Livereview: Circle II Circle - Nightmare - Eternal Flight

23. Mai 2013, Pratteln – Z7
By Rockslave
Vor zehn Jahren war der Name von Frontmann Zak Stevens noch untrennbar mit Savatage verbunden. Dann trennten sich die Wege und seither, also nach der Auflösung der Tampa-Kings Ende 2007, gibt es neben Circle II Circle noch Jon Oliva’s Pain und ganz aktuell wird Mastermind Jon Oliva bald seine allererste persönliche Solo-Scheibe raus bringen. Dass Circle II Circle zu Beginn auf dem 2003er Debüt «Watching In Silence» noch voll einen auf Savatage machten, lag erwartungsgemäss darin, dass das Duo Oliva/Caffery noch Material beisteuerte. Auch auf den folgenden Alben blieben die Wurzeln stets erhalten, wobei sich mit der Zeit vom Songwriting her spürbar Mittelmässigkeit breit machte. Die zündenden Ideen wurden zunehmend Mangelware, was sicher auch mit dem leider nicht stabilen Lineup zu tun hatte.

Gitarrist Matt LaPorte (R.I.P.), später auch mit Jon Oliva’s Pain unterwegs, starb 2011 ja überraschend. Das stärkste Lineup (bis 2009/2010) war jedoch klar geprägt von Evan Christopher (g), Andy Lee (g), Robert Drennan (g) und Mitch Stewart (b), wovon heute, neben Zak, nur noch Letzterer übrig geblieben ist. Die Ankündigung im Vorfeld, anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von «Edge Of Thorns», den Savatage-Klassiker von 1993 am Stück durchzuspielen, vermochte bloss etwas mehr als 100 Leutchen zu mobilisieren! Doch davon liessen sich auch die beiden Supportbands aus Fronkreisch nicht beirren und so zockte das ganze Billing sein Ding professionell runter.

Eternal Flight
Wann gab es das im Z7 schon einmal, also ein französisches Doppelpack als Support? Dazu fällt mir jetzt spontan nichts ein. Als Opener des Abends waren Eternal Flight dran. Obwohl schon 2001 gegründet, hatte ich Gérard Fois (v, ac g, keys), Chris Snaeder (g), Julien Racine (d), Adrien Zoni (b) und Tophe Offredi (g) bisher nicht wirklich wahr genommen. So liess ich deren Auftritt einfach mal vorurteilslos über mich ergehen. Sie selber sehen sich in der Melodic Power-Prog Metal Ecke, was zu Beginn durchaus attestiert werden konnte. Die Band hinterliess von Anfang an einen an sich recht tighten Eindruck, vor allem Schlagzeuger Julien Racine beeindruckte mit filigranem und komplexem Spiel. Auch die beiden Gitarristen liessen es ordentlich krachen und der gut hörbare Bass rundete das positive instrumentale Gesamtbild erst mal wohltuend ab. Die Songs stammten mehrheitlich vom letzten dritten Album « Diminished Reality Elegies And MysterieS" (D.R.E.A.M.S.), das sich unter anderem nach Primal Fear (mehr) und Threshold (weniger) anhörte. Sänger Gérard Fois mühte sich dabei redlich ab und das einzige störende Element waren die Keyboards ab Band. Nicht selten hätte es die eigentlich gar nicht gebraucht. Was sich bei Eternal Flight letztlich und trotz der handwerklichen Fähigkeiten jedoch klar negativ bemerkbar machte, war die nicht zu überhörende Durchschnittlichkeit der Songs insgesamt. Solche Bands gibt es halt mittlerweile wie Sand am Meer und darum verwunderte es mich nicht wirklich, das mir diese Truppe zuvor nicht bekannt war. Darum zeichne ich die erfolgsmässige Zukunftsprognose der Franzosen eher düster und so wird man leider kaum bis nie über den Status eines ewigen Supports hinaus kommen.

Nightmare
Die zweite Gruppe des Abends, und wie oben schon erwähnt auch aus Frankreich, nämlich Grenoble, stammend, gehört weitgehend in die gleiche Kategorie wie ihre Vorgänger. Allerdings gibt es Nightmare schon seit den 80ern, was sie zum einen mit einem gewissen Kultfaktor ausstattet, andererseits jedoch nichts anderes bedeutet, als dass der grosse Erfolg immer noch auf sich warten lässt. Einer der Gründe dafür ist der mehrjährige, eigentlich epochale Break zwischen 1985 und 1999! 1984, also vor fast drei Dekaden wurde das Debüt «Waiting For A Twilight» und im Jahr darauf «Power Of The Universe» veröffentlicht, worauf der Ofen dann bereits wieder aus war. Wer sich das aktuelle Lineup zur Brust nimmt, stellt fest, dass der heutige Frontmann Jo Amore damals noch Schlagzeug spielte! Ab der dritten Scheibe, also dem Restart von 1999 und bis heute, spielt wieder ein Mr. Amore Drums, nämlich sein Bruder David! Eine weitere Konstante ist Bassist Yves Campion, der von Anfang an dabei ist. Ein Blick in meine Cardbox-Promos brachte nun hervor, dass dort «The Dominion Gate» (2005) und «Insurrection» (2009) zu finden sind. Die aktuelle Langrille «The Burden Of God» kam letztes Jahr heraus und zerriss, wie die Vorgänger schon, keine nennenswerten Stricke. Das liegt vor allem daran, dass man zwar technisch auf hohem Niveau agiert, den Songs aber das entscheidende wie wichtige Quäntchen fehlt, das den Unterschied zur zahlenmässig sehr grossen Konkurrenz macht. Somit dümpelten auch Nightmare bei teils gedrosselteren Tempi zu ihren Vorstreitern mehrheitlich ereignislos vor sich hin und die zunehmende Affinität von Jo Amore für Ronnie James Dio (R.I.P.) gipfelte letztlich in einer passablen, aber gleichzeitig unnötigen Cover-Version von «Heaven And Hell». Dass hier die 2010 verstorbene Metal-Ikone nur ansatzweise erreicht wurde, versteht sich von selber. Beim spärlich aufmarschierten Publikum kamen die Landeskollegen des Openers allerdings ebenso gut an und man gewährte ihnen immerhin fünfzig Minuten Spielzeit, die aber trotzdem nicht ausreichten, um echt beeindrucken zu können.

Setliste: «Intro» - «The Preacher» - «Sunrise In Hell» - «Wicked White Demon» - «Eternal Winter» - «The Burden Of God» - «Children Of The Nations» - «Cosmovision» - «The Gospel Of Judas» - «Crimson Empire» - «Heaven And Hell».

Circle II Circle
Nun lag es am Headliner, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Warum dieses Billing nur so wenige Leute ins Z7 zu locken vermochte, hat wohl verschiedene Ursachen. Allem voran liegt sicher mal die momentane Flut an Konzerten und dem damit verbundenen finanziellen Aspekt hierzu, sowie dass der Auftritt nicht am Wochenende war. Allerdings gilt dies für angesagte Bands nicht und das legt somit den Schluss nahe, dass die guten oder besseren Zeiten von Circle II Circle vorbei sind. Im diesem Umfeld, zu dem ja auch Jon Oliva’s Pain gehören, würde nur eine fette Reunion von Savatage wirklich was reissen, doch dies scheint unmöglicher denn je. Zak Stevens ist jedoch Profi genug, dies weg zu stecken und einfach das Beste daraus zu machen. Mit Sicherheit dürften Circle II Circle ob dem kleinen Häufchen an gekommenen Fans überrascht gewesen sein, doch nun konnten sie beweisen, ob sie vor 100 gleich wie vor 1000 Nasen Gas geben. Zak und seine Jungs liessen sich auf jeden Fall nichts anmerken und versprühten von Anfang an gute Laune und Spielfreude. Im Zentrum standen ja ruhmreiche Songs aus der Savatage-Ära und zwar gleich das ganze Album «Edge Of Thorns» von 1993. Notabene dem letzten, das mitunter noch von Criss Oliva (R.I.P.), dem unvergessenen Bruder von Jon und genialen Gitarristen eingespielt werden konnte. Nach dem Intro spielte Henning Wanner (Jaded Heart, Ex-White Lion) die bekannte Piano-Melodie, die den Titeltrack ankündigt. Früher entlockten den Fans von Savatage schon nur diese ersten paar Klänge hellste Begeisterung, von der man heute Abend bis auf ein paar Aufschreie nichts sah und hörte. Was für eine Demütigung diesem Göttersong gegenüber und all dem, was danach noch folgte. Das Durchspielen des Albums hätte man ins Zentrum des Sets stellen und voraus zwei bis drei der besten alten Circle II Circle Songs (der ersten Alben) wie «Out Of Reach», «Watching In Silence» oder «In This Life» spielen sollen. So verschoss man das Pulver der kultigen «Edge Of Thorns» Langrille weit unter ihrer Würde. Aus diesem Grund kam der Auftritt aufgrund der falsch gewählten Dramaturgie nie richtig in die Gänge, obwohl sich die Band bemühte und weitgehend keine Schwächen zeigte.

Allen voran zeigte Gitarrist Bill Hudson, dass er nicht nur auffällige Tattoos trägt, sondern ebenso coole Shredds und Leads drauf hat. Einen guten Lauf hatte auch der wirbelige Bassist Mitch Stewart, der sich immer wieder mal einen Schluck direkt aus der Jägermeister-Flasche genehmigte. Hoffentlich gehört das nicht auf der ganzen Tour zum wiederkehrenden Ritual. Auf seine Spielwiese hatte dies freilich keine Auswirkung im negativen Sinne. Zak Stevens liess derweil nichts anbrennen und meisterte, bis auf wenige Momente, alles ziemlich weltmeisterlich. Auf der Setliste fanden sich mit «Diamond Blade» und «Epiphany» noch zwei neue Songs der aktuellen Scheibe, die mir wieder besser gefällt, als die letzten zwei. Letzterer Track kommt in der Studio-Version schon auf neun Minuten Spielzeit und beschwörte die gute alte Zeit mit Savatage wieder herauf. Zum Schluss gab es noch eine Cover-Version von Iron Maidens Alltime-Klassiker «The Trooper», wo Drummer Adam Sagan seinen Stuhl für…, richtig…, Zak Stevens (!) räumen musste. Der Frontmann, dessen Posten in dieser Zeit Tastenmann Henning Wanner übernahm, setzte sich darauf ziemlich gekonnt in Szene und bewies, dass er dieses Instrument mehr als nur ganz ordentlich beherrscht. Die Bilanz für Henning am Gesang fiel derweil nicht ganz so überzeugend aus, aber unter dem Strich passte es und verlieh dem ganzen Konzert doch noch den über weite Strecken vermissten gewissen Kick, den ich zu Beginn weder sehen noch hören konnte. Mit knapp 100 Minuten dauerte das Ganze, umrahmt von typischem Z7-Licht und Sound angemessen, aber, um es ein letztes Mal zu erwähnen, eine Headliner-Quote von rund einer Minute Musik pro Zuschauer ist einfach sowas von erbärmlich an dieser Stelle und dies dürfte im weiteren Verlauf der Tour mit Auftritten in Paris oder Madrid kaum mehr so gewesen sein. Nach dem Konzert gaben sich die Musiker locker wie fannah, kamen zum Merchstand und nahmen sich Zeit für die begehrten Unterschriften und Erinnerungsfotos mit den wahren Fans dieses Abends.

Setliste: «Intro» - «Edge Of Thorns» - «He Carves His Stone» - «Lights Out» - «Skraggy's Tomb» - «Labyrinths/Follow Me/Exit Music» - «Degrees Of Sanity» - «Conversation Piece» - «All That I Bleed» - «Damien» - «Miles Away» - «Sleep» -- «Diamond Blade» - «Soul Breaker» - «Epiphany» - «The Trooper».