Livereview: Chris Thompson - Wacky Flash

05. Mai 2013, Pratteln – Z7
By Rockslave
In der jüngeren Vergangenheit konnte man den bestens bekannten Ur-Sänger der Manfred Mann’s Earth Band nur im Rahmen der „Rock Meets Classic“-Reihe geniessen und dann jeweils nur sehr beschränkt. Zuletzt war das am vergangenen 17. März im Zürcher Hallenstadion. Allerdings war Chris Thompson in den letzten Jahren dann und wann solo unterwegs, wenn auch, zumindest von mir so wahr genommen, nur in Deutschland. Allenfalls ebenso anderswo in Europa, aber eher nicht in der Schweiz.

Im Wissen darum, was diese Truppe jeweils für eine vergleichsweise Hammer-Setliste auffuhr, die natürlich nur so vor alter MMEB-Klassiker strotzte und die man ja aktuell vom Original nur lückenhaft erhält, war ich sehr erfreut über die Ankündigung dieses Konzertes. Obwohl das Alter auch bei Herrn Thompson entsprechende „stimmliche Abnützungserscheinungen“ zeitigt, war die Hoffnung dennoch gross, einen kultigen Konzertabend verbringen zu können. Dass es dann aber so gut werden würde, war nicht zwingend zu erwarten und deshalb umso erfreulicher. Als Support-Band wurden die Lörracher Wacky Flash verpflichtet, die krankheitsbedingt nur zu fünft antreten konnten und sich deswegen ungewohnt straight präsentierten.

Wacky Flash
Normalerweise betreten nicht weniger als sieben Musiker die Bühne, wenn die deutsche Band aus Lörrach ihren Rock-Reggae-Ska-Funk-Swing Sound zelebriert. Davon fehlten heute Abend gleich zwei Musiker und das hatte für die Band deutlich mehr Auswirkungen als für das Publikum. Die Vakanz betraf nämlich die Blasinstrumente, sprich Trompete und Posaune. Ohne diese beiden soundprägenden Instrumente klangen Wacky Flash klar anders als sonst und wenn ich ehrlich bin, für meine Ohren um Längen besser! Die spielfreudige Truppe wurde vor zehn Jahren gegründet und es wurden schon über 100 Konzerte gespielt. Nebst dem stimmlich überzeugenden und sich ständig in Bewegung befindenden Frontmann Fabian Bromma war es vor allem Bassist David Chausse, der die Ansagen machte und dabei witzig wie sympathisch rüber kam. Das stilistische Potpourri kam durch die genannten Vakanzen wie gesagt mehr auf dem Punkt und so zeigte die spürbar eingespielte Band dem Schweizer Publikum einen beherzten Auftritt, der von den Fans wohlwollend beklatscht und angenommen wurde. Die Ende April erschienene CD «Le Cafè & The Total Destruction» wurde noch während dem Konzert grosszügig in den ersten Reihen gratis abgegeben, zumindest ein gutes Dutzend davon, oder auch ein paar mehr. Ich wusste gegen den Schluss hin trotzdem nicht recht, ob ich mich auch noch um ein Exemplar bemühen wollte, denn für einen allfälligen Kauf fehlte mir das berühmte Quäntchen des Anreizes. Nichtsdestotrotz hinterliess die heutige Rumpfmannschaft von Wacky Flash dennoch einen überaus tighten und überzeugenden Eindruck.

Chris Thompson (with Mads Eriksen Band)
Und nun war ich echt gespannt wie ein Flitzebogen, was jetzt wohl geschehen würde. Ein erster flüchtiger Blick auf die auf der Bühne aufgeklebten Setlisten verhiess während des Fotographierens schon mal einiges. Den Anfang machte gleich «Lies (Through the 80's)», das bereits lautstark bejubelt wurde. Es folgte das funkig treibende «Wasting Time», wo sich die Mads Eriksen Band bereits von ihrer besten Seite präsentieren konnte. Und dann stand mit «Father Of Day, Father Of Night» der erste zentnerschwere Klassiker an, der grundsätzlich gut klang und höchstens ein bisschen mehr Pathos hätte vertragen können. Die Stimmbänder von Chris waren nun definitiv ready und bis auf wenige Kleinigkeiten gab es heute Abend nichts daran auszusetzen. Darüber hinaus griff der hauptamtliche Sänger auch immer mal wieder selber in die Saiten und begleitete Master Eriksen kongenial. Ein aufmerksamer Blick in die unten stehende Setliste offenbart, dass die Auswahl der Songs betreffend der Erwartungen kaum besser hätte ausfallen können. Highlights gab es viele, wie natürlich ein grandioses «Demolition Man (The Police cover)» und das unverwüstliche «Martha's Madman». Doch obenaus schwang eindeutig das zuvor nie gespielte «California»! Was für ein erhebender Moment!! Doch das war noch längst nicht alles und angetrieben durch die wirklich exzellenten Mitmusiker gab Thomson richtig Gas und das nicht zu knapp. Dabei gab es zum Beispiel mit dem sackstarken «The Runner» weitere Überraschungsmomente mit Liedern von MMEB, die nicht so geläufig sind. Bestens bekannt war hingegen «Quinn The Eskimo», besser bekannt als «The Mighty Quinn». Müssig zu erwähnen, dass meines Erachtens nur diese Version die einzig Wahre ist und immer bleiben wird!

Der jugendlich wirkende (Lead-) Gitarrist Mads Eriksen gab anschliessend ein Müsterchen seines Könnens in Form des mit «Storyteller» betitelten Stückes zum besten. Nach einem kurzweiligen Drum-Solo wurde schliesslich der Reigen der alten MMEB-Hits erst recht gezündet. «You Angel You» erhielt ein paar andere neue Arrangements, die sich jedoch insgesamt eher bereichernd gestalteten. Nicht fehlen durfte natürlich einer der Kult-Klassiker vom 78er Genie-Streich «Watch»: « Davy's On The Road Again»! Danach verliessen Chris und seine Hintermannschaft die Bühne, nachdem sie rund 110 Minuten am Stück (!) gespielt hatten. Die Begeisterung der zahlen-mässig beschämenden Kulisse von gerade mal etwa 150 Leutchen war ungemein gross und so liess sich der Headliner nicht lange bitten und setzte zum Finale an. Interessant zum Schluss war «You're The Voice» dahin gehend, dass bei all den Bob Dylan und Bruce Springsteen Covern, die erst durch die Manfred Mann‘s Earth Band bekannt und berühmt wurden, dieser von Chris Thompson geschrieben Hit-Song 1987 bekanntlich vom Australier John Farnham in die Charts getragen wurde. Mir gefallen auf jeden Fall beide Versionen und als sich die ganze Band ein letztes Mal verneigte, standen satte 125 Minuten Spielzeit zu Buche, die einen viel grösseren Zuspruch verdient gehabt hätten und einem einmal mehr bewusst wurde, wie zeitlos diese Songs sind. Darüber hinaus wird die unverwechselbare Stimme des kultigen Frontmannes und Gitarristen nie verblassen.

Setliste: «Lies (Through The 80's) [Manfred Mann's Earth Band cover]» - «Wasting Time» - «Father Of Day, Father Of Night (Bob Dylan cover)» - «Demolition Man (The Police cover)» - «Spirit In The Night (Bruce Springsteen cover)» - «Strangers» - «Martha's Madman (Manfred Mann's Earth Band cover)» - «Land Of The Long White Cloud» - «Whole Lot To Give» - «California (Randy Newman cover)» - «Don't Kill It Carol (Mike Heron cover)» - «Redemption Song (Bob Marley & The Wailers cover)» - «The Runner (Manfred Mann's Earth Band cover)» - «Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn) [Bob Dylan cover]» - «Storyteller (Instrumental by Mads Eriksen)» - «Drum Solo» - «You Angel You (Bob Dylan cover)» - «Blinded By The Light (Bruce Springsteen cover)» - «Davy's On The Road Again (John Simon cover)» - «For You (Bruce Springsteen cover)» - «You're The Voice (John Farnham cover) [written by Chris Thompson]».