CD-Reviews September 2013
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
CARCASS - Surgical Steel
Nuclear Blast/Warner

Nachdem ich schon nicht mehr daran geglaubt habe, werfen uns die kultigen Briten 17 Jahre nach der letzten regulären Veröffentlichung tatsächlich noch ein neues Album vor die Schnauze und verdammt, es ist GUT geworden!! Michael Ammott (Arch Enemy) ist zwar nicht mehr dabei, aber die gleichzeitig drückende wie auch beseelte Gitarrenarbeit von Mastermind Bill Steer lässt ihn zu keiner Sekunde vermissen. Von der eher aggressiven ersten Hälfte bis zum mehr riffbetonten und melodischen zweiten Part des Albums gibts Killerriffs und Hühnerhautsoli en masse, die Hitdichte ist hoch und die zweistimmigen Leads machen süchtig. Jeff Walker (quasi der Lemmy des Death Metal) dominiert mit seiner knurrigen, heiseren Stimme flächendeckend und macht mit seinen furztrockenen und eher unauffälligen aber wahnsinnig effektiven Bassspuren souverän den Sack zu. Ur-Trommler Ken Owen wird obendrauf wegen seiner schlaganfallbedingten Behinderung durch Daniel Wilding (Trigger The Bloodshed) vortrefflichst ersetzt und ist dazu sympathischerweise mit Gastgesang auf dem Album vertreten. Einzelne Songs zu benennen ist komplett überflüssig, da "Surgical Steel" in seiner Gesamtheit ein Killer vor dem Herrn geworden ist und von mir auch für die warme, dynamische Produktion und das absolut gelungene Cover nur Bestnoten bekommt. Carcass anno 2013 sind weder ein lauwarmer Abklatsch früherer Grosstaten noch launischer lass-uns-nochmal-etwas-Geld-verdienen-Altherrenclub, sondern stehen hellwach und mit scharf geschliffenem Chirurgenbesteck bereit ihr Erbe sowohl zu verteidigen als auch zu erweitern. Ich bin gleichzeitig erleichtert, entzückt und begeistert. Reinhören ist Befehl.
Hardy     
Punkte: 9.5 von 10
SINNER– Touch Of Sin 2
AFM Music/Musikvertrieb
Mat Sinner und seine gleichnamige Truppe schmeissen uns «Touch Of Sin 2» in den CD-Player. Was sich nach einer zweiten Version des 1985 veröffentlichten Klassikers anhört ist aber eigentlich eine «Best Of» mit neueingespielten Hits und drei neuen Liedern. Eigentlich wollte Mat seine Songs, beziehungsweise seine alten Scheiben, wiederveröffentlichen. Da sich aber die Masterbänder dazu nirgends mehr finden liessen, machte der Süddeutsche aus der Not eine Tugend und spielte mit seiner Hintermannschaft die Klassiker neu ein. Dabei erklingen die elf Lieder in einem neuen Soundgewand, werden mit neuen Soli garniert und bekommen einen anderen musikalischen Anstrich. Dies bekommt besonders «Knife In My Heart» und «Concrete Jungle» sehr gut! Die beiden Tracks litten damals unter dem sehr melodischen Sound von «Dangerous Charm» - ein Album, das grundsätzlich tolle Tracks beinhaltet, aber durch die sehr schwachbrüstige Produktion leider total unterging. Hits wie «Germany Rocks», «Comin’ Out Fighting» oder «Danger Zone» überzeugen auf «Touch Of Sin 2» durch die musikalische Neugestaltung und Tracks wie «Shout», «Lost In A Minute» oder «Bad Girl» erstrahlen in einem noch helleren Licht! Die drei neuen Lieder «Don’t Believe A Word» (kein Thin Lizzy-Cover, aber klingt wie eine Lizzy-Nummer), «Blood On The Sand» (ein möglicher neuer flotter Live-Hit) und «Heat Of The City» (fetter Headbanger) überzeugen ebenfalls auf ganzer Linie und so kann sich jeder bedenkenlos «Touch Of Sin 2» zulegen. Sei er nun Sinner-Freak seit der ersten Sekunde und bekommt mit diesem Album die legendären Klassiker in einem neuen Sound präsentiert, oder als Neufan, der vergeblich die alten Scheiben im Laden käuflich erwerben will. Der einzige Wermutstropfen ist, dass «Out Of Control» fehlt und der Einstieg mit «Born To Rock» total vergeigt wird. Diese Nummer kann man nicht besser spielen als im Original. Da wird hier eher am Legendenstatus gesägt...
Tinu

Punkte: 9.8 von 10
HAKEN – The Mountain
InsideOut Music/EMI
Dass Haken das Potential haben, grossartige anspruchsvolle Musik zu kreieren, konnten sie mir schon mit dem letzten Album „Visions“ (2011) beweisen. Auch auf der Bühne (Galery Pratteln 2012) bildete das Sextett eine gewaltige Einheit und konnte die komplexen, einfallsreichen Songs technisch erstklassig umsetzen. Knapp zwei Jahre später melden sich Haken nun mit „The Mountain“ zurück und – auch wenn es kitschig und abgedroschen klingen mag - der Titel passt perfekt! Wie das Himalaya Bergmassiv bäumt sich das Album mit einer Stärke und Präsenz vor einem auf, dass man erst mal Felssicherung und Klettergurt anlegen muss, will man die Scheibe ein zweites Mal anhören. Die Briten liefern mit „The Mountain“ wie gewohnt eine umfangreiche Stilvielfalt, wobei harte Prog Metal-Einlagen auf Jazz-Elemente treffen und Prog Rock mit mehrstimmigem Satzgesang an eine Mischung aus Queen, Muse und Yes erinnern. Letzteres kommt beim Song „Cockroach King“ besonders zum Tragen. Beim Titel „Pareidolia“ machen sich orientalische Farbtupfer bemerkbar. Und, höre ich da sogar einen Hauch von Swing? Wo fängt man hier an, wo hört man auf? Haken überzeugen nicht nur musikalisch auf voller Linie, auch die gesangliche Leistung von Ross Jennings muss besonders hervorgehoben werden: mitreissend und auf der anderen Seite wieder beruhigend, hypnotisierend und auch mal aggressiv. Über den Reichtum dieser Veröffentlichung lässt sich ein Buch schreiben. Ich kann mich aktuell an keine andere Band erinnern, bei der die Entwicklung nach vorne so markant zu erkennen ist. Diese Band hat mit jedem weiteren Album-Release an Format und Grösse gewonnen. Von A bis Z aufregend vielfältig!
Liane P.   

Punkte: 9.5 von 10
GONOREAS - The Mask Of Shame
Sonic Revolution/Non Stop Music
Vor drei Jahren hatten die Aargauer Power Metaller mit dem Album «Apocalypse» eigentlich ihr bisheriges Masterpiece abgeliefert. Dazu gab es noch ein töftes Video zum Song «Kiss The Sword» und man war an sich voller Tatendrang wie gleichzeitig bereit, die Welt "im Sturm zu erobern". Das definitive Ausscheiden von Sänger Gilberto "Gilbi" Meléndez bedeutete dann aber zunächst mal treten an Ort. Die Suche nach einem Nachfolger auf Augenhöhe gestaltete sich nicht einfach, doch in der Person von Leandro Pacheco wurde das fehlende Puzzle-Teil gefunden. Somit konnte der Motor von Gonoreas abermals angeworfen und der Blick wieder getrost in die Zukunft gerichtet werden. Bis das aktuelle Epos «The Mask Of Shame» jedoch in der jetzigen Form stand, musste die Band nochmals durch ein wahres Stahlbad der internen Bewährung hindurch und der neue Shouter stand in der Pflicht. Mittlerweile liegt diese erfolgreiche Feuertaufe auch schon wieder ein paar Monde zurück und die ersten Klänge des Openers «The Kursk» lassen nach dem Intro «The Depths Of The Barents Sea» keinen Zweifel darüber aufkommen, dass Gonoreas mit frischer Energie dort ansetzen, wo sie schon mal waren. Oft als die Schweizer Ausgabe von Iced Earth bezeichnet, beginnt das Album zuerst mal aber mit deutlichen Vibes von Iron Maiden im entsprechend powermetallischen Gewand. Pure Power Metal in Reinkultur lässt danach bei «Veins» die Wände wie Fenster erzittern und empfiehlt sich mit Stefan Höslis Kill-Drums schon jetzt als Live-Abrissbirne allererster Güte. Dass der Timbre von Leandros Stimme ausserdem der der ehemaligen Candlemass-Ikone Messiah Marcolin ähnelt, finde ich eher bereichernd denn störend.

Keine Gefangenen macht darauf der thrashige Titeltrack, der in bester Annihilator-Manier aus den Boxen knallt und «Breath Again» überrascht vor dem typischen Gepolter mit einem ruhigen Beginn, der wie die berühmte Faust aufs Auge passt. Spätestens jetzt hört man nebst dem kongenialen Riffing von Damir Eskic und Larissa Ernst zudem den herrlich röhrenden Bass von Tiefton-Zampano Pat Rafaniello. Etwas vom Besten was ich persönlich je von dieser Band gehört habe, hört auf den Titel «Devil At The Crossroads» und strotzt nur so vor Power und Spielwitz. Der kernige Gitarrensound, der in den Mitten eher in Hardrock-Gefilde gehört, verleiht dieser Album-Perle eine besondere Note. «Still In My Heart» lässt derweil erahnen, was einen erwartet und meine soeben sichtbare Gänsehaut entspringt nicht nur der gerade etwas kühlen Raumtemperatur. Wenn es denn das überhaupt braucht, dann liefert Herr Pacheco hiermit die Reifeprüfung bezüglich seiner stimmlichen Variabilität auf überzeugende Weise ab. Die Vorab-Single «Serpents» fällt danach ein wenig ab, wird aber von den geilen Leadvocals (Messiah!!!) und dem flinken Solo von Master Eskic wieder über die Durchschnittslinie gehievt. Besser schneidet da «Soulstealer» ab, wo mich der wiederum hardrockige Gitarrensound sofort um den Finger wickelt, einfach nur geil! Das Schlussbonbon «The Red Horizon» schlägt schliesslich auf dem Papier erst mal mit fast sieben Minuten Spielzeit zu Buche und schürt gewisse Erwartungen, die mit dem abrupten Tempowechsel zu Schluss hin weitgehend bestätigt werden. Der erste Satz in der Review zum Vorgänger enthält zwei wichtige Wörter: "...bisheriges Masterpiece..." - Gonoreas haben das Level mit «The Mask Of Shame» nochmals spürbar angehoben und liefern klar das Karriere-Highlight ab! Und nun alle ab zur CD-Taufe am 21. September 2013 im Badener Nordportal..., wer da fehlt, ist selber Schuld!
Rockslave   

Punkte: 9.3 von 10
ASHES OF ARES – Same
Nuclear Blast/Warner
So ganz werde ich aus Matthew Barlow nicht schlau. Da steigt er bei Iced Earth aus, um sich seiner Karriere als Polizist zu widmen, nur um dann wieder bei der amerikanischen Metal-Truppe einzusteigen und sie dann doch - diesmal wohl endgültig - zu verlassen. Und nun schiebt er mit dem ehemaligen Band-Kollegen Freddie Vidales (Gitarre, Bass) und dem Ex-Nevermore-Trommler Van Williams eine neue Truppe in die Erdumlaufbahn. Er kann’s wohl doch nicht lassen. Was erwartet uns auf dem Debüt-Album von Ashes Of Ares? Typischer US-Power-Metal, der logischerweise an Iced Earth erinnert. Zu verbunden ist die Stimme von Matt mit den für Viele besten Songs von Iced Earth. «The Messenger» ist ein flotter Start in eine Scheibe, die sich hören lassen darf. Alleine das Schlagzeugspiel von Van beeindruckt immer wieder. Die Gitarrenarbeit von Freddie ist nicht so verspielt wie jene seiner Ex-Truppe, sondern hört sich songdienlicher an. Und Matthew röhrt und schreit wie man es von ihm gewohnt ist. Mit den gedoppelten Chorpassagen klingt das Ganze äusserst vertraut. Die Lieder zeigen grosse Qualitäten und alleine der gefühlvolle, langsame Part in «On Warrior’s Wings», der sich langsam aufbaut und sich dann wie bei alten Iced Earth-Glanztaten mit Energie entlädt. Das unter die Haut gehende «The Answer» und «This Is My Hell» sind den Kaufpreis dieser Scheibe wert. Wer auf Iced Earth steht, wird dieses Album lieben. Wer qualitativ hochstehenden Metal liebt auch. Denn das Trio weiss genau, wie die Tracks zu schreiben sind, so dass sie immer interessant und eingängig bleiben. Ein solch starkes Werk hätte ich dem Sänger nicht zugetraut.
Tinu   

Punkte: 9.2 von 10
AVENGED SEVENFOLD – Hail To The King
Roadrunenr Records/Warner
Avenged Sevenfold ist eindeutig eine der wandelbarsten Bands des 21. Jahrhunderts. Angefangen hat die Erfolgsgeschichte als Metalcore-Band mit dem Debütalbum “Sounding the Seventh Trumpet“ (2001). 2005 wurde mit “City of Evil“ das Ruder erstmals mehr in Richtung Heavy Metal herumgerissen. Nochmals vier Jahre später, mit dem Tod von Gründungsmitglied, Mastermind und Drummer James “The Rev“ Sullivan, wurde abermals eine neue Ära in der Bandgeschichte eingeläutet, die mit “Nightmare“ (2010) ihren Höhepunkt feierte. Mit dem neuen Album “Hail to the King“ haben A7x sich allerdings selbst übertroffen, denn mit diesem Silberling gehen sie wieder komplett neue Wege – diesmal mehr in Richtung Heavy/Groove Metal. Als langjährigem Fan blieb mir erst Mal die Spucke weg, so anders klingen die Kalifornier nun. Im nächsten Moment spitze ich die Ohren – Avenged Sevenfold sind eindeutig erwachsen geworden! Der Sound ist heavier, orientiert sich eher an Klassikern wie Guns’n‘Roses und Led Zeppelin. Der Titeltrack “Hail to the King“ könnte glatt von den Iron Maiden der 80er Jahre stammen, während “Shepherd of Fire“ und “This Means War“ stark an “The Black Album“ von Metallica erinnern. Das ist gleichzeitig aber auch der grösste Kritikpunkt – zu sehr hat man sich an den Genregrössen orientiert, dabei ist das Eigenständige und Aussergewöhnliche, das A7x bisher ausmachte, ein wenig verloren gegangen. Was geblieben ist sind die unverkennbare Stimme von Sänger M. Shadows und die wirklich grossartigen Riffs von Synyster Gates und Zacky Vengeance. Falls möglich hat sich die Qualität hier sogar noch gesteigert – Ich würde sogar sagen, allein wegen der unglaublich ausgefeilten Gitarrenarbeit katapultieren sich A7x verdienterweise an die Spitze der Amerikanischen Metal-Szene. Auch das Songwriting und die Kompositionen sind sehr gelungen – umso beeindruckender als dies das erste Album ist, bei dem “The Rev“ nicht dabei war. “Hail to the King“ ist ein durch und durch überraschendes Album einer unglaublich vielschichtigen Band. Ich bin jedenfalls gnadenlos beeindruckt und mehr als nur ein bisschen überrascht.
Patricia H. 

Punkte: 9.0 von 10
DREAM THEATER – Dream Theater
Roadrunner Records/Warner
Der Titel des neuen Albums ist sicher nicht zufällig gleichzeitig auch der Bandname, sondern beinhaltet eine klare Message: „Das sind wir! Diese Musik haben wir schon immer auf dem Radar gehabt und zielstrebig verfolgt. Wir sind angekommen“, beschreibt es James LaBrie. Unterschwellig ein Seitenhieb für Ex-Drummer und Gründungsmitglied Mike Portnoy, nach dessen Abgang im Jahre 2011 die Band nun am Aufatmen ist. Mike Mangini, der den „alten“ Mike am Schlagzeug ersetzen durfte, sorgt wie es aussieht für die lang ersehnte Harmonie innerhalb der Band. Passend startet das neue Album mit der instrumentalen Siegeshymne „False Awakening“, die wunderbar als Untermalung von altertümlichen Kämpfen dienen könnte. Danach folgen nicht nur Ohrwürmer mit kommerziellem Touch („The Looking Glass“ oder „The Bigger Picture“) sondern auch anspruchsvolle Tracks mit bekannten technischen Kabinettstückchen, bei denen sich besonders Jordan Rudes (Keyboard), John Petrucci (Gitarre) und Mike Mangini (Schlagzeug) hervorheben. Am Ende schliesst das Album mit einem für Dream Theater typischen Epos in Überlänge („Illumination Theory“) ab. Es wurden alle Elemente miteinbezogen, die Dream Theater so einzigartig machen und sowohl musikalisch als auch künstlerisch gesehen schliesst das aktuelle Werk meiner Meinung nach dort an, wo die letzte Scheibe „A Dramatic Turn Of Events“ aufhörte. Böse Zungen werden behaupten, man wiederhole sich hier. Mir persönlich gefällt die Entwicklung unglaublich gut und ich bin sicher, dass Dream Theater durch die neue Identität Fans dazu gewinnen werden, die mit den alten Alben nicht so viel anfangen konnten. Mehr Details zum Album gibt es im Interview mit James LaBrie.
Liane P.

Punkte: 9.0 von 10
END OF GREEN – The Painstream
Napalm Records/Universal
Nachdem ich persönlich mit den letzten Alben „The Sick’s Sense“ und „High Hopes In Low Places“ nicht mehr so zufrieden war, weil ich das Gefühl hatte, dass die Deutschen sich in gewissen kommerziellen Mustern verstrickt hatten und nicht wirklich Innovation an den Tag legten, kommen die Jungs nun mir nichts, dir nichts um die Ecke und pfeffern mir „The Painstream“ mitten ins Gesicht. Nur schon der Einstieg „Hangman’s Joke“ zeigt deutlich, dass hier immer noch auf düster-dreckige Art gerockt wird und man nichts von früheren Tugenden verlernt hat. „Holidays In Hell“ ist dann eine Mischung aus Low und Mid Tempo mit schaurig-schön tiefen Stimmen, bevor mit „Standalone“ wieder mit Vollgas durch die dunkle Landschaft gebrettert wird. Und so geht es weiter, derbere Rocker („De(ad)generation“, „Chasing Ghosts“) wechseln sich mit gefühlvollen, dunklen Balladen ab („Final Resistance“, „Death Of The Weakender“, „Miss Misery“). Michelle Darkness, so hört es sich an, hat an seiner Stimme weiter gearbeitet und bringt nicht nur gewohnt rauchig-kratzig Emotionen und Wut zum Ausdruck, sondern singt auch beispielsweise bei „Home On Fire“ zum ersten Mal richtig clean – klingt ungewohnt, aber nach dem ersten Eingewöhnen tönt’s echt gut. Der letzte reguläre Track „The Painstreet“ vermischt nun klassische, ältere Elemente mit dem neueren Flair der letzten Scheiben, was eine interessante Mischung ergibt. Zur Rezension lagen, wie könnte es auch anders sein, die Bonus-Tracks nicht vor, macht aber nix – gekauft und reingehört, und siehe da: Es sind drei live aufgenommene, akustische Tracks von vorhergehenden Platten, welche an sich interessant sind, da hierbei eine andere Seite der Deutschen zum Vorschein kommt. Konnte man auch bei der Limited Edition zu „The Sick’s Sense“ mal erleben. Also, um ein Fazit zu ziehen: End Of Green haben sich ihrer alten Stärken besonnen und ein Album erschaffen, welches sowohl drückt wie auch melancholisch-schleppend daherkommt – unbedingt antesten!
Toby S.

Punkte: 9.0 von 10
DEVIL DRIVER - Winter Kills
Napalm Records/Universal
Vor 10 Jahren erschien das grossartige und selbstbetitelte Debüt der US-Amerikaner von Devil Driver. Ich habe mir die CD damals nur gekauft, weil mir die interessante Gestaltung des Covers gefiel. Und dann riss mich einfach jeder einzelne Song auf diesem Album quasi in Stücke. Im schönem 2 Jahres-Rhythmus veröffentlichten die Amis danach Album um Album, eines grandioser war als das andere. Nun genug der Lobeshymnen, 2011 erschien "Beast", das zwar immer noch super war, aber ein ganz klein wenig den Reiz verloren hat. Doch laut der DevilDriverschen Regel ist es nun, 2 Jahre später, an der Zeit, ein neues Feuerwerk auf die Menschheit loszulassen. "Winter Kills" heisst das gute Stück und beinhaltet 13 Songs mit einer Spielzeit von einer knappen Stunde (!). Die Herren legen auf ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum nochmals ein Brikett nach, und verschieben ihre Groove-Death-Thrash-Prioritäten auf diesem Album mehr in Richtung Death als Thrash, der bisher die Oberhand hatte. Aber das sind nur kleine verschobene Zahnräder in einer DevilDriver-Maschinerie, die ihresgleichen sucht. Frontshouter und DevilDriver-Chef Dez Farfara, der schon in den 90er mit Coal Chamber den NuMetal revolutionierte, verdient sich hiermit endgültig seine Sporen. Gefühlvoll und doch ultra-agressiv und mit einer stimmlichen Überpräzision ballert sich Dez, gestützt durch die bekannten, aber nie öde wirkenden Gitarrenriffs, als gäbe es kein Morgen. DevilDriver sind die AC/DC der Neuzeit, sie können veröffentlichen was sie wollen, es ist grandios.
Steve Butcher   

Punkte: 9.0 von 10
THE MISSION – The Brightest Light
Oblivion/SPV
Wer hätte das gedacht? Auch die Herren von The Mission sind einfach nicht in der Lage, einen Abschied als endgültig hinzunehmen – zum Glück! Nach zahlreichen Re-Releases und Live-Scheibletten kommt nun mit „The Brightest Light“ ein neuer vollständiger Longplayer aus der Mission, welcher direkt in die Herzen der Dark/Gothic/Alternative-Jünger zielt und absolut ins Schwarze trifft. Wayne Hussey hat es mit seiner ureigenen Art geschafft, eine Ode an die Vielfalt im Dunkelrock-Sektor zu erschaffen – egal, ob es nun direkt und auch härter zu und her geht wie bei „Black Cat Bone“ (und diese rauchig-kratzende Stimme, die einfach perfekt passt) oder eher ruhiger, beinahe schon verträumt wie bei „Litany For The Faithful“ – alle Songs sind in sich schlüssig-stimmig arrangiert und dargeboten. Ich weiss, ich gerate ins Schwärmen, aber hey: Gute Sachen soll man ruhig beim Namen nennen! Zudem sind The Mission im Prinzip schon eine Institution in ihrer eigenen Sparte der Musik, existiert die Band doch seit nun mehr als 28 (!) Jahren. Dabei sind sich die Herren auch nicht zu schade, über die Genre-Grenzen hinweg neue Sachen zu wagen – „Just Another Pawn In Your Game“ kommt im Western-Stil mit Mundharmonika-Begleitung daher, um nur ein Beispiel zu nennen. Man merkt The Mission einfach an, dass alle Beteiligten offenbar ihren Spass hatten und einfach nur gute Musik machen wollten, so, wie sie das Gefühl hatten, dass es stimmte. Mehr an Worten will ich hier auch gar nicht verlieren, wer gute, teilweise düstere, teilweise beinahe schon fröhliche Rockmusik mit dem gewissen Touch zu schätzen weiss oder nun einfach neugierig geworden ist, dem sei „The Brightest Light“ mehr als nur empfohlen. Allen anderen sowieso. Antesten!
Toby S.   

Punkte: 9.0 von 10
GORGUTS - Colored Sands
Season of Mist/Irascible
Mit Spannung wurde dieses Album erwartet - und diese baut sich beim Hören kaum ab. Dazu gleich mehr, erst mal Grundlagenwissen. Die fast schon legendären Kanadier Gorguts sind mittlerweile seit 25 Jahren im Geschäft - zumindest das einzige verbleibende Gründungsmitglied Luc Lemay (Gitarre, Gesang). Nach zwölf Jahren der Stille kehrt er nun mit namhaften Mitstreitern zurück, darunter Colin Marston (Bass, u.a. Behold the Arctopus, Krallice) und John Longstreth (Schlagzeug, u.a. Dim Mak, Origin) und haut der Gemeinde ein unglaubliches Werk mit dem Titel "Colored Sands" um die Ohren. Schon die beiden letzten Alben vor der Pause der Band (Obscura (1998), From Wisdom To Hate (2001)) wiesen den Weg in eine experimentelle, sehr komplexe Richtung, diese wird nun zwölf Jahre später weiter verfolgt. Und zwar mit aller Konsequenz und Härte. Beim ersten Hördurchgang ist man komplett überrollt von der Dichte und Härte der Tracks und eine gewisse Verwirrung und Ermattung bleibt zurück. Aber ich kann nur empfehlen, einen zweiten, dritten und vierten und noch viele Durchgänge mehr folgen zu lassen, um den Zugang zur dieser Musik zu finden. Stimmlich beeindruckt Lemay genauso wie an den Saiten, das Drumming ist so präzise wie drückend und die Produktion hat nichts von Plastik, sondern ist richtig Old School. Ein so virtuoses und scheinbar müheloses Comeback nach einer so langen Pause ist erstaunlich - die Kanadier werden damit einige Veröffentlichungen im gleichen Genre alt aussehen lassen. Mir persönlich ist die Scheibe stellenweise ein wenig zu komplex und anstrengend, aber die Qualität dieser Veröffentlichung darf nicht in Zweifel gezogen werden.
Lucie W.   

Punkte: 9.0 von 10
UNZUCHT – Rosenkreuzer
NoCut/SPV
Nach dem erfolgreichen Debütalbum “Todsünde 8“ (2012) kommt nun das heiss ersehnte Nachfolgewerk. “Rosenkreuzer“ heisst der neue Silberling und knüpft praktisch nahtlos an die faszinierend düstere Stimmung des Vorgängers an, wobei der Ton diesmal noch etwas härter und schwärzer geworden ist. Unzucht heben sich von den mittlerweile doch sehr zahlreichen Deutschen Bands mit düster-elektronischem Einfluss vor allem durch ihre ausnehmend grossartigen Lyrics ab. Sänger und Songwriter Daniel Schulz beweist sich als wahrer Sprachkünstler, jongliert gekonnt mit Worten und schafft es so, die ganz spezielle Unzucht-Atmosphäre zu kreieren. Dazu gehören auch die beeindruckende Bandbreite seiner Stimme und natürlich die Komposition aus elektronischen Elementen und rockigen Gitarren. Die Tracks reichen von düster-aggressiv (“Angst“) über eine eher härtere Gangart (“Feuersturm“, “Das dunkle Tier“) bis hin zu wunderbaren Balladen (“Nymphonie“). Wie abwechslungsreich die Band tatsächlich sein kann, beweist sie mit dem doch eher gewagten Elektro-Cover des Pop-Hits “Entre dos Tierras“ von “Heroes del Silencio“. Halbspanier Daniel Schulz und seine Truppe verpacken den Song in einem sehr gewöhnungsbedürftigen, wenn auch gar nicht mal üblen, neuen Gewand – es bleibt allerdings Geschmackssache! Highlights sind neben dem Titeltrack “Rosenkreuzer“ auf jeden Fall “Triebwerk“ und das wunderbar eingängige “Versuch zu leben“. “Rosenkreuzer“ ist jedenfalls ein grossartiges Album, das dem Vorgänger in nichts nachsteht und bei Fans und solchen die es werden wollen auf grosse Begeisterung stossen dürfte.
Patricia H.    

Punkte: 9.0 von 10
EPHEDRA – Ephedra
Eigenvertrieb
Natürlich gibt es auch in der Schweiz Stoner Rock-Bands, doch im Land der Krokusse, Gotthards und Shakras bewegt sich diese Szene noch praktisch ausschliesslich im Untergrund, führt also quasi ein Exotendasein, erst recht wenn man wie im Falle der Zofinger Ephedra gänzlich auf Gesang verzichtet. Instrumentaler Stoner Rock stimmte zunächst auch mich skeptisch, dies aber völlig zu unrecht, wie sich sehr schnell herausstellen sollte. Der Dosenverschluss knackt, zischend entweicht eine kleine Wolke Kohlendioxid aus der Hülse, die sodann zum Mund geführt wird und dem Durstigen ein paar herzhafte Schlucke kalten Gerstensaft gönnt. Nach dem genüsslich ertönenden „Aaahhhh!“ knallt ein gnadenlos verzerrter Bass das Riff der Eröffnungsnummer „Dear Yourself“ in die Bude, und die Welt ist in Ordnung. Besser hätten die Jungs ihr Debüt nicht eröffnen können. Die Riffs sind gewaltig, griffig und packen einem genau dort, wo sie es sollen, ganz tief drinnen nämlich, wo rationale Gedanken nichts verloren haben. Und auch wenn einzelne Songs gerade mal aus ein paar Riffs und einem sehr einfachen - aber ebenso melodischen sowie einprägsamen - Solo bestehen, wie es beispielsweise beim folgenden „Stonehead“ der Fall ist, schafft es der Vierer dennoch durch schiere Energie, Tempowechsel und geschickten Arrangements den Hörer zu fesseln. Und glücklicherweise sind Ephedra mutig genug, sich nicht von Stoner Rock-Korsett einengen zu lassen und stattdessen auch mal etwas flotter ans Werk zu gehen. Pfeift euch mal „The Astronaut“ rein, diese Nummer hat einfach alles, was diese Band ausmacht: Power, Groove, Doublebass wo sie hingehört, eine supermelodische Hookline, die einem nicht mehr loslässt. Das ist der Ephedra Signature-Tune schlechthin. Und dann kommen wieder Rotzbrocken wie „Rollin“ oder die Stoner-Obernummer „El Slido“, die einfach nur rocken wie Sau. Und die Produktion? Da sind wir wieder bei meinem Lieblingsthema. Hier hat wieder mal eine Feierabendband mit beschränkten finanziellen Mitteln bewiesen, dass ein kristallklarer, druckvoller Mix nur bedingt eine Frage des Geldes ist, sondern eher mit Engagement und Präsenz zu tun hat. Da das Quartett offensichtlich mit dem nötigen Herzblut an die Sache herangegangen ist, knallt das Album dementsprechend kraftvoll aus den Boxen. Wer bei all dem Geriffe und Gegroove dennoch eine Verschnaufpause benötigt, findet diese im sehr gelungenen Bass-Solo „Amélie“ sowie in der Schlussnummer „Vaya Con Dioz“, in der die Jungs vorwiegend akustisch und absolut filigran operieren. Wer sich etwas intensiver mit der Scheibe befassen will, kann auf der Homepage der Band eine begleitende Geschichte zu den Songs lesen, was ich nur empfehlen kann. Mehr dazu steht im Interview mit der Saitenfraktion von Ephedra in dieser Ausgabe.
Mirko B.   

Punkte: 9.0 von 10
FOX - Lucifer
Sony Music
Aufgrund der persönlichen Einladung ins Studio von Mark Fox nach Biel, wusste ich deutlich eher als die Öffentlichkeit, was es mit «Lucifer» auf sich hatte. Genauer von wegen dem entsprechenden Facebook-Profil, das im Vorfeld der Veröffentlichung der zweiten Solo-Scheibe immer wieder mal auftauchte und nicht zugeordnet werden konnte. Nun ist das Baby da, aber nicht etwa Nachwuchs, der vermeintlich zur kürzlich stattgefundenen Hochzeit mit Langzeit-Freundin Sabrina gepasst hätte. Dennoch schmücken Musiker ihre Neuwerke bekanntlich noch oft mit diesem Begriff. Im Vorjahr kam mit «2012» das töfte Debüt heraus, das mir schon recht gut gemundet hat. Damit konnte sich der ehemalige Shakra-Shouter seiner musikalischen Vergangenheit entledigen und zeigte, dass er es auch solo drauf hat. Der Lohn dafür war der zweite Platz in den CH-charts. Musste nun ein Pakt mit dem Teufel geschlossen werden, dass es diesmal für den Thron reicht? Wohl eher nicht, denn es ist alleine die Musik, die dafür sorgen wird. Dass diese Mission gelingt, dafür bürgen neue Namen wie Gitarrist Tom Naumann (Ex-Primal Fear) und Producer-Ikone Dennis Ward, der nicht nur am Mischpult sass, sondern auch den Bass für das Album einspielte. Ergänzt wird das Lineup, das so auch auf der Bühne stehen wird, durch Drummer Markus Kullmann (Voodoo Circle, Dezperadoz), Bassist Alex Jansen (Mennen) und Frank Rösser als zweiter Gitarrist.

Der Opener «The Answer» macht eigentlich genau da weiter, wo «2012» aufgehört hat. Hardrock mit Schmackes, leichter Düsterheit vom Gitarrensound her, treffende Arrangements und Tom Naumann entzündet solomässig schon mal ein wackeres Feuerchen. Mehr in Richtung vibrierende Fensterscheiben geht «Hang On Ruby», wo zudem Erinnerungen an die besseren Zeiten von Axl W. Rose und Co. wach werden..., was für ein geiler Rocker! Der schleppende Titeltrack fordert darauf Herrn Fuchs ganz ordentlich und typisch für das abwechslungsreiche Songwriting passt der "Teufelspart" mit der Grabesstimme perfekt. «Back For More» unterstreicht darauf einmal mehr, dass Rockbands die besten Balladen der Welt schreiben. Das hätten selbst Whitesnake nicht besser hingekriegt, Gänsehaut garantiert! Ins gleiche Horn stösst auch die Halbballade «Do It Allright», die einen Hauch Melancholie verströmt und die Fahne des Melodic Rock locker im Wind hält. «Wonderland» ist FOX pur, mit Krokus Flair und spätestens jetzt hört man den Bass von Dennis Ward wunderbar röhren. Airplay gibt es bekanntlich nur mit gemässigteren Klängen und dem trägt «Nothing To Lose» zu 100% Rechnung, ehe sich dann «I Can't Sleep» als der noch geeignetere Song, respektive als erste Radio-Single entpuppt, der dem unvergessenen Steve Lee (R.I.P.) auch gut zu Gesicht gestanden hätte. Eine Cover-Version wird diesmal überhaupt nicht vermisst, dafür entpuppt sich «Gimme Your Love» als Duett mit der Schweizer Sängerin Börni (Music Star) als wahrer Glückstreffer, besser gehts nimmer! Zum Schluss lässt der Stampfer «Right To The End» nochmals die Tassen im Küchenschrank im Gleichschritt tanzen. Die Höchstnote gibt es für «Lucifer» nicht, aber fast!
Rockslave  

Punkte: 8.9 von 10
MINISTRY - From Beer To Eternity
AFM Records/Musikvertrieb
Lassen wir mal die Frage aussen vor, ob Ministrys neuester Wurf nun auch wieder ein Abschiedsalbum (das wievielte eigentlich?) werden soll. Tatsache ist, dass Mastermind Al Jourgensen mit "From Beer To Eternity" das wohl vielseitigste Werk seiner bisherigen Karriere mit Ministry erschaffen hat. Gerade der Titel ist eine dieser Wortschöpfungen, die er mag; denken wir dabei mal an "Dark Side Of The Spoon". Trotz aller musikalischen Abwechslung ist hier dermassen viel Industrial drin, dass fast nicht mehr rein geht. Als Anspieltipp sind "Perfect Storm" und "Perma War" wärmstens zu empfehlen, Letzteres mit schmuckem Videoclip dazu. Das Erfrischendste an "From Beer To Eternity" ist, dass sämtliche Spielarten der ganzen Jahre gänzlich abgedeckt sind, somit ist für jeden Fan etwas dabei. Doch Reinhören geht über studieren, also nehmt mal ein Ohr voll und geniesst!
Maiya van A.  

Punkte: 8.9 von 10
KREATOR – Dying Alive
Nuclear Blast/Warner
Man kann über Mille denken was man will, aber er hat Kreator in den letzten Jahren zu einer der etabliertesten Thrash-Bands des Planeten gemacht. Die Truppe aus Essen zerstört auf diesem Bild- und Tonträger die Offenburger Konzerthalle nach Strich und Faden. Herausragend ist für mich aber einmal mehr nicht Mille Petrozza, sondern Sami Yli-Sirniö, der mit einer unglaublichen Lässigkeit seiner Genialität freien Lauf lässt. Dies tut der Band unheimlich gut, denn der ruhende Pol ist neben dem aggressiven Energiebündel Mille eine willkommene Abwechslung. Mille kann das Publikum aufpeitschen, macht keine Gefangenen, treibt seine Jünger an und überlässt nichts dem Zufall. Auch wenn die Ansagen sich immer wieder ähneln, sie verfehlen ihre Wirkung nicht. Die DVD überzeugt mit einer interessanten Bildführung, in welcher immer wieder das Publikum und der damit verbundenen «good friendly violent fun»-Level zu sehen ist. Das Bonusmaterial ist leider ein bisschen mager ausgefallen. Alleine die beiden Videos zu «Phantom Antichrist» und «Civilization Collapse», zwei Filmchen, welche die Band und Crew zeigen, sowie die Möglichkeit, die Texte zum mitgrölen einzublenden, sind in der heutigen Zeit einfach zu wenig. Trotzdem ist «Dying Alive», mit dem wohl besten Cover von Kreator überhaupt, eine verdammt geile Sache geworden. Denn musikalische gehören die Jungs zu der Speerspitze des Thrashs und brauchen sich hinter keinen anderen Truppe zu verstecken. Dass die Kuh Kreator jetzt gemolken werden kann, zeigen die vielen Versionen in welcher «Dying Alive» erscheint. Zu empfehlen ist da die DVD/CD-Box. Auch weil auf der Doppel-Live-CD noch fünf Bonustracks enthalten sind.
Tinu   

Punkte:
keine Wertung
KIMAERA - The Harbringer Of Doom
Eternal Sound Records
Der dritte Longplayer einer Band wird ja gemeinhin als “Make It Or Break It – Album” bezeichnet, welches über Auf- oder Abstieg der Truppe entscheidet. Diese Binsenweisheit hat bei mir noch nie besonders viel Glaubwürdigkeit genossen, aber sollte doch was dran sein, müsste man sich im Falle der libanesischen Doom Deather Kimaera absolut keine Sorgen machen. Die in Eigenregie produzierte Scheibe atmet eine ganz besondere Atmosphäre, orientalische Mystik trifft auf düstere Gothic Metal-Klänge, Nackenbrecher-Riffs wetteifern mit schweren Orgeltönen und filigranen Pianopassagen, und die Idee, den brachialen Growl-Ausbrüchen von Sänger/Gitarrist Jean Pierre „JB“ Haddad gelegentlich Mila Fares‘ zarte Violinenklänge und ihre ebenso kristallklare Stimme als Kontrast entgegenzusetzen ist zwar alles andere als neu, aber bei Kimaera funktioniert es dank sehr sparsamem und punktuellem Einsatz sehr gut. Da das Ganze zudem technisch einwandfrei eingetütet und vortrefflich abgemischt worden ist, recke ich bereits nach dem ersten Durchlauf meine Hände im Zeichen der Hörner gen Himmel und danke den Göttern des Metal dafür, dass sie die Quelle der Kreativität nie versiegen – und dadurch immer wieder solche Bands entstehen lassen. Schwache Songs werdet ihr auf „The Harbringer Of Doom“ keine finden, dafür sind die fünf Jungs und das Mädel kompositorisch einfach zu stark und vielseitig, und bei aller Experimentierfreude muss ich auf jeden Fall erwähnen, dass sie es nie übertreiben. Man kann gespannt zuhören, ohne sich einen Moment lang zu langweilen, und gleichzeitig bleiben die Songs in Struktur und Arrangement übersichtlich und nachvollziehbar, so dass keine auditiven Ermüdungserscheinungen auftreten. Das abschliessende, exzellent umgesetzte Anathema-Cover „Lost Control“ fällt zwar stilistisch etwas aus dem Rahmen, schmälert jedoch den positiven Gesamteindruck überhaupt nicht. Wer auf technisch erstklassigen Melodic Death gepaart mit düsterem und absolut unkitschigem Gothic Metal steht, wird dieses Album definitiv lieben!
Mirko B.  

Punkte: 8.9 von 10
SABATON – Swedish Empire Live (CD-DVD)
Nuclear Blast/Warner
Sabaton haben den Mitglieder-Exodus (minus zwei Gitarren, ein Schlagzeug und ein Keyboard, plus zwei Gitarren und ein Schlagzeug) definitiv ohne Schaden überstanden. Ganz im Gegenteil: Anstatt einzubrechen, sind die Schweden nun endgültig zu den Metal-Göttern aufgestiegen. Wie um diesen Status zu unterstreichen, dokumentiert die Live-DVD/CD Swedish Empire Live ein Konzert von 2012, bei dem das Quintett am polnischen Woodstock Festival aufgetreten ist (das reisserische Promoschreiben von Nuclear Blast spricht von 600‘000 Zuhörern). Aber egal ob diese Zahl nun stimmt, der für alle einsehbare Vorabclip von „Ghost Division“ zeigt eine eindrückliche Kulisse. Dem Schreiberling liegt allerdings nur die CD vor, weshalb über die DVD nichts geschrieben werden kann. Höchstens, dass sich hier das deutsche Label wieder mal in gefühlten tausend verschiedenen Versionen verstrickt. Aber alleine der Tonträger genügt, um die Aussage zu wagen, dass sich Sabaton hier ein Denkmal setzen. Denn erstens klingt die Band hier wirklich so, wie sie auch live rüber kommt. Zweitens wurden die geschwätzigen, aber typischen Ansagen auf der CD gelassen. Drittens ist das Publikum deutlich hörbar, wodurch tatsächlich eine Live-Atmosphäre entsteht. Und viertens zeigt die Songauswahl, dass Sabaton mittlerweile über mindestens 15 veritable Hits verfügen (was auch im internationalen Vergleich viel ist). Natürlich darf man sich wundern, woher die teils sehr wichtigen und Song-tragenden Keyboard- und Klavier-Spuren kommen, seit kein Tastenmann mehr in der Band ist. Ebenso verhält es sich mit den grossen Chören, welche doch sehr denjenigen der Alben gleichen. Ein Schelm, wer da an Doping denkt. Übersieht man aber dieses Live-Manko, erhält man mit Swedish Empire Live ein Album, welches tatsächlich echt wirkt. Es ist ein Statement für die Zukunft und hoffentlich nicht der definitive Höhepunkt der Sabaton-Karriere. Hören, staunen, geniessen!
Roger W.   

Punkte:
keine Wertung
ONSLAUGHT – VI
AFM Records/Musikvertrieb
Der Sommer ist vorbei, jetzt geht es ihnen an den Kragen, den fetten Schweinchen, denn: Es ist Metzgete! Ein Schlächter, der dabei mit besonders scharfer Klinge in eure heimischen Ställe kommt, sind dabei Onslaught. Schlicht „VI“ ist der neuste Angriff der britischen Thrash-Institution der betitelt und ist eine Schlachtplatte, wie sie deftiger nicht sein könnte. Und der seit 2005 reformierte Fünfer macht gleich kurzen Prozess: Der Opener „Chaos Is my King“ ist ein wahres Up-Tempo-Gemetzel, mitten in die Fresse rein, bei welchem vor allem die rasend schnelle Bassdrum von Drummer Mike Hourhian nur noch Geschnetzeltes übrig lässt. Überhaupt, wie der Typ, der 2011 Original-Drummer Steven Grice ersetzte, seine Mitstreiter in Speed-Nummern wie „Slaughterize“ oder „Cruci-fiction“ antreibt und dabei gewillt zu sein scheint, einfach alles, inkl. Unserer Ohren, in Hackfleisch zu verwandeln, ist ein wahrer Ohrenschmaus. Auch die anderen Schlächter stehen dem in Nichts nach: Fronter Sy Keeler shoutet fies wie eh und je etwas gar simple, dafür umso währschaftere Vocals, wie der Stampfer „Fuel for my Fire“ beweist, während Nige Rockett dazu ein knuspriges Riff nach dem anderen auf seiner Klampfe brät. Zwar können nicht alle Songs restlos überzeugen und eigentlich ist es schon schade, dass die Engländer seit der Reunion ihren punkigen Sound der Anfangstage (man denke an das legendär rotzige Debüt „Power From Hell“ von 1995) zugunsten eines etwas klassischeren Thrash-Sounds à la Testament oder Exodus aufgegeben haben. Umso dankbarer ist man deswegen für einen rotzig vorgetragenen Killer-Track wie „66'fuckin'6“, in seiner Ungezwungenheit zweifellos das saftige Filet-Stück dieser Platte und ein Beweis dafür, dass Onslaught nicht nur Technik und Songwritting-Skills, sondern auch die nötige Spielfreude mitbringen, um solch einen Thrash-Fleischberg schmackhaft anzurichten. „VI“ ist eine saftige Riffplatte deluxe, deren Nährwert vielleicht nicht ewig hält, den Thrash-Hunger aber mehr als stillt.
Kissi  

Punkte: 8.8 von 10
OHRENFEINDT - Auf die Fresse ist umsonst
AFM Records/Musikvertrieb
Als ich die Ohrenfeindt-CD in den Schacht geschoben habe, erwartete ich mal wieder so ein Deutschrockgebolze a la Motörhead. Aber weit gefehlt, die Jungs aus St.Pauli haben mich total positiv überrascht. Der Titelsong rockt in bester (alter) AC/DC-Manier, wobei die rauchige heisere Stimme von Chris Laut wirklich perfekt zum Sound passt, der ausserdem mit mehr Abwechslung glänzt als AC/DC selbst. Auch setzt man bei den Lyrics nicht nur auf Belangloses, man höre sich zur Verdeutlichung nur das starke "Jetzt oder nie" an. "Königin der Nacht" hört sich etwas nach Ted Nugents "Stranglehold" an, rockt aber ungemein nach vorne los. Aber auch mit den ruhigen Songs, wie mit dem Instrumentalen "Prinzessin" können die Norddeutschen punkten. "Egal" glänzt mit einem wirklich klasse Refrain, der sich schon nach dem ersten Durchhören ins Gehirn frisst, so dass man automatisch die Repeat Taste des Players drückt. Ganz geil ist der "Prokrastinations Blues" (Auschieben, Aufschiebeverhalten): cooler Text, geil gesungen, und so macht es einfach Spass den Song anzuhören. Mit "Durch die Nacht" schlägt man dann wider ruhige Töne an. "Ruf mich nicht mehr an" fällt musikalisch total aus dem Rahmen, aber genau das gefällt mit an Ohrenfeindt: ihre Vielseitigkeit. Der stampfende Heavyrocker "Strom" ist dann wieder einfach ein cooler Song. Der Hammersong des Albums ist für mich aber der Rausschmeisser "Heim", ein Delta Blues-Track, dem man sich nicht entziehen kann und der an Coolness nicht zu übertreffen ist. Also kann ich zum Schluss nur noch sagen, dass Ohrenfeindt mit ihrem neuen Rundling ein wirklich starkes Album geglückt ist. Es macht unglaublich Spass und es ist kaum möglich, nach dem letzten Song nicht sofort wieder die Play Taste zu drücken.
Crazy Beat  

Punkte: 8.8 von 10
CAROUSEL - Jewelers Daughter
TeePee Records
Carousel aus Pittsburgh lassen es auf ihrem Debüt ganz ordentlich krachen. Vor allem Drummer Jake Leger tobt sich an den Kesseln so richtig aus, Sänger Dave Wheeler hat eine geile Retro-Stimme, die hervorragend zum Sound der Amis passt. Einflüsse vieler Bands der Vergangenheit haben in den Liedern von Carousel Platz gefunden. So hört man Anleihen von Black Sabbath, Ozzy, Thin Lizzy, Riffs die von alten Saxon sein könnten, oder ab und zu von ganz alten Maiden-Scheiben, zum Beispiel tolle Twin Soli, die fast direkt von Phil Lynott geschrieben sein könnten, wie bei "Crippler". Da paaren sie eben diese Twin Soli mit einer Ozzy-ähnlichen Stimme und Gesangslinie. Ich finde das Ganze klasse, weil es nicht wie üblich geklont ist, sondern verschiedene Inspirationen in einem einzigen Song unter gebracht wurden. "On My Way" startet zum Beispiel mit einem typischen Cld School-Saxon-Riff, der Gesang erinnert dann aber eher an Paul Stanley. Beim Song "Nightfall" kommen sogar alte Triumph-Gefühle auf, es scheint als hätten die Amis wirklich fast keine Band ausgelassen. Und so rocken sich die sympathischen Carousel durch alle Songs hindurch, die allesamt Spass machen und gute Laune verbreiten. Auch wenn sie unseren alten Helden huldigen, machen sie das mit Niveau und noch genügend Eigenständigkeit. Well done Guys!
Crazy Beat     

Punkte: 8.7 von 10
BLOOD RED THRONE - Blood Red Throne
Sevared Records
Blood Red Throne bringen ihr mittlerweile siebtes Studioalbum raus, das - ungewöhnlich nach so vielen Longplayern - plötzlich und ohne ersichtlichen Grund nach dem Bandnamen benannt wurde. Da die Norweger aber schon fast Kultstatus haben, werden wir ihnen diesen Faux Pas verzeihen und uns lieber dem Sound widmen. Es ballert hart und gnadenlos wie eh und je aus den Boxen, wenn man die Scheibe einlegt. Erstaunlich, wie konstant der Sound dieser Truppe ist, gibt es denn eigentlich nur ein einziges Mitglied, das seit Gründung dabei ist: Gitarrist und Sänger Dod. Alle anderen Positionen sahen einiges an Musikern kommen und gehen… Altersschwäche macht sich trotz des 25-jährigen Bestehens des Projektes keineswegs breit, nur bewegt man sich deutlich häufiger in stampfenden Mid Tempo-Bereichen und legt mehr wert auf groovige Tracks, deren Hooklines sich durchaus auch mal in die Ohren fressen. Trotzdem bleibt Blood Red Throne immer weit weg von anbiederndem Mitgröhlsound, sondern schafft mühelos die Gradwanderung zwischen technischem Anspruch und hörbarer Musik, die einem unbeschadet zurücklässt. Besonders geil finde ich die kreischende, hohe Schreistimme des neuen Sängers Yngwe Bolt Christiansen, seine tiefen Growls wirken aber manchmal etwas dumpf und tröge. Diese kleine Schwäche wird von der super Gitarrenarbeit und dem alles zerhackenden Drumming aber locker wettgemacht. Sehr starke Scheibe, Deather unbedingt rein hören!
Lucie W.     

Punkte: 8.5 von 10
DARK AGE - A Matter Of Trust
AFM Records/Musikvertrieb
Die Haare wurden mit den Jahren immer kürzer, die Musik immer wenig Metal-lastig - was Henne, was Ei ist bei diesen beiden Faktoren, sei dahin gestellt. Ich finde letzteres sehr ok, ersteres aber quasi unentschuldbar - was aber mit der Musik nix zu tun hat, deshalb vergesst diese Aussage am besten wieder. Dark Age wurden 1994 als "Dyer's Eye" gegründet und änderten ihren Namen später, um sich nach einem Songtitel von Vader zu benennen. In dieser Tradition stand zu Beginn der Bandgeschichte auch der Sound der Hamburger: Death Metal - wenn auch mit einer melodischen Schlagseite. Seither ist einiges an Zeit vergangen und Dark Age haben sich unglaublich stark verändert und entwickelt. Jedes Album war anders und man ist nun bei einer Stilrichtung angelangt, die mit Death Metal eigentlich gar nichts mehr zu tun hat. Vielen wird dieses Album zu rockig - vielleicht sogar zu poppig, zu melodiös, zu nett, zu kitschig, zu massentauglich sein - ich selbst finde aber, dass Dark Age hier eine authentische und musikalisch unglaublich reife Leistung vorlegen. Veränderung kann aus verschiedenen Gründen mit der Musik einer Band geschehen - oftmals sind es die falschen, nämlich einem Trend folgen, gefallen wollen oder schlicht mehr Kohle scheffeln. Dies alles trifft auf Dark Age in keinster Weise zu. Die Veränderung wirkt logisch und richtig, und Dark Age klingen trotz allen Wandlungen immer wie Dark Age. Kompositorisch, soundtechnisch und stimmungsmässig ein klasse Album, vor allem die Stimme von Eike Freese - die grösstenteils clean eingesetzt wird, teilweise aber auch mit wirklich guten Growls und Screams - überzeugt auf ganzer Linie. Die Melodien sind eingängig aber nicht abgedroschen und die Songs ergänzen sich zu einem abwechslungsreichen aber stimmigen Ganzen. Hinzu kommt, dass Dark Age auch eine sehr originelle und interessante Art der Promo für dieses Album gewählt haben: es gibt über die sehr ansprechend, professionell und modern gestaltete Website Links zu Videos, auf denen die Band die Entstehung und Hintergründe des Albums erläutert ("Trusted Diaries"). Wirklich eine tolle Scheibe mit viel tollem Drumherum - aber für den normalen Liebhaber harter Metal-Kost nicht wirklich geeignet.
Lucie W. 

Punkte: 8.5 von 10
AUTUMNBLAZE – Every Sun Is Fragile
Pulverised Records
Deutscher Melancholic Rock? Klingt interessant, hören wir doch mal rein. Ich dachte mir, dass ich die Band von irgendwo her kannte… Mal nachschauen, und tatsächlich: Auf einem uralten Sampler hatte ich bereits ein Stück von ihnen gehört, „Slave“. Schöner, düsterer Rock und Metal, hat mir eigentlich sehr gut gefallen, aber irgendwie habe ich mich nicht weiter um die Band gekümmert. Nun, nach einem Split im Jahre 2006 und anschliessender Reunion 2009 mit „Perdition Diaries“ haben die Deutschen mit „Every Sun Is Fragile“ einen neuen Longplayer am Start. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Leute, die auf Katatonia oder Memory Driven stehen, sollten sich diese CD unbedingt antun, denn hier wird mal lauter, mal leiser genau dieser Spirit gelebt und entfacht. Zerbrechliche Passagen wie „Mein Engel, der aus den Augen fliesst“ oder „How I Learned To Burn My Teardrops“ wechseln sich mit ruppigeren („New Ghosts In Town“, „Cold Soul“) ab. Zwischendurch werden sogar Growls und Screams hörbar, allerdings dermassen dezent in den Stücken untergebracht, so dass sie nie den melancholisch-tragischen Fluss unterbrechen. Um es kurz zu machen: Dieser Sound macht süchtig! Ich habe mich während dem Hören mehr und mehr in ihm verloren und konnte kaum mehr auf die Stop-Taste drücken. Wer es also melancholisch-rockig mit gewissen härteren Einschüben mag, ist bei Autumnblaze absolut richtig. Aber auch sonst ist ein Antesten empfohlen, denn der Sound ist wirklich echt gut!
Toby S. 

Punkte: 8.5 von 10
WINDHAND – Soma
Relapse Records/Non Stop Music
Es zeugt nicht gerade von Originalität, eine Rezension mit dem Verweis auf die passende Jahreszeit zu beginnen. Zumindest sollte man mit diesem Stilmittel sparsam umgehen. Demzufolge hüte ich mich davor, „Soma“, das zweite Langeisen der aus Richmond, Virgina stammenden Windhand, als perfekte Vertonung des heraufziehenden Herbstes zu bezeichnen. Ich hüte mich davor, auch weil ich dafür nur zu gerne die Nummer „Evergreen“ als Beweis anführen, handelt es sich dabei doch um das einzige akustische Stück der Scheibe und diese Ausnahme, diese melancholisch klagende Folk-Ballade voller Traurigkeit, in der die letzten grünen Pflanzen angefleht werden, nicht zu verschwinden, ist nun wirklich nicht repräsentativ. Wenn nicht vom Wetter, wenn nicht von der Ballade, wovon dann schreiben? Über das eine satte halbe Stunde dröhnende „Boleskine“, das zermürbend grossartige Finale des lediglich sechs Songs umfassenden Albums? Oder davon, dass das Quintett um die durch viel Hall und Effekten entrückt hallende Fronterin Dorthia Cottrell, zwar ganz klar Doom spielt, doch mit den meisten Bands in diesem Genre wenig gemein haben? Zwar dröhnen und wabern die Gitarren, schleppen sich in der Tieffrequenz durchs Nebelmeer, doch fehlt dem Sound des Fünfers jegliche Theatralik. Ja, darüber sollte man schreiben, denn gerade das ist es, was „Soma“ zu einer der besten Platten seit Langem in diesem Genre macht: Windhand brauchen weder Hexen noch Teufel, um Verzweiflung und Einsamkeit in Töne zu fassen. Eine handvoll gewichtiger Moll-Akkorde, im Zeitlupen-Tempo hintereinandergehängt und bis in alle Ewigkeit repetiert, mehr braucht es nicht, das wird hier deutlich. „Soma“ ist Doom ohne Pathos, in Reinkultur, in extremis, und damit zermürbender, als es jeder noch so graue Herbsttag jemals sein könnte. Ein qualvolles Meisterwerk in Grautönen.
Kissi  

Punkte: 8.5 von 10
WOLFPAKK - Cry Wolf
AFM Records/Musikvertrieb
Zwei Jahre sind seit dem selbstbetitelten Debüt der beiden Hauptakteure Michael Voss (Ex-Casanova, Mad Max) und Mark Sweeney (Ex-Crystal Ball) vergangen. Leider wurde das gute Songmaterial ausserhalb des Tonträgers, sprich live, nicht wirklich wahr genommen. Das ist der Karriere natürlich nicht gerade förderlich, angesichts des hohen Anteils an beteiligten Kollegen aus der Szene aber einleuchtend. Der zweiten Scheibe mit dem Titel «Cry Wolf» droht sehr wahrscheinlich das gleiche Schicksal, denn auch diesmal ist die Liste der Guests ellenlang und nicht minder prominent besetzt. Dazu gehören zum Beispiel Hochkaräter wie Don Airey (Deep Purple) und Tony Carey (Ex-Rainbow), die zu zwei Songs («Cold Winter» und «Run With The Wolf») ihre Parts beisteuerten. Des Weiteren glänzen unter anderem Namen wie Ralf Scheepers, Johnny Gioeli, Amanda Somerville, Dougie White und Tony Mills. Dazu haben sich auch Brian Tichy (Ex- Whitesnake) und Hermann Rarebell (nur beim Bonustrack «Kid Row») verewigt. Grundsätzlich ist es bei der neuen Scheibe auch so, dass die Vocal-Guests zumeist die Leads liefern und vor allem Mark Sweeney neben den Backing Vocals, die des Weiteren auch ein gewisser Jean-Marc Viller (Callaway) gehäuft beisteuert, so zu sagen die zweiten Leads singt. Musikalisch wird die traditionelle Metal- und Hardrock-Schiene gefahren, die sich in etwa in den Gewässern der Protagonisten bewegt. Der Opener «Moonlite» klingt zunächst bös nach Accept, um danach nicht weit weg von Primal Fear zu sein. «Matter Of Time» (mit dem göttlichen Johnny Gioeli) rockt danach so, wie man es auch von Hardline her kennt und schätzt. «Dark Relevation» mit Master Sweeney himself in front lässt indes die Crystal Ball Zeiten um «Hellvetia» zurück in Erinnerung rufen. Balladesk und getragen klingt es dann bei «Cold Winter», wo Amanda Somerville mit der zweiten Klangfarbe dafür sorgt, dass das Ganze letztlich nicht zu schwülstig rüber kommt. Solange die Chose sich mehr in rockigen denn metallischen Gefilden bewegt, desto deutlicher schimmern Crystal Ball durch. Ausnahmen bestätigen die Regel und wer die eher gleichartig aufgetürmten Backing Vocals (vorab von Sweeney) mag, wird an den abwechslungsreichen Songs seine Freude finden. Highlights sind «Run With The Wolf» als Reminiszenz an Rainbow und der Titelsong mit Überlänge. Besser als der Erstling ist «Cry Wolf» allerdings nicht geworden und es bleibt die Frage, ob das, Avantasia gleich, jemals live zu hören sein wird?!
Rockslave    

Punkte: 8.5 von 10
AKREA – Stadt der toten Träume
Drakkar Entertainment/Musikvertrieb

Akrea ist eine deutsche Melodic Death Metal aus Bayern. „Stadt der toten Träume“ ist bereits ihr drittes Album und alle Texte werden auf Deutsch gesungen, was eher eine Ausnahme in diesem Genre ist. Das Album beginnt mit „Erwachen“ und einem langen Klavier-Intro, dass später von Gitarren begleitet wird. Insgesamt startet das Lied sehr ruhig und gemächlich, fast schon in klassischer Manier, wird dann aber doch zusehends Death Metal-lastiger. Mit typischen Moll-Tonskalen, fetten, bis zum geht nicht mehr verzerrten einzelnen Gitarrenriffs und sporadischen Rhythmuswechseln bleiben sie ihrem Genre treu. Insgesamt ein gelungener Einstieg in das Album. Bemerkenswert ist auch, dass im ersten Lied auf jeglichen Gesang verzichtet wird. Wer jetzt aber denkt, dass das Album sich weiter so hinzieht, der wird enttäuscht. Schon das zweite Lied startet mit viel mehr Geschwindigkeit, Druck und Power, lässt sich aber nicht dazu herab, Blastbeats zu spammen. Freude herrscht. Endlich mal ein Melodic Death Metal-Album, dass ohne hohe Kastratenstimmen, ohne nervtötenden, inflationär eingesetzten Blastbeat-Sessions und ohne wirre Geschwindigkeitswechseln auskommt. Insgesamt liefern die Jungs ein sehr solides Metal-Album ab. Hört man sich die Vorgänger-Platten an, dann merkt man, dass Akrea sich definitiv weiterentwickelt haben. Sie haben viele Post-Metal-Elemente übernommen, genügend Melodie in die Riffs reingemixt und machen einen guten Job. Kritik darf man an der Stimme üben. Der Gesang ist nicht schlecht, nur manchmal etwas unpassend und es fehlt ihm an Fülle. Die Solos sind auch nicht speziell herausragend, und insgesamt ist die Abwechslung auf dem Album nicht sonderlich gegeben. Allerdings habe ich zwei Lieblingslieder auf der Platte gefunden: „Feuer und Licht“ und „Einsames Medium“. Für alle, die gute Hausmannskost im Metal vertragen und Death Metal auch mal gerne im Hintergrund laufen lassen wollen.
Michel A.   

Punkte: 8.5 von 10
HOLLYWOOD BURNOUTS – Kick It Up A Notch
Rock Road Records
Mit "Kick It Up A Notch" wird die Truppe aus dem bayrischen Augsburg zum zweiten Mal mit einem Full Length-Album vorstellig. Bereits der Vorgänger "Exess All Areas", aber auch das erste Lebenszeichen in Form einer EP, stiessen durchwegs auf positive Resonanzen. Das wird mit grosser Sicherheit auch mit dem neuen Output geschehen. Die Scheibe setzt genau da an, wo das Debüt geendet hat. Das Line Up der Band hat sich in der Zwischenzeit aber zur Hälfte geändert, denn die Positionen von Bassist und Drummer mussten neu besetzt werden. Trotzdem beweisen die Musiker aber nach wie vor ein sicheres Gespür für astreine Melodien, grosse Hooks und eingängige Songstrukturen. Die Zutaten sind dabei die Gleichen geblieben. Der Bandname macht es deutlich: man tummelt sich im Glam- und Sleazy-Universum der späten Achtziger, das in L.A. sein Zentrum hatte. So müssen z.B. Poison als Stil-Referenz herhalten. Hollywood Burnouts adaptieren zwar dezent Blues- und Metal-Klänge, dreckiger Sleazy wird aber aussen vorgelassen und Punk-Attitüde wird vermieden. Vielmehr tendiert man in Richtung Station Rock der Marke Def Leppard und Van Halen. Es besteht also kein grosser Unterschied zum Sound des Debüts. Die Truppe hat ihren Stil kompromisslos beibehalten und dabei noch weiter verfeinert. Das Songmaterial überzeugt auf ganzer Linie, obwohl der ultimative Knaller (und dazu ist man mit Sicherheit fähig) weiter auf sich warten lässt. Die Scheibe ist durchdacht und kalkuliert, lässt aber trotzdem Raum für Spontanität und Abwechslung. Sehr professionell und definitiv mehr als ein blosser Geheimtipp.
Chris C.   

Punkte: 8.5 von 10
HÄMATOM – Keinzeitmensch
Rookies&Kings/SPV
Nord, Ost, Süd und West – das sind die Namen hinter den Instrumenten und die Gesichter sind versteckt hinter Masken. Bei Hämatom dreht sich alles darum, dass der Schein eben doch trügt. Besonders prägend für den Sound der Kombo sind die äusserst sozialkritischen Texte. So handelt “Die Vierte Macht" von der einflussreichen Medienlandschaft, während bei "Bester Freund, Bester Feind" die Problematik des Klonens diskutiert wird. Auch “Ahoi“ behandelt ein brandaktuelles Thema: Dramatisch wird der Versuch eines Flüchtlings vertont, über das Meer in das Paradies Europa zu gelangen, allerdings ohne Happy-End. Mit „Morgenrot“ wandeln Hämatom auf skurrilen Irrwegen: Dabei geht es um den Volksglauben, dass die Entwicklung eines Babys im Mutterleib angeblich vom Tod einer bekannten Person begleitet wird – doch was wenn diese Seele einfach nicht loslassen will? Der Song handelt von einer werdenden Mutter, die sich nach Kräften dagegen wehrt. Musikalisch siedeln sich Hämatom irgendwo um “Die Apokalyptischen Reiter“ und “Rammstein“ an, mit Anlehnungen an “Frei.Wild“. Doch Hämatom polarisieren mit ihrem neusten Werk nicht mehr so wie zu Anfangszeiten – Einige der gewohnten Ecken und Kanten wirken mittlerweile etwas abgewetzt…. Was nicht heissen soll, dass Hämatom nun handzahm geworden sind! Denn es gibt immer noch viele Tracks mit richtig Biss, wie z.B. “Genug ist Genug“. Fazit: “Keinzeitmensch“ ist ein tolles Album einer aussergewöhnlichen Band.
Patricia H.     

Punkte: 8.4 von 10
LEGION - Woke
Steamhammer/SPV
Die HC/ Death-Combo Legion aus Columbia USA, liefern Mit "Woke" ein erfrischend ehrliches Hardcore-Album ab. Pure Agressivität, die aber nie gespielt wirkt, gepaart mit genialen Blastbeats, Grooves und Breakdowns zeichnen diese junge Band aus. Der Mix des Albums ist hervorragend und so verschmelzen die präzisen Gitarren, die extremen Vocals und das Killer-Drumming zu einer Einheit, die wohl jeden Hörer aus den Sitzen haut. Was Tinta Leal für Europa ist, ist Legion für die Welt, erfrischend, ehrlicher und direkt von der Strasse kommender HC, der einem das Hirn wegbläst, ohne dabei noch Sozialkritik zu implementieren.
Steve Butcher   

Punkte: 8.0 von 10
LETZTE INSTANZ – 15 Jahre Brachialromantik
Drakkar Entertainment/Musikvertrieb
Die letzte Instanz bietet mit ihrem ersten Best Of Album einen schönen Schnitt durch ihre Entwicklung der letzten 15 Jahre, von den Anfängen mit dem ersten Album “Brachialromantik“ bis zur kürzlich abgeschlossenen Trilogie “Schuldig“/“Heilig“/“Ewig“. Ein Grossteil der Tracks stammt dabei aus diesen neueren Alben, wobei auch einige alte Klassiker mit dabei sind, zum Teil sogar in ganz neuem Gewand. Die Letzte Instanz mag vielleicht in den letzten Jahren etwas näher in Richtung Mainstream gerückt sein, doch sind sie nach wie vor sehr authentisch, was ihren Erfolg erklären dürfte. Das Geheimrezept liegt dabei in der Mischung aus poetischen Texten, mitreissenden Melodien und abwechslungsreicher Instrumentierung. Das Album bietet auch viel Neues für Fans der ersten Stunde – denn einige Tracks wurden erstmals neu aufgenommen, mit Holly Lose hinter dem Mikrofon (“Mein Todestag“, “Kopfkino“, “In Meiner Erinnerung“ und “Für Immer Und Ewig“). Natürlich ist auch ein brandneuer Track mit dabei: “Diamanten“ ist ein Song in typischer LI-Manier, der auch bei den Radiostationen Anklang findet dürfte. Mit insgesamt 19 Tracks und einer Spielzeit von 75 Minuten bietet “15 Jahre Brachialromantik“ ganz schön viel, ist also auch bestens geeignet für Leute welche die Band erst gerade für sich entdecken. Einziger Wehmutstropfen: das so beliebte “Rapunzel“, das aus dem Live-Repertoire der Letzten Instanz nicht mehr wegzudenken ist, hat es leider nicht aufs Album geschafft.
Patricia H.       

Punkte: keine Wertung
ACCU§ER - Diabolic
Red Shift Records
Als die altbekannten 80er Thrasher Accu§er im Jahr 2010 mit "Agilation" ihre Reunion feierten, feierte eigentlich niemand mit, zu lasch und uninspieriert war das Album geworden. Doch nur ein Jahr später lieferte man mit "Dependent Domination" ein Album nach, das sämtliche Kritiker verstummen lies, und die Fans dazu animierte, die Reunion als Erfolg zu betrachten. Mit "Diabolic" steht nun das dritte Album der neuen Ära in den Startlöchern. Enttäuscht wird man hier definitiv nicht, das Songwriting ist ausgefeilt und der Bogen zwischen Melodie und Härte präzis gespannt. Accu§er reizen ihre Bay Area-Tradition aus, ohne dabei aufgesetzt oder zu wenig modern zu klingen. Mit "Apocalyptic Decay", "Save Your Legends" oder auch "Who Dominates Who" finden sich einige Tracks auf der Scheibe, die nicht so schnell wieder aus dem Kopf zu kriegen sind. Ein besonderes Augenmerk verdienen sicher auch die Soli zu richten, die jeden einzelnen Song perfekt abrunden. Die Legitimation der Reunion ist garantiert!
Steve Butcher      

Punkte: 8.0 von 10
VICTOR SMOLSKI - Two Orchestral Symphonies (2CD - Re-Release)
Drakkar Entertainment/Musikvertrieb
Dieser Doppeldecker besteht aus den zwei Alben "The Heretic" (2000) und "Majesty and Passion" (2004). Warum Herr Smolski die beiden Alben wieder in die Regale stellt, erschliesst sich mir nicht vollständig, vielleicht ist es ja, weil gerade die neue Scheibe von Lingua Mortis Orchestra erschienen ist? Nun, egal. Schauen wir uns die beiden Scheiben mal an. Zum einen haben wir da "The Heretic", ein sehr schwer verdauliches Werk, auf dem das 70-köpfigen Staatsorchester Weissrusslands, Hörspielparts von Victor, Peavy Wagner und Mike Terrana, und teilweise überflüssige Gitarreneskapaden des Meisters zu hören sind. In der Tat haben wir hier ein sehr ungewöhnliches "Metal meets Classic"-Werk vor uns, das sich der Geschichte der Hexenverbrennung widmet und musikalisch sicher nicht jedermanns Sache ist. Etwas anders sieht das aus beim Rundling Nummer zwei "Majesty And Passion". Hier transportiert Smolski die Barock Musik von Johann Sebastian Bach in die Gegenwart und arbeitet dafür mit dem Inspector Symphonic Orchestra zusammen. Auf der Scheibe sind ausserdem auch Gäste wie Uli John Roth, Andrey Zyrich, dem grossen Jazz-Gitarristen Michael Sagmeister und viele mehr vertreten. Diese Symbiose ist gut gelungen. Smolski hält sich hier sehr nah am Original und die Vereinigung von klassischen Instrumenten mit den Metalparts funktioniert grandios. Das Ganze verschmilzt ineinander und wird dadurch in neuen Dimensionen dargestellt. Uli John Roth zum Beispiel gibt der Musik durch sein einzigartiges Gitarrenspiel in Chapter 2 eine ganz neue Note. Und hier passen auch die Hörspieleinspielungen, zum Beispiel wird Bach grandios gesprochen von Mike Terrana. Im Ganzen wirkt "Majesty & Passion" als eine Einheit, zusammengesetzt aus dem Orchester und vielen tollen Musikern, die es schaffen, die Werke von Bach als ein gemeinsames Abenteuer aus Vergangenheit und Gegenwart zusammenzufügen, zu verstehen und zu geniessen. Tolle Leistung Mr. Smolski.
Crazy Beat   

Punkte:
keine Wertung
 
MAEL MORDHA – Damned When Dead
Candlelight Records/Irascible
Mael Mordha stehen für ihre ganz eigene Mischung aus traditionellen, irischen Folk-Elementen und harten Doom-Riffs, welche das musikalische Fundament für die historischen und mystischen Geschichten des alten Irlands liefern. "Damned When Dead" erzählt in authentischer Weise von der Invasion der Normannen in den Jahren 1169-1171. Die päpstliche Urkunde "Laudabiliter" hat dem englischen König Heinrich II. die Erlaubnis gegeben, in die Reformen der irischen Kirche kriegerisch einzugreifen, damit diese barbarische Nation ihre Steuern an Rom bezahlt. 'Laudabiliter' beginnt mit den Worten "Christe Eleyson" und harschen Gitarren. Irische Flöten kommen bereits zu einem ersten Einsatz. Auch das darauf folgende 'King Of The English' startet mit einer Flötenmelodie, generell werden sie aber gewohnt zurückhaltend eingesetzt. Roibéard Ó Bogail zeigt sich stimmlich von seiner besten Seite und ist mit viel Herzblut bei der Sache. Nicht jeder Song kann über die ganze Länge überzeugen, der Titelsong bietet dann aber nochmals alles was man sich wünscht. Ein Songaufbau der Spannung erzeugt, mit ganz langsamen bis mitreissend schnellen Passagen und melancholischen Melodien. Zudem werden erstmals Growls eingesetzt, welche den Härtegrad nochmals etwas hochschrauben. Die lateinischen Worte zum Schluss schliessen den Kreis.
Patricia L.    

Punkte: 8.0 von 10
RECKLESS LOVE - Spirit
Spinefarm Records/Universal
Kenner von richtig schön kitschigem Haarspray Rock verbinden mit dem Namen dieser Band natürlich Olli Herman. Der ehemalige Sänger der mittlerweile überaus bekannten schwedischen Crashdïet gründete seine Reckless Love im Jahre 2001, wenn auch damals noch unter dem Namen Reckless Life. Nach den letzten beiden Alben "Reckless Love" (2010) und "Animal Attraction" (2011) steht nun das dritte Werk mit dem schönen Namen "Spirit" am Start und bedient sämtliche Klischees. Die Melodien sind gross, die Riffs sitzen, das Tempospektrum ist breit und aus jedem einzelnen Ton triefen Haarspray und Honig, so richtig L.A. halt. Trotz einiger wirklich gut gemachter schneller Nummern sind es auf "Spirit" allerdings vor allem langsamere Songs wie "Runayway Love", die sich in ihrer Pracht vollständig entfalten. Mit diesem dritten Studioalbum haben Reckless Love ein wirklich respektables Stück Arbeit geleistet und es möge ihnen vergönnt sein, nun einen tollen Ritt auf einer hohen Erfolgswelle hinzulegen.
Maiya van A.  

Punkte: 7.8 von 10
SATYRICON – Satyricon
Roadrunner Records/Warner
Ganze fünf Jahre ist Age of Nero inzwischen her, allerhöchste Zeit also, dass die geschichtsträchtigen Satyricon mal wieder mit einem Album auf sich aufmerksam machen. Und bei diesem Album werden sich die Kritiker sicherlich die Haare raufen, denn einfach gestaltet sich der inzwischen achte Longplayer nicht. Der Grundtonus der Platte ist nach wie vor von finsteren und rockigen Riffs bestimmt, wird aber durch ungewöhnliche Melodien gefärbt und klingt dadurch vielseitiger als der Vorgänger. Auch finden immer wieder Blastbeats sowie schnelle Anschläge ihren Platz, was stilistisch einiges an ihren alten Wurzeln durchsickern lässt (,Ageless Northern Spirit‘ oder auch ‚Walker Upon The Wind‘), wenngleich das Tempo grösstenteils eher gemächlich ist. Durch die Abwechslung schaffen es die Lieder, eine spannende Dynamik aufzubauen ohne dabei an Dichte zu verlieren. So schafft es ‚Our World, It Rumbles Tonight‘ während den fünf Minuten zwischen bedrückendem Refrain sowie doomigen Rhythmen zu wechseln, ohne einen Augenblick lang die Aufmerksamkeit abschweifen zu lassen. ‚Norcturnal Flare‘ schlägt in die ähnliche Kerbe, trumpft aber mit einem stilvoll eingesetzten Chor. Man könnte sagen, dass Satyricon es geschafft haben, mit minimalen Mitteln das Maximum aus ihren Songs rauszukitzeln. In jedem Lied steckt gerade das nötigste, um die konzentrierte Dunkelheit darzustellen. Eine starke Scheibe, die mehr als einmal gehört werden muss, um sie zu mögen.
Tristan  

Punkte: 7.8 von 10
HORSEBACK - A Plague Of Knowing (3 CDs)
Relapse Records/Non Stop Music
Von Horseback habe ich ehrlicherweise zuvor noch nie gehört und da überraschen sie mich schon mit einer Compilation mit Raritäten und Demo-Songs. Was man hier zu Hören kriegt ist originell, speziell, aber auch leider von schlechter Qualität. Horseback zocken eine spannende Mischung aus Black Metal, Jazz, Ambient, Elektronischer Musik, aber auch Post-Rock gepaart mit einem gewissen Pseudo Psychedelischen touch. Nun ja man darf gespannt sein, wann ein reguläres Full Length-Album der Amerikaner in unseren Breitengraden erscheint.
Steve Butcher      

Punkte: keine Wertung
THE JOKERS – Rock'N'Roll Is Alive
Steamhammer/SPV
Die Liverpooler Formation The Jokers konnte bereits mit dem Independent Debüt Release "The Big Rock'N'Roll Show", 2009 für Aufsehen sorgen. Die Brüder Paul (Gitarre) und Simon (Bass) Hurst, Sänger Wane Parry und Schlagzeuger Chris Poole haben sich dabei ganz der britischen Rock-Tradition von The Who, Free, Deep Purple und Led Zeppelin verschrieben. Auf dem aktuellen zweiten Output "Rock'N'Roll Is Alive" wird der Blues getränkte Hard Rock von der Band noch durchdachter und ausgereifter praktiziert. Die kernigen Riffs und die eingängigen Melodien wurden zu authentischen Songs mit einer Menge Groove. The Jokers bleiben dabei immer eigenständig und flexibel. Im Bereich des Classic Rock ist es aber auch für diese Band ein Ding der Unmöglichkeit, das Rad des Rock'N'Roll neu zu erfinden. Dafür ist der Fundus an Einflüssen, die zwar adaptiert aber definitiv nicht kopiert werden, sehr gross. Riff Rock der Marke AC/DC und Krokus erscheint ebenso wie Südstaaten Blues im Stile von ZZ Top oder Lynyrd Skynyrd. Mit Produzent Andy Macpherson hatte man auch einen Knöpfchendreher, der es schaffte, den deutlich Seventies-lastigen Sound der Engländer in ein zeitgemässes Gewand zu kleiden, um den potentiellen Gedanken an Old Fashion im Keime zu ersticken. Cooles Album mit vielen starken Songs aber auch einigen Füllern.
Chris C.   

Punkte:
7.8 von 10
CRYSTAL PALACE – The System Of Events
Gentle Art Of Music
Das neue Album der deutschen Artrock Formation Crystal Palace bietet nicht nur anspruchsvollen Sound, sondern überrascht auch mit Gastmusikern der besonderen Art. Beim aktuellen Release „The System of Events“, welches sich mit dem Thema „Gibt es eine Formel, die unser Leben bestimmt“ beschäftigt, tauchen Colin Edwin am Bass (Porcupine Tree) und Kalle Wallner (RPWL, Blind Ego) an der Gitarre auf, sowie Yogi Lang (RPWL), der für den Sound verantwortlich gewesen ist. Das Thema gehört übrigens zu meinen bevorzugten Diskussionsinhalten. Inwiefern ist das Leben vorbestimmt? Wie viel Einfluss haben wir selbst darauf? Der Titelsong zum Beispiel erzählt davon, wie sich Menschen nach Schicksalsschlägen völlig neuen Lebenssituationen stellen müssen. Das Album hat also nicht nur musikalisch etwas zu bieten, sondern widmet sich auch textlich spannenden Angelegenheiten. Die Erstbesetzung von Crystal Palace erblickte bereits 1995 das Licht der Welt und mittlerweile können die Berliner auf neun Veröffentlichungen zurückblicken. Wer die Band noch nicht kennt, sollte sie daher unbedingt mal antesten.
Liane P.   

Punkte:
7.8 von 10
TURISAS – Turisas 2013
Century Media/Universal
Der eher gewöhnungsbedürftige Albumtitel "Turisas2013" deutet bereits darauf hin, dass den Hörer etwas Neues erwartet. Battle Metal war gestern, heute haben sich die erfolgreichen Krieger ins Cabaret zurückgezogen und lassen sich feiern. Ganz anders hört sich die neue Mischung zwar nicht an und der unverwechselbare Sound von Turisas ist immer noch herauszuhören, das sich nach jahrelanger Pause wieder im Line-Up befindende Keyboard gibt dem Ganzen aber eine deutlich andere Färbung. Die Musik wirkt symphonischer, theatralischer. Zudem hat man Einflüsse aus verschiedensten Richtungen einfliessen lassen. Der Opener 'For Your Own God' hat mit seinen Synthieklängen Anleihen des 90er-Pop. 'Run Bhang-Eater, Run!' ist so aussergewöhnlich wie sein Name. Wilde Gipsy-Melodien laden zum tanzen ein, das ruhige Intermezzo wird von weiblichem Gestöhne begleitet und die letzten zwei Minuten sind rein instrumental. Die eine oder andere Schlachthymne gibt es aber doch auch zu hören, wie "Piece By Piece" zeigt. 'Greek Fire' kommt mit überraschend hartem Gitarrensound daher und überzeugt, genau wie das darauf folgende 'The Days Passed', welches gute Ohrwurm-Melodien bietet. 'No Good Story Ever Starts With Drinking Tea' ist erwartungsgemäss ein Trinklied, ausgestattet mit dem Mitgröhl-Refrain "alcohol, all night long". Mitten im Song wird eine kurze Passage von 'The March Of The Varangian Guard' vom letzten Album eingeblendet, in dreifacher Geschwindigkeit – was auch immer sie sich dabei gedacht haben. Insgesamt ist Turisas ein abwechslungsreiches Album gelungen, wobei sie sich aber auf einem schmalen Grat befinden, um nicht ins Lächerliche abzudriften. Will man das Krieger-Image beibehalten, braucht es wieder etwas mehr Überzeugungskraft.
Patricia L.   

Punkte:
7.8 von 10
WOLVSERPENT – Perigaea Antahkarana (2 CDs)
Relapse Records/Non Stop Music
Da wäre mir beinahe eine wahre Perle durch die Lappen. Auch wenn die ersten vier Minuten eher unspektakulär klingen, erinnern sie doch an die Einsamkeit und die Soundkulisse vom Computerspiel Myst. Somit ist dem Intro auch Genüge getan, der Hörer ist gespannt auf die kommende Spielzeit. Was dann passiert (achtung Spoiler) ist allerdings echt überraschend, nach einem spannungsvollen Aufbau dröhnt die volle Wucht aus dicken, monotonem Riffing und tiefen, kaum verständlichen Growls aus den Lautsprechern. Vom einen zum andern Augenblick ist man gefangen im todbringenden Sumpf, hilflos in der Dunkelheit. Die Gitarren schleppen sich qualvoll dahin, begleitet von dezent im Hintergrund gehaltenem Tönen aus dem Synthesizer. Der heftige Kampf gegen den Schlamm scheint einem noch tiefer einzusaugen, resigniert gibt man auf. In genau diesem Augenblick gibt der Sog nach, man kann sich bewegen. Langsam zwar, aber stetig, die Gitarren walzen langsam daher. Die panische Flucht aus dem unwirklichen Ort dauert aber noch ganze drei Lieder weiter, soll heissen noch eine ganze Stunde! Und die haben es in sich, die Produktion ist klar und fett, so dass die Gitarren differenziert und druckvoll erklingen, aber auch die Samples nicht völlig im Gewirr verschwinden. So vereint das Duo aus Idaho gekonnt den Schmutz und dem Doom von Electric Wizzard, garniert es aber mit einigen Stücken Drone à la Menace Ruine. Damit aber nicht genug, nein, da die Schlagzeugerin auch noch die Violine spielen kann entstehen Klanglandschaften wie ‚In Mirrors Of Water‘, was der Musik eine gewaltige Portion Eigenständigkeit verpasst. Ganz klar schon jetzt ein heisser Anwärter auf die meistgehörte Platte für diesen und jeden folgenden Herbst. Ein tolles Album, wenn man mit Ambient, Drone oder experimentellem Doom etwas anfangen kann.
Tristan   

Punkte:
7.7 von 10
SALTATIO MORTIS – Das schwarze Einmaleins
Napalm Records/Universal
Keine zwei Monate nach der Veröffentlichung der Single "Wachstum über alles" liefern die deutschen Mittelalter Rocker das dazugehörende Album nach. Los geht es mit dem punkig angehauchten "Früher war alles besser", welches melodisch und textlich simpel gestrickt ist, ohne seine Wirkung zu verfehlen. Gegen Krieg singt man in "Krieg kennt keine Sieger" und stimmt dabei melancholischere Töne an, welche bei "Der Kuss" weitergeführt, jedoch mit rockigen Gitarren zwischendurch aufgelockert werden. "My Bonnie Mary" ist einer der schwächeren Tracks, "Satans Fall" überzeugt dagegen mit tollen Melodien, interessantem Songaufbau und der nötigen Portion Härte. Titel Nummer neun trägt den Namen "Neun" und erinnert textlich fast etwas zu stark an "Sieben" von Subway to Sally. Mit stimmungsvollen Trommeln ertönt die gefühlvolle "Galgenballade", das darauf folgende "Abrakadabra" hinterlässt mit einem anständigen Riff und einem guten Mitsing-Refrain nochmals einen guten Eindruck und nach "Nur ein Traum" ist alles gesagt. Die grösste Neuerung auf der aktuellen Veröffentlichung sind wohl die modernen Themen, welche in den Songtexten angesprochen werden. Nicht alle Songs auf dem Album überzeugen vollends, einige Leckerbissen sind aber durchaus zu finden.
Patricia L.   

Punkte:
7.5 von 10
REPUKED - Up From The Sewers
Soulseller Records
Viel muss hier nicht um den heissen Brei herum geredet werden: Repuked bringen auf ihrem zweiten Album richtig räudigen, schrammligen, kratzenden, rumpligen und donnernden Death Metal. Liebhaber von ebensolchem Old School Death im Stile von Autopsy müssen das hier unbedingt gehört haben. Die Schweden haben ausserdem offensichtlich den guten Geschmack für sich gepachtet und ziehen das Programm, das der Bandname schon erahnen lässt, gnadenlos durch. Alles was stinkt und irgendwie ecklig ist, hat seinen Platz im Repuked-Fachwörterbuch - allem voran natürlich alle Facetten des Reiherns. "Porcelain Deathgod", "The Toilet Odors", "Winter Puke Disease" oder auch "Fuck You, Fucking Whore" zeugen von der exquisiten lyrischen Qualität der Repuked'schen Texte. Wem das ganze Regurgitations- (das heisst tatsächlich körbeln) und Exkrementgetue nichts ausmacht oder wer das sogar unterhaltsam findet, dem sei das Verzehren und Verdauen dieser Scheibe empfohlen.
Lucie W.
   
Punkte:
7.5 von 10
TARJA – Colours In The Dark
earMusic/Phonag
Seit dem Aus bei Nightwish hat Tarja Turunen fortwährend hart an ihrer Solokarriere gearbeitet und mit "Colours In The Dark" hat sie nun ein weiteres Studioalbum am Start. 'Victim Of Ritual', zu welchem bereits ein Musikvideo gedreht wurde, macht den rockigen Anfang. Tarja setzt ihre Stimme sehr variabel ein, wobei sich nicht alles gut anhört. Der Refrain jedoch ist eingängig und setzt eine erste Duftmarke. Das balladeske '500 Letters' wartet mit schönen Melodien und einem abermals starken Refrain auf. 'Lucid Dreamer' löst das sonst gleiche Strickmuster einzig durch einen Ambient-artigen Zwischenteil etwas auf. Tarja zählt finnisch auf drei und weiter geht es mit dem etwas härteren 'Never Enough'. 'Mystique Voyage' wirkt schön verträumt, wozu der in Spanisch gesungene Refrain gut passt. Die folgenden Songs bieten nicht mehr viel Aussergewöhnliches, orchestrale Arrangements stehen im Vordergrund. Schöne Melodien kriegt man viele zu hören, einige rockige Riffs auch. Die Refrains klingen mit der Zeit aber etwas eintönig und sie lassen die Songs, trotz allen Bestrebungen härter zu klingen, eher seicht wirken. In dieser Hinsicht wäre noch etwas mehr Abwechslung wünschenswert.
Patricia L.    

Punkte:
7.5 von 10
DIABOLOS DUST – Inferno
7hard/New Music Distribution
Bei Diabolos Dust stimmt ausnahmsweise die Selbstbeschreibung perfekt: „Heavy-Thrash-Power-Metal from Landshut“. Danke Jungs, damit habt ihr mir schon mal die einleitende Schubladisierung abgenommen! Somit kann ich ohne Umschweife aufs Wesentliche kommen, und das sind in Bezug aufs Debüt "Ruins Of Mankind" gleich zwei Sachen: Der latente Metallica/Testament-Touch ist verschwunden und Fronthüne Jürgen Dachl singt abwechslungsreicher denn je. Er kann shouten, screamen, growlen, setzt aber zu meiner grossen Freude meistens seinen charismatischen Cleangesang ein, der in seinen besten Momenten etwas an Hansi Kürsch in einer etwas tieferen Lage erinnert. Dem Selbstbild entsprechend sind die Songs in sich und auch untereinander sehr vielseitig. Thrash-Nackenbrecher wie „Grace Of Creation“, “Clouds Of Malice“ oder „Fire Down Below“ stehen auf Augenhöhe mit Epischem wie der powervollen Semiballade „“The Lion Gate“ und natürlich Power Metal-Nummern wie “Devil Advocates“, „Wasting Time“ oder „Inferno“. Die Thrash-Hoffnungsträger aus dem grossen nördlichen Nachbarland gehen dabei sehr professionell vor und punkten mit einem guten Gespür für hängenbleibende Melodien, griffige Riffs und vor allem fesselnde Songarrangements, das alles zumeist in den mittleren bis höheren Temporegionen. Einziger Wermutstropfen ist der etwas schwache Drumsound. Drummer Stefan Fesser hätte bei seinen Fertigkeiten ein ordentliches Pfund mehr verdient, vor allem bei den Bassdrums, und die Snare Drum erinnert mich zeitweise fast an Lars Ulrichs Blechtrommel-Bauchlandung auf „St. Anger“, aber eben, zum Glück nur zeitweise und nicht ansatzweise so schlimm. Unterm Strich bleibt ein sehr solides Album, das auf europäischem Boden seinen Weg in die Ohren der Fans finden wird, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.
Mirko B.   

Punkte: 7.5 von 10
HÄMATOM – Alte Liebe Rostet Nicht (EP)
Rookies&Kings/SPV
Hämatom liefern mit dieser EP schon mal vorab einen Leckerbissen für alle Fans, die nicht bis Ende September auf das neue Full-Length-Album warten können/wollen. Mit “Alte Liebe Rostet Nicht“ bieten Hämatom einmal mehr einen eher kritischen Text zu hartem und doch melodiösem Sound – eine ziemlich epische Kombination, die den Erfolg dieser Band ausmacht. Neben dem Titeltrack gibt es auch noch einen ziemlich bösen Remix desselben, der eine völlig andere Stimmung schafft, gespickt mit elektronischen Beats – quasi zwei komplett verschiedene Songs, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. “Von der Wiege bis zum Grabe“ hat sogar noch etwas mehr Drive und gehört definitiv zu den deftigeren Tracks. Mit “Fürchte Dich Nicht“ wird das Tempo dann wieder etwas runtergeschraubt. Insgesamt bieten diese 4 Tracks erstaunlich viel Abwechslung, speziell wenn man bedenkt, dass darunter zwei Version desselben Songs zu finden sind. Daumen hoch!
Patricia H.

Punkte: keine Wertung
SHINIG (SWE) – 8 ½ Feberdrömmar I Vaket Tillstånd (Re-Release)
Dark Essence Records
Nach dem letztjährigen Album scheinen die Schweden von einem Label zum nächsten gewechselt zu haben. Das neuste Werk erscheint bei niemand geringerem als Dark Essence, welche auch schon Taake, Helheim oder Aeternus unter ihre Fittiche genommen haben. Und obwohl sich die Spielzeit auf ganze 48 Minuten erstreckt, handelt es sich nicht so ganz um ein neues Album, daher die 8 1/2. Grund dafür: die Songs sind alle aus älteren Veröffentlichungen. Damit es sich aber nicht um eine Re-Release handelt, haben die Jungs sich wenigstens die Mühe gegeben, die Gitarren, Bass sowie das Keyboard neu einzuspielen, womit die Lieder zumindest von der Qualität mit den neuen Sachen mithalten können. Die Ursprünge sind aber einiges rauer, monotoner und weniger progressiv als die letzten beiden Vorgänger. So rauschen bei ‚Ett Liv Utan Mening‘ die Gitarren nach wie vor, klingen aber dennoch differenzierter und vor allem der Bass kommt gut zur Geltung. Was das Album aber wirklich spannend macht, sind die verschiedenen Gastauftritte. So werden einige Stellen von Attila (u.a. Mayhem, Tormentor), Maniac (ebenfalls Mayhem und andere), Pehr Larrson (Vinterland) und Gaahl eingesungen. Das Resultat sind gute, aber dennoch nicht gänzlich neue Songs, die durchaus in das suizidale Miasma passen, welches die Band begleitet. Für Fans könnte die Packung durchaus einiges bieten, da Niklas noch begleitende Worte zu den Liedern niedergeschrieben hat. Und ehrlich gesagt wundert es mich schon, was da bei ‚Terre Des Anonymes‘ genau gesungen wird.
Tristan

Punkte: keine Wertung
LUCID DREAMING – The Chronicles Pt. I
Limb Music
Dieses Album hat das Potential, in ein paar Jahren zum begehrten seltenen Schatz zu werden, welcher sich Power Metal Opera-Liebhaber für viel Geld an einer Metal-Börse kaufen. Die grosse Metal-Masse wird aber The Chronicles Pt. I als zu klischeehaft und zu langweilig empfinden. Sie werden dabei so einige Details dieses speziellen Werkes verpassen. Aber von vorne: Lucid Dreaming sind ein Projekt von Elvenpath Gitarrist Till Oberbossel. Wie in diesem Genre üblich, hat er eine beachtliche Anzahl mehr oder weniger prominente Musiker um sich geschart. Diese wären – ohne Garantie auf Vollständigkeit: Alexx Stahl (Roxxcalibur), Chris Marino (Scarlatyna), Jutta Weinhold (ex-Zed Yago), Jason Condon-Houston (Skelator), Dragutin Kremenovic (Elvenpath), Torsten Herbert (Dragonsfire), Eve Kreuzer (Illusioria), Jordan Cutaja (Nomad Son), Leo Stivals (Forsaken) und Ruth Knepel (Opalessence). Aus unserem Land durfte Ex-Emerald-Sänger Jvo Julmy seinen Beitrag leisten. The Chronicles Pt. I ist aber nicht nur aufgrund der vielen Gäste ein ambitioniertes Werk. Auch musikalisch bietet es einiges. Der erzählten Geschichte kann ich zwar nicht wirklich folgen. Vielmehr jagen mal balladeske Töne typischem Power-Metal hinterher, oder es werden kurz Iron Maiden und gar Savatage zitiert. Das tragende „Swords For Prydain“ lädt zum langsamen Headbangen ein, während bei „The Quest for The White Pig“ das Tempo angezogen wird. Die Songs stehen für sich und sind hochklassig, ohne bei mir ein zwingendes „hervorragend“ heraufzubeschwören. Für Power Metal-Fans also durchaus eine lohnenswerte Sache. Wer aber mehr oder Bahnbrechendes erwartet, ist hier fehl am Platz. Lucid Dreaming bereichern mit diesem Album ein Genre, in welchem dieses Jahr bereits einige andere Werke erschienen sind.
Roger W.  

Punkte: 7.5 von 10
LEGEND - The Dark Place
Highroller Records/Musikvertrieb
Die NWOBHM hat einige Bands hervorgebracht oder zumindest gepusht, die noch heute ganz gross im Geschäft sind (Motörhead, Saxon, Judas Priest, Iron Maiden…), und viele solche, den Status der lebenden Legende innehaben (Raven, Girlschool, Diamond Head, Tygers Of Pan Tang, Satan, Praying Mantis …) und sehr viele, die trotz guter bis exzellenter Releases den grossen Sprung in die Oberliga leider nie geschafft haben. Zu letzter Kategorie gehören auch die NWOBHM-Veteranen Legend aus Jersey, die nach dreiunddreissig Jahren Bandgeschichte auf dem Buckel (mit ein paar Unterbrechungen) neben einer 12“ Single und ein paar Compilations vier hochwertige Full Length-Alben vorweisen können. Nach zehn Jahren Pause melden sie sich endlich wieder mit neuem Material zurück, welches all jene zufrieden stellen wird, die sich für epischen und vielschichtigen Heavy Rock mit ruhigen und sphärischen Elementen begeistern können. Denn genau dadurch unterscheiden sich Legend von anderen britischen Leidensgenossen. Während britische Bands wie Savage, Jaguar oder Chateaux auf Gradlinigkeit, Speed und Killerriffs bauten, ist der Sound von Legend eher die durch geschickte Arrangements erzeugte Atmosphäre beherrscht, auch wenn eine Nummer wie „No Time To Be A Hero“ den eben genannten Chateaux sehr nahe kommt. Kein Wunder, denn der Song ist ebenso alt wie die Band selbst. In diese Kategorie fallen auch „Paragon“, ein typischer NWOBHM Signature-Song, gradlinig, treibend und mit ruhigem Mittelteil versehen, und das Riffmonster „Burn With Your Demons“, old schooliger geht’s fast nimmer. Der Rest kommt eher aus der epischen Schublade und sorgt dadurch für entspanntes Hörvergnügen, nicht zuletzt auch dank Mike Lezalas angenehm samtiger Stimme. Wer sich gerne von Marillion, Opeth oder Gaskin einlullen lässt, sollte dieses Teil unbedingt mal Probe hören. Auf dem mir vorliegenden Exemplar befinden sich - der grossen Speicherkapazität der CD sei Dank - noch drei Bonustracks, „Questions And Answers“ vom ersten Demo der Band, „Taste Of Life“ vom Debüt und ein neuer Track namens „Play Your Game“, der die Band als gereifte, extrem spielfreudige Gemeinschaft präsentiert, ein grooviger Killersong mit nicht enden wollendem Wah-Wah Inferno am Schluss, absolut geil! NWOBHM-Nostalgiker dürfen der Band gerne ihre finanzielle Unterstützung zukommen lassen.
Mirko B.
   
Punkte: 7.4 von 10
VIETCONG PORNSÜRFERS – We Spread The Diseases
Dangerous Rock Records
Die vier Schweden von Vietcong Pornsürfers präsentieren mit "We Spread The Diseases" zum zweiten Mal ein High Energy Punk/Rock-Album. In der Heimat bescherte es der Truppe schon einigen Erfolg, namentlich Support Shows mit Social Distortion, Turbonegro und Manowar. Mit bis an den Anschlag durchgedrücktem Gaspedal spielt sich die Truppe durch ein Dutzend dreckiger, dynamischer Rock'N'Roll Titel mit jeder Menge Punkattitüde. Grösstenteils bleibt man dabei im genretypischen Bereich von zwei bis drei Minuten. Die Band passt zwar haarscharf in die skandinavische Rotzrock-Szene um Acts wie Turbonegro oder The Backyard Babies, ignoriert dabei aber auch nicht die Wurzeln des Punk zu Anfang der Siebziger. Durch die Querverweise zu Bands wie MC5 oder The Stooges wirken Vietcong Pornsürfers extem authentisch und echt. Trotz des kommerziell einengenden Stils versucht die Truppe des öfteren durch melodische Gitarrenparts den Songs eine dezente Eingängigkeit und einen mehr oder weniger grossen Wiedererkennungswert zu verpassen. Somit bewegt man sich recht sicher auf dem schmalen Grat zwischen Neo Rotz'N'Roll, Old School Punk und MTV Punk-Pop. Glücklicherweise begibt man sich aber zu keiner Zeit auf die Kommerzschiene und muss sich dementsprechend auch nicht in einem Topf mit Green Day und Konsorten werfen lassen. Antesten ist für Genre Fans ein Muss. Der - Entschuldigung - bescheuerte Bandnamen muss ignoriert werden.
Chris C.     

Punkte: 7.3 von 10
ANGRENOST – Planet Muscaria
Code 666
Fünfzehn Jahre hat es gedauert, bis aus der EP eine CD wurde. Fünfzehn Jahre, in denen die Band sich aufgelöst und neu formiert hat. Während sich der Gitarrist noch in anderen Bands beteiligt, teilen sich die anderen beiden Mitglieder die Verantwortung über den Drumcomputer, die Synthies, Bass, Vocals und Effects. Damit sind wohl al die undefinierbaren, nach Weltall klingenden Geräusche gemeint, welche im Hintergrund des mächtigen Computers zu hören sind. Dieser hat für meinen Geschmack oft einen zu grossen Stellenwert, beispielsweise übertönt er in der Strophe bei ‚AcidShiva‘ die Gitarre. So hört man erst in den ruhigeren Zwischenstellen, was nebenher noch geschieht. Wenn man Dodheimsgard kennt, kann man sich aber einen guten Teil davon vorstellen, trotz der höheren Geschwindigkeit und mehr Synthies. Daher klingt auch ein gutes Stück Blacklodge oder Aborym mit, vor allem in den langsameren Parts allerdings können gerade die Synthesizer im Zusammenspiel mit den verzerrten Vocals aber eine ganz andere Stimmung aufbauen. Tatsächlich sind es gerade diese Stellen, welchen den Liedern eine angenehme Abwechslung und Dynamik verpassen. Dazu passt das moderne Artwork in wohlbekannten Graustufen sowie die gewöhnungsbedürftige Schreibweise ihrer Liedtitel, was aus den 64 Minuten eine runde Sache werden lassen. Für Fans der genannten Bands eine Empfehlung, wenngleich die Abmischung den ersten Eindruck mittelmässiger ausfallen lässt als es eigentlich ist.
Tristan     

Punkte: 7.4 von 10
ULCERATE - Vermis
Relapse Records/Non Stop Music
Mit "Vermis" erscheint bereits das vierte Full Length-Album der neuseeländischen Progessive-HC-Deather. Eins vorneweg: wer die klassische Songstruktur mit Aufbau, Bridge, Refrain und Outro mag, ist hier am falschen Ort. Ulcerate halten sich so gar nicht an vorgegebene Wege, und so ist es Anfangs schwierig, den Zugang zu dieser Musik zu finden. Doch wer die Startschwierigkeiten übersteht, wird Ulcerate lieben, so experementierfreudig und facettenreich war dieses Jahr noch selten eine Band. Hier wechseln sich entspannende Ambient-Parts mit brachialen Schrammel-Teilen ab, und doch wirkt nichts fehl am Platz. Der Hörer wird hier durch eine atmosphärische und emotionale Reise geführt. Tönt spirituell, und ich denke, dies wollten sie auch erreichen. Eine Top-Produktion, bei der man alle noch so kleine Klangdetails heraushört, runden dieses tolle Album ab.
Steve Butcher     

Punkte: 7.5 von 10
WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER - Goldkinder
Heartwork
We Butter the Bread with Butter vermischen in ihren Liedern die verschiedensten Stilrichtungen wie zum Beispiel (Melodic) Death Metal, Metalcore und Electro. Anfangs bestand die Band noch aus zwei Leuten und man vertonte Kinderlieder neu, die auf dem Album "Das Monster aus dem Schrank" erschienen. WBTBWB wollten sich jedoch weiterentwickeln und eigene Songs schreiben, und so kamen noch ein Schlagzeuger und eine zusätzliche Gitarre hinzu. Seit 2010 entzücken die Deutschen nun mit ihrem etablierten Stil. Nach der letztjährigen EP "Projekt Herz" erscheint nun das neue Werk "Goldkinder". Nun ja, auf WBTBWB passt halt so in ziemlich jedes Klischee, das man für postmoderne Metal/Hardcore Bands hat: komischer Name, zu farbige T-Shirt, zu viele voraussehbare Breakdowns und Riffs, das immer gleiche Jammergeschreie. Doch gerade weil WBTBWB für diesen Stereotyp hin halten müssen, wird es schwierig sie zu kritisieren, den trotz allen Klischees ist das Album frisch, frech und einfach gut.
Steve Butcher
  
Punkte: 7.0 von 10
RAVING SEASON – Amnio
My Kingdom Music
Die Italianos um die beiden Frontdamen Federica und Judith erschaffen auf ihrem Erstwerk eine Mischung aus sphärischem Ambiente und Gothic/Doom Metal. Erwartungsgemäss wird immer mal wieder das viel kopierte und deswegen eher langweilig gewordene ‚Beauty and the Beast‘-Prinzip aus dem Nähkästchen geholt, aber man muss dazu auch noch anmerken: Es ist nicht ganz so penetrant wie bei anderen sogenannten Vertretern des modernen Gothic respektive Symphonic Metal. Derbere Parts wechseln sich mit ruhigeren ab, alle Songs sind deutlich länger als ihre radiotauglichen Kollegen anderer Gruppierungen, und man merkt: Hey, die stehen zu ihrem Sound, die wollen effektiv das Beste herausholen. Deswegen können gerne Bands wie My Dying Bride oder auch gar Katatonia als Referenz hinzugezogen werden. Dass die cleanen Vocals nicht allzu heftig in gläserzerberstende Höhen abdriften, dafür sei der Band gedankt. Allerdings muss auch gesagt werden, dass, auch wenn alle Musiker ihr Handwerk beherrschen, eine gewisse Eintönigkeit sich einzuschleichen vermag. Praktisch alle Songs, mit Ausnahme des Titeltracks, ähneln sich ziemlich. Aber für ein Debüt ist die Chose allemal super aufgezogen, durchdacht arrangiert und sauber dargeboten. Wären doch nur alle Debüts in dieser Qualität… Anyway: Raving Season kombinieren Doom und Gothic auf eine gewisse eigene Art und Weise, wobei in der Abwechslung noch Luft nach oben bleibt. Man höre es sich an und sei gespannt, was uns als nächstes erwartet.
Toby S.    

Punkte: 7.0 von 10
OTARGOS – Apex Terror
Listenable Records/Irascible
Nachdem die Franzosen von Otargos mich an den Metaldays von ihren Livefähigkeiten überzeugt haben, war ich doch ein wenig gespannt auf ihr neustes Werk. Und bereits beim Opener zeigt sich, dass nicht nur Behemoth eine moderne Mischung aus Black und Death Metal auf die Reihe bringen. Bei Otargos wirkt der Sound kühler, teilweise fast künstlich, präsentiert die Lieder dadurch aber frisch und mit einem Hauch Science Fiction. Dazu tragen auch Titel wie ‚For Terra‘ oder ‚Xeno‘ bei, was dem Album einen nachvollziehbaren roten Faden verleiht. Langweilig wird das Material durch diverse Effekte nie, so schimmern bei ‚Remnant From A Long Dead Star‘ die Gitarren mit eine Phaser durch oder knistert zu Beginn von ‚Fallout‘ verhängnisvoll ein Geigerzähler. Auch die Breaks geben den Songs eine organische Dynamik, einige Riffs bleiben gleich beim ersten Hören hängen und ermöglichen ein Erinnern, während andere Stellen mehr durch Rhythmusarbeit oder die Vocals dominiert werden und nach mehrmaligem Hören in das Gedächtnis übergehen. Das Album überzeugt also durch das Konzept, schlaue Arrangements und gehaltvolle Atmosphäre. Da hätte es gerne mehr als 40 Minuten sein dürfen. Schaut ruhig mal die Videos auf YouTube, die Bilder bringen die Stimmung des Albums ganz gut rüber.
Tristan    

Punkte: 7.0 von 10
VOLTURE – On The Edge
Highroller Records/Musikvertrieb
Bands, die klassischen Heavy Metal mit deutlicher Iron Maiden-Schlagseite spielen, gibt es also auch in den USA! Das beweisen zurzeit jedenfalls die aus Virginia stammenden Volture. Auf On The Edge zeigen sie ihren skandinavischen und deutschen Metal-Brüdern, wie man ein ordentliches Album schreibt. Löblich dabei ist, dass sie der Gefahr ausweichen, an der bereits ihre Amtskollegen Alpha Tiger gescheitert sind: Den Halfordschen Schreien. Auf diesem Album wird der Gesang erdig und auf dem Boden des Machbaren gehalten. Dies trifft auch auf die Musik zu, welche ohne viel Schnicknack in konstant hohem Tempo rockt. Für Abwechslung sorgt mal ein ruhigeres Intro, einige Chöre und Zwischenteile. Und selbst die Gitarrensoli wurden songdienlich gehalten. Zwischenzeitlich kommt aufgrund von längeren Instrumental-Parts das Gefühl auf, einem Quintett zuzuhören, bei dem einer der beiden Gitarristen oder der Bassist den Gesang übernimmt. Auf der Webseite wird dagegen ein Sänger aufgelistet, der nichts anderes tut. Dieser macht seine Sache durchaus ordentlich, und schafft es hin und wieder Akzente zu schaffen. Von den ganz grossen Bands sind Volture aber trotzdem meilenweit entfernt. Dafür fehlt einfach der entscheidende Ohrwurm. Wer hochstehenden, ehrlichen und vor allem treibenden Heavy Metal mit vielen Twin-Guitar-Soli hören möchte, kann hier aber nichts falsch machen.
Roger W.
    
Punkte: 7.0 von 10
IRON JAWS – Guilty Of Ignorance
Pure Steel Records/Non Stop Music
Klassischer Power Metal vermischt mit Thrash und angereichert mit Death Metal-Gebell – passt das zusammen? Im Falle von Iron Jaws ist die Antwort ein klares Ja. Mögen andere Bands auf einen Sänger setzen, welcher sich in hohen Noten versucht, bei denen er nur scheitern kann; Iron Jaws bleiben in löblichen Tiefen! Der Musik tut das ungemein gut. So erklingen Songs wie „No Speed Limit“ oder „Shoot The Death“ ungewöhnlich kraftvoll. Für Melodien sorgen indessen die Gitarren und die HammerFall-artigen Chöre. So bleibt alles schön nachvollziehbar. Zumal Iron Jaws ihre Sache mit einer Menge Rock’n’Roll würzen, und damit sogar entfernte Motörhead-Anleihen besitzen. Dies auch, weil sich die Songs teilweise schon sehr ähneln. Das schleppende „Witch Hunters“ bildet die löbliche Ausnahme. Ansonsten gibt es Speed Metal auf ansprechendem Niveau, welcher gut unterhalten kann. Live dürfte einiges gehen, sofern der Sound auch mit einer entsprechenden Bühnenpräsenz umgesetzt wird. Auf Album-Länge wirkt dieser auf mich, wie so oft, aber zu angestrengt. Iron Jaws gehen definitiv keine Kompromisse ein, was ihr gutes Recht ist. Sie dürfen auf Guilty Of Ignorance durchaus stolz sein. Speed Metaller, welche bei Annihilator, Megadeth und der ersten Helloween-Scheibe feuchte Augen kriegen, dürfen durchaus ein Ohr riskieren. Denn schlecht ist definitiv anders!
Roger W.
   
Punkte: 7.0 von 10
IN SILENTIO NOCTIS – Disenchant The Hypocrites
My Kingdom Music
In drei Kapiteln, was in diesem Falle gleichbedeutend mit drei Songs ist, lassen die Finnen von In Silentio Noctis den Hörer in ihre Welt abtauchen. Der äusserst symphonische Black Metal baut zusammen mit dem opernhaften Frauengesang viel Dramatik auf, wirkt dabei aber ziemlich komplex und wenig eingängig. Die Stimme von Armi Päivinen hört sich gut an, bloss ihre Gesangsmelodien wirken ab und zu etwas gesucht. Klassischen, männlichen, harschen Gesang sucht man vergeblich. Die drei Songs auf der Scheibe, unterscheiden sich nicht merklich voneinander. Sie zeigen, dass bei der Band reichlich Können vorhanden ist, machen aber auch deutlich, dass weniger manchmal mehr wäre.
Patricia L.  
  
Punkte: keine Wertung
THE LAST HANGMEN - Executing Empires
Eigenvertrieb

The Last Hangmen sind in vielerlei Hinsicht ein echtes Vorbild für junge Bands: selten so ein übersichtliches und sachliches Info-Blatt gelesen - wenn die von Labels kommen, sind sie meistens voll mit grässlich übertriebenen Lobhudeleien. Booklet und Inlay sind auch digital bei meiner Presse-Version der Scheibe dabei, ebenfalls sehr ansprechend und professionell aufgemacht und nicht zu überladen. Dieses zweite Album der Dresdner wurde - und hier ein weiteres Element, das die Jungs zu Vorbildern macht - via Crowdfunding finanziert. Es scheint also, dass sich die Fünf eine solide Fanbasis geschaffen haben. Man hat ausserdem eine ebenfalls übersichtliche Website - die nur leider nicht mehr mit den allerneuesten News aufwarten kann. Kleiner Wermutstropfen. Aber verwundern tut das nicht, war doch die Album-Release schon im Januar diesen Jahres. Als Subgenre geben die Gehängten "Melodic Extreme Metal" an, was mich - als ich nach dem ersten Hördurchgang das Infoblatt durchlas - sehr beruhigt. Ich war besorgt, man würde sich als Melodic Death bezeichnen und dann hätte ich schimpfen müssen, weil da nicht so richtig viel Death dran ist. Am meisten schimmert für mich von der extremeren Front der Black Metal durch, die zahlreichen und sehr dominanten Melodien und Harmonien rücken den Sound von "Executing Empires" meiner Ansicht nach sogar recht weit in die Pagan- und Viking-Ecke und teilweise rutscht man sogar in Power Metal-Gefilde ("Downfall of Glory") ab. Im Gegensatz zur sehr melodischen Instrumentalfraktion ist die Stimme eher monoton, allerdings meist auf einer angenehmen Höhe schreiend, so die höhere Mittellage zwischen typischen Black- und Death-Stimmen. Ich höre recht viel Children of Bodom raus (vor allem bei "Sleep Tight") oder auch Norther, erfreulicherweise dann auch mal Carcass (Swansong-Zeiten, vor allem bei einem sehr stark "inspirierten" Riff) und sehr viel Doublebass - der öfters mal etwas daneben haut. Macht nichts, aufm Info-Blatt steht absichtlich noch, dass man das Drum ohne Metronom aufgenommen hat. Allgemein sind mir die Songs teilweise ein bisschen zu überladen und nach fast einer Stunde Spielzeit fehlt einem ein wenig die Abwechslung. Aber trotzdem ist dies Alles in Allem eine gelungene Mischung zwischen Härte und Pathos, Melodie und Aggression, die eine gewisse Eigenständigkeit beweist.
Lucie W.    
Punkte: 7.0 von 10
VATTNET VISKAR – Sky Swallower
Century Media/Universal
Atmosphärisches Black Metal aus Amerika, das klingt selten verkehrt. Vattnet Viskar sind nämlich, obwohl der Name Schwedisch ist, aus New Hempshire, USA. Ihr Erstling dürfen sie über Century Media vertreiben, was einiges erwarten lässt. Nun ja, und allerspätestens bei ‚Fog Of Apathy‘ sind Vergleiche mit Altar Of Plagues, Fen und vielleicht sogar ein wenig Agalloch nicht mehr von der Hand zu weisen. Die Songs gehen nahtlos ineinander über, Interludien fallen nicht durch einen Abbruch im Soundfluss auf. Dies geschieht leider öfters in den Liedern selbst. Wirklich erstaunt war ich beim Song ‚Breath Of The Almighty‘, welcher bis zum Zusammenfall der Geschwindigkeit total nach den slowenischen Dekadent klingt. Die schnelleren Parts finde ich im allgemeinen gut gelungen, einzig die Übergänge zu den atmosphärischeren Stellen sind zweitweise abrupt, ein langsames Absinken oder ein stetiges Ansteigen der Geschwindigkeit und Aggressivität wäre sicherlich nicht verkehrt gewesen. Gelungen ist dies beispielsweise bei ‚Mythos‘, bei welchem der Rhythmuswechsel für die nötige Abwechslung sorgt, ohne gleich in sich zusammen zu fallen. Ein gutes Album, das allerdings noch Platz nach oben hat und (noch!) nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten kann.
Tristan   

Punkte: 7.0 von 10
DOWN BELOW – Zur Sonne – Zur Freiheit
Oblivion/SPV
Down Below bringen pünktlich zu ihrem 10-jährigen Bandjubiläum ihr mittlerweile 4. Studioalbum auf den Tisch. “Zur Sonne – Zur Freiheit“ heisst das gute Stück und dreht sich thematisch um die Freiheit, ums Sich-Selbst-Finden und um den Weg der zu diesem Ziel führt. Musikalisch haben sich die Deutschen wieder etwas ihren Wurzeln im Metal aus den früheren Alben (“Synfonie23“ und “Wildes Herz“) angenähert und das ganze Paket nun zusätzlich mit einem Orchester ergänzt. Das Ergebnis ist erstaunlich mainstreamtauglich und bewegt sich auf den eher ausgelatschten Pfaden des Düster-Pops. Down Below erinnern dabei stark an “Unheilig“ – eher poppige Melodien mit einem Hauch Düsternis und leider ziemlich platten und klischeehaften Texten. Doch hin und wieder folgt ein Track mit etwas mehr Drive, mehr Eigenintiative - wie zum Beispiel das sehr metallige “Feuerregen“ oder das Gothic-mässige “Lauf“- und damit reissen Down Below das Steuer gerade noch rechtzeitig herum, um nicht in den Abgrund der Belanglosigkeit zu stürzen. Sehr schön ist auch das Duett “Vergessene Zeit“ mit Natalie Avalon, welches eindeutig Radioqualität besitzt. Dieser Track ist übrigens auch auf der EP in verschiedenen Versionen zu finden, inklusive neuem Material. Emotional wird’s dann beim Track “Bruder“, der die Geschichte erzählt, wie Reinhold Messner seinen Bruder bei der Besteigung des Nanga-Parbat verlor. Den epischen Titeltrack “zur Sonne – Zur Freiheit“ gibt es übrigens vorab als kleines Appetithäppchen zum Gratisdownload. “Zur Sonne – Zur Freiheit“ ist im Vergleich zum letzten Album “Zeichen“ zwar deutlich erwachsener und reifer geworden, doch versucht es nach wie vor zu sehr, radiotauglich zu sein. Dabei büsst die Glaubwürdigkeit der Band etwas ein, auch wenn sie mit diesem Album bereits einen ersten Schritt in eine neue eigenständigere Richtung unternommen haben. Wer die Pop-Parade von “Unheilig“ mag, der ist mit Down Below jedenfalls definitiv gut beraten.
Patricia H.
  
Punkte: 6.8 von 10
GLAMOUR OF THE KILL – Savages
Steamhammer/SPV
Eingängige Melodien und harte Riffs unter einen Hut zu bringen und dabei kommerziellen MTV-Ansprüchen gerecht zu werden ist sicher nicht ganz einfach. Genau dies versucht die britische Band Glamour Of The Kill nach ihrem Debüt "The Summoning" nun auch auf dem Nachfolger "Savages". Die Jungs nähern sich auch auf dem aktuellen Output gefährlich dem Schaffen von "Bullet For My Valentine", was zwangsläufig Minuspunkte im Bereich der Kreativität nach sich zieht. Um Mim härteren Klangspektrum TV-kompatibel, sprich massentauglich, zu sein, muss man heutzutage offensichtlich nebst tätowierten Armen auch schwülstiger Pop-Melodien liefern. Damit können Glamour Of The Kill durchaus dienen, sie verpassen das Niveau von Bullet For My Valentine aber um Längen. Es fehlt das Gespür für die wirklich eingängigen Strukturen. Das Ganze wirkt verkrampft, die Authenzität bleibt auf der Strecke. Mit dem Opener "Break" nähert sich die Band den Amerikanern Buckcherry. Das heisst, dass die zuckersüsse Pop Attitüde weggelassen wird, dafür aber eine ordentliche Portion Punk dazu kommt. Diese Kombination steht Glamour Of The Kill weitaus besser, als das krampfhaft angestrebte Emo/Metalcore/Pop-Gemisch. Leider scheint diese Seite der Truppe aber nur vereinzelt auf dem Album durch. Alles in Allem ist das Album keinesfalls schlecht, es fehlt aber am roten Faden. Die Frage ist nun, was die Briten wirklich wollen. Sollte man Bullet For My Valentine so offensichtlich nacheifern ohne deren Beliebtheit zu erreichen, könnte der Schuss ganz schnell nach hinten losgehen. Die Buckcherry-Querverweise machen dafür Appetit auf mehr.
Chris C.
  
Punkte: 6.6 von 10
BLOODY CLIMAX - Back To The Wall (Re-Release)
Karthago Records/Non Stop Music
Die 80er-Jahre zu Zeiten der NWOBHM waren ausserhalb von Britannien ebenso ergiebig und das nicht nur in den Staaten drüben. Auch bei unseren nördlichen Nachbarn gab es einige Combos, die, wie Bloody Climax, mit einem Debüt voller Tatendrang an den Start gingen, um gleich danach wieder in der Versenkung zu verschwinden. Genau diesen Bands widmet Karthago Records nun eine so zu sagen "One Hit Wonder"-Retrospektive mit der Reihe "Heavy Metal Classics Collection". Den Anfang machen wie gesagt die Deutschen Bloody Climax, dessen Album «Back To The Wall» (1985) als längst rares Sammlerstück gilt. Die remasterte und limitierte Auflage (vorgesehen sind Stückzahlen zwischen 500 und 700) wurde um bisher unveröffentlichte Songs des angedachten zweiten, aber nie erschienenen Nachfolgers ergänzt. Bloody Climax agieren, wie die meisten Kollegen aus dieser Ecke, im Schmelztiegel der alten Helden von damals (Iron Maiden, Judas Priest, Def Leppard, The Rods und Mercyful Fate) und hatten mit Sänger Matthias Müller einen nicht untalentierten Frontmann, der typisch für diese Ära klingt, aber eben nicht das Charisma und die Klasse der Herren Dickinson, Halford, Elliot, Feinstein und Diamond besass. Dazu hätte man mit Vorteil halt auch ein Synonym wie vielleicht "Matt Mullson" annehmen müssen. Egal..., bei aller Liebe zu den guten alten Zeiten und den kultigen Kapellen, die das «Keep It True»-Festival und dessen Fans schon seit Jahren beglücken, hört man dann schnell einmal, warum eine Band wie Bloody Climax nicht vom Fleck kam. Mich langweilt diese Mucke durch die viel zu laut nach vorne gemischten Leadvocals und die klar zu dünnen Gitarren ziemlich schnell. Für damalige Zeiten waren die technischen Fertigkeiten jedoch im grünen Bereich und 80er-Puristen werden sich «Back To The Wall» womöglich dennoch zulegen. Darum sei an dieser Stelle präventiv empfohlen, hiervon zuerst ein Ohr voll zu kosten.
Rockslave  
  
Punkte: keine Wertung
STORMLORD – Hesperia
Trollzorn Records
Symphonischer Heavy Metal mit Black Metal-Gekeife? Das hatten wir doch schon mal! Ach ja, bei Dimmu Borgir. Wobei die Italiener Stormlord auf Black Metal-Gitarren verzichten, und dafür vielmehr auf sphärische Keyboards setzen. Kurzfristig werden gar die Landsleute von Rhapsody Of Fire in Erinnerung gerufe, etwa im Mittelteil des Eröffnungssong „Aenas“. Beim Titeltrack kommen gar Film-Elemente zum Zug. Und „Onward To Rom“ wird vom Folk dominiert, während das ruhige einminütige „Sic volvere parcas“ eine Verschnaufpause einlegt. Mit „Lost Empire“ wird aber nochmals richtig durchgestartet, bevor das neun-minütige „Those Upon The Pyre“ alle gehörten Elemente zwischen laut und leise, eingängig und treibend, folkig und metallisch aufgreift. Ich kann mir vorstellen, dass dieses epische Konzeptwerk auf einer sehr guten Musik-Anlage seine ganz eigene, gewaltige Wirkung entfaltet. In kleineren Anlagen wird mir das Gekeife mit der Zeit aber zu viel des Guten. Für die Massentauglichkeit wären ein paar cleane Gesänge notwendig. So aber bleibt ein Album, welches Szene-Fans durchaus begeistern dürfte – sofern sie nicht mit den Keyboards hadern.
Roger W.   

Punkte: 6.5 von 10
PRIMITIVE MAN – Scorn
Relapse Records/Non Stop Music
Das amerikanische Label Relapse scheint einiges richtig zu machen, schaffen sie es doch vermehrt, sich neben Death Metal auch im Stoner Rock oder Doom Metal zu etablieren. Tatsächlich haben sie dabei auch kein schlechtes Händchen, mit ‚Sconr‘ beispielsweise feiert ein ganz schön wuchtiges Stück sein Debüt. Wütendes Brüllen, tiefer gestimmte Bassgitarren und zähe Gitarren fordern von den ersten Minuten an. Da häufig auch mit Rückkopplungen, dissonanten Tönen oder rauschenden Samples gespielt wird, klingen die Songs ziemlich kaputt. Nicht ganz so kaputt wie Gallhammer, aber dennoch kommt nach den vierzig Minuten Spielzeit das Gefühl auf, als haben man gerade ein Wochenende durchgesoffen und versuche nun vergeblich, den Katzenzirkus aus dem Kopf zu vertreiben. Das keuchende, repetierende Atmen sowie die Walgesänge (oder was zur Hölle das auch immer sein mag) bei ‚Black Smoke‘ seien da als Beispiel für die Experimentierfreude genannt. Freunde von absichtlich krankem Sound könnten an dem vertonten Dreck ihren Spass finden, mir selber fehlt allerdings die Motivation, das Album häufiger zu hören.
Tristan   

Punkte: 6.5 von 10
THE SAFETY FIRE - Mouth Of Swords
InsideOut Music/EMI
Die Briten legen hier nach ihrem Debüt "Grind The Ocean" vom letzten Jahr nun mit "Mouth Of Swords" ihr Zweitwerk vor. Die Jungs toben sich auch hier im Prog Metal aus, wie schon so viele Combos vor und mit ihnen, so dass es langsam schwierig wird, die einzelnen Bands noch auseinadner zu halten. Musikalisch sind sie auf hohem Niveau, keine Frage, aber das macht es nicht einfacher, sich von der Masse abzusetzen, denn dazu braucht man frische und neue Ideen. Der einzige Unterschied von The Safety Fire zu anderen Hochniveau-Bands besteht darin, das Shouter Sean Mc Weeney viel rumschreit, aber das macht ja Devin Townsend auch schon länger. Und so ist es schwer, sich die einzelnen Tracks zu merken oder den Zugang dazu zu finden. Oft höre ich irgendwas von Dream Theater oder auch mal von Queensrÿche raus, verliere dann aber immer wieder den Bezug zum jeweiligen Song. Durch die unpassend aneinander gereihten Parts kommt das Ganze dann etwas chaotisch rüber. Einzelne Parts sind zwar wirklich gut, im Zusammenhang können sie aber nicht überzeugen. Da merkt man halt den Unterschied zu den wirklich grossen Komponisten, die das Kunststück schaffen, komplexe Musik zu einem stimmigen Song zu formen.
Crazy Beat   

Punkte: 6.5 von 10
LARMAN CLAMOR - Alligator Heart
Small Stone Records
Larman Clamor ist das Ein-Mann-Projekt von Alexander von Wieding alias V., zweifelsohne talentierter Multi-Instrumentalist und zudem begnadeter Illustrator, der schon Covers für Bands wie Karma To Burn, Infernal Overdrive und Monster Magnet gestaltet hat. Auf seinem dritten Album transferiert Herr von Wieding das Mississippi-Delta kurzerhand nach Hamburg und versetzt den düsteren Delta Blues mit kleinen Dosen Sludge, Psychedelic, Stoner und Southern Rock, alles überwiegend akustisch und nur gelegentlich mit einer sehr dezenten Verzerrung versehen. Dazu passt sein whiskygetränktes Organ vortrefflich, das nicht selten an die gequälte Stimme eines Tom Waits erinnert. Dennoch wird dieses Album wahrscheinlich den Hörern, die sich nicht zu den Die Hard-Larman Clamor-Fans zählen, gleich viel Toleranz abverlangen wie mir, denn abgesehen vom relativ flotten „I’m Buildin‘ Ruins“ verbleiben die Tracks im eher gemächlichen Delta Blues-Tempo und transportieren in ihrer rudimentären Instrumentierung und eher grobe Produktion Wieding’s düstere Visionen, welche gleich einer schleimigen Kreatur aus den tiefsten Sümpfen Floridas entsprungen zu sein scheinen. Echt kranker Scheiss, düster, gefährlich und hypnotisierend, ich will gar nicht wissen, wozu diese Songs in Kombination mit psychoaktiven Substanze verleiten können!
Mirko B.   

Punkte: 6.3 von 10
DEBAUCHERY - Masters Of Carnage
Massacre Records/Musikvertrieb
Eines muss man Thomas Gurrath und seinen Mannen auf jeden Fall lassen, egal, was man von ihrer Musik hält: er ist konsequent. Debauchery klingen auch auf dem neuen Album genau so, wie es der Masterplan vorschreibt und wie sie auch schon auf den letzten - immerhin schon acht - Alben seit der Gründung 2003 getan haben, und an ihrer "Corporate Identity" gibt's auch nichts zu rütteln: Viel Blut und nackte Haut, vorzugsweise befindet sich ersteres auf letzterem. Hart, eingängig und entsprechend simpel ist der Sound. Einfache Riffs treffen auf Mitgröhl- bzw. Mitgrowl-Parts, die Themen der Texte sind wie die Musik weit von Komplexität und künstlerischem Anspruch entfernt. Zur Verdeutlichung: "Let there be blood! Kill, kill, hate - motherfucking blood! Death, motherfucking hate! Hang, slash, kill!" - das nur ein Auszug aus dem Trailer zu "Masters of Carnage" (ohne Gewähr, ich könnte ein "Death" oder "Kill" vergessen haben). Alles ziemlich simpel eben. Das muss gar nichts Schlechtes sein, schliesslich gibt der Erfolg dem Konzept des Projektes recht. Allerdings hat das hier meiner bescheidenen Meinung nach mit Death Metal nicht mehr allzu viel zu tun, auch wenn natürlich viel Blut und Brutalität im Spiel sind - wie bei Debauchery ja üblich und altbekannt. Natürlich sind die Gitarren tiefer gestimmt und verzerrt, natürlich wird fast ausschliesslich gegrowlt, aber die Songstrukturen und Riffs sind eigentlich eher dem Hard Rock zuzuordnen. Auch das ist sicherlich gewollt und wie gesagt - das alles kann ja auch positiv gewertet werden. Das können aber gerne andere tun, die mehr als ich auf stumpfen und anspruchslosen Metal-Party-Sound stehen. Zu Gute halten muss man den Schwaben aber, dass sie auf dieser Scheibe mehr als auf den vorhergegangenen versuchen, etwas Abwechslung in die Mid-Tempo-Stampferei zu bringen und durchaus mal einige Tempi-Wechsel wagen oder Einflüsse anderer Stile einbauen. Vielleicht ist man ja doch noch auf dem Weg der Besserung.
Lucie W.   

Punkte: 6.0 von 10
PROTECTOR – Reanimated Homunculus
Highroller Records/Musikvertrieb
Protector gehörten zur zweiten Welle der deutschen Thrash-Metal-Garde. Die Wolfsburger-Truppe konnte aber nie den Erfolg verbuchen, den Sodom, Destruction oder Kreator für sich gepachtet hatten. Protector klingen heute so wie damals Sodom, als sie mit «Agent Orange» ihre grossen Erfolge feierten. Aber hier wird nicht nur gebolzt bis zur totalen Zerstörung, sondern die Herren versuchen immer wieder dem Ganzen mit Melodien einen verträglicheren Part zu verleihen. Das kann sich dann anhören wie bei «Deranged Nymphomania», in welchem sich Death Metal-angehauchte Parts mit purem Power-Metal verbinden, und das Ganze dann durch einen fetten Thrash-Anstrich abgerundet wird. Es fragt sich allerdings, ob man heute solche Bands überhaupt noch braucht. Das Quintett hat sicherlich ein hörenswertes Album veröffentlicht, aber die jungen Wilden haben heute eine viel grössere Harke und ganz ehrlich... da höre ich mir lieber die Originale an. Thrash-Liebhaber werden sich trotzdem an «Holiday In Hell», dem Titelsong, «Road Rage» und «Calle Brutal» (Spielzeit 1:26 Minuten) freudig in der Wall of Death wiederfinden.
Tinu   

Punkte: 6.0 von 10
SEVEN WITCHES – Rebirth
FrostByte Media Inc.
Mastermind Jack Frost war zusammen mit seiner Truppe Seven Witches in meinen Augen einer der zukünftigen Hoffnungsträger in Sachen traditionellen Metal. Der lustige und immer zu Spässen aufgelegte Gitarrist trat auch als Mitglied bei Savatage und Metallium in Erscheinung. Er hatte also eine hervorragende Ausgangslage, um mit Seven Witches einer der ganz Grossen zu werden. Leider hat sich Frost diese Chance mit den letzten drei Scheiben Stück für Stück verspielt. Und nun klingt auch das neue Album «Rebirth» eher danach, dass mit angesagtem Sound schnell gutes Geld verdient werden soll, anstelle dem eigenen Herz zu folgen und den eigentlich erfolgreichen Weg weiter zu verfolgen. Es klingt ja alles ganz gut und macht auch für eine gewisse Zeit Laune, aber so richtig packen mich die Lieder nicht an den Eiern. Eigentlich gute Ideen («Nightmare Man») werden oftmals schnell in den Boden geritten und hinterlassen einen faden Beigeschmack. Wo Jack früher mit seinem Material einen Song zu einem kleinen Meisterwerk aufbauen konnte, bringt der Bandleader es heute problemlos fertig, dem Track ein belangloses Etikette anzuheften. «Schuster bleib bei deinen Leisten» ist ein Sprichwort, das sich wohl in keiner Branche dermassen bewährt hat, wie im Heavy-Metal. Sorry Jack, eine Wiedergeburt ist dieses Album nicht geworden, eher der nächste Nagel in den eigenen Sarg.
Tinu    

Punkte: 6.0 von 10
GALLOWS POLE – And Time Stood Still
Pure Rock Records/Non Stop Music
Am Album Numero sieben in der sechsunddreissigjährigen Geschichte der Wiener Gallows Pole werden sich sehr wahrscheinlich noch mehr als an seinem Vorgänger „Waiting For The Mothership“ die Geister scheiden. Die eigensinnige Stimme von Sänger Alois Martin Binder klingt diesmal noch melancholischer als sonst, die Keyboards sind weit präsenter und der Sound ist noch verwaschener, besonders der Bass und die Drums wabern irgendwie vor sich hin, statt für ein ordentliches Fundament zu sorgen. Dabei hätte dem kauzigen Mix aus ausgebremstem Hard Rock, Psychedelischen Sounds, Kraut – und Space Rock ein klarerer Mix sicher gut getan, denn die etwas rockigeren Momente wie „Older“, „I Don’t Wanna Go“ oder Song Nummer acht mit dem unklaren Titel (das Soundfile heisst „Holy Nights“, auf dem Infoblatt steht „Hold Nights“ und Binders Aussprache ist zu undeutlich, um es richtig rauszuhören…) haben durchaus ihren Reiz, sofern man sich immer noch für Sounds begeistern kann, die vor dreissig Jahren jede Gymnasiasten-Party in Schwung gebracht hätten. Gallows Pole sind konsequent, keine Frage, die ziehen seit Jahrzehnten ihr Ding durch, jenseits jeglicher Trends und erst recht aller Retro-Wellen. Sie feiern damit sicher auch ihre bescheidenen Erfolge, allerdings ist nicht ganz klar wo, denn über Live-Aktivitäten habe ich im weltweiten Netz genau gar nichts gefunden. Und das obwohl Al Binder in einem Interview bekräftigt, dass man als österreichische Band ins Ausland gehen muss, weil der östliche Nachbar sehr stiefmütterlich mit der eigenen Rockszene umgeht. Wie auch immer, alte Fans werden bleiben, neue wird man auch mit „And Time Stood Still“ wohl eher nicht hinzugewinnen, da können sich die österreichischen Kollegen in ihren Rezensionen noch so überschlagen vor Begeisterung.
Mirko B.    

Punkte: 6.0 von 10
GRIN - Crumble
Eigenvertrieb
Die 1998 gegründete Schweizer Combo Grin spielt eigenen Metal der alten Schule. Grin zocken schnörkellosen Heavy/Thrash der sich irgendwo zwischen Alice Cooper und Anthrax befindet. Grin erfinden das Rad keineswegs neu, jedoch halten sie die alten Fahnen in die allerhöchsten Höhen. Natürlich ist hier kein Bombast zu erwartet, weder bei den Lyrics noch beim Songwriting, doch die Musik ist spürbar mit Seele und Herz gespielt, und dies verleiht der Scheibe, die beachtliche 13 Tracks enthält, eine Frische und Gradlinigkeit, die richtig zum Zuhören einlädt. Kurzum: Individuell ist alles auf knappem Durchschnittsniveau, doch als Gesamtes überzeugen Grin ungeheim.
Steve Butcher    

Punkte: 6.0 von 10
PALMS - Palms
Ipecac Recordings/Irascible
Hinter Palms verbergen sich bekannte Musiker: Chino Moreno am Gesang (Deftones), Jeff Caxide am Bass, Aaron Harris am Schlagzeug und Bryant Clifford Meyer an der Gitarre. Die letzten drei genannten Musiker spielten sonst bei der Band ISIS, die sich 2010 aufgelöst hat. Und nun die grosse Überraschung: Das neu erschaffene Material erinnert weder an ISIS noch an Deftones. Die Amerikaner Palms bieten vielmehr melancholischen Rock, der stimmlich von Schwermut und Traurigkeit geprägt ist. Hört sich so an, als wolle man in Richtung Postrock abwandern, wobei die Lieblichkeit fehlt, die man im Postrock oftmals im Gesang wieder findet. Hier spricht man auch von Dream Metal – was es nicht alles gibt! Ob die Musikwelt dieses Album wirklich braucht, möchte ich abschliessend nicht beurteilen.
Liane P.    

Punkte: 6.0 von 10
SKINFLINT – Dipoko
Pure Steel Records/Non Stop Music
Der im südlichen Afrika gelegene Binnenstaat Botswana dürfte den meisten von euch bestenfalls aufgrund seiner Diamantminen und den wunderschönen Nationalparks bekannt sein, aber dass in diesem Land ein einheimisches Trio kauzigen US-Metal zockt, überrascht sogar mich noch, und mir ist in all diesen Jahren schon so mancher Exot ins Haus geflattert. Und aussergewöhnlich ist an dieser Band nicht bloss das Herkunftsland, sondern auch die Musik selbst. Sänger/Gitarrist Giuseppe "Juice" Sbrana, dessen Akzent genauso italienisch klingt wie sein Name, erinnert mit seinem eigenwilligen Sprechgesang nicht selten an Tim Baker von Cirith Ungol, nur weniger hoch und schrill, die Songs sind lupenreiner US-Metal aus dem tiefsten Untergrund, kombiniert mit den für Iron Maiden so typischen Harmonien und Tonfolgen. Vor allem Bassist Kebonye "Raskebo" Nkoloso orientiert sich hörbar an Grossmeister Steve Harris, mit dem einzigen Unterschied, dass Letztgenannter ausschliesslich mit den Fingern spielt und nicht mit einem Pick. Dies gepaart mit dem songdienlichen Powerdrumming von Frau Sandra Sbrana ergibt den von der Band kreierten "African Barbarian Steel". Nun ja, afrikanisch sind bestenfalls die lyrischen Inhalte der neun Nummern, in denen es vorwiegend um afrikanische Mythen und Rituale geht, aber rein musikalisch wird die Heimat weitgehend ausgeklammert. Und so richtig barbarisch ist die ganze Sache auch nicht, dafür sind die Tracks glücklicherweise zu sauber eingespielt und abgemischt worden, wobei gelegentlich deutlich hörbare Lautstärkeschwankungen den Hörgenuss etwas trüben. „Dipoko“ ist im Eigenvertrieb bereits letztes Jahr erschienen und bekommt jetzt dank des Engagements des feinen Pure Steel Records-Labels eine reelle Chance, auch im Rest der Welt wahrgenommen zu werden. Skinflint werden nie die grossen Clubs dieses Planeten füllen, aber für Underground-Enthusiasten sind sie allemal interessant genug.
Mirko B.   

Punkte: 5.5 von 10
SCHÖNGEIST – Wehe!
Steamhammer/SPV
Nach den Veröffentlichungen „Liebeskrieger“ (2009) und „Zeitgeist“ (2011) veröffentlicht der Münchner Schöngeist Timur Karakus nun „Wehe“ und offenbart dem Hörer einfühlsamen Gothic Rock mit deutschen Texten und Elektro- Einlagen. Das Album Wehe! widmet sich textlich allen unnahbaren, verschmähten, verlorenen und verbotenen Lieben und Leiden dieser Welt und ist damit eine melancholische Hommage an die Liebe selbst. Als Gast-Songwriter hat auch Eisbrecher-Sänger und DMAX/Sport 1-Moderator Alexander Wesselsky mitgewirkt. Wer deutsche Power Musik gerne hat, sollte mal in das Album hinein hören. Auf mich wirkt es zu banal.
Liane P.  

Punkte: 5.5 von 10
PINKISH BLACK – Razed To The Ground
Century Media/Universal
Lange sind diese beiden Herren ja noch nicht unterwegs, zumindest, was ihre Band mit dem etwas eigenartigen Namen Pinkish Black betrifft – wobei man sagen muss, dass man auch schon deutlich schlimmeres gelesen hat an Bandnamen. Aber zurück zum eigentlichen Thema: Nach dem Suizid ihres Bassisten agiert das vom Trio zum Duo geschrumpfte Kollektiv, welches vorher unter dem Namen The Great Tyrant bekannt war, weiter und kreierte bisher eine selbstbetitelte LP. Nun ist der Nachfolger „Razed To The Ground" erschienen – und er hat sich mir, trotz mehrmaligem Hören, nicht wirklich erschlossen. Die Musik erinnert an Post Ambient, hin und wieder dröhnen zwar Gitarren durch, dominierend sind aber die synthetischen Klänge. Die klagende Stimme des Sängers, welche aber meistens im Hintergrund vor sich hin jammert, trägt zur eigenwilligen Atmosphäre bei. Ich persönlich denke mir, dass man sich auf die Musik von Pinkish Black einlassen muss, um sie zu verstehen und auch geniessen zu können. Leider hat dies bei mir nicht funktioniert, aber ich bin mir sicher, dass es Leute da draussen gibt, welche mit dieser Art von Musik etwas anzufangen wissen. Denn schlecht gemacht ist sie keineswegs, aber einfach sehr speziell.
Toby S.    

Punkte: 5.0 von 10
SASQUATCH – IV
Smallstone Records
Es gibt wohl unter dem Namen Sasquatch zwei unterschiedliche Bands, die musikalisch aktiv sind, sich jedoch in unterschiedlichen Stilrichtungen tummeln. Wir besprechen hier für euch nicht den Death / Thrash Metal der Würzburger Formation, sondern beleuchten das aktuelle Album der Stoner Rocker aus dem sonnigen Kalifornien. Mal ehrlich: Wie viel Stoner Rock-Bands braucht es denn noch? Vielleicht liegt meine Abneigung zu diesem Album daran, dass der wummrige Sound auf Dauer einfach keine grosse Abwechslung mehr bieten kann und viele moderne Bands, die in diese Richtung gehen, einfach nur noch langweilen. Mich zumindest. An die Grösse von Kyuss heran zu kommen, ist einfach verdammt schwer. Auch wenn Sasquatch schon relativ alte Hasen sind im Business, denn die Band gibt es bereits seit 2001, bietet das Album IV keinen Nährboden für Euphorie und Enthusiasmus.
Liane P. 

Punkte: 5.0 von 10
GORTHAUR’S WRATH – War For Heaven
Eternal Sound
Es gibt einige Augenblicke im Leben eines jeden Metalfans, in denen man am liebsten High Fives verteilen möchte. Mit einem Klappstuhl. Einfach um dem Gegenüber zu zeigen, wie schmerzhaft Unwissenheit sein kann. So geschehen beim zweiten Vollzeitalbum der Kroaten von Gorthaur’s Wrath. Nicht, dass die Band etwas dafür kann, nein, die Schläge hätten die Leute vom Vertrieb verdient. Es mag gut und gerne sein, dass die erste Demo aus den Anfängen der Band (liegt immerhin im Jahre 1998) nach Black Metal klangen. Aber ‚War For Heaven‘ sieht schon nicht so aus, geschweige denn klingt es danach. Melodische Death Metal Riffs und Picking, genauso melodische Refrains, Frauengesang bei ‚Dawn Of A New Race‘, was soll ich damit anfangen? Spielen können sie ja, aber halt nichts, was mir gefällt. Langweilige und vorhersehbare Strukturen (‚The Lucifer Rebellion‘ oder der kitschige Start bei ‚Coming Down To Earth‘, um nur zwei zu nennen) locken keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Keine Akkustikeinlage wird daran was änder, es bleibt vorhersehbar und einfach zu wenig von allem. In anderen Worten: die Stunde auf ‚War For Heaven‘ zieht schleichend lahm vorbei. Da hilft auch die Produktion in den Woodshed Studios (V.Santura, Dark Fortress und Triptykon) nichts, Black Metal sucht man an einem anderen Ort.
Tristan    

Punkte: 5.0 von 10
DRACUL – Auf Grund
Steamhammer/SPV
Dracul ist ein elektronisches Side-Projekt von Lutz Demmler und Mozart, den Frontmännern der Szene-Urgesteine “Umbra et Imago“. Das Ziel von DJ und Clubbesitzer Mozart war es, tanzbaren Sound für die schwarze Szene zu kreieren. Tanzbar ist es zum Teil zwar– aber damit hat es sich auch schon. Der Sound präsentiert sich äussert unharmonisch und uninspiriert im Vergleich zur Musik von “Umbra et Imago“ und hat meiner Meinung auch sonst sehr wenig zu bieten. Die Musik will provozieren – doch das einzige was sie provoziert ist ein unbändiges Bedürfnis umzuschalten. Das Album möchte gern Anti-Nazi sein – doch das kommt so schlecht rüber, dass es einfach nur peinlich ist. Das einzige was noch schlimmer als die Sprechgesänge ist, sind die Parts in der die weiblichen Bandmitglieder mitplärren – einfach nur übel. “Auf Grund“ ist das mittlerweile 5. Album dieses Projekts und wurde mit Hife von Crowdfunding finanziert – bleibt abzuwarten ob die Fans zufrieden sind mit dem Ergebnis. Ich kann jedenfalls nur davon abraten.
Patricia H.
Punkte: 2.5 von 10
BLOOD ON THE DANCEFLOOR – Bad Blood
Eastworld
Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, warum mir der Chef diese Band in den virtuellen Briefkasten hat flattern lassen. Das Duo kreiert einen Sound, der stellenweise von der elektronischen Seite her an Acts wie The Birthday Massacre oder The Prodigy erinnert – allerdings ist nach einem Hauch von Gemeinsamkeit gleich auch schon wieder Schluss. Blood On The Dancefloor (der Faulheit halber BOTD genannt) haben mit „Bad Blood“ eine Scheibe erschaffen, die in metallischer oder rockiger Hinsicht keinerlei Relevanz aufweist. Der Sound ist durchgehend elektronisch gehalten und, wie könnte es auch anders sein, tanzflächentauglich. Allerdings sind die elektronischen Spielereien (vermutlich gewollt) dermassen auf billig getrimmt, da könnte man mit einem Fisher Price-Keyboard bessere Mucke erschaffen. Zudem sind viele Stücke wie eine Art verrauscht und dumpf gehalten, dass es keine Freude ist, hier zuzuhören. Es gibt hin und wieder Reminiszenzen an Marilyn Manson, so wie im Track „Fake Is The New Trend“, und ich denke, dass dies auch gewollt ist – zudem glaube ich persönlich jetzt einfach mal, dass mit den Texten (ohne einen davon gelesen zu haben, einfach von den Titeln und dem Feeling her, welches durch den Track transportiert wird), dass BOTD tatsächlich auch Kritik üben wollen. Die Art und Weise muss natürlich nicht jedem gefallen, und man aber auch gleichzeitig überall etwas Positives hinein interpretieren. Ergo: Aus metallischer oder rockiger Hinsicht lässt sich sagen, dass BOTD keine Fans dazu gewinnen werden, auch nicht von der Linkin Park-Fraktion, welche sich teilweise angesprochen fühlen könnte. Wer aber elektronische Tanzmusik zu schätzen weiss und über viele, ähm, naja sagen wir mal ‚Eigenheiten‘ von „Bad Blood“ hinwegzusehen vermag, der könnte sogar seine Freude an dieser LP haben. Allerdings dürfte der Anteil dieser Leute hier auf MetalFactory.ch gegen null tendieren…
Toby S.
Punkte: 2.5 von 10
OLDE – The Gates Of Dawn
Soulseller Records
Einer der grossen Vorteile der digitalen Revolution, zumindest für den Heavy Metal: der musikalischen Kollaboration sind keine geographischen Grenzen mehr gesetzt. So kann etwa der Kopf einer irischen Folk Black Metal Band mit dem Mainman einer amerikanischen Doom Metal Truppe ohne Probleme ein Projekt lancieren. Olde, unter diesem programmatischen Namen (heisst „alt“ auf alt) haben sich Stiófán De Roiste (Celtachor) und Chad Davis (Hour Of 13) zusammen getan, um Musik zu machen und alte Tugenden wieder zu beleben. Welche Tugenden damit gemeint sind? Tapferkeit, Selbstbestimmung und Ursprünglichkeit. Oder: keifender Gesang, Blastbeats und dünn sägende Gitarren. Denn Ursprung, das bedeutet für die beiden Herren Black Metal und zwar den simplen, rumpelnden aus den 90ern Jahren. Bathory, Mayhem, Darkthrone und frühe Immortal lassen grüssen und zwar nicht nur Attitüde und Stil, sondern leider auch die Produktion. Das Gute an dem dumpfen Mix: die Blastbeats schmerzen weniger in den Ohren. Was Olde leider nicht von genannten Bands mitgenommen haben: Innovationskraft, Erhabenheit und Charme. Ziellos wird auf „The Gates Of Dawn (blutleerer kann ein Titel kaum sein) auf dem Friedhof rumgerüpelt und glorreichen Heldenzeiten nachgeweint, die es nie gegeben hat. Nicht alles, was mal war, war gut. Black Metal war es zwar, doch nicht wegen seiner Klangqualität, sondern wegen der Stimmung, die damals herrschte. Das heisst nicht, dass das Genre an sich vorbei wäre. Bands wie Behemoth oder Watain beweisen, dass man den Teufel immer noch kompromisslos an die Wand malen kann, nur sollte man dabei 1. Spannung erzeugen, 2. sein Instrument beherrschen, 3. Neues wagen. Olde erfüllen keinen der drei Punkte. Scheisse macht auch das Internet nicht besser.
Kissi
Punkte: 2.1 von 10
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