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Dew-Scented - Angelus Apatrida - No Return - Heboidophrenie

29. Oktober 2015, Zürich - Komplex 457
By Natalia N.
Am 29. Oktober gastierte die deutsche Thrash Metal-Band Dew-Scented auf der Bühne des Komplex 457 im Rahmen der europäischen Tournee zur Unterstützung ihres letzten Albums „Intermination“, das in diesem Sommer veröffentlicht wurde. Aber die Deutschen begaben sich nicht alleine auf die Rundfahrt, da sie sich dafür tolle, passende Gesellschaft aussuchten. Vor Dew-Scented traten die Franzosen Heboidophrenie, No Return und die Spanier Angelus Apatrida auf. Ich muss betonen, dass jede Band ihre eigene persönliche prägende Note besitzt, und deswegen konnten die Anwesenden noch einmal sicherstellen, wie vielfältig das Thrash Metal-Genre nun doch sein mag. Aber das Wichtigste am Thrash ist doch der Drive, und davon gab es jede Menge!

Heboidophrenie

So wie es angekündigt worden war, kam die erste Vorgruppe um 19.30 Uhr auf die Bühne. Es war die französische Band Heboidophrenie aus Bordeaux. Die Band spielte Brutal/Thrash/Deathcore und stellte ziemlich interessantes Material dar, das nun mehr Respekt verdienen sollte, als es an diesem Abend der Fall war. Leider waren viel zu wenige Zuhörer während des Auftritts der Band anwesend. Schade! Denn Heboidophrenie sind jüngere Kollegen und Freunde der Musiker der tollen Band Gorod, sind ursprünglich aus einer Stadt und halten sich getreu an ihre Tradition in grossen Massen. Der Auftritt von Heboidophrenie dauerte nur zwanzig Minuten, aber für so eine kurze Zeit gelang es ihnen, die wenigen Zuhörer zum Ausrasten zu bringen. Sie spielten fünf Songs und verliessen die Bühne.


No Return
Schon um 20.10 Uhr erschien die nächste Gruppe No Return auf der Bühne, die auch aus Frankreich stammt. Obwohl etwas mehr Zuschauer da waren, wurde einem schon klar, dass die Band dieses Mal beinahe vor leeren Rängen auftreten würde. No Return entschieden sich für die Thrash/Death Metal-Musikrichtung, und deswegen lösten sie die "Wahnsinns-Atmosphäre", die nach Heboidophrenie im Raum herrschte, durch eine "Zorn-Atmosphäre" ab. Während des 40-minütigen Auftritts erfreuten die Musiker von No Return die Fans mit acht ausgewählten Songs. Gut, dass es ziemlich viel zur Auswahl gibt, denn die Band gilt als der Veteran der schweren französischen Musikszene. Dieses Jahr gab die Gruppe ihr neuntes Album «Fearless Walk To Rise» heraus. Man spielte neue Songs im Melodic/Thrash/Death Metal-Genre «Stronger Than Everç und «Sworn To Be». Während der Bandgründer, der hochtalentierte Gitarrist Alain Clément, seine interessanten Soli mit seiner weissen Gitarre eher zurückhaltend vortrug, erfreute uns der neue Sänger Michaël Rignanese mit seiner Vielfalt der Gesangparts und bemühte sich, mit dem Publikum in den Pausen zu sprechen. Aber den Wunsch nach Unterhaltung zeigte nur ein einziger Zuschauer, der genau genommen immer vor der Bühne stand und so alle Bandmitglieder kennen lernte. Die anderen Leute benahmen sich sehr zurückhaltend. Das ist sehr bedauernswert, denn die Band No Return ist sehr respektabel und produziert gute Alben mit modernem, melodischem Material. Die Band vergass nicht, uns auch etwas klassischeren Thrash-Stoff zu zeigen. Und zwar spielte man das Old School-Thrash/Death Metal-Lied „Vision Of Decadence“, das aus dem Debüt-Album des Jahres 1990 stammt. Meiner Meinung nach gefielen ausgerechnet diese Lieder den Zuhörern am meisten.

Angelus Apatrida
Der nächste Auftritt fing gegen halb zehn an. Die Band Angelus Apatrida kam auf die Bühne zu einem symphonischen Intro, das sich ziemlich ähnlich der Melodie aus dem Film «Star Wars» anhörte. Vorab ist zu erwähnen, dass mich der Auftritt dieser Gruppe echt faszinierte! Ich glaube, an dem Abend für mich noch eine tolle Band entdeckt zu haben, deren Musik ich mir immer wieder anhören werde. Es ist eine faszinierend technische Gruppe, deren Inspirationsquelle sich in den goldenen Zeiten von Megadeth und Metallica befindet. Der Band Angelus Apatrida gelang es letztendlich, das halbschlafende Publikum wachzurütteln und zwang die anwesenden Metalheads, die Hände hoch zu recken und etwas "Headbanging-Ähnliches" los zu treten. Der Band gelang es gut, die Aufmerksamkeit des Publikums im Laufe der Songs nicht zu verlieren, was man durch ständige Geschwindigkeitszunahme und –abnahme des Tempos erreichte. So wie die anderen “Tricks“, die typisch für das Thrash Metal-Genre sind. Dieses Jahr gab die Band das fünfte Album «Hidden Evolution» heraus, das von den Kritikern sehr gut aufgenommen wurde. Ich füge hinzu, dass der Sänger David G. Álvarez mit seiner seltsamen Stimmlage, die sich sogar durch die dichtesten Gitarrenklänge hindurch drängt, angenehm auffiel. Zudem kann ich das Spiel des Bassisten José J. Izquierdo nicht ausser Acht lassen, denn mit seiner Bassgitarre zauberte er Wunder! David sprach ein paar Mal das Publikum an. Fast zum Schluss kündigte er die neue Solotournee der Band an und lud alle Anwesenden ein, mitzumachen. Danach fragte er die Fans, ob jemand zum nächsten Auftritt wiederkäme. Ein Dutzend Menschen, die vor der Bühne standen, mich einschliesslich, streckten ihre Hände hoch. David lächelte uns an und versprach, dies beim nächsten Konzert zu prüfen. Der Auftritt von Angelus Apatrida ging um 22.10 Uhr zu Ende.

Dew-Scented
Der Headliner des Abends erschien um halb elf Uhr auf der Bühne. Zu Beginn lief ein akustisches Intro, das traditionell durch kecke Gitarrenriffs abgebrochen wurde. Die übliche Geschwindigkeit des Thrash-Genres vereinigten die Deutschen mit einer schwedischen Melodic/Death-Welle und fügten ein bisschen Post/Thrash hinzu. Alle Metalheads, die so gerne zu schneller Musik ohne unerwartete Überraschungen, die nur den Spass verderben, abgehen, werden total verrückt nach den Liedern aus dem neuen Album sein, und zwar nach harmonischen Soli und mörderischen Thrash-Riffs mit grossem, klassischem Potenzial. Ich bin sehr froh, dass sich Dew-Scented nicht für die Rettung des modernen Metal entschieden haben, sondern nach den klassischen Methoden griffen. Mag sein, dass die Band dank dem neuen erstklassigen Bassisten Joost Van Der Graaf zu einem klassischeren Stil zurück gekehrt ist. Der Meister der tiefen Töne stand dabei immer im Mittelpunkt, während der Sänger etwas müde aussah. Aber das alles machte das Geschehene noch ausserordentlicher. Die Anwesenden auf dem Konzert waren sich einig, dass die Band alles Mögliche tat, obwohl so wenige Leute anwesend waren. Die Anwesenden bekamen anschliessend die Möglichkeit, sich mit den Musikern zu unterhalten und ihnen sogar die Hand zu drücken.