Livereview: Crystal Ball - Zero 8 Fifteen
22. August 02 Schützenhouse Wangen a.A. BE
By Rockslave

Das Schuetzenhouse in Wangen a. Aare hatte sich in letzter Zeit als neuer Partytempel der Region einen guten Namen gemacht. Das gemischte Programm, das für (fast) jeden etwas bereithält, hatte in Sachen Rock doch den einen oder anderen Act verpflichten können. Mit den unlängst dort aufgetretenen Dokken bekam das Ganze noch einen internationaleren Touch. Allerdings dürfte sich relativ schnell herumgesprochen haben, dass man im umfunktionierten ehemaligen Schützenhaus praktisch keine Bühne stehen hat. Die Bands spielen quasi inmitten des Publikums. Das kann je nachdem reizvoll sein, aber nicht jeder Musiker wird diese Zuschauernähe goutieren und in Sachen Sound dürfte es ebenso problematisch sein. Nichts desto Trotz nehmen die Anlässe, wie Konzerte in dieser Location merklich zu. Kürzlich machten auch Shakra ihre Aufwartung in Wangen a. Aare. Im Rahmen eines grösseren Anlasses, der unter anderem auch eine Auto-Show beinhaltete, traten diesen Abend im extra dafür aufgebauten grossen Festzelt Crystal Ball auf. Sollte es inmitten von vielen an diesem Abend anwesenden Rekruten eine geile Rockparty absetzen oder kriegte man gar Marschmusik um die Ohren geblasen? Lest dazu unseren Live-Bericht!


Zero 8 Fifteen
Das Bild präsentierte sich an diesem Abend etwas grotesk. Zum Einen war im Schuetzenhouse drin eine Dance-Night mit Techno, Hip Hop und anderem Lärm angesagt, während im daneben aufgebauten Festzelt (gleichzeitig) die Späne fliegen sollten. Bevölkert wurde das Gelände überwiegend von jüngeren BesuchernInnen und eben einer nicht zu übersehenden Horde von Rekruten im Ausgang, die wohl mehr am weiblichen Geschlecht, denn am Anlass interessiert waren. Die Rock-Fans waren dabei klar in der Minderzahl, aber das sollte die Freude an diesem Donnerstag Abend nicht trüben. Als Anheizer für die Innerschweizer ging die Lokal-Band Zero 8 Fifteen auf die Bühne und versuchte, die Stimmung aufzubauen. Kein leichtes Unterfangen, wenn man zuvor schon in Erfahrung bringen konnte, dass man "nur" mit 93 dB spielen durfte. Davon liess sich die Band jedoch nicht aus dem Konzept bringen und spielte munter auf. Geboten wurde Rockmusik, die aber eher etwas lau daherkam. Der Song "Time is there" mit seinem schleppenden Riff liess jedoch angenehme Erinnerungen an die längst verblichenen Fastway (mit Ex-Motörhead Klampfer "Fast" Eddie Clarke) aufkommen. Der Schlagzeuger entpuppte sich dabei als wahres Arbeitstier und sorgte für einen soliden Rhythmus. Die E-Gitarre war eigentlich nur ganz vorne wirklich zu hören. Der Gesang liess ebenso zu wünschen übrig. Ein paar Schritte zurück und zur Seite und man dachte, die Musik käme aus einer Juke-Box. Wie auch immer, Zero 8 Fifteen spielten ihr Programm wacker durch und das magere, sowie ohne Unterlass plaudernde Publikum spendete dazu den gerechten Höflichkeitsapplaus und sah sich nicht genötigt, die Bühne mit faulen Tomaten einzudecken.


Crystal Ball
Nach der obligaten Umbaupause und einer Verzögerung von etwa einer Viertel Stunde enterte der Headliner des Abends die Bühne. Das üppige Licht, ergänzt mit reichlich Trockeneis hüllte die Band regelrecht ein, die den Set mit "Dance with the devil", einem Track vom neuen Album "Virtual empire" eröffnete. Mark Sweeney, in ein rotes Glitzerhemd gekleidet, hängte sich von der ersten Sekunde an voll rein und zeigte sich sehr motiviert. Er begrüsste die mittlerweile doch mehr gewordenen Zuschauer und meinte, dass er (und die Band) zuvor noch nie ein Konzert vor so einer Kulisse gegeben hatte(n) und meinte damit unter anderem die zwei runden Bar-Tische unmittelbar vor der Bühne, um die sich einige Leute geschart hatten. Ein Bild für die Götter! Weiter ging es mit "Shine on" und "Night and day", dem bereits dritten Song des neuen Albums. Die Performance kam als Ganzes gut und professionell rüber, trotz der Lautstärkebegrenzung. Der Sound war ordentlich fett und das Schlagzeug klang für meine Ohren sehr gut, vor allem die satte Snare hatte es mir besonders angetan. Bei "Am I free" musste sich Mark stimmlich ziemlich ins Zeug legen und überzeugte ohne Schwächen. Scott und Tom waren auch immer in Bewegung und bildeten die Gitarrenfront. Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass die Band, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte (ist schon ein Weilchen her), weiter Fortschritte gemacht hat und als feste Grösse der Schweizer Rockszene betrachtet werden darf. Die Mucke ist gut und für Melodic-Rock Fans ein echter Leckerbissen. Von wegen beissen..., "Queen of the night" (dazu gibt es bekanntlich auch ein Video!), einer meiner Lieblingssongs von Crystal Ball, durfte natürlich nicht fehlen. Die Cover-Version von Bryan Adam's "Summer of 69" war nicht zwingend, eignete sich aber perfekt dazu, das eher passive Publikum, sehen wir einmal von ein paar herumhüpfenden Gestalten ab, zum Mitsingen zu animieren. Mark bewies dabei einmal mehr, welche Entertainer-Qualitäten in ihm steckten. Gegen Ende des Sets sah es zuerst so aus, wie wenn ein paar Songs der Verspätung geopfert werden mussten. Der Veranstalter lenkte aber spontan ein und gewährte den Jungs doch noch die volle Spielzeit. Sowas geht halt nur auf dem Land draussen! Somit kam man noch in den Genuss des vielumjubelten Bon Jovi-Covers "Runaway". Insgesamt ein wirklich mitreissendes Konzert, das aber (noch) besser vor einer wirkliche hungrigen Fan-Meute und mit 110 dB hätte stattfinden müssen!

Setliste: "Dance with the devil", "When the night is over", "Lay down the law", "Shine on", "Night and day", "Am I free", "Queen of the night", "Eye to eye", "Summer of '69", "Take me down", "Step by step", "Savage mind", "Stare at the sun", "Private visitor", "Shake me", "Soul mate", "Runaway", "Never surrender".