THE CASUALTIES – Resistance
Season Of Mist/Irascible
Tjaha, da haben sich ein Paar Punks zusammengefunden, um ihrem Ärger über das (zugegebenermassen in gewissen Punkten eindeutig) ungerechte System Luft zu machen, und fabrizieren seit ca. 1990 Langeisen, EP’s und auch Live-Scherben. Nun, 2012 wird "Resistance" auf die Menschheit losgelassen, gemäss Promo-Infokäseblättchen geht es um den Widerstand gegen korrupte Bankensysteme, Polizei-Brutalität gegen friedliche Demonstrationen und die Verstaatlichung privaten Eigentums. So weit, so gut, möchte man meinen, denn dass nicht nur etwas schief läuft in unserer heutigen Zeit, das bestreitet wohl kaum jemand, der auch nur ein bisschen aus seinem eigenen Wohlfühlkarton herausschauen kann. Aber mal ganz ehrlich: Der lyrische Inhalt rennt eben genau deswegen offene Türen ein, ist also nichts Neues. Der Sound an sich klingt, wie es halt für Punk typisch ist, eher unkoordiniert und ohne wirkliche Pause – braucht man ja beim klischeebedingten Biersaufen während der Konzerte auch nicht. Was aber (meiner persönlichen Meinung nach) gar nicht geht, ist die ‚Stimme‘ des Sängers – der gute Herr schreit und kreischt sich extremst monoton durch die Tracks, als würde er genau eine einzige Tonlage kennen und die mittels eben erwähnten Stilmitteln zu variieren versuchen. Klappt nicht, und macht den Braten auch nicht mehr feiss, sprich das gesamte Paket ist dermassen 08/15, dass niemand, der über eine gewisse Intelligenz verfügt, diesen Sound auch wirklich kaufen wird (wenn er nicht gleich gedownloadet wird). Allerdings muss noch attestiert werden, dass gegen Ende der Platte, so circa die letzten 4 Tracks sind gemeint, eine sachte Variabilität im Grundkonstrukt der Musik zu erkennen ist. Aber vielleicht ist das ja auch der Sinn der Sache, dass bei solcher Art von Mucke nicht wirklich viel an Individualismus zu erkennen ist, und mir erschliesst sich dies einfach nicht – muss jeder für sich selbst entscheiden.
Toby S.   

Punkte: 2.5 von 10
COLD IN BERLIN – And Yet
Candelight Records/Irascible
Cold In Berlin klingen in etwa wie eine Studentenband, die sich aus ihrem kleinen Proberaum raus auf die Strasse gewagt hat und nun ihre Songs, alternativ, wie man nun mal ist, darbietet. ‚Alternativ‘ ist ein gutes Stichwort, denn was auf dem Longplayer zu hören ist, versucht krampfhaft, anders zu sein als alles andere auf diesem Planeten – was prinzipiell keine schlechte Idee ist, aber Cold In Berlin klingen einfach nach zu wenig. Da ist ein wenig Drumming im Hintergrund, da ganz wenig Gitarrensound, am ehesten zu vernehmen ist noch die Stimme der Sängerin, und auch diese ist recht gewöhnungsbedürftig. Alternativ halt. Zudem behandelt die Band offensichtlich ebenfalls okkulte Thematiken, wie es ja zur Zeit der ganz grosse Renner ist, um im Gespräch zu bleiben und sich Aufmerksamkeit zu sichern – hach ja, es wirkt alles einfach derb konstruiert, gekünstelt, irgendwie falsch. Es ist nicht leicht, das Hörerlebnis in passende Worte zu fassen, aber eines kann gesagt bleiben: Cold In Berlin haben keine eigentliche Substanz, und deshalb fällt die Bewertung auch derb in den Keller. Aber dort könnte es der Band ja gefallen.
Toby S.   
Punkte: 2.0 von 10
FORTID – Pagan Prophecies
Schwarzdorn Productions
Nachdem die Edda in den ersten drei Alben erfolgreich abgeschlossen wurde, hat sich Einar Thorberg, Mastermind hinter Fortid, nun in Norwegen niedergelassen. Thematisch ist damit schon fast alles gesagt: Sieben Tracks Black Metal mit typischem Inhalt. Ein paar eisige Riffs hier, dezentes Keyboard für den Bombast, keifende Stimme und Blastbeats. Zwischendurch mal ein Marschrhythmus (‚Spirit Of The North‘), damit die Lieder ein wenig Abwechslung kriegen, und gut ist. Wer sich für Viking Black Metal interessiert, hat bestimmt schon einige Platten, auf welche diese Beschreibung ebenfalls passt. Warum also eine mehr? Die Lieder sind okay, man hört es in einem Durchlauf an ohne dass gross was hängen bleibt. Selbst mehrmaliges Rotieren führt nicht zu einem überdurchschnittlichen Hörerlebnis. Nein im Gegenteil, jetzt kommt nämlich das, was ‚Pagan Prophecies‘ auszeichnet: ganze achzehn (ein Drittel der Spielzeit!) Donner und Regen als Abschluss ist schlicht eine Frechheit. Alles nur, um auf eine Spieldauer von einer Stunde zu kommen? Sechst mittelmässige Songs und dann dieser Mist, ich kann mir nicht vorstellen was das soll. Wer soll sich so etwas kaufen und anhören? Schade um die Mühe, aber da hätten sie lieber noch zwei Jahre mehr Zeit investiert und mehr Lieder auf die Scheibe gepresst als diese Abzocke zu veröffentlichen.
Tristan   
Punkte: 2.0 von 10
AT THE SKYLINE – The Secrets To Life
Roadrunner Records/Warner
Gebrüll gleich zu Beginn? Danach krude Übergänge in Richtung Linkin Park, Bullet For My Valentine oder auch Deftones? Das klingt nicht nur schräg, es ist auch ziemlich gewöhnungsbedürftig. Ok, Track 1 macht’s einem nicht leicht, mal sehen, was Track 2 zu bieten hat – ziemlich genau das gleiche wie sein Vorgänger. Viele Breaks, viel Geschrei und Geshoute, zwischendurch clean gesungene Parts mit Keyboard-Kleistereien – und so geht es durch die ganze Scheibe hindurch weiter. Die Songs hätten eigentlich gute Ansätze, aber die werden zackig in ein sehr eng gestecktes Kostum gezwängt, so dass praktisch nichts mehr davon nach aussen dringt. Sehr schade, aber es bleibt kaum etwas Positives über diese noch sehr junge Truppe zu sagen. Ausser vielleicht, dass noch sehr viel Luft nach oben ist und man durchaus was Interessantes auf die Beine stellen könnte, wenn man den ganzen Kleister aus dem Bandkonzept und ergo auch den Soundstrukturen entfernte. Wer Ohrenschützer findet, darf sie gerne an meine Mailadresse schicken.
Toby S.   
Punkte: 1.5 von 10
JUST LIKE VINYL – Black Mass
Superball Music
Einen recht kruden Mix aus Rock, einer Art von Progressive und leichten Anleihen von Hardcore, eventuell noch mit seichtem College-Punk Rock angereichert – klingt alles reichlich seltsam? Richtig, so hört sich "Black Mass" auch an. Tool oder A Perfect Circle treffen auf The Smashing Pumpkins, geben sich so richtig schön die Kante, gehen am nächsten Morgen verkatert ins Studio und nehmen diesen Wirrwarr auf. Da gibt’s echt nicht mehr zu sagen, wer extrem offen ist und musikalische Experimente jeglicher Couleur gutheisst, der ist mit Just Like Vinyl sehr gut bedient. Wer allerdings auch nur den Hauch eines roten Fadens innerhalb des Soundgefüges braucht, der möge sich nach einer Alternative umsehen. Vermutlich auch passend für Leute, die gerne Farbe beim Trocknen zusehen.
Toby S.   

Punkte: 1.5 von 10
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