Livereview: Fear Factory - Devin Townsend - Dunderbeist

26. November 2012, Pratteln - Z7
By Liane P.
Die "Epic Industrialist Tour" zu Besuch in der Schweiz! Keine Frage, dass der Abend sofort dafür reserviert wurde, wobei für mich hauptsächlich der Auftritt von Devin Townsend interessant gewesen ist. Einen Monat zuvor konnte ich im historischen Roundhouse in London sein und das seit über einem Jahr im Voraus ausverkaufte Spektakel «The Retinal Circus» bestaunen. An diesem Abend konzentrierte sich die Show natürlich eher auf den aktuellen Album-Release «Epicloud». Die Norweger Dunderbeist und die aus den U.S.A. eingeflogenen Fear Factory bestritten, zusammen mit Devin Townsend, den Abend und bliesen auch den hinterletzten Besuchern die verstaubten Gehörgänge wieder frei. Wer dabei als Sieger aus dem Ring stieg, lest ihr hier...

Dunderbeist

Wenn man die Norweger nicht all zu ernst genommen hatte, bin ich überzeugt davon, dass beim Auftritt von Dunderbeist recht viel Spass aufkam. Die Band ist bekannt dafür, dass sie Songs von anderen Künstlern klaut und nach ihrem Gusto aufbereitet. Was dabei raus kommt, ist Ramba Zamba Spass Metal. Damit fing der Abend an und während den ersten drei Songs war das ja noch ganz unterhaltsam. In schwarz/weiss gekleidet und mit schwarz umrandeten Augen tobten die sechs Witzbolde über die Bretter des Z7 und präsentierten ihr aktuelles Album «Black Arts & Crooked Tails». Torgrim Tove und Asmund Snortheim teilten sich die Front und witzelten mit dem Publikum. Mühsam wurde es spätestens, als die Band nach jedem Song "Dunderbeiiiiiiiiist" ins Mikrophon brüllte. Danach litt zumindest ich am Dunderbeist Tinnitus, den Namen werde ich wohl bis an mein Lebensende nicht mehr vergessen. Ihr Ziel haben sie somit erreicht. Am Ende bedankten sie sich noch auf ihre Art bei Devin Townsend, indem sie Pappmasken mit Devins Gesicht trugen. Alles ganz spassig, aber musikalisch uninteressant.


Devin Townsend Project
Nach kurzer Umbaupause wurde es dann erst mal etwas seriöser und Devin Townsend bewies bereits beim ersten Takt, dass er einen anderen Anspruch an die Musik hat. Mit seinen autobiographisch geprägten Songs lieferte er eine unglaublich starke Show ab. Nicht nur musikalisch, sondern auch durch sein aussergewöhnliches Charisma und seine Sprachgewandtheit fesselte er das Publikum an sich. Ich glaube, ich habe (ausser mir) noch niemanden kennengelernt, der so viele unterschiedliche Grimassen und Fratzen in kürzester Zeit ziehen kann wie er. (Nun, so gut wie Devin kann ich das wohl sicher nicht) Der Multiinstrumentalist - er hat Alben schon komplett alleine eingespielt und besungen – schaffte es mit einer unverschämten Leichtigkeit, seine sowohl melodiösen und eingängigen, als auch seine unglaublich komplexen, intensiven und energiegetränkten Kompositionen vorzutragen und diese auch noch live ohne Einbusse perfekt zu inszenieren. Sein Gesang überzeugte besonders durch einen abwechslungsreichen Stil und reichte von klarem, bis hin zu gutturalem Knurren, Bellen und Keifen, was durch seine vielen Fratzen die er zog, noch mehr Gewichtung bekam, und das auch noch in violettes Licht gehüllt! Hammer! Der Kanadier hat Klasse und war ohne Zweifel der grosse Held des Abends. Endlich mal wieder einer dieser Ausnahmekünstler, den es einfach braucht!!

Fear Factory
Nachdem Devin Townsend ein Feuerwerk aus kraftvollem und abwechslungsreichem Sound von der Bühne drückte, war es dann die Aufgabe von Fear Factory, dem Schweizer Publikum zu zeigen, für was denn nun Fear im Bandnamen genau steht. Schon der Soundcheck liess schnell einmal verlauten, was das wichtigste Element der Band aus Los Angeles ist - die Drums, oder vielmehr das Kick-Drum oder wie andere zu sagen pflegen, die Bass-Drums. Das Markenzeichen der Band liess dann auch nicht lange auf sich warten und die Double-Bass-Kick-Machinegun hämmerte sich schon nach wenigen Sekunden in die Köpfe der Zuschauer. Zudem hatte der Mischer der Band die zweifelhaft lustige Idee, bei bestimmten Passagen die Bässe so sehr anzuheben, dass man das Gefühl hatte, ein mächtiges Gewitter entlade sich gerade über der Bühne. Meines Erachtens ein völlig überflüssiger Effekt, der vielleicht ein- oder zweimal lustig sein mag, aber letztendlich eher störend wirkte. Gleiches galt allerdings auch den kläglichen Versuchen von Burton C. Bell, zwischendurch mal "normal" zu singen - es klang schlicht und einfach grässlich. Bells Stimme ist nunmal eher dazu geschaffen, um zu Krächzen und Schreien und zu mehr nicht. Es erstaunte ein wenig, dass eine Band, die seit 1990 professionell im Geschäft ist, sich auf Gesangspassagen einlässt, die weit vom Profi-Status entfernt sind. Vielleicht war das mitunter ein Grund, wieso das Publikum immer weniger wurde. Fazit: Was Fear Factory ablieferten, war sicherlich nicht schlecht, aber mehr als durchschnittlich auch wieder nicht.