Plattentaufen sind Anlässe, bei
denen sich die Bands immer besonders Mühe geben. Die Innerschweizer
Charing Cross legten ihre Messlatte bereits mit der „Feuer“-Taufe zum
„We Are Charing Cross“ besonders hoch. Man durfte also gespannt sein,
wie sie das letztmalige Feuerwerk noch toppen wollten. Ebenfalls top
und ohne Doping in Form von versteckten Soundspuren, agierten die
Vorheizer SheZoo. Sie sorgten mit einem breit gefächterten Songwriting
für angenehm warme Temperaturen.
SheZoo
Erstaunlich agil und selbstsicher traten die drei Frauen und der
Gitarrist auf der Bühne des Kulturwerkes auf. Im Zentrum stand Sängerin
Natacha, die mit ihrer dunklen Aura die Blicke auf sich zog. Mal
röhrend, dann wieder weich, konnte die Rothaarige alles singen. Natacha
kam vor dem immer mehr werdenden Publikum derart an
Fahrt, dass sie bei den Ansagen immer wieder von der Schlagzeugerin
Dana gestoppt werden musste. Aber wer will schon epische Ansagen, wenn
die Musik für sich spricht?! Eine musikalische Einordnung des Gehörten
dürfte allerdings schwierig werden, denn SheZoo verstehen es, nach
einem Block Hard Rock, einen Serie dämonischen Heavy Metal zu spielen,
nur um dann plötzlich ins Sleazige abzudriften. SheZoo hatten es nicht
nötig, sich mit unnötig viel Haut bei den männlichen Zuhörern
anzubiedern, sondern liessen die Musik und ihre sichtbare Leidenschaft
sprechen. Gut so, denn das Publikum war nach dieser Stunde bestens
angewärmt!
Charing Cross
Für etwas Abkühlung sorgte bei Charing Cross erstmal ein
mysteriöser, blau beleuchteter Eisblock. Auf der einen Seite war das
Cross-Logo zu sehen, auf der anderen eine neue CD eingefroren. Viele
Gedanken um den überdimensionalen Eiswürfel konnten sich die Fans aber
nicht machen. Denn bereits standen die stolzen Eltern der CD auf der
Bühne und fuhren mit „Rumble“ die Temperaturen gleich wieder hoch.
Abgelenkt von der blauen Kälte, wurde man aber auch durch die beiden
Bildschirme, auf denen jeweils das Logo des Albums zu sehen war,
von von welchem
der gerade gespielte Song stammte. Damit dieser Gag mit der Zeit nicht
langweilig wurde, gab es danach noch verschiedene Variationen und
Animationen der Logos. Wie SheZoo, glänzten auch Charing Cross mit
einer
grossen Spiellaune. Der Sound war klar und auch die Chöre gefestigt,
nach dem Pascal Zwyssig raus gefunden hatte, dass auf seinem Monitor
das
falsche Mikrofon zu hören war (oder er ins falsche Mikrofon gesungen
hatte). „Twilight Zone“, „Broken“ und „Reach For The Sky“ zeigten das
Potenzial und die Bandbreite dieser Gruppe.
Mit der Ballade „H8“ sang Sänger Hochueli eine waschechte
Liebeserklärung an die hiesigen Radiostationen. Anstelle des CD-Covers
war aber diesmal der Refrain des Songs zum Mitsingen auf den
Bildschirmen zu sehen. Und so brüllten die Anwesenden in seltener
Einigkeit: „Go to hell you fucking idiots, we are sick of all your
radiohits, but you can’t, kill rock’n’roll!” Echte Freundschaft
demonstrierten schliesslich der vor langer Zeit ausgeschiedene
ehemalige Sänger Reto Ferrari und der ehemalige Schlagerzeuger Marcel
Burgener (heute bei Crown Of Glory). Ausführlich berichtete Reto über
die Anfänge von Charing Cross und führte die Geschichte bis heute aus.
Marcel sorgte anschliessend für Lacher, indem er alte Bilder von Reto
zeigte, welcher dieser der Öffentlichkeit eher vorenthalten wollte.
Nur Gelaber zur CD-Taufe war den Charing Crössers aber zu wenig. Da gab
es schliesslich noch einen Eisblock! Und dieser wurde zuerst mit einer
Motorsäge von Künstler Heinz zu einem Kreuz umgestaltet. Das Eis zum
Schmelzen brachte Peter Hochueli mit einem Bunsenbrenner. Unter viel
Applaus holte er die CD aus dem Tiefschlag, welche die grosse
Temperaturschwankung leider nicht überlebte. Wer nun langsam die Musik
vermisste, wurde für sein Warten belohnt. „Voices“, „Kick Ass“ und
„Wild Honey“ schlossen den Reigen, bevor es mit „Hell On Wheels“ und
„Handful Of Pain“ die allerletzte Runde ausgespielt wurde. Es war
schön, liebe Chäring Crösser! Bleibt nur die bange Frage, wie das die
Innerschweizer bei der nächsten Plattentaufe toppen wollen?
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