Livereview: Don Airey
16. Januar 2009, Pratteln Z7
By Rockslave
Nur gerade vier Tage nachdem ich (in Begleitung von Herrn Papa mit Jahrgang 1937!) im Luzerner KKL den ehemaligen Hammond-Maestro himself (Jon Lord) mit einem fast 100-köpfigen Orchester geniessen durfte, war sein bei Deep Purple weltweit wohl einzig legitimer Nachfolger Don Airey auch alleine unterwegs. Dies kam eigentlich eher überraschend, doch das sollte nicht die einzige Überraschung an diesem Abend werden! Die Erste davon, wobei das nicht unbedingt tragisch war, bezog sich darauf, dass am heutigen Abend keine Support-Band mit dabei war. Der Hintergrund zu dieser Tour war die im letzten Jahr erschienene Solo-CD «A Light In The Sky», die bei der Fachpresse durchs Band hindurch gute Kritiken einheimsen konnte. Dennoch dauerte es bis zum jetzigen Konzert, bis auch ich ein Exemplar davon erwarb, und dann erst noch signiert! Dies fand natürlich beim Merch-Stand nach dem Konzert statt, wo sich eigentlich alle Musiker (bis auf einen) blicken liessen. Der Abwesende sorgte für ein weiteres Highlight des Abend. Bevor dieses jedoch Tatsache wurde, musste das Publikum (circa 200 Leute, grob geschätzt) bis um 20.45 Uhr ausharren.

Don Airey
Hätte ich mir «A Light In The Sky» bereits 2008 angeeignet, wäre die Katze logischerweise schon vorher aus dem Sack gesprungen. Da aber beim Merchandise-Stand der (unbegreiflich falsch geschriebene!) Name «Carl Sentence» an der Wand prangte, dämmerte es mir langsam, respektive hatte ich die Gewissheit, diesen Sänger zu kennen! Es handelte sich natürlich zweifelsfrei um den Ex-Krokus und Persian Risk Sänger Carl Sentance, der bekanntlich vor zehn Jahren das Album «Round 13» der Schweizer Hardrocker eingesungen hat und am 6. Juli 2001 im neu erstellten "Joggeli" als Support von AC/DC zusammen mit Fernando von Arb, Many Maurer, Chris Lauper und Peter Haas auf der Bühne stand. Seine coole Bon Scott Attitüde und generell sympathische Art konnte "unseren" Marc Storace zwar nicht ganz vergessen machen, aber Carl erledigte einen Super-Job hinterliess zu Recht einen bleibenden Eindruck und gehört deshalb klar zur Krokus-History. Geschichte..., das ist gerade das richtige Wort, denn die anderen Musiker waren ebenso gesegnet damit. Da wäre einmal Drummer Clive Bunker, seines Zeichens Stamm-Drummer von Jethro Tull; dann Gitarrist Rob Harris, der sonst eigentlich für den Funk-Meister Jamiroquai (eher weniger heftig) in die Saiten haut. Dazu Bassist Laurence Cottle, ein sehr gefragter Studio-Musiker, der, man glaubt es kaum, Black Sabbath's Meisterwerk «Headless Cross» (1989) eingespielt hat. Und ich war doch jetzt jahrelang der Meinung, dies sei Neil Murray gewesen, da dieser bekanntlich mit Iommi & Co. mit auf der Tour war. Tja..., man sollte halt das Booklet mal etwas genauer anschauen! Schliesslich fehlt noch der Chef..., Don Airey! Wer sich mal etwas näher mit dem unscheinbaren, aber versierten Keyboarder beschäftigt, wird womöglich erstaunt feststellen, wo überall der gute Don seine Finger sprichwörtlich drin hatte, sprich seine Dienste anbot. Rainbow, Ozzy Osbourne, Gary Moore, Whitesnake, MSG oder Jethro Tull, sowie unzählige weitere, einzelne Engagements bei Freunden und Szene-Kollegen. Somit konnten sich die Fans auf eine interessante Setlist einstellen und bereits der Opener «Spotlight Kid» liess die Augen brauen nach oben wandern. Der Rainbow-Classic von 1981 erhielt durch Carl's Vocals eine interessante Nuance. «Bad Girls» (müsste im Original von Jamiroquai gewesen sein) kam ganz gut im rockigen Gewand daher.

«A Light In The Sky» setzte dann den leicht angegrauten Herrn über seinen schwarzen und weissen Tasten so richtig in Szene und dann wurde praktisch fast das ganze neue Album durchgespielt, jedoch in anderer Reihenfolge. Der Range der vorgetragenen Sounds bewegte sich zwischen leicht psychedelischem Rock und dem französischen Klangzauberer Jean Michel Jarre. Auch leicht jazzige wie bluesige Ausflüge kamen zum Zug. Zu all dem lieferte Schlagzeuger Clive Bunker eine schlicht grandiose Vorstellung seines Könnens ab, das ich für mich gar in die Nähe von Neil Peart (Rush) rückte. Nicht minder positiv fiel die Bilanz für Carl Sentance himself aus, dem ich das, gelinde ausgedrückt, nicht wirklich zugetraut hätte. Auf dem Papier war von diesem All-Star Ensemble nicht zwingend eine solche Performance zu erwarten. Wie die meisten anwesenden Konzertbesucher war ich aber echt beeindruckt von dem, was ich da zu Gehör bekam. Die Songs groovten mehrheitlich und auch den Musikern stand die Freude des Spielens ins Gesicht geschrieben. Selbstverständlich liess es sich Don Airey zum Beispiel bei «Pale Blue Dot» nicht nehmen, seine instrumentalen Fähigkeiten zu demonstrieren. Die sehr zur Freude der Hammond-Liebhaber. Die Überleitung des Themas von «Over The Rainbow» leitete quasi fliessend über in den Schlussteil, der wiederum von zwei absoluten Rainbow-Klassikern, die da hiessen: «All Night Long und «Lost in Hollywood». Doch damit nicht genug, folgte als erste Zugabe auch noch «Since You've Been Gone», das damals nur Graham Bonnet besser sang. Mit dem unsterblichen Purple-Smasher «Black Night» wurde die Halle nochmals voll mobilisiert und den berühmten Deckel aufs Fass setzte schliesslich der alte Spencer Davis Group Hit «Gimme Some Lovin'», den man locker und lauthals mitzusingen vermochte. Nach ziemlich genauen 100 sehr unterhaltsamen Spielminuten was leider «Aus die Maus»! Es bleibt zu hoffen, dass die Schweiz diese kultige Truppe in mindestens ähnlicher Konstellation wieder einmal zu Gesicht bekommt!

Setlist: «Intro - «Spotlight Kid» - «Bad Girls» - «A Light In The Sky» - «Pale Blue Dot» - «Andromeda» - «Shooting Star» - «Endless Night» - «Rocket To The Moon» - «Love You Too Much» - «Ripples In The Fabric Of Time» - «Big Crunch» - «Solo Don Airey» - «All Night Long» - «Lost In Hollywood» -- «Since You've Been Gone» - «Black Night» - «Gimme Some Lovin'».